Küss mich - heiß wie damals

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Vom ersten Moment an, als die hübsche Krankenschwester Tara Roberts ihrer Jugendliebe Clint Andover begegnet, knistert es zwischen ihnen. Denn der erfolgreiche Rancher ist noch genauso attraktiv wie damals, als sie sich das erste Mal in der kleinen Laube im Park küssten. Und obwohl sie weiß, dass Clint noch unter dem Verlust seiner Frau leidet, kann sie seinem leidenschaftlichen Begehren immer weniger widerstehen. Sie sehnt sich danach, von ihm geliebt zu werden. Auch wenn es nur dieses eine Mal sein sollte, sie will endlich in seinen Armen die Leidenschaft kennen lernen. Doch irgend jemand scheint das verhindern zu wollen - und bringt Tara in Lebensgefahr ...


  • Erscheinungstag 17.06.2020
  • ISBN / Artikelnummer 9783733717261
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Clint Andover saß mit weit aufgerissenen Augen aufrecht im Bett. Sein nackter Körper war mit einem dünnen Schweißfilm bedeckt. Er fuhr sich über das Gesicht und versuchte, den Schlaf und damit den Albtraum abzuschütteln. Das ging jetzt schon drei Jahre so und musste endlich aufhören.

Er sah sich um, aber in dem mit viel Glas und Stahl eingerichteten Schlafzimmer in seinem fünfstöckigen Haus loderten weder Flammen, noch hing Rauch in der Luft. Es war wie üblich nur ein Albtraum gewesen. Doch die große Brandnarbe auf seiner Brust erinnerte ihn immer wieder daran, dass er diesen Albtraum ein Mal wirklich erlebt hatte.

Clint strich sich mit einer Hand durch die dunklen Haare und fühlte, wie ihm das Herz vor Angst bis zum Hals klopfte. Wie in jeder Nacht versuchte er nicht, sich wieder hinzulegen und einzuschlafen, nachdem er von dem Albtraum aus dem Schlaf gerissen worden war. Er wusste ohnehin, dass es keinen Zweck haben würde. Stattdessen schlug er die durchgeschwitzten Laken zurück, stand auf und verließ sein Schlafzimmer. Er machte sich auf den Weg in sein Büro im zweiten Stock, wo eine kleine Bar untergebracht war. Der Whiskey in der schweren Kristallflasche auf dem Bord, den er beim Betreten des Zimmers sofort sah, verhieß etwas Entspannung und Trost. Obwohl der Morgen gerade erst zu dämmern begann, durchquerte Clint in dem schwachen Licht mühelos den großen Raum zur Bar auf der anderen Seite. Das Glas Whiskey war mittlerweile zu einem nächtliches Ritual geworden.

Er trank einen großen Schluck der bernsteinfarbenen Flüssigkeit und ließ sich dann auf den Stuhl hinter seinem Schreibtisch fallen. Anschließend sah er sich im Zimmer um. Er war der Chef des größte Sicherheitsunternehmens in West Texas und verfügte über eine hoch funktionale Ausrüstung zur Gefahrenabwehr – doch auch die konnte ihn nicht vor den Bildern dieser Nacht schützen, die ihm in dem immer wiederkehrenden Traum regelmäßig zusetzten. Es waren die Bilder der Nacht, die er überlebt hatte, und in der dennoch ein Teil von ihm gestorben war.

Angespannt trank er sein Glas leer und dachte daran, sich noch einen Whiskey zu genehmigen. Verdiente er es vielleicht, immer wieder von diesen Albträumen heimgesucht und gequält zu werden? Würden diese Erinnerungen ihn sein ganzes Leben lang so schwer belasten, dass er sich nie wieder einem anderen Menschen öffnen können würde? Er griff sich an die Brust, strich über die scheußliche, unebene Brandnarbe und fühlte den Schmerz, als er die Finger zu tief in das Fleisch vergrub.

