Verführt von einem stolzen Highlander

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Verhöhnt sie ihn und seine Liebe schmählich? Alex MacKinloch ist fassungslos: Seine schöne Gattin Laren zeigt ihm die kalte Schulter - dabei waren sie doch einst so glücklich miteinander! Doch jetzt verbirgt sie etwas vor ihm, verschwindet immer wieder ohne ein Wort. Und wann sie das letzte Mal sein Lager geteilt hat, weiß der Clan-Führer schon kaum mehr! Schenkt Laren etwa einem anderen ihre Gunst und liegt in dessen Armen? Der stolze Highlander nimmt seinen schwersten Kampf auf: Entweder er erobert das Herz seiner schönen Gemahlin zurück - oder er wird sie ein für allemal aus seinem Bett und seinem Leben verbannen …


  • Erscheinungstag 10.05.2016
  • Bandnummer 323
  • ISBN / Artikelnummer 9783733765224
  • Seitenanzahl 256
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Glen Arrin, Schottland, 1305

Die Soldaten umfassten die Speere fester und griffen an, die Waffen auf seine Frau und seine Töchter gerichtet.

Blut rann aus einer Wunde an seinem Unterarm, aber Alex MacKinloch rannte weiter. Einen Kriegsschrei ausstoßend hob er sein Schwert und kämpfte sich einen Weg in Richtung der Frauen frei. Mit brennenden Lungen stürmte er voran, und Schweißperlen tropften ihm in die Augen. Nur undeutlich sah er das leuchtend rote Haar seiner Frau Laren, die durch den See watete, ihre jüngste Tochter trug sie auf den Armen. Ihre Röcke sogen sich voll und zogen sie hinunter. Zu beschäftigt damit, nicht unterzugehen, bemerkte sie die Soldaten nicht, die sich näherten.

Ich muss zu ihnen. Oder sie werden sterben.

Nein, diese Möglichkeit wollte er keineswegs in Betracht ziehen, und die Vorstellung, dass seine Laren durch die Klinge eines Soldaten sterben könnte, war so schrecklich, dass sie über seinen Verstand ging. Sein Arm schmerzte entsetzlich, aber er kämpfte sich weiter zu ihnen durch. Soldaten versperrten ihm die Sicht, und schließlich konnte er nur noch einen Pfeilhagel sehen.

Das Blut rauschte in seinen Ohren, bis er erkannte, dass sein jüngerer Bruder Callum die Pfeile abschoss, um die Frauen und Kinder zu beschützen. Flammen schossen aus dem hölzernen Turm hervor, der über ihnen emporragte wie ein sterbender Wachposten.

Er würde einstürzen. Alex rannte, so schnell er konnte und hörte, wie sein Stammesbruder Ross rief: „Heilige Maria, Mutter Gottes.“

Als Alex weiterrannte, hörte er das laute Krachen des Holzes.

Laren MacKinloch erreichte mit durchnässtem Gewand den Wald, als der Turm krachend in sich zusammenfiel. Sie blickte sich um, schrie entsetzt auf über den Anblick, der sich ihr bot.

Ihr Heim war zerstört.

Und was war mit Alex, ihrem Ehemann? „Nimm Mairin und Adaira“, bat sie Vanora und übergab ihr ihre Töchter. „Ich bin gleich wieder bei euch.“

„Du kannst nicht zurückgehen“, warnte die alte Frau. „Es ist noch nicht vorbei.“

„Ich werde den Schutz der Bäume nicht verlassen“, versprach Laren. Ich muss ihn nur sehen. Ich muss wissen, ob er in Sicherheit ist.

Sie wartete Vanoras Antwort nicht ab, sondern ging am Waldrand entlang. Schließlich blieb sie stehen und hielt sich an einer Birke fest, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Ihr Atem gefror in der kalten Abendluft, die sich nun im Tal ausbreitete.

Als die englischen Soldaten die Männer ihres Clans von beiden Seiten einkreisten, zog sich ihr Herz vor Entsetzen zusammen. Guter Gott, nein!

Sie erblickte Alex, und der Ausdruck grimmiger Unausweichlichkeit auf seinem Gesicht bedeutete, dass das Schlimmste geschehen könnte.

Während sie ihn von ihrem Versteck aus betrachtete, sah sie ihn, wie er früher gewesen war: nicht mehr der mächtige Anführer, sondern der Mann, den sie einst geliebt hatte. Ihr Herz schmerzte, und Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie hatten sich in den letzten zwei Jahren so weit voneinander entfernt, und nun wusste sie nicht, ob sie ihn je wieder lebend sehen würde.

Wenn sie nur einen letzten Augenblick mit ihm hätte, gäbe es zu viel zu sagen. Zu viele Dinge, die sie zu lange in ihrem Herzen eingeschlossen hatte.

Sie presste ihre Hand an die Baumrinde. Obwohl Alex sie nicht sehen konnte, ließ sie ihn nicht aus den Augen, wollte sich sein Gesicht einprägen und für immer bewahren.

Ein brennender Schmerz schoss durch ihre rechte Seite. Ihre Knie gaben nach, und sie schnappte erschrocken nach Luft, als sie den Pfeil in ihrer Seite sah. Sie hatte nicht bemerkt, wie nahe sie der Schlacht war, weil ihre ganze Aufmerksamkeit Alex gegolten hatte.

Obwohl die Wunde nicht tief zu sein schien, schmerzte sie so heftig, dass ihr kurz schwarz vor Augen wurde.

Laren riss sich zusammen und zwang sich, den Pfeil aus der Wunde zu ziehen. Blut floss aus ihrer Seite, und sie presste ihren dunklen Umhang auf die verletzte Stelle, während sie gegen den Schwindel ankämpfte.

Du musst zu deinen Töchtern zurück, warnte ihr Verstand. Sie durfte nicht bleiben, so sehr sie auch um Alex’ Leben fürchtete. Einer von ihnen musste überleben, um sich um die Mädchen zu kümmern.

Es brach ihr dass Herz, sich zwischen ihrem Ehemann und ihren Kindern entscheiden zu müssen, aber sie zwang sich zurückzugehen. Falls die Engländer den Sieg davontrugen, würden sie nach Überlebenden suchen. Ihre Töchter brauchten sie, und sie musste sie beschützen.

Sie stolperte durch den Wald und erklomm mühsame die Anhöhe. Mit jedem Schritt verspürte sie eine frische Welle des Schmerzes, aber sie beachtete die Wunde nicht. Sie würde sich später darum kümmern.

Als sie zu ihren Töchtern zurückkehrte, schlang ihre ältere Tochter ihr weinend die Arme um die Taille. Mairin und Adaira, die eine vier, die andere noch nicht ganz zwei Jahre alt, waren noch zu jung, um zu begreifen, was geschah. Laren hielt die Luft an und hielt Mairins Hände von ihrer Wunde fern, während sie leise beruhigend auf sie einredete.

„Wo ist Da?“, wollte ihre Tochter wissen. „Ist er in Sicherheit?“

„Ich weiß es nicht“, erwiderte Laren so ruhig wie möglich. Ihre Kehle schnürte sich vor Angst zusammen, und ihre Augen brannten. „Aber wir müssen hier auf ihn warten, weit weg von den Soldaten.“

„Ich habe Angst“, schluchzte ihre Tochter.

