Heiße Umarmung am Strand

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Für Jenny wird die Reise nach Tunesien mit ihrem Chef, dem Regisseur Lewis, zur ganz großen Bewährungsprobe. Lewis will sie verführen, aber Jenny hat sich geschworen, nicht wie all die anderen schwach zu werden …


  • Erscheinungstag 16.06.2018
  • ISBN / Artikelnummer 9783733757557
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Lewis musterte sie kritisch mit seinen kühlen, blauen Augen, und Jenny spürte, dass ihr Äußeres keinen guten Eindruck machte. Normalerweise war ihre Kleidung perfekt, doch jetzt hatte sie ihr Haar, das sie gewöhnlich streng und dennoch adrett frisierte, aus Bequemlichkeit entflochten, sodass es unordentlich und üppig auf ihren Rücken fiel. Sie sah wie ein ungestümes Schulmädchen aus. Als sie in ihrer Tasche nach einem Haarband kramte, fielen die meisten Papiere, die sie hineingestopft hatte, auf den Boden und wurden verstreut. Sie hörte, wie er murrte und ihre Ungeschicklichkeit verwünschte, sodass sie wieder rot wurde. Sie war sonst gar nicht so; normalerweise war sie kühl und kontrolliert.

Sie schaute hoch, als sie auf dem Boden kniete und die Papiere verzweifelt wieder in die Mappe schob. Sie sah den funkelnden Blick seiner kühlen, preußischblauen Augen und spürte, wie die Angst in ihr hochstieg. Er hat noch nicht einmal den Versuch gemacht, dir zu helfen, dachte sie ärgerlich, nachdem sie aufgestanden war und ihm ins Gesicht sah. Sie war atemlos, und ihr Herz schlug heftig. Sie schluckte, als ihr die animalische Kraft des Mannes bewusst wurde.

„Die Dispositionen“, sagte er abrupt durch die weißen Zähne, was Jenny an einen knurrenden Hund erinnerte. Sie spürte ein ängstliches Kribbeln im Rücken. Hunde hast du noch nie gemocht, dachte sie wütend. Er schwieg, wirkte bedrohlich und machte keine weiteren Hinweise, als würde er annehmen, sie wüsste, was falsch war. Die Spannung stieg mit jedem Augenblick. Er verzog zornig und unnachgiebig den Mund, seine scharfen Gesichtszüge waren wie aus Marmor und genauso kalt und hart. Jennys Gedanken rasten. Ich habe die Listen gemacht, das weiß ich. Sie sind getippt und fertig – ich habe es selbst kontrolliert, dachte sie verzweifelt.

„Die Dispositionen sind alle auf dem neuesten Stand“, erwiderte sie standhaft, weil sie von seiner Arroganz und der Angst, die er bei ihr auslöste, irritiert war.

Lewis sah sie langsam an, und sie spürte, dass ihr Pulsschlag sich beschleunigte. Er musterte ihren Körper. Jenny musste insgeheim lächeln. Vor nicht allzu langer Zeit scheine ich überhaupt keine Figur gehabt zu haben – wenigstens haben die Männer keine Notiz davon genommen!

Jenny war sich ihrer äußeren Erscheinung wieder bewusst. Als sie die Haare hinter die Ohren strich, zeigte sie ihr sanftes, weiches Gesicht, ein perfektes Oval mit leichten Sommersprossen auf dem Nasenrücken, das durch den warmen Glanz ihrer haselnussbraunen Augen vervollständigt wurde. Sie wusste, dass sie heute schlecht aussah, sie brauchte Erholung. Sie war erschöpft und ihr Haar musste in Ordnung gebracht werden.

Er sah sie noch einmal von oben bis unten an, und Jenny spürte, dass sie sich über sich immer mehr ärgerte. Was bedeutet mir sein Eindruck? dachte sie. Sie wollte sich nicht länger einschüchtern lassen, sah ihn fest an und zählte bis zehn, um sich zu beruhigen.

„Die Dispositionen sind auf dem neuesten Stand, aber nicht in der richtigen Reihenfolge!“, tobte er und schmiss ihr die Papiere ins erstaunte Gesicht. „Ich habe hier zwei Schauspieler, die in der nächsten Woche spielen sollen, und ich habe es Ihnen zu verdanken, dass die drei, die ich heute brauche, auf einer Angeltour sind.“

Jenny war schockiert, weil man sie mit Papieren bewarf, und trat vorsichtig zurück, sodass ihr die Papiere wie Konfetti vor die Füße fielen. Sie zwang sich, ruhig zu bleiben, und weigerte sich, auf seinen Wutausbruch ebenso temperamentvoll zu reagieren. Sie warf den Kopf zurück, sah ihn herausfordernd an und ballte die Fäuste, um ihre Wut zu zügeln.

