Nur dir bin ich verfallen

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Der Liebe verfallen! Ein neuer Filmtitel? Nein, diesmal muss Hollywood-Star Lily Beaumont ihre Gefühle nicht spielen. Denn während der Dreharbeiten auf einem Gestüt wird sie von dem gutaussehenden Pferdepfleger Nash in eine sinnliche Welt entführt, in der nur eines zählt: echte Gefühle und pures Verlangen! Für ihr Image als Mädchen von nebenan auf seine Küsse verzichten? Niemals! Als ihre geheime Romanze süße Folgen hat, ist Lily überwältigt von seiner liebevollen Fürsorge … Doch dann gibt Nashs Großzügigkeit ihr Rätsel auf: Wem hat Lily wirklich ihr Herz geschenkt?


  • Erscheinungstag 05.04.2016
  • Bandnummer 1918
  • ISBN / Artikelnummer 9783733721565
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Der maskuline Duft. Die Kraft dieser Arme. Die harte Brust, an der ihre Wange ruhte. Sie würde diesen Mann überall wiedererkennen. Sie hatte ihn auf den Weiden beobachtet, von ihm geträumt … und mit ihm geschlafen.

Lily Beaumont hatte Mühe, wach zu werden. Viel zu schnell wurde ihr klar, dass sie keine Ahnung hatte, wie sie hierhergekommen war.

Und wo war eigentlich dieses Hier?

Das Stroh auf dem Betonboden unter ihr raschelte. Sie lag in Nash James’ Schoß, seine Hände umschlossen ihre Taille. Was um alles in der Welt war passiert?

„Entspann dich. Du bist ohnmächtig geworden.“

Lily öffnete die Lider und sah direkt in Nashs hellblaue Augen. Diese hypnotischen Augen, umrahmt von dichten dunklen Wimpern, ließen sie jedes Mal vor Erregung erschauern. Nicht einen der Hauptdarsteller, mit denen sie auf der Leinwand zu sehen gewesen war, hatte sie jemals so atemberaubend gefunden … oder so mysteriös.

Moment mal, sie war ohnmächtig geworden? Sie wurde nie ohnmächtig. Na toll. Sie war zu den Stallungen gegangen, um mit Nash zu sprechen.

„Oh, nein.“ Lily fasste sich an den Kopf, in dem noch immer Chaos herrschte. Die Realität überkam sie mit voller Wucht. Plötzlich wusste sie wieder, warum sie im Stall war. „Das kann doch nicht wahr sein.“

„Bleib einfach ruhig liegen“, sagte er. „Kein Grund zur Eile. Alle sind schon gegangen.“

Was bedeutete, dass sich die Schauspieler und die Filmcrew entweder ins Hotel oder in ihre Wohnwagen auf dem Gelände zurückgezogen hatten. Gott sei Dank. Ein großer Wirbel um ihren Ohnmachtsanfall war das Letzte, was sie brauchte. Dann hätte sie nämlich einiges zu erklären gehabt.

Vor ein paar Monaten hatte Lily mit dem Dreh eines Films über das Leben von Damon Barrington begonnen, einem dynamischen Pferdebesitzer und mächtigen Mann. Barringtons Anwesen war schnell zu ihrem zweiten Zuhause geworden. Ebenso schnell hatte der stille Pferdepfleger, in dessen Schoß sie gerade lag, ihre Aufmerksamkeit erregt.

Und ehe sie sich versehen hatte, war zwischen ihnen eine Affäre entstanden. Eine heimliche Affäre, in der sie herumschlichen, sich gegenseitig die Kleider vom Leib rissen und sich das Stroh aus den Haaren zupften. Was schließlich zu diesem Moment geführt hatte, der ihr Leben komplett verändern würde. Denn gleich würde sie eine Bombe platzen lassen.

Letztendlich war es sinnlos gewesen, ihre Eskapaden geheim halten zu wollen. Diese Neuigkeit ließ sich nicht verheimlichen.