Laren drückte sanft einen Kuss auf Mairins Stirn. Ich auch.

Der Boden bebte, als Dutzende Reiter seine Armee auf beiden Seiten umzingelten. Robert Fitzroy, Baron of Harkirk, sah wütend zu, wie immer mehr Schotten mit französischer Verstärkung herbeiströmten. Er umfasste den Griff seines Schwerts fester. Nichts wollte er mehr, als seine Waffe in ihrem Blut baden.

Die MacKinlochs hätten heute sterben sollen. Hatte er ihre Festung nicht niedergebrannt und ihre Clansmänner abgeschlachtet? Er hatte bereits geplant, hier einen Außenposten aufzubauen, um mehr Land für König Edward Plantagenet zu erobern, aber nun ging sein Sieg in Rauch auf.

„Rückzug!“, befahl er, und seine Soldaten gehorchten. Es verletzte seinen Stolz, aber er hatte nicht ein halbes Dutzend Schlachten überlebt, indem er törichte Entscheidungen getroffen hatte, bei denen er seinen Kopf riskierte.

Bevor sie sich zwischen die Hügel zurückzogen, warf Harkirk einen Blick zurück. Es war noch nicht vorbei. Noch lange nicht.

Er schwor sich, dass das nächste Mal, wenn er einen MacKinloch sah, sein Kopf auf einem Spieß vor den Toren seiner Festung thronen würde.

Es dauerte eine Viertelstunde, die Anhöhe zu erreichen, und Alex half seinem Bruder Bram beim Aufstieg bis zu der Lichtung. Nairna sah besorgt aus, obwohl sie nur leicht verletzt überlebt hatten, denn die Zeichen des Blutrauschs lauerten im Gesicht ihres Gemahls. Aber Alex versicherte ihr, dass sich Bram wieder beruhigen würde, sobald sie ihn nach Hause gebracht hatten.

Alex atmete erleichtert auf, als er Laren erspähte. Sofort wollte er zu ihr gehen. Er musste seine Frau festhalten, den Duft ihrer Haut einatmen und ihr weiches rotes Haar berühren.

Laren ging ein paar Schritte auf ihn zu und blieb aber abrupt stehen. Ihr Gesicht war aschfahl. Sie drückte die Hand in ihre Seite, und dann wandte sie sich den Mädchen zu. Die Mitglieder ihres Clans beobachteten sie, und als sie sich ihrer Aufmerksamkeit bewusst wurde, wich sie zurück.

Er verstand nicht, warum. Ja, sie hatten sich in den letzten Jahren auseinandergelebt, aber war es zu viel verlangt, dass sie ihm nach der blutigen Schlacht ein Fünkchen Zuneigung zeigte? Dass sie ihn in die Arme schloss? Der Schmerz in ihren Augen quälte ihn, denn er verstand ihn nicht. Freute sie sich nicht, dass er am Leben war?

Obwohl Mairin und Adaira nach ihm riefen, beugte sich Laren hinunter und sagte leise etwas, als wolle sie sie davon abhalten, zu ihm zu laufen. Adaira klammerte sich an Laren und vergrub das Gesicht in den Röcken ihrer Mutter.

Dieser Moment schien eine Ewigkeit zu dauern. Sein Stolz vertrieb die schmerzenden Gefühle, und Alex starrte seine Frau an. Er wünschte, sie würde ihm auf halbem Weg entgegenkommen. Aber sie schaffte es nicht, ihn anzublicken, sondern nickte ihm nur zu und ging mit den Mädchen weiter.

Etwas war falsch. Sie hatte ihn aus ihrem Leben ausgeschlossen, und er wusste nicht, warum. Er ballte die Hände zu Fäusten und zwang sich, nach Bram zu sehen. „Wirst du allein mit ihm zurechtkommen?“, wollte Alex von Nairna wissen, die ihrem Mann dabei geholfen hatte, sich auf einen Baumstamm zu setzen.

„Aye.“ Sie goss Wasser aus dem Bach in eine Schale und riss einen Streifen von ihrem Unterkleid ab, damit sie Brams Wunden versorgen konnte. Als sie den Stoff ausgewrungen hatte, warf sie Alex einen eindringlichen Blick zu. „Geh zu Laren. Sie braucht dich.“

Er ließ sie allein, nachdem er gesehen hatte, wie Nairna sich um ihren Ehemann kümmerte. Die große Liebe in ihren Augen und der Blick, den ihr Ehemann ihr zuwarf, lösten eine Woge der Eifersucht in ihm aus. Er wollte jetzt bei Laren sein und die unsichtbare Mauer zwischen ihnen einreißen.

Dieser Gedanke wurde zu einem Dorn, der sich immer tiefer in seinen Stolz bohrte. Sie war die Frau, die zu beschützen er geschworen hatte. Früher wäre sie ihm in die Arme gefallen, ohne sich darum zu kümmern, was die anderen dachten. Sie hätte sich an ihn geklammert und ihm zugeflüstert, wie sehr sie sich um ihn gesorgt hatte.

Aber nun wahrte sie Abstand, beinahe, als seien sie Fremde.

Seine Verbitterung wuchs an, während er sich seinen Weg durch die Menge der Überlebenden bahnte und sich nach ihrem Wohlergehen erkundigte. Zwischendurch blickte er zu Laren. Ihr Gesicht war blass, sie wirkte wie erstarrt.

Verdammt, es war ihm gleich, ob sie ihn nicht länger wollte. Sie hatten ihre Begegnung mit dem Tod überlebt, und jetzt wollte er sie festhalten. Er musste sie in seinen Armen spüren. Gleichgültig, ob sie bereit war, die Umarmung zu erwidern oder nicht.

Er ging weiter durch die Menge, direkt auf sie zu. Wortlos nahm er sie in die Arme und hielt sie fest. Sie schnappte nach Luft, ließ aber ihre Hände zu seinen Schultern wandern. Er sagte nichts, enthüllte keinen der Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen. Adaira und Mairin klammerten sich an seine Beine, aber jetzt, in diesem Augenblick, brauchte er Laren.

Undeutlich bemerkte er, dass sie ihn nur flüchtig berührte. Ihre Hände lagen auf seinen Schultern, doch er spürte keine Wärme. Sie erwiderte seine Umarmung nicht. Sein Herz erstarrte vor Schmerz, als er sich zurückzog, um sie anzusehen, die Hände ließ er an ihrer Taille ruhen.

Irrtümlich hatte er angenommen, dass sie ihn wieder in die Arme schließen würde, wenn er den ersten Schritt machte, dass die letzten beiden Jahre, in denen sie sich auseinandergelebt hatten, nicht mehr wichtig waren, weil sie beide den Angriff überlebt hatten. Aber sie sah ihn nicht an, so, als wäre sie zu ängstlich, etwas zu sagen.

Wortlos ließ er sie los. Die Mädchen plapperten und fragten ihn, wann sie nach Hause gehen konnten, wo sie schlafen würden, doch er konnte ihnen keine Antworten geben.

Sein Clansmann Ross näherte sich und fragte: „Willst du deine Familie für die Nacht in unser Heim bringen?“ Da sich Ross’ Haus auf der anderen Seite der Festung befand, war es vom Feuer verschont geblieben.

