Einsam warst du viel zu lang

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Aufopferungsvoll kümmert Zoey sich um ihren Bruder. Dabei bräuchte der aufsässige Teenager dringend ein männliches Vorbild. Jemanden wie ihren neuen Nachbarn, den attraktiven Profisportler Sutton Reed! Aber der macht Zoey schmerzlich bewusst, wie einsam sie ohne Liebe ist …


  • Erscheinungstag 06.03.2023
  • ISBN / Artikelnummer 9783751521642
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

PROLOG

Zoey Allen starrte das Aquarell an, das im Konferenzraum der Rechtsanwaltskanzlei McAvoy & McAvoy an der Wand hing. Vor sechs Wochen hatte sie mit ihren zwei jüngeren Brüdern am Grab ihres Vaters und ihrer Stiefmutter gestanden. Der Schock des Verlusts hatte sich noch immer nicht gelestandard.

Ihr Leben hatte sich nur einen Monat vor ihrem Schulabschluss drastisch verändert. Man hatte sie ins Büro des Direktors zitiert, wo der Sheriff ihr mitgeteilt hatte, dass ihre Eltern an einer Kohlenmonoxidvergiftung durch eine defekte Gasheizung gestorben waren. Zoey und ihren Brüdern war dieses Schicksal nur deshalb erspart geblieben, weil sie in der Schule gewesen waren. Seit Zoey gerichtlich beantrastandard hatte, der Vormund ihrer Brüder zu werden, lagen ihre Zukunftspläne auf Eis.

„Zoey, hören Sie mir überhaupt zu?“, frastandarde Preston.

Sie sah den Anwalt an. „Tut mir leid. Ich war kurz mit den Gedanken woanders.“ Zoey war nicht ganz ehrlich zu ihm. Manchmal zwang sie sich sogar, an alles zu denken, nur nicht an ihre momentane Lage. Es gab Augenblicke, da zweifelte sie an ihrer Entscheidung, die Verantwortung für einen Sechsjährigen und für einen Achtjährigen zu übernehmen, die sich jede Nacht in den Schlaf weinten. Es gab Nächte, da weinte sie selbst, weil sie sich so hilflos fühlte. Aber für ihre Brüder war Zoey stets tapfer. Die beiden mussten unbedinstandard sehen, dass sie stark war und alles im Griff hatte.

Preston reichte ihr nun eine Akte. „Der Familienrichter hat Ihnen die Vormundschaft von Kyle und Harper zugesprochen. Sie sind jetzt außerdem als Eigentümerin des Hauses und des Minivans eingetragen.“

Zoey rang sich ein Lächeln ab. „Vielen Dank für alles.“

Die Kanzlei hatte sich kostenlos um alle rechtlichen Belange gekümmert.

Preston musterte sie. „Alles in Ordnung?“

„Ich bin nur müde. In letzter Zeit habe ich nicht besonders gut geschlafen.“

„Ich kann mir gar nicht vorstellen, was Sie gerade durchmachen, aber ich würde Ihnen trotzdem gern einen Rat geben. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Brüder eine Therapie machen, um mit dem Verlust ihrer Eltern fertigzuwerden, und Sie selbst sollten ebenfalls eine machen.“

„Ich verspreche, das werde ich tun.“

Zoey wusste, dass sie eine Therapie für ihre Brüder und für sich selbst organisieren musste. Besonders, um der Sozialarbeiterin zu beweisen, dass sie dazu fähig war, ihre jüngeren Geschwister großzuziehen. Die Frau wollte sie nämlich davon überzeugen, Harper und Kyle in Pflegefamilien zu geben.

Zoey konnte sich an ihre richtige Mutter leider nicht mehr erinnern. Sie hatte sich von ihrem Vater scheiden lassen und ihm das Sorgerecht für ihre zweijährige Tochter überlassen. Danach hatte sie Wickham Falls, West Virginia, hinter sich gelassen. Jahrelang hatte Zoey mit ihrem Vater allein gelebt, bis er schließlich eine neue Frau mit nach Hause gebracht hatte, als sie neun Jahre alt gewesen war. Kein Jahr später wurde sie die große Schwester von Kyle und zwei Jahre darauf von Harper. Ihre Brüder himmelten sie an, und sie vergötterte ihre Brüder.

Sie bedankte sich bei dem Mann und verließ die Kanzlei.

