Liebesreise nach Italien

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Traumhafte Tage der Liebe haben Claire und ihr Mann auf der Reise durch Italien erlebt. Trotzdem ist ihr größter Wunsch unerfüllt geblieben: ein Baby! Als Claire - wieder daheim in Australien - sieht, wie ihre Schwester heiß mit Adam flirtet, beginnt sie an seiner Liebe zu zweifeln. Verliert sie Adam, weil sie kein Kind bekommt?


  • Erscheinungstag 04.07.2018
  • ISBN / Artikelnummer 9783733758073
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Anfang Dezember – Sydney

Adam Townsend wusste, dass etwas nicht stimmte. Und zwar gar nicht stimmte. Von dem Moment an, als er Claires eilige Schritte vernahm, wusste er es. Dann sah er auf und erblickte ihr schreckensbleiches Gesicht.

Selbst ihre Lippen waren ohne Farbe, und in ihren dunklen Augen standen Tränen, als sie ihn starr ansah. Sie klammerte sich an den Holzrahmen der Tür, als bräuchte sie Halt. Was war nur geschehen? Sie sah irgendwie krank aus – so zerbrechlich wie eine Porzellanpuppe.

„Claire, was ist los?“ Er sprang auf und ignorierte die lauten Protestschreie seiner Neffen, die weiter mit ihm ringen wollten. „Was, zum Teufel, ist passiert?“

„Ich glaube, ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht“, flüsterte sie, und er hatte plötzlich das Gefühl, eine eiskalte Faust würde ihn treffen.

War dies etwa der Moment, von dem er seit Wochen befürchtet hatte, dass er kommen würde? Hatte die wachsende Unzufriedenheit seiner Frau sie endlich dazu gebracht, etwas zu sagen, was sie bedauerte? Etwas zu tun, was sie beide bedauern würden?

„Was für einen Fehler denn?“, zwang er sich zu fragen.

Aber sie schien unfähig zu sein, ihm zu antworten. Sie schüttelte den Kopf, drehte sie sich dann einfach um und verließ ihn so schnell, wie sie gekommen war.

„Bleibt hier, Jungs“, sagte er zu seinen drei kleinen Neffen. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, als er Claire in die Küche des etwas heruntergekommenen kleinen Häuschens seines Bruders Jim folgte.

Dort saßen bereits Jim und seine Frau Maria, und beide sahen genau so schockiert aus wie Claire. Maria schmiegte sich an ihren Mann. Sie hatte die Hand vor den Mund geschlagen und hielt in der anderen ein kleines viereckiges Stück Papier.

Adam wusste sofort, was es war: ein Scheck! Er hatte die unangenehme Vorahnung, dass dies der Stein des Anstoßes sein könnte.

Marias Lippen zitterten. „Das Baby“, flüsterte sie ausdruckslos. „Claire hat uns einen Scheck für Rosa gegeben.“

Erregt sprang Jim auf und hielt seinem Bruder den Scheck anklagend unter die Nase. Adams Herz klopfte wie wild, als er die vielen Nullen sah. Er blickte Claire entgeistert an. „Diese Riesensumme wolltest du dem Baby vermachen?“

„Ja.“ Claire nickte, sah Adam aber nicht an, und er wusste auch, warum. Sie hatte mit ihm nicht über diese Entscheidung gesprochen. Normalerweise redeten sie immer über alles – und ganz bestimmt hätten sie über Claires Absicht gesprochen, ihrer Nichte eine große Summe Geld zukommen zu lassen. Rosa war Jims und Maria Tremaines fünftes Kind.

„Ich wollte einfach nur helfen“, sagte sie leise, aber der Klang ihrer Stimme verriet die Anspannung, unter der sie stand.

„Hör auf mit dem Unsinn“, erwiderte Jim laut. „Das stimmt doch gar nicht. Es geht nicht ums Helfen. Nun erzähl deinem Mann schon die ganze Geschichte.“

Tränen rannen über Claires Wange. „Es … es sollte eine Art Austausch sein.“

Adam sah sie entsetzt an.

„Ein Austausch für Rosa“, ergänzte Maria, dann fing auch sie zu weinen an.

„Claire ist völlig verrückt“, sagte Jim finster. „Sie wollte uns das Baby abkaufen!“

„Ich wollte euch damit wirklich nur helfen“, protestierte Claire und sah ihren Mann flehend an. „Es … es tut mir so leid“, flüsterte sie.

