Skandal um den Milliardär

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Eine heiße Nacht, eine verrückte Blitzhochzeit in Las Vegas - und dann für immer? Von wegen. Die schöne Callie und Adam Hawke, mächtiger Boss von Hawke's Blooms, beschließen schnell, ihre Hochzeit geheim zu halten und sich wieder scheiden zu lassen. Denn Sex - wenn auch sehr guter! - ist doch keine Basis fürs ganze Leben. Aber dann wird Callie erpresst, ein PR-Skandal für ihre Familien droht, und Adam schlägt vor: Sie müssen ihre Ehe öffentlich machen. Und zum Schein so tun, als ob sie sich wirklich lieben! Wenn es sich für Callie bloß nicht so echt anfühlen würde …


  • Erscheinungstag 27.12.2016
  • Bandnummer 1956
  • ISBN / Artikelnummer 9783733724368
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Callie Mitchell hatte Schmetterlinge im Bauch. Sie strich ihren Rock glatt und holte tief Luft, bevor sie der Empfangsdame zu Adam Hawkes Büro folgte. Die Räume der Firma Hawke’s Blooms befanden sich im obersten Stockwerk des Gebäudes und nahmen die gesamte Etage in Anspruch. Als Geschäftsführer besaß Adam Hawke vermutlich ein Eckbüro mit einem phänomenalen Blick über Los Angeles.

Rückblickend betrachtet, war es vermutlich keine gute Idee gewesen, einen Zwischenstopp in einer Bar einzulegen. Sie hatte sich Mut antrinken wollen – absurd, wenn man bedachte, dass Alkohol dieses Chaos erst ausgelöst hatte. Doch sie hatte nicht anders gekonnt. Schließlich kam es nicht jeden Tag vor, dass eine Frau einen Geschäftstermin mit ihrem heimlichen Ehemann hatte.

Tatsächlich hatte sie ihn seit ihrer Hochzeit vor drei Monaten nicht ein einziges Mal gesehen. Dies war also zweifellos ein bedeutender Anlass. Sie hatten sich vor zwei Jahren bei einer Wirtschaftskonferenz in Las Vegas kennengelernt und eine unglaubliche Nacht miteinander verbracht. Bei der Konferenz im Jahr darauf hatte sich ein weiteres sexuelles Abenteuer ergeben. Und zu guter Letzt hatten sie in diesem Jahr geheiratet.

Die Empfangsdame öffnete ihr die Tür, und plötzlich stand Callie vor ihm. Dem Mann, mit dem sie die aufregendsten Stunden ihres Lebens verbracht hatte. Mit einem Mal schien aller Sauerstoff aus der Luft gewichen zu sein, und das Atmen fiel ihr schwer.

Die Empfangsdame schloss die Tür diskret hinter ihnen. Nun, da sie allein waren, fiel Callie nichts ein, was sie hätte sagen sollen. Adam schien es nicht anders zu gehen.

Verblüffenderweise sah er genauso toll aus wie in ihrer Erinnerung. Dabei war sie überzeugt gewesen, dass sie im Nachhinein manche Dinge verklärt hatte. Kein Mann konnte dermaßen attraktiv sein. Doch jetzt stand er vor ihr, als lebender Beweis des Gegenteils. Adam war groß, breitschultrig und sah sie aus seinen grünen Augen durchdringend an. Nur dass er diesmal einen Anzug, ein gestärktes weißes Hemd und eine dunkelblaue Krawatte trug. Bei ihrer letzten Begegnung in ihrem Hotelzimmer in Vegas war er deutlich spärlicher bekleidet gewesen.

Er räusperte sich. „Du siehst anders aus mit braunen Haaren.“

Eigentlich hätte sie ihm sagen sollen, dass Karamellbraun ihre natürliche Haarfarbe war, stattdessen platzte es aus ihr heraus: „Du siehst anders aus mit Kleidung.“

Überrascht zog Adam die Augenbrauen hoch. Callie erschrak über sich selbst. Vermutlich war es wirklich keine gute Idee gewesen, sich vor dem Treffen Mut anzutrinken.

