Ein Fall für zwei

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Heiß ist der Fall, bei dem die Polizisten Laura und Clint ein Ehepaar spielen müssen. Noch heißer aber ist das Verlangen, das zwischen ihnen lodert! Und so wird die gemeinsame Nacht in der Honeymoon-Suite für Laura zur Zerreißprobe: Kann sie Clints Sex-Appeal widerstehen?


  • Erscheinungstag 13.07.2019
  • ISBN / Artikelnummer 9783733747558
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Ich soll mit diesem Cowboy verheiratet sein?“, fragte Laura ungläubig. „Sie erwarten von mir, dass ich seine Ehefrau spiele?“

Noch während sie mit ihrer tiefen, wohlklingenden Stimme sprach und sich eine Strähne ihres blonden Haars wieder in ihren Mozartzopf steckte, wusste Clint Marshall, dass ihr Boss nicht umzustimmen wäre. Sie waren in sein Büro gerufen worden, um über ihren neuen Auftrag unterrichtet zu werden. Es würde keine Diskussion darüber geben, ob sie ihn annahmen oder nicht.

Dennoch fand er es amüsant, wie die kultivierte Laura Carter versuchte, sich aus dieser Situation herauszuwinden. Nur ganz kurz sah sie ihn mit diesen eisblauen Augen an, deren Farbe ihn immer an den Himmel über Texas erinnerte, wenn ein Sturmtief im Anzug war, bevor sie sich wieder Captain Clark zuwandte.

Clint lehnte sich auf seinem Holzstuhl noch ein Stück weiter nach hinten und kreuzte lässig die Füße, die in abgetragenen Cowboystiefeln steckten. Er sah, dass Laura auf das strapazierte Leder blickte. Gelassen wippte er mit dem Fuß, als säße er im Schaukelstuhl bei seiner Mutter auf der Veranda in Two Horse Junction, Texas. Laura ließ es sich nicht anmerken, aber er wusste, dass sie sich über seine Art aufregte, denn sie richtete sich noch gerader auf. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, was eine Tochter aus einer der angesehensten Familien von Boston bei der Polizei von Chicago zu suchen hatte.

Und weshalb gab ihr Captain jetzt ihnen gemeinsam einen Fall? Zweifellos hatte der dünne blasse Mann in der Ecke des Büros etwas damit zu tun. Der Mann trug einen teuren Anzug, der ihm aber nicht richtig passte, und seine Schuhe waren auf Hochglanz poliert. Der Mann wischte sich die Stirn und wartete darauf, dass Captain Clark etwas sagte. Clint schwieg. Captain Clark würde schon verraten, wieso er ihn und die Eisprinzessin für diesen Geheimauftrag ausgesucht hatte. Er hatte gelernt abzuwarten. Mit einem Lächeln in Lauras Richtung machte er es sich auf dem harten Stuhl so bequem wie möglich.

Laura blickte zu dem Fremden, der schweigend hinter ihnen stand. Sie wollte etwas sagen, aber dann schloss sie den Mund wieder. Clint war sicher, dass es ihr überhaupt nicht behagte, einen Fall gemeinsam mit ihm bearbeiten zu müssen. Aus irgendeinem Grund hatte Laura Carter ihn schon beim ersten Händeschütteln vor einem halben Jahr nicht gemocht.

Er konnte sie zwar genauso wenig ausstehen, aber wenn er die Stelle, die im Morddezernat frei geworden war, nur bekam, indem er mit Laura Carter zusammenarbeitete, dann würde er es tun.

Ob die Gerüchte über sie stimmten? Vor einem halben Jahr war sie in diese Einheit versetzt worden, weil sie angeblich ein Verhältnis mit ihrem Chef gehabt hatte. Ihr neuer Chef, Sam Clark, ließ sich nur sehr ungern von höherer Stelle seine Mitarbeiter zuteilen und hatte ihr deshalb die unbeliebtesten Fälle übertragen. Handtaschendiebstahl, Einbrüche und kleinere Überfälle. Als Laura einen Dieb erwischte, der seit über einem Jahr kleinere Geschäfte ausraubte, hatte Clark widerwillig feststellen müssen, dass sie gute Arbeit geleistet hatte.