„Nash.“ Sie legte ihre Finger an seine Wange und spürte seine vertrauten Bartstoppeln unter ihrer Handfläche. „Es tut mir leid.“

Mit einem Ausdruck von Besorgnis auf seinem schönen sonnengebräunten Gesicht zog er die Brauen zusammen und schüttelte den Kopf. „Du kannst nichts dafür, dass du bewusstlos geworden bist. Aber du hast mir einen Riesenschreck eingejagt.“

Lily schluckte. In der Nähe dieses attraktiven, faszinierenden Mannes konnte eine Frau alles um sich herum vergessen. Wie zum Beispiel die Tatsache, dass sie mit seinem Kind schwanger war.

„Bist du okay?“ Prüfend musterte er sie. „Brauchst du etwas zu essen?“

Allein der Gedanke an Essen brachte sie fast zum Würgen. Dabei sollte schwangeren Frauen eigentlich morgens übel werden, oder? Was war das für ein verrückter Tag!

Nash hielt sie zurück, als sie sich aufrichten wollte. „Warte. Lass mich dir helfen.“

Während er aufstand, zog er sie vorsichtig hoch. Die ganze Zeit über hielt er sie dabei an seinen Körper gepresst und schlang danach seine kräftigen Arme wieder um ihre Taille. Lily war dankbar für seinen Trost und seine Unterstützung. Dies war vielleicht der erste liebevolle Moment zwischen ihnen. Wann immer sie sich sonst nach Einbruch der Dunkelheit getroffen hatten, waren sie sofort auf den Dachboden geeilt und hatten sich dort hemmungslos ihrer Leidenschaft hingegeben.

Wie in aller Welt würde er auf ihre Neuigkeit reagieren? Ihr war selbst noch ganz mulmig nach diesem Schock, aber sie würde es ihm auf keinen Fall verheimlichen. Er hatte das Recht, es zu wissen. Sie hatte allerdings überhaupt keine Ahnung, was Nash sagen oder tun würde. Ein Baby beeinträchtigte nicht zwangsläufig seine Arbeit. Ihre dagegen sehr wohl.

Sie hatte sich schon einmal fürchterlich die Finger verbrannt und hart kämpfen müssen, um den darauffolgenden Skandal zu überstehen. Wie würde er damit umgehen, mit einem Mal im Rampenlicht zu stehen?

Lily seufzte. Sobald die Sache herauskam, würden die Presseleute sie wie Aasgeier umkreisen und ihr Privatleben zur Schlagzeile machen. Menschen verhungerten, wurden obdachlos oder führten Kriege – doch die Medien überschütteten die Welt lieber mit Meldungen über das Leben von Prominenten, anstatt über etwas wirklich Wichtiges zu berichten.

Lily liebte es, Schauspielerin zu sein. Sie liebte die unterschiedlichen Rollen, in die sie schlüpfen konnte. Zugleich hasste sie es, kaum Privatsphäre zu haben. Man konnte nicht einmal Toilettenpapier kaufen, ohne erkannt zu werden. Natürlich war sie stolz darauf, ein Profi zu sein. Sie machte ihren Job gut und bemühte sich dabei, nicht in die gierigen, manchmal bösartigen Fänge der Reporter zu geraten. Ein fast unmöglicher Kraftakt.

„Geht es dir wieder gut?“, fragte er, und sein Atem streifte ihr Gesicht.

Lily nickte und trat einen Schritt zurück. Sofort vermisste sie seine Wärme, doch ihr Schwindel hatte sich zumindest gelegt.

In den letzten Monaten hatte sie angefangen, sich mehr und mehr nach seiner Berührung zu sehnen. Sie vermisste Nash, wenn er nicht bei ihr war. Schon als ihr das aufgefallen war, hätte sie eines im Grunde begreifen müssen: Die ganze Geschichte mit diesem praktisch Fremden wuchs ihr über den Kopf. Ihre Leidenschaft füreinander hatte Lily jedoch in eine Welt katapultiert, die ihr völlig unbekannt gewesen war. Und welche Frau konnte sich von einem Mann abwenden, der ihr Innerstes berührte? Der so tief in sie hineinsah, dass er in ihre Seele blicken konnte?

Mit einer rein körperlichen Beziehung kam sie klar. Aber mittlerweile hatten all die Nächte sie eingeholt, in denen sie sich heimlich ihrem Verlangen hingegeben hatten. Bisher war es in ihrer Beziehung nur um Sex gegangen, doch jetzt würden sie über die Zukunft reden müssen … Eine Zukunft, die sie sich mit diesem Mann nie vorgestellt hatte.

