1001 sinnliche Nacht mit dir?

– oder –

Im Abonnement bestellen
 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Pure Leidenschaft erwacht in Jamilla, als sie Dane nackt beim Bad in der entlegenen Oase überrascht. Der Anblick lässt die junge Frau von sinnlichen Nächten mit dem sexy Prinzen träumen. Dabei ist es die Aufgabe der ehrgeizigen Diplomatin, den Halbbruder des Scheichs von Zafar auf seine royalen Pflichten vorzubereiten. Als Dane darauf besteht, dass Jamilla ihn zu einem Ball begleitet, wird die Sehnsucht übermächtig in ihr. Doch der Abend, der so prickelnd beginnt, endet in einem Skandal! Verliert Jamilla alles – ihre Karriere und ihr Herz?


  • Erscheinungstag 23.08.2022
  • Bandnummer 2559
  • ISBN / Artikelnummer 0800222559
  • Seitenanzahl 144

Leseprobe

1. KAPITEL

Eine Mischung aus Nervosität, Erschöpfung durch die Hitze und Angespanntheit zog Jamilla Omar Roussel den Magen zusammen, als sie zusah, wie der königliche Jet von Zafar auf der Landebahn in der Wüste aufsetzte.

Zum gefühlt tausendsten Mal an diesem Nachmittag schaute sie auf die Uhr.

Du bist eine Stunde zu spät, du …

Sie verkniff sich das Schimpfwort, das ihr für Dane Jones auf der Zunge lag. Den Mann, den sie hier auf Geheiß ihres Arbeitgebers Scheich Karim Jamal Amari Khan begrüßen sollte.

Sie würde sich nicht auf das Niveau des Playboys aus Manhattan herablassen, der eingeflogen wurde, um ihren Boss zu vertreten.

Jones war Karim Khans Halbbruder – das Ergebnis von König Abdullas turbulenter Ehe mit seiner vierten Frau, der amerikanischen Salonlöwin Kitty Jones. Dane Jones benutzte weder den Nachnamen seines Vaters noch seinen königlichen Titel, und er hatte sein Heimatland seit seinem fünften Lebensjahr nicht mehr besucht. Dennoch war er der Einzige, den Zafars eher traditioneller Regierungsrat als Stellvertreter von Karim während dessen Abwesenheit akzeptierte. Die wichtige Handelskonferenz mit den Europäern sollte nächste Woche beginnen, aber da Karim und Orla aus gesundheitlichen Gründen dazu gezwungen waren, die Geburt der Zwillinge zusammen mit ihrem dreijährigen Sohn Hasan in ihrem Haus in Irland zu erwarten, war Karims Halbbruder auf den Plan zu rufen, die einzige Möglichkeit gewesen, um die Gespräche nicht absagen zu müssen.

Die Sorge um ihre Freundin Orla brannte in Jamilla.

Du kannst das, Milla.

Mit gerade einmal vierundzwanzig Jahren war sie erst vor Kurzem zur diplomatischen Gesandten ernannt worden. Sie sprach sechs Sprachen fließend, dazu vier der örtlichen Dialekte. An der Universität des Nachbarlandes Narabia hatte sie ihren Abschluss in Politikwissenschaften gemacht und sich von der persönlichen Assistentin der Königin nach und nach zu Karims und Orlas rechter Hand emporgearbeitet. Orlas seit einigen Tagen dramatisch erhöhter Blutdruck während der Schwangerschaft hatte zu Jamillas überraschender Beförderung geführt. Und auch wenn sie diesen Posten gerne anderen Umständen verdanken würde, bot er ihr die Gelegenheit, ihre Position am königlichen Hof zu festigen und endlich andere Länder zu bereisen.

An dieser aufregenden Herausforderung zu scheitern, kam für sie nicht infrage. Nicht nur, weil es ihrer Karriere ungeahnten Aufschwung geben würde, wenn es ihr gelänge, aus dem Playboy einen Prinzen zu machen, sondern auch, weil Karim, Orla und das Königreich Zafar auf sie zählten.

Während der Jet langsam zum Stehen kam, tupfte sie sich den Schweiß von der Stirn und warf noch einmal einen Blick auf den detaillierten Plan für die nächste Woche. Sie hatte ihn in der vergangenen Nacht fertig gemacht und wollte ihm dem Stellvertreter von Karim auf der zweistündigen Fahrt zurück in den Palast vorstellen. Dem unerhört zu spät kommenden Stellvertreter.

