Leidenschaftliches Wiedersehen in Sydney

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Es knistert heiß zwischen Charlotte und dem faszinierenden griechischen Unternehmer Damon Latousakis, als sie ihn auf einer exklusiven Veranstaltung in Sydney wiedersieht. Leidenschaftlich fühlt sie sich zu dem einzigen Mann, dem je ihr Herz gehörte, hingezogen - und ist gleichzeitig fest entschlossen, ihm zu widerstehen. Denn Damon darf nicht entdecken, dass ihre Romanze auf Santorin nicht ohne Folgen blieb ...


  • Erscheinungstag 16.12.2007
  • Bandnummer 1797
  • ISBN / Artikelnummer 9783863494940
  • Seitenanzahl 160
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Kaum hatte Charlotte den Besprechungsraum betreten, wusste sie instinktiv, dass er schon da war.

Unvermittelt bekam sie eine Gänsehaut.

Ganz so, als hätte auch er ihre Gegenwart gespürt, drehte er sich prompt um und richtete seine tiefschwarzen Augen seit vier Jahren zum ersten Mal wieder auf sie.

Aufgeregt beobachtete sie, wie er sich höflich bei den Vorstandsmitgliedern des Museums entschuldigte und auf sie zukam. Mit jedem seiner langen Schritte schnürte es ihr die Kehle enger zusammen.

Vor diesem Augenblick fürchtete sie sich seit Monaten, genau genommen seit dem Moment, da sie erfahren hatte, dass Damon Latousakis, der Vater ihrer kleinen Tochter Emily, der Hauptsponsor der griechischen Ausstellung sein würde. Bei der Organisation eben dieser Ausstellung war Charlotte die rechte Hand des Kurators.

Kurz vor ihr blieb Damon stehen. „Hallo, Charlotte.“

Sie versuchte, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. „Hallo, Damon.“

Mit seinen dunklen Augen musterte er sie ausgiebig, ließ seinen Blick über ihr kastanienbraunes Haar gleiten, streifte ihren Mund und verharrte dann einen Augenblick zu lang auf ihrem Dekolleté, bevor er wieder zu ihren blauen Augen zurückkehrte.

Charlotte fühlte sich, als habe er sie am ganzen Körper berührt. Ihre Haut kribbelte wie elektrisiert, und die Spannung zwischen ihnen war deutlich spürbar.

„Du hast dich gemacht“, sagte er sichtlich erstaunt. „Stellvertretende Kuratorin, habe ich gehört. Das ist allerdings eine Leistung für eine kleine Diebin. Obwohl du ja schon immer gut darin warst, alle, mich eingeschlossen, zu täuschen.“

„Ich habe mich nicht verändert, Damon. Ich bin immer noch die gleiche Person wie vor vier Jahren“, gab sie kühl zurück.

Seine Lippen kräuselten sich. „Zweifellos. Leider habe ich mich damals von meiner Lust mitreißen lassen. Sonst wäre ich niemals auf dich hereingefallen.“

Charlotte wurde tiefrot, als eine Flut von Bildern aus der Vergangenheit über sie hereinbrach, ausgelöst allein von diesem einen Wort. Lust. Ihre Knie zitterten bei der Erinnerung an die Wonnen, die sie einander bereitet hatten, als sie zwei Monate lang ein Paar gewesen waren … damals auf der griechischen Insel Santorin während ihrer dreimonatigen Studienreise.

Damon hatte sie leidenschaftlich begehrt, während sie ihn geliebt hatte.

„Verzeihen Sie, Mr. Latousakis“, unterbrach Diane Perry, eine der Museumsmitarbeiterinnen, sie in diesem Moment mit einem nervösen Lächeln. „Ich muss Ihre Unterhaltung kurz stören. Charlotte, hättest du eine Minute für mich?“

Damon schenkte ihr ein gekünsteltes Lächeln. „Sicher hat sie Zeit. Ich bin schon lange mit ihr fertig.“

Charlotte zwang sich zur Ruhe. Ihr Magen rebellierte.

