Ein unverschämtes Angebot

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"Du willst mich kaufen?" Ungläubig starrt Briana den Mann an, der ihr gerade ein ungeheuerliches Angebot gemacht hat: eine Million Dollar dafür, dass sie einen Monat lang seine Geliebte wird. Eine Unverschämtheit! Aber Briana befindet sich in einer Zwangslage: Wenn sie nicht schnell Geld auftreibt, droht ihrem Vater Gefängnis. Wohl oder übel geht sie auf den Handel ein. Schon in der ersten Nacht mit Jarrod Hammond verwandelt sich ihr Widerstreben in brennende Lust - und in die Hoffnung auf mehr. Doch in Jarrods Augen liest sie Verachtung für ihre vermeintliche Geldgier …


  • Erscheinungstag 12.04.2009
  • Bandnummer 1559
  • ISBN / Artikelnummer 9783862955787
  • Seitenanzahl 160
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Wir sind heute hier zusammengekommen, um Kimberley Blackstone und Ricardo Perrini vor den hier Anwesenden …“

Jarrod Hammond vernahm zwar die Worte des Pfarrers, aber sein Blick war nicht auf das Brautpaar gerichtet. Stattdessen betrachtete er die junge Frau, die ihm in dem Halbkreis gegenübersaß, den Verwandte und Freunde um seine Cousine Kim und ihren zukünftigen Mann Ric Perrini gebildet hatten.

Sein Herz schlug schneller, als er Briana Davenport von oben bis unten musterte. Sie war eins der bekanntesten Models Australiens und arbeitete unter anderem für das Juwelenimperium Blackstone Diamonds. Es war später Nachmittag, und durch die großen Fenster der Yacht konnte er auf den berühmten Hafen von Sydney sehen. Die goldene Sonne spiegelte sich auf dem Wasser und bildete den passenden Hintergrund für Brianas auffallende Schönheit.

Sie trug einen blassblauen Seidenanzug, der ihre schlanke Figur lässig umspielte. Ihre glamouröse Erscheinung war der Inbegriff von Eleganz. Jarrod konnte gut verstehen, dass Howard Blackstone ausgerechnet Briana Davenport ausgesucht hatte, um sein Unternehmen in den Medien zu repräsentieren.

Wahrscheinlich lässt sie sich das gut bezahlen, ging es ihm durch den Kopf, und seine Lippen verzogen sich zu einem leicht zynischen Lächeln, gerade als Briana zu ihm hinsah. Ihre Augenlider zitterten kaum merklich, dann wandte sie den Blick ab. Nur wer wie Jarrod seine innere Antenne vollkommen auf diese Frau ausgerichtet hatte, hatte das bemerken können.

„Wer einen Grund anführen kann …“, fuhr der Pfarrer fort.

Eigentlich ärgerte Jarrod sich, dass er von Briana so fasziniert war, und das schon seit der Hochzeit seines Bruders Matt mit ihrer Schwester Marise vor vier Jahren. Denn er wusste, dass Briana einen schwerwiegenden Charakterfehler hatte, einen teuren, schwerwiegenden Charakterfehler: Sie liebte Geld, je mehr, desto besser, und ihre Raffgier war durch nichts zu stoppen. Das hatte zumindest Marise, die kürzlich verstorben war, immer behauptet, und Jarrod hatte keinen Grund, der Schwägerin nicht zu glauben.

Dennoch war es schwer für ihn, sich gedanklich von Briana zu lösen, wenn sie ihm quasi überall begegnete. Auf Werbetafeln. Im Fernsehen. In den Hochglanzmagazinen. Außerdem wohnte sie ebenso wie er in Melbourne. Aber sie trafen sich eigentlich ausgesprochen selten, denn sie war als Model international gefragt und entsprechend viel unterwegs. Und er als Anwalt mit einer großen Wirtschaftskanzlei hatte auch nicht viel Zeit, müßig durch die Stadt zu bummeln.