Doch dann zuckte es um seine Mundwinkel, und sein tiefes, raues Lachen erfüllte den Raum. „Langsam fällt mir wieder ein, warum ich dich geheiratet habe.“

Sie lächelte. „Und warum du mich verlassen hast.“ Als sie nach einem Tag gemeinsam im Bett beide langsam wieder nüchtern geworden waren, hatte Adam die Scheidung vorgeschlagen. Sie selbst hätte ihrer Ehe eine Chance gegeben – immerhin hatte sie sich unglaublich gut amüsiert, und von diesem Adonis in ihrem Bett war sie völlig hingerissen gewesen. Aber leider war ihr kein einziges vernünftiges Argument dafür eingefallen, und so hatte sie zugestimmt.

Und doch hatte drei Monate später immer noch keiner von ihnen die Scheidung eingereicht. Sie wusste nicht, was Adams Beweggründe waren. Doch ein Teil von ihr hoffte, dass er ebenfalls noch nicht bereit war, das Band zwischen ihnen endgültig zu zerschneiden.

Er wies auf zwei ledergepolsterte Stühle, die am Fenster standen. Von dort aus hatte man einen großartigen Blick über Los Angeles. „Setz dich doch. Kann ich dir etwas zu trinken anbieten?“

Sie wusste, dass er vermutlich Kaffee oder Tee meinte, dennoch zuckte sie zusammen. Sie musste an den Gin denken, den sie dummerweise auf dem Weg hierher getrunken hatte. „Nein, vielen Dank. Ich bleibe nicht lang.“

Er nickte und nahm ihr gegenüber Platz. Sein Gesichtsausdruck wurde ernst. „Was kann ich für dich tun, Callie?“

Die Art, wie er ihren Namen aussprach, ließ sie unwillkürlich erzittern. Zu lebendig war die Erinnerung daran, wie er vor drei Monaten ihren Namen geflüstert hatte, während er ihren Bauch mit Küssen bedeckte. Wie er ihn schrie auf dem Gipfel der Lust. Callie schluckte. Sie musste sich zusammenreißen.

„Warum glaubst du, dass du etwas für mich tun sollst?“

Eine steile Falte bildete sich auf seiner Stirn. „Ich hatte nur angenommen …“ Er sprach den Satz nicht zu Ende. „Nach all dieser Zeit bin ich davon ausgegangen …“

„Ich will nichts von dir“, unterbrach sie ihn. „Ich bin aus reiner Gefälligkeit hier. Ich habe dir etwas mitzuteilen.“

Sie sah, wie die Muskeln an seinem Kiefer arbeiteten. „Du heiratest?“

Was für ein überraschender Gedankengang. Fasziniert stellte sie fest, dass es schon damals so gewesen war: Nie hatte sie gewusst, was er als Nächstes sagen würde.

„Nein, ich werde für eine Beförderung in Erwägung gezogen.“ Ihre PR-Firma gab ihr endlich die Chance, Partnerin zu werden. Darauf hatte sie die letzten Jahre hingearbeitet – und sie hatte vor, ihre Chance zu nutzen.

„Herzlichen Glückwunsch“, sagte er. „Aber was hat das mit mir zu tun?“

„Sie haben mir einen besonderen Auftrag gegeben. Wenn ich ihn gut erledige, werde ich Partnerin.“ Was sie im Alter von neunundzwanzig Jahren zur jüngsten Partnerin in der Geschichte der Firma machen würde.

Er hob fragend eine Augenbraue. „Was für einen Auftrag?“

„Es geht um die Hawke-Brothers-Stiftung.“ Die Wohltätigkeitsorganisation seiner Firma sammelte Spendengelder für obdachlose Jugendliche. Sie hatten schon viele hochkarätige Events organisiert, und diesen Weg wollten sie fortsetzen. Callie freute sich, ein Teil davon sein zu dürfen.

