Karibische Nächte mit dem Boss

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Wann, wo, wie oft - Sex? Alle delikaten Details regelt der Vertrag, den Aidan Sutherland mit seiner hübschen Assistentin Ellie schließt. Denn Aidan hat sich bereiterklärt, Ellies Herzenswunsch zu erfüllen: Sie sehnt sich so nach einem Baby. Es kann ja nicht so schwer sein, mit ihr in der Karibik, wo sie gemeinsam eine Hotelanlage betreiben, eine Affäre auf Zeit zu haben, glaubt Aidan. Danach kann er ja wieder in sein Playboyleben zurückkehren. Doch seltsam: Plötzlich findet er diese Aussicht langweilig. Er will Ellie, und zwar für immer! Aber davon steht nichts im Vertrag …


  • Erscheinungstag 15.07.2014
  • Bandnummer 1829
  • ISBN / Artikelnummer 9783733720575
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Geht heute denn alles schief?“

Aidan Sutherland starrte auf die E-Mail seines Angestellten, der die Umbauarbeiten im Hotel beaufsichtigte, und fluchte. Normalerweise ließ er Ärger an sich abperlen. Es war nicht seine Art, über Probleme zu schimpfen oder zu jammern.

Aber dieser neueste Vorfall war heute bestimmt schon Nummer siebenundfünfzig in einer langen Liste von Komplikationen. Dabei war es noch nicht einmal Mittag. Es reichte.

Aidan überflog die Nachricht noch einmal. Das Problem warf seinen Terminkalender über den Haufen, aber wenn er sich in den nächsten vierundzwanzig Stunden darum kümmerte und ein paar zusätzliche Arbeiter darauf ansetzte, würde es sich lösen lassen. Kein Grund, sich zu ärgern.

„Warum ärgert es mich dann doch?“, fragte er sich laut. Erstaunt über seine Stimmung, stand er auf und durchquerte sein großzügig bemessenes Arbeitszimmer. Als er aus einem der hohen Fenster auf das noble Alleria Resort hinabschaute, legte sich sein Ärger. Stattdessen fühlte er eine tiefe Befriedigung.

Mit einem Schmunzeln dachte er an die Zeit zurück, als dieses Inselparadies nur ein Traum gewesen war. Als sie Kinder waren, hatten er und sein Zwillingsbruder Logan sich gewünscht, Superhelden zu sein, so wie im Comic. Aber mehr noch hatten sie sich gewünscht, ein Königreich zu regieren. Für zwei Kinder aus Kalifornien, die schwimmen konnten, bevor sie die ersten Schritte taten, schien es nur natürlich, davon zu träumen, dass sie ihre Geschäfte von einer tropischen Insel aus abwickeln würden.

Aidan sah einem Katamaran zu, der den Hafen unter ihm ansteuerte. Logan und er hatten ihre Träume fast verwirklicht. Zwar leiteten sie ihr Geschäft nicht unter einer Palme in einer Hängematte liegend, dafür hatten sie Apartments im Alleria Resort ­Hotel. Nicht schlecht für zwei Jungs aus der Arbeiterklasse, die ihre Jugend mit Surfen und auf Partys verbracht hatten.

Allerdings hatten sie die meisten der Surfwettbewerbe, an denen sie teilnahmen, gewonnen. Irgendwann hatten sie genug Geld zusammen, um das Versprechen zu erfüllen, das sie ihrem Vater gegeben hatten: Er hatte gewollt, dass seine Söhne ein College besuchten.

Niemand war mehr verwundert gewesen als Logan und Aidan selbst, als ein renommiertes Ostküsten-College sie aufnahm. Und dort – so wollte es die Legende – legten sie beim Poker den Grundstein für ihr Vermögen.

Aidan und Logan hatten ihre Collegezeit mit Auszeichnung abgeschlossen. Aber die Wirtschaftsmagazine interessierten sich nicht für ihre studentischen Leistungen. In ihren Artikeln erzählten sie vor allem von der Leidenschaft der Sutherland-Brüder fürs Surfen, Spielen und für Partys.

