So attraktiv, so arrogant ... und so sexy!

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Dieser … Mistkerl! Kim McKinley schäumt vor Wut. Chaz Monroe hat den Job ergattert, der ihr versprochen war. Als ihr neuer Vorgesetzter sitzt er jetzt entspannt und umwerfend attraktiv hinter ihrem Schreibtisch und tut so, als sei alles in bester Ordnung. Und dabei ist er so verboten sexy, dass Kim sich bei dem Gedanken ertappt, wie es wäre, diesen Mund zu küssen, der so arrogant lächeln kann. Nie im Leben! Hastig unterdrückt sie ihr plötzliches Verlangen und starrt Chaz Monroe zornig an. Da sieht sie, wie in seinen Augen ein sinnliches Funkeln aufblitzt …


  • Erscheinungstag 15.12.2015
  • Bandnummer 1903
  • ISBN / Artikelnummer 9783733721435
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Na, wenn das kein knackiger Hintern ist, dachte Chaz Monroe anerkennend und musterte die Blondine mit dem wippenden Pferdeschwanz, die vor ihm den Flur entlangging. Verdammt, er hat Höchstnoten verdient.

Schlank, aber trotzdem wohlgerundet, schwang er bei jedem Schritt hin und her. Er steckte in einem engen schwarzen Rock, der so kurz war, dass er kaum etwas von den fantastischen Beinen verhüllte. Lange, schlanke Beine, die wiederum in hauchdünnen schwarzen Strumpfhosen steckten und in einem Paar ganz normaler schwarzer Pumps endeten.

Okay, diese Pumps stellten eine Enttäuschung dar und minderten irgendwie den Sexappeal, den die Frau ausstrahlte. Rote Stilettos würden viel besser zu ihr passen, entschied Chaz. Trotzdem, auch wenn die Frau wirklich eine Augenweide war, jetzt war weder die Zeit noch der Ort für derartige Ausschweifungen. Schon gar nicht mit einer Angestellten. Niemals!

Sie trug einen blauen, flauschigen, Pullover, der sich an ihren schlanken Oberkörper schmiegte. Ihr Gang war entschlossen, geschäftsmäßig und wirkte fast arrogant, als sie sich durch den schmalen Flur bewegte.

Chaz folgte ihr, bis sie nach rechts in Richtung des Großraumbüros mit den abgetrennten Arbeitsbereichen abbog. Während er nach links zu seinem neuen Büro ging, erhaschte er noch einen Hauch ihres Parfüms. Es war nicht so ein typischer blumiger Duft, sondern etwas Subtileres, fast Süßliches, womit ihr Schicksal hier und jetzt besiegelt gewesen wäre, hätte er zurzeit nicht andere Pläne gehabt.

Doch er hatte jetzt wie der neue Inhaber einer Werbeagentur im Herzen von Manhattan zu denken und zu handeln. Und da es viel Engagement erforderte, eine Firma zu übernehmen, hatte er keine Zeit für Beziehungen, Dates oder Affären. Während der vergangenen zwei Monate war er zu einem verdammten Mönch geworden, da ihm keine freie Minute blieb, wenn er diese Firma innerhalb eines vernünftigen Zeitraums wieder auf Erfolgskurs bringen wollte. Das war seine oberste Priorität, schließlich hatte er all sein Kapital in den Kauf dieser Werbeagentur gesteckt.

Pfeifend schlenderte Chaz an Alice Brody vorbei, seiner nicht mehr ganz jungen Assistentin mit dem kecken Mundwerk, die er von seinem Vorgänger geerbt hatte. Er betrat das Büro, an dessen Tür noch immer der Name des Vice Presidents prangte, den er bereits hatte entlassen müssen, weil der zugelassen hatte, dass aus einer sehr erfolgreichen eine nur noch mittelmäßige Agentur geworden war. Nachlässiges Management war in einem Betrieb, in dem die restlichen Angestellten anscheinend gute Arbeit leisteten, nicht akzeptabel.

„Sie haben heute noch ein Mitarbeitergespräch“, rief Alice ihm hinterher.