Ohne den Blick von Laren abzuwenden, willigte Alex ein. „Aye, wenn es dir keine Umstände macht.“

„Überhaupt nicht. Vanora wird sich um die Kleinen kümmern. Das tut sie gern.“ Sein Blick wurde düster, als er auf den Rauch starrte, der aus dem Tal unter ihnen aufstieg. „Und ihr braucht einen Ort, an dem ihr bleiben könnt, bis wir Glen Arrin wieder aufgebaut haben.“

„Ich bringe die Mädchen gleich hin“, sagte Laren leise, „wenn du glaubst, dass es sicher ist, zurückzukehren.“ Ihre Stimme zitterte. Als Alex nickte, brachte sie ihre Töchter fort von der Lichtung. Ross sagte etwas zu ihm, aber Alex hörte kein Wort.

Laren benahm sich seltsam, und er wusste nicht, warum. Dann wanderte sein Blick hinunter zu seinen Händen. Blut befleckte seine Handfläche dort, wo er seine Frau festgehalten hatte.

Es war Larens Blut.

Laren hielt Adairas Hand, während Mairin vor ihnen durch den Wald hüpfte. Sie hielt den Kopf hoch, obwohl ihr die Tränen übers Gesicht liefen. Die andere Hand presste sie fest auf die blutende Wunde an ihrer Seite und versuchte, nicht tief einzuatmen. Als Alex sie festgehalten hatte, hatte er die Hand auf die Wunde gedrückt, und sie war vor Schmerz beinahe ohnmächtig geworden. Die Verletzung tat höllisch weh, aber sie weigerte sich, sich selbst zu bemitleiden.

Sie hatte den Mädchen nichts davon erzählt. Sie waren von dem Überfall noch verängstigt, und das Letzte, was sie brauchen konnte, war, dass ihre Töchter wieder anfingen zu weinen. Im Moment musste sie sich ganz darauf konzentrieren, nicht vor ihren Augen zusammenzubrechen. Sie hatte nicht gewusst, dass eine unbedeutende Wunde so entsetzlich schmerzen konnte. Die Nässe an ihrer Hand verriet ihr, dass die Wunde wieder begonnen hatte zu bluten, und ihr wurde schwindlig.

Du hättest es Alex erzählen müssen, schalt eine innere Stimme sie. Allein der Gedanke an ihren Ehemann verursachte ein schmerzhaftes Bedauern. Als er sie in die Arme geschlossen hatte, war sie versucht gewesen, sich an ihn zu klammern und all ihren Kummer herauszuschluchzen. Aber das letzte, was er jetzt brauchen konnte, war eine vollkommen aufgelöste Frau, die ihn vor allen vollblutete. Er musste vor dem Clan Stärke beweisen, musste der Anführer sein, den die Menschen in dieser schwierigen Lage brauchten. Sie konnte später mit ihm darüber reden, wenn sie allein waren.

Laren holte tief Luft und wischte die Tränen fort. Jetzt musste sie erst die Mädchen zu Ross’ Hütte bringen, damit sie ein Dach über dem Kopf hatten.

„Warum weinst du, Mama?“, wollte Mairin wissen, die zu ihr gekommen war. „Bist du traurig?“

„Ich bin nur müde“, log sie. Sie musste sich jetzt zusammenreißen. Alex würde damit beschäftigt sein, Unterkünfte für den Rest des Clans zu suchen. Vermutlich würde er erst später am Abend zu ihnen kommen.

„Da!“, rief Mairin und riss sich von ihr los. Laren drehte sich um und sah, wie Alex mit großen Schritten auf sie zukam. Ihr sank der Mut, denn er sah wütend aus. Unwillkürlich presste sie die Hand wieder auf die Wunde, um den Blutfluss zu stoppen.

„Warum hast du es mir nicht gesagt?“, wollte er wissen und hob eine Hand. Sie sah ihr eigenes Blut.

„Es ist nichts“, erwiderte sie. „Mir geht es bald wieder gut.“ Sie wandte sich den Mädchen zu. „Mairin, ich möchte kurz mit deinem Vater sprechen. Nimm Adaira mit zum Fuß des Hügels und wartet dort auf uns.“

Ihre Tochter wurde blass, als sie Alex’ finstere Miene sah, und widersprach nicht. Sie ging mit ihrer Schwester zurück ins Tal.

„Was ist geschehen?“, fragte er.

„Es war nur ein Pfeil. Er hat die Haut hier durchbohrt …“, sie deutete auf ihre blutende Seite, „… aber es ist nur eine kleine Wunde. Ich lasse mir von Vanora helfen.“

„Wolltest du sie vor mir verbergen?“ In seiner Stimme hörte sie Angst, gemischt mit Zorn.

„Du warst so beschäftigt, und ich wollte dir keine Mühe bereiten, nicht, wenn es so unbedeutend ist.“

„Du bist von einem Pfeil getroffen worden, Laren. Warum sollte ich mir deswegen keine Mühe machen?“

Sie hatte ihn noch nie so wütend gesehen. Sie wandte sich ab, denn sie wusste nicht, wie sie ihn besänftigen sollte. „Die Mädchen haben heute schon genug verloren, auch ohne sich Sorgen um mich machen zu müssen.“

„Und was ist mit dir?“ Seine Stimme war zu einem heiseren Flüstern geworden. Er umschloss ihr Gesicht, und Laren wich unwillkürlich zurück. Wenn er sie jetzt berührte, würde sie die Kontrolle über ihre Gefühle verlieren. Sie konnte sich gegen seinen Ärger wappnen, aber nicht gegen seine Güte.

„Mir geht es gut“, presste sie heraus. Sie ging langsam los, doch als sie zurückblickte, sah sie an seiner Miene, wie sich Ungläubigkeit unter seinen Ärger mischte. Er folgte ihr, und als sie zu den Mädchen am Fuße des Hügels kamen, beugte er sich hinab, um Mairin zu umarmen. Er drückte sie fest, während er sie betrachtete, dann wandte er sich Adaira zu und schmiegte sie tröstend an sich.

Er liebte seine Töchter. Sie zweifelte nicht daran, dass er sein Leben für sie geben würde. Bei Mairin und Adaira wurde er nachgiebig und zeigte ihnen, dass er ein Vater war, der sich um mehr sorgte als nur um ihr Wohlergehen. Und dafür liebten sie ihn abgöttisch.

„Geht es euch gut?“, fragte er die Mädchen. „Ihr seid nicht verletzt, nein?“ Er musterte sie, und dann sah er Laren beinahe anklagend an.

Sie erwiderte seinen Blick und antwortete: „Es geht ihnen gut.“ Aber obwohl ihr Gemahl seinen Ärger in der Gegenwart der Mädchen unterdrückte, spürte sie, dass es immer noch unter der Oberfläche in ihm brodelte.

Adaira wurde unruhig und streckte die Hände nach ihr aus. Als Laren sie nehmen wollte, hielt Alex seine Tochter fest. „Bleib bei mir, Kleines.“

Sie war dankbar, denn sie glaubte nicht, dass sie Adaira hätte tragen können. Nicht mit der Wunde.

