Nur ein Kuss, bevor du gehst

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Zusammen mit dem attraktiven Privatdetektiv Daniel West will Pat Bennett einen Fall lösen. Die hübsche Besitzerin einer kleinen Frühstückspension ist entschlossen, dem korrupten Bankdirektor Chad Filcher das Handwerk zu legen. Sie vermutet, dass er nicht nur ihr geerbtes Geld unterschlagen hat. Richtig aufregend wird die ganze Sache, als der überaus sexy Daniel für diese Zeit bei ihr wohnen soll, denn Pat hat sich rettungslos in den interessanten Mann verliebt! Auch wenn sie befürchtet, dass er nach Aufklärung des Falles sofort zurück nach Denver geht, will sie einmal in seinen Armen glücklich werden ...


  • Erscheinungstag 15.05.2019
  • ISBN / Artikelnummer 9783733746575
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Als ein harter Gegenstand ihn mit voller Wucht am Kopf traf, schrie Daniel West überrascht auf. Dann sank er gegen die Backsteinmauer des Hauses.

Eine winzige Gestalt, eingehüllt in unzählige Sterne, blickte ihn im diesigen Mondlicht an. Er schüttelte den Kopf, um besser sehen und das Gesicht seines Angreifers erkennen zu können.

Das war keine gute Idee.

Das Pochen, das er benommen wahrnahm, wich einem unerbittlichen Hämmern. Daniel glitt weiter hinunter, bis er auf der dicken Laubschicht lag, die die Erde bedeckte. Er spürte, wie seine Jeans feucht wurden. Der Duft von gebratenem Speck stieg ihm in die Nase und verwirrte ihn.

Daniel neigte den Kopf zurück und beobachtete, wie die dahingleitende Fee ihre Waffe, eine gusseiserne Pfanne, sinken ließ und die Hand nach ihm ausstreckte. Sanft berührte sie seine Stirn, wo sich gerade eine dicke Beule bildete. Er kniff die Augen zusammen, bemüht, nicht das Bewusstsein zu verlieren, und merkte, wie das überirdische Biest sich neben ihn kniete.

„Sie können entscheiden.“ Ihre ruhige Stimme klang in der stillen Nacht sehr laut.

„Was?“

Daniel schlug die Lider auf und blickte in die grünen Augen der Bewohnerin des Hauses. Auf sie hatte er es abgesehen – Patricia Bennett, die Maus, die ihn zum Käse führen konnte. Ihre Verbindung zu dem mutmaßlichen Kopf einer Bande, die vor Kurzem eine Serie von Banküberfällen begangen hatte, war sein einziger Anhaltspunkt.

Nun war seine Tarnung aufgeflogen. Gut gemacht, Sherlock, dachte Daniel zynisch und versuchte, sich auf das zu konzentrieren, was sie gesagt hatte, während er sie ansah.

Patricia stand auf und umfasste den Griff der Pfanne mit beiden Händen. „Soll ich die Polizei holen und Sie wegen Spannens anzeigen oder einen Krankenwagen rufen, damit man Ihre Gehirnerschütterung behandelt?“

„Ich bin kein Spanner.“ Er versuchte sich aufzurichten.

„Und was haben Sie für eine Erklärung dafür, dass Sie im Dunkeln um mein Haus herumschleichen?“

Ja, wie sollte er ihre Frage beantworten? Mit der Wahrheit würde er sich einen weiteren Schlag auf den Kopf einhandeln. Daniel kniete sich hin und verzog das Gesicht, als dabei seine Knie nass wurden. Er streckte die Hand in Patricia Bennetts Richtung aus, um sich zu vergewissern, dass sie echt war.

In diesem Moment ertönte irgendwo hinter ihr ein bedrohliches Knurren, und er erstarrte.

„Buster ist mein Wachhund.“ Patricia blickte sich um und pfiff dann leise. Daraufhin tauchte eine wahre Bestie von Hund neben ihr auf, deren geradezu unnatürlich lange Zunge aus dem Maul hing.