Den Brüdern war es egal, was in den Zeitungen stand. Die Wahrheit war, dass sie es durch einen atemberaubenden Mix aus Geschäftssinn, Pokern, Surfen, Schweiß und harter Arbeit nach ganz oben geschafft hatten. Aber sie hatten auch Spaß gehabt und eine Menge Glück. Das Resultat war jedenfalls die Sutherland Corporation. Die edlen Bars und Resorts, die dazugehörten, lagen über den ganzen Erdball verstreut. Ihre eigene Insel, Alleria, gehörte auch dazu.

Sie lebten ihren Traum.

Das Alleria Resort war die Top-Adresse für anspruchsvolle Reisende. Außerdem war es der Geschäftssitz der Sutherland Corporation. Der Hafen der Insel gehörte zu den beliebtesten in der ganzen Karibik.

Aidan ging zu seinem Schreibtisch zurück und griff nach seinem Becher. Während er ihn mit frischem Kaffee füllte, dachte er an seinen Zwillingsbruder. Logan war mit seiner Braut Grace auf Europareise.

„Wahrscheinlich geht deshalb alles schief. Zu viele Hochzeiten“, murmelte Aidan vor sich hin. Wenn die beiden erst zurück waren, würde alles wieder rundlaufen. Na ja, nicht alles. Aidans Vater würde ebenfalls demnächst heiraten. Aidan schüttelte den Kopf. Als ob nicht schon genügend Turteltauben um ihn herumgurrten.

An der Beziehung zwischen seinem Vater und seiner geliebten Sally gab es nichts auszusetzen. Die beiden hatten jeder lange allein gelebt, bevor sie sich begegnet waren. Aidan freute sich für sie. Andererseits schienen seine Probleme begonnen zu haben, als sich alle um ihn herum verliebten.

Dad und Sally wollten sich im kommenden Monat auf Alleria trauen lassen. Um die Vorbereitungen dafür musste er sich noch kümmern. Außerdem hatte er am nächsten Wochenende in Kalifornien einen wichtigen Geschäftstermin.

„Verdammt.“ Er hatte vergessen, sich mit den Dokumenten für seinen Vater zu beschäftigen. Er vergaß sonst nie etwas. Verlor er etwa die Übersicht? Nein, er hatte nur seine Sekretärin verloren. Sie hatte ihn verlassen, um zu heiraten. Gerade als er sie am nötigsten brauchte, hatte sie sich verliebt und war nach ­Jamaika geflogen, um ihren Liebsten zu ehelichen. Warum musste sie ausgerechnet verschwinden, wenn Logan ebenfalls weg war?

Warum heirateten plötzlich alle?

All dieses Glück hatte ihn aus der Balance gebracht, nur darum vergaß er wichtige Dinge. Er selbst war überzeugter Single – und nun war er von Brautpaaren regelrecht umzingelt. Es war sehr merkwürdig. Seine wohlgeordnete Welt schien sich in Nichts aufzulösen.

Aidan zog sein Handy aus der Hosentasche und verglich seinen elektronischen Kalender mit dem auf seinem Schreibtisch, um zu prüfen, ob er noch etwas vergessen hatte. Normalerweise kannte er jede kleinste Kleinigkeit, die die Sutherland Corporation betraf. Aber als er seine Kalender kontrollierte, fiel ihm auf, dass es noch einiges gab, worum er sich kümmern musste. Zwar war nichts davon wirklich wichtig, dennoch gab es keine Entschuldigung für seine Nachlässigkeit.

Das Geschäft mit den Ericksons musste in den kommenden drei Wochen erledigt werden. Aidan beschloss, dieses Projekt an Ellie weiterzugeben. Er hatte das in letzter Zeit öfter getan, weil ihn andere Projekte beschäftigten. Unter anderem das neue Hotel der Duke-Brüder, das ein paar Meilen entfernt entstehen sollte. Die Dukes waren seine Cousins und lebten in Kalifornien.

Ellie würde das Erickson-Geschäft sicher besser abwickeln als Logan oder er selbst. Sie beide waren zwar bei Verhandlungen unschlagbar, Ellie aber hatte ein besonderes Händchen für Geschäftsgespräche. Sie würde sich mit den Dukes, den Ericksons und dem Gewerkschaftsboss verständigen. Wenn Ellie sich darum kümmerte, würde das Ganze reibungslos über die Bühne gehen.