Ihre wütenden Blicke trafen sich, und beide waren so unnachgiebig in ihrer Wut, dass keiner zuerst aufgab.

„Sind Sie sicher?“, fragte sie ruhig und war verblüfft, dass sie ihre Aufregung so gut verbergen konnte. Sie sah ihm seinen Ärger an. Zuerst hob er die Augenbrauen, dann runzelte er aufgeregt die Stirn.

„Ich pflege keine Fehler zu machen, Miss Collins“, sagte er knapp, weil er die Unverfrorenheit dieser Frage offensichtlich kaum glauben konnte.

Jenny zuckte bei diesem Seitenhieb zusammen und beugte sich hinunter, um die Papiere aufzuheben und sie zu ordnen.

„Am besten kontrollieren wir es, ehe wir voreilige Schlüsse ziehen“, sagte sie scharf, weil sie davon überzeugt war, recht zu haben.

Er sah sie verächtlich an und erwiderte wütend: „Ich habe es kontrolliert, im Gegensatz zu Ihnen sogar zwei Mal, und ich kann Ihnen nur sagen, dass die Dispositionen in der falschen Reihenfolge sind.“

Seine Stimme hob sich mit jedem Wort um eine Oktave und er war jetzt kurz davor loszubrüllen. Jenny beachtete ihn nicht, weil sie zu sehr mit den Papieren beschäftigt war. Sie bemerkte keinen Fehler. Dann kontrollierte sie die Papiere noch einmal. Sie waren verändert worden. Sie schloss die Augen und schluckte nervös.

„Also?“, warf Lewis ein, während er Jenny stirnrunzelnd ansah, was sie zermürbte, und näherte sich ihr. Seine Bewegungen hatten einen animalischen Charme und sein Blick war wild und besitzergreifend. Jenny trat instinktiv einen Schritt zurück, sie war wachsam. Er kam immer näher, bis sie den männlichen Duft seines After Shaves roch, und dann sah er sie teuflisch an.

Sie spürte, dass ihr Pulsschlag beim Anblick seiner starken, breiten, muskulösen Brust und seines festen, braunen Nackens stieg.

„Es tut mir leid, dass es scheinbar …“, murmelte sie und bemerkte plötzlich verstört und elektrisiert, was zwischen ihnen geschah. Sie wusste, dass er wütend war, und sein Temperamentsausbruch würde sich nur noch steigern, wenn sie ihm sagte, wer den Fehler gemacht hatte. Doch Jenny wusste auch instinktiv – und das war noch erschreckender – dass sie nicht nur wütend aufeinander waren.

„Es tut Ihnen leid?“, spottete er, wobei sein trockenes, humorloses Lachen am Drehort zu hören war. „Schön, ich nehme an, dass es so ist, aber Ihre Entschuldigung ist ziemlich wertlos.“

Seine Stimme klang hart und vernichtend. Jenny spürte, wie sie errötete. Sie traute ihren Ohren nicht, die Unverfrorenheit dieses Mannes war unglaublich.

„Mr. Clarke“, unterbrach sie ihn mit scharfer Stimme, „Sie sind offensichtlich der Meinung, dass der Fehler bei mir liegt.“ Er sah sie überrascht an und Jenny fuhr fort: „Die Dispositionen, die ich bekam und anschließend verteilt habe, sind alle korrekt.“

Sie schwieg und freute sich über seinen veränderten Gesichtsausdruck. „Sollten die Dreharbeiten sich unterdessen geändert haben, kann es kaum meine Schuld sein. Ich bin von den Veränderungen nicht informiert worden“, fügte sie überzeugend hinzu und hoffte, dass ihr Seitenhieb traf.

Er schwieg einen Moment und sah sie an. Jenny war jetzt stolz auf ihren Körper; die Figur, an der sie so lange hart gearbeitet hatte, gab ihr Selbstvertrauen, das sie vorher nicht gehabt hatte. Lewis dachte über ihre Worte nach.

