Mit dir kehrt die Lust zurück

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"Es wird nie gutgehen mit uns. Wir sollten es einsehen. Ein für alle Mal." Mit dieser kalten SMS zerplatzt ihr Traum vom Glück. Seit der Highschool flirtet Julia mit Logan, der inzwischen ein sexy Profisportler ist. Nun hat die Schauspielerin endlich eine leidenschaftliche Nacht mit ihm verbracht. Wie kann danach für immer Schluss sein? Als sie drei Monate später beide Trauzeugen bei der Hochzeit ihrer Schwester sind, beichtet Julia ihm das süße Geheimnis ihrer Liebesnacht. Logan will zu ihr halten. Aber kann er sie lieben, wie sie es sich wünscht?


  • Erscheinungstag 03.04.2018
  • Bandnummer 2022
  • ISBN / Artikelnummer 9783733720520
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Julia Keys verließ das Taxi vor dem Haus ihrer Eltern unter Blitzlichtgewitter und lauten Zurufen der Reporter.

„Wo ist Derek, Julia? Kommt er zur Hochzeit Ihrer Schwester?“

„Stimmt es, dass Sie zusammen mit Derek nach einem Haus suchen?“

„Läuten bei Ihnen bald die Hochzeitsglocken?“

Die Fragen nahmen kein Ende. Dabei waren sie völlig aus der Luft gegriffen. Derek war ihr Partner bei den momentanen Dreharbeiten – mehr nicht. Sie würde ihn auf keinen Fall daten, auch wenn ihr Leben davon abhinge. Allein von der Vorstellung wurde ihr übel, mehr noch als bei der Morgenübelkeit, unter der sie am Anfang ihrer Schwangerschaft gelitten hatte. Und das wollte etwas heißen.

Sie wich den Reportern aus und rollte den Koffer mit einem Wochenvorrat an Designerkleidern hinter sich her den Weg hinauf zum Haus ihrer Eltern. Bei ihrem letzten Besuch in Wilmington zu Beginn des Sommers hatte der Rhododendron geblüht. Das war auch das letzte Mal gewesen, dass Logan Brandt ihr Herz mit Füßen getreten hatte. Zum allerletzten Mal. Das hatte sie sich fest vorgenommen.

Ihr Vater kam die Stufen zur Veranda heruntergelaufen und nahm sie in seine Arme. „Gewöhnt euch mal Manieren an!“, rief er in Richtung der Paparazzi, die an der Straße stehen geblieben waren.

Zumindest besaßen die lokalen Presseleute genug Anstand, kein Privatgrundstück zu betreten. Das ließ sich von ihren Kollegen in Los Angeles oder New York leider nicht sagen. Nach zehn Jahren beim Film hatte Julia sich widerstrebend mit diesen Begleiterscheinungen ihres Berufs abgefunden. Am Morgen hatte ihre Managerin sie völlig hysterisch angerufen und sie gewarnt, dass die Pressemeute über sie herfallen würde, weil das Gerücht in Umlauf gekommen war, sie hätte eine Affäre mit ihrem Filmpartner.

„Tut mir leid, Daddy. Rede nicht mit ihnen. Sie verschwinden wieder, wenn wir sie ignorieren.“ Sie hauchte ihrem Vater einen Kuss auf die glatt rasierte Wange. Sein Haar war noch voll und von kräftigem Braun – derselbe Ton, den auch Julias Locken hatten, nur dass sich an seinen Schläfen die ersten grauen Strähnen zeigten. Sein Blick verriet Sorge, was durchaus verständlich war. Schließlich stand die eine Tochter unmittelbar vor ihrer Hochzeit, während die andere der Presse zufolge einen sehr zweifelhaften Männergeschmack bewies. Julia konnte nur hoffen, dass er genauso ruhig blieb, wenn sie ihm von ihrem eigentlichen Problem erzählte. Einem Problem, das ihn zum Großvater machen würde.

