Endlich nur noch Liebe

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Es ist eine unselige Leidenschaft, in die sich die junge Kelly verstrickt, als sie dem Charme des heißblütigen Italieners Gianfranco Maldini erliegt. Denn nachdem sich der vermeintliche Hafenarbeiter als reicher Graf mit riesigem Industrie-Imperium erweist, scheint in seinem Leben kein Platz mehr für sie zu sein. So zumindest deutet Kelly das Entsetzen, mit dem Gianfranco darauf reagiert, dass sie vor ihrer himmelstürmenden Liebesnacht noch Jungfrau war. Tränenblind packt Kelly ihre Koffer, verlässt Italien und versucht Gianfranco zu vergessen. Doch dann muss sie feststellen, dass sie schwanger ist...


  • Erscheinungstag 11.11.2015
  • ISBN / Artikelnummer 9783733766344
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

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1. KAPITEL

In Shorts und T-Shirt lag Kelly McKenzie am Ufer des Gardasees im Gras und seufzte zufrieden. Es war Ende August, die Sonne schien, und das Leben war herrlich. Sie drehte sich auf den Bauch und betrachtete das wunderschöne alte Haus, das ungefähr fünfzig Meter vom Wasser entfernt stand. Es war von einer Terrasse umgeben, und auf einer Seite ragten Zypressen und verschiedene Sträucher über die Steinmauer hinaus. Die Sträucher schienen sich leicht zu bewegen, obwohl kein Windhauch zu spüren war.

Plötzlich erblickte sie ihn. Sie kniff die blauen Augen zusammen. Halb verborgen hinter den Sträuchern stand ein Mann mit dem Rücken zu ihr. Er hatte eine Hand auf die Mauer gelegt und lehnte sich hinüber, um in eines der Fenster zu schauen. In der anderen Hand hielt er eine Eisenstange. Er wirkte geradezu gefährlich.

Angespannt und beunruhigt beobachtete Kelly ihn. Er trug eine helle Weste und kakifarbene Shorts mit Ölflecken, war sehr groß, hatte breite Schultern, schmale Hüften und lange, muskulöse Beine.

Schließlich schlich er zu den Stufen, die auf die Terrasse und zum Hintereingang des Hauses führten.

Ich muss nur die Ruhe bewahren, dann werde ich mit ihm fertig, überlegte Kelly. Vor drei Monaten hatte sie zufällig Judy Bertoni, eine alte Schulfreundin, in Bournemouth getroffen. Judy hatte ihr einen Job in Italien als Kindermädchen für ihren Sohn angeboten. Sie brauchte jemanden für zehn Wochen. Kelly hatte sich über die Chance gefreut, kostenlos Urlaub zu machen. So konnte sie die Zeit bis Oktober überbrücken. Dann würde sie die Stelle als Chemikerin im staatlichen Labor in Dorset antreten.

An diesem Tag war sie ganz allein im Haus. Judy war mit ihrer Familie in Rom, und Marta, die Haushälterin, besuchte Freunde. Sie hatte Kelly geraten, alles gut abzuschließen, weil es in der Gegend eine Serie von Einbrüchen gegeben hatte.

Am liebsten wäre Kelly aufgesprungen und weggelaufen. Sie beherrschte sich jedoch und richtete sich etwas auf. Der Mann hatte die erste Stufe erreicht.

Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen, sagte sich Kelly. Ihr Hobby war Kickboxen, sie war gut darin. Während sich der Einbrecher auf die Fenster des Hauses konzentrierte, bereitete sie sich seelisch darauf vor, ihn anzugreifen. Langsam und behutsam stand sie auf.

Und dann wirbelte sie mit einem markerschütternden Schrei durch die Luft. Innerhalb weniger Sekunden hatte sie den Mann überwältigt. Er lag auf dem Rücken. Kelly hatte die Eisenstange in der Hand und hielt den Fremden mit dem Fuß, den sie ihm an die Kehle drückte, in Schach.

Gianfranco Maldini hatte sich bei dem fürchterlichen Schrei umgedreht. Eine junge Frau mit silberblonder Mähne flog förmlich auf ihn zu. Und dann hatte er das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen.

