Romana Gold Band 45

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  • Erscheinungstag 15.06.2018
  • Bandnummer 45
  • ISBN / Artikelnummer 9783733744632
  • Seitenanzahl 444
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Renee Roszel, Christine Greig, Anne Mather

ROMANA GOLD BAND 45

1. KAPITEL

Im Morgengrauen schleppte sich Dana erschöpft an den Strand und dankte dem Himmel, dass ihre Flucht nicht im Maul eines Haifisches geendet hatte. Mitten in der Nacht von der Jacht ihres Verlobten zu springen, war gewiss nicht die blödeste Idee aller Zeiten gewesen, aber auf den Rang der zweitblödesten hatte sie zweifellos Anspruch.

Der Sand war strahlend weiß und fein wie Puder. Leider versanken ihre Hände und Knie darin, sodass Dana ihre liebe Mühe hatte, aus dem Wasser zu kommen. Eine halbe Ewigkeit schien vergangen, bis sie endlich mit dem Oberkörper sicher an Land war. Völlig entkräftet sackte sie zusammen. „Mach jetzt bloß nicht schlapp, du Kuh“, murmelte sie. „Du musst dich verstecken.“

„Hallo, Sie da!“

Ein Mann. Sie geriet in Panik, aber es war ihr unmöglich, sich vom Fleck zu rühren. Sie schaffte es nicht einmal, den Kopf zu heben und hinzusehen. Mühsam öffnete sie die Augen. In einiger Entfernung sah sie einen Anlegesteg, an dem ein kleines Kajütboot vertäut war. Nur schemenhaft nahm sie die Umrisse eines Mannes wahr, der von Bord sprang und auf sie zukam. Lauf weg!, mahnte sie sich. Tate dürfte inzwischen seine Leute losgeschickt haben, um nach dir zu suchen! Lauf schon!

Sie stützte sich auf einen Ellbogen und merkte, dass ihr Arm bedenklich zitterte. Die halbe Nacht durch den Ozean zu paddeln raubte einem eben einiges an Kraft. Während der Fremde im Laufschritt immer näher kam, sackte Dana kraftlos in den kühlen Sand zurück. Da die aufgehende Sonne direkt hinter ihm stand, konnte sie sein Gesicht nicht erkennen. Seine Bewegungen ließen darauf schließen, dass er trainiert im Laufen war – sehr trainiert sogar. Der Mann wirkte schlank und muskulös, und zumindest aus Danas Perspektive sah er groß aus.

Dana, hör auf, dem Kerl auf die Schenkel zu starren!, wies sie sich im Stillen zurecht. Du hast schließlich nicht deinen Hals riskiert, um jetzt wie ein gestrandeter Wal dazuliegen.

Sie spürte, wie er sie behutsam auf die Seite drehte. Im nächsten Moment lag sie nicht mehr mit der Wange im Sand, sondern an seine warme und ausgesprochen männliche Brust geschmiegt. Sie bildete sich sogar ein, seinen Herzschlag zu hören. Auf eine verstörende Weise fühlte sie sich geborgen, obwohl eine Menge dafür sprach, dass dieser Mann einer von Tates Häschern war!

„Sind Sie okay?“

Sie blinzelte ein wenig, weil sie sein Gesicht nur verschwommen sah. Als sie es ein wenig klarer erkannte, wurde ihr ganz anders. Erschöpft wie sie war, entging ihr nicht, was für atemberaubend blaue Augen er hatte. Überhaupt sah der Mann entschieden zu gut aus für einen bezahlten Laufburschen von dem Kaliber, wie Tate sie anheuern würde.

Er schien eher einem dieser Fernsehwerbespots entsprungen, in denen Männer, für die jede Frau morden würde, so beeindruckende Dinge taten wie einen Küchenfußboden wischen oder ein Baby wickeln.

Wenn er einer von Tates Leuten war, hatte sie ihn jedenfalls noch nie gesehen. An diese Augen hätte sie sich gewiss erinnert. Andererseits wusste sie verdammt wenig über den Umgang des Mannes, den sie um ein Haar geheiratet hätte.

Sie war unsicher, was sie sagen oder tun sollte. „Wie bitte?“, fragte sie. Ihre Stimme klang merkwürdig fremd. Vielleicht hatte sie zu viel Salzwasser geschluckt.

„Ich fragte, ob Sie okay sind.“ Er blickte sie besorgt an.

Dana beäugte ihn misstrauisch. Klar will er das wissen. Immerhin konnte Tate sich seine miese Betrügerei abschminken, wenn sie krankheitsbedingt ausfiel.

„Wie sind Sie hier ganz rausgekommen?“

„Wo?“ Was redete er nur? War sie denn nicht in Miami Beach angespült worden? Na ja, für Miami Beach wirkte der Strand ein bisschen einsam, aber trotzdem …

„Sie befinden sich auf einer Privatinsel.“

„Welche Insel?“

Er betrachtete sie prüfend, zuerst das Gesicht, dann den Rest. Dann sah er ihr mit einem seltsamen Anflug von Schuldbewusstsein in die Augen. Was hatte er bloß?

„Wie heißen Sie?“

Die Frage machte Dana ratlos. Was sollte sie ihm sagen? Selbst wenn er kein gedungener Späher von Tate war, durfte sie ihm unter keinen Umständen verraten, wer sie war. Sie brauchte eine wasserdichte Tarnung.

„Wo genau bin ich denn gelandet?“

„Sie sind auf Haven Cay, einer der Berry-Inseln.“

Die Berry-Inseln? Sie war auf den Bahamas angespült worden? Nun, dann musste die Jacht weiter von Miami entfernt gewesen sein, als sie dachte. Wahrscheinlich waren ihre Sinne vor lauter Hochzeitsplänen vernebelt gewesen.

„Miss? Wie ist Ihr Name?“, fragte er noch einmal.

Sie überlegte einen Moment, was sie sagen sollte. Es war selten blöd von ihr gewesen, Tate eine Nachricht zu hinterlassen, in der sie ihm erklärte, dass sie seine Pläne durchschaut hatte. Sollte er Wind davon bekommen, wo sie steckte, würde er bestimmt gleich zur Stelle sein und seinen gesammelten Charme einsetzen, um ihr weiszumachen, dass alles nur ein Missverständnis sei.

Ganz zu schweigen von ihrer Mutter, die so wild auf diese Heirat war, dass sie Himmel und Hölle in Bewegung setzen würde, um Dana in Tates Arme zurückzutreiben. Nein, sollte irgendjemand erfahren, wo sie war, könnte sie dieser unglückseligen Verbindung nicht entkommen.

Durfte sie es unter diesen Umständen riskieren, diesem teuflisch gut aussehenden Fremden zu vertrauen? Tate hatte womöglich schon eine dicke Belohnung auf ihren Kopf ausgesetzt. Wollte sie allen Ernstes blind darauf bauen, dass ausgerechnet dieser Mann der eine unter zehntausend war, der nicht von Gier geleitet wurde? Das wäre mehr als albern.

„Sie wissen Ihren Namen doch, oder?“, beharrte er, wenn auch in einem sehr rücksichtsvollen Ton.

„Wie bitte?“

„Ihren Namen.“ Er hob sie ein Stückchen an, sodass sie nun an ihn gelehnt saß. Unwillkürlich sah sie an sich hinunter und stieß einen leisen Laut des Entsetzens aus. Grundgütiger, sie hatte gar nicht mehr daran gedacht, dass sie bis auf ihre Dessous alle Kleider abgestreift hatte, um besser schwimmen zu können. Die verbliebenen Hüllen waren vollständig durchnässt und entsprechend durchsichtig. Verlegen wand sie sich in den Armen des Fremden.

„Haben Sie Schmerzen?“

Dana löste sich aus seiner Umarmung und plumpste prompt der Länge nach zurück auf den Sand. Dabei verhielt sich ihr Kopf irgendwie komisch, alles drehte sich, und für einen Moment hätte sie schwören können, der Mann neben ihr besäße zwei Gesichter.

Leugnen war zwecklos. Die nächtliche Schwimmübung hatte sie vollkommen erledigt. Sie war außer Stande, aus eigener Kraft zu sitzen!

Seufzend deckte sie den Arm über ihre Augen. Am liebsten hätte sie den Kopf in den Sand gesteckt, doch dazu fehlte ihr die nötige Energie.

„Ich sollte Sie besser untersuchen“, sagte er und begann, ihren Kopf abzutasten. Sie wollte ihn abweisen, aber alles, was sie zu Stande brachte, war ein hilfloses Rudern mit den Armen.

Mit ernsthafter Miene tastete er ihre Kiefern- und Wangenknochen ab, wobei ihm eine Locke seines schwarzen Haars ins Gesicht fiel. „Keine Sorge, Miss, ich bin Arzt“, beruhigte er sie und tastete nun ihren Nacken ab.

„Arzt?“

Er nickte, und ein Lächeln umspielte seine Lippen. Es war allerdings nicht so ein selbstgefälliges Lächeln, wie sie es von sehr gut aussehenden Männern kannte, sondern eher mitfühlend, ja, sympathisch.

Dennoch wagte sie nicht, ihm ihren Namen zu sagen. Sie brauchte ein Versteck, und sie brauchte vor allem Zeit. Zwei Wochen, um genau zu sein. Wenn sie während dieser Frist unauffindbar blieb, war Tates sorgfältig ausgeheckter Plan geplatzt. Und damit wäre eine Heirat für ihn wertlos.

Der vermeintliche Arzt war mittlerweile bei ihren Schultern angekommen, tastete alles sorgfältig ab und fragte sie wiederholt, ob ihr irgendetwas wehtäte. Sie schüttelte stumm den Kopf. Von Schmerzen konnte keine Rede sein, dafür zeigte ihr Körper eine gänzlich andere und denkbar unangebrachte Reaktion. Sie fand es angenehm, von ihm berührt zu werden. Er drückte vorsichtig auf den Bereich unterhalb ihres Nabels. „Tut das weh?“

Sie sah ihn an. „Nein.“ Stattdessen kribbelte ihre Haut, und sie hatte Mühe mit dem Atmen. Doch diese Symptome behielt sie besser für sich.

Der arme Mann. Er konnte schließlich nichts dafür, dass er umwerfend aussah oder dass seine fürsorgliche Untersuchung eine unbeabsichtigte Wirkung auf Dana hatte.

Sie fragte sich, ob alle seine weiblichen Patienten wie sie reagierten. Falls ja, dürfte er im Untersuchungsraum manch schwere Zeit durchmachen. Sicher musste er eine ganze Armee muskulöser Schwestern auffahren, um sich seiner verzückten Patientinnen zu erwehren. Na ja, andererseits trug er bei seiner Arbeit normalerweise bestimmt mehr als Shorts und ein offenes Baumwollhemd.

Dana schloss die Augen, als er ihre Hüften abtastete. Sie hörte ein tiefes Stöhnen und betete zum Himmel, dass das nicht von ihr kam.

„Tut es hier weh?“

Sie schüttelte wieder den Kopf und beschloss, dem Ganzen ein Ende zu setzen.

„Hören Sie, Doktor, mir geht es gut, wirklich“, sagte sie und stützte sich ziemlich ungeschickt auf einem Ellbogen auf, um aus seiner Reichweite zu kommen.

Er hockte sich neben sie, und Danas Blick fiel auf seine Schenkel. Das waren wunderbare Schenkel, sofern man Männerschenkeln etwas abgewinnen konnte. Bislang hatte Dana ihnen keine besondere Beachtung geschenkt, aber diese hier waren richtige Prachtexemplare.