Ihr Vater führte sie ins Haus. Hier war es nur unwesentlich kühler als draußen. Sie wusste, es hatte keinen Zweck, ihn zu bitten, die Klimaanlage einzuschalten. Für ihn war jetzt im September Herbst. Und das bedeutete, dass die Klimaanlage nicht mehr nötig war. Obwohl die Sommertemperaturen in North Carolina bis Ende Oktober anhalten konnten.

Ihre Mutter betrat das Wohnzimmer. Sie trug eine ärmellose rosa Bluse und eine weiße Caprihose. Das rotbraune Haar hatte sie sich zu einem Pferdeschwanz gebunden, dazu hatte sie wie immer ihre eleganten Perlenohrringe angelegt. Sie rieb sich die Hände an einem karierten Küchentuch trocken. Julias jüngere Schwester, Tracy, folgte ihr dicht auf den Fersen. Die Braut in spe war ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten. Tracy musterte Julia, als wäre sie der Teufel in Person. Unwillkürlich fragte Julia sich, ob sie bei den Pressehaien vor dem Haus nicht bessere Chancen hätte.

Ihre Mutter umarmte Julia und gab ihr einen Kuss. „Schön, dich zu sehen, Liebes. Ich freue mich sehr, dich schon zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten zu Hause zu haben.“

Drei Monate. Genug Zeit, um schwanger zu werden. „Das Klassentreffen von der Highschool war schön und gut, aber es kommt ja nicht jeden Tag vor, dass meine kleine Schwester heiratet.“ Julia wollte Tracy umarmen.

Tracy stemmte ihre Arme in die Seiten. „Wie lange wollen wir noch so tun, als ob Julia nicht versuchen würde, mir die Hochzeit zu verderben? Wenn ihr herumstehen und so tun wollt, als wäre alles in Ordnung, dann bitte ich Carter, mir einen Drink zu mixen.“

Es tat weh, dass Tracy so reagierte, doch Julia konnte ihr keinen Vorwurf machen. Wären die Rollen umgekehrt gewesen, hätte sie sich über die Meute vor dem Haus auch geärgert. „Das mit den Paparazzi tut mir leid, aber ich kann nichts dafür. Es gab schon Gerüchte über Derek und mich, bevor die Dreharbeiten begonnen haben. Glaubt mir, da läuft nichts zwischen uns.“

„Ich habe die Fotos gesehen. Du hast ihn praktisch geküsst.“ Ihre Mutter legte eine bedeutungsvolle Pause ein. „Leugnest du es, weil dir peinlich ist, wie er sich benimmt? Es heißt, er sei sieben Mal wegen Trunkenheit am Steuer verhaftet worden. Wie kannst du dir einen solchen Mann nur antun?“

Julia schüttelte den Kopf. Ihr brach der Schweiß aus. Wenn es der Presse schon gelang, ihre eigene Mutter von diesem Blödsinn zu überzeugen, dann würde sie jeden überzeugen. „Mom, hör mir zu.“ Sie legte ihrer Mutter die Hände auf die Schultern. „Ich schwöre dir, zwischen Derek und mir ist nichts. Ja, es sieht wie ein Kuss aus. Aber wir haben nur eine Szene geprobt. Ich interessiere mich nicht für ihn. Und er sich nicht für mich.“ Außerdem hat er widerlichen Mundgeruch.

„Dann geh hinaus und erzähl das diesen Leuten.“ Julias Vater hatte die Vorhänge einen Spaltbreit auseinandergezogen, um einen Blick zur Straße zu werfen. „Wir haben viel Geld für die Hochzeit ausgegeben. Ich möchte nicht, dass das Fest gestört wird.“

Wenn er wüsste, wie sehr sie sich darum bemühte, dieses Fest nicht zu stören! Es brachte sie fast um, das Wissen von ihrer Schwangerschaft für sich zu behalten. Wieso konnte nicht ein Mal alles ganz normal sein? Wäre ihr Leben normal gewesen, hätte sie einfach mit dem Kindsvater nach Hause kommen und ihren Eltern sagen können, dass sie schwanger war. Ihre Mutter hätte einen kleinen Überraschungsschrei ausgestoßen, vor Freude über das ganze Gesicht gestrahlt und ihr dann eine Million Fragen gestellt. Ihr Vater wäre zu ihrem liebevollen, attraktiven Mann gegangen und hätte ihm mit festem Händedruck gratuliert, gefolgt von einem anerkennenden Schlag auf die Schulter.

