Dir verzeih ich alles - 11. Kapitel

11. KAPITEL

Cage setzte Belle am späten Nachmittag vor ihrem Haus ab, verabschiedete sich auf offener Straße mit einem leidenschaftlichen Kuss und fuhr weiter.

     Wenig später klopfte es an der Haustür, und schon stürmte Gloria Clay herein und wollte wissen: "Funktioniert dein Handy nicht mehr? Wo hast du das ganze Wochenende gesteckt? Und was ist mit deiner Schwester? Sie ist ja noch schwieriger zu erreichen als du."

     Belle unterdrückte ein entnervtes Seufzen und sank auf die Couch im Wohnzimmer. "Ich war in Cheyenne."

     "Und?"

     "Nichts. Na ja, ich habe Cage Buchanans Mutter kennengelernt."

     "Oje! Geht es ihr gut?"

     "Relativ. Zumindest sieht sie überraschend gut aus."

     "Fein. Aber was ist eigentlich mit dir los, Annabelle?"

     "Hat Brenda Wyatt dir das nicht bereits brühwarm erzählt?"

     "Als ob mich der Unsinn interessiert, den diese Frau von sich gibt! Aber Sawyer sagte, dass dein Jeep in der Werkstatt ist." Gloria drückte Belle einen Schlüssel in die Hand. "Du kannst das Auto haben, bis deins wieder läuft."

     "Aber …"

     "Widersprich nicht. Squire besteht darauf, und du weißt ja, wie starrsinnig er sein kann. Außerdem brauchen wir uns nun nicht zu sorgen, dass du mit deinem alten Ding auf den schlechten Straßen zur Lazy B liegen bleibst. Auch wenn es deinem Vater gehört hat, hätte nicht mal er erwartet, dass du es ewig fährst."

     "Ich mag den Jeep."

     Gloria nickte knapp. "Also, bedeutet dir dieser Mann etwas, oder dient er dir nur als Ablenkungsmanöver von diesem Schuft Scott?"

     "Meine Gefühle für Cage haben nicht das Geringste mit Scott zu tun. Ich verstehe gar nicht, wieso ich mal geglaubt habe, ihn zu lieben."

     "Weil du jetzt weißt, was wahre Liebe ist?"

     Belle stand auf und ging nervös auf und ab. "Was ist damals eigentlich wirklich passiert? Wer war schuld an dem Unfall?"

     "Unfälle passieren, auch ohne dass jemand die Schuld daran trägt, Darling. Die Straßen waren total vereist. Dein Vater hat sich trotzdem verantwortlich gefühlt, und deshalb …"

     "Deshalb was?", hakte Belle nun nach, als Gloria verstummte.

     "Nichts weiter. Das gehört doch alles längst der Vergangenheit an."

     "Ich habe Cage erklärt, warum wir an dem Abend überhaupt unterwegs waren."

     "Ich verstehe."

     Belle ließ sich wieder auf die Couch sinken. "Ich habe mich in ihn verliebt, Mom. Ich habe Lucy ins Herz geschlossen und das Ranchhaus mit all den antiquierten Möbeln."

     "Und wie steht er dazu?", fragte Gloria mitfühlend.

     "Er scheint mich zumindest nicht zu hassen." Und das grenzte an ein Wunder, an das sie immer noch nicht wirklich glauben konnte.

     Gloria hob die Brauen. "Ist das alles?"

     "Vielleicht nicht. Ich weiß es nicht." Belle schüttelte niedergeschlagen den Kopf.

     "Ich glaube, du weißt es sehr wohl. Aber du musst mir keine Details verraten." Gloria blickte zur Uhr. "Squire möchte heute Rippchen bei Colby's essen. Die ganze Familie trifft sich dort. Und du kommst auch mit, keine Widerrede. Du kannst gleich mit uns hinfahren."

     Da Belle ohnehin nichts Besseres vorhatte, gab sie sich geschlagen. "Wo steckt Squire eigentlich?"

     Wie auf ein Stichwort kam er zur Hintertür herein. "Hier bin ich, Mädchen. Ich habe mal deine Regenrinnen inspiziert. Eine ist lose. Wenn dein Kerl es diese Woche nicht richtet, dann schicke ich dir einen von meinen Jungs."