Was war bloß in sie gefahren? Ärgerlich versuchte sie, sich aufzusetzen, was ihr beim zweiten Anlauf sogar gelang. „Ich, ähm, ich bin okay, glauben Sie mir. Es ist nichts gebrochen.“ Bis auf mein Herz, ergänzte sie im Stillen, von diesem elenden, hinterhältigen Schuft Tate!

Der Arzt sah sie lächelnd an. „Mein Name ist übrigens Sam, Sam Taylor.“

Dieses Lächeln war schon beinahe zu schön, um wahr zu sein. Ob er überhaupt eine Ahnung hatte, wie fantastisch er aussah?

„Meinen Sie, dass Sie aufstehen können?“

Wieder schüttelte sie den Kopf, womit sie ihm zu verstehen geben wollte, dass sie nicht sicher war. Er schien es allerdings als Nein zu deuten. Bevor sie begriff, wie ihr geschah, hielt er sie in seinen Armen und hob sie hoch. „Na, dann sollte ich Sie besser tragen.“

Dana schluckte. Warum hatte sie das nicht bedacht? Egal, Hauptsache, er fragte nicht noch mal …

„Sie haben mir immer noch nicht Ihren Namen verraten.“

Er trug sie den Strand hinauf, weg von dem Steg und seinem Kajütboot.

„Wohin bringen Sie mich?“

„Zum Haus meiner Großtante“, sagte er und zwinkerte ihr zu. „Dort können Sie sich ausruhen. Und Beena wird Ihnen etwas Warmes zu essen machen lassen.“

Ihr Atem hatte bei dem Zwinkern ausgesetzt, und für einen Moment musste sie ihre gesamte Konzentration aufbringen, um ihren Körper wieder zur Räson zu rufen. Einatmen, ausatmen. Noch mal. „Ihre Großtante?“

Er trug sie, als wäre sie eine Feder. „Ich sagte Ihnen bereits, dass die Insel in Privatbesitz ist“, sagte er und klang nicht ein bisschen außer Atem.

„Ach so, ja. Und zufällig gehört sie Ihrer Tante. Muss nett sein, eine ganze Insel für sich zu haben“, plapperte Dana, die erst jetzt begriff, was für ein ideales Versteck sich ihr hier bot. Wenn sie es irgendwie schaffte, zwei Wochen zu bleiben, ohne dass jemand von ihrem Aufenthaltsort erfuhr, waren ihre sämtlichen Probleme gelöst. „Ist Ihre Tante krank?“

Da war wieder dieses verführerische Lächeln. „Nein, aber ich bin auch nicht ihr Arzt.“

„Wieso nicht? Sind Sie nicht gut genug?“

Obwohl er sonnengebräunt war, konnte sie deutlich erkennen, dass er errötete. Wie charmant! „Bisher hat sich keiner meiner Patienten beklagt.“

Das glaubte sie ihm gern. Wahrscheinlich behandelte er vorwiegend junge Frauen! „Dann sind Sie Gynäkologe, richtig?“, sprudelte es aus ihr heraus, ehe sie nachgedacht hatte. Wie konnte sie eine solche Frage stellen?

Er räusperte sich. „In meiner Praxis decke ich fast alle Fachgebiete ab.“

Sie war überrascht, umso mehr, als sie feststellte, dass sie ihm instinktiv die Arme um den Hals geschlungen hatte.

„Ein Landarzt?“, fragte sie, um der Situation die Peinlichkeit zu nehmen.

„Nein“, antwortete er und deutete mit dem Kopf nach vorn. „Da hinten ist das Haus meiner Großtante.“

Dana drehte sich um, und ihr stockte der Atem. Was er „Haus“ nannte, kam ihr eher wie eine alte Burg vor, die jemand aus Transsylvanien in die Tropen versetzt hatte. Nachdem der Arzt sie über eine Düne getragen hatte, sah sie das Anwesen in seiner ganzen Pracht.

„Wow!“, entfuhr es ihr. Zugegeben, dieser Kommentar war nicht sonderlich intelligent, aber ein Anblick wie dieser würde selbst einen Einstein sprachlos machen.

„Mhmm-hmm.“

Sie sah den Arzt fragend an. „Ihre Tante lebt in einer Burg?“

Er grinste. Wie konnte er nur? Sollte er jemals eine Patientin mit einem schwachen Herzen behandeln, könnte dieses Grinsen ihren sicheren Tod bedeuten. Und da Danas körperliche Verfassung im Moment auch nicht die stabilste war, drehte sie sich lieber wieder um und betrachtete die Burg genauer. Auf dem Vorplatz standen mehrere Wasserspeier, die allesamt Katzen darstellten. Die zahlreichen Turmspitzen waren ebenfalls in Katzenform gehalten. Überhaupt waren die Fassade, die Säulen und die umliegenden Figuren ein wahres Sammelsurium von liegenden, sitzenden, spielenden und jagenden Katzen.

„Offensichtlich mag Ihre Großtante Katzen.“

„Gut kombiniert.“

Dana sah ihn an. Schon wieder dieses Lächeln! Sie atmete tief durch. „Und Sie leben hier bei Ihrer Tante?“

„Nein, aber ich bin jeden Sommer bei ihr zu Besuch.“

„Dann sind Sie gerade erst angekommen?“ Sie fragte sich, wie lange er wohl bleiben würde, aber es laut zu tun, konnte im Augenblick noch zu verdächtig aussehen.

„Ja, heute Morgen.“

„Und es ist niemand krank?“

„Nicht, dass ich wüsste.“

Ein dunkler Schatten legte sich über sie, als sie den Torbogen durchschritten, der – wie sollte es anders sein – mit unzähligen Katzenreliefs verziert war. Dana blickte sich um. Vom Torbogen aus verlief eine Mauer zu beiden Seiten, innerhalb derer von weißem Sand nichts mehr zu sehen war, dafür aber ein üppiger grüner Rasen.

Zum Haus ging es ein Stück bergan.

„Wird es Ihnen nicht zu viel, mich zu tragen?“, fragte Dana, denn immerhin gingen sie jetzt schon ungefähr eine Viertelstunde bergauf.

Er sah sie fragend an. „Nein.“

Eigentlich fühlte sie sich schon viel besser, und sie konnte eventuell sogar allein gehen, aber das behielt sie für sich, denn sie genoss es, von ihm getragen zu werden.

„Wie fühlen Sie sich?“, fragte er.

„Prima.“ Sie biss sich auf die Unterlippe. Wie blöd! Willst du denn unbedingt laufen? „Ich, ähm, ich meine, besser.“

„Schön. Und wie war noch gleich Ihr Name?“

Sie musterte ihn prüfend. Nein, er mochte zwar ein charmanter und verteufelt gut aussehender Arzt sein, doch sie verriet ihm lieber nicht, wer sie war. Sie musste vorsichtig sein. Und wie weit es mit ihrer Menschenkenntnis her war, hatte sie hinlänglich bewiesen, als sie sich von dem Betrüger Tate verführen ließ. Wenn sie eines aus dieser Geschichte gelernt hatte, dann das, Menschen nicht vorschnell zu vertrauen.

„Sie haben doch einen Namen, oder?“, hakte er nach.

„Ja, natürlich habe ich einen. Was für eine alberne Frage“, erwiderte sie und überlegte fieberhaft. Konnte sie vortäuschen, sich an nichts zu erinnern? Wäre es nicht überaus günstig, wenn sie für zwei Wochen namenlos blieb? Na ja, auf jeden Fall könnte es nicht schaden.

Er blieb stehen und blickte sie fragend an. „Okay, dann mal raus damit.“

Im Lügen hatte Dana wenig Übung, aber da es das Schicksal nun einmal so gut mit ihr gemeint und sie auf diese einsame Insel verschlagen hatte, sollte sie ihre Chance nutzen.

Dana Lenore Vanover hatte jedenfalls nicht vor, den Vorteil auszuschlagen, den ihr das Glück beschert hatte. „Ich … ich erinnere mich nicht.“

Er ließ ihr Gesicht keinen Moment aus den Augen, und ihr wurde ein bisschen mulmig, da er nicht besonders überzeugt schien. „Das ist nicht Ihr Ernst.“

„Nicht?“ Panisch überlegte sie, ob sie vielleicht vorhin etwas gesagt hatte, das Zweifel an einem Gedächtnisverlust nahelegte. Immerhin war der Mann Arzt und wusste viel mehr über Amnesie als sie. Er hatte während seines Studiums bestimmt einen Einführungs- und einen Fortgeschrittenenkurs in Amnesie gemacht. Dagegen wusste sie darüber nur das, was sie in „Emergency Room“ gesehen hatte.

„Das gefällt mir gar nicht.“

Sie benetzte sich verlegen die Lippen, verzog aber sogleich das Gesicht, weil sie furchtbar salzig schmeckten. „Nicht?“ Keine Panik!, mahnte sie sich. Bleib ganz ruhig. „Na ja, ich meine, Sie sind der Arzt. Aber das ist doch nichts wirklich Schlimmes, oder?“

Am liebsten hätte sie geschrien: Was gefällt Ihnen denn nicht? Was wissen Sie, das ich nicht weiß? Was mache ich falsch?

„Nein, das meine ich nicht“, sagte er besorgt. „Ich bin nur nicht auf derlei Fälle vorbereitet.“

Sie atmete erleichtert auf. „Ach so, das macht nichts. Ich bin sicher, ähm, ich meine, ich habe gehört, dass Amnesie-Patienten fast immer ihr Gedächtnis zurückgewinnen, mit der Zeit. Stimmt’s?“

Er zuckte mit den Schultern. „Tja, das fällt nicht direkt in mein Fachgebiet als Tierarzt.“

„Egal, ich bin trotzdem sicher, dass ich nur ein bisschen Ruhe brauche, und dann bin ich wieder wie …“, an dieser Stelle brach sie ab, denn irgendetwas an seinen Worten hatte sie stutzig gemacht. „Als was?“

Das Sonnenlicht ließ kleine Funken in seinen blauen Augen tanzen, und Dana war unsicher, ob er sich amüsierte oder ihr bloß das Licht Streiche spielte. „Tierarzt“, antwortete er gelassen.

Sie fühlte sich schlagartig miserabel. „Ich hoffe, Sie erzählen mir jetzt, dass Sie eigentlich Allgemeinmediziner waren, bevor Sie sich auf Tiere verlegten.“

Zu allem Überfluss lächelte er. „Nein, das wäre gelogen.“

Entsetzt blickte Dana an sich herab. Sie lag fast nackt in den Armen eines Mannes, dem sie gestattet hatte, sie überall abzutasten, weil sie ihn für einen Arzt hielt! Sie hatte geglaubt, er würde bei der Untersuchung nicht mehr empfinden als ein Roboter, und nun das!

Mit einem Schlag waren all ihre Lebensgeister wieder erwacht, und energisch entwand sie sich seinen Armen. Leider gaben ihre Knie gefährlich nach, kaum dass sie vor ihm stand, und er streckte die Hand nach ihr aus. Doch Dana hob den Arm, während sie mit dem anderen versuchte, ihre Blöße so gut es ging zu bedecken.

„Wagen Sie ja nicht, mich anzufassen, Sie, Sie, Tierarzt!“

Er blieb vollkommen ungerührt und sagte: „Eigentlich ist es eine Berufsbezeichnung, kein Schimpfwort.“

„Sie haben mich belogen!“, rief sie empört und setzte nun beide Hände ein, um sich zu bedecken, woraufhin sie prompt umfiel. „Sie haben gesagt, Sie wären Arzt!“

„Bin ich auch.“

„Für Tiere!“, entgegnete sie wütend. Dann streckte sie verlegen ihre Hand aus. „Geben Sie mir Ihr Hemd!“

Er murmelte etwas, als er es auszog, und Dana hätte wetten mögen, dass es deutlich harmloser war als die Flüche, die ihr durch den Kopf gingen.