Aber natürlich konnte nichts normal sein. Bisher gab es in Julias Leben trotz ihrer neunundzwanzig Jahre keinen liebevollen Ehemann. Doch weit problematischer war etwas anderes: Sie wusste nicht, wer der Vater ihres Babys war – ihr Ex oder Logan Brandt. Ups.

„Ihr müsst mir einfach vertrauen“, sagte Julia. „Falls wir uns auf ein Gespräch mit der Presse einlassen, nehmen die Fragen kein Ende. Wir sollten sie einfach ignorieren und uns auf Tracy konzentrieren.“ Bitte! Alles ist mir lieber, als weiter dagegen anzukämpfen, sofort von dem winzigen neuen Leben in mir zu erzählen.

Tracy schnaubte nur und schüttelte den Kopf. „Uns auf Tracy konzentrieren“, wiederholte sie höhnisch und ließ sich auf die Couch fallen. „Und das kommt ausgerechnet von dir.“ Sie hatte schon immer eine sehr direkte Art gehabt. Warum hätte sich das jetzt ändern sollen?

Ihr Vater setzte sich in seinen Lehnstuhl. „Jules, du glaubst, dass du weißt, was du tust, aber ich habe meine eigenen Erfahrungen mit der Presse.“ Er war seit einundzwanzig Jahren Senator, und zwar seit einundzwanzig skandalfreien Jahren. „Wenn sie sich schon so viel zusammengereimt haben, werden die Spekulationen endlos weitergehen. Wer weiß, was sie sich als Nächstes ausdenken?“

Ihre Mutter seufzte schwer. „Ich darf gar nicht mehr darüber nachdenken. Ich muss irgendetwas in der Küche tun. Vielleicht eine Flasche Chardonnay öffnen.“

„Siehst du? Jetzt ist deine Mutter aufgebracht. Ich habe nicht all das Geld dafür ausgegeben, dass meine Frau unglücklich ist.“

„Ist das alles, was dich interessiert?“, fuhr Tracy ihn an. „Das Geld? Und was die Leute sagen?“

„Im nächsten Jahr sind Wahlen. Meine Familie sollte ein Pluspunkt dabei sein, keine Belastung.“

Tracy warf die Zeitschrift für Brautmoden beiseite, in der sie gerade geblättert hatte. „Es scheint gar nicht um meine Hochzeit zu gehen. Julia, das Geld und Dads Job – das ist alles, was hier zählt.“

„Wir haben noch nie einen Skandal in der Familie gehabt, Trace. Ich möchte, dass das auch so bleibt.“

Einen Skandal in der Familie! Wenn sie wüssten! Julia atmete tief durch. Ihr schwindelte leicht. Der reibungslose Auftakt zu Tracys Hochzeit war verpatzt, und sie selbst trug die Schuld daran. Es war ein bedrückendes Gefühl. Während der letzten zehn Jahre hatte Tracy in der Familie immer nur die zweite Geige gespielt. Im Vordergrund hatte Julia gestanden. Julia und ihr Erfolg beim Film. Es drehte sich alles nur um sie, auch wenn Julia es zu vermeiden suchte. Langsam wurde es Zeit, dass ihre Schwester im Mittelpunkt stand. Dann konnte Julia der Aufmerksamkeit der Familie entgehen und den idealen Zeitpunkt abpassen, um von ihrer Schwangerschaft zu erzählen. Irgendwann nach der Hochzeit, wenn das glückliche Paar in den Flitterwochen auf den Bahamas war.