Laura atmete tief durch, und Clint beschloss, sie zu retten, bevor sie den Fehler machen würde, sich über diesen Auftrag noch mehr zu beschweren. Besonders darüber, dass sie seine Ehefrau spielen sollte.

„Darling, die meisten alleinstehenden Frauen aus Chicago würden liebend gern die Gelegenheit nutzen, Mrs. Clint Marshall zu werden. Wenn texanische Männer für eines bekannt sind, dann dafür, dass sie wissen, wie man eine Frau richtig behandelt.“

Laura versteifte sich noch mehr auf ihrem Stuhl, und Clint fragte sich, ob es je ein Mann geschafft hatte, dass sie sich genügend entspannte, um ihre tollen Beine nicht mehr so fest zu schließen und sie … Tja, als Gentleman wollte er diesen Gedanken nicht weiterspinnen.

Er musste lächeln, während Laura ihn kühl musterte.

„Erstens können sich die Frauen dieser Abteilung noch so närrisch aufführen, ich werde trotzdem kein Mitglied Ihres Fanclubs“, stellte sie klar. „Zweitens würde ich nicht einmal dann den Nachnamen meines Mannes annehmen, wenn er den Nobelpreis für die Schaffung des Weltfriedens oder die Erfindung einer umweltfreundlichen Energiequelle bekommen hätte.“

Sie presste die Lippen zusammen und sah ihn wütend an. Zum ersten Mal entdeckte Clint so etwas wie Temperament in ihren blauen Augen. Konnte es etwas Aufregenderes geben, als dieses Feuer in ihr weiter zu entfachen? Die Wut der sonst so kühlen und beherrschten Laura Carter in etwas anderes verwandeln? Wie mochte diese Frau im Bett sein, wenn sie ihre langen schlanken Beine um einen schlang und ihr das Haar wild ins Gesicht hing? Clint riss sich aus seinen überraschenden Fantasien und zwinkerte Laura zu.

Ihr Blick wurde so durchdringend, dass es ihn traf, als habe er einen elektrischen Schlag bekommen. Unwillkürlich richtete er sich etwas auf seinem Stuhl auf. Vielleicht steckte in dieser Frau doch mehr, als er gedacht hatte.

Laura, die von seinen Gedankengängen nichts ahnte, wandte sich wieder an ihren Captain. „Sir, es ist doch völlig unnötig, dass ich mich als Detective Marshalls Ehefrau ausgebe. Wir könnten einfach …“

„Es ist absolut notwendig.“ Clark war noch keine fünfzig, aber die Falten in seinem Gesicht und sein fast völlig graues Haar bestärkten Clint in seinem Entschluss, in seine Heimatstadt zurückzukehren, bevor der Stress der Polizeiarbeit hier in der Großstadt ihn genauso aussehen ließ. „Sie können mir glauben, dass ich nie auf den Gedanken verfallen wäre, Sie beide zu einem Team zusammenzustellen, wenn keine Notwendigkeit dazu bestände. Im Moment kommen Sie und Marshall uns aber sehr gelegen, und deshalb werden Sie genau das tun, was von Ihnen erwartet wird.“ Zornig sah er sie an.

Clint blieb weiterhin gelassen, auch Laura zuckte nicht mit der Wimper. Er musste ihr zugestehen, dass sie sich nicht leicht einschüchtern ließ.

Clark räusperte sich. „Jetzt hören Sie gut zu, wenn ich Ihnen den Fall erkläre. „Unsere Spezialeinheit SFI, die sich mit Finanzdelikten in großem Stil befasst …“, er deutete mit dem Kopf zu dem schlanken blonden Mann, „… hat schon seit langem einen Verdacht gegen Peter Monroe.“

„Peter Monroe von Monroe Investments?“, fragte Laura überrascht nach. „Er hat bei null angefangen und besitzt heute einen milliardenschweren Konzern.“

„Genau der“, stimmte der dünne Mann zu. „Special Agent Vincent Garrow vom SFI. Ich bin seit zwanzig Monaten hinter Monroe her.“

„Er muss sehr gerissen sein, wenn man ihm nach so einer langen Zeit nichts nachweisen kann“, stellte Clint fest.

