Dunkle Geheimnisse & strahlendes Glück

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PORTUGAL, DIE LIEBE UND DU

Auf einem eleganten Anwesen in Portugal lernt Catherine ihren Traumprinzen kennen: den attraktiven Eduardo, Conte de Pontalegre. Es ist die große Liebe - bis sie ein dunkles Geheimnis entdeckt, das eine Zukunft mit ihm unmöglich zu machen scheint ...

DAS GEHEIMNIS DER DEVANEYS

Alice weiß, das gibt es nur einmal auf der Welt! Einen Mann sehen und die Magie des Augenblicks spüren: Patrick Devaney, groß, breitschultrig und mit einer faszinierend-düsteren Ausstrahlung. Sie will ihn! Bei einem Treffen auf seinem Hausboot geht Alice aufs Ganze - allerdings ohne Erfolg! Patrick küsst sie zärtlich, streichelt sie sanft, aber vor dem letzten Schritt scheut er zurück. Niedergeschlagen zweifelt Alice schon an ihrer Anziehungskraft. Sie ist fest entschlossen, Patrick zu vergessen. Erst als sie von einer Freundin erfährt, dass Patrick sie liebt, aber glaubt, sich niemals binden zu können, keimt Hoffnung in Alice auf. Das dunkle Geheimnis der Devaneys wird ihr Glück nicht zerstören!

DIE SCHWERE DER SÜMPFE

Welche Gründe hat Jones Larabee, sich in Lousianas Sumpfgebieten zu verstecken? Faith ist der Mann ein Rätsel. Da küsst er sie, als ginge es um sein Leben, und weist sie dann zurück. Als Faith endlich zu ahnen beginnt, was hinter seinem rätselhaften Verhalten stecken könnte, beschließt sie, um seine Liebe zu kämpfen. Doch Larabees Geheimnis ist ein Schock und lässt eine Beziehung in weite Ferne rücken …

RÜCKKEHR NACH CONNEMARA

Kathleen kann es kaum glauben: Ihr Mann hat ihr die Hälfte des Familiensitzes Ballykisteen Manor vererbt. Und ausgerechnet dem gefährlich attraktiven Lorcan FitzGerald gehört der andere Anteil! Niemals darf er ihr Geheimnis erfahren, sonst verliert sie alles … Und dann steht er vor ihr: Der Mann, den sie immer geliebt hat - Freund oder Feind?

DAS GEHEIMNIS DES SIZILIANERS

Zärtlich, leidenschaftlich, vermögend, treu: Vittorio d'Severano ist Jills Traummann - bis sie zufällig das dunkle Geheimnis ihres Geliebten entdeckt! Entsetzt flieht sie. Aber wenn einem ein mächtiger Sizilianer auf der Spur ist, kommt man nicht weit ...

EIN KUSS, DER KEINE ZWEIFEL LÄSST

Auf der Suche nach ihrem Vater kehrt Moriah nach Hause zurück - in die Arme ihrer Jugendliebe Kane. Aber auch eine stürmische Liebesnacht fegt alte Zweifel nicht einfach weg. Deshalb zögert Moriah, ihr größtes Geheimnis zu verraten. Zu lange. Jemand anders kommt ihr zuvor …


  • Erscheinungstag 03.08.2017
  • ISBN / Artikelnummer 9783733734572
  • Seitenanzahl 780
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Cover

Catherine George, Sherryl Woods, Karen Leabo, Sara Wood, Jane Porter, Laurie Paige

Dunkle Geheimnisse & strahlendes Glück

IMPRESSUM

Portugal, die Liebe und du erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Cora-Logo Redaktion und Verlag:
Postfach 301161, 20304 Hamburg
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Fax: +49(0) 711/72 52-399
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© 1992 Catherine George
Originaltitel: „Haunting Alliance“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXKLUSIV
Band 134 - 2005 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Claudia Biggen

Umschlagsmotive: Jupiterimages / ThinkstockPhotos

Veröffentlicht im ePub Format in 04/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733777210

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

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1. KAPITEL

Sobald die leichte Anspannung nach dem Start vorüber war, lehnte Catherine sich bequem zurück und beobachtete, wie das Flugzeug auf dem Weg nach Oporto das neblige Südengland unter sich zurückließ. Catherine räkelte sich voll Vorfreude bei dem Gedanken an den Urlaub, der vor ihr lag.

Einige ihrer Freunde glaubten zwar, ihr ganzes Leben bestünde aus einem einzigen langen Urlaub. Doch sie verteidigte hartnäckig ihren Entschluss, etwas von der Welt kennen zu lernen, bevor sie sich endgültig niederließ. Designermode auf einem Kreuzfahrtschiff zu verkaufen, war außerdem ein härterer Beruf, als es die meisten Leute sich vorstellen konnten. Wenn Catherine allerdings nicht an Bord gewesen wäre, als das Schiff letzten Juni an einem sonnigen Tag in Lissabon angelegt hatte, wäre sie Ana sicher nie wieder begegnet.

Von allen Anlaufhäfen mochte Catherine Lissabon am meisten. Sobald wie möglich war sie an Land gegangen. Während Catherine einen Blick auf die hübschen Handtaschen in einem Geschäft in der Rua Augusta warf, hörte sie plötzlich eine kräftige Stimme ihren Namen rufen. Aufgeregt wirbelte sie herum und stand der zierlichen Gestalt von Ana Maria Barroso gegenüber. Anas elegante Kleidung wies keinerlei Ähnlichkeit mehr mit den Jeans und Pullovern auf, die sie während des Jahres in Putney als Catherines Zimmergenossin getragen hatte.

Ana umarmte Catherine stürmisch, küsste sie auf beide Wangen und musterte sie anschließend vergnügt.

Que maravilha, dich hier zu treffen! Machst du Urlaub, querida?“

Catherine erwiderte die Umarmung herzlich und erklärte, sie würde noch immer auf einem Kreuzfahrtschiff arbeiten. „Ich bin nur für ein paar Stunden an Land gegangen. Das Schiff legt um fünf Uhr nachmittags wieder ab.“

Bis dahin beanspruchte Ana jede Minute von Catherines Gesellschaft für sich. Die beiden hatten sich natürlich viel darüber zu erzählen, was sich seit ihrem letzten Zusammensein ereignet hatte.

Wie geplant hatte Ana nach dem College in der Touristikbranche bei ihrem Bruder mitgearbeitet. Aber nun, berichtete sie Catherine, würde sich Eduardo nach einem neuen Sklaven umsehen müssen, der ihm half. „Ich werde nämlich heiraten“, beendete sie fröhlich ihren Bericht.

Catherine prostete Ana strahlend mit ihrem Glas Mineralwasser zu. „Meine Gratulation. Dabei dachte ich, du wärest fest entschlossen, niemals zu heiraten.“

Ana errötete und zuckte mit den Schultern. „E verdade, cara, aber ich war dumm. Ich wusste damals nicht, was ich jetzt weiß.“

„Und was ist die große Erkenntnis, die du gemacht hast?“

„Liebe“, erwiderte Ana schlicht.

„Ich verstehe. Wer ist denn der Glückspilz?“

„Carlos da Cunha.“ Ana strahlte.

Catherine runzelte die Stirn. „Sag mal, ist das nicht der Mann, den dein Bruder von Anfang an für dich ausgewählt hat?“

E, sim. Ich war wütend, weil Eduardo meine Hochzeit arrangieren wollte. Als ich mich dagegen auflehnte, machten wir … wie sagt man … reinen Tisch?“

„Verstehe. Und sobald dein Bruder dich nicht mehr drängte, sahst du Carlos mit ganz anderen Augen.“

„Exatamente!“, erwiderte Ana fröhlich. „Außerdem habe ich festgestellt, dass Carlos sich wünscht, dass ich ihm bei der Arbeit helfe. Das hat alles geändert. Ich liebe die Touristik, weißt du. Es ist ein so interessantes Gebiet, und man lernt so viele Menschen kennen. Ich wollte nicht nur eine dona de casa werden, wie meine Schwestern.“

„Arbeitet Carlos denn auch in der Tourismusbranche?“

„Er hat eine Ausbildung als advogado – als Anwalt – wie Eduardo. Doch nun wollen seine Eltern nach Estoril ziehen, und Carlos soll auf ihrer Quinta da Floresta im Limatal bleiben. Er bewundert Eduardos Erfolg und will sein Haus ebenfalls für Gäste herrichten.“ Ana seufzte zufrieden. „Also erklärte ich Carlos, wenn wir eine wirkliche Partnerschaft schlössen und zusammenarbeiten könnten, würde ich ihn heiraten. Carlos schwor bei seinem Leben, dass ich alles tun könnte, was ich wollte, immer. Und als er …, als er …“ Sie hielt mitten im Satz inne, und ihre Wangen röteten sich erneut.

Catherine lächelte liebevoll. „Und als er dir eine Liebeserklärung machte, war es um dich geschehen.“

Catherine tätschelte Anas Hand und kam sich plötzlich viel älter vor als die Freundin, obwohl sie doch nur ein, zwei Monate auseinander waren. „Ich hoffe, du wirst sehr glücklich.“

„Ich erwarte keine Wunder. Ich werde hart an meiner Ehe arbeiten“, versicherte Ana, bevor sie Catherine aufforderte, nun alle ihre Neuigkeiten zu berichten.

„Ich habe angefangen, mich nach einem Job an Land umzusehen“, begann Catherine seufzend. „Ich denke, es ist an der Zeit, etwas Richtiges zu tun. Nicht etwa, dass meine Arbeit auf dem Schiff ein Zuckerlecken wäre. Ich bin stundenlang ohne Unterbrechung in der Boutique auf den Beinen, erledige die Buchführung, arrangiere Modeschauen und versuche, in der engen Kabine, die ich mit einem anderen Mädchen teile, keine Platzangst zu bekommen. Dafür verdiene ich ja gutes Geld, lerne viele interessante Menschen kennen und habe die Möglichkeit, noch etwas von der Welt zu sehen, bevor ich mich niederlasse.“

„Und Dan? Du hast gar nicht von ihm gesprochen. Seid ihr nicht mehr zusammen?“

Catherines Miene wurde verschlossen. „Nein. Gleich nach dem Examen machte er auf kränkende Weise deutlich, dass in seinen Zukunftsplänen kein Platz für mich sei. Als ich von dem Job auf dem Kreuzfahrtschiff hörte, bewarb ich mich sofort darum. Die Reisen waren eine Möglichkeit, mein angeknackstes Selbstbewusstsein wieder aufzurichten.“ Nachdenklich strich Catherine ihr dichtes schwarzes Haar zurück. „Und was ist mit dir, Ana? Hast du deinen Kummer überwunden?“

Die Freundin nickte ernst. „Mais ou menos. Ich gräme mich noch immer, naturalmente. Aber das Leben geht schließlich weiter, não é?“ Ihre Miene erhellte sich. „Jedenfalls werde ich nie vergessen, wie du mir beigestanden hast, als ich so unglücklich war. Meine Mutter und meinen Bruder so kurz hintereinander zu verlieren, war so schrecklich, dass ich ohne deine Hilfe sicher nicht mit diesem Unglück fertig geworden wäre.“ Sie fasste über den Tisch nach Catherines Hand. „Doch wir wollen von schönen Dingen sprechen. Jetzt, wo der Zufall uns wieder zusammengeführt hat, musst du versprechen, zu meiner Hochzeit zu kommen. Am besten reist du ein, zwei Wochen vorher an und machst erst ein wenig Urlaub auf der Quinta das Lagoas. Ich würde mich so über deine Gesellschaft freuen. Meine Schwestern sind ständig mit ihren eigenen Familien beschäftigt.“ Sie schnitt eine Grimasse. „Ich bin nur wegen der baptismo von Leonors jüngstem Sohn in Lissabon und kann es gar nicht erwarten, zurück nach Hause zu meiner Arbeit zu kommen. Sag, dass du mich besuchst und eine Weile auf der Quinta bleibst. Das würde mich so freuen.“

Dieses Angebot hätte man natürlich unmöglich ausschlagen können, und Catherine wollte das auch gar nicht. Sie war schon immer von Anas Geschichten über ihre Familie und ihr Haus in Minho, im Norden Portugals, gefesselt gewesen.

Auf ihrer letzten Fahrt war sie dann eine Woche vorher in Southampton von Bord gegangen, zur großen Erleichterung ihrer Mutter, die sich darüber beschwerte, dass sie ihre Tochter viel zu selten zu Gesicht bekam. Manchmal hatten sie es kaum geschafft, ein, zwei Stunden gemeinsam in Southampton zu verbringen, bevor das Schiff wieder auslief.

Der Flughafen bei Oporto war winzig, verglichen mit Heathrow in London. Sie war froh, dass sie eine Sonnenbrille mitgenommen hatte, und wickelte sich rasch noch einen Seidenschal um das Haar, als Schutz gegen die Sonne, die hier niederbrannte, ganz im Gegensatz zu dem feuchten, nebligen London, das sie hinter sich gelassen hatte. Wie immer, wenn sie nach Portugal kam, war jeder, mit dem sie sprach, freundlich und höflich, genau wie der junge Mann von der Mietwagenfirma. Zu ihrer Überraschung wartete dieser vor dem Terminal auf sie.

„Miss Ward?“, sprach er sie an und wies dabei auf das Firmenabzeichen an seinem Revers.

Catherine lächelte erfreut. Sie hatte eigentlich erwartet, ihn suchen zu müssen. So waren die notwendigen Formalitäten jedoch in bewundernswert kurzer Zeit erledigt, und Catherine bekam die Schlüssel für einen fast neuen Wagen ausgehändigt.

Eine Zeit lang fuhr sie besonders aufmerksam, um sich auf das Fahren auf der rechten Straßenseite einzustellen, das ihr anfangs sehr merkwürdig vorkam. Doch bald hatte sie sich daran gewöhnt und konnte nun auch auf die Landschaft links und rechts von der Fahrbahn achten, die die Küste entlang von Oporto nach Viana do Castelo und weiter nach Valenca do Minho führte.

Catherine hatte Ana gegenüber bewusst den Zeitpunkt ihrer Ankunft offen gelassen, sodass sie nun nicht unter dem Druck stand, sich beeilen zu müssen. Irgendwie hatte das ländliche Portugal sowieso eine Ausstrahlung, die jede Hast unsinnig erscheinen ließ. Sie nahm sich vor, diese unerwartete Erholungspause in Portugal voll auszukosten, bevor sie den nächsten Schritt ihrer beruflichen Laufbahn in Angriff nehmen wollte.

Endlich kam ein Schild in Sicht, auf dem Pontalegre stand. Der letzte Teil ihrer Reise führte sie von der Autobahn hinunter auf eine Straße, die sich an den Ufern des Flusses Lima entlang schlängelte.

Catherine fand problemlos die Quinta das Lagoas, deren Einfahrt leicht durch das eindrucksvolle, gewölbte Tor an der Straße zu erkennen war. Catherine lenkte das Auto durch das Tor auf den schmalen Schotterweg.

Überrascht betrachtete sie das Haus, dem sie sich näherte. Anna hatte die Quinta das Lagoas immer wie einen Bauernhof beschrieben. Doch auf Catherine wirkte das weitläufige Gebäude mehr wie ein stattlicher Landsitz.

Als sie vom hellen Sonnenlicht in den dunklen Schatten des Hauses geriet, war sie geblendet und konnte einen Augenblick lang nichts mehr sehen. Erschrocken stellte sie dann plötzlich fest, dass ihr ein zerbeulter Lieferwagen entgegenkam. Sie trat fest auf die Bremse, und ihr Kopf wurde hart nach hinten geschleudert, als ihr Auto Zentimeter vor dem anderen Fahrzeug zum Stehen kam.

Während Catherine Sterne vor den Augen flimmerten, wurde die Tür geöffnet und der Sicherheitsgurt gelöst. Geschickte Hände hoben sie aus dem Wagen und stellten sie auf die Füße. Es dauerte ein, zwei Sekunden lang, bis Catherine sich wieder gesammelt hatte und feststellte, dass sie an der Schulter eines kräftigen Mannes lehnte, der Hitze auszustrahlen schien und einen sehr maskulinen Duft verströmte. Rasch befreite sie sich, obwohl ihr noch immer schwindelig war, und lächelte ihren Retter verlegen an. Sogar in ihrem verwirrten Zustand erkannte sie, dass es sich um einen wirklich beachtenswerten Mann handelte. Von seinem feuchten, gelockten Haar rann Schweiß über sein staubiges Gesicht. Sein braun gebrannter, muskulöser Oberkörper war nackt über der ausgeblichenen Jeans, die an den Knien abgetrennt war. Der Mann sagte irgendetwas in eindringlichem Ton zu ihr, doch Catherine war zu benommen, um nach ihrem Sprachführer zu suchen und die Bedeutung der Worte zu entschlüsseln.

„Desculpe-me“, krächzte sie, als sie eine Gruppe Männer bemerkte, die ähnlich gekleidet waren und die Szene mit Interesse aus dem Hintergrund beobachteten. Endlich kam Rettung in Form eines Freudenschreis von der Galerie, die um den oberen Stock des Hauses führte.

Ana eilte die Stufen hinunter, um Catherine zu umarmen, und entschuldigte sich wortreich, weil sie nicht sogleich zur Stelle gewesen sei, um sie zu begrüßen. Fast gleichzeitig überschüttete sie den Mann mit einer Fülle unmissverständlicher Schimpfworte, während dieser sie beide mit schiefem Lächeln betrachtete. Ana winkte ihm zu, er solle sich entfernen, während sie ihren Gast die Stufen hinaufführte in eine Empfangshalle, in der Catherine zunächst jeden Gedanken an den Zwischenfall vergaß.

„Willkommen auf der Quinta das Lagoas“, begrüßte Ana sie fröhlich.

Mit unverhohlener Bewunderung betrachtete Catherine den Marmorfußboden des Raumes, die Holzdecke und die weiß verputzten Wände, an denen Ölgemälde und geschmackvolle Keramikteller hingen.

„Wie gefällt dir mein Heim, Catherine?“, erkundigte sich Ana eifrig. „Hattest du einen guten Flug? Wie hast du hergefunden, querida? Ich habe mir Sorgen gemacht! Du hättest erlauben sollen, dass dich jemand abholt …“

„Halt, halt“, protestierte Catherine lachend. „Dein Zuhause ist herrlich, ich hatte einen guten Flug, ich genoss die Fahrt hierher sehr. Schade, dass ich meine Ankunft so verpatzt habe.“

„Bist du sicher, dass du nicht verletzt bist? Bestimmt? Dann will ich dir das Haus zeigen …“

„Ana!“ Eine kräftige Frau in mittleren Jahren erschien in der Tür. Auf ihrem Gesicht lag ein vorwurfsvoller Ausdruck. „Espera!“

„Das ist Maria Fernanda, Catherine. Sie ist schon immer bei uns“, stellte Ana vor.

Catherine reichte der Frau zur Begrüßung die Hand. „Guten Tag, freut mich, Sie kennen zu lernen.“

„Muito prazer“, erwiderte die Frau und schüttelte mit freundlicher Miene Catherines Hand, „Bemvindo – willkommen auf der Quinta das Lagoas.“

„Sie ist ein Tyrann und beherrscht uns alle“, behauptete Ana, während sie zärtlich den Arm um die Schultern der Frau legte.

„Bobagem!“, protestierte Fernanda und tätschelte Anas Hand. „Dein Gast muss erschöpft sein. Zeig Dona Catherina erst einmal nur ihr Zimmer, rapariga. Danach kannst du sie in die sala bringen, damit sie eine Tasse Tee trinkt, bevor du ihr den Rest des Hauses zeigst.“

„Sim, senhora“, salutierte Ana. Dann nahm sie Catherine bei der Hand und führte sie in eine Ecke des Raumes zu einer Wendeltreppe aus Stein.

„Bis nach der Hochzeit haben wir keine turistas hier“, erklärte sie, während sie vor Catherine zwei Treppenwindungen nach oben vorausging. „Deshalb haben wir dich in der Hochzeitssuite oben im Turm untergebracht, querida.“

„Meine Güte, wie herrlich!“, rief Catherine erfreut aus, als sie Ana in ein entzückendes Zimmer folgte. Das Bett war das dominierende Möbelstück im Raum. Es hatte ein Kopfstück aus Rosenholz, in das verschlungene Muster von Weinblättern und Trauben geschnitzt waren. Das Turmzimmer bot einen herrlichen Blick über die ganze Quinta, mit den langen Reihen von Weinreben, die sich an Stäben hochrankten.

Fasziniert lehnte Catherine am offenen Fenster und atmete die frische, reine Luft ein, die nach Blüten, Erde und Pflanzen duftete. „Hier ist es wunderschön“, wandte sie sich an Ana. „Wie hast du es nur in England ausgehalten und das alles gegen Nebel, Regen und Menschenmassen eintauschen können?“

„Dort gab es auch viele Vorteile“, versicherte ihr Ana lächelnd. Sie öffnete die Tür in einer Ecke des Zimmers. „Hier ist dein Badezimmer. Eduardo und ich schlafen in den neuen Räumen im Erdgeschoss, wo früher der Wein gelagert wurde. Fernanda und ihr Ehemann Manoel wohnen in einem Nebengebäude zum Hof.“

„Dann bin ich hier oben also ganz allein?“

„Sim.“ Ana blickte ihre Freundin besorgt an. „Macht dir das etwas aus? Wir haben auch noch andere Zimmer …“

„Ausmachen?“ Catherine umarmte sie vergnügt. „Die letzte Zeit verbrachte ich eingepfercht mit einem anderen Mädchen in einer engen Kabine, in der man sich kaum umdrehen konnte. Hier, mein Engel, werde ich mir wie im Paradies vorkommen.“

Nachdem Ana sie allein gelassen hatte, nahm Catherine die Sonnenbrille und den Seidenschal ab und machte sich im Bad frisch. Sie bürstete ihr glattes schwarzes Haar, bis es ihr glänzend über die Schultern fiel. Dann steckte sie die rosa und weiß gestreifte Bluse ordentlich in den Bund ihrer Jeans und verließ das Zimmer.

Während sie langsam die Treppe hinunterstieg, staunte sie über die Dicke der Wände. Unten in der Halle wurde sie von Ana erwartet, die sie durch ein paar schwere Holztüren mit Eisenbeschlägen führte.

„Du musst dich doch förmlich nach Tee sehnen, Catherine. Fernanda hat angeordnet, dass wir ihn hier trinken sollen.“ Mit erwartungsvollem Gesichtsausdruck begleitete sie Catherine in die sala, die größer, aber weniger einschüchternd war als die Eingangshalle. Dort gab es einen Kamin aus Stein, vor dem sich weiche Sofas und Sessel um einen niedrigen Tisch gruppierten. An den Wänden waren geschnitzte Truhen und kleine Tische angeordnet, auf denen Blumen standen, und überall hingen gerahmte Fotos.