„Ich brauche noch paar Minuten“, erwiderte Chaz. „Können Sie mir die Akte bringen, um die ich Sie gebeten hatte?“

„Kommt sofort.“

Alices Tonfall ließ ihn überlegen, was sie wohl dachte. Er spürte, dass sie ihn musterte. Als er den Kopf drehte, lächelte sie ihn an.

Chaz schob den Gedanken beiseite, da er daran gewöhnt war, dass Frauen ihm hinterhersahen. Dabei war sein älterer Bruder ein viel besserer Fang. Als erster Selfmade-Millionär der Familie schaffte sein Bruder es regelmäßig in die Schlagzeilen, und über mangelndes Interesse von Frauen konnte er sich auch nicht beklagen.

Um seinem Bruder das Wasser reichen zu können, musste Chaz noch so einiges bewerkstelligen, daher gab es jetzt dringendere Dinge zu tun.

Als Erstes musste er sich mit alten Vertragsbedingungen auseinandersetzen und dafür sorgen, dass hier in der Firma alle auf den neuen Kurs eingeschworen wurden. Vor allem musste er noch ein Gespräch mit einer ganz bestimmten Person führen. Kim McKinley, die Frau, die nach allgemeiner Aussage eigentlich den Job hätte bekommen sollen, den er jetzt übergangsweise ausfüllte, damit er undercover als Angestellter seine neue Firma auf Vordermann bringen konnte.

Er musste herausfinden, warum Kim McKinley eine Klausel in ihrem Arbeitsvertrag hatte, die besagte, dass sie nicht an der größten Werbekampagne des Jahres zu arbeiten brauchte, nämlich der Weihnachtskampagne.

Es war ihm unbegreiflich, wieso eine Angestellte, die auf der Karriereleiter nach oben wollte, sich weigerte, etwas damit zu tun zu haben. Zumal er herausgefunden hatte, dass sie die vier größten Kundenetats der Firma verwaltete und ihre Kunden sie zu lieben schienen. Sie warfen ihr das Geld nur so hinterher, was ja wirklich nichts Schlechtes war.

Solch eine Mitarbeiterin konnte er gut an seiner Seite gebrauchen, und daher war er fest davon überzeugt, dass sie in Bezug auf diese Weihnachtssache schon noch Vernunft annehmen würde. Intelligente Menschen mussten flexibel sein. Es wäre wirklich schade, wenn er ein Ultimatum aussprechen müsste, denn dann würde Kim das verlieren, wofür sie so hart gearbeitet hatte. Andererseits war er nicht bereit, von seinen Vorstellungen, was das Management und die Verträge anging, abzuweichen.

Er war sicher, dass sein bevorstehendes Gespräch mit Kim McKinley zufriedenstellend verlaufen würde. Der Umgang mit Menschen war eine seiner Stärken, das hatte er häufig bewiesen, wenn er im Namen seiner Familie eine neue Firma übernahm. Die Herausforderung, diese Agentur wieder ertragreicher zu machen, war der Grund gewesen, warum er die Firma erworben hatte. Das und das ziemlich kindische Bedürfnis, seinem großen Bruder zu beweisen, dass er es auch allein schaffen konnte.

Der Reingewinn der Agentur war gar nicht so schlecht; man musste sie nur mit ein wenig mehr Hingabe führen. Deshalb arbeitete er im Augenblick als Vice President, denn normalerweise kamen die Angestellten mit einem Kollegen besser zurecht als mit dem Eigentümer. Selbst wenn es ein leitender Angestellter war. So zu tun, als wäre er einer von ihnen, würde ihm einen guten Einblick in die internen Arbeitsprozesse vermitteln.

Er würde Kim McKinley und all die anderen gut behandeln, sofern es ihnen hier gefiel und sie weiterhin in der Agentur arbeiten wollten – vorausgesetzt, sie machten ihre Arbeit gut.

Chaz drehte sich herum, als die Tür geöffnet wurde, und Alice, ohne zu klopfen, hereinkam. Sie reichte ihm eine Akte und verschwand wieder.

Kimberly McKinley.