„Ach so“, sagte er und rieb sich den Nacken. „Mir war nicht klar, dass Jenna mit deiner Firma zusammenarbeitet.“

Adams zukünftige Schwägerin, Prinzessin Jensine Larson, hatte beim Aufbau der Stiftung geholfen und leitete das Tagesgeschäft. Callie hatte vermutet, dass Adam nicht über jeden einzelnen Schritt informiert wurde. Deswegen hatte sie ihn warnen wollen, bevor sie mit der Arbeit an dem Projekt begann.

„Es besteht eine gewisse Gefahr, dass wir uns bei einem Meeting über den Weg laufen werden. Deswegen die kleine Vorwarnung.“

„Das weiß ich zu schätzen“, sagte er und lächelte sie an. „Also, erzähl. Wie ist es dir in der Zwischenzeit ergangen?“

Obwohl sie auf dem Papier verheiratet waren, kannten sie sich in der Realität nicht besonders gut. Das machte eine ungezwungene Plauderei eher schwierig. Also antwortete sie nur knapp: „Gut, und dir?“

„Gut“, sagte er.

Das hier ist verdammt peinlich, dachte Callie. Sie atmete tief durch und konzentrierte sich wieder aufs Wesentliche. „Ich dachte, wir sollten unsere Geschichten abstimmen. Nur für den Fall, dass die anderen zwei und zwei zusammenzählen.“

Er rieb sich nachdenklich das Kinn. „Du meinst die Tatsache, dass wir verheiratet sind?“

„Ich werde schließlich mit einigen Mitgliedern deiner Familie zusammenarbeiten. Es wäre also möglich, dass sie mich darauf ansprechen.“

„Das wird nicht passieren. Sie wissen nicht, dass ich …“ Er schluckte. „Sie wissen nichts davon.“

„Du hast deiner Familie nichts erzählt?“ Sie hatte zwar nicht erwartet, dass er ihr kurzes Intermezzo in Las Vegas an die große Glocke hängen würde. Andererseits hatte sie auch nicht damit gerechnet, dass er seinen Brüdern ihre Existenz verschweigen würde. Selbst in ihrer kurzen gemeinsamen Zeit hatte sie erfahren, wie nahe er seinen Brüdern stand.

Unbehaglich rutschte er auf seinem Stuhl hin und her. „Hast du es Freunden und Verwandten erzählt?“

„Nicht jedem“, gab sie zu. „Aber meiner Schwester schon.“ Sie befeuchtete ihre Lippen. „Ich kann nicht fassen, dass du mit niemandem darüber geredet hast.“

Sein Gesichtsausdruck wurde hart und undurchdringlich. „Ich pflege meine Fehltritte nicht in alle Welt hinauszuposaunen.“

Mit seiner Bitte um die Scheidung hatte er ihr bereits deutlich zu verstehen gegeben, was er von ihrer Hochzeit hielt. Und doch fühlte sie sich bei seinem verächtlichen Tonfall plötzlich klein und unbedeutend. In ihrer Erinnerung war ihre gemeinsame Zeit stets etwas Wildes, Verrücktes gewesen. Es hatte nicht zu ihr gepasst. Und ja, sie waren eindeutig zu weit gegangen. Trotzdem hätte sie das Ganze nicht als Fehltritt bezeichnet. Diese Worte aus seinem Mund zu hören tat weh.

Doch nun, da er aus seinen Gefühlen keinen Hehl gemacht hatte, musste auch sie vernünftig sein und loslassen.

Sie holte tief Luft. „Wenn ich schon mal hier bin, sollten wir auch über die Scheidung reden.“

„Ist bereits auf den Weg gebracht“, erwiderte er prompt. „Ich habe die Papiere ausgefüllt. Ich wollte nur noch die Hochzeit meines Bruders abwarten, bevor ich die Unterlagen einreiche.“

„Ja, richtig.“ Es war allgemein bekannt, dass sein kleiner Bruder eine Prinzessin heiraten würde. Callie verstand, dass Adam nichts tun wollte, was die Berichterstattung über die Hochzeit mit schlechter Presse überschattete.