Daniel zuckte zurück. Das wurde ja immer besser! Es wurde Zeit, für sein Verhalten geradezustehen. Er langte in seine Gesäßtasche, um ihr seinen Ausweis zu zeigen.

Dazu kam es jedoch nicht, denn der Hund machte einen Satz auf ihn zu, warf ihn zu Boden und bleckte die Zähne. Daniel beschloss, sich lieber nicht mehr zu bewegen. Selbst das Atmen erschien ihm riskant.

„Ich habe gehört … bei Ihnen seien … Zimmer frei“, brachte er hervor, bemüht, die Lippen nicht zu bewegen.

„Sie wollen ein Zimmer?“ Patricia wirkte skeptisch. „Warum haben Sie dann nicht einfach geklingelt?“

Daniel blickte den Hund an. Sie machte eine kaum merkliche Handbewegung, und daraufhin ließ die Bestie von ihm ab.

„Die Lady von der Handelskammer, die Sie mir empfohlen hat, meinte, die meisten Leute würden bei Ihnen die Hintertür benutzen.“ Er setzte sich auf und fasste sich an die Stirn. Es war eigentlich nicht gelogen. Er hatte tatsächlich mit jener Lady gesprochen, die sich als sehr hilfsbereit erwiesen hatte.

Patricia verschränkte die Arme vor der Brust und zog skeptisch eine Augenbraue hoch. „Mary hat Ihnen meine Pension empfohlen?“ Es war offensichtlich, dass sie ihm nicht glaubte.

Daniel zwang sich nachzudenken, denn er wollte nicht als Lügner dastehen. Allerdings fiel es ihm nicht leicht, denn in seinem Kopf pochte es immer noch. „Ich habe mich nach einer ruhigen Privatunterkunft erkundigt. Mary meinte, der ‚Naked Moon Tearoom‘ wäre ideal, denn bei Ihnen könnte man sich hervorragend erholen.“

Sie zögerte einen Moment, bevor sie ihm die Hand entgegenstreckte und sich ein Lächeln abrang. „Wenn Mary Sie hergeschickt hat, kann ich Sie wohl schlecht abweisen.“

Starr blickte er auf ihre Hand.

Patricia verzog verzweifelt das Gesicht. „Ich bin stärker, als ich aussehe.“

Daraufhin nahm er ihre Hand, die sehr schmal war. Sie zog ihn hoch, doch als er stand, musste er sich mit der anderen Hand an der Wand abstützen, weil ihm schwindelig war.

Schnell hielt sie ihn fest. Sie reichte ihm nicht einmal bis zum Kinn. „Tut mir leid. Sie sind hergekommen, um sich zu erholen, und ich schlage Sie nieder. Kommen Sie, ich helfe Ihnen ins Haus.“ Stirnrunzelnd sah sie zu ihm auf. „Sie sind doch kein Anwalt, oder?“

„Nein.“ Daniel lehnte sich an sie. Sie war so weich! Aber er wusste, was für eine Kraft sich dahinter verbarg. „Warum?“

„Ich möchte nicht, dass Sie mich verklagen.“

Ihre Ehrlichkeit überraschte ihn. In seiner Branche begegnete man nur selten offenen Menschen. Zu schade, dass er sich nicht genauso verhalten konnte! Solange er nicht wusste, welcher Art ihre Verbindung zu Filcher war, konnte er nicht mit offenen Karten spielen.

Langsam gingen sie um das zweistöckige Haus aus dem neunzehnten Jahrhundert herum. Als sie um die Ecke kamen, musste Daniel blinzeln, denn das helle Licht der Lampe neben dem Eingang blendete ihn. Dann ergriff er die Gelegenheit, um seine Gastgeberin genauer zu betrachten.

Er war verblüfft. Das Schwarz-Weiß-Foto, das er von Patricia Bennett hatte, wurde ihr nicht annähernd gerecht. Das lange schwarze Haar bedeckte ihre Brüste und fiel ihr auf den Rücken. Ihr Morgenmantel war sehr körperbetont, der nachtblaue, mit silberfarbenen Sternen übersäte Stoff beinah durchsichtig. Ihre Wangen waren gerötet. Sie war eine Frau, nach der man sich umdrehte.