Er öffnete den Ordner und las die erste Seite. Kim war vierundzwanzig Jahre alt und hatte einen ausgezeichneten Abschluss an der Universität von New York gemacht.

Er überflog all die positiven Bewertungen. Man beschrieb sie als hart arbeitende Mitarbeiterin, als ehrlich, einfallsreich, intelligent und kreativ – mit einem sehr guten Kundenstamm, und als jemanden, der eine Beförderung verdient hatte.

Aus purer Neugier hätte er gern gewusst, ob in der Akte etwas über ihren Familienstand zu finden war. Alleinstehende Mitarbeiter zeichneten sich häufig dadurch aus, dass sie Überstunden machen konnten. McKinleys rascher Aufstieg in der Agentur war vermutlich nicht nur ihrer Fähigkeit zuzuschreiben, gute Kunden an Land zu ziehen und sie auch zu halten, sondern auch ihrer Verfügbarkeit.

Besser ging’s doch gar nicht.

Er blickte auf den leeren Stuhl vor dem Schreibtisch. „Wie groß ist Ihr Wunsch, befördert zu werden, Kim?“, könnte er sie fragen. Sollte er ihr diese Beförderung tatsächlich zugestehen, wäre sie eine der jüngsten weiblichen Vice Presidents in der Geschichte der Werbung.

Aber das war völlig okay für ihn. Junge Köpfe waren häufig kluge Köpfe, und McKinley schien wirklich dem Spitznamen, den ihre Kollegen ihr gegeben hatten, gerecht zu werden. Wonder Woman.

Obwohl er die Liste ihrer Kunden bereits kannte, ging er sie noch einmal durch.

Diese vier Klienten, die er als die Großen Vier bezeichnete, weigerten sich, mit jemand anderem zusammenzuarbeiten, und man konnte davon ausgehen, dass McKinley das auch wusste und es gegebenenfalls einsetzen würde, sollte es hart auf hart kommen. Würden diese Kunden die Agentur verlassen, falls er McKinley zu hart bedrängte? Falls sie kündigte? Den Gerüchten nach hatten drei von ihnen gehofft, dass sie die Weihnachtskampagnen auch übernehmen würde, statt sie an Kollegen zu delegieren.

Er blickte auf und sah, dass Alice wieder in der Tür stand, so als hätte sie geahnt, dass er Fragen hatte.

„Was wird sie dazu sagen, dass man sie bei der Beförderung übergangen hat?“

„Ihr Vorgänger hatte Kim den Job versprochen. Sie wird sehr enttäuscht sein. Sie ist ein großer Gewinn für die Firma. Es wäre eine Schande, sie zu verlieren.“

Chaz nickte nachdenklich. „Glauben Sie, dass sie kündigt?“

„Gut möglich. Es gibt da ein paar andere Agenturen, von denen ich weiß, dass sie sie gern abwerben würden.“

Chaz blickte auf die Akte und überlegte, dass er wohl Samthandschuhe anziehen musste, wenn es um McKinley ging. Wenn auch andere Agenturen an ihr interessiert waren, wie sollte dann seine Taktik funktionieren, Druck auf sie auszuüben, damit sie noch mehr Arbeit übernahm?

„Warum macht sie keine Weihnachtskampagnen?“

„Ich habe keine Ahnung. Muss was Persönliches sein“, erwiderte Alice. „Sie nimmt, wenn nötig, an Meetings teil, mehr aber auch nicht.“

„Wieso glauben Sie, dass es was Persönliches ist?“

„Gucken Sie sich doch mal ihren Arbeitsplatz an.“

„Was ist damit?“

„Da gibt es nichts, was auch nur im Entferntesten auf Weihnachten hindeutet. Es sind nur noch fünfzehn Tage bis dahin, und sie besitzt nicht einmal einen rot-grünen Stift.“

Ein Bild der Blondine aus dem Flur erschien vor seinen Augen, und Chaz überlegte, ob Kim McKinley wohl ähnlich aussah. Er stellte sie sich jedoch eher als eine strenge, geradlinige Frau vor. Mit Brille vielleicht und einem Tweed-Kostüm, um sich ein wenig älter und glaubwürdiger zu machen.

