Wenn es plötzlich Liebe ist

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Luke Garnier ist sexy und reich genug, um sich jeden Wunsch zu erfüllen. Fast jeden! Denn als alleinstehender Unternehmer braucht er auf absehbare Zeit einen Erben … Aber deshalb den Bund fürs Leben eingehen? Das muss vielleicht gar nicht sein, denkt Luke und atmet auf, als ihm die zündende Idee kommt: Seine hübsche Assistentin Haley wäre genau die richtige Mutter für sein Kind! Haley ist zuverlässig, loyal und herzlich. Eine Ehe auf Zeit, die perfekte Lösung! Doch als er Haley in den Armen hält, ist Luke von ungeahnt heißer Leidenschaft und tiefer Zärtlichkeit erfüllt …


  • Erscheinungstag 02.03.2010
  • Bandnummer 1605
  • ISBN / Artikelnummer 9783862955817
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

MEMO

Von: Emerald Larson, Geschäftsleitung, Emerald Larson Inc.
An: Meinen Privatsekretär Luther Freemont
Betreff: Mein Enkelsohn Lucien Garnier

Lucien wird die Firma Laurel Enterprises übernehmen und in seine eigene Gesellschaft Garnier Constructions eingliedern. Mir ist zu Ohren gekommen, dass sich mein Enkel mit dem Gedanken trägt, einen Erben hervorzubringen, der seine Unternehmen leiten wird, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, dass sich Lucien zur Ruhe setzt. Wie ich aus äußerst zuverlässiger Quelle weiß, hat er seine Chefsekretärin, Haley Rollins, dazu ausersehen, ihn bei diesem Projekt zu unterstützen. Sie hat sich einverstanden erklärt.

Wenn meine Quelle recht informiert ist – und ich sehe keine Veranlassung anzunehmen, dass sie es nicht ist –, braucht Lucien noch einen Schubs in die richtige Richtung, damit die Angelegenheit zu einem zufriedenstellenden Abschluss kommt. Ich wünsche, dass Sie dahingehend das Nötige in die Wege leiten.

Wie immer verlasse ich mich auf Ihre äußerste Diskretion. Emerald Larson

PROLOG

„Wie stellen Sie sich das vor, Mrs. Larson? Uns kann man nicht einfach kaufen.“ Lucien Garnier gab sich keine Mühe, die klare Absage zu beschönigen. „Außerdem werden Sie mir sicher darin zustimmen, dass nach jetzigem Stand der Dinge keine Rede von irgendeiner Art von verwandtschaftlicher Verbundenheit sein kann.“

Emerald Larson zeigte sich von dieser glatten Abfuhr völlig unbeeindruckt. Sie blickte ruhig über die auf Hochglanz polierte Tischplatte ihres Louis-quatorze-Schreibtischs hinweg und betrachtete die drei Besucher, die vor ihr saßen – ihre inzwischen erwachsenen Enkel, die sie erst kürzlich aufgespürt hatte. Emerald Larson konnte verstehen, dass diese jungen Leute sich in der ganzen Aufregung nicht besonders zugänglich zeigten. Gerade hatten sie erfahren müssen, dass ihr Vater nicht der Mann gewesen war, als der er sich ausgegeben hatte. Nicht der Not leidende Künstler Neil Owens war ihr Vater gewesen, sondern Owen Larson, ein Frauenheld und Playboy reinsten Wassers, dazu Nachkomme einer der reichsten und mächtigsten Frauen der Vereinigten Staaten, nämlich Emerald Larsons. Das mussten die drei Geschwister natürlich erst einmal verarbeiten.

Emerald war alles andere als begeistert gewesen, als sie erfahren hatte, dass ihr jüngst verstorbener Sohn in seiner Jugend eine ansehnliche Schar unehelicher Kinder gezeugt und deren Mütter sitzen gelassen hatte. Seit Emerald das herausgefunden hatte, war sie damit beschäftigt, all jene Kinder von Owen Larson aufzuspüren, ihnen ihre Rechte zu erklären und sie in das Imperium der Emerald Incorporated einzugliedern.