Sie wandte sich ab, um nach den richtigen Worten zu suchen. Wie teilte man jemandem auf angemessene Art mit, dass er mal eben Vater wurde? Andererseits spielte es ja keine Rolle, ob es ihr gelang, es ihm schonend beizubringen: Das Ergebnis würde trotzdem dasselbe sein.

„Nash …“

Bevor sie zu Ende sprechen konnte, drehte Nash sie an den Schultern zu sich herum und umfasste ihr Gesicht mit seinen festen Händen. Hypnotisiert von seinen leuchtend blauen Augen brachte sie keinen weiteren Ton heraus – und dann verschloss er ihren Mund mit seinen Lippen.

Genau das war der Haken an ihrer Beziehung. Leidenschaft. Verlangen. Sofortiges Ablegen aller Kleidungsstücke und Hemmungen.

Manche würden eine heimliche Affäre in den Stallungen auf einem Filmset nicht unbedingt als stilvoll bezeichnen. Lily war das egal. Sie hatte sich bislang stets geradezu mustergültig benommen; jetzt wollte sie ungezogen sein. Dass Nash und sie dieses Geheimnis teilten, machte das Ganze nur noch aufregender.

Wer hätte gedacht, dass Hollywoods Mädchen von nebenan eine wilde Seite hatte? Na ja, einen kleinen Eindruck davon hatte die Welt damals durch den Skandal bekommen. Seitdem hatte Lily ihren Status als braves Mädchen aber wieder zurückgewonnen. Nie zuvor hatte sie solch eine Leidenschaft empfunden oder sich so stark zu einem Mann hingezogen gefühlt. Erst recht nicht zu diesem Idioten, der sie zu Beginn ihrer Karriere benutzt und ausgebeutet hatte.

Bevor sie bekannt geworden war, hatte sie eine Beziehung mit einem anderen Schauspielanfänger gehabt. Sie war verliebt in ihn gewesen – und er hatte sie fürchterlich hintergangen. Ohne ihr Wissen hatte er sie gefilmt. Ihre gemeinsamen intimen Momente waren bloß inszeniert gewesen; die vermeintliche Liebe hatte sich als Lüge entpuppt. Nach dem Skandal hatte Lily kämpfen müssen, um dorthin zu gelangen, wo sie jetzt war.

Nash schloss sie nun in die Arme, und sie gab sich seinen Zärtlichkeiten hin. Als sie die Hände über sein Hemd gleiten ließ, spürte sie seine festen Muskeln.

Er lehnte sich leicht zurück und legte seine Stirn gegen ihre. „Bist du sicher, dass es dir gut geht? Nicht mehr schwindelig?“

„Ich bin okay“, versicherte sie ihm, ihre Finger in sein T-Shirt gekrallt.

Nash knabberte an ihren Lippen. „Heute habe ich dich vermisst. Ich habe dich die ganze Zeit mit Max zusammen gesehen. Mir blieb nichts anderes übrig, als zu ignorieren, wie er dich im Arm gehalten hat. Sein Mund war da, wo meiner hätte sein sollen.“

Schauer durchliefen sie, und das Kribbeln in ihrem Bauch breitete sich über ihren gesamten Körper aus. Nash war also eifersüchtig gewesen. Dieses Eingeständnis freute Lily mehr, als es sollte … Schließlich war dies hier eigentlich nur als Affäre gedacht.

„Wir haben bloß so getan“, murmelte sie. „Du weißt doch, dass wir ein junges verliebtes Pärchen spielen.“

Seit der ersten Ankündigung über das Projekt hatte Lily sich gewünscht, die Rolle von Rose Barrington zu übernehmen. Max Ford als männlichen Hauptdarsteller zu haben war einfach perfekt. Sie und Max waren seit Jahren befreundet. Mittlerweile war er schon wie ein Bruder für sie.

Nash begann, das Oberteil ihres schulterlosen Sommerkleides herunterzuziehen. „Wenn Max nicht verheiratet wäre und ein Baby hätte, würde ich glauben, dass er mir meine Zeit mit dir streitig machen will.“

Baby. Das Wort allein feuerte eine gehörige Portion Realität mitten in ihr kleines Tête-à-Tête.

