Eine Nacht mit dem Highlander

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"Um Mitternacht im Landgasthof …" Hat Highlander Gordon McLaughlin sich das nur eingebildet, oder hat Lady Annabelle es ihm wirklich zugeraunt? Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden: im Schutze der Dunkelheit auf sie zu warten. Als sich knarrend die Zimmertür öffnet und eine verführerische Gestalt erscheint, weiß er: Die Frau, um die sich dunkle Gerüchte ranken, ist wirklich zu ihm gekommen …


  • Erscheinungstag 18.05.2016
  • ISBN / Artikelnummer 9783733767150
  • Seitenanzahl 50
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Schlechte Nachrichten, Mylady?“

Annabelle, Lady Merton, schreckte von der Lektüre ihres Briefes auf und erkannte am faszinierten Ausdruck des Angestellten der Poststation, dass sie ihre Betroffenheit gezeigt haben musste. Sorgfältig die Nachricht zusammenfaltend, zwang sie sich zu einem freundlichen Lächeln. „Ganz und gar nicht.“

Schlecht war nicht einmal ansatzweise das passende Wort. Verheerend kam der Wahrheit schon näher. Die Bank verweigerte ihr einen weiteren Kredit, da sie ganz offensichtlich Annabelles Prozess gegen die Familie ihres verstorbenen Mannes als hoffnungslos einschätzte. Und der Anwalt erkundigte sich höflich, wie sie gedachte, sein Honorar zu begleichen.

Sie wusste es nicht. Bis auf einige Schmuckstücke war sie völlig mittellos und konnte froh sein, wenn deren Verkauf sie und ihre Mutter auch nur einen Monat versorgte. Eisige Angst packte sie. Es gab nichts, das sie tun konnte. Nur heiraten. Und das hatte sie gehofft zu vermeiden. Sie steckte den Brief in ihr Retikül und wandte sich zum Gehen.

Die Ladenklingel läutete fröhlich. Ein breitschultriger Mann in einem Mantel mit mehreren modischen Kragenvolants trat entschlossen herein.

Annabelles Herz machte einen Sprung. Ein seltsames Gefühl erfasste sie, das sie bisher nur ein einziges Mal in ihrem Leben empfunden hatte. Freudiges Erkennen – so schmerzhaft süß, dass es ihr den Atem nahm.

Gordon McLaughlin of Carrick. Wirklich der letzte Mensch, den sie im verschlafenen Dörfchen von Barton Sidley erwartet hätte, obwohl es sich nur wenige Meilen vor der schottischen Grenze befand. Mit zwanzig Jahren war er ein gut aussehender junger Mann gewesen. Jetzt, da er auf die dreißig zuging, war er atemberaubend attraktiv. Die große Nase und die dichten Augenbrauen passten zu seinem inzwischen so viel männlicheren Gesicht. Seine Statur war groß und kräftig, die langen, in glänzenden Reitschaftstiefeln gehüllten Waden fest und muskulös. Und seine Augen, an die sie sich so gut erinnerte, waren noch immer von dem durchdringenden Blau eines klaren Winterhimmels.

Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Wie bei ihrer ersten Begegnung. Bevor sie gewusst hatte, was diese Empfindungen bedeuteten. Wie es schien, gab es noch immer diese lodernde Leidenschaft zwischen ihnen.

Dennoch senkte sie den Kopf und wich ein wenig zur Seite, um hastig die Tür zur Straße zu öffnen, und spürte seinen Blick. Es war, als würde es zwischen ihnen knistern.

„Annabelle?“ Der leicht schottische Akzent war genauso, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Als sei lediglich ein Tag vergangen seit jener Gesellschaft. Jede Vorsicht in den Wind schlagend, hatte sie sich von ihrer Mutter davongeschlichen, um ihn im Hof vor dem Haus zu treffen. Sie spürte ein Prickeln auf den Lippen bei dem Gedanken an seinen sanften Kuss. An den Duft seines Rasierwassers, das Gefühl seiner starken Arme, mit denen er sie fest an sich drückte. Wie sehr sie diesen heimlichen Kuss in jener Nacht genossen hatte. Wie verrucht und weiblich sie sich in seiner Umarmung gefühlt hatte. Wie närrisch sie doch gewesen war. Wie jung und unbedacht. Es war ein jugendliches Abenteuer gewesen, das zu nichts geführt hatte.

„Ich meine Mrs Jenkins“, verbesserte er sich und riss sie damit aus ihren Gedanken und wieder zurück in die Gegenwart.

Unwillkürlich straffte sie die Schultern, als müsste sie sich wappnen gegen den Ausdruck, den sie in seinem Gesicht entdecken würde – Spott, Verachtung, vielleicht auch einfach nur Kälte. Ihr Lächeln blieb kühl, der Blick verschlossen. „Lady Merton inzwischen.“

Doch sie las nur Überraschung in seiner Miene. Fast hätte sie aufgeatmet vor Erleichterung. Warum sie seine gute Meinung allerdings kümmern sollte, konnte sie selbst nicht sagen.

