Baccara Exklusiv Band 121

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WAR ALLES NUR EIN SPIEL, DANIELLE? von SULLIVAN, MAXINE
Empört weist Danielle das unmoralische Angebot von Flynn Donovan zurück: Der Geschäftsmann will, dass sie ihre Schulden an ihn zurückzahlt - als seine Geliebte! Doch Nein zu sagen, fiele ihr viel leichter, wenn er nicht so unverschämt attraktiv wäre

VERWÖHNE MICH MIT ZÄRTLICHKEIT von JAMES, BJ
"Wenn du mich jemals brauchen solltest, werde ich da sein." So hatte Jefferson es Marissa einst nach ihrer einzigen, unvergesslichen Liebesnacht versprochen. Und heute braucht sie ihn, mehr als je zuvor. Ihr Leben ist in Gefahr, und nur Jefferson kann sie beschützen!

IM BANN DES MILLIONÄRS von GARBERA, KATHERINE
Niemals hätte Kane sie gehen lassen dürfen: Mary-Belle, seine schöne Mary. Aber jetzt hat er sie endlich wiedergefunden, und er ist fest entschlossen, seinen Fehler von damals wiedergutzumachen. Allerdings scheint sie jetzt nichts mehr von ihm wissen zu wollen


  • Erscheinungstag 10.10.2014
  • Bandnummer 0121
  • ISBN / Artikelnummer 9783733721749
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Maxine Sullivan, BJ James, Katherine Garbera

BACCARA EXKLUSIV BAND 121

MAXINE SULLIVAN

War alles nur ein Spiel, Danielle?

Flynn ist sich sicher, dass Danielle ihm die hilflose Witwe nur vorspielt. Sie will von den Schulden ihres Mannes nichts gewusst haben – dabei steht ihre Unterschrift auf dem Darlehensvertrag! Dennoch übt sie eine wahnsinnige Faszination auf ihn aus, die mit jeder Minute zunimmt. Ist er etwa gerade dabei, auf eine Betrügerin hereinzufallen?

BJ JAMES

Verwöhne mich mit Zärtlichkeit

Mit heißen Küssen verwöhnt Jefferson die rassige Marissa. Er weiß, sie haben nur eine einzige Liebesnacht zusammen; dann muss sie eine arrangierte Ehe mit einem älteren Mann eingehen. Vier Jahre später erreicht ihn ein Hilferuf von ihr: Ein gefährlicher Drogenboss hat ihren Mann getötet, und auch Marissa schwebt in Lebensgefahr. Kann Jefferson sie beschützen?

KATHERINE GARBERA

Im Bann des Millionärs

Drei Jahre hat Mary ihn schon nicht mehr gesehen, den Millionär und Lord Kane Brentwood – ihren ehemaligen Liebhaber. Muss der charmante Adelige ausgerechnet jetzt wieder in ihr Leben treten und die alte Leidenschaft in ihr entfachen? Gerade wenn so viel davon abhängt, dass sie anständig bleibt, weckt er jede Menge unanständiger Gedanken in ihr …

1. KAPITEL

„So lernen wir uns also doch noch kennen, Mrs Ford“, bemerkte Flynn Donovan mit tiefer sonorer Stimme. Er hatte eine eigentümliche Art, die Worte zu dehnen, vor allem jetzt, als er in die faszinierenden blauen Augen seiner Besucherin schaute. Im gleichen Moment wurde ihm klar, dass er diese Frau begehrte. Er begehrte sie plötzlich mit einer äußerst heftigen, ja absurden Leidenschaft, die ihn selbst sehr erstaunte.

Zunächst schien es die junge Dame zu erschrecken. Dann reckte sie das feine Kinn, verzog den schönen Mund und sagte kühl: „Entschuldigen Sie die Störung.“

Störung? Absolut nicht, dachte Flynn. Danielle Ford strahlte einen Sex-Appeal aus, der ihn tief getroffen hatte, ihm den Atem raubte.

„Mr Donovan, Sie haben mir einen Brief geschrieben, in dem Sie die Rückzahlung eines Darlehens verlangen, das mein Mann und ich …“

Auf einmal wurde er wütend. Wie konnte diese Frau so wunderbar aussehen, obwohl sie so verlogen war? Aber er kannte diesen Frauentyp. Robert hatte ja selbst gesagt, dass seine Frau eine vorzügliche Schauspielerin war und mit ihrem Unschuldsengel-Look jeden Mann umgarnen konnte, bis er ihr jeden Wunsch von den Augen ablas. Flynn war zwar nicht so naiv, alles zu glauben, was Robert Ford ihm erzählt hatte. Aber er war schon der Meinung, dass eine Frau, die mit diesem Lügner und Betrüger verheiratet war, aus annähernd dem gleichen Holz geschnitzt sein musste.

„Sie meinen Ihren verstorbenen Gatten, nicht wahr?“ Flynn klopfte mit seinem Stift auf den Schreibtisch.

Sie straffte die schmalen Schultern. „Also gut, mein verstorbener Mann.“ Dann holte sie tief Luft. „Was Ihren Brief anbetrifft, da heißt es, dass ich Ihnen zweihunderttausend Dollar schulde. Aber ich habe keine Ahnung, worum es sich eigentlich handelt.“

„Ach, kommen Sie, Mrs Ford. Sie stellen sich doch nur dumm, damit Sie dieses Darlehen, das Sie von meiner Firma bezogen haben, nicht zurückzuzahlen brauchen.“

Vor Entrüstung atmete sie heftig, und ihre Lider zuckten. „Aber ich wusste gar nichts von einem Darlehen, schon gar nicht in dieser Höhe. Das muss ein Irrtum sein.“

Nein, das konnte Flynn ihr nicht glauben. „Sie machen mir etwas vor.“

Die Röte, die in ihre Wangen stieg, ließ Danielle Ford seltsam verletzlich erscheinen. Oder es ist ein Schuldeingeständnis, ging es ihm durch den Kopf. Aber andererseits kann sich nur jemand mit einem Gewissen schuldig fühlen. Flynn bezweifelte, dass diese Frau überhaupt eins hatte.

„Ich versichere Ihnen, dass ich mich nicht dumm stelle, Mr Donovan.“

Er verzog spöttisch die Lippen. „Ihr Gatte hat auch versichert, dass er das Darlehen schnellstens zurückzahlen würde.“ Er schob ihr ein Papier über den Schreibtisch zu. „Ist das etwa nicht Ihre Unterschrift neben der Ihres Gatten?“

Sie trat mit ernster Miene näher an den Schreibtisch, um sich das Papier anzusehen.

Danach wurde sie ganz blass und sank auf einen Stuhl. „Es sieht tatsächlich wie meine Unterschrift aus …“

So spielt sie das Spiel also, dachte Flynn. Robert hatte sie ganz richtig geschildert. Sie würde nie etwas zugeben, noch nicht einmal, wenn ihr der Beweis präsentiert wurde.

„Ist das Ihre Unterschrift, Mrs Ford?“ Er zeigte sich vollkommen unbeeindruckt von ihrem Theater. „Sie schulden mir also zweihunderttausend Dollar.“

Sie hob den Kopf, in ihren Augen spiegelte sich Panik. „Aber ich habe nicht so viel Geld.“

Das war nichts Neues für Flynn. Nachdem er ihre Finanzen hatte überprüfen lassen, wusste er, dass sie genau fünftausend Dollar auf ihrem Bankkonto in Darwin hatte. Das übrige Geld musste sie mit vollen Händen ausgegeben haben. Eine Anzahl abgeräumter Konten, verstreut über Australien, sprachen eine deutliche Sprache. Ihm tat der arme Mann, der sie geheiratet hatte, richtig leid. Diese Frau würde jeden Mann in den Ruin stürzen.

Aber sie war verdammt hübsch.

Und diese Figur …

Flynn sah an ihrem einfachen pinkfarbenen Kleid mit dem passenden Jäckchen herunter. Es hatte wirklich Stil und betonte ihre makellosen schlanken Beine.

Hübsch, verdammt hübsch.

Wie sexy würden diese Beine erst in einem schaumgekrönten Whirlpool aussehen? Er stellte sich vor, wie sie ein Bein hochstreckte und die wohlgeformte Wade einseifte. Das Wasser reichte ihr gerade bis zu den vollen Brüsten. Die Fantasie erregte Flynn so sehr, dass sein Blut in Wallung geriet. Ihm wurde heiß vor Verlangen, ja, er brauchte eine Frau.

Nicht irgendeine, diese Frau.

„Dann können wir uns vielleicht auf einen Kompromiss einigen?“ Er lehnte sich in seinem edlen Chefsessel zurück und beobachtete ihre Reaktion.

Sie setzte sich noch aufrechter hin. „Ich könnte versuchen, Ihnen jede Woche eine kleine Summe zurückzuzahlen. Es wird zwar endlos lange dauern, aber …“

„Das reicht mir nicht.“ Für ihn kam nur eine ganz andere Zahlungsweise infrage.

Sie öffnete vor Erstaunen die Lippen, sodass ihm ihr Mund noch verführerischer erschien. „Was stellen Sie sich denn vor?“

„Ich fürchte, Sie müssen sich etwas mehr anstrengen.“

Sie zögerte. „Wie …?“

„Sie sind eine sehr schöne Frau, Mrs Ford.“

Für Sekunden hielt sie seinem Blick stand, aber das Herz klopfte ihr bis zum Hals. „Ich bin erst zwei Monate lang Witwe, Mr Donovan. Haben Sie denn kein Feingefühl?“

„Sieht nicht so aus.“ Am liebsten hätte er ihren schlanken Hals geküsst, dort, wo ihr Puls jetzt so wild schlug.

Er hörte sie seufzen. „Dann sagen Sie mir bitte, wie ich meine Schulden abzahlen kann. Aber ich bin sowieso schon knapp mit meinem Geld.“

Natürlich, dieser Frau geht es nur ums Geld. Er sträubte sich bei dem Gedanken, wie käuflich sie offensichtlich war. „Von mir werden Sie keinen Cent mehr bekommen, bevor Sie das Darlehen nicht zurückgezahlt haben, in voller Höhe.“

Sie bekam rote Wangen. „Aber ich wollte doch nicht noch mehr …“

„Genau das wollten Sie.“

Einen Moment lang schien sie ratlos zu sein, fasste sich jedoch schnell wieder. „Oh, natürlich, ich wollte Sie ja um einen neuen Kredit bitten“, erklärte sie voller Sarkasmus. „Ich werde versuchen, so viel Geld aus Ihnen herauszulocken, wie ich kann. Darauf verstehe ich mich ja.“

Auf diesen Bluff würde er nicht hereinfallen. „Ja, ich denke, darauf verstehen Sie sich in der Tat ausgezeichnet“, bekräftigte Flynn, ohne mit der Wimper zu zucken.