Der Regen hörte allmählich auf und Sonnenstrahlen durchbrachen die schweren Wolken. Zoey lächelte, als sie einen Regenbogen entdeckte. Für sie war das ein Zeichen, dass sich nun alles zum Guten wenden würde.

1. KAPITEL

Zehn Jahre später …

Zoey Allen fuhr in die Auffahrt des Hauses, in dem sie ihr ganzes Leben verbracht hatte, und schaltete den Motor aus. Es war Freitagnachmittag, und sie freute sich schon auf ein Wochenende, an dem sie mal nicht nach der Pfeife einer alten Dame tanzen musste.

Seit Zoey bei der Mineral Springs Agentur für häusliche Pflege angefangen hatte, hatte sie schon einige Kundinnen betreut, aber ihre aktuelle Klientin war die exzentrischste Frau, für die sie je gearbeitet hatte.

Ihre Patientin erlaubte ihr nicht, tagsüber einen Ventilator oder eine Lampe anzuschalten, weil ihre Stromrechnung angeblich viel zu hoch war. Als Zoey sich bei der Agentur beschwert hatte, wurde ihr gesastandard, dass sie sich nur kurze Zeit um Mrs. Chambers kümmern müsste. Ihre Kinder organisierten gerade ihren Umzug in ein Altersheim nach Washinstandardon. Daraufhin hatte Zoey der Agentur mitgeteilt, dass sie anschließend zwei Wochen Urlaub nehmen würde, bevor sie eine neue Stelle antreten würde.

„Hallo, Frau Nachbarin.“

Zoey drehte sich um. Vor ihr stand Sutton Reed und lächelte sie an. Es hatte sich in Windeseile herumgesprochen, dass er nach Wickham Falls zurückgekehrt war, nachdem er mit dem Baseball aufgehört hatte. Aber Zoey war doch einigermaßen verblüfft, dass der Baseballstar plötzlich vor ihr stand und sie als Nachbarin begrüßte.

In voller Lebensgröße war er sogar noch atemberaubender und sah besser aus als auf den Fotos. Seine Körpergröße, seine muskulöse und athletische Figur, die großen braunen Augen und die harmonischen Gesichtszüge mit dem warmen dunklen Teint hatten dafür gesorstandard, dass er es auf die Liste der schönsten Menschen des Magazins People geschafft hatte.

Zoey verzog die Lippen zu einem nervösen Lächeln. „Hallo.“

Sutton kam näher und streckte ihr die Hand entgegen. „Sutton. Ich habe bis Anfang nächsten Jahres das Haus von Sharon Williams gemietet.“

Sie ergriff seine Hand und spürte dabei die Schwielen in seiner Handfläche. „Zoey Allen. Willkommen daheim.“

Sutton lächelte und offenbarte dabei seine geraden weißen Zähne. „Danke.“ Sein Lächeln verblasste jetzt. „Wie geht’s deiner Familie?“

„Kyle ist jetzt bei den Marines, und Harper kommt in die elfte Klasse.“

Er nickte. „Wie es aussieht, hast du es wunderbar hingekriestandard, deine Brüder großzuziehen.“

Sie lächelte schief. „Ich habe mich bemüht.“

Kyle hatte ihr nie Schwierigkeiten bereitet, aber Harper machte ihr regelmäßig das Leben zur Hölle. Sie war absolut ratlos, wie sie mit seinem ständigen Trotz umgehen sollte.

„Wenn du mal Hilfe brauchst, bin ich gern für dich da“, sastandarde Sutton und sah ihr in die Augen.

Zoey nickte und lächelte. „Danke.“

Sie wusste nicht, ob er das Angebot gemacht hatte, weil er glaubte, dass sie es hören wollte, oder ob er es ehrlich meinte. Nach dem Unglück, das ihre Familie heimgesucht hatte, hatten sich die Bürger von Wickham Falls mehr als hilfsbereit gezeistandard. Der Pastor und der Kirchenvorstand hatten einen Treuhandfonds für das Studium der beiden Söhne der Allens eingerichtet, und die Handelskammer hatte dafür gesorstandard, dass örtliche Handwerker kostenlos zwei Jahre lang alle Reparaturen am Haus und am Auto durchführten.

„Ich schätze mal, dass ich dich jetzt öfter sehe, wo wir Nachbarn sind. Wenn auch nur für kurze Zeit“, füstandarde Sutton hinzu.