Als Patricia plötzlich zu ihm aufsah und seinem Blick begegnete, wirkte sie nicht im Mindesten verlegen. Sie neigte den Kopf zurück und betrachtete Daniel. Der Ausdruck in ihren Augen wirkte herausfordernd, doch Daniel war sich nicht ganz sicher, ob er es sich nur einbildete.

Er räusperte sich und wandte den Blick ab. „Ich glaube nicht, dass Sie mir ein Zimmer vermieten, oder?“

Patricia lachte. Es wirkte richtig wohltuend auf ihn. „Wenn Sie bereit sind, es zu riskieren, wie könnte ich es Ihnen abschlagen?“

Damit war ihm Schritt eins geglückt – in ihr Haus zu gelangen. „Was haben Sie eigentlich mit einer Bratpfanne im Hof gemacht?“

„Ich habe die Chrysanthemen gefüttert.“ Sie legte die Hand auf den Türknauf.

Daniel erstarrte. In dem Dossier über diese Frau hatte nicht gestanden, dass sie nicht ganz zurechnungsfähig war. „Wie bitte?“

„Meine Tante hat immer etwas Bratfett über sie gegossen, damit sie gut wachsen. Aber sie sagte, es würde nur nach Einbruch der Dunkelheit funktionieren“, erwiderte Patricia sachlich, während sie die Tür öffnete.

Eine anheimelnde Wärme und verschiedene verlockende Düfte schlugen ihm entgegen, als sie die große Küche betraten. Als Daniel den Blick durch den Raum schweifen ließ, stellte er fest, dass überall Gläser mit undefinierbarem Inhalt standen. Dieser ähnelte Heu und Insektenteilen. Der Fall wurde immer seltsamer.

Patricia führte ihn zu einem Stuhl und half ihm, sich zu setzen. Dann nahm sie einen Beutel mit Mais aus dem Gefrierschrank. „Halten Sie das an Ihre Beule, und ich mache Ihnen in der Zwischenzeit etwas, das Ihre Kopfschmerzen lindern wird.“

Er beobachtete, wie sie zu einem geradezu monströsen Herd ging, der offenbar noch aus dem letzten Jahrhundert stammte. „Nicht nötig. Ich nehme zwei Aspirin.“

Daraufhin drehte sie sich um und warf ihm einen strengen Blick zu. „Offenbar hat Mary Ihnen nicht erzählt, was ich noch mache und womit ich meinen Lebensunterhalt hauptsächlich verdiene.“

„Sie sagte nur, Sie würden eine Pension führen.“ Zum wiederholten Mal verfluchte er insgeheim die Tatsache, dass ihre Akte so wenig Informationen über ihre Person enthalten hatte. Die Zeit war einfach zu knapp gewesen.

„Ich führe eine Teestube, und meine Spezialität sind Heiltees.“ Patricia betrachtete ihn aufmerksam.

Daniel bemühte sich, keine Miene zu verziehen. „Das ist ungewöhnlich.“

Sie wandte sich wieder zum Herd und zündete die Flamme unter einem großen Emaillekessel an.

Tee. Das erklärte das seltsame Zeug in den Gläsern. Was er allerdings nicht verstand, war, dass diese Frau ihm ohne Weiteres vertraute. Er hatte ihr nicht einmal seinen Namen genannt, und sie hatte ihn mit ins Haus genommen. Andererseits konnte eine attraktive Frau wie sie keinen besseren Schutz haben als diesen riesigen Hund. Und Buster funkelte ihn immer noch feindselig an.

„Ich heiße West. Daniel West.“ Daniel wollte aufstehen, überlegte es sich jedoch anders, als sich alles um ihn her zu drehen begann.