Lily legte ihre Hand auf Nashs und lehnte sich zurück. „Wir müssen reden.“

Unter gesenkten Lidern starrte er sie mit seinen leuchtenden Augen an. „Klingt so, als ob du Schluss machen willst. Ich weiß, dass wir nie besprochen haben, ob das hier etwas Festes sein soll.“

Kopfschüttelnd atmete Lily tief ein und schob ihre Ängste und Zweifel beiseite. „Ich halte dich nicht für den eifersüchtigen Typ. Außerdem weiß ich, was das hier zwischen uns ist.“

Oder was es anfänglich sein sollte.

„Oh, Baby, ich bin eifersüchtig.“ Er zog sie heftig an sich. „Seit ich dich habe, gefällt es mir nicht mehr, dass andere Männer dich anfassen. Aber mir ist klar, dass es dein Job ist, und ich liebe es, dir bei der Arbeit zuzusehen.“

„Ich kann nicht denken, wenn du mich berührst.“ Sie wich einen weiteren Schritt zurück, um etwas Abstand zwischen Versuchung und Wirklichkeit zu bringen.

Nash schenkte ihr ein verführerisches Lächeln. „Du sagst das, als ob es etwas Schlechtes wäre. Ich habe nämlich jede Menge Gedanken, wenn ich dich berühre.“

Lily fuhr sich durchs Haar und suchte nach den richtigen Worten. Erst heute Morgen hatte sie die beiden blauen Linien auf dem Teststreifen gesehen, die ihre Vermutung bestätigt hatten. Seitdem war sie immer und immer wieder durchgegangen, wie sie es Nash beibringen sollte. Doch jetzt war im wahrsten Sinne des Wortes Showtime, und sie fühlte sich völlig überwältigt von Angst und Nervosität. „Nash …“

Er wurde ernst. Seine Brauen zogen sich zusammen, als er erneut den Arm nach ihr ausstreckte. „Was ist los? Machst du dir Sorgen über deine Abreise? Ich erwarte nichts von dir.“

„Wenn es nur so einfach wäre …“, flüsterte sie, während sie auf seine abgewetzten Stiefel starrte, die Millimeter von ihren rosa lackierten Fußnägeln entfernt standen.

Im Gegensatz zu diesen Hollywood-Playboys, die ständig um Aufmerksamkeit buhlten, arbeitete Nash hart. Geld und Ruhm bedeuteten ihr nichts: Von beidem hatte sie mehr als genug. Lily zog einen Mann vor, dem andere Menschen am Herzen lagen. Einen Mann wie Nash.

Aber es hätte nicht passieren sollen. Nichts davon. Nicht diese tieferen Gefühle, nicht diese langen Blicke, die über Lust hinauszugehen schienen – und ganz sicher nicht diese Schwangerschaft mit einem Baby, das sie für immer aneinander binden würde.

„Lily, jetzt sag es doch. So schlimm kann es nicht sein.“

Sie hielt seinem fragenden Blick stand. „Ich bin schwanger.“

Okay, vielleicht war es doch so schlimm.

Schwanger? Wie bitte? Plötzlich glaubte Nash sich selbst einer Ohnmacht nahe.

Er starrte Lily an und wusste sofort, dass sie ihm nichts vormachte. Tatsächlich sah sie so schockiert aus, wie er sich fühlte. Und was hätte sie davon, ihn anzuschwindeln? Sie hatte keine Ahnung, wer er wirklich war – oder dass man ihn damit wunderbar erpressen konnte.

In Lilys Augen und denen aller anderen auf dem Anwesen war er nur ein einfacher Pferdepfleger, der für sich blieb und seinen Job erledigte. Niemand ahnte, warum er tatsächlich bei den Barringtons gelandet war.

Und jetzt zu alldem noch ein Baby?

Ironie des Schicksals … Hier schloss sich der Kreis.

„Bist du sicher?“, fragte er, obwohl ihm klar war, dass sie ihm so etwas sonst bestimmt nicht mitgeteilt hätte.