Er konnte es kaum glauben. So etwas war ihm noch nie passiert, und er war immerhin einunddreißig Jahre alt. Er ließ den Blick über ihre langen Beine bis zu ihrem Haar gleiten. Prompt fingen seine Hormone an, verrücktzuspielen.

Du liebe Zeit, die Frau sah fantastisch aus. Er betrachtete sie genau mit seinen dunklen Augen. Das silberblonde Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz frisiert. Sie hatte einen irgendwie wild wirkenden Blick, ein schönes Gesicht und ausgesprochen sinnliche Lippen. Ihre hohen, festen Brüste zeichneten sich unter dem feinen Material ihres T-Shirts deutlich ab. Ihre Taille war ungemein schmal, und die sehr kurzen Shorts betonten ihre langen, schlanken Beine.

Zum ersten Mal seit vielen Jahren war Gianfranco sprachlos. Er spürte die Reaktion seines Körpers auf diese attraktive Frau, und auch das war etwas, was ihm schon lange nicht mehr passiert war. Sie war wirklich sehr schön und hatte offenbar ein sprühendes Temperament. Das Bild, wie sie voller Schwung und geradezu graziös durch die Luft gewirbelt war, würde er so rasch nicht vergessen. Es war geradezu spektakulär gewesen. Er hatte keine Ahnung, was sie auf Carlo Bertonis Grundstück machte. Er freute sich jedoch schon darauf, es herauszufinden. Seit drei Jahren war er nicht mehr im Urlaub gewesen, und harmlosen Spaß hatte es in seinem Leben in der letzten Zeit kaum gegeben. Er würde in seinem Büro Bescheid geben, dass er einige Tage nicht zu erreichen sei. New York konnte warten.

Er hatte es nicht eilig aufzustehen. Ihr Anblick war zu überwältigend. Das eine Bein hatte sie etwas angewinkelt, um ihren Fuß an seine Kehle zu drücken, und das andere befand sich neben seiner Schulter. Ihre Shorts waren nicht so eng, dass sie alles verhüllten. Weiß sie, welchen Anblick sie mir da bietet, überlegte er und musste lächeln.

Kelly hob die Eisenstange hoch und musterte den vermeintlichen Einbrecher genauer. Er hatte volles dunkles Haar, das leicht gelockt war, und braune Augen. Wenn seine Nase nicht etwas gebogen gewesen wäre, hätte man ihn als einen Mann von klassischer Schönheit bezeichnen können. Er sieht gut aus und wirkt ausgesprochen attraktiv, dachte Kelly und beobachtete, wie er langsam die Lippen zu einem verführerischen Lächeln verzog.

Beinahe hätte sie laut aufgestöhnt. Warum musste der attraktivste Mann, der ihr jemals über den Weg gelaufen war, ein Einbrecher sein? Sogar jetzt, wo er ihr auf Gnade und Ungnade ausgeliefert war, konnte man die Aura von Selbstbewusstsein, die ihn zu umgeben schien, deutlich spüren. Dennoch war er nur ein Einbrecher.

“So, mein Lieber, mir ist klar, dass Sie hier einbrechen wollten.”

“Wie bitte?”, rief Gianfranco aus. Hinterrücks angegriffen und auf den Boden geworfen zu werden war schon demütigend genug. Aber dass diese Frau ihm jetzt auch noch unterstellte, ein Einbrecher zu sein, war zu viel für einen so stolzen und arroganten Mann wie ihn. Das wird sie mir büßen, nahm er sich vor.

“Spielen Sie hier nicht den Unschuldigen, das zieht bei mir nicht”, fuhr Kelly ihn energisch an. “Ich bin jedoch bereit, Ihnen eine Chance zu geben. Sie haben ja noch nichts gestohlen. Wenn Sie versprechen, nicht noch einmal hier aufzutauchen, lasse ich Sie laufen.”

Verblüfft schüttelte Gianfranco den Kopf. Wenn diese junge Frau wirklich glaubte, er sei ein Krimineller, war sie hoffnungslos naiv. Echte Einbrecher ließen sich nicht einfach wegschicken und hielten auch ihre Versprechen nicht.