„Ricardo Perrini, wollen Sie Kimberley Blackstone heiraten und mit ihr gemeinsam im heiligen Stand der Ehe leben? Wollen Sie sie lieben, ehren, ihr immer beistehen und …“

Aber Jarrod hörte kaum zu. Als er jetzt Briana in Fleisch und Blut vor sich sitzen sah, war er froh, dass er sich um eine Einladung zur Eröffnung der großen Blackstone-Schmuckgala in Sydney bemüht hatte, auf der die neuesten Kollektionen vorgestellt worden waren. Und dass er Kims Aufforderung, zu ihrer Hochzeit zu kommen, nachgekommen war. Zwar war es gerade für ihn als Hammond nicht einfach, an einer Blackstone-Hochzeit teilzunehmen, aber dass Briana hier war, versüßte ihm den Tag. Allerdings störte es ihn außerordentlich, dass dieser schwerreiche Jake Vance neben ihr saß, der sich offensichtlich seit Kurzem um sie bemühte.

„Kimberley Blackstone, wollen Sie Ric Perrini heiraten und mit ihm gemeinsam im heiligen Stand der Ehe leben? Wollen Sie ihn lieben, ehren, ihm immer beistehen und …“

Jarrod presste unwillkürlich die Lippen zusammen, als er den Mann genauer betrachtete, der neben Briana saß. Fotos des Paares waren schon ein paar Mal in der Presse erschienen, so auch im Rahmen des Berichts über das Pferderennen am Valentinstag, einige Wochen zuvor, und in dem Artikel über die Blackstone-Juwelenschau. Ob die beiden ein Liebespaar waren? Vermutlich schon, dachte Jarrod, obgleich er die Vorstellung, wie Briana und Jake sich irgendwo stürmisch liebten, kaum ertragen konnte.

„Mit diesem Ring …“

Verdammt, die Rolle des Masochisten liegt mir doch gar nicht, dachte Jarrod verbittert. Stattdessen hatte er sich fest vorgenommen, Briana selbst ins Bett zu kriegen, vor allem weil er dann leichter alles über ihre Schwester herausfinden konnte. Das war er seinem Bruder Matt schuldig. Als er Matt zwei Wochen zuvor das letzte Mal begegnet war, war er erschrocken gewesen, wie elend der Bruder aussah. Matt und er waren zwar adoptiert worden, aber sie standen sich so nah wie richtige Geschwister. Und Jarrod hatte sich geschworen, alles zu tun, damit Matt seinen inneren Frieden wiederfand.

Er konnte gut verstehen, dass Matt wütend und verbittert war, denn seine Frau Marise war knapp zwei Monate zuvor bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen, zusammen mit Kims Vater, Howard Blackstone, und vier anderen Passagieren. Danach hatte es viele Gerüchte gegeben, und auch die Presse hatte allerlei Spekulationen angestellt. Was war die Wahrheit? Vielleicht konnte ihm Briana Davenport da weiterhelfen.

„Tragt ihn als Symbol der immerwährenden Liebe und Treue, Verbundenheit …“

Briana musste doch wissen, warum ihre Schwester Marise mit Howard Blackstone zusammen in einer kleinen Maschine gesessen hatte. Und auch, ob Marise mit Howard ein Verhältnis gehabt hatte. Ausgerechnet mit Howard, dem Erzfeind der Familie Hammond, seit sich durch Howards Habsucht die beiden Familien vor vielen Jahren böse entzweit hatten! Sicher wusste sie es, sie sagte es nur nicht. Wenigstens hatte er bisher nichts aus ihr herausbekommen können.

Hinzu kam noch, und das war außerordentlich verdächtig und schien die Gerüchte zu bestätigen, dass Marise Hammond in Howard Blackstones Testament reichlich bedacht worden war. Er hatte ihr eine siebenstellige Summe hinterlassen und die Juwelensammlung seiner verstorbenen Frau. Das wiederum hatte die Frage aufkommen lassen, ob Marises Sohn, Blake, denn wirklich Matts Kind war, und nicht Howards. Blake hatte ebenso dunkles Haar wie Howard. Sein „Vater“ Matt dagegen war hellblond.

Widerlich! Jarrod mochte gar nicht darüber nachdenken, wie sehr dieses Gerede seinem Bruder zusetzen musste.