Patricia schüttelte ihm die Hand. „Patricia Bennett, aber alle nennen mich Pat. Ich reagiere auch nur darauf, also gewöhnen Sie sich lieber daran.“

Daniel beobachtete, wie sie in der Küche hin und her ging, und fragte sich dabei, was sie wohl unter dem Morgenmantel trug. Er wandte den Blick ab und betrachtete den alten Kühlschrank, um sich abzulenken und nicht an sie denken zu müssen. Patricia … Pat …

„Wie lange wollen Sie in Sugar Gulch bleiben?“ Pat rührte die bernsteinfarbene Flüssigkeit in ihrer Tasse um.

„Hm … weiß ich noch nicht so genau. Ich bin freiberuflicher Schriftsteller und arbeite gerade an einem Artikel über diese Gegend.“ Diese Geschichte hatte er sich ausgedacht, um seine Anwesenheit in der kleinen Stadt in den Bergen von Colorado zu erklären. „Ich werde die Einwohner befragen und mir die Sehenswürdigkeiten hier ansehen. Vielleicht kann ich Sie auch interviewen?“

Warum kam er sich so mies vor, weil er log? Sicher, in seinem Job als Versicherungsdetektiv war er oft gezwungen, anderen etwas vorzumachen, doch das bedeutete nicht, dass es ihm auch gefallen musste.

„Ich fürchte, das Einzige, womit ich mich auskenne, ist Tee“, erwiderte Pat. „Aber sprechen Sie doch mal mit meiner Nachbarin Elizabeth. Sie weiß alles, was in den letzten hundert Jahren in dieser Gegend passiert ist.“ Sie reichte ihm die Tasse. „Zucker?“

„Und ob!“

„Ein Stück oder zwei?“

„Eins reicht.“ Skeptisch betrachtete er das Gebräu.

Pat tat einen Würfel Zucker in den Tee. „Ich versuche nicht, Sie zu vergiften. Und ich habe auch keine Leichen im Keller versteckt.“ Als sie seinen verständnislosen Blick sah, schüttelte sie den Kopf. „Schon gut. Das hier ist ein Kräuteraufguss – Pfefferminze und Mandarine, gegen Kopfschmerzen und Unbehagen.“

Daniel hielt die Tasse in der Hand und blickte starr hinein. Wie hatte er sich nur in diese Situation gebracht?

Pat beobachtete, wie der Fremde den Tee forschend mit seinen fantastischen blauen Augen betrachtete. Nein, sie waren nicht einfach nur blau. Sein Blick war durchdringend, und es schien, als würde er durch ihren Morgenmantel hindurch ihre nackte Haut sehen.

Konnte dies der Mann sein, dessen Erscheinen ihr die Teeblätter an diesem Morgen prophezeit hatten? In dem Moment hatte sie gelacht. Ein Mann war das Letzte, was sie momentan gebrauchen konnte. Es war schon schlimm genug gewesen, Chad Filchers nervtötende Annäherungsversuche abzuwehren. Der Banker aus der Stadt hatte sie sogar richtig verärgert. Sie lächelte. Vielleicht hätte sie ihn mit der Bratpfanne k. o. schlagen sollen.

Daniel pustete, damit sein Tee abkühlte. Ihr Blick fiel auf seine wohlgeformten Lippen, und sie erschauerte.

Das kann ich nicht gebrauchen, ermahnte sie sich.

Schnell drehte Pat sich zum Herd um und schenkte sich noch eine Tasse ein, eine Mischung aus Kamille und Lavendel, die entspannte und Schlaf fördernd wirkte. Von wegen Schlaf fördernd! Als könnte sie ein Auge zutun, solange dieser umwerfende Mann in ihrem Haus war! Trotzdem trank sie den Tee.

Plötzlich verspürte sie ein Prickeln. Er sah sie an, das spürte sie.