„Habt ihr etwas gegessen?“, fragte Alex und zog zwei Streifen Dörrfleisch aus seinem Beutel. Jedes der Mädchen nahm ein Stück und begann auf dem Rehfleisch herumzukauen. Obwohl er ihr ebenfalls davon anbot, lehnte Laren es ab. Allein beim Gedanken an Essen wurde ihr übel.

Er setzte Mairin ab und nahm sie an die Hand. Gemeinsam begaben sie sich zur rückwärtigen Seite der Festung.

Als Laren Glen Arrin sah, verdüsterte sich ihr Gesicht. Sie erblickte nichts als verbranntes Holz und Schutt. Dunkler Rauch stieg von dem eingestürzten Turm auf. Alles, was sie besaß, außer den Kleidern, die sie am Leibe trug, war in der Festung gewesen. Die Wandteppiche, die sie gewebt hatte, die Kleider der Mädchen. Das Bett, das Alex gebaut hatte, als sie geheiratet hatten. Wieder kamen ihr die Tränen, obwohl sie verzweifelt versuchte, sie zurückzuhalten.

„Was sollen wir nur tun?“, fragte sie ihren Ehemann, wohl wissend, dass sein Schmerz ebenso groß war wie ihrer.

Er unterdrückte seine Gefühle und biss nur die Zähne zusammen, als er die Überreste der Festung betrachtete. „Die Toten begraben. Und von vorne anfangen.“

Alex brachte sie zum Cottage von Ross und überprüfte, ob es sicher war, bevor er die Mädchen die strohgedeckte Hütte betreten ließ. Er blieb draußen und sah Laren an. Sie konnte die Gefühle in seinem Blick nicht deuten. Ohne zu fragen, zog er ihren dunklen Umhang beiseite. Das Blut hatte das wollene Kleid, das sie trug, durchnässt, und er befahl ihr: „Beweg dich nicht. Vanora!“ Er bedeckte die Verletzung wieder mit dem Umhang und eilte zu der älteren Frau, die auf sie zukam. „Laren ist verletzt. Wir brauchen deine Hilfe.“

Vanora beschleunigte ihre Schritte, und als sie bei ihr ankam und den Umhang beiseite zog, errötete Laren, obwohl sie ohnehin die ältere Frau um Hilfe hatte bitten wollen. Alex benahm sich, als wäre die Verletzung lebensgefährlich.

„Oh, meine Liebe, was ist passiert?“, rief Vanora besorgt, als sie die Naht des Kleides ein Stück aufriss, damit sie die Wunde begutachten konnte.

„Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht, Alex“, meinte Laren ruhig, nachdem Vanora im Cottage verschwunden war, um ihre Nadel, Salbe und Leinentücher bereitzulegen.

Alex funkelnde Augen verrieten ihr, dass er ihr kein Wort glaubte. Die Art, wie er ihr nicht von der Seite wich, machte sie nervös. „Du solltest nach den anderen sehen“, schlug sie vor. „Der Clan braucht dich jetzt.“

Er ignorierte sie und fixierte die blutende Stelle. „Ich werde dich nicht allein lassen, wenn du verletzt bist.“

„Bitte, Alex“, flüsterte sie erneut, „du musst dir wirklich keine Sorgen machen.“ Sie konnte ihren Schmerz kaum noch verbergen, und sie wollte vor ihm keine Schwäche zeigen. Schwer schluckend wiederholte sie: „Der Clan braucht dich jetzt.“

„Und du brauchst mich nicht?“

Es lag eine Bitterkeit in diesen Worten, die sie nicht verstand. Als sie einen Schritt auf ihn zu machte, erstarrte er. „Wenn du willst, dass ich gehe, einverstanden.“

Der tiefe Abgrund zwischen ihnen schien noch größer zu werden. Vanora wartete an der Tür, aber Laren wollte noch nicht hineingehen. Sie wollte seinen Unmut besänftigen, wollte ihm zu verstehen geben, dass sie nicht versuchte, ihn von sich fortzustoßen.

Obwohl er sich schon abgewandt hatte und weitergegangen war, bemühte sie sich, ihn einzuholen. „Es tut mir leid, was mit Glen Arrin geschehen ist.“ Die Worte reichten nicht aus, und sie drückten nicht annähernd das aus, was sie fühlte.

Er fuhr herum und kam auf sie zu. „Im Moment ist Glen Arrin mir gleichgültig. Du wurdest von einem Pfeil getroffen und hast versucht, es vor mir zu verheimlichen.“

Laren trat einen Schritt zurück. Sie war sich nicht sicher, wie sie reagieren sollte. Alex umfasste ihre Schultern, bevor sie weiter zurückweichen konnte, und zog sie zu sich, um ihr ins Gesicht zu blicken. Sie konnte seinen Ärger nicht ertragen, nicht, wenn sie solche entsetzlichen Schmerzen hatte. Aber als sie es endlich wagte, ihm in die Augen zu schauen, sah sie nur reine Angst.

„Du hättest heute sterben können“, sagte er. „Und du glaubst, ich mache mir Sorgen über einen Haufen verbranntes Holz und Asche?“ Er fuhr sich mit der Hand durch das Haar und versuchte, seine Wut zu unterdrücken.

Sie konnte sich weder bewegen noch etwas sagen. Trotz seines Ärgers sorgte er sich um sie. Die Erkenntnis schien ihr die Luft zum Atmen zu rauben, denn das hatte sie nicht gewusst. In den letzten paar Jahren hatte ihre Ehe sich verschlechtert, und sie sah ihn tagsüber kaum noch, geschweige denn nachts. Zusammen zu sein war nicht länger eine Notwendigkeit, sondern nur noch Gewohnheit.

„Es geht mir gut“, flüsterte sie.

„Wirklich?“ Sein Blick war hart und ungläubig.

Ihre Wangen waren nass, und sie wusste nicht, was sie sagen oder tun sollte. In diesem Moment bemerkte sie einen roten Fleck auf dem Ärmel ihres Mannes. Also war auch er verletzt. Seinem angespannten Gesichtsausdruck nach zu urteilen, bereitete ihm die Wunde Schmerzen, aber dennoch hatte er sie nicht erwähnt. Wir sind beide nicht willens zuzugeben, dass wir verletzt sind, dachte sie ironisch.

„Was ist mit dir?“, äußerte sie vorsichtig. „Willst du, dass ich mir deinen Arm ansehe?“

„Nein. Kümmere dich um die Mädchen und ihre Bedürfnisse.“

Nicht um meine. Sie hörte seine unausgesprochenen Worte, und sie schnitten ihr ins Herz. Früher hätte sie ihn verbinden dürfen, und obwohl sie nicht die erfahrenste Heilerin war, hätte er sich ihrer liebevollen Fürsorge gebeugt. Aber jetzt nicht mehr, wie es schien.

Laren ging dichter zu ihm. Sie wollte ihm sagen, dass sie ihm bei dieser Katastrophe beistehen würde. Sie wollte die Hand nach ihm ausstrecken, ihn wissen lassen, dass sie ihn immer noch liebte.

Er erwiderte ihren Blick, und in seinen Augen sah sie, wie sehr der Verlust von Glen Arrin ihn traf. Sie wusste, dass er jetzt gehen und erst spät in der Nacht nach Hause kommen würde, nachdem sie bereits eingeschlafen war. Obwohl sie ihn umarmen und ihren Kopf an seine Brust legen wollte, musste sie sich zurückhalten, damit er sich seinen anderen, wichtigeren Pflichten als Anführer widmen konnte.