„Ana, was für ein Raum. Ich kann nicht glauben, dass ihr diesen Ort Touristen überlasst.“

„Aber das tun wir. Und bis jetzt ist er immer mit Respekt behandelt worden. Wir haben nur drei quartos – Schlafzimmer – im Haus verfügbar, weißt du. Deines und die beiden anderen im Turm. Dann gibt es noch die casas de campo, die kleinen Gebäude rings um den patio. Diejenigen Gäste, die dort untergebracht sind, sind eingeladen, den Abend in der sala zu verbringen, wenn sie wollen.“

Catherine war tief beeindruckt. „Ich glaube, wenn dieser Ort mir gehörte, könnte ich es nicht ertragen, ihn Fremden zu überlassen.“

„Wenn du das Geld brauchst, könntest du“, entgegnete Ana nüchtern. „Ohne das Einkommen durch die Touristen wäre es sehr schwer, die Quinta und das Stadthaus in Pontalegre zu erhalten.“

Für die Hochzeit würde man in die Casa das Camelias in die Stadt ziehen, informierte Ana die Freundin. „Dort haben wir im Moment Gäste. Aber nächste Woche sind wir für uns, um die dia do casamento vorzubereiten.“

„E verdade“, pflichtete ihr Fernanda bei, die den Tee hereinbrachte. „Ana hat mir viel von Ihnen erzählt, Dona Catherina. Aber ich hätte nie gedacht, dass eine Engländerin so viel Farbe besitzen könnte. Sie könnten eine von uns sein.“

„Das war ein großes Lob“, erklärte Ana, als sie und Catherine wieder allein waren. „Fernanda hält nicht viel von Komplimenten.“

„Ich fühle mich geehrt.“

„Vielleicht überrascht es dich, dass eine Bedienstete so – so familiär ist, aber Fernanda kam bei meiner Geburt als mein Kindermädchen zu uns ins Haus“, erklärte Ana. „Als ich in die Schule ging, übernahm sie allmählich mehr und mehr Aufgaben, bis sie nicht nur governanta, sondern auch Köchin und Boss der Quinta das Lagoas wurde. Eduardo ist der einzige, dem sie Respekt zollt.“

„Man kann aber deutlich sehen, dass sie dich vergöttert, Ana.“

„Pois é!“, stimmte Ana übermütig zu. „Das hab’ ich ja auch verdient, não é?

„Du bist sehr bescheiden.“ Catherine lachte und nahm die Tasse Tee entgegen, die Ana ihr reichte. „Wundervoll, genau das brauche ich jetzt. Übrigens muss ich noch meine Sachen aus dem Auto holen.“ Sie verzog das Gesicht. „Hoffentlich entschädigt dich mein Hochzeitsgeschenk für den Schreck bei meiner Ankunft.“

„Denk nicht mehr daran. Wahrscheinlich ist dein gesamtes Gepäck inzwischen schon in dein Zimmer gebracht worden.“

„Von dem verführerischen Landarbeiter, der mich aus dem Wagen geholt hat?“, fragte Catherine neugierig.

Ana runzelte nachdenklich die Stirn. „Verführerisch …?“ Sie unterbrach sich und fing an zu kichern. In diesem Moment erschien ein Mann auf der Türschwelle am anderen Ende des Zimmers.

Catherine wurde es ganz heiß, als der fragliche Landarbeiter auf sie zukam. Inzwischen hatte er die abgeschnittenen Jeans mit einem hellen Leinenanzug und Seidenhemd getauscht. Von Schweiß und Schmutz war nichts mehr zu sehen, und nun, da Catherines Wahrnehmungsvermögen wieder einwandfrei funktionierte, erkannte sie sofort seine Ähnlichkeit mit Ana. Seine Gesichtszüge waren allerdings etwas markanter, seine Nase gebogener, und er hatte jetzt leicht amüsiert die Augenbrauen hochgezogen. Die Art, wie er durch das Zimmer auf sie zuschlenderte, ließ keinen Zweifel daran, dass er jedes Wort ihrer letzten Unterhaltung gehört hatte.

Als Catherine gerade allen Mut zusammennahm, um sich bei ihm zu entschuldigen, blieb er abrupt stehen, und das Lächeln gefror auf seinem gut aussehenden Gesicht.

Eine Weile herrschte gespannte Stille, während Eduardo Barroso seine Manieren gänzlich vergessen zu haben schien. Mit ungläubigem Gesichtsausdruck starrte er Catherine verblüfft an, bis Ana endlich eine scharfe Bemerkung in Portugiesisch machte. Daraufhin nahm er sich mit sichtlicher Mühe zusammen und verbeugte sich formell in Richtung Catherine.

„Catherine, das ist mein Bruder“, stellte Ana vor, während sie ihn wütend anfunkelte. „Ihr seid euch zwar schon begegnet, aber ich habe ihn dir nicht gleich vorgestellt, weil er so schmutzig war. Miss Catherine Ward, darf ich bekannt machen, Eduardo Duarte e Abreu Barroso, Conde de Pontalegre.“

2. KAPITEL

Etwas überrascht zu erfahren, dass Anas Bruder einen Titel besaß, reichte Catherine ihm die Hand.

„Muito prazer“, sagte sie, wobei sie höflich lächelte. „Ich hoffe, das ist korrekt.“

Eduardo Barroso nahm ihre Hand, verneigte sich leicht und berührte sie kaum wahrnehmbar mit den Lippen. Als er sich aufrichtete und ihre Hand wieder losließ, lag auf seinem Gesicht ein ausgesucht liebenswürdiger Ausdruck. „Vollkommen korrekt“, antwortete er in einem Englisch, das so gut war wie das seiner Schwester. „Aber die Freude ist ganz auf meiner Seite, Miss Ward. Ich bin entzückt, Ihnen endlich persönlich zu begegnen. Seit langem hege ich den Wunsch, Ihnen für die Freundlichkeit zu danken, die Sie Ana während ihres großen Kummers erwiesen haben.“

Seine Stimme hatte einen verführerischen, leicht rauen Klang und war sehr melodiös. Doch Catherine vermisste die Spontaneität in seiner Begrüßung, die irgendwie einstudiert wirkte.

„Ich habe nur sehr wenig getan“, entgegnete sie zögernd. „Ana hat mir gegenüber übrigens nie Ihren Titel erwähnt. Um noch mehr peinliche Fehler zu vermeiden, sollten Sie mir vielleicht sagen, wie ich Sie am besten anrede.“

Plötzlich erschien ein charmantes Lächeln auf seinem braun gebrannten Gesicht, und die formelle Steifheit schien wie weggewischt. „Nennen Sie mich einfach bei meinem Namen, por favor. Mein Titel wird außer auf offiziellen Dokumenten nicht mehr benutzt. Ana hat sich nur einen Scherz erlaubt.“ Tadelnd schüttelte er den Kopf über seine Schwester, die erleichtert wirkte, weil ihr Bruder sich wieder natürlich gab.

„So, ich habe mir also einen Scherz erlaubt? Und was ist mit dir, Eduardo?“, meinte sie schonungslos. „Du warst sehr überrascht bei Catherines Anblick. Porquê? Ich habe dir oft genug erzählt, wie bildhübsch sie ist.“

„Trotzdem“, sagte er galant, wobei er sich gegen den Kaminsims lehnte, „war ich nicht auf eine solche Schönheit vorbereitet.“

Bobagem, Eduardo. Da steckt mehr dahinter.“

Er fuhr sich mit der Hand durch das dunkel gelockte Haar. „Nichts Schlimmes, das schwöre ich.“ Dann warf er seiner Schwester einen beschwichtigenden Blick zu. „Es ist nur so, dass Miss Ward durch einen merkwürdigen Zufall stark einer Dame ähnelt, die ich kannte.“

Quem?“, wollte Ana wissen.

Seine Miene wurde verschlossen. „Das war vor langer Zeit, querida.“

Ungeduldig schüttelte Ana den Kopf „Nossa Senhora, Eduardo, warum tust du so geheimnisvoll?“

Catherine entschied, dass jetzt ein günstiger Moment sei, sich zurückzuziehen. „Vielleicht würdet ihr beiden mich für eine Weile entschuldigen? Ich möchte gerne auspacken und vor dem Abendessen ein Bad nehmen.“

„Unser Haus steht ganz zu Ihrer Verfügung, Miss Ward“, versicherte Eduardo. „Bitte fühlen sie sich hier wie zu Hause. Wenn Sie später herunterkommen, darf ich Ihnen dann unseren berühmten weißen Portwein als Aperitif vor dem Essen anbieten?“

„Danke, sehr gern.“ Catherine lächelte gelassen, bevor sie Ana flüchtig umarmte. „Bis später.“

„Nimm dir so viel Zeit, wie du willst, querida“, meinte Ana. „Das Abendessen kann warten. Soll ich dich zu deinem Zimmer bringen?“

Catherine versicherte ihr, sie könne den Weg allein finden. Sie war überzeugt, dass Eduardo noch immer von ihrem Anblick geschockt war, obwohl er ihr mit charmantem Lächeln und höflichem Kopfneigen die Tür aufgehalten hatte. Die Vorstellung, sie, Catherine, hätte eine Doppelgängerin, löste eine irgendwie unheimliche Empfindung in ihr aus.

Nach dem peinlichen Vorfall, weil sie Eduardo für einen seiner eigenen Landarbeiter gehalten hatte, war Catherine dankbar, eine Weile allein zu sein. Zunächst verstaute sie ihre Sachen im Kleiderschrank und in der Kommode. Dann öffnete sie behutsam Anas Hochzeitsgeschenk und überprüfte die sechs verzierten Porzellantassen aus Staffordshire, die aus dem achtzehnten Jahrhundert stammten. Erleichtert stellte Catherine fest, dass das luftgepolsterte Verpackungsmaterial das Porzellan vor Schaden bewahrt hatte. Dann ging sie in das moderne Badezimmer, das mit portugiesischen Fliesen in blau und gelb ausgelegt war, und ließ heißes Wasser in die Wanne ein. Während sie badete, überlegte sie, was sie zu ihrem ersten Abendessen auf der Quinta das Lagoas anziehen sollte.

Ihr Job an Bord des Kreuzfahrtschiffes hatte ihr die Möglichkeit geboten, gelegentlich Designermode zu stark reduzierten Preisen zu kaufen.

Mit dem Bild von Eduardo Barrosos lässiger Eleganz vor Augen, ging Catherine später aufmerksam ihre Kleider durch. Dabei fiel ihr ein, welchen starken Eindruck er, leicht verschwitzt und mit nacktem Oberkörper, bei ihrer ersten Begegnung auf sie gemacht hatte. Schnell verscheuchte sie diese Vorstellung wieder und auch ihre ursprüngliche Idee, einen weißen Baumwollpullover und eine blaue Hose anzuziehen. Stattdessen entschied sie sich für einen schmalen schwarzen Leinenrock und eine weiße Seidenbluse. Sie befestigte ein schweres Silberarmband am Handgelenk und steckte ihr Haar mit zwei silberverzierten Kämmen zurück. Anschließend schminkte sie sich geschickt, wie sie das von einem Mädchen aus dem Schönheitssalon an Bord gelernt hatte.

Als Catherine einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel warf, schüttelte sie über sich selbst den Kopf. Ihr wurde bewusst, dass sie sich viel mehr Mühe gab als sonst, um besonders gut auszusehen. Und der Grund dafür war nicht schwer zu erraten: Der legendäre Eduardo, über den Ana schon so viel erzählt hatte. Catherine war schon seit langem neugierig auf ihn gewesen, und die Begegnung mit ihm hatte sie nicht enttäuscht. Sein Titel hatte allerdings wie ein Schock auf Catherine gewirkt, obwohl das bei ihr, der bürgerlichen Catherine Ward, sowieso keine Rolle spielte. Der Conde de Pontalegre, ob er nun diesen Titel benutzte oder nicht, war vermutlich, wie das in diesen Kreisen üblich war, schon seit seiner Geburt einer hiesigen reichen Erbin mit passendem Stammbaum versprochen.

Als Catherine mit der Schachtel, die das Porzellan enthielt, und einer Tragetasche mit Geschenken, die sie im Flugzeug gekauft hatte, nach unten ging, fand sie Eduardo Barroso allein in der sala vor. Wie sie vermutet hatte, trug er jetzt ein Jackett und hatte eine Krawatte umgebunden.

„Warum haben Sie nicht um Hilfe gebeten, Miss Ward?“, empfing er sie und sprang auf, um ihr die Last abzunehmen. „Das ist schwer.“ Er stellte die Schachtel und die Tasche auf den Tisch.

„Eigentlich nicht, nur unhandlich.“ Catherine lächelte. „Sie können sich nicht vorstellen, wie lästig das im Flugzeug war. Sehr zum Missfallen des Stewards hielt ich die Schachtel auf meinen Knien. Ich wollte sie nicht aus den Augen lassen.“

„Ist sie denn so wertvoll?“

„Darin ist Anas Hochzeitsgeschenk, das sehr zerbrechlich ist. Meine Mutter meinte, ich sei verrückt, etwas zu kaufen, das man so schlecht mit dem Flugzeug transportieren kann.“

„Aber Sie ließen sich offensichtlich nicht davon abhalten.“

„Nein. Das ist eine meiner schlechten Eigenschaften. In einigen Dingen bin ich störrisch wie ein Maulesel.“

„Aber sehr viel hübscher.“ Aufmerksam und mit unverhohlener Bewunderung betrachtete er sie so lange, bis sie schließlich nervös wurde. „Perdoe-me“, entschuldigte er sich dann. „Ich wollte Sie nicht anstarren. Aber nun, wo ich die Gelegenheit habe, Ihr Gesicht näher zu betrachten, bin ich viel beruhigter.“

Fragend blickte sie ihn an. „In welcher Hinsicht?“

„Weil ich entdeckt habe, dass Ihre Augen die Farbe von Bernstein haben.“

„Und das ist von Bedeutung?“

Eduardo Barroso neigte den Kopf. „Die Dame, der Sie so stark ähneln, hatte graue Augen, so klar wie ein Regentropfen. Kommen Sie“, forderte er sie auf und wies auf das Sofa. „Trinken Sie ein Glas von dem angekündigten Portwein. Ich habe Fernanda gebeten, das Abendessen heute ein wenig später zu servieren und hier in der sala.“ Er nahm eine Karaffe und füllte zwei Gläser. „Fernanda hat zwar widersprochen, wie das ihre Art ist. Doch ich dachte mir, Sie würden es vorziehen, hier ungezwungener zu essen, statt in der sala de jantar, die sich mehr für große Gesellschaften eignet.“

„Da haben Sie recht.“ Catherine probierte den Port. „Der Wein ist sehr gut“, meinte sie anerkennend

„Der rote Portwein, den wir nach dem Essen genießen werden, wird von meinen Landsleuten sogar als Heilmittel für Todkranke bezeichnet. Sie können sich später darüber ja selbst ein Urteil bilden.“

Eine Weile plauderten sie ungezwungen, wie alle Leute, die sich eben erst kennen gelernt hatten. Eduardo erkundigte sich nach Catherines Reise, wollte wissen, wie ihr die Landschaft gefiel, durch die sie gefahren war, und entschuldigte sich dann für sein schlechtes Benehmen bei ihrem ersten Zusammentreffen. „Ich befürchtete so sehr, Sie wären verletzt, dass ich mein Englisch völlig vergaß.“

„Eigentlich sollte ich mich entschuldigen“, widersprach Catherine. „Ich habe einfach nicht gesehen, dass mir ein Lieferwagen entgegenkam.“

„Sind Sie ganz sicher, dass Sie sich nicht verletzt haben?“

„Mein Hals fühlt sich ein wenig steif an“, gab sie zu. „Aber nicht so schlimm, um sich deswegen Umstände zu machen.“

„Aha. Die Briten mögen keine Umstände, não é?“

„Ich kann nicht für alle sprechen, auf mich trifft das jedenfalls zu.“

Eduardo hob die Augenbrauen. „Ich hoffe, ich werde mir das merken.“

Catherine trank genüsslich ihr Glas aus.

„Darf ich Ihnen nachschenken, Miss Ward?“

„Nein, danke.“ Catherine warf ihm einen herausfordernden Blick zu. „Und wenn Sie weiter bei ‚Miss Ward‘ bleiben, Senhor Conde, fühle ich mich verpflichtet, Sie mit Ihrem Titel anzureden.“

„In diesem Fall wird es mir natürlich eine Ehre sein, Sie beim Vornamen zu nennen“, antwortete er sofort.

Es entstand eine kurze Pause, während sie versuchten, sich gegenseitig einzuschätzen. Dann stellte Eduardo abrupt sein Glas auf den Tisch. „Sie sind sehr taktvoll, Catherine.“

„Taktvoll?“

„Sie haben keine Bemerkung über mein schlechtes Benehmen verloren, als wir uns vorgestellt wurden. Ich versichere Ihnen, es ist sonst nicht meine Art, Gäste auf diese Weise zu begrüßen.“

„Das habe ich auch nicht angenommen.“

„Wollen Sie nicht den Grund dafür wissen?“

„Natürlich, schon. Aber bitte fühlen Sie sich nicht verpflichtet, ihn mir zu verraten, wenn Sie das nicht wirklich wollen.“

Eduardo senkte den Blick. „Eines Tages werde ich die ganze Geschichte erzählen. Im Augenblick genügt es vielleicht, wenn Sie wissen, dass Sie eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit einem schönen Mädchen haben, das ich kannte, als ich noch sehr jung war. Isabel Cardoso war eine Verwandte, die bei uns wohnte. Sie starb, kurz bevor Ana geboren wurde.“

„Dann müssen Sie damals allerdings sehr jung gewesen sein.“

„Das stimmt, und sie, coitada, erst achtzehn.“

„Sie hat Ihnen wohl sehr viel bedeutet?“, meinte Catherine sanft.

„Sie war meine erste Liebe, sem dúvida“, gab er melancholisch zu.

Als Ana ins Zimmer stürmte, sah er erleichtert auf. Sie hatte gerade mit Carlos telefoniert und strahlte vor Glück. „Como vai, ihr beiden“, rief sie fröhlich. „Carlos lässt meine englische Freundin grüßen, und Fernanda will wissen, ob sie das Dinner servieren kann.“

„Das kann sie“, sagte Eduardo und sprang auf. „Es ist schon spät. Catherine muss hungrig sein nach diesem anstrengenden Tag.“

Catherines anfängliche Freude auf das bevorstehende Abendessen war nun allerdings durch Eduardos Bemerkungen über Isabel Cardoso leicht gedämpft. Zum Glück verstrich noch einige Zeit, bis tatsächlich gegessen wurde. Als dann schließlich der erste Gang aufgetragen wurde, und eine Schale dampfender caldo verde vor Catherine stand, war der Anflug von Traurigkeit wieder vorüber.

„Haben Sie diese Suppe schon einmal probiert?“, erkundigte sich Eduardo.

„Nein, noch nie. Auf meinen kurzen Abstechern nach Lissabon habe ich meistens Fisch gegessen, falls überhaupt genügend Zeit blieb, ein Restaurant aufzusuchen.“ Dankbar für den Wechsel zu alltäglichen Themen, lächelte Catherine Eduardo an.

„Heute Abend hat Fernanda die chourico, das ist eine geräucherte Knoblauchwurst, weggelassen“, erklärte Ana. „Aus Rücksicht auf unseren englischen Gast bestehen die Zutaten nur aus Kohl, Kartoffeln und ihren geheimen Zaubersprüchen als Würze.“

„Kindskopf“, neckte Eduardo seine Schwester. „Schmeckt es Ihnen, Catherine?“

Sie versicherte ihm, das sei der Fall. Inzwischen waren sie beim Hauptgang angelangt, der aus knusprigem Hühnchen, gewürzt mit Rosmarin und Zitrone bestand.

„Ich glaube, Fernanda ist tatsächlich eine Zauberin“, meinte Catherine, nachdem sie gekostet hatte. „Bestimmt hat sie einen Zauberspruch über dieses wundervolle Hühnchen gesprochen.“

„Um den Zauber vollkommen zu machen“, sagte Eduardo, während er ihr Weinglas füllte, „und weil das Ihr erster Besuch in Minho ist, gibt es zu diesem Gang natürlich vinho verde.“

„Stammt er von Ihren eigenen Trauben?“, fragte Catherine, die den leichten frischen Geschmack mochte.

Ana nickte. „Der beste Jahrgang aus der vergangenen Dekade, não é, Eduardo?“

„Ich habe einige Flaschen für besondere Gelegenheiten aufbewahrt“, erwiderte Eduardo und prostete Catherine zu.

„Ich fühle mich geschmeichelt. Vom Fenster des Turmzimmers aus habe ich gesehen, dass Sie viel Land besitzen. Verkaufen Sie den Wein?“

Zu ihrer Überraschung erklärte Eduardo, dass nur ein paar Hektar Land rings um die Quinta für Eigenanbau zur Verfügung standen. Der Rest des Besitzes war in Parzellen aufgeteilt und an rendeiros verpachtet, die eigenen Wein, Getreide und verschiedene Gemüsesorten anbauten.

„Zur Zeit meines Vaters war das anders“, fuhr er fort. „Die gesamte Quinta das Lagoas ebenso wie die Casa das Camelias in Pontalegre war sein Erbe. Als Vater starb, stand Pedro nach dem Gesetz maximal ein Drittel zu.“ Seine Miene verfinsterte sich. „Jetzt bin ich Erbe eines Drittels, und der Rest wurde aufgeteilt zwischen meinen Schwestern.“

Ana blickte ihn mitfühlend an. „Eduardo hatte nie erwartet, den Titel zu erben, Catherine“, erklärte sie. „Als … als Pedro und unsere Mutter so plötzlich starben, begann er gerade als – wie sagt man doch gleich – als aufstrebender Anwalt in Lissabon.“

„Das ist vorbei. Nun bin ich Hotelier, Bauer und Mechaniker“, äußerte Eduardo ein wenig selbstmitleidig. „E vida mesmo – so ist das Leben. Wir müssen nehmen, was es bringt und das Beste daraus machen, não é?“

Catherine hob das Glas. „Darauf trinke ich. Sie sprechen mir aus der Seele.“

Während alle drei miteinander anstießen, kam Fernanda herein, um die erfreulich leeren Teller abzuräumen. Sie lächelte zufrieden, als Catherine sie wegen des wundervollen Essens lobte. Stolz brachte sie zum Abschluss eine Schale mit frischen Früchten, eine große Platte mit Käse, den Catherine für Brie hielt, und einen Korb mit leichten, knusprigen Brötchen auf den Tisch.

„Versuchen Sie etwas von dem Käse, Catherine“, forderte Eduardo sie auf. „Er stammt aus dem Hochland der Sierra d’Estrela und ist ein richtiger Leckerbissen.“

Catherine schmeckte der Käse sehr gut und auch die frisch gebackenen Brötchen, die man dazu aß.

„Wie kommt es eigentlich, dass Fernanda so erstaunlich gut Englisch spricht?“, erkundigte sie sich.