„Was sollte das denn?“, fragte Diane, als Damon gegangen war.

„Du weißt ja, wie griechische Multimillionäre sind. Die Arroganz in Person.“

„Arrogant oder nicht, du nimmst dich besser vor Damon Latousakis in Acht“, warnte Diane sie. „Ich habe gerade einen Anruf von Julians Frau Gaye bekommen. Julian ist mit Verdacht auf Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert worden.“

„Oh nein!“

„Er ist schon wieder auf dem Weg der Besserung“, versicherte Diane ihr. „Aber Julian möchte, dass du Latousakis wegen der Ausstellung betreust, besonders da er in den nächsten Wochen ausfallen wird.“

„In den nächsten Wochen?“ Charlotte schluckte.

„Die Ärzte wollen eine Bypassoperation machen. Julian wird dich anrufen und dir sagen, was du zu tun hast. In der Zwischenzeit sollst du seine Aufgaben übernehmen.“

„Ich?“, presste Charlotte hervor.

„Wer sonst?“ Diane lächelte. „Du hast die meiste Erfahrung, was griechische Miniaturplastiken angeht. Außerdem war es doch ursprünglich deine Idee, altertümliche und zeitgenössische Werke unter einem Dach zu vereinen. Das ist genau die Chance, auf die du so lange gewartet hast, Charlotte. Jetzt kannst du endlich dein Talent unter Beweis stellen.“

Spontane Selbstzweifel überfielen Charlotte. „Ich glaube nicht, dass ich das ganz allein schaffe. Julian war die treibende Kraft. Er hat den Kontakt zu den Sponsoren hergestellt. Mit diesem Bereich hatte ich nichts zu tun.“

„Unsinn. Du wirst das fabelhaft hinkriegen. Du unterschätzt dich immer gnadenlos. Vergiss nicht, du bist eine unserer besten Mitarbeiterinnen.“

„Danke für dein Vertrauen. Aber du hast hoffentlich nicht vergessen, dass ich alleinerziehende Mutter bin. Ich werde längst nicht so viel Zeit in den Job stecken können wie Julian.“

„Die meiste Arbeit ist ja bereits erledigt“, wandte Diane ein. „Allerdings musst du die Willkommensrede heute Abend halten. Es ist wichtig, dass du die Sponsoren beeindruckst. Du weißt ja, wie hart der Konkurrenzkampf in unserer Branche ist.“

„Ich hasse es, vor Menschen zu sprechen.“ Charlotte biss sich auf die Unterlippe. „Was, wenn ich anfange zu stottern oder kein Wort mehr herausbringe?“

„Du machst das schon“, beruhigte Diane sie. „Trink vorher ein Gläschen Sekt, das entspannt. Konzentriere dich besonders auf Damon Latousakis, er ist der Hauptsponsor und Leiter der Eleni-Stiftung. Ohne seine Unterstützung und seine Leihgabe von Familienerbstücken können wir einpacken.“

„Mach dir keine Sorgen, Diane. Mit Männern wie Latousakis weiß ich umzugehen.“

„Gut. Du hast noch etwa zehn Minuten. Warum ziehst du dich nicht noch ein wenig in dein Büro zurück, um dich zu sammeln?“

Kurz darauf öffnete Charlotte die Tür zu ihrem Büro, und ihre Augen weiteten sich vor Schreck. Ihre jüngere Schwester war im Begriff, sich auf dem Boden ein Nachtlager zu errichten. Sie breitete gerade ihren Mantel auf dem Teppichboden aus.

„Was zum Teufel soll das hier werden?“, fuhr sie Stacey an und schlug die Tür hinter sich zu.