Entgeistert schüttelte Adam den Kopf. Das ganze Desaster war anscheinend in den letzten zehn Minuten passiert, als er mit seinen Neffen gespielt hatte. Es war kaum zu glauben. Noch nie zuvor im Leben hatte er sich so zerrissen gefühlt. Einerseits hätte er Claire am liebsten umarmt und getröstet, andererseits hätte er sie am liebsten geschüttelt.

Natürlich wusste er, dass sie mit ihrem Latein am Ende war, aber das hier … ging einfach zu weit.

„Wie konntest du an so etwas auch nur denken?“, fragte Jim erzürnt.

Neben ihm weinte Maria noch immer still vor sich hin.

Claire sah sehr unglücklich aus. „Ich dachte – na ja, ihr müsst doch so hart arbeiten, um eure Kinder zu ernähren – und ich … ich meine, wir – könnten Rosa ein so schönes Heim bieten.“

Jim schüttelte den Kopf. Er schien es noch immer nicht fassen zu können. „Ihr beide glaubt wohl, uns geht es schlecht, weil wir nicht jeden Tag Lachs und Kaviar essen und nach Europa fliegen können, wann immer uns danach ist, stimmt’s?“

Er legte beschützend den Arm um seine weinende Frau und zog sie an sich.

Adam betrachtete die Szene mit gemischten Gefühlen. Hätte er Claire gegenüber nicht die gleiche Solidarität zeigen müssen? Wenn jemand Schutz und Unterstützung brauchte, war sie es. Trotz seines Schocks verstand er die wilde Verzweiflung, die sie zu dieser Tat bewogen hatte. Aber natürlich hätte sie zuerst mit ihm sprechen müssen.

Claire stand mitten in der Küche und sah aus wie ein Häufchen Elend. Noch immer wich sie seinem Blick aus. Aber dann richtete sie sich plötzlich auf und sah Jim trotzig an.

„Du kannst mir glauben, dass ich liebend gern auf jeden Luxus verzichten würde, wenn ich dafür ein Baby hätte. Du weißt doch, dass es mein sehnlichster Wunsch ist.“

Jim sah sie verächtlich an. „Ja, ich weiß, du hast es nicht leicht.“ Er wedelte mit dem Scheck in der Luft herum. „Aber diese Nummer hier …“, er schüttelte den Kopf, „das ist vollkommen irre. Und davon einmal abgesehen, ist es auch illegal.“

Dann zerriss er den Scheck in viele kleine Stücke und warf die Schnipsel in den Mülleimer.

„Ich … ich wollte wirklich niemandem wehtun“, sagte Claire mit bebenden Lippen zu Adam. „Es tut mir so leid. Wenn ich gewusst hätte, dass …“

Sie warf sich Adam in die Arme, der ihr hilflos übers Haar strich.

Es ist auch meine Schuld, dachte er, ich hätte es kommen sehen müssen.

Fünf Wochen früher – siebenunddreißigtausend Fuß über dem Indischen Ozean.

Claire wollte ihn küssen. Und zwar jetzt. Allerdings war es dazu nicht gerade ein idealer Moment. Sie saßen im Flugzeug in der ersten Klasse auf dem Weg von Sydney nach Rom, und es lagen noch immer viele Stunden Flugzeit vor ihnen.

Verstohlen betrachtete Claire ihren sonnengebräunten Mann von der Seite. Er war eingeschlafen und hatte die vollen Lippen leicht geöffnet.

Ihr Bedürfnis, ihn auf den Mund zu küssen, wurde immer stärker.

Als hätte er ihre Gedanken gelesen, öffnete Adam in diesem Moment die Augen und lächelte Claire an.

Was für wundervolle blaue Augen er doch hat, dachte sie. Wie ein tiefer Ozean, in den sie am liebsten für immer eingetaucht wäre.

„Hallo“, sagte er verträumt.

„Hallo“, erwiderte sie.

Und im nächsten Moment geschah das, was sie sich vorher nur ausgemalt hatte. Er beugte sich zu ihr hinüber, die kleinen Lachfalten um seine Augen vertieften sich, und küsste sie lange und sinnlich.

„Siehst du immer so gut aus am …“, er blickte kurz auf seine Armbanduhr, „am Nachmittag?“

„Natürlich“, erwiderte sie heiser, „aber morgens sehe ich noch viel besser aus.“

„Versprochen?“

Er küsste sie erneut, doch dann wurden sie plötzlich gestört.