Tracys Verlobter Carter kam herunter. „Logan ist gerade vorgefahren.“

Logan. Noch eine Klippe, die sie nehmen musste. Julias Hoffnung sank. Das Gefühl der Übelkeit verstärkte sich. Sie musste an sein strahlendes Lächeln denken. Daran, wie sie das letzte Mal zusammen gewesen waren. Sie hatten fast das ganze Wochenende im Bett verbracht. Sie musste an seine nackte Brust denken, an die Schultern … und all die anderen Teile seines muskulösen Körpers, an die sie sich so deutlich erinnerte. Diese verdammten Schwangerschaftshormone. Ihr Puls raste. Sie war zornig über die Art, wie Logan ihre Affäre nach dem Klassentreffen beendet hatte. Und frustriert darüber, dass sie wieder einmal die Frau war, die nie etwas richtig machen konnte. In ihren Zorn mischte sich Unsicherheit.

Sie wurde Mutter. Und Logan war vielleicht der Vater ihres Kindes. Doch vielleicht auch nicht. Einerlei – sie musste es ihm sagen. Musste mit seiner Reaktion fertigwerden und dann weitermachen. Allein. Dafür hatte Logan gesorgt.

Aber zuerst musste sie den richtigen Zeitpunkt finden, um ihm von ihrer Schwangerschaft zu erzählen. Vielleicht sollte sie die Methode ihrer Mutter anwenden. Wenn diese ihrem Mann etwas zu beichten hatte, das ihn aufregen könnte, sagte sie es ihm, während er am Steuer saß. Mit zwei Händen am Lenkrad konnte er es sich schließlich nicht leisten aufzubrausen.

Logan Brandt parkte in der schmalen Allee ein paar Häuser von der großen Villa der Keys entfernt. Die Familie lebte hier, solange er denken konnte. Er blieb in seinem Leihwagen sitzen und beobachtete durch die Sonnenbrille die Reporter vor dem Haus. Einige telefonierten. Alle warteten.

Wo Julia war, herrschte Chaos. Auch wenn sie nie ein Star geworden wäre und nicht die Titelblätter unzähliger Zeitschriften geziert hätte – sie wäre trotzdem immer von einem Hauch Drama umgeben gewesen. Was die aktuelle Ursache betraf … Logan war es absolut leid. Wieder einmal wurde Julia eine Affäre mit einem unmöglichen Mann nachgesagt.

Sein Telefon klingelte. Es war Carter, der Bräutigam. Sein bester Freund seit Highschool-Tagen. „Hey“, meldete Logan sich. „Ich bin gleich da.“

„Lügner! Du sitzt in deinem Leihwagen vor dem Haus, weil dir nicht der Sinn nach Julia steht.“

„Woher weißt du, dass ich es bin?“

„Niemand aus Wilmington fährt einen so teuren Wagen. Niemand außer dir.“

Logan lachte leise. Er liebte Autos, besonders, wenn sie schnell waren. Das wusste keiner besser als Carter. Sie hatten sich im ersten Jahr an der Highschool beim Baseball kennengelernt. Logan bekam schließlich einen Platz in der Schulmannschaft, voller Verheißungen für die Zukunft. Und so kam es dann auch: ein Stipendium für die UCLA, acht Jahre als Werfer in der Major League. Rekordverdächtige Siege. Rekordverdächtige Prämien. Dann ein einziges dramatisches Spiel. Eine Verletzung, die seine Karriere beendet hatte. In seiner Lebensplanung hatte er nicht vorhergesehen, dass alles vorbei sein würde, ehe er dreißig war.

Julia war ein Verlust ganz anderer Art, auch wenn er ihn genauso stark beschäftigte. Sie war seine Highschool-Liebe gewesen. Die Frau, die ihn besser als alle anderen verstand. Und doch hatte sie ihn unzählige Male verletzt und enttäuscht. Er musste wohl eine masochistische Ader haben, denn er begehrte sie immer noch.

„Du musst hereinkommen und Julia dazu bringen, die Presse abzuwimmeln. Tracy flippt schon aus“, bat Carter.