„Hi, Charlie“, begrüßte ihre Schwester sie lächelnd. „Ich ruhe mich nur ein bisschen aus.“

Charlotte biss die Zähne zusammen. „Ich habe dir gesagt, in diesem Zustand will ich dich hier nicht sehen.“

„Ich bin nicht betrunken“, verteidigte sich Stacey. „Nur ein bisschen entspannt.“

„Woher hast du es diesmal bekommen?“

„Was?“ Stacey versuchte vergeblich, ihren Blick auf Charlotte zu konzentrieren. „Du bist so verdammt anständig, weißt du das, Charlie? Du solltest auch mal leben. Ab und zu muss man sich einfach eine Auszeit genehmigen.“

Beunruhigt sah Charlotte zu, wie ihre Schwester zum nächsten Stuhl taumelte und darauf niedersank.

„Was willst du?“

Mit geröteten Augen sah Stacey sie an. „Ich wollte mir was von dir borgen. Aber keine Sorge. Ich habe mir schon selbst geholfen.“

Charlotte hatte ein ungutes Gefühl. „Was meinst du damit?“

Ein verschlagenes Grinsen erschien auf Staceys Gesicht. „Eben ist mir bei den Toiletten ein hübscher Grieche über den Weg gelaufen. Ich hab ihm einen Quickie angeboten, aber er war so arrogant und hat abgelehnt. Dann hab ich ihm eine Lektion erteilt und seine Brieftasche mitgehen lassen.“

Charlotte schwante Schreckliches. „Hast du sie noch?“

„Klar.“ Staceys Kopf rollte zur Seite, und sie schloss die Augen.

„Hast du sie noch, oder hast du sie weggeworfen, nachdem du das Geld rausgenommen hast?“

Stacey zog das Portemonnaie aus der Tasche und schob es ihrer Schwester mit geschlossenen Augen hin. „Sieht teuer aus. Ich geb sie meinem Kumpel Brian. Der hat demnächst Geburtstag.“

Mit zitternden Händen griff Charlotte nach der Brieftasche und öffnete sie. „Oh nein“, entfuhr es ihr.

„Was ist los? Kennst du den Typen?“

Eine Sekunde lang schloss Charlotte einfach nur die Augen und sah dennoch Damons schönes Gesicht vor sich, genau so, wie es ihr gerade von seinem Ausweis aus entgegengeblickt hatte.

Sie sah noch einmal hin, und ihr Magen zog sich zusammen. Vor lauter Herzklopfen konnte sie kaum atmen. Wortlos ließ sie die Brieftasche in ihre Kostümjacke gleiten. „Wie bist du überhaupt hier reingekommen?“

„Ich hab dem Typen an der Tür gesagt, dass ich deine Schwester bin“, erklärte Stacey ruhig.

Charlotte unterdrückte ein Stöhnen. Staceys blondes Haar war ungepflegt und ihre Jeans zerfetzt. Das T-Shirt war viel zu kurz.

„Sieh mal, Stacey“, setzte sie an und sah erschrocken auf die Uhr. „Ich muss in drei Minuten eine Rede halten.“

Stacey machte Anstalten, sich auf ihrem Mantel niederzulassen. „Schon in Ordnung. Ich ruh mich nur ein bisschen aus, bevor ich weiterziehe.“

„Nein!“ Charlotte zerrte ihre Schwester auf die Beine. „Nein, Stacey, du kannst hier nicht schlafen. Wenn dich jemand findet …“

Stacey schüttelte Charlottes Hand ab. „Schon kapiert“, sagte sie schmollend. „Du schämst dich für mich. Ich bin nicht gut genug für deine reichen Freunde.“

„Das stimmt nicht … Aber der Abend ist wichtig für mich.“

„Komm schon, Charlie“, versuchte Stacey es noch einmal. „Ich brauche nur ein bisschen Schlaf. Um elf hab ich den nächsten Kunden, dann bin ich eh weg.“

Die Vorstellung, dass ihre Schwester für Geld mit jedem beliebigen Mann ins Bett stieg, verursachte Charlotte Übelkeit. „Wie kannst du dir das antun? Sieh dich doch an, Stacey. Du bist viel zu dünn und blass. Dieses Leben ist doch der Tod auf Raten. Aber ich schwöre dir, dass ich das nicht zulassen werde.“

„In ein paar Tagen bin ich wieder auf dem Damm. Versprochen. Das ist mein letzter Trip. Aber ein letztes Mal brauche ich das noch.“

Nur noch einen Trip. Wie oft schon hatte Charlotte dieses leere Versprechen aus dem Munde ihrer Schwester gehört?