„Klopf, klopf“, rief hinter ihm eine Frauenstimme.

„Ja?“ Er drehte sich um.

„Kein guter Zeitpunkt?“

„Ellie.“ Aidan entspannte sich beim Anblick seiner stellvertretenden Geschäftsführerin Ellie Sterling, die in der Tür stand. „Komm herein. Tut mir leid, wenn ich schlecht gelaunt klang.“

„Ist etwas passiert?“

„Nichts, was nicht rasch in Ordnung gebracht werden kann“, entgegnete Aidan. „Ein bisschen Durcheinander auf der Baustelle, aber das kriegen wir hin. Du kommst genau richtig. Ich wollte mit dir sprechen.“

„Ich wollte auch einiges mit dir durchsprechen“, sagte sie und hielt ihren Tablet-Computer hoch, den sie immer bei sich hatte.

„Klar. Was sonst?“ Wann hatte die tüchtige, aktive, vorausdenkende Ellie einmal nichts zu besprechen?

Auf Ellie war Verlass. Sie war seine kompetente, tüchtige rechte Hand.

Ellie ging zu seinem Schreibtisch. Aidan hielt den Atem an, als sie sich setzte und ihre atemberaubend langen Beine übereinanderschlug.

Verdammt. Er drehte sich weg. In letzter Zeit konnte er den Blick nicht von ihr lassen. Wahrscheinlich waren auch daran die vielen Hochzeiten schuld. Auf der anderen Seite fielen ihm die Beine seiner Geschäftsführerin schon seit längerer Zeit auf. Neuerdings machte ihn ihre Anwesenheit regelrecht nervös. Kein Wunder! Diese Frau hatte erstklassige Beine. Und ein erstklassiges Lächeln. Er war sicher, dass sie auch erstklassige Brüste hatte, aber das ging ihn nichts an. Ihr großartiges Lächeln und die sensationellen Lippen konnte er allerdings nicht ignorieren. Auch nicht die blauen Augen, die anbetungswürdige Nase und das dunkle Haar, das ihr in einem dicken Zopf bis auf den Rücken hinabfiel.

War sein Interesse an Ellie ein weiteres Zeichen, dass sich das Universum gegen ihn verschworen hatte? Hatte er zu viele Hochzeiten erlebt? Litt er an einer Überdosis Eheversprechen? So war es wohl. Zu viel Romantik. Deshalb fielen ihm Ellies Beine neuerdings auf. Er müsste blind sein, wenn es anders wäre.

Na bitte, das war die perfekte Erklärung. Er fühlte sich gleich besser. Abgesehen von jenem einen, sehr offensichtlichen Zeichen seiner Begierde … Wenn Ellie es bemerkte, würde sie wahrscheinlich schreiend aus seinem Büro laufen.

Nach einer Weile hatte er sich im Griff, drehte sich wieder um und lächelte sie unschuldig an. Als habe er sie sich nicht gerade nackt vorgestellt. Dabei würde jeder das verstehen. Sie trug ein ärmelloses, farbenfrohes, kurzes Sommerkleid, das ihre Kurven betonte. Wann hatte sie angefangen, sich so zu kleiden? War sie schon immer so sexy gewesen, und es war ihm vorher nur nicht aufgefallen? Verdammt. Vielleicht sollte er seine Augen untersuchen lassen.

Das Kleid zeigte jedenfalls ihre wohlgeformten, leicht gebräunten Arme und ihre unglaublich heißen Beine.

Jetzt, wo er darüber nachdachte, fiel ihm auf, dass Ellie sonst eher selten Kleider trug. Sie bevorzugte Hosenanzüge und praktische Schuhe. Aber es war wärmer geworden, und sie lebten und arbeiteten auf einer tropischen Insel. Das dürfte auch die hochhackigen Sandaletten erklären, in denen ihre gut gebauten Beine noch besser aussahen.

Er trat sich innerlich in den Hintern. Es war nicht akzeptabel, dass er auf diese Weise an seine stellvertretende Geschäftsführerin dachte. Diese Frau brachte ihre beachtlichen Talente und Fähigkeiten in seine Firma ein. Nicht Sex. Ende der Durchsage.