„Ich bezweifle, dass sie auf mich hören wird. Nicht nach allem, was nach dem letzten Klassentreffen passiert ist.“

Julia und Logan sahen sich jedes Jahr bei ihrem Klassentreffen. Dabei hatte sich im Laufe der Zeit so etwas wie eine Tradition entwickelt. Zuerst wurde ein Cocktail getrunken, gefolgt von gnadenlosem Flirten – Lachen, leichten Berührungen, bedeutungsvollen Blicken. Nach dem zweiten Drink folgte eine hitzige Diskussion, in der es immer nur darum ging, dem anderen um eine Nasenlänge voraus zu sein. Dazu gehörten schon fast verzweifelte Beteuerungen, wie glücklich man doch sei. Mit dem dritten Drink und dem darauf folgenden Schwips konnte der schmerzliche Gang durch die Erinnerungen beginnen. Es endete für gewöhnlich mit einer leidenschaftlichen Knutscherei. Einer von ihnen zog schließlich die Notbremse, bevor es zu weit ging. Und in der Regel war es im nächsten Jahr der andere, der auf die Bremse trat.

Beim letzten Klassentreffen hatten sie mit dieser Tradition gebrochen. Sie waren beide verletzt gewesen. Logan hasste seinen neuen Job als Kommentator für den Sport, den er so schrecklich vermisste. Und Julia hatte die Rolle einer wesentlich älteren Frau angeboten bekommen. Sie erwähnte auch, dass wieder ein Mann sie fallengelassen hatte, aber Logan bemühte sich, darüber hinwegzuhören. Sie hatten einander gebraucht in dieser milden Juninacht. Es endete mit zwei unvergesslichen Tagen im Bett: mit viel Lieben, Lachen und Reden.

Leider war Logan abrupt in die Wirklichkeit zurückgeholt worden, als er nach ihrem Wochenende an einem Zeitungskiosk die Schlagzeilen über eine Romanze zwischen Julia und ihrem neuen Filmpartner las – einem Star namens Derek. Ob das Ganze nun stimmte oder nicht, es erinnerte ihn deutlich daran, dass Julia nicht in der Lage war, sesshaft zu werden. Sie war zu sehr damit beschäftigt, die Welt zu retten. Fand immer neue Loser, denen sie helfen zu müssen glaubte. Logan weigerte sich, einer von ihnen zu sein. Ihm war nichts anderes übriggeblieben, als die Geschichte zwischen ihnen zu beenden, bevor Julia ihn wieder verletzen konnte.

„Tut mir leid, dass du das mit ihrem neuen Freund so erfahren hast“, sagte Carter. „Das muss ganz schön schwer für dich sein.“

„Alles in Ordnung. Ich habe die Zeitungen schon gesehen. Ich wusste Bescheid.“ Genau wie beim letzten Mal. Und bei jedem anderen Mal davor.

„Würdest du jetzt bitte ins Haus kommen, damit ich dir ein Bier anbieten kann und kein schlechtes Gewissen haben muss, weil ich selbst eins trinke? Und das um vier Uhr nachmittags.“

„Ich bin gleich bei dir.“

Logan nahm den Seitenweg zum Haus der Keys. Die Reporter brüllten ihm ihre Fragen zu. Viele forderten ihn auf, dafür zu sorgen, dass Julia herauskam. Aber ein Mann interessierte sich auch dafür, wie es denn sei, nicht mehr Baseball zu spielen. Logan ignorierte die Frage und winkte den Leuten nur zu. Er hatte nicht die Absicht, sich in irgendeiner Weise zu Julia und dem neuen Mann in ihrem Leben zu äußern. Und noch weniger wollte er über sich sprechen.

Mrs. Keys öffnete ihm die Tür und umarmte ihn herzlich. „Logan Brandt. Ich hoffe, dass ihr – du und Julia – heute gut miteinander auskommt. Wir haben schon genügend Drama gehabt.“

Logan nickte lediglich. Verstohlen hielt er nach Julia Ausschau. „Machen Sie sich unsertwegen keine Sorgen.“ Das mache ich schon für Sie.