Schnell wischte sie sich die schweißfeuchten Hände an ihrem knielangen Bleistiftrock ab, der sich inzwischen anfühlte wie eine Zwangsjacke. Am Morgen hatte sie sich für einen professionellen Businesslook entschieden anstatt für die traditionelle Tracht. Unglücklicherweise hatte sie dabei außer Acht gelassen, dass die weiten, fließenden Wüstenroben nicht nur den Körper einer Frau vor Blicken schützten, sondern auch halfen, die Körperwärme zu regulieren. Etwas, das ein maßgeschneidertes Designerkostüm mit High Heels nicht leisten konnte, wie sie nun feststellte.

Sie straffte die Schultern und versuchte, den beginnenden Kopfschmerz zu ignorieren, der sich hinter ihrer Stirn bildete. Sobald sie den amerikanischen Milliardär begrüßt und ihm der langen Reihe von Würdenträgern vorgestellt hatte, würde sie es sich vorne neben dem Fahrer der klimatisierten Limousine bequem machen und das Briefing ihres Schützlings auf später verschieben.

Im Moment war sie sowieso viel zu durcheinander, um klar denken zu können. Sicher, sie hatten nur acht Tage, bevor sie nach Europa fliegen würden, aber es wäre trotzdem sinnvoller, Jones langsam an seine Aufgabe heranzuführen. Morgen früh könnten sie gleich ihr erstes ordentliches Meeting abhalten, in dem Jamilla den richtigen Ton für ihre zukünftige Zusammenarbeit setzen könnte.

Die Tür des Jets ging auf, und heraus kam ein älterer Mann – der Leiter des Regierungsrats. Ihm folgten seine Mitarbeiter, die Kabinencrew, der Pilot und der Co-Pilot. Dann kam erst einmal nichts. Zwei Minuten. Drei. Vier …

Worauf wartet er? Hat er den Zeitplan nicht schon genug durcheinandergebracht?

Jamilla hätte weinen können; die Schweißflecken auf ihrem Kostüm waren inzwischen vermutlich vom Mond aus zu sehen. Da endlich erschien eine große, breitschultrige Gestalt an der Tür des Jets.

Er kam die Treppe hinunter.

Jamilla wischte sich noch einmal die Stirn ab, während ihr Herz anfing, schneller zu schlagen.

Meine Güte.

Sicher, sie hatte in den Klatschmagazinen Fotos von Dane Jones gesehen – die sie natürlich aus rein beruflichen Gründen las, schließlich musste sie ja wissen, wer gerade wer in der Welt der Reichen und Schönen war, denn die Khans feierten gerne große Festen in ihrem Palast. Und so wusste sie, dass er ein außergewöhnlich attraktiver Mann war. Doch jetzt, als er den Wüstenboden betrat, eine Ledertasche lässig über der Schulter, nahm sie jede Einzelheit von ihm in sich auf. Den fließenden, beinahe raubkatzenartigen Gang, die ausgeblichene Jeans, die locker auf seinen schmalen Hüften saß, das schwarze T-Shirt, das sich über seinen Brustmuskeln spannte, die Bartstoppeln auf seinem kantigen Kinn und die welligen, sonnengebleichten Haare, die etwas zu lang waren und unter seiner Baseballkappe der New York Yankees hervorschauten.

Es fiel ihr schwer, den Kloß in ihrer Kehle zu ignorieren. Mühsam schluckte sie um ihn herum. Und wieso war ihr auf einmal so schwindelig? Das musste an der Hitze liegen.

Dane Jones kam auf sie zu und hob den Kopf so, dass sie direkt in seine Pilotensonnenbrille sehen konnte. Dann bewegte er den Kopf langsam wieder nach unten, als würde er seinen Blick über Jamillas Körper gleiten lassen. Sie spürte ihn wie eine Berührung, und ihre Körpertemperatur schoss noch einmal in die Höhe.

„Hey“, sagte er mir rauer Stimme, als wäre er gerade erst aufgewacht. Was er vielleicht auch war.

Man hatte ihr gesagt, dass die Delegation von Zafar ihn in seinem Penthouse hatte wecken müssen, als er nicht wie verabredet am Flughafen aufgetaucht war.