Garrow ging darauf nicht ein und legte Clark einen Ordner auf den Tisch. „Hier ist alles über Monroe, einschließlich einer Liste seiner Investitionen und der Unternehmen, die er gekauft oder verkauft hat.“

Laura überflog ein paar Seiten. „Monroe ist noch reicher, als ich gedacht hätte. Aber wie kommen Sie darauf, dass er etwas tut, was eine Untersuchung rechtfertigt?“

Garrow wischte sich die feuchten Hände an einem Taschentuch ab. „Vor fast zwei Jahren haben wir einen Tipp bekommen, dass Monroe Geld der Russen-Mafia wäscht, indem er es durch seine Investment-Abteilung schleust.“

„Wenn das SFI daraufhin Nachforschungen in großem Stil angestellt hat, wieso liegt dann nicht längst eine Anklage gegen ihn vor?“, wollte Clint wissen.

Garrow beugte sich über Lauras Schulter und zog ein Blatt aus dem Ordner. „Das Geld der Russen-Mafia ist tatsächlich durch Monroes Unternehmungen geflossen, und zwar immer durch eine andere Abteilung seines Konzerns. Wir konnten Peter Monroe aber in keinem Fall direkt nachweisen, davon gewusst zu haben. Fünf seiner führenden Manager scheinen diese Geldflüsse kontrolliert zu haben.“

Clint blickte Garrow nachdenklich an. „Weshalb verhaften Sie die fünf Manager nicht und verhören sie, bis einer von ihnen singt?“

Garrow lächelte bitter. „Unsere Ergebnisse sind nicht stichhaltig genug. Die Fakten fügen sich zusammen, aber im Grunde könnte alles nur Zufall sein. Wir haben kein komplettes Team mehr auf Monroe angesetzt. Ehrlich gesagt bin ich seit sechs Wochen der einzige Ermittler, und in einer Woche werde auch ich von dem Fall entbunden.“

„Dann sind Sie hier, weil Sie einen verzweifelten letzten Versuch starten wollen, doch noch belastendes Material zu bekommen“, schloss Clint.

„Verzweifelt ist vielleicht etwas übertrieben ausgedrückt.“ Garrow richtete seine Krawatte.

„Er ist verzweifelt“, sagte Clark unumwunden. „Das einzig Solide, was diese Kerle vom SFI über Monroe haben, ist sein psychologisches Profil.“ Clark stieß die Luft aus. „Zwei Jahre, und dann kommen sie zu uns gekrochen. Zu uns kleinen gewöhnlichen Polizisten, die nur wenig Geld für ihre Nachforschungen zur Verfügung haben. Und zwar genau zu Ihnen beiden. Zu dem Cowboy und der Tochter aus gutem Hause.“

Gewinnend lächelte Laura ihren Chef an. „Captain Clark, wenn ich Sie einen Moment unterbrechen darf: Ich habe auf dem College Finanzwesen …“

„Nein, das dürfen Sie nicht“, unterbrach Clark sie unwirsch. „Sie dürfen den Mund halten.“

Lauras Lächeln erstarb.

Clint hätte Laura sagen können, dass man die Meinung ihres Chefs nicht ändern konnte, aber sie hätte ohnehin nicht auf ihn gehört. Außerdem konnte dieser Auftrag, mit dem sie betraut werden sollten, seine Chance sein, um wieder nach Hause zu kommen. Das letzte Jahr hatte er in Chicago verbracht, und obwohl ihm die Stadt wirklich gefiel, sehnte er sich immer öfter zurück nach Texas.