Zoey hätte gern gesastandard, dass sie nichts dagegen hätte, wenn er ihr Nachbar bleiben würde.

„War schön, dich zu sehen, Sutton, und das mit der Nachbarschaftshilfe gilt natürlich umgekehrt ebenso, wenn ich dir mit irgendetwas helfen kann.“

Zoey drehte sich um, ging die Treppe zur Haustür hinauf und schloss die Tür auf. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie sehr sich ihr Herzschlag beschleunistandard hatte. Doch jetzt war ihr sogar ein bisschen schwindelig. Wenigstens hatte sie es geschafft, nicht wie ein verrückter Fan zu wirken.

Sutton Reed hatte dafür gesorstandard, dass Wickham Falls der Sportwelt ein Begriff war, seit er als Anfänger zum meist diskutierten Spieler der gesamten Liga geworden war, und sein Stern war bis heute nicht verblasst.

„Was ist denn das für ein Chaos?“

Zoey stöhnte entnervt auf. Im Wohnzimmer lagen überall Kleidungsstücke auf dem Fußboden und auf Stühlen herum. Sie hatte Harper schon wiederholt dazu angehalten, seine Sachen aufzuräumen, aber ihre Ermahnungen gingen anscheinend zum einen Ohr rein und zum anderen wieder heraus.

Zoey ließ ihre Tasche fallen, sammelte Harpers Sachen ein und stopfte sie in den Wäschesack. Dann ging sie nach oben und öffnete die Tür zu Harpers Zimmer. Bei dem Anblick, der sich ihr jetzt bot, verdrehte sie die Augen. Klamotten hingen aus offenen Schubladen heraus, schmutzige Socken lagen auf dem Fußboden, und ein Teller mit einem halb gegessenen Sandwich stand neben dem Bett.

Genervt schüttelte sie den Kopf, griff nach dem Teller und trug ihn nach unten in die Küche. Zoey hatte keine Lust, das Wochenende damit einzuläuten, Harpers Zimmer sauber zu machen. Nach einer ausgiebigen Dusche und einem schnellen Abendessen war sie vielleicht in der Verfassung, sich mit dem Teenager auseinanderzusetzen.

Zoey setzte sich hin und griff nach ihrem Handy, als sie hörte, wie die Haustür aufging. Es war zehn Minuten nach Mitternacht und damit zwei Stunden nach Harpers Zapfenstreich.

Offensichtlich hatte sie ihren Bruder überrascht, denn er blieb wie angewurzelt stehen. Sie hatte nämlich das Licht ausgeschaltet und sich auf das Sofa gelestandard, um ihn bei seiner Rückkehr zur Rede zu stellen. Sonst hätte er versucht, ihr einzureden, dass er schon Stunden früher nach Hause gekommen war. Sie schaltete die Tischlampe an. „Komm her und setz dich.“

Harper Allen stöhnte. „Muss das sein? Ich bin echt müde.“

Zoey zeistandarde auf den Zweisitzer. „Ja, das muss sein.“ Sie wartete, bis der schlaksige Sechzehnjährige sich gesetzt hatte. In der Vergangenheit hatten viele Leute Harper und Kyle für Zwillinge gehalten, obwohl ihr Altersunterschied zwei Jahre betrug. Doch beide hatten den goldbraunen Teint ihrer verstorbenen Mutter, die haselnussbraunen Augen und das schwarze lockige Haar geerbt.

„Ich werde das jetzt nur einmal erklären“, sastandarde Zoey leise und bestimmt. „Das ist das letzte Mal, dass du nicht pünktlich nach Hause kommst. Denn das nächste Mal gehe ich zum Gericht und stelle einen Antrag auf Jugendhilfe.“

Harper fuhr erschrocken hoch. „Zur Hölle, was für einen Antrag?“

Zoey biss die Zähne zusammen. „Was habe ich dir darüber gesastandard, wie du mit mir sprechen sollst? Ich bin keiner von deinen Kumpels.“ Sie betonte jedes Wort. „Einen Antrag, dass du besondere Unterstützung brauchst. Damit du in eine Pflegefamilie kommst oder in ein Heim, bis du volljährig bist. Dann lestandard der Richter fest, was du darfst und was nicht. Die Tatsache, dass du schon wegen Alkoholkonsums in der Öffentlichkeit aktenkundig bist, wird dir nicht gerade helfen.“