„Hier“, sagte er und hielt ihr sein Hemd hin.

Wortlos entriss sie es ihm, schlüpfte ein wenig ungelenk hinein und zurrte den Stoff vorne zusammen. Wenigstens war es weit genug. Ärgerlicherweise traute sie sich nicht zu, aus eigener Kraft aufzustehen, sodass ihr nichts anderes übrig blieb, als vor ihm zu sitzen und ihn wütend anzufunkeln. „Man sollte Sie melden, Sie Perversling. Ein Tierarzt, der sich als richtiger Arzt ausgibt, das ist doch kriminell.“

„Ich bin …“

„Jetzt kommen Sie mir nicht wieder damit, dass Sie Arzt sind!“, fiel sie ihm ins Wort. Sie fingerte an den Knöpfen herum, aber es wollte ihr partout nicht gelingen, sie in die Knopflöcher zu schieben. Zum einen zitterten ihre Hände wie Espenlaub, und zum anderen waren diese verflixten Männerhemden immer falsch herum geknöpft!

Schließlich gab sie auf. „Sie haben mich begrabbelt!“

Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich habe Sie nicht ‚begrabbelt‘, sondern untersucht.“

„Pah! Das sagen doch alle Perversen, die keine Gelegenheit verpassen, Frauen anzutatschen!“

„Okay, um der Klarheit willen sollten wir die Situation rekapitulieren: Sie kamen aus dem Meer gekrochen und konnten nicht allein aufstehen. Ich würde sagen, Sie brauchten einen Arzt. Und so viel anders als ein Hund sind Sie nun auch wieder nicht gebaut.“

„Als ein … Ooohhh!“ Das war doch unglaublich. Schäumend vor Wut rappelte sie sich hoch. Sie mochte zwar nicht die erste Wahl für die nächste Miss Amerika sein, aber sie war ganz bestimmt kein Hund! Nein, sie hatte genug gehört! Sie würde jetzt ins Haus gehen und … Doch da landete sie wieder auf ihrem Po. Autsch!

Sie rieb sich das Steißbein, vermied es aber lieber, den perversen Hundearzt anzusehen.

„Möchten Sie sich wirklich nicht von mir helfen lassen?“

„Auf keinen Fall. Selbst wenn Sie der einzige Mann auf der ganzen Insel sein sollten, würde ich mir von Ihnen nicht helfen lassen.“

„Ich bin der einzige Mann auf der ganzen Insel.“

Für einen Moment stutzte sie, dann sah sie ihn an. „Bitte?“

Er wirkte jetzt nicht mehr amüsiert. Offensichtlich gefiel es ihm nicht, als perverser Tierarzt bezeichnet zu werden. Trotzdem hatte er nichts Besseres verdient, nachdem er sie absichtlich in die Irre geführt hatte.

„Ich sagte, ich bin der einzige Mann auf der Insel.“

Sie rieb sich immer noch den schmerzenden Rücken. „Warum?“

Nun unterstand er sich tatsächlich zu lächeln! Die Wirkung, die sein Lächeln auf sie hatte, behagte ihr überhaupt nicht.

„Weil sich so die Zahl der Plünderungen und Vergewaltigungen im Rahmen halten lässt“, erklärte er.

Dana war hoffnungslos durcheinander. Was hätte sie darum gegeben, aufstehen und stolz erhobenen Hauptes von dannen schreiten zu können! Wie lange musste sie hier wohl noch hocken bleiben, bis sie endlich genug Kraft hatte, um sich allein zu erheben? Dabei hatte sie immer gedacht, in ihrem Job als Bibliothekarin würde sie schon vom Bücherschleppen reichlich Muskeln bekommen.

Ausgerechnet jetzt musste sie feststellen, dass Büchertragen allein nicht besonders kräftig machte. Sie seufzte. „Sie meinen, außer Ihnen sind nur Frauen auf der Insel?“

„Na ja, da wären noch ungefähr dreißig Kater, und einige Leguane sind ebenfalls Männchen, falls das zählt.“

Sie drehte sich um, zog die Knie an und stützte ihr Kinn darauf. „Du meine Güte. Langsam begreife ich, dass Ihre Tante einen Tierarzt in der Familie braucht.“

„Wie bitte?“

Dana schloss die Augen. „Ich sagte, Sie sind ein Perversling!“

„Ich denke, das reicht. Sie dürfen jetzt aufhören, mich zu beschimpfen.“

Ehe Dana sich’s versah, wurde sie von zwei kräftigen Händen gepackt. Sie wehrte sich mit aller Kraft, doch damit war es ja leider nicht allzu weit her.

„Schluss jetzt“, sagte er streng. „Sie haben ein größeres Problem als einen Tierarzt, der ihre Unterwäsche sieht. Falls Sie es schon vergessen haben: Sie leiden an Amnesie.“

Genau! Das durfte sie nicht eine Sekunde lang vergessen. Verlegen wickelte sie sich das Hemd noch ein wenig fester um. „Und ich hoffe, wenn ich meinen Namen wieder weiß, werde ich Ihren vergessen.“

„Ich glaube, ich weiß, wie Sie ins Meer gekommen sind“, murmelte er.

„Tun Sie das, ja?“

Er nickte nachdenklich und sagte: „Irgendwer da draußen hatte einfach die Nase voll von Ihnen.“

2. KAPITEL

Sam trug die schmollende Namenlose die Steintreppe hinauf zu den breiten Flügeltüren des Hauses. Inzwischen machte sich bei ihm doch eine gewisse Ermüdung bemerkbar. Sie war zwar nicht schwer, aber er war nun mal kein Gewichtheber, sondern – glaubte man ihren Worten – eben ein Perversling.

Er biss die Zähne zusammen. Nein, pervers war er gewiss nicht. Sie konnte ihm bestenfalls vorwerfen, dass er nicht daran gewöhnt war, praktisch nackte Frauen zu untersuchen, die am Strand angespült wurden. Und diese praktisch nackte Frau mochte reichlich zickig sein, doch das tat ihren Reizen keinen Abbruch. Wie sie dort in der Brandung aufgetaucht war, hatte sie ihn sofort an jene Meerjungfrau aus dem Andersen-Märchen erinnert, die sich ihren Fischschwanz hatte wegzaubern lassen, um Menschengestalt anzunehmen.

Es war schon seltsam, dass sie ausgerechnet in dem Moment aus dem Meer erschienen war, als er mit seinem Boot angelegt hatte. Und wer wollte ihm verübeln, dass ihn der Anblick fasziniert hatte? Kein Mann wäre angesichts dieser Fülle samtiger Haut ungerührt geblieben.

Vor der riesigen Tür blieb er stehen. „Macht es Ihnen etwas aus zu klopfen? Ich habe gerade keine Hand frei.“

Sie sah ihn an, und in ihren grünen Augen entdeckte er ein tiefgründiges Funkeln, das er nicht deuten konnte. Dann wandte sie sich wortlos ab und klopfte mit der Faust gegen die schwere Holztür. Sams Blick fiel auf ihre perfekten Beine. In ihm regte sich sofort ein Gefühl, das hier absolut nicht hingehörte. Sam Taylor, reiß dich zusammen! Du bist Arzt, also benimm dich auch wie einer. Stell dir einfach vor, sie wäre eine Katze! Schließlich hatte er schon eine Menge Katzen behandelt, die dieselbe Augenfarbe und doppelt so viele Beine hatten.

Da die Chancen eher schlecht standen, dass irgendjemand im Haus ihr zaghaftes Pochen gehört hatte, sagte er: „Benutzen Sie den Türklopfer.“

„Da komm ich nicht ran. Sie müssen mich näher an die Tür bringen.“

Er räusperte sich und ging so dicht an die Flügeltüren, dass sie fast mit der Nase an den gusseisernen Ring stieß. Sie fasste ihn zunächst mit einer Hand, schien allerdings zu schwach, das Ding zu bewegen, also nahm sie beide Hände. Mühsam hob sie den schweren Klopfring und ließ ihn fallen.

Nach drei Malen fragte sie: „Reicht das?“

„Ich denke schon.“

„Dann können Sie mich jetzt wieder runterlassen“, sagte sie.

Er bemerkte, dass sie ihn nicht ansah. „Würde ich gern“, antwortete er, machte jedoch keine Anstalten, ihrem Wunsch nachzukommen.

Nach einer Minute sah sie ihn an. „Und?“

Er zuckte mit den Schultern. „Meine Arme sind steif vom Tragen. Sie müssen schon herunterspringen, wenn Sie unbedingt allein laufen wollen.“

Sie runzelte kaum merklich die Stirn und öffnete den Mund, sagte aber nichts. In diesem Augenblick kreischten die Türangeln, und die Gestrandete wandte hastig den Kopf. Sam konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Und es entging ihm natürlich nicht, dass sie seinen Hals umklammerte, als hinge ihr Leben davon ab. Diese Reaktion war verständlich. Immerhin war die Frau, die ihnen öffnete, eine recht imposante Erscheinung. Mit fast zwei Metern Länge und einem Kreuz wie ein Kleiderschrank konnte Eartha einen schon beeindrucken, gelinde ausgedrückt. Sie war einen halben Kopf größer als Sam und mindestens hundert Pfund schwerer. Selbst barfuß und im roten Seidenkimono wirkte sie alles andere als harmlos, zumal wenn man, wie Sam, unauslöschlich das Bild von ihr im Karateanzug mit schwarzem Gürtel vor Augen hatte.

Auf jeden Fall hielt er sie für eine der tollsten Frauen, die ihm jemals über den Weg gelaufen waren, weshalb er sie seinerzeit auch zum Schutz von Beena engagiert hatte. Eartha konnte einen Mann zertreten wie eine Wanze, so viel war offensichtlich, und Sam war immer wieder froh, sie auf seiner Seite zu wissen.

„Hallo, Doc“, begrüßte sie ihn mit ihrer überraschend hellen Stimme. „Wir haben schon auf dich gewartet.“

Lautlos trat sie einen Schritt zurück und hielt die Tür weit auf, damit Sam mitsamt seiner Meerjungfrau eintreten konnte. Die Diele war nur spärlich beleuchtet und vom schweren Duft zahlreicher Bienenwachskerzen erfüllt. Sommer für Sommer hatte Sam das Gefühl, eine Zeitreise in die Vergangenheit zu machen, wenn er hierherkam.

„Eartha, du siehst heute Morgen atemberaubend aus.“

Sie errötete wie eine Sechzehnjährige.

„Ich habe was mitgebracht“, fügte Sam lächelnd hinzu und nickte auf die namenlose Fracht in seinen Armen herab.

„Soll ich es dir abnehmen, Doc?“, fragte Eartha.

Sein weibliches Strandgut sah ihn verärgert an. „Erst bin ich ein Hund und jetzt ein Es?“

„Nur fürs Protokoll: Ich habe nie behauptet, Sie wären ein Hund oder gar ein Es“, erwiderte er schmunzelnd. „Allerdings habe ich auch noch nie eine Frau über die Schwelle getragen. Ist es für Sie auch das erste Mal?“

Für einen Moment schien sie zu zögern, und eine Spur von Traurigkeit lag in ihrem Blick.