Schließlich brach Daniel das Schweigen. „Kann ich mein Zimmer sehen? Ich glaube, ich lege mich lieber hin.“

Pat drehte sich um und stellte zufrieden fest, dass er seinen Tee ausgetrunken hatte. Er würde sich bald besser fühlen und gut schlafen. „Außer meinem gibt es in diesem Stockwerk noch zwei Schlafzimmer. An diesem Wochenende ist nicht viel los. Sie sind mein einziger Gast.“

„Ich könnte jetzt sowieso keine Treppe hochgehen. Gut, dass Sie mich nur gestreift haben, sonst wäre ich jetzt tot.“

Plötzlich wurde ihr vor Verlegenheit ganz heiß. Sie hatte den Schlag mit der Bratpfanne nicht vorsätzlich geplant, sondern instinktiv gehandelt, als sie ihn im Dunkeln gesehen hatte. Außerdem war es immer noch besser gewesen, als wenn Buster ihm eine Bisswunde beigebracht hätte. Sie hatte großes Glück, dass David ihr nicht damit drohte, sie wegen Körperverletzung anzuzeigen.

Er stand auf und schwankte ein wenig. Pat stellte ihre Tasse ab und ging auf ihn zu. „Kommen Sie, ich helfe Ihnen.“

„Danke.“

Sie legte ihm den Arm um die Taille. Dabei stellte sie fest, dass er sehr groß war, mindestens eins fünfundachtzig. Und gut gebaut. Er hatte kein Gramm Fett zu viel.

Pat errötete, als ihr bewusst wurde, dass sie ihn abschätzte, als wäre er ein Stück Vieh auf einer Auktion.

Buster trottete hinter ihnen her, als sie den schwach erleuchteten Flur betraten.

Da sie momentan keine anderen Gäste hatte, war auch das Zimmer neben ihrem frei. So würde sie Daniel hören, falls er in der Nacht Hilfe brauchte. Pat stieß die Tür mit dem Fuß auf. „Brauchen Sie Ihr Gepäck jetzt?“

„Bis morgen komme ich auch ohne meine Sachen aus.“ Daniel schaltete die Lampe auf dem Nachttisch ein und löste sich aus ihrem Griff. „Sie riechen gut.“

„Das ist die Lampe.“

„Was?“

„Auf der Glühbirne ist ein Ring mit Duftöl. Immortellen … für schöne Träume.“ Du meine Güte, dachte sie, was rede ich für einen Unsinn? Warum brachte dieser Mann sie nur so durcheinander? Sie musste aus seiner Nähe verschwinden.

Pat wich einen Schritt zurück, um das Zimmer zu verlassen. Leider hatte Buster sich direkt hinter ihr hingesetzt. Als er aufheulte, machte sie einen Schritt nach vorn und stieß dabei mit Daniel zusammen, und fiel daraufhin mit ihm aufs Bett.

Pat stöhnte auf. Wie peinlich! Sie musste wie eine ausgehungerte Nymphomanin wirken. Dabei hatte sie die kühle Geschäftsfrau spielen wollen. Sie lag bäuchlings auf Daniel West und sah ihn verblüfft an. Schließlich zuckte es um seine Mundwinkel, und seine Brust hob und senkte sich. Oh nein! Nun bekam er auch noch einen Herzinfarkt. Dann lachte er schallend, und wider Willen musste sie lächeln.

Seine blauen Augen funkelten amüsiert. „Richten Sie immer so ein Chaos an, Lady?“

„Es muss an Ihnen liegen.“ Verlegen stand sie auf. „Ich gehe jetzt lieber, bevor Sie noch im Krankenhaus landen.“

Gefolgt von Buster, ging sie zur Tür. Als sie sich noch einmal umdrehte, begegnete sie Daniels Blick. Sie rang sich ein Lächeln ab, bevor sie die Tür hinter sich schloss. Dann lehnte sie sich dagegen und atmete einige Male tief durch, um sich zu beruhigen. Daniel stellte eine Gefahr für ihren Seelenfrieden dar. Und für ihren Körper.

Es würde eine lange Nacht werden.

Daniel schüttelte den Kopf. Pats scheinbar unschuldige Missgeschicke brachten ihn durcheinander. Sie war offenbar sehr raffiniert. Als sie auf ihm gelegen hatte, hätte er fast den Verstand verloren. Ja, er hatte geradezu in Flammen gestanden.