„Mr. und Mrs. Townsend?“

Eine Stewardess stand mit einem Tablett in den Händen, auf dem sich Gläser befanden, vor ihnen.

„Möchten Sie mit uns feiern? Wir haben gerade den Äquator überquert, und da gibt es immer Champagner.“

„Champagner?“, erwiderte Claire. „Warum nicht?“ Sie strich sich das blonde Haar aus dem Gesicht und nahm ein Glas in Empfang.

Adam nahm sich ebenfalls eins, dann stießen sie an.

„Auf meine wunderschöne, unwiderstehliche Frau“, sagte er. „Schöne Ferien!“

„Ja, auf schöne Ferien“, erwiderte Claire strahlend.

Er beugte sich näher zu ihr und flüsterte verschwörerisch: „Du wolltest so tun, als hätten wir uns gerade erst getroffen, stimmt’s?“

„Stimmt.“

Adam nickte. „Ich wünsche mir sehr, dass wir in diesem Urlaub all unsere Fantasien ausleben können.“ Auch diesen Wunsch besiegelte er mit einem Kuss.

Glücklich lehnte sich Claire in ihrem Sitz zurück und trank einen Schluck Champagner. Noch immer konnte sie kaum fassen, was für einen guten Griff sie mit Adam gemacht hatte. Er war ungeheuer sexy und der netteste Mann, der ihr je begegnet war. Acht Jahre waren sie nun schon verheiratet, und keiner von beiden hatte den anderen satt. Im Gegenteil, es schien ihr, als hätten sie von Tag zu Tag mehr Spaß miteinander.

Sie waren ein leidenschaftliches Liebespaar und verreisten nur zu gern, und sie liebten beide Nardoo, ihre Farm im australischen Busch … tatsächlich war ihre Beziehung auf jeder Ebene nahezu perfekt.

Auf fast jeder Ebene.

Wie immer folgte der negative Gedanke ihren Glücksgefühlen auf dem Fuße. Unvermittelt setzte Claire ihr Glas ab. Sie merkte, dass ihre Hand zitterte. Schnell schloss sie die Augen und hoffte, dass die drohende Übelkeit verging. Nicht jetzt! Sie wollte nicht gerade jetzt an dieses unangenehme Thema denken. Denn schließlich waren Adam und sie im Urlaub. Und für sie hatte dieser Urlaub auch den Zweck, einmal alles zu vergessen, was sie bedrückte.

Beide liebten sie Italien. Und dieses Mal wollten sie eine Weile in Florenz bleiben … danach weiter nach Venedig fahren … schließlich nach Rom … sie wollten sich die herrlichen Kirchen ansehen, die wunderbaren Kunstwerke und in vielen schönen Restaurants essen gehen. Es würde sicher ganz toll werden, und Claire war fest entschlossen, die Reise nach Kräften zu genießen.

Stumm wiederholte sie das Mantra, an das sie sich seit Tagen geklammert hatte. Dieses Mal wird es endlich passieren. Ich werde schwanger werden. Wenn wir zu Hause sind, werde ich schwanger sein. Und noch einmal nahm sie sich vor, dass sie den negativen Gedanken keinen Raum mehr geben würde.

Bestimmt würden die Wochen, die vor ihnen lagen, dazu beitragen …

„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Adam besorgt.

Sie nickte, vermied es jedoch, ihn anzusehen. Denn trotz all ihrer guten Vorsätze spürte sie bereits die Tränen kommen. Nun denk schon an etwas anderes, ermahnte sie sich. An irgendetwas anderes!

Entschlossen holte sie den Krimi aus ihrer Tasche hervor, mit dem sie sich auf der Reise hatte ablenken wollen. Die Geschichte war wirklich gut, und sie hatte schon über die Hälfte gelesen. Bestimmt würde die Lektüre sie von ihren Befürchtungen ablenken! Claire nippte noch einmal an ihrem Glas und vertiefte sich dann in ihr Buch.

Adam stand an der Balustrade ihres eleganten Hotels und blickte nachdenklich auf die uralte Stadt hinunter, die sich unterhalb von ihm erstreckte. Rom war wie eine Prima Donna, die alle Aufmerksamkeit für sich beanspruchte.