Sie schaute ihn wütend an. „Wie schön, dass Sie meine Gedanken lesen können. Ich hoffe, Sie wissen auch, was ich jetzt von Ihnen denke.“

Irgendwie amüsierte sie ihn. „Ich bitte Sie, eine Lady sollte solche Ausdrücke gar nicht kennen.“

„Eine Lady sollte auch nicht hier sitzen und sich Ihren Erpressungsversuch anhören.“

„Erpressung – das ist ein hartes Wort, Danielle. Ich möchte nur das, was mir zusteht.“ Sie eingeschlossen, fügte er im Stillen hinzu.

„Nein, Sie wollen Rache“, konterte sie bitter. „Aber ich bin nicht für die Fehler meines Mannes verantwortlich.“

Flynn schaute sie unbeeindruckt an. „Und was ist mit Ihren eigenen Fehlern, Danielle? Sie haben Ihre Unterschrift unter den Darlehensvertrag gesetzt, nicht wahr? Deshalb müssen Sie die Schulden auch zurückzahlen.“

„Mit meinem Geld oder meinem Körper?“, fragte sie ihn voller Verachtung.

Er hob die rechte Braue. „Wie viele heiße tropische Nächte sind zweihunderttausend Dollar wohl wert?“ Er dachte kurz nach und beantwortete seine Frage selbst. „Hm, ich würde sagen circa drei Monate.“ Das war nicht billig, aber ihm war bewusst, dass er so viel Geld selbst für eine einzige Nacht mit dieser Frau hinblättern würde.

Sie sah ihn mit ihren großen blauen Augen an, als ob sie es immer noch nicht fassen könnte. „Drei Monate! Sie erwarten also im Ernst, dass ich drei Monate lang mit Ihnen schlafe?“

Er musste wieder auf ihren verführerischen Mund schauen. „Ich habe nichts von miteinander schlafen gesagt, obwohl ich Ihnen versichere, dass es mir nicht allzu schwerfallen würde.“ Gerade in diesem Moment stieg ihm der betörende Duft ihres Parfüms in die Nase und brachte sein Blut noch mehr in Wallung. „Nein, ich habe in der nächsten Zeit eine Menge gesellschaftliche Verpflichtungen, und daher könnte ich eine persönliche Begleiterin gut gebrauchen.“

Danielle sprang auf. „Mr Donovan, Sie sollten sich keine Illusionen machen, dass ich einem Mann wie Ihnen meine Zeit … oder sogar mehr opfern würde. Seien Sie realistisch. Es wird genug Frauen geben, die Sie gern begleiten.“ Nach diesen Worten machte sie auf dem Absatz kehrt und verließ das Büro.

Flynn hatte Danielles Abgang mit einem zynischen Lächeln beobachtet. Danach ging er ans Fenster und genoss aus seinem Donovan Tower die Aussicht auf die blau glitzernde Hafenbucht. Er mochte es, wie diese Frau reagierte. Sie verhielt sich so anders als die Frauen, mit denen er in der letzten Zeit ausgegangen war. Er hatte es entsetzlich langweilig gefunden, dass alle nur zu bereitwillig mit ihm ins Bett gegangen wären.

Aber dann fiel ihm wieder ein, dass Danielle selbst keine Heilige war. Es gehörte zu ihrer Taktik, sich nicht so leicht verführen zu lassen. Sie war voller Berechnung, das hatte Robert Ford auch erwähnt. Dann passten die beiden ja gut zusammen, ging es Flynn durch den Kopf. Er durfte nie vergessen, dass sie Robert Fords Frau gewesen war und genauso geldgierig. Die zwei waren ein echtes Gaunerpärchen.

Flynn stieß einen Fluch aus und setzte sich wieder an seinen Schreibtisch. Für heute Morgen war eine Videokonferenz mit seinen leitenden Angestellten aus Sydney und Tokio eingeplant. Er hatte jedoch jetzt irgendwie keine Lust mehr dazu. Auch der Gedanke an eine sehr lohnende Geschäftsübernahme, die kurz bevorstand, ließ ihn kalt.

Lieber dachte er an die schöne Danielle mit ihren faszinierenden blauen Augen, dem langen blonden Haar und dem makellosen Körper.

Auch wenn sie sich noch dagegen sträubte, er würde sie zu seiner Geliebten machen. Eine Frau wie sie würde seinen Millionen schon gar nicht widerstehen können.

Danielle hatte ein Taxi genommen, um möglichst schnell zurück nach Hause zu kommen. Sie zitterte immer noch, als sie ihre Wohnungstür aufschloss. Das Gespräch hatte sie sehr mitgenommen. Sie war ganz durcheinander.

Bisher hatte sie immer gern in Darwin gelebt. Diese Stadt im äußersten Norden von Australien war jung, lebendig und ein tropisches Paradies. Aber jetzt gab es hier eine Schlange namens Flynn Donovan. Er war maßlos arrogant und erwartete tatsächlich, dass Danielle ihre Schulden mit dem Einsatz ihres Körpers tilgen würde.

Ihre Schulden.

Als sie daran dachte, musste sie heftig schlucken, und die Knie wurden ihr plötzlich weich, sodass sie auf das graue Ledersofa sank. Was hatte Robert sich nur dabei gedacht, ihre Unterschrift im Darlehensvertrag zu fälschen? Oder hatte er ihr etwas vorgemacht, und sie hatte dort ohne ihr Wissen unterschrieben? Sie erinnerte sich jetzt auch daran, dass er sie einmal spätabends gebeten hatte, etwas zu unterschreiben, was angeblich nur für den Steuerberater bestimmt war.

Zweihunderttausend Dollar! Sie hatte keine Ahnung, wozu Robert so viel Geld gebraucht hatte. Was für Geschäfte hatte er hinter ihrem Rücken gemacht? Kannte sie ihren Mann überhaupt? Für diese Fragen war es zu spät. Darauf würde sie keine Antwort mehr finden, und eigentlich war es auch kaum noch wichtig.

Es bedrückte sie jetzt viel mehr, dass Flynn Donovan ihr nicht geglaubt hatte. Er hielt sie offensichtlich für genauso verlogen wie Robert. Es hatte wohl auch keinen Zweck, noch einmal mit ihm zu reden und ihre Unschuld zu beteuern. Er würde nur noch ärgerlicher werden.

Danielle kämpfte mit den Tränen. Sie hatte einen neuen Anfang machen wollen. Nachdem sie drei Jahre lang von Robert und seiner Mutter unterdrückt worden war, kam ihr sein plötzlicher Tod wie eine Befreiung aus ihrer unglücklichen Ehe vor.

Sie war so froh, dass sie diese schöne Wohnung gefunden hatte. Denn mit ihrer Schwiegermutter zusammenzuleben hatte sie nicht mehr ausgehalten. Monica war schon immer schwer zu ertragen gewesen, aber nachdem ihr „Robbie“ gestorben war, wollte sie ganz und gar über das Leben ihrer Schwiegertochter bestimmen. Aus Mitleid mit ihr hatte Danielle sich viel zu oft ihrem Willen gebeugt.

Aber irgendwann ging es nicht mehr. Ein befreundeter Immobilienmakler hatte ihr die luxuriöse Penthouse-Wohnung für eine günstige Miete angeboten. Da hatte sie zugegriffen und sich gleich sehr wohlgefühlt in luftiger Höhe über der Stadt.

Am besten gefiel ihr das große helle Wohnzimmer mit der breiten Glastür, die auf den Balkon führte. Von hier aus konnte sie bis auf das offene Meer sehen. Sie liebte diese Aussicht und hatte endlich wieder das Gefühl, frei atmen zu können. Dass ihr Mietvertrag zunächst auf ein Jahr begrenzt war, darüber machte Danielle sich keine Gedanken.

Aber dass sie Donovan Enterprises diese immense Summe Geld schuldete, machte ihr jetzt große Sorgen. Sie sah keinen Weg, wie sie so viel Geld aufbringen konnte. Dennoch wollte sie ihre Schulden unbedingt zurückzahlen. Dazu fühlte sie sich als Roberts Ehefrau verpflichtet.

Die fünftausend Dollar, die sie durch ihren Teilzeitjob hatte zurücklegen können, waren im Vergleich zu ihrem Schuldenberg eine lächerliche Summe. Sie wollte sie nicht anrühren, denn es war ihre eiserne Reserve, von der auch Robert nichts gewusst hatte.

Er hätte Danielle als seine Ehefrau am liebsten ganz von sich abhängig gemacht. Sie hatte hart darum kämpfen müssen, wenigstens halbtags berufstätig zu bleiben. Das hatte weder ihrem Mann noch Monica gefallen. Aber Danielle hatte sich durchgesetzt. Wäre sie nur noch zu Hause geblieben, hätte sie das Gefühl gehabt, sich selbst aufzugeben.

Sie musste einen anderen Weg finden, ihre Schulden zurückzuzahlen, ohne ihren Notgroschen anzubrechen. Natürlich würde sie auch nicht mit Flynn schlafen, obwohl sie zugeben musste, dass sie ihn sehr attraktiv fand.

Flynn Donovan war nicht nur ein millionenschwerer Geschäftsmann, sondern er sah auch bemerkenswert gut aus. Die meisten Frauen fanden ihn unwiderstehlich. Stark, schweigsam und sexy, so wirkte er auf das andere Geschlecht. Seine breiten Schultern und sein dichtes schwarzes Haar waren wie gemacht, um von zarten Frauenhänden gestreichelt zu werden.

Danielle erging es ebenso wie anderen Frauen. Dieser Mann wirkte auch auf sie sehr anziehend. Es fiel ihr nicht schwer, sich vorzustellen, wie gut sich sein Körper anfühlen würde unter ihren Fingerspitzen.

Ihre Freundinnen würden es wohl auch nicht verstehen, warum sie sich einem Mann mit solch leidenschaftlichen dunklen Augen und diesem sinnlichen Mund verweigerte. Aber für sie war es eine Frage des Überlebens.

Flynn war es gewohnt, immer und überall seinen Willen durchzusetzen. Sie war drei Jahre mit einem Mann verheiratet gewesen, der sie beherrschen wollte. Deshalb würde sie sich niemals wieder an einen dominanten Mann binden, egal, wie reich er war.

2. KAPITEL

Am folgenden Tag läutete es an der Tür, als Danielle gerade die Scherben einer zerbrochenen Glasscheibe aufsammelte. Dadurch abgelenkt, schnitt sie sich in den Finger. Auf den ersten Blick fand sie die blutende Wunde harmlos. Es war nicht das erste Missgeschick, das ihr heute passiert war. Danielle hatte auch schon eine Beule von dem schweren Bilderrahmen, der ihr beim Geraderücken auf den Kopf gefallen war.

Alles war erst einmal vergessen, als sie die Tür öffnete und Flynn Donovan vor ihr stand. Er sah aufregend männlich aus in seinem dunklen Business-Anzug, der so perfekt saß.

„Ich habe Glas zerbrechen hören“, bemerkte Flynn, ohne sie begrüßt zu haben. Dabei musterte er Danielle in ihrer orangefarbenen Tunika über der weißen Hose von oben bis unten.

Das tat er jedoch nicht nur, um festzustellen, ob sie verletzt war. Das merkte sie deutlich, versuchte aber, locker zu bleiben. Im tiefsten Innern erbebte sie dennoch, und bald glühte sie am ganzen Körper. Flynns Blick war einfach zu herausfordernd und so voller Sinnlichkeit.