Vermutlich musste er in den Armen einer seiner vielen Freundinnen seinen Kater ausschlafen.

Jamilla schob den Gedanken schnell beiseite, der in ihr sofort Bilder von Dane Jones in all seiner nackten Pracht hervorgerufen hatte.

„Dane Jones“, sagte er nun, während sie ihn sprachlos anstarrte. „Wenn Sie das Willkommenskomitee sind, dann lassen Sie uns fahren. Das ist hier ja wie in einem verdammten Ofen.“

„Eure … Eure Hoheit“, brachte sie schließlich heraus. „Ich bin Jamilla Omar Roussel …“ Sie leierte die Ansprache herunter, die sie zu ihrer Vorstellung und ihrer Rolle eingeübt hatte.

„Eure was?“, unterbrach er sie.

„Wie bitte?“

„Wie haben Sie mich gerade genannt?“

„Eure Hoheit … Eure Hoheit“, erwiderte sie.

Seufzend zog er sich die Kappe vom Kopf und strich sich durch die zerzausten Haare. „Ja, das dachte ich mir. Tun Sie das nicht.“

„Was soll ich nicht tun, Eure Hoheit?“ Unter der Woge an Missfallen, die von ihm ausstrahlte, hatte sie den Faden verloren.

„Nennen Sie mich nicht so“, sagte er und murmelte dann etwas, das bestimmt nicht höflich war. „Ich bin Amerikaner. Ich reagiere auf meinen Namen. Also nennen Sie mich Dane oder Jones oder gar nichts …“

„Aber, Eure Hoheit, Sie sind ein direkter Blutsverwandter des Hauses Al Amari Khan und Zweiter in der Thronfolge nach Kronprinz Hasan …“, begann sie.

„Ja, das verstehe ich“, unterbrach er sie erneut. „Sonst wäre ich wohl kaum achttausend Meilen geflogen, um in diesem gottverlassenen …“ Er verstummte, doch sie hatte seine Gereiztheit gehört. Was ihre eigene Gereiztheit anstachelte.

Warum war er so genervt? Worum man ihn bat, war eine Ehre höchster Güte. Und Zafar war nicht gottverlassen. Im Gegenteil, es war gesegnet. Vor allem, seitdem Karim vor fünf Jahren den Thron bestiegen und angefangen hatte, das Land nach der katastrophalen Führung seines Vaters in eine konstitutionelle Monarchie und die Infrastruktur ins 21. Jahrhundert zu führen.

„Ich mache das hier nur für meinen Bruder und seine Frau“, unterbrach er ihre Gedanken. „Er hat mich darum gebeten, und deshalb bin ich hier“, ergänzte er und klang dabei nicht allzu glücklich. „Auch wenn es für mich und meine Geschäfte äußerst ungelegen kommt. Hoffen wir nur, dass Karim und seine süße Frau bald zwei weitere gesunde Kinde haben und ich so weit hinten in der Thronfolge stehe, dass mich niemals wieder jemand um so einen Gefallen bitten wird. Denn ich sage Ihnen gleich: Ich bin hierüber nicht glücklich. Ich bin nicht adelig, und dieses Land und seine Zukunft sind mir vollkommen egal. Mein Leben ist in New York. Wenn Sie mich Eure Hoheit nennen, macht mich das nur noch wütender, also tun Sie es besser nicht. Sie werden mich nicht mögen, wenn ich sauer bin.“

„Ich mag Sie jetzt schon nicht sonderlich.“

Hatte sie das gerade wirklich laut gesagt?

„Entschuldigen Sie bitte, Eure Hoheit“, brachte sie peinlich berührt hervor. Sie hätte auf der Stelle sterben können.

Er sagte nichts, doch sie spürte seinen sengenden Blick auf ihrer Haut, und ihr Magen zog sich noch mehr zusammen.

Wie hatte ihr nur so etwas passieren können? Keine zwei Minuten, nachdem sie Dane Jones kennengelernt hatte, hatte sie die Karrierechance ihres Lebens torpediert. Ganz sicher würde er nun fordern, dass man sie ersetzte. Immerhin war er der König – oder zumindest der Bruder des Königs –, und sie sollte ihn mit Takt und Diplomatie auf seine Aufgaben vorbereiten und ihm nicht sagen, was sie wirklich von ihm hielt.

