Der unvergessliche Kuss des Milliardärs

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Nur ein einziger Kuss - aber was für einer! Seitdem kann Catalina den umwerfend attraktiven Will Rowling nicht mehr vergessen. Dass sie ihm als Zimmermädchen im Haus seines Vaters ständig über den Weg läuft, hilft auch nicht. Dabei sollte sie sich den Magnaten, der bis vor Kurzem sogar mit einer echten Prinzessin verlobt war, aus dem Kopf schlagen. Sie und Will leben in unterschiedlichen Welten. Bis ein Sturm über dem Mittelmeer sie beide auf eine einsame Insel verschlägt. In Wills starken Armen fühlt Catalina sich so geborgen, als gehöre sie genau dorthin …


  • Erscheinungstag 26.07.2016
  • Bandnummer 1934
  • ISBN / Artikelnummer 9783733723026
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Juan Carlos Salazar II. ist der wahre Thronerbe!“

William Rowling starrte auf die Schlagzeile, die ihm förmlich ins Gesicht sprang, während er seinen Kaffee trank und dem Schicksal dafür dankte, dass er nicht in die königliche Familie von Alma eingeheiratet hatte. Diese bestand aus den Geschwistern Montoro und ihrem Cousin Juan Carlos und war eine ziemlich verkorkste Truppe.

James, Williams wenige Minuten jüngerer Zwillingsbruder, hatte vor Kurzem die wunderschöne Bella Montoro geheiratet. Sein Vater hatte gehofft, dass Will und Bella ein Paar werden würden. Aber diese Pläne hatten sich zerschlagen, als sich James in Bella verliebt hatte.

Die Liebe. So eine launische Sache, die auch den besten Plan zunichtemachen konnte. Nicht dass Will je auch nur daran gedacht hatte, Bella zu heiraten. Er blieb lieber für immer Single, als zu heiraten, nur weil es gut für das Familienunternehmen sein könnte.

Allerdings waren die Montoros in Alma eine Macht, mit der man rechnen musste. Die königliche Familie war nach über siebzig Jahren im Exil wieder zurückgekehrt – auf Wunsch der Bürger. Patrick Rowling hatte alles daran gesetzt, damit sein Sohn von dieser Macht profitieren konnte. Glücklicherweise hieß dieser Sohn nun nicht William, sondern James.

Bellas Bruder Gabriel war kurz davor gewesen, den Thron zu besteigen. Doch dann hatte man schockierende Briefe in einem verlassenen Gutshaus der Montoros gefunden. Deren Inhalt stellte die Thronfolge infrage, und so war die Krone in die Hände von Gabriels und Bellas Cousin Juan Carlos gefallen.

Geheimnisse, Skandale, Lügen … Will war mehr als glücklich, seinem Zwillingsbruder die Ehre einer königlichen Verwandtschaft zu überlassen. Da er nun auch offiziell Single war, konnte er sich endlich seinem eigenen raffinierten Plan widmen, und der hatte weniger mit Liebe, aber sehr viel mit Verführung zu tun.

Doch als Erstes musste er das Treffen mit seinem Vater hinter sich bringen. Will beabsichtigte, sein Leben wieder in die eigenen Hände zu nehmen. Bei diesem Unterfangen spielte ein faszinierendes Hausmädchen eine große Rolle. Daher passte es ihm sehr gut, dass das Treffen im Privathaus seines Vaters stattfand und nicht im Büro des Familienunternehmens Rowling Energy.

James war nach seiner Heirat aus ihrem Elternhaus ausgezogen. Und Patrick Rowling hatte beschlossen, weniger zu arbeiten, daher war er neuerdings auch an den Wochenenden oft zu Hause.

„Schockierende Neuigkeiten, findest du nicht auch?“

Will, der in der einen Hand noch immer die Kaffeetasse und in der anderen seine Zeitung hielt, drehte sich um und sah, wie sein Vater gemessenen Schritts ins Arbeitszimmer kam. Patrick Rowling war ein kräftig gebauter Mann, während Will eine Menge dafür tat, um schlank und fit zu bleiben. Nicht nur in dieser Hinsicht unterschieden sie sich, obwohl viele glaubten, sie wären sich so ähnlich. Früher einmal hätte Will den Leuten recht gegeben. Doch jetzt war er entschlossen, allen zu beweisen, dass er sein eigener Herr war und bereit, das Kommando über die Firma der Familie zu übernehmen.