     Belle umarmte ihn zur Begrüßung und überlegte, dass die Gerüchteküche offensichtlich schon auf Hochtouren lief, wenn Squire Cage bereits als "ihren Kerl" bezeichnete.

Als Belle nach einem gemütlichen Abend wieder nach Hause kam, sah sie Cage auf der obersten Verandastufe sitzen. Ihr Herz machte einen freudigen Satz.

     Er winkte ihr zu und ging ihr entgegen. "Lucy ist bei Emmy – die ganze Nacht", verkündete er und legte ihr sanft die Hände auf die Schultern.

     "Oh."

     "Wo warst du?", erkundigte er sich interessiert.

     "Bei Colby's. Mit der ganzen Familie", erklärte sie, und dann sprudelte sie hervor: "Ich hatte vor, heute Abend auf die Ranch zurückzukehren."

     Er deutete mit dem Kopf zu dem schnittigen Kabrio, das vor dem Haus parkte. "Wem gehört der?"

     "Mom und Squire."

     "Gut zu hören. Ich hatte schon die schlimmsten Befürchtungen", gab er leise zu. "Genau wie mit dem Herrenhemd."

     "Es gibt keinen Mann für mich außer dir", bekannte sie spontan, ohne zu ahnen, welche Tragweite dieses Geständnis haben mochte. Rasch fuhr sie fort: "Du warst heute ziemlich viel unterwegs. Bestimmt bist du müde."

     "Gehen wir rein?"

     Sie nickte und ging zögernd voraus auf die Veranda. Mit bebenden Fingern schloss sie auf, und Cage schob sie ungeduldig ins Haus.

     "Anscheinend bist du doch nicht so müde", seufzte Belle, als er sie stürmisch an sich zog.

     "Sieht ganz so aus." Geschickt öffnete er die kleinen schwarzen Knöpfe ihrer Bluse, schob die Hände darunter und spürte ihre warme, samtweiche Haut.

     "Gut", flüsterte sie atemlos und zerrte ihm das Hemd aus dem Hosenbund. Sie knöpfte es auf und schob es ihm über die Schultern. Aufstöhnend presste sie sich an seine nackte Brust.

     Cage fuhr mit der Zungenspitze über ihre Lippen, und die Welt schien sich schneller zu drehen. Belle erschauerte und klammerte sich an seine muskulösen Arme.

     "Hey, glaub mir, ich hab's nicht darauf angelegt", murmelte er.

     "Ich weiß." Sie legte ihm die Hände um den Nacken, während er ihren Hals mit kleinen, zarten Küssen bedeckte. "Ich auch nicht."

     "Küss mich noch mal", verlangte er rau, und Belle küsste ihn, bis ihr schwindlig wurde und ihre Haut glühte. Bis sie nicht mehr klar denken konnte.

     Verlangend ließ Cage die Hände über ihre nackte Haut gleiten, über ihren Rücken und ihren Bauch. Sie seufzte unwillkürlich, als er den Blick auf ihre Brüste heftete. Langsam umkreiste er die Rundungen mit den Fingern, und als er endlich die rosigen Spitzen berührte, stöhnte sie vor Erregung.

     Erneut suchte er ihre Lippen und streifte ihr die Bluse ab. Belle erschauerte und drängte sich ihm entgegen.

     "Halt dich fest." Mit einer einzigen geschickten Bewegung hob er sie hoch und trug sie durch den Flur.

     Ihr Puls raste. Sie drückte das Gesicht an seine Schulter und liebkoste ihn mit der Zungenspitze.

     "Wo ist das Schlafzimmer?"

     "Letzte Tür."

     Cage setzte sie auf dem Bett ab und sah ihr ernst in die Augen. "Wenn du nicht willst, dann sag es bitte jetzt."

     Belle sehnte sich nach ihm, wie sie sich noch nie nach einem Mann gesehnt hatte. Sie wollte ihn in sich spüren, jetzt … "Willst du es denn?"

     "Ja, o ja …"

     "Ich will es auch." Sie schob die Finger in sein dichtes Haar. "Komm zu mir, Cage", hauchte sie mit rauer Stimme.

     Aufatmend drückte er sie auf die Matratze. Er liebkoste mit den Lippen ihren Bauch, während er ihr die Jeans und den Slip auszog, strich mit der Zungenspitze über die Innenseite ihrer Schenkel.