„Ich habe an den Dreharbeiten etwas verändert, aber ich bin mir verdammt sicher, dass ich es weitergegeben habe …“

„Mir nicht, Mr. Clarke“, unterbrach sie ihn wieder geschickt, aber sie wollte noch den Unglücklichen decken, der vergessen hatte, es ihr mitzuteilen.

„Ich bin sicher, es war ein Versehen“, fuhr sie fort. „Das Arbeitspensum war enorm. Wir alle waren von der Arbeit total erledigt – nicht dass Sie denken …“ Sie hörte abrupt auf, weil sie merkte, dass sie zu weit gegangen war, als zwei starke Hände schwer auf ihren Schultern lagen und sie heftig und wütend packten.

„Ich bin Regisseur, kein Wohlfahrtsbeamter!“, knurrte er, während er die Finger tief in ihre weiche Haut drückte. Sein warmer Atem strich über ihre Wange. „Wenn man die Hitze nicht verträgt, sollte man sich nicht in der Küche aufhalten“, schloss er wütend und schüttelte ihre Schultern. Er ließ Jenny los und strich sich unwillig durch das schwere, dunkle Haar, als er bemerkte, dass sie den Kopf trotzig zurückwarf.

„Es ist nicht die Hitze in der Küche, sondern der Koch, den ich nicht vertrage“, erwiderte sie ärgerlich, und ihre Augen waren so feindselig, dass sie golden aufloderten. Er betrachtete sie, zuckte mit dem Mund und verriet seine Freude über ihre rasche Antwort. Er wandte sich von ihr ab und sprach Verwünschungen aus, während er die Hände tief in den Hosentaschen vergrub. Jenny schloss für einen Moment die Augen, um die Tränen zu unterdrücken; sie wollte nicht schwach erscheinen – ihre Karriere stand auf dem Spiel, und sie wusste, dass sie sich schnell um jede Chance bemühen musste, mit der sie ihre Glaubwürdigkeit sichern konnte. Sie wusste, dass er recht hatte: Ausdauer war wesentlicher Bestandteil des Jobs.

„Ich werde deswegen zwei Drehtage verlieren“, knurrte er. „Zwei ganze Tage!“ Er schnaufte angewidert, ging zum Fenster und sah sich die Bühnenbilder der zukünftigen Szenen an. Er schien sich plötzlich geschlagen zu geben und ließ die Schultern hängen. Er lehnte den Kopf gegen die kalte Fensterscheibe. Jenny beobachtete ihn und hatte Gewissensbisse; Filmen war ein teures Geschäft, und kein Regisseur wollte mehr Geld ausgeben, als unbedingt nötig war, zumal zukünftige Jobs auf dem Spiel standen.

„Wo ist die Angeltour?“, fragte sie plötzlich. „Ich könnte sie noch abfangen und bitten zurückzukommen“, bot sie eilig an. Jenny wusste, dass sie die Schauspieler finden würde; ihre Sturheit hatte ihr oft geholfen, unüberwindliche Probleme zu meistern.

„Sie sind zum Fischen gegangen, um abzuschalten. Sie werden kaum eine Adresse hinterlassen haben“, warf er ein, als sei er über ihre Naivität verblüfft.

„Schön, irgendjemand muss wissen, wo sie stecken“, entgegnete sie. Er antwortete mit einem Achselzucken, und sie spürte, wie die Spannung nachließ. Er nickte kurz und seinem hart gesottenen Gesicht war eine gewisse Erleichterung anzusehen.

„Ja“, sagte er gedehnt, „vielleicht haben Sie recht. Finden Sie sie, richten Sie ihnen aus, sofort hierher zu kommen“, befahl er, wobei er sie fast anerkennend musterte.

Jenny nickte und lief hastig weg, obwohl ihr leider bewusst war, dass er ihr nachblickte. Sie spürte seinen Adlerblick, der sich in ihren Rücken bohrte. Sie musste zufrieden lächeln; sie mochte die Wirkung, die sie jetzt auf Männer hatte, und das Interesse, mit dem sie ihre wohlgeformte Figur aufnahmen. Doch irgendetwas war mit ihm, dass sie vorsichtig sein ließ. In vielen Dingen gleicht er Paul – er ist groß und dunkelhaarig und hat einen schlanken, muskulösen Körper –, aber sie gleichen sich nicht nur körperlich. Sie haben diese Besessenheit gemeinsam, diesen Zwang, so lange zu kämpfen, bis alles perfekt ist, egal, was es an Gefühlen kostet. Sie zitterte. Diese kalte Rücksichtslosigkeit, die ihre Liebe zu Paul zerstört hatte, sah sie jetzt auch eindeutig bei Lewis Clarke.