Einen größeren Kontrast zu den weiten Ebenen und dem graublauen Busch seiner Heimat im westlichen Queensland hätte es wohl kaum geben können. Alles, was er hier sah, war von Menschen geschaffen worden. Kaiserreiche waren hier entstanden und auch wieder vergangen. Was für Geschichten würden diese alten Mauern wohl erzählen, wenn sie sprechen könnten!

Plötzlich musste er gähnen und streckte sich ausgiebig. Der lange Flug hatte ihn doch angestrengt, und er fühlte sich ziemlich verspannt. Hinter ihm vernahm er ein Plätschern. Claire hatte sich in der luxuriösen Wanne ein Bad eingelassen. Der beruhigende Duft des aromatischen Öls stieg Adam in die Nase.

Er lächelte und überlegte sich, ob er zu ihr ins Wasser steigen sollte. Aber ein unangenehmer Gedanke hielt ihn zurück. Es wäre schrecklich, wenn Claire diesen Urlaub mit zu vielen falschen Hoffnungen verbinden würde. Er konnte sich des Verdachts nicht erwehren, dass sie erneut alles tun würde, um endlich schwanger zu werden.

Und wenn es nicht passierte …?

Er schüttelte den Kopf. Der Arzt hatte sie davor gewarnt, zu viel zu erwarten. Sosehr Claire sich auch ein Baby wünschte, bisher war nichts passiert. Adam fand es immer schwieriger, die richtigen Worte zu finden, wenn sie wieder ihre Tage bekam. Dabei liebte er Claire über alles. Es müsste ihm doch irgendwie gelingen, sie über die Fehlschläge hinwegzutrösten.

Claire war für ihn die perfekte Partnerin. Jeder Tag, den sie miteinander verheiratet waren, bestätigte dies. Sie gingen auch immer noch sehr gern miteinander ins Bett, aber das war nicht alles. Genau so beglückte Adam, dass sie sich so sehr für Nardoo begeistern konnte.

Aber am besten gefiel ihm, dass sie gemeinsam soviel Spaß hatten. Claire war ein Gottesgeschenk für ihn. Er hatte das Gefühl, dass ihre Beziehung wie ein starker Fels war, den nichts erschüttern konnte, nicht einmal ihre Enttäuschung darüber, bisher nicht schwanger geworden zu sein.

In letzter Zeit war ihm allerdings öfter der quälende Gedanke gekommen, dass Claire ihn vielleicht nicht so sehr liebte wie er sie. Bestimmte irrte er sich in dieser Hinsicht, denn sie zeigte ihm ihre Liebe immer wieder und auf vielfältige Weise.

Aber ihr Wunsch nach einem Baby wurde immer stärker. Fast empfand Adam ihn inzwischen schon als bedrohlich. Dabei wünschte er sich ebenfalls ein Kind. Nachdem seine Eltern bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen waren, hatte ihn nur der Gedanke getröstet, dass sie Nachwuchs zeugen könnten, der einmal Nardoo übernehmen würde.

Aber als es immer wieder nicht dazu gekommen war, hatte er sich widerstrebend damit abgefunden. Er wollte zwar die Hoffnung nicht aufgeben, aber er wusste, dass er immer glücklich sein würde, solange Claire an seiner Seite war.

Das Problem war nur, Claire schien nicht das Gleiche zu fühlen. In letzter Zeit hatte ihr Wunsch etwas Obsessives bekommen, als ob der Wunsch nach einem Baby das Wichtigste in ihrem Leben wäre.

Plötzlich öffnete sich die Badezimmertür, und Claire erschien. Sie war in ein rotes Badetuch gehüllt und kam langsam auf ihn zu. Ihr Gesicht, frei von Make-up, erstrahlte in seinem natürlichen Glanz. Sie war schöner denn je. Claire streckte die Hand aus und strich ihm über die Wange.

„Du siehst ein bisschen müde aus. Alles okay?“

„Ja, klar“, erwiderte er und rang sich ein Lächeln ab. „Aber ich bin wirklich ein bisschen geschafft.“

„Langstreckenflüge sind immer anstrengend, findest du nicht?“, erwiderte sie verständnisvoll.

Wie sexy sie ist, dachte Adam plötzlich.

„Wirklich schade, dass du so müde bist“, meinte Claire. Es war, als hätte sie seine Gedanken gelesen. Ihre Augen funkelten verführerisch, und Adam merkte gleich, dass sein Puls zu rasen begann. Das Verlangen nach ihr schoss ihm wie ein Blitzstrahl durch den ganzen Körper.