“Soll das heißen, Sie weigern sich?”, fragte Kelly. “Dann muss ich Sie mit der Eisenstange zusammenschlagen und die Polizei rufen.”

“Nein! Ich meine, ich verspreche es”, stieß Gianfranco hervor, als sie die verdammte Stange über seinen Kopf hielt. Die Frau war offenbar verrückt. Es reichte ihm.

Kelly gratulierte sich dazu, dass sie die Situation so gut beherrschte. Doch plötzlich wusste sie nicht, wie ihr geschah. Sie schlug mit dem Kopf so heftig auf, dass sie sekundenlang Sterne sah. Als sie wieder klar denken konnte, wurde ihr bewusst, dass der Mann sie auf den Boden drückte. Er hielt ihre Hände über dem Kopf fest und lag mit seinem muskulösen Körper halb über ihr.

“Lassen Sie mich los, Sie verdammter Kerl!”, schrie sie ihn an und versuchte, sich zu befreien. Aber er war viel größer und stärker als sie. Er hielt sie nur noch fester und umfasste mit der freien Hand ihr Kinn.

“Warum sollte ich Sie loslassen?”, fragte Gianfranco spöttisch. “Wenn ich ein Einbrecher wäre, wie Sie behaupten, hätte ich allen Grund, Sie nicht laufen zu lassen.”

Panik breitete sich in ihr aus. Die Eisenstange war weg, und seine kräftige Brust fühlte sich auf ihr wie eine Stahlplatte an. In einem letzten verzweifelten Versuch, ihn von sich zu schieben, zog sie das Knie an, stieß es ihm in den Oberschenkel und wollte anfangen zu schreien.

Offenbar ahnte er, was sie vorhatte, denn er presste seine Lippen auf ihre. Er küsste sie zornig und hart. Und dann wurden seine Küsse ganz allmählich anders. Er ließ die Lippen immer sanfter über ihre gleiten, und sie gab sich den sinnlichen Gefühlen hin, die sich in ihr ausbreiteten. Wie von selbst öffneten sich ihre Lippen. Kelly seufzte leise und ließ es hilflos zu, dass er mit der Zunge ihren Mund erforschte.

Schließlich umfasste er eine ihrer vollen Brüste. Heißes Verlangen stieg in ihr auf, und die Zeit schien stillzustehen. Die Berührung seiner Hand, die leidenschaftlichen Küsse und sein herber Duft waren so faszinierend, dass sie sich an ihn schmiegte. Sie begehrte diesen Mann so sehr, dass sie keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. So etwas war ihr noch nie passiert.

Als er sich von ihr löste und den Kopf hob, blickte sie ihn irritiert an. Sie überlegte, warum er nicht weitermachte. Während er sie zornig ansah, spürte sie an ihrem Oberschenkel, wie erregt Gianfranco war. Plötzlich kam sie zur Besinnung. Was machte sie da eigentlich?

Unterdessen fragte sich Gianfranco, wie er dazu kam, sich am helllichten Tag auf dem Rasen hinter dem Haus seines Freundes mit dieser verrückten Engländerin einzulassen. Er ärgerte sich über sich selbst, gestand sich jedoch ein, wie herrlich es war, den fantastischen Körper dieser Frau an seinem zu spüren. Aber es war nicht sein Stil, die Kontrolle über sich zu verlieren.

“Lassen Sie mich bitte los”, bat Kelly ihn. Er hatte ein Bein zwischen ihre geschoben, und sie empfand seine Nähe nicht mehr als erregend, sondern eher als sexuell bedrohlich. Immerhin hatte sie es mit einem völlig Fremden und einem Einbrecher zu tun. “Hören Sie endlich auf damit”, fügte sie hinzu. “Sie wissen doch selbst, dass eine Vergewaltigung strafbar ist.”

“Du liebe Zeit.” Er betrachtete das schöne Gesicht der Frau unter ihm. Man hatte ihm schon viel vorgeworfen, doch noch nie hatte jemand behauptet, er sei ein Vergewaltiger. “Sind Sie völlig verrückt?”, fuhr er sie scharf an.

“Nein.” Ich muss ihn besänftigen, er scheint gefährlich zu sein, überlegte sie.