Er war schon lange nicht mehr mit einer Frau ausgegangen. Wie lange war es her? Es spielte keine Rolle, denn Ellie kam dafür nicht infrage. Er setzte sich und schaute sie an. „Was kann ich mit dir tun?“

„Wie bitte?“, sagte sie.

„Entschuldige. Ich meinte: Was kann ich für dich tun?“ Du meine Güte! „Es tut mir wirklich leid. Ich bin ein wenig abgelenkt durch diese Sache, die ich erwähnt habe. Was gibt es?“

Während sie die Daten auf ihrem Tablet-PC musterte, wippte sie in ihrem Stuhl, kreuzte die Beine und entflocht sie wieder. Aidan starrte fasziniert auf diese Beine. Ob es ihr wohl etwas ausmachen würde, wenn er sie auf seinen Schreibtisch legte und jeden Zentimeter ihrer Beine ableckte? Er könnte mit den Knöcheln beginnen und dann …

„Der erste Punkt auf meiner Liste betrifft das neue Sport Center“, sagte Ellie. „Die Verträge für die Peragons sind fertig und müssen unterzeichnet werden.“

Aidan versuchte, sich zu konzentrieren. Was hatte sie gesagt? Ach ja. Peragon war die Firma, die das Sport Center ausstatten sollte, von den Uniformen der Angestellten über die Handtücher bis hin zu den Tassen. Er selbst, Logan und Keith Sands, der Geschäftsführer von Peragon, waren alte Surfkumpel und kannten sich gut.

„Gut“, sagte Aidan. „Schick sie an Keith, damit das erledigt ist.“

„Okay.“ Sie tippte eine Nachricht und knabberte, während sie den Bildschirm ihres Tablets musterte, an der Unterlippe. Aidan betrachtete ihre sinnlichen Lippen und fragte sich, ob er besser kalt duschen sollte.

Er schwor sich, sich am nächsten Wochenende in Kalifornien zu verabreden. Er hatte schon zu lange keinen guten, altmodischen Sex mehr gehabt. Auch deshalb war er wahrscheinlich so fasziniert von Ellies Körper. Er musste sich unbedingt zusammenreißen. „Was noch?“

„Wie du weißt, beginnen in zwei Wochen die Arbeiten für das neue Hotel.“

„Genau. Aber es gibt irgendwelche Verzögerungen mit der Zementfirma.“

„Ich habe mit ihnen gesprochen“, sagte Ellie. Ich glaube, die Probleme sind beseitigt. Ich halte dich auf dem Laufenden. Der nächste Punkt ist ein bisschen heikel.“ Sie strich sich übers Haar und atmete tief durch. „Ich hatte bisher noch keinen Urlaub. Aber kommenden Monat muss ich vom zweiten bis zum dreiundzwanzigsten drei Wochen freinehmen. Ich habe alles arrangiert. Es sollte hier also keine Probleme geben.“

Bevor Aidan etwas sagen konnte, kam Ellie zum nächsten Punkt ihrer Liste. „Es gibt gute Neuigkeiten. Der Limousinen-Service des Hotels wird in sechs Wochen seine Wagenflotte erneuern. Ich habe eine Firma in St. Barths gefunden, die uns die alten Wagen abnimmt. Der Käufer übernimmt zwar die Hälfte der Frachtkosten, aber ich fürchte, wir werden alles organisieren müssen. Es gibt in Nassau eine dänische Frachtlinie, die die Lieferung übernehmen kann, doch ich muss den Auftrag bald er­teilen.“

„Schick mir die Unterlagen, und ich kümmere mich darum.“ Aidan hob einen Finger, um sie daran zu hindern, weiterzumachen. „Lass uns noch einmal zum Punkt davor zurückkommen.“

„Die Zementfirma?“, fragte sie erstaunt.

„Nein, Ellie. Dein Urlaub. Drei Wochen?“

„Ja. Aber mach dir keine Sorgen, ich fahre erst kommenden Monat.“

Er griff nach seinem Kalender. „Der Monat ist fast um. Nächste Woche ist Monatsanfang. Du willst also kommende Woche fahren?“

„Ja. Es ist etwas Wichtiges passiert. Es tut mir leid, dass ich es dir nicht früher sagen konnte.“

Er prüfte noch einmal seinen Kalender. „In einer Woche?“

„Ja. In einer Woche.“ Sie sprach langsam, als würde sie mit einem Kind reden.