„Hat Eduardo dir das nicht erzählt?“, fragte Ana. „Nachdem Isabel Cardoso gestorben war – das Mädchen, dem du so ähnlich siehst, wie Eduardo behauptet –, engagierte unser Vater eine englische Dame als Gouvernante für meine Schwestern.“

Eduardo nickte zustimmend. „Unsere Mutter ist englischer Herkunft. Deshalb ist es Tradition gewesen, auch immer Englisch in unserer Familie zu sprechen. Als Isabel dann … als eine neue Gouvernante gebraucht wurde, hatte unsere Mutter den Einfall, Mrs. Dent zu fragen, ob sie sich um ihre Kinder kümmern wollte.“

„Es genügte ihr nicht, meinen Schwestern und mir die englische Sprache beizubringen. Dona Laura hatte auch bald die jüngeren Bediensteten so weit, dass sie ebenfalls sauber und fließend Englisch sprachen, besonders Fernanda. Nur Pedro, der zu dieser Zeit nicht in Portugal war, entging ihrer Aufmerksamkeit. Unsere Mutter war natürlich sehr froh darüber, dass ihre Kinder unter der Obhut einer älteren Dame standen, nachdem …“ Er beendete den Satz nicht und brachte das Thema auf die Hochzeitsvorbereitungen. Dadurch vergaß Ana für den Rest des Abends jeden Gedanken an Isabel und Catherines außergewöhnliche Ähnlichkeit mit ihr.

Als sie sich vom Tisch erhoben, um am Kamin ihren Kaffee zu trinken, überreichte Catherine der erfreuten Ana ihr Hochzeitsgeschenk zusammen mit einem Parfüm aus dem Duty-free-Shop. Etwas zögernder schenkte sie Eduardo eine Flasche Glenlivet Whisky.

Ana schlang die Arme um Catherine und küsste sie geräuschvoll, bevor sie sich ihren Geschenken zuwandte. Eduardo dagegen beschränkte sich darauf, Catherine irritierend anzulächeln, während er ihre Hand küsste. Diesmal berührte er bewusst mit den Lippen ihre Haut, bevor er mit Worten seinen Dank ausdrückte.

„Ich hoffe, Sie mögen diese Marke“, meinte sie, verwirrt über die Hitze, die ihren Körper durchströmte und die von der Stelle auszugehen schien, die seine Lippen berührt hatten.

„Ich habe kein Geschenk erwartet“, erwiderte er. „Sie sind sehr freundlich.“

„Ein Zeichen meiner Anerkennung für die Einladung.“

Ana stieß einen Freudenschrei aus und hielt zwei der wunderschönen weißen Porzellantassen hoch, die mit blauen und goldenen Rändern verziert waren.

„Du hast in Putney immer abwechselnd Tee und Kaffee getrunken“, wandte sich Catherine an die Freundin. „Deshalb schienen mir diese Tassen ein passendes Geschenk zu sein. Ich hoffe, du hast nicht schon jede Menge davon.“

Anna stellte die Tassen behutsam zurück, um Catherine noch einmal herzlich zu umarmen. „Keine so erlesenen wie diese.“

„Und auch keine so wertvollen“, bemerkte Eduardo scharfsinnig. „Achtzehntes Jahrhundert, Catherine, nicht wahr?“

„Ja, sie stammen aus dem achtzehnten Jahrhundert“, bestätigte sie. „Vielleicht finde ich ja eines Tages ein Milchkännchen und eine Zuckerdose dazu. Für diesmal konnte ich nur die Tassen ergattern.“

„Und dir auch leisten, du Verschwenderin“, meinte Ana. „Ich muss sie Fernanda zeigen, und dann werde ich Carlos anrufen, um ihm von dem Geschenk zu erzählen. Com licença, querida?“ Mit wehendem Rock stürmte sie davon.

„Ich wollte gerade um Nachsicht für ihre Jugend bitten“, bemerkte Eduardo trocken. „Aber dabei fiel mir ein, dass Sie und Ana gemeinsam studiert haben. Das bedeutet, sie können nicht viel älter sein als meine Schwester mit ihren zweiundzwanzig Jahren.“

Catherine warf ihm einen amüsierten Blick zu. „Sehe ich denn so viel älter aus?“

Eduardo schenkte sich Kaffee nach. „Nicht älter, nur reifer. Sie wirken auf mich wie eine erwachsene, selbstbewusste junge Dame.“

„Meine Mutter behauptet immer, ich kam schon erwachsen zur Welt.“ Catherines Miene verdüsterte sich, und rasch wechselte sie das Thema, indem sie die erste Frage stellte, die ihr in den Sinn kam. „Weshalb ist Isabel Cardoso eigentlich so jung gestorben?“

„Sie ertränkte sich“, gab Eduardo mit ernster Stimme Auskunft.

Erschrocken sah Catherine ihn an. „Oh, das tut mir leid. Ich hätte nicht gefragt, wenn …“

„Isabel ließ sich durch unerwiderte Liebe in den Tod treiben“, sprach Eduardo weiter, als hätte er sie nicht gehört.

„Wie schrecklich.“

„E verdade.“ Fragend sah er auf. „Finden Sie es schwer zu verstehen, dass ein Mädchen aus diesem Grund Selbstmord begeht, Catherine?“

„Ich fürchte schon.“

„Wie würden Sie mit einem solchen Problem umgehen?“

Ihre Miene wurde abweisend. „Mein hypothetisches Opfer würde versuchen, Arbeit zu finden, durch die ein möglichst großer Abstand zum Objekt der Schwärmerei geschaffen würde, und damit die Angelegenheit rasch und gründlich zu verarbeiten“, wich Catherine absichtlich aus.

Eduardo sah sie forschend an. „Und hatte diese hypothetische Frau, die Sie eben beschrieben, damit Erfolg?“

„Sie sprechen meine Sprache wirklich gut.“

„Danke, damit wird aber meine Frage nicht beantwortet.“

„Ja“, erwiderte Catherine beiläufig. „Sie ist darüber hinweg.“

„Das freut mich.“

„Dann hat Ana Ihnen also erzählt, dass … dass ich mir einmal irrtümlicherweise große Hoffnungen gemacht habe?“

Eduardo zögerte. „Verzeihen Sie mir, wenn ich zu weit gehe, Catherine, doch Ana erzählte mir, dass Sie einen noivo hatten, als Sie auf dem College waren. Stimmt das?“

„Das stimmt. Ich war verlobt. Zumindest glaubte ich das.“ Catherine zuckte mit den Schultern. „Aber sobald wir unseren Abschluss hatten, konnte Dan es nicht erwarten, sich in die große Geschäftswelt zu stürzen. Es gab keinen Platz mehr für mich in seinen Zukunftsplänen.“ Beiläufig, als sei er sich dessen gar nicht bewusst, griff Eduardo nach ihrer Hand. „Und war dieser Gentleman im Geschäftsleben dann tatsächlich erfolgreich?“

„Oh, ja. Dort herrscht das perfekte Milieu für jemanden ohne Skrupel wie Dan.“ Catherine verzog spöttisch den Mund. „Rückblickend weiß ich, dass ich sehr dumm gewesen bin. Aber als ich studierte, war ich zu naiv und unerfahren, um zu merken, dass meine mädchenhafte Schwärmerei nicht ganz auf Gegenseitigkeit beruhte. Es reichte eben nicht zum Heiraten.“

„Sie haben sich viel aus ihm gemacht?“

„Ja, viel.“

„Und jetzt?“

„Jetzt bin ich älter, hoffentlich klüger und mache mir nichts mehr aus ihm.“ Sanft entzog sie Eduardo die Hand, damit er nicht merkte, wie nervös seine Berührung sie machte. Sie hatte sich schon einmal wegen eines Mannes zum Narren gemacht und nicht die Absicht, das ein zweites Mal geschehen zu lassen.

Anas Rückkehr setzte der Unterhaltung ein Ende, die für Catherines Seelenfrieden sowieso viel zu persönlich geworden war. Kurz darauf entschuldigte sich Eduardo bedauernd mit dem Hinweis, auf ihn würde noch eine Menge Arbeit warten. Er ließ die beiden Mädchen allein, damit sie ungestört Erinnerungen aus ihrer gemeinsamen Studienzeit austauschen konnten.

„Ich dachte, dein Bruder wäre langst verheiratet“, schwindelte Catherine, um Ana zum Erzählen zu bringen.

„Eigentlich müsste er das wirklich schon sein. Frauen finden ihn nämlich sehr attraktiv, du nicht auch?“, erkundigte sich Ana mit glänzenden Augen.

„Sehr“, gab Catherine zu.

Stolz nickte Ana. „In seinem Leben hat es viele Frauen gegeben, de certeza. Eine von ihnen, Antonia Soares, ist am längsten geblieben.“ Sie verzog das Gesicht. „Der Tod meiner Mutter und meines Bruders Pedro verursachte viel … Aufruhr. Sagt man so? Eduardos Leben veränderte sich dramatisch.“

Die Verantwortung für die Quinta das Lagoas und das Stadthaus, mit denen es nicht zum Besten stand, hatten wie eine schwere Last auf Eduardo Barrosos Schultern gedrückt. Zum einen blieb nicht mehr genügend Zeit, um seine Karriere als Anwalt in Lissabon fortzusetzen, und zum anderen reichte das ererbte Geld nicht aus, um den Familienbesitz in seiner ursprünglichen Form zu bewahren.

„Beide Häuser“, erzählte Ana, „gehören seit zweihundert Jahren der Familie. Um sie zu behalten, war Eduardo gezwungen, einen Teil des Landes an rendeiros zu verpachten. Außerdem musste er einen Zuschuss von der Regierung beantragen, um die Häuser für turismo de habitaçeão herzurichten. Das heißt so viel wie Urlauber in Privathäusern unterzubringen, weißt du? Um den Zuschuss zu bekommen, musste Eduardo sich von Anfang an verpflichten, diese Unterkünfte zehn Jahre lang zur Verfügung zu stellen.“

Um diese Auflage zu erfüllen, hatte Eduardo Barroso seine Karriere als Anwalt aufgeben müssen. Obwohl, wie Ana meinte, seine Ausbildung trotzdem nicht umsonst gewesen war.

Catherine war beeindruckt. Sie bewunderte den Mann, der bereit gewesen war, sein Leben für die Familie drastisch zu verändern, als es hart auf hart kam. „Und was wurde aus dieser Frau?“, konnte sie nicht widerstehen zu fragen.

„Antonia?“ Ana zuckte mit den Schultern. „Eduardo hat mich nicht eingeweiht. Wenn er in Lissabon geblieben wäre, wären sie vermutlich verheiratet. Ich glaube, sie will ihre Karriere in Lissabon nicht aufgeben. Sie ist ebenfalls Anwältin, weißt du. Sie ist klug, sehr hübsch und hat eine messerscharfe Zunge. Zum Glück kommt sie nur selten hierher. Aber Eduardo verbringt manchmal ein paar Tage in Lissabon.“

So etwas war ja zu vermuten gewesen, dachte Catherine, als sie diese Neuigkeiten hörte. „Kommt sie auch zur Hochzeit?“

„Ja. Ich musste sie einladen, verstehst du?“ Ana lächelte, als Catherine gähnte. „Du bist müde. Wir wollen Eduardo gute Nacht wünschen, und dann solltest du zu Bett gehen.“

3. KAPITEL

Am Morgen, als Catherine aufwachte, schien der Schlaf, den sie endlich gefunden hatte, dann doch wieder alles ins rechte Licht gerückt zu haben. Sie hatte für sich entschieden, ihre Reaktion auf Eduardo Barroso sei entweder Einbildung oder läge an den Gefühlen, die durch die traurige kleine Geschichte ausgelöst worden waren, die er ihr erzählt hatte. Im hellen Licht des Tages war es leicht, Eduardo wieder auf den Platz zu verweisen, auf den er gehörte. Für sie, Catherine, war er Anas Bruder und mehr nicht. Sie hatte nicht vor, sich wegen eines Mannes zum Narren zu machen, den sie nach der Hochzeit ihrer Freundin nie wieder sehen würde.

Sie zog ein T-Shirt und eine Jogginghose an, band das Haar lose zusammen und ging nach unten in die Sala. Dort stieß sie auf Eduardo, der im blauen Polohemd und in einer hellen Hose allein am Tisch saß, auf dem für zwei gedeckt war.

Mit dem ihr inzwischen vertrauten Lächeln stand er auf, um sie zu begrüßen. Und das genügte. Sämtliche Theorien, die Catherine gerade aufgestellt hatte über Eduardos Stellenwert für sie persönlich und gesunden Menschenverstand im Allgemeinen, flogen geradewegs durch die offene Verandatür hinaus in den Sonnenschein.

„Bom dia.“ Eduardo hielt ihr den Stuhl, als sie sich setzte. „Haben Sie gut geschlafen, Catherine?“

„Guten Morgen.“ Sie faltete eine gestärkte Serviette auseinander und hoffte, ihr Lächeln würde nichts über ihre verwirrten Gefühle verraten. „Ich schlief sehr gut, bis mich die Kirchenglocken weckten.“

„Aha. Für uns gehören sie hier schon so sehr zum alltäglichen Leben, dass wir sie gar nicht mehr bewusst wahrnehmen.“

„Ich bevorzuge das Läuten meines Weckers“, erwiderte sie. „Schläft Ana noch?“

„Wir besuchten gemeinsam die Frühmesse. Anschließend riet ich ihr, sich noch einmal hinzulegen, damit sie sich vor ihrer Hochzeit nicht verausgabt.“ Er lächelte. „Um ehrlich zu sein, freue ich mich außerdem über die Gelegenheit, mit Ihnen allein zu frühstücken.“

Catherine war von dieser Bemerkung so angetan, dass sie beim Eingießen beinahe Kaffee verschüttet hätte.

„Ich würde Sie gern fragen, wie es Ihnen geht, nachdem ich Ihnen gestern diese Geschichte anvertraute“, fuhr er fort und nahm dankend die Tasse Kaffee, die sie ihm anbot.

Catherines Freude wurde etwas gedämpft. „Nun, ich bin neugierig, aber mir ist nicht länger unheimlich zu Mute. Meine Ähnlichkeit mit Ihrer Isabel gehört einfach zu den außergewöhnlichen Zufällen, die sich im Leben ab und zu ereignen. Heißt es nicht, jeder habe irgendwo einen Doppelgänger?“

Eine Weile schwieg er, während er aufmerksam ihre Gesichtszüge studierte, als würde er noch immer nicht seinen Augen trauen. „Natürlich haben Sie recht. Gestern war ich überzeugt, ich hätte mich getäuscht, weil Sie Isabel unmöglich so sehr gleichen können. Aber heute, im hellen Licht des Morgens, ist die Ähnlichkeit nach wie vor vorhanden.“

Sie runzelte die Stirn. „Trotzdem hoffe ich, Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich Sie bitte, mich von jetzt an einfach als Catherine Ward zu betrachten und nicht als ein merkwürdiges Abbild Ihrer verstorbenen Cousine.“

Eduardos Blick wurde kühl. „Pois é. Es ist eigentlich nicht meine Gewohnheit, über Isabel zu sprechen. Ich bedauere, dass es überhaupt notwendig geworden ist, Sie mit dieser Geschichte zu belasten.“

Damit hat er mich deutlich auf meinen Platz verwiesen, dachte Catherine. „Wir wollen das einfach vergessen, nicht wahr? Ist heute nicht ein wundervoller Tag?“

„Ja, wirklich“, äußerte er amüsiert. „Ihr Engländer wollt euch immer über das Wetter unterhalten.“

„Ihr Portugiesen nehmt euren Sonnenschrein eben als selbstverständlich“, gab sie zurück, während sie Butter auf ein Brötchen strich.

„Möchten Sie gern ein englisches Frühstück? Sie brauchen nur ein Wort zu sagen.“

Catherine betrachtete die Köstlichkeiten auf dem Tisch und schüttelte den Kopf. Es gab eine Platte mit hauchdünnen Schinkenstreifen, Toast, frisches und eingemachtes Obst, einen Korb mit süßem Gebäck und einen mit knusprigen Brötchen. „Danke, aber ich glaube, es steht mehr als genug auf dem Tisch. Normalerweise frühstücke ich gar nicht.“

„Das sollten Sie aber. Es ist gesund, den Tag mit einem guten Essen zu beginnen.“

„Das behauptet meine Mutter auch“, erwiderte Catherine. „Wenn ich den Tag immer an einem Ort wie diesem beginnen könnte, mit einer Aussicht wie dieser da draußen, dann würde ich vielleicht frühstücken, aus purem Vergnügen, hier zu sitzen.“

„Mir geht es genauso“, meinte Eduardo sanft. „Aber nicht nur wegen der Aussicht, die ich von Kind an kenne. Für mich besteht das Vergnügen in Ihrer charmanten Gesellschaft.“

„Nicht etwa, weil ich ein Abbild Ihrer Isabel bin?“

Eduardos Miene wurde ernst, „Ich dachte, wir wollen Isabel vergessen? Aber da Sie mich schon fragen, die Antwort lautet nein, das ist nicht der Grund. Die Ähnlichkeit ist groß, sem dúvida, doch es gibt feine Unterschiede. Ihre Züge gleichen ihren, allerdings wirkt Ihr Gesicht entschlossener, Catherine. Isabel besaß nicht diese Stärke, und ihre Oberlippe hatte auch nicht diesen sinnlichen Schwung …“

Catherine errötete. „Bitte! Sie machen mich verlegen.“

Perdoe-me. Das war nicht meine Absicht.“ Rasch wechselte er das Thema und fragte, was sie unternehmen wolle, sobald Ana sich zu ihnen gesellt habe. „Vielleicht möchten Sie Pontalegre besichtigen? Ich muss noch kurz zu Elsa, der Haushälterin der Casa das Camelias, um sicherzustellen, dass für die augenblicklichen Gäste alles vorhanden ist. Doch anschließend könnte ich Sie und Ana zum Mittagessen in ein Restaurant führen. Falls Sie das möchten“, fügte er betont höflich hinzu.

„Sehr gern. Aber bitte machen Sie sich keine Umstände. Ich könnte auch einfach den eigenen Wagen nehmen und mit Ana nach Pontalegre fahren. Dann könnten Sie über Ihre Zeit frei verfügen. Falls Sie das möchten“, ahmte sie ihn nach und lächelte dabei.

Eduardo hielt ihr seine Tasse hin, damit sie ihm noch einmal Kaffee nachschenkte. „Heute ist Sonntag. Sogar jemand wie ich muss einmal entspannen. Bevor Sie gestern ankamen, habe ich wie ein Tier auf dem campo geschuftet. Am Abend habe ich mich dann bis spät in die Nacht in Prozessakten vertieft. Außerdem, da Sie uns nur so kurz besuchen, fordere ich auch ein wenig von Ihrer Zeit, Catherine.“

„Fordern?“

„Manchmal lassen mich meine Sprachkenntnisse im Stich.“ Er strahlte sie an. „Welches Wort würden Sie vorziehen? Bitten? Verdienen? Wünschen?“

Argwöhnisch betrachtete sie ihn. „Sie nehmen mich auf den Arm. Wie wäre es mit einem schlichten ‚Wollen‘?“

„Perfeito“, antwortete er und blickte Catherine dabei so intensiv an, dass sie schnell wegsah.

„Wann wird Ana aufstehen?“

„Quem sabe?“, meinte er. „Bis sie kommt, möchten Sie vielleicht das restliche Haus besichtigen?“

Alle Zimmer, die Catherine noch nicht gesehen hatte, befanden sich im unteren Stockwerk. Eduardo zeigte ihr die Räume, in denen früher der Wein gelagert worden war, und die nun als Schlafzimmer für Ana und ihn dienten. Außerdem gab es ein großes Esszimmer, das im prunkvollen Herrschaftsstil eingerichtet war, mit Möbeln aus dunklem Holz und vielen Wappen an der Wand. Nebenan, in der Küche, stießen sie auf Fernanda, die Gemüse putzte. Sie begrüßte Catherine herzlich und zeigte ihr bereitwillig ihr Reich. Die Küche war vollständig mit, blauen, weißen und gelben Fliesen ausgelegt. Von den Deckenbalken hingen Knoblauch- und Zwiebelstränge, Kräuterbündel und getrocknete Trauben.

Nachdem Eduardo Fernanda mitgeteilt hatte, dass sie mittags auswärts essen würden, begleitete er Catherine zu der Treppe, die zu ihrem Raum führte. Er runzelte die Stirn, als sie die Absicht äußerte, ihr Zimmer aufzuräumen.

„Fernanda kann das erledigen“, entgegnete er.

„Aber das braucht sie nicht. Ich bin sehr wohl fähig, mein Bett allein zu machen.“

„Ich glaube, Sie können sehr viele Dinge allein machen, Catherine.“ Er blickte ihr tief in die Augen und verbeugte sich dabei leicht. Dann sah er ihr nach, wie sie die Treppe hinaufeilte, bis sie außer Sicht war.

Nachdenklich machte Catherine ihr Bett und brachte das Zimmer in Ordnung. Sie fragte sich, ob es klug gewesen war, Anas Einladung überhaupt anzunehmen. Die Quinta das Lagoas war ein wunderschönes Haus, und Anas Freude über ihren Besuch war so offensichtlich, dass sie natürlich gern hier war. Doch sie durfte es nicht zulassen, mit ihrem Bruder zu vertraut zu werden. Sie hatte ihn sich als verheirateten Mann in den besten Jahren vorgestellt. Aber weder das eine noch das andere traf auf ihn zu. Zudem war er der attraktivste Mann, der ihr je begegnet war. Das Klügste war, in seiner Nähe einen kühlen Kopf zu bewahren. Eine unglückliche Liebesgeschichte reichte ein für alle Mal.

Catherine schob ihre Gewissensbisse beiseite, als sie sich zu Ana und Eduardo gesellte, um mit ihnen nach Pontalegre zu fahren. Die kleine, hübsche Stadt mit den eleganten Häusern gefiel ihr sofort. Einige der Häuser mit den verwitterten zimtfarbenen Dächern standen auf der südlichen Seite des Flusses, doch die meisten Gebäude erhoben sich am steilen nördlichen Ufer. Die beiden Stadtteile waren mit einer Brücke verbunden, die noch aus der Zeit der Römer stammte. Nun gab es zu beiden Seiten des Flusses eine breite Sandbank, und flussabwärts war für den Autoverkehr eine moderne Brücke aus Beton gebaut worden, während die antike nur noch von Fußgängern benutzt wurde.

„Und morgen“, erklärte Ana, als Eduardo den Wagen durch enge Gassen fuhr, die von sonntäglichen Spaziergängern wimmelten, „wirst du die Flussufer vor lauter Ständen und Markisen gar nicht mehr sehen können. Alle vierzehn Tage findet hier nämlich eine feira statt. Das ist einer der größten Märkte im Land.“

Catherine stieß einen erschrockenen Laut aus, als Eduardo den Wagen unbekümmert in eine Kopfsteinpflastergasse lenkte, die auf den ersten Blick senkrecht nach oben zu führen schien.