„Warum versuchst du es nicht noch mal mit dem Entzug?“

Stacey verzog das Gesicht. „In dieses miese Loch bringen mich keine zehn Pferde mehr. Nicht mal, wenn du mich dafür bezahlen würdest.“

„Gegen Geld gehst du mit allen möglichen Typen in viel miesere Löcher“, gab Charlotte gereizt zurück.

„Du bist ja nur neidisch, weil du seit Jahren keinen Sex mehr hattest.“

„Ganz bestimmt nicht. Du siehst ja, in welche Schwierigkeiten es mich gebracht hat, als ich mich das letzte Mal mit einem Mann eingelassen habe.“ Charlotte seufzte leise auf. Was Damon wohl täte, wenn er herausfände, wer seine Brieftasche gestohlen hat?

Mit den anderen Gästen wartete er nur ein Stockwerk entfernt auf ihre Rede …

„Es gibt eine neue Privatklinik in den Blue Mountains, die sehr gut sein soll. Ich habe erst kürzlich darüber gelesen. Sie ist schrecklich teuer, aber würdest du dort einen Entzug machen, wenn ich das Geld irgendwie auftreibe?“

Unverbindlich zuckte Stacey mit den Achseln. „Vielleicht …, vielleicht auch nicht.“

„Wirst du wenigstens darüber nachdenken?“ Tränen der Verzweiflung brannten in Charlottes Augen. „Mum könnte es nicht ertragen, dich so zu sehen, nach dem, was mit Dad passiert ist.“

Stacey legte sich auf ihren Mantel und schloss die Augen. „Okay. Ich denk drüber nach. Aber ich verspreche nichts.“

Charlotte zog die untere Schublade des Schreibtisches auf und holte eine Decke hervor, die sie hier aufbewahrte, weil Emily sie manchmal zur Arbeit begleitete. Liebevoll deckte sie ihre Schwester damit zu und steckte die Decke an den Rändern fest.

Stacey kuschelte sich ein und war Minuten später eingeschlafen.

2. KAPITEL

Charlotte hatte gerade die Tür ihres Büros hinter sich geschlossen, da trat aus dem dunklen Flur eine Gestalt auf sie zu. Ihr Herz pochte laut, als sie Damon erkannte.

Bitte, Stacey, rühr dich jetzt nicht …, schoss es ihr durch den Kopf.

„Ich habe mich schon gefragt, wo du bist“, stieß er rau hervor.

„Ich hatte noch etwas zu erledigen“, stammelte Charlotte.

„Ist das dein Büro?“

„Ja.“

„Warum gehen wir nicht rein und unterhalten uns ein bisschen?“, schlug Damon vor.

Charlotte wurde blass. „Worüber denn?“

Als er eine Strähne ihres kastanienbraunen Haares zwischen die Finger nahm und zärtlich darüberstrich, versteifte sie sich abrupt.

„Über uns“, murmelte er. In seinen Augen loderte etwas, das sie nur allzu gut kannte.

Das alte Begehren flackerte in ihrem Innern auf, als seien sie sich erst gestern zuletzt begegnet und nicht vor Jahren.

„Es gibt kein Uns“, widersprach sie. Ihre Stimme zitterte. „Du hast die Beziehung vor vier Jahren beendet, schon vergessen?“

„Gar nichts habe ich vergessen.“ Er spielte immer noch mit ihrem Haar, seine tiefschwarzen Augen unverwandt auf sie gerichtet. „Ebenso wenig wie du. Das sehe ich an deinem Blick.“

Das Schweigen, das seinen Worten folgte, war voller so intensiver Erinnerungen, dass sie Charlottes Selbstbeherrschung zu untergraben drohten.