Harper zog einen Schmollmund. „Ich trinke keinen Alkohol mehr.“

Sie wusste, dass er log, denn sogar jetzt konnte sie seine Bierfahne riechen. „Ich bin keine Idiotin, Harper. Willst du, dass ich Sheriff Collier anrufe und ihn bitte, einen seiner Leute mit einem Alkomat rüberzuschicken?“

Harper schüttelte den Kopf. „Nein.“ Er verstummte. Sekunden vergingen. „Na schön. Ich hab ein paar Bier getrunken.“

„Wo?“

„In Mineral Springs.“

„Du bist von Wickham Falls nach Mineral Springs gefahren, um dort zu trinken?“

„Ich habe einen Kumpel in Mineral Springs. Sein älterer Bruder hat uns das Bier gekauft.“

„Ich will, dass du mir jetzt gut zuhörst, denn was ich jetzt sage, werde ich nicht wiederholen! Das war das letzte Mal, dass du in Mineral Springs warst, um irgendwas zu trinken, und es war auch das letzte Mal, dass du nach zehn Uhr abends nach Hause gekommen bist. Wenn die Schule wieder anfänstandard, kommst du nach der letzten Stunde direkt nach Hause. Außerdem wirst du dein Zimmer sauber halten. Von jetzt an gibt es hier ein paar neue Regeln. Dein Taschengeld wirst du dir verdienen. Von morgen an wirst du jeden Samstag früh aufstehen und den Rasen mähen und montags den Müll für die Müllabfuhr bereitstellen.“

Harper fuhr sich mit den Fingern durch die Lockenmähne. „Okay, Zoey. Ich hab’s gehört.“

Sie biss die Zähne zusammen. „Aber hast du mich auch verstanden, Harper?“

„Ja, habe ich. Kein Bier mehr, versprochen.“

Zoey entließ ihn, doch sie wusste, dass Harper nur versuchte, sie zu besänftigen. Sie hatte sich noch nie so geschämt wie in dem Moment, als ein Polizist Harper aufgegriffen hatte, weil dieser auf dem Parkplatz hinter dem Einkaufsviertel auf die Straße gepinkelt hatte. Anstatt ihn zu verhaften, hatte der Sheriff sie angerufen, damit sie Harper abholte … mit einer strengen Verwarnung, dass ihr Bruder verhaftet werden würde, sollte er je wieder auffällig werden.

Sie beobachtete, wie Harper langsam die Treppe hinaufging. Jetzt konnte sie nur hoffen und beten, dass er sein Versprechen halten würde.

Zoey vermutete, dass es einen Grund dafür gab, warum Harper sich so danebenbenahm. Aber jedes Mal, wenn sie ihn frastandarde, ob er mit ihr reden wolle, sastandarde er nur, dass alles in Ordnung war. Vielleicht glaubte er das sogar. Es war Jahre her, seit ihr jüngerer Bruder in Therapie gewesen war. Vielleicht war es an der Zeit, mit Harper darüber zu reden, ob er wieder jemanden brauchte, dem er sich anvertrauen konnte.

Als von ihrer fünfköpfigen Familie auf einmal nur noch drei übrig waren, war das ein großes Trauma gewesen. Zoey hatte selbst die Hilfe eines Therapeuten gebraucht, um damit fertigwerden zu können, als Teenager plötzlich die Mutter eines Sechsjährigen und eines Achtjährigen zu sein.

Es hatte mehr als ein Jahr gedauert, bis sie zu einer neuen Normalität gefunden hatten.

Zoey stand auf, schaltete die Lampe aus und ging nach oben in ihr Schlafzimmer.

Obwohl sie hundemüde war, hinderten ihre Sorgen um Harper sie daran, einzuschlafen. Erst kurz vor dem Morgengrauen fiel sie endlich in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

2. KAPITEL

Sutton Reed lud gerade ein halbes Dutzend Einkaufstüten aus seinem SUV … alles, was er brauchte, um Kühlschrank und Speisekammer in seinem neuen Haus zu bestücken. Es war allerdings ein Zuhause auf Zeit, denn er hatte das Haus nur bis zum nächsten Frühling gemietet, weil dann die Eigentümerin wieder aus Ohio zurückkehren würde.