„Entspannen Sie sich“, forderte er sie, mit einem Seitenblick auf ihr versteinertes Gesicht, auf. Doch Catherine wurde erst ruhiger, als sie am höchsten Punkt der Gasse anlangten, die sich dort zu einem kleinen gepflasterten Platz verbreiterte, der von einem großen rechteckigen Gebäude beherrscht wurde. Von der Straße aus blickte man auf eine prächtige Fassade mit Balkonen, während der Rest des Gebäudes hinter Mauern aus Granit verborgen war. Die Architektur sei typisch für Portugal im siebzehnten Jahrhundert, erklärte Eduardo, nachdem sie ausgestiegen waren. Unten wies die Mauer bis auf zwei enge Fenster links und rechts vom Haupteingang keine Öffnungen auf. Im oberen Stockwerk führten eine symmetrische Reihe Türen zu Balkonen hinaus, deren eisengeschmiedete Geländer das Haus wie eine schwarze Spitzenschärpe umgaben.

„Willkommen in der Casa das Camelias“, sagte Eduardo feierlich. Er führte Catherine in eine geräumige, schattige Eingangshalle, während eine Glocke ertönte und ihre Ankunft verkündete.

„Wir wohnen esquerda“, erklärte Ana und wies dabei auf eine Doppeltür, durch die ein Korridor in den linken Flügel führte.

„Die Schlafzimmer für die Gäste sind im rechten Teil des Hauses.“

Dieses Haus machte auf Catherine einen ganz anderen Eindruck als die Quinta. Ehrfürchtig betrachtete sie die Gewehre und Musketen, die über Helmen und Schilden an den Wänden befestigt waren. Überall hingen an den Fenstern die vertrauten Vorhänge, die mit dem Familienwappen bestickt waren, und die Räume, durch Doppeltüren miteinander verbunden, waren mit antiken Möbeln und Kunstobjekten eingerichtet. Es gab auch eine Bibliothek, in der die Regale vom Boden bis zur Decke reichten, mit vielen ledergebundenen Büchern, die offensichtlich sehr alt und wertvoll waren.

„Kommt, wir wollen mit Elsa in unserer kleinen privaten sala Kaffee trinken. Sie werden feststellen, dass sich dieser Raum von all dieser alten, verblichenen Pracht unterscheidet.“

Elsa war eine kräftige, fröhliche Frau, ganz in Schwarz gekleidet. Mit Hilfe von zwei jungen Mädchen aus der Stadt führte sie die Casa das Camelias. Anders als Fernanda war sie nicht in den Genuss von Dona Lauras Privatunterricht gekommen. Trotzdem reichte ihr etwas ungewöhnliches Englisch aus, um ihre Freude auszudrücken, Anas Studienfreundin kennen zu lernen, während sie den Kaffee servierte. Man hielt sich dabei in der wirklich gemütlichen kleinen sala auf. Die Glastüren zum Balkon standen offen und boten einen verlockenden Blick auf den abgeschiedenen Garten hinter den hohen Mauern.

„Du kannst dir den Garten später ansehen“, versprach Ana und schenkte den Kaffee ein. „Wie findest du die Casa das Camelias?“

Eduardo sah sie neugierig an, als sie versuchte, eine Antwort zu formulieren. „Gefällt Ihnen das Haus nicht?“

„Natürlich gefällt es mir. Wie sollte das auch anders sein. Aber ich ziehe die Quinta vor“, gestand sie. „Dieses Haus ist sehr schön, aber es wirkt mehr wie ein Museum als wie ein Heim.“

„Für uns ist es ein Heim“, entgegnete Ana. Sie sprang auf: „Ich muss Elsa noch einiges von Fernanda ausrichten. Com licença, Catherine.“ Sie eilte in die angrenzende Küche und ließ eine spannungsgeladene Stille zurück.

„Tut mir leid, dass Sie sich nichts aus der Casa das Camelias machen“, nahm Eduardo schließlich wieder das Gespräch auf.

Catherine begegnete seinem Blick. „Das stimmt nicht. Es ist ein wunderschönes Haus.“

„Allerdings ist es auch eine Last“, meinte er düster. „Manchmal wünschte ich, ich hätte es nach Pedros Tod verkauft. Damals wurde ich sogar dazu gedrängt.“

„Bedauern Sie es, dass Sie Ihre Karriere als Anwalt aufgegeben haben?“

Er zuckte mit den Schultern. „Es ist sinnlos, etwas zu bedauern, das sich nicht ändern lässt.“

Catherines Miene drückte so viel Mitgefühl aus, dass sich sein Gesichtsausdruck änderte. Seine Augen begannen plötzlich intensiv zu glitzern.

„Was ist los?“, fragte sie rasch.

„Verzeihen Sie mir. Es ist nur, weil Sie so …“

„Weil ich Isabel so ähnlich sehe?“ Catherine funkelte ihn wütend an, und als er daraufhin lachte, fühlte sie, wie ihr das Blut in die Wangen stieg.

Langsam stand Eduardo auf und während er sie nicht aus den Augen ließ, setzte er sich auf das Sofa neben Catherine. „Ich wollte gerade sagen, dass Sie wirklich sehr schön sind. Und zwar Sie“, betonte er. „Miss Catherine Ward aus England, von der ich so viel gehört habe, die ich jedoch erst gestern Abend zum ersten Mal traf. Das kommt mir irgendwie merkwürdig vor, denn eigentlich habe ich das Gefühl, ich würde Sie schon gut kennen.“

Sie rückte ein wenig von ihm ab. „Das meinen Sie nur wegen Isabel“, sagte sie leicht nervös.

„Wir wollen Isabel vergessen.“ Er griff nach ihrer Hand und zog sie an die Lippen. Doch Catherine sprang auf und ging ans andere Ende des Zimmers zum Fenster.

„Ich wollte, ich könnte das“, äußerte sie hitzig und drehte ihm den Rücken zu.

Sie hörte, wie Eduardo aufstand. Jeder Nerv in ihrem Körper war angespannt, als er dicht hinter ihr stand, so dicht, dass sie seine Wärme durch den Stoff ihrer Bluse fühlen konnte und seinen heißen Atem im Nacken spürte. Catherine blieb regungslos stehen. Ihr Herz klopfte heftig. Bestimmt würde er sie gleich in die Arme nehmen. Stattdessen stieß er jedoch einen leisen Fluch aus und zog sich gerade noch rechtzeitig zurück, bevor Ana ins Zimmer stürzte. Sie verkündete, Elsa wolle nichts davon hören, dass sie zum Mittagessen in ein Restaurant gingen, und bestünde darauf, ihnen eine leichte Mahlzeit zuzubereiten. Das Essen sei in einer Stunde fertig.

„In der Zwischenzeit“, schlug Ana vor, „werden wir dir die Stadt zeigen.“

„Haben Sie Lust, Catherine?“, erkundigte sich Eduardo.

„Sehr“, versicherte sie und hoffte, ihr Lächeln würde die tiefe Enttäuschung verbergen, die sie wegen der Störung empfand.

Als sie sich zu Fuß auf den Weg machten und durch die gepflasterten Gassen spazierten, hielt Catherine sich dicht bei Ana. Sie hatten den festen Vorsatz, sich so weit wie möglich von Eduardo entfernt zu halten. Ein Blick von ihm in ihre Richtung bewies ihr jedoch, dass er ihre Absicht durchschaute.

Er machte sie auf verschiedene Kirchen und Wahrzeichen der Stadt aufmerksam und zeigte ihr den früheren Gefängnisturm, der erst seit kurzer Zeit in eine Bibliothek umgewandelt worden war.

Es war sehr angenehm, die Alleen mit den Platanen am Ufer des Flusses entlang zu wandern. Catherine fühlte sich überraschend heimisch, als sie sich unter die Leute mischten, die aus den verschiedenen Kirchen drängten und sich im Sonnenschein gemächlich auf den Heimweg machten.

„Wollen wir auf dem praça etwas trinken?“, fragte Eduardo, als sie sich auf den Rückweg machten. Doch Ana schüttelte entschieden den Kopf.

„Elsa wird das Essen fertig haben. Außerdem dürfen wir uns nicht verspäten, weil Carlos heute Abend mit uns auf der Quinta isst. Er freut sich darauf, Catherine kennen zu lernen.“

Eduardo tippte seine Schwester scherzhaft mit dem Finger an. „Vielleicht liebt er dich nicht mehr, wenn er erst deine hübsche Freundin sieht.“

„Das ist schon möglich, sem dúvida“, gab Ana gelassen zu.

„Ich habe doch nur gescherzt, rapariga“, versicherte er ihr. „Kommt jetzt, meninas, lasst uns zurück zum Haus gehen. Ich möchte Elsa nicht verärgern, besonders“, fügte er ernst hinzu, „wo ich doch nun bald verlassen werde und das Geschäft allein führen muss. Ich werde in doppelter Hinsicht abhängig sein. Einmal von Elsa und einmal von Fernanda.“

„Haben Sie bis jetzt denn noch keinen Ersatz für Ana finden können?“, erkundigte sich Catherine.

„Niemanden“, erklärte Ana lachend. „Er ist wirklich sehr schwer zufrieden zu stellen. Deshalb ist er auch noch immer solteiro. Keine Frau hat bis jetzt seinen Ansprüchen genügt.“

Eduardo warf seiner Schwester einen warnenden Blick zu, als sie die steile Gasse hoch zur Casa das Camelias stiegen. „Ich hatte noch keine Zeit, mir eine Frau zu suchen“, sagte er kurz. „Außerdem bin ich sicher, dein Gast interessiert sich nicht für solch ein langweiliges Thema.“

Falsch, dachte Catherine und folgte Ana ins Haus. Das Thema interessierte sie mehr, als das der Fall sein sollte.

Das einfache Essen wurde im formellen Esszimmer eingenommen, dessen glänzender Fußboden aus grauen und rosa Granitplatten bestand.

„Wird hier dein Hochzeitsessen stattfinden?“, wollte Catherine wissen.

„Oh, nein“, entgegnete Ana. „Dazu werden zu viele Gäste kommen. Das Buffet wird draußen im Hof aufgebaut, der am Abend beleuchtet ist. Und nach dem Essen wird getanzt.“

„Wie Sie feststellen werden“, bemerkte Eduardo trocken, „wird Anas Hochzeit wahrscheinlich keiner gleichen, die Sie bisher erlebt haben, Catherine.“

Während Eduardo sich mit Elsa beriet, nahm Ana die Freundin nach dem Essen mit nach draußen, um ihr den Garten zu zeigen.

Entlang des Hauses verlief ein Säulengang, der zum Hof führte, wo der Empfang stattfinden sollte. Die Pfeiler, an denen noch die originalen Eisenringe befestigt waren, die man früher zum Anbinden der Pferde benutzt hatte, waren mit Kletterpflanzen bewachsen, die im hellen Licht der Nachmittagssonne vor den weißen Hauswänden rötlich leuchteten. Catherine hatte ihren Fotoapparat dabei, aber sie durfte von der Szene nur zwei Bilder machen, bevor Ana sie weiterdrängte zu einer Steintreppe, die von einer Ecke des Hofes aus in den eigentlichen Garten hinaufführte. Der größte Teil des Gartens war nämlich auf derselben Ebene wie das obere Stockwerk des Hauses angelegt.

Beim Anblick der vier großen Kameliensträucher, die dicht nebeneinander gepflanzt waren, stieß Catherine einen bewundernden Laut aus. Sie bildeten ein natürliches Schattendach für eine Gruppe Stühle vor einem kleinen Teich. Catherine sah sich alles an und machte von jedem Winkel des Gartens Aufnahmen, bis Ana sie stoppte.

„Es ist Zeit, Eduardo zu unterbrechen“, meinte sie mit einem Blick auf die Armbanduhr. „Wir müssen sofort losfahren, damit ich noch genügend Zeit habe, mich auf der Quinta für Carlos schön zu machen.“

Catherine lachte, während sie in das kühle, schattige Haus zurückgingen. „Das dauert doch nicht stundenlang, Ana. Du siehst auch so wirklich hübsch aus.“

Zu Catherines Überraschung warf ihr Ana einen sehr ernsten Blick zu. Sie stiegen gerade die Stufen zum oberen Stockwerk hinauf „Mir bleibt nur noch sehr wenig Zeit, um so etwas zu tun, Catherine. Nur noch, solange ich solteira bin. Sobald ich mit Carlos verheiratet bin, das weiß ich genau, wird sich mein Leben ändern. Aber in diesen letzten Tagen vor der nupcial möchte ich so viel wie möglich für mein Aussehen tun. Ich will, dass mein noivo jedes Mal, wenn er mich sieht, ungeduldiger wird, mich zu besitzen. Alles soll vollkommen sein, wenn wir das erste Mal als Mann und Frau zusammen sind.“

Besorgt schwieg Catherine einen Moment lang, dann sagte sie: „Ach, Ana, erwarte nur nicht zu viel. Nicht beim ersten Mal.“

Ana schlang den Arm um Catherines Taille und drückte sie fest an sich. „Für mich wird es wundervoll sein. Für dich, mit einem Liebhaber wie Dan“, sagte sie mit erschreckender Deutlichkeit, „das wusste ich gleich, konnte es das nicht werden, querida. Er war einfach ein ichbezogener Junge und deiner nicht wert. Mein Carlos ist ein Mann und ganz anders.“

Catherine fiel es schwer, Anas Worte zu vergessen. Auf der Rückfahrt zur Quinta blieb sie so schweigsam, dass Eduardo sie immer wieder von der Seite her betrachtete, während er fuhr, und schließlich fragte, ob sie sich nicht wohl fühle.

Sie versicherte ihm, ihr gehe es gut, und begann plötzlich lebhaft über den Garten der Casa das Camelias zu sprechen. Eduardo hörte ihr eine Weile höflich zu, bis er sich erneut erkundigte, ob irgendetwas nicht in Ordnung sei. Catherine warf einen Blick auf Ana, die auf dem Rücksitz lag und schlief.

„Ich mache mir Sorgen wegen Ana“, gab sie leise zu.

„Weil sie erwartet, wie im Märchen immer glücklich zu sein?“ Eduardo lächelte beruhigend. „Machen Sie sich keine Gedanken, Catherine. Wenn Sie Carlos kennen lernen, werden Sie sehen, dass sie sich den richtigen Mann ausgewählt hat.“

„Da bin ich froh.“ Catherine betrachtete ihre Hände. „Ich hoffe nur, er weiß ihre Gefühle zu schätzen.“

„Sie meinen ihr Streben nach Vollkommenheit?“

Erschrocken sah sie ihn an. „Sie haben unser Gespräch auf der Treppe gehört?“

Er wirkte ein wenig verlegen. „Ja. Es war nicht meine Absicht zu lauschen.“

Abrupt wandte sie sich ab.

„Ihr Gespräch drang bis in die Eingangshalle der Casa. Anas hohe Meinung von der Hochzeitsnacht war nicht zu überhören.“ Eduardo warf ihr einen nervösen Seitenblick zu. „Außerdem habe ich auch ihre Bemerkung über Ihren noivo gehört – und die Art Ihrer Beziehung. Catherine, bitte schämen Sie sich nicht …“

„Schämen?“ Wütend wandte sie sich ihm wieder zu. „Ich schäme mich überhaupt nicht wegen meiner Beziehung zu Dan, die Sie im Übrigen nichts angeht.“

„Vergeben Sie mir, Catherine“, bat er rasch. „Ich wollte Sie nicht kränken. Vergessen Sie nicht, dass ich schon lange keine Gelegenheit mehr hatte, Ihre Sprache zu sprechen. Ich verwende nicht immer die richtigen Worte. Tut mir leid.“

Catherine schwieg verärgert. Sie war wütend auf sich selbst, weil sie es zuließ, dass Eduardo Barroso sie so leicht verletzen konnte. „Mir tut es auch leid, dass ich so grob war“, meinte sie schließlich ein wenig steif und zwang sich zu lächeln. „Wissen Sie, ich bin ziemlich müde. Das muss an dieser wunderbaren Luft liegen. Vielleicht ruhe ich mich vor dem Dinner noch etwas aus.“

Eduardo setzte eine höfliche Maske auf, als er auf den Weg zur Quinta das Lagoas einbog. „Pois é. Sie können tun, was Sie möchten, Catherine. Wir werden nicht vor acht Uhr essen.“

„Chegamos?“, fragte eine schläfrige Stimme von hinten, als Eduardo durch den Torbogen fuhr. „Sind wir schon da?“

4. KAPITEL

Die kleine Szene mit Eduardo im Auto hatte Catherine stärker aufgeregt, als sie das für möglich gehalten hatte. Deshalb beschloss sie, die Zeit bis zum Abendessen mit der Lektüre eines der Taschenbücher zu verbringen, die sie am Flughafen gekauft hatte. Doch sobald sie sich ins Bett gelegt hatte, schlief sie ein.

Völlig desorientiert wachte sie im Dunkeln auf, weil jemand eindringlich an die Schlafzimmertür klopfte.

„Catherine!“, rief Ana, „Ist alles in Ordnung?“

Catherine gähnte und meinte schläfrig: „Komm herein.“ Sie tastete nach der Nachttischlampe und fuhr dann erschrocken hoch. „Ach, du liebe Zeit, sieh nur, wie spät es ist.“

„Ich war schon einmal hier“, erklärte Ana. „Aber als ich kein Licht sah, dachte ich, du schläfst noch. Eduardo meinte, man solle dich nicht stören, weil du müde seist.“ Sie setzte sich auf den Bettrand. „Falls du sehr müde bist, könntest du das Essen auf einem Tablett ans Bett gebracht bekommen, querida.“

Einen Augenblick lang war Catherine geneigt, diesen Vorschlag anzunehmen. Die Vorstellung, Eduardo den ganzen Abend aus dem Weg gehen zu können, war verlockend. Aber auch feige. Sie schüttelte den Kopf und schlüpfte aus dem Bett. „Natürlich nicht, Ana. Ich brenne doch darauf, deinen Bräutigam kennen zu lernen.“ Bewundernd betrachtete sie das jadegrüne Kleid ihrer Freundin. „Du siehst toll aus. Gib mir zwanzig Minuten. Ich verspreche zwar nicht, so fantastisch auszusehen wie du, aber ich werde mir Mühe geben, Senhorita Barroso.“

„Bobagem!“, sagte Ana und umarmte sie. „Nimm dir so viel Zeit, wie du willst. Wir sind in der sala. Ich habe Fernanda dazu gebracht, das Abendessen dort zu servieren, statt unten, wie sonst, Até jà.“

Catherine duschte zwei Minuten lang kalt. Dann nahm sie sich fünf Minuten, um das Haar zu trocknen, und zog rasch einen apricotfarbenen Leinenrock und eine schlicht geschnittene weiße Bluse an. Anschließend bürstete sie ihr Haar und steckte es locker auf. Sie schminkte sich dezent und benutzte ein wenig Parfüm. Als irgendwo im Haus eine Uhr acht Mal schlug, schlüpfte sie in die zum Rock gehörige apricotfarbene Jacke, zog Pumps an und befestigte große Bernsteinohrringe an den Ohren. Dann atmete sie tief ein, um sich zu beruhigen.

Schüchternheit war etwas ganz Neues für Catherine. Sobald sie unten an den Treppenstufen anlangte, blieb sie reglos stehen und verspürte den starken Wunsch, Müdigkeit vorzuschützen und wieder zurück in ihr Zimmer zu laufen. Alles schien ihr besser, als Eduardo Barroso erneut gegenüberzutreten. Sie hielt den Atem an und blieb wie angewurzelt stehen. Ihr Gastgeber, erschreckend vornehm in einem formellen schwarzen Anzug, stand an der Doppeltür zur Sala. Er schloss die Tür leise hinter sich, blickte einen Moment lang schweigend durch den Raum auf Catherine und kam dann auf sie zu.

Unsicher lächelte Catherine ihn an. „Guten Abend.“

Boa tarde, Catherine“, sagte er schließlich und machte eine ungläubige Geste. „Ich bin erstaunt.“

„Erstaunt?“

„Ana sagte, sie hätten vor einer halben Stunde noch geschlafen, als sie in Ihr Zimmer kam.“

„Das stimmt.“

„Und jetzt sind Sie schon hier. Nicht nur pünktlich, sondern auch die reinste Augenweide.“

Catherine entspannte sich, weil sie sich nach seinem Kompliment besser fühlte.

„Ich bin sicher, Carlos wäre Ihnen dankbar, wenn Sie Ana in dieser Kunst unterwiesen.“ Er lachte. „Sonst besteht sein Leben sicher zum großen Teil darin, wie ein eingesperrter Löwe im Zimmer auf und ab zu wandern, wie das heute Abend der Fall war.“

„Aber Ana war doch längst fertig.“

Eduardo zuckte die Schultern. „Nachdem sie mit Ihnen gesprochen hatte, kehrte sie in ihr Zimmer zurück, um ihre Frisur zu richten. Seit Carlos kam, bemühte er sich, mit mir ein intelligentes Gespräch zu führen, während er dabei ständig auf die Uhr sah. Als Ana dann endlich erschien, hatte ich Mitleid mit ihm und beschloss, hier auf Sie zu warten. Ich habe Sie ganz bestimmt nicht so bald erwartet.“

„Jetzt wo ich da bin, sollten wir den beiden nicht Gesellschaft leisten?“

„Nach einer kleinen Weile. Gönnen Sie ihnen einen Augenblick allein.“ Bedeutsam sah er sie an. „Außerdem bin ich froh, mit Ihnen unter vier Augen zu sprechen. Ich würde gern wissen, ob Sie mir verziehen haben.“

Sie verkrampfte sich erneut. „Verziehen?“

„Sie wissen schon weshalb, Catherine. Ich hätte Ihnen nicht verraten sollen, dass ich Ihr privates Gespräch mit Ana mitangehört habe. Natürlich waren Sie verlegen und wütend. Ich entschuldige mich dafür.“

„Ich war nicht wütend, weil Sie gelauscht haben. Ihre Schlussfolgerung, es gäbe etwas, wofür ich mich schämen könnte, ärgerte mich.“

Er kam näher. „Das weiß ich.“ Er sah sie mit seinen dunklen, funkelnden Augen intensiv an. „lch habe mich schlecht ausgedrückt, weil …“ Auf seinem Gesicht erschien ein Ausdruck, als mache er sich über sich selbst lustig. „Sie können darüber lachen, aber als ich hörte, dass Sie und dieser Mann ein Liebespaar waren, empfand ich Eifersucht.“

Verblüfft sah Catherine ihn an. „Das kann nicht Ihr Ernst sein.“

„Warum nicht?“

„Wir haben uns doch gerade erst kennen gelernt.“

„Das kommt mir aber gar nicht so vor.“

„Weil ich wie Isabel aussehe?“

„Nein! Ich denke nicht mehr an sie, wenn ich Sie sehe. Für Isabel habe ich als Jugendlicher geschwärmt. Ich verehrte sie.“ Er nahm Catherines Hand und sah ihr tief in die Augen. „Würde ich Sie beleidigen, Catherine, wenn ich gestehe, dass meine Gefühle für Sie mehr sind als die eines Mannes für eine Frau, die er erst so kurze Zeit kennt!“

Schweigend sahen sie einander an. Catherine versuchte ihre Reaktion auf seine Berührung zu verbergen. Doch seine Finger umschlossen fester ihre Hand, und langsam beugte er sich zu ihr nieder.