Plötzlich hörte sie ein unterdrücktes Husten aus dem Büro hinter sich. „Ich muss mich jetzt auf meine Rede vorbereiten“, erklärte sie panisch. „Wir können uns ja später unterhalten, wenn du willst.“

Damon trat einen Schritt zurück. „Ich würde mich freuen, Charlotte.“

Sie seufzte leise auf. Vor vier Jahren hatte sie schon einmal den Fehler begangen, mit Damon Latousakis auszugehen. Der Himmel allein wusste, welchen Preis sie diesmal würde zahlen müssen.

Wenige Minuten später sah Charlotte sich im Besprechungssaal des Museums um und fragte sich, ob sie nicht mehr als nur ein Glas Sekt brauchte. Wahrscheinlich wäre eine ganze Flasche nicht genug, um ihre Panik zu zügeln.

Endlich hatten auch die verspätet eingetroffenen Gäste Platz genommen, und ihr Geplauder verstummte allmählich.

Damon Latousakis stand mit seinem Glas in der Hand im Hintergrund und hielt den Blick unverwandt auf Charlotte gerichtet. Ihr Herz tat einen Sprung.

„Liebe Mitarbeiter und Gäste, sehr verehrte Damen und Herren“, begrüßte der Museumsdirektor die Anwesenden. „Ich begrüße Sie ganz herzlich an diesem bedeutungsvollen Abend. Wir freuen uns besonders, Damon Latousakis, den Vorsitzenden der Eleni-Stiftung, herzlich bei uns willkommen zu heißen, der den weiten Weg von der schönen griechischen Insel Santorin zu uns gemacht hat.“ Er nickte Damon zu. „Und nun gebe ich das Wort an unsere verehrte Museumskuratorin Charlotte Woodruff weiter.“

Charlotte stolperte zum Mikrofon, das für sie noch niedriger gestellt werden musste. So gewann sie kostbare Sekunden, um ihre Gedanken zu sammeln. Ihr Kopf war vollkommen leer.

„Liebe Mitarbeiter und Gäste, sehr verehrte Damen und Herren …“, begann sie und setzte ihre Rede dann irgendwie fort, obwohl sie unentwegt in diese schwarzen Augen sah, die sie anstarrten.

Und dann war es vorbei.

Mit weichen Knien schritt sie vom Podium und nahm dankbar das Glas Champagner, das Diane ihr geistesgegenwärtig reichte.

„Was habe ich dir gesagt? Du warst wunderbar. Damon Latousakis hat den Blick nicht eine Sekunde von dir abgewandt. Sieht aus, als hätte er sich in dich verguckt.“

Charlotte trank hastig einen Schluck. „Ich bin sicher, dass du dich täuschst. Er mag mich definitiv nicht.“

„Was meinst du damit?“

„Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache.“ Charlotte hielt sich an ihrem Glas fest.

Diane sah sie prüfend an. „Bist du ihm schon mal begegnet?“

Als Charlotte schwieg, rief sie aus: „Ich hab’s. Du kennst ihn von deiner Studienreise nach Griechenland, richtig?“

Charlotte stellte ihr Glas ab und drehte sich so, dass sie den Mann, der ihr das Herz entzweigerissen hatte, nicht sehen musste. „Ja, wir haben eine gemeinsame Vergangenheit. Aber sie ist so schmerzhaft, dass ich lieber nicht darüber sprechen möchte.“

„Keine Sorge, meine Lippen sind versiegelt“, versprach Diane. „Oh, da kommt er auch schon. Ich lasse euch dann lieber allein.“

„Nein, bleib bei mir …“ Doch schon war Diane verschwunden.

„Jetzt darfst du dein Versprechen einlösen, Charlotte“, sagte Damon und baute sich vor ihr auf. „Lass uns was trinken gehen, okay?“

„Ich … glaube nicht, dass das jetzt schon geht. Ich muss noch ein paar Leute begrüßen und …“

Er trat noch näher an sie heran, was sie als Einschüchterungsversuch deutete. Damon überragte jeden einzelnen der anwesenden Herren, und Charlotte fühlte sich neben ihm noch kleiner, als sie ohnehin schon war.