Vom ersten Moment an, da sie ihm begegnet war, wusste sie, dass sie Schwierigkeiten mit ihm bekommen würde. Ihm ging der schreckliche Ruf voraus, ein Perfektionist zu sein, der eine Einstellung erst dann als abgedreht erklärte, wenn er alles für fehlerfrei hielt. Er zeigte großes Engagement und erwartete von jedem das Gleiche. Für viele war es ein Privileg, mit ihm zu arbeiten, für Jenny jedoch nicht; sie hasste Menschen wie ihn, die so sehr von sich eingenommen waren.

Sie hatte sofort gespürt, dass es mit ihr und Lewis nicht klappen würde. Er hatte am ersten Tag einen so eigenartigen Blick, dass sie auf der Hut war. Sie mochte auch nicht das Gerede über sein Privatleben. Er schien mit jeder gut aussehenden Frau etwas anfangen zu wollen, und Jenny hatte nicht vor, seinem Charme zu verfallen. Sie war schon einmal das törichte Opfer gewesen, und sie wollte diese Vorstellung keinesfalls wiederholen.

Ihre Beziehung zu Lewis sollte rein geschäftlich sein, sie nannte ihn nie beim Vornamen und sorgte stets dafür, dass sie ihm einen Schritt voraus war. Jenny wusste, dass er darüber verärgert war – sie wusste nur zu gut, dass seine trockene, beinahe spöttische Stimme sie jedes Mal irritierte, wenn er mit ihr sprach. Doch die Probleme kamen erst wirklich mit dem Beginn der Dreharbeiten. Jenny konnte ihm nichts recht machen. Er brüllte sie bei jeder Gelegenheit wie ein wütender Bär an, und die Verwechslung der Dispositionen jetzt war das Schlimmste bisher. Jenny musste diese Schauspieler finden – aber wo?

Sie rieb sich müde die Stirn und machte die Augen zu. Ihr wurde jetzt bewusst, wie unlösbar die Aufgabe war, die sie übernommen hatte.

„Haben Sie eine Idee?“, kam die schneidende Stimme. Jenny öffnete die Augen und sah sich sogleich mit Lewis konfrontiert, der lässig im Türrahmen lehnte.

„Nein“, antwortete sie aufrichtig, „aber ich werde eine haben.“

„Wirklich?“, zweifelte er und zeigte seine strahlenden Zähne. Er richtete sich auf, betrat ihr kleines Büro und ließ es noch kleiner erscheinen. „Sie scheinen sehr zuversichtlich zu sein“, sagte er langsam und musterte kurz und amüsiert lächelnd die zahlreichen Telefonbücher auf ihrem Schreibtisch.

„Ja, wirklich“, erwiderte sie frostig und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihren Job, um seinem spöttischen Blick zu entgehen.

„Haben Sie es mit Ambleside versucht?“, fragte er leichthin und blätterte in der Zeitschrift, die sie achtlos auf dem Schreibtisch liegen gelassen hatte. Jenny blickte abrupt hoch und runzelte die Stirn.

„Warum soll ich es mit Ambleside versuchen?“, fragte sie und sah ihn aufmerksam an.

Er ging entschlossen zur Tür und war höchst zufrieden, als er ihr beim Hinausgehen über die Schulter zuwarf: „Dorthin wollten sie gehen, haben sie mir gesagt.“ Er lachte kurz, und Jenny schlug wütend auf den Schreibtisch. Er hat mir diese Information absichtlich vorenthalten und gewartet, bis meine Suche nach ihnen vergebens ist.

In Ambleside gab es viele Hotels und Pensionen, und Jennys Finger taten bald weh; sie hatte praktisch jedes Hotel angerufen, aber vergeblich – die Schauspieler waren nirgendwo zu finden. Sie wollte schon aufgeben und Lewis bitten, die Dreharbeiten zu verschieben, als sie plötzlich Glück hatte.

Sie musste ihre sämtlichen Überzeugungskräfte aufbringen, um die Männer aus ihrem gemütlichen Schlupfwinkel herauszulocken, aber schließlich war sie erfolgreich, und sie versicherten, am späten Nachmittag im Studio zu sein. Jenny freute sich; eine schwere Last war von ihren Schultern genommen, und sie suchte eilig Lewis, um ihm die Nachricht zu geben.