Nein, er würde keinen Whiskey mehr trinken. Er brauchte einen Kaffee. Er hatte zu arbeiten. Die Arbeit, die ihm seine Freunde aus dem „Texas Cattleman’s Club“ übertragen hatten, lenkte ihn ab und hinderte ihn daran, sich zu viele quälende Gedanken zu machen. Bei dem Job ging es um eine Frau, die ihr Gedächtnis verloren hatte und sich nicht einmal mehr an ihren Namen erinnern konnte. Und um einen Verrückten, der versuchte, zu ihr und ihrem Baby vorzudringen. Clint hatte versprochen, die Frau und ihre kleine Tochter zu bewachen und vor diesem Verrückten zu beschützen.

Er erhob sich von seinem Stuhl und ging zu den Fenstern, die vom Boden bis zur Decke reichten. Draußen ging wie jeden Morgen um diese Zeit am Horizont ganz langsam die Sonne auf.

2. KAPITEL

Tara Roberts fiel auf, dass Dr. Belden früher als gewöhnlich erschienen war. Sie beobachtete den dunkelhaarigen neuen Facharzt, der mit erhobenen Brauen die Kabine des Aufzugs betrat. Mit diesem herablassenden Gesichtsausdruck begegnete er jedem, der nicht die medizinische Fakultät besucht hatte. Aber an diesem Morgen war niemand in der Nähe, der Dr. Beldens kurzen, abschätzenden Blick mit einem gezwungenen Lächeln oder Kopfnicken parierte. Da er der einzige Mensch in der Aufzugskabine war, verspürte Tara den unwiderstehlichen Drang, ihren Morgenbericht zur Seite zu legen und Dr. Belden auf seiner Fahrt in die vierte Etage zu begleiten. Ob es nun unangemessen war oder nicht, sie würde ihm gern ein Mal zwei Fragen stellen, die ihr auf der Seele brannten, seit er ihr vorgestellt worden war.

Zum einen wollte sie wissen, warum ihr jedes Mal ein kalter Schauer über den Rücken lief, wenn sie ihm in die Augen sah. Aber vor allem wollte sie erfahren, für wen sich der Arzt eigentlich hielt. Denn er maßte sich an, die Krankenschwestern mit offensichtlicher Herablassung und Missachtung zu behandeln und das empörte sie. Schließlich arbeitete das gesamte Pflegepersonal im Royal Hospital sehr hart, war äußerst pflichtbewusst und ging außergewöhnlich fürsorglich mit ihren Patienten um. Es machte Tara einfach wütend, dass ihr und ihren Kolleginnen nicht der Respekt entgegengebracht wurde, den sie verdienten. Aber heute konnte sie nicht die Möglichkeit ergreifen, den Arzt zur Rede zu stellen, da die Aufzugtür zu schnell wieder zugegangen war.

Mit einem nervösen Seufzer wandte sich Tara wieder ihrer Arbeit zu. Aber als sie auf ihren täglichen Bericht starrte, war sie in Gedanken immer noch mit diesem arroganten Mann beschäftigt. Sie neigte sonst wirklich nicht dazu, misstrauisch zu sein, doch bei Dr. Belden hatte sie einfach kein gutes Gefühl. Aber vielleicht hatten diese Zweifel ja auch nichts mit dem Arzt zu tun, sondern waren auf die besonderen Umstände zurückzuführen, mit denen sie durch ihre Patientin, Jane Doe, konfrontiert war. Eigentlich war Jane Doe nicht der richtige Name der Frau. Aber als sie aus dem Koma aufgewacht war, hatte sie ihr Gedächtnis verloren und konnte sich nicht einmal mehr an ihren eigenen Namen erinnern. Die Männer aus dem „Texas Cattleman’s Club“ hatten sie kurzerhand Jane Doe genannt. Und der Name war haften geblieben.