„Du willst dein Versprechen also nicht einhalten?“

„Ich halte es einfach für keine gute Idee, die Vergangenheit noch mal aufzurollen.“ Sie befeuchtete ihre Lippen. „Ich hatte einen langen Tag, und ich würde lieber bald nach Hause gehen …“

Sein Blick brannte auf ihrem Gesicht. „Hast du schon mal daran gedacht, dass du deinen Job schneller verlieren könntest, als du ahnst, wenn du dein Versprechen mir gegenüber brichst?“

Wie wahr, dachte Charlotte. Die Ausstellung stand und fiel mit Damon Latousakis und seinem Beitrag. Stieß sie ihn vor den Kopf, konnte die ganze Ausstellung ins Wasser fallen und ihre Karriere abrupt beendet sein.

„Meine Limousine wartet draußen, und der Abend ist sowieso so gut wie vorbei“, fuhr Damon fort. „Du und ich, wir fahren zu meinem Hotel und werden uns dort bei einem Gläschen gepflegt unterhalten, einverstanden?“

Charlotte schluckte. „Wenn du darauf bestehst.“

„Gut.“ Er legte die Hand unter ihren Arm. „Gehen wir. Und vergiss nicht, in die Kameras zu lächeln, agape mou. Wir wollen doch nicht, dass die Presse schreibt, wie du mich mit Blicken traktierst, als wäre ich der Teufel höchstpersönlich.“

Charlotte biss sich auf die Zunge. Die Berührung seiner Finger an ihrem Arm ging ihr durch und durch.

Wie er gesagt hatte, wartete seine elegante Limousine bereits vor dem Eingang, und Charlotte brachte den Weg dorthin auf zitternden Beinen hinter sich.

Sobald sie im Wagen saß, schob Damon die Trennscheibe zum Fahrer zu und setzte sich neben sie. Als sein muskulöser Körper ins Polster sank, lehnte sich Charlotte unbeabsichtigt an ihn. Sie versuchte sich abzustützen, berührte dabei jedoch versehentlich seinen Oberschenkel. Erschrocken zog sie die Hand zurück, doch Damon griff danach und legte sie entschieden auf sein Bein zurück, nur etwas höher.

Panik machte sich in Charlotte breit, und ihr Körper versteifte sich in Abwehr. Ihre Wangen wurden blutrot.

„Was ist los, Charlotte?“, fragte Damon arglos. „Hast du vergessen, wie deine Hand mich früher immer um den Verstand gebracht hat? Hattest du das im Sinn, als du vorschlugst, wir sollten uns später unterhalten? Wolltest du mich wieder auf diese Weise berühren, um mich daran zu erinnern, was wir damals geteilt haben?“

Ihr Körper reagierte sofort, als die Bilder der Vergangenheit in ihrem Kopf Gestalt annahmen.

„Und was ist mit deiner Zunge? Hast du noch immer meinen Geschmack auf den Lippen? Ich für meinen Teil habe deine Süße nie vergessen. Sie hat sich mir eingebrannt bis ans Ende meiner Tage.“

Unfähig, ein Wort zu sagen, starrte sie ihn an.

Damon senkte unendlich langsam die Lippen auf die empfindsame Haut ihres Halses. Eine Woge des Begehrens schwappte über Charlotte hinweg. Vergeblich versuchte sie zu fliehen. Doch schon waren seine Lippen zu ihrem Dekolleté gewandert, das ihr Abendkleid freizügig entblößte. Sie rang nach Luft, als seine Zunge ihre heiße Haut liebkoste.

„Du schmeckst immer noch nach Leidenschaft, Charlotte“, murmelte er heiser und streichelte mit einer Hand zärtlich ihre Brüste. „Ich spüre die Lava unter deiner kühlen Fassade.“ Fordernd strich er nun mit dem Daumen über die empfindsame Knospe ihrer Brust. Seine Berührung war so lustvoll, dass sie beinahe an Schmerz grenzte.