Carter winkte ihm zu. „Ich hole gleich mal zwei Bier.“

Tracy erhob sich. Sie packte Logan bei den Armen. Ihre Augen waren gerötet. „Kannst du mit ihr reden, damit sie endlich etwas tut, um die Presse loszuwerden? Du bist vielleicht der Einzige, auf den sie hört.“

„Ich weiß nicht, ob …“

Logan unterbrach sich, als Julia aus der Küche kam. Sie erstarrte. Ihre Blicke trafen sich, und er hatte das Gefühl, in Erinnerungen zu versinken. Die jüngsten waren ihm am stärksten im Gedächtnis geblieben. Er sah sie vor sich, wie sie schlief, während er eine Hand an ihrem Körper hinuntergleiten ließ. Ein Lächeln glitt über ihre Züge. Wenn Julia glücklich war, dann war die Welt schön.

Für einen Moment wünschte er, die SMS, die er ihr geschrieben hatte, zurücknehmen zu können. Die SMS, die alles beendet hatte. Der Druck in seiner Brust machte ihm zweierlei deutlich: Er konnte nicht ohne sie leben, aber auch nicht mit ihr. Wenn er dabei nicht draufgehen wollte, musste er sich von ihr fernhalten.

„Jules.“

„Logan.“ Julia kam nicht näher. Das war gut, wenn auch enttäuschend. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt, schien eine Mauer um sich errichtet zu haben. Der Vanilleduft ihrer Haut stieg ihm dennoch in die Nase.

„Wie geht es dir?“, fragte er.

Sie wirkte zwar gestresst, war aber so atemberaubend wie immer. Das seidige braune Haar fiel sexy auf ihre Schultern hinab. Er konnte sich genau erinnern, wie weich es sich anfühlte. Ihre Pfirsichhaut schien förmlich zu strahlen. Es stand ihr. Perfekt.

„Danke, gut. Ich denke, wir sollten jetzt über die Hochzeit und nicht über mich reden“, erwiderte sie.

„Eine wunderbare Idee“, stimmte Mrs. Keys zu. „Ich habe noch etwas Besonderes für Carter in der Küche, das möchte ich schnell holen. Dann können wir anfangen. Wie wäre es, wenn wir den Plan durchgehen, Trace, und du sagst jedem, was er zu tun hat.“

Tracy zog einen Hefter hervor und setzte sich damit auf die Couch. Carter reichte Logan eine Flasche Bier und nahm neben seiner Braut Platz. Er legte einen Arm um sie und hauchte ihr einen Kuss auf die Schläfe. Carter hatte Logan im Laufe der Jahre oft beneidet, aber in diesem einen Punkt hatte er ihn geschlagen. Von einer vorübergehenden Trennung abgesehen, verlief seine Liebesgeschichte mit Tracy unkompliziert und harmonisch. Logan hätte alles für eine vergleichbare Beziehung gegeben.

Stolz lächelnd brachte Mrs. Keys ein Tablett mit ihren berühmten gefüllten Eiern herein und stellte es vor ihren zukünftigen Schwiegersohn.

„Oh, Mann! Danke. Ich liebe diese Dinger.“ Carter schob sich sofort ein halbes Ei in den Mund und stöhnte genussvoll.

Julia wandte sich rasch ab.

„Alles in Ordnung?“, fragte Logan sie, während Mrs. Keys sich auf den freien Platz neben Tracy setzte.