„Sie dürfen jetzt die Braut küssen.“

Die Blackstones hatten den Hammonds schon genug angetan. Wenn die Eltern jetzt auch noch erfahren mussten, dass Blake gar nicht ihr Enkelsohn war, wäre das nicht auszudenken. Jarrod biss die Zähne zusammen. Nicht, dass sie das Kind deshalb anders behandeln würden. Sie liebten Kinder, das hatten sie bei der Erziehung der beiden Adoptivsöhne immer wieder bewiesen. Aber wie würde Matt reagieren, wenn sich herausstellen sollte, dass Blake nicht sein Sohn war?

Jarrod hob den Blick und sah, dass Brianas tiefblaue Augen auf ihn gerichtet waren, als ahnte sie, was in ihm vorging. Er lächelte kurz und nickte.

Sie war die Frau, die er wollte.

Und er würde sie bekommen.

Während sie darauf wartete, dass ihr ein Platz an der Dinnertafel zugewiesen wurde, nippte Briana an ihrem Champagner und hörte vergnügt zu, wie ihre Freundin, Jessica Cotter, strahlend von ihrer Schwangerschaft erzählte. Sie hatten sich zwar auch am vergangenen Freitag auf der Eröffnung der Show gesprochen, aber da war viel zu viel los gewesen für eine ruhige Unterhaltung zwischen Freundinnen.

„Ryan ist ganz begeistert“, sagte Jessica und warf dem besagten Mann einen verliebten Blick zu. Ryan Blackstone stand auf der anderen Seite des Decks und unterhielt sich mit seiner frisch verheirateten Schwester Kim.

Ryan, der dafür bekannt war, dass er sehr selten Gefühle zeigte, erwiderte ihr Lächeln! Er, der nie eine Miene verzog, sah seine Verlobte Jessica verliebt an.

„Du musst sehr glücklich sein, Jess“, meinte Briana, die beinahe ein wenig neidisch war. Allerdings gönnte sie der Freundin dennoch von ganzem Herzen alles Gute.

„Ja, das bin ich auch.“ Jessica blickte zu der Frau hinüber, die mit Ryan zusammenstand. Sie waren unverkennbar Schwester und Bruder, und ebenso unverkennbar Blackstones. „Sieht Kim nicht einfach hinreißend aus? Das weiße Kleid ist wunderbar, und dann noch ihr dunkles Haar und die grünen Augen. Was für ein toller Kontrast.“

Briana nickte. Kimberley Blackstone, nun Kimberley Perrini, war eine auffallende und elegante Erscheinung.

„Und ich bin sicher, Ric denkt genauso.“ Jessica seufzte verträumt. „Wie anders ist doch diese Hochzeit im Vergleich zu ihrer ersten damals in Las Vegas! Mit einer Scheidung muss eben doch noch nicht alles vorbei sein. Manche Paare finden auch ein zweites Mal zueinander.“

„Das hängt sicher sehr von dem Paar selbst ab“, meinte Briana. Sie musste an die Leute aus der Modewelt denken. Ihr Beruf als internationales Model war schwer mit einer Ehe zu vereinbaren. Sie kannte ein paar sehr gute Partnerschaften, aber auch Ehen, die ganz schrecklich geendet hatten.

„Was mir gerade einfällt“, unterbrach Jessica sie in ihrem Gedankengang, „hast du dich jemals mit Quinn Everard in Verbindung gesetzt wegen der Juwelen, die Marise in deinem Safe deponiert hatte?“

Briana wurde das Herz schwer, wie immer, wenn der Name der Schwester erwähnt wurde. „Ja, aber ich habe ihn erst vor kurzer Zeit angerufen. Ich hatte einfach zu viel um die Ohren. Erst Mutters Tod, der Vater doch sehr mitgenommen hat, und jetzt Marise … da war anderes wichtiger.“

„Aber klar, das ist vollkommen verständlich, Bri. Und du musst auch auf dich selbst achten. So was steckt man nicht so einfach weg.“