„Das wird wie eine Bombe in Alma einschlagen.“ Will warf die Zeitung auf den glänzenden Tisch aus Mahagoni. „Glaubst du, dass das Parlament der Krönung zustimmen wird?“

Ächzend ließ sich Patrick in seinen ledernen Bürostuhl fallen. „Die Salazars sind im Grunde doch nur ein Nebenzweig der Familie Montoro, daher ist es eigentlich egal.“

Will umklammerte seine Kaffeetasse fester und schüttelte den Kopf. Die Montoros waren nicht sein Problem. Er musste seine eigenen Schlachten schlagen, und die erste war die mit seinem Vater.

„Warum wolltest du mich eigentlich so früh am Morgen treffen?“, wollte Patrick nun wissen. Er lehnte sich so weit in seinem Stuhl zurück, dass dieser gefährlich quietschte.

Will blieb stehen. Er musste die Oberhand behalten und kontrolliert bleiben, selbst wenn er sich gegen die Wünsche seines Vaters richtete. Er wollte sich keine Sorgen mehr darüber machen, was Patrick dann sagen oder tun würde.

James hatte sich den Wünschen ihres Vaters nie gebeugt, und Will hatte sich immer gefragt, warum sein Zwillingsbruder so störrisch war. Doch jetzt war er selbst endlich auch so weit, sich gegen seinen Vater durchzusetzen, und er war fest entschlossen, ein wirklich guter Geschäftsmann zu werden. Schließlich war er ein Meister im Multitasking und bekam immer, was er wollte.

Seit er Cat vor ein paar Wochen geküsst hatte, konnte er an nichts anderes mehr denken. Er wollte sie haben … Und er würde sie bekommen. Ihre Begegnung war so leidenschaftlich gewesen, dass keine andere Frau mehr für ihn infrage kam.

In diesem Moment ging es ihm jedoch um seine neue Rolle bei Rowling Energy und um das Treffen mit seinem Vater. Er musste einen Punkt nach dem anderen angehen.

„Bis jetzt habe ich mich in der Firma nur um das Ölgeschäft gekümmert“, eröffnete Will das Gespräch. „Aber von nun an möchte ich auch die Kontrolle über die Immobilienabteilung übernehmen.“

Sein Vater atmete tief durch. „Ich habe schon darauf gewartet, dass du deswegen zu mir kommst“, sagte er mit einem Lächeln. „Du bist die erste Wahl für diesen Job, denn es ist dir gelungen, die Gewinne aus dem Ölgeschäft deutlich zu erhöhen. Seit du diesen Bereich übernommen hast, sind sie um zwölf Prozent gestiegen.“

Will hatte vor, alle Abteilungen profitabler zu gestalten. Seit Jahren wollte er die Firma nun schon übernehmen, und jetzt schien seine Chance gekommen zu sein. Doch das war nur der Anfang, was Rowling Energy betraf.

Jetzt, da er endlich auf eigenen Beinen stand, würde ihm nichts mehr in die Quere kommen. Der Teilrückzug seines Vaters würde den Weg ebnen für ein wundervolles Leben voller Macht und Reichtum … und mit einem ganz bestimmten Hausmädchen, das er nicht vergessen konnte.

„Ich habe mir bereits die Freiheit genommen, unsere wichtigsten Immobilienkunden in London zu kontaktieren“, fuhr Will fort. „Ich habe sie darüber informiert, dass ich ab jetzt ihr Ansprechpartner bin.“

Er hielt dem Blick seines Vaters stand. Er war ein großes Risiko eingegangen, indem er diese Kunden kontaktiert hatte, doch er war davon ausgegangen, dass sein Vater deswegen stolz auf ihn sein und ihm keine Steine in den Weg legen würde. Seit Jahren lag Patrick ihm in den Ohren, den Familienbetrieb zu übernehmen. Nach und nach hatte Will das auch getan. Jetzt war er dazu bereit, die Deals eigenverantwortlich abzuschließen und die Zügel in die Hand zu nehmen.