„Ich wollte nicht, dass mein betrunkener Ausrutscher negative Folgen für ihn hat.“

Sie zuckte zusammen. Rasch griff sie nach ihrer Handtasche und erhob sich. „Ich sollte jetzt gehen. Lass mich wissen, wenn du bereit bist, die Scheidungspapiere einzureichen.“

„Callie.“ Er streckte die Hand aus, als wollte er sie berühren, dann ließ er sie wieder sinken. Zum ersten Mal, seit sie das Büro betreten hatte, lag ein Hauch von Zärtlichkeit in seiner Stimme. „Es tut mir leid. Das muss harsch geklungen haben. Ich möchte nicht, dass wir so auseinandergehen.“

„Es ist schon in Ordnung.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Aber ich habe schon genug von deiner Zeit in Anspruch genommen. Ich wollte dich vorwarnen, und das habe ich getan. Jetzt sollte ich mir langsam eine Werbekampagne für die Hawke-Brothers-Stiftung ausdenken.“

Er sah sie an, und einen Moment lang standen sie einfach schweigend da. Dann nickte er. „Okay. Lass mich wissen, falls du irgendetwas brauchst.“

Hastig schlüpfte Callie aus der Tür. Doch kaum hatte sie den Empfangsbereich erreicht, klingelte ihr Handy. Sie blieb stehen. Auf dem Display erschien der Name eines Kollegen: Terence Gibson. Man hatte auch ihm die Partnerschaft in Aussicht gestellt. Er war unglaublich ehrgeizig. Und seit Callie das Projekt bekommen hatte, war es noch schlimmer geworden. Eins stand jedenfalls fest. Er rief nicht an, um ihr zu gratulieren.

Sie hob ab. „Hi, Terence.“

„Ich kann verstehen, warum du diesen Auftrag bekommen hast.“ Er machte sich nicht die Mühe, die Bosheit in seinem Tonfall zu verbergen.

„Und warum?“, fragte sie, während sie den Fahrstuhlknopf drückte.

„Es ist sicher hilfreich, wenn man mit dem Klienten verheiratet ist.“

Sie erstarrte.

„Oh, du meinst, die Partner wissen gar nichts von deiner Ehe mit Adam Hawke? Oje. Ich frage mich, was die Führungsriege dazu sagen wird. Es wird ihr Vertrauen in dich nicht gerade stärken. Meiner Erfahrung nach wissen sie es zu schätzen, wenn ihre Partner offen mit ihnen kommunizieren.“

Die Fahrstuhltüren öffneten sich, doch sie ignorierte es. Stattdessen lehnte sie sich gegen die Wand. „Wie hast du …?“

„Du musst wirklich an deinem Pokerface arbeiten, Callie. Dein Gesichtsausdruck, als sie dir den Auftrag für die Hawke-Brothers-Stiftung gegeben haben … Ich wusste sofort, dass da irgendeine Verbindung besteht. Die Frage war nur, zu welchem der drei Brüder. Nach ein bisschen Recherche habe ich erfahren, dass du einen von ihnen vor drei Monaten geheiratet hast. Und ich konnte nirgendwo einen Beleg für die Scheidung finden. Ich nehme an, du bist gerade in diesem Moment bei deinem Ehemann?“

Ihr Magen zog sich zu einem steinharten Knoten zusammen. „Was willst du von mir, Terence?“

Sie wusste schon jetzt, wie die Antwort lauten würde.

„Gib den Auftrag auf und überlass ihn mir.“

Dieser Mann hatte wirklich Nerven. Seine Arroganz und seine Selbstgefälligkeit waren einfach unerträglich. „Du weißt, dass ich das nicht tun werde. Damit würde ich dir gleichzeitig die Beförderung überlassen.“

„Dann gehe ich damit eben zu den Schmierfinken von der Boulevardpresse“, sagte er mit unverhohlener Freude in der Stimme. „Die werden die Story lieben. Der zukünftige Prinzenbruder heiratet im Suff in Las Vegas. Ein PR-Debakel erster Güte.“

„Nein.“ Das würde ihr jede Chance auf eine Beförderung verderben.

