Eine Lady unterm Mistelzweig

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Wenn Lady Cassandra in einsamen Winternächten an Sir Ian Chandler denkt, überläuft sie ein süßer Schauer der Erregung. Als Witwe sollte sie diese Sehnsucht nicht zulassen! Bis sie bei einer Weihnachtsparty der Duchess of Gifford unvermittelt Ian unterm Mistelzweig begegnet …


  • Erscheinungstag 26.12.2020
  • ISBN / Artikelnummer 9783751504942
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

London, Dezember 1806

Meine liebe Cassandra. Es sind so viele gut aussehende Männer heute Abend hier. Du musst dir einen aussuchen und ihn sofort in dein Bett holen, ehe du völlig vereinsamst.“

Lady Cassandra Osborne verschluckte sich beinahe an dem Claret – Punsch, von dem sie gerade einen Schluck getrunken hatte. „Melisande! Jemand könnte dich hören“, protestierte sie und stellte ihr Glas auf das Tablett eines der Diener, die durch den überfüllten Ballsaal gingen. Seit ihrer Kindheit war sie mit Melisande, Duchess of Gifford, befreundet, und sie wusste, dass sie sich inzwischen an solche empörenden Bemerkungen gewöhnt haben sollte. Dennoch überraschte die Offenheit der Freundin sie manchmal – und das, obwohl sie insgeheim dasselbe gedacht hatte …

„Unsinn. Wir sind hier ganz allein in unserer kleinen Ecke, und niemand hört uns zu“, sagte Melisande. „Und ich wollte mit dir schon seit einiger Zeit darüber reden.“

Cassandra lachte. „Mit mir über meine Gewohnheiten im Schlafzimmer reden?“

„Meine Liebe, soweit ich weiß, hast du keine Gewohnheiten im Schlafzimmer außer schlafen. Alleine schlafen.“ Melisande nippte an ihrem Punsch, während sie beide Lady Clarkes Ballsaal beobachteten.

Es war der letzte Ball in London, ehe sich alle für Weihnachten zurückzogen, und der große goldverzierte Raum roch nach den Tannenzweigen, die mit roten und weißen Rosen aus dem Gewächshaus verziert waren. Wein und Punsch flossen in Strömen, und das Lachen und die Gespräche wurden im Laufe des Abends immer heiterer und lauter. Cassandra hatte sich eine ruhige Ecke gesucht, um etwas Zeit für sich zu haben, sie war nicht hierhergekommen, um sich von ihrer Freundin über ihr Liebesleben ausfragen zu lassen.

Oder genauer gesagt über den Mangel an selbigem.

„Mein Leben gefällt mir sehr gut“, sagte Cassandra fest. Das stimmte leider nur halbwegs, und sie konnte nur hoffen, dass es trotzdem glaubhaft klang.

„Unsinn, meine Liebe, wie sollte es das?“, spottete Melisande. „Dein Mann, so gut und edel er auch war, ist seit über einem Jahr tot. Aber du gibst noch immer die trauernde Witwe und ziehst dich beharrlich zurück.“

„Ich tue nichts dergleichen. Schließlich bin ich doch hier, oder?“

„Ja, aber gekleidet wie eine alte Tante.“ Melisande zupfte an dem schlichten Ärmel von Cassandras dunkelviolettem Kleid. „Du bist viel zu jung, um dich zu verstecken, Cassie. Und hier gibt es doch so viele attraktive Männer!“

Melisande deutete mit dem Glas in der Hand auf den Ballsaal, und pflichtschuldig betrachtete Cassandra die Menge. Es gab gut aussehende Männer – Lord Dunphy, Mr. Barrows, den Duke of Wharton. Aber keiner von ihnen ließ ihr Herz schneller schlagen, keiner von ihnen ließ sie überlegen, wie ihre Lippen sich wohl anfühlen würden, wie sie unter ihrer elegant geschnittenen Kleidung wohl aussehen mochten. Keiner von ihnen verlockte sie.

Und sie hatte heimlich oft genug hingesehen, um das beurteilen zu können.