Lily nickte. Sie schlang die Arme um ihre Taille und biss sich auf die Unterlippe. „Ich habe es schon seit ein paar Tagen vermutet. Heute Morgen hat es sich bestätigt.“

Tja, das bremste seine Pläne für seine unmittelbare Zukunft hier auf Stony Ridge Acres allerdings gehörig aus. Ganz zu schweigen von seinem Leben generell. Er hatte zwar nichts gegen ein Baby, aber das hatte er für später angedacht. Mit der entsprechenden Ehefrau.

„Ich habe keine Ahnung, was ich sagen soll.“ Mit der Hand fuhr er sich durch sein Haar, das um einiges länger war als jemals zuvor. „Ich … verdammt. Das habe ich nicht erwartet.“

Lily betrachtete ihn. Sie schien darauf zu warten, dass er explodierte oder die Tatsache abstritt, der Vater des Kindes zu sein. Natürlich hätte sie mit jemand anderem schlafen können. Aber da sie während der letzten zwei Monate fast jede Nacht zusammen verbracht hatten, war das ziemlich unwahrscheinlich.

Außerdem war es nicht Lilys Art. Er wusste vielleicht nicht viel über sie persönlich, aber sie war keine Frau, die durch die Betten hüpfte. Trotz dieses Sexskandals vor einigen Jahren glaubte Nash nicht, es mit einer verrückten Nymphomanin zu tun zu haben.

Doch er war nicht naiv und schon gar kein durchschnittlicher Pferdepfleger. Also musste er auf Nummer sicher gehen und sich gegen alle Eventualitäten wappnen.

„Es ist dein Kind“, sagte sie, als ob sie seine Gedanken gelesen hatte. „Bevor ich hierherkam, bin ich monatelang mit niemandem zusammen gewesen.“

„Sagtest du nicht, du würdest verhüten?“

„Das tue ich“, erwiderte sie. „Aber eine Garantie gibt es eben nicht. Ich nehme an, dass es das eine Mal passiert ist, als wir …“

„… kein Kondom benutzt haben.“

Während eines ihrer heimlichen Rendezvous hatte sich herausgestellt, dass sie das Kondom bereits benutzt hatten, das Nash in seiner Brieftasche geglaubt hatte. Inmitten ihrer Kleider auf dem Boden hatten sie sich dann in aller Eile versichert, dass sie beide gesund seien, und in gegenseitigem Einvernehmen weitergemacht. So war es also zu diesem denkwürdigen Gespräch gekommen, das nun alles verändern sollte.

Alle möglichen Gefühle, Szenarien und endlose Fragen wirbelten durch seinen Kopf. Was um Himmels willen wusste er schon über Babys? Oder darüber, Vater zu sein? Er konnte sich bloß daran erinnern, wie hart seine Mutter dafür gearbeitet hatte, ihnen das Leben in einer ärmlichen Wohnung zu ermöglichen.

Sie hatte sich nie beschwert, sich nie besorgt gezeigt. Sie war die mutigste und entschlossenste Frau, die er kannte. Eigenschaften, die sie ihm vererbt hatte und die ihm die Kraft gaben, seine ursprünglichen Pläne weiterzuverfolgen. Auch nach der schockierenden Nachricht über das Baby. Er würde sein Kind nicht im Stich lassen. Doch er musste weitermachen und sich das nehmen, wofür er hierhergekommen war.

„Ich erwarte nichts von dir, Nash“, erklärte Lily jetzt, als könnte sie die Stille nicht ertragen. „Aber ich wollte auch kein Geheimnis daraus machen. Geheimnisse kommen immer zur falschen Zeit heraus. Außerdem fand ich, dass du es verdienst, Bescheid zu wissen. Es ist deine Entscheidung, ob du am Leben dieses Babys teilhaben möchtest.“

Geheimnisse und verheimlichte Babys. Wow. Die Ironie des Ganzen nahm immer größere Dimensionen an. Die Tatsache, mit der Lily ihn konfrontierte, zwang ihn zu einer Entscheidung. Aus dieser anfänglich lockeren Affäre war plötzlich etwas Persönliches, Intimes geworden, das ihn langfristig binden würde. Jetzt würde er nicht mehr so tun können, als wäre er jemand anderes. Dummerweise konnte er aber ebenso wenig seine wahre Identität preisgeben.