Mit dreien ihrer Enkel war Emerald das bereits geglückt. Jeder von ihnen führte inzwischen eine eigene Firma. Das Unglück war bloß, dass Emerald noch nicht wusste, wie viele Kinder ihr umtriebiger Sohn nun wirklich hinterlassen hatte. Deshalb konnte sie auch nicht sicher sein, alle zu finden.

Erst vor wenigen Monaten war Emerald auf eine Frau gestoßen, die Owen ebenfalls auf seine Art beglückt hatte. Er hatte die junge Französin als Student in San Francisco kennengelernt, mit ihr die Zwillinge Lucien und Jacques gezeugt und war dann von der Bildfläche verschwunden. Zehn Jahre später war Owen jedoch zurückgekehrt und hatte Francesca Garnier abermals ein Kind geschenkt, eine Tochter namens Arielle. Bald darauf hatte er die Familie wieder verlassen.

Der Fall dieser Französin war für Emerald irritierend. Ihr ging es zu Herzen, weil es anscheinend tatsächlich eine Frau in Owens Leben gegeben hatte, die dieser so geliebt hatte, dass er gegen alle Gewohnheit zu ihr zurückgekommen war. Er war also trotz seiner Leichtlebigkeit durchaus imstande gewesen zu lieben. Enttäuschenderweise war dann doch sein ursprüngliches Naturell durchgeschlagen.

Aber Emerald war eine praktisch veranlagte Frau. Was in der Vergangenheit lag, war nicht mehr zu ändern. Sie konzentrierte sich auf die Zukunft. Und als Nächstes wollte Emerald dafür sorgen, dass den Geschwistern Garnier, die jetzt vor ihr saßen, Gerechtigkeit widerfuhr.

„Lucien, ich kann Ihren Unwillen gut verstehen“, setzte sie an. „Aber denken Sie trotzdem über das Angebot nach, das ich Ihnen, Ihrem Bruder und Ihrer Schwester mache. Jeder von Ihnen erhält von mir ein Treuhandkonto mit mehreren Millionen als Startkapital sowie die Möglichkeit, eine meiner Gesellschaften zu übernehmen.“

„Wir brauchen weder Ihr Geld noch Ihre Firmen“, meldete sich nun auch Jacques zu Wort.

„Natürlich sind Sie und Ihr Bruder Lucien selbst wohlhabend genug. Sie brauchen meine Unterstützung sicherlich nicht“, erwiderte Emerald gelassen. Dann lächelte sie Arielle zu, der einzigen Enkeltochter, die sie ausfindig gemacht hatte. „Aber was ist mit Ihnen, meine Liebe? Ich bin sicher, Ihr Gehalt als Lehrerin deckt gerade das Nötigste. Ich biete Ihnen eine finanzielle Sicherheit, sodass Sie sich Ihr Leben lang keine Sorgen mehr machen müssen, weder um sich selbst noch …“

„Arielle ist gut versorgt“, unterbrach Lucien sie schroff. Seine dunkelblauen Augen blitzten auf. „Jake und ich haben uns immer um sie gekümmert. Wir achten schon darauf, dass es ihr an nichts fehlt.“

„Ihr Einsatz für Ihre Schwester ist ohne Frage bewundernswert.“ Emerald zeigte sich unbeeindruckt von Luciens barschem Tonfall. „Nach dem tragischen Tod Ihrer Mutter haben Sie Hervorragendes geleistet, Geld verdient, Ihre Ausbildung abgeschlossen – erstaunlich für kaum Zwanzigjährige.“

„Etwas anderes kam für uns auch gar nicht infrage“, entgegnete Lucien abwehrend.

Emerald entging nicht, dass Arielle von einem zum anderen blickte und sich dann in ihrem Sessel aufrichtete.