„Vielleicht bin ich ja gar nicht so müde“, erwiderte er. „Eine Dusche wäre wohl gar nicht schlecht.“

„Du kannst doch auch später noch duschen.“

Lachend streckte er die Hand nach ihr aus, aber Claire machte einen Schritt zur Seite und entwand sich seinem Griff. Dann löste sie die Spange aus ihrem blonden Haar und schüttelte es. Mit einem provozierenden Lächeln knotete sie das Badetuch auf und ließ es zu Boden gleiten.

„So ist es besser, findest du nicht auch?“, fragte sie.

Adams Herz begann wild zu klopfen. Im nächsten Moment zog er sie an sich und hielt sie fest in den Armen. Diesmal leistete Claire keinen Widerstand.

„Ja, das finde ich auch“, erwiderte er rau. Claire spürte seine Erregung und genoss es. Mit flinken Fingern begann sie, sein Hemd aufzuknöpfen und zog es ihm aus.

„Ich mag dich lieber nackt“, flüsterte sie ihm ins Ohr.

„Kann ich verstehen“, erwiderte er und sog ihren Duft begierig ein. Sie roch so gut – irgendwie exotisch – nach Sandelholz und Blüten.

Das Verlangen nach Claire erfüllte ihn wie ein Feuer, als er mit ihr hinüber zu dem großen Bett in der Mitte des Raums ging, auf das sie sich sinken ließen.

Acht Jahre waren sie nun schon verheiratet, und Adam wusste, dass er nie aufhören würde, Claire zu begehren. Es erregte ihn, dass sie ihn so offen ansah, und er machte sich rasch am Reißverschluss seiner Jeans zu schaffen. Hose und Boxershorts glitten ebenfalls zu Boden, dann stand er nackt vor ihr. Aber plötzlich zögerte Adam.

Minuten lang hielt er inne und begnügte sich damit, den Anblick zu genießen, der sich ihm bot. Claires Haar schimmerte wie Gold und hob sich gegen das Dunkelblau der Satinbettdecke aufregend ab. Ihre braunen Augen funkelten vor Verlangen. Sie hatte die Lippen leicht geöffnet und lächelten ihn einladend an. Er spürte, dass auch sie es kaum noch erwarten konnte, von ihm geliebt zu werden.

„Gefalle ich dir immer noch?“, fragte sie neugierig.

Adam schluckte. Ihre samtweiche Haut, die vollendeten Kurven ihres Körpers, ihre langen, schlanken Beine – welchem Mann hätte das nicht gefallen?

„Diese Frage habe ich gar nicht gehört“, erwiderte er bewegt. „Aber wenn du es genau wissen willst – am Morgen siehst du schon recht gut aus. Am Nachmittag siehst du noch besser aus. Aber am Abend siehst du so fantastisch aus, dass mir dazu gar nichts mehr einfällt.“

Claire streckte die Arme nach ihm aus und zog ihn an sich.

„Du kannst dich auch sehen lassen“, flüsterte sie ihm ins Ohr. „Aber das Beste an dir ist – du gehörst ganz allein mir.“

Adam beugte sich zu ihr, um sie zu küssen. Ihre Lippen trafen sich in einem langen, wunderbaren Kuss, der ebenso vertraut wie neu war.

„Das stimmt, Liebling. Ich gehöre dir – nur dir allein.“

„Und das macht mich so glücklich.“

Er küsste sie erneut, und die Leidenschaft schoss wie eine Flamme zwischen ihnen hoch – eine Flamme, die sie beide zu verzehren drohte.

Dann hielt Adam sich auch nicht länger zurück, sondern liebte und liebkoste die Frau seines Herzens so intim, wie es nur nach Jahren des Kennens möglich war.

Seine stürmischen Zärtlichkeiten ließen Claire nahezu dahinschmelzen. Sie stöhnte laut auf, was ihn noch mehr erregte. Schließlich bog sie sich ihm entgegen, ihr Körper eine einzige Darbietung der Lust.

„Oh Adam“, flüsterte sie. „Liebe mich! Ich brauche dich so sehr.“

Alle Zweifel fielen von ihm ab, und Adam hatte nur noch den Wunsch, ihren süßen Befehl zu befolgen und Claire all das zu geben, was sie sich wünschte.

2. KAPITEL

„Ich habe eine Kerze für den Heiligen Antonius angezündet“, sagte Claire strahlend zu Adam. Sie tranken Kaffee in einem kleinen Café in einer Seitenstraße.