„Dann überlass mir das Feld.“

Ein echtes Dilemma: Entweder sie überließ Terence die Partnerschaft, indem sie vom Auftrag zurücktrat. Oder sie löste durch ihre Weigerung einen Skandal aus, und er bekam die Partnerschaft so oder so. Keine der beiden Möglichkeiten erschien ihr sonderlich verlockend. Aber mehr als alles andere missfiel ihr der Gedanke, sich erpressen zu lassen. Sie brauchte Zeit zum Nachdenken, damit sie sich eine dritte Lösung einfallen lassen konnte.

„Gib mir ein paar Tage zum Nachdenken. Wenn ich den Partnern mitteile, dass ich den Auftrag nicht annehme, brauche ich einen glaubwürdigen Grund.“

„Du hast vierundzwanzig Stunden.“

Dann war die Leitung tot.

Callie stieß die Luft aus. Erst jetzt merkte sie, dass sie die ganze Zeit den Atem angehalten hatte. Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und marschierte zurück in Adam Hawkes Büro.

Adam blickte sich suchend im Raum um. Seine Empfangsdame Rose hatte ihn informiert, dass Callie Mitchell wieder da war. Dabei war sie erst vor fünf Minuten gegangen. Folglich musste sie etwas vergessen haben. Aber was?

Seit sie ihn um einen Termin gebeten hatte, war er rastlos gewesen. In der letzten Nacht hatte er von ihr geträumt, von ihrer gemeinsamen Zeit. Vom Sex mit ihr. Andererseits – das war nichts Ungewöhnliches, das tat er häufiger.

Was nur bewies, wie gefährlich Callie für sein inneres Gleichgewicht war. Es war ihm wichtig, stets die Kontrolle über sich und sein Leben zu bewahren. Callie stellte in dieser Hinsicht eine Gefahr dar.

Seit dem Moment, als sie an diesem Morgen sein Büro betreten hatte, konnte er keinen klaren Gedanken mehr fassen. Er war nicht einmal dazu in der Lage gewesen, sie vernünftig zu begrüßen. Stattdessen hatte er eine dämliche Bemerkung über ihre Frisur gemacht …

Er betete, dass ihr nächster Besuch kurz sein würde. Damit er sich nicht zum Idioten machte. Nicht schon wieder.

Es klopfte an die Tür, und da war sie wieder. Seine Traumfrau. Mit ihrem vollen karamellbraunen Haar, das ihr locker auf die Schultern fiel, und ihrer glatten olivbraunen Haut. Plötzlich erinnerte er sich daran, wie ihre Haut schmeckte, und sein Herz setzte einen Schlag aus.

„Hast du etwas vergessen?“, stieß er mühsam hervor.

Sie schüttelte den Kopf, der Ausdruck in ihren graublauen, mandelförmigen Augen war ernst.

Sie sah ihm direkt in die Augen. „Wir haben ein Problem.“

Er schob sich an ihr vorbei und schloss die Tür. Dabei achtete er darauf, sie nicht zu berühren, um nicht noch mehr Erinnerungen heraufzubeschwören. Er führte sie zu den Stühlen, auf denen sie noch vor Minuten gesessen hatten.

„Okay, erzähl“, forderte er sie auf, sobald sie sich gesetzt hatten.

„Ein Kollege von mir hat Verdacht geschöpft. Er hat angefangen, Nachforschungen anzustellen, und ist dabei auf unsere Heiratsurkunde gestoßen. Jetzt droht er, damit an die Presse zu gehen.“

Adam fluchte leise. „Was hat er davon?“

„Er will diese Beförderung ebenso wie ich. Es ist seine große Chance, die Konkurrenz auszuschalten. Er meint, wenn die Medien von unserer Vegas-Hochzeit Wind bekommen, wird das meine PR-Arbeit für die Stiftung überschatten. Und damit hat er vermutlich recht. Er möchte, dass ich den Auftrag ihm überlasse.“