„Wenn ich auch mal etwas sagen darf. Ich bin euch beiden unglaublich dankbar für alles, was ihr für mich all die Jahre getan habt. Aber, Luke, ich bin inzwischen alt genug, um auf mich selbst aufzupassen. Und auch, um eigene Entscheidungen zu treffen.“ Sie sah Emerald an. „Auch wenn Luke und Jake an Ihrem Angebot nicht interessiert sind, Mrs. Larson, ich bin es.“

„Das bist du nicht“, riefen die Brüder wie aus einem Mund und durchbohrten sie geradezu mit ihren Blicken.

„Oh doch.“

Emerald ging das Herz auf, als sie erlebte, wie ihre einzige Enkeltochter sich beherzt behauptete und sich von ihren Brüdern nicht einschüchtern ließ. Unwillkürlich dachte Emerald daran, wie sie selbst vor ungefähr fünfzig Jahren gewesen war.

„Ihr beide könnt ja tun, was ihr wollt. Ich für meinen Teil nehme das Treuhandkonto gern und übernehme auch gern eine der Firmen, welche auch immer Mrs. Larson mir übertragen möchte.“

Emerald erkannte sofort, dass die Uneinigkeit der drei der Punkt war, an dem sie ansetzen konnte, um ihr Vorhaben zum Erfolg zu führen. „Wenn Sie mich bitte für einen Moment entschuldigen wollen“, sagte sie und erhob sich aus ihrem Sessel hinter dem Schreibtisch. „Ich muss mich kurz um eine Angelegenheit kümmern, die leider keinen Aufschub duldet. Sie können in der Zwischenzeit ja noch einmal in Ruhe über meine Vorschläge sprechen.“ Sie ging zur Tür, drehte sich aber, bevor sie hinausging, noch einmal um und meinte: „Aber denken Sie bitte daran. Es gilt alles oder nichts. Entweder Sie alle drei nehmen mein Angebot an, oder ich ziehe es zurück.“

Sie ging ins Vorzimmer und schloss die Tür hinter sich. Dann wandte Emerald sich an ihren Privatsekretär, der dort hinter seinem Schreibtisch saß. „Luther, bereiten Sie bitte die Papiere für meine Enkel zur Unterschrift vor.“

„Haben die Herrschaften Ihre großzügige Offerte angenommen?“, erkundigte sich Luther Freemont in seinem für Menschen von der Ostküste typischen etwas gespreizten Ton, während er die Akte aus einer Schublade hervorholte.

Emerald warf einen Blick auf die geschlossene Tür, hinter der die Geschwister Garnier sich nun sicher die Köpfe heiß redeten, und lächelte zufrieden. „Noch nicht ganz. Aber keine Bange, sie werden.“

Ursprünglich hatte sie ihr Geschenk an die drei nicht an Bedingungen knüpfen wollen, aber die Sturheit der Zwillinge Lucien und Jacques ließ Emerald keine Wahl. Sie kannte das Geschäft gut genug. Fünfzig Jahre lang hatte sie sich in dem von Männern dominierten Haifischbecken der Geschäftswelt behauptet. Da hatte sie gelernt, Chancen zu erkennen und auch wahrzunehmen. Sie bekam immer, was sie wollte.

Zuversichtlich warf sie einen Blick auf die Uhr an der Wand hinter Luthers Schreibtisch. Jetzt müssten die Geschwister genug Zeit gehabt haben, um sich zu einigen, entschied sie.

„Ich piepe Sie kurz an, wenn sie so weit sind, dass sie unterschreiben“, sagte sie zu ihrem Sekretär und ging wieder in ihr Büro.

Als sie es betrat, saßen die Zwillinge und Arielle wie zuvor auf ihren Plätzen vor dem Schreibtisch. Emerald lächelte ihnen zu. Es war an der Zeit, dass auch diese Enkel in ihr Lebenswerk eingebunden wurden.