„Man könnte auf den Gedanken kommen, du würdest deinen Vater ausbooten wollen“, sagte Patrick und verschränkte die Finger. „Aber ich weiß es besser. Du übernimmst das Business, und das deckt sich mit meinen Plänen. Ich werde meiner Assistentin mitteilen, dass du dich von jetzt an um die Konten kümmern wirst. Aber du weißt, ich bin für dich da, wenn du mich brauchst. Dein Arbeitseinsatz hat sich gelohnt, nun bist du endlich am Ziel.“

Will nickte. Der erste Teil seines Plans war verwirklicht, und alles war genauso problemlos verlaufen, wie er es sich vorgestellt hatte. Jetzt musste er sich um den zweiten Teil kümmern. Auch dabei ging es im Grunde um dieselbe Sache – um Vertrauen. Er musste das Vertrauen seines Vaters und auch Cats Vertrauen gewinnen, und er durfte sie beide nicht enttäuschen, sonst würde alles ins Auge gehen.

Er weigerte sich, ein Scheitern auch nur annähernd in Betracht zu ziehen.

Besonders, was Cat anging. Denn ihr Kuss hatte Gefühle in ihm geweckt, die er weder ignorieren konnte noch wollte. Catalina Iberra mit ihrem zierlichen und doch so kurvigen Körper, der ihm so gut gefiel. Sie hatte diesen Kuss genossen, das hatte ihre Reaktion ihm deutlich gezeigt, und er hatte ihr nur zu gern das gegeben, was sie sich wünschte.

Leider war sie ihm seitdem konsequent aus dem Weg gegangen. Doch Will sah das nicht als Zeichen von Desinteresse an. Im Gegenteil. Wenn sie nicht an ihm interessiert wäre, würde sie ihm nicht ausweichen. Aber die Art, wie sie ein Treffen mit ihm vermied, wenn er ins Haus seines Vaters kam, bewies nur, dass sie genauso erschüttert war wie er. Ja, es bestand kein Zweifel daran, dass sie etwas für ihn empfand.

Nur ein Kuss, und sie hatte am ganzen Körper gezittert. Das würde er zu seinem Vorteil nutzen.

Cat zu sehen, war ein weiterer Grund für ihn gewesen, heute Morgen hierherzukommen. An ihrem Arbeitsplatz konnte sie ihm schließlich nicht aus dem Weg gehen. Früher war sie als Hausmädchen bei seinem Zwillingsbruder James angestellt gewesen. James war als Profifußballer viel unterwegs gewesen, sodass Will ihn – und Cat – nicht oft zu Gesicht bekommen hatte. Doch jetzt arbeitete Cat für Patrick.

Schon Cats Eltern hatten für Patrick Rowling gearbeitet, und Cat war praktisch mit Will und James aufgewachsen. Will war schon vor ein paar Jahren aufgefallen, was für eine verführerische junge Frau aus dem Mädchen geworden war. Eine Weile hatten sie sich sogar heimlich getroffen. Doch dann hatte er sich in einem Moment der Schwäche zurückgezogen.

Nun hatte dieser Kuss ihm gezeigt, wie stark die Chemie zwischen ihnen immer noch war. Will wusste, dass es Zeit war zu handeln.

Vor vier Jahren hatte er Cat verlassen, aber inzwischen war er ein anderer Mann geworden. Ein Mann, der für das kämpfte, was er wollte. Er wollte Cat in seinem Bett, und diesmal würde er sie nicht wieder gehen lassen.

Will zwang sich, sich wieder auf seinen Vater zu konzentrieren. „Ich muss jetzt los“, sagte er. „Ich melde mich bei dir, sobald ich etwas von den Investoren höre.“

Er wollte den Raum verlassen, als Patrick ihn zurückrief.