„Ja, sicher.“ Nichts war Adam so zuwider wie Erpressung. Er würde nicht zulassen, dass Callie nachgab. „Die Stiftung wird nicht mit einem Mann zusammenarbeiten, der sich seine Position durch Erpressung erschlichen hat.“

„Wenn du dich weigerst, mit ihm zusammenzuarbeiten, geht er mit der Geschichte trotzdem an die Presse. Aus reiner Bosheit. Wir würden so oder so verlieren.“

Obwohl Callie professionell und gelassen wirkte, musste das Ganze sie aufwühlen. In Adam regten sich Beschützerinstinkte.

„Gib mir eine Minute.“

Er stand auf, ging zum Schreibtisch und drückte den Summer. „Rose, sag all meine Termine für den Rest des Tages ab. Ein unerwarteter Zwischenfall.“

„Wird gemacht“, ertönte es vom anderen Ende der Leitung.

Er griff sich Notizblock und Stift und kehrte zu seiner Frau zurück. Es stand nicht nur Callies Job auf dem Spiel. Auf keinen Fall würde er zulassen, dass er mit seinem dämlichen Verhalten seinem Bruder und seiner zukünftigen Schwägerin schadete. Diese spontane Vegas-Hochzeit war absolut untypisch für ihn gewesen. Deswegen hatte er seine Konsequenzen daraus gezogen und trank seitdem kaum noch. Nie wieder würde er so die Kontrolle über sich verlieren.

Schließlich galt er in seiner Familie schon immer als Problemlöser. Doch Callie musste ihm helfen. Immerhin war sie PR-Expertin.

„Also, wie gehen wir mit den Auswirkungen um, wenn die Geschichte in der Presse Wellen schlägt?“

Ein zögerliches Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Du willst, dass ich ihm die Stirn biete?“

„Natürlich. Er ist ein Erpresser.“ Er musterte sie stirnrunzelnd. „Was hast du denn von mir erwartet?“

„Ich weiß nicht. Die Sache ist die: Ich kenne dich nicht besonders gut. Jedenfalls ist es schön, dass du hinter mir stehst.“

„Callie, ich weiß, unsere Beziehung ist ein bisschen unkonventionell, aber bitte zweifele nie daran, dass ich hinter dir stehe.“

„Danke“, sagte sie und sah einen kurzen Moment lang genau wie die Frau aus, die ihn damals an der Bar in ihren Bann gezogen hatte. „Das bedeutet mir viel“, fuhr sie fort. „Und es gilt auch umgekehrt.“

„Das weiß ich zu schätzen. Wie sieht also unser erster Zug aus?“

Sie tippte sich nachdenklich mit ihren leuchtend roten Fingernägeln gegen ihre geschürzten Lippen. „Wir müssen der Story zuvorkommen. Damit wir unsere eigene Geschichte lancieren können.“

„Klingt gut“, sagte er. „Wie machen wir das?“

„Wir müssen der Presse unsere Version von der Hochzeit erzählen.“ Unwillkürlich war sie aufgesprungen und hatte begonnen, im Raum auf und ab zu laufen. Immer schneller strömten die Worte aus ihrem Mund. „Wir schreiben die Geschichte um. Wir sagen, es war Liebe auf den ersten Blick. Herzergreifend, nicht der negative Mist, den die Boulevardblätter drucken wollen. Wir müssen mit der Geschichte so schnell wie möglich an die Presse gehen. Meine Kontakte werden mir dabei helfen.“

Adam sah sich die Notizen durch, die er sich bis jetzt gemacht hatte. „Das reicht nicht. Es steht ein Wort gegen das andere.“

„Aber das ist nur der erste Schritt“, sagte sie. „Als Nächstes erzählen wir Ihnen, was der neueste Stand ist.“

„Was ist der neueste Stand?“, fragte er, ohne von seinen Notizen aufzublicken.

„Ich weiß nicht.“ Sie blieb abrupt stehen. „Es sollte um uns gehen.“

„Als Paar?“, fragte er argwöhnisch.