1. KAPITEL

„Haley, streichen Sie alle Termine für heute! Und kommen Sie in fünf Minuten in mein Büro. Es gibt Arbeit.“

Haley Rollins sah ihrem Chef Lucien Garnier erstaunt hinterher, nachdem er an ihr vorübergerauscht war. Während der letzten fünf Jahre war jeder Werktagmorgen in der Chefetage des Bauunternehmens Garnier Construction gleich abgelaufen. Lucien Garnier – oder Luke Garnier, wie er es lieber hörte – erschien für gewöhnlich um Punkt acht Uhr dreißig, bat um seinen Kaffee und erwartete Haley kurz darauf in seinem Büro, damit sie Bericht erstattete und sie über die Termine des Tages sprechen konnten. Heute jedoch war Luke Garnier eine halbe Stunde früher als sonst in der Firma und hatte über den Kaffee noch kein Wort verloren.

Haley wusste, welch großen Wert ihr Boss auf verlässliche Gewohnheiten legte, und kam aus dem Staunen nicht heraus. Was war geschehen? Irgendetwas war im Busch, und zweifellos war es etwas Bedeutsames. Haley kannte Luke gut genug, um es ihm am Gesicht ablesen zu können, dessen markante Züge sie insgeheim bewunderte. Mit einem Schlag war die Montagmorgenmüdigkeit wie weggeblasen.

Haley griff zum Telefon und hatte nach einigen Minuten die Verabredungen für diesen Tag abgesagt. Dann verschwand sie für eine kleine Weile in der Teeküche, um Luke einen Kaffee zu kochen. Den Kaffeebecher in der Hand und ihren Block unter dem Arm, erschien Haley kurz darauf in Lukes Büro.

Auf dem Weg zu Luke Garniers Schreibtisch stockte ihr der Atem. Luke hatte sich seines Jacketts entledigt und es über die Lehne seines Schreibtischsessels gehängt. Nun stand er mit dem Rücken zu ihr vor dem großen Fenster und betrachtete offensichtlich gedankenverloren die betriebsame City von Nashville. Seine Hände steckten tief in den Hosentaschen, und dabei spannte der graue Stoff seiner Hose leicht über seinem sexy Po, sodass Haley bei diesem Anblick fast der Kaffeebecher aus der Hand gefallen wäre.

Vorsichtig stellte sie den Becher auf den Schreibtisch und warf noch einmal einen verstohlenen Blick auf Lukes schmale Hüften, die in einem äußerst anziehenden Gegensatz zu dem breiten Rücken standen, dessen Konturen sich unter dem tadellosen, gebügelten, maßgeschneiderten Oberhemd abzeichneten. Haley war froh darüber, dass Luke nach draußen schaute, denn sonst hätte er sicher gemerkt, dass sie ihn anstarrte.

„Sie sind ein bisschen spät“, meinte Luke, ohne sich umzudrehen.

Haley sammelte sich. „Es tut mir leid. Ich musste noch telefonieren, um die Termine abzusagen.“

Darüber, dass er ihr Eintreten bemerkte, obwohl der dicke Teppich das Geräusch ihrer Schritte schluckte, wunderte sie sich schon lange nicht mehr. Luke Garnier entging so leicht nichts.

„Nehmen Sie Platz, Haley. Wir müssen eine Angelegenheit besprechen.“

Haley zuckte kaum merklich zusammen und überlegte sofort, was sie falsch gemacht haben könnte. Die einzige Verfehlung, der sie sich bewusst war, bestand darin, dass sie sich schon beim Einstellungsgespräch hoffnungslos in ihren Chef verliebt hatte und in den letzten fünf Jahren nichts an diesem Zustand hatte ändern können. Immerhin achtete Haley peinlich genau darauf, dass er davon nichts mitbekam. Sie war immer in der Rolle der kühlen, sachlichen, zuverlässigen und kompetenten Sekretärin geblieben.

Zögernd nahm sie in dem ledernen Besuchersessel vor seinem Schreibtisch Platz. Noch einmal überlegte sie. Nein, sie konnte sich nicht vorstellen, dass er hinter ihre wohl verborgenen Gefühle gekommen war. Luke Garnier war zwar ein sehr genauer und scharfsinniger Beobachter, der so gut wie jeden durchschaute. Andererseits blendete er jedoch alles aus, was ihn von seinem Ziel ablenken konnte. Und das war seine Firma, die Garnier Construction, voranzubringen. Seine Arbeit war für ihn wie eine anspruchsvolle Geliebte, der er sich mit Haut und Haar verschrieben hatte.