„Ich hätte mich wirklich sehr gefreut, wenn es zwischen Bella und dir geklappt hätte.“

„Aber jetzt ist sie sehr glücklich mit James. Am besten, du gewöhnst dich daran.“

Sein Vater nickte. „Tu mir den Gefallen, und folge nicht seinem Beispiel. Lass dich nicht von dem Weg abbringen, den du eingeschlagen hast, sondern mach so weiter wie bisher.“

Genau das hatte Will auch vor.

Er nickte seinem Vater noch einmal zu und ging hinaus in den Flur. Sein Vater hatte keine Ahnung, dass er durchaus in der Lage war, mehr als ein Ziel zu verfolgen. Will hatte nicht die Absicht, das Ölgeschäft oder den Immobilienbereich der Firma schleifen zu lassen. Im Gegenteil, er wollte die beiden Segmente im nächsten Jahr noch weiter ausbauen.

Cat hingegen wollte er schon früher verführen und wieder für sich gewinnen. Sehr viel früher. Und er würde erst Ruhe geben, wenn er sich alle seine Wünsche erfüllt hatte.

Ein vertrauter Duft stieg Catalina in die Nase, angenehm und holzig. Er erinnerte sie an den Mann, der sie vor ein paar Wochen geküsst hatte.

Aber konnte man einen solchen Ansturm auf die Sinne nur einen Kuss nennen? Was sie empfunden hatte, war unbeschreiblich gewesen. Wills Kuss hatte sie bis ins Innerste erschüttert, hatte ein Verlangen in ihr entfacht, von dem sie nicht gewusst hatte, dass sie überhaupt fähig war, es zu empfinden.

Catalina drehte sich nicht um. Sie wusste genau, wer hinter ihr stand. Bis jetzt hatte sie es vermeiden können, Will über den Weg zu laufen, obwohl er seinen Vater in letzter Zeit recht häufig aufgesucht hatte. Doch nun würde sie ihm wohl gegenübertreten müssen.

Sie hatte es vorgezogen, für James zu arbeiten statt für Patrick. Aber James war inzwischen verheiratet und lebte mit seiner Frau zusammen. Sein Vater war ganz und gar nicht ihr Fall, und sie hatte beschlossen, eisern zu sparen, um Alma bald für immer verlassen zu können. Der einzige Grund, warum sie noch blieb, war das Geld. Doch bald würde sie genug zusammenhaben. Bald …

Warum nur war es ihr nicht gelungen, die Erinnerung an den Kuss zu verdrängen? Innerhalb weniger Sekunden war es Will gelungen, ihren Körper und ihren Geist in Besitz zu nehmen. Außerdem hatte er Erinnerungen an ihre gemeinsame Vergangenheit geweckt, an die Zeit, als sie ein Paar gewesen waren.

Dann hatte er mit ihr Schluss gemacht. Es hatte sie damals härter getroffen, als sie sich selbst eingestehen wollte. Sie hatte das Ende nicht kommen sehen. Es hatte ihr einen Schock versetzt, als er ihr sagte, dass alles ein schrecklicher Fehler gewesen sei. Das waren seine exakten Worte gewesen. Catalina konnte es immer noch nicht glauben. Wie hatte sie so leichtgläubig sein können? Das würde ihr nie wieder passieren, hatte sie sich geschworen. Dafür war sie viel zu stolz, obwohl ihr Herz immer noch wehtat von seiner harschen Zurückweisung.

Und obwohl ihre Lippen immer noch kribbelten, wenn sie an seinen Kuss dachte.

Konzentriert staubte sie ein antikes Stück nach dem anderen in den Regalen in der Eingangshalle ab. Sie würde sich nicht umdrehen. Sie konnte Will jetzt nicht in die Augen sehen, noch nicht. Es war ihre erste Begegnung seit drei Wochen. Sie hatte ihn in dieser Zeit zwar ein paar Mal flüchtig gesehen, aber er war nicht auf sie zugekommen. Das war wahrscheinlich seine Art der Folter.

