Collection Baccara Band 0319

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Wie heiratet man einen Milliardär von Orwig, Sara
Das kommt davon, wenn eine heiße Nacht einem den Verstand raubt! Plötzlich ist Milliardär Matt Rome mit der Kellnerin Brianna verheiratet. Sie ist so ganz anders als die High-Society-Ladys - und unglaublich verführerisch. Tagsüber stellt sie sein Leben auf den Kopf, und nachts …

Eine Nacht ist nicht genug von Celmer, Michelle
Fassungslos starrt Katy ihren verwitweten Schwager Adam an. Der Ölmulti will unbedingt einen Erben! Da hat Katy eine Idee: Und wenn sie nun sein Kind austrägt? Was wird der Mann, für den sie schon lange heimlich schwärmt, zu ihrem gewagten Vorschlag sagen?

Gefährlich heiße Leidenschaft von Conrad, Linda
FBI-Agentin Dana Aldrich weiß viel über den steinreichen, skandalumwitterten Danforth-Clan. Aber als sie den Job als Bodyguard von Marc Danforth annimmt, lernt sie noch etwas dazu: Marc ist sexy, clever, ein toller Lover - und er schwebt in Lebensgefahr!


  • Erscheinungstag 18.08.2012
  • Bandnummer 0319
  • ISBN / Artikelnummer 9783864946592
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Sara Orwig, Michelle Celmer, Harlequin Books S.A.

COLLECTION BACCARA, BAND 319

SARA ORWIG

Wie heiratet man einen Milliardär?

„Heirate mich – und du hast ausgesorgt!“ Natürlich sagt die Kellnerin Brianna Ja. Zwei Jahre Vernunftehe mit dem milliardenschweren Matt Rome, der statt eines Herzens eine Rechenmaschine hat, wird sie schon aushalten. Doch die Hochzeitsnacht mit ihrem frisch gebackenen Ehemann spricht nicht die Sprache der Vernunft – sondern der Leidenschaft …

MICHELLE CELMER

Eine Nacht ist nicht genug

Liebe? So ein Unsinn. Damit hat ihr Arrangement nichts zu tun. Davon ist der Ölmulti Adam Blair überzeugt. Was er braucht, ist ein Erbe. Und dafür braucht er wiederum eine Frau: Katy Huntly. Neun Monate werden sie zusammen sein, bis er sein Baby sicher in den Armen hält. Doch alles kommt anders, denn Adam erkennt: Nicht nur ein Baby braucht Liebe …

HARLEQUIN BOOKS S.A.

Gefährlich heiße Leidenschaft

Wie kann eine Leibwächterin nur so verdammt sexy sein! Dabei hat Marc Danforth auch ohne Dana Aldrich genug Probleme: Er steht unschuldig unter Verdacht, und jemand trachtet ihm nach dem Leben. Und nun ist da auch noch Dana, die Tag und Nacht bei ihm ist. Wie soll er das Verlangen unterdrücken, wenn jeder Kuss sein letzter sein könnte?

1. KAPITEL

Oktober

Matt Rome saß in einem der besten Steakhäuser in Cheyenne, Wyoming. Kellner eilten zwischen den weiß gedeckten Tischen hin und her, und flackernde Kerzen tauchten den Raum in gedämpftes Licht. Matt war dorthin auf einen Kaffee zurückgekehrt, nachdem er seine Freundin – na ja, Exfreundin inzwischen – nach Hause gebracht hatte.

Nach der Trennung von Nicole hatte er nämlich beschlossen, endlich einen schon länger gehegten Plan in die Tat umzusetzen. Vor einigen Wochen hatte er dem Oberkellner ein großzügiges Trinkgeld zugesteckt, um ausschließlich von Brianna Costin bedient zu werden. Aufmerksam beobachtete er nun, wie sie freundlich die Gäste versorgte und dass ihr die zweifellos harte Arbeit keinerlei Stress zu bereiten schien.

Wieder einmal bestätigte sich sein Eindruck, dass sie eine der schönsten Frauen war, die er je gesehen hatte. Sie war groß gewachsen, hatte eine tolle Figur und makellose Haut. Dass sie nur eine Kellnerin war, stand seinem Plan nicht im Weg, ganz im Gegenteil, ihre Stellung und ihr Einkommen machten sie wahrscheinlich umso kooperativer. Sie eignete sich perfekt für eine Ehe auf dem Papier.

Matt musste allmählich handeln, denn bisher hatte er keine passende Kandidatin gefunden, und die Zeit lief ihm davon. Ein paarmal hatte er mit dem Gedanken gespielt, Nicole einen Heiratsantrag zu machen, doch vorhin hatte er diese Idee verworfen. Sie hatte ihm nämlich ein Ultimatum gestellt: Er sollte entweder mehr Zeit mit ihr verbringen oder aus ihrem Leben verschwinden. Da Ersteres für Matt keine Option war, hatten sie sich nach einer heftigen Auseinandersetzung getrennt.

Als er Brianna beobachtete, fiel ihm wieder auf, wie flott sie arbeitete und wie höflich sie war – wenn auch sehr distanziert. Abgesehen von ihrer Arbeit schien sie keinerlei Interesse an ihren Gästen zu haben. Manchmal blickte sie zwar in seine Richtung, wollte sich damit jedoch bestimmt nur vergewissern, dass er gut versorgt war. Er selbst hatte sich sein Interesse an ihr allerdings bisher auch nicht anmerken lassen.

Sie kam an seinen Tisch, um ihm Kaffee nachzuschenken. „Möchten Sie noch etwas?“, fragte sie.

Ihr Blick aus den grünen Augen, umrahmt von dichten schwarzen Wimpern, löste eine archaische Reaktion bei Matt aus. „Allerdings“, antwortete er. „Ich bin extra Ihretwegen zurückgekommen. Ich würde nach der Arbeit gern mit Ihnen reden.“

„Tut mir leid, aber ich verkehre privat nicht mit unseren Gästen“, antwortete sie kurz angebunden.

Matt war es nicht gewohnt, von einer Frau abgewiesen zu werden. Er unterdrückte ein Lächeln. „Es handelt sich nur um ein kurzes Gespräch. Keine Sorge, Sie können mir vertrauen“, fügte er hinzu und gab ihr eine Visitenkarte. „Ich heiße übrigens Matt Rome.“

„Ich weiß, wer Sie sind“, antwortete Brianna. „Jeder hier in Cheyenne kennt Sie, Mr Rome.“ Sie steckte die Karte ein, ohne einen Blick darauf geworfen zu haben.

„Wie wär’s, wenn wir in den Talon Club gingen?“, schlug Matt vor. Es handelte sich um einen exklusiven Privatklub auf dem Dach eines der größten Gebäude der Stadt.

„Danke, aber ich bezweifle, dass man mich dort reinlassen würde – ich bin schließlich kein Mitglied“, antwortete Brianna.

„Wir könnten uns vorher in der Lobby des Gebäudes treffen. In meiner Begleitung lässt man Sie auf jeden Fall hinein.“

Sie zögerte einen Moment. „Ich habe das Gefühl, dass Sie etwas ganz Bestimmtes von mir wollen“, antwortete sie schließlich. „Und da ich nicht Ihre Zeit verschwenden will, sage ich lieber gleich Nein.“

Wieder unterdrückte Matt ein Lächeln. „Ich versichere Ihnen, dass Sie voreilige Schlüsse ziehen. Was ich Ihnen zu sagen habe, wird Ihnen gefallen, versprochen.“

Brianna sah ihn prüfend an – zum ersten Mal überhaupt mit voller Aufmerksamkeit. Als sie jedoch nichts sagte, wurde Matt unruhig. Anscheinend war es ihm nicht gelungen, sie zu überzeugen. „Befürchten Sie vielleicht, hier nicht frei reden zu können?“, fragte er.

„Das auch. Und für den Club bin ich nicht gerade angemessen gekleidet.“

Brianna trug, was alle Kellner in diesem Restaurant trugen – eine schwarze Hose und eine schwarze Bluse. An ihr sah das Ensemble jedoch stilvoll und edel aus. „Machen Sie sich darüber mal keine Sorgen“, antwortete Matt und atmete innerlich erleichtert auf. Anscheinend hatte er doch noch eine Chance.

„Na schön, dann treffen wir uns eben um Viertel vor zwölf in der Lobby“, sagte Brianna widerstrebend.

„Ausgezeichnet!“ Insgeheim musste Matt über seine Erleichterung lachen. Brianna machte es ihm wirklich ungewöhnlich schwer, aber seltsamerweise war er eher belustigt als genervt.

„Möchten Sie noch etwas bestellen?“, fragte sie.

Er nahm seine Kaffeetasse. „Nein danke, ich habe genug Kaffee getrunken. Ich möchte jetzt gern bezahlen, damit Sie den Tisch abräumen können.“ Brianna drehte sich um, um seine Rechnung zu holen.

Sich innerlich zu seinem Sieg gratulierend, sah er ihr hinterher. Die breiten Träger ihrer weißen Schürze betonten ihre schmale Taille, und unter der schwarzen Hose zeichneten sich die Konturen ihrer Beine ab. Wie sie wohl nackt aussahen? Offensichtlich waren sie lang und schlank. Schade, dass das Personal in diesem Steakhouse keine freizügigere Kleidung trug.