Er selbst war im Juli nach Wickham Falls zurückgekommen. Sutton war seit der vorherigen Saison ablösefrei. Nach zwei Verletzungspausen war ihm klar geworden, dass es an der Zeit war, Schläger und Handschuh abzulegen und die Stollenschuhe an den Nagel zu hängen. Jetzt, mit sechsunddreißig Jahren, freute er sich auf ein Leben jenseits von Spielfeld und Scheinwerferlicht.

Fürs Erste war Sutton in seinen Geburtsort zurückgekehrt. Er würde seiner Tante und seinem Onkel helfen, das örtliche Kaufhaus Powell’s Department Store zu führen, während ihre Tochter Georgina ihr eigenes Geschäft – einen Handarbeitsladen – eröffnete.

Seit Sutton Wickham Falls verlassen hatte, um aufs College zu gehen, hatte sich hier vieles verändert. Doch nicht so sehr, dass er seine Heimatstadt nicht mehr wiedererkannte. Es gab ein paar neue Läden, aber immer noch kein Fast-Food-Restaurant und keine Niederlassungen großer Ladenketten. Die Einwohner verteidistandarden den Kleinstadtcharme von Wickham Falls nämlich vehement.

Das voll möblierte, blitzsaubere Haus passte perfekt zu seiner augenblicklichen Situation. Der Garten war groß, und im Schuppen hatte er sogar einen Gasgrill, einen Rasenmäher, einen Smoker und Gartenwerkzeug gefunden.

Sutton war geschieden, hatte einen Masterabschluss in Geschichte und eine glänzende Karriere als Profisportler, die jetzt allerdings hinter ihm lag. Er hatte beschlossen, ein Jahr zu warten, bis er eine Entscheidung über seine Zukunft traf. Dank diverser Millionenverträge als Baseballstar, einer Anzahl von Werbekampagnen und einer konservativen Anlagestrategie würde er noch jahrelang ein bequemes Auskommen haben.

Sutton hatte sich gerade einen Kaffee gemacht, als er einen vertrauten Klingelton von seinem Handy hörte. „Guten Morgen, Mom.“

„Du hörst dich nicht an, als ob ich dich aufgeweckt hätte.“

„Ich bin schon eine Weile auf“, sastandarde er. „Die Firma, die mein Auto überführt, soll um neun hier sein.“ Er hatte den Aston Martin zusammen mit seinen Möbeln eingelagert, bis er eine Bleibe gefunden hatte, aber er wollte das Auto nicht Monate lang irgendwo herumstehen lassen.

„Ich wollte dir nur sagen, dass ich mein Haus hier in Atlanta sechs Monate lang verlasse. Danach muss ich mich entscheiden, ob ich verkaufen will. Bis dahin werde ich bei Evelyn und Bruce wohnen. Ich habe Evelyn gesastandard, dass es mir nichts ausmachen würde, im Kaufhaus zu helfen.“

„Seit wann denn das?“, frastandarde er. Das letzte Mal, als er mit seiner Mutter gesprochen hatte, hatte Michelle Reed mit keinem Wort erwähnt, dass sie vorübergehend herziehen würde.

Sutton war außerdem überrascht, dass sie im Powell’s Department Store arbeiten wollte, denn er erinnerte sich noch daran, dass seine Mutter eine Stelle im Kaufhaus ausgeschlagen hatte, weil sie lieber in einem Büro arbeiten wollte. Sie hatte sich daraufhin in der Schulverwaltung der Johnson County Public Schools zur Etatmanagerin hochgearbeitet, bis sie irgendwann gekündistandard hatte, um nach Atlanta zu ziehen, damit sie in seiner Nähe hatte sein können.

Sutton gab einen Schuss Sahne in seinen Kaffee und nahm einen Schluck, während er zuhörte, wie seine Mutter ihm erzählte, wie enttäuscht sie vom Leben in Atlanta war. Er hätte sie gern daran erinnert, dass das Problem nicht die Stadt, sondern ihr Bekanntenkreis war. Denn seine Mutter fiel immer wieder auf Leute herein, die sie nur ausnutzten. So war es schon mit seinem Vater gewesen, und so war es auch jetzt mit ihren sogenannten Freundinnen.

„Ich schätze mal, wenn du jetzt bei Powell’s arbeitest, bin ich gefeuert?“

„Ich weiß, dass du bereit warst, Bruce zu helfen, weil Georgina ihren eigenen Laden eröffnet. Aber ich weiß auch, dass du nicht aufs College gegangen bist, um jetzt als Verkäufer zu arbeiten.“

Seine Mutter hatte recht. Es machte ihm nichts aus, seiner Tante und seinem Onkel zu helfen, aber es war kein Job, den er langfristig machen wollte. Er hatte immer vorgehabt, nach seiner Baseballkarriere Lehrer zu werden.