Er wollte für sein Kind und für Lily das Allerbeste. Auch wenn Lily keine finanziellen Sorgen hatte, würde Nash in jeder Hinsicht eine zentrale Rolle im Leben seines Kindes einnehmen. Aber wie zum Teufel sollte er das anstellen, ohne dass sie von seiner wahren Identität erfuhr?

Lily hatte nie erfahren sollen, wer er wirklich war. Sie hätte längst fort sein sollen, wenn er sich zu erkennen geben wollte. Doch nun würde sie für immer ein Teil seines Lebens sein.

„Ich würde dich das niemals allein durchmachen lassen, Lily.“ Er ging auf sie zu und strich mit den Händen über ihre glatten nackten Schultern. Das Bewusstsein, dass er ihr noch mehr wehtun würde, verursachte einen Schmerz tief in seinem Inneren. „Wie fühlst du dich? Ich nehme an, dass du wegen der Schwangerschaft bewusstlos geworden bist.“

„Mir geht’s gut. Seit ein paar Tagen ist mir ziemlich übel, aber ohnmächtig geworden bin ich heute zum ersten Mal.“ Ein Lächeln glitt über ihre ungeschminkten Lippen. „Ich bin froh, dass du da warst, um mich aufzufangen.“

„Ich auch.“

Trotz der überwältigenden Nachricht sehnte Nash sich auch jetzt schmerzhaft nach ihr. Er konnte nicht anders, als sie zu küssen. Er brauchte den Körperkontakt und den Trost, den ausschließlich sie ihm geben konnte. Wenn er in der Nacht in sein gemietetes Häuschen zurückkehrte, würde er sich immer noch nach ihr sehnen. Das geschah sogar dann, wenn er erst kurz davor mit ihr zusammen gewesen war. Nash hatte sich nie zuvor zu einer derart intensiven Affäre hinreißen lassen.

Und ihre Anziehungskraft hatte nichts mit ihrem VIP-Status oder ihrem Ruf als eine der schönsten Hauptdarstellerinnen Hollywoods zu tun. Lily war authentisch, unkompliziert und ungekünstelt. Nash bewunderte sie aufrichtig. Die Tatsache, dass sie unglaublich sexy und die beste Liebhaberin war, die er je gehabt hatte, kam nur als Bonus obendrauf.

Sie erwiderte seinen Kuss, schlang die Arme um seinen Nacken und spielte mit seinen Haarspitzen. Obwohl sie sich seit mehreren Monaten heimlich trafen, hatte ihre Leidenschaft füreinander nie nachgelassen. Diese Frau ging derart auf ihn ein und passte so perfekt zu ihm, dass er einfach nicht genug von ihr bekam.

Allerdings hatte er zurzeit dringendere Probleme zu klären. Ganz zu schweigen von denen, die er allein bewältigen musste.

Verdammt. Er hatte sie aus seinen schmutzigen Angelegenheiten heraushalten und das zwischen ihnen bei einer rein körperlichen Sache belassen wollen. Aber jetzt war es unvermeidbar, dass Lily die Wahrheit über ihn erfuhr. Er könnte die Bombe später platzen lassen und zunächst die Alternativen abwägen, die ihm blieben. Schließlich durfte er nicht nur an Lily und das Baby denken. Er musste auch eine andere Familie in seine Überlegungen miteinbeziehen …

Nash trat einen Schritt zurück und betrachtete sie prüfend. Ihm war bewusst, wie verletzlich sie in diesem Moment war und dass das Ergebnis seiner Lügen letztlich dasselbe sein würde. Wenn sie einmal herausgefunden hatte, wer er war, würde sie nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen. Doch er würde es niemals zulassen, nicht am Leben seines Kindes teilhaben zu dürfen. Das wiederum bedeutete, dass Lily ihn nicht loswerden würde – völlig egal, wie sehr sie ihn irgendwann hasste.