„Du arbeitest zu viel.“

Diese Stimme. Wills tiefe Stimme war einfach unglaublich sexy. Catalina drehte sich immer noch nicht um. Sein Anblick würde sie nur durcheinanderbringen …

Doch eigentlich sollte sie stärker sein als früher. Allerdings dachte ihr Körper anders darüber. Ihr Puls beschleunigte sich, und sie konnte kaum atmen. Warum nur fühlte sie sich zu diesem Mann so hingezogen? Und das, obwohl sie wusste, dass er eigentlich Bella Montoro hatte heiraten wollen.

Patrick hatte sogar eine Pressemitteilung herausgegeben, um ihre Verlobung bekannt zu geben. Doch dann hatte Bella sich in James verliebt, und Will war Single geblieben. James hatte ihr dann mitgeteilt, dass die Verlobung zwischen Bella und Will nur eine Erfindung für die Presse gewesen war. Catalina wusste, dass sie vor Will auf der Hut sein musste. Ihr Stolz erlaubte ihr nicht, die zweite Wahl für ihn zu sein.

„Diese Stelle ist doch schon sauber.“ Sie spürte seine warme Hand auf ihrer Schulter. „Sieh mich an.“

Catalina holte tief Luft, drehte sich um und reckte das Kinn hoch. Sie würde sich von Wills sexy Anblick, seinem Charme und diesem verführerischen Blick nicht einschüchtern lassen. Dass es zwischen ihnen knisterte, würde sie nicht glücklich machen. Wenn sie sich auf ihn einließe, würde ihr das nur ein gebrochenes Herz bescheren.

„Ich habe heute noch eine Menge zu tun.“ Sie starrte auf sein Ohr und versuchte, nicht in seine blauen Augen zu schauen. „Dein Vater ist wahrscheinlich im Arbeitszimmer, falls du ihn suchst.“

„Wir haben das Geschäftliche schon besprochen.“ Will ließ die Hand fallen, trat aber nicht zurück, sondern kam noch etwas näher. „Jetzt müssen wir beide uns unterhalten.“

„Das sehe ich anders“, erwiderte sie und wandte sich dem nächsten Regal zu. „Wir beide haben nichts miteinander zu besprechen.“

Natürlich rührte Will sich nicht vom Fleck. Vor vier Jahren hatte er ihre Beziehung beendet und sie seitdem kaum angeschaut, doch in den letzten Wochen schien er sie förmlich zu verfolgen. Wahrscheinlich musste sie strenger zu ihm sein und ihn ganz genau wissen lassen, was sie über ihn dachte.

„Hör zu.“ Sie drehte sich um und fuchtelte mit ihrem Staubwedel vor seiner Nase herum. „Ich weiß, dass du über diesen Kuss sprechen möchtest. Also gut, wir haben uns geküsst. Aber das ist ja nichts Neues.“

Natürlich bedeutete der Kuss mehr, sehr viel mehr. Er hatte sie bis in die Tiefen ihrer Seele berührt. Verdammt!

„Ich bin nicht mehr das junge unerfahrene Mädchen von früher“, erklärte sie und stemmte die Hände in die Hüften. „Ich will keine Beziehung, und ich suche auch nicht nach Liebe. Ich interessiere mich nicht mehr für dich.“

An dieser Lüge wäre Catalina fast erstickt, aber sie gratulierte sich im Stillen zu ihrer Standfestigkeit. Sie dachte nicht im Traum daran, auf dieses Spiel einzugehen, das Will mit ihr spielen wollte, denn eins wusste sie genau: Dabei würde sie nur verlieren.

Will trat noch näher an sie heran, ergriff ihre Handgelenke und hielt sie sanft fest. Wider Willen schmiegte sie sich an ihn, versuchte aber weiterhin, seinen leidenschaftlichen Blick zu ignorieren.