     Heiße Lust wallte in ihr auf. Rasch zog Cage sich aus und legte sich zu ihr. Er nahm eine Brustspitze zwischen die Lippen und saugte sanft daran, während er ihre Schenkel mit dem Bein auseinanderdrückte.

     Schließlich presste Cage den Mund auf ihren Hals. Sein Atem kam stoßweise, und sie spürte sein Herz an ihrem klopfen. Er schob sich zwischen ihre gespreizten Beine und ließ sie seine Erregung spüren.

     Seufzend bog sie sich ihm entgegen. Er lachte leise und rollte sich mit ihr herum, bis sie auf ihm lag. Belle schmiegte sich an ihn und flüsterte: "Ich brauche dich …"

     Er sah sie aus vor Leidenschaft dunklen Augen an. "Wirklich?"

     Zärtlich streichelte sie seine Wange. "Ja." Sie spürte einen Muskel an seinem Kiefer zucken. Ihr Puls raste, als er sich erneut umdrehte und auf sie legte.

     "Ich brauche dich auch. Vergiss das nie", beteuerte er inbrünstig. Und dann küsste er sie voller Verlangen, während er sanft in sie eindrang.

     Belle schloss die Augen und wünschte sich, dass dieser Augenblick niemals enden möge.

     Er drückte ihr die Hände über den Kopf und schob seine Finger in ihre. "Sieh mich an", verlangte er.

     Belle gehorchte und entdeckte Hingabe und Begehren in seinem Blick. Sie erschauerte und spürte etwas Tieferes, Stärkeres in sich erwachen, als sie es je erlebt hatte.

     "Nächstes Mal nehme ich mir den ganzen Tag Zeit", versprach er rau, während er sich behutsam in ihr zu bewegen begann.

     Sie lächelte, aber gleichzeitig rannen ihr Tränen aus den Augen. Tränen der Lust … und der Liebe.

     Er zog ihre verschränkten Hände näher an ihren Kopf und wischte ihr mit den Daumen zärtlich die Feuchtigkeit von ihren Wangen. "Was ist? Tue ich dir weh?"

     Sie schüttelte den Kopf. "Ich spüre dich … bis ins Herz." Ihre Stimme zitterte. Sie drängte sich ihm entgegen. "Hör nicht auf, bitte."

     "Das könnte ich gar nicht." Er küsste sie noch einmal und vereinigte sich tief und leidenschaftlich mit ihr. Im selben Moment, als er sich in ihr verströmte, erreichte auch sie mit einem leisen Aufschrei einen lustvollen Höhepunkt.

Im Morgengrauen erwachte Belle. Sie blieb still liegen und musterte Cage im Schlaf. Seine Haare waren zerzaust, und er wirkte vollkommen entspannt.

     Belle hätte so gern die Hand ausgestreckt, um ihn zu berühren, doch sie wollte ihn nicht wecken. Also begnügte sie sich damit, ihn mit Blicken zu liebkosen. Ihre Sinne waren immer noch erfüllt von den Gefühlen, die er in ihr erweckt hatte.

     Was die Zukunft ihnen bringen würde, war ungewiss. Wir werden sehen, was passiert, hatte er gesagt. Sie wollte daran glauben, dass es Grund zur Hoffnung gab.

     Mit einem leisen Seufzen schloss sie die Augen, denn sie konnte ihn nicht länger betrachten, ohne ihn anfassen zu wollen.

     Zum ersten Mal seit ewiger Zeit schlief er tief und fest. Behutsam drehte sie sich auf die andere Seite und blickte zum Wecker auf dem Nachttisch. In wenigen Stunden würde Cage aufbrechen, um Lucy abzuholen und die unzähligen Aufgaben anzupacken, die ihn auf der Lazy B erwarteten.

     "Zu weit weg", murmelte er verschlafen. Er schlang von hinten den Arm um Belle und zog sie an sich, bevor er die Hand auf ihre Brust legte.

     Sie spürte die intensive Wärme, die von ihm ausging, spürte seine Härte dort, wo ihr Körper weich war. Belle drehte sich zu ihm um und blickte ihm ins Gesicht, aber seine Augen waren immer noch geschlossen. Also rollte sie sich wieder auf die Seite.