Wenn Laura und er in diesem Fall erfolgreich waren, würde er vielleicht ins Morddezernat befördert werden. Bei einer schnellen Aufklärung würde Captain Clark ihm sogar ein Empfehlungsschreiben ausstellen müssen. Clint hatte schon in Dallas erfolgreiche Arbeit geleistet, und wenn er auch hier in Chicago gute Beurteilungen bekam, stünde er als aussichtsreichster Anwärter da. Nach ein oder zwei Jahren im Morddezernat konnte niemand aus seiner Heimatstadt Two Horse Junction behaupten, er sei für den Posten des Sheriffs ungeeignet. Der einzige Nachteil wäre der, dass er Zeit mit Laura Carter verbringen musste.

Andererseits, wenn sie ein paar schöne Kleider trüge, sich bei ihm einhakte und ihn bewundernd ansähe, würde er es sicher überleben. „Vielleicht könnten Sie uns darüber aufklären, wieso Sie für diesen Fall gerade einen Cowboy und eine Tochter aus reichem Hause brauchen?“

Garrow nickte. „Sie werden an einer Hochzeit in der besten Gesellschaft teilnehmen und dabei mit Peter Monroe in Kontakt kommen.“

„Wer heiratet denn?“, fragte Laura.

„Penelope York und Kyle Chandler. “

„Penelope York von York Construction?”

Wieder nickte Garrow. „Kennen Sie die Familie persönlich?“

„Nein“, sagte Laura. „Ich habe sie nie getroffen, aber meinem Onkel gehören ein paar Aktien von York Construction. Er redet oft über seine Geldanlagen. Sind wir zu der Hochzeit denn eingeladen worden?“

„Ja, dafür habe ich gesorgt. Da es sich um ein großes gesellschaftliches Ereignis handelt, war der bekannte Name Ihrer Familie unsere Eintrittskarte.“ Garrow blickte Laura an. „Der Vater der Braut war sofort zur Zusammenarbeit mit dem SFI bereit, nachdem wir bei einem seiner Geschäfte ein paar Unstimmigkeiten entdeckt hatten. Er ist der Einzige, der wissen wird, dass Sie nicht miteinander verheiratet sind.“

„Sie lassen York in Ruhe, und dafür landet eine Polizistin aus bester Familie auf der Gästeliste“, stellte Clint fest. „Werden nicht auch andere Gäste wissen, dass Laura Polizistin ist?“

„Nein“, erklärte Laura sofort. „Niemand aus dem Bekanntenkreis meiner Familie weiß, dass ich Polizistin bin.“

„Was sind Sie denn in deren Augen von Beruf?“

„Nichts.“

„Halten die Sie für ein Party-Girl?“, fragte Clint trocken, obwohl er sich das eigentlich nicht vorstellen konnte. Auch wenn er nicht viel von Laura hielt, so musste er ihr doch zugestehen, dass sie sehr fleißig war.

„So ungefähr.“ Laura spielte mit ihrem Zopf. „Was genau sollen Clint und ich denn auf der Hochzeit tun?“

„Mit all den Partys im Vorfeld der Hochzeit dauert das Ganze eine Woche. Donald York und die Chandlers geben eine Menge Geld dafür aus.“ Garrow hielt die Monroe-Akte hoch, die er so gern schließen wollte. „Lassen Sie mich Ihre Aufgabe deutlicher umschreiben: Sie werden Mr. und Mrs. Monroes neue Freunde werden. Wir hatten Agenten in Peter Monroes Unternehmen, die jeden seiner Schritte beobachtet haben. Andere waren in seinem Country Club, aber ohne Erfolg. Eine unserer besten Agentinnen war stundenlang mit Mrs. Monroe beim Einkaufsbummel, aber sie hat nichts erfahren.“

„Die Frau ist vielleicht zu schlau für Ihre Spitzel“, warf Laura ein, aber keiner der Männer beachtete das.