„Das tu ich auch.“ Liebevoll sah Briana die Freundin an. „Quinn meinte, ich sollte die Steine in seinem Büro vorbeibringen. Er selbst ist zwar momentan nicht da, aber ich könnte sie seinem Büroleiter geben.“ Sie sah die Freundin mit beinah komisch verzweifeltem Blick an. „Wenn ich erst einmal weiß, was die Steine wert sind, kann ich entscheiden, was damit geschehen soll. Matt hat zwar gesagt, er wolle nichts von dem haben, was Marise gehört hat. Aber ich kann sie doch auch nicht einfach so behalten.“

„Auf alle Fälle solltest du sie erst schätzen lassen. Und da ist Quinn absolut der richtige Mann. Er hat einen fabelhaften Ruf. Er …“ Sie konzentrierte ihren Blick auf die beiden Männer auf der anderen Seite des Raumes und zog unwillig die Brauen zusammen. „Ach du Schreck, da muss ich wohl mal eingreifen. Ric und Ryan sehen aus, als wollten sie sich gleich an die Gurgel gehen.“ Entnervt rollte sie mit den Augen. „Männer!“

„Geh nur.“ Briana lachte und sah Jessica hinterher.

Die Spannungen zwischen den Blackstones und den Hammonds und allen, die nicht zur unmittelbaren Familie gehörten, waren allerdings überhaupt nicht lustig. Nicht, dass man Briana irgendwie spüren ließ, dass ihre Schwester Marise möglicherweise ihren Mann betrogen hatte und mit ihrem neuen Lover, Howard Blackstone, dem Vater von Kim und Ryan, abgestürzt war. Im Gegenteil. Ric und Ryan hatten Briana sehr zuvorkommend behandelt, genauso wie die elegante Sonya Hammond und ihre charmante Tochter Danielle. Und Kim und deren zukünftige Schwägerin Jessica waren für Briana zu echten Freundinnen geworden.

Natürlich musste Briana immer an Matt Hammond denken, wenn ihr diese mysteriöse Geschichte in den Sinn kam. Ihr Schwager konnte zwar außerordentlich stur sein und auch rücksichtslos, aber er war im Grunde ein feiner Kerl, der es nicht verdient hatte, dass man sich jetzt über eine mögliche Affäre seiner Frau mit dem alten Blackstone das Maul zerriss. Seine Adoptiveltern, Katherine und Oliver Hammond, hatten ihre Schwiegertochter Marise immer gut behandelt, aber die hatte es ihnen nicht gedankt. Sie war ihren Schwiegereltern gegenüber, gelinde ausgedrückt, immer sehr schnippisch gewesen.

Was den älteren Adoptivsohn, Jarrod Hammond, betraf, so schien er davon überzeugt zu sein, dass die beiden Schwestern Briana und Marise einen übertriebenen Hang zum Luxusleben hatten und für Geld zu allem bereit waren. Immer wieder waren Briana Bemerkungen aufgefallen, die das bestätigten.

Aber das stimmte einfach nicht. Auch wenn Marise zu den Frauen gehört hatte, für die Geld und Luxus sehr wichtig waren, Briana war vollkommen anders. Wenn sie sich mehr um die Schwester gekümmert hätte, würde sie vielleicht verstehen, warum Marise mit Howard Blackstone zusammen gewesen war und warum er ihr den ganzen Schmuck vermacht hatte. Aber sosehr Briana sich auch bemüht hatte, sie hatte nie eine echte Beziehung zu der Schwester aufbauen können. Marise und sie waren zu verschieden gewesen, und Briana konnte nicht begreifen, warum das nicht auch für Jarrod auf der Hand lag.

Jarrod Hammond.

Verstohlen sah sie ihn an. Jetzt begegneten sich ihre Blicke, und wieder nahm sie das brennende Verlangen zwischen ihnen wahr, wie immer, wenn sie sich ansahen. Was wollte er? Sie kannten sich doch schon seit einigen Jahren, und nie hatte er einen Annäherungsversuch unternommen.

Nicht, dass er bei ihr hätte landen können. Mit ehrgeizigen Männern wollte sie nichts mehr zu tun haben, seit ihre Beziehung zu Patrick, ihrem Manager und langjährigem Freund, in die Brüche gegangen war. Patrick hatte ihr Geld in eine „todsichere Sache“ investiert und alles verloren.