„Ich denke, ich erspare Ihnen und mir das Erlebnis“, sagte sie und entwand sich energisch seinen Armen. Nur mühsam konnte sie sich auf den Beinen halten, und für kurze Zeit sah sie aus wie ein Kind, das in etwas hineingeraten war, von dem es sich hoffnungslos überfordert fühlte. Doch auch dieser Gesichtsausdruck verflog sogleich wieder.

„Danke fürs Mitnehmen“, murmelte sie.

Er nickte. „War mir ein Vergnügen.“

Sie lächelte nicht, sondern blickte ihn verärgert an, als nähme sie ihm das „Vergnügen“ übel. Natürlich, immerhin hielt sie ihn für einen Perversling.

Sam ignorierte ihr Schmollen und wandte sich wieder an die Sicherheitschefin: „Achte gar nicht auf sie, Eartha. Sie ist ein bisschen reizbar, wie es für Leute, die um ein Haar ertrunken wären, wohl normal ist. Wenn du mir nur verrätst, wo Tante Beena steckt.“

Eartha zeigte auf das andere Ende der Diele. „Sie sitzt auf der hinteren Terrasse beim Frühstück.“

„Danke. Ach, und bitte die Köchin doch, uns ein paar Waffeln zu bringen und …“, er legte den Arm auf die Schulter von Miss No-Name, „was möchten Sie sonst noch frühstücken?“

„Ich hätte gern …“, begann sie und biss sich auf die Unterlippe. „Ich habe keine Ahnung, aber einen Bärenhunger.“

Offenbar war ihre Erschöpfung mittlerweile größer als ihr Kampfgeist. Sie war ja beinahe sanftmütig. Oder war das Angst? Auf einmal empfand er aufrichtiges Mitleid mit ihr. Diese Frau konnte sich nicht an ihren Namen erinnern, da war es nur zu verständlich, dass sie gereizt reagierte. Sie musste ziemlich durcheinander sein. Wer wäre das in ihrer Situation nicht?

Er lächelte ihr aufmunternd zu. „Bärenhunger ist ein gutes Zeichen“, sagte er. „Dann sag der Köchin doch bitte, wir haben eine Besucherin, die kurz vorm Verhungern ist, Eartha, und sie möchte einfach alles servieren, was an Essbarem da ist.“

Als seine Meerjungfrau ein Stück auf Abstand ging, war ihm in dem matten Kerzenschein für einen Moment so, als stiegen ihr Tränen in die Augen.

„Geht es Ihnen gut?“, fragte er besorgt.

Sie nickte. „Hören Sie, es tut mir leid, dass ich Ihnen gegenüber so unausstehlich war.“

Sie blickte sich in der Diele um, wo überall schmiedeeiserne Kerzenhalter standen und hingen. „Hätte ich Ihr Boot da draußen nicht gesehen, würde ich meinen, ich wäre auf einer Zeitreise“, sagte sie schließlich.

„Wem sagen Sie das?“, erwiderte er lachend.

Endlich lächelte sie! „Ach ja, und vielen Dank.“

Er spürte einen Anflug von Schuldbewusstsein. Bei ihrem Anblick unten am Strand hatte er vorhin einige Gedanken gehabt, die die Ärztekammer gewiss verurteilen würde. Andererseits war er als Tierarzt ja auch nicht damit vertraut, fantastische Frauen zu untersuchen, die nichts als ein paar durchnässte Seidenfetzen trugen.

Sam räusperte sich. „Tja, nicht der Rede wert. Nun sollten wir zusehen, dass Sie wieder zu Kräften kommen.“

Alle nicht arztgemäßen Gedanken verdrängend, nahm er ihren Arm und führte sie zu dem Ausgang am hinteren Ende der Diele, durch den Eartha bereits verschwunden war.

„Wer war die Frau?“, fragte sie.

„Das war Eartha Peele. Sie und ihre Zwillingsschwester Bertha sind für die Sicherheit auf der Insel verantwortlich.“

„Ist die Zwillingsschwester genauso imposant?“

Er nickte. „Mit dem einzigen Unterschied, dass Bertha ihr rotes Haar nicht als Pferdeschwanz trägt wie Eartha, sondern in einem hochgesteckten Knoten, was ein bisschen den Eindruck erweckt, als hätte sie ein Orangensorbet auf dem Kopf.“

Ein kaum merkliches Zucken umspielte ihre Mundwinkel, was Sam ebenfalls für ein gutes Zeichen hielt.

„Sie können beide Ziegelsteine mit der Stirn zerschlagen, und in ihrer Freizeit beschäftigen sie sich mit dem Fertigen von Stickbildern. Die zwei sind echte Allroundtalente.“

Diesmal kam seine Meerjungfrau nicht dazu, über seinen Scherz zu lachen, denn sie war überwältigt vor Staunen, als er sie durch die geschlängelten Flure führte, in denen ein schwerer Lavendelduft lag. Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie befremdlich alles auf sie wirken musste.

Nicht genug damit, dass sie keine Ahnung hatte, wer und wo sie war, strahlte das Haus eine Atmosphäre aus, als hätte jemand versucht, die Renaissance neu zu erfinden. Wahrscheinlich hoffte sie insgeheim, jeden Moment aufzuwachen und alles wieder normal vorzufinden – und im richtigen Jahrhundert zu sein.

Nachdem sie eine Weile schweigend nebeneinander hergegangen waren, traten sie hinaus auf die Terrasse. Strahlender Sonnenschein ergoss sich über die Steinterrasse, auf der überall Katzen waren. Einige hatten sich schattige Plätzchen gesucht, andere spielten in der Morgensonne. Zwischen Terrasse und Garten stand ein großer Springbrunnen, der über einen ziemlich beeindruckenden künstlichen Wasserfall einen riesigen Swimmingpool speiste.

Hier saß Sams Tante am liebsten. Die weiten Rasenflächen, üppigen Rosenbeete und tropischen Pflanzen hätten jeden englischen Profigärtner vor Neid erblassen lassen.

Auch im übrigen Garten tummelten sich Dutzende von Katzen. Über ihnen raschelten die Palmenblätter, und in der Ferne sah man den Ozean. Sam kannte all das bereits, aber er wusste sehr wohl, wie faszinierend es auf die Fremde wirken musste. Ein Seitenblick verriet ihm, dass seine Begleiterin aus dem Staunen gar nicht mehr herauskam.

Schmunzelnd führte er sie in den Schatten zu einem Glastisch mit gusseisernen Beinen, an dem seine Tante Beena saß.

Beena sah aus wie immer: Ihr kurzes graues Haar stand ihr wie ein gestutzter Mopp vom Kopf ab, und an ihrem Baumwollshirt prangte ihre Lieblingsbrosche – eine aus Diamanten geformte Katze.

Eine hagere rot getigerte Katze sprang auf den Tisch, und Beena beugte sich vor, damit sie ihr auf die Schulter klettern konnte. Dort schmiegte sich das Tier wie ein Schal an ihren Hals. Erst jetzt bemerkte Beena die Ankunft ihres Neffen, winkte ihm zu und griff dann nach der Brille, die sie an einer Kette trug, um die Frau an seiner Seite genauer zu betrachten.

Für gewöhnlich hatte Sam bei seinen allsommerlichen Besuchen keine weiblichen Schiffbrüchigen im Schlepptau, also war Beena ihre offensichtliche Verwunderung nicht zu verdenken – zumal es sich bei dieser Schiffbrüchigen nicht einmal um eine Katze handelte.

„Sam, mein Lieber“, sagte sie, scheuchte behutsam eine schwarze Katze von ihrem Schoß und tupfte sich den Mund mit einer Serviette ab. „Ich weiß ja, dass du ein Herz für Streuner hast, aber seit wann hast du dich auf zweibeinige verlegt?“

Er lachte. „Ich war fischen, Tante Beena. Und als ich diesen Meerengel aus dem Wasser zog, fand ich ihn zu hübsch, um ihn wieder zurückzuwerfen.“

Die blonde Frau neben ihm sah ihn fragend an. „Darf ich vorstellen, Beena McQueen“, sagte er höflich, bevor er seiner Tante einen Kuss auf die Wange gab. „Die Frau, die ich mehr liebe als alle anderen.“

Beena kicherte. „Wie sollte es auch anders sein. Perfektion ist eben rar.“ Dann blickte sie wieder zu der Fremden. „Und wer ist deine hübsche kleine Streunerin?“

Sams Meerjungfrau streckte ihr lächelnd die Hand hin. „Guten Tag, ich bin …“, begann sie und verstummte gleich wieder. „Ich meine …“

Resigniert schüttelte sie den Kopf, bevor sie einen neuen Anlauf unternahm. „Freut mich, Mrs. McQueen.“

„Miss, bitte“, korrigierte Beena sie freundlich. „Sehen Sie sich doch bloß um. Ich bin der Inbegriff der alten Jungfer mit meinen neunundsiebzig Katzen. Und wer sind Sie?“

„Nun, ich glaube, unsere Besucherin wollte dir gerade zu verstehen geben, dass sie sich an dieses Detail nicht mehr erinnert“, sprang Sam ein und rückte seiner „Streunerin“ einen Stuhl hin. „Setzen Sie sich doch.“

Sie nickte und nahm Platz. Als sie ihre perfekten Beine übereinanderschlug, musste Sam ein Höchstmaß an Selbstdisziplin aufbringen, um nicht allzu schamlos hinzustarren. Er setzte sich ebenfalls und stellte zu seinem Leidwesen fest, dass die Glasplatte keinerlei Sichtschutz vor dem fantastischsten Beinpaar bot, das er je gesehen hatte.

Was war nur mit ihm los? Man konnte ja beinahe glauben, er hätte die letzten zehn Jahre auf einer einsamen Insel verbracht, so wie er auf den Anblick dieser Fremden reagierte.

Er räusperte sich und versuchte, die Bilder aus seinem Kopf zu vertreiben. Immerhin hatte er eine absolut passable Freundin mit absolut passablen Beinen. Krieg dich wieder ein, Taylor, und hör auf, an Beine zu denken!, mahnte er sich.

„Sie wissen Ihren Namen nicht?“, fragte Beena staunend.

Eine kleine graue Katze sprang der Meerjungfrau auf den Schoß, die einen leisen Schrei ausstieß.

Sam lachte. „Hier gibt es eine feste Regel, müssen Sie wissen: Kein Schoß bleibt länger als zwei Sekunden – uff!“, Gargantua, eine zwanzig Pfund schwere, gescheckte Katze, war auf seinem Schoß gelandet, „unbesetzt, wollte ich sagen. Hallo, Gargantua.“

Unsicher blickte die Fremde auf die kleine graue Katze in ihrem Schoß und begann, sie vorsichtig zu streicheln. Sam wusste zwar so gut wie nichts über sie, aber eines stand schon mal fest: Sie hatte keine Haustiere. Sie behandelte die Katze, als handelte es sich bei dem Tier um eine Bombe, die jederzeit hochgehen könnte.

Dann sah sie plötzlich auf, ihre Blicke trafen sich, und Sam fühlte sich seltsam ertappt. Dabei tat er doch nichts Verbotenes.

„Wie heißt die Katze?“, fragte sie interessiert.

„Das ist Gray Ghost“, sagte Beena und wandte sich gleich an Sam. „Sie ist übrigens fällig für die Sterilisation. Bertha hat sie bei ihrem letzten Ausflug aufs Festland aufgelesen. Das arme Ding war vollkommen unterernährt, aber wir haben sie wieder aufgepäppelt.“

Sam griff hinüber und kraulte das Kätzchen zwischen den Ohren, wobei er peinlichst darauf achtete, nicht versehentlich die Schenkel seiner Meerjungfrau zu streifen. Er wollte auf keinen Fall riskieren, dass sie ihn vor seiner Tante als Perversling titulierte.