„Peter und Cassandra Monroe werden an allen Festivitäten der York-Chandler-Hochzeit teilnehmen, weil die Yorks wichtige Geschäftspartner sind. Außerdem hat Donald York uns berichtet, dass Monroe darum gebeten habe, auch Nicholas Vasili zu den Feierlichkeiten und dem Hochzeitsempfang einzuladen. Vasili gehört zur Russen-Mafia. So dicht standen wir noch nie davor, Monroe und Vasili im selben Raum zu haben.“ Garrow wirkte fast aufgeregt, während er ihre Aufgabe erläuterte. „Sie beide werden herausfinden, wieso Monroe Vasili auf dieser Hochzeit haben will und was die zwei vorhaben. Ich vermute, dass Vasili Monroe weiteres Geld übergibt, damit der es in seinem Unternehmen wäscht. Und Sie beide werden ihn dabei ertappen.“

Nachdenklich musterte Laura den dünnen Mann. „Ich verstehe nicht, wieso Clint und ich auf dieser Hochzeit als Paar auftreten müssen.“

Voller Genugtuung lächelte Clark sie und Clint an. „Weil Sie beide für Peter Monroe die Erfüllung seiner Lieblingsfantasie darstellen. Er stammt aus Jersey und hat immer vom Wilden Westen und von Cowboys geträumt.“

„Das erklärt seine Rolle.“ Laura nickte in Clints Richtung. „Aber was habe ich …“

„Ich komme zwar aus Texas“, unterbrach Clint sie. „Dadurch bin ich aber noch lange kein Cowboy.“

„Na, das wissen Sie aber bestens zu verbergen.“ Laura warf einen beredten Blick auf seine Stiefel.

Captain Clark sah zu Clint. „Sie werden es schon schaffen, Peter Monroe von Ihren Qualitäten als Cowboy zu überzeugen.“

Elegant schlug Laura die Beine übereinander, und Clint fiel auf, dass die beiden anderen Männer sie ebenfalls dabei beobachteten.

„Schön, Peter Monroe träumt also davon, ein Cowboy zu sein. Mir ist lediglich nicht klar, wieso ich …“

„Wenn Sie mich mal einen Satz beenden ließen, wüssten Sie längst, wie Sie in dieses Bild passen. Peter Monroe wird von zwei Wunschvorstellungen getrieben. Er kommt aus einer Arbeiterfamilie. Sein Vater war Fabrikarbeiter, seine Mutter arbeitete als Küchenhilfe auf Feiern der gehobenen Gesellschaft. Als Junge hat Monroe sie dabei begleitet und ihr in der Küche geholfen. Seit damals ist er vom Leben der oberen Zehntausend fasziniert. Je länger die Ahnentafel einer Familie ist, desto stärker ist er von ihr beeindruckt.“

Jetzt wusste Laura, wie sie in dieses Bild hineinpasste.

Clint dagegen konnte sich gar nicht vorstellen, wie es sein mochte, wenn man Anerkennung bekam, nur weil man einen bestimmten Familiennamen trug. Er schuftete und schuftete, weil sein Familienname immer noch einen negativen Beiklang in Two Horse Junction hatte. Sein Vater hatte sich mit den Ersparnissen vieler Einwohner aus dem Staub gemacht, und für Clint reichte es nicht, ein guter Polizist zu sein, um den Posten als Sheriff von Two Horse Junction zu bekommen. Er wollte allen beweisen, dass es keinen Besseren als ihn gab.

Captain Clark lächelte immer noch. „Leider gibt es bei der Polizei von Chicago nicht sehr viele Angehörige der Oberschicht. Ich hätte mir nie gedacht, jemals froh darüber zu sein, einen Cowboy und eine reiche Erbin in meiner Abteilung zu haben.“

„Ich bin keine reiche Erbin … Meine Mutter …“ Ein Blick von Captain Clark, und Laura verstummte wieder.

Clint musste zugeben, dass Laura nicht so leicht aus der Fassung zu bringen war. Das war aber auch das Einzige, was ihm an der hochnäsigen Laura Carter gefiel. Als sie aus Boston hierher versetzt worden war, hatte er ihre Schönheit bewundert, doch ihre unterkühlte Art mochte er überhaupt nicht. Ihm lagen Frauen, die laut lachten und denen es nichts ausmachte, in eine Pfütze zu treten, um über die Straße zu kommen. Er glaubte nicht alles, was er hörte, aber über Laura Carter waren so viele Gerüchte im Umlauf, dass vielleicht doch einiges davon stimmte. Angeblich hatte sie mit ihrem letzten Captain geschlafen und war dann sehr schnell nach Chicago versetzt worden.