„Wie war ihr Trip nach Wichita am Wochenende?“, fragte Haley, um wenigstens etwas zu sagen, während Luke immer noch in Schweigen versunken am Fenster stand. Er hatte ihr nicht verraten, warum er nach Kansas gereist war, wozu er sich offenbar erst in letzter Minute entschlossen hatte. Haley hatte jedoch das Gefühl, dass sein ungewohnt frühes Erscheinen im Büro mit diesem kurzen Trip zusammenhängen musste. „War es ein Erfolg?“

Den Rücken ihr zugewandt, hob Luke langsam die Schultern und ließ sie wieder fallen. Endlich drehte er sich zu ihr um. „Kommt ganz darauf an, von welcher Seite man es betrachtet.“

Die orakelhafte Antwort irritierte Haley. Sie konnte sich nicht genug über ihn wundern. Luke war für gewöhnlich ein Mann der klaren Worte und der festen Entscheidungen. Alles Vage und Zweideutige war ihm sonst vollkommen fremd. Haley runzelte die Stirn. „So ganz verstehe ich nicht, was Sie meinen.“

Er warf ihr einen Blick aus seinen stahlblauen Augen zu, unter dem sie gleich ein Stück tiefer in ihren Sessel rutschte. „Das habe ich auch nicht erwartet“, meinte er. Eine Weile fixierte er sie mit diesem Blick und schien zu überlegen, wie viel er ihr sagen sollte. Schließlich erklärte er: „Ich bin seit diesem Wochenende Besitzer von Laurel Enterprises.“

Haley blieb der Mund offen stehen. „Im Ernst? Das ist ja großartig, Luke.“ Laurel Enterprises gehörte zu den größten und erfolgreichsten Bauunternehmen. In ganz Tennessee standen zahlreiche Ferienhäuser und Eigenheime im Blockhausstil, die Laurel Enterprises errichtet hatte. „Da darf man wohl gratulieren. Aber wie haben Sie es bloß geschafft, Emerald Larson dazu zu bringen, an Sie zu verkaufen?“

Haley machte keinen Hehl aus ihrer Bewunderung. Luke hatte schon eine Reihe von spektakulären Coups gelandet. Aber dieser war der größte, von dem Haley wusste. Mit der eisenharten Geschäftsfrau Emerald Larson zu verhandeln galt weithin als eine der größten Herausforderungen in der Branche.

„Sagen wir mal, ich hatte einen kleinen Startvorteil auf der Innenbahn“, antwortete Luke, ohne näher auf Einzelheiten einzugehen.

Haley, die als seine rechte Hand seine Unternehmensphilosophie und seine hochgesteckten Ziele genauso gut kannte wie er selbst, wunderte sich wieder. Warum war Luke angesichts dieses Triumphes nicht euphorischer? Immerhin hatte er jetzt die Größe seines bisher nicht unbedeutenden Unternehmens auf einen Schlag nahezu verdoppelt. Aber dafür wirkte ihr Chef seltsam gelassen.

Sie wusste, dass es nichts nützte, ihn mit Nachfragen zu bedrängen. Wenn er ihr etwas von diesem Deal erzählen wollte, würde er es tun. Wenn nicht, könnte sie ihn nicht dazu bewegen. „Das trifft sich ja hervorragend mit den Expansionsplänen, die Sie ohnehin hatten“, sagte Haley fröhlich. „Soll ich gleich einen Termin mit der Anwaltskanzlei machen, um die Einzelheiten der Verträge aushandeln zu lassen?“

„Nicht nötig. Das habe ich am Wochenende schon selbst in die Wege geleitet.“

„Oder brauchen Sie einen Termin mit der Hausbank?“

„Auch nicht nötig. Die Laurel Enterprises kosten mich keinen Cent. Das habe ich bereits schriftlich.“