„Na, dann sollten wir zwei uns besser jetzt anfreunden, Kleine“, sagte er zu der schnurrenden Katze. „Ich fürchte, hinterher wirst du nicht mehr allzu gut auf mich zu sprechen sein.“

„Sam, hast du für dich und Angel schon Frühstück bestellt?“, fragte Beena.

„Angel?“, fragte die schöne Unbekannte.

„Ja, Angel passt doch“, erklärte Beena. „Sam bezeichnete Sie schließlich als seinen ‚Meerengel‘, oder nicht?“

Die junge Frau blickte Sam fragend an. Offenbar gefiel es ihr überhaupt nicht, als „sein“ Irgendetwas bezeichnet zu werden.

Er schmunzelte. „Nun, solange Ihnen Ihr richtiger noch nicht wieder eingefallen ist, tut’s ‚Angel‘ genauso gut wie jeder andere. Oder ist es Ihnen lieber, wenn wir Sie nur mit ‚He, Sie‘ ansprechen?“

Sie überlegte einen Moment. „Na gut“, sagte sie schließlich und lächelte kaum merklich, fast verschmitzt. „Dann eben Angel.“

Verschmitzt?

Sam schüttelte den Kopf.

Dana war entweder mitten in den Dreharbeiten zu einer ziemlich verrückten Episode von „Akte X“ gelandet, oder sie hatte den perfekten Unterschlupf gefunden. Sie musste nichts weiter tun, als sicherzustellen, dass niemand erfuhr, wo sie steckte, was natürlich bedeutete, dass keinerlei Informationen über sie nach außen dringen durften. Und sie musste den grinsenden Perversling mit den großartigen Schenkeln darin hindern, etwas über sie auszuplaudern – egal wo.

Aus dem, was sie soeben gehört hatte, schloss sie, dass Dr. Sam Sowieso mindestens einige Tage auf der Insel bleiben würde. Wenn sie Glück hatte, blieb er sogar zwei Wochen. Wie lange dauerte es wohl, neunundsiebzig Katzen zu verarzten?

Neunundsiebzig?

Dana sah Beena McQueen an und fragte sich, wie es um ihre geistige Gesundheit bestellt sein mochte. Mit einem schnurrenden Katzenkragen und einer Katzenbrosche, die genügend Diamanten enthielt, um damit Danas Jahresgehalt als Bibliothekarin zu bestreiten, entsprach sie nicht unbedingt Danas Bild von einer „normalen“ ledigen älteren Dame.

Doch Zurechnungsfähigkeit hin oder her, Beenas Insel war exakt das, was Dana sich momentan als Versteck wünschen konnte. Jetzt musste sie bloß dafür sorgen, dass niemand per Funk mit der Küstenwache oder Miami Kontakt aufnahm. Tate würde gewiss sämtliche Meldungen überwachen, auch wenn er sich kaum selbst an die Küstenwache wenden und sie als vermisst melden würde.

Nein, er hatte wahrscheinlich schon alle Hebel in Bewegung gesetzt, um sie auf eigene Faust zu suchen. Schließlich war er nicht scharf darauf, dass die Klatschpresse von ihrer Flucht erfuhr. Und er hoffte bestimmt, sie mit seinem betörenden Charme zurückzugewinnen.

Ganz zu schweigen von den Szenen, die ihre Mutter ihr machen würde, um sie doch noch zu einer Heirat mit Tate zu bewegen. Danas Mutter hatte den Verlust des Familienvermögens nie verkraftet, auch wenn es inzwischen über zwanzig Jahre her war. Deshalb war sie Feuer und Flamme für die Idee, den alten Vanover-Namen mit dem neuen Reichtum Tates zu verbinden. Und die Aussicht, endlich wieder ein „standesgemäßes“ Leben führen zu können, würde sie gewiss taub machen für alle Vorbehalte, die Dana äußerte.

Mehr als Vorbehalte aber hatte Dana nicht, denn schließlich konnte sie keine Beweise beibringen. Sie wusste lediglich, was sie zufällig mitgehört hatte.

„Tut Ihnen etwas weh?“

Sie zuckte zusammen und starrte den Arzt an, der sie prüfend musterte. Sofort spürte sie, wie ihre Wangen heiß wurden. Er betrachtete sie so eindringlich, dass man meinen konnte, er wolle ihr in den Kopf gucken. „Ähm, nein.“

„Haben Sie sich an irgendetwas erinnert?“

Sie schluckte. „Nein.“

„Nun bedräng die Ärmste doch nicht, Sammy“, mischte sich Beena ein und nahm ihre Brille ab. Prompt begann die rot getigerte Katze, mit der sich bewegenden Brillenkette zu spielen. Beena schien es überhaupt nicht zu registrieren. Sie griff nach einem Brotkorb, dessen Abdeckung aus einem mit lauter kleinen Kätzchen bedruckten Stoff bestand, und klappte die Stoffdecke zurück.

„Nehmen Sie sich schon mal einen Vollkornmuffin, Angel. Ich bin sicher, die Köchin wird uns jeden Moment weitere Köstlichkeiten servieren.“

Dana nahm sich einen Muffin. Dabei fielen ihr Beenas Fingernägel auf – lang und mit winzigen Bildern bemalt. Dana vermutete, es handelte sich um Katzenbilder. Jeder Nagel war in einer anderen Hintergrundfarbe lackiert, und an jedem Finger prangte mindestens ein Goldring mit Diamanten, Opalen, Smaragden oder sonstigen kostbaren Edelsteinen. Dana wunderte sich, dass die zarte Frau überhaupt imstande war, ihre Hände zu heben. Als Beena ihr ein Messer und die Butterschale reichte, lächelte sie verlegen.

„Danke“, sagte sie und strich sich Butter auf den Muffin. An Cholesterin wollte sie heute mal nicht denken. Immerhin wäre sie beinahe ertrunken, dagegen nahm sich ein bisschen Butter nicht wirklich lebensgefährlich aus.

„Wer macht Ihnen die Fingernägel?“, fragte sie und überlegte fieberhaft, wie sie das Gespräch auf die wirklich brennenden Themen bringen konnte. Wo finde ich Ihr Funkgerät, und wie lange bleibt der Doktor mit den superblauen Augen auf der Insel?

„Madam Rex, meine persönliche Katzenastrologin, macht mir meine Nagelporträts.“ Sie hielt eine Hand hoch, damit Dana sie sich genauer ansehen konnte. „Jedes Einzelne ist ein Kunstwerk. Natürlich sind es künstliche Nägel, sodass ich sie aufbewahren kann. Ich habe inzwischen eine wahre Nagelsammlung.“

„Bei der letzten Zählung waren’s über tausend“, ergänzte Sam, dessen Mundwinkel verdächtig zuckten.

„Dummes Zeug!“, schalt seine Tante und versetzte ihm einen liebevollen Klaps auf den Arm. „Sammy zieht mich immer mit Madam Rex auf. Er findet sowohl ihre Horoskope für meine kleinen Lieblinge überflüssig als auch die Fingerporträts.“ Sie warf ihm einen warnenden Blick zu. „Männer wie er sind der Grund, weshalb ich bis heute alleinstehend bin. Wenn Sie mich fragen, die meisten Männer haben keinen Sinn fürs Spleenige.“

Dana wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte, also biss sie in ihren Muffin. Sie war nämlich nicht sicher, ob sie selbst „spleenig“ genug war, um zu glauben, dass Katzen ihre eigenen Astrologen brauchten. Und auch die Fingernagelsammlung kam ihr ein wenig exzentrisch vor.

„Ah, da kommt euer Frühstück“, sagte Beena.

Dana drehte sich um und sah zwei Frauen, die in wallenden bunten Gewändern aus dem Haus traten, jede von ihnen mit einem riesigen Silbertablett, auf dem sich lauter Köstlichkeiten türmten.

Zwar hatte Dana einen Bärenhunger, aber diese Mengen würde sie nicht einmal binnen einer Woche vertilgen können, egal, ob sie halb verhungert war oder nicht. Nichtsdestoweniger begannen ihre Augen zu leuchten.

Einige Zeit später allerdings, als sie gerade eine weitere Gabel Rösti zum Mund führte, hatte sie das Gefühl, sie müsste platzen. Seufzend legte sie die Gabel zurück und schob den Teller ein Stück weg.

„Das waren die besten Rösti, die ich je gegessen habe.“ Sie wollte nach ihrer Serviette greifen, doch die war in ihrem Schoß, und obendrauf schlief die kleine graue Katze. Also wischte sie sich kurzentschlossen die Hände am Hemd ab, wobei sie verstohlen zum Doktor hinüberblickte.

Er hob eine Augenbraue und sagte schmunzelnd: „Ertappt!“

Verlegen senkte sie den Blick und begann, die schlafende Katze zwischen den Ohren zu kraulen. Diese Bewegung hatte irgendwie etwas Beruhigendes. Danas Mutter war hochgradig allergisch, weshalb Haustiere für sie nie infrage gekommen waren. Nun stellte Dana fest, dass es schön war, ein Tier zu haben, das sich an einen schmiegte.

Vielleicht sollte sie sich eine Katze aus dem Tierheim holen, wenn sie wieder zu Hause war, denn schließlich lebte sie inzwischen in ihrem eigenen kleinen Haus.

„Woher wissen Sie das?“

„Woher weiß ich was?“, gab sie Sams Frage unsicher zurück.

Er beugte sich vor und stützte sich mit einem Ellbogen auf den Tisch auf. „Dass das die besten Rösti sind, die Sie je gegessen haben.“

Hatte sie das tatsächlich gesagt? Blöder Patzer!

Sie atmete einmal tief durch, ehe sie zuerst ihn, dann Beena ansah, die sie neugierig beobachtete.

„Ähm, ich schätze, das war kein besonders tolles Kompliment, wenn man bedenkt, dass ich mich an rein gar nichts erinnere, richtig?“ Sie bemühte sich zu lächeln, doch es wollte ihr nicht recht gelingen. „Aber immerhin sagt uns das etwas über mich, nämlich dass ich gern Plattheiten von mir gebe. Wahrscheinlich werde ich in nächster Zeit noch mehr solche dummen Sachen sagen, etwa dass ich mich ‚fit wie ein Turnschuh‘ fühle oder ‚lebendig wie ein Fisch im Wasser‘ oder dass mir ‚zum Bäume ausreißen‘ ist oder …“

„Sie Geschichten erzählen können, dass sich die Balken biegen?“, sprang Beena ein, die sichtlich Gefallen an dem Spiel fand.

„Ja, äh, ich meine, nein, ich meine …“, stammelte Dana und beschloss, besser den Mund zu halten, bevor sie sich gleich den nächsten Ausrutscher leistete.

Ein Seitenblick zum Doktor verriet ihr, dass er sie nach wie vor musterte. Eine Weile blieb es unangenehm still am Tisch, dann sagte er endlich: „Hm-hmm.“

Jetzt wurde ihr nur noch mulmiger. Wie hatte sie bloß so dumm sein können, von diesen Rösti anzufangen? Damit hatte sie sich verdächtig gemacht, das konnte sie ihm deutlich ansehen. „Was soll denn das ‚Hm-hmm‘ heißen?“

„Nichts.“ Er zuckte mit den Schultern und lehnte sich zurück. „Gar nichts.“

Ja, klar! Sie geriet in Panik, versuchte aber, nach außen möglichst ruhig zu bleiben. Dana Vanover, nun dreh nicht gleich ab, mahnte sie sich im Stillen. „Hm-hmm“ musste rein gar nichts heißen. Vielleicht machte er dauernd dieses Geräusch – wie eine Art Mantra.