Daniel schüttelte den Kopf. Er durfte nicht vergessen, warum er in Sugar Gulch war. Möglicherweise war Patricia Bennett der Schlüssel zur Aufklärung der Bankraubserie, und es zeichnete sich endlich eine Wende in dem Fall ab. Die Geschäftsführung hatte ausdrücklich darum gebeten, dass man ihn mit den Untersuchungen betraute, weil er schon viele interne Betrugsfälle aufgedeckt hatte. Und da er ein Profi war, würde er sich auch nicht von einer kurvenreichen Kräuterhexe ablenken lassen.

Daniel versuchte, an den nächsten Tag zu denken, während er sich auszog, seine Sachen auf den Boden fallen ließ und seine Brieftasche unter das Kopfkissen schob. Dann legte er sich ins Bett und schaltete das Licht aus.

Es dauerte einen Moment, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Ich sollte die Tür abschließen, überlegte er. Da er jedoch zu müde war, um noch einmal aufzustehen, verwarf er den Gedanken wieder und blickte zur Decke. Er hatte genau eine Woche Zeit, um den Fall entschieden voranzubringen, bevor man das FBI einschalten würde. Das würde sich in seiner Akte nicht gut machen. Dass eine Frau wie Patricia Bennett alles vermasselte, konnte er sowohl privat als auch beruflich absolut nicht gebrauchen.

Er hatte bereits die bittere Erfahrung gemacht, was es bedeutete, wenn eine Frau sowohl das Privat- als auch das Berufsleben eines Mannes auf den Kopf stellte. Vivian hatte die Verlobung mit ihm vor sechs Monaten gelöst. Er hatte die hohen Erwartungen ihrer Familie nie erfüllen können, was seine beruflichen Leistungen und seinen Lebensstil betraf.

Daniel verzog das Gesicht, als er sich daran erinnerte, wie Vivian immer geschmollt hatte, wenn er zum Radfahren oder Campen in die Berge fahren wollte. In der Hoffnung, dass er so schneller befördert werden und mehr verdienen würde, hatte sie ihn gedrängt, einen Job bei Global Insurance anzunehmen. Leider hatte er fast immer mitgemacht, wenn sie ihn drängte, etwas in seinem Leben zu verändern.

Als sie ihm unter Tränen gestanden hatte, sie hätte sich in ihren Anwalt verliebt, war er vor Freude außer sich gewesen. In dem Moment war ihm klar geworden, dass sie sich einfach nur gut verstanden hatten. Er hatte ihr von Herzen alles Gute gewünscht und sich geschworen, nie wieder so einen Fehler zu machen. Sich zu verlieben bedeutete, sich für eine Frau zu ändern, und das würde er nicht noch einmal tun.

So attraktiv sie auch sein mochte, Patricia Bennett war für ihn nur Mittel zum Zweck. Mehr durfte er nicht zulassen, zumindest solange sie ihn nicht noch einmal mit der Bratpfanne bedrohte. Vorsichtig berührte Daniel die Beule an seiner Stirn. Genau wie Pat vorhergesagt hatte, tat es nicht mehr so weh. Wenn das Duftöl genauso wirksam war wie der Tee, lag eine Nacht voller Träume vor ihm. Er runzelte die Stirn. Von Pat zu träumen hatte ihm gerade noch gefehlt!

Nachdem Pat die Hintertür abgeschlossen hatte, gab sie Buster eine Belohnung. Er hatte sie verdient, denn er hatte sie an diesem Abend verteidigt. Daniel West brauchte ja nicht zu wissen, dass der verspielte Hund ihn eher zu Tode geleckt als angegriffen hätte!

Während sie Buster streichelte, ließ sie ihre Gedanken schweifen. Sie hatte es geschafft, nicht an ihren nächtlichen Besucher zu denken, während sie die Küche sauber machte und den Teig für die Zimtbrötchen anrührte, die sie am nächsten Morgen backen wollte. Allerdings würde es sich bald ändern.