Der Agent vom SFI stellte sich mitten in den Raum. „Die Hochzeit zwischen zwei Menschen aus den angesehensten Familien von Chicago wird Peter Monroe an seine Träume erinnern. Es ist die perfekte Gelegenheit für Mr. und Mrs. Marshall, der Verkörperung seines Ideals, eine enge Freundschaft mit ihm anzuknüpfen.“

Laura runzelte die Stirn. „Das klingt ganz logisch, aber was sollen Clint und ich tun, nachdem wir uns seine Freundschaft erschlichen haben? Er wird doch selbst Freunden gegenüber keine gut geplanten kriminellen Geschäfte eingestehen.“

„Die Psychologen halten genau das für möglich.“ Garrow zuckte mit den Schultern. „Ich gebe zu, dass der Plan verrückt erscheint, aber es ist unsere letzte Chance. Unsere Psychologen glauben, dass Monroe sich, wenn er sich mit Clint angefreundet hat, vielleicht in die Karten sehen lässt, um ihm mit seiner Cleverness zu imponieren. Auf jeden Fall wird er während der Hochzeit weniger misstrauisch sein, sonst würde er sich dort nicht mit Vasili treffen. Es wird das erste Mal sein, dass wir überhaupt nachweisen können, dass die beiden Männer sich im selben Raum aufgehalten haben.“ Garrow fuhr sich durchs Haar. „Im Grunde müssen Sie beide sich etwas einfallen lassen. Sie müssen Peter Monroe irgendwie dazu bringen, dass er etwas eingesteht.“

Laura stand auf. „Das werden wir.“

Das klang ja fast mitfühlend. Clint stand auch auf. „Tja, Captain, ich fühle mich geehrt, mit einer so qualifizierten Beamtin wie Miss Carter zusammenarbeiten zu dürfen. Und wie meine Mutter schon immer sagte: ‚Je eher wir anfangen, desto eher haben wir’s hinter uns.‘“

Wütend sah Laura ihn an.

„Das Wichtigste ist, dass Sie Peter Monroe davon überzeugen, wie sehr Sie beide ineinander verliebt sind“, stellte der Captain klar.

„Kein Problem. Die Mädels verknallen sich normalerweise immer in mich“, sagte Clint mit breitestem texanischen Akzent.

Laura zog scharf die Luft ein, doch Clint zog sie an sich. „Na, Kleines, soll das etwa zeigen, wie begeistert du von diesem Projekt bist?“

Sie verkrampfte sich, und Clint hörte, dass sie tief durchatmete. Dann trat sie einen Schritt zur Seite. „Cowboy, es gibt nichts auf der Welt, was ich lieber täte, als dich für ein Wochenende zu heiraten.“ Sie lächelte honigsüß, und Clint verspürte einen entsetzlichen Schmerz, weil sie ihm dabei einen ihrer hohen Absätze in den Stiefel rammte.

Mühsam unterdrückte er den Schmerz, humpelte zur Tür und hielt sie Laura höflich auf. Mit hoch erhobenem Kopf rauschte sie an ihm vorbei und hielt sich dabei so aufrecht, als hätte sie einen Besen verschluckt. Sein Blick fiel auf ihren Po, der sich unter dem engen dunkelblauen Rock deutlich abzeichnete.

Laura Carter ist wirklich wunderschön, dachte er. Besonders wenn sie auf mich wütend ist. Aber sie gehört nicht zu den Frauen, die mich anziehen.

Sie ging an seinem Schreibtisch vorbei zum Waschraum, während er seine Nachrichten abhörte. Sein Bruder Ben hatte angerufen und Amber, eine Prostituierte, die ihm manchmal einen Tipp gab. Natürlich hatte sie keine Nummer für einen Rückruf hinterlassen, aber er wusste, dass sie ihn finden würde, wenn es wichtig war.