„Du interessierst dich nicht mehr für mich?“, fragte er herausfordernd. „Du kannst dir vielleicht selbst etwas vormachen, Cat, aber nicht mir. Dafür kenne ich dich zu gut.“

Sie schluckte. „Du kennst mich überhaupt nicht, wenn du glaubst, dass ich mich immer noch Cat nennen lasse.“

Er beugte sich vor, und seine Lippen streiften ihr Ohr. „Ich will, dass du an mich denkst“, flüsterte er. „Und ich nenne dich, wie ich will, nicht so wie die anderen, denn unsere Beziehung ist einmalig.“

„Alles, was wir haben, ist eine gemeinsame Vergangenheit. Und die war ein Fehler.“ Das waren seine Worte gewesen, die sie ihm jetzt entgegenschleuderte. Und es war ihr egal, ob das kindisch klang oder nicht.

„Du kannst mich bekämpfen“, sagte er und lehnte sich zurück, um ihr in die Augen zu schauen. „Du kannst leugnen, dass du mich willst, und du kannst dir vielleicht einreden, dass du mich hasst. Aber eins solltest du wissen: Ich bin auch nicht mehr der Mann von früher. Diesmal werde ich dich nicht entwischen lassen.“

Catalina runzelte die Stirn und sah ihn an. „Ich habe Ziele im Leben, Will, und du stehst nicht auf meiner Liste.“

Er lächelte kurz, dann berührten seine Lippen ihre. Jetzt war er ihr so nahe, dass sie spürte, wie sehr er sie begehrte. Wie von selbst öffneten sich ihre Lippen, und wenn er ihre Arme nicht festgehalten hätte, hätte sie sich sogar dazu hinreißen lassen, ihn zu umarmen.

Verdammt sollte dieser Mann sein, den sie so gern gehasst hätte. Aber sie konnte es nicht.

Er wollte ihre Zuneigung, wollte, dass sie ihm zeigte, wie sehr sie sich nach ihm sehnte, dass sie ihm gab, wonach er verlangte. Leider hatte sie keine andere Wahl.

Spielerisch knabberte er an ihrer Lippe, bis sich ihre Zungenspitzen trafen. Schließlich hob er den Kopf und strich ihr mit dem Daumen über die Unterlippe.

„Auch ich habe Ziele, Cat“, flüsterte er. „Und auf meiner Liste stehst du ganz oben.“

Als er sie losließ, wäre sie um ein Haar gestolpert. Doch kaum hatte sie sich von dem Angriff auf ihre Sinne erholt, war Will auch schon verschwunden.

Das war wieder einmal typisch für ihn: Zuerst erregte er sie, dann ließ er sie hängen. Sie wünschte sich nur, dass sie sich nicht so sehr nach ihm sehnen würde.

2. KAPITEL

Will saß auf der Terrasse seines Hauses, starrte auf sein Boot und dachte über seinen Aktionsplan nach. Leider klingelte sein Handy, bevor er sich über die brillante Idee freuen konnte, die ihm gerade in den Sinn gekommen war.

Der Name seines Vaters erschien auf dem Display, und Will wusste sofort, worum es gehen würde. Bestimmt hatte Patrick Wind von seinen neuesten geschäftlichen Aktivitäten bekommen.

„Hallo“, meldete er sich betont fröhlich.

„Was zum Teufel hast du mit Cortes Immobilien vor?“

Will sah auf das glitzernde Wasser hinaus und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Ich habe sie abgestoßen.“

„Ja, das ist mir klar. Dominic hat mich angerufen und einen Mordskrach gemacht. Was hast du dir nur dabei gedacht?“, wollte sein Vater wütend wissen. „Als du dich zum Vorsitzenden unserer Firma gemacht hast, habe ich gedacht, dass du vor allem unsere geschäftlichen Interessen vertreten und mehr Profit machen wolltest. Nie im Leben hätte ich geglaubt, dass du dich von Firmen trennen würdest, mit denen wir seit Jahrzehnten zusammenarbeiten.“

„Mir geht es nicht um Tradition oder Loyalität“, erwiderte Will, der entschlossen war, sich nicht einschüchtern zu lassen. „Cortes Immobilien wirft seit Jahren keinen Gewinn mehr ab, daher hielt ich es für richtig, die Verbindung zu beenden. Dominic und du, ihr könnt von mir aus gern Golf miteinander spielen. Aber hier geht es nur ums Geld und nicht um verletzte Gefühle.“

„Aber du hättest mit mir darüber sprechen müssen. Ich werde nicht zulassen, dass du mich hintergehst.“

Will erhob sich und sog tief die frische Meeresluft ein. Er lächelte, denn er wusste, sein Vater würde sich an den Gedanken gewöhnen müssen, dass von nun an sein Sohn die Entscheidungen traf.