Endlich fand sie ihn, wie er alleine saß, den Kopf geneigt hatte und die auf seinem Schreibtisch ausgebreiteten Papiere betrachtete. Die Schreibtischlampe warf einen Schatten auf sein Gesicht und milderte seine scharfen Gesichtszüge.

Jenny blieb stehen und beobachtete ihn neugierig. Der sanfte Klang eines klassischen Klavierstücks, das irgendwo im Studio gespielt wurde, erfüllte den Raum und gab ihm eine sonderbare, gelassene Stimmung. Dann ging sie langsam zu ihm und verrenkte den Hals, um zu sehen, was er so aufmerksam betrachtete. Sein Interesse war unbestreitbar, denn sein Gesicht war entspannt und zärtlich, als er aufmerksam ein Foto betrachtete.

Jenny wurde starr und ihre Augen waren weit aufgerissen, als sie es sah. Das Gesicht erkannte sie sofort wieder, die dunkelgrünen, stillschweigend Versprechungen verheißenden Augen, die aufreizend aufgeworfenen und verführerischen Lippen. Jenny spürte einen Stich in der Magengrube. Sie spürte, wie ihr vor Ärger der Schweiß ausbrach. Hat er mein Geheimnis entdeckt?

Er warf den Kopf hoch, als er ihre Schritte hörte, und blickte finster. Er streckte sich im Sessel, richtete sich auf, verschränkte die starken Arme über seinem Kopf und bog den Rücken wie ein großer, prächtiger Tiger. Dann stöhnte er leicht, es war ein sinnliches Geräusch tief aus seiner Brust. Jenny sah ihn fasziniert an. Er war ein kräftig gebauter Mann, seine sexuelle Anziehungskraft erregte sie trotz ihrer Bemühungen, für ihn nicht empfänglich zu sein. Sie war sicher, dass er die Wirkung kalkulierte, als er die Arme langsam und anmutig senkte. Er legte die Hände wieder auf den Schreibtisch und sah sie komisch an, sein Gesichtsausdruck war schläfrig, und ihr Puls ging heftig, als er sie taxierte.

„Schön“, sagte er langsam, seine Stimme klang gefährlich ruhig und belegt, als er sie schräg anschaute. „Waren Sie erfolgreich?“

Jenny spürte, dass er sie provozierte. Sie nickte.

„Ja, mir ist es gelungen, sie aufzuspüren, und wenn die Straßen frei sind, werden sie heute Abend zurück sein, vielleicht sogar am späten Nachmittag, wenn wir Glück haben“, unterrichtete sie ihn knapp.

„Gut“, sagte er unverbindlich, und seine dunklen Augen waren unergründlich.

„Ich hätte sie früher ausfindig gemacht, wenn Sie mir gesagt hätten, dass sie nach Ambleside gefahren sind“, kritisierte sie ihn und presste die Lippen zusammen.

„Ich vergaß es.“ Er lachte und freute sich über ihren Verdruss.

„Wirklich?“, erwiderte sie, wobei ihre Stimme sarkastisch klang und ihr Blick auf das Foto auf dem Schreibtisch fiel. Sie hatte seinen gefühlvollen Blick bereits bemerkt. Als hätte er ihre Gedanken gelesen, schaute er jetzt wieder auf den Schreibtisch und betrachtete das Foto.

„Erkennen Sie sie?“, fragte Lewis und achtete nicht auf Jennys Reaktion. Sie nickte stumm.

„Tut das nicht jeder?“, bestätigte sie verbittert und ein wenig eifersüchtig. „Sie war lange genug hier“, fügte sie hinzu. Lewis sah sie neugierig an und sein Mund schien von einem heimlichen Lachen zu zucken.

„Miau“, spottete er, während er Jenny nachdenklich ansah. „Kennen Sie sie?“, fragte er. Jenny wand sich unbehaglich; er war zu scharfsinnig. Sie runzelte die Stirn, aber sie sagte nichts. Es war schon Vergangenheit, und sie wollte sich auf keinen Fall wieder erinnern.

„Also?“ Er wartete und klang ein wenig ungeduldig. „Wie haben Sie sie kennengelernt – haben Sie zusammengearbeitet?“ Er sah sie bestimmt an – sehr bestimmt – und sie hörte die Alarmsirenen in ihrem Kopf.