Ein Hauch von Grausamkeit lag in Damons Blick, als er sie endlich küsste. Seine Lippen, wie lodernde Glut auf den ihren, steckten sie restlos in Brand, und Charlotte kapitulierte. Aufstöhnend fuhr sie mit der Hand in Damons volles Haar, presste sich an ihn und suchte mit der Zunge hungrig die seine.

Damon drückte Charlotte in den Sitz, und sein Mund löste sich von ihrem. Sogleich spürte sie seine Lippen auf ihrer Brust. Sie wand sich ihm entgegen, und ein leidenschaftliches Stöhnen entfuhr ihren Lippen. Unwillkürlich spürte sie seine Erregung und drängte sich noch enger an ihn. Da stöhnte auch Damon auf.

Sein Mund fand erneut den ihren, diesmal mit einem Feuer, das sie zu verbrennen drohte. Doch dann löste er sich abrupt von ihr und blickte sie aus funkelnden Augen an. „Es stimmt also. Du begehrst mich noch immer, ebenso sehr wie ich dich begehre. Dieses Feuer zwischen uns ist nie verglüht, nicht wahr, Charlotte?“

Sie wich zurück. „Das stimmt nicht!“

Damon griff nach ihrer Hand, führte sie an seine Lippen und küsste jede ihrer Fingerspitzen. „Ich wüsste nur zu gern, was diesmal dein Preis ist …“

Fassungslos starrte Charlotte ihn an. „Mein … Preis?“

Sein Blick war skrupellos, und seine Finger streichelten die ihren unablässig. „Du bist doch bestimmt über den Taschendiebstahl hinausgewachsen, nicht wahr? Diesmal bist du auf etwas Größeres aus.“

„Da täuschst du dich“, fauchte Charlotte ihn an und hob stolz das Kinn. „Ich habe dich nie bestohlen, weder dich noch deine Mutter. Da muss jemand anderes dahintergesteckt haben, der mir schaden wollte.“

„Du lügst also immer noch“, stellte er fest. Zorn flackerte in seinem Blick auf. „Ich hätte gedacht, diese Angewohnheit hast du inzwischen abgelegt.“

„Ich lüge nicht!“

„Ich kenne dich doch, Charlotte. Du bist eine Meisterin der Täuschung. Vier Jahre sind vergangen, aber du bist die überzeugendste Lügnerin, der ich je begegnet bin. Du spielst das Unschuldslamm so gut, dass selbst ein Lügendetektor dich nicht überführen könnte. Aber ich bin kein Narr. Ich glaube dir kein Wort.“

Charlotte war übel vor Wut. Sie zitterte am ganzen Körper, als die Limousine vor dem Hotel hielt.

„Steig aus“, befahl Damon und hielt ihr die Tür auf.

Auf wackligen Beinen schritt sie zu dem eleganten Gebäude, seine Hand an ihrem Arm. Sie hatte keine Chance, ihm zu entkommen.

Der Lift brachte sie lautlos hinauf zu seiner Penthousesuite. Schweigend beobachtete Charlotte, wie eine Etagenanzeige nach der anderen erleuchtet wurde, und je höher sie fuhren, desto unausweichlicher wurde ihr Schicksal.

3. KAPITEL

Sobald sich die Aufzugtüren geöffnet hatten, führte Damon Charlotte hinaus. Kaum waren sie in seiner Suite, schloss er mit Nachdruck die Tür hinter ihnen.

Charlotte beobachtete mit klopfendem Herzen, wie er seine Krawatte wortlos lockerte und ablegte.

„Ich frage mich, was du diesmal von mir haben willst.“ Er warf sein Jackett auf eines der teuren Sofas.

Vor Scham und Zorn errötete Charlotte heftig. „Ich will gar nichts. Erst recht nicht von dir.“

Damon lachte gekünstelt auf. „Jede Frau hat ihren Preis. Der Trick ist, sie früh genug zu durchschauen. Du zum Beispiel. Vor vier Jahren wolltest du dir einen Millionär angeln, und um ein Haar wäre es dir gelungen.“

Während er sprach, hatte er seinen Gürtel geöffnet.