     "Hör auf zu zappeln", murmelte er.

     "Ich kann nicht. Ich bin nicht daran gewöhnt."

     Langsam strich er mit dem Daumen über ihre Brustspitze. "Daran?"

     "Zusammen mit einem Mann aufzuwachen."

     Er küsste ihre Schulter und ließ die Hand über ihre Hüfte und zwischen ihre Schenkel gleiten. "Ich will dich. Jeden Abend. Jeden Morgen. Heirate mich, Belle."

     Sie traute ihren Ohren nicht. "Wie bitte?"

     Er drang ganz behutsam und sanft in sie ein. "O ja, ich will dich", stöhnte er, "genau so. Und auf jede andere Weise. Heirate mich."

     Sie drängte sich ihm entgegen, nahm ihn noch tiefer in sich auf und dachte dabei: Eigentlich sind es doch nur die Frauen, die Sex mit Liebe verwechseln; mir passiert so was, aber doch nicht ihm! "Das kannst du nicht ernst meinen." Sie drehte den Kopf zu ihm um und musterte ihn forschend. In seinem Blick lag Leidenschaft, Verlangen – und noch etwas anderes. Etwas, was sie nicht zu benennen wagte.

     "Ich will dich jeden Morgen", bekannte er nun rau. "Und jede Nacht. Sag Ja." Er drückte sanft die Lippen auf ihren Mund.

     "Ja", hauchte sie.

     Cage schloss sie fest in die Arme und presste sie an sich, und sie fühlte sich völlig eins mit ihm.

Belle war es sehr schwergefallen, sich von Cage zu verabschieden und ihn mit Lucy voraus zur Ranch fahren zu lassen, aber die Vernunft hatte gesiegt. Es war besser, wenn sie ein Fahrzeug zur eigenen Verfügung hatte, und außerdem blieb ihr dadurch Zeit, einen großen Koffer zu packen – und Cages unerwarteten Antrag in ihr Bewusstsein einsinken zu lassen.

     Als sie schließlich auf der Ranch eintraf, waren Cage und Lucy nirgendwo zu sehen. Nur Strudel begrüßte sie aufgeregt. Ebenso zufrieden mit sich und der Welt wie er, kraulte sie ihn ausgiebig. Dann schleppte sie ihren schweren Koffer ins Haus und die Treppe hinauf. Flüchtig überlegte sie, wo sie ihn auspacken sollte, und entschied sich für das Gästezimmer. Sich ohne vorherige Absprache in Cages Zimmer einzurichten, wäre ihr dann doch zu dreist erschienen.

     Nachdem sie ausgepackt hatte, ging sie zur Hintertür hinaus und entdecke einen Porsche hinter dem Haus.

     Sie war bereits auf halbem Weg zur Scheune, als sie Cages zornige Stimme hörte: "Sie bekommt endlich eine Mutter!"

     Abrupt blieb Belle stehen.

     "Wen? Belle Day? Komm schon, Cage, du glaubst doch nicht im Ernst, dass du das durchziehen kannst."

     "Sie wird mich heiraten."

     Ein melodiöses Lachen erklang. "Also kriegst du endlich deine Rache. Nachdem Gus Day sich vor einer Entschädigung gedrückt hat, kommst du jetzt doch noch an sein Geld, indem du seine Tochter heiratest. Und diese Leute von der Double C sollen ja auch recht wohlhabend sein. Natürlich nicht so reich wie meine Eltern, aber …"

     Belle betrat die Scheune und sah sich Cage und der Frau gegenüber, mit der er neulich vor der Pizzeria gesprochen hatte. "Ist das wahr?", wollte sie wissen.

     Als beide zu ihr herumwirbelten, stellte Belle fest, dass Lucy der Frau wie aus dem Gesicht geschnitten war. Wieso war ihr das nicht vorher aufgefallen? "Willst du mich deswegen heiraten?"

     Cages Laune, durch Sandis unerwartetes Auftauchen bereits auf dem Nullpunkt, verschlechterte sich womöglich noch mehr. "Nein, und das weißt du genau", versetzte er barsch.