Plötzlich befreite sich Catherine. „Das ist ein Missverständnis“, erklärte sie kühl. „Sie missverstehen, was Sie mitangehört haben. Ich bin nicht zu haben für … für das, was Sie im Sinn haben.“

Wütend blitzten Eduardos Augen. „Woher wollen Sie wissen, was ich im Sinn habe?“

„Dasselbe wie die meisten Männer, stelle ich mir vor.“

„Sie scheinen nicht gerade gute Erfahrungen mit meinem Geschlecht gemacht zu haben.“ Verächtlich verzog er den Mund. „Ich schwöre Ihnen, Sie werden unbehelligt in Ihrem Bett schlafen, Catherine. Als Gast in meinem Haus haben Sie nichts zu befürchten.“

Sie beruhigte sich etwas. „Danke. Ich bin erleichtert.“

„Aber ich müsste lügen, wenn ich leugnen würde, dass mein Blut in Wallung gerät, jedes Mal, wenn ich Sie sehe. Und ich schätze nicht nur Ihre Schönheit, sondern auch Ihre Intelligenz. Verstehen Sie, diese Eigenschaft bewundere ich am meisten bei einer Frau. Außerdem ist es lange Zeit her, seit ich ein hitzköpfiger Student war, der nur die eigenen Interessen im Sinn hatte.“ Er lächelte unsicher. „Das war eine lange Rede. Bestimmt habe ich Sie gelangweilt.“

„Nein“, erwiderte sie rasch. „Ich habe einen falschen Schluss gezogen. Tut mir leid. Außerdem danke ich Ihnen wirklich sehr für das Kompliment. Über die Intelligenz, meine ich.“

Eduardo gefährdete ihre hart erkämpfte Position, indem er ihre Hand an seine Lippen zog, bevor er sie durch das Zimmer führte. Als er den großen Eisenknauf an der Tür zur Sala drehte, warf er Catherine einen schalkhaften Blick zu. Dann rüttelte er nachdrücklich an der Tür, ehe er sie öffnete und Catherine in den Raum geleitete zu dem Paar, das ganz offensichtlich gerade auseinander gefahren war.

Die leicht zerzauste Ana lief auf Catherine zu und nahm sie bei der Hand. „Komm, ich will dir Carlos vorstellen“, meinte sie ein wenig atemlos.

Der schlanke junge Mann, der mit ausgestreckter Hand auf Catherine zukam, war viel dunkelhäutiger als die Barrosos. Er hatte schwarzes, gelocktes Haar und strahlend weiße Zähne, die durch den dunklen Teint besonders zur Geltung kamen. Seine Gesichtszüge waren energisch und gleichzeitig so offen, dass Catherines Sorge um Ana verschwand, sobald Carlos da Cunha sie begrüßte. Er sprach Englisch mit starkem Akzent und erklärte Catherine, wie sehr er sich freue, endlich Anas schöne Freundin kennen zu lernen.

„Eduardo meinte, dass du mich vielleicht nicht mehr willst, wenn du erst Catherine gesehen hast“, berichtete ihm Ana.

Leicht belustigt und mit einem übermütigen Glitzern in den Augen, wandte er sich zu Ana um. „Das wäre möglich, de certeza“, gab er zu. „Da nun aber leider schon alles arrangiert ist, bleiben wir wohl am besten bei unserer casamento.“

„Du hättest sagen sollen, dass niemand schöner sei als ich“, beschwerte Ana sich lachend.

Porquê? Du weißt doch, dass das für mich gilt“, erwiderte er schlicht. Dann verneigte er sich leicht in Catherines Richtung. „Falls deine Freundin mir vergibt.“

„Das tue ich.“ Catherine lächelte eingenommen von dem natürlichen Charme von Anas Verlobtem. Beim Anblick des verliebten Paares empfand sie mehr als nur ein bisschen Sehnsucht. Doch je weiter der Abend voranschritt, desto mehr wurde ihr bewusst, dass sie selbst ebenfalls glücklich war, und irgendwie schien dieses Gefühl mit dem kurzen Zwischenspiel in Zusammenhang zu stehen, das sich vorhin zwischen ihr und Eduardo ereignet hatte.

Die Unterhaltung bei Tisch verlief sehr lebhaft. Man verstand sich gut, und Eduardos Vorschlag, Catherine, Carlos und er könnten sich doch eigentlich duzen, wurde mit Beifall aufgenommen. Hin und wieder verfiel Carlos in seine Muttersprache. Dann bat er Ana zu übersetzen, was viel zur allgemeinen Heiterkeit beitrug. Die übermütige Ana tendierte nämlich dazu, sehr frei zu interpretieren, was er gesagt hatte.

„Ich gebe es auf, Ana zu rügen“, erklärte Eduardo lachend. „Bald schon wirst du die Verantwortung für sie haben, Carlos.“

Der zukünftige Ehemann machte den Eindruck, als würde er diesen Umstand mehr als alles andere in der Welt herbeisehnen. Trotzdem konnte Ana sich nicht verkneifen, auf Eduardos Neckerei zu antworten.

„Warte nur, du wirst mich schon noch vermissen, wenn du erst ganz allein den Schreibkram erledigen musst“, versprach sie ihrem Bruder.

Er seufzte. „Quem sabe? Vielleicht findet sich ja doch noch jemand Geeignetes für den Posten, bevor sich ein Problem entwickelt.“

„Er wartet auf Miss Perfekt“, kicherte Ana, als sie vom Tisch aufstanden, um vor dem Kamin Kaffee zu trinken.

Carlos war sehr interessiert zu hören, was Catherine seit dem Studium gemacht hatte. Doch offensichtlich war es für ihn rätselhaft, wie ein Mädchen es vorziehen konnte, Mode an reisende Urlauber zu verkaufen, statt einen Beruf zu suchen, der mehr mit der Ausbildung zu tun hatte. Schließlich ergab sich für Catherine die Gelegenheit, ihre übliche Erklärung abzugeben, sie wolle noch etwas von der Welt kennen lernen, bevor sie sich niederließ.

„Außerdem wollte Catherine auch über eine unglückliche Liebesgeschichte hinwegkommen“, verkündete Ana und wurde plötzlich rot, als sie Eduardos missbilligendes Stirnrunzeln bemerkte. „Entschuldige, querida“, wandte sie sich zerknirscht an Catherine. „Ich fürchte, ich habe einen zu großen Mund, não é?“

„Nein, meine Liebe“, erwiderte Catherine leichthin. „Schließlich stimmt es ja, was du gesagt hast. Und als Heilmittel war das Reisen sehr wirkungsvoll. Ich habe hart gearbeitet, viele interessante Menschen getroffen und dazwischen eine Reihe weit entfernter Orte gesehen, an die ich sonst wohl nie gekommen wäre.“

„Wo bist du denn schon überall gewesen?“, fragte Carlos rasch, um von Eduardos Ärger auf Ana abzulenken.

„Nun, in den meisten Mittelmeerhäfen und auf den beliebtesten Inseln in der Karibik. Leider bin ich nie im Fernen Osten gewesen.“

Auf Anas Drängen hin berichtete Catherine schließlich von ihren Reisen und über das Leben an Bord. „Aber nun“, meinte sie nach einer Weile energisch, „haben wir genug von mir gesprochen. Erzähle mir doch über deine Pläne, Carlos, dein Haus für Gäste herzurichten.“

Dieses Thema lag Carlos natürlich sehr am Herzen, und deshalb fing er an, detailliert zu beschreiben, was er alles vorhatte. Er endete, indem er Catherine drängte, doch wieder Urlaub in Portugal zu machen und sich dabei selbst zu überzeugen, wie Ana und er sich auf der Quinta da Floresta eingerichtet hätten. „Ich weiß, wie nett du zu Ana warst, als es ihr nicht gut ging“, äußerte er sanft. „Unser Haus ist deshalb immer auch deines, sooft du kommen willst.“

Catherine war tief gerührt und versprach, eines Tages ganz bestimmt zu Besuch zu kommen.

„Hattest du schon immer das Ziel, Karriere zu machen?“, wollte Eduardo wissen.

„Mehr oder weniger.“

„Und im Augenblick gibt es keinen Mann in deinem Leben?“, fragte Carlos interessiert.

„Nein“, erwiderte Catherine. „Ich habe nicht so viel Glück wie Ana. Ich warte noch immer auf den Richtigen.“

Als Carlos verständnislos dreinsah, fing Ana an zu lachen. Sie sprang auf und reichte ihm die Hand. „Komm, meu amor. Ich werde dir das erklären, während ich dich zum Auto bringe.“

Der Eifer des jungen Mannes, ihr zu folgen, war so offensichtlich, dass Catherine ein Lachen unterdrückte, als sie Eduardos amüsiertem Blick begegnete. Carlos wünschte gute Nacht, dankte Eduardo für die Gastfreundschaft und küsste Catherines Hand.

Eduardo sah auf die Uhr. „Da deine Hochzeit schon bald stattfindet, Ana, erlaube ich dir einige zusätzliche Minuten, um dich zu verabschieden.“

Ana machte spöttisch einen Knicks. „Que irmão bondoso. Mein Bruder ist wirklich nett“, meinte sie zu Catherine und verdrehte dabei die Augen nach oben. „Findest du, ich brauche seine Erlaubnis, um meinem Verlobten gute Nacht zu wünschen?“

„Die brauchst du ganz bestimmt, wenn das wieder die halbe Nacht dauern sollte“, gab Eduardo zurück und winkte sie fort. „Geh, bevor ich meine Großzügigkeit bereue. Darf ich dir noch etwas zu trinken anbieten, Catherine?“, fragte er, als die beiden Liebenden vergnügt verschwunden waren.

„Keinen Wein mehr, danke. Könnte ich vielleicht ein Tonic Water haben?“

„Natürlich.“ Er ging zu einem Nebentisch und kehrte mit eisgekühltem Tonic Water und einem kleinen Whisky für sich selbst zurück. „Ich erlaube mir den Luxus, dein Geschenk zu probieren, Catherine. Saúde!“

Sie prostete ihm ebenfalls zu und hoffte, Ana möge sich beeilen, als Eduardo sich neben sie auf das Sofa setzte. Jetzt, wo sie allein waren, herrschte eine ganz andere Atmosphäre im Zimmer, und irgendwie lag Spannung in der Luft. Still und reglos blieb Catherine sitzen und blickte geradeaus. Im äußeren Blickwinkel konnte sie Eduardos Hand erkennen, in der er das Whiskyglas hielt, und seinen weißen Ärmelaufschlag mit dem goldenen Manschettenknopf, der im Licht der Lampe neben dem Sofa schimmerte. Das Gefühl seiner Nähe verwirrte sie, sodass ihre Hand zu zittern begann und die Eiswürfel in ihrem Glas klirrten.

„Catherine?“

„Ja?“ Sie stellte das verräterische Glas beiseite, ohne ihn anzusehen.

„Irgend etwas beunruhigt dich. Willst du, dass ich dich allein lasse, während du auf Ana wartest?“

„Natürlich nicht.“

„Dann sieh mich an.“

Der entschiedene Ton in seiner Stimme bewirkte, dass Catherine den Kopf wandte. Ihr Puls beschleunigte sich, als sie dem zärtlichen Blick seiner Augen begegnete. Er sah auf die Uhr und lächelte.

„Nun kennen wir uns schon fast zweiunddreißig Stunden, Catherine. Bald schon können wir uns alte Freunde nennen.“

„Das würde niemand tun.“

„Machst du dir etwas aus der Meinung anderer Leute?“

„Sicher, wenn es Leute sind, die mir etwas bedeuten.“

„Gibt es jemanden in England, der dir so viel bedeutet?“, fragte er ernst und betrachtete dabei sein Glas.

„Meine Mutter und eine ganze Menge Freunde.“

„Aber keinen Geliebten?“

Catherine nahm einen Schluck von ihrem Wasser. „Eduardo, wir wollen etwas klarstellen. Dein Englisch ist außerordentlich gut. Dona Laura wäre bestimmt stolz auf dich. Aber ich weiß nicht, was du mit dem Wort Geliebter meinst. Diese Bezeichnung setzt eine sehr viel engere Beziehung voraus, als ich sie jemals zu einem Mann hatte.“

Eduardo runzelte die Stirn, bis seine Brauen eine Linie bildeten. „Was war dann mit diesem Dan, von dem ich hörte?“ Er machte eine kurze Pause. „Oder findest du, diese Frage geht zu weit und dass mich das auch nichts angeht?“

Nachdenklich sah Catherine ihn an. „Ich verspreche, das nie wieder zu sagen. Aber du verstehst nicht, dass Dan nur ein Freund war. Das ist alles. Unsere Beziehung bestand lediglich aus einer Collegeromanze. Ich war nur zu unerfahren, um das rechtzeitig zu merken.“

Eduardo rückte näher und nahm ihre Hand. „Weshalb warst du dann so unglücklich, dass du durch die Welt reisen musstest, um darüber hinwegzukommen?“

„Nun, damals hielt ich diese Sache für wichtig. Eigentlich hatte ich gar keinen richtigen Liebeskummer. Lediglich mein Stolz war verletzt.“ Sie zog die Hand weg, weil rasche Schritte auf der Veranda zu hören waren. Eduardo stand auf, als seine leicht erhitzte Schwester mit einem rätselhaften Glitzern in den Augen hereinkam.

„Na, hast du dich endlich losgerissen?“

„Ich bin sicher, du hast mich in Catherines Gesellschaft nicht vermisst“, äußerte Ana keck und ordnete sich das Haar. „Und bald, querido irmão, brauchst du dich nicht mehr um mich zu sorgen. Dann werde ich Senhora da Cunha sein, se Deus quizer.“

„Das hoffe ich wirklich“, spottete Eduardo. „Armer Carlos.“

Nada armer Carlos“, widersprach sie und tanzte durch das Zimmer. „Glücklicher Carlos!“ Mitten im Raum blieb sie plötzlich mit ernstem Ausdruck auf dem lebhaften Gesicht stehen. „Und außerdem glückliche Ana Maria. Er wird ein sehr guter Ehemann sein.“

„Das weiß ich“, meinte Eduardo trocken. „Sonst würde ich dir nicht erlauben, ihn zu heiraten. Komm her.“ Zärtlich umarmte er sie. „Und du wirst ihm eine gute Frau sein, rapariga. Möchtest du jetzt gern etwas trinken?“

Não obrigado, Eduardo.“ Ana gähnte, bevor sie Catherine auf die Wange küsste. „Vergib mir, querida. Ich bin mit einem Mal so müde. Bist du mir böse, wenn ich ins Bett gehe?“ Sie warf ihrem Bruder einen übermütigen Blick zu. „Bestimmt ist Eduardo traurig, wenn ich euch verlasse. Aber vielleicht hast du Mitleid mit seiner Einsamkeit.“

Catherine strich über ihre Wange und ignorierte die versteckte Aufforderung. „Natürlich bin ich dir nicht böse. Ich werde selbst bald zu Bett gehen.“

„Obwohl du heute Nachmittag so lange geschlafen hast?“ Ana schüttelte ungläubig den Kopf „Ich finde, du solltest noch eine Weile aufbleiben. Was denkst du, Eduardo?“

„Dass du deinem Gast selbst überlassen solltest, was er tun möchte“, erwiderte er streng. „Geh ins Bett, Ana. Boa noite.“

Sobald Ana den Raum verlassen hatte, trank Catherine rasch ihr Glas aus. „Ich sollte ebenfalls schlafen gehen.“

„Bist du müde?“

„Nicht besonders“, gab sie zu. „Aber ich habe verschiedene Bücher mitgebracht. Falls ich nicht einschlafen kann, werde ich lesen. Übrigens musst du doch selber müde sein.“

Eduardo verneinte. Als sie sein Angebot, noch etwas zu trinken, ausschlug, schenkte er sich selbst einen Fingerbreit Whisky ein. Dann setzte er sich Catherine gegenüber in einen Sessel. „Es ist noch nicht einmal elf Uhr. Ich gehe selten vor Mitternacht ins Bett, meistens sogar erst viel später. Willst du mir nicht doch noch ein paar Minuten Gesellschaft leisten, während ich diesen ausgezeichneten Whisky genieße?“

Irgendetwas in seinem Ton machte es Catherine unmöglich abzulehnen, selbst wenn sie das gewollt hätte. Aber eigentlich gab es im Augenblick nichts, wonach sie sich mehr sehnte, als in diesem wunderschönen Zimmer in der Gesellschaft dieses gebildeten, gut aussehenden Mannes zu bleiben, der so erfreulich deutlich zeigte, dass er sich von ihr angezogen fühlte. Außerdem, dachte sie traurig, werde ich ja nur kurz hier bleiben. Sobald sie die Quinta das Lagoas einmal verlassen hatte, wäre es sehr unwahrscheinlich, dass sie in ihrem Leben noch einmal einem Mann wie Eduardo Barroso begegnen würde.

„Da du noch nicht gegangen bist, fasse ich das als Einverständnis zu bleiben auf“, unterbrach er ihre Gedanken. „Oder willst du nicht mit mir allein bleiben?“

„Nein, im Gegenteil.“ Sie lächelte freundlich. „Ich fühle mich geehrt und bin gern mit dir zusammen.“

Sein Blick verwirrte sie. „Ich freue mich, dass dir meine Gesellschaft genauso angenehm ist wie mir deine. Aber du brauchst keine Angst zu haben. Ich fasse dein Eingeständnis nicht als Erlaubnis auf, dich zu lieben, so gern ich das auch tun würde.“ Er zuckte leicht mit den Schultern. „Ich erzähle dir das nur, verstehst du, weil ich mir wünsche, dass wir zueinander offen sind.“

Catherine nickte. Sie war jetzt viel entspannter. „Das geht mir auch so. Ich gebe zu, dass mir dieser Gedanke nicht gerade unangenehm ist. Nein!“ Sie hob abwehrend die Hand, als Eduardo Anstalten machte, aus dem Sessel aufzuspringen. „Ich will damit nur ausdrücken, dass die Anziehung auf Gegenseitigkeit beruht.“

Eduardo saß gespannt wie eine Feder im Sessel und sah sie mit einer Intensität an, die Catherine erröten, ließ. „Du verrätst mir das und erwartest, dass ich Abstand halte? Ich bin kein hitzköpfiger Jugendlicher mehr, Catherine, doch ich bin schließlich ein Mann.“

Sie seufzte. „Das habe ich bemerkt. Aber, Eduardo, gerade weil du ein erwachsener Mann bist, wirst du doch verstehen, dass es unklug wäre, sich in der kurzen Zeit, die ich hier bin, auf eine Affäre einzulassen.“

„Dazu ist es schon zu spät“, behauptete er. „Ich glaube, das weißt du selbst sehr gut. Vom ersten Augenblick an, als ich dich bei deiner Ankunft in den Armen hielt, bestand zwischen uns ein Band.“

„Aber doch nur, weil ich wie Isabel Cardoso aussehe.“

Eduardo warf ihr einen triumphierenden Blick zu. „Não, senhora. Als ich dich aus dem Wagen hob, hattest du ein Tuch über dem Haar und eine Sonnenbrille auf. Das meiste von deinem Gesicht war verborgen. Meine Reaktion war also instinktiv und hatte nichts mit deinem Äußeren zu tun, carinha.

Eine Zeit lang blickte Catherine ihn schweigend an. Dann wollte sie wissen, ob das wirklich wahr sei.

„Du zweifelst an meinen Worten?“, fragte er ein wenig arrogant.

„Nein, nein.“ Catherine holte tief Luft. Mit einem Mal fühlte sie sich entschieden verunsichert.

Eduardo stand auf und setzte sich neben sie auf das Sofa, wobei er darauf achtete, zwischen ihnen Abstand zu lassen. „Diese Ähnlichkeit war ein Schock für mich, de certeza. Als ich zum ersten Mal dein wunderschönes Gesicht sah, wollte ich meinen Augen nicht trauen. Aber erinnere dich, als sie starb, war Isabel fast fünf Jahre jünger als du. Ihr Gesicht besaß nicht die Reife und Stärke, die ich an dir so bewundere. Außerdem, je besser ich dich kennen lerne, desto mehr verblasst die Ähnlichkeit.“ Langsam nahm er ihre Hand und blickte ihr beschwörend in die Augen. „Jetzt sehe ich nur noch dich und nicht mehr die arme Isabel.“

Catherine senkte den Blick. „Das freut mich. Aber das ändert nichts. Wenn ich weggefahren bin, werde ich dich nie wieder sehen. Ob nun ein Band zwischen uns existiert oder nicht …“, flüsterte sie, als Eduardos Griff fester wurde.

„Warum sollten wir uns nie wieder sehen?“, erkundigte er sich mit ernster Stimme. „Willst du das nicht?“

Sie hob den Kopf. „Ich lebe in England, und dein Leben ist hier. Die Entfernung ist zu weit, um sich ab und zu zu treffen. Ich werde sehr mit der neuen Arbeit beschäftigt sein, die ich mir suche, und du mit deiner. Deshalb halte ich es für besser, wenn ich dir jetzt gute Nacht wünsche.“

Bei den letzten Worten fühlte Catherine einen verräterischen Kloß in der Kehle. Rasch wandte sie den Kopf zur Seite und biss sich auf die Unterlippe. Doch Eduardo hob mit einem Finger ihr Kinn, bis sie ihn mit tränenfeuchten Augen ansah. Dann nahm er sie in die Arme und küsste ihre vollen Lippen. Das reichte aus, um jeden Widerstand in Catherine zum Schmelzen zu bringen.

Eduardos Umarmung änderte sich sofort, als sich ihre Körper berührten. Sein Atem wurde rascher, sein Kuss fordernder, und er presste sie fest an sich. Catherine stieß einen überraschten Laut aus, als sie spürte, wie sich seine Leidenschaft auf sie übertrug. Jeder Nerv ihres Körpers schien davon betroffen. Ein Feuer wurde in ihr entfacht, das ihr beinahe den Verstand raubte.

„Eduardo … halt!“, rief sie außer sich, und sofort hob er mit triumphierendem Ausdruck in den Augen den Kopf.

„Siehst du“, meinte er heiser. „Du kannst das Band zwischen uns nicht verleugnen.“

„Band?“ Sie schluckte. „Ist das der Grund für …“

Er sah sie fest an. „Wie würdest du es nennen, querida?“

Befangen begegnete sie seinem Blick. „Ich weiß es nicht. Ich habe noch nie etwas ähnlich Aufregendes erlebt.“

Sie merkte, wie er sich innerlich straffte. „Noch nie?“

„Nein.“

„Nicht einmal …“ Er unterbrach sich, als könnte er es nicht über sich bringen, den Namen auszusprechen.

„Ich sagte ‚nie‘“, wiederholte sie so überzeugend, dass er den Kopf beugte und sie erneut küsste. Dabei fuhr er mit den Händen durch ihr Haar und hielt sie so fest, dass sie sich keinen Zentimeter weit von ihm wegbewegen konnte.

Schließlich hob er wieder den Kopf und betrachtete Catherines Augen, die jetzt so dunkel schimmerten wie seine eigenen.