„Ich hab’s!“, rief Beena plötzlich und schlug mit den Händen auf den Tisch, wodurch sie nicht nur die Katze auf Danas Schoß aufschreckte, sondern ebenso Gargantua und den rot getigerten Katzenschal.

„Was hast du?“, fragte Sam und verzog das Gesicht, als Gargantua es sich auf seinen Beinen wieder gemütlich machte. „Verdammt, Katze, achte auf deine Krallen.“

Die Katze quittierte Sams Zurechtweisung mit einem Gähnen und Strecken, bevor sie wieder die Augen schloss.

„Angel ist ein kubanischer Flüchtling!“

Dana war, gelinde gesagt, perplex. Wie um alles in der Welt kam Beena auf diese verrückte Idee?

„Wie um alles in der Welt kommst du denn darauf?“, fragte Sam auch prompt, und Dana wurde sekündlich unbehaglicher. Er konnte doch unmöglich ihre Gedanken lesen, oder? Auf jeden Fall war ihr seine Wortwahl unheimlich. „Sie hat bis jetzt nicht ein Wort Spanisch gesprochen.“

Beena streichelte die getigerte Katze und kicherte. „Natürlich nicht, Sammy, mein Lieber. Sie hat eine Amnesie und kann kein Spanisch mehr.“

Dana hatte Mühe, das Lachen zu unterdrücken, und täuschte einen Hustenanfall vor.

„Tja, ich weiß nicht“, murmelte Sam mit einem Seitenblick auf Dana. „Wie dem auch sei, ich denke, Angel möchte sich jetzt vielleicht frisch machen und sich ein bisschen vollständiger kleiden als nur mit einem Oberhemd.“

Dana nickte. „Gern.“

„Sie kann das Zimmer neben deinem haben“, sagte Beena. „Von dort hat sie einen fantastischen Meerblick.“ Beena griff nach der silbernen Kanne und schenkte sich noch einen Kaffee ein. „Haben Sie etwas anzuziehen, Angel?“

Die Frage verwirrte Dana zunächst, doch sie mühte sich, wie ein echtes Amnesie-Opfer zu klingen: „Ähm, nur das, was ich gerade anhabe.“

„Das ist ein schönes Hemd“, meinte Beena und trank einen Schluck Kaffee aus einer Porzellantasse, deren Rand mit einer Reihe von Katzen bemalt war.

„Es ist mein Hemd, aber danke“, sagte Sam.

Beena sah ihn schmunzelnd an. „Ihr stehen deine Hemden. Warum gibst du ihr nicht ein paar von denen, die du oben im Schrank hast? Ich bin zu dürr, in meine Sachen wird sie kaum reinpassen. Und das Personal zu bitten, geht meiner Meinung nach zu weit, findest du nicht?“

Sam wirkte ein bisschen beleidigt. „Während du keine Hemmungen hast, mich zu bitten.“

„Nein“, sagte Beena und stellte ihre Tasse wieder ab. „Und nun verschwindet, ihr zwei. Madam Rex und ich haben heute Morgen noch eine Menge zu tun.“ Sie kraulte Gargantuas Rücken. „Du bist heute die Erste, meine Süße. Wollen wir doch mal sehen, was die Sterne für mein pummeliges Mädchen bereithalten.“

Gargantua blickte Beena kurz an und stieß ein missbilligendes „Miau“ aus.

„Tut mir leid, Gargantua, ich muss dich leider verlassen“, sagte Sam, nahm die Katze von seinem Schoß und setzte sie behutsam neben sich auf den Steinfußboden, wo sie sofort begann, ihre Pfoten zu lecken, als hätte sie so oder so vorgehabt, aufzustehen und sich zu putzen.

Dana hob vorsichtig Gray Ghost von ihrem Schoß, die sich kein bisschen rührte, als vertraute sie Dana vollkommen. Die legte das Kätzchen auf ihren Stuhl und kraulte es noch einmal kurz, bevor sie sich aufrichtete.

„Ich möchte niemandem zur Last fallen“, sagte sie zu Sam.

„Tun Sie nicht, Angel“, beruhigte sie Beena. „Sam ist sowieso ein Kleidermuffel. Ob er ein paar Hemden und Shorts mehr oder weniger in seinem Schrank hat, wird er gar nicht merken. Ich denke, das rote Hemd mit den großen gelben Blumen wäre nett für unsere Besucherin, Sam, und das malvenfarbene mit den roten Streifen. Ach, und das bezaubernde rosafarbene mit den Kätzchen drauf müsste wunderbar aussehen.“ Sie schüttelte nachdenklich den Kopf. „Ich verstehe gar nicht, warum du all die schönen Sachen in deinem Kleiderschrank so selten trägst.“

Sam beugte sich hinunter und gab seiner Tante einen Kuss auf die Wange. „Wirklich, ich muss verrückt sein.“

„Keine Frage, denn schließlich habe ich sie dir alle geschenkt.“

Er zwinkerte Dana zu. „Womit nachhaltig bewiesen wäre, dass ich eine Meise habe. Also, Angel, wie sieht es aus? Meinen Sie immer noch, Sie können ohne fremde Hilfe gehen?“

Sie nickte. „Und ob.“ Jetzt schien der Moment günstig, herauszufinden, wie lange er bleiben würde. Vorher sollte sie allerdings beweisen, dass sie trotz Gedächtnisverlustes ihre gute Kinderstube nicht vergessen hatte. „Ich danke Ihnen für das hervorragende Frühstück, Miss McQueen.“

Beena bitte, Angel, meine Liebe. Niemand nennt mich hier Miss McQueen.“

Dana lächelte, doch ehe sie etwas erwidern konnte, spürte sie eine Hand an ihrem Ellbogen.

„Hier entlang“, sagte Sam und führte sie zu der Terrassentür, durch die sie vorhin hinausgekommen waren. „Wir teilen uns ein Bad, aber …“

„Von wegen!“, fiel sie ihm ins Wort. „Auch wenn wir hier auf einer Privatinsel sind, werden gewisse Grundregeln eingehalten. Ich bade allein, Freundchen.“

Er sah sie an, und wieder einmal hatte sie den Eindruck, ihn unbeabsichtigt amüsiert zu haben. „Wissen Sie was, ‚Meerengel‘ passt richtig zu Ihnen.“

„Soll das der Auftakt zu einer Anmache nach Tierarztmanier sein?“, fragte sie misstrauisch.

„Nein, ich meinte damit eher, dass Meerengel für ihre Schönheit, ebenso aber für ihre Tücke bekannt sind.“

Dana blieb abrupt stehen und funkelte ihn wütend an. „Tja, wenn Sie mich so unausstehlich finden, warum wollen Sie dann unbedingt mit mir zusammen baden?“

„Vielleicht sollte ich etwas klarstellen: Ich meinte nicht, dass wir uns eine Wanne teilen, sondern ein Badezimmer. Und da ich im Augenblick sauber bin, haben Sie das Bad ganz für sich allein“, erklärte er und sah sie lächelnd an. „Vorausgesetzt natürlich, dieses Arrangement entspricht Ihren gewissen Grundregeln.“

Sie schluckte verlegen und schüttelte den Kopf. Wenn doch bloß Gargantua käme und sie verschlänge – auf der Stelle!

„Nach Ihrem Bad dürfen Sie sich dann aus meinem Kleiderschrank nehmen, was immer Ihnen gefällt“, fuhr Sam gelassen fort, und Dana war heilfroh, dass er darauf verzichtet hatte, ihr die wildesten Dinge zu unterstellen. „Ich wäre Ihnen übrigens dankbar, wenn Sie sich auf die pastellfarbenen Sachen konzentrieren könnten. Im Gegensatz zu Ihnen sehe ich nämlich in Pink oder Lila nicht besonders gut aus, was Beena leider nicht davon abhält, mir diese Farbkombinationen zu schenken.“

Dana warf ihm einen Seitenblick zu. Da war wieder dieses Lächeln, bei dem sie jedes Mal ein seltsames Kribbeln im Bauch verspürte. Sie hasste die Wirkung, die er auf sie hatte. Dana, reiß dich am Riemen!, rief sie sich im Stillen zur Räson. Du kannst es dir nicht leisten, dich von ein paar strahlend blauen Augen und einem umwerfenden Lächeln vom Wesentlichen ablenken zu lassen! Nimm dich zusammen!

„Was haben Sie jetzt vor?“, fragte sie, um einen möglichst harmlosen Ton bemüht, doch leider klang die Frage beinahe verzweifelt.

Er führte sie um eine Ecke in einen weiteren, von Kerzen beleuchteten Flur. „Ich muss meine Sachen vom Boot holen.“

Das Boot! Er hatte garantiert ein Funkgerät an Bord! Sie überlegte hektisch, was sie tun sollte. „Werden Sie, nun, ich meine, wollen Sie die Küstenwache über mich informieren?“

„Warum?“ Er zeigte auf eine steinerne Wendeltreppe, die sie scheinbar hinaufsteigen mussten. „Gibt es einen Grund, weshalb ich Sie nicht melden sollte?“

„Nein! Nein, selbstverständlich nicht. Was für einen Grund könnte es geben?“

Sie gingen schweigend nach oben, während Sam die ganze Zeit ihren Arm hielt. Dana fragte sich, ob er einfach nur galant oder misstrauisch war. Immerhin war es seine Tante offensichtlich sehr wohlhabend, insofern war nicht verwunderlich, dass ihr Neffe gegenüber Fremden, die auf die Insel kamen, misstrauisch war – egal, wie harmlos sie wirken mochten.

Dann blieb Dana ein weiteres Mal abrupt stehen. „Nein!“

Sam sah sie fragend an. „Nein? Meinen Sie damit, ich soll die Küstenwache nicht darüber informieren, dass wir eine Schiffbrüchige auf der Insel haben?“

Sie schaffte es mit Ach und Krach, ein ziemlich unschuldig klingendes Lachen zu Stande zu bringen. „Nein, das nicht. Ich dachte nur gerade, wie egoistisch es von mir ist, dass ich mich den ganzen Weg von Ihnen hier herauftragen ließ und Sie dabei ununterbrochen beschimpft habe. Und nun müssen Sie mir auch noch Ihre Hemden und Shorts abtreten.“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein! Ich werde nicht eher baden und mich ausruhen, ehe ich Ihnen nicht geholfen habe, Ihre Sachen vom Boot zu holen.“

„Das ist doch nicht nötig.“

Sie hob die Hand. „Keine Widerrede.“ Sie hatte sich ein wenig zu schnell umgedreht, und ihr nach wie vor angeschlagener Kreislauf ließ sie ins Torkeln kommen. Glücklicherweise war Sam reaktionsschnell genug, um sie abzufangen, bevor sie die Steintreppe hinunterpurzelte.

„Hoppla“, sagte er. „So eilig ist es nun auch wieder nicht.“

Sie entwand sich seinem Arm, den er schützend um ihre Taille gelegt hatte. „Okay, aber wir haben auch keinen Grund, es aufzuschieben, oder?“

„Ich denke nicht, dass Sie in der Verfassung sind, meine medizinische Ausrüstung den Hügel hinaufzuschleppen.“

„Dummes Zeug!“, zitierte sie seine Tante lachend. „Gehen wir, Sammy!“

Wahrscheinlich hatte er recht. Ihre Knie fühlten sich immer noch gefährlich wacklig an, aber sie musste dabei sein, wenn er auf sein Boot ging. Sie hatte keine andere Wahl.