Als Tara an die Männer des „Texas Cattleman’s Clubs“ dachte, erfasste sie ein vollkommen anderer, sehr viel angenehmerer Schauer als zuvor bei Belden. Die Mitglieder des „Texas Catlleman’s Clubs“ zählten zu den reichsten, attraktivsten und wohltätigsten Männern in Royal. Sie wurden von den Frauen begehrt und von den anderen Männern respektiert. Es gab nichts, was die angesehenen Männer, die sich in dem Club zusammengefunden hatten, nicht für Royal und die Menschen in dieser Stadt tun würden. Und das hatten sie bei Jane Doe wieder einmal tatkräftig unter Beweis gestellt.

Die arme Frau, überlegte Tara, als sie mehrere Krankenakten aus einem Regalfach nahm. Es war erst einige Wochen her, dass Jane mit ihrem Baby auf dem Arm und einer großen Tasche über der Schulter in das „Royal Diner“ gekommen und dort zusammengebrochen war. Zum Glück hatten sich gerade mehrere Mitglieder des Texas Cattleman’s Clubs in dem Lokal aufgehalten. Sie hatten die Situation schnell unter Kontrolle gebracht und einen Krankenwagen gerufen. Nun hatten sie es sich zur Aufgabe gemacht, Jane und ihrem Kind auch weiterhin zu helfen.

Tara bewunderte diese Männer und deren selbstloses Engagement. Aber das war auch alles, was sie sich an positiven Gefühlen für sie erlauben würde. Sie würde sich nicht wie viele Frauen, die sie kannte, zu irgendwelchen Schwärmereien für ein Mitglied des Clubs hinreißen lassen.

Für solche pubertären Albernheiten hatte ihre Mutter ihr zu viel Vernunft gepredigt. Bis zu dem Tag, an dem sie gestorben war, hatte ihre Mutter, die irischer Abstammung war, Tara immer wieder eingeschärft, dass man vernünftig sein sollte und anderen zu dienen habe. Ihre Mutter war der festen Überzeugung gewesen, dass das Leben war nicht dazu da wäre, Spaß zu haben, zu flirten oder um irgendwelche anderen dummen …

„Du wirst mir heute keine Probleme machen, oder Tara?“

Sie war sprachlos. Es kam wirklich nicht oft vor, dass ihr die Worte fehlten. Aber diese Männerstimme war ihr schon immer unter die Haut gegangen und hatte sie ein bisschen schwach werden lassen. Und sie hasste das. Sie zwang sich, ruhig und regelmäßig zu atmen und drehte sich dann zu dem Mann mit diesem schönen Bariton um. Royals bekanntester Sicherheitsexperte kam ihr entgegen. Zudem war er Mitglied im „Texas Cattleman’s Club“ und einer der faszinierendsten Männer, den Tara je gesehen hatte. Und er war der erste Junge gewesen, den sie geküsst hatte.

Clint Andover hatte sich seit ihrer Schulzeit natürlich sehr verändert. Sicher war er damals mit seinen schönen blauen Augen und dem umwerfenden Grinsen ein süßer Junge gewesen, doch als heute, als erwachsener Mann, war er noch viel beeindruckender. Mit seiner hochgewachsenen Gestalt und den markanten Zügen wirkte er fast ein wenig gefährlich. Er war ein Mann, den andere Männer fürchteten und bei den Frauen sehr schnell auf dumme Gedanken kamen. Tara bemerkte den harten Zug um seinen Mund, den er früher nicht gehabt hatte, und fand, dass sein Körper drahtiger und muskulöser geworden war. Ein zu langer Blick in seine ausdrucksvollen blauen Augen konnte den Puls einer Frau ganz schnell höherschlagen lassen.

Aber Tara kam heute Morgen nicht umhin, ihm in die Augen zu sehen, in denen sie auch viel Schmerz und Kummer las. Kein Wunder, dachte sie und versuchte, sich wieder zu beruhigen. Fast jeder in Royal wusste, dass Clint in der Vergangenheit Schlimmes durchgemacht hatte. „Einem Mann Probleme zu machen …“, erwiderte sie betont unbeschwert, „… sieht mir überhaupt nicht ähnlich.“

„Seit wann?“, fragte er.