Sie hatte Tränen in den Augen, aber er senkte den Kopf und wandte sich von ihr ab. Ihre selbstsüchtige Seite wünschte sich, er hätte sich entschlossen zu bleiben.

Alex ging durch die Trümmer der Festung. Rauchgestank erfüllte die Luft, und es fiel ihm schwer zu atmen. Er konnte sich kaum auf die Brandschäden konzentrieren, denn immer wieder wanderten seine Gedanken zu Laren.

Verwirrung und Ärger hatten ihn gepackt, ebenso wie Hilflosigkeit und Angst. Der Pfeil hätte ein lebenswichtiges Organ durchbohren und sie töten können. Der Gedanke erschütterte ihn sehr, denn obwohl sie sich auseinandergelebt hatten, wollte er seine Gemahlin nicht verlieren.

Es fühlte sich an, als hätte man ihm mit der Faust in den Magen geschlagen. Sie hatte nicht gewollt, dass er blieb und ihr half. Aber warum?

„Geht es dir gut?“, ertönte die Stimme seines Bruders Dougal. „Ich dachte, du könntest Hilfe brauchen.“ Dougal war erst vierzehn und hatte noch nie eine Schlacht wie diese miterlebt – nur Überfälle von Viehdieben und Scharmützel mit anderen Clans. In den Augen seines Bruders zeigte sich eine neue Reife, zusammen mit einer Traurigkeit, die der seinen glich.

Dankbar für die Ablenkung nickte Alex. „Wir sollten die Toten begraben.“

Gleich darauf schloss sich ihnen Callum an, ihr anderer Bruder, der erst vor Kurzem aus der Gefangenschaft der Engländer gerettet worden war. Seit seiner Befreiung hatte Callum kein Wort gesagt.

Alex beugte sich hinab und hob einen der Toten auf. Seine Brüder halfen ihm, und sie begannen mit der entsetzlichen Aufgabe, die Gefallenen zusammenzutragen. Die kummervollen Mienen ihrer Freunde und Verwandten verfolgten ihn bei dieser Tätigkeit. Er wünschte, er hätte mehr tun können, um seinen Clan zu beschützen. Aber er zeigte seinen Brüdern seinen Schmerz nicht und setzte eine gleichgültige Miene auf.

Er fand eine Fackel und eine Schaufel und wählte eine Stelle, an der der Boden weich war. Dort befestigte er die Fackel in einem Haufen Steine. Dann zog er den notdürftigen Verband an seinem Arm zurecht, damit die Wunde nicht anfangen würde zu bluten, während er arbeitete. Obwohl es dunkel geworden war, begannen sie zu dritt, ein Grab auszuheben. Die anstrengende Arbeit war genau das, was er jetzt brauchte, um sich von dem überwältigenden Gefühl des Verlustes abzulenken.

Er war der Anführer der MacKinlochs. Sie bauten darauf, dass er Entscheidungen traf, dass er wusste, was als Nächstes getan werden musste.

Du warst nicht dazu bestimmt, ein Anführer zu werden, verhöhnte ihn eine innere Stimme. Sein Vater Tavin hatte Bram zu seinem Nachfolger bestimmt. Alex, der Zweitgeborene, hatte am Rande zugehört, wenn sein Bruder instruiert wurde, und alles Wissen in sich aufgesaugt, aber er hätte sich nie träumen lassen, dass er es eines Tages nutzen müsste.

In den ersten Jahren hatte er tausend Fehler gemacht. Doch er hatte aus ihnen gelernt, und kein einziges Mal hatte er sich anmerken lassen, wie niedergeschmettert er war. Nicht von seinen Verwandten und nicht von Laren. Es war einfacher, so zu tun, als wäre alles in Ordnung, denn sie brauchten einen starken Anführer. Die Männer hatten begonnen, ihm zu vertrauen, wohl wissend, dass sie mit ihren Problemen zu ihm kommen konnten, weil er ihnen die Antworten geben konnte, die sie brauchten.

Er schwor sich, einen Weg zu finden, das, was zerstört worden war, wieder aufzubauen. Irgendwie.

Die nächste Stunde arbeitete er mit Callum und Dougal an seiner Seite. Seine Brüder bei sich zu haben, beruhigte ihn etwas. Auch wenn ihr Leben auseinanderfiel und ihre Festung in Schutt und Asche lag, zumindest waren sie zusammen.

Sobald die Grube ausgehoben war, beerdigten sie die Männer und sprachen ein Gebet für ihre Seelen. „Habt ihr einen Platz, an dem ihr heute Nacht schlafen könnt?“, fragte Alex seine Brüder.

Callum nickte und deutete auf eine der anderen Hütten, die vom Feuer verschont geblieben waren. Dougal schloss sich seinem Bruder an und fügte hinzu: „Bram hat es uns auch angeboten, aber er und Nairna …“

Er brach ab, und seine Ohren wurden leuchtend rot. Alex vermutete, dass die beiden nicht mit einem Ehepaar zusammenwohnen wollten, das versuchte, eine Familie zu gründen.

„Walter hat keine Frau, und er hat uns vorgeschlagen, in seinem Heim zu bleiben“, beendete Dougal seinen Gedanken.

Da alle eine Unterkunft hatten, nahm Alex die Fackel. „Versucht, etwas zu schlafen. Wir werden morgen in aller Frühe weitermachen.“

Sie gingen in Richtung der nicht zerstörten Cottages, und Alex sah zum klaren Himmel hinauf. Der Stand der Sterne verriet ihm, dass es um Mitternacht sein mochte, also waren es noch ein paar Stunden bis zum Sonnenaufgang. Der schwache Geruch von Torf mischte sich in die Nachtluft, ein vertrauter Duft, der ihn auf dem Weg zu Ross’ Hütte willkommen hieß. Als er die Tür öffnete, sah er seinen Freund und Vanora am anderen Ende des Raums schlafen. Laren ruhte auf einem Strohlager, die beiden Mädchen in ihren Armen. Ihre Wunde war mit einem Verband bedeckt.

Alex streckte sich hinter ihr auf der Seite liegend aus und betrachtete seine schlafende Frau. Ihr rotes Haar fiel über ihre Schulter, und sie schlief in dem Kleid, das sie den ganzen Tag über getragen hatte. Sie hatte ihren Umhang abgelegt und ihn als Decke über die Mädchen gebreitet. Sogar im Schlaf bewachte und beschützte sie ihre Töchter. Sie war ihnen immer eine gute Mutter gewesen.

Er nahm eine Haarsträhne und schlang die seidige Locke um seine Hand. Laren regte sich im Schlaf und bewegte sich unruhig.

„Ich bin es nur“, flüsterte er. Er ließ ihr Haar los und ballte die Hand zur Faust.

Endlich rollte sie sich auf den Rücken. Im fahlen Mondlicht konnte er das Glitzern der Tränen auf ihren Wangen erkennen. Ihrer angespannten Haltung nach zu urteilen, versuchte sie, ihre Schmerzen tapfer zu ertragen.