Dann musste sie daran denken, wer dieser Mann eigentlich war und was er von ihr wollte. Bestenfalls wollte er Geld von ihr.

Oder im schlimmsten Fall …

Sie verdrängte den Gedanken und musterte ihn ihrerseits kühl. „Wie sind Sie in das Gebäude gekommen? Wir haben doch einen Sicherheitscode. Der sollte ungebetene Gäste fernhalten.“

„Ich habe so meine Taktik.“ Er sagte es mit der Arroganz reicher Leute, die immer ihren Willen durchsetzen. „Was ist jetzt mit dem zerbrochenen Glas?“

Danielle zuckte die Schultern. „Ein gerahmtes Bild ist von der Wand gefallen.“

„Haben Sie sich verletzt?“

Sie hatte fast den Eindruck, als drückte sein Blick eine gewisse Besorgnis aus. „Ach, es ist nur ein klitzekleiner Schnitt!“, rief sie und schwenkte unbekümmert den Finger. Aber als sie entdeckte, dass das Papiertaschentuch um ihren Finger voller Blut war, erschrak sie selbst.

Flynn fluchte leise. „Danielle, das ist kein kleiner Schnitt.“ Er griff nach ihrer Hand, und Danielle wurde erst recht heiß. Sie versuchte, ihre Hand zurückzuziehen, weil sie es nicht wahrhaben wollte, wie angenehm sich seine Haut anfühlte. Aber er hielt ihre Hand fest.

Sie blickte ihn beinahe trotzig an. „Ich hätte mich gar nicht geschnitten, wenn Sie nicht an meiner Tür geläutet hätten, als ich gerade die Scherben aufsammeln wollte.“

„Das nächste Mal werde ich Sie verbluten lassen“, erwiderte Flynn scheinbar ungerührt und wickelte das Taschentuch von ihrem Finger. Er verzog das Gesicht. „Es blutet sehr stark, aber ich denke, die Wunde braucht nicht genäht zu werden.“

Danach hob er den Kopf und schaute Danielle forschend an. „Haben Sie noch andere Verletzungen?“

Das sag ich besser nicht.

Aber dann brachte sie es doch nicht fertig, ihn anzulügen. „Nur noch eine Beule am Kopf.“

„Lassen Sie mal sehen.“

Sie zuckte vor Schmerz zusammen, als sie die Beule ertastete. „Es ist wirklich nur …“

„Es blutet auch ein wenig“, stellte er fest und trat näher zu ihr heran.

Danielle schluckte. „Das geht von selbst weg.“

„Wo ist Ihr Erste-Hilfe-Kasten?“

„In der Küche, aber …“

„Kein Aber.“ Er fasste sie am Ellbogen und zog sie mit sich. „Wir werden uns die Sache mal genauer ansehen.“

Ihr wurde noch heißer. „Mr Donovan, ich bin sicher, Sie haben wichtigere Dinge zu tun, als hier den Doktor zu spielen.“

Er schaute Danielle mit männlicher Entschlossenheit an, sodass sie sich noch mehr anspannte. Beide schwiegen, aber sein Blick sagte mehr als Worte.

In der Küche holte Danielle den kleinen Verbandskasten aus dem Oberschrank und stellte ihn auf die Arbeitsplatte. Flynn kam gleich zu ihr, um den Inhalt zu untersuchen. Sie machte darauf einen Schritt zurück und war froh, dass in ihrer Küche genug Platz war.

„Setzen Sie sich auf den Stuhl am Fenster, da ist es schön hell. Ich werde Sie besser ansehen können.“

Das war es ja gerade, wovor sie Angst hatte. Aber trotz ihres Herzklopfens gehorchte Danielle. Je eher sie es hinter sich brachte, desto besser, und Flynn würde endlich wieder gehen.

Schon sah sie ihn mit einem Wattebausch auf sich zukommen. Als er hinter ihrem Stuhl stehen blieb, stieg ihr sein männlicher Duft in die Nase. Sie hatte ihn auch schon vorher bemerkt, aber jetzt intensivierte sich das köstliche Aroma. Es ist wie bei einem guten Wein, dachte Danielle, hoffentlich bekomme ich keinen Schwips und sinke diesem Mann in die Arme.

Sie zuckte zusammen, als Flynn ihr das Haar zur Seite strich und die Beule mit Watte abtupfte. Dabei war er sanft, aber doch gründlich. So sollte ein Mann auch sein, ging es Danielle durch den Kopf.

Ob er als Liebhaber im Bett auch so gut ist? Oh ja, er wird wissen, wie man eine Frau verführt.

„Mr Donovan …“

„Flynn“, korrigierte er sie mit plötzlich rauer Stimme.

Aber Danielle ignorierte es. „Mr Donovan, ich denke …“

Wieder unterbrach er sie. „Wie lange brauchen Sie zum Packen?“

„Was soll ich packen?“

„Ihre Koffer für Tahiti. Ich muss geschäftlich dorthin. Mein Jet steht bereit. Wir können in einer Stunde starten.“

„Tahiti?“ Sie drehte sich hastig zu ihm um, ohne auf ihre empfindliche Beule zu achten. Hatte sie sich verhört?

Er lächelte kalt. „Ich habe ein Haus dort, sodass unsere Privatsphäre gewahrt bleibt.“

Irgendwie passte es zu ihm. Er erwartete, dass sie seine Mätresse werden würde, um ihre Schulden bei ihm zu tilgen. Danielle war entsetzt. Glaubte er wirklich, dass sie darauf einging?

„Ich brauche keine Privatsphäre bei Ihnen“, presste sie mühsam hervor, weil sie im Grunde tödlich beleidigt war. „Und ich werde nirgendwo mit Ihnen hingehen.“ Dann wurde sie ärgerlich. „Was bilden Sie sich ein? Sie denken, Sie schnippen mit dem Finger, und ich lasse alles stehen und liegen, um nach Ihrer Pfeife zu tanzen. Wenn Ihre Freundinnen das mitmachen – ich aber bestimme immer noch selbst über mich.“

Seine dunklen Augen blitzten. „Kommen Sie, Danielle. Sie machen sich selbst etwas vor.“

Sie straffte die Schultern. „Der Einzige, der sich hier etwas vormacht, sind Sie.“

„Ich warne Sie, unterschätzen Sie mich nicht.“

Seine Miene hatte sich so verfinstert, dass es Danielle eiskalt über den Rücken lief und sie plötzlich Angst bekam. Dieser Mann war sagenhaft reich, er hatte Macht und Einfluss, und seine Verbindungen reichten beliebig weit. Wenn er sich von ihr gekränkt fühlte, könnte er sich furchtbar rächen. Es war zwar bitter für Danielle, aber sie musste sich eingestehen, dass er ihr das Leben zur Hölle machen konnte. Wie sie Flynn einschätzte, hätte er keine Skrupel, ihr zu schaden. Aber das konnte sie jetzt nicht riskieren, weil es nicht nur um sie ging.

Sie atmete tief durch und versuchte es mit einem versöhnlichen Ton. „Mr Donovan, bitte … Ich schlafe nicht mit Männern, die ich kaum kenne.“

„Ihr verstorbener Mann hat mir aber etwas ganz anderes erzählt.“

Danielle wurde blass.

Er beobachtete sie amüsiert. „Aha, jetzt fühlen Sie sich ertappt, nicht wahr?“

Es tat ihr verdammt weh. Robert, der Mann, mit dem sie drei Jahre lang verheiratet war, hatte Flynn Donovan Lügen über sie erzählt. Warum nur?

„Hm …“ Sie musste sich räuspern. „Was hat Robert denn genau gesagt?“

„Dass Sie ihn wegen seines Geldes geheiratet haben. Sie haben sich durch die Betten seiner Freunde geschlafen und all sein Geld verpulvert.“

Danielle war froh, fest auf ihrem Stuhl zu sitzen, sonst wäre sie vor Entsetzen umgefallen. Wie konnte Robert solche Gemeinheiten über sie verbreiten? Sie hatte ihn damals geheiratet, weil sie glaubte, ihn zu lieben. Niemals hatte sie ihn mit einem anderen Mann betrogen oder Geld verschwendet. Kein einziges Mal.

Sosehr sie Robert auch dafür hasste, in diesem Moment hasste sie Flynn noch mehr, weil er ihr so ein Benehmen zutraute. Sie schaute ihn bitterböse an. „Verstehe. Sie haben ihm alles geglaubt.“

Seine Mundwinkel zuckten. „Als er mich um dieses Darlehen bat, konnte ich doch nicht erst Referenzen über Sie einholen.“

„Aber von meinem Mann müssen Sie viel gehalten haben, sonst hätten Sie ihm das Darlehen nicht bewilligt.“

„Das war keine Frage seines Charakters für mich. Er hatte sich ja mit Ihnen zusammen verpflichtet, das Darlehen so bald wie möglich zurückzuzahlen. Ich hatte keinen Grund, daran zu zweifeln. Wer konnte ahnen, dass Sie das ganze Geld schon wieder ausgegeben hatten, bevor er es in ein seiner Meinung nach todsicheres Geschäft investieren konnte.“

Danielle hätte am liebsten laut losgelacht. Sie erinnerte sich daran, dass Robert ihr etwas von einer Erbschaft erzählt hatte, um zu erklären, warum er plötzlich so viel Geld ausgeben konnte. Er wollte es niemals in ein Geschäft investieren.

Und Monica, ob sie von dem Schwindel gewusst hat? fragte sich Danielle. Nein, das konnte sie sich nicht vorstellen. Ihrer Schwiegermutter ging es nicht schlecht, aber sie redete nie über Geld. Sicher hatte sie geglaubt, dass ihr Sohn genug verdiente.

Flynns Stimme riss Danielle aus ihren Gedanken. „Warum geben Sie es nicht zu? Allein Ihr Wagen hat über fünfzigtausend Dollar gekostet, von Ihren Ferienreisen nach Europa und Ihren Shopping-Touren ganz zu schweigen. Die Konten Ihrer Kreditkarten waren auch immer bis an die Höchstgrenze belastet.“

Shopping-Touren, Reisen nach Europa, Danielle traute ihren Ohren nicht. Sie hatte solche Reisen nicht unternommen. Dafür kam nur Robert infrage. Oh Gott, schoss es ihr durch den Kopf. Waren das also seine häufigen Geschäftsreisen, während ich seiner Mutter zu Hause Gesellschaft leisten musste?

Dass der Wagen so teuer war, davon hatte sie auch keine Vorstellung gehabt. Robert hatte ihn ja auch nur auf seinen Namen angemeldet. Das Luxusgefährt war nicht einmal richtig versichert gewesen, hatte sie herausgefunden. Von Versicherungen hatte Robert sowieso nichts gehalten. Hätte er nur eine Lebensversicherung abgeschlossen, hätte sie wenigstens einen Teil des Darlehens zurückzahlen können.