Er verbeugte sich knapp. „Lady Merton. Mir war nicht bewusst, dass Sie wieder geheiratet hatten. Bitte lassen Sie mich Ihnen mein Beileid für Ihren früheren Verlust zum Ausdruck bringen.“

Unwillkürlich packte sie die Bänder ihres Retiküls fester. Gleich würde er sich daran erinnern, ihren Namen bereits gehört zu haben, und an all das, was er über die berüchtigte Lady Merton gehört hatte. Und sie würde Abscheu in seinem Blick entdecken.

„Mein erster Gatte starb bereits vor vielen Jahren“, sagte sie ruhig und knickste knapp, um sich gleich darauf feige davonzumachen, um seinen Versuch, höfliche Konversation mit ihr zu betreiben, zu vermeiden, um nicht vorgeben zu müssen, sie seien Freunde.

Er bewegte sich. Nicht viel, und dennoch verstellte er ihr den ersehnten Weg nach draußen.

„Ich wusste nicht, dass Sie in der Nachbarschaft sind“, fuhr er fort. „Besuchen Sie Ihre Familie?“

„Ja“, antwortete sie tonlos.

Er sah ein wenig verblüfft aus.

„Ich habe meine Post abgeholt auf dem Weg zu meiner Mutter.“ Annabelle lächelte kläglich. „Und Sie? Besuchen Sie Mrs Blackstone und ihre Nichte?“ Annabelle erinnerte sich, dass er damals wegen Lady Jenna, eben dieser Nichte, nach Barton Sidley gekommen war. Er hatte das Mädchen überhaupt hergebracht – ein elfenhaftes Geschöpf mit traurigem Gesicht, dessen Vater gerade gestorben war und das McLaughlin zu ihrer Tante begleitet hatte.

„Mrs Blackstone ist vor einigen Tagen von uns gegangen. Ich soll Lady Jenna nach Carrick Castle zurückbringen.“

Enttäuschung schnürte Annabelle die Kehle zu. Hatte sie denn geglaubt, er sei ihretwegen gekommen? Wie närrisch, so etwas auch nur zu denken.

Annabelle zögerte, innerlich zitternd vor Angst, er könnte sie zurückweisen. Wie feige von ihr, nachdem sie sich doch geschworen hatte, sich nie von der Meinung anderer Menschen einschüchtern zu lassen. „Dürfen Mutter und ich Lady Jenna besuchen?“, fragte sie entschlossen. „Um ihr unser Beileid auszusprechen. Wenn sie überhaupt Besuch empfängt, heißt das natürlich.“

Er schien erfreut zu sein. „Ich bin sicher, sie wäre entzückt.“

Dann konnte er nichts von dem Klatsch gehört haben. Noch nicht. Sie atmete auf.

„Ich bin kürzlich erst aus Amerika zurückgekommen“, unterbrach er ihre Gedanken.

„Amerika?“, wiederholte sie. „Waren Sie lange dort?“

Er lachte leise. „Mehr als fünf Jahre, um mich um die Geschäfte meines Vaters zu kümmern.“

Amerika. So weit fort. Es klang wundervoll. „Aber jetzt sind Sie wieder da.“

Er wurde ernst. „Für kurze Zeit.“

So viele Fragen drängten sich ihr auf. War er verheiratet? Hatte er Kinder? War er glücklich? „Mama und ich werden morgen Nachmittag kommen. Wenn Sie so freundlich wären, Lady Jenna davon in Kenntnis zu setzen.“

Wieder verbeugte er sich. „Sie wird sich freuen. Bringen Sie selbstverständlich auch Lord Merton mit, falls er Sie begleitet.“

Die Erwähnung ihres Mannes erinnerte sie abrupt wieder an ihre schreckliche Situation. „Lord Merton ist vor Kurzem gestorben“, sagte sie tonlos. „Guten Tag, Mr McLaughlin. Ich freue mich, Sie und Lady Jenna morgen wiederzusehen.“

Ohne sich länger von seiner imponierenden Präsenz aufhalten zu lassen, machte sie einen Schritt auf die Tür zu, sodass er beiseitetreten und ihr Platz machen musste. „Bis morgen, Lady Merton“, verabschiedete er sich mit einer weiteren Verbeugung.

Ihr entging das interessierte Aufleuchten seiner Augen nicht.

Autor

Ann Lethbridge
Ann Lethbridge wuchs in England auf. Dort machte sie ihren Abschluss in Wirtschaft und Geschichte. Sie hatte schon immer einen Faible für die glamouröse Welt der Regency Ära, wie bei Georgette Heyer beschrieben. Es war diese Liebe, die sie zum Schreiben ihres ersten Regency Romans 2000 brachte. Sie empfand das...
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