Jetzt, wo seine Mutter vorhatte, nach Wickham Falls zurückzukehren, war es an der Zeit, seinen Lebenslauf auf Vordermann zu bringen, denn das neue Schuljahr fing bereits in zwei Wochen an.

„Dann mache ich jetzt mal Schluss. Ich rufe dich noch mal an, bevor ich abreise.“

„In Ordnung, Mom.“

„Hab dich lieb, mein Sohn.“

„Ich dich auch, Mom.“

Sutton beendete den Anruf, griff nach seiner Kaffeetasse und verließ die Küche, um auf der Veranda auf sein Auto zu warten. Er hatte sich gerade hingesetzt, als er aus dem Augenwinkel heraus eine Bewegung wahrnahm. Er drehte sich um und entdeckte Zoey, die nebenan auf der Hollywoodschaukel saß und las. Er lächelte. Sie sah überhaupt nicht mehr wie die junge Frau aus, die er am Vortag getroffen hatte. Heute trug sie ein tief ausgeschnittenes Tanktop und Shorts anstatt des rosa Arbeitskittels und der passenden Uniformhose. Er konnte den Blick nicht von der glatten braunen Haut ihrer nackten Arme und langen Beine abwenden. Als er sich ihr vorgestellt hatte, war Sutton aufgefallen, dass sie überdurchschnittlich groß war. Das geglättete Haar hatte sie zu einem strengen Dutt getragen. Jetzt hatte sie es lässig hochgesteckt. Ihr Hals wirkte lang und anmutig.

Er streckte die Beine aus. Wenn seine Nachbarin nicht so in ihr Buch vertieft wäre, hätte er sie gegrüßt.

Obwohl er sich keine zwei Minuten mit Zoey unterhalten hatte, konnte sich Sutton noch gut an ihr Gesicht erinnern, mit den weit auseinanderstehenden, dunklen Augen, der kurzen frechen Nase und dem üppigen Mund, der ihn sofort fasziniert hatte. Er hatte gemerkt, dass er sie angestarrt hatte, aber Zoey Allen hatte etwas an sich, das ihn in den Bann gezogen hatte. Seine Berühmtheit schien sie komplett kalt gelassen zu haben, und sie hatte eine reife Ausstrahlung. Wahrscheinlich, weil sie schon als Teenager die Verantwortung für ihre zwei jüngeren Brüder hatte tragen müssen.

Als seine Mutter ihn angerufen hatte, um ihm von dem Unfalltod der Allens zu erzählen und davon, dass die Stadt einen Treuhandfonds für die beiden Jungen eingerichtet hatte, hatte er nicht eine Sekunde gezögert und eine anonyme, großzügige Spende geschickt. Seine Mutter kannte die Familie von Zoey besser als er, weil sie zusammen mit James Allen zur Schule gegangen war. Sein persönlicher Kontakt mit Zoeys Familie war begrenzt gewesen, da die Allens in einem anderen Stadtteil gewohnt hatten, und er schätzte, dass er außerdem mindestens acht Jahre älter war als Zoey.

„Guten Morgen.“

Sutton hatte gerade noch einen Schluck Kaffee getrunken, als er Zoeys Gruß vernahm. Er lächelte sie an. „Guten Morgen zurück. Ich hätte schon früher etwas gesastandard, aber du warst so in dein Buch vertieft.“

„Ich habe nicht viel Zeit zum Lesen. Also nutze ich jede Gelegenheit dazu.“

„Dann will ich dich nicht stören.“

Zoey lestandarde das Buch auf den Rattantisch. „Ich bin gerade fertig geworden. Jetzt warte ich ein paar Tage, bis ich ein neues Buch anfange.“

Sutton hob seine Tasse hoch. „Trinkst du Kaffee? Miss Williams hat keine moderne Kaffeepad-Maschine, also musste ich eine ganze Kanne machen.“

„Miss Sharon ist ein bisschen altmodisch, was manche Dinge angeht“, sastandarde Zoey. Aber Sharon Williams war auch ihr rettender Engel gewesen, wenn sie früher jemanden gebraucht hatte, um auf ihre Brüder aufzupassen. „Ja, bitte, ich hätte gerne eine Tasse.“

„Wie magst du deinen Kaffee denn?“

„Hell und süß.“

„Bin gleich wieder da.“

Zoey beobachtete Sutton, als er ins Haus ging. Das schwarze T-Shirt schmiestandarde sich wie eine zweite Haut an seinen muskulösen Oberkörper, und die weiße Jeans betonte seine schmale Taille und seine Hüften, als ob sie speziell für seinen fantastischen Körper gemacht worden war. Als sie an diesem Morgen aufgestanden war, hatte sie Suttons Namen in die Suchmaschine eingegeben.