„Hat dir jemand schon einmal gesagt, wie deine Augen aussehen, wenn du liebst?“, fragte er leise.

„Nein, und ich möchte, dass du aufhörst, über mein vergangenes Liebesleben zu sprechen.“ Sie versuchte, sich aus seiner Umarmung zu befreien, doch er hielt sie weiterhin fest. „Ich habe ja auch noch keine einzige Frage über deines gestellt.“

„Du kannst alles über mich und mein Liebesleben erfahren, was du wissen willst, amada“, versicherte er ihr lachend. „Da gibt es weniger zu erzählen, als du dir vielleicht vorstellst, das schwöre ich.“

„Ich glaube, ich will überhaupt nichts darüber hören“, antwortete sie langsam und strich eine Haarsträhne aus seinem Gesicht. „Außerdem …“

„Sprich weiter“, forderte er sie auf.

„Das ändert auch nichts, Eduardo. Wenn ich nächste Woche wieder nach Hause fliege …“

„Warum musst du fortgehen?“

„Weil mein Flugticket …“

„Kauf ein anderes.“

„Nein, das geht nicht.“

„Warum nicht?“

„Der Grund ist ein kleiner wirtschaftlicher Umstand, nämlich Geld, Eduardo.“

„Ich werde das Ticket bezahlen“, erklärte er sofort.

„Nein.“ Sie berührte seine Wange. „Sieh mal, sobald Ana verheiratet ist, gibt es keinen Grund mehr für mich, länger zu bleiben. Deine Familie fände das nicht schicklich.“

„Schicklich?“, wiederholte er.

„Ich meine, sie wären alle überrascht, und ich würde ihnen das nicht verübeln.“

„Wenn ich dich einlade, als mein Gast hier zu bleiben, würde meine Familie über deine Anwesenheit keine Fragen stellen“, äußerte er hochmütig. „Das würden sie nicht wagen.“

„Möglicherweise nicht. Trotzdem kommt es nicht in Frage.“

Sein Gesichtsausdruck wurde streng. „Du meinst, du willst nicht bleiben.“

Catherine seufzte resigniert. „Doch, bestimmt. Aber ich kann nicht. Lass uns jetzt das Thema wechseln.“

„Kann ich dich nicht überreden?“, fragte er zärtlich, wobei in seinen Augen ein Schimmer lag, der es Catherine schwer machte zu widerstehen.

„Das ist sehr unwahrscheinlich.“ Sie stand auf. „Außerdem werde ich es nicht mehr zulassen, dass du mich noch einmal verführst.“

„Nie mehr?“ Geschmeidig sprang er auf.

Catherine machte einen Schritt rückwärts.

„Sag mir, dass du mich nicht willst, dann werde ich es nicht mehr versuchen.“ Er griff nach ihren Handgelenken. „Nun? A verdade, Catherine. Sag die Wahrheit.“

Eduardo spürte ihren heftigen Pulsschlag, und es schien sinnlos zu lügen. „Also gut. Du hast gewonnen. Ich will dich auch. Aber das spielt keine Rolle. Kannst du das nicht verstehen, Eduardo? Ich darf es nicht zulassen, dass du mich liebst.“

Er zog sie an sich und löste die Haarnadeln aus ihrer Frisur. Dann vergrub er das Gesicht in ihrem dichten Haar. „Ich habe noch nicht einmal angefangen, dich zu lieben, Catherine“, sprach er gedämpft in ihr Haar. „Die Küsse, die Zärtlichkeiten sind kaum ein Vorgeschmack der Lust, die wir beide zusammen erleben könnten.“

Ein erregender Schauer lief Catherine über den Rücken. „Eduardo, nicht. Vor zwei Tagen kannten wir uns noch nicht einmal. Und seit Dan gab es für mich keinen anderen mehr. Ich habe mir selbst versprochen, dass ich nur, wenn ich mir ganz sicher bin …“

„Catherine, ich verlange doch nicht, dein Geliebter zu werden.“ Er schlang die Arme um sie. „Obwohl, Deus me livre, es nichts gibt, das ich mir mehr wünsche. In diesem Moment würde ich viel darum geben, dich in mein früheres Turmzimmer zu begleiten und dich bis zum Morgengrauen zu lieben. Aber aus vielen Gründen ist das unmöglich. Du bist Anas Freundin, und als mein Gast stehst du unter meinem Schutz.“ Er lachte. „Ich habe nicht vorhergesehen, dass ich dich vor mir selbst würde beschützen müssen. Aber bitte verleugne nicht diesen Zauber, der zwischen uns besteht. Ich habe das Gefühl, wir sind mit einem silbernen Band verbunden, Catherine.“

Sanft zog sie sich von ihm zurück. Ihre Augen glänzten noch immer, als sie seinem Blick begegnete. „Du denkst, ein paar Küsse und Umarmungen schaden niemandem. Dabei würde es aber nicht bleiben, und ich habe Angst, noch einmal verletzt zu werden, Eduardo.“

„Ich würde dich nie verletzten, querida“, versicherte er ihr.

„Nicht absichtlich. Doch wahrscheinlich würde genau das passieren.“

Entmutigt blickte er sie an. Catherine konnte deutlich seine Halsschlagader pulsieren sehen. „Also gut, Catherine. Ich habe keine andere Wahl als zu gehorchen.“

„Danke.“ Mit etwas Mühe gelang es ihr zu lächeln. „Gute Nacht, Eduardo.“

„Bleib noch eine kleine Weile“, schlug er vor. „Verlass mich nicht, por favor. Ich verspreche, ich werde dich nicht berühren, wenn du noch ein wenig bleibst und dich mit mir unterhältst.“ Plötzlich kam ihm ein Einfall. „Vielleicht möchtest du noch etwas Tee?“

5. KAPITEL

Catherine lachte. Die plötzliche Rückkehr zu weltlichen Dingen wie Tee entspannte die Situation zwischen Eduardo und ihr. „Nun, diesem Angebot kann ich nicht widerstehen. Wo können wir welchen machen?“

Eduardos Miene erhellte sich. „Wir gehen am besten in die Küche. Während der Touristensaison sind die meisten unserer Gäste Engländer. Fernanda hat sich deshalb angewöhnt, einen Teekessel bereitzustellen.“

Wie zwei Verschwörer schlichen sie die Treppe hinunter. Eduardo suchte nach dem Kessel und der Dose mit Tee, alles Weitere überließ er jedoch Catherine.

„Hast du schon jemals Tee gemacht?“, fragte sie, während sie heißes Wasser in die Kanne goss. „Oder überhaupt schon Essen zubereitet?“

„Als Student habe ich mir manchmal einfache Mahlzeiten zubereitet, aber leider niemals Tee. Bin ich jetzt für immer in deiner Achtung gesunken?“

Catherine schüttelte lachend den Kopf. Er nahm ihr das Tablett mit Kanne, Tassen und Zucker ab und trug es in die Sala. „Ich habe sowieso nicht erwartet, dass der Conde de Pontalegre an Hausarbeit gewöhnt ist.“

„Diesen Titel besitze ich erst seit kurzer Zeit“, erinnerte er sie. „Den größten Teil meines Lebens war ich einfach nur Eduardo Barroso.“

„Einfach nur trifft wohl nicht ganz den Kern.“ Forschend musterte sie ihn, als sie ihre Plätze auf dem Sofa wieder eingenommen hatten. „Du vermisst dein früheres Leben, nicht wahr?“

Eduardo nickte und bestätigte, dass, wenn er die Wahl hätte, er lieber seine Karriere als Anwalt fortsetzen würde, als sich um den Familienbesitz zu kümmern. Durch den Tod seines Bruders bei einem Autounfall war Eduardo Barroso ohne Vorwarnung in die Rolle des Familienoberhauptes gedrängt worden. Kurz darauf starb dann auch noch die Mutter. Sie erlitt einen schweren Herzanfall, als die Nachricht von Pedros Unfall kam, und Eduardo musste mit diesem doppelten Schicksalsschlag fertig werden. Doch er war gezwungen, den eigenen Kummer zurückzustellen und sich um seine Schwestern zu kümmern und die Erbangelegenheiten zu regeln.

„Ich liebte Pedro“, sagte Eduardo düster. „Allerdings haben gewisse Ereignisse sein Leben derart beeinflusst, dass er sich nicht mehr für den Nachlass unseres Vaters interessierte. Zum Glück besitze ich ein besseres Geschick für geschäftliche Dinge. Die Unterstützung der Regierung und das Einkommen durch die Touristen und die rendeiros sichern den Erhalt der Häuser, graças a Deus.“

Catherine schenkte sich eine zweite Tasse Tee ein. „Aber es existiert nicht viel Bargeld, vermute ich?“

„Nicht so viel, wie ich mir wünschen würde“, gab Eduardo zu. „Ana ist ziemlich kritisiert worden, weil sie sich für eine Minhotahochzeit entschied. Aber sie weiß genau, dass ein Couturierkleid und ein aufwändiger Empfang wie bei Leonor und Cristina viel mehr kosten würden als die schlichte Landhochzeit, für die sie sich entschied.“

„Verstehe“, sagte Catherine nachdenklich. Ana, das wusste sie genau, war viel scharfsinniger, als ihr sorgloses Verhalten die meisten Leute glauben ließ. „Aber so weit ich Ana kenne, wird sie ihren Hochzeitstag trotzdem in vollen Zügen genießen. Sie macht immer das Beste aus allem. Ich habe sie nur einmal wirklich unglücklich erlebt, nach …“

„Nach dem Unfall“, beendete er den Satz mit finsterer Miene. „Ihre Lebensfreude war eine Weile wie ausgelöscht. Pedros Tod war tragisch genug, doch der Verlust unserer Mutter war entsetzlich. Für uns alle.“ Er nahm Catherines Hand. „Ohne deine Hilfe und Unterstützung in dieser schlimmen Zeit wäre Ana nicht so, wie sie jetzt ist.“

„Ich habe nicht viel getan, Eduardo. Ich war nur einfach für sie da, das war alles. Ich bot ihr eine Schulter zum Ausweinen. Da ich Ana wirklich sehr lieb habe, war es nicht weiter schwierig, mich ein wenig um sie zu kümmern.“

„Könntest du mich auch lieb haben?“, fragte Eduardo unvermittelt.

Catherine lächelte unsicher. In Bezug auf Eduardo Barroso schien der Begriff „Lieb haben“ irgendwie lauwarm. „Da wir ja nun Freunde sind, denke ich, die Antwort muss ‚ja‘ lauten.“

„Das klingt aber nicht überzeugend.“

„Weil ‚lieb haben‘ einfach nicht der richtige Ausdruck ist.“

„Lässt mich mein Englisch schon wieder im Stich?“

Sie lächelte erneut. „Das sind einfach nicht die Worte, die ich wählen würde, mehr nicht.“

„Und welche Worte würdest du wählen?“, erkundigte er sich.

„Wenn sie mir einfallen, werde ich sie dir sagen. Jetzt muss ich aber wirklich gehen, Eduardo. Es ist schon spät.“

„Ich werde dich zu deinem Zimmer begleiten, Catherine.“ Er lächelte über ihren argwöhnischen Blick. „Hab keine Angst. Ich werde nicht mit hineinkommen. Nur, es wird behauptet, dass es auf der Quinta spukt. Du könntest mich als Schutz vor Gespenstern auf der Treppe brauchen.“

„Vielen Dank. Aber das sagst du nur, damit ich dich bitte mitzukommen.“

„Wenn du das glauben willst, gut.“

Obwohl Catherine ein ersticktes Lachen nicht unterdrücken konnte, als sie die dunkle Halle durchquerten, war sie doch froh, dass Eduardo sie bei der Hand nahm. Die spärliche Beleuchtung kam nicht gegen die düsteren Schatten an, und im Mondlicht wirkte die Ritterrüstung gespenstisch lebendig. Ein eiskalter Schauer lief über Catherines Rücken, der im merkwürdigen Gegensatz zu der Hitze stand, die sie durch Eduardos Berührung durchströmte. Schweigend stiegen sie die Stufen hoch. Ihre Schritte wurden langsamer, bis sie auf dem schmalen Vorplatz vor Catherines Schlafzimmer Halt machten. Eduardo sah auf Catherine nieder, und sein Gesicht wirkte im Mondlicht maskenhaft.

„Catherine?“

„Ja?“

„Wenn du mich ohne einen Gutenachtkuss wegschickst, werde ich nicht schlafen können.“

Gebannt von dem Glitzern in seinen Augen, trat sie an ihn heran und hob das Gesicht. Als sich ihre Lippen trafen, schlang Eduardo zärtlich die Arme um sie, und ihre Knie wurden weich. Er zog sie nah an sich, bis sie auf Zehenspitzen stand und ihren geschmeidigen Körper gegen seinen drängte. Der Kuss wurde intensiver. Als schließlich beide keine Luft mehr bekamen, gab Eduardo ihren Mund frei, drückte ihren Kopf an seine Schulter und schmiegte die Wange in ihr Haar. Eine Weile blieben sie schweigend so stehen, bis sich ihr Pulsschlag normalisiert hatte und sie wieder zu Atem gekommen waren. Catherine fühlte sich in Eduardos Umarmung dermaßen geborgen und sicher, dass sie fast fror, als er sie wiederstrebend losließ.

„Wirst du jetzt schlafen können?“, fragte sie leise.

„Nein. Bestimmt nicht“, meinte er entschieden. Dann küsste er ihre Handinnenfläche. „Boa noite, Catherine.“

Sie schluckte und schloss die Hand, um das Gefühl zu bewahren, das sein Kuss auf ihrer Haut hinterlassen hatte. „Gute Nacht, Eduardo.“ Sobald sie die Zimmertür geöffnet hatte, drehte sie sich noch einmal zu ihm um. „Falls das ein Trost für dich ist, ich glaube, ich werde genauso wenig Schlaf finden können.“

Spontan wollte er auf sie zugehen, dann hielt er inne und ballte die Hände zu Fäusten. „Catherine, geh jetzt rein und schließe die Tür, por favor. Mehr kann ein Mann nicht ertragen.“

Nach einer ruhelosen, einsamen Nacht stand Catherine früh am nächsten Morgen auf. Sie hatte sich eine Fülle hochtrabender Vorsätze überlegt, wie sie sich in Zukunft Eduardo gegenüber verhalten würde. Von heute an, informierte sie ihr Spiegelbild, wirst du vernünftig sein, mein Mädchen. Doch noch während sie eine Liste aufstellte, was sie zu tun und zu lassen hatte, frisierte und schminkte sie sich sorgfältig, um so gut wie möglich auszusehen, wenn sie Eduardo am Frühstückstisch gegenüber trat. Dann lief sie im hellen Morgenlicht die Stufen der Wendeltreppe hinunter. Sie freute sich darauf, Eduardo zu begegnen.

Als sie in die Sala kam, fand sie dort nur Fernanda vor, die geschäftig den kleinen Frühstückstisch deckte. Catherines Hochstimmung verflog. Sie schwindelte Fernanda vor, sie habe gut geschlafen, und lehnte ihr Angebot ab, ein englisches Frühstück zuzubereiten. Irgendwie schaffte sie es, sich nicht nach Eduardo zu erkundigen.

Sobald Fernanda aus dem Zimmer geeilt war, trat Catherine auf den Balkon, um einen Blick hinunter in den Hof und auf die Felder zu werfen. In einiger Entfernung entdeckte sie eine Gruppe Männer beim Arbeiten, doch Eduardo war nirgends zu sehen. Vielleicht hat er ja doch sehr gut geschlafen, dachte sie, und leiser Unmut stieg in ihr auf. Bei dem Geräusch von sich nähernden Schritten drehte sie sich erwartungsvoll um. Doch es handelte sich um Ana, die strahlend den Balkon betrat. Sie trug Jeans und eine Bluse und hatte um den Hals ein buntes Tuch geschlungen.

„Bom dia“, rief sie fröhlich und küsste Catherine auf beide Wangen. „Wie geht es dir heute Morgen?“

Catherine schwindelte, ihr ginge es sehr gut, und lächelte freundlich, um die Enttäuschung zu verbergen, als sie bemerkte, dass der Tisch nur für zwei Personen gedeckt war. Eduardo wurde anscheinend nicht zum Frühstück erwartet.

Sie behielt recht. Während Ana Jogurt, einen Apfel und ein frisches Brötchen aß und dazu mehrere Tassen Kaffee trank, schwatzte sie munter wie eine Elster vor sich hin. Zuerst wollte sie Catherines Meinung über Carlos wissen und strahlte glücklich, als Catherine ihr überzeugend versicherte, er sei einer der charmantesten Männer, denen sie je begegnet sei. Irgendwann erwähnte Ana endlich, dass Eduardo früh aufgestanden sei, um nach Viana do Castelo zum dortigen loja zu fahren.

„Loja?“, fragte Catherine.

„Der Antiquitätenladen, den Pedro erwarb, kurz bevor … bevor er verunglückte. Dort werden Porzellan und auch Bilder verkauft. Inzwischen geht das Geschäft sehr gut, obwohl Eduardo viele Probleme damit hatte, bis es erfolgreich lief. Nun muss er nur noch Zeit investieren.“ Ana seufzte. „Er arbeitet sehr hart.“ Sie warf Catherine einen neugierigen Blick zu. „Du magst ihn, nicht wahr?“

Zu ihrem Ärger merkte Catherine, dass sie rot wurde, und sie trank schnell einen Schluck Tee. „Natürlich mag ich ihn. Er ist schließlich dein Bruder.“

„Ich glaube, er mag dich sehr gern.“

„Schön.“

„Wirst du etwa rot?“

„Unsinn!“ Catherine schnitt eine Grimasse. „Wie kann ich mich eigentlich nützlich machen, Ana? Ich meine, was die Hochzeitsvorbereitungen angeht.“

„Könntest du heute Chauffeur spielen, querida? Wenn du mich heute nach Pontalegre fährst, könnten wir am Vormittag den Markt besuchen und in der Casa das Camelias zu Mittag essen. Heute Nachmittag bringt die costureira mein Hochzeitskleid für die letzte Anprobe.“

Nachdem Ana Catherine den Weg zum Stadthaus in Pontalegre auf einer weniger steilen Straße gewiesen hatte, als Eduardo sie das letzte Mal gefahren war, sprachen sie kurz mit Elsa. Anschließend eilten die Freundinnen durch enge Gassen, um sich in den Lärm und Trubel des Markttages zu stürzen.

Ana strebte von einer Bude zur anderen und feilschte, bis es Catherine ganz schwindelig wurde. Schließlich schlug Ana eine Kaffeepause an einen Tisch unter einem Sonnenschirm an der Hauptstraße vor.

Nachdem sie rasch hintereinander zwei Tassen des guten hiesigen Kaffees getrunken hatte, fühlte Catherine sich gestärkt genug, um sich wieder ins Getümmel zu stürzen.

Über zwei Stunden waren vergangen, als sich die Mädchen, beladen mit ihrer Ausbeute, die steile Kopfsteinpflastergasse zum Haus hinaufmühten.

„Ich hoffe, du bist nicht zu sehr erschöpft“, sagte Catherine später, als sie draußen auf der Terrasse zu Mittag aßen.

„Ich fühle mich großartig“, erklärte Ana, und ihr strahlendes Aussehen unterstützte ihre Worte. Sie war gerade dabei, eine Orange für die Freundin zu schälen. „Aber du wirkst müde, querida. Vielleicht hast du doch nicht so gut geschlafen, wie du sagtest, não é?“

„Nein“, gab Catherine zu. „Ich hätte mich gestern Nachmittag nicht hinlegen sollen.“

„Bist du noch lange mit Eduardo aufgeblieben?“

„Nicht sehr lange.“

Ana neigte den Kopf zur Seite und musterte Catherine forschend. „Er verhält sich Gästen gegenüber normalerweise nicht so aufmerksam, weißt du?“

Um sie abzulenken, begann Catherine ihre Einkäufe auf dem Tisch auszubreiten. Sie lachte, als sie ein Paar bunte Keramikhähne auspackte. „Ich konnte ihnen einfach nicht widerstehen, genauso wenig wie diesen filigranen Ohrringen.“ Sie legte sie an, strich das Haar zurück und blickte Ana erwartungsvoll an. „Wie sehe ich aus?“

„Schön wie immer“, antwortete Ana schlicht. „Eduardo wird nichts anderes übrig bleiben, als sich in dich zu verlieben.“

„Ach, Ana.“ Catherine sammelte ihre Sachen zusammen und runzelte die Stirn. „Ich mache hier nur Urlaub und habe nicht die Absicht, mich in irgendjemanden zu verlieben.“

Ana quietschte triumphierend. „Aber ich sagte, Eduardo würde apaixonado, Catherine. Nicht du.“

Als die Schneiderin mit Anas Kleid erschien, verbreitete sich im ganzen Haus Aufregung. Elsa gesellte sich mit den beiden Mädchen in die Sala, um an dem Spaß teilzunehmen. Neugierig sahen sie der eleganten schwarz gekleideten Dona Lidia zu, die Ana das Kleid sorgfältig über den Kopf streifte, es zuknöpfte und dann zurechtzupfte.

Das schwarze Samtmieder war schlicht geschnitten, mit hohem Kragen und langen Ärmeln, wodurch Anas Figur zur Geltung gebracht wurde. Doch beim Anblick des Rockes stieß Catherine einen bewundernden Pfiff aus. Er war lang und weit und über und über mit goldfarbenen Perlen und gestickten Blüten, Blättern und Herzen verziert.

„Ana“, meinte Catherine beeindruckt. „Der Rock ist unglaublich. Du siehst wundervoll aus.“

Die glückliche Ana drehte sich langsam im Kreis, während die Frauen applaudierten und Catherine der Schneiderin in Zeichensprache zu verstehen gab, wie sehr ihr diese gelungene Arbeit gefiel.

Nachdem Kaffee und Kuchen serviert worden waren, die Schneiderin gratuliert hatte und mit überschwänglichem Dank entlassen worden war und Anas Kleid endlich in ihrem Zimmer hing, war es bereits später Nachmittag.

In einem plötzlichen Anflug von Ernst griff Ana nach der Hand ihrer Freundin. „Ach, Catherine, ich bin so froh, dass du hier bist und mit mir an diesen Dingen Anteil nimmst.“

Wortlos umarmte Catherine sie, und die beiden Mädchen waren einen Augenblick lang den Tränen nahe, bis erneut ein Lächeln Anas Gesicht erhellte.

„Komm. Sieh dir die Räume an, die wir vermieten, bevor die neuen Gäste ankommen.“

Zwei Schlafzimmer wurden für zahlende Gäste bereitgehalten. In jedem davon standen zwei geschnitzte Holzbetten, und jeder Raum verfügte über ein eigenes Badezimmer und eine Tür zum Balkon, der um das gesamte obere Stockwerk des Hauses herumreichte. Außerdem gab es in jedem Zimmer einen kleinen runden Tisch mit Blumen, Stühle und mehrere antike Möbelstücke. Catherine gefielen besonders die kleinen Eisenöfen, deren Kamin durch die Decke führte.