Julia hielt die Augen geschlossen und nickte. „Ja, ja. Ich habe nur vor einigen Wochen eine schlechte Erfahrung mit gefüllten Eiern gemacht. Das ist alles.“

„Oh, Honey, das wusste ich nicht“, sagte Mrs. Keys bestürzt, während ihr Mann sich ebenfalls ein Ei gönnte. „Ich kann sie wegstellen, wenn es dir lieber ist.“

Julia schüttelte den Kopf. „Mach dir meinetwegen keine Sorgen. Ich weiß doch, wie sehr alle deine Eier lieben.“

Mr. Keys saß in seinem Sessel, sodass für Julia und Logan nur das kleine Sofa blieb. Als ihre Blicke sich trafen, musste er gegen den Drang ankämpfen, sie in die Arme zu schließen. So fühlte er sich immer, wenn sie missgestimmt war. Er verspürte dann einfach das enorme Bedürfnis, sie zu küssen, bis ihre Laune besser war.

„Bitte, Ladies first.“ Er ließ ihr den Vortritt.

Julia rollte die Augen. „Was für ein Gentleman.“

„Ich bin nur höflich.“

„Dafür ist es ein wenig zu spät.“

„Keine Streitereien“, fuhr Tracy sie an. „Julia, du bringst mich noch um. Es ist wichtig, dass die Trauzeugen miteinander auskommen. Die Reporter sind ja schon schlimm genug. Dabei könntest du sie so leicht dazu bringen, dass sie verschwinden.“

Julia drückte sich an den Rand der Couch, so weit weg von Logan wie möglich. „Ich kann es nur noch einmal sagen: Die Geschichte ist erlogen. Ich weiß, dass ihr alle glaubt, ich hätte einen schlechten Männergeschmack, aber keine Sorge – mit diesem Typen läuft nichts. Und wenn wir die Reporter einfach ignorieren, werden sie von ganz allein verschwinden.“

Logan war sowohl erleichtert als auch überrascht. Keine Romanze mit Derek? Wirklich? „Julia hat wahrscheinlich recht“, pflichtete er ihr bei. „Irgendwann dürfte ihnen langweilig werden.“ Wesentlich entspannter als noch vor Sekunden setzte er sich zu ihr auf die Couch. „Keine Sorge, wir kommen schon miteinander aus.“

Tracys Blick glitt zwischen ihnen hin und her. Sie schien nicht überzeugt, wandte ihre Aufmerksamkeit aber wieder dem Hefter zu. „Gebt mir eine Minute, damit ich entscheiden kann, was jeder tun soll. Mom, kannst du mal einen Blick darauf werfen?“

Mrs. Keys rückte näher an ihre Tochter heran, und die beiden vertieften sich in die Papiere. Carter und Mr. Keys nutzten die Gelegenheit, sich den Eiern zu widmen.

Logan dachte immer noch an Julia und ihren Filmpartner. War die Geschichte tatsächlich erfunden? „Du hast also kein Verhältnis mit Derek?“, fragte er leise.

„Nein.“

„Nie gehabt?“

„Nie“, entgegnet sie aufgebracht. „Nach deiner netten SMS bin ich ziemlich erstaunt, dass du dich dafür interessierst.“

Au! Das saß. „Ich möchte dich nur nicht mit dem falschen Mann sehen, Jules.“

„Okay, hört zu.“ Tracy ergriff das Wort. Sie verteilte die Aufgaben wie ein Vier-Sterne-General, der seine Truppen in die Schlacht führt. Logan hatte keine Gelegenheit, sich weiter mit Julia zu unterhalten, auch wenn er es gern getan hätte. Und sei es nur, um die Wogen zwischen ihnen wieder zu glätten.

Julia machte sich rasch Notizen. „Verstanden. Ich kümmere mich um die Blumen und die Torten. Allerdings habe ich keinen Wagen gemietet.“ Sie räusperte sich. „Logan, kannst du mich vielleicht fahren?“

„Das halte ich für sinnvoll, zumal ihr im selben Hotel übernachtet“, warf Mrs. Keys ein.

In der Tat. Das wäre sinnvoll, aber er hatte das Gefühl, dass Julia Hintergedanken hatte. Etwas in ihrem Ton verriet es ihm. Was auch immer es war – er konnte nur hoffen, dass sie nicht die Absicht hatte, ihm als Rache für die SMS den Kopf abzureißen. „Natürlich. Wir werden alle zusammen dafür sorgen, dass Tracy und Carter die perfekte Hochzeit bekommen.“

2. KAPITEL

Julia war genervt. Die Reporter klopften unablässig an die Scheiben von Logans Leihwagen und bombardierten sie mit Fragen.