Breit grinsend kam Stan Lesky an seinen Schreibtisch. „Tut mir leid, Mann, dass du mit Carter zusammenarbeiten musst.“

„Nur bei diesem Fall. Wir sind kein ständiges Team.“ Obwohl er erst ein Jahr hier in Chicago war, fühlte Clint sich manchmal völlig desillusioniert und müde. In solchen Momenten sehnte er sich besonders nach Two Horse Junction in Texas mit seinen 587 Einwohnern.

Wenn er erst wieder dort lebte, konnte er sich von seiner Mutter alle für ihn in Frage kommenden Junggesellinnen aufzählen lassen und dann mit einer von ihnen die Bevölkerung von Two Horse Junction weiter erhöhen, indem sie sich ein Rudel Kinder zulegten. Und er würde seine süße und liebevolle Frau achten, umsorgen und niemals verlassen. Und er würde Sheriff werden. Dann konnte er Probleme abwenden, bevor überhaupt etwas geschähe. Wenn Sheriff O’Conner im nächsten Jahr in den Ruhestand ging und der Posten ihm angeboten wurde, wollte er, dass jeder in Two Horse Junction ihn auch für den besten Bewerber hielt.

Lesky grinste noch breiter und zeigte dabei seine großen strahlend weißen Zähne. „Carter ist eine Frau mit erstklassiger Karosserie.“

„Eher ein Eisberg auf Beinen.“

„Manchmal macht es Spaß, einen Eisberg zum Schmelzen zu bringen.“ Viel sagend wackelte er mit den Augenbrauen.

„Du vergisst, was mit der Titanic passiert ist, aber ich kenne die Gefahr. Mich interessiert an Laura Carter nur, ob sie eine gute Polizistin ist oder nicht.“

„Sie ist bestimmt fantastisch. Jedenfalls war ihr ehemaliger Captain davon überzeugt.“

„Das ist nur ein Gerücht.“ Clint bekam ein schlechtes Gewissen. „Wir sind Polizisten und dürfen uns nur auf Fakten verlassen, nicht auf Gerüchte.“

Lesky setzte sich rittlings auf einen Stuhl. „Erstens ist Laura Carter eine sehr schöne Frau. Zweitens ist sie die Karriereleiter schneller hinaufgeklettert als du oder ich. Drittens hatte sie eine sehr enge Beziehung zu ihrem Captain in Boston.“

Clint legte seinen Notizblock weg. Lesky nervte ihn. „Das ist nichts als Spekulation. Der Captain hat sie vielleicht nur aus Sympathie gefördert.“

„Du wirst ja sehen, wie gut sie ist – bei der Arbeit.“ Lesky liebte den Klang seiner Stimme, und mittlerweile standen ein paar Kollegen um Clints Tisch herum. Man konnte Lesky nur zum Schweigen bringen, indem man ihn ausreden ließ.

„Zurück zu den Fakten“, fuhr Lesky fort. „Viele ihrer ehemaligen Kollegen waren davon überzeugt, dass sie mit ihrem Captain ein Verhältnis hatte, einschließlich seiner Frau. Die Frau hat die Scheidung eingereicht, und weil Lauras Familie Verbindungen zu aller Welt hat, wurde sie hierher versetzt.“

Clint glaubte selten das Gerede über andere. Manche Geschichten wurden aus purer Bosheit in die Welt gesetzt und konnten einer harmlosen Wahrheit einen gemeinen Unterton geben. „Vielleicht sagen uns diese Fakten auch einfach nur, dass sie eine sehr gute Polizistin ist.“

„Aber seht euch doch diesen Körper an. Sie hat tolle Beine und …“ Lesky hob die Hände und formte zwei Brüste. „Ich würde mich liebend gern ein paar Stunden mit ihrem Körper beschäftigen.“

„In dem Punkt unterscheiden wir uns. Ich glaube nicht an jedes Gerücht.“ Clint stand auf. „Und glaub mir, ich werde Miss Carter nicht anrühren. Wir Jungs aus Texas haben was gegen Frostbeulen.“ Er tat so, als würde er vor Kälte erschauern, doch da bemerkte er, dass Lesky nicht mehr lächelte. Clint holte tief Luft und drehte sich um.