„Das ist wirklich kurzfristig.“

„Das weiß ich, Aidan. Aber es ist dringend. Der Termin lässt sich nicht verschieben. Ich muss in einer Woche fahren.“

„Ist etwas passiert, Ellie? Bist du krank?“

„Nein! Mir geht es gut. Aber der Termin lässt sich eben nicht verschieben.“

Er blätterte wieder in seinem Kalender. „Können wir darüber reden? Ich brauche dich im nächsten Monat hier. Du weißt, dass ich am Wochenende wegmuss. Logan wird erst in vierzehn Tagen wieder zurück sein. Jemand muss ein Auge auf das Erickson-Geschäft haben. Auch das Projekt der Dukes muss beaufsichtigt werden. Außerdem kommen ein Dutzend Sekretärinnen, die sich um den freien Job bewerben. Ich hatte gehofft, dass du bei den Gesprächen dabei sein könntest. Es tut mir leid, dass ich hart bleiben muss, aber es ist gerade nicht die passende Zeit, um zu verreisen.“

„Aber ich habe alles vorbereitet …“

„Moment mal“, sagte er. „Die Versammlung der Pappkarton-Hersteller fällt auch in diesen Zeitraum. Das gehört zu deinen Aufgabengebieten. Die Typen lieben dich. Du kannst sie nicht hängen lassen.“

„Tue ich nicht. Sie sind in guten Händen.“

„Das ist nicht dasselbe“, sagte er. Verdammt. Er arbeitete schon ohne Sekretärin. Wie sollte er ohne Ellie klarkommen? „Du weißt, dass du ein Händchen für die Pappkarton-Leute hast.“ Er sah sie prüfend an. Was sollten diese plötzlichen Ferien? Hatte sie vor, sich mit einem Mann zu treffen? Aidan war sich nicht sicher, ob ihm diese Vorstellung gefiel. „Was ist so wichtig, dass du deswegen nächste Woche wegmusst?“

Sie betrachtete ihn. „Es ist privat.“

„Du kannst es mir sagen. Wir sind befreundet.“

„Du bist mein Chef.“

„Und dein Freund.“

Sie lächelte. „Glaub mir, Aidan, du willst es nicht wissen.“

Er lächelte. „Da irrst du dich. Was ist so wichtig, dass du erst eine Woche vorher Bescheid sagst, wenn du für drei Wochen wegwillst? Du wirst hier gebraucht.“

„Ich weiß. Aber ich habe ein Recht auf Urlaub.“

„Natürlich“, sagte er und fragte sich, warum er sich so in das Thema verbiss. Aber Ellie war seine und Logans beste Angestellte. Dabei war Angestellte kaum die richtige Bezeichnung, in Wirklichkeit war sie eher eine Partnerin. Unbestritten hatte sie ein Recht auf ihren Urlaub. Er wollte nur einfach nicht, dass sie jetzt wegfuhr. Schlimm genug, dass er ohne Sekretärin dasaß. Aber drei Wochen lang ohne seine rechte Hand zurechtzukommen? Er wollte gar nicht an all die Dinge denken, die schiefgehen konnten. „Wir haben zwei große Bauprojekte laufen. Es müssen noch einige Fragen mit der Gewerkschaft geklärt werden. Mein Bruder ist nicht da. Ich muss auch wegfahren.“

„Aber …“

„Es geht nicht darum, dass du keinen Urlaub nehmen sollst“, unterbrach er sie. „Es geht darum … Verdammt, du bist immer so gut organisiert. Du planst deinen Urlaub sonst ein Jahr im Voraus. Was ist los?“

„Es ist etwas passiert“, sagte sie ausweichend.

„Verdammt, Ellie. Was ist so wichtig, dass du fünfhundert Mitglieder einer Versammlung sich selbst überlässt?“ Von mir ganz abgesehen.