Die Zeit in der Lobby des Gebäudes, in dem sich der Talon Club befand, zog sich endlos lang hin, bis Brianna endlich in der Drehtür erschien und auf Matt zukam. Sie hatte ihre Schürze abgelegt und ihr während der Arbeit hochgestecktes schwarzes Haar gelöst, das jetzt offen über ihre Schultern fiel. Fasziniert beobachtete Matt ihren leichten Hüftschwung. Ihm wurde plötzlich ganz heiß. „Schön, dass Sie gekommen sind“, begrüßte er sie.

„Ich weiß noch nicht, ob ich das auch so sehe. Ich möchte erst einmal unser Gespräch abwarten.“

Matt lachte. „Seit der ersten Klasse hat kein weibliches Wesen mehr so mit mir gesprochen.“ Er hatte gehofft, ihr mit dieser Bemerkung ein Lächeln abzugewinnen, aber Brianna verzog keine Miene. „Okay, lassen Sie uns etwas trinken gehen“, schlug er vor und führte sie zu den Fahrstühlen.

„Haben Sie deshalb an einem meiner Tische sitzen wollen, weil Sie mit mir reden wollten?“, fragte Brianna ihn auf dem Weg nach oben.

„Nicht nur. Der Hauptgrund war, dass Sie sehr gut in Ihrem Job sind.“

„Danke“, antwortete sie kurz angebunden. Matt hatte allmählich den Verdacht, dass sie nur gekommen war, weil sie das Gespräch so schnell wie möglich hinter sich bringen, und dann nach Hause fahren wollte. Ihr offensichtliches Desinteresse verblüffte ihn.

Ein Kellner führte sie zu einem Fensterplatz, der Blick über die Stadt war faszinierend. Ebenso wie der Glanz in ihrem schwarzen Haar, als sie sich im Kerzenschein über die Karte beugte. Nachdem sie ihre Getränke bestellt hatten, hob sie den Blick zu Matt.

„Ich muss etwas Wichtiges mit Ihnen besprechen“, sagte er.

In ihren Augen flackerte etwas auf, das Matt nicht recht deuten konnte. Für einen flüchtigen Moment hatte sie ihn angesehen, als fühlte sie sich genauso zu ihm hingezogen wie er sich zu ihr. Er räusperte sich. „Brianna, ich muss Ihnen gestehen, dass ich Nachforschungen über Sie habe anstellen lassen.“

„Wie kommen Sie dazu? Das ist ein Eingriff in meine Privatsphäre!“, entgegnete sie scharf.

„Keine Sorge, das meiste, was ich herausgefunden habe, ist kein Geheimnis. Zum Beispiel, dass Sie aus Blakely, Wyoming, stammen und die Erste aus Ihrer Familie sind, die eine Universität besucht. Und dass Sie von hier aus zur Wyoming University in Laramie pendeln, was mich ehrlich gesagt erstaunt.“

„Ich habe hier einen guten Job und muss in diesem Semester dank der Online-Seminare nur dienstags und donnerstags zur Uni“, erklärte sie ihm. „Was wissen Sie noch über mich?“

„Dass Sie fünf Geschwister haben – zwei verheiratete Schwestern und drei jüngere Brüder, von denen einer noch zur Highschool geht. Sie selbst stehen kurz vor dem College-Abschluss und möchten danach Jura studieren.“

„Stimmt. Lassen Sie eigentlich jede Frau ausspionieren, mit der Sie ausgehen wollen?“, fragte sie irritiert.

Matt ging nicht auf diese Bemerkung ein. „Wie läuft Ihr Studium so?“, fragte er.

„Das wissen Sie doch bestimmt auch schon. Ich gehöre zu den Besten meines Jahrgangs.“

„Sehr lobenswert. Ich weiß übrigens auch, dass es zurzeit keinen Mann in Ihrem Leben gibt, was mich ebenfalls überrascht. Sie sind eine sehr schöne Frau.“

„Danke“, antwortete sie knapp.

„Natürlich weiß ich nichts darüber, was Sie persönlich bewegt. Was haben Sie über das Studium hinaus für Interessen? Was macht Ihnen Spaß“, fragte er. „Erzählen Sie, ich möchte gern mehr über Sie erfahren.“

„Irgendwie habe ich gerade das Gefühl, in einem Bewerbungsgespräch zu sitzen“, antwortete Brianna genervt, ging jedoch trotzdem auf seine Frage ein. „Ich mag kalte Winternächte, Kaminfeuer und geröstete Marshmallows. Ich finde es sehr befriedigend, meine Ziele zu erreichen, und ich wohne gern in der Stadt.“

Als Matt ihr zuhörte, fiel ihm auf, dass sie von Nahem betrachtet sogar noch schöner war als aus der Distanz. Ihre grünen Augen mit den dichten Wimpern waren absolut faszinierend. Wie ihr Blick sich wohl im Augenblick der Leidenschaft veränderte? Ihre vollen roten Lippen weckten in ihm den spontanen Wunsch, sie zu küssen. Und ihre Stimme war total sexy.

„Haben Sie irgendwelche Träume?“, fragte er, um ihr näherzukommen. Sie war sehr reserviert, aber vermutlich machte sie in ihrem Job ständig schlechte Erfahrungen mit aufdringlichen Männern.

„Ich träume davon, Anwältin zu werden, vollkommen unabhängig zu sein und meine Familie zu unterstützen.“

„Und privat? Keine Hoffnungen und Sehnsüchte?“

Sie lächelte – zum ersten Mal an diesem Abend. „Doch. Ich würde gern reisen – Dinge sehen, die ich noch nie vorher gesehen habe. Palmen und das Meer zum Beispiel. Und die Tropen. Ich bin bisher noch nie aus Wyoming herausgekommen.“ Herausfordernd sah sie ihn an. „So, Mr Rome, und was sind Ihre Träume? Jemand wie Sie hat doch bestimmt schon längst alles erreicht, was er wollte, oder?“

„Nennen Sie mich Matt, bitte. Und klar habe ich noch Träume. Einer davon ist übrigens der Grund, warum ich heute Abend mit Ihnen reden will“, fügte er hinzu, brach jedoch ab, als ihre Drinks serviert wurden.

„Wollen Sie mir nicht endlich verraten, worum es überhaupt geht?“, fragte Brianna, nachdem der Kellner wieder gegangen war.

„Ehrlich gesagt würde ich Sie gern noch besser kennenlernen, bevor ich Ihnen das sage. Würden Sie morgen Abend mit mir essen gehen?“

Brianna sah ihn verdutzt an. „Warum haben Sie mich nicht gleich darum gebeten?“, fragte sie. „Dann hätten wir uns das hier sparen können.“

„Wenn ich Sie vorhin gefragt hätte, hätten Sie doch bestimmt abgelehnt, oder?“

„Na gut, Sie haben recht. Aber Sie müssen mich verstehen. Männer, die mich einladen, wollen im Grunde nur eins – meinen Körper. Ich habe schon Annäherungsversuche von Männern erlebt, deren Frauen nur kurz auf die Toilette gegangen sind. Außerdem wissen Sie genauso gut wie ich, dass wir zwei aus völlig unterschiedlichen Kreisen kommen. Ich bin Kellnerin und Sie Milliardär. Das Einzige, was für Sie spricht, ist Ihr Junggesellenstatus.“

Errötend wandte sie den Blick ab. Matt fand, dass sie nun sogar noch schöner aussah als sonst – irgendwie sehr erotisch. Er hatte sich übrigens fest vorgenommen, mit ihr zu schlafen, wenn sie erst einmal seine Frau war. Auch er begehrte sie – in dieser Hinsicht war er nicht besser als die anderen Männer.

Plötzlich musste er wieder an Zach Gentners Warnung denken. Zach war sein bester Freund und langjähriger Angestellter. Er hatte versucht, Matt seinen Plan auszureden, da er Brianna aufgrund ihrer einfachen Herkunft und mangelnden Bildung für völlig ungeeignet hielt. Sein wichtigstes Gegenargument war jedoch ihre Schwangerschaft gewesen.

Damit hätte er Matt fast überzeugt, doch nach einigem Nachdenken war Matt zu dem Schluss gekommen, dass Briannas Schwangerschaft möglicherweise ein weiterer Pluspunkt war. Ein Kind kostete nämlich Geld. Brianna würde also welches brauchen, und das war bei keiner der anderen Frauen, die er kannte, der Fall. Außerdem würden sich die anderen Frauen nie mit einer zweijährigen Vernunftehe abspeisen lassen.

Nein, Brianna war eindeutig die beste Wahl.

Sie stützte das Kinn ab und sah ihn belustigt an. „Kommen Sie schon, Matt“, drängte sie ihn sanft. „Sagen Sie mir endlich, worüber Sie mit mir reden wollen.“

Matts Begierde flackerte erneut auf, etwas intensiver als zuvor. Hoffentlich hatte Zach nicht recht damit, dass seine Hormone sein Urteilsvermögen trübten. Es war schon fast beunruhigend, wie stark er körperlich auf Brianna reagierte.

„Okay, dann komme ich jetzt zum Punkt“, antwortete er. „Ich möchte Sie jedoch bitten, mich nicht zu unterbrechen und hinterher mindestens vierundzwanzig Stunden über meinen Vorschlag nachzudenken, bevor Sie eine Entscheidung treffen. Und keine Sorge, ich will Sie nicht bitten, meine Geliebte zu werden.“

Erstaunt riss Brianna die Augen auf. „Und was wollen Sie stattdessen von mir? Ich habe weder irgendwelche besonderen beruflichen Fähigkeiten noch einen Studienabschluss. Um ein Jobangebot kann es sich also nicht handeln.“

Matt zögerte einen Moment. Jetzt, wo es soweit war, kamen ihm plötzlich doch Bedenken, auch wenn diese ganz anderer Natur waren als die von Zach. Briannas Herkunft war ihm nämlich egal, da sie als seine Frau gesellschaftlich sowieso akzeptiert werden würde. Nein, was ihm Sorgen bereitete, war ihre offensichtliche Charakter- und Willensstärke. Aber ihm blieb keine andere Alternative.