Sie brauchte keinen Mann, um glücklich zu sein.

Und schon gar nicht Jarrod Hammond.

Plötzlich kam er auf sie zu. Sie wollte sich umdrehen und weglaufen, am liebsten auf das Außendeck, damit der Seewind ihre erhitzten Wangen kühlen konnte. Aber ihre eleganten Pumps schienen auf dem Boden festzukleben.

Dann stand er vor ihr, und sie musste sich um eine gelassene Haltung bemühen, obgleich sie bereits von seiner bloßen Gegenwart überwältigt war.

„Hallo, Briana“, sagte er leise, beugte sich vor und küsste sie auf die Wange, eine Sekunde zu lang, wie ihr schien. „In letzter Zeit laufen wir uns offenbar immer wieder über den Weg.“

„Ja, sieht so aus.“ Ihre Stimme klang rau und tief, und sie räusperte sich schnell, als sie sah, wie seine Pupillen sich weiteten. „Aber hier hatte ich dich eigentlich nicht vermutet.“

„Wieso nicht?“ Fragend hob Jarred die Augenbrauen. „Kim ist doch meine Cousine.“

„Ja, das stimmt.“ Außerdem hatte Kim bis vor Kurzem beim House of Hammonds gearbeitet.

Das allerdings war nur der äußere Anlass für sein Erscheinen, erklärte aber nicht, warum er tatsächlich gekommen war. Obgleich die Blackstones und die Hammonds sogar verwandt waren, hatten die beiden Diamanten-Dynastien sich in den letzten Jahren als erbitterte Feinde gegenübergestanden. Jarrods Adoptivvater Oliver hatte Howard beschuldigt, seine Schwester Ursula nur wegen des Geldes geheiratet zu haben. Und Howard hatte Oliver vorgeworfen, hinter der Entführung seines Sohnes, des damals zweijährigen James Blackstone, zu stecken, von dem man nie wieder etwas gehört hatte.

„Vielleicht habe ich eher Grund, überrascht zu sein, dass du hier bist“, meinte Jarrod.

„Kim und ich haben in letzter Zeit häufiger zusammengearbeitet“, sagte sie und ärgerte sich gleichzeitig, dass das irgendwie defensiv klang. „Wir haben uns angefreundet.“

„Gut. Gerade jetzt braucht sie eine Freundin.“

Überrascht sah sie ihn an. Meinte er das ironisch? Nein, er wirkte ganz ehrlich. Und er hatte recht. Kim hatte eine harte Zeit hinter sich, aber dass er, ein Hammond, mit einer Blackstone fühlte, war wirklich erstaunlich. Denn er hatte allen Grund, auf die Blackstones wütend zu sein. Schließlich war sein Bruder Matt von seiner Frau mit Howard Blackstone betrogen worden, wenn die Gerüchte stimmten. Vielleicht war er doch nicht so kaltherzig, wie sie immer gedacht hatte?

„Sie sieht wunderschön aus, findest du nicht?“ Briana blickte zu ihrer Freundin Kim hinüber, auch um Jarrod nicht immer ansehen zu müssen, denn er machte sie unglaublich nervös.

„Allerdings“, sagte er leise, und seine Stimme hatte einen dunklen Klang angenommen. Und als Briana sich ihm daraufhin zuwandte, sah sie, dass er sie unverwandt anblickte.

Ihr wurde heiß, und eine leichte Röte stieg ihr in die Wangen. Schnell nahm sie einen Schluck von ihrem Champagner. „Wie fandst du denn die Trauung?“, fragte sie, mehr um etwas zu sagen, als dass es sie wirklich interessierte.

Er zuckte kurz mit den Schultern, ließ Briana aber dabei nicht aus den Augen. „Na ja, nichts Besonderes, oder?“

Typisch Mann. Sie musste lächeln. „Ist das dein Ernst?