„Danke, Alice.“

„Gern geschehen“, erwiderte sie und schloss die Tür hinter sich.

Chaz lehnte sich zurück und wünschte, er müsste nicht diese Rolle spielen. Das war so gar nicht seine Art. Immerhin war er auch mal ein junger Werbefachmann gewesen, vor ein paar Jahren, ehe er ins Familienunternehmen eingestiegen war und begonnen hatte, Firmen aufzukaufen.

Er war verantwortlich für die Personalentscheidungen in dieser Agentur. Aber sobald er enthüllt hatte, dass er der neue Inhaber war, würde der nächste VP mehr als nur gute Beurteilungen auf dem Papier und ein paar glückliche Kunden vorweisen müssen. Chaz fand es unfassbar, dass jemand, der für eine derartige Beförderung vorgesehen war, sich weigerte, an Kampagnen mitzuarbeiten, die der Agentur große Gewinne einbrachten. Was dachte Kim McKinley sich dabei nur?

Als es klopfte, hob er den Kopf. Noch ehe er antworten konnte, schwang die Tür auf. Eine Frau, deren Umrisse von dem Licht hinter ihr deutlich hervorgehoben wurden, baute sich im Türrahmen auf.

„Sie wollten mich sehen?“

Chaz nahm an, dass es sich nur um die berühmt-berüchtigte McKinley handeln konnte, da sie die Einzige war, mit der er für heute noch einen Termin vereinbart hatte.

Nachdem er erkannte, dass sie anscheinend nicht bereit war, auch nur einen Schritt ins Büro zu machen, stieß er den Atem aus, von dem er nicht einmal bemerkt hatte, dass er ihn angehalten hatte. Gleichzeitig musste er ein Lachen unterdrücken.

Hatte ihn das Schicksal erhört?

Die Frau in der Tür war niemand anderes als die äußerst attraktive Blondine.

Genau, die Blondine.

Sie sind Kim McKinley?“, sagte der Mann hinter dem Schreibtisch, der eigentlich ihr gehören sollte.

Kim war so sauer, dass sie kaum noch an sich halten konnte. „Sie wollten mich sehen?“, wiederholte sie.

„Ja. Bitte kommen Sie rein und setzen Sie sich doch.“

Sie schüttelte den Kopf. „Ich bezweifle, dass ich lange genug hier sein werde, um es mir gemütlich zu machen.“

Das war nicht gerade glücklich formuliert. Chaz Monroe würde sie entweder loben oder ihr die Kündigung überreichen, weil sie seine ärgste Konkurrentin war.

Während sich ihr Magen verkrampfte, fügte sie hinzu: „Ich habe einen dringenden Termin, der wohl einige Zeit in Anspruch nehmen wird.“

„Ich halte Sie nicht lange auf. Bitte, Miss McKinley, kommen Sie rein.“

Sie blieb, wo sie war. „Ich habe heute einen engen Terminplan, Mr Monroe, und bin nur hier, weil ich fragen wollte, ob wir unsere Besprechung verschieben können.“

Natürlich hatte sie dieses Gespräch mit dem neuen Chef erwartet, aber hierauf war sie nicht vorbereitet gewesen. Auf sein Aussehen. Der Schock, dem Thronräuber leibhaftig gegenüberzustehen, brachte sie ein wenig aus der Fassung. Daher blieb sie wie angewurzelt stehen.

Ausnahmsweise stimmten all die Gerüchte. Chaz Monroe war … nicht nur jünger als erwartet, sondern zu allem Überfluss auch noch verdammt gut aussehend … obwohl er sich in ihrem Büro befand.

Dieser Neuankömmling hatte den Job bekommen, den man ihr versprochen hatte, und er hatte sie hierherzitiert, als wäre sie irgendeine x-beliebige Untergebene. Er stand inzwischen hinter dem Mahagonischreibtisch wie ein König, makellos gekleidet, fantastisch aussehend und längst nicht so steif, wie sie es erwartet hatte.

Genau genommen sah er aus, als würde er sich hier schon richtig zu Hause fühlen.