„Schon immer.“

„Das denke ich nicht.“ Clint blieb neben dem Schwesternzimmer stehen und nickte dem Mitarbeiter hinter dem Empfang kurz zu, der damit beschäftigt war, Telefonanrufe zu beantworten.

„Tu nicht so, als würdest du mich besser kennen, als es der Fall ist, Andover“, parierte Tara leichthin seine Bemerkung. Ein kleiner verbaler Schlagabtausch mit ihm gehörte mittlerweile zu ihrer täglichen Routine.

Mit seinem intensiven Blick zog er sie in den Bann. „Mein Gedächtnis ist sehr gut, Tara, Und ich erinnere mich daran, dich ziemlich gut kennengelernt zu haben.“

Ihr stockte der Atem. Aber seine Worte hatten keinen sinnlichen oder erotischen Beigeschmack gehabt. Clint hatte ganz emotionslos eine Tatsache konstatiert. Tara holte tief Luft, um ihren Puls wieder zu normalisieren. Sie würde gut daran tun, sich genauso unter Kontrolle zu haben, wie Clint es augenscheinlich tat. Sie war stolz darauf, sich normalerweise immer im Griff zu haben. Aber wenn dieser Mann in ihrer Nähe war, war das nicht so einfach. In seiner Nähe wurde sie zu einer Frau aus Fleisch und Blut, in deren Kopf Erinnerungen an den jungen Clint Andover wach wurden. Damals hatte er mit ihr im Royalton Park in einem Gartenpavillon gesessen, hatte sie im Arm gehalten und hatte nach dem After Shave seines Vaters geduftet. Bei diesem Treffen hatte er sie auf den Mund geküsst – Taras erster Kuss von einem Jungen.

„Das ist schon eine Ewigkeit her“, meinte sie und lachte gezwungen.

Er kam einen Schritt näher. „Ich sagte ja schon, dass ich ein sehr gutes Gedächtnis habe. Und damals hast du mir Probleme gemacht.“

„Ein jugendlicher Kuss ist doch wohl eher unproblematisch“, erwiderte sie mit gesenkter Stimme, damit der Mitarbeiter am Empfang die Unterhaltung nicht mithören konnte.

„Für mich war er das nicht“, sagte Clint ohne Umschweife.

Tara wurde der Mund trocken. Und das nicht, weil er sich so anhörte, als wolle er eine erneute Kostprobe dieser „problematischen“ Erfahrung, sondern weil sie das wollte. Sie hatten ihre üblichen Neckereien heute Morgen zu weit getrieben. Sie musste dem Geplänkel ein Ende setzen. „Nun, ich würde sagen, wir sind doch bisher gut damit gefahren, uns aus dem Weg zu gehen“, erwiderte sie mit fester Stimme. „Also, um was für ein Problem geht es jetzt?“

„Gestern hast du angedeutet, dass du Jane aus dem Krankenhaus holen und bei dir zu Hause unterbringen willst.“

Tara nickte. „Jane hasst es, hier zu sein, Clint.“

„Sie hasst ihre Situation.“

„Ja, und die verschlechtert sich noch dadurch, dass sie im Krankenhaus ist“, erklärte Tara.

„Das ist der beste und sicherste Ort für sie.“

Sie runzelte die Stirn. „Der sicherste Ort? Was, um alles in der Welt, hat das zu bedeuten?“

Clint hob abwehrend die Hand. „Nichts“, sagte er brüsk. „Ich schlage nur vor, dass sie weiterhin unter medizinischer Beobachtung bleiben sollte.“

„Ich bin Krankenschwester“, erinnerte Tara ihn.

„Ja, das weiß ich. Aber letztendlich bin ich für Jane verantwortlich. Und ich denke, sie sollte hier …“

„Solange sie Patientin in meiner Station ist, trage ich die Verantwortung für sie“, unterbrach ihn Tara ein wenig schärfer als beabsichtigt.