„Ich begleite dich zu deinem Wohnwagen, damit du deine Sachen packen kannst.“ Lily zuckte zurück. „Meine Sachen packen?“

„Du wohnst ab sofort bei mir.“

Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Bei dir wohnen? Warum um alles in der Welt sollte ich das tun?“

„Damit ich mich um dich kümmern kann.“

Lachend schüttelte sie den Kopf. „Ich sterbe nicht, Nash. Ich bekomme bloß ein Kind.“

„Mein Kind“, korrigierte er sie. „Ich möchte dich bei mir haben, Lily.“

„Wie soll ich erklären, warum ich bei dir wohne und nicht in meinem Wohnwagen? Niemand weiß von unserer Affäre.“

Nash zuckte mit den Schultern. „Es ist mir egal, was sie denken. Ich sorge mich um deine Gesundheit und unser Baby.“

„Tja, mir ist es nicht egal!“ Sie schrie fast und stemmte die Fäuste in die Hüften. „Die Presse wartet nur darauf, irgendetwas Anrüchiges über mich zu verbreiten. Verstehst du nicht, dass ich eine Karriere, ein Leben habe? Das kann ich nicht einfach wegwerfen, weil du dich um mich kümmern willst. Ich habe zu hart daran gearbeitet, meinen anfänglichen Ruf in Hollywood hinter mir zu lassen. Ich bin nicht mehr die Skandalnudel der Branche. Ich werde respektiert und hätte gerne, dass es dabei bleibt.“

Okay, das war wohl etwas egoistisch von ihm gewesen. Trotzdem wollte er ihr bei allem beistehen. Schon bei dem Gedanken, was seine Mutter damals in dieser Lage durchgemacht hatte, drehte sich ihm der Magen um. Außerdem ging es hier um Lily. Sie wirkte wie eine Droge auf ihn. Sie ständig um sich zu haben würde ihr gegenseitiges sexuelles Verlangen nur noch anheizen.

„Gut“, sagte er. „Dann wohne ich eben bei dir.“

Lily zog eine Braue hoch. „Also ehrlich, Nash. Mir geht’s gut. Ich werde nichts anderes tun, als zu schlafen und zu arbeiten.“

„Genau das ist es, was mir Sorgen macht“, erwiderte er. „Du wirst müde und setzt dich selbst unter Druck, weil der Film fertig werden muss. Du bist bewusstlos geworden, Herrgott noch mal.“

„Ich kann jetzt nicht mit der Arbeit aufhören.“

Vor ein paar Minuten hatte er sie auf den Dachboden in den Stallungen mitnehmen wollen. Jetzt kämpfte er allerdings mit der Frage, wie viele Lügen er noch erzählen musste, bis all dies vorüber war.

Hinter ihm rührten sich die Pferde in ihren Boxen. Die hellorangen Strahlen der untergehenden Sonne fielen durch die weit geöffneten Stalltüren herein. Die gesamte Kulisse bot ein Bild der Ruhe und des Friedens. Zu dumm, dass nicht dasselbe für den Sturm galt, der in ihm tobte.

„Was passiert, wenn du mit dem Filmen fertig bist? Was machen wir dann mit dem Baby?“

Und da war sie. Die ultimative Frage, die so schicksalsschwer zwischen ihnen stand. Dennoch musste er sie stellen. Er musste wissen, was Lily vorhatte. Er war keinesfalls bereit für eine Familie, aber sie lebten nun mal auf unterschiedlichen Seiten des Landes. Daher mussten sie sich vorher überlegen, wie sie beide am Leben ihres Kindes teilhaben konnten.

Lily wandte sich seufzend von ihm ab. „Ich weiß es nicht, Nash. Ich weiß es wirklich nicht.“

Ihnen blieb noch ein wenig Zeit, um zu überlegen, wie sie die Sache mit dem Baby regeln wollten. Fürs Erste würde Nash an seinen ursprünglichen Plänen festhalten, und nichts würde ihm in die Quere kommen. Er hatte spioniert und Leute belauscht; er wusste, was er als Nächstes tun musste.

Nash hatte viele Gründe gehabt – berufliche und persönliche –, um eine neue Identität anzunehmen. Aber der Hauptgrund waren die Pferde, die er von Damon brauchte. Diese Pferde würden die Zucht, die er seit Jahren aufbaute, endlich vervollständigen. Und er würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um sie zu bekommen.