Sobald ihre ältere Nachbarin Elizabeth Daniel sehen und feststellen würde, dass er keinen Ehering trug, würde sie vor Freude außer sich sein, denn sie lag ihr ständig damit in den Ohren, dass sie kein Liebesleben habe. Verzweifelt fragte sich Pat, warum alle Leute wie selbstverständlich annahmen, dass eine Frau auch ohne Mann glücklich sein könne.

Sich mit einem Gast einzulassen war das Letzte, woran sie denken sollte. Daher war ihr unverständlich, warum ihr die Episode auf dem Bett einfach nicht aus dem Kopf ging. Sie betrachtete Buster, der dafür verantwortlich war. Vermutlich steckte er mit Elizabeth unter einer Decke.

Sinnliche Erfahrungen gab es in ihrem Leben nicht, und daher hatte der flüchtige Kontakt mit Daniels Körper sie so erregt, als wäre sie nackt gewesen … Es führte ihr vor Augen, dass sie im Begriff war, eine alte Jungfer zu werden, genauso wie Elizabeth und ihre inzwischen verstorbene liebe Großtante.

Vielleicht würde sie Daniel tatsächlich dazu bringen, für die Dauer seines Aufenthalts eine heiße Affäre mit ihr zu beginnen … Und wovon träumte sie nachts? Sie hatte keine Ahnung, wie man einen Mann dazu brachte, eine Affäre zu beginnen. Da sie noch nie eine gehabt hatte, wusste sie nicht, wie sie es anstellen sollte. Außerdem sehnte sie sich nach mehr und hatte auch etwas Besseres verdient. Daher würde sie wie die sprichwörtliche Prinzessin im Elfenbeinturm auf die wahre Liebe warten. Oder auf etwas, das der wahren Liebe nahe kam.

Pat schüttelte den Kopf und gab auf. Sie würde nie schlafen können. Also beschloss sie, die Wäsche zu machen. Bei der Gelegenheit konnte sie gleich Daniels Jeans auch in die Maschine tun.

Vor seiner Zimmertür blieb sie stehen. Buster neigte den Kopf und blickte sie verwirrt an. „Ich weiß, dass ich die Räume meiner Gäste normalerweise nicht betrete“, sagte sie. „Aber er hat sich meinetwegen schmutzig gemacht. Außerdem möchte ich mich vergewissern, ob es ihm besser geht.“

Pat drehte den Knauf und öffnete die Tür. Sie hoffte, dass ihr Gast fest schlief. Erleichtert atmete sie auf.

Daniel hatte die Augen geschlossen, ein Arm lag über seinem Gesicht. Seine regelmäßigen Atemzüge beruhigten sie. Auf Zehenspitzen ging sie zu dem Kleiderhaufen neben seinem Bett und griff nach den Jeans. Eigentlich hatte sie gleich wieder gehen wollen, doch sie blieb stehen und betrachtete Daniel.

Das Mondlicht fiel durch die Spitzenvorhänge und ließ sein zerzaustes blondes Haar silbern schimmern. Obwohl es dringend geschnitten werden musste, ließ es ihn noch männlicher wirken.

Als Daniel sich unruhig im Schlaf bewegte, rutschte die Decke hinunter und gab den Blick auf seine muskulöse Brust frei. Pat stockte der Atem. Einerseits hätte sie am liebsten die Flucht ergriffen, andererseits wünschte sie, die Decke würde noch weiter hinuntergleiten.

Sie riss sich zusammen. Verdammt, sie war achtundzwanzig Jahre alt! Mit klopfendem Herzen wich sie zurück zur Tür. Nachdem sie einen letzten Blick riskiert hatte, ging sie in den Flur und schloss leise die Tür.

Buster stupste sie mit der Schnauze an.

„Schon gut, mein Junge“, sagte sie mit bebender Stimme. „Tun wir die Wäsche in die Maschine.“

Wäre sie doch nur eine moderne, emanzipierte Frau gewesen! Dann hätte sie wieder das Zimmer betreten, Daniel geweckt und … Und was? Vergiss es, sagte sie sich. Das wird in einer Million Jahren nicht passieren.