Sie seufzte. „Na gut. Aber behaupte nachher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.“ Sie stand auf und begann, im Zimmer auf und ab zu gehen. „Ich habe einen Termin bei einer gynäkologischen Klinik in Atlanta. Der Zeitpunkt ist wichtig, weil es um meine fruchtbare Phase geht. Die Klinik hat gesagt, dass ich mich nach meiner Ankunft in Atlanta zwei Tage lang ausruhen muss, damit sich meine Eierstöcke von der Reise erholen können. Danach dauern die Untersuchungen eine Woche. Den Rest der Zeit muss ich mich wieder ausruhen und auf die Ergebnisse warten.“

Aidan schaute sie überrascht an. Er war sich nicht sicher, ob er das richtig verstanden hatte. Eierstöcke? Fruchtbarkeit?

Er sah sie an. „Wovon redest du, Ellie?“

„Ich möchte ein Baby.“

So. Jetzt war es raus.

Ellie versuchte, entspannt zu wirken, als Aidan sie musterte. Er war selbst schuld. Er hätte nicht fragen sollen. Sie hatte nicht darüber reden wollen. Aber Aidan wollte immer alles ganz genau wissen.

Er hatte ja recht. Normalerweise plante sie ihren Urlaub ein Jahr zuvor. Normalerweise war sie gut organisiert, detailverliebt, nie spontan, immer kontrolliert. Sie tat nichts, ohne vorher einen Plan zu entwerfen. Aber einmal im Leben musste eine Frau doch spontan sein dürfen!

Ellie konnte sich nicht daran erinnern, jemals spontan gewesen zu sein. Bis jetzt.

Sie spürte, wie Aidan sie beobachtete. Er legte den Kopf schief, als hätte er etwas nicht verstanden. „Kannst du das wiederholen?“

Ellie seufzte. Sie und Aidan arbeiteten fabelhaft zusammen. Im Job waren sie die besten Freunde, auch wenn er ihr Chef war. Auch wenn er athletisch aussah. Gebräunt. Umwerfend. Kräftig. Unglaublich sexy. Aber sie kam vom Thema ab.

Sie hatte Aidan vom ersten Tag an gemocht. Sie teilten viele Interessen, waren gemeinsam auf Geschäftsreisen gewesen und hatten schon viele Projekte erfolgreich über die Bühne gebracht.

Zu Beginn ihrer Zusammenarbeit hatte sie regelrecht für Aidan geschwärmt. Allerdings würde sie es nie zulassen, dass ihre Gefühle die Oberhand gewannen. Das würde nicht nur ihre Beziehung zerstören, sondern auch ihren Job – der beste Job, den sie je gehabt hatte. Es würde ihr zudem das Gefühl geben, sich dumm zu verhalten. Und sie war alles andere als dumm.

Sie wusste, dass Aidans Interesse aufrichtig war. Sie hatte sich geschworen, ihm die Wahrheit zu sagen, wenn er fragen sollte. Daher wiederholte sie: „Ich habe gesagt, dass ich ein Baby will.“

„Nächste Woche?“

„Nächste Woche.“

„Du kannst das nicht verschieben?“

„Nein.“ Sie versuchte, ruhig zu bleiben. „Mein Zyklus ist extrem regelmäßig. Für Atlanta habe ich ein Zeitfenster von drei Tagen eingeplant, in dieser Zeit sollte mein Eisprung …“

„Moment mal.“ Er hob die Hand. „Wir reisen gerade in das dunkle Reich der Weiblichkeit.“

„Aber du hast danach gefragt.“

„Ich will nur wissen, warum du ausgerechnet nächste Woche fahren musst.“

„Weil ich ein Baby möchte und nicht jünger werde.“

„Aber …“ Er kratzte sich sichtlich verwirrt am Kopf. „Du fährst zu einer Spermabank?“

„Ich bevorzuge den Ausdruck Fruchtbarkeitsklinik.“

„Aber warum?“

„Warum? Fragst du das ernsthaft, Aidan? Du fragst mich, warum ich in eine Fruchtbarkeitsklinik gehe? Ich dachte, dass du weißt, was in einer solchen Klinik passiert.“

Er schnaubte ärgerlich. „Natürlich weiß ich das. Was ich wissen will, ist, warum du es nicht auf die altmodische Art machst?“

„Ach so“, sagte sie langsam.