„Wie fühlst du dich?“

„Mir geht es gut.“ Sie sprach leise, um die Kinder nicht zu wecken. Aber als sie sich abrupt wieder auf die linke Seite drehte und sich von ihm abwandte, kam es ihm in den Sinn, dass ihre höfliche, ruhige Ehe auf wackeligen Füßen stand. Wenn Laren ihm nicht einmal von einer Wunde erzählen konnte, was hielt sie dann sonst noch vor ihm geheim?

Laren verschwand jeden Tag für lange Stunden, ohne ihm je zu sagen, wohin sie ging oder was sie tat. Und er hatte sie nie danach gefragt. Er war so beschäftigt damit, sich Sorgen um die Festung und ihre Bewohner zu machen, dass er seine Frau vergessen hatte. Bis jetzt hatte er geglaubt, dass er ihr nur die Freiheit gewährte, zu kommen und zu gehen, wann sie wollte, weil er nicht nachfragen wollte.

Vielleicht hatte er tief in seinem Inneren nicht wissen wollen, wohin sie ging, aus Angst, dass sie nicht mit ihm zusammen sein wollte.

Er starrte zur Decke von Ross’ Hütte und wusste, dass er heute Nacht keinen Schlaf finden würde. Lange hatte er sich einer Selbsttäuschung hingegeben. Erst Larens heutiges Verhalten hatte ihm endgültig klar gemacht, dass sie keine richtige Ehe mehr führten und sie sich entfremdet hatten.

In der Dunkelheit drehte er sich um, um seine Frau dabei zu beobachten, wie sie versuchte zu schlafen. Er konnte sich ein Leben ohne sie nicht vorstellen. Aber er wusste nicht, was er tun sollte, um sie zurückzugewinnen.

2. KAPITEL

Früh am nächsten Morgen öffnete Laren die Augen und sah, wie Alex sie betrachtete. Seine Lider waren gerötet, als hätte er die ganze Nacht nicht geschlafen.

„Wie geht es dir heute Morgen?“, erkundigte er sich.

„Erschöpft“, gestand sie und setzte sich vorsichtig auf, um die Nähte nicht aufzureißen. Der Schmerz war noch schlimmer als gestern.

„Ich will deine Wunde sehen.“ Obwohl er dies leise sagte, um ihre Töchter nicht zu wecken, bemerkte sie die Schärfe in seiner Stimme.

Laren zog die Naht ihres Kleids, die sie letzte Nacht aufgerissen hatten, auseinander und entfernte das Stück Leinen, das die Verletzung bedeckt hatte. Alex sah die Wunde an, streckte die Hand aus, aber hielt, ängstlich, sie zu berühren, inne.

„Du bleibst heute mit den Mädchen drinnen. Ich will nicht, dass du irgendwo in der Nähe der Trümmer bist.“

„Es ist keine lebensbedrohliche Verletzung, Alex“, erinnerte sie ihn und fühlte sich wie ein launisches Kind, das mit seinen Eltern stritt. Sie bedeckte die Wunde wieder und fügte hinzu: „Es gibt viel zu tun, und die Mädchen und ich werden helfen, wo wir nur können.“

Vanora kam mit Ross hinzu, und Alex wandte sich an sie. „Sorg dafür, dass Laren sich ausruht und die Nähte nicht aufreißen.“

Er redete über sie, als säße sie nicht vor ihm. Ärger und Verbitterung stiegen in ihr auf, aber Laren schwieg. Die Wunde war nicht allzu tief, und die Stiche hielten sie zusammen. Doch es hatte keinen Sinn, mit ihm zu streiten, wenn er nicht in der Stimmung war, ihr zuzuhören.

Bald verließ Alex die Hütte. Er hatte sich nicht einmal damit aufgehalten, das Morgenmahl zu sich zu nehmen. Es war offensichtlich, dass er nur an die Arbeit, die getan werden musste, dachte. Ross schloss sich ihm an, und die beiden machten sich auf den Weg.

Vanora kam zu ihr, nachdem die Männer gegangen waren. „Ich habe dir einen Kräuterumschlag gemacht“, meinte sie. „Wir legen ihn unter den Verband auf deine Wunde, und in ein paar Tagen wird sie verheilt sein.“

„Ich werde nicht untätig hierbleiben, wenn es so viel zu tun gibt.“ Die Mitglieder ihres Clans würden den ganzen Tag damit verbringen, so viele Schäden wie möglich zu beseitigen. Sie wollte nicht, dass man ihr ihre Abwesenheit übel nahm.

„Du hast recht“, antwortete Vanora. „Es hat keinen Sinn, im Haus herumzusitzen, bei all dem, was es zu tun gibt.“ Sie löste den Verband und legte die Kräuterpackung auf die verletzte Stelle.

„Mama, tut es weh?“, fragte Mairin, die besorgt dreinblickte, als sie den Verband sah.

„Nicht wirklich“, entgegnete Laren und drückte ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn. „Vanora hat ein paar Haferkekse für euch, falls ihr Hunger habt.“ Abgelenkt von der Aussicht auf Essen, ging Mairin zum Küchentisch.

„Sie erinnert mich an meine Tochter Nessa, als sie noch jünger war“, seufzte Vanora. „Ich vermisse sie, jetzt, wo sie zurück nach Locharr gegangen ist.“ Mit einem Blick auf Laren fügte sie hinzu: „Aber ich bin froh, dass sie nicht hier war, als wir angegriffen wurden.“ Sie warf Mairin ein liebevolles Lächeln zu.

Adaira tapste auf Laren zu und spitzte die Lippen. „Kuss, Mama.“

Laren beugte sich zu ihr und drückte ihren Mund auf den des Kindes. Sie verspürte ein wohliges Gefühl bei dieser unschuldigen Zuneigungsbekundung. „Geh zu deiner Schwester, Kleines. Sie gibt dir einen Haferkeks.“

„Du darfst Alex nicht so mit dir reden lassen“, meinte Vanora mit gesenkter Stimme. „Anführer oder nicht, du solltest dich durchsetzen.“

Laren vermutete, dass es einem Außenstehenden so vorkommen konnte. „Es wäre sinnlos“, gestand sie. „Wenn er etwas beschlossen hat, lässt er keine Argumente mehr gelten.“

„Mitunter hat ein Streit sein Gutes“, entgegnete Vanora und warf ihr einen schelmischen Blick zu. „Manchmal führen heftige Worte dazu, sich wieder zu vertragen.“

Laren errötete, denn sie wusste genau, was Vanora andeuten wollte. Aber sie stritt sich nicht gern, und es war fraglich, ob es irgendwohin führen würde. Alex hatte sie seit Langem nicht mehr berührt. In den letzten Monaten war er spät ins Bett gekommen. Er schlief beinahe sofort ein und stand im Morgengrauen auf. Die Tage, an denen er sie morgens umarmt und sich einen Kuss gestohlen oder sie geliebt hatte, waren lange vorbei.

Sie machte ihm deswegen keine Vorwürfe. Es war Teil seiner Aufgabe als Clanführer, und sie verstand, welche Verpflichtungen er eingegangen war. Aber manchmal … war sie einsam.