„Halsstarrigkeit ist keine Tugend, Schwester Roberts.“

„Einschüchterung ebenso wenig, Mister Andover.“

Clint starrte sie wütend an. „Die machst wirklich Probleme.“

Tara wich keinen Millimeter zurück, auch wenn die Hitze, die von seinem starken, muskulösen Körper ausging, fast unerträglich für sie war. Noch nie in ihrem Leben war ihr nachgesagt worden, dass sie Probleme machte. Und schon gar nicht drei Mal hintereinander und mit solchem Nachdruck. Sie war willensstark, pragmatisch und fürsorglich. Auf diese Charaktereigenschaften konnte sie sich verlassen. Aber problematisch war sie nun wirklich nicht. Jedem anderen hätte sie diese Beleidigung nicht durchgehen lassen. Aber bei Clint war das etwas anderes. Doch sie weigerte sich, sich über den Grund dafür Gedanken zu machen. Und wie er da so nah vor ihr stand und sie so ansah, schien es ihr auch keine wirkliche Beleidigung zu sein. Vielmehr war es aufregend, diese Charakterisierung aus seinem Mund zu hören, während er ihr in die Augen schaute. Frustriert darüber, dass ihre Gedanken und Gefühle in eine völlig andere Richtung gingen als ihr gesunder Menschenverstand es ihr riet, drehte Tara sich wieder zur Empfangstheke um und nahm sich ihre Krankenakten. „Ich habe zu arbeiten.“

„Ich auch“, sagte er.

„Dann sollten wir das beide besser tun. Einen schönen Tag noch, Mister Andover.“ Sie marschierte los.

Doch Clint hielt sie in letzter Minute am Arm fest. „Da ist immer noch die Sache mit Jane zu klären.“

„Ich werde sie morgen mit zu mir nach Hause nehmen“, erwiderte sie in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.

„Verdammt, Tara.“

„Sie erfreut sich bester Gesundheit. Sie braucht einen Platz, wo sie sich ausruhen und entspannen kann, damit ihr Gedächtnis zurückkommt. Außerdem muss sie die Möglichkeit haben, Autumn zu besuchen. Und ich kann sie zu ihrem Baby fahren.“

Clint verschränkte resolut die Arme vor der Brust und starrte sie an. „David und Marissa können das Kind herbringen.“

Tara ging einfach an ihm vorbei. „Meine Patienten warten.“

„Wag es ja nicht, Jane mit zu dir nach Hause zu nehmen!“, rief er ihr nach.

Aber sie nahm seine Worte einfach nicht zur Kenntnis und entfernte sich mit jedem Schritt weiter von dem Mann, der ihr unzählige Jahre lang sehr am Herzen gelegen hatte. Denn ihre Arbeit und ihre Patienten standen in ihrem Leben an oberster Stelle, und sie würde immer das tun, was am besten für die Patienten wäre. Selbst wenn das bedeutete, dass sie sich den Zorn des einschüchternden und ungeheuer begehrenswerten Clint Andover zuziehen würde.

„Sie hat Jane tatsächlich mit nach Hause genommen!“ Clint warf seinen Kameraden im „Texas Cattleman’s Club“ einen aufgebrachten Blick zu, bevor er sich in einen der komfortablen Ledersessel im eleganten Tagungsraum des Clubhauses fallen ließ. „Und das, nachdem ich ihr ausdrücklich andere Anweisungen gegeben …“

Ryan Evans, der mit David Sorrenson Billard spiel, sah auf und schnaubte missbilligend. „Du hast einer Frau Anweisungen gegeben?“

„Ja.“

„Und du hast wirklich geglaubt, dass sie sich daran halten würde?“ Alex Kent grinste und goss sich einen Brandy ein.

Clint runzelte die Stirn. „Wo ist denn da das Problem?“

„Hör auf einen glücklich verheirateten Mann, der das auch bleiben will.“ David drehte sich zu ihm. Die tief stehende Sonne des späten Nachmittags schien hinter ihm durch das Fenster. „Gib einer Frau nie irgendwelche Anweisungen.“

Ryan schüttelte ungläubig den Kopf. „Glücklich und verheiratet in ein und demselben Satz. Was ist denn mit dir passiert?“

„Warte es nur ab, Evans“, erwiderte David. Er drehte sich wieder zum Billardtisch um und versenkte schnell eine seiner Kugeln ins rechte, hintere Loch. „Du kommst auch noch dran.“

„Das wird nicht passieren“, versicherte Ryan im Brustton der Überzeugung, setzte zu einem Stoß an und verpasste mit seiner Kugel das Ziel.