Und dann quälte Danielle noch eine andere Frage. Ferien in Europa und Shopping-Touren, so etwas macht man nicht allein. Hatte Robert sie vielleicht auch betrogen? Zugetraut hätte sie es ihm. Sie bekam immer mehr das Gefühl, als hätte er ein Doppelleben geführt. Es war seltsam, aber die Vorstellung, dass er eine Geliebte gehabt hatte, machte ihr kaum etwas aus.

Auf einmal wurde ihr bewusst, dass Flynn vor ihr stand. Er nahm ihren blutenden Finger, bestrich die Wunde mit antiseptischer Salbe und klebte ein Pflaster darauf. Danielle wunderte sich, wie sanft seine Hände waren. Wie konnte jemand mit so viel Zartgefühl auf der anderen Seite so hartherzig sein?

Sie wollte sich ihre Verunsicherung nicht anmerken lassen. Besser, sie stellte ihm jetzt die entscheidende Frage: „Mr Donovan, wenn Sie mich für so niederträchtig und geldgierig halten, warum wollen Sie mich dann mit nach Tahiti nehmen? Das macht doch keinen Sinn.“

„Es macht schon Sinn“, raunte er ihr zu. „Ich glaube, wir sind dazu bestimmt, uns miteinander zu amüsieren.“

„Das ist ja …“ Am liebsten wäre sie aufgesprungen, aber dann wäre sie nur noch näher in Kontakt mit ihm gekommen. Er hatte damit gerechnet. Das Funkeln seiner dunklen Augen verriet ihn.

„Lassen Sie sich durch mich nicht weiter aufhalten“, sagte Danielle. Es sollte kühl klingen, aber sie merkte selbst, dass ihre Stimme eher heiser klang.

Im nächsten Moment umfasste Flynn ihr Kinn. „Sie halten mich nicht auf“, erwiderte er ebenso heiser und sah wie gebannt auf ihren Mund.

Sein Gesicht näherte sich ihrem. Danielles Herz pochte laut. Gleich würde er sie küssen. Es trennten ihn nur noch wenige Zentimeter von ihrem Mund. Die Luft zwischen ihnen schien nur so zu knistern vor erotischer Spannung. Danielle spürte, wie sehr Flynn sie begehrte, und sie wehrte sich nicht einmal dagegen.

Halt! Wie konnte sie sich nur so vergessen? Sie war zurzeit an keinem Mann interessiert, schon gar nicht an Flynn Donovan.

Hastig wandte sie den Blick ab. „Ich werde auf keinen Fall mit Ihnen fliegen.“

Seine Augen blitzten kurz auf. Danach nahm sein Gesicht wieder den gewohnten leicht arroganten Ausdruck an. „Tatsächlich?“ Er strich Danielle fast zärtlich eine Haarsträhne von der Wange.

Das machte sie ganz nervös, aber sie kämpfte dagegen an. „Wenn Sie jetzt bitte gehen würden. Ich erwarte nämlich … einen Freund.“

Er lächelte überlegen. „Sie haben ja gar keinen Freund.“

„Wie wollen Sie das wissen?“

„Vielleicht habe ich Sie von einem Detektiv überprüfen lassen.“ Er schüttelte demonstrativ den Kopf. „Nein, daher weiß ich es nicht. Ein Mann fühlt so etwas einfach. Sie zittern ja, wenn ich Sie berühre.“ Er strich ihr über die Wange. „Sehen Sie.“

Danielle warf den Kopf zurück. „Vor Abneigung.“

Sein Lachen klang hart. „Das ist ja ganz was Neues. So etwas hat mir noch keine Frau gesagt.“

„Dann wird es Zeit, dass Sie sich daran gewöhnen.“

„Wieso? Erwarten Sie, dass ich Ihnen oft über die Wange streiche?“ Er verschlang sie regelrecht mit seinem begehrlichen Blick. „Auf jeden Fall werde ich Sie oft erzittern lassen, das verspreche ich Ihnen.“

In ihrem tiefsten Innern erzitterte Danielle jetzt schon. „Hören Sie doch mit diesen Spielchen auf.“

„Aber wir haben doch gerade erst damit angefangen“, neckte er sie. „Sie schulden mir Geld, und ich treibe meine Schulden ein.“

„Sie meinen, jetzt gleich?“

„Nein, ich werde noch warten, denn ich möchte mir Zeit nehmen, um es richtig zu genießen.“

Sie rang nach Luft. „Ich bin doch keine Delikatesse, die man genießerisch verspeist.“

„Vielleicht doch. Ich denke, in kleinen Häppchen genossen, schmecken Sie am besten.“

Verächtlich stieß sie den Atem aus. „Sie werden sich eine Lebensmittelvergiftung zuziehen.“

„Aber erst werde ich mein Vergnügen haben.“ Ein böses Lächeln umspielte seinen Mund. „Ich mache es nur wie Sie, Danielle. Erst kommt der Genuss, gezahlt wird später. Das ist doch Ihr Motto, oder?“ Er hob zynisch die Brauen. „Ich frage mich, wie viele Leute Sie schon ausgenommen haben.“

Alles in Danielle sträubte sich. Sie hatte in ihrem Leben noch niemanden betrogen, war immer ehrlich, glaubwürdig und loyal. Selbst ihre unglückliche Ehe mit Robert hatte sie nicht beendet, weil sie ihm ewige Treue geschworen hatte.

Aber Flynn quälte sie weiter. „Was ist, wollen Sie die Frage nicht beantworten?“

Es muss ein Ende haben. Gestern in Flynns Büro war sie zu schockiert gewesen. Sie hatte nicht glauben wollen, dass er ihr dieses unmoralische Angebot machte. Aber heute wusste sie, dass er es ernst meinte und sie wirklich als seine Mätresse mit nach Tahiti nehmen wollte.

Wie konnte sie ihm das ausreden, ohne dass er wütend auf sie wurde? Sie fürchtete seine Rache. Am besten sie sagte ihm die Wahrheit. „Mr Donovan …“

„Flynn“, verbesserte er sie.

„Okay, Flynn.“ In diesem Punkt konnte sie nachgeben. „Es tut mir leid, aber ich kann nicht Ihre Geliebte werden.“

„Tatsächlich nicht? Darf ich auch den Grund dafür erfahren?“

Es klang höhnisch. Er glaubte nicht, dass sie meinte, was sie sagte. Offensichtlich hielt er es für ein Manöver, mit dem sich Danielle wichtig machen wollte. Trotzdem musste sie weiter versuchen, ihn zu überzeugen.

Nur wollte sie nicht länger vor ihm auf diesem Stuhl sitzen bleiben und stand vorsichtig auf. Dabei krümmte sie ganz leicht den Rücken, weil sie jetzt manchmal ein Spannungsgefühl im Bauchraum hatte. Ihre orangefarbene Seidentunika fiel weit vorn über.

Flynn stockte der Atem. „Mein Gott, sind Sie etwa schwanger?“

Danielle erstarrte. Er hatte die anderen Umstände erkannt, obwohl man es ihr eigentlich noch nicht ansehen konnte. Wahrscheinlich deutete er ihre Bewegungen richtig.

Letztendlich war es gar nicht so schlecht, wenn er Bescheid wusste. An einer schwangeren Frau konnte Flynn nicht ernsthaft interessiert sein. Das würde ihn eher abschrecken.

Sie legte sich die Hände auf den Bauch. „Ich wollte es Ihnen schon die ganze Zeit sagen.“

Er lehnte an der Küchenspüle und betrachtete Danielle eine Weile schweigend. Seine Augen waren auf einmal so voller Traurigkeit, dass er ihr fast leidtat. Sie hatte keine Erklärung dafür.

Wenig später war er wieder der alte Flynn. „Jetzt verstehe ich das ganze Theater, warum Sie nicht mit mir ins Bett gehen wollen. Es geht Ihnen um mehr. Sie suchen einen Ehemann.“

Heftig schüttelte sie den Kopf. „Sie sind ja verrückt.“ Von der Ehe hatte sie wirklich erst einmal genug. Sie dachte gar nicht daran, wieder zu heiraten.

Aber Flynn ließ sich nicht davon abbringen. „Sie haben das Geld Ihres ersten Mannes verschwendet und suchen nun einen zweiten Dummen. Das Kind kommt Ihnen da gerade recht. Sie spielen die trauernde schwangere Witwe ohne einen Cent Geld. Arme schöne Danielle!“ Seine Worte trafen sie so hart wie ein Schlag ins Gesicht. „Die meisten Männer würden Sie trotzdem heiraten. Eine schwangere Frau hat auch ihren Reiz, und viele Menschen wünschen sich ein Kind.“ Er musterte sie geringschätzig von oben bis unten. „Ist das Baby überhaupt von Ihrem Mann?“

Dass er so mit ihr redete, machte Danielle ganz krank. „Wenn Sie es unbedingt wissen wollen, das Kind ist von meinem verstorbenen Mann.“

„Hat er davon gewusst?“

Auch das ging ihn nichts an, dennoch nickte sie. Die Aussicht, Vater zu werden, hatte Robert begeistert. Sie selbst hatte sich eigentlich noch kein Kind gewünscht, solange ihre Ehe unglücklich war. Dann hatte sie angefangen, sich ebenfalls riesig darauf zu freuen. Ein Baby würde ihr Leben bereichern. Diese Einstellung hatte sie auch nach Roberts Tod nicht geändert.

Danielle reckte entschlossen das Kinn. „Mr Donovan, bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass ich keinen Vater für mein Kind suche.“ Sie machte eine Pause und fuhr fort: „Selbst wenn es so wäre, würde ich Sie niemals dafür in Betracht ziehen. Mein Kind verdient einen Vater mit Herz. Stattdessen sitzt bei Ihnen dort nur ein dickes Scheckbuch.“

„Bilden Sie sich nur nicht ein, dass Sie mich kennen. Wäre es mein Kind, das Sie erwarten, würde ich Sie niemals gehen lassen.“

Nach diesen Worten verließ Flynn fluchtartig die Wohnung.

Ihr traten Tränen in die Augen, als sie die Tür hinter ihm zufallen hörte. Danielle war völlig durcheinander. Gestern um diese Zeit hatte sie Flynn Donovan noch nicht einmal persönlich gekannt. Sie war der Meinung gewesen, dass sein Brief ein Irrtum war.

Flynn hatte sie aufs Gröbste beschuldigt und beleidigt. Er behauptete nicht nur, dass sie ihren Mann betrogen und sein Geld verschwendet hatte. Jetzt warf er ihr auch noch vor, dass sie darauf spekulierte, sich einen reichen Mann als Vater für ihr Kind zu angeln.

Nein, eine hohe Meinung hat Flynn Donovan wirklich nicht von mir, dachte sie bitter. Aber sie hielt genauso wenig von ihm. Er mochte einer der reichsten Männer in Australien sein, das beeindruckte sie überhaupt nicht. Soll er doch sein Geld, sein Privatflugzeug, seine Häuser und alles behalten und mich nur in Ruhe lassen.

Danielle wischte sich die Tränen mit dem Handrücken fort. Es war ohnehin alles zu spät. Danach zu urteilen, wie Flynn aus ihrer Wohnung gestürmt war, würde er sie nicht noch einmal besuchen. Höchstwahrscheinlich würde er ihr jetzt die Schuldeneintreiber auf den Hals hetzen.