„Ich kenne sie“, gestand sie langsam und spürte den dumpfen Schmerz im Innern, als sie sich erinnerte. Sie war überrascht: ihre Stimme war eisig und emotionslos.

„Gut“, polterte er los, während er das Foto wieder sorgsam hinlegte.

„Warum – gut?“, warf sie ein, weil sie plötzlich diese panische Angst hatte, und starrte Lewis mit einem Blick an, der eine Antwort verlangte.

„Sie wird hoffentlich in meiner nächsten Produktion der Star sein. Es ist ein historischer Stoff, und da er für die große Leinwand gedacht ist, brauche ich einige namhafte Stars. Sie passt ideal zu Pablo Tagore.“

„Pablo Tagore“, wiederholte sie betäubt, als sei sie in einen schrecklichen Albtraum geraten. Sie war starr vor Schreck; sie atmete plötzlich stoßweise und ihr Herz schlug heftig. Die Farbe entwich aus ihrem Gesicht und ihr war kalt, schrecklich kalt.

Der Name ging ihr durch den Kopf. Sie fühlte sich schwach und suchte Halt am Tisch. Sie musste die panische Angst hinunterschlucken, denn sie wollte ihre Gefühle ersticken und auf Lewis einen gelassenen Eindruck machen. Es war überraschend, Margaret auf dem Foto wieder zu sehen, aber nicht völlig unerwartet – die Gerüchte um diesen Film und seine Stars waren vor einiger Zeit aufgekommen –, aber Pablo – das war eine völlig andere Sache.

Sie sah, wie Lewis die Mappe vor sich öffnete und ein Foto von Pablo herausnahm. Er war so schön wie immer und sein Lächeln ließ ihn so lebendig erscheinen, als würde er jeden Augenblick sprechen.

Jenny durchfuhr ein heftiger Schmerz, als die Vergangenheit zurückkam und sich in den Vordergrund drängte, bis sie nur noch Pablos Lächeln sah. Lewis pochte nachdenklich auf das Foto und merkte nicht, welche Wirkung er damit hatte.

„Ich glaube, er ist genau der Richtige. Er ist ein Talent, und sein Aussehen – also wirklich, er sieht jetzt schon wie ein Piratenkönig aus.“ Er lachte ein wenig dröhnend, als er Jenny beobachtete, und presste den Mund zusammen, als er ihren Gesichtsausdruck bemerkte. „Was ist los? Sie sehen schlecht aus.“

Der jähe Ton seiner Stimme passt so gar nicht zu seinem Gesichtsausdruck, grübelte Jenny, aber sie konnte darüber nicht länger nachdenken. Sie spürte plötzlich im ganzen Körper die Furcht und Qual. Sie war so sicher gewesen, über Pablo hinweggekommen zu sein, und schon der bloße Anblick seines Bildes war verheerend gewesen.

„Nein, mir geht’s gut – ja, gut“, sagte sie ein wenig zu eilig. Lewis schaute finster, während er sie seltsam musterte.

„Wann beginnen Ihre Dreharbeiten?“, fragte Jenny, wobei sie hoffte, dass es bald und sie im Urlaub sein würde. Sie konnte den Gedanken, auf Pablo zu stoßen, kaum ertragen. Sie konnte ihm nicht gegenübertreten; sie wollte ihn nie wieder sehen. Sie hatte ihm alles gegeben, und im Gegenzug hatte sie nur Kummer und Leid erfahren.

„Sobald ich mit dem jetzigen Dreh fertig bin – was ich eigentlich in der nächsten Woche sein wollte“, fügte er spitz hinzu, und er klang wieder scharf. „Wir werden zuerst sowieso nicht im Studio, sondern das meiste außen drehen.“

Jenny nickte erleichtert. „Ich bin urlaubsreif und kann deshalb leider nicht meine Bekanntschaft mit Margaret Miller auffrischen.“ Sie wollte gelassen klingen, als sei alles ohne Bedeutung.

Lewis hatte die Augen zusammengekniffen, er warf den Kopf hoch und packte Jennys Arm.

„Sagen Sie Ihren Urlaub ab“, warf er verärgert ein. „Ich brauche Sie bei dieser Arbeit.“

Seine Stimme war frostig, außerdem klang sie bedrohlich. Aber Jenny ließ sich nicht beirren; obwohl sie nicht wegfahren wollte, sehnte sie sich nach dem Frieden und der Ruhe ihrer ländlichen Wohnung, vor allem nach den aufreibenden letzten Wochen, und niemand konnte sie zu einem weiteren Dreh überreden. Außerdem konnte sie den Gedanken an ein Zusammentreffen mit Pablo kaum ertragen.