Als er ihre Hand nahm, empfand er die Berührung so stark wie einen Stromschlag. „Sie haben recht, es geht nicht um einen Job“, antwortete er. „Ich brauche eine Ehefrau. Für eine Ehe auf dem Papier.“

Brianna war für einen Moment so schockiert, dass es ihr die Sprache verschlug. Ein Heiratsantrag von Matt Rome, dem wahrscheinlich reichsten Mann aus ganz Wyoming? Einem Mann, den sie nur deshalb kennengelernt hatte, weil sie seine Kellnerin war?

Schlagartig wurde ihr bewusst, was es materiell für sie bedeuten würde, seine Frau zu sein. Sie würde Geld haben – jede Menge Geld sogar. Ein großes Haus, einen Sportwagen und immer genug zu essen auf dem Tisch … Schon bei der bloßen Vorstellung schwirrte ihr der Kopf, und ihr wurde abwechselnd heiß und kalt.

Doch dann setzte ihr gesunder Menschenverstand wieder ein. Milliardäre machten einem nicht einfach so einen Heiratsantrag. Es musste einen Haken bei der Sache geben, und zwar einen gewaltigen.

„Und warum fragen Sie ausgerechnet mich?“, wollte sie wissen. „Sie kennen doch bestimmt genug andere vorzeigbare Frauen, noch dazu aus Ihren Kreisen. Warum fragen Sie nicht eine von denen?“

„Weil die eine bloße Ehe auf dem Papier nie akzeptieren würden“, erklärte er. „Ich möchte die Ehe nämlich aus einem bestimmten Grund nach maximal zwei Jahren beenden, und das möglichst ohne Diskussionen und Tränenvergießen. Sie scheinen mir dafür die geeignetste Kandidatin zu sein“, fügte er trocken hinzu.

Brianna verstand immer noch nicht ganz. Und was war mit ihrer Schwangerschaft? Sobald er davon erfuhr, würde er sein Angebot bestimmt zurückziehen, oder?

„Wozu das Ganze?“, fragte sie. „Wofür brauchen Sie so dringend eine Frau?“

„Ich möchte einer bestimmten internationalen Investorengruppe beitreten. Das Einzige, was meine Aufnahme bisher verhindert hat, ist die Tatsache, dass ich nicht verheiratet bin. Man unterstellt mir als Junggesellen einen ausschweifenden Lebensstil, obwohl das bei mir überhaupt nicht der Fall ist. Eine Hochzeit würde meine Chancen beträchtlich erhöhen.“

Brianna war innerlich hin- und hergerissen. Die Aussicht, Matts Frau zu werden, war sehr verlockend, aber irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen, dass die Sache so unkompliziert war, wie er sie darstellte. Und ihre Schwangerschaft …

„Warum wollen Sie unbedingt zu dieser Gruppe gehören?“, fragte sie. „Sie sind doch so schon reich. Um Geld kann es also nicht gehen, oder?“

Als Matt lächelte, machte Briannas Herz einen Satz. Mit den dunklen Locken und den leuchtend blauen Augen sah er einfach umwerfend aus. Gut, dass er sich seiner Wirkung auf sie nicht bewusst zu sein schien. Sie fand ihn nämlich schon länger attraktiv, hatte sich jedoch noch nie etwas anmerken lassen.

„Diese Investorengruppe ist erfolgreicher, als ich es jemals war“, erklärte er. „Und sie investiert weltweit, was mir völlig neue Türen öffnen würde. Mein Vermögen würde sich rapide vermehren.“

„Sie haben doch jetzt schon mehr Geld, als Sie jemals ausgeben können. Wozu also noch mehr machen?“, fragte sie verwirrt.

Seine blauen Augen funkelten belustigt. „Mich reizt die Herausforderung. Außerdem kann man meiner Meinung nach nie genug Geld haben“, fügte er hinzu.

„Es fällt mir sehr schwer, das nachzuvollziehen“, antwortete sie kopfschüttelnd. „Wenn ich so viel Geld hätte wie Sie, würde ich mich bestimmt damit zufriedengeben.“

„Warten Sie’s ab. Wenn Sie erst einmal eine erfolgreiche Anwältin sind, kommen Sie vielleicht auch auf den Geschmack.“

„Wir reden von völlig unterschiedlichen Dimensionen.“ Brianna trank ihr Glas leer und stellte es ab. „Matt, ich fürchte, ich bin nicht die geeignete Kandidatin für Sie. Es gibt da nämlich etwas, das Ihre Meinung bestimmt ändern wird.“

„Meinen Sie vielleicht Ihre Schwangerschaft?“, fragte er.

Brianna starrte ihn verblüfft an. „Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass Patientenakten vertraulich behandelt werden.“

„Es gibt immer einen Weg, solche Dinge herauszufinden.“

Brianna hatte ihr Geheimnis bisher nur ihren zwei besten Freundinnen und dem Vater des Kindes anvertraut, aber vielleicht waren das schon zu viele gewesen. „Nun ja, sobald man jemandem ein Geheimnis anvertraut, ist es vermutlich keins mehr“, sagte sie trocken.

„Ihre Schwangerschaft würde sich ohnehin nicht ewig verbergen lassen. Aber nun zurück zu meinem Vorschlag: Ob Sie es glauben oder nicht, ich betrachte Ihre Schwangerschaft sogar als Pluspunkt. Sie sind noch nicht sehr weit, oder?“

Brianna schüttelte den Kopf. Sie war fassungslos, was Matt alles über sie wusste. „Nein, ich bin erst seit einem knappen Monat schwanger. Ich weiß es seit zwei Wochen.“

„Hat der Vater des Babys die Vaterschaft anerkannt?“

„Nein. Er spielt auch keine Rolle mehr in meinem Leben. Ich habe keine Ahnung, wo er jetzt steckt, was mir nur recht ist. Er ist ein verantwortungsloser Idiot. Als ich ihm von der Schwangerschaft erzählt habe, hat er sofort freiwillig sämtliche Rechte an mich abgetreten.“

Brianna war aus allen Wolken gefallen, als ihr Arzt ihr die Schwangerschaft mitgeteilt hatte. Das Ganze war auf der Party einer Freundin passiert. Sie hatte dort diesen Typen getroffen, einen früheren Schulkameraden. Da sie wegen einer bestandenen Prüfung in ausgelassener Stimmung gewesen war, hatte sie leider zu viel getrunken und daher mit ihm geschlafen – etwas, das sie normalerweise nie tun würde. Ein Fehler mit schweren Konsequenzen.

Brianna schüttelte die Erinnerungen daran ab und richtete den Blick wieder auf Matt. Seine Augen waren blau und leuchteten so intensiv wie der Himmel an einem klaren Sommertag. „Okay“, sagte sie. „Ich weiß jetzt, was Sie von einer Ehe auf dem Papier hätten. Aber was ist mit mir?“

Beim Anblick seines Lächelns bekam sie sofort wieder Herzklopfen. Mann, sah der Typ gut aus …

„Sie bekämen eine halbe Million Dollar bei der Eheschließung und die andere Hälfte bei der Scheidung.“

Brianna keuchte erschrocken auf. „Eine Million Dollar?“, rief sie fassungslos. Diese Summe war für sie unvorstellbar. „Wird man Sie denn nicht wieder aus der Investorengruppe ausschließen, wenn Sie sich kurz nach der Aufnahme scheiden lassen?“

„Dieses Risiko gehe ich ein. Wir werden die Scheidung so diskret wie möglich abwickeln. Außerdem wäre ich nicht der erste Geschiedene in der Gruppe.“

„Setzen Sie eigentlich immer Ihren Willen durch?“

„Klar, warum auch nicht?“ Matt grinste selbstgefällig. „Aber jetzt zurück zu meinem Angebot“, fuhr er fort. „Ich übernehme die Kosten für Ihre Schwangerschaft und die Geburt des Babys. Wöchentlich bekommen Sie von mir tausend Dollar zur freien Verfügung. Darüber hinaus kaufe ich Ihnen ein Auto Ihrer Wahl, das Sie nach der Scheidung behalten können, und finanziere Ihnen eine neue Garderobe. Voraussetzung ist übrigens, dass Sie bei mir einziehen.“

Ungläubig schüttelte Brianna den Kopf. „Diese Investorengruppe muss ja wirklich etwas ganz Besonderes sein.“

Matt wurde unvermittelt ernst. „Das ist sie auch. Ich würde alles tun, um dort aufgenommen zu werden.“

„Aber wozu diese Eile? Warum warten Sie nicht einfach noch ab? Vielleicht verlieben Sie sich ja eines Tages in jemanden, den Sie wirklich heiraten wollen. Warum muss es unbedingt eine Scheinehe sein?“

„Weil ich mit meinen zwei Cousins eine Wette abgeschlossen habe, die im Mai abläuft. Wir haben gewettet, wer von uns bis dahin das meiste Geld macht. Ich will diese Wette unbedingt gewinnen, aber diese Chance habe ich nur, wenn ich in diese Gruppe komme.“

„Dann steckt hinter all dem also nur eine Wette?“, fragte Brianna. Allmählich zweifelte sie daran, dass Matt wirklich so clever war, wie alle dachten. „Dann muss es um eine Menge Geld gehen. Was steht dabei für Sie auf dem Spiel?“

„Wir haben jeder fünf Millionen Dollar gesetzt. Der Gewinner bekommt alles und spendiert den anderen dafür ein gemeinsames Wochenende.“

Brianna war entsetzt. „Fünf Millionen?“, fragte sie. Ihr wurde fast schwindlig bei dem Betrag. Sie selbst hatte ihr ganzes Leben lang jeden einzelnen Penny umdrehen müssen, während Matt noch nicht einmal ein Tausender etwas zu bedeuten schien. „Wie kann man nur so leichtsinnig mit einer solchen Summe Geld umgehen?“

„So würde ich das nicht formulieren. Ich bin fest entschlossen zu gewinnen.“

„Sie sind ja geradezu besessen!“, rief sie aus.