“Wer zum Teufel sind Sie überhaupt? Was machen Sie hier?”, fragte Gianfranco grob. Er war sich ihres verführerischen Körpers sehr bewusst, und er spürte, wie angespannt sie war. Er sah ihr in die Augen, die von einem so intensiven Blau waren, wie er es noch nie gesehen hatte. Sie hat Angst und versucht, es zu verbergen, dachte er. Sie glaubte wohl wirklich den Unsinn, den sie ihm an den Kopf geworfen hatte.

“Ich heiße Kelly McKenzie und arbeite hier während der Sommermonate als Kindermädchen. Ich betreue das Kind der Hausbesitzer.” Sie wollte ihn ablenken, vielleicht konnte sie dann flüchten. “Es hat niemand gehört, dass ich geschrien habe. Sie können mich gehen lassen. Ich verspreche Ihnen, dass ich Sie nicht anzeige.”

“Jetzt reicht es.” Als sie zusammenzuckte, dämpfte er die Stimme. “Okay, Kelly McKenzie, ich habe nicht vor, Ihnen etwas anzutun. Ich habe noch nie eine Frau zu etwas gezwungen und werde bei Ihnen nicht damit anfangen. Haben Sie das verstanden? Ich lasse Sie los, und dann setzen wir uns zusammen und sprechen vernünftig über die Fehler, die wir beide gemacht haben. Einverstanden?”

Sie nickte und wartete angespannt auf eine günstige Gelegenheit zur Flucht. Er ließ ihre Hände los und richtete sich auf. Doch ehe sie sich bewegen konnte, legte er ihr den Arm um die Schulter und zog sie an sich.

“Ich bin kein Einbrecher”, fuhr er ruhig fort. “Sie sollten sich entspannen und zuhören.”

Kelly hatte keine andere Wahl, als zu tun, was er sagte, denn er hielt sie viel zu fest.

“Laufen Sie immer mit einer Eisenstange durch anderer Leute Gärten?” Sie drehte sich zu ihm um und zog spöttisch die Augenbrauen hoch. Zu ihrer Überraschung fing er an zu lachen. Es klang so tief und rau, dass sie Herzklopfen bekam.

“Ah ja, Kelly, jetzt verstehe ich alles. Ich kenne Carlo Bertoni. Die Eisenstange hatte ich mir von ihm ausgeliehen, um im Jachthafen ein Rad an meinem Bootsanhänger zu befestigen. Ich wollte sie ihm nur zurückbringen.”

Da er den Namen ihres Arbeitgebers kannte und sie außerdem wusste, dass Signor Bertoni eine Jacht im Hafen liegen hatte, sagte der Mann wahrscheinlich die Wahrheit. Was für eine einfache Erklärung! Ihr Vater hatte sie schon immer gewarnt, sie habe mehr Fantasie, als gut für sie sei. Dieses Mal hatte sie den Bogen wirklich überspannt. Der Mann sprach Englisch mit italienischem Akzent. Offenbar arbeitete er im Hafen von Desenzano.

“Das Tor war offen, deshalb habe ich an der Haustür gerufen und geläutet. Weil niemand geantwortet hat, bin ich um das Haus herumgegangen, um die Stange auf die Terrasse zu legen. Ich wollte sie nicht mit zurücknehmen. Und plötzlich kamen Sie wie eine Zirkusartistin durch die Luft auf mich zugeflogen und haben mich beschuldigt, ein Einbrecher zu sein.”

“Es tut mir leid.” Sie blickte ihn mit ihren blauen Augen erleichtert an. “Ich nehme an, Sie arbeiten im Hafen.”

Gianfranco verzog kaum wahrnehmbar die Lippen zu einem Lächeln. Noch nie zuvor war er einer Frau begegnet, die so voreilige Schlüsse zog. Sekundenlang überlegte er, ob er sie aufklären sollte. Doch als er ihre überraschend arglose Miene betrachtete und dann spürte, wie sich ihre herrlichen Brüste hoben und senkten, erinnerte er sich daran, dass er sich vorgenommen hatte, Spaß mit ihr zu haben.