Offen starrte sie ihn an.

Dunkelbraunes, fast schwarzes und etwas zu langes Haar umrahmte ein gleichmäßiges Gesicht. Die hellen Augen – vermutlich blau – passten zu seinem hellblauen Oberhemd. Er schenkte ihr ein sinnliches Lächeln, bei dem seine beneidenswert weißen Zähne aufblitzten. Ein Lächeln, das jedoch bestimmt nicht echt war. Sie wussten beide, dass er die Tatsache beschönigen würde, dass er an ihrer Stelle diesen Job bekommen hatte. Jedenfalls, wenn er sich die Mühe gemacht hatte, die Unterlagen anzuschauen. Zweifellos würde er bestimmt auch gleich nach der Weihnachtsklausel in ihrem Vertrag fragen und versuchen, sie in ihre Schranken zu weisen. Das spürte sie.

Sie würde darauf wetten, dass dieser Mann gut darin war, über andere zu herrschen. Er hatte so eine Aura. Monroe war ein gut aussehender Teufel in Menschengestalt, und wenn sie nicht spurte, wenn sie aussprach, was sie wirklich dachte, dann hatte sie in zehn Minuten keinen Job mehr.

„Wollten Sie etwas Bestimmtes?“, fragte sie.

„Ich wollte Sie gern kennenlernen. Ich habe schon viel von Ihnen gehört, und ich habe ein paar Fragen bezüglich Ihrer Akte“, erwiderte Monroe, während er sie eingehend musterte. Vielleicht suchte er nach ihrer Schwachstelle.

Aber sie wollte verdammt sein, wenn sie ihm die offenbarte.

Kleine Schweißtropfen rannen Kim über den Rücken. Was würde Monroe wohl tun, wenn sie sich weigerte mitzuspielen? Vielleicht war es nicht sein Fehler, dass man sie bei der Beförderung übergangen hatte, aber musste er jetzt so verdammt zufrieden aussehen?

Und wenn er sie wegen ihres Vertrages bedrängte?

Monroe war erst seit zwei Tagen hier in diesem Gebäude, während ihr schlechtes Gewissen wegen Weihnachten ihr seit Jahren zu schaffen machte. Ihre Mutter war erst vor sechs Monaten gestorben; das war nicht lange genug her, damit Kim über all die dunklen Jahre hinwegkommen konnte, die das Weihnachtsfest im Haus der McKinleys ausgelöst hatten.

Einen Moment lang schloss Kim die Augen, um sich wieder zu fassen, und spürte die peinliche Stille.

„Bitte, kommen Sie rein. Wenn Sie in Eile sind, lassen Sie uns nur kurz über diese Weihnachtssache sprechen“, sagte er und bestätigte damit ihre schlimmsten Befürchtungen.

„Wenn Sie die Weihnachtsakten brauchen, sollten Sie mit Brenda Chang sprechen“, erwiderte sie kühl. „Brenda ist diejenige mit dem geschmückten Arbeitsplatz. Rotes Papier, Girlanden, Lametta und die CD mit den Weihnachtsliedern. Sie können sie gar nicht verfehlen. Brenda koordiniert einige der Weihnachts-Anzeigen.“

Sie beobachtete Monroe, der vor den Schreibtisch trat und sich auf die Kante setzte.

Der Augenkontakt, den Monroe mit ihr hielt, machte sie ein wenig benommen, so intensiv war sein Blick. „Und warum, genau, haben Sie nichts mit den Weihnachtskampagnen zu tun? Wenn Sie die Beste sind, die wir hier haben, sollten Sie dann nicht für unsere größte Einnahmequelle im Jahr verantwortlich sein?“

„Danke für das Kompliment, aber ich kümmere mich nicht um diese speziellen Feiertage. Ich bin sicher, das geht auch aus meiner Personalakte hervor.“

Monroes ruhige, professionelle Miene veränderte sich nicht. „Vielleicht könnten Sie kurz erklären, warum Sie sich nicht darum kümmern? Ich würde es wirklich gern wissen.“