Gerade, als die Welle der Panik sie zu überwältigen drohte, nahm Dane Jones seine Sonnenbrille ab und enthüllte die faszinierendsten blauen Augen, die sie je im Leben gesehen hatte. In ihren Tiefen entdeckte sie ein Funkeln, kurz bevor er den Kopf in den Nacken legte und laut loslachte.

Dane hielt sich den Bauch vor Lachen.

Der Blick der Frau, als ihr Kommentar durch die Wüstenluft gehallt war. Das allein war es beinahe wert, dass er im Morgengrauen geweckt und dann gezwungen worden war, hier in diese Sandkiste am anderen Ende der Welt zu fliegen. Ihre zuvor zusammengekniffenen Lippen formten ein perfektes O, und ihre Augen – die einen ungewöhnlichen Bernsteinton hatten – wurden groß wie Untertassen.

Mit dem Handrücken wischte er sich die Lachtränen ab und versuchte, sich zusammenzureißen.

Okay, Junge, so lustig war es nun auch nicht.

Aber er war erschöpft und übermüdet, und außerdem zutiefst genervt, dass er das hier für einen ganzen Monat tun musste. Noch dazu in einem Land, von dem er sich geschworen hatte, es nie wieder zu betreten.

Sobald der Jet die Landebahn berührt hatte, war das ganze Gewicht, das er über die Jahre losgeworden war, wieder wie ein Felsbrocken auf seinen Schultern gelandet.

Dazu kam, dass er kaum geschlafen hatte. Die Eröffnungsparty seines neuen Clubs war bis um fünf Uhr morgens gegangen, und nur eine Stunde später war er in seinem Loft im Meatpacking District von dem steifen Kerl geweckt worden, der nun nur ein paar Meter entfernt stand und sie beide missbilligend musterte.

„Bitte entschuldigen Sie, Eure Hoheit …“, setzte sie erneut an.

„Nein, Sie müssen sich nicht entschuldigen. Ich habe mich unmöglich benommen“, beschwichtigte er.

Ihre Schultern sackten vor Erleichterung nach unten. Glaubte sie wirklich, er würde sie wegen einer bissigen – und noch dazu gerechtfertigten – Bemerkung feuern?

Sein Lachen erstarb endgültig. Ja, vermutlich. Hatte sein Vater seine Angestellten nicht immer genauso behandelt? Auch wenn sein Bruder nun seit fünf Jahren an der Macht war und einen ganz anderen Führungsstil pflegte, warf das autokratische Verhalten seines Vaters vermutlich immer noch lange Schatten auf die Palastangestellten.

Nun, wo die Panik aus ihrem Gesicht gewichen war, sah er, dass Jamilla Roussel genauso erschöpft aussah, wie er sich fühlte.

„Aber das mit dem Eure Hoheit meine ich ernst“, sagte er. „Das muss aufhören.“

Sie nickte. „Auf jeden Fall, Mr. Jones“, sagte sie. „Wenn Sie es so wünschen.“

„Nennen Sie mich Dane“, bat er, denn mit einem Mal verspürte er den Wunsch, eine vernünftige Arbeitsbeziehung mit ihr zu etablieren. Er hatte Karim sein Wort gegeben, dass er sich die nächsten vier Wochen hier um alles kümmern würde. Und da sein Bruder ihn noch nie zuvor um etwas gebeten hatte, wusste er, dass er sich aus diesem Versprechen nicht so herauswinden konnte, wie er es sonst gerne tat.

„Ich bin mir nicht sicher, dass ich so vertraut mit Ihnen sein sollte, Eure …“ Sie hielt kurz inne. „Mr. Jones.“

Sie ist wirklich umwerfend, dachte er. Hohe Wangenknochen, große Augen, ebenholzschwarzes Haar, von dem sich einige Strähnen aus ihrem strengen Dutt gelöst hatten. Dazu Kurven, die von dem eng anliegenden Kostüm perfekt betont wurden, wie ihm sofort aufgefallen war – und warum auch nicht, schließlich war er ein Mann.

„Jamilla, Sie haben mir gerade gesagt, dass Sie mich nicht mögen“, sagte er und genoss es, wie ihre Augenbrauen bei dieser Bemerkung in die Höhe schossen. „Ich glaube, wir können mit Sicherheit sagen, dass übermäßige Vertrautheit zwischen uns kein Problem sein wird.“

Wobei – noch während er das sagte, spürte er ein Kribbeln in seinen Venen. Was seltsam war. Und überhaupt nicht willkommen.