„Sind Sie nicht selbst auch ziemlich ehrgeizig?“

„Das kann man überhaupt nicht miteinander vergleichen. Ich möchte nur aus der Armut herauskommen und etwas aus mir machen. Bei Ihnen hingegen ist Geld zum reinen Selbstzweck verkommen.“ Brianna lächelte, um ihre Kritik etwas abzumildern. Als er ihr Lächeln erwiderte, spürte sie sofort wieder die Funken zwischen ihnen sprühen. Matt wusste anscheinend genau, wie er sie um den kleinen Finger wickeln konnte.

„Und? Was sagen Sie zu meinen Bedingungen?“, fragte er.

„Sie sind traumhaft, aber irgendwie total irreal. Dieser ganze Abend hat etwas Unwirkliches für mich.“

„Für mich nicht. Und ich fühle mich sehr wohl in Ihrer Gegenwart.“

Schon wieder dieses Lächeln. „Wo werde ich eigentlich wohnen, falls ich Sie heirate?“, fragte sie.

„Ich habe ein Haus hier in Cheyenne, besitze aber noch andere Häuser und eine Ranch in der Nähe von Jackson Hole. Warum interessiert Sie das?“

„Ich würde wegen des Babys nach dem Studium gern in der Nähe meiner Familie wohnen.“

„Was das Studium angeht, sollten Sie Ihre Pläne vielleicht noch mal überdenken. Mit meiner Million brauchen Sie im Grunde genommen gar keinen Uni-Abschluss. Ich möchte auf keinen Fall, dass Sie anderweitige Verpflichtungen haben, wenn ich Sie bei Partys und Reisen an meiner Seite brauche.“

Nachdenklich strich Brianna über ihr leeres Glas. Dann schüttelte sie den Kopf. „Ich möchte mein Studium nicht aufgeben“, sagte sie. „Ich könnte doch vormittags studieren, während Sie bei der Arbeit sind. Und was das Reisen angeht, werde ich einfach mit meinen Professoren reden. Es findet sich bestimmt eine Lösung.“

Diesmal war Matt derjenige, der nachdenken musste. Als Brianna beobachtete, wie er sein leeres Brandyglas in den Händen drehte, fiel ihr auf, was für schöne Hände er hatte. Und dann diese breiten Schultern … Sie wusste aus der Zeitung, dass er früher mal Profi-Rodeo-Reiter gewesen war. Hinter seiner glatten Fassade steckte bestimmt immer noch ein Cowboy. Warum sonst hatte er die Ranch seiner Familie behalten und war in Wyoming geblieben?

„Ich muss mir das alles noch mal durch den Kopf gehen lassen“, sagte er schließlich.

„Ist Ihnen eigentlich bewusst, dass Sie offiziell ein Kind haben werden, wenn wir uns scheiden lassen?“, gab sie zu bedenken.

„Das lässt mich in den Augen der Investoren bestimmt nur solider wirken.“

Brianna störte es irgendwie, dass er in ihrem Baby nur ein Mittel zum Zweck sah. „Wird es nicht ein schlechtes Licht auf Sie werfen, wenn Sie Ihre Frau und Ihr Baby irgendwann sitzen lassen?“

„Nicht, wenn die offizielle Version lautet, dass Sie mich wegen meiner vielen Überstunden verlassen und das Baby mitgenommen haben. Im Gegenteil, man wird voller Mitgefühl sein.“

„Klar, die anderen Investoren arbeiten ja bestimmt genauso lange und hart wie Sie.“

„Dann ziehen Sie mein Angebot also in Erwägung?“

„Ehrlich gesagt bin ich hin- und hergerissen. Das Arrangement klingt so kalt und berechnend. Auf der anderen Seite könnte ich das Geld gut gebrauchen.“

„Denken Sie in Ruhe über alles nach.“ Matt beugte sich vor und nahm wieder Briannas Hand. „Lassen Sie uns aufbrechen. Wie gesagt, Sie brauchen heute noch keine Entscheidung zu treffen.“

Als Brianna einen Blick auf die Uhr warf, zuckte sie erschrocken zusammen. „Es ist ja schon nach eins!“, rief sie. „Das Personal möchte bestimmt Feierabend machen.“

„Der Club ist bis zwei geöffnet“, antwortete Matt und ging um den Tisch herum, um ihr beim Aufstehen zu helfen. „Es geht mir eher um Ihren Schlaf. Sie brauchen ihn für das Baby.“

Kurz darauf brachte Matt sie zu ihrem Wagen. „Ich fahre vorsichtshalber hinter Ihnen her“, sagte er. „Es ist schon sehr spät.“

„Ich bin daran gewöhnt, allein nach Hause zu fahren. Ich werde den Rückweg auch ohne Sie überleben.“

„Ich bestehe aber darauf.“

Brianna streckte die Hand nach der Autotür aus, um einzusteigen, doch Matt hielt sie zu ihrer Überraschung zu. „Möchten Sie morgen Abend lieber auswärts essen gehen oder zu mir kommen?“, fragte er. „In meiner Wohnung haben wir etwas mehr Privatsphäre und können in Ruhe alles besprechen.“

„Ich weiß nicht. Mir schwirrt noch immer der Kopf. Darf ich mich erst über diese Investorengruppe informieren, bevor ich mich entscheide?“

„Na klar.“ Matt zog eine Karte aus der Tasche und schrieb etwas auf die Rückseite. „Hier sind ein paar Namen. Fangen Sie mit denen an. Dann können Sie sich selbst davon überzeugen, dass diese Gruppe wirklich existiert.“

„Daran zweifle ich auch gar nicht. Ich möchte nur mehr darüber erfahren.“

„Dann hole ich Sie morgen gegen sieben Uhr ab?“

Brianna zögerte. „Wissen Sie eigentlich, dass mein gesunder Menschenverstand mir rät, Nein zu sagen?“, fragte sie.

„Ich weiß nur, dass Sie eine Menge zu gewinnen und kaum etwas zu verlieren haben, wenn Sie mich heiraten. Es sei denn, ich bin Ihnen zuwider.“

„Sie wissen ganz genau, dass es kaum eine Frau gibt, die in Ihrer Gegenwart kein Herzklopfen bekommt“, antwortete sie. „Das gilt auch für mich.“

„Hm, gut zu hören. Bis jetzt hatte ich da nämlich meine Zweifel. Sie waren bisher ziemlich abweisend.“

Er beugte sich vor. „Ist Ihnen eigentlich klar, dass wir vielleicht bald eine Ehe führen werden, obwohl wir uns noch nicht einmal geküsst haben?“, fügte er leise hinzu. „Vielleicht sollten wir das erst mal aus dem Weg räumen.“

2. KAPITEL

Briannas Herz begann laut zu klopfen, als ihr Blick zu Matts Mund wanderte. „Warum nicht?“, fragte sie gespielt gleichgültig. Ihr Körper kribbelte von oben bis unten allein bei der Aussicht, diesen Mann zu küssen. Sie trat einen Schritt auf ihn zu und legte einen Arm um seine Schultern. Unter dem weichen Wollstoff seines Jacketts konnte sie die Hitze seines Körpers spüren.

Langsam stellte sie sich auf die Zehenspitzen und hob die Lippen zu seinem Mund. Sie wollte dabei kühl und unbeteiligt wirken, doch schon die erste Berührung seiner Lippen versetzte sie in Flammen.

Matt schlang einen Arm um Briannas Taille, schob die andere Hand in ihr Haar und bog ihren Kopf zurück. Dann küsste er sie heiß und leidenschaftlich und erforschte ihren Mund auf so sinnliche Art und Weise, dass sie sich an ihm festklammern musste, um nicht zu Boden zu sinken.

Dieser Kuss veränderte alles. Brianna wurde bewusst, dass sie Matt von jetzt an nie wieder so gleichmütig würde betrachten können wie zuvor. Ihre Begierde war derart heftig, dass es sie selbst schockierte. So etwas hatte sie bei keinem anderen Mann erlebt.

Sie hatte keine Ahnung, wie lange der Kuss dauerte. Als sie Matts harte Erregung an ihrem Körper spürte, glitt sie mit den Händen begierig durch sein Haar und über seinen Hals. Gleichzeitig hörte sie eine leise innere Stimme, die sie warnte, dass der Club gleich schließen und eine Menge Leute sie dann hier draußen sehen würde – doch das Blut pulsierte so laut in ihren Ohren, dass dieses Stimmchen kaum zu ihr durchdrang.