Sie versuchte, tief durchzuatmen. Irgendwie würde sie das Geld schon zurückzahlen, auch wenn es Roberts und nicht ihre Schulden waren. Sonst würde sie ihres Lebens nicht mehr froh werden.

Außerdem steht zu viel für mich auf dem Spiel.

Auf einmal fiel Danielle ein, dass die Schuldeneintreiber auch mit Monica sprechen könnten. Wenn die alte Dame erfuhr, wie verschuldet ihre Schwiegertochter war, würde sie das nutzen, um das Sorgerecht für ihr Enkelkind zu beantragen. Danielle zweifelte nicht daran, dass sie versuchen würde, ihr das Kind wegzunehmen. Ihre Schwiegermutter wollte, nein, sie brauchte einen Ersatz für ihren Sohn. Was könnte ihr besser gefallen, als Roberts Kind großzuziehen?

Flynn Donovan hat so eine schlechte Meinung von mir, dass er Monica sicher dabei unterstützt und ich das Sorgerecht für mein Baby verliere.

Der Gedanke brachte Danielle an den Rand der Verzweiflung. Das Herz war ihr furchtbar schwer. Was sollte sie machen? Sie musste einen Weg finden, dass man ihr das Kind nicht nehmen konnte.

3. KAPITEL

Das Leben hielt für Flynn kaum noch Überraschungen bereit. Aber wenn das doch einmal vorkam, war er nicht davon begeistert.

Danielle Ford ist also schwanger, ging es ihm wieder und wieder durch den Kopf. Zum Teufel, er hatte keine Lust, sich mit einer schwangeren Frau einzulassen. Es konnte alles Mögliche passieren, wenn eine Frau ein Kind erwartete.

Mutter ist es auch passiert.

Flynn erinnerte sich noch genau daran, wie seine Mutter ihn gerufen hatte, als er mit seinen Freunden Brant und Damien unter dem Mangobaum spielte. Der Baum stand immer noch in einem Vorort von Darwin, gar nicht so weit weg.

Flynn war ins Haus gelaufen und hatte seine Mutter blutend auf dem Boden liegen sehen. „Das Baby kommt“, sagte sie zu ihm mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht. „Geh und hol Tante Rose.“

Er hatte sich in den fünf Jahren seines Lebens noch niemals so gefürchtet und war mit seinen Freunden losgerannt, so schnell ihn seine kleinen Beine tragen konnten. Dann kamen eine Menge Leute aus der Nachbarschaft angelaufen, und kurz darauf kündigte sich auch der Krankenwagen mit heulender Sirene an.

Der kleine Junge stand danach die ganze Zeit vor Angst zitternd im Hof. Er musste ohnmächtig mit ansehen, wie seine Mutter schwächer und schwächer wurde, bis der Lebensfaden riss und er sie für immer verloren hatte.

Auch jetzt konnte Flynn die Erinnerung kaum ertragen und versuchte, gleich alles wieder zu verdrängen. Lieber konzentrierte er sich auf sein eigenes Leben im Hier und Jetzt.

Darin war aber auch kein Platz für Danielle Ford. Sollte sie doch das Geld behalten, das sie ihm schuldete. Umso schneller würde sie einen armen Teufel finden, den sie mit ihren Schlafzimmeraugen und ihrem sinnlichen Mund bezirzen konnte. Für Flynn selbst existierte sie nicht länger.

Zu dumm, dass er sich am folgenden Wochenende in seiner Luxus­wohnung in Sydney so schlecht fühlte – trotz der atemberaubenden Aussicht auf das berühmte Opernhaus und die Harbor Bridge. Ihm fehlte einfach etwas, oder war es jemand?

Verdammt, er hatte sich noch von keiner Frau wirklich beeindrucken lassen. Nicht in dieser Weise. Seine Freundinnen hatten jede Menge Tricks probiert, um ihn vor den Altar zu zerren. Aber Danielle Ford verhielt sich ganz anders, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sie würde bestimmt keinen Erfolg damit haben. Nicht um alles in der Welt würde er sich mit einer schwangeren Frau einlassen.

Dabei konnten schwangere Frauen sehr anziehend wirken, das war Flynn wohl bewusst. Es gab richtige Schönheiten darunter. Er war jedoch immer froh, dass er nicht für ihren Zustand verantwortlich war. Vor vielen Jahren hatte er sich nämlich bereits geschworen, niemals das Leben einer Frau durch eine Schwangerschaft aufs Spiel zu setzen.

Warum konnte er diese eine Frau dann nicht vergessen, fragte er sich. Er hatte ja noch nicht einmal mit ihr geschlafen.

Oder ist das gerade der Grund? Unsinn, sie ist eine ganz normale Frau.

Es gab so viele andere Frauen, die er haben konnte. Aber alle waren sie kein Ersatz für diese sexy Lady, diese Göttin. Und doch ist sie nur eine Betrügerin, rief Flynn sich ins Gedächtnis.

Er musste sie vergessen, durfte sich nicht mehr vorstellen, wie dieser langbeinige blonde Engel mit den wunderschönen blauen Augen nackt in einem Bett lag, seinem Bett, und …

Zu Beginn der nächsten Woche, als Flynn wieder zurück in Darwin war, wartete eine Überraschung auf ihn.

Connie, seine persönliche Assistentin, brachte ihm nach dem Lunch einen Brief in sein Büro. „Das ist gerade unten für Sie abgegeben worden. Ich dachte, es wäre geschäftlich, und habe den Brief schon geöffnet.“ Ihr Ton war ungewohnt scharf, ihr Blick missbilligend. So hatte Flynn seine äußerst tüchtige und diskrete Assistentin, eine Frau um die vierzig, noch nie erlebt.

Er lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück und musterte sie stirnrunzelnd. „Von wem ist der Brief?“

„Von Mrs Ford.“

„Danielle?“

Connie nickte nur. Aber Flynn entging es nicht, wie vorwurfsvoll sie ihn dabei ansah. „Mögen Sie sie etwa nicht, Connie?“

Ein warmer Glanz trat in ihre Augen. „Natürlich mag ich sie. Sie ist reizend und hat so gute Manieren.“ Dann verfinsterte sich ihr Blick wieder. „Sie sollten ihren Brief lesen.“

Er versuchte, sich seine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen. „Ja, danke, Connie, das mache ich.“ Fast hatte er den Eindruck, dass sie noch etwas sagen wollte, als sie zur Tür ging. Aber dann verschwand sie diskret.

Flynn starrte den weißen Umschlag auf seinem Schreibtisch an. Sein Name war mit einer weichen femininen Handschrift darauf geschrieben. Die Großbuchstaben wirkten sogar ein wenig verschnörkelt. Selbst Danielles Schrift schien irgendwie sexy zu sein.

Er erinnerte sich auch gleich wieder an den verführerischen Klang ihrer Stimme, als er Danielle in der Küche Erste Hilfe geleistet hatte. Was wollte sie jetzt noch von ihm?

Das werde ich gleich wissen, dachte er, zog einen gefalteten Briefbogen aus dem Kuvert und begann zu lesen:

Sehr geehrter Mr Donovan,

beiliegend erhalten Sie einen Scheck über 100 Dollar als erste Rate auf die Summe von 200.000 Dollar, die mein verstorbener Mann und ich Ihrer Firma schulden. Ich hoffe, Sie können den geringen Betrag zunächst akzeptieren. Leider kann ich mir wegen meiner Schwangerschaft zurzeit keinen zweiten Job suchen. Bitte nehmen Sie die Zahlung als Zeichen, dass ich bereit bin, das Darlehen so schnell wie möglich bis auf den letzten Cent zurückzuzahlen.

Mit freundlichem Gruß

Danielle Ford

Flynn verzog den Mund und warf den Brief auf den Schreibtisch. Kein Wunder, dass Connie entsetzt war. Danielles Brief war zwar sachlich und in einem geschäftsmäßigen Ton abgefasst, dennoch stand Flynn wie ein hartherziges, geldgieriges Monster da.

Er war davon überzeugt, dass Danielle diese Zeilen aus reiner Berechnung geschrieben hatte. Durch ihre Schwangerschaft fiel es ihr ja noch viel leichter, Mitleid zu erregen und ihre Mitmenschen zu täuschen. Ihr Zustand war geradezu ideal dafür.

Was mochte sie für einen „Job“ haben? Wahrscheinlich ging sie einmal im Monat bei irgendeinem wohltätigen Verein vorbei. Richtig arbeiten würde sie dort wohl nicht, aber es machte sich gut fürs Image.

Kurz entschlossen zerriss er den Scheck und warf die Schnipsel in den Papierkorb. Wenn er den Brief ignorierte und den Scheck nicht einlöste, würde er sicher nichts mehr von Danielle hören. Die Lady wird einsehen, dass ich nicht auf ihre mitleidheischende ­Masche hereinfalle und gleich mit gezücktem Scheckbuch zu ihr eile.

Aber Flynn hatte sich getäuscht. Eine Woche später kam wieder ein Scheck, diesmal ohne Begleitschreiben.

„Der zweite Scheck.“ Connie knallte ihm den Umschlag ärgerlich auf den Schreibtisch. Dann warf sie noch einen Briefbogen darauf. „Und hier ist meine Kündigung.“

Flynn hob entsetzt den Kopf. „Ihre was? Ich habe mich wohl verhört.“

„Nein, Sie haben sich nicht verhört.“ Connie stand auf einmal kerzengerade vor ihm, die Wangen leicht gerötet. „Ich fürchte, ich kann nicht mehr für Sie arbeiten, Flynn. Das kann ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.“

Er stöhnte leise, aber am liebsten hätte er laut geflucht. Das hatte er Danielle Ford zu verdanken, dieser Hexe in Engelsgestalt mit blonden Locken und unschuldigen blauen Augen. „Dann wollen Sie also fünf Jahre großartiger Arbeit für mich so einfach vergessen, nur weil eine … Frau mir Geld schuldet?“

„Ja.“

Flynn hatte schon öfter erlebt, dass Frauen unberechenbar sein können. Connie hätte er so etwas jedoch niemals zugetraut. Seine rechte Hand war absolut zuverlässig. Sie war intelligent, wusste immer über alles Bescheid und erlaubte sich keine Schwächen. Aber unfehlbar war seine private Assistentin offensichtlich auch nicht, wurde ihm klar.

Er räusperte sich. „Ich glaube, diese Frau ist das gar nicht wert.“

Connie hielt seinem Blick stand. „Das glaube ich aber doch, Flynn. Sie verdient es wirklich, besser von Ihnen behandelt zu werden.“

Dabei behandelt Danielle ihre Mitmenschen auch nicht besser, fiel ihm spontan ein. Er wunderte sich, dass Connie sich so in ihr täuschte. Normalerweise fiel sie nicht auf billige Tricks herein. „Sie schuldet mir eine Menge Geld“, erklärte er ungerührt.