Schon immer hatte er eine gut aussehende Frau zu schätzen gewusst, und diese Frau gehörte dazu, aber Regeln und jemand, der ihm sagte, was er zu tun hatte, gefielen ihm gar nicht. Doch das war genau der Job dieser Frau. Außerdem ging er mit niemandem aus, mit dem er zusammenarbeitete. Das führte nur zu unnötigen Komplikationen, wenn er das Interesse an der Beziehung verlor – was bei ihm immer eher passierte als bei den Frauen, mit denen er sich einließ.

Dennoch war da dieses nervtötende Kribbeln. Vor allem jetzt, wo sie seufzte und ihn dann herausfordernd anblickte.

„Ich fühle mich unter den gegebenen Umständen nicht wohl damit, Sie beim Vornamen zu nennen, Mr. Jones“, sagte sie. „Sie sind nicht nur der Bruder meines Arbeitgebers, sondern auch von königlichem Blut und …“

„Okay, halt.“ Er hob abwehrend eine Hand. „Finden wir einen Kompromiss.“ Die Ironie des Ganzen entging ihm nicht. Seit seiner Pubertät hatte er eher das Problem gehabt, dass die Frauen viel zu schnell zu vertraut mit ihm werden wollten.

„Wie wäre es, wenn Sie mich Jones nennen und das Mister weglassen?“

Ihr Blick verriet ihm, dass ihr das auch nicht sonderlich gefiel, aber sie schien ihr Missfallen herunterzuschlucken. Dass sie so leicht zu durchschauen war, half nicht, das Kribbeln zu zügeln.

Sie nickte. „Okay. Wenn Sie darauf bestehen.“

„Das tue ich.“ Es gab ihm einen kleinen Kick, zu wissen, dass er auf etwas bestehen konnte und sie ihm gehorchen musste. Denn er konnte sich nicht vorstellen, dass irgendein Mann diese Frau dazu bringen konnte, sich zu unterwerfen, wenn sie das nicht wollte.

Nun hob sie einen Arm und zeigte auf die Gruppe an Würdenträgern, die geduldig in der Sonne wartete. „Kann ich Ihnen den Rest des Regierungsrats und des königlichen Haushalts vorstellen, von denen die meisten …“

„Nein danke“, unterbrach er sie, bevor sie zu einer weiteren Rede ansetzen konnte.

Ein Blick auf die Männer in ihren offiziellen Aufzügen jagte ihm einen Schauder über den Rücken und brachte die wenigen, unangenehmen Erinnerungen zurück, die er an seinen Vater hatte.

„Wie bitte?“, fragte sie, eindeutig verwirrt von seiner Weigerung, dem Protokoll zu folgen.

„Mir läuft der Schweiß in Strömen herunter, und ich bin nicht in der Stimmung.“ Er warf den Männern einen Blick zu. „Sie scheinen mir auch erschöpft zu sein. Wie wäre es, wenn wir die Vorstellung auf morgen an einem etwas kühleren Ort verschieben?“

„Aber …“ Für einen Moment schien sie aus dem Konzept gebracht, und ihm kam der Gedanke, dass sie kein sonderlich spontaner Mensch war.

„Aber nichts“, sagte er und überlegte, dass er in den nächsten vier Wochen vielleicht doch ein wenig Spaß damit haben könnte, ihr immer wieder mal den Boden unter den Füßen wegzuziehen. „Ich habe hier das Sagen, oder? Zumindest für die nächsten Wochen.“

Sie nickte langsam, und er musste ein Lachen unterdrücken.

Ganz genau, Jamilla. Ich spiele dieses Spiel nach meinen Regeln – nicht deinen, nicht ihren und ganz besonders nicht nach denen, die mein Vater aufgestellt hat.

„Dann ordne ich jetzt an, dass wir alle in die Limousinen steigen, die Klimaanlage aufdrehen und losfahren, bevor wir ohnmächtig werden.“

Er sah, dass sie sich seinem Befehl widersetzen wollte. Das Feuer in ihren Augen war noch umwerfender als die leicht geschürzten Lippen, doch der kleine Schweißtropfen, der ihr über die Schläfe rann, verriet ihm, dass ihr genauso heiß war wie allen anderen.