Inzwischen waren sie bereits seit drei Wochen in Europa und hatten dabei vor allem Norditalien bereist. Jetzt verbrachten sie einen halben Tag in Padua und wollten dann mit dem Zug weiter nach Florenz fahren.

Adam hatte sich die Universität angesehen, während Claire noch eine weitere Kirche besichtigt hatte.

„Und warum gerade für den Heiligen Antonius?“, erkundigte er sich neugierig.

„Ich habe eine Broschüre gefunden, in der stand, dass er der Schutzpatron aller Frauen ist, die sich ein Baby wünschen“, erwiderte Claire aufgeregt. „Es heißt, er kann wahre Wunder vollbringen. Schade, dass du nicht dabei warst.“

Adam verschlug es einen Moment lang die Sprache. Er hatte so gehofft, dass wenigstens dieser Urlaub nicht von ihrem Problem überschattet werden würde. Offensichtlich hatte er sich geirrt. Claire war zwar wie immer eine wundervolle Reisebegleiterin. Aber sie konnte sich offensichtlich nicht von ihrer Obsession lösen, obwohl ihr der Arzt ausdrücklich geraten hatte, sich zu entspannen und das Ganze für einige Wochen zu vergessen. Adam konnte sich noch genau an das Gespräch erinnern, denn er war dabei gewesen.

Der Arzt hatte sich sehr klar ausgedrückt. „Ihre Chancen, schwanger zu werden, sind hundertmal größer, wenn Sie sich nicht so sehr darauf fixieren“, hatte er Claire gesagt. „Manchmal bekommt man das, was man sich wünscht gerade dann nicht, wenn man sich zu sehr darauf versteift.“

Aber Claire befolgte den Rat ihres Arztes nicht. Im Gegenteil, sie schien noch besessener von dem Problem zu sein als früher. Wenn sie keine Kerzen in einer Kirche anzündete, war sie damit beschäftigt, ihren Nichten und Neffen teure Geschenke zu kaufen. Sie verbrachte Stunden damit, teures Spielzeug für Marias Kinder auszusuchen. Es war, als wollte sie damit das Schicksal zwingen, ihr zu Willen zu sein.

Für sich selbst hatte Claire nichts gekauft, obwohl sie in Venedig einen wunderschönen Engel aus Muranoglas gefunden hatte.

„Ist der nicht herrlich?“, hatte sie Adam mit leuchtenden Augen gefragt. In Gedanken sah sie ihn schon in Nardoo auf ihrem Kamin stehen.

Aber auf dem Weg zum Hotel sagte sie dann: „Ich glaube, ich muss ihn doch Maria schenken. Ich weiß, sie wäre überglücklich. Sobald wir in Siena sind, muss ich ihr Panettone kaufen. Sie ist verrückt nach italienischen Backwaren.“

Adam hatte nichts gesagt, aber wohl war ihm bei der Sache nicht gewesen. Denn schließlich wusste er, was hinter Claires Begeisterung für Maria und ihre Familie steckte. Dazu kam noch, dass ihre Schwägerin kurz vor der Geburt ihres fünften Kindes stand!

Natürlich sagte Claire immer, dass sie nicht eifersüchtig auf Maria sei – dass sie sich sogar für sie freue. Aber Adam kannte seine Frau besser. Hinter ihrer Fröhlichkeit steckten Frust und eine tiefe Depression.

Das Schlimmste war für ihn, dass er nichts dagegen tun konnte!

Die Fahrt mit dem Zug nach Florenz führte sie durch die wunderschöne Landschaft der Toskana mit ihren Hügeln und Bauernhöfen. Während draußen die Bäume in den herbstlichen Farben an ihnen vorbeirauschten, lehnte Claire den Kopf an Adams Schulter und sah verträumt hinaus. Es schien, als würde sie sich endlich ein wenig entspannen.

Aber ihr Herz begann wie wild zu klopfen, als plötzlich sein Handy klingelte. Sie setzte sich unvermittelt auf und sah ihn nervös an, als er den Anruf entgegennahm.

Es hätte natürlich auch etwas Geschäftliches sein können, doch dafür kannte sie Jims Stimme zu gut. Aus irgendwelchen Gründen glaubte er immer laut schreien zu müssen, wenn er über eine längere Distanz hinweg anrief.