„Das ist etwas Persönliches. Außerdem habe ich genügend andere Aufgaben zu bewältigen.“ Kim hob eine Hand. „Hören Sie, ich würde Sie auch gern noch näher kennenlernen“, presste sie hervor, „aber ich muss jetzt los. Tut mir leid. Ich habe einen Termin.“

„Es ist fast fünf Uhr. Handelt es sich um einen Geschäftstermin?“

Kim wollte ihn gerade fragen, was ihn das wohl angehe, überlegte es sich aber anders. Ob es ihr nun gefiel oder nicht, aber der Kerl war ihr Chef, und es ging ihn leider etwas an. Sie war mit ein paar Freundinnen unten in der Bar verabredet und wollte anschließend schnell nach Hause verschwinden, ehe all die wunderbaren Lichter in der Stadt sie in Versuchung führten, das Vermächtnis ihrer Mutter anzuzweifeln.

In letzter Zeit hatte sie nämlich immer öfter an dem gezweifelt, was ihre Mutter ihr ihr Leben lang über den Mangel an Sensibilität bei Männern und den Schmerz, den Weihnachten mit sich brachte, eingebläut hatte.

Ihre Mutter hatte alles, was mit Weihnachten zusammenhing, gehasst. Für die McKinleys bedeutete Weihnachten nichts als Traurigkeit und Verlust. Es war verbunden mit schrecklichen Erinnerungen an einen Ehemann und Vater, der seine Frau und seine fünfjährige Tochter am Heiligabend verlassen hatte, um mit einer anderen Familie zusammen zu sein.

Kim musterte Monroe scharf. Das würde sie ihm natürlich niemals erzählen, und es sollte eigentlich nicht nötig sein, all die Einzelheiten noch einmal aufzuwärmen. Schließlich hatte sie das alles in ihren Vertrag einarbeiten lassen.

Da sie auf seine Frage nicht geantwortet hatte, fuhr er fort: „Aber wir können uns gern später treffen. Wie wäre es gegen acht?“

„Ich bin normalerweise gegen sieben Uhr im Büro, also ja, ich kann gleich als Erstes morgen früh zu Ihnen kommen“, meinte Kim.

„Eigentlich meinte ich acht Uhr heute Abend“, erklärte er. „Wenn es Ihnen nicht allzu ungelegen kommt und Sie noch in der Nähe sind. Wir könnten uns ganz ungezwungen unten in der Bar treffen. Das ist nicht zu abwegig, oder?“

„In der Bar?“ Kim hörte, wie ihre Stimme fast umkippte.

„In der Bar, ja“, sagte er und strahlte sie weiter mit seinem charmanten, fast jungenhaften Lächeln an.

Zur Hölle mit ihm. Es war ein wirklich nettes Lächeln.

„Wie ich hörte, ist es nach Feierabend ein beliebter Treffpunkt für die Kollegen“, meinte er. „Vielleicht können wir einen ruhigen Tisch ergattern?“

Um was zu tun? Freundschaftlich zusammen einen Drink nehmen, ehe die Axt fiel? Ehe der Streit begann?

Ich denke nicht.

„Wird Ihr Termin bis dahin beendet sein?“, drängte Monroe.

Ihr wurde klar, dass sie jetzt nicht lügen konnte, und da möglicherweise auch noch andere Kollegen aus der Agentur um acht in der Bar sein würden, sagte sie: „Ja.“

Chaz Monroe stand auf und kam zu ihr.

Es kostete sie große Überwindung, nicht zurückzuweichen.

Denn er kam ihr sehr nahe. Offenbar hatte er nicht die Absicht, die übliche Distanz zu wahren.

Verdammt …

Von Nahem sah er noch besser aus.

„Das heißt, bei Ihrem Termin handelt es sich nicht um ein Date?“, fragte er mit leicht rauer Stimme, die alles andere als geschäftsmäßig klang.