Connie ließ sich nicht davon beeindrucken. „Ich bin sicher, dafür gibt es gute Gründe.“

„Der Grund wird sein, dass sie viel Geld ausgegeben hat. Verstehen Sie das denn nicht?“

„Das tut jetzt nichts zur Sache. Eine schwangere Frau sollte sich keine Sorgen machen müssen, wie sie möglichst schnell ihre Schulden abbezahlt.“

„Ich finde, sie hätte sich das Geld gar nicht erst leihen sollen“, beharrte Flynn.

„Da mögen Sie recht haben. Aber sie versucht doch jetzt ernsthaft, das Darlehen zurückzuzahlen.“ Connie machte ein besorgtes Gesicht. „Versetzen Sie sich mal in ihre Lage. Ihr Mann ist gestorben, sie ist schwanger, und die Schulden belasten sie sehr. Das könnte ihre Gesundheit gefährden.“

„Nein, jetzt soll ich daran auch noch schuld sein!“, rief er empört.

Connie zögerte einen Moment, aber dann wirkte sie sehr entschlossen und fuhr fort: „Flynn, ich habe Ihnen niemals erzählt, dass ich auch einmal schwanger war.“

Er runzelte die Stirn. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie wenig er über Connies Privatleben wusste. Wenn sie Überstunden machte, beschwerte sie sich nie, und so hatte er angenommen, sie würde allein leben. „Aber Sie haben mir nie gesagt, dass Sie verheiratet sind … oder waren.“

„Ich war auch nicht verheiratet.“ Sie schaute ihn weiterhin fest an. „Ich hoffe, das ändert Ihre Meinung von mir nicht.“

„Natürlich nicht“, versicherte Flynn eilig.

Connies Züge entspannten sich etwas. „Danke“, sagte sie erleichtert. Dennoch lag eine tiefe Trauer in ihrem Blick. „Dann will ich Ihnen etwas anvertrauen. Ich habe mein Kind verloren, bevor es geboren wurde. Mir ging es gesundheitlich nicht gut. Ich hatte keine Familie mehr und der Mann, den ich liebte, ging fort, bevor er wusste, dass ich schwanger war. Ich war zu stolz, jemanden um Hilfe zu bitten. Das habe ich bitter bezahlt. Ich habe zu viel gearbeitet und mein Baby verloren.“

Ihre Stimme zitterte, als sie weitersprach: „Keiner, der es nicht selbst erlebt hat, kann sich vorstellen, wie furchtbar das ist. Diese plötzliche Leere …“ Sie hielt einen Moment inne. „Es wäre viel besser gewesen, wenn ich Hilfe bekommen hätte.“

Während Connie erzählte, hatte Flynn sich wieder an das Schicksal seiner eigenen Mutter erinnert. Es tat ihm furchtbar leid, dass auch seine Assistentin so viel hatte durchmachen müssen. „Nehmen Sie Ihr Kündigungsschreiben wieder mit, Connie. Ich werde Danielle Ford besuchen und die Sache regeln.“

Es dauerte noch eine Weile, bis er die dringendsten Sachen auf seinem Schreibtisch erledigt hatte.

Dann machte er sich mit dem Darlehensvertrag in der Tasche zu Danielle auf. Er hatte es Connie ja versprochen. Aber im Grunde widerstrebte es ihm, denn er war immer noch der Meinung, dass Danielle genau das beabsichtigt hatte. Sie hatte ihm den Brief und die Schecks nur geschickt, um auf sich aufmerksam zu machen.

So nahm er sich fest vor, sich nicht von ihr beeindrucken zu lassen. Allerdings hatte er bereits beschlossen, ihr die Schulden zu erlassen. Kein schlechtes Geschäft für sie, dachte er, so eben mal zweihunderttausend Dollar zu verdienen. Aber wenigstens würde sie sich dann nicht mehr so wichtig machen können und ihn in Ruhe lassen.

Das Erste, was er sah, als er mit seinem Mercedes Sportcoupé in ihre Straße einbog, war eine rote Limousine. Der Fahrer schnitt ihn, um dann mit quietschenden Bremsen vor Danielles Hochhaus anzuhalten. Flynn fluchte über so viel Rücksichtslosigkeit. Ihm blieb jedoch nichts anderes übrig, als seinen Wagen direkt dahinter zu parken.

Aber es kam noch viel besser. Auf einmal entdeckte er Danielle rechts neben dem Fahrer in der Limousine. Er hätte ihr Profil unter Tausenden erkannt.

Der Fahrer war ein junger Bursche, dessen tätowierter Arm aus dem geöffneten Fenster ragte. Flynn überkam sofort großes Unbehagen, weil er sich um Danielles Sicherheit sorgte. Der Bursche sah wie gerade aus dem Gefängnis entlassen aus und der Wagen, als ob ein Betrunkener ihn gefahren hätte. Auf dem Heck verlief ein langer breiter Kratzer, und die linke hintere Wagenseite war stark verbeult. Im Rückfenster lag ein Schild, das den Wagen zum Verkauf anbot.

Flynn fluchte noch einmal. Warum war Danielle nur in dieses verbeulte Wrack zu diesem Kerl gestiegen? Sie passte dort nicht hin. Flynn wurde fast übel, wenn er sie so sah.

Wollte sie diese Schrottkiste etwa kaufen? Nein, das war einfach lächerlich. Sie wohnte in einer luxuriösen Penthouse-Wohnung mit einem traumhaften Blick über die Timor-See. Darum konnten sie die reichsten Leute beneiden.

Auf einmal kam ihm ein Verdacht. Danielle hatte damit gerechnet, dass er heute vorbeikommen würde, und alles so arrangiert. Er sollte sie in der schwülen Hitze des Nachmittags in diesem Autowrack sitzen sehen. Ja, so wird es sein, dachte er. Auf diese Weise wollte sie erreichen, dass er sie bemitleidete. Aber nicht nur das, sie wollte sich auch bei ihm einschleichen.

Flynn schüttelte heftig den Kopf. Bevor er darauf hereinfiel, würde es eher schneien im tropischen Darwin.

Er wollte schon ins Büro zurückfahren, da fiel ihm ein, was er Connie versprochen hatte. Wenn er zurückkäme, ohne mit Danielle gesprochen zu haben, würde seine Assistentin kündigen. So leicht würde er keinen Ersatz für sie finden. Es würde unendlich viel Zeit und Mühe kosten, und außerdem wollte er niemand anders im Büro um sich haben. Er hatte sich an Connie gewöhnt, und sie machte ihren Job perfekt.

Während Flynn darüber nachdachte, öffnete Danielle die Beifahrertür, um auszusteigen. Zunächst sah er ein Paar schlanker Fesseln in eleganten weißen Sandalen. Sein Herz schlug unwillkürlich höher bei diesem Anblick.

Aber dann wurde er abgelenkt, weil die Fahrertür plötzlich aufflog und der Fahrer heraussprang. Flynn hatte sofort ein ungutes Gefühl. Irgendetwas stimmt da nicht.

Danielle hatte gerade die schlimmste Fahrt ihres Lebens hinter sich. Ihr drehte sich immer noch der Magen um. Turbo war mit ihr über den Stuart Highway gedüst. Von seiner wilden Fahrweise musste er seinen Spitznamen bekommen haben, vermutete sie. Auf jeden Fall hatte sie Todesangst ausgestanden, vor allem, wenn sie an ihr Baby dachte.

Die eine Hand lag schützend auf ihrem Bauch, mit der anderen öffnete sie die Tür. Nichts konnte sie noch dazu bringen, diesen Wagen zu kaufen, so billig er auch war. Schon ihre Mutter hatte immer gesagt, dass man nicht am falschen Ende sparen sollte.

Danielle wollte ihre knappen Ersparnisse nicht opfern, um mit ihrem Baby in dieser schrottreifen Rakete herumzufahren. Dann würde sie lieber weiter mit dem Bus zur Arbeit in die City fahren. Dort arbeitete sie drei Tage pro Woche in der Boutique ihrer Freundin Angie. Wenn das Baby erst da wäre, hatte sie vor, es in eine Krippe zu bringen, bevor sie zur Arbeit fuhr.

„Es tut mir leid, aber das ist nicht der Wagen, den ich suche.“

Turbo stand vor der Fahrertür und schaute Danielle über das Auto­dach hinweg an, als sie ausstieg. „Ich könnte noch ein paar hundert Dollar runtergehen.“ Seine Stimme klang ziemlich verzweifelt.

Danielle wollte gar nicht daran denken, wozu er das Geld vielleicht brauchte. Turbo machte einen verwahrlosten Eindruck. Wie hatte sie nur zu ihm in den Wagen steigen können? Er war ihr von Angie als Freund eines Freundes empfohlen worden. Aber das hätte ihr im Ernstfall auch nichts genutzt.

„Den Wagen kann ich wirklich nicht gebrauchen, Turbo.“

„Aber Sie haben doch versprochen …“

Plötzlich hörte Danielle eine energische Männerstimme. „Begreifen Sie endlich, dass die Lady nicht interessiert ist.“ Sie schaute auf und entdeckte, kaum einen Meter entfernt, auf dem Gehweg Flynn Donovan! Ihr Herz fing wild an zu klopfen.

Sobald Turbo ihn sah, verstummte er. Neben Flynns stattlicher Erscheinung im grauen Business-Anzug wirkte der junge Mann noch kleiner und schmächtiger.

Er tat Danielle auf einmal auch ein bisschen leid mit seiner Zahnlücke, der gepiercten Nase und der tätowierten unreinen Haut.

Als Flynn einen Schritt auf ihn zumachte, wirkte Turbo so eingeschüchtert, dass Danielle sich gar nicht mehr vorstellen konnte, vor ihm gerade noch Angst gehabt zu haben. Er war im Vergleich zu Flynn eine Jammergestalt. „Bitte, Flynn …“

„Schon g…gut, Lady“, stotterte Turbo und stieg hastig in den Wagen. Er startete den Motor und raste davon, eine Wolke stinkender Auspuffgase hinter sich lassend.

Danielle achtete nicht darauf, sondern giftete Flynn an: „Das wäre nicht nötig gewesen.“

Darauf wurde er seinerseits ärgerlich. „Aber natürlich war das nötig.“

Sie reckte trotzig das Kinn. Obwohl sie im Stillen einsah, dass er recht hatte, wollte sie es nicht eingestehen. Sie hatte sich solche Mühe gegeben, ein preiswertes Auto zu suchen. „Ich wäre schon mit ihm fertig geworden.“

Flynn hob die rechte Braue. „Tatsächlich? Haben Sie etwa vergessen, dass Sie schwanger sind?“

„Dennoch weiß ich mich zu wehren. Jeder Mann hat seine Schwachstellen.“

„Ganz recht.“ Sein Blick schweifte von ihrem geblümten Shirt über die weiße Caprihose bis zu ihren schlanken Beinen. Ihr war bewusst, dass er ihr Verhalten missbilligte. Trotz allem lag etwas Zärtliches in seinem Blick, und sie hatte das Gefühl, er würde sie am liebsten küssen.