David lachte leise. „Es sieht so aus, als ob in diesem Fall dein Selbstvertrauen ins Wanken gerät, Kumpel.“

„Du bist ein solcher Blödmann“, knurrte Ryan, dessen Augen irritiert funkelten.

„Können wir bitte wieder ernst werden und zum Thema zurückkommen, meine Herren.“ Clint sah aufmerksam von einem zum anderen. „Ich habe hier ein Problem.“

Alex ließ sich in den Ledersessel neben ihm fallen. „Weiß diese Krankenschwester über den versuchten Einbruch in Janes Krankenzimmer Bescheid?“

„Nein.“

„Weiß sie etwas darüber, dass jemand Autumn kidnappen will?“, fragte David.

Clint schüttelte den Kopf. „Sie weiß nur das, was publik wurde und jeder aus den Nachrichten erfahren hat. Die Zeitung hat berichtet, dass Jane im „Royal Diner“ zusammengebrochen ist und dass Autumn ihre Tochter ist.“

„Vielleicht solltest du ihr auch den Rest erzählen“, schlug David vor.

„Das halte ich nicht für eine gute Idee“, erwiderte Clint.

Alex nickte zustimmend. „Je weniger Leute in Royal wissen, wie gefährlich die Situation ist, umso besser.“

„Ja“, bestätigte Clint. „Aber wenn ich Tara nichts davon erzähle, habe ich kaum eine Chance, sie dazu zu bewegen, Jane ins Krankenhaus zurückzubringen.“

„Dann wirst du unsere Jane Doe wohl im Haus der Krankenschwester bewachen müssen“, erklärte Alex und trank einen Schluck seines Brandys.

Als Clint daran dachte, dass er sich dann für längere Zeit in Tara Roberts Nähe aufhalten würde, wurde ihm plötzlich ganz heiß. Aber dann schüttelte er diese Empfindung schnell wieder ab. Dass er sich schon seit der Schulzeit von der blonden Krankenschwester angezogen fühlte, war seine persönliche Angelegenheit und hatte nichts mit seinem Auftrag zu tun. Außerdem trennte er stets Job und Vergnügen.

„Ich soll Jane in Tara Roberts Haus beschützen?“ Er schüttelte den Kopf. „Das ist einfacher gesagt als getan.“

„Aus welchem Grund?“, wollte Alex wissen.

„Tara ist ganz schön starrköpfig …“

„Schön und starrköpfig, hm?“, unterbrach ihn David und fing an zu grinsen. „Klingt wirklich interessant.“

„Es ist nicht das, was du denkst, Sorrenson.“ Clint warf seinem Freund einen beschwörenden Blick zu. „Tara und ich sind …“ Er hielt inne und suchte nach den richtigen Worten. „Nun, wir sind nur alte Freunde.“

Ryan zog die Augenbrauen hoch. „Im Ernst?“

„Ja. Wir kennen uns schon seit der Schulzeit.“

„Die erste Erfahrung mit dem anderen Geschlecht?“, fragte Ryan, der leise lachte, als Clint nicht antwortete, sondern nur schnaubte. „Das hört sich nach etwas Ernstem an.“

„Ich habe doch kein Wort gesagt“, konterte Clint. „Wie kann sich das, was ich nicht gesagt habe, dann nach irgendetwas anhören?“

„Eben weil du so bedeutungsvoll geschwiegen hast, klingt es nach etwas Ernstem“, entgegnete Ryan amüsiert und lehnte sich mit dem Billardqueue in der Hand gegen den Billardtisch.

„Reden wir hier etwa über eine Jugendliebe, Andover?“ David verzog den Mund zu einem breiten Grinsen.