Nachdem er längere Zeit geduldig zugehört hatte, sagte Adam schließlich: „Das ist ja toll! Herzlichen Glückwunsch! Danke, dass ihr uns gleich Bescheid gesagt habt. Alles Liebe auch an Maria von uns.“

Claire hielt den Atem an.

„Maria hat ein kleines Mädchen bekommen“, teilte er ihr dann mit.

„Wie schön für sie“, erwiderte Claire tapfer. „Wie werden sie es denn nennen?“

„Rosa.“

Gegen ihren Willen brach Claire plötzlich in Tränen aus. „Rosa ist so ein süßer Name“, schluchzte sie. „Noch ein kleines Mädchen! Oh Adam, sie haben jetzt schon fünf Kinder. Ich … ich kann das einfach nicht mehr ertragen.“

Mit aller Macht versuchte sie die Tränenflut zu stoppen – vergeblich. Wie peinlich! Einige der Mitreisenden starrten sie an. Aber Claire vermochte mit dem Weinen einfach nicht aufhören, und auch die herrliche Landschaft konnte sie plötzlich nicht mehr trösten.

Adam schloss sie schweigend in seine Arme. Claire war ihm für sein Verständnis unendlich dankbar, zumal sie wusste, dass er nicht richtig nachvollziehen konnte, was in ihr vorging. Niemand schien verstehen zu können, was es bedeutete, auf andere Leute mit Kindern eifersüchtig zu sein und sich dann dafür auch noch zu schämen.

Adam würde niemals verstehen können, wie leer sie sich innerlich fühlte und wie sehr sie sich wünschte, ein kleines Baby in den Armen zu halten.

Er hatte ihre Situation immer akzeptiert und war nie so wie sie ihrem Schicksal gram gewesen. Er hatte sich auch nicht gesträubt, die medizinischen Untersuchungen über sich ergehen zu lassen. Aber als klar war, dass es keinen Grund gab, warum sie keine Kinder bekommen könnten, hatte er sich ganz einfach mit dem Status quo abgefunden.

Claire hingegen erlebte jeden Monat, wenn sie ihre Tage bekam, den gleichen Horror. Es war, als würde sie innerlich immer mehr absterben, als würden ihre Gefühle immer mehr eingefroren.

Sie hasste dieses Gefühl der Leere und des Versagens. Und vor allem hatte sie Angst davor, dass es immer wieder geschehen würde.

Nach einer Weile hörte sie zu weinen auf, und sie rang sich sogar ein Lächeln ab. Insgeheim machte sie sich große Vorwürfe wegen ihres hysterischen Benehmens. Schließlich wollte sie Adam seinen wohlverdienten Urlaub nicht auch noch verderben.

Als sie schließlich in Florenz ankamen, war sie entschlossen, Marias neues Baby nicht mehr zu erwähnen. Und tatsächlich gelang es ihr auch in den nächsten Tagen, sich auf die Sehenswürdigkeiten zu konzentrieren und alles andere zu vergessen.

Adam und sie küssten sich auf der Ponte vecchio, der romantischen Brücke über den Arno, die die Dichter seit Jahrhunderten inspirierte. Sie hielten sich an den Händen, während sie durch die bunten Märkte der Stadt streiften.

Abends gingen sie essen, genossen die köstliche italienische Küche und den Rotwein. Und wenn sie dann zurück im Hotel waren, liebten sie sich bis tief in die Nacht hinein.

Doch an dem Morgen, als sie nach Asisi aufbrechen sollten, ging Claire ins Bad und stellte fest, dass ihre Tage erneut gekommen waren. Entsetzt starrte sie auf den Blutfleck in ihrem Slip.

Oh nein! Nein, das konnte doch nicht sein. Diesmal war sie sich so sicher gewesen, dass es endlich geklappt hatte und sie endlich schwanger war.

Hilflos setzte sie sich auf den Wannenrand. Ihre Gebete waren nicht erhört worden! Die entspannenden Ferien hatten nichts geholfen! Eine weitere Chance war vertan! Sie waren seit acht Jahren verheiratet und hatten immer noch kein Kind!

Autor

Barbara Hannay
Die Kreativität war immer schon ein Teil von Barbara Hannays Leben: Als Kind erzählte sie ihren jüngeren Schwestern Geschichten und dachte sich Filmhandlungen aus, als Teenager verfasste sie Gedichte und Kurzgeschichten.
Auch für ihre vier Kinder schrieb sie und ermutigte sie stets dazu, ihren kreativen Neigungen nachzugehen.
Doch erst als...
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