„Ich hintergehe dich keinesfalls“, erwiderte er. „Jetzt habe ich das Sagen in der Firma, und ich muss dich nicht mehr um Erlaubnis fragen.“

„Auf wie viele Anrufe wie den von Cortes muss ich mich noch einstellen?“

Patricks Sarkasmus entging Will nicht. „Im Moment auf gar keine. Aber glaub mir, ich bin gewillt, auch andere Verbindungen zu kappen, wenn sie uns keinen Profit mehr bringen.“

„Aber zuerst wirst du mit mir darüber sprechen.“

Will zuckte die Achseln. „Du wolltest, dass dein Lieblingssohn das Ruder übernimmt, und nichts anderes habe ich getan. Jetzt musst du wohl oder übel mit meinen Entscheidungen leben. Ich werde nicht zulassen, dass der gute Name unserer Familie in Verruf gerät. Wir werden wieder Marktführer sein, wenn du mich nur machen lässt.“

Patrick stieß einen tiefen Seufzer aus. „Ich hätte nie gedacht, dass du dich mit mir streiten würdest.“

„Ich streite nicht mit dir. Ich sage dir nur, was Sache ist.“

Will beendete das Gespräch. Er dachte nicht daran, sich auf eine Diskussion mit seinem Vater einzulassen. Dafür hatte er keine Zeit, außerdem würde er sich sowieso nicht umstimmen lassen. Seit Jahren brütete er schon über den Zahlen und war über jede kleine Veränderung genauestens informiert. Das war nötig, um ordentlich planen zu können.

Sein Blick wanderte zurück zu seiner Jacht, die an seinem privaten Anleger lag. Was das Planen anging, so gab es im Moment vor allem persönliche Projekte, um die er sich kümmern musste. Alles drehte sich um ein sehr verführerisches Hausmädchen.

Eigentlich war erst die leblose und ziemlich langweilige Beziehung mit Bella nötig gewesen, um Will erkennen zu lassen, wie sehr sein Vater sein Leben bestimmte. Im Grunde war er immer nur Patricks Marionette gewesen. Doch jetzt war er dabei, die Zügel selbst in die Hand zu nehmen und sich all das zu nehmen, wonach er sich sehnte, nämlich Geld – und Cat. Ja, das war eine wundervolle Kombination für seinen neuen Lebensabschnitt.

Bald würde es so weit sein, schwor er sich, als er von der Terrasse ins Haus ging. Er würde weitere Millionen verdienen und seinen Platz als Oberhaupt der Familie dadurch sichern, dass er Rowling Energy im Öl- und Immobiliengeschäft zum Marktführer machte. Doch vor allem würde er Cat endlich da haben, wo er sie haben wollte …

Sie sollte ihn anflehen, zu ihr zurückzukommen.

Catalina konnte es kaum erwarten, endlich mit der Arbeit fertig zu werden. Doch sie hatte noch so viele Extraaufgaben zu erledigen, die nichts mit ihrem normalen Arbeitsplan zu tun hatten …

Ja, es ist wirklich ein Privileg, für den Patriarchen der Familie Rowling arbeiten zu dürfen, dachte sie sarkastisch. Jetzt wollte sie eigentlich nur noch nach Hause, ihre Schuhe ausziehen und sich endlich wieder ihren Nähprojekten widmen. Sie gaben ihr Hoffnung – und würden sie Schritt für Schritt ihrem Ziel näher bringen.

Sie dachte an ihre Ambitionen, Modedesignerin zu werden, und musste lächeln. Vielleicht würde sie ja eines Tages ihre eigenen Sachen zur Arbeit anziehen können, statt der langweiligen schwarzen Baumwollhose mit der durchgeknöpften Bluse und den hässlichen Schuhen.