„Das wäre das Beste.“ Sie stand da, die Hände in die Hüften gestemmt, während ihr Hirn offensichtlich auf Hochtouren arbeitete. Ständig schossen ihr neue Ideen durch den Kopf. „Vielleicht lautet der neueste Stand, dass wir jetzt endlich bereit für eine richtige Hochzeit sind.“

Instinktiv zuckte er zusammen. Dann schalt er sich selbst: Sie waren gerade beim Brainstorming. In dieser Phase musste er offen für alle Ideen sein. Nur so würden sie eine Lösung finden. „Was würde das nützen?“

„Dann wirkt die Hochzeit in Vegas ganz anders. Als hätten wir uns auf den ersten Blick ineinander verliebt. Und als wäre das der Startschuss für unsere jetzige Beziehung gewesen. So wird die Geschichte weder meiner Karriere noch deiner Familie schaden. Bevor wir mit der Story an die Öffentlichkeit gehen, müsste ich mit den Seniorpartnern reden. Ich werde ihnen sagen, dass wir uns darauf geeinigt haben, niemandem davon zu erzählen, bevor wir es offiziell machen.“

„Eine Hochzeit.“ Die Skepsis in seinem Tonfall war nicht zu überhören.

Callie zog ihre schmalen Schultern hoch. „Es muss ja nicht für immer sein. Nur bis das Interesse an der Story abgeklungen ist. Dann können wir uns in aller Stille trennen und unser normales Leben weiterführen.“

„Wie wollen wir die Monate dazwischen erklären?“

„Ich weiß noch nicht. Lass mich einen Moment überlegen.“

Wieder tippte sie sich mit dem Fingernagel gegen die Lippen. Wenn sie nachdachte, sah sie sogar noch schöner aus als in seinen Träumen. In seinem Traum letzte Nacht waren sie wieder in ihrem Hotel in Vegas gewesen. Im Bett. Er hatte sie auf ihre verführerischen Lippen geküsst, während er ihren nackten Körper unter sich spürte. Das Blut begann in seinen Adern zu kochen bei der Erinnerung. Angestrengt richtete er den Blick zum Deckenfluter, um den Aufruhr in seinem Körper niederzukämpfen.

„Okay“, sagte sie. „Wir können sagen, dass wir es versucht haben, aber dass die Umstände uns auseinandergebracht haben. Trotzdem haben wir den Kontakt nicht verloren. Irgendwann haben wir dann angefangen, an unseren Problemen zu arbeiten. Und nun sind wir endlich bereit für ein gemeinsames Leben. Als Ehemann und Ehefrau.“

Er gab sich Mühe, die Geschichte von allen Seiten zu betrachten. „Dieses Hin und Her in unserer Beziehung wird sicher hilfreich sein, wenn wir später die Trennung erklären müssen. Nur, wie schaffen wir es, die Welt davon zu überzeugen, dass diese Geschichte nicht wie eine PR-Aktion wirkt?“

„Ich werde dafür sorgen, dass Freunde von mir Details der Geschichte an Journalisten durchsickern lassen. Natürlich erzählen wir unsere Geschichte auch selbst der Presse. Wir werden uns ab und zu in der Öffentlichkeit zeigen und ein paar Interviews geben. Und dann heiraten wir.“

Der letzte Punkt auf der Liste überrumpelte ihn. Auf einmal hatte er einen trockenen Mund. „Du willst das wirklich durchziehen?“

Callie wirkte vollkommen ungerührt. Anscheinend verfügte sie über Nerven aus Stahl. „Wir sind bereits verheiratet, juristisch gesehen wird sich also nichts ändern. Und scheiden lassen müssen wir uns irgendwann so oder so.“

Adam schluckte schwer. Sie hatte recht. Da sie bereits verheiratet waren, machte eine offizielle Hochzeitsfeier keinen Unterschied. Nichts würde sich ändern. Aber in ihrer Nähe zu sein und Zeit mit ihr zu verbringen würde vielleicht eine ganze Menge ändern …

2. KAPITEL

Viereinhalb Stunden später stand Adam im Wohnzimmer seines Bruders Liam. Seine gesamte Familie hatte sich versammelt. Liam und seine Verlobte saßen nebeneinander auf dem Sofa, jeder von ihnen hielt ein Baby auf dem Schoß. Und auch sein jüngster Bruder Dylan und seine Verlobte waren gerade glücklicherweise in der Stadt. Normalerweise pendelten die beiden ständig zwischen New York und L. A. hin und her. Erwartungsvoll sahen Adams Eltern ihn an.