Eine Trauung auf einer Luxusyacht mitten im Hafen bei strahlendem Wetter ist nichts Besonderes? Wenn die Tochter eines der reichsten Männer Australiens den wichtigsten Manager des Unternehmens ein zweites Mal heiratet, dann ist das nicht irgendeine Hochzeit. Dann ist das eine Blackstone-Hochzeit mit Glanz und Gloria.“

Jarrod grinste. „Haben die Blackstones dich dafür bezahlt, dass du dich so für sie ins Zeug legst?“

Sie lachte. „Ich wäre dumm, wenn ich das nicht täte, oder?“

Sein Blick wurde hart. „Und dumm bist du ganz sicher nicht.“

Ihr Lächeln verschwand. „Das klingt aber nicht nach einem Kompliment.“

„Im Gegenteil. Ich bewundere deine Erfolge in diesem Punkt.“

Sie presste kurz die Lippen zusammen. Was wollte er damit sagen? „Auch das hört sich nicht sehr schmeichelhaft an.“

Wieder verzog er die Lippen kurz zu einem ironischen Lächeln. „Dann magst du es gern, wenn man dir schmeichelt?“

„Aber sicher. Wusstest du das nicht? Mindestens einmal pro Stunde muss ich ein Kompliment hören.“ Leicht hob sie die fein gezeichneten Augenbrauen. „Ist das nicht typisch für Models?“

„Das schon. Aber du bist doch schließlich ein Supermodel.“

„Umso mehr muss man mir schmeicheln.“ Sie schüttelte den Kopf, als ein Kellner anbot, ihr Glas aufzufüllen. Lieber keinen Alkohol mehr. Sie musste bei klarem Verstand bleiben.

„Man sagt mir nach, dass ich darin besonders gut bin“, sagte Jarrod leise, wieder mit diesem gefährlichen Unterton in der Stimme.

„Das bist du sicher. Meistens wenigstens.“ Bemüht, ihre Nervosität nicht zu zeigen, sah Briana sich um. Wo, um Himmels willen, war Jake, wenn sie ihn brauchte?

Dahinten stand er, zusammen mit Danielle Hammond, und hörte ihr lächelnd zu. Danielles kupferrote Locken leuchteten im hellen Licht, während sie mit lebhaften Gesten etwas erzählte.

„Sieht so aus, als würde sich dein Begleiter anderweitig amüsieren“, bemerkte Jarrod süffisant.

Briana zuckte nur gleichgültig mit den Schultern.

„Bist du nicht eifersüchtig?“

„Nicht im Geringsten.“ Sie war gern mit Jake zusammen. Aber trotz seines blendenden Aussehens und seines Charmes war er für sie nicht mehr als ein guter Freund. Glücklicherweise war er in keiner Form mit den Blackstones verbunden. Aber das würde sie Jarrod nicht erzählen. „Danielle ist eine entzückende Person“, fügte sie noch hinzu, wie um zu bekräftigen, dass sie nicht eifersüchtig war.

„Stimmt“, bestätigte er, ließ dabei aber Briana nicht aus den Augen. Ihr war klar, dass er sie einzuschätzen versuchte.

Sie tat so, als bemerkte sie seinen Blick nicht, und sah sich interessiert im Raum um. Es waren etwa sechzig Gäste geladen, die meisten Gesichter waren Briana unbekannt. Nicht weit entfernt stand Sonya Hammond und unterhielt sich mit Garth Buick, einem der ältesten Freunde des verstorbenen Howard Blackstone und außerdem sein Testamentsvollstrecker. Offenbar wollten die beiden zusammen segeln gehen. Und die Art und Weise, wie sie sich ansahen beziehungsweise es vermieden, sich anzusehen, erweckte in Briana den Verdacht, die beiden hätten was miteinander. Sie musste schmunzeln. Warum nicht? Sie passten fabelhaft zueinander.

„Bist du immer so vertrauensselig, was Männer betrifft?“, fragte Jarrod, und Briana musste sich ihm wieder zuwenden.

„Leider nein.“

„So? Was ist denn passiert?“

Das ging ihn gar nichts an. Aber ein Blick in sein entschlossenes Gesicht genügte, und sie wusste, er würde nicht aufgeben, wenn er etwas wirklich wollte. „Nichts, was für dich von Interesse ist“, sagte sie leichthin.