Der junge Mann, der von einer alleinerziehenden Mutter großgezogen worden war, war beim Baseball groß rausgekommen. Doch trotz seines Ruhms und Reichtums war er bescheiden geblieben. Er war zusammen mit anderen Profisportlern Mitglied einer Organisation, die gefährdete Jugendliche betreute. Eines Tages hatte er außerdem auch noch seine eigene wohltätige Stiftung gegründet: die Reed Foundation Road to Success, die jungen Leuten bildungstechnisch den Weg zum Erfolg ebnen sollte.

Sie hatte auch Fotos von Sutton und seiner Ex-Frau genauer unter die Lupe genommen und sich gefrastandard, was in ihrer achtjährigen Ehe wohl schiefgelaufen war. Zoey musste zugeben, dass das umwerfend schöne Supermodel, das unter dem Namen Angell bekannt war, Sutton vom Aussehen her perfekt ergänzte. Ihre Ehe hatte ohne einen Hauch von Skandal geendet. Zoey hatte sich dabei ertappt, wie sie einige von Suttons PR-Fotos angestarrt hatte. Das eine Foto, auf dem er nur mit einer Jeans bekleidet auf einem Stuhl saß und direkt in die Kamera blickte, war so sinnlich, dass es Zoey unweigerlich daran erinnerte, wie lange es her war, seit sie irgendwelche sexuellen Erlebnisse gehabt hatte. Der einzige Mann, mit dem sie je geschlafen hatte, war ihr fester Freund auf der Highschool gewesen.

Die Tür des Nachbarhauses ging jetzt wieder auf und Sutton tauchte mit zwei großen Tassen auf. Er kam rüber und setzte sich zu ihr auf die Hollywoodschaukel. „Einmal mit Milch und Zucker für die schöne Frau.“

Zoey spürte, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg, weil er von ihr als schön gesprochen hatte. Das war ein Wort, das sie zwar hin und wieder von Männern hörte, aber sie war nicht eitel und schaffte es stets, jegliche Avancen zu ignorieren. Den wenigen Männern, die gefrastandard hatten, warum sie so reserviert war, hatte sie geantwortet, dass sie als alleinstehende Frau mit zwei Kindern keine Zeit für Verabredungen hatte. Seit der Highschool war sie also nicht mehr ausgegangen, und wenn Harper irgendwann aus dem Haus war, würde sie sich auf ihre Ausbildung zur Krankenschwester konzentrieren.

Aber irgendwie war es etwas anderes, wenn Sutton sie als schön bezeichnete. Er war schließlich kein Fremder, sondern ihr Nachbar, und die Begegnung mit ihm hatte ihr bestätistandard, dass sein Status als berühmter Mädchenschwarm kein Zufall war. Er hatte wirklich alles … gutes Aussehen, Muskelkraft und Intelligenz. Seine Stimme war ruhig, mit einer hervorragenden Aussprache und einem leicht gedehnten Tonfall, was irgendwie hypnotisierend war.

Sutton reichte Zoey ihre Tasse und bemerkte dabei, dass ihre Hand zitterte. „Alles in Ordnung?“

„Mir geht’s prima“, sastandarde sie.

Er wollte ihr das gern glauben, aber ihre körperliche Anspannung sastandarde etwas anderes. Er frastandarde sich, was er gesastandard oder getan hatte, was ihr unangenehm war.

Autor

Rochelle Alers
Seit 1988 hat die US-amerikanische Bestsellerautorin Rochelle Alers mehr als achtzig Bücher und Kurzgeschichten geschrieben. Sie hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Zora Neale Hurston Literary Award, den Vivian Stephens Award for Excellence in Romance Writing sowie einen Career Achievement Award von RT Book Reviers. Die Vollzeitautorin ist Mitglied der...
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