     "Aber natürlich ist es so", behauptete Sandi. "Er hat am Grab seines Vaters geschworen, es den Days eines Tages heimzuzahlen." Sie wandte sich an Cage. "Schade, du hast dich völlig umsonst angestrengt. Lucy wird zukünftig bei meinen Eltern in Chicago leben. Wenn du das verhindern möchtest, musst du alles verkaufen. Hey, du steckst echt in der Zwickmühle. Worauf verzichten? Auf die Ranch oder das Kind?"

     Cage war nur froh, dass Lucy das nicht hören konnte. Er hatte sie wohlweislich zum Pferdefüttern in den Stall geschickt. "Verschwinde von meinem Land", befahl er drohend.

     Sandi ahnte offensichtlich, dass er jeden Moment die Beherrschung verlieren konnte, und wandte sich zum Gehen. Auf dem Weg zum Tor zischte sie Belle boshaft zu: "Viel Glück mit ihm, Honey. Sie werden es brauchen. Seien Sie klug und überlegen Sie es sich noch mal mit der Hochzeit. Wenn meine Eltern mit ihm fertig sind, wird er bis über beide Ohren verschuldet sein, falls er das nicht ohnehin schon ist, und er wird Lucy trotzdem verlieren." Hoch erhobenen Hauptes stolzierte sie über den Hof. Kurz darauf brauste sie in ihrem Porsche davon.

     "Du hättest mir sagen müssen, wer sie ist." Belle bedachte Cage mit einem vorwurfsvollen Blick.

     "Sie ist nicht wichtig."

     "Natürlich ist sie wichtig! Sie ist Lucys Mutter!"

     "Ich hätte nicht gedacht, dass sie sich hierher wagen würde."

     "Tja, so kann man sich täuschen. Die Korrespondenz mit dem Anwalt ging also darum?"

     "Ja."

     "Wie schlimm steht es?", wollte sie mit bebender Stimme wissen.

     "Schlimm."

     "Und du brauchst Geld."

     "Ja", bestätigte er bedrückt.

     "Aha. Dann ist also alles wahr, was sie gesagt hat."

     "Nein!", protestierte er. Er lief auf Belle zu und umfasste ihre Arme. "So ist es nicht."

     "Ach nein? Willst du etwa behaupten, dass du mir den Antrag gemacht hast, weil du mich liebst? Ich hätte wissen müssen, dass du dich unmöglich so sehr ändern kannst. Wie dumm von mir!" Ihre Augen sprühten Funken, als sie sich aus seinem Griff befreite und ins Haus rannte.

     Cage folgte ihr ins Gästezimmer, wo sie bereits angefangen hatte zu packen.

     Er schnappte sich eine Hand voll Sport-BHs und warf sie auf das Bett zurück. "Was ich für dich fühle, hat sich nicht erst in den letzten paar Tagen entwickelt, und das weißt du verdammt gut. Du wirst mich doch nicht einfach so verlassen."

     "Glaubst du, du kannst mich davon abhalten?"

     "Verdammt, ich liebe dich!"

     Einen Moment lang blieb sie reglos stehen. Dann leerte sie mit zitternden Händen eine Schublade mit Wäsche in ihren Koffer. "Und dir ist nie in den Sinn gekommen, wie nützlich ich dir wäre?" Belle wartete vergebens auf eine Antwort. "Dachte ich mir's doch."

     Er packte sie an den Schultern. "Das war, bevor ich dich richtig kennengelernt habe."

     "Und was ist mit meiner Familie? Was ist, wenn ich dich heirate? Wirst du dann meine Mutter akzeptieren? Meine Schwester? Wir sind alle Days. Meine Angehörigen sind mir genauso wichtig wie dir deine."

     "Herrje, die Vergangenheit ist vergessen und vorbei. Ich habe sie endlich hinter mir gelassen, und das musst du auch tun."

     "Mag sein."

     "Dann können wir zusammen einen neuen Anfang wagen, eine Familie gründen. Daran hat sich doch nichts geändert."

     "Alles hat sich geändert." Kühl wandte sie sich ab und schloss den Koffer, obwohl Ärmel und Hosenbeine heraushingen. "Und nur, um die Dinge klarzustellen. Ich besitze kein nennenswertes Vermögen. Nach dem Tod meines Vaters musste meine Mutter arbeiten gehen, um uns ein Dach über dem Kopf zu bewahren. Ich habe das College mithilfe von Stipendien finanziert, nicht mit Privatvermögen. Ich arbeite, weil ich das Geld brauche. Also nehme ich an, dass ich doch nicht so nützlich für dich bin." Sie schnappte sich den Koffer und schleppte ihn die Treppe hinunter.