Danielle steckte die Hände in die Hosentaschen und erklärte: „Mr Donovan, nur weil ich schwanger bin, bin ich keinesfalls hilflos.“

Er blieb bei seinem bissigen Ton. „Das freut mich zu hören.“

„Oh, jetzt verstehe ich!“, rief sie. „Sie gehören zu den Männern, die sich unbedingt einmischen müssen, wenn eine Frau Geschäfte macht, weil sie Frauen einfach nichts zutrauen. Bitte seien Sie so freundlich und halten Sie sich zukünftig aus meinen Angelegenheiten heraus.“

„Das habe ich auch vor.“ Seine Augen glitzerten dunkel und irgendwie gefährlich, als er auf Danielle zuging. „Aber erst, wenn ich das hier erledigt habe.“

Misstrauisch sah sie ihn an. „Was meinen Sie damit?“

Aber da war er auch schon neben ihr und umfasste energisch ihren Arm. „Kommen Sie endlich von der Straße, bevor Sie überfahren werden.“ Er zog sie auf den Gehsteig. „Ich hoffe, Sie empfinden das nicht wieder als Einmischung.“

Danielle überlegte noch, was sie darauf erwidern sollte, da überkam sie ein Schwindelgefühl, und die Knie wurden ihr weich. Unsicher klammerte sie sich an Flynn. Es muss die Hitze sein, ging es ihr durch den Kopf.

Auf einmal bekam sie es mit der Angst zu tun. Wenn nur nicht etwas mit dem Baby ist. Sie zwang sich, tief und langsam zu atmen. Nein, das Baby und ich, uns geht es beiden gut, sagte sie sich im Stillen. Dieses komische Gefühl wird gleich wieder vergehen.

Flynn war der kurze Schwächeanfall nicht entgangen. „Danielle?“

„Es geht gleich vorbei. Mir ist nur ein bisschen schwindelig.“

Er war jedoch offensichtlich sehr besorgt und fluchte leise vor Aufregung.

„Wirklich, es geht schon wieder besser.“ Sie ließ ihn los, obwohl sie noch ein wenig schwankte.

Das konnte er nicht länger verantworten. Ehe sie sich versah, hob er sie auf seine Arme und trug sie zum Hauseingang. „Jetzt gehen wir erst mal nach oben.“

Von seinem letzten Besuch kannte er noch den Sicherheitscode. Nachdem er die Zahlen eingegeben hatte, öffnete sich die Tür zum angenehm kühlen Foyer.

Flynn war immer noch so aufgeregt, dass sich ihm vor Angst die Kehle zuschnürte. Eigentlich sollte ja Danielle nach Luft ringen, dachte er. Aber sie blieb ganz ruhig. Ihre Wange lehnte an seiner Schulter, und der zarte Duft ihres Parfüms umschmeichelte ihn.

Zum Glück waren es nur ein paar Schritte über den dicken Teppich bis zum Aufzug, der die beiden nach oben in die Penthouse-Wohnung brachte.

Dort legte Flynn seine süße Last auf das Ledersofa im Wohnzimmer. Ihm entging nicht, wie blass Danielle war und dass ein feiner feuchter Film ihre zarte Haut bedeckte.

„Sie bleiben hier liegen.“ Er eilte zum Telefon.

Da hob sie den Kopf. „Was haben Sie vor?“

„Ich rufe einen Arzt.“ Er drückte schon die erste Taste.

„Auf keinen Fall.“ Als sie sich protestierend aufsetzte, legte er das Telefon ärgerlich aus der Hand und ging wieder zu ihr.

„Seien Sie vernünftig. Sie brauchen ärztliche Hilfe.“ Er rückte ihr das Kissen zurecht, damit sie bequemer sitzen konnte. Mit Erleichterung stellte er fest, dass sie wieder etwas Farbe im Gesicht hatte.

„Es müssen die Auspuffgase gewesen sein“, erklärte sie und strich sich eine blonde Haarsträhne aus der Stirn.

Flynn war immer noch außer sich. Er fand Danielles ganzes Verhalten höchst leichtsinnig. Was wäre passiert, wenn ich nicht vorbeigekommen wäre, fragte er sich. Dieser verlotterte Typ hätte aggressiv werden können, ohne dass es jemand bemerkt und ihr geholfen hätte.

Oder er hätte ihr etwas antun können.

Mit einem Mal schaute Flynn sie sehr ernst an. „Dieser Bursche hätte Ihnen gefährlich werden können, Danielle. Ist Ihnen das eigentlich klar?“

Danielles Wangen erröteten sanft. „Ich hatte seinen Namen von einer Freundin bekommen.“

Flynn verzog den Mund. „Wie praktisch! Dann hätte die Polizei ja gleich gewusst, nach wem sie suchen muss, nachdem sie Ihre verstümmelte Leiche im Hafen gefunden hätte. Wahrscheinlich hätten Sie aber vorher schon die Krokodile aufgefressen.“

Sie lächelte spöttisch. „Sie sollten Gruselgeschichten schreiben. Dazu haben Sie großes Talent.“

Jetzt wirkt Danielle wieder fast normal, stellte Flynn erleichtert fest. Aber was ist eigentlich normal bei dieser Frau? fragte er sich. Sie erstaunte ihn immer wieder. Keine Frau war ihm je so ein Rätsel gewesen wie sie.

Aber auf ihren schrägen Humor hatte er im Moment keine Lust. „Nicht jeder Mörder trägt ein Schild, das die Leute warnt, wie gefährlich er ist.“

Das Thema schien ihr jetzt doch unangenehm zu sein. Ihre Stimme klang versöhnlich. „Ich hätte die Probefahrt sofort abgebrochen, wenn ich mich bedroht gefühlt hätte. Schließlich bin ich auch für mein Baby verantwortlich.“

Er schaute auf ihre Hand, die auf ihrem Bauch lag, und musste schlucken. Dann betrachtete er wieder Danielles wunderschönes Gesicht. Am liebsten hätte er sie zärtlich in die Arme genommen und geküsst.

Aber er riss sich zusammen und sagte nur: „Wenn der Bursche Sie bedroht hätte, hätten Sie keine Chance gegen ihn gehabt.“

„Ja, das habe ich längst eingesehen.“

Ihre Worte beruhigten ihn ein wenig. Dennoch blieb die Sorge, dass Danielle nicht genug auf sich achtgab und zu Dummheiten neigte.

„Warum sind Sie eigentlich hier, Flynn?“

Erst jetzt fiel es ihm wieder ein. Er war ja gekommen, damit sie ihn endlich in Ruhe ließ. „Ich wollte Ihnen etwas geben.“

Zu Danielles Erstaunen nahm er ein Papier aus seiner Brusttasche und warf es aufs Sofa. „Betrachten Sie das Darlehen als zurückgezahlt. Sie schulden mir kein Geld mehr.“

Sie zwinkerte, dann schaute sie ihn ungläubig an. „Ich glaube, ich habe Sie nicht richtig verstanden.“

Ungerührt erwiderte er ihren Blick. Wie sie sich wieder verstellt, dachte er verächtlich. „Natürlich haben Sie mich verstanden. Ihr Brief, die Schecks, der klapprige Wagen, das alles sollte mich doch nur beeindrucken. Geben Sie’s ruhig zu, dass Sie auf diese Weise auf sich aufmerksam machen wollten.“

„Wie bitte?“, zischte sie.

„Ich bin Ihnen allerdings einen Schritt voraus“, erklärte Flynn triumphierend. „Sehen Sie sich den Vertrag nur an. Unten auf dem Blatt haben Sie unterschrieben, aber das ist nicht mehr wichtig. Sie können ihn zerreißen oder auch verbrennen. Tun Sie damit, was Ihnen gefällt. Die Hauptsache ist, wir haben nichts mehr miteinander zu tun.“

Danielle öffnete den Mund, um etwas zu sagen, brachte jedoch kein Wort heraus. Stumm starrte sie auf den Vertrag in ihren Händen, als ob sie es immer noch nicht fassen konnte.

Mit Genugtuung stellte Flynn fest, dass ihre Hände zitterten. Er hatte jedoch kein Mitleid mit ihr. Das wird nur ihr schlechtes Gewissen sein, weil ich sie durchschaut habe, tröstete er sich. Vermutlich bin ich der erste Mann, der nicht auf sie hereinfällt.

Plötzlich hob sie den Kopf, und ihre blauen Augen blitzten. „Mein Gott! Da tue ich alles, um das Darlehen zurückzuzahlen. Aber Sie werfen mir die Papiere nicht nur hin, sondern beschuldigen mich auch noch, dass ich Ihnen etwas vorspiele, um Aufmerksamkeit auf mich zu lenken.“

Sie kann verdammt überzeugend sein, ging es Flynn durch den Kopf, aber ich werde dennoch nicht auf sie hereinfallen. „Ich kenne doch die Frauen“, entgegnete er kühl.

Danielle schnaufte verächtlich. „Was Sie doch für ein kolossales Ego haben!“

„Dann beweisen Sie mir doch, dass ich mich irre“, sagte er barsch. „Ich möchte schon wissen, wie Sie diese teure Penthouse-Wohnung bezahlen. Auf der anderen Seite können Sie sich keinen anständigen Wagen leisten.“

„Tun Sie doch nicht so, als wüssten Sie nicht Bescheid über meine Finanzen.“

Vielleicht sollte ich wirklich noch einmal eine Detektei beauftragen, überlegte Flynn insgeheim. Dann wurde er beleidigend. „Sie müssen einen Liebhaber oder Exliebhaber haben, der Sie finanziell unterstützt“, behauptete er. „Aber was ist los? Haben Sie so überzogen, dass er Ihnen jetzt kein neues Auto mehr kaufen will? Wie schade.“

„Denken Sie doch, was Sie wollen.“

„Das tue ich auch.“

Danielle warf ihm einen hasserfüllten Blick zu. „Was Ihr Angebot anbetrifft, können Sie …“ Die Stimme versagte ihr.

„Ja?“, fragte Flynn eiskalt nach.

Sie räusperte sich, um dann ruhiger weiterzusprechen. „Mr Donovan, was Sie auch vorschlagen, ich beabsichtige, das Darlehen zurückzuzahlen, selbst wenn es bis an mein Lebensende dauert.“

Im ersten Moment bewunderte er ihre Standhaftigkeit. Aber dann verdächtigte er Danielle wieder, dass sie ihm nur etwas vormachen wollte. Robert Ford muss es ähnlich mit ihr ergangen sein, das hat er selbst erzählt.

Flynn fragte sich, wie lange dieses Theater noch weitergehen würde. Wo war die Grenze? Würde Danielle es akzeptieren, wenn er ihr einen Wagen schenkte? Der Gedanke hatte etwas Verlockendes. Außerdem war sie schwanger und brauchte dringend ein zuverlässiges Auto. In dieser Hinsicht wollte er sich nicht aus der Affäre ziehen.

Plötzlich fiel ihm ein, dass er noch eine geschäftliche Verabredung hatte. Ihm blieb eine knappe halbe Stunde, um ins Büro zurückzufahren und dort einen wichtigen Kunden zu treffen.