Er und Callie tauschten einen schnellen Blick. Obwohl die Familie noch miteinander plauderte, war es Zeit, sich der Sache zu stellen. In Adams Magen rumorte es.

„Bereit?“, fragte er Callie leise.

„Sicher“, gab sie zurück, ihr Gesichtsausdruck war völlig undurchdringlich.

Er wappnete sich innerlich. Es war nicht leicht, den Menschen, die ihm auf der Welt am wichtigsten waren, seine Fehler zu gestehen. Adam räusperte sich. Sofort wurde es im Raum still.

„Danke, dass ihr euch so kurzfristig Zeit genommen habt. Zunächst möchte ich euch Callie Mitchell vorstellen. Callie ist verantwortlich für die neue PR-Kampagne der Hawke-Brothers-Stiftung.“

Seine beiden Brüder sahen ihn fragend an. „Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Callie“, schaltete sich Jenna ein. „Sie wissen das wahrscheinlich schon, aber ich leite die Stiftung. Wir beide werden also eng zusammenarbeiten.“

„Ich freue mich darauf“, sagte Callie und erwiderte das Lächeln ebenso herzlich.

Liam legte den Kopf schräg. „Das erklärt allerdings nicht, warum du sie uns allen vorstellst und nicht bloß Jenna.“

„Willst du uns etwa wieder zu einer dieser bescheuerten PR-Aktionen überreden?“, schnaubte Dylan. „Wie diese Junggesellenversteigerung?“

Adam zog amüsiert eine Augenbraue hoch. „Wenn ich mich recht entsinne, hat diese bescheuerte Aktion recht gut für dich funktioniert.“ Er warf einen vielsagenden Blick auf Dylans Hand, die auf der Hand seiner Verlobten lag – Faith hatte damals drei Dates mit Dylan ersteigert.

Dylan grinste. Er beugte sich vor und küsste Faith auf die Wange.

„Also warum sind wir dann alle hier?“, wollte seine Mutter wissen.

Adam atmete tief durch. Er warf Callie einen schnellen Blick zu, um sicherzugehen, dass die direkte Art seiner Familie sie nicht einschüchterte. Sie wirkte zwar ein wenig angespannt – was unter diesen Umständen normal war – schien aber ansonsten okay zu sein.

Er hingegen wünschte sich verzweifelt, irgendwo anders zu sein. „Callie und ich …“, begann er. „Wir kannten einander, bevor sie den Auftrag bekam.“

„Callie“, sagte Dylan mitfühlend. „Falls du mit meinem Bruder ausgegangen bist, muss ich mich für ihn entschuldigen. Er hat ein paar ernste Probleme …“

„Einen Stock im Arsch zum Beispiel“, fiel Liam ihm ins Wort.

„Richtig“, erwiderte Dylan. „Besser hätte ich es nicht formulieren können.“

Adam rieb sich den Nasenrücken. Sein Leben stand Kopf, und sie machten sich auch noch über ihn lustig?

Autor

Rachel Bailey

Rachel Bailey war während ihrer Schulzeit nicht sehr interessiert am Schreiben und lesen. Physik, Chemie und Biologie waren ihre Lieblingsfächer. Ihre Mutter machte sich darüber lustig, dass sie wissenschaftliche Lehrbücher in den Urlaub mitnahm. Nach der Schule machte sie einen wissenschaftlichen Abschluss (wer hätte das auch anders gedacht?) aber ganz...

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