Kim stockte fast der Atem angesichts dieses unglaublich tollen Mannes, der jetzt ihr Chef war, und es ärgerte sie, dass sie sich von ihm derart beeindrucken ließ. Monroe war eine Zeitbombe, in der die sexuellen Sehnsüchte aller Frauen eingeschlossen waren, angefangen von dem leicht zerzausten Haar bis hinunter zu den in Halbschuhen steckenden Füßen. Um gegenüber derartigen Frontalattacken immun zu sein, hätte sie schon einige Beinahezusammenstöße mit Männern von Monroes Kaliber erleben müssen.

Aber in ihrer Dating-Geschichte fand sich nichts dergleichen.

Ehe sie sich davon abhalten konnte, hatte sie einen Schritt nach vorn gemacht und die Distanz zu ihm noch verringert. Ihre Brustwarzen wurden hart, eine Reaktion, die so inakzeptabel war, dass Kim am liebsten aufgeschrien hätte. Aber sie hörte sich sagen: „Heute Abend nicht. Nein, kein Date.“

Die Worte falsch und sexuelle Belästigung schossen ihr durch den Kopf. Er stand so dicht bei ihr, dass sie ihn berühren konnte. Warum?

Er war auch nahe genug, dass sie ihn hätte wegstoßen können, doch sie tat es nicht.

Chaz Monroe war einen Kopf größer als sie und roch nach Mann, auf richtig angenehme Weise. Er strahlte Sexappeal und gleichzeitig Eleganz aus. Er trug weder Sakko noch Krawatte und wirkte doch äußerst selbstbewusst. Die Tatsache, dass sein Hemd am Kragen geöffnet war und ein kleines Dreieck gebräunter Haut entblößte, unterstrich seinen legeren Kleidungsstil. Doch diese maskuline, nackte Haut erregte Kims Aufmerksamkeit, und es schien Minuten zu dauern, ehe sie den Blick davon lösen konnte. Sie sah auf …

Und begegnete dem Blick aus seinen blauen Augen.

In diesem Moment hörte sie Musik.

Kim schüttelte ungläubig den Kopf, doch die Musik verstummte nicht. Weihnachtsmusik, erkannte sie schließlich. Sie erklang aus der Lobby und deutete an, dass der Feierabend eingeläutet wurde. Ich muss hier weg! Leider war sie jedoch gefangen zwischen einer Wand und … einem harten Körper.

„Gut. Wir sehen uns dann um acht“, sagte Monroe schließlich.

Das Gefühl seines warmen Atems auf ihrem Gesicht verursachte ein völlig idiotisches Kribbeln in Kims Innerem. Sein Blick verstärkte das Ganze nur noch. Was war er überhaupt für ein Chef? Gehörte er etwa zu denjenigen, die nichts dagegen hatten, ein paar Regeln zu brechen, um ihren Willen durchzudrücken? Zu denjenigen mit einer Besetzungscouch?

Hatte ihre Mutter recht gehabt, was übertrieben gut aussehende Männer anging? Waren sie wirklich alle Mistkerle?

Nervös, mit flatternden Lidern, wandte sie den Blick ab.

„Acht Uhr in der Bar“, sagte er in einem Tonfall, der wie ein elektrischer Stromschlag durch ihren Körper fuhr.

„Fahr zur Hölle!“, rief ihr Verstand, doch ihre Hormone spielten verrückt und behielten die Oberhand, als sie regungslos dastand, unfähig, mit dieser Situation fertig zu werden, und ausnahmsweise einmal sprachlos. Es blieb ihr nur, sich abrupt umzudrehen und zu verschwinden.

Sie verließ Chaz Monroe, wohlwissend, dass er ihr mit glühendem Blick hinterhersah. Der Blick war so eindringlich, dass er in ihr das absurde Verlangen weckte, zu Monroe zurückzulaufen, um es hinter sich zu bringen. Sie würde einfach nur ihren Mund auf seinen pressen und ihm einen Abschiedskuss geben, bevor sie hysterisch lachend zu ihrem Arbeitsplatz zurückkehrte, um ihre Sachen zu packen.

Das Verrückte an der ganzen Sache war, dass ihre Intuition ihr sagte, dass er das Gleiche wollte. In diesem kurzen Moment der Konfrontation und verbotenen Nähe hatte Chaz Monroe sie auch küssen wollen.