„Diesmal allerdings muss ich gestehen, verbirgst du deine Motive besser als beim ersten Mal. Damals konntest du die Finger nicht von mir lassen. Wie heute, nur dass du jetzt jede Anziehungskraft verleugnest. Was soll das? Willst du Katz und Maus mit mir spielen?“

„Nein, das will ich nicht!“

„Dann willst du mich wohl daran erinnern, was ich fortgeworfen habe, Charlotte?“ Er hob ihr Kinn sacht an, sah ihr in die Augen und strich sanft über ihre Unterlippe, die unter seiner Berührung erzitterte. „Ich frage mich, ob du mir eine Wiederholung unserer alten Spielchen anbietest?“

„Nein …“, das Wort kam wie gehaucht über ihre Lippen. Selbst wenn sie mit ihm schlafen wollte, was sie nicht verneinen konnte, durfte sie es nicht. Unweigerlich würde er ihre Kaiserschnittnarbe sehen. Vor vier Jahren hatte er ihr kein Wort geglaubt, als sie ihm von der Schwangerschaft erzählt hatte. Und wenn er jetzt erführe, dass es gar keine Lüge war, würde er ihr ihre Tochter fortnehmen. Mit der Anklage wegen Diebstahls, die Damon damals zwar nicht vor Gericht gebracht hatte, und in Anbetracht der Lebensumstände ihrer Schwester, um die Charlotte sich kümmerte, würde ihr wahrscheinlich kein Gericht das Sorgerecht zusprechen.

„Du bist blass“, bemerkte Damon. „Habe ich dich schockiert, Charlotte? Hast du nicht damit gerechnet, dass ich dich nach all den Jahren noch begehren würde?“

Sie befeuchtete ihre Lippen. „Ja … ich bin ein bisschen schockiert …“

„Um dir die Wahrheit zu sagen, agape mou, ich auch. Ich habe nicht erwartet, dass ich außer Hass noch etwas anderes für dich empfinden könnte, schon gar nicht diese alles verzehrende Leidenschaft. Ich begehre dich noch immer, und genau das war es doch, was du mit deiner Taktik bezweckt hast.“

„Nur ein Barbar begehrt, was er hasst.“

„Du schimpfst mich einen Barbaren? Darf ich dich daran erinnern, dass du diejenige warst, die in der Limousine ihre körperlichen Interessen sehr deutlich gezeigt hat?“

Er hatte recht, und dafür schämte sie sich. Doch er hatte sie absichtlich so weit gebracht, und dass er sie jetzt so vorführte, weckte einen glühenden Zorn in ihr. „Wenn du meinst, du könntest mich einschüchtern, dann irrst du dich.“

„Anscheinend habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt“, entgegnete er kühl.

„Was meinst du?“

„Ich will dich, Charlotte. Ich begehre dich, wie du mich begehrst“, sagte er. „Ich bin einen Monat hier in Sydney. Diesen Monat lang wirst du meine Geliebte sein.“

„Nein.“ Sie taumelte zurück.

„Nein?“

„Nein“, wiederholte sie. „Niemals.“

Einen Moment schwieg er. „Ich habe heute Abend jemanden kennengelernt. Eine junge Frau, die mich sehr an dich erinnerte.“

Charlotte zwinkerte nervös, und ihr Blick flog zu ihrer Tasche.

„Sieht so aus, als läge Diebstahl bei euch in der Familie.“

Autor

Melanie Milburne

Eigentlich hätte Melanie Milburne ja für ein High-School-Examen lernen müssen, doch dann fiel ihr ihr erster Liebesroman in die Hände. Damals – sie war siebzehn – stand für sie fest: Sie würde weiterhin romantische Romane lesen – und einen Mann heiraten, der ebenso attraktiv war wie die Helden der...

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