“Ja, ich habe den ganzen Vormittag an einer der Jachten gearbeitet.” Es war nicht gelogen, aber es war auch nicht die ganze Wahrheit.

“Wahrscheinlich haben Sie jetzt in der Hochsaison sehr viel zu tun. Nächste Woche findet auf dem Gardasee ja auch die Segelregatta statt mit Teilnehmern aus allen Ländern”, stellte sie fest. Ihr Arbeitgeber würde auch an dieser Regatta teilnehmen. “Vermutlich sprechen Sie deshalb so gut Englisch.” Sie war so erleichtert darüber, dass der Mann kein Krimineller war, dass sie einfach drauflosplapperte. Sie hatte keine Angst mehr vor ihm, sondern verspürte plötzlich den Wunsch, sich in seinen Armen zu entspannen.

“Vielleicht”, antwortete er lächelnd. “Erlauben Sie mir, mich vorzustellen. Ich bin Gianfranco …”

“Hallo Signor Franco”, unterbrach sie ihn und reichte ihm die Hand. Ein Lächeln erhellte ihr schönes Gesicht. “Darf ich Sie Gian nennen?”

“Nein, Gianni ist mir lieber.” Er nahm ihre Hand, stand auf und zog Kelly hoch. “So, Kelly, jetzt sollte es keine Missverständnisse mehr geben. Lassen Sie uns Freunde sein.”

Sie schüttelten sich feierlich die Hände. Als Kelly merkte, wie belustigt es in seinen Augen aufleuchtete, musste sie lachen. Sein kräftiger Händedruck und seine harte Hand bewiesen ihr, dass er die Wahrheit gesagt hatte. “Ich finde es jetzt selbst unglaublich, dass ich Sie für einen Einbrecher gehalten habe”, stieß sie hervor.

Gianfranco zog sie an seinen kräftigen Körper. “Lassen Sie uns unsere Freundschaft mit einem Kuss besiegeln.” Er senkte den Kopf und küsste sie zärtlich.

Als er sich wieder von ihr löste, sah sie ihn irritiert an. Er setzte eine gleichgültige Miene auf. Sekundenlang hatte sie das Gefühl, seine Erklärungen vielleicht doch etwas zu leichtgläubig akzeptiert zu haben.

“Leider muss ich gehen. Doch da wir jetzt Freunde sind, möchte ich Sie für heute Abend zum Essen einladen. Oder hat Signor Bertoni etwas dagegen?”, fragte Gianfranco, während er die Hand unter ihren Arm legte und Kelly langsam um das Haus führte.

“Ich nehme Ihre Einladung gern an”, antwortete sie fröhlich. “Ich habe eine Woche frei, weil Signor Bertoni mit seiner Frau und Andrea zu seinen Eltern nach Rom gefahren ist.” Sie wusste selbst, dass sie zu viel redete. Doch der Mann neben ihr ging ihr unter die Haut. Es war für sie eine ganz neue Erfahrung, auf einen Mann so heftig und mit allen Sinnen zu reagieren.

“Wie alt sind Sie?” Gianfranco betrachtete leicht belustigt die schöne, aber nervöse junge Frau an seiner Seite. Natürlich entging ihm nicht, wie schockiert sie über ihre Reaktion auf den Kuss war. Er gestand sich ein, dass auch er sich schon lange nicht mehr so sehr zu einer Frau hingezogen gefühlt hatte. Offenbar kannte sie sich mit Männern nicht besonders gut aus. Er freute sich schon darauf, ihr etwas beibringen zu können. Als er sie anlächelte, hatte er sekundenlang ein schlechtes Gewissen. Sie war beinahe noch ein Teenager.

“Ich bin einundzwanzig.” Kelly strahlte übers ganze Gesicht. “Und Sie?”

“Einunddreißig. Wahrscheinlich bin ich zu alt für Sie.”

“Nein, überhaupt nicht”, entgegnete sie rasch. “Judy ist zwölf Jahre jünger als Signor Bertoni, und sie sind sehr glücklich verheiratet. Sie würde alles für ihn tun.”