     Cage ballte die Fäuste und trat gegen das Bettgestell. Es quietschte. "Verdammt!" Er holte Belle ein, als sie gerade den Koffer auf den Beifahrersitz hievte. "Du liebst mich. Du brauchst mich. Das hast du ernst gemeint. Das weiß ich."

     "Ich werde es überwinden", versprach sie und stieg ein. In einem plötzlichen Wutanfall hämmerte sie mit beiden Händen auf das Lenkrad ein.

     Cage erkannte, dass sie den Autoschlüssel nicht bei sich hatte. Damit sie die Fahrertür nicht öffnen konnte, blockierte er diese mit seinem Körper. Jetzt müsste sie über den Koffer klettern, um aussteigen zu können. "Verlass mich bitte nicht."

     "Warum nicht? Wegen Lucy?"

     "Um meinetwillen."

     Sie schüttelte den Kopf. "Ich glaube dir nicht."

     "Verdammt noch mal, Belle!"

     "Oh, mein Gott!" Sie beugte sich entsetzt vor. "Lucy …"

     Er folgte ihrem Blick und erstarrte. Lucy saß auf Satin und versuchte vergeblich, ihn zu zügeln.

     Cage sprintete los, um sich dem Hengst in den Weg zu stellen. Im nächsten Moment hörte er einen spitzen Schrei und sah seine Tochter stürzen, noch bevor er die Zügel erwischen konnte.

     Belle eilte herbei, ließ sich neben Lucy auf die Knie fallen und untersuchte sie behutsam.

     Satin galoppierte davon, als wäre der Teufel hinter ihm her.

     Lucy hatte die Augen geöffnet. Tränen rannen ihr über die Wangen. Sie versuchte aufzustehen, schrie auf und fasste sich ans Bein.

     "Beweg dich nicht", befahl Belle.

     Mit trotziger Miene starrte Lucy Cage an, der sich ebenfalls neben sie gehockt hatte. "Ich habe euch streiten hören. Du willst mich wegschicken, genau wie meine Mutter behauptet hat!"

     "Das ist nicht wahr."

     "Sie hat mir erzählt, dass sie nur gekommen ist, um mir nachträglich zum Geburtstag zu gratulieren. Aber das stimmt gar nicht, oder?"

     Er schüttelte den Kopf. "Es tut mir leid."

     Lucy heftete den Blick auf Belle. "Wolltest du meinen Dad wirklich heiraten?"

     Belle wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Sie schaute zu Cage, ohne ihn wirklich anzusehen. "Lucy muss ins Krankenhaus, aber wir dürfen sie nicht bewegen. Ich rufe Sawyer an." Damit verschwand sie in Richtung Haus.

     Lucy schloss die Augen. Ihr Gesicht war sehr bleich. "Ich will nicht mehr Tänzerin werden. Ich will nicht wie meine Mutter sein."

     Cage nahm ihre Hand. "Du warst nie wie sie und wirst es auch nie sein. Du wirst wieder tanzen und reiten und all die Dinge tun, die du liebst. Und ich schicke dich nirgendwo hin, wo du nicht sein willst. Klar?"

     Sie nickte matt.

     Belle kehrte mit einem Arm voll Decken zurück, kniete sich neben Lucy und deckte sie fürsorglich zu. "Der Notarzt kommt gleich." Sie hielt die Hand hoch, ließ Lucy ihre Finger zählen und redete beruhigend auf sie ein.

     Wenige Minuten später landete der Rettungshubschrauber draußen auf dem Feld, genau wie einige Monate zuvor. Lucy wurde auf eine Trage gebettet und zum Helikopter gebracht.

     Cage lief neben ihr her, stieg mit ein und warf noch einen letzten Blick durchs Fenster zu Belle. Der Wind wirbelte ihre Haare durcheinander, als der Hubschrauber abhob. Sie war zurückgeblieben, weil sie wusste, dass es keinen Platz für sie gab.

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