„Ja.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust.

„Nun. Weil …“ Sollte sie ihm die Wahrheit sagen? Die Wahrheit war, dass sie lieber auf die altmodische Art schwanger geworden wäre. Von einem wundervollen Mann, der den Rest seines Lebens mit ihr verbringen wollte.

Vor gar nicht langer Zeit hatte es einen Mann gegeben, der Interesse an ihr gezeigt hatte. Sie hatte sich einige Male mit ihm getroffen, aber als sie Andeutungen über Kinder und Familie gemacht hatte, war er verschwunden. Sie hatten nicht einmal Sex miteinander gehabt. Also hatte sie keine Chance gehabt, schwanger zu werden.

Natürlich gab es auf der Insel reichlich Gelegenheiten, Männer zu treffen. Aber keiner wollte eine feste Bindung. Die meisten Männer kamen nach Alleria, um zu feiern.

Das andere Problem war, dass die Männer sie nicht nur attraktiv, sondern auch einschüchternd fanden. Ellie wusste nicht, was sie dagegen tun sollte. Sie war wohl einfach zu klug. Sie hatte ein fotografisches Gedächtnis und lernte gerne dazu. Sie sammelte Wissen und teilte es gern mit anderen. Manche Menschen – insbesondere Männer – schätzten das nicht.

Dummerweise wusste sie auch nicht, wann es besser war, den Mund zu halten und einem Mann das Gefühl zu geben, er sei klüger als sie. Männer waren in der Hinsicht eigenartig.

Aber Ellie hatte beschlossen, sich davon nicht beeindrucken zu lassen. Gott sei Dank schätzten Aidan und Logan ihre Klugheit. Und eben deshalb liebte sie ihre Arbeit. Ihre beiden Chefs akzeptierten sie, wie sie war, und brauchten sie. Das bedeutete Ellie sehr viel mehr als irgendein Mann, für den sie einen Teil ihrer Persönlichkeit opfern müsste.

Nachdem sie die Vor- und Nachteile immer wieder überdacht hatte, hatte sie sich darum für eine künstliche Befruchtung entschieden, um Mutter zu werden.

Ihr Job war sicher und sehr gut bezahlt. Es war machbar, ein Kind allein großzuziehen. Sie hatte Freundinnen auf der Insel, auf die sie sich verlassen konnte, darum machte Ellie sich keine Sorgen. Ihr Baby und sie würden eine perfekte kleine Familie sein. Sie brauchte nur drei freie Wochen.

„Ellie, kannst du mir bitte sagen, warum du es nicht auf die …“

„… altmodische Art machst. Ich weiß.“ Sie räusperte sich und setzte sich wieder hin. „Das geht dich nichts an.“

„Du hast wahrscheinlich recht.“ Er grinste. „Aber du hast mir gerade von deinen Eierstöcken erzählt. Dann kannst du auch den Rest erzählen.“

„Herrje“, sagte Ellie. „Was ich in meiner Freizeit mache, geht niemanden etwas an.“

„Natürlich nicht“, entgegnete Aidan. „Aber ich mache mir Sorgen. Ich bin, wie schon gesagt, nicht nur dein Freund, sondern auch dein Arbeitgeber. Und du willst dir keinen Urlaub nehmen, um auszuspannen. Du willst wegfahren, um schwanger zu werden. Und dann? Dann willst du zurückkommen und wieder arbeiten? Für wie lange?“

„Bis das Kind geboren wird“, sagte Ellie sofort. „Dann nehme ich drei Monate Mutterschaftsurlaub, und dann bin ich zurück.“

Im Resort gab es vorzügliche Kinderkrippen. Sie war sicher, dass sie einen Platz für ihr Baby finden würde.

„Drei Monate. Okay. Ich werde jetzt nicht darüber nachdenken, dass du drei Monate lang nicht hier sein wirst. Wir beschäftigen uns erst einmal mit den nächsten Wochen.“

„Das wäre das Beste“, murmelte sie.