„Diese Öfen sind nur zur Schau da“, erklärte Ana und wies auf unauffällig angebrachte Heizkörper. „Eduardo hat in diesen Räumen Heizungen installieren lassen, aber er fand es interessant, die Öfen stehen zu lassen.“

„Da hatte er recht.“

„Er hat immer recht“, meinte Ana, während sie Catherine keck angrinste. „Das ist ja auch der Grund, weshalb ich mir für ihn wünsche, pernas par ao ar.

„Was in aller Welt bedeutet denn das?“

„Sich Hals über Kopf verlieben. Das würde ihm gut tun.“

„Ich dachte, du hättest gesagt, er habe etwas mit dieser befreundeten Anwältin.“ Catherine drückte sich vorsichtig aus.

Sie gingen gerade den dunklen Flur entlang zurück in die privaten Wohnräume der Familie. „Ich bin überzeugt, dabei handelt es sich um keine große Romanze. Eduardo hat noch nie sein Herz verloren. Wenigstens bis vor kurzem noch nicht“, fügte sie geheimnisvoll lächelnd hinzu.

Sobald sie auf der Quinta das Lagoas ankamen, musterte Ana Catherine besorgt.

„Du solltest dich ausruhen, querida. Du hast Schatten unter den Augen. Unser Auto steht nicht vor dem Haus, also ist Eduardo noch nicht zurück. Ich werde später an deine Tür klopfen, damit du nicht zu lange schläfst.“

Die Zeit bis zum Essen verging quälend langsam. Am Ende hatte sich Catherine so lange mit der Überlegung aufgehalten, was sie anziehen sollte, dass sie noch immer ihren weißen Seidenteddy trug, als Ana kurz nach halb sieben den Kopf zur Tür hereinsteckte. Catherine saß vor dem Spiegel und bürstete sich kräftig das Haar.

„Nossa Senhora, es ist nur gut, dass ich Eduardo nicht erlaube, dich zu holen, wie er vorgehabt hatte“, rief Ana lachend.

Rasch beugte Catherine sich nach vorne und bürstete sich das dichte Haar über den Kopf, um ihre Verlegenheit zu verbergen. „Ist er zu Hause?“, fragte sie beiläufig.

„Ja. Er wartet in der Sala auf uns. Heute essen wir früher zu Abend. Ich werde mich auf den Bettrand setzen, bis du dich fertig angezogen hast, querida.

Catherine war froh über Anas Gesellschaft, denn sie war nicht in der Stimmung, wieder allein nach unten zu gehen. Besonders wenn sie an den leidenschaftlichen Abschied in der Nacht zuvor dachte, empfand sie eine lähmende Scheu, Eduardo wieder zu sehen. Sie tat ihr Bestes, um ihre Erregung zu verbergen, als ihr die Küsse einfielen, die sie mit ihm getauscht hatte.

Auf Anas Bitte hin ließ sie ihr Haar diesmal offen. Sie zog ein enges schwarzes Kleid an, dekorierte lässig ein mit Gold und Silberfäden durchwirktes Tuch um den Halsausschnitt und war fertig.

Eduardo stand draußen auf der Terrasse und beobachtete den Mondaufgang, als sie die Sala betraten. Bei dem Geräusch von Schritten drehte er sich um. Gemächlich schlenderte er dann auf sie zu, obwohl Catherine etwas an dem Blick, mit dem er sie musterte, deutlich verriet, dass sein Herz genauso stürmisch schlug wie ihres.

Boa tarde, Catherine“, begrüßte er sie gelassen und zog ihre Hand an seine Lippen. „Wie immer bist du eine Augenweide. Ich hoffe, dich stört meine ungezwungene Kleidung nicht. Heute Abend möchte ich mich nämlich entspannen.“

Catherine lächelte. Insgeheim war sie der Ansicht, Eduardo würde in der hellen Leinenhose und dem Hemd sogar noch besser aussehen als in dem formellen schwarzen Anzug, den er am Vorabend getragen hatte. „Natürlich nicht“, antwortete sie liebenswürdig. „Guten Abend. Hattest du einen anstrengenden Tag?“

„Sehr anstrengend“, antwortete Ana für ihn, bevor sie Fernanda zu Hilfe eilte, die eben mit einem vollen Tablett hereinkam. „Eduardo hat mit mehreren Damen Vorstellungsgespräche geführt, um Ersatz für mich zu finden.“

Fernanda schnaubte. „Todas casadas!“

Eduardo warf ihr einen herausfordernden Blick zu. „Dann bist du also dagegen, dass verheiratete Frauen arbeiten?“

Pois sou. Sie sollten besser an ihre Männer und Kinder denken, anstatt dir bei den Touristen zu helfen“, erklärte Fernanda mit der Selbstverständlichkeit einer langjährigen Angestellten, die offen ihre Meinung über Familienangelegenheiten kundtat.

„Aber du bist doch auch verheiratet“, machte Ana sie aufmerksam.

„Das ist etwas anderes“, entrüstete sich Fernanda. „Ich lebe hier genau wie meu marido Manoel. Wenn eine secretaria verheiratet ist, wird sie immer früh nach Hause oder erst spät kommen wollen …“

„Wenn du damit fertig bist, mir zu erklären, wie ich meine Angelegenheiten ordnen soll, Fernanda“, unterbrach Eduardo sie scharf, „würdest du uns dann jetzt das Essen servieren, por favor?“

„Sim, Senhor! Agora mesma“, sagte Fernanda würdevoll, bevor sie mit hoch erhobenem Kopf hinausging.

„Du hast sie verletzt, Eduardo“, sagte Ana vorwurfsvoll.

Mit unbewegter Miene hielt Eduardo für Catherine den Stuhl. „Es schadet nichts, wenn Fernanda gelegentlich daran erinnert wird, wer hier der Herr im Haus ist.“

„Aber das bezweifelt doch niemand“, versicherte Ana. „Fernanda wollte niemanden kränken. Denk daran, sie gehört zu uns, seit ich geboren wurde.“

„Das weiß ich. Dennoch muss sie daran denken, dass ich es bin, der die Entscheidungen trifft.“ Eduardo wandte sich an Catherine. „Vergib uns, por favor. Möchtest du nicht etwas von diesen bolinhos de bacalhau probieren? Man sagt, es gibt so viele Arten, unseren berühmten Stockfisch zuzubereiten, wie Tage im Jahr.“

„Aber diese Art ist die beste“, mischte Ana sich ein. „Fernanda macht die besten bolinhos in ganz Minho.“

Der frittierte Fisch mit Kartoffeln schmeckte vorzüglich, aber er sättigte so sehr, dass Catherine froh war, der Versuchung widerstanden zu haben, mehr als ein, zwei Stück zu essen, als der nächste Gang folgte, cosido a Portuguesa.

„Mir ist unbegreiflich, wie irgendjemand in diesem Land einigermaßen schlank bleiben kann“, sagte Catherine, während sie das reichhaltige gemischte Gemüse betrachtete, das mit verschiedenen Fleischsorten und Würsten gekocht worden war.

„Du hast wirklich wenig Grund, dir darüber Sorgen zu machen“, äußerte Eduardo.

„Ja, aber ich bin auch noch nicht lange hier.“

„Da fällt mir etwas ein. Ana, du bist doch viel zu beschäftigt mit den Hochzeitsvorbereitungen, als dass du Catherine herumführen könntest. Stimmst du mir da nicht zu“, meinte Eduardo beiläufig, „dass deine Freundin nach dem Fest noch eine Weile bleiben sollte, um unsere Gegend von Portugal kennen zu lernen?“

Ana betrachtete ihn eingehend. „Pois é. Natürlich, wenn Catherine das möchte.“

„Ich werde in die Casa das Camelias ziehen und Catherine an den Abenden in Fernandas Obhut lassen“, fuhr Eduardo fort, als wäre die Angelegenheit bereits fest beschlossen. „Tagsüber werde ich ihr dann die Attraktionen unseres schönen Minho zeigen.“

Obwohl Catherine diese Idee äußerst reizvoll fand, erhob sie doch Einwände. Es störte sie, dass Eduardo ihre Zustimmung als selbstverständlich voraussetzte. „Ich fürchte, das wird nicht möglich sein“, erklärte sie entschieden. „lch muss wieder zurück nach England und mich um meine Arbeitssuche kümmern. Außerdem …“ Sie hielt inne.

Zwei dunkle Augenpaare blickten sie fragend an.

„Außerdem was, querida?“, wollte Ana wissen.

„Es wurde deutlich, dass Catherine nicht bleiben will“, erklärte Eduardo und schob seinen Teller weg.

„Das stimmt nicht.“ Catherine ärgerte sich über Eduardo, weil er dieses gefühlsbetonte Thema vor Ana zur Sprache gebracht hatte, die durch die plötzlich gespannte Atmosphäre mit einem Mal sehr neugierig wurde. „Mein Flug ist für Samstag in einer Woche gebucht. Ich kann wirklich nicht bleiben.“

Eduardos Blick wurde frostig, als er erwiderte: „Dann gibt es natürlich nichts mehr dazu zu sagen.“

„Aber trotzdem vielen Dank für die Einladung“, fügte sie etwas verspätet hinzu, leicht erstaunt über seine arrogante Miene.

De nada.“ Mit seiner üblichen Höflichkeit forderte Eduardo Catherine auf, vom Käse und den Früchten zu nehmen. Doch für den Rest des Essens trug er nur noch wenig zur Unterhaltung bei. Als die Zeit für den Kaffee gekommen war, sah er auf die Uhr und erhob sich. „Com licença. Ich werde meinen Kaffee im Arbeitszimmer trinken. Heute Abend muss ich Abrechnungen durchgehen, die ich von Viana do Castelo mitbrachte. Wenn das nicht bis zum Morgengrauen dauern soll, muss ich sofort damit anfangen.“

Zu Catherines Missfallen verneigte er sich formell, ohne zu lächeln, und verließ den Raum.

Ana schüttelte den Kopf „Que coisa! Eduardo hat schlechte Laune. Bitte verzeih ihm, Catherine.“

Catherine versicherte ihr, es gebe nichts zu verzeihen.

Insgeheim war sie jedoch wütend auf Eduardo, weil er den Abend verdarb. Es war klar, dass der Conde de Pontalegre gewöhnt war, dass man seine Wünsche erfüllte, sobald er sie geäußert hatte.

Ohne Eduardo hatte der Abend für Catherine viel an Reiz verloren. Als Fernanda später mit Tee hereinkam und das Tablett mit den Worten, Senhor Eduardo habe das für Dona Catherina bestellt, vor sie auf den Tisch stellte, fühlte sie sich etwas erleichtert.

„Wie aufmerksam“, meinte sie erfreut. „Aber ich hoffe, Sie sind deswegen nicht extra aufgeblieben, Fernanda. Wenn ich Tee möchte, kann ich mir leicht selbst welchen zubereiten.“

De maneira nenhuma, senhora“, erwiderte die Frau mit leicht hochmütigem Unterton. „O senhor Conde mandou. Er befiehlt, ich gehorche.“

Ana seufzte, als Fernanda gute Nacht wünschte und aus dem Zimmer stolzierte. „Sie ist noch immer gekränkt wegen Eduardo. Sie nennt ihn nämlich nur ‚Senhor Conde‘, wenn sie sich über ihn ärgert.“

Obwohl Catherine über Eduardos Verhalten auch nicht gerade erbaut war, sagte sie nichts dazu, sondern bot Ana eine Tasse Tee an.

„Não, obrigada.“ Sie gähnte schläfrig.

„Warum gehst du nicht zu Bett? Ich trinke noch ein wenig Tee, und anschließend werde ich in meinem Zimmer ein bisschen lesen.“ Catherine lachte. „Carlos will doch sicher keine Braut mit dunklen Ringen unter den Augen, nicht wahr?“

„E verdade.“ Ana küsste Catherine auf beide Wangen, diskutierte noch eine Weile, ob sie nicht doch aufbleiben sollte. Aber schließlich ging sie nach unten in ihr Zimmer, offensichtlich froh, ins Bett zu kommen.

Langsam trank Catherine eine Tasse Tee nach der anderen, obwohl sie gar keinen wollte. Sie hoffte, Eduardo würde doch noch erscheinen, bevor sie fertig war. Als endgültig feststand, dass er nicht kommen würde, trug Catherine das Tablett in die Küche und wusch das Geschirr ab.

Nachdem anschließend die sala weiterhin schrecklich einsam blieb, machte sie sich mit einem Seufzer auf den Weg in ihr Zimmer. Sie durchquerte die Halle, die wie gewöhnlich im Halbdunkel lag, weil das Mondlicht nur schwach durch die Fenster schien.

Catherine zögerte und betrachtete die Tür zum Arbeitszimmer am anderen Ende des Raumes. Als sie geschlossen blieb, ging sie mit flotten Schritten über die Steinfliesen zur Treppe. Sie hoffte, der Klang ihrer Schritte würde Eduardo aus seinem Bau locken. Aber nichts geschah. Catherine schnitt eine Grimasse in Richtung Tür und schaltete das Treppenlicht an, das kurz aufleuchtete und sofort wieder ausging, als wäre irgendwo eine Sicherung durchgebrannt.

Catherine runzelte die Stirn. Das war doch eigentlich eine gute Entschuldigung, um Eduardo aufzusuchen. Andererseits, in seiner augenblicklichen Stimmung würde er ihr wahrscheinlich eine Kerze in die Hand drücken und sie mit einer seiner einschüchternden Verbeugungen wegschicken. Beklommen begann Catherine im Dunkeln die Treppe hochzugehen. Natürlich fielen ihr jetzt auch sofort wieder Eduardos Bemerkungen über Gespenster ein.

Sie machte sich selbst Mut und stieg langsam die dunkle Spirale hoch, die sie am liebsten hochgerannt wäre. Aber nun war sie gezwungen, jede Stufe erst mit den Zehenspitzen zu ertasten, bevor sie weiterging. Nach der ersten Windung gab es ein schmales Fenster, durch das etwas Mondlicht fiel. Kurz danach herrschte allerdings wieder vollkommene Finsternis, und Catherines Mut sank. Erschrocken blieb sie stocksteif stehen, weil sie ein Geräusch hörte. Schließlich nahm sie sich jedoch wieder zusammen, um die letzten Stufen hochzusteigen, dem Mondlicht entgegen.

Plötzlich stieß sie mit einer Gestalt zusammen, die den Weg nach oben versperrte. Sie schrie auf und schlug wild mit den Armen um sich. Vor Panik erkannte sie zuerst nicht Eduardos Stimme, als er sie fest in die Arme nahm.

Deus, Catherine, ich bin es doch. Beruhige dich. Ich wollte dich nicht erschrecken.“

„Warum lungerst du dann, verflixt noch mal, im Dunkeln hier herum?“, fuhr sie ihn wütend an und wollte sich aus seiner Umarmung befreien.

„Weil ich mit dir reden wollte, bevor du ins Bett gehst.“ Er hielt sie noch fester. „Nein, ich lasse dich nicht los. Halt still.“

Erbost sah Catherine ihn im schwachen Mondlicht an. „Wenn du mich sprechen wolltest, warum bist du dann nicht in die Sala gekommen?“

„Weil dort Ana war und ich mit dir allein reden wollte.“

„Bist du sicher, dass du nur reden wolltest?“, äußerte sie in vernichtendem Ton, und sofort ließ Eduardo sie los.

Verächtlich trat er zurück. „Ich hatte es nie nötig, mich einer Frau aufzudrängen. Da werde ich bei dir nicht damit anfangen, Catherine.“

Eine Weile blieb sie schweigend mit verschränkten Armen stehen, bis sich ihr Herzschlag wieder normalisiert hatte. „Nein, das weiß ich“, gab sie schließlich zu. „Tut mir leid. Aber du hast mich wirklich zu Tode erschreckt. Und das ist allein deine Schuld, mit diesem Gerede von Gespenstern gestern Nacht. Einen Moment lang dachte ich, du seist ein toter Vorfahre der Barrosos und würdest herumspuken.“

Er grinste schwach. „Statt dessen bist du auf einen lebendigen Barroso gestoßen. Einen sehr lebendigen, warne ich dich, denn trotz meines Versprechens sehne ich mich danach, dich in die Arme zu nehmen, Catherine. Aber ich tue es nicht, bis“, fügte er zärtlich hinzu, „bis du mir ein Zeichen gibst, dass du das willst.“

Sie hob das Kinn. „Warum sollte ich das tun?“

„Ja, warum, in der Tat?“ Er lehnte sich mit den Schultern gegen die Wand. „Deshalb wollen wir reden. Oder lass mich reden, Catherine. Ich möchte mich für mein Verhalten vorhin entschuldigen.“

„Weil du wie ein schmollender Schuljunge davon stolziertest, als ich nicht auf deinen Plan einging, meinst du?“

„Exatamente.“ Er neigte den Kopf. „Dieser Plan erschien mir so vernünftig und gut, weißt du. Als du nicht darauf eingingst, war das für mich wie eine kalte Dusche. Außerdem war ich enttäuscht, weil ich dich wegen Ana nicht so überreden konnte, wie ich es gern getan hätte. Então vergrub ich mich in meinem Arbeitszimmer.“

Catherine sah ihn herausfordernd an. „Hast du deine Arbeit erledigt?“

„Ja. De verdade, ich habe nicht lange dazu gebraucht.“ Er stieß sich von der Wand ab. „Aber nachdem ich behauptet hatte, ich hätte so viel zu tun, ließ es mein Stolz nicht zu, wieder zurück in die sala zu gehen.“

„Ist dein Stolz dir denn so wichtig?“

„Sem dúvida. Ohne Stolz wäre ein Mann kein Mann.“ Eduardo bewegte sich ein bisschen, sodass er Catherine den Weg zum Schlafzimmer versperrte. „Gibt es wirklich keine Möglichkeit, wie ich dich überreden könnte, nach der Hochzeit noch zu bleiben? Es würde mir so viel Freude bereiten, dir etwas von meinem geliebten Minho zu zeigen.“

Da Catherine nicht weitergehen konnte, blieb ihr nichts übrig, als stehen zu bleiben. „Ich würde wirklich gerne bleiben“, meinte sie schließlich. „Aber es ist einfach nicht möglich, Eduardo. Ich muss nach Hause fahren, um Arbeit zu suchen, mein Flug ist gebucht, meine Mutter erwartet mich. Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, weshalb ich gehen muss.“ Und der Hauptgrund ist, fügte sie im Stillen hinzu, dass du mir das Herz brechen würdest, wenn ich bliebe, und dann würde ein bisschen Reisen nicht mehr ausreichen, um darüber hinwegzukommen.

„Keiner dieser Gründe ist so wichtig, dass du nicht bleiben könntest, wenn du wirklich wolltest“, äußerte Eduardo sehr leise. „Sag mir die Wahrheit, Catherine. Dieses Band, das ich zwischen uns spüre, fühlst du es denn nicht auch?“

Sie senkte den Blick. „Du weißt, dass ich es fühle. Sonst …“

Er fasste sie bei den Ellbogen. „Sonst hättest du meine Küsse nicht so süß erwidert, stimmt’s?“

Sie nickte stumm, und er zog sie langsam an sich, bis sie die Wange an seine Brust legte. Dann schlang er die Arme um sie, stieß einen erleichterten Seufzer aus und schmiegte das Gesicht in ihr Haar.

Die Stille auf dem schmalen, vom Mondlicht schwach erleuchteten Treppenabsatz war vollkommen. Nichts bewegte sich. Die Ruhe und körperliche Nähe erzeugten ein Gefühl der Vertrautheit, das so überwältigend war, dass Catherine, die sich zunächst sicher und geborgen vorgekommen war, allmählich Angst bekam. Ihr Herz begann rascher zu schlagen, als sie das Verlangen seines festen, muskulösen Körpers spürte, der sich gegen sie presste. Erschrocken scheute sie zurück. Doch Eduardo fasste sie mit einem Arm um die Taille und mit der anderen Hand am Nacken, um sie nicht fortzulassen. Dann suchte er mit dem Mund ihre Lippen.

Als er sie küsste, gab Catherine sich geschlagen. Sie hatte das Gefühl, ihre Glieder würden zu Wachs unter Eduardos Händen, während er sanft ihre Rundungen ertastete. Wieder spürte sie sein Verlangen, doch diesmal schreckte sie nicht zurück, sondern seine Berührungen lösten in ihr eine sinnliche Erregung aus, die sie weder schon einmal erlebt hatte noch überhaupt für möglich gehalten hätte. Wie selbstverständlich öffnete er die oberen Knöpfe ihres Kleides, schob den Stoff beiseite und streichelte ihre nackte Haut darunter. Gleichzeitig drückte er sie sanft mit dem Rücken gegen die Wand. Aufreizend langsam streifte er dann mit dem Mund ihren Hals hinunter bis zu ihren vollen Brüsten, die er zärtlich mit den Händen umfasste. Catherine versteifte sich, als er mit der Zunge und behutsam mit den Zähnen ihre aufgerichteten Brustspitzen zu liebkosen begann. Sie stieß einen lustvollen Laut aus, als Eduardos Haar über ihre erhitzte Haut streifte. Sein zärtliches Spiel entfachte tief in ihr ein Feuer, das sie zu verbrennen drohte.

Gerade in dem Moment, als die Lust unerträglich wurde, hob er den Kopf und küsste sie auf den Mund. Eine Weile hielten sie sich nur fest umschlungen, Lippen an Lippen, Brust an Brust. Schließlich löste Catherine ihren Mund von seinem, und Eduardo sah auf. Seine Augen schimmerten im Mondlicht, und sie spürte seinen Atem an ihrer Wange.

„Jetzt weißt du, weshalb ich nicht bleiben kann“, keuchte sie. „Wenn ich es tun würde …“ Sie machte eine hilflose Geste.

„Wenn du bleiben würdest, würden wir uns lieben“, beendete er durch die Erregung mit stärkerem Akzent als sonst den Satz. „Und das willst du nicht?“

In ihrem ganzen Leben hatte Catherine sich nichts sehnlicher gewünscht als das. Doch im Augenblick schien nicht gerade der geeignetste Moment zu sein, das zu äußern. Zweifellos würde die leiseste Ermutigung ausreichen, um Eduardo sofort vergessen zu lassen, dass sie als Gast unter seinem Dach unter besonderem Schutz stand. Dann würde er genau das tun, was jeder andere heißblütige Mann in dieser Situation tun würde.

Während er sie jetzt in seinen Armen hielt und sie seinen Herzschlag spürte, erkannte Catherine mit deutlicher Klarheit, dass ihre Gefühle für Eduardo viel mehr waren als rein körperliche Lust. Alles an diesem Mann kam ihr natürlich und selbstverständlich vor. Sie befand sich tatsächlich im Einklang mit ihm. Da nutzte es auch nichts, wenn sie sich sagte, er sei eigentlich ein Fremder. Sie zitterte leicht und legte den Kopf an seine Schulter. Zum ersten Mal in ihrem Leben erkannte sie die volle Bedeutung des Wortes Liebe, das in der beeindruckenden Person Eduardo Barrosos verkörpert schien. Und dieser Mann wartete nun auf eine Antwort.