„Ich kann nicht“, antwortete sie zutiefst überzeugt. Sie wollte sich losmachen, aber sie kämpfte gegen Lewis’ harten Griff vergebens. Er sah gefährlich aus.

„Können oder wollen Sie nicht?“, fragte er mit zusammengebissenen Zähnen und verstärkte seinen Griff.

„Gibt es da irgendeinen Unterschied? Das Ergebnis ist gleich“, rief sie und war über ihre Entschiedenheit überrascht. „Ich habe Anspruch auf den Urlaub, und ich werde ihn nehmen. Nach der Arbeit mit Ihnen habe ich ihn verdient“, schloss sie nachdrücklich und machte sich mit einer Drehung frei. Sie stand ihm gegenüber, ihr Gesicht war rot vor Ärger und Anstrengung. Der Gedanke daran, zu einer Arbeit mit Pablo Tagore gezwungen zu werden, bereitete ihr schwere Kopfschmerzen.

Lewis reagierte auf ihren Ausfall nicht. Er sah sie geringschätzig an, sodass sie zitterte. Jenny kam sich plötzlich albern vor. Sie hatte wegen Pablo überreagiert, und sie merkte Lewis’ seltsamem, bösem Blick an, dass sie zu sehr aus sich herausgegangen war. Er war der Letzte, der die Wahrheit wissen sollte.

„Die meisten Menschen“, gab er ihr kühl zu verstehen, „betrachten die Arbeit mit mir als Privileg, und dieses neue Unternehmen ist eine Chance, die man nur eins zu einer Million hat.“ Seine schlanke Gestalt wurde plötzlich vom grauen Tageslicht herausgehoben, das von einem trüben Himmel durch ein Fenster fiel.

Jenny starrte ungläubig; der Mann war so unausstehlich arrogant, dass sie lächeln musste. „Mr. Clarke, wenn Sie nichts dagegen haben, möchte ich auf die Ehre der Arbeit mit Ihnen zugunsten meines notwendigen Urlaubs verzichten“, sagte sie und war mit ihrer Kaltblütigkeit zufrieden.

„Es liegt nicht nur in meinem eigenen Interesse. Es ist der erste abendfüllende Dokumentarfilm unserer Firma. Ich glaube, nur unsere besten Leute werden ihn machen können“, sagte er, wobei seine Stimme so schneidend war, dass sein Kompliment über ihren Job bei ihr nicht ankam.

„Ich bin urlaubsreif und werde meinen Urlaub nehmen. Ich bin zu dem jetzigen Job gezwungen worden, weil jede andere Regieassistentin zu eng mit Ihnen liiert war“, warf sie ein.

„Und Sie fühlen sich ausgeschlossen? Beschweren Sie sich?“, hänselte er sie und strich mit den Fingerspitzen über ihren Arm. Jenny war von seiner elektrisierenden Berührung wie erstarrt, ein Schauer fuhr über ihren Arm. Sie wich zurück, weil sie von ihrer Reaktion alarmiert und über seine völlige Selbstüberschätzung wütend war.

„Nein, Mr. Clarke, ich beschwere mich nicht. Wenn ich mich beschweren sollte, dann über sexuelle Belästigung“, erwiderte sie frostig.

Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und tat so, als würde er höhnisch blicken.

„Jetzt denke ich aber wirklich, Miss Collins, dass dies Wunschdenken ist. Wir haben nur eine berufliche Beziehung, und ich hoffe, dass es so bleibt“, fügte er mit teuflischem Vergnügen hinzu, was sie überzeugte, dass er nicht ganz ehrlich war.

„Ich kann Ihnen versichern, Mr. Clarke, dass ich von Ihnen einzig und allein berufliche Beachtung verlange.“ Jenny lächelte noch mehr, als sie sein verärgertes Gesicht bemerkte.

„Es steht Ihnen.“

„Verzeihung?“

„Ein Lächeln – sie sollten es öfters machen“, stellte er fest, und seinen sinnlichen Mund umspielte ein Lächeln, dass sie im Innersten traf. Jenny spürte, dass sie rot wurde, und hasste sich deshalb. Er bewirkt, dass ich mich linkisch gebe.

Autor

Catherine Oconnor
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