Gianfranco ahnte, dass Kelly McKenzie nicht die richtige Frau für eine flüchtige Affäre war. Ehe und Familienleben bedeuteten ihr offenbar viel. Deshalb musste er vorsichtig sein. Dann betrachtete er ihre begeisterte Miene und ihren herrlichen Körper und verdrängte die Bedenken rasch wieder. Er wollte diese Frau haben, und er bekam immer, was er haben wollte.

Um acht Uhr holte Gianni Kelly zu ihrer Überraschung mit einem Motorrad ab. Er führte sie in eine kleine Trattoria in einem winzigen Dorf in den Bergen. Sie saßen auf der Terrasse und aßen gebackene Forelle. Weit unter ihnen schimmerte das Wasser des Gardasees im Mondschein. Es war die perfekte Kulisse für ein romantisches Abendessen.

Erst nach Mitternacht fuhren sie nach Hause. Kelly legte die Arme um Gianni und klammerte sich an ihn, während er das Motorrad geschickt die kurvenreiche Straße hinunter nach Desenzano lenkte.

Als Kelly ihm schließlich den Helm zurückgab, den sie auf seinen Wunsch aufgesetzt hatte, war sie traurig, dass der Abend schon zu Ende war. Sie warf einen Blick auf das Haus und sah dann Gianni an. Sollte sie ihn hereinbitten? Nein, es war nicht ihr Haus, und sie hatte ihn gerade erst kennengelernt.

“Danke für den schönen Abend”, begann sie steif.

Gianni löste das Problem für sie, indem er die Schutzhelme auf den Motorradsitz legte und Kelly in die Arme nahm. “Es war mir ein Vergnügen”, antwortete er sanft. “Ich habe einige Tage Urlaub und würde Ihnen gern die Umgebung zeigen, wenn Sie es mir erlauben.”

“Ja, sehr gern”, stimmte sie atemlos zu. Sein sinnlicher Blick irritierte sie, und als Gianni sie küsste, war ihr Schicksal besiegelt. Er war der Mann, von dem sie geträumt hatte. Sie wünschte sich nichts anderes, als in seinen Armen zu sein. Und sie war sich sicher, dass sie dahin gehörte.

2. KAPITEL

Die nächsten vier Tage verbrachte Kelly damit, mit Gianni auf dem Motorrad zu den weniger bekannten Sehenswürdigkeiten in der näheren Umgebung zu fahren. Nur Einheimische kannten diese Plätze, wie Gianni ihr erzählte.

Kelly war fasziniert und aufgeregt. Sie lachten viel, neckten einander und unterhielten sich. Sie erfuhr, dass er am anderen Ende von Desenzano bei seiner Mutter wohnte. Sein Vater war schon vor einigen Jahren gestorben.

Mit jedem Tag gefiel ihr Gianni besser. Schließlich gestand sie sich ein, dass sie zum ersten Mal in ihrem Leben verliebt war.

Sie lag auf dem Rücken neben Gianni auf der Decke, die er mitgebracht hatte. Es war ein wunderschöner Platz am Ufer des Sees. Sie waren durch den Wald gefahren, und Gianni hatte ihr versichert, es sei nicht verboten. Sie hatte die Shorts und das T-Shirt ausgezogen und war in ihrem winzigen blauen Bikini ins Wasser gelaufen. Gianni war hinter ihr hergekommen. Sie hatte das Gefühl, seinen muskulösen Körper immer noch an ihrem zu spüren. Er hatte sie in die Arme genommen, sie an sich gepresst und sie geküsst, bis sie ganz atemlos gewesen war.

Gianni hatte den einen Arm ausgestreckt und den anderen über ihren Kopf gelegt. Sie drehte sich zu ihm um und betrachtete fasziniert seine gebräunte Brust. Nach dem Picknick – er hatte frisches Brot, ein gebratenes Hähnchen, Obst und Käse mitgebracht – schien er zu schlafen.

Sie ließ den Blick über seinen so sexy wirkenden Körper gleiten und betrachtete die dunklen Härchen auf seiner Brust und seinem Bauch. Seine Badehose war winzig klein und verdeckte gerade einmal das, was sie verdecken sollte. Kelly bereute, dass sie ihn am ersten Abend nicht gebeten hatte, mit ins Haus zu kommen. Am nächsten Tag war Marta, die Haushälterin, zurückgekommen, deshalb konnte Kelly ihn jetzt nicht mehr mitnehmen. Sie sehnte sich jedoch viel zu sehr nach ihm.