Erst als Brianna um ein Haar Matts Hemd aufgeknöpft hätte, um seine nackte Brust zu berühren, wurde ihr bewusst, was sie hier gerade tat. Sie riss sich mühsam zusammen und schob ihn von sich weg.

Schwer atmend starrten sie einander an.

„Heirate mich, Brianna“, stieß Matt hervor.

Brianna wollte schon den Mund öffnen, um Ja zu sagen, doch zu ihrer Überraschung schüttelte er den Kopf und legte ihr einen Zeigefinger auf die Lippen. „Nein, lass dir noch Zeit mit der Antwort. Dein Kuss hat mich allerdings ungeduldig gemacht.“ Auch er schien, um Fassung zu ringen. Anscheinend war seine körperliche Reaktion auf den Kuss ähnlich heftig gewesen wie bei ihr.

Oder machte sie sich etwas vor? Wer weiß, vielleicht war sie lediglich irgendeine x-beliebige Frau in seinem Leben – jemand, von dem er sich früher oder später gleichgültig abwenden würde. Sie musste gut auf sich aufpassen, wenn sie sich nicht in ihn verlieben wollte.

Matt öffnete ihr die Autotür, und sie setzte sich hinters Lenkrad. Nachdem er die Tür geschlossen hatte, klopfte er gegen die Fensterscheibe. Brianna kurbelte sie herunter. „Bitte geh morgen Abend mit mir essen“, bat er.

„Klar, mach ich.“

„Danke, dass du dich heute mit mir getroffen hast.“

„Das Gespräch war sehr interessant, vorsichtig ausgedrückt. Ich werde jetzt nach Hause fahren und über deinen Vorschlag nachdenken. Bis morgen Abend dann.“

„Bis morgen, ich freue mich.“ Matt trat von ihrem Wagen zurück und ging zu seinem eigenen Auto.

Nachdem Brianna den Motor gestartet hatte, fuhr sie davon, ohne auf ihn zu warten. Ein Blick in den Rückspiegel verriet ihr jedoch, dass er ihr in seinem grauen Jaguar folgte. Sie fuhr zu ihrem Wohnblock – der auch schon bessere Zeiten gesehen hatte −, parkte und eilte zur Seitentür. Bevor sie ins Haus ging, winkte sie Matt noch zum Abschied zu.

Im Treppenhaus roch es muffig nach Fast Food. Sie stieg in den ersten Stock und betrat ihre kleine Zweizimmerwohnung auf der Vorderseite des Gebäudes, die sie sich mit Faith Wellston teilte, einer ihrer Studienkolleginnen und engsten Freundinnen.

Noch immer über Matts Vorschlag nachdenkend, sah sie sich in der schäbigen Wohnung um. Musste sie wirklich noch überlegen? Matt bot ihr viel Geld, und er war sexy und unglaublich anziehend. Auf der anderen Seite jedoch wollte er sie nur deshalb heiraten, um noch mehr Geld zu machen – eine Ehe auf dem Papier, die letztlich nichts anderes war als ein knallhartes Geschäft.

Aus einem Impuls heraus schob sie die Bücher und Unterlagen auf dem zerkratzten Küchentisch beiseite, nahm ein leeres Blatt Papier und machte eine Pro- und Kontraliste. Matts Geldgier war der erste Eintrag in der Kontra-Spalte – und der einzige. Die Pro-Argumente waren erheblich zahlreicher.

Kurz darauf hörte Brianna den Schlüssel in der Wohnungstür, und Faith betrat die Küche. „Was? So spät lernst du noch?“, fragte sie, während sie sich mit der Hand durch die vollen roten Locken fuhr. „Hast du morgen eine Prüfung?“

„Nein. Wie war dein Abend?“

Faith warf ihren Bücherstapel und ihre Handtasche auf die Arbeitsplatte und ging zum Kühlschrank. Dort zog sie eine Flasche Wasser heraus und wischte sie an ihrem grauen T-Shirt ab, bevor sie sich zu Brianna an den Tisch setzte. „Geht so. Cal und ich waren in der Bibliothek, um für die Prüfung am Freitag zu lernen. Und was hast du so getrieben?“

„Das errätst du nie!“ Brianna war plötzlich wieder so aufgeregt, dass sie unwillkürlich lächeln musste. „Schon mal von Matt Rome gehört?“

„Klar. Hast du nicht erwähnt, dass er öfter zu euch ins Steakhouse kommt?“ Faith stutzte und sah Brianna aus schmalen Augen an. „Hat er dich etwa angebaggert?“, fragte sie.

„Nein, er wollte mit mir sprechen. Wir haben uns nach meiner Schicht auf einen Drink getroffen.“

„Wow!“ Faith setzte sich fasziniert auf. „Erzähl mir mehr! Will er noch einmal mit dir ausgehen?“

„Gewissermaßen ja. Morgen zum Beispiel … und dann noch sehr viel öfter … er will mich heiraten!“, sprudelte es aus Brianna hervor.

„Waaaas? Aber das ist ja …“ Bevor Faith nach ihrem fassungslosen Erstaunen irgendwelche Jubelschreie ausstoßen konnte, unterbrach Brianna sie: „Es handelt sich um eine Art Scheinehe, die zwei Jahre dauern soll. Matt hat geschäftliche Gründe.“

„Egal! Was für eine Riesenchance, schon allein wegen des Babys. Es wird alles bekommen, was es nur braucht“, rief Faith begeistert, sprang auf und umarmte ihre Freundin.

Brianna ließ sich so von Faiths Enthusiasmus anstecken, dass sie ihre Bedenken für einen glücklichen Moment lang vergaß.

„Und?“, wollte Faith wissen, nachdem sie sich wieder gesetzt hatte. „Wann wollt ihr heiraten?“

„Ehrlich gesagt habe ich mich noch nicht entschieden, ob ich ihn überhaupt heiraten will. Er hat mir ein sehr großzügiges Angebot gemacht und mich gebeten, darüber nachzudenken, bevor ich eine Entscheidung treffe.“

„Und was springt für dich dabei raus?“

„Eine halbe Million Dollar jetzt und noch einmal so viel bei der Scheidung.“

Faith stieß einen ankerkennenden Pfiff aus. „Wow! Und warum hast du nicht sofort Ja gesagt?“ Ihr Lächeln erlosch. „Hast du ihm von dem Baby erzählt?“

„Ja, habe ich, obwohl er schon darüber Bescheid wusste. Irgendjemand muss ihm davon erzählt haben.“ Brianna durchbohrte Faith geradezu mit ihrem Blick.

„Stopp! Ich war’s nicht!“, protestierte Faith und hob eine Hand. „Ehrenwort, ich habe geschwiegen wie ein Grab.“

„Ist jetzt sowieso egal. Matt weiß es jedenfalls, und er hat kein Problem damit.“

„Warum will er eine Scheinehe?“, fragte Faith.

„Genau das ist der springende Punkt“, antwortete Brianna. „Ich mache gerade eine Pro- und Kontraliste, um die Vor- und Nachteile abzuwägen.“ Sie nahm die Liste und hielt sie Faith hin. „Hier. Sein einziger Lebensinhalt ist das Scheffeln von Geld. Deshalb will er Mitglied irgendeiner einflussreichen internationalen Investorengruppe werden, aber man hat dort Vorbehalte gegen Junggesellen.“

„Das klingt doch ganz plausibel.“

„Ja, schon. Dennoch stört es mich, dass Matt dermaßen berechnend und materialistisch ist.“

Faith griff nach der Liste und riss sie demonstrativ in zwei Teile. „Heirate ihn, und hör auf damit, über Vor- und Nachteile nachzugrübeln. Ich habe den Typen schon mal bei einem Vortrag gesehen – er ist absolut umwerfend und noch dazu wahrscheinlich der reichste Mann in ganz Wyoming. Wozu also diese Haarspalterei? Nimm sein Geld, und nutze die Chance, endlich aus diesem Drecksloch herauszukommen. Ich an deiner Stelle hätte sofort Ja gesagt.“

„Das wollte ich auch, aber er hat mich unterbrochen und mich gebeten, zuerst nachzudenken.“

Faith schnaubte verächtlich. „Was gibt es da groß zu überlegen? Los zeig mir mal, was du morgen bei eurem zweiten Date anziehen willst!“

Am nächsten Abend war Brianna das reinste Nervenbündel. Immer wieder atmete sie tief durch und lief zum Spiegel, um den Sitz ihres eleganten schwarzen Baumwollkleides zu überprüfen.

Unwillkürlich musste sie an die wenigen Kleidungsstücke denken, die sie nach dem Highschool-Abschluss nach Cheyenne mitgebracht hatte – ein buntes Kleid, ein paar abgetragene Jeans, Flip-Flops, T-Shirts, einen schlichten braunen Rock und eine weiße Baumwollbluse, die sie zu Vorstellungsgesprächen getragen hatte.

Den Job in dem schicken Steakhouse hatte sie bereits im ersten Semester gefunden. Dort hatte sie von Anfang an die Gelegenheit genutzt, den Kleidungsstil der weiblichen Gäste zu studieren und ihn nachzuahmen. Ihre jetzige Kleidung war vielleicht nicht teuer, aber trotzdem stilvoll.