Sie hob den Blick und sah ihn an. „Egal, was ich fühle“, begann sie unsicher, „wir dürfen es nicht zulassen. Wir kennen uns kaum …“

„Warum willst du dann nicht bleiben, Catherine, damit wir uns besser kennen lernen?“

„Nein, Eduardo.“ Sie schluckte. „Ach, das ist alles so schwer zu erklären. Kannst du nicht verstehen – wenn wir uns lieben, würde dadurch mein Leben zerstört werden.“

Entrüstet starrte er sie an. Sein Griff um ihre Schultern wurde fester. „Porquê? Warum sagst du das? Ich würde dich nie verletzten, meu amor …“

„Du würdest das nicht wollen“, äußerte sie verzweifelt. Aber du würdest genau das tun.“ Sie merkte, dass seine Miene verschlossen wurde. Er wollte sich zurückziehen, doch sie hielt ihn am Hemd fest. „Eduardo, bitte, geh nicht weg und behandle mich nicht von oben herab.“

Er blickte sie eine ganze Weile nur an. Dann entspannte er sich, und in seinen Augen erschien wieder ein zärtlicher Ausdruck. „Ah, querida, sieh mich nicht so an. Ich werde alles tun, was du willst. Wenn uns nun schon nur so eine kurze Zeitspanne bleibt, dann soll sie kein Schatten trüben.“

„Dann können wir also Freunde sein?“

„Catherine, ich kann in dir nicht nur eine Freundin sehen.“ Er berührte ihre Wange. „Weshalb meinst du, ich würde dein Leben zerstören?“

Sie seufzte schwer. „Nun, um es offen zu sagen, Eduardo, ein kurzer Urlaub in deiner Gesellschaft wäre für dich nur ein nettes kleines Zwischenspiel. Aber für mich wäre es etwas vollkommen anderes.“

„Das musst du erklären“, verlangte er.

„Weil ich dadurch wahrscheinlich für jeden anderen Mann in der Zukunft verdorben würde. Jetzt weißt du es. Ich hoffe, du bist zufrieden.“

„Ist das wahr – empfindest du wirklich so?“, fragte er leise.

Catherine bereute ihre Offenheit bereits wieder. Sie nickte und machte ihre Zimmertür auf. „Ja, deshalb werde ich dahin zurückgehen, wo ich hingehöre, bevor … bevor es zu spät ist. Gute Nacht, Eduardo.“ Sie runzelte die Stirn, als er neben der Tür einen Schalter betätigte und das Treppenhaus plötzlich hell erleuchtet war. „Merkwürdig. Als ich unten das Licht einschaltete, ging es sofort wieder aus.“

Er grinste. „Dieser Schalter funktioniert zweifach, queridinha. Du hast ihn angeschaltet, und ich habe ihn wieder ausgeschaltet.“

Catherines Augen blitzten auf: „Damit du mir auflauern und mich erschrecken konntest?“

Eduardo lachte laut auf. „Ich gebe zu, ich hoffte, du würdest in meinen Armen Schutz vor den Gespenstern suchen, die sich im Dunkeln verbergen.“

„Das hat ja auch sehr gut geklappt, nicht wahr? Wie dumm ich bin.“

„Aber nein, Catherine, ganz im Gegenteil.“ Er drückte ihre Hand an seine Lippen. „Wenn du dumm wärest, würde ich mich nicht so stark zu dir hingezogen fühlen. Für mich ist Schönheit keineswegs die wichtigste Eigenschaft einer Frau. Möglicherweise verlange ich zu viel, doch für mich muss eine Frau auch geistreich sein, Herz und Verstand besitzen und vielleicht noch Sinn für Humor.“ Nach jedem Wort küsste er einen Finger ihrer Hand. Dann hielt er sie noch eine Weile schweigend fest, bevor er meinte: „Ich muss dich jetzt verlassen, não é.“

„Ja, das musst du. Gute Nacht.“ Sie entzog ihm sacht die Hand und nahm ihren Mut zusammen, um zu sagen, was zu sagen war. „Eduardo.“

„Ja, Catherine?“

Sie holte tief Luft. „Wirst du jetzt mir gegenüber wieder so eisig werden wie heute Abend, wenn ich dich bitte, dass wir von nun an vermeiden sollten, miteinander allein zu sein?“

Seine Miene verfinsterte sich. „Wie könnte ich dir gegenüber wirklich eisig sein? Jedes Mal, wenn ich auch nur in deine Nähe komme, brenne ich innerlich, Catherine …“

„Das bestätigt nur meine Meinung“, unterbrach sie ihn. „All das geschieht zu … zu plötzlich. Wenn wir so weitermachen, wird es am Ende Tränen geben. Jedenfalls für mich.“

Er machte eine rasche Bewegung auf sie zu, blieb dann aber stehen und ließ die Arme sinken. „Da stimme ich dir nicht zu“, sagte er knapp. „Doch ich werde tun, was du wünschst. Ich möchte nicht der Grund für deine Tränen sein, Catherine.“

„Danke.“ Sie lächelte traurig. „Ich hoffe, du wirst mir also nicht ständig aus dem Weg gehen.“

„Das könnte ich gar nicht. In der schrecklich kurzen Zeit, die du hier bist“, sagte er mit einer Stimme, die Catherines Knie weich werden ließ, „möchte ich jede Stunde des Tages mit dir verbringen, querida. Und wenn das bedeutet, Ana muss uns stets begleiten, dann wird das geschehen. Obwohl ich alles dafür geben würde“, fügte er heiser hinzu, und seine Augen funkelten, „auch die Nachtstunden mit dir zusammen zu sein. Boa noite, Catherine. Schlaf gut.“ Er schob sie durch die Zimmertür, dann wandte er sich ab und eilte mit einer Geschwindigkeit, die Catherine halsbrecherisch erschien, die Stufen hinunter.

6. KAPITEL

Ein wenig beklommen, was sie von Eduardo nach der Szene am Vorabend nun zu erwarten hätte, ging Catherine am nächsten Morgen die Treppe hinunter. Aber zu ihrer Erleichterung hatte der Mann, der seiner Schwester und ihrem Gast beim Frühstück Gesellschaft leistete, keine Ähnlichkeit mehr mit dem verärgerten Snob, der gestern den Abendbrottisch verlassen hatte. Er überging Anas spöttische Bemerkung, die sich für das Wunder bedankte, küsste sie auf die Wange und lächelte Catherine so liebenswürdig zu, dass all ihre Befürchtungen verschwanden.

Dann machte er sich an die Aufgabe, Fernandas verletzten Stolz zu heilen. Nachdem Catherine beobachtet hatte, wie rasch und nahezu kampflos Fernanda ihm verzieh und wieder zu ihrer gewohnten diktatorischen Art zurückkehrte, während sie das Essen servierte, wurde Catherine sehr nachdenklich. Wenn nicht einmal seine Schwester und die Haushälterin Eduardos Charme widerstehen konnten, wie sollte das dann ihr gelingen.

Catherine merkte allerdings schon bald, dass Eduardo vorhatte, sich bis ins kleinste Detail an ihre Bitte vom Vorabend zu halten. Sofort nach dem Frühstück verkündete er, er habe Geschäfte in Cascais mit dem Agenten, der viele der zahlenden Gäste an die Barrosos vermittelte. Er schlug vor, Ana solle mit Catherine nach Viana do Castelo fahren, um den Tag mit Einkäufen und der Besichtigung von Sehenswürdigkeiten zu verbringen.

„Morgen“, versprach er, „werde ich mir frei nehmen und euch begleiten, wohin ihr wollt.“

Während der nächsten Tage schwankte Catherines Stimmung zwischen Erleichterung und Bedauern, weil Eduardo sich strikt nach ihren Wünschen richtete. Als Gastgeber war er charmant und aufmerksam, aber er verbrachte keine Minute mehr allein in ihrer Gesellschaft. Genau darum hatte sie ihn zwar gebeten, insgeheim war sie jetzt jedoch enttäuscht. Tief im Innern hatte sie nie wirklich erwartet, dass Eduardo so gewissenhaft auf ihren Vorschlag eingehen würde. Er begleitete Ana und sie häufig, und er spielte bei verschiedenen Ausflügen den Führer. Aber abgesehen von einer gelegentlichen Berührung von Catherines Hand oder einem Blick, der sofort ihr Herz schneller schlagen ließ, geschah nichts. Catherine begann sich langsam zu fragen, ob sie sich seine leidenschaftlichen Annäherungsversuche nur eingebildet hatte. Jedenfalls ärgerte es sie enorm, dass Eduardo sich anscheinend so mühelos mit der gegenwärtigen Situation abfand.

Den Sonntag verbrachten alle bei den Cunhas auf der Quinta da Floresta, sodass Catherine auch Anas zukünftiges Haus kennen lernte. Carlos’ Familie war sehr zahlreich. Seine Geschwister waren alle jünger als er, und seine Eltern hießen Anas englische Freundin herzlich willkommen. Erst spät an diesem Tag fuhr Eduardo Catherine und Ana zurück zur Quinta, wo er zu Catherines Überraschung seiner schläfrigen Schwester empfahl, am besten gleich zu Bett zu gehen.

„Du siehst müde aus, rapariga. Ich bleibe bei Catherine, bis sie ihren Tee getrunken hat.“

„Aber das ist gar nicht …“, wollte Catherine Einwände erheben, doch Ana erstickte ihren Protest mit einer Umarmung.

„Eduardo leistet dir doch gern Gesellschaft“, meinte sie überzeugt, bevor sie gähnend in ihr Zimmer ging.

In der Sala blieb eine gespannte Stille zurück. Eduardo betrachtete das Tablett, das Fernanda für Catherine bereitgestellt hatte, und lächelte leicht. „Lässt du mich heute für dich den Tee zubereiten, Catherine?“

„Nein.“ Catherine biss sich auf die Lippe und wich seinem Blick aus. „Ich meine, ich will heute überhaupt keinen Tee. Ich glaube, ich sollte Anas Beispiel folgen und sofort ins Bett gehen.“

Mit leicht spöttischer Miene versperrte Eduardo ihr den Weg. „Wovor genau hast du eigentlich Angst? Ich werde dich nicht fressen, Catherine. Deus me livre, ich war doch wirklich brav in letzter Zeit und habe mich genau an deine Anweisungen gehalten. Obwohl es in der letzten Woche Momente gab, in denen ich dachte, ich würde gleich durchdrehen, weil wir nicht zusammen waren. Glaubst du, es ist mir leicht gefallen, mich immer zu beherrschen?“

„Diesen Eindruck hatte ich eigentlich schon“, erwiderte Catherine etwas spitz. Sobald sie diesen Satz ausgesprochen hatte und das Glitzern in seinen Augen bemerkte, hätte sie sich am liebsten selbst geohrfeigt.

„Hat dich das etwa geärgert?“, wollte er wissen.

„Natürlich nicht!“

„Ich habe mich doch nur nach deinen Wünschen gerichtet“, erinnerte er sie. „Falls dir meine Küsse Angst eingejagt haben, entschuldige ich mich, Catherine. Doch du lügst, wenn du behauptest, das Verlangen gehe nur einseitig von mir aus.“

„Das sage ich ja gar nicht“, meinte sie hilflos. „Genau das, Eduardo, ist das Problem. Ich habe nie zuvor auch nur annähernd Ähnliches für einen Mann empfunden, und das ängstigt mich zu Tode. Ich fürchtete …“ Sie hielt mitten im Satz inne und vermied weiterhin seinen Blick.

„Du hattest Angst, wir würden miteinander schlafen“, sprach er zu Ende.

Sie nickte stumm.

„Wäre das denn so schlimm?“

„Ja, weil ich überzeugt bin, du begehrst mich aus falschen Gründen.“

Nun warfen sie sich gegenseitig fast feindselige Blicke zu.

„Und welche Gründe sollen das sein?“, verlangte er zu wissen. „Abgesehen von der seelischen Verbindung, die wir beide empfinden, und weshalb ich mich zu dir hingezogen fühle …“

„Aber genau davon rede ich doch“, unterbrach sie ihn. „Du fühlst dich nicht zu mir, Catherine Ward, hingezogen. Ich wäre nie sicher, ob du wirklich mich begehrst, oder ob du nur versuchst, einen Jugendtraum zu erfüllen, den du einst von Isabel Cardoso hattest.“

Eduardo machte einen Schritt auf sie zu, doch dann blieb er mit geballten Fäusten stehen.

„Du irrst dich.“ Er holte tief Luft. „Catherine, wenn du keinen Tee möchtest, dann trinke wenigstens einen Whisky oder ein Glas Wein mit mir. Im Augenblick ist mir sehr nach einem Drink, aber ich möchte dabei Gesellschaft haben.“

Catherine sah ihn nachdenklich an, bevor sie nickte. „Also gut, dann nehme ich ein kleines Glas Portwein.“

„Danke.“ Er bat sie, auf dem Sofa Platz zu nehmen. „Ich glaube, es ist an der Zeit, Isabels Geist auszutreiben. Da du durch einen merkwürdigen Zufall ihr Gesicht hast, ist es nur Recht, de certeza, dass du auch ihre Geschichte erfährst.“

Catherine war sich nicht sicher, ob sie das wirklich wollte. „Willst du mir wirklich davon erzählen? Ich meine, es handelt sich doch um eine Familienangelegenheit.“

„Das ist richtig“, gab er zu und setzte sich neben sie. „Aber ich möchte, dass du sie hörst.“

Catherine protestierte nicht, als er ihre Hand nahm. Im Gegenteil, sie war froh über den Kontakt, als er zu erzählen begann. Zuerst sprach er ganz langsam und machte Pausen, um sich genau an die Vorfälle zu erinnern, die sich vor so vielen Jahren ereignet hatten.

Als Isabel Cardoso zu den Barrosos kam, hatte Eduardos Familie aus dem Conde und der Condessa, den Söhnen Pedro und Eduardo und den Schwestern Maria Leonor und Maria Cristina bestanden. Pedro hatte damals auf der Universität Coimbra studiert, und Ana Maria war noch nicht geboren.

Isabel, eine Cousine der Condessa, war gerade achtzehn Jahre alt geworden, als ihr Vater starb. Die Mutter hatte sie bereits als Baby verloren. Sobald sie ihre Ausbildung in einem Kloster beendet hatte, wurde sie im Haus der Barrosos aufgenommen.

„Für mich war sie wie eine Prinzessin aus den Märchen, die ich gelesen hatte“, erzählte Eduardo. „So jung ich auch war, ich verliebte mich sofort unsterblich in Isabel. Sie war dankbar, weil meine Familie sie aufnahm, und übernahm die Rolle eines Kindermädchens. Ich war entzückt von ihr“, gab Eduardo ehrlich zu. „Ein Blick aus ihren kristallklaren Augen genügte, und ich war bereit, alles für sie zu tun. Obwohl Isabel natürlich nie etwas anderes als Aufmerksamkeit beim Unterricht verlangte“, betonte Eduardo.

„Die kurze Zeit, die sie bei uns lebte“, berichtete Eduardo, „war eine sehr idyllische Periode in meinem Leben.“

„Dann wohnte sie also nicht lange bei euch?“, fragte Catherine. „Ich nehme an, sie lernte sehr rasch einen Mann kennen?“

Eduardos Mundwinkel zuckten. „Das war ja die Tragödie. Isabel verliebte sich leidenschaftlich, de certeza. Unglücklicherweise wurde diese Liebe nicht erwidert.“

Als Pedro in den Ferien von Coimbra nach Hause gekommen war, hatte er Isabel seit seiner Kindheit zum ersten Mal wieder gesehen. Er war ein sorgloser, charmanter junger Mann gewesen und sah ziemlich gut aus. Isabel, die abgeschieden im Kloster erzogen worden war, musste er im wahrsten Sinne des Wortes wie ein Märchenprinz erschienen sein.

Eduardo hielt Catherines Hand fest umschlossen, während er von einer Mondnacht erzählte, in der er nicht hatte schlafen können. Damals hatte er das Turmzimmer bewohnt, in dem nun Catherine untergebracht war. Der junge Eduardo war auf das Fensterbrett geklettert und hatte beobachtet, wie Pedro sich unten im Hof eine Zigarette anzündete, was die Mutter eigentlich verboten hatte. Dann war er weitergeschlendert durch den Torbogen auf die Felder, wobei der Rauch seiner Zigarette es für Eduardo leicht gemacht hatte, ihn mit den Blicken zu verfolgen.

„Das tat Pedro nachts häufig“, fuhr Eduardo fort. „Er wähnte sich sicher und glaubte, niemand wüsste davon.“ Eduardo lachte traurig. „Ich erinnere mich an meine heimliche Freude, als ich mir vornahm, ihn am nächsten Tag aufzuziehen. Zu meiner Verwunderung entdeckte ich dann plötzlich Isabel, die ihm wie ein Geist im Mondlicht folgte. Sie trug nur ein Schultertuch über dem Nachthemd. Bis heute empfinde ich den quälenden Stich, den ich in dieser Nacht spürte. Instinktiv wusste ich, dass es nicht richtig war, was Isabel tat.“

Um Eduardos Not noch zu vergrößern, sah er auch noch seine Mutter aus dem Haus treten, genau in dem Augenblick, als Isabel demütig vor Pedro auf die Knie gefallen war.

„Ihr Haar fiel wie ein schwarzer Schleier über ihren Rücken“, erinnerte sich Eduardo. „Ich konnte kein Wort hören, aber sogar aus der Entfernung merkte ich, wie erstaunt Pedro über Isabels Verhalten war. Als er unsere Mutter entdeckte, umarmte er sie erleichtert. Isabel vergrub ihr Gesicht in den Händen und schluchzte verzweifelt. Mutter hob sie auf und beruhigte sie. Dann streckte sie eine Hand nach Pedro aus. Mir kamen selbst die Tränen, als ich zusah, wie ehrerbietig er ihre Hand küsste und sie und Isabel dann ins Haus führte.“

Als Eduardo schwieg, wartete Catherine einen Augenblick lang, bevor sie fragte: „Wurde Isabel fortgeschickt?“

Er schüttelte den Kopf. „Nein. Pedro erzählte mir Jahre später, dass Mutter in dieser Nacht sehr lieb zu Isabel gewesen sei. Sie brachte die verzweifelte Isabel zu Bett, verordnete ihr ein Beruhigungsmittel und blieb bei ihr, bis sie ruhiger schien. Erst dann stellte Mutter Pedro in seinem Zimmer zur Rede, ob Isabels Gefühle wirklich nur einseitig seien. Pedro versicherte ihr, dass er nur wie ein Bruder für Isabel empfand und nicht einmal im Traum daran dachte, ein junges Mädchen zu verführen, das unter dem Schutz seiner Eltern stand.“ Eduardo fuhr sich mit der Hand durch das Haar. „Als man sie am nächsten Morgen nicht in ihrem Zimmer fand, machte man sich auf die Suche. Schließlich fand man Isabel in einem der Seen, die der Quinta ihren Namen gaben.“

Catherine fröstelte. „Das arme Mädchen.“ Offen sah sie ihn an. „Wenn ich ihr wirklich so ähnlich sehe, dann ist es allerdings kein Wunder, dass du bei meinem Anblick so erschrocken bist. Tut mir leid, dass ich solch traurige Erinnerungen in dir wieder geweckt habe.“

Eduardos Blick wurde zärtlich. „Das ist nicht deine Schuld, Catherine. Aber ich habe eine Bitte. Nur ich weiß, was sich damals ereignet hat. Meinen kleinen Schwestern wurde erzählt, Isabel wäre in dieser Nacht in den Himmel gekommen, und Ana weiß nur, dass du eine außergewöhnliche Ähnlichkeit mit dieser jungen Cousine besitzt, die aus Liebeskummer ins Wasser ging. Das entspricht, sem dúvida, ja eigentlich auch der Wahrheit. Bitte gib mir dein Wort, dass du Ana die Tatsache verschweigst, dass Pedro in diese Geschichte verwickelt war.“

„Natürlich.“ Catherine betrachtete ihre verschlungenen Hände. „Aber werde ich noch mehr Leuten begegnen, die mich im ersten Moment für einen Geist halten könnten?“

Eduardo zuckte mit den Schultern. „E possível. Leonor und Cristina könnten sich genug erinnern, um die Ähnlichkeit zu bemerken, genau wie noch ein, zwei der älteren Verwandten. Aber darauf wird wohl kaum die Rede kommen. Du und ich, wir beide sind die einzigen, die von Isabels krankhafter Leidenschaft für meinen Bruder wissen, graças a Deus.

„Danke, dass du mich ins Vertrauen gezogen hast.“

Er küsste ihre Hand. „Es ist nicht meine Gewohnheit, Fremden von Familiengeheimnissen zu erzählen. Aber du bist mir nie fremd gewesen, Catherine. Vom ersten Augenblick an, als ich dich sah, warst du mir vertraut.“

„Eduardo, wann genau starb Isabel eigentlich?“

„Im Juli vor dreiundzwanzig Jahren.“ Er runzelte die Stirn. „Weshalb?“

„Ich habe im März Geburtstag.“ Sie zitterte leicht. „Zwischen dem Zeitpunkt ihres Todes und meiner Geburt liegen genau zweiundzwanzig Jahre und neun Monate.“

Er nahm sie in die Arme und hielt sie fest. „Ich weiß, was du denkst. Aber tu’ es nicht“, sagte er ernst. „Du bist nur du selbst, Catherine. Die äußerliche Ähnlichkeit beruht lediglich auf einen merkwürdigen Zufall.“

Schweigend hielten sie sich umschlungen. Die Umarmung hatte nichts mit Leidenschaft zu tun, sondern jeder suchte Trost in der Nähe des anderen. Es dauerte lange, bis Eduardo Catherine schließlich losließ.

„Genug von vergangenem Unglück, Catherine“, meinte er. „Es ist spät, und du musst schlafen gehen. Wie du weißt, kommen morgen Früh meine Schwestern mit ihren Familien an. Dann wird es mit der Ruhe auf der Quinta ein Ende haben.“

„Ich freue mich darauf, sie kennen zu lernen“, sagte Catherine. Sie verstand seinen Wink. „Vielleicht sollte ich lieber heute Abend noch meine Sachen für den Umzug in die Casa das Camelias packen.“

Eduardo strich mit dem Finger über ihre Wange. „Dazu ist morgen noch genügend Zeit. Meine Schwestern sind nicht gerade für Pünktlichkeit bekannt.“

„Es wird sowieso Zeit, dass ich ins Bett komme.“ Sie nahm seine dargebotene Hand und stand auf. „Gute Nacht, Eduardo.“

Autor

Sherryl Woods

Über 110 Romane wurden seit 1982 von Sherryl Woods veröffentlicht. Ihre ersten Liebesromane kamen unter den Pseudonymen Alexandra Kirk und Suzanne Sherrill auf den Markt, erst seit 1985 schreibt sie unter ihrem richtigen Namen Sherryl Woods. Neben Liebesromanen gibt es auch zwei Krimiserien über die fiktiven Personen Molly DeWitt sowie...

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