Außerdem hatte Judy angerufen und erklärt, sie würden am nächsten Tag zurückkommen. Dann hatte Kelly nicht mehr so viel Zeit für Gianni. Unvermittelt setzte sie sich auf und sah ihn hilflos an.

“Weshalb runzelst du die Stirn?”, fragte Gianni plötzlich und öffnete die Augen.

Und sie hatte geglaubt, er würde schlafen. Als sie das Leuchten in seinen Augen bemerkte, wurde ihr klar, dass er genau wusste, was sie gemacht hatte. Es schien ihm zu gefallen. Sie bekam Herzklopfen, und ihre Brustspitzen richteten sich auf.

Rasch zog sie die Knie bis unter das Kinn und schlang die Arme darum. Dann blickte sie auf den See hinaus und erklärte: “Die Familie Bertoni kommt morgen zurück.” Eigentlich brauchte sie nicht zu befürchten, dass ihre Freundschaft dann zu Ende sei. Dafür gab es keinen Grund. Dennoch hatte sie Angst davor. “Das ist wahrscheinlich mein letzter freier Tag.”

“Dann lass uns ihn genießen.” Giannis Stimme klang rau. Er packte Kelly an den Schultern und zog sie auf sich. “Öffne die Lippen”, forderte er sie heiser auf. Er ließ die Hände über ihren schlanken Körper gleiten, streichelte ihre Taille, ihre Hüften, ihre Oberschenkel. Schließlich umfasste er mit der einen Hand ihren Po, mit der anderen eine ihrer Brüste. Dann fuhr er mit den Fingern unter ihr Bikinioberteil und streichelte die aufgerichtete Brustspitze mit dem Daumen. Kelly stöhnte auf und spürte, wie erregt er war. Sogleich setzte sie sich auf ihn. Sie wollte ihn an ihrer empfindsamsten Stelle spüren.

“Oh Kelly, ich muss dich haben”, stieß er rau hervor.

Sie rieb sich mit ihrem verführerischen Körper so provozierend an seinem, dass er sein elementares, ja fast primitives Verlangen kaum noch beherrschen konnte. Er hatte schon lange keine Frau mehr in der freien Natur geliebt, und ihm war klar, dass er es auch jetzt besser nicht tun würde. Er war eine bekannte Persönlichkeit. Auf dem See wimmelte es von Segeljachten und Motorbooten, und vielleicht lauerten irgendwo Paparazzi auf eine gute Gelegenheit. Und das war das Letzte, was er gebrauchen konnte. Doch als er ihre vollen Brüste spürte, war er verloren und konnte und wollte sich nicht mehr zurückziehen.

Gianni drehte sie auf den Rücken und schob mit einem Bein ihre Oberschenkel auseinander. Er wollte ihr die Träger des Bikinis über die Schultern streifen. Und er wollte ihren herrlichen Körper betrachten und jeden Zentimeter davon berühren und schmecken. Er presste die Lippen ungestüm und leidenschaftlich auf ihre. Dann hörte er das Geräusch.

Plötzlich lag Kelly ganz allein da. Gianni war aufgesprungen und fluchte vor sich hin. Jedenfalls hörte es sich so an. Er schien sich zu ärgern.

Sie richtete sich auf. Gianni ging auf den Wald zu, wo ein älterer Mann mit einer Schrotflinte in der Hand stand. Kelly konnte nicht verstehen, worüber sie sprachen. Es war ihr peinlich, dass man sie überrascht hatte.

Kelly sprang auf. Egal, was Gianni behauptet hatte, sie wusste, dass sie etwas Verbotenes getan hatten und dabei erwischt worden waren. Panikartig packte sie alle Sachen zusammen und stellte sich schon vor, in einem italienischen Gefängnis zu landen.

“Ich glaube es nicht”, sagte Gianni zornig vor sich hin. Er drehte sich um und ging zurück, um sich anzuziehen.

“Wir dürften gar nicht hier sein, stimmt’s?”, fragte sie. Rasch zog sie sich die Shorts und das Top an.