Still musterte er Lily, ihren besorgten Gesichtsausdruck, ihren noch flachen Bauch. In dem Moment wurde ihm eines klar: Die Wahrheit, die er an diesem Ort ans Licht bringen wollte, hatte nichts mit ihr zu tun. Und doch würden Lily und sein Baby vielleicht den Preis für ein jahrzehntealtes Geheimnis zahlen müssen.

Er musste einfach einen Weg finden, damit Damon ihm die Tiere verkaufte. Danach konnte er auf sein eigenes Anwesen zurückkehren und sich um sein Kind kümmern.

Er würde eben eine Riesenhürde nach der anderen nehmen.

2. KAPITEL

Na ja, sie hatte nur die erste Runde verloren. Sie ging zwar nicht mit zu Nash, aber er begleitete sie zu ihrem Wohnwagen. Und Lily war sich fast sicher, dass er über Nacht bleiben wollte.

Ein Schauer durchlief sie. Würde ihre Tarnung jetzt auffliegen? Er hatte zwar versprochen, vor Sonnenaufgang im Stall zu sein, damit er nicht gesehen wurde. Leider stand ihr Ruf jedoch immer auf dem Spiel. Nach dem damaligen Skandal warteten die Presseleute nur darauf, dass sie als böses Mädchen „rückfällig“ wurde. Den Gefallen wollte sie ihnen nicht tun.

Nash wusste von dem Sexvideo, das an die Öffentlichkeit gelangt war, und er wusste, wie wichtig ihr ihre Privatsphäre war. Dass er selbst sehr verschlossen und auf seine Privatsphäre bedacht war, machte ihre heimliche Affäre perfekt. Sie schlichen nun schon seit Monaten von allen unbemerkt auf dem Gelände herum.

Dank der Sicherheitsleute hatten die Reporter keinen Zutritt und durften das Anwesen nicht betreten. Trotzdem machte sie sich Sorgen. Was, wenn ein Mitglied des Filmteams sie zusammen sah? Was, wenn irgendetwas durchsickerte? Einen weiteren Skandal würde sie nicht durchstehen. Außerdem sollte ihre Mutter das Ganze kein zweites Mal durchmachen müssen.

„Entspann dich.“ Nash drückte ihre Hand. „Im Dunkeln sieht uns keiner.“

Er hatte recht, es war niemand in der Nähe. Sie war es jedoch gewohnt, mit ihm auf dem Dachboden der Stallungen zu sein, wo sie sicher waren. Doch jetzt liefen sie quer über das ausgedehnte Anwesen der Barringtons zu ihrem Wohnwagen, und Lily fühlte sich schutzlos. Ihre Schritte machten kaum ein Geräusch. Alles war still, abgesehen von dem gelegentlichen Quaken der Frösche, dem Zirpen der Grillen und dem Wiehern der Pferde. Sie waren völlig allein.

Bevor sie von der Schwangerschaft erfahren hatte, war Lily drauf und dran gewesen, mit Nash über ihre Gefühle zu sprechen. Sie empfand mehr und stärker für ihn, als sie erwartet hatte. Eigentlich waren sie sich darüber einig gewesen, dass die Sache zwischen ihnen eine kurze und rein körperliche Affäre sein sollte. Doch irgendwann hatte sich ihr Herz eingeschaltet. Das konnte sie ihm jetzt nicht mehr gestehen. Vermutlich würde er sonst denken, dass sie sich zu dem Baby auch gleich einen Ehemann angeln wollte, um den Klatsch in Schach zu halten.

Sie spürte Nashs raue Finger in ihrer Hand. Lily musste zugeben, dass ihr seine altmodische Einstellung gefiel. Sie mochte es, dass er sie von nun an vor allem und jedem beschützen wollte. Gleich bei ihrer allerersten Begegnung war ihr klar gewesen, dass er ein Mann mit Macht und Autorität war.

Ihr Stiefvater war ebenfalls ein mächtiger Mann gewesen; er hatte mit seinem Geld gewedelt, um zu bekommen, was er wollte. Nash dagegen war anders. Er war zwar ein Alphatyp, aber ohne den ganzen materiellen Besitz. Er faszinierte sie in so ziemlich jeder Hinsicht. Trotzdem wünschte sie sich fast, sie würden nicht diese lebensverändernde Verpflichtung eingehen müssen – schließlich kannten sie sich doch kaum.

Autor

Jules Bennett
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