Schließlich nickte sie.

„Wie Sie wünschen, Eure … Mr. Jones“, sagte sie.

„Nur Jones“, korrigierte er sie.

Noch einmal nickte sie, dann sprach sie kurz mit dem Diener, der hinter ihr stand, bevor sie Jones zu der größten Limousine führte. Die rot-goldenen Standarten flatterten im heißen Wüstenwind.

„Eure Hoheit.“ Ein junger Mann in traditioneller Robe öffnete die Wagentür und verbeugte sich dann so tief, dass Dane fürchtete, er würde vornüberfallen.

„Danke, Kumpel“, sagte er leicht irritiert.

Wie schaffte es Karim, mit diesem Niveau an Unterwürfigkeit umzugehen? Ihn trieb es schon jetzt in den Wahnsinn.

Er warf seine Tasche in den Wagen, bevor er einstieg und sich in dem herrlichen kühlen Inneren zurücklehnte.

„Ich setze mich nach vorn, damit Sie sich ausruhen können, Mr. Jones“, sagte Jamilla brüsk. „Die Fahrt dauert ungefähr zwei Stunden. In der Bar vor Ihnen finden Sie Erfrischungen. Benötigen Sie sonst noch etwas?“

Sofort schoss ihm ein vollkommen unpassender Gedanke durch den Kopf.

Ruhig, Brauner.

Seine Reaktion auf die Frau gefiel ihm gar nicht. Sie war nur noch ein unangenehmer Punkt mehr auf einer endlos langen Liste.

„Jones. Einfach nur Jones“, erwiderte er harscher als beabsichtigt. „Und nein, ich benötige nichts, außer absolute Ruhe, bis wir angekommen sind.“

„Wie Sie wünschen“, sagte sie viel zu unterwürfig, was er als passiv-aggressiv einschätzte.

Doch erst als der junge Mann die Tür schloss und er sich in den kühlen Ledersitz sinken ließ, um zu schlafen, fiel ihm auf, dass sie es vermieden hatte, ihn Jones zu nennen.

Touché, Jamilla. Dieser Punkt geht an dich.

Bei dem Gedanken an ihr kleines Kräftemessen zupfte ein Lächeln an seinen Mundwinkel.

Das würde ihn zumindest von der Erschöpfung und der Gereiztheit ablenken, die er empfand. Und von dem schweren Gewicht in seinem Magen, das die Geister verursachten, denen er sich in zwei Stunden und darüber hinaus würde stellen müssen.

2. KAPITEL

„Ms. Roussel, Seine Hoheit wird vermisst …“

Jamilla stoppte das Laufband im Fitnessraum des Palasts und musterte Hakims panische Miene.

Mit einem Handtuch wischte sie sich den Schweiß vom Nacken. „Was hast du gesagt, Hakim?“, fragte sie, weil sie glaubte, sich verhört zu haben.

Hakim war die Aufgabe übertragen worden, sich um das neue Staatsoberhaupt zu kümmern, und Jamilla hatte ihn gebeten, um Punkt sechs Uhr am Morgen nach ihm zu sehen. Natürlich sollte er ihn nicht wecken, wenn Dane Jones noch schlief – er hatte bei der Ankunft gestern Abend im Palast sehr erschöpft gewirkt.

Doch Jamilla wollte sofort wissen, wenn er aufwachte, damit sie den Stundenplan entsprechend anpassen konnte. Dank Jones’ gestriger Entscheidung, keine offiziellen Pflichten wahrzunehmen, mussten sie vor Beginn der Reise eine ganze Menge unterbringen.

„Seine Hoheit ist nicht in seinen Räumen“, wiederholte Hakim.

„Bist du dir da absolut sicher? War er vielleicht im Bad?“ Hakim war eifrig und klug sowie gewissenhaft, aber vermutlich genauso unvorbereitet darauf, mit Dane Jones’ unkonventionellem Verhalten umzugehen, wie der Rest der Angestellten. Jamilla war sich bereits bewusst, dass ihr neuer Job ein Albtraum werden würde.

Der Mann schien instinktiv zu wissen, wie er sie provozieren konnte. Doch dass er so schnell Probleme bereiten würde, damit hatte sie nicht gerechnet.