Wie sie schon vermutet hatte, ließ er nicht locker. „Das glaube ich aber doch.“

„Lass es gut sein, Jarrod. Es ist wirklich nicht wichtig.“

„Darüber will ich mir selbst ein Urteil bilden.“

„Und ich dachte immer, du wärst Wirtschaftsanwalt, und kein Richter.“

Er lachte. „Ich wusste gar nicht, dass du so schlagfertig bist.“

Weil du mich eigentlich gar nicht kennst, ging ihr durch den Kopf. Sie war ihm früher eher aus dem Weg gegangen.

Warum ließ sie sich dann jetzt von ihm in ein Gespräch verwickeln? Und warum versuchte er, sie besser kennenzulernen? Er musterte sie eindringlich, dann blieb sein Blick auf ihren Lippen hängen, so als überlegte er, sie zu küssen. Schnell hob sie das Glas an den Mund.

Ein Hubschrauber war zu hören, näherte sich und flog dann dicht über die Yacht hinweg.

„Verdammte Presse!“, schimpfte Ric Perrini, der mit langen Schritten an Brianas Seite getreten war und aus dem Fenster sah. „Können die uns nicht einmal für einen Tag in Ruhe lassen?“

Briana hätte für diese Unterbrechung dankbar sein sollen, aber sie war es nicht. Immer noch hatte sie Jarrods Lachen im Ohr, und ihr kribbelte die Haut, wenn sie an ihn dachte.

„Ich habe bereits mit dem Kapitän gesprochen“, sagte Kim, die an Rics Seite getreten war und sich liebevoll bei ihm einhakte. „Er will die Wasserschutzpolizei anrufen. Die werden sich darum kümmern.“

„Das will ich hoffen“, brummte Ric.

„Aber jetzt sollten wir dem Drängen des Fotografen hier an Bord nachgeben, der unbedingt ein paar Bilder von uns mit unseren Gästen machen will.“ Kim sah Jarrod und Briana lächelnd an. „Ihr tut uns doch den Gefallen, oder?“

Briana umklammerte ihr Glas fester. Bei dem Gedanken, etwas zusammen mit Jarrod machen zu müssen, und sei es auch nur, für ein Foto zu posieren, fühlte sie sich unwohl.

„Vielleicht später, Kim“, sagte Jarrod knapp, machte eine leichte Verbeugung und ging zu einem älteren Paar, das an der Reling stand.

Ric blickte ihm empört hinterher, und Kim konnte ihre Enttäuschung nicht verbergen, doch dann fing sie sich wieder. Immerhin war Jarrod zu ihrer Hochzeit gekommen, das war doch schon etwas. Aber das bedeutete noch nicht, dass zwischen den Hammonds und den Blackstones wieder Frieden herrschte.

Um den peinlichen Moment zu überspielen, setzte Briana ihr strahlendstes Lächeln auf. „Umso besser. Dann kann mir wenigstens keiner die Schau stehlen. Ihr wisst doch, wie gern ich vor der Kamera stehe.“

Dankbar lächelte Kim sie an. „Das ist lieb von dir“, flüsterte sie, gerade als der Fotograf kam.

Als sie später beim Essen saßen, fragte Sonya Briana nach ihrem Berufsgeheimnis. Wie schaffte sie es, immer so fantastisch auf Fotos auszusehen, wenn der Modeljob doch sicher harte Arbeit war?

„Das kann man wohl sagen“, gab Briana nur zurück und lächelte ihr Gegenüber freundlich an.

Doch dann erzählte sie etwas mehr von ihrem Beruf. Allerdings verschwieg sie, dass sie anders als viele Teenager nie von diesem Leben geträumt hatte, sondern viel lieber hinter der Kamera stünde.

Und vielleicht wurde dieser Traum ja noch einmal wahr. Dann, wenn sie das Geld wieder zusammenverdient hatte, das Patrick so leichtsinnig verspielt hatte. Aber bis dahin würde sie als Model arbeiten, was sie im Grunde auch ganz gern tat. Zumindest konnte man sich schlimmere Berufe vorstellen, als mit Blackstone-Juwelen behängt fotografiert zu werden oder an einer Hochzeit wie dieser teilzunehmen.