Haley glaubte, sich verhört zu haben. „Keinen Cent? Das gibt es doch gar nicht!“

Ihre Blicke trafen sich. Haley wurde jedes Mal ganz merkwürdig zumute, wenn sie in seine blauen Augen sah. „Ich kann es einfach nicht glauben“, fuhr sie verwirrt fort. „Und das mit Emerald Larson. Sie gehört zu den Top Twenty der Wirtschaftskapitäne der Vereinigten Staaten und hat ihren Ruf als hartgesotten nicht umsonst. Die verschenkt doch nicht einfach ein gesundes Unternehmen?“

„Nun“, entgegnete Luke fest, „das war nicht, worüber ich mit Ihnen reden wollte.“ Er lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück. „Jetzt, da mir seit diesem Wochenende das größte Bauunternehmen im Süden gehört, bin ich ins Nachdenken gekommen. Ich brauche Kontinuität und will auch für die Zeit vorsorgen, wenn ich einmal nicht mehr da bin. Mit anderen Worten: Was ich brauche, ist ein Nachfolger, und das kann in meinen Augen nur ein leiblicher Nachkomme sein.“

Dies war offenbar ein Tag für Überraschungen. Erst hatte keine Geringere als Emerald Larson eine ihrer Firmen verschenkt, dann entdeckte Luke unvermutet seinen Kinderwunsch. „Wie kommen Sie denn auf diese Idee?“ Harley biss sich auf die Zunge, aber die Frage war bereits ausgesprochen.

Luke verzog keine Miene. „Meine Geschwister interessieren sich überhaupt nicht für das Baugewerbe. Sie sind beide glücklich in ihren Jobs, Jake als prominenter Scheidungsanwalt und Arielle mit ihren Vorschulkindern. Ich will aber, dass irgendwann jemand mein Unternehmen übernimmt und mein Lebenswerk weiterführt. Deshalb suche ich eine Leihmutter.“

Haley machte ein ungläubiges Gesicht und gab sich auch keine besondere Mühe, ihr Befremden zu überspielen. „Sie sind um die Nachfolge besorgt und wollen deshalb ein Kind in die Welt setzen? Finden Sie das nicht selbst ein bisschen übertrieben? Ein Kind zu haben ist immerhin eine große Verantwortung.“

Luke ließ sich nicht beirren. „Was soll daran übertrieben sein? Ich halte das für das einzig Sinnvolle. Der Name Garnier soll auch in den kommenden Jahrzehnten für Qualität und Verlässlichkeit in der Baubranche stehen. Das ist ein Markenname, der nicht einfach untergehen darf.“

„Und Sie meinen, wenn Sie ein Kind zeugen, ist es damit getan?“

„Jedenfalls ist damit der Grundstock dessen gelegt, was ich vorhabe.“

„Aber es wird viele Jahre dauern, bevor dieser Mensch sich auch nur annähernd etwas unter dem vorstellen kann, was Sie hier machen.“

„Ein Grund mehr, so früh wie möglich mit dem Projekt zu beginnen.“ Luke fing Haleys Blick auf und wusste, dass sie dachte, er hätte den Verstand verloren. Was er tatsächlich verstehen konnte. Schließlich war er sich nicht einmal selbst sicher, ob er noch ganz bei Sinnen war.

Andererseits hatte Emeralds Vorgehen ihn beeindruckt. Die Hartnäckigkeit, mit der diese Frau versuchte, die Familie in ihr Imperium zu integrieren, hatte ihm nicht nur Respekt abgenötigt, sondern ihn auch davon überzeugt, dass ein solches Lebenswerk unbedeutend wird, wenn es nicht weitergeführt wird. Darum brauchte Luke jemanden, der die Unternehmensleitung übernahm, wenn er einmal das Kommando abgab und sich zurückzog.

Die Frage hatte Luke ein paar schlaflose Nächte bereitet, aber inzwischen stand es für ihn fest. Wenn er sichergehen wollte, dass Garnier Construction auch nach seinem Ausscheiden blühen und gedeihen konnte, musste er einen Nachfolger frühzeitig aufbauen. Und wer hätte einen legitimeren Anspruch darauf, seine Nachfolge anzutreten, als sein eigener Sohn?