„Das ist doch wirklich absurd. Irgendwann wird sich dabei noch jemand verletzen.“ Logan ließ den Wagen auf die Straße rollen. Sobald der Weg frei war, gab er Gas.

Julia wurde in den Sitz gedrückt. Ihr Magen schien einen Satz zu machen. „Fahr vorsichtig, Logan.“ Sie warf einen Blick in den Rückspiegel. Die Reporter rannten zu ihren Wagen. „Sie folgen uns.“

„Wir werden sie abhängen. Jetzt.“

Logan bog unvermittelt in eine Seitenstraße ein. Er kannte hier jeden Winkel, genau wie Julia. Sein Elternhaus war nur wenige Blocks entfernt. Er blickte zwischen Straße und Rückspiegel hin und her. Dabei fuhr er sich mit der Hand über das kurze schwarze Haar. Julia musste unwillkürlich daran denken, wie sich seine Bartstoppeln auf ihrer Haut anfühlten, wenn er sie küsste. Oder wie es war, wenn sie sich in seine Arme schmiegte. Seine Nähe tat ihr weh. Vor drei Monaten war alles so viel einfacher gewesen. Achtundvierzig Stunden lang waren sie zusammen gewesen. Hatten sich geküsst. Hatten sich geliebt. Bevor er abrupt Schluss gemacht hatte.

Das Steuer lag fest in seinen Händen. Er hatte die Ärmel seines dunkelblauen Hemdes bis zu den Ellenbogen aufgerollt. Unwillkürlich registrierte sie das Spiel seiner Muskeln. Er konnte ihr das Gefühl geben, leicht wie eine Feder zu sein.

Logan bog neuerlich ab. Ihre Übelkeit wuchs. Julia verschränkte die Arme über dem Bauch. „Kannst du etwas langsamer fahren? Mir ist übel.“

„Das kann doch nicht wahr sein. Du bist doch das Mädchen, das auf jeder Kirmes zuerst Würstchen gegessen hat und danach mit den abartigsten Achterbahnen gefahren ist. Je schneller und steiler, desto besser. Möglichst gleich zweimal hintereinander.“

Ohne es zu ahnen, hatte Logan ihr eine Brücke gebaut. Er war nicht auf den Kopf gefallen. Sie konnte ihr Geheimnis nicht ewig vor ihm verbergen. Sobald sie den ersten Cocktail ausschlug, würde er wissen, dass etwas nicht stimmte. Sein Blick war auf die Straße gerichtet. Vielleicht war das der richtige Zeitpunkt, die Methode ihrer Mutter zu testen.

„Kannst du ein Geheimnis für dich behalten?“ Sie tat so, als suche sie etwas in ihrer Tasche. Unter gar keinen Umständen wollte sie ihm jetzt in die Augen sehen.

„Worum geht es?“

„Beantworte zuerst meine Frage.“

Er bog in die Straße ein, die zu ihrem Hotel führte. „Na gut. Solange es nicht um Mord geht, kann ich ein Geheimnis für mich behalten.“ Er hielt an einer Ampel, die gerade auf Gelb gewechselt hatte. Normalerweise wäre er noch über die Kreuzung gefahren, aber an der Ecke stand ein Polizeiwagen.

Was sah das Protokoll ihrer Mutter für Ampeln vor? Julia hatte keine Ahnung. Ihr Puls raste, doch sie drohte an ihrem Geheimnis zu ersticken, wenn sie es nicht bald mit jemandem teilen konnte. Sie musste es Logan sagen. Zumindest den ersten Teil. Dann konnte sie weitersehen.

„Ich bin schwanger.“

Die Ampel sprang auf Grün um. Logan rührte sich nicht.

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