Wenn Alex auch nur das geringste Interesse gezeigt hätte, mit ihr zusammen zu sein, mit ihr zu reden, wie er es früher getan hatte, hätte sie ihm von dem Geheimnis erzählt, das sie seit drei Jahren für sich behielt – das, das sie davon abgehalten hatte an ihrem Kummer zugrunde zu gehen, nachdem ihr Baby gestorben war.

Als ihr Mann ihr keinen Trost spenden konnte, war sie zu Vater Nolan, dem Priester, gegangen. Der alte Mann, der in seiner Jugend die Kunst der Glasherstellung erlernt hatte, hatte sie dieses Handwerk gelehrt, damit sie ihre Zeit ausfüllen konnte. Im Erschaffen des Glases mit Feuer und ihrem Atem hatte sie Erlösung und Schönheit gefunden. Es gab nichts, das so wunderbar war, wie Sand und Mineralien zu vermischen und zu erhitzen, um bunte Glasscheiben zu formen. Dieses Kunsthandwerk hatte ihr Hoffnung gegeben und ihr geholfen, jene grauenhaften Monate zu überstehen, als sie kaum geschlafen oder gegessen hatte, weil ihr Verlust ihr das Herz zerriss.

Inzwischen konnte sie das Glasmachen ebenso wenig aufgeben wie das Atmen. Aber sie hatte es so lange im Verborgenen getan, dass sie Angst hatte, es jemandem zu erzählen. Nur ihr Gehilfe Ramsay, Nairna und Lady Marguerite waren eingeweiht. Sie hatte es Alex nicht gesagt, denn sie fürchtete, er würde den Wert des Glasmachens nicht erkennen.

Du musst deine Angst überwinden und versuchen, deine Stücke zu verkaufen, ermunterte sie sich. Wenn sie einen Käufer finden könnte, würden die Silbermünzen ihnen erlauben, das Essen und die Vorräte, die sie während der Schlacht verloren hatten, wieder aufzustocken. So konnte sie dazu beitragen, ihren Leuten zu helfen.

Aber das letzte Mal, als sie es versucht hatte, war es ein Fehlschlag gewesen. Sie und Nairna hatten das Glas Dougal gegeben, ohne ihm zu erzählen, woher es kam, und er war von einem Kaufmann übers Ohr gehauen worden. Wochen harter Arbeit waren umsonst gewesen, und sie war deswegen immer noch enttäuscht.

Vanora machte einen Haferbrei, während Laren ihre Hände am Feuer wärmte. Das Buchenholz brannte nieder, also legte sie neue Scheite darauf.

Dann setzte sie sich an den Tisch, und obwohl sie nicht besonders hungrig war, zwang sie sich, mit den Mädchen zu essen.

Als sie in die Flammen sah, dachte sie an die immense Hitze, die benötigt wurde, um Glas herzustellen. Ihre Gedanken schweiften ab, und sie stellte sich vor, den Tag mit dem Mischen von Sand und Mineralien zu verbringen. Sie brauchte mehr Asche und … Asche. Jetzt gab es genug davon, oder? Wenn sie sie aufsammelte, hätte sie genug Material, um größere Mengen an Glas herzustellen. Das wird Alex nicht gefallen, warnte sie eine Stimme in ihrem Kopf. Er hat dir verboten, beim Aufräumen mitzuhelfen. Sie ignorierte den Gedanken. Wahrscheinlich würde er überhaupt nicht bemerken, dass sie dort war. Es würde den Mädchen Spaß machen, ihr dabei zu helfen, die Eimer mit Asche zu füllen, besonders, wenn sie sie aufforderte, so viel wie möglich in die Höhle zu bringen.

„Habt ihr aufgegessen?“, fragte sie. Mairin nickte und nahm Adairas Hand. „Gut.“

Laren sorgte dafür, dass die Mädchen warm genug angezogen waren. „Wir werden eurem Vater helfen. Ich möchte, dass ihr Holzeimer mitnehmt und uns helft aufzuräumen.“

„Und was wirst du deinem Mann sagen, wenn er herausfindet, dass du ihm nicht gehorcht hast?“, erkundigte sich Vanora.

Sie zuckte mit den Schultern und lächelte die alte Frau an. „Was hast du darüber gesagt, dass ein Streit ab und zu gut sein kann?“

Vanora strahlte und begleitete sie nach draußen. Laren ergriff einen hölzernen Eimer und fragte: „Darf ich den nehmen? Ich bringe ihn dir später zurück?“

Vanora nickte. „Ich komme mit dir.“

Gemeinsam gingen sie zu den verbrannten Überresten der Festung. Plötzlich sah Laren, wie Jungen miteinander kämpften. Sie bedeutete Vanora, die Mädchen zurückzuhalten, während sie sich näherte, um der Ursache des Streits auf den Grund zu gehen.

„Du Dieb! Hast du gedacht, dass du damit davonkommst?“ Der Bursche schlug auf eine zusammengekauerte Gestalt ein, die blutend im Dreck lag. Ein anderer Junge trat auf das Opfer ein.

„Lasst ihn in Ruhe!“ Laren packte den Burschen hinten an seiner Tunika und versuchte ihn von dem Jungen fortzuziehen.

Als sie das Gesicht des Opfers erkannte, unterdrückte sie einen bestürzten Aufschrei. Es war Ramsay, ihr Gehilfe. Der flachsblonde Junge war elf Jahre alt, und seine Nase blutete. Aber er hatte auch ältere blaue Flecken, vermutlich von den Fäusten seines Vaters. In seiner schmutzigen Hand hielt er ein Stück Brot.

„Was ist geschehen?“, fragte sie. „Warum kämpft ihr um ein Stück Brot?“

„Unser Getreidevorrat ist verbrannt“, antwortete der ältere Junge. „Wir haben ihn dabei erwischt, wie er unseren Da bestohlen hat.“

„Glaubst du, euer Clanführer wird eine Familie hungern lassen? Würde er euch Nahrung verweigern?“

„Ramsay hätte woanders hingehen sollen.“

Laren schüttelte den Kopf und warf dem Jungen einen empörten Blick zu. „Macht, dass ihr nach Hause kommt. Lasst ihn in Ruhe.“

Als sie fort waren, kniete sie sich neben ihren Gehilfen und wischte mit ihrer Hand das Blut fort. „Kannst du dich aufsetzen?“

Ramsay verzog vor Schmerz den Mund, aber er schaffte es, zu nicken. Noch immer umklammerte er das Stück Brot.

„Hast du es gestohlen?“, fragte Laren leise. Er wurde rot vor Scham, und sein Schweigen war Antwort genug.

„Du hättest zu mir kommen können“, sagte sie sanft.

Er ließ den Kopf hängen, und sie wusste, dass er sie aus Stolz nicht um Essen gebeten hatte. „Geh zur Höhle und heize die Öfen an“, befahl sie. „Ich bringe dir etwas zu essen mit, wenn ich komme.“

Ihre Aufforderung schien seine düstere Stimmung zu durchbrechen, denn sein Blick hellte sich auf. Seit einem Jahr war Ramsay ihr Gehilfe. So konnte er zeitweise den Fäusten seines Vaters entfliehen, und sie brauchte ihn, um das Feuer in den Öfen in Gang zu halten.

„Soll ich mit der Schmelze beginnen, wenn die Öfen heiß genug sind?“, fragte er mit leiser Stimme.