Cassandra seufzte und öffnete ihren schwarzen Spitzenfächer, um sich in dem stickigen Raum etwas Kühle zuzufächeln. „Oh Mel, ich gebe zu, ich habe in der letzten Zeit selbst daran gedacht, dass es wieder an der Zeit wäre, mir einen Mann zu suchen.“

„Cassandra! Das hast du?“ Melisande sah sie über den Goldrand ihres Glases hinweg erschrocken an. „Oh, meine Liebe, warum hast du nichts gesagt? Ich würde dir mit Vergnügen helfen, den Richtigen zu finden. Du verdienst ein bisschen Spaß.“

„Ich glaube nicht, dass es die richtige Person überhaupt gibt“, murmelte Cassandra. „Ich habe noch niemanden gesehen, der mich interessiert.“

Abgesehen von jenem einen Mal ….

Damals war sie sehr versucht gewesen. Manchmal, in den dunkelsten Stunden der Nacht, wenn sie nicht schlafen konnte, dann dachte sie daran, wie sich dieser Kuss angefühlt hatte. Wie er dunkles Verlangen in ihr geweckt hatte, von dem sie nicht einmal gewusst hatte, dass es das gab, und wie sie sich nach mehr gesehnt hatte. Sie hätte diesem Mann am liebsten die Kleidung vom Leib gerissen, seinen Körper über sich gefühlt, Haut an Haut, bis es nur noch ihn für sie gegeben hätte.

Cassandra bewegte den Fächer schneller vor ihrem geröteten Gesicht hin und her. An diese Gefühle zurückzudenken, tat ihr nicht gut. Der Kuss war viel zu schnell vorüber gewesen, und dann war er vor ihr zurückgewichen, mit einem entsetzten Ausdruck in seinen dunklen Augen. Seitdem hatte er Abstand gehalten und war so höflich gewesen, dass sie am liebsten vor Enttäuschung geschrien hätte. Ganz bestimmt würde er ihr nicht mehr nahe genug kommen, um dieses zügellose Erlebnis zu wiederholen.

Melisande hatte recht. Sie musste jemand anderen finden. Aber verdammt, sie wollte keinen anderen!

Zum Glück sah die Freundin sie nicht an und bemerkte ihre geröteten Wangen nicht. Melisande beobachtete die Menge, die Augen prüfend zusammengekniffen, als beurteilte sie die Pferde bei Tattersalls. „Wie wäre es mit Lord Meredith? Für meinen Geschmack redet er ein bisschen zu viel, aber er hat diese schönen blauen Augen. Oder Lord Jermaine? Lady Jermaine sagt, er sei sehr gut ausgestattet.“

Cassandra musste lachen. „Ich glaube nicht. Keinen verheirateten Mann. Und keinen, der zu viel redet.“

„Mr. Hatchard? Oh, ich weiß – Lord Phillips! Er sieht so gut aus, und er schien dich bei meiner Dinnerparty letzte Woche zu bewundern.“ Melisande seufzte, als Cassandra den Kopf schüttelte. „Meine Liebe, wenn du so wählerisch bist, wirst du bestimmt nie einen Liebhaber finden. Wonach suchst du?“

Ian, dachte Cassandra traurig. Ihn wollte sie, schon immer seit dem leichtsinnigen Kuss im Garten – nein, schon früher. Aber er wollte sie nicht. Für ihn war sie nur die Witwe seines Freundes Charles.

„Jemand Nettes, nehme ich an“, sagte sie.

„Jemanden wie deinen Ehemann?“

„Ja“, sagte sie. „Jemanden, der ein bisschen wie Charles ist, denke ich.“

„Nun, meine Liebe, du musst entschuldigen, wenn ich das so sage, aber du brauchst einen Liebhaber, der nicht im Geringsten so ist wie dein Ehemann.“

„Was meinst du damit?“

Autor

Amanda McCabe
Amanda McCabe schrieb ihren ersten romantischen Roman – ein gewaltiges Epos, in den Hauptrollen ihre Freunde – im Alter von sechzehn Jahren heimlich in den Mathematikstunden.
Seitdem hatte sie mit Algebra nicht mehr viel am Hut, aber ihre Werke waren nominiert für zahlreiche Auszeichnungen unter anderem den RITA Award.
Mit einer...
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