„Ich habe überall nachgesehen, Ms. Roussel“, antwortete Hakim panisch. „Wir haben den gesamten Palast abgesucht und ihn nirgendwo gefunden. Er ist verschwunden.“

„Er … was?“ Wo konnte er hin sein? Sie befanden sich mitten in der Wüste. „Was ist mit seinen Bodyguards? Die müssen doch wissen, wo er ist?“

Hakim schüttelte den Kopf. „Sie meinten, sie wären nur für ihn da, sobald er die Suite verlässt, und niemand hat sie informiert, dass er bereits aufgestanden ist.“

Mit zitternden Knien stieg Jamilla vom Laufband. „Okay, Hakim, keine Panik …“

War er nach Manhattan zurückgeflogen, ohne jemandem etwas davon zu sagen?

Als sie gestern in den Palasthof gefahren waren, hatte er seltsam gewirkt. Steif und schweigend, hatten seinen Bewegungen die jaguarhafte Eleganz und das entspannte Selbstbewusstsein gefehlt, die sie bei seiner Ankunft so fasziniert hatten. Er hatte sie nicht mal mehr aufgezogen, sondern einfach nur gesagt, dass er ins Bett müsse.

Sie war davon ausgegangen, dass seine angespannte Miene auf Müdigkeit zurückzuführen war. Doch jetzt war sie sich dessen nicht mehr so sicher.

Während sie zur Dusche lief, rief sie Hakim über die Schulter zu: „Saed soll mit den Palastwachen sprechen und nachsehen, ob in der Garage eines der Autos fehlt.“ Jedes Fahrzeug verfügte über einen GPS-Sender, mit dem sein Standort verfolgt werden konnte. War Jones zum Flugfeld zurückgefahren? Nein, sicher nicht. Dann hätte sich jemand bei ihr gemeldet.

Denk nach, Jamilla.

„Vielleicht ist er mit einem der Jeeps losgefahren.“ Ja, das musste es sein. Ein Ausflug in den nächsten Ort, um sich mit Einheimischen zu treffen …

Fünf Meilen allein durch die Wüste?

Hatte er irgendeine Ahnung davon, wie gefährlich das sein konnte? Natürlich nicht. Er lebte ein verwöhntes, sinnloses Leben in Manhattan.

Und warum sollte er die Einheimischen kennenlernen wollen, wo er doch deutlich gemacht hatte, wie wenig er darauf erpicht war, hier zu sein?

„Ja, Ms. Roussel.“ Hakim wandte sich zum Gehen.

„Warte!“

Der junge Mann blieb stehen.

„Weißt du, ob Seine Hoheit reiten kann?“ War es möglich, dass er sich einen von Karims preisgekrönten Arabern für einen Ausritt genommen hatte?

Allein der Gedanke daran zog ihr den Magen zusammen.

Hakim starrte sie an. „Äh …“

„Okay. Vergiss es“, sagte sie und ließ ihn ziehen.

Wie standen die Chancen, dass Dane Jones gut genug reiten konnte, um mit einem von Karims hochgezüchteten Vollblütern umzugehen? Die Araber konnten nur sicher von Menschen wie ihr geritten werden, die schon im Sattel gesessen hatten, bevor sie laufen konnten. Und die Wüste war auf dem Rücken eines Pferdes noch gefährlicher.

Während sie duschte, machte die Panik keine Anstalten, sich zu legen. Denn Jamilla ahnte bereits, wie arrogant und leichtsinnig ihr neues Staatsoberhaupt war.

Nachdem sie sich angezogen hatte, eilte Jamilla zu den Ställen, um ihre Gedanken zu beruhigen, während sie auf Neuigkeiten wartete. Bei jedem Schritt versicherte sie sich, dass Jones nicht so arrogant oder leichtsinnig sein konnte. Sicher würde er nicht riskieren, sich den Hals zu brechen, nur um ihr eins auszuwischen.

Doch zehn Minuten später sah sie, dass ihr Instinkt sie nicht getrogen hatte.

Autor

Heidi Rice

Heidi Rice wurde in London geboren, wo sie auch heute lebt – mit ihren beiden Söhnen, die sich gern mal streiten, und ihrem glücklicherweise sehr geduldigen Ehemann, der sie unterstützt, wo er kann. Heidi liebt zwar England, verbringt aber auch alle zwei Jahre ein paar Wochen in den Staaten: Sie...

Mehr erfahren