Sie ist faszinierend, dachte Gianni. Dann verzog er die Lippen. Einer der Männer von dem Sicherheitsdienst, den er damit beauftragt hatte, seine Ländereien und Wälder zu bewachen, hatte ihn soeben erwischt. Immerhin erledigte der Mann seine Arbeit sehr gewissenhaft. Doch das war für Gianni kein Trost. Er war völlig frustriert und fragte sich nicht zum ersten Mal, seit er Kelly kennengelernt hatte, ob es richtig war, ihr die Wahrheit zu verheimlichen. Er war jedoch so sehr daran gewöhnt, dass sich die Frauen ihm wegen seines Reichtums und seines Namens an den Hals warfen, dass es eine erfreuliche Abwechslung war, wie ein ganz normaler Mann behandelt zu werden.

“Es tut mir leid, Kelly. Heute Abend werde ich dich dafür entschädigen, das verspreche ich dir.” Er hatte sich dazu entschlossen, ihr an diesem Abend die Wahrheit zu sagen. Er reichte ihr die Hand, während er mit der anderen die Decke und die Picknickbox aufhob.

Er betrachtete ihr silberblondes Haar. Als sie ihre Hand vertrauensvoll in seine legte und neben ihm her zu dem Motorrad ging, kam er sich irgendwie gemein vor. Sie war eine bezaubernde junge Frau. Ihm war klar, dass sie ihn begehrte, denn sie konnte ihre Gefühle nicht verbergen. Ich kann es genauso wenig, mein Körper verrät mich sowieso, gestand er sich spöttisch ein. Er wollte auch gar nichts leugnen oder abstreiten. Deshalb musste er an diesem Abend handeln. Am nächsten Tag würde er abreisen. Er hatte geschäftliche Verpflichtungen und Termine einzuhalten, außerdem kam die Familie Bertoni zurück.

Gianfranco war ein weltgewandter, erfahrener Mann. Er nahm an, dass Kelly auch nicht ganz unerfahren war. Jedenfalls reagierte sie leidenschaftlich und ungestüm auf seine Zärtlichkeiten. Manchmal war sie jedoch selbst überrascht über ihre Reaktionen, wie er deutlich spürte. Er war sich sicher, dass er schon am ersten Tag mit ihr hätte schlafen können.

Plötzlich überlegte er, weshalb er sich so viele Gedanken machte. Er hielt nichts von One-Night-Stands. Normalerweise ging er mit einer Frau einige Male aus, ehe er mit ihr schlief. Er musste die Frau gernhaben, und Kelly hatte er wirklich gern. Er freute sich auf eine neue Affäre, denn seit dem Ende seiner letzten Beziehung waren schon drei Monate vergangen. Und er wollte auch wissen, ob Kelly im Bett genauso beweglich und geschmeidig war wie bei ihrem Angriff auf ihn.

Als er unvermittelt stehen blieb, ließ sie ihn los und drehte sich lächelnd zu ihm um. “Mach nicht so ein verdrießliches Gesicht”, sagte sie. “Man hat uns nicht eingesperrt. Es hätte viel schlimmer kommen können. Glücklicherweise hat der Mann nicht auf uns geschossen.”

Gianni lachte laut auf. “Du bist wirklich gut für mich, Kelly. Komm”, er gab ihr den Schutzhelm und betrachtete ihre schlanke Gestalt von oben bis unten. Sie war ungemein schön. Ihm fiel plötzlich ein, dass sie noch nie etwas anderes als Shorts oder Hosen angehabt hatte. Er versuchte sich vorzustellen, wie hinreißend schön sie in Designeroutfits aussehen würde. Auf einmal sprach er seine Gedanken laut aus: “Heute Abend ziehst du ein Kleid an.”

Autor

Jacqueline Baird
Wenn Jacqueline Baird nicht gerade an einer Romance schreibt, dann liest sie viel und spielt gern Karten. Falls das Wetter es erlaubt, schwimmt sie häufig im Meer und bedauert, dass sie seit einer schweren Knieverletzung nicht mehr Segeln kann. Zwar ist sie dadurch zu einem „Leben an Land“ verurteilt, aber...
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