Wenn nur Jarrod nicht wäre.

In letzter Zeit tauchte er immer da auf, wo sie war. So auch bei der Eröffnungsveranstaltung der großen Black-stone-Juwelenschau am letzten Freitag. Sowie sie ihn unter den Zuschauern entdeckt hatte, hatte sie sich nackt gefühlt. Irgendwie war es ihr plötzlich vorgekommen, als priese sie sich selbst an, und nicht die Juwelen, die sie trug.

Und auch hier auf der Hochzeit musste sie ihm wieder begegnen. Er saß neben Vincent Blackstone, dem älteren Bruder des verunglückten Howard Blackstone, und unterhielt sich angeregt mit ihm. Und dennoch warf er ihr immer wieder einen Blick zu.

„Du scheinst dich ja mit Jarrod Hammond bestens zu verstehen“, flüsterte Jake ihr ins Ohr. Offenbar war ihm aufgefallen, dass sie sich immer wieder nach Jarrod umdrehte.

Sie sah Jake lächelnd an, überrascht, dass er alles bemerkte, was um ihn herum vor sich ging. Kein Wunder, dass er in seinem Beruf so erfolgreich war. Glücklicherweise neigte er nicht zur Eifersucht. „Wieso denn nicht? Wir sind doch immerhin verwandt. Das ist alles.“

„Tatsächlich?“ Fragend hob er die Augenbrauen, und sie wusste, man konnte ihm nicht leicht etwas vormachen.

„Ja, tatsächlich.“ Sie nickte energisch, wie um sich selbst davon zu überzeugen. Dabei fing sie einen Blick von Jarrod auf, und es überlief sie heiß. Schnell wandte sie den Kopf und war froh, als der Kellner kam, um den nächsten Gang zu servieren.

Im Verlauf des weiteren Essens vermied Briana es sorgfältig, zu Jarrod hinüberzusehen. Stattdessen versuchte sie, sich auf die Reden zu konzentrieren, was ihr auch einigermaßen gelang.

Als es dunkel wurde, versammelte sich die Hochzeitsgesellschaft auf dem festlich beleuchteten obersten Deck. Musik ertönte, und Kim und Ric eröffneten den Tanz. Viele Paare folgten ihrem Beispiel, unter ihnen auch Briana und Jake.

Jarrod dagegen schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Anfangs erwartete Briana noch, ihn jeden Moment vor sich zu sehen. Doch dann war sie sicher, dass er nicht wieder auftauchen würde. Tapfer schluckte sie die Enttäuschung herunter. Sie wollte nicht wieder wegen eines Mannes traurig sein. Doch als sie ein kleines Motorboot mit Jarrod am Steuer ablegen sah, war sie doch sehr enttäuscht. Er hatte sich noch nicht einmal von ihr verabschiedet.

Danach war für sie der Abend gelaufen. Sie lächelte zwar und redete, war aber sehr froh, als die Yacht auf den Hafen zuhielt. Dort führte Jake sie zu einer Limousine, und aufatmend ließ sie sich in die weichen Polster fallen.

Jake blickte durch das Rückfenster auf Kim und Ric, die sich den Fotografen stellten. „Die beiden sind wirklich zu bewundern“, meinte er.

Briana nickte. „Außerdem wollen sie der Welt zeigen, dass sie zusammengehören.“

„Das kann ich verstehen.“

Auf der Fahrt zu Brianas Apartment sprachen sie nicht viel. Jake brachte sie zur Tür. „Es war ein gelungener Tag“, sagte er leise und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht.

Autor

Maxine Sullivan
Ihre Mutter war eine begeisterte Liebesromanleserin. Und deswegen verdankt sie es ihr, dass sie selbst auch vernarrt in das Genre ist. Für sie war es daher nur natürlich, als sie sich entschloss, selbst Liebesgeschichten zu schreiben. Für die Autorin bieten Liebesromane so wundervolle Bestätigungen über Liebe und Beziehungen, dass sie...
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