Clint wurde die Brust eng. Einen Moment lang hatte er wieder die Bilder dieser grauenvollen Nacht vor Augen. Das Feuer, das alles zerstörte. Emily, die in den Flammen umgekommen war. All das nahm ihm die Luft zum Atmen. Er wollte nie wieder so leichtfertig mit dem Wort Liebe konfrontiert werden. Und das machte er seinen Freunden auch sehr deutlich. „Ich habe nur eine Frau in meinem Leben geliebt“, sagte er leise mit drohender Stimme.

Sofort wurden die Männer ernst. David und Ryan wandten sich wieder ihrem Billardspiel zu, während Alex seinen Brandy austrank.

„Da ist nichts und wird nie etwas sein.“ Clint stand auf und ging im Zimmer auf und ab. „Tara und ich haben einen nur beide einen starken Willen, das ist alles. Und es ist Zeit, dass ich die Situation in den Griff bekomme.“

Alex nickte. „Was hast du also vor?“

„Jane Doe kann genauso gut bei mir wohnen wie bei Tara. Von mir aus können beide Frauen bei mir bleiben, wenn sie das wollen. Auf jeden Fall wird unsere geheimnisvolle Fremde rund um die Uhr von mir bewacht werden.“

„Allem Anschein nach könnte dir dann eine ziemliche Auseinandersetzung bevorstehen.“ Ryan drehte sich zu ihm um und sah ihn ernst an.

Clint straffte siegessicher die Schultern. „Vielleicht. Aber diesen Kampf beabsichtige ich zu gewinnen.“

„Danke, Tara.“ Jane, die eingewickelt in eine von Taras Patchworkdecken auf der Couch saß, eine Tasse heißen Jasmintee mit Honig in den Händen, lächelte. „Ich weiß das wirklich zu schätzen.“

Tara erwiderte ihr Lächeln. „Das ist wirklich kein Problem.“

„Ich weiß nicht warum, aber im Krankenhaus habe ich mich wie im Gefängnis gefühlt.“ Jane kostete den wunderbar duftenden Jasmintee.

„An manchen Tagen ergeht es mit dort ganz ähnlich“, vertraute Tara ihr an.

Jane warf einen Blick auf das leise knisternde Feuer im Kamin und seufzte. „Dein Haus ist so gemütlich und komfortabel und …“

„Und was?“, fragte Tara sanft, als Jane innehielt.

Die hübsche dunkelhaarige Frau schüttelte nur wehmütig den Kopf und sah sehr traurig aus.

„Und Autumn würde sich hier bestimmt auch wohlfühlen?“, ergänzte Tara.

„Ja“, gab Jane zu.

Tara lächelte sie voller Mitgefühl an. Sie hatte zwar keine Geschwister und auch keine Kinder, nach deren Nähe sie sich sehnen könnte. Aber mit jedem Tag vermisste sie ihre Mutter mehr. Also konnte sie auf gewisse Weise Janes Traurigkeit sehr gut nachvollziehen. „Autumn muss dir schrecklich fehlen.“

„Ja, ganz furchtbar. Sie ist ein Teil von mir.“ Jetzt stiegen Jane doch die Tränen in die Augen.

Im Krankenhaus war Jane Taras Patientin gewesen. Deshalb hatte sie es dort vermieden, sie zu fragen, warum Autumn auf der Sorrenson-Ranch untergebracht war. Das ging sie schließlich nichts an. Trotzdem wunderte sie sich darüber. Denn auch wenn das Krankenhaus nicht gerade der ideale Ort für ein Baby war, wäre das Kind dort doch in Janes Nähe gewesen. Vielleicht würde Jane ihr den Grund nennen, warum sie Autumn zu den Sorrensons gegeben hatte, wenn sie mehr Vertrauen zu ihr gefasst haben würde. Im Moment wollte Tara ihr einfach eine Freundin sein und zur Seite stehen. „Ich habe morgen frei. Wir wäre es, wenn wir zu den Sorrensons fahren und sie besuchen?“ Tara lehnte sich im weich gepolsterten Sessel zurück.