Luke war zu dem Entschluss gekommen, und davon würde er nicht abrücken. Er stellte sich vor, wie er den Jungen, schon während er noch klein war, auf die Baustellen mitnehmen und ihm alles zeigen würde. Nach und nach würde der Junior verstehen, was er sah. Das Geschäft würde ihm in Fleisch und Blut übergehen, und am Ende würde er es aus dem Effeff beherrschen und gegen die Fallstricke des Gewerbes gefeit sein wie kein anderer.

„Sie wollen also tatsächlich eine Frau engagieren, die Ihr Kind bekommen soll?“ Haleys Frage riss Luke aus seinen Gedanken.

„Sicher.“

Er nahm es ihr nicht übel, dass es ihr schwerfiel, sich mit einer solchen Idee vertraut zu machen. Ihm war es anfangs nicht anders ergangen. Aber dann hatte sein Plan allmählich Gestalt angenommen. Die Sache erschien Luke nun nicht bloß immer vernünftiger, sondern sogar immer notwendiger. Auch dass er eine Leihmutter suchen musste, kam ihm logisch vor. Warum auch nicht? Es gab renommierte und seriöse Agenturen. Sich selbst auf die Suche nach einer geeigneten Frau zu begeben, würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen und war zu unsicher. Denn selbst wenn er eine fand, musste er diese Frau erst davon überzeugen, ein Kind von ihm zur Welt zu bringen, ohne dass es für sie die geringste Chance auf eine gemeinsame Zukunft gab. Diese ganze Mühe fiel weg, wenn er eine Frau fand, die für sich die Entscheidung getroffen hatte, Leihmutter zu werden.

„Denken Sie doch einmal nach“, meinte er zu Haley. „Es ist das Vernünftigste, was ich tun kann.“

Sie sah ihn skeptisch an. „Für Sie vielleicht. Mir erschließt sich diese Art von Logik nicht ganz. Tut mir leid.“

Luke wusste selbst nicht, was ihn dazu trieb, sich seiner Sekretärin zu erklären. Er machte sich auch sonst nicht die Mühe, seine Entscheidungen zu begründen, er traf sie einfach. Aber jetzt war es ihm plötzlich wichtig, dass Haley seine Beweggründe verstand.

„Sehen Sie“, setzte er erneut an. „Ich brauche einen Erben. Eine Frau habe ich nicht und möchte auch keine haben. Da ist es doch ganz logisch, sich nach einer entsprechenden Dienstleistung umzusehen. Und dazu gibt es Leihmütter. Ich bekomme, was ich will, bezahle dafür, gehe aber keine weitergehenden Verpflichtungen ein. Und wenn das Kind auf die Welt gekommen ist, bekommt sie ihr Honorar, ich meinen Erben, jeder geht zufrieden seiner Wege.“

„Sie wollen das wirklich so durchziehen?“ Haley war alles andere als überzeugt.

„Ja.“ Er beugte sich vor und sah sie ernst an. „Und deshalb brauche ich jetzt Ihre Unterstützung. Suchen Sie bitte die entsprechenden gesetzlichen Bestimmungen dieses Bundesstaats heraus, und stellen Sie eine Liste seriöser Agenturen zusammen. Es wäre schön, wenn ich beides heute Mittag auf dem Schreibtisch hätte.“

Haley erhob sich. „Brauchen Sie noch etwas?“

„Nein, danke, das ist fürs Erste alles.“

Er sah ihr nach, als Haley das Büro verließ und die Tür hinter sich schloss. Luke war nicht entgangen, dass sie sein Vorhaben missbilligte. Aber er kannte sie auch lange genug, um zu wissen, dass kein Wort des Widerspruchs über ihre Lippen kommen würde. Das war eine der Eigenschaften, die er an seiner patenten Sekretärin so schätzte. Überhaupt war sie nahezu perfekt – kompetent, schnell, gründlich. Außerdem hatte sie einen untrüglichen Instinkt für das Geschäft, der sich mit seinem messen konnte.