Er betrachtete sie ernst, und wie schon vorhin hatte sie das ungute Gefühl, er versuchte, ihre Gedanken zu lesen. Sie konnte ihm ansehen, dass er ihr widersprechen wollte, also musste sie ihm klarmachen, dass sie unerbittlich war.

Sie verschränkte die Arme vor der Brust und erklärte: „Ich weigere mich zu baden, falls Sie sich nicht von mir helfen lassen.“

„Sie haben manchmal etwas von einem Pitbull. Hat Ihnen das schon mal jemand gesagt?“

„Jetzt bezeichnen Sie mich schon wieder als einen Hund!“, erwiderte sie verärgert.

„Nicht im technischen Sinne, aber ich würde sagen, falls niemand Sie als vermisst gemeldet haben sollte, kann ich mir denken, warum.“

Sie verkniff sich einen Kommentar und beschränkte sich darauf, ihn wütend anzufunkeln.

Als ihr Vater im letzten Jahr gestorben war – möge seine Seele in Frieden ruhen –, hatte sie ihren Beschützer verloren, ihren rettenden Anker. Sie vermisste ihn schmerzlich, denn er hatte ihr Halt gegeben und ihr stets mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Jetzt war sie allein auf sich gestellt, und wollte sie Tates sorgfältig ausgeklügelten Plan durchkreuzen, konnte sie sich nur auf sich selbst verlassen.

Wichtig war vor allem, dass keinerlei Informationen über sie nach außen drangen, und dafür würde sie sorgen.

Sam beobachtete sie immer noch, und sie warf ihm einen Jeder-Einzeller-ist-klüger-als-ich-Blick zu, während sie im Stillen dachte: Du wirst nie erfahren, ob mich irgendjemand vermisst gemeldet hat, Doc! Sollte er doch ihre Gedanken lesen!

Ray Vanover war ein begnadeter Bastler und Tüftler gewesen, und Dana war ganz die Tochter ihres Vaters, die selbstverständlich wusste, wie man ein Funkgerät reparierte – und im Bedarfsfall mit wenig Aufwand lahmlegte. Kinderspiel.

3. KAPITEL

Dana ging dicht hinter ihrem Arzt und Bewacher den Hügel hinab zum Meer. Sie hatten das eingezäunte Anwesen verlassen und stapften durch die Dünen Richtung Anlegesteg.

Obwohl sie ihr Leben lang in Miami gewohnt hatte, kannte Dana sich mit Booten nicht sonderlich gut aus. Ihre Mutter hasste das Meer, also hatte die Familie selbst in den guten Zeiten, bevor der Vater durch einige Fehlinvestitionen alles verlor, nie ein Boot besessen. Aber Ray Vanover war immer ein ausgesprochen hilfsbereiter Mensch gewesen, der Freunden gern aushalf, wenn sie irgendwelche technischen Schwierigkeiten hatten – sei es mit dem Funkgerät, dem Motor oder den Nebelleuchten. Er konnte alles reparieren. Und entsprechend konnte Dana es auch, denn sie hatte ihn von klein auf immer begleitet.

Ihre Beine zitterten auf dem unebenen Sandboden, doch sie ignorierte ihre Erschöpfung. Das Funkgerät auf Sams Boot war ein Problem, und sie musste es lösen, koste es, was es wolle.

„Wie lange, sagten Sie, würden Sie auf der Insel bleiben?“

Er drehte sich zu ihr um. „Ich sagte gar nichts.“

Sie stolperte über ein dichtes Seegrasbüschel und knickte mit einem Bein ein. Zum Glück hielt Sam ihre Hand, sonst wäre sie wohl der Länge nach hingeschlagen.

„Sind Sie sicher, dass Sie fit genug sind für das hier?“, fragte er.

Sie lächelte, so gut es irgend ging, aber selbst ihre Gesichtsmuskeln zeigten Ermüdungserscheinungen. „Fit wie ein Turnschuh.“

In seinem Gesicht war deutlich zu lesen, dass er ihr kein Wort glaubte. „Auf jeden Fall scheinen Sie tatsächlich ein Faible für Redewendungen zu haben.“

Dana beschloss, dass der möglichst häufige Gebrauch von Redewendungen sie am ehesten davor bewahren konnte, versehentlich etwas auszuplaudern, das sich nicht mit ihrer vorgetäuschten Amnesie vereinbaren ließ.

Sie zuckte mit den Schultern. „Ich habe Ihnen nie einen Rosengarten versprochen, Doc.“

Er schmunzelte. „Und alte Liedtexte scheinen Sie ebenfalls zu mögen.“

„Ist das ein Liedtext?“

Er schüttelte den Kopf. „Vergessen Sie’s.“

Mit diesen Worten drehte er sich wieder um und zog sie weiter. Dana hatte immer noch nicht herausbekommen, wie lange er auf der Insel sein würde. Sie musste es also noch mal probieren.

„Wie lange brauchen Sie eigentlich, um neunundsiebzig Katzen zu verarzten?“

„Kommt drauf an, was sie haben.“

Sie schnitt seinem Hinterkopf eine Grimasse. So wie er ihrer Frage auswich, hätte man meinen können, sie wollte ihm ein Militärgeheimnis entlocken. „Okay, und wie lange ist das normalerweise? Für gewöhnlich?“

Er wandte sich wieder um. „Normalerweise und für gewöhnlich ist es unterschiedlich, je nach dem, was sie haben.“

Dana musste sich zusammennehmen, um ihm nicht vor lauter Frust gegen das Schienbein zu treten. „Ach so“, sagte sie stattdessen und schenkte ihm ein besonders süßliches Lächeln. „So lange denn doch.“

Sie waren beim Steg angekommen. Weit und breit waren die einzig vernehmbaren Geräusche das Quietschen der Holzbohlen unter ihren Füßen, die Schreie der Möwen und das sanfte Plätschern des Wassers.

Sam ließ Danas Hand los und sprang an Bord. Für einen Moment überlegte sie, ins Wasser zu springen und eine Insel zu suchen, auf der ihr kein blendend aussehender und teuflisch misstrauischer Tierarzt in nichts als Shorts und Schuhen auflauerte. Da allein der Gedanke albern war, kletterte sie stattdessen hinter ihm her an Deck.

Selbst wenn sie im Stande sein sollte, weiter als fünfzig Meter zu schwimmen, diese Insel war perfekt wie keine andere – ob mit oder ohne verführerisch-lästigen Veterinär.

An Deck gelandet, blickte sie sich um. Das Kajütboot musste zwischen zwölf und dreizehn Meter lang sein, war nicht neu, dafür aber sehr gut in Schuss. Der Doktor war eindeutig ein Bootsfan. Sie warf einen Blick in die nach hinten offene Steuerkabine und entdeckte das Funkgerät auf Anhieb.

„Ich gehe nach unten und hol die Sachen“, sagte Sam.

Sie nickte ihm stumm zu. Zumindest hatte er nicht vor, als Erstes die Küstenwache zu verständigen. Das war schon mal erleichternd. „Mich kriegen hier keine zehn Pferde weg. Ich halte die Stellung“, antwortete sie munter.

Er schien etwas irritiert angesichts ihres Vorrats an mehr oder minder dummen Redewendungen, sagte jedoch nichts. Dana bedachte ihn dafür mit einem besonders unschuldigen Lächeln. Verschwinde einfach unter Deck, und bleib so lange da, bis ich das Funkgerät lahmgelegt habe.

Sobald er die schmale Treppe hinuntergestiegen war, schlich sie auf Zehenspitzen nach vorn. Dort langte sie mit einer Hand hinter das Funkgerät, drehte eine der Schraubverbindungen los und unterbrach so den Antennenkontakt. Wenn Sam das Gerät wieder anschaltete, schickte er es damit in den Funkgerätehimmel. Und das Beste war, dass er keine Ahnung haben würde, was nicht funktionierte, denn bei solch einer Störung gab das Gerät keinen Muckser von sich.

Irgendwie fühlte sie sich mies, aber sie hatte keine andere Wahl. Schuldbewusst schlich sie zurück an die Stelle, von der sie „keine zehn Pferde wegbekommen“ sollten. Sie war keine Sekunde zu früh auf ihrem Posten angelangt, denn in diesem Augenblick kam der Tierarzt mit einer Armladung Schachteln die Treppe heraufgestapft.

„Sie nehmen bitte nur so viele Kartons, wie Sie ganz sicher tragen können. Den Rest bringe ich nach oben.“

Sie nahm sich zwei der oberen Kartons. „Was ist da drin?“

„Medizinischer Krams.“

„Tatsächlich?“, fragte sie bemüht unbekümmert, um ihre Erschöpfung zu verbergen. „Ich hätte glatt gewettet, dass Sie ein Waffenschmuggler sind und von hier aus eine Revolution planen.“

Er stellte die übrigen Kartons ab und sah sie an. „Warum gehen Sie mit den beiden Kartons nicht schon mal vor nach oben? Eartha zeigt Ihnen, wo die Behandlungsräume sind. Warten Sie dort auf mich, ich bringe Sie dann anschließend zu Ihrem Zimmer – und zu unserem gemeinsamen Bad.“

Sie errötete prompt, als er auf das Missverständnis von vorhin anspielte. Er verunsicherte sie absichtlich, der gemeine Kerl! Aber wahrscheinlich war es das Beste, wenn sie für einen Moment auf Abstand zu ihm ging. Also nickte sie. „Aye, aye, Captain.“

An der Reling wurde ihr jedoch klar, dass sie nicht mit den beiden Kartons im Arm von Bord steigen konnte. Während sie noch ratlos dastand, nahm er ihr ihre Last wieder ab. „Klettern Sie auf den Steg. Ich reiche Ihnen dann die Kartons rüber.“

„Gute Idee.“ Sie mied es, ihn anzusehen. Warum war sie plötzlich so verlegen? Setzte ihr ihr schlechtes Gewissen zu oder doch eher der atemberaubend gut aussehende Hunde-und-Katzen-Doktor?

Als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte, beging sie den Fehler, ihn doch noch anzusehen. Diese blauen Augen mit den dichten schwarzen Wimpern waren ein bisschen zu viel des Guten für eine Frau, die die halbe Nacht durch geschwommen war.

„Hallo! Erde an Meerengel“, sagte er und hielt ihr einen braunen Pappkarton hin, dessen Anblick sie in die Wirklichkeit zurückkatapultierte. Sie nahm die Kartons entgegen und machte sich auf den Weg zum Haus.

„Bis später!“, rief sie. Und viel Spaß beim Anpiepen der Küstenwache, Doktor Schlafzimmerblick. Sie war nur froh, dass sie ihm den Rücken zugewandt hatte, denn er würde sofort Verdacht schöpfen, könnte er ihr zufriedenes Grinsen sehen.

Allerdings waren noch nicht alle Probleme aus der Welt, denn nun musste sie noch das Funkgerät im Haus entdecken und stilllegen – und zwar schleunigst.

Eartha führte Dana zu den Behandlungsräumen im Inneren des Hauses, die sich in der Aufmachung deutlich von der sonstigen Inneneinrichtung unterschieden. Böden und Wände waren weiß gefliest wie in einer echten Arztpraxis, was das Ganze ja wohl auch darstellen sollte.

Es gab einen Raum, der nach Operationssaal aussah, und ein normales Behandlungszimmer sowie einen Vorratsraum. Eartha zeigte ihr, wo sie die Sachen aus den Kartons verstauen sollte, dann ließ sie Dana allein.

Nachdem sie gegangen war, huschte Dana auf den Flur hinaus und blickte in die umliegenden Zimmer, in der Hoffnung, irgendwo in der Nähe die Funkanlage zu finden. Obwohl hier ausschließlich Wirtschafts- und Betriebsräume zu liegen schienen, waren die Flure ebenso stark lavendelparfümiert wie im Wohnbereich.