Janes Augen begannen vor Glück zu leuchten. „Geht das?“ Sie beugte sich aufgeregt vor.

„Natürlich.“

„Für mein Leben gern.“

Tara stand auf und sah die junge Frau mit jenem strengen Blick an, den sie für eigenwillige, aber äußerst liebenswerte Patienten reserviert hatte. „Okay, aber wenn du morgen genug Energie aufbringen willst, um mit deinem Kind spielen zu können, brauchst du jetzt dringend Ruhe, um zu Kräften u kommen.“

Jane verzog den Mund zu einem Grinsen. „Da spricht jetzt wieder die Krankenschwester, die mir sagen will, dass ich in mein Zimmer gehen und schlafen soll, richtig?“

Tara lachte. „Richtig.“ Als sie sich zu Jane beugte, um ihr beim Aufstehen behilflich zu sein, klingelte es an der Tür.

„Erwartest du jemand?“, fragte Jane.

Die meisten Bekannten Taras arbeiteten heute Abend im Krankenhaus. Und sie hatte nur wenige Freunde. Aber es gab da jemand, der ein Hühnchen mit ihr zu rupfen haben könnte. Sie verzog das Gesicht. „Ich bin nicht sicher, aber es könnte sein, dass ein sehr neugieriger und sehr irritierender Mann draußen vor der Tür steht.“

„Clint, richtig? Der Mann, der mich im Krankenhaus bewacht hat?“

„Ja, genau der“, bestätigte Tara.

Jane lächelte sie an. „Der große dunkelhaarige, sehr gut aussehende Bodyguard?“

Tara wurde verlegen und errötete. „Nun, ob er sehr gut aussieht, kann ich so nicht …“

Es klingelte wieder.

„Ich bin ziemlich müde.“ Janes Augen blitzten vor Belustigung. „Ich werde nach oben gehen. Und mach dir keine Mühe. Ich kann sehr gut allein auf mein Zimmer gehen.“

„Bist du sicher?“ Tara hätte die Frau am liebsten gebeten, bei ihr zu bleiben, unterdrückte aber den Impuls.

„Ganz sicher“, antwortete Jane amüsiert und drehte sich zum um.

Tara beobachtete, wie Jane nach oben ging. „So gut sieht er auch wieder nicht aus“, murmelte sie auf dem Weg zur Haustür.

„Hör mal, wen willst du auf den Arm nehmen?“, rief Jane vom obersten Treppenabsatz, lachte und schloss dann die Tür des Gästezimmers hinter sich.

Tara verdrehte die Augen und machte gerade, als es zum dritten Mal klingelte, schwungvoll die Haustür auf.

Clint Andover stand vor ihr und sah sie finster an, die Stirn gerunzelt. Sein dunkelblauer Pullover unterstrich die Farbe seiner Augen. „Also bist du zu Hause.“

„Ja“, meinte sie nur.

„Dir kann man nicht trauen.“ Ohne von ihr hereingebeten worden zu sein, marschierte er schnurstracks ins Haus.

„Nun, dann hallo.“ Fassungslos über seine Unverschämtheit und gleichzeitig fasziniert von seinem Duft, starrte sie ihn an.

„Ich schätze es nicht, wenn man sich meinen Anweisungen widersetzt, Tara.“

Sie folgte ihm ins Wohnzimmer und versuchte, seine breiten Schultern und den knackigen Po zu ignorieren. Aber das war nicht so einfach. „Nun, dann solltest du mir vielleicht keine Anweisungen mehr erteilen.“

Autor

Laura Wright
Laura hat die meiste Zeit ihres Lebens damit verbracht, zu singen, an Tanzturnieren teilzunehmen oder als Schauspielerin zu arbeiten. Erst als sie begann, Romane zu schreiben, hat sie ihre wahre Leidenschaft und Berufung entdeckt!
Geboren und aufgewachsen ist sie in Minneapolis, Minnesota. Danach lebte Laura für einige Zeit in New York,...
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