Ein Stunde später seufzte Haley leise und erleichtert auf, als sie die Internetseite schloss. Es sah ganz danach aus, dass Luke seinen Plan aufgeben musste. Alle Informationen, die sie gefunden hatte, stimmten in einem Punkt überein: Im Staat Tennessee war es nach dem Gesetz nur verheirateten Paaren möglich, die Dienste einer Leihmutter in Anspruch zu nehmen.

Sie biss sich auf die Unterlippe und warf einen Blick auf die geschlossene Tür, die ihres von Lukes Büro trennte. Haley hatte keine Schwierigkeiten damit, jedem – auch Luke – zuzugestehen, dass man sich ein Kind wünschte. Nur waren ihr in Lukes Fall die Motive mehr als suspekt. Ein Kind zu wollen, weil die Garnier-Firma in fünfundzwanzig oder dreißig Jahren einen neuen Generaldirektor brauchte! Das fand Haley äußerst fragwürdig. Allerdings konnte sie sich jetzt schon ausrechnen, dass Luke trotzdem nicht so schnell aufgab. Das hatte er noch nie getan, wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte. Bisher hatte er immer einen Weg gefunden und seinen Willen bekommen.

Bei dieser Angelegenheit hatte Haley ein so ungutes Gefühl, dass sie es nicht vertreiben konnte. Eine ihrer Freundinnen hatte kürzlich ein Baby bekommen und ihr eine Geburtsanzeige geschickt. Seitdem hatte Haley häufiger daran gedacht, wie schön es wäre, eines Tages selbst ein Kind zu haben. Und wenn sie ihren Träumen nachhing, fühlte sie, dass sie alles darum geben würde, um Luke den Wunsch nach einem Erben selbst zu erfüllen. Aber es war müßig, sich solchen Gedanken hinzugeben. Luke hatte in all den Jahren in ihr nie etwas anderes gesehen als seine gut funktionierende Sekretärin. Darüber hinaus war sie genau auf das aus, was er scheute wie der Teufel das Weihwasser: Sie wollte Liebe und Heirat und das glückliche Familienleben führen, das ihr nie vergönnt gewesen war.

Langsam stand sie auf, ging zu Lukes Tür und klopfte an. Haley musste sich diese Gedanken aus dem Kopf schlagen.

Fürs Erste hatte es sowieso wenig Sinn, sich mit diesen Ideen auseinanderzusetzen. Denn selbst für Luke ging es nicht weiter, denn seinem Vorhaben stand ein Gesetz entgegen, das er nicht ignorieren konnte.

Als sie die Tür öffnete und ins Büro schaute, war Luke gerade dabei zu telefonieren. Er winkte sie herein und bedeutete ihr mit einer Handbewegung, Platz zu nehmen.

„Ich werde am Sonnabend bei Ihnen sein“, sagte er ins Telefon. „Arrangieren Sie eine Abteilungsversammlung in der Verwaltung für mich. Danach würde ich mir gern die Arbeitsplätze ansehen und Gelegenheit haben, mit den Mitarbeitern zu sprechen. Bis dahin können Sie aber den Beschäftigten schon einmal versichern, dass ich nicht vorhabe, großartige Veränderungen einzuführen. Die Jobs werden genauso sicher bleiben, wie sie es waren, als Laurel Enterprises noch zur Emerald Inc. gehört hat.“

Er verabschiedete sich, dann legte er auf und wandte sich Haley zu. „Haben Sie die Liste der Agenturen schon fertig?“

„So weit bin ich gar nicht gekommen. Ihr Vorhaben hat nämlich leider einen kleinen Haken.“

„Und der wäre?“, fragte er und zog die Augenbrauen hoch.

„Der Staat Tennessee erlaubt es nur verheirateten Paaren, eine Leihmutter zu betrauen.“

Schweigend ließ er sich gegen die hohe Rückenlehne seines Schreibtischsessels sinken und rieb sich den Nacken. Luke war von dieser Neuigkeit sichtlich nicht begeistert. „Irgendwelche Ausnahmen?“

Autor

Kathie De Nosky
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