„Ich kann nichts dagegen tun, dass du fährst. Aber ich habe auch keine Ahnung, wie wir ohne dich drei Wochen lang klarkommen sollen. Bisher warst du noch nie so lange weg, und gerade jetzt gibt es hier unglaublich viel zu tun und niemanden, der dich ersetzen kann.“

Sie lächelte. Sie hatte gemeinsam mit Serena, die für das Catering zuständig war, schon nach Lösungen für die verschiedenen Probleme gesucht. „Serena und ihre Sekretärin werden sich um die Versammlung kümmern. Und meine Sekretärin wird alle Standardaufgaben erledigen. Ich werde rund um die Uhr telefonisch zur Verfügung stehen.“

„Verdammt, Ellie.“

„Schau, Aidan. Ich würde nicht fahren, wenn es hier auf der Insel einen Arzt gäbe, der auf künstliche Befruchtung spezialisiert ist. Aber es gibt eben keinen. Deshalb muss ich nach Atlanta.“

„Aber was passiert, wenn du nicht schwanger wirst?“

Sie hatte auch darüber schon nachgedacht. „Dann werde ich es in einigen Monaten noch einmal versuchen.“

„Okay. Ich verstehe, und es ist deine Entscheidung. Aber ich finde, du bist voreilig. Du bist noch so jung. Wie alt bist du? Achtundzwanzig? Neunundzwanzig?“

„Dreißig.“

„Das ist jung. Du hast noch viel Zeit, um es auf …“

„… die altmodische Art zu tun. Ich weiß. Du hast es schon einige Male erwähnt.“

„Weil es wahr ist“, sagte er freundlich.

Sie senkte den Blick auf ihren Tablet-PC. War die Temperatur im Raum gerade um einige Grad gestiegen? Dieses ganze Gespräch über Babys und die „altmodische Art“ weckte in ihr ein Gefühl für Aidan, das sie vor langer Zeit beiseitegeschoben hatte. Und es ging nicht nur um platonische, sondern auch um körperliche Gefühle. Das musste sofort aufhören. „Du weißt, dass dich das nichts angeht, oder?“

Er grinste. „Klar.“

Sie seufzte wieder. „Selbst wenn ich viel Zeit hätte, fehlt mir dennoch der Partner. So einer, der das nötige Rüstzeug mitbringt, um die Sache hinzukriegen.“

Konnte sie noch deutlicher werden?

„Ach so“, sagte Aidan abfällig. „Brad.“

„Blake“, sagte sie und verdrehte die Augen. „Blake Farrell.“

„Stimmt. Was ist mit Blake?“

Verlegen senkte sie den Blick. „Was meinst du?“

Aidan schwieg.

„Ach das“, sagte sie verärgert. Sie wusste genau, worauf er anspielte. Sex. „Wenn du es wissen willst: Ich treffe mich nicht mehr mit Blake.“

Aidan öffnete den Mund und schloss ihn dann wieder. Nach einer Pause sagte er: „Tut mir leid, dass es nicht geklappt hat.“

„Klingt nicht so, als würdest du es bedauern.“

„Stimmt.“ Er grinste wölfisch. „Tue ich nicht. Er war nicht der Richtige für dich.“

„Aber du hast ihn mir vorgestellt.“

„Ihr habt beide da herumgestanden“, sagte Aidan achselzuckend. „Ich wollte höflich sein. Ich habe nicht damit gerechnet, dass ihr zusammen ausgehen würdet. Aber ich bin froh, dass ihr euch getrennt habt. Du verdienst einen Besseren.“

„Vielleicht kannst du mir das ja erklären“, murmelte sie. „Ich hatte ihn schon gefragt, ob er …“ Sie unterbrach sich. Aber es war zu spät.

„Du hast ihn gefragt, ob er der Vater deines Kindes werden will?“

„Ich glaube, es wird Zeit, dieses Gespräch zu beenden.“ Sie nahm ihr Tablet und stand auf, um zu gehen.

Autor

Kate Carlisle
New York Times Bestseller-Autorin Kate Carlisle konnte sich nie so richtig entscheiden: Sollte sie die Haare lang oder kurz, glatt oder gelockt tragen? Sollte sie beim Fernsehen arbeiten oder Brathähnchen verkaufen? Jura studieren oder doch lieber Schauspielunterricht nehmen? Nachdem sie alles einmal ausprobiert hatte, besann sie sich schließlich auf das...
Mehr erfahren