„Noch nicht. Ich werde später zu dir kommen und die Zutaten zum Schmelzen aussuchen, die ich brauche.“ Mit etwas Glück würde sie dann genügend Asche haben.

Sie half Ramsay beim Aufstehen und bemerkte, dass er bald wärmere Kleidung brauchen würde. Die letzten Kleidungsstücke, die sie ihm gegeben hatte, waren verschwunden. Vermutlich hatte sein Vater sie ihm weggenommen und sie eingetauscht.

Als er in Richtung der Höhle, die sich auf der anderen Seite des Sees befand, an dem Glen Arrin lag, schlurfte, erinnerte er sie an sie selbst, als sie ein junges Mädchen gewesen war. Sie wusste, was es bedeutete, zu frieren und zu hungern und zu stolz zu sein, um Almosen von anderen anzunehmen.

Nie wieder, schwor sie sich. Sie würde nicht zulassen, dass ein Mensch, den sie liebte, ohne Essen oder Kleidung auskommen musste. Weder ihre eigenen Kinder noch Jungen wie Ramsay, die sonst niemanden hatten, der sich um sie kümmerte.

Ihr Gehilfe hatte bewiesen, dass er Talent für die Glasherstellung hatte. Er saugte das Wissen so schnell in sich auf, wie sie es ihm vermitteln konnte.

Als sie zu der Stelle zurückkehrte, wo sie Vanora und die Mädchen zurückgelassen hatte, sah sie, dass die alte Frau sie zu den anderen Leuten gebracht hatte. Einige junge Männer hatten Äxte und machten sich auf zum Wald, um Holz zu fällen. Andere waren damit beschäftigt, das verbrannte Holz auf Karren fortzuziehen.

Laren blieb am Rande des Geschehens, wo sie beobachtete, wie Brams Frau Nairna die Leute in Gruppen einteilte. Sie war selbstsicher wie ein Befehlshaber und gab Anweisungen mit einem natürlichen Sinn für Führung. Sie ängstigte sich nicht vor Menschenansammlungen oder davor, Leuten zu sagen, welche Aufgaben sie zu erledigen hatten.

„Du solltest dort oben stehen“, sagte Vanora, als Laren sie erreichte. „Nicht Nairna. Du bist die Frau des Clanführers.“

Laren errötete angesichts dieser Ermahnung. Aber was sollte sie tun? Vor einer Menschenmenge zu stehen, flößte ihr Angst ein. Sie hatte das Gefühl, dass jeder ihrer Fehler in den Augen der anderen noch deutlicher zu sehen war.

„Sie respektieren dich nicht“, fuhr Vanora fort. „Du versteckst dich vor ihnen, ohne es auch nur zu versuchen.“ Sie nahm Laren bei der Hand und geleitete sie ein Stück nach vorne. „Ich will deine Gefühle nicht verletzen, a charaid, aber wenn du helfen willst, musst du aufhören, so ängstlich zu sein, und die Stellung bekleiden, die dir zusteht.“

Laren wusste, dass Vanora recht hatte, aber sie konnte ihre Ängste ebenso wenig abstellen wie das heftige Schlagen ihres Herzens. Sie wünschte, sie könnte wie Nairna sein, anstatt keinen Ton herauszubringen und nicht zu wissen, was sie sagen sollte.

Als die Menge sich zerstreute, beobachtete sie ihren Ehemann und seine Brüder. Sie sah den Verband am Unterarm ihres Gemahls, aber er kümmerte sich nicht um seine Verletzung und packte tatkräftig mit an.

Seine Muskeln spannten sich an, während er arbeitete, und Laren erinnerte sich daran, wie es war, seine nackte Haut zu berühren, die harten Muskeln darunter zu fühlen. Sie kannte seinen Körper gut, seine breiten Schultern, den kräftigen Oberkörper, den flachen Bauch …

Ihre Stimmung verdüsterte sich, denn es war so lange her, dass sie einander vertraulich berührt hatten. Letzte Nacht, als er von ihrer Verletzung erfuhr, hatte er mit Wut reagiert, anstatt ihr zu sagen, dass er froh war, dass es ihr gut ging. Seine Wut war beinahe greifbar gewesen, und obwohl sie wusste, dass er wütend darüber war, dass sie verletzt worden war, hatte es sich beinahe so angefühlt, als gäbe er ihr die Schuld an der Verwundung. Dann, heute Morgen, hatte er verlangt, dass sie in der Hütte blieb, als wäre sie unfähig, irgendetwas zu tun, um zu helfen.

Aber ich kann etwas tun, dachte sie. Gleich heute würde sie anfangen, mehr Glas zu machen, und schließlich versuchen, es zu verkaufen. Irgendwie.

„Mama, wollen wir Da nicht helfen?“, fragte Mairin.

„Aye, später. Bleib erstmal hier.“ Sie konnte nicht einfach zu den Überresten der Festung gehen und anfangen, Asche zu schaufeln. Alex würde sie sehen und wütend werden. Sie brauchte Nairnas Unterstützung.

Sie bat Vanora: „Kannst du einen Moment auf die Mädchen aufpassen?“ Die ältere Frau willigte ein, und Laren begab sich zu Nairna, wobei sie Alex aus dem Weg ging. Brams Gemahlin würde wissen, wie sie die Asche bekommen konnte, ohne dass jemand misstrauisch werden würde.

„Ich brauche deine Hilfe“, gestand Laren, als sie die Schwägerin erreichte. „Ich benötige die Asche.“ Sie erwiderte den Blick ihrer Schwägerin mit einer unausgesprochenen Erinnerung an das Glas. „Ich brauche sie für … meine Arbeit. Meine Mädchen können helfen, sie aufzusammeln.“

Nairnas sah sie mit ihren klugen grünen Augen an. „Du wirst mehr Hilfe brauchen. Ich schicke Dougal, und er wird ein paar Männer dazuholen, um sie auf einen Karren zu schaufeln. Sie müssen ohnehin hier aufräumen, um die neue Festung aufbauen zu können. Überlass es mir.“

Laren dankte ihr und ging zurück zu ihren Töchtern. Sie hatte beinahe das Tor erreicht, als eine Hand sie am Arm packte.

„Was machst du hier?“, wollte Alex wissen. Er konnte nicht glauben, dass Laren nicht in der Hütte war, um sich zu schonen. Sie war blass, und er zog sie hinüber zu einem großen Stein, auf den er sie sich setzen ließ. „Du musst dich ausruhen.“

Obwohl er sich in die körperliche Arbeit des Wiederaufbaus gestürzt hatte, hatte er vor seinem inneren Auge immer wieder die blutige Pfeilwunde gesehen. Sogar jetzt zeichnete sich der Schmerz auf ihrem Gesicht ab, und er fühlte sich schuldig, weil er nicht in der Lage gewesen war, sie zu beschützen.

„Ich wollte helfen“, sagte sie und stand auf.

Autor

Michelle Willingham
Michelle schrieb ihren ersten historischen Liebesroman im Alter von zwölf Jahren und war stolz, acht Seiten füllen zu können. Und je mehr sie schrieb, desto mehr wuchs ihre Überzeugung, dass eines Tages ihr Traum von einer Autorenkarriere in Erfüllung gehen würde. Sie besuchte die Universität von Notre Dame im Bundesstaat...
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