Starr blickte Daniel auf die geschlossene Tür. Er hatte schon geglaubt, Pat würde gar nicht mehr gehen. Es war wahnsinnig anstrengend gewesen, sich nicht zu bewegen und so zu tun, als würde er schlafen.

Was hatte sie gesucht? Daniel beugte sich über die Bettkante und blickte auf den Boden. Seine Jeans waren weg. Warum, in aller Welt, hatte sie sie mitgenommen? Vielleicht hatte sie ihm seine Geschichte doch nicht abgenommen und wollte sich seine Brieftasche ansehen. Zum Glück war er so schlau gewesen, diese unter seinem Kopfkissen zu verstecken. Pat würde enttäuscht sein, aber das geschah ihr recht.

Daniel stand auf und ging zur Tür, um zu lauschen. Er hörte allerdings nur das Geräusch fließenden Wassers. Duschte sie zu dieser Zeit noch? Nachdem er den Schlüssel herumgedreht hatte, sank er auf die Matratze. Momentan wusste er nur, dass er Pat im Auge behalten und auf der Hut sein musste. Es stand zu viel auf dem Spiel.

Pat warf die dunklen Sachen in den Toplader, während das Wasser hineinlief. Sie nahm Daniels schmutzige Jeans und wollte gerade die Taschen durchsuchen, als aus einer ein gefalteter Zettel fiel. Sie hob ihn auf, steckte die Jeans in die Maschine und schloss den Deckel. Starr betrachtete sie den Zettel. Obwohl sie wusste, dass es nicht richtig war, faltete sie ihn schließlich auseinander.

Es handelte sich um eine Liste mit Namen von Banken in Sugar Gulch und Umgebung. Pat krauste die Stirn, während sie überlegte, woran diese Namen sie erinnerten.

Dann fiel es ihr ein. Diese Banken waren in den letzten Wochen ständig in der Zeitung aufgetaucht und allesamt überfallen worden, und man hatte die Täter bisher nicht gefasst.

Warum hatte dieser Mann, der nachts um ihr Haus geschlichen war, eine solche Liste in der Tasche? Es gab nur eine Erklärung dafür. Der Mann, der sie so erregt hatte wie kein anderer seit Jahren, war ein Verbrecher.

Sie hatte einen Bankräuber begehrt. Großartig. Wirklich großartig.

2. KAPITEL

Als Pat am nächsten Morgen aufwachte, rieb sie sich die Augen. Ein Blick auf den Wecker auf ihrem Nachttisch bewies, dass es noch sehr früh war. Leider hatte sie jetzt auch nicht mehr Antworten als zwei Stunden zuvor, als sie endlich eingeschlafen war.

Nun fand sie es plötzlich albern, dass sie ihre Zimmertür abgeschlossen hatte. Sicher gab es eine logische Erklärung für den Zettel in Daniels Tasche. Sie würde an diesem Tag aufpassen und es herausfinden.

Buster, der neben ihrem Bett auf dem Boden lag, bewegte sich und streckte sich dann gähnend, bevor er sich wieder in seine Decke kuschelte, um weiterzuschlafen. Wäre ihr Leben doch so einfach wie seins!

Pat verschränkte die Arme hinter dem Kopf und blickte an die Decke. Das erhöht stehende Bett war ihr ganz eigener Zufluchtsort, an dem sie nachdenken und träumen konnte. Der beruhigende Duft von Lavendel aus dem Duftkissen in ihrem Bett stieg ihr in die Nase, beruhigte sie und brachte sie auf den Boden der Tatsachen zurück.

Widerstrebend setzte Pat sich auf. Es war höchste Zeit, sich auf den Besuch ihrer Nachbarin und Freundin vorzubereiten. In den Jahren, seit sie Elizabeth kannte, praktizierten sie jeden Morgen ihr Teeritual. Sie glaubten beide daran, dass Tee ein Elixier der Seele war, und eine tiefe Zuneigung verband sie miteinander.

Autor

Jodi Dawson
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