Dazu verspürte Flynn jedoch nicht die geringste Lust. Viel lieber wäre er jetzt zum Hafen zu seiner Segeljacht gefahren. Ja, ein Segeltörn entlang der Küste, das täte ihm gut. Er wollte die Landschaft an sich vorbeiziehen sehen und die kühlende Meeresbrise spüren. Das würde ihn entspannen. Hoffentlich bekäme er diese Frau dann endlich aus seinem Kopf.

Immer, wenn er an sie dachte, wurde er nervös.

Selbst jetzt, als er zur Tür ging, war er es. Er musste daran denken, was passieren würde, wenn ihr wieder schwindelig würde und sie nicht mehr aufstehen könnte. Was sollte sie dann machen? Auf allen vieren zum Telefon kriechen? Diese Vorstellung quälte Flynn.

Vor der Tür blieb er stehen, wandte den Kopf um und rief Danielle über die Schulter zu: „Tun Sie sich den Gefallen und besorgen Sie sich ein Handy!“ Sein Blick blieb an ihrem noch nicht sichtbaren Babybauch hängen. „In Ihrem Zustand werden Sie es vielleicht eines Tages dringend brauchen.“

Sie schaute ihn überrascht an. „So, so.“ Ihre Stimme war voller Spott. „Ich frage mich nur, was all die Frauen gemacht haben, die vor der Erfindung des Handys schwanger geworden sind.“

„Gute Frage.“ Dann drückte Flynn die Türklinke herunter und verließ eilig Danielles Wohnung.

4. KAPITEL

Flynn Donovan gab Danielle Rätsel über Rätsel auf. Noch vor ein paar Tagen hatte er sie beschuldigt, dass sie ihn ausnehmen und ihr Darlehen nicht zurückzahlen wollte. Dann hatte er eine Kehrtwendung gemacht und war bereit, ihr das Darlehen zu erlassen.

Darauf wollte sie sich aber keinesfalls einlassen. Sie hätte wohl gern erst so getan, als würde sie sein Angebot akzeptieren, um herauszubekommen, welche Bedingungen Flynn stellte. Dazu war es jedoch jetzt zu spät. Aber dass er Bedingungen daran knüpfte, davon war Danielle überzeugt. Aus diesem Grund kam es für sie auch nicht infrage, den Vertrag zu zerreißen. Sie würde das Darlehen in kleinen Raten bis zum letzten Cent zurückzahlen, so schwer es ihr auch fiel. Lieber würde sie verhungern, als in Flynns Schuld zu stehen.

So weit, so gut.

Als dann aber am nächsten Morgen eine seegrüne Limousine als Geschenk von Donovan Enterprises geliefert wurde, kam Danielle erneut ins Grübeln. Ob Flynn wusste, dass sie Geburtstag hatte? Selbst wenn es so wäre, wieso war er auf diese Idee gekommen? fragte sie sich. Es stand doch fest, dass sie in ihrem Zustand nicht seine Geliebte werden konnte. Ja, er hatte sogar betont, dass er darauf keinen Wert mehr legte.

Warum gibt er nur so viel Geld für mich aus, ohne eine Gegenleistung dafür zu erwarten? Das macht doch keinen Sinn.

Während Danielle zu Flynns Büro fuhr, um ihm den Wagen zurückzugeben, kam ihr ein furchtbarer Verdacht. War er wie Robert und wollte sein schmutziges Spiel mit ihr treiben? Robert konnte sehr gemein und niederträchtig werden, wenn er seinen Willen nicht bekam. Ob Flynn so ähnlich gestrickt war und sie verhöhnen wollte, weil sie nicht mit ihm ins Bett ging? Vielleicht wollte er sie erst in Sicherheit wiegen, dass sie schuldenfrei war, und sie mit dem geschenkten Wagen erneut an sich fesseln.

Ja, irgendetwas in dieser Richtung hat er vor, sagte sich Danielle. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ein Mann so selbstlos war, einer Frau, an der er nicht mehr interessiert war, teure Geschenke zu machen.

Als sie Flynns Vorzimmer betrat, war seine Assistentin nicht an ihrem Platz. So nutzte Danielle die Gelegenheit, direkt ins Chefbüro zu marschieren, sogar ohne anzuklopfen.

Flynn saß an seinem Schreibtisch und musterte sie erstaunt, als sie eintrat. Bevor er etwas sagen konnte, legte sie noch im Gehen los.

„Ich verstehe Sie nicht. Sie werfen mir vor, dass ich hinter Ihrem Geld her bin, und dann machen Sie mir von sich aus so ein teures Geschenk.“ Sie warf ihm die Autoschlüssel hin. „Aber das möchte ich nicht. Behalten Sie Ihr Geld und den Wagen. Ich brauche Ihre Hilfe nicht. Ich bin erwachsen und kann mir selbst einen Wagen kaufen.“

„Tatsächlich?“ Flynn verzog den Mund. „Soviel ich sehen konnte, waren Sie bisher nicht besonders erfolgreich bei Ihren Bemühungen.“

Danielle wurde rot. „Danke für das Kompliment.“

„Aha, Sie möchten lieber, dass ich Ihnen Komplimente mache, als dass ich mich um Ihre Sicherheit und die Ihres Kindes sorge!“, rief er. „Aber jetzt mal ehrlich, wollen Sie wirklich in so einer gefährlichen Schrottkiste wie der von gestern herumfahren?“

Danielle lief ein Schauer über den Rücken. „Sie verstehen es, einem die Worte im Mund umzudrehen.“

„Über die Jahre bekommt man Erfahrung“, bemerkte er sarkastisch.

Das kann ich mir gut vorstellen, dachte sie insgeheim.

Flynn lehnte sich in seinem Bürosessel zurück. „Warum machen Sie eigentlich so ein Theater?“

„Ich will doch immer nur auf mich aufmerksam machen, wie Sie sagen.“ Danielle warf ihm einen eiskalten Blick zu.

Aber Flynn zuckte mit den Schultern. „Sie wollten einen Wagen, jetzt haben Sie einen.“

„Ich habe Sie nicht darum gebeten.“

„Das habe ich auch nicht behauptet. Aber Sie werden ihn annehmen, nicht wahr?“

Auch wenn Danielle ihm am liebsten ein Nein ins Gesicht gesagt hätte, zögerte sie. Um ein wenig Zeit zum Überlegen zu gewinnen, ließ sie ihre Handtasche auf Flynns Schreibtisch liegen und ging zu seinem Aquarium an der Wand. Für einige Minuten betrachtete sie die bunten tropischen Fische. Irgendwie geht es ihnen wie mir, dachte sie im Stillen, sie können sich auch nicht frei schwimmen.

Sie überlegte angestrengt. Sollte sie den Wagen aus Stolz ablehnen? Aber dann könnte sie sich nur ein altes klappriges Fahrzeug leisten, das vielleicht auch nicht sicher war und ihr Baby in Gefahr brachte.

Auf einmal wusste sie, dass sie Flynns Angebot wohl oder übel annehmen musste.

Sie wandte sich zu ihm um. „Ich werde den Wagen unter der Bedingung akzeptieren, dass ich ihn zusammen mit dem Darlehen abbezahle.“

„Natürlich werden Sie das“, höhnte er.

„Glauben Sie mir etwa nicht?“, rief sie empört.

„Darum geht es nicht. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie das Geld vergessen können.“

„Und ich habe Ihnen gesagt, dass ich den Wagen nur akzeptiere, wenn ich das Geld zusammen mit dem anderen Darlehen zurückzahlen kann.“

„Ach, machen Sie doch nicht so viel Wind.“ Flynns Mundwinkel zuckte. „Und denken Sie bloß nicht, dass ich Sie nicht längst durchschaut habe.“

Danielle hatte allen Grund, gekränkt zu sein. Flynn beschuldigte sie schon wieder, dass sie ihn ausnehmen wollte. Es wären Lippenbekenntnisse, was sie versprach.

Erst verschlug es ihr die Sprache, aber dann wehrte sie sich. „Warum wollen Sie mir den Wagen denn unbedingt schenken? Ich glaube, das hat weniger mit mir, sondern mit Ihrem eigenen Ego zu tun.“

„Tatsächlich?“ Er tat erstaunt.

„Ja, Sie wollen mir damit beweisen, wie mächtig Sie sind. Zu wissen, dass ich ein Leben lang meine Schulden bei Ihnen abzahlen muss, verschafft Ihnen Genugtuung. Mit anderen Worten, Sie wollen sich wichtig machen.“

„Dazu brauche ich Sie am allerwenigsten.“ Flynn lächelte amüsiert. „Nein, solche Spielchen habe ich wirklich nicht nötig.“

„Im Gegensatz zu mir, meinen Sie doch, nicht wahr?“

„Sie sagen es.“

Jetzt hatte Danielle endgültig genug von Flynn und seinen grundlosen Vorwürfen. Ja, sie hatte im Augenblick von der ganzen Welt genug.

Sie straffte die Schultern und schaute ihm entschlossen ins Gesicht. „Mr Donovan, Sie sollten sich schleunigst bei mir entschuldigen.“

Wieder hob er arrogant die Brauen. „So? Und wofür?“

„Sie haben eine vollkommen falsche Meinung von mir.“

„Das glaube ich weniger.“ Flynns Augen blickten eiskalt. Selbst die heiße Sonne Darwins war dagegen machtlos. „Bitte verschwenden Sie nicht länger meine Zeit.“ Er nahm die Autoschlüssel und hielt sie Danielle hin. „Entweder Sie akzeptieren den Wagen oder Sie lassen es.“

Sie schaute auf das Schlüsselbund in Flynns Hand und wollte schon zugreifen. Aber als sie dann seine höhnische Miene bemerkte, brachte sie es nicht über sich. „Danke, ich lasse es lieber.“

„Danielle …“ Seine Stimme klang grimmig.

In diesem Moment wurde Danielle bewusst, dass sie von hier wegmusste, sonst würde sie in Tränen ausbrechen. Sie wandte sich in Richtung Tür.

„Wo wollen Sie hin?“

„Das geht Sie gar nichts an.“ Schon spürte sie, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen.

„Danielle, bleiben Sie.“

Aber sie ging unbeirrt weiter, schloss die Tür hinter sich und eilte zum Aufzug.

„Danielle!“ Flynn war ihr gefolgt.

Autor

Katherine Garbera

Katherine kann sich nichts Schöneres vorstellen, als zu schreiben. Jedes Buch gibt ihr die Gelegenheit, die unterschiedlichen Verhaltensmuster der Menschen hervorzuheben. Leidenschaftliche Liebesromane zu verfassen, bedeutet für sie die Verwirklichung eines Traumes.

Die Autorin lebt mit ihrem Ehemann, den sie in "Fantasyland" kennenlernte, und den beiden gemeinsamen Kindern in Florida.

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Maxine Sullivan
Ihre Mutter war eine begeisterte Liebesromanleserin. Und deswegen verdankt sie es ihr, dass sie selbst auch vernarrt in das Genre ist. Für sie war es daher nur natürlich, als sie sich entschloss, selbst Liebesgeschichten zu schreiben. Für die Autorin bieten Liebesromane so wundervolle Bestätigungen über Liebe und Beziehungen, dass sie...
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