Dana musste sich beeilen. Hatte Sam erst einmal entdeckt, dass sein Bordfunk nicht funktionierte, würde er gewiss direkt zum Funkgerät im Haus gehen. Sie dürfte also maximal zehn Minuten Zeit haben.

Sie stand im Flur und überlegte. „Wenn ich ein Funkgerät wäre, wo würde ich sein?“

Als sie ein Geräusch hörte, drückte sie sich hinter einen Mauervorsprung, heilfroh, dass die Flure so schwach beleuchtet waren. Eartha tauchte aus einem der Räume auf und verschwand den Flur hinunter. Sie war kaum um die Ecke, da schlich Dana zu der Tür, aus der sie gekommen war, und linste hinein.

Da war es! Das Funkgerät. Es war eine ziemlich schlichte, unscheinbare Ausführung mit einer einfachen Kontrollleuchte und einem Mikrofon. Dafür aber mit Satellitenübertragung, was ja auch Sinn machte, dachte man an eine möglichst große Reichweite. Außerdem war es für Dana gehupft wie gesprungen, ob sie nun mit einem Kurzwellen- oder einem Satellitenempfänger zu tun hatte. Sie wurde mit beidem fertig.

Auf Zehenspitzen tappte sie in den Raum, der neben dem Funkgerät noch eine Reihe von Monitoren enthielt. Scheinbar war die gesamte Insel kameraüberwacht, und Dana befand sich mitten im Sicherheitszentrum.

Sie wusste nicht, wohin Eartha gegangen war, also durfte sie nicht länger als fünf Minuten brauchen. Und sie konnte nur hoffen, dass zwischenzeitlich nicht die rothaarige Zwillingsschwester auftauchte und sie mit wenigen Karateschlägen erledigte.

Dana besah sich das Gerät und prüfte, wo das Koaxialkabel hinführte. Wie nicht anders zu erwarten, verschwand das Kabel in einer Ecke in der Decke, von wo es bestimmt zu einer Schüssel geleitet wurde, die irgendwo oben zwischen den Türmen hängen musste.

Sie nahm einen ihrer dreieckigen Ohrringe ab, die glücklicherweise das Marathonschwimmen überlebt hatten, und quetschte sich hinter das Funkgerät, um an die Rückseite zu gelangen. Dort stach sie mit dem Ohrstecker ein Loch in die Kabelummantelung und drückte anschließend den unechten Stein hinein, der die Stromzufuhr unterbrechen würde.

Natürlich war die Anlage damit nicht vollständig ruiniert. Danas Lage mochte verzweifelt sein, aber doch wieder nicht so verzweifelt, dass sie willentlich riskierte, das Leben der Inselbewohner aufs Spiel zu setzen. In einem Notfall musste lediglich jemand das kleine Steinchen entfernen, und das Funkgerät wäre wieder betriebsbereit.

Und solange es keinen Notfall gab, konnte Dana nur hoffen, dass Eartha eine begnadetere Knochenbrecherin als Elektrikerin war. Doch selbst wenn sie technisch bewandert sein sollte, würde sie eine ganze Weile brauchen, um die Störungsursache zu entdecken, da die Anlage eher veraltet war. Dana hatte also wieder einmal Glück gehabt.

Sie kam hinter dem Gerät hervor und schlich leise zurück zu den Behandlungsräumen. Vom Flur aus hörte sie drinnen Schritte. Verflixt! Sam war schon da. Was sollte sie ihm erzählen?

„Doc?“, rief sie.

„Ich bin hier.“

Er war hinter einer der Trennwände.

Hastig versteckte sie die Überreste ihres Ohrsteckers in ihrem BH. Sie musste sie später loswerden. Dann ging sie um die Stellwand herum und bemühte sich, möglichst dümmlich dreinzublicken. Für sie war es nur von Vorteil, wenn Sam sie für ein eher schlichtes Gemüt hielt, das nichts und niemandem Schaden zufügen konnte.

„Huuch? Ich war gleich da hinten, aber ich habe Sie gar nicht kommen gehört“, sagte sie kichernd.

Er antwortete nicht, doch davon ließ sie sich nicht schrecken. Sie sah sich interessiert in dem Behandlungsraum um. „Also hier verarzten Sie die kranken Kätzchen?“

Sam war gerade dabei, Flaschen aus einem Karton auszupacken und in einem weißen Regal zu verstauen. Dana vermutete, dass es sich dabei um Wunddesinfektionslösungen und Ähnliches handelte, traute sich jedoch nicht zu fragen. Wahrscheinlich hätte er ihr ohnehin bloß mitgeteilt, dass es eben Flaschen wären.

Nachdem er den Karton geleert hatte, drehte er sich zu ihr um und sah sie für den Bruchteil einer Sekunde an. In seinem Blick lag ein solches Misstrauen, dass Dana unwillkürlich zusammenzuckte. Dann ging er wortlos hinüber zur Gegensprechanlage, drückte einen der Knöpfe und sagte: „Hier ist Sam. Ich brauche morgen früh den OP, also müsste er heute noch sterilisiert werden.“

„Ich kümmre mich drum, Doc“, antwortete eine verzerrte Stimme. „Schön, dass du wieder bei uns bist.“

„Danke, Mona. Ich freue mich, hier zu sein.“

Er ließ den Knopf los und kam auf Dana zu. Als er nach ihrem Ellbogen griff, zuckte sie erneut zusammen, weil sie damit rechnete, dass er nun von ihr wissen wollte, warum sein Funkgerät nicht funktionierte.

Entgegen ihren Befürchtungen folgten aber keine Vorwürfe, sondern ein Lächeln. „Nun, Angel, dann werde ich Sie mal auf Ihr Zimmer bringen.“

Sie brauchte einen Moment, bis sie sich auf die unerwartete Situation eingestellt hatte, also ließ sie sich zunächst stumm von ihm auf den Flur führen.

„Wer ist Mona?“, fragte sie, nachdem sie einige Schritte gegangen waren. Sie hoffte, dass ihre Stimme beiläufig klang.

„Sie ist Beenas persönliche Sekretärin und ihre Tierpsychologin.“

„Tierpsychologin?“ Dana war dankbar, dass er sich überhaupt auf eine Plauderei einließ, also wollte sie sie unbedingt in Gang halten.

Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar, starrte aber weiter stur geradeaus. „Genau.“

„Ihre Tante hat eine Astrologin und eine Seelenklempnerin für ihre Katzen?“

„Mona zieht die Bezeichnung ‚Ermöglicherin des speziesübergreifenden hellseherischen Dialogs‘ vor.“

Dana musste lachen. „Ich werde versuchen, es mir zu merken.“

„Sie dürfen sie aber auch ‚Mona‘ nennen.“

„Ich finde es sympathisch, wie Sie mit Ihrer Tante und ihren leicht exzentrischen Neigungen umgehen.“

„Ich habe ihr viel zu verdanken“, sagte er, sah sie kurz an und wandte dann den Blick wieder nach vorn. „Und ich liebe sie.“

Wieder meldete sich Danas schlechtes Gewissen. Er schien wirklich ein netter Mann zu sein. Andererseits, wenn es in dieser Familie so sichtlich verschrobene Gestalten gab, konnte man nie wissen … Außerdem hatte Sam eine recht eigenwillige Art, am Strand angespülte fremde Frauen auf Verletzungen zu untersuchen.

Sie betrachtete sein Profil und überlegte. Vielleicht wollte er ja tatsächlich nur hilfsbereit sein. Aber sie konnte es sich trotzdem nicht leisten, ihm zu sehr zu vertrauen. Und erst recht durfte sie nicht riskieren, ihn zu mögen. Aus dem Tate-Debakel hatte sie eines gelernt: Keine Frau sollte sich mit einem Mann einlassen, den sie nicht vorher auf Herz und Nieren überprüft hatte.

War das etwa auch ein Allgemeinplatz? Wie dem auch sei, für sie war Vertrauen derzeit ein Fremdwort. Vor allem, wenn sie es Leuten gegenüber aufbringen sollte, die womöglich nicht ganz richtig im Oberstübchen waren.

Sie beschloss, sich wieder dem Ausgangsthema zuzuwenden. „Wie lange ist denn Mona-die-Ermöglicherin-des-speziesübergreifenden-Dialogs-und-persönliche-Sekretärin schon hier?“

„Das Anwesen ist zehn Jahre alt, und genauso lange lebt sie hier.“

Mittlerweile waren sie in einer großen Halle angekommen, und Dana blickte sich um. Die Wände waren aus unverputztem Stein, die Böden aus poliertem Holz. In dem schwachen Licht tummelten sich unzählige Katzen. Auch hier waren überall gusseiserne Kerzenleuchter mit Bienenwachskerzen, die dem Raum einen sanften Schimmer verliehen.

Sam führte sie durch den Raum und eine kleine Holztreppe hinauf in einen schmalen Korridor. Weiter vorn erkannte sie die Steintreppe, die sie vorhin nur halb hinaufgegangen waren, ehe sie darauf bestanden hatte, ihm beim Entladen des Boots zu helfen.

„Wo lebte Beena denn, bevor sie hierherzog?“

„In Miami. Aber damals lag sie mit fünfzehn Katzen schon über der behördlich genehmigten Zahl, also suchte sie nach einem Plätzchen, wo ihr niemand vorschrieb, wie viele Tiere sie hielt.“

Dana lachte. „Das dürfte sie gefunden haben. Ich frage mich bloß, ob sie nicht ebenso gut ein Grundstück außerhalb der Stadt hätte kaufen können, wo sie sich so viele Katzen halten könnte, wie sie will.“

Sam sah sie schmunzelnd an. „Würden Sie nach einem ersten Eindruck sagen, meine Tante wäre jemand, der tut, was jeder andere auch tun würde?“

Dana zuckte mit den Schultern. „Jetzt, wo Sie’s sagen, nein, eigentlich nicht.“

„Sie haben einen Ohrring verloren.“

Beinahe hätte sie sich ans Ohr gegriffen. „Ohrring? Ich wusste gar nicht, dass ich welche trage.“

Er berührte das fragliche Ohrläppchen. „Ich bin sicher, dass Sie vorhin noch beide hatten.“

Nachdem er die Hand wieder heruntergenommen hatte, betastete sie die Stelle betont verwundert. „Wirklich?“ Dann fasste sie sich an das andere Ohr, als hätte sie keine Ahnung, wovon er sprach. „Wie sahen sie denn aus?“

„Kleine, eckige Diamanten.“

„Ich trage Diamanten?“

„Na ja, ich bin Tierarzt, kein Juwelier. Aber da einer weg ist, sollten wir lieber hoffen, dass der Stein nicht echt war.“

„Das sollten wir“, sagte sie und biss sich auf die Unterlippe. Diese Reaktion dürfte überzeugend wirken für jemanden, der an Amnesie litt. „Wie schade.“

„Vielleicht finden wir ihn ja wieder.“

Nicht, wenn ich es irgendwie verhindern kann, Doc! Sie lächelte. „Ich halte die Augen auf.“

Autor

Renee Roszel

Renee ist mit einem Ingenieur verheiratet, was einen großen Vorteil und einen kleinen Nachteil hat. Der Vorteil: Wann immer ihre Kinder Probleme in Mathe haben, kann er helfend einspringen, denn Renee könnte es ganz sicher nicht! Der Nachteil: Seine Liebeserklärungen tendieren dazu, sehr sachlich zu sein – er ist und...

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