Und noch etwas anderes wusste sie ganz genau. Weil sie mit jeder Faser ihres Körpers auf diesen Mann reagiert hatte, war diese Verabredung mit Chaz Monroe heute Abend eine ganz, ganz schlechte Idee.

2. KAPITEL

Noch ehe Kim McKinley ihn in der offenen Tür hatte stehen lassen, war Chaz aufgegangen, dass er womöglich in ernsthaften Schwierigkeiten steckte. Fast hätte er alle Regeln des Anstands vergessen. Auf jeden Fall hatte er darüber nachgedacht.

Und sie war auch nicht gerade hilfreich gewesen.

Sich räuspernd blickte er zu Alice, die ihn mit erhobenen Augenbrauen ansah. Nur aufgrund von viel Übung gelang es ihm, den Blick gelassen zu erwidern, bevor er Alice zunickte und zurück in sein Büro trat.

„Verdammt.“

Er hatte sich mehr oder weniger an eine Angestellte herangemacht. Seine Vorstellung, es der hochmütigen McKinley mit gleicher Münze heimzuzahlen, war leider nach hinten losgegangen.

Nicht nur, dass ihr Körper und ihr sexy Duft unglaublich verführerisch waren, nein, auch Kims Gesicht und ihre Stimme waren sehr anziehend. Sie hatte einen leichten Akzent, der verriet, dass sie aus dem Süden stammte. Ihre Stimme klang tief, sinnlich und ähnelte geflüsterten Vibrationen, die durch die überhitzte Luft schwirrten.

Was ihr Gesicht anging …

Es war das Gesicht eines Engels. Die helle, seidig weiche Haut, die fast kindlich wirkende ovale Form, nichts davon deutete auf ihr kratzbürstiges Verhalten hin.

Noch immer spürte er den eindringlichen Blick ihrer braunen Augen auf sich, und über ihre Lippen wollte er lieber gar nicht nachdenken. Rosa Lippen, feucht und leicht geöffnet, so als würden sie nur darauf warten, geküsst zu werden.

Verdammt, wenn er nicht wegen dieser Weihnachtssache ein Hühnchen mit ihr zu rupfen gehabt und an sexuelle Anziehung auf den ersten Blick geglaubt hätte, dann wäre er doch glatt versucht gewesen, ihr auf der Stelle dieses Büro zu übergeben – einfach nur, um ihr näherzukommen.

Alles, nur um diese Lippen kosten zu können.

Oh Mann. Da waren seine Gedanken ja in eine ziemlich unerwartete Richtung abgedriftet. Am liebsten hätte er über sich selbst gelacht. Doch hier ging es um weit mehr. Wenn er in Zukunft ständig mit Kim McKinley zu tun haben würde, dann musste er sich auf die geschäftlichen Dinge konzentrieren. Nicht so einfach angesichts der tollen Brüste, die sich unter dem blauen Kaschmir abgezeichnet hatten.

Verdammt, warum hatte ihm das niemand erzählt?

Er kehrte an seinen Schreibtisch zurück und schüttelte den Kopf. Noch einmal blickte er zur Tür, wo Kim eben noch gestanden hatte, unglaublich niedlich vom Hals an aufwärts und teuflisch verführerisch vom Hals an abwärts.

Es schien so, als hätte Kim nicht vor, den Verlust dieses Büros so einfach hinzunehmen. Sie war wütend, daher war es durchaus möglich, dass sie alles daransetzen würde, ihm entweder aus dem Weg zu gehen oder sich ihm zu widersetzen.

Okay, er hatte sie ein wenig bedrängt und hatte nicht erklärt, dass er hier undercover arbeitete, denn das würde den Sinn der Undercover-Mission ja ad absurdum führen.

War sie in ihrem Job wirklich so gut? Sie hatte anscheinend bisher ausgezeichnete Arbeit geleistet und sah auch noch verdammt gut aus, aber niemand war so unersetzlich, dass er – oder sie – es sich leisten konnte, den neuen Chef innerhalb von sechzig Sekunden nach dem Kennenlernen zu verärgern.

Autor

Linda Thomas Sundstrom
Mehr erfahren