Als es um sieben Uhr an der Tür klingelte, machte ihr Herz einen Satz. Nervös griff sie nach ihrer Handtasche und der Liste mit den Bedingungen für Matt, die sie gestern Nacht noch geschrieben hatte. Sie faltete sie zusammen und steckte sie ein.

Hoffentlich würde Matt keinen Rückzieher machen, wenn sie sie ihm vorlegte. Faith hatte Bedenken geäußert, aber Brianna hatte beschlossen, das Risiko einzugehen. Schließlich brauchte Matt Rome dringend eine Ehefrau. Mal sehen, wie weit er dafür zu gehen bereit war.

Als sie die Tür öffnete und Matts Lächeln sah, bekam sie sofort wieder weiche Knie. Ob es ihr wirklich gelingen würde, ihre Forderungen ihm gegenüber durchzusetzen?

„Hi“, sagte er. „Du siehst toll aus.“

„Danke“, antwortete sie. „Ich bin so weit. Wenn du willst, kannst du gerne noch reinkommen, aber besonders interessant ist die Wohnung nicht.“

„Nein, lass uns gleich aufbrechen.“ Matt hatte sein dunkelgraues Jackett aufgeknöpft und sah ziemlich lässig aus. Trotz der teuren Kleidung hatte er eine nahezu animalische sexuelle Ausstrahlung, die der Anzug nicht verdecken konnte.

Nachdem Brianna die Wohnungstür hinter sich abgeschlossen hatte – Faith war gerade nicht da –, nahm Matt ihren Arm, führte sie zu seinem Wagen und hielt ihr die Beifahrertür auf. Brianna setzte sich und strich bewundernd mit der rechten Hand über die edlen Ledersitze und das Walnussfurnier des Armaturenbretts. Es musste toll sein, so viel Geld zu haben.

Wieder fiel ihr Faiths Warnung ein. Ihre Freundin hatte ihr geraten, nicht zu viel von Matt zu verlangen, sondern sein Angebot zu akzeptieren und den unerwarteten Geldsegen zu genießen.

Als Matt nun um die Motorhaube herumging, lenkte er sie für einen Augenblick von ihren Gedanken ab. Der Wind blies ihm das dunkle Haar aus dem Gesicht, er war wirklich außerordentlich attraktiv.

Unwillkürlich musste sie an ihren leidenschaftlichen Kuss denken, und ihr Herzschlag beschleunigte sich. Die Aussicht auf einen ganzen Abend mit Matt machte sie ganz schön nervös. Hoffentlich gelang es ihr, einen klaren Kopf zu bewahren.

Als Matt sich hinters Lenkrad setzte, sah er sie fragend an. „Bist du bereit?“, fragte er.

Brianna lächelte. „Natürlich“, antwortete sie. „Das hier ist das luxuriöseste Auto, in dem ich je gesessen habe.“

Er lachte. „Kann ich mir vorstellen. Wir fahren übrigens wieder in den Talon Club. Diesmal habe ich einen Tisch im Speisesaal reservieren lassen. Dort kann man ausgezeichnet essen, wenn auch vielleicht nicht so gut wie bei euch im Steakhouse. Ihr habt eins der besten Restaurants von Wyoming.“

„Gut, so etwas aus dem Munde eines Gastes zu hören.“

„Hast du inzwischen über meinen Vorschlag nachgedacht?“

„Du kannst dir vielleicht vorstellen, dass ich an nichts anderes mehr denken konnte“, gestand Brianna. „Es fiel mir heute ziemlich schwer, mich auf meine Vorlesungen zu konzentrieren. Meine Mitbewohnerin ist übrigens ganz begeistert von deinem Angebot.“

„Heißt das etwa, du nicht?“

„Wir besprechen das, sobald du nicht mehr hinterm Steuer sitzt. Ich brauche deine volle und ungeteilte Aufmerksamkeit. Erzähl mir doch so lange von deinem Tag.“

„Er war eigentlich ganz normal.“

Brianna beobachtete Matt fasziniert, als er ihr von seinen derzeitigen Projekten und Investitionen erzählte. Sie kam sich plötzlich vor wie im Märchen – wie Aschenputtel, nur dass dieser Prinz hier nicht in sie, sondern ins Geldscheffeln verliebt war. Die Vorstellung, für ihn nur Mittel zum Zweck zu sein, gefiel ihr überhaupt nicht.

Als sie ein paar Minuten später den halbdunklen, von Klavierklängen und Gesang erfüllten Speisesaal betraten, kam Brianna sich noch immer vor wie in einem Traum. Am liebsten hätte sie sich gekniffen, so unwirklich erschien ihr die Szenerie. Unter Garantie würde sie sich den Rest ihres Lebens an jedes einzelne Detail erinnern.

Nachdem sie zu ihrem Tisch geführt worden waren, bestellte Matt einen Martini und Brianna einen Saft. Das flackernde Kerzenlicht auf dem Tisch betonte seine ausgeprägten Wangenknochen. „Lass uns tanzen“, schlug er vor und nahm Briannas Hand.

Als er sie kurz darauf auf der Tanzfläche in die Arme zog, begann ihr Puls zu rasen. Jedes Mal, wenn seine Beine ihre streiften, lief ihr ein Schauer über den Rücken. Und erst die Wirkung seines verführerischen Aftershaves …

Gleichzeitig überschlugen sich die Gedanken in ihrem Kopf. Wie würde er wohl auf ihre neuen Bedingungen reagieren? Wütend? Und falls er darauf einging – passte sie überhaupt in seine Welt? Diese vielen Fragen machten sie ganz verrückt.

„Du siehst so nachdenklich aus“, sagte Matt leise und zog sie noch enger an sich.

„Ich fragte mich gerade, ob ich mich wohl je an den Luxus gewöhnen werde, der für dich so selbstverständlich ist. An teure Autos zum Beispiel. Außerdem fehlen mir die passenden Umgangsformen für deine Kreise.“

„Das lernst du ganz schnell, mach dir da mal keine Sorgen. Außerdem sind wir in ‚unseren Kreisen‘ auch nur Menschen. Es kann sich längst nicht jeder gut benehmen, nur weil er reich ist.“

„Trotzdem stammen wir aus völlig unterschiedlichen Welten“, wandte sie ein und sah ihn an. Ihr fiel auf, dass seine Unterlippe etwas voller war als seine Oberlippe. Das erinnerte sie wieder an den Kuss von gestern Nacht …

In spätestens zwei Jahren würde ihre Ehe enden. Wenn sie Matt heiratete, würde für sie ein komplett neues Leben beginnen – eines mit finanzieller Sicherheit. Sie durfte nur nicht den Fehler begehen, Matt zu ihrem Lebensmittelpunkt zu machen.

Matt schien ihr anzusehen, dass ihr etwas zu schaffen machte. „Was ist los?“, fragte er.

„Nichts, ich muss nur gerade wieder über dein Angebot nachdenken“, antwortete sie ausweichend.

„Wie schon gesagt, lass dir Zeit mit der Entscheidung.“

Als die Musik schneller wurde, zogen sich die meisten Paare von der Tanzfläche zurück, doch Matt hielt Briannas Hand fest. „Lass uns weitertanzen“, bat er.

Beim Anblick seiner sinnlichen Bewegungen vergaß Brianna vorübergehend ihre Sorgen. Sie hatte nur noch Augen für Matt und brannte darauf, ihn zu küssen und von ihm geküsst zu werden. Sein Tanzstil heizte erotische Fantasien an, die sie beim besten Willen nicht unterdrücken konnte.

Sie warf den Kopf in den Nacken und drehte sich um Matt herum. Als sie seinem Blick begegnete, erkannte sie darin die gleiche Begierde, die sie für ihn empfand. Wären sie jetzt nicht in der Öffentlichkeit …

Kurz darauf war der Song vorbei, und Matt führte sie an ihren Tisch zurück. Unterwegs begegneten sie einem Paar, das Matt zu kennen schien, denn er blieb kurz stehen, um die beiden zu begrüßen. Die Frau, die ein wunderschönes und aufwendig besticktes schwarzes Kleid trug, kam Brianna irgendwie bekannt vor. Ach ja, das war die Frau, mit der Matt gestern im Steakhouse gegessen und sich gestritten hatte.

Die beiden Männer schüttelten einander die Hände. „Hallo, Matt. Wir wollten gerade aufbrechen“, sagte der andere.

„Nicole, Ty, darf ich euch Brianna Costin vorstellen?“, sagte Matt. „Brianna, das hier sind Nicole Doyle und Ty Bookman.“

„Ohne Ihre Kellneruniform hätte ich Sie fast nicht wiedererkannt“, bemerkte Nicole schnippisch. „Sie arbeiten doch im Steakhouse, oder?“

„Stimmt“, antwortete Brianna.

Nicole drehte sich zu Matt um. „Schön, dich wiederzusehen, Matt“, säuselte sie, und ihre Stimme klang ganz besonders herzlich. Nachdem sie und ihr Begleiter sich von Matt verabschiedet hatten, gingen sie weiter.

„Ignorier sie einfach, Brianna“, sagte Matt.

„Wenn Blicke töten könnten …“

„Das mit mir und Nicole ist lange vorbei. Sie spielt keine Rolle mehr in meinem Leben“, erklärte er.

Als sie an ihrem Tisch ankamen, schob er Brianna den Stuhl hin und nahm ihr gegenüber Platz. Sein immer akkurat nach hinten gekämmtes Haar fiel ihm nach dem Tanzen in die Stirn. Brianna fand ihn so noch attraktiver als sonst.