Außer ihrer Mutter wusste niemand von ihrem großen Traum, und das sollte auch so bleiben. Das Letzte, was sie brauchte, war irgendjemand, der ihr in ihren Plan reinreden oder sie davon abbringen wollte. Natürlich war ihr klar, welche Hindernisse sie noch zu bewältigen hatte. Aber sie war fest entschlossen, alle Probleme zu überwinden und ihren Traum zu verwirklichen – egal, wie lange es dauern würde.

In letzter Zeit war sie eigentlich nur noch zur Arbeit gegangen, hatte ihren Job gemacht und war wieder nach Hause gegangen. Dann hatte sie an ihren Entwürfen gearbeitet und davon geträumt, wie die schönsten Models ihre Kleider auf den Laufstegen der Welt präsentieren würden, sodass sie voll zur Geltung kamen.

Es war nicht so, dass Catalina ihr eigenes Aussehen nicht mochte, aber sie war auch nicht blind für ihre Erscheinung. Sie wusste, dass ihre ebenso zierliche wie kurvenreiche Figur sich nicht dafür eignete, um ihre Kleider laufsteggerecht zu zeigen. Aber darum ging es ihr auch gar nicht, sie wollte ja vor allem hinter den Kulissen tätig sein. Sie wollte nicht im Scheinwerferlicht stehen, sie wollte nur entwerfen, nichts anderes.

Die Männer der Rowling-Familie taten dagegen alles, um von der Öffentlichkeit bemerkt zu werden.

Catalina arrangierte Lilien und weiße Calla in der Kristallvase neu und stellte sie auf den großen Tisch im Foyer. Solche Dinge überließ Patrick ihr gern. Für James zu arbeiten, hatte mehr Spaß gemacht, er hatte sie auch als Mensch geschätzt. Sein Vater rief sie nur zu sich, wenn er etwas von ihr wollte. Unwillkürlich musste Catalina an Will denken. Sie hoffte inbrünstig, dass er sich nicht so entwickeln würde wie sein Vater, dessen Leben sich einzig und allein ums Geschäft drehte.

Aber eigentlich hatte Will gar keine Bedeutung mehr für sie, auch wenn sie immer noch verträumt an seine Küsse dachte. Und Patrick würde auch nicht mehr lange ihr Arbeitgeber sein. Hoffentlich würde sie Alma bald verlassen können. Dann müsste sie endlich nicht mehr als Hausmädchen für einen Mann arbeiten, der ihr völlig egal war.

Für James zu arbeiten, war ganz anders gewesen. Aber James hatte ja ihre Mutter auch nicht so getäuscht, wie sein Vater es getan hatte. Das war nur noch ein weiterer Grund, warum sie hier raus wollte – weg von Patrick und dem Geheimnis, das er hütete.

Catalina zwang sich, diese Gedanken zu verdrängen. An alle Sünden zu denken, die Patrick in der Vergangenheit begangen hatte, würde sie gewiss nicht aufheitern.

Er hatte damals einen schlimmen Vertrauensbruch verübt. Ihre Mutter hatte Catalina mehr als einmal davor gewarnt, sich auf die Rowling-Männer einzulassen. Auch wenn Will sicher nicht wusste, was sein Vater getan hatte, würde Catalina diese Sache nie vergessen. Sie war froh, dass sie es herausgefunden hatte, bevor sie eine Dummheit machen und sich unsterblich in Will verlieben konnte.

Auch James war ein notorischer Frauenheld gewesen, bevor Bella in sein Leben getreten war. Es war ein Glück, dass die beiden sich wirklich liebten, obwohl James sie genau genommen seinem Zwillingsbruder William gestohlen hatte.

Ja, die Rowlings und die Montoros trugen wirklich eine Menge dazu bei, dass das Leben in Alma nie langweilig wurde.

Nachdem sie die Blumen zu ihrer Zufriedenheit arrangiert hatte, ging Catalina die elegant geschwungene Treppe hoch in den zweiten Stock. Auch hier brauchten die Blumen neues Wasser, und sie würde die Stiele abschneiden müssen.

Autor

Jules Bennett
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