Laura stand vor ihm und wirkte völlig ungerührt.

Als sie den Mund öffnete, stellte Clint sich automatisch auf einen bissigen Kommentar ein.

„Werden Sie mich morgen abholen? Wir werden glaubwürdiger erscheinen, wenn wir zusammen in einem Auto fahren. Sagen wir um halb zwei?“

Er hatte sich eigentlich entschuldigen wollen, aber offenbar machte sich nichts daraus, was was die Kollegen über sie dachten. „Natürlich, schon klar.“

Sie holte Papier und Stift hervor und schrieb etwas auf. „Meine Adresse. Ich werde um halb zehn im Eingang warten.“ Als sie ihm den Zettel reichte, berührten ihre Finger sich flüchtig.

Nachdem sie kurz und mit ausdrucksloser Miene in Leskys Richtung geblickt hatte, verließ sie den Raum.

Fast wäre Clint jetzt tatsächlich zu Eis erstarrt. Laura Carter war ja noch kühler, als er geglaubt hatte.

Was auch immer die nächsten Tage bringen würden, in denen sie ein frisch vermähltes und sehr verliebtes Paar mimen sollten, es würde hart für ihn werden.

2. KAPITEL

Um kurz vor halb zwei stellte Laura ihre beiden Koffer im Eingang ihres Apartmenthauses ab und bereitete sich auf die vier schlimmsten Tage ihres Lebens vor. Sie blickte nach draußen, aber es war kein Cowboy in Sicht.

Wütend auf sich selbst stieß sie die Luft aus. Du bist kindisch. Nicht einmal in Kevin Beckins aus der siebten Klasse warst du so sehr verschossen! sagte sie sich, aber leider nützte das auch nichts. Sie war in einen Cowboy verknallt! Das war die demütigendste Erfahrung ihres Lebens.

Hatte er nicht gesagt, dass er sie nicht anfassen wolle, weil er sich sonst Frostbeulen hole? Ganz offensichtlich hielt er sie für eine versnobte Zicke mit reichen Eltern.

Entnervt gab sie einem ihrer teuren Koffer einen Tritt mit einem ihrer noch teureren Schuhe. Sweetums beklagte sich winselnd. „Kleines, habe ich dir Angst gemacht? Tut mir leid. Mommy dachte an diesen bösen Mann, mit dem wir ein verlängertes Wochenende verbringen müssen, und ich wollte meinen Frust loswerden.“ Sie hob den kleinen, weißen, flauschigen Hund hoch und rückte die blaue Schleife am Halsband zurecht. „Wie geht’s meiner kleinen Sweetums?“

Die Hündin blickte sie unter ihren langen Ponysträhnen hervor an, und Laura wunderte sich, dass sie diese lächerliche kleine Hündin so sehr mochte. Sie kraulte Sweetums hinter den Ohren. „Wenn du ein richtiger Hund wärst, würdest du auch bellen. Oder knurren oder sonst etwas anderes außer diesem leisen Winseln. Bell doch mal. Tu’s für mich. Bell!“ Laura fing schließlich selbst an zu bellen.

Neugierig sah Sweetums sie an, öffnete die Schnauze und leckte ihr das Gesicht.

„Na, wenigstens du magst mich.“ Sie wünschte, die Worte dieses Cowboys hätten ihr nicht so wehgetan. Normalerweise gefiel ihr die Rolle der Eisprinzessin. Schließlich hatte sie jahrelang an diesem Image gefeilt, mit dem sie sich die Männer vom Leib hielt.

Mit romantischen Angelegenheiten brachten Frauen nur ihr Leben durcheinander. Ihre Mutter hatte bereits fünf Ehen hinter sich, dennoch stürzte sie sich weiterhin in Beziehungen, als sei es ihr gleichgültig, wie viel ihres Vermögens sie an jeden ihrer Ehemänner verlor und wie sehr sie dabei seelisch litt.

Autor

Molly Liholm
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