„Es war schön, mit dir zu tanzen“, sagte er. „Du warst wesentlich entspannter als letzte Nacht. Endlich hatte ich nicht mehr das Gefühl, einer uneinnehmbaren Festung gegenüberzustehen.“

Sie lachte. „Festung? Willst du mich etwa mit einer Prinzessin in einem Schloss vergleichen? Darauf wäre bisher noch niemand gekommen, obwohl der Vergleich mit Aschenputtel gar nicht so abwegig ist. Als Kind hatte ich buchstäblich nichts. Meine Schwestern und ich mussten uns immer ein Zimmer teilen.“

„Sind sie auch so hübsch wie du?“

„Keine Ahnung, aber wir sehen uns alle sehr ähnlich. Gott sei Dank schlagen wir nach unserer Mutter im Gegensatz zu unseren Brüdern. Sie ähneln eher unserem verstorbenen Vater, der sehr charmant sein konnte, aber untreu, unzuverlässig und unfähig war, einen Job zu behalten.“

„Solche Menschen gibt es.“

„Meine Schwestern haben schon sehr früh geheiratet und eine Familie gegründet. Ich wollte lieber die Highschool abschließen und studieren. Ich habe mich um ein Stipendium bemüht und mir in Cheyenne einen Teilzeitjob gesucht. Und jetzt bin ich hier.“

„Du bist mir im Steakhouse übrigens schon am ersten Tag aufgefallen“, sagte Matt. „Es war letztes Jahr im Juni auf der Terrasse.“

„Daran kannst du dich noch erinnern?“, fragte Brianna errötend. Sie war überrascht. „Stimmt, jetzt fällt es mir auch wieder ein. Ich war damals noch ganz neu im Job. Als ich deinem Tisch zugeteilt wurde, hat mich eine andere Kellnerin beiseite genommen und mir von dir erzählt.“

„Was denn? Doch hoffentlich nicht, dass ich ein großspuriger Gast bin?“

„Natürlich nicht.“

Matt grinste.

„Du hast dir nie anmerken lassen, dass ich dir aufgefallen bin“, sagte Brianna. „Wenn ich das geahnt hätte …“, fügte sie scherzhaft hinzu.

Sie unterhielten sich angeregt. Doch das gesamte Abendessen hindurch wartete sie darauf, dass Matt auf sein Angebot zu sprechen kam, aber er verlor kein Wort darüber. Selbst beim Dessert und dem anschließenden Tanz nicht.

„Lass uns zu mir fahren, etwas trinken und über deine Entscheidung reden“, sagte er erst, nachdem sie wieder an ihren Tisch zurückgekehrt waren. „Oder ist es dir dafür schon zu spät?“

„Nein“, antwortete Brianna. „Ich habe morgen keine Vorlesungen.“

Im Auto warf er ihr einen flüchtigen Blick zu und konzentrierte sich danach wieder auf den Verkehr. „Wir verstehen uns bisher doch ganz gut, oder?“, fragte er.

„Seltsamerweise ja. Bin ich dir wirklich schon so früh aufgefallen?“

„Selbstverständlich“, antwortete Matt. „Ich fand dich nämlich vom ersten Tag an attraktiv. Ich habe letzte Nacht und heute übrigens ständig an unseren Kuss denken müssen“, fügte er heiser hinzu.

Beim sexy Klang seiner Stimme spürte Brianna sofort wieder Erregung in sich aufflackern.

„Wir können uns nachher gerne noch einmal küssen“, antwortete sie. „Aber danach fahre ich nach Hause. Allein. Ich werde auf keinen Fall über Nacht bleiben.“

„Damit habe ich auch nicht gerechnet. Kein Problem, ich habe Geduld.“

„Ich weiß bisher noch gar nicht, wo du wohnst.“

„Weil ich das nicht an die große Glocke hänge. Meine Privatsphäre ist mir sehr wichtig. Ich gebe daher grundsätzlich keine Interviews zu Hause. Gott sei Dank kann man in dieser Stadt relativ unbehelligt leben. Ich kann sogar ab und zu selbst Auto fahren und brauche nicht ständig einen Bodyguard.“

Brianna hörte erstaunt zu. Bisher hatte sie sich noch nie Gedanken über so etwas wie Chauffeure oder Bodyguards gemacht.

Kurz darauf passierten sie ein großes, sich auf Knopfdruck öffnendes schmiedeeisernes Tor und fuhren eine gewundene Auffahrt entlang. Anschließend folgte ein weiteres Tor, das von einem Pförtner geöffnet wurde. Als sie hindurchgefahren waren, drehte Brianna sich fasziniert nach dem Pförtner um. „Wie viele Leute arbeiten hier eigentlich?“, wollte sie wissen.

Matt schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung“, antwortete er. „Ich kümmere mich nicht um das Personal. Dafür habe ich eine Haushälterin engagiert.“

Brianna verstummte beeindruckt.

Bisher waren sie durch einen dichten Wald gefahren, der jedoch kurz darauf einem gepflegten Park mit stattlichen Koniferen wich. „Großer Gott, das ist ja das reinste Schloss!“, rief sie ehrfürchtig, als sie das riesige Haus mit den zwei Flügeln, Balkonen und einem breiten Eingangsportal sah. Ein Beet, in dem bunte Herbstblumen blühten, wurde von dekorativen Felsbrocken umsäumt. „Ich wusste ja gar nicht, dass es hier solche Häuser gibt. Du schützt deine Privatsphäre sehr gut.“

„Stimmt. Normalerweise bringe ich auch niemanden mit hierher. Für private Kontakte gibt es andere Orte, und mit Frauen treffe ich mich in Cheyenne. Das ist mir lieber so.“

Brianna seufzte. „Ich fürchte, du hast einen Riesenfehler gemacht, als du ausgerechnet mich ausgewählt hast“, sagte sie. „Dein Lebensstil ist mir total fremd. Ich wusste ja, dass du reich bist, aber erst jetzt wird mir bewusst, was das konkret bedeutet.“

„Hat mein Angebot dir nicht schon einen kleinen Eindruck von meinem Reichtum vermittelt?“, fragte er trocken.

„Etwas vielleicht, trotzdem kommt mir all das immer noch irreal vor.“

Als Matt vor dem Portal bremste, kam ein livrierter Mann auf den Wagen zu und öffnete Brianna die Tür. Matt stellte sie einander vor, nachdem sie ausgestiegen waren. Dann nahm er sie am Arm und führte sie in die Eingangshalle, an deren Decke ein gewaltiger Kronleuchter hing. Im Hintergrund führten zwei geschwungene Treppen in den ersten Stock.

„Ich zeige dir später das Haus“, sagte er. „Lass uns erst ein wenig vor dem Kamin entspannen und uns in Ruhe unterhalten. Was möchtest du trinken?“

„Eine heiße Schokolade wäre schön.“

„Kein Problem. Folge mir.“ Matt führte sie durch die Eingangshalle in ein großes Wohnzimmer, in dessen Kamin bereits ein loderndes Feuer brannte. Nachdem er über die Fernsprechanlage die Getränke bestellt hatte, führte er sie zu einem braunen Ledersofa. Als er sein Jackett und seine Krawatte ablegte, vergaß Brianna ihre Umgebung vorübergehend und beobachtete ihn fasziniert. Er sah wirklich unglaublich gut aus.

„Das hier wird übrigens dein Zuhause sein, wenn du meinen Antrag annimmst“, sagte er.

Brianna musterte das große Wandregal voller Bücher, Ölgemälde, Vasen und Bronzestatuen. Überall im Raum standen imposante Ledermöbel herum. Sie drehte sich wieder zu Matt um. „Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, jemals ein Teil hiervon zu sein, noch nicht einmal für kurze Zeit.“

„Warum nicht? Du brauchst nur mein Angebot zu akzeptieren.“

„Hast du mich vielleicht hierher gebracht, um mich mit dem ganzen Luxus einzuschüchtern? Meine Forderungen kommen mir auf einmal völlig unangemessen vor.“

Matt nahm auf einem Sofa Platz. „Sag mir einfach, was du von mir verlangst.“

Brianna schluckte vor Nervosität, aber was sollte schon passieren? Im schlimmsten Fall würde er ihre Forderungen ablehnen. Oder doch nicht? Was war, wenn er sein Angebot zurückzog und sie in die Wüste schickte …

Sie hörte ein leises Klopfen an der Tür. Kurz darauf brachte ein Dienstmädchen ein Tablett mit einer Kanne heißer Schokolade, zwei Tassen und einem Teller Kekse herein.

„Danke, Renita“, sagte Matt zu ihr. „Brianna, das ist Renita. Sie arbeitet schon seit Jahren für mich.“

Nachdem die beiden Frauen sich begrüßt hatten, verließ Renita wieder das Zimmer.

„Okay, fangen wir noch mal von vorne an“, sagte Matt. „Was hast du für Forderungen?“

„Ich habe eine Liste mitgebracht“, entgegnete Brianna und zog das zusammengefaltete Blatt Papier aus ihrer Handtasche. „Matt, ich bin die Älteste einer großen Familie“, begann sie. „Du doch ebenfalls, oder?“

„Stimmt.“

„Seit meinem zwölften Lebensjahr musste ich mich praktisch allein um meine fünf Geschwister kümmern, da meine Mutter rund um die Uhr putzen gehen musste, um die Familie zu ernähren. Mein Vater war ihr keine große Hilfe. Das Schlimmste war nicht einmal seine Arbeitsscheu oder dass er zu viel trank, sondern dass er ständig andere Frauen hatte. Ich könnte nie mit jemandem zusammen sein, der mich betrügt.“

„Okay, damit kann ich leben.“

„Gut. Können wir das in den Ehevertrag aufnehmen?“

„Ich glaube kaum, dass wir das schriftlich festhalten müssen“, antwortete Matt trocken. „Ich werde dir treu sein, versprochen.“

„Na schön. Jetzt zum nächsten Punkt. Du bist ein sehr reicher Mann. In Anbetracht deines riesigen Vermögens kommt mir eine bloße Million zu wenig vor.“

Matt sah Brianna an und grinste. „Ach ja? Und was schwebt dir stattdessen vor?“

Briannas Herz klopfte vor Nervosität immer schneller. Für einen flüchtigen Moment hatte sie Angst vor ihrer eigenen Courage. Eine Million Dollar war für sie eine schwindelerregende Summe, die sie allein niemals verdienen würde.

Sie holte tief Luft und sah Matt direkt in die Augen. „Zwei Millionen Dollar sofort und zwei weitere nach der Scheidung. Außerdem möchte ich, dass du die Nanny für das Baby bezahlst und einen Treuhandfonds für die Ausbildung des Kindes einrichtest.“

„Das ist eine Menge Geld. Ich werde darüber nachdenken. Noch etwas?“

Brianna presste die Liste an sich, als suche sie Halt daran. „Nein, das war alles.“ Sie schluckte. „Ich nehme an, dass wir während unserer Ehe miteinander schlafen werden“, fügte sie hinzu, „aber ich würde damit gern bis nach der Trauung warten.“ Ihre Hände waren schweißnass. „Ich möchte, dass wir uns erst besser kennenlernen.“

„Ich werde dich zu nichts drängen, das du nicht willst, verheiratet oder nicht“, antwortete Matt ruhig.

Brianna spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. „In Anbetracht meiner Schwangerschaft hältst du meinen Wunsch vielleicht für etwas merkwürdig. Aber ob du es glaubst oder nicht, ich gehe normalerweise nicht einfach so mit einem Mann ins Bett. Ich hatte bisher nur eine einzige Beziehung, und das war während meiner Zeit an der Highschool.“

„Wie schon gesagt, ich werde warten, bis du bereit bist.“

Brianna atmete erleichtert auf. Gut, dass Matt so gelassen reagiert hatte. Immerhin saß er am längeren Hebel. Und sie hätte sich vermutlich für immer Vorwürfe gemacht, wenn er sein Angebot wegen ihrer Forderungen zurückgezogen hätte.

Matt sah sie eindringlich an. „Ich habe übrigens ebenfalls eine Bedingung. Ich will, dass du das Studium abbrichst.“

„Was?“, fragte Brianna entsetzt. „Etwa sofort?“

„Ja. Du kannst es ja in zwei Jahren wieder aufnehmen.“

Die Vorstellung, ihr Studium so kurz vorm Abschluss unterbrechen zu müssen, war ein echter Schlag. Schließlich hatte sie dafür jahrelang auf alles andere verzichtet und praktisch von der Hand in den Mund gelebt.

„Lass mich zumindest dieses Semester abschließen“, bat sie. „Es ist im Dezember vorbei. Das ist nicht mehr lange.“

„Nein, ich möchte, dass du dich noch in dieser Woche bei der Universität abmeldest. Ich will nämlich Flitterwochen mit dir machen und erwarte, dass du mich auf meinen Geschäftsreisen nach Europa begleitest. Darunter würden deine Leistungen nur leiden. Außerdem hast du nach unserer Scheidung ohnehin mehr Luft zum Studieren, da du dann nicht zusätzlich eine Ehe und ein Baby unter einen Hut kriegen musst. Das Kind wird bis dahin schon fast aus dem Gröbsten raus sein.“

Matt hatte mit seinen Argumenten nicht ganz unrecht, aber Brianna widerstrebte die Vorstellung, ihren Abschluss aufschieben zu müssen. Auch wenn sie sich in zwei Jahren eine Nanny leisten konnte, was das Studium erheblich erleichtern würde.

„Na schön, ich melde mich ab“, stimmte sie widerstrebend zu.

„Gut. Und was deine Forderung angeht – ich bin bereit, dir eine Million Dollar jetzt und eine nach der Trennung zu bezahlen, ebenso eine Nanny und den Treuhandfonds.“

Brianna atmete erleichtert auf. „Danke“, antwortete sie. Zwei Millionen Dollar waren auch nicht zu verachten.

Sie war stolz auf sich, dass es ihr gelungen war, sich Matt gegenüber durchzusetzen. Sie, ihr Baby und der Rest ihrer Familie waren jetzt ein für alle Mal abgesichert. Sie konnte ihren Geschwistern sogar ein Studium oder die Handelsschule finanzieren und war sämtliche Geldsorgen mit einem Schlag los. Ihr wurde fast schwindlig vor Glück bei diesem Gedanken.

Lächelnd setzte sie sich zu Matt und schlang die Arme um seinen Hals. „Ich nehme deinen Antrag an, Matt“, sagte sie. „Ich werde dich heiraten.“

3. KAPITEL

Als Matt Briannas glückliches Gesicht sah, fühlte er sich in seiner Entscheidung bestätigt. Ihre offensichtliche Freude hatte etwas Erfrischendes, fast Rührendes. Sie strahlte ihn so dankbar an, als präsentierte er ihr die Welt auf einem Silbertablett – und so ähnlich war es ja auch. Er war fest davon überzeugt, dass die anderen Frauen, die er für sein Vorhaben in Erwägung gezogen hatte, nie so positiv auf seinen Vorschlag reagiert hätten.

Spontan zog er Brianna an sich und küsste sie. Sie war so weich und duftete so gut. Voller Verlangen presste sie sich an ihn und erwiderte seine Küsse mit einer Leidenschaft, die ihn sofort in Flammen versetzte. Er begehrte sie mehr als je zuvor, und die Vorstellung, dass sie schon bald ihm gehören würde, fachte das Feuer in ihm nur umso stärker an.

Erregt von ihrem leisen Aufstöhnen und den Berührungen ihrer Hände zog er sie auf seinen Schoß. Flüchtig fiel ihm wieder ein, dass Brianna mit dem Sex noch bis zur Hochzeitsnacht warten wollte, doch ihre Küsse sagten etwas anderes.

Sie noch immer küssend, schob er die Hände in ihr langes Haar. Er sehnte sich danach, mit ihr zu verschmelzen. Irgendwann stand sein Körper so unter Strom, dass er keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Begehrlich ließ er die Hände über ihren Rücken und unter ihr Kleid zu ihrem Po gleiten. Dann berührte er ihren schlanken Hals und ihre Brüste. Als er eine ihrer harten Spitzen streifte, bäumte sie sich stöhnend auf und umklammerte seine Schultern, was ihn noch schärfer machte.

Mit zitternden Händen knöpfte er den oberen Knopf ihres Kleides auf, ließ eine Hand auf eine nackte Brust gleiten und umkreiste die harte Knospe mit dem Daumen. Briannas lustvolles Seufzen trieb ihn fast ihn den Wahnsinn.

Doch dann hielt sie plötzlich seine Hand fest. „Nein, Matt“, flüsterte sie. Matt nahm sofort die Hand weg und strich ihr das Haar aus dem Gesicht.

„Das ist alles noch so ungewohnt für mich“, sagte sie. „Es geht mir etwas zu schnell.“

„Ich richte mich ganz nach dir“, antwortete Matt, seine Stimme war heiser vor Erregung, sein Puls raste, und ihm war heiß.

Auch Briannas Gesicht war erhitzt, und ihre Lippen sahen rot und geschwollen aus. Matt musste sich sehr beherrschen, um sie nicht wieder an sich zu ziehen und ihren Widerstand einfach wegzuküssen.

Brianna schien es ähnlich zu gehen, denn sie sprang abrupt von seinem Schoß auf und zupfte ihr Kleid zurecht. „Wir sollten allmählich Hochzeitspläne schmieden“, sagte sie, räusperte sich, nahm ihre Tasse mit heißer Schokolade und trank einen Schluck.

„Da es sich nicht um eine Liebesheirat handelt, dürfte eine kleine private Feier ausreichen“, erklärte Matt. „Nur mit unseren Familien und engsten Freunden.“

„Mehr wollte ich sowieso nicht.“

„Ich übernehme natürlich sämtliche Kosten, darüber brauchst du dir also keine Gedanken zu machen. Such dir ein Hochzeitskleid aus, das dir gefällt. Ich möchte übrigens nicht unnötig Zeit verlieren. Würde es dir mit der Hochzeit am Samstag in acht Tagen passen?“

Brianna zögerte einen Moment. „Warum nicht?“, sagte sie schließlich. Nie hätte sie sich träumen lassen, derart sachlich Hochzeitsvorbereitungen zu diskutieren. Für ihre Hochzeit.

„Ausgezeichnet!“ Matt atmete erleichtert auf. Eine frühe Heirat erhöhte die Chance, noch vor Jahresende Mitglied der Investorengruppe zu werden. „Für unsere Flitterwochen werde ich schon mal sämtliche Termine streichen lassen, die ich in der Woche danach habe.“

Er griff nach seiner Brieftasche und reichte Brianna eine Kreditkarte. „Hier, damit kannst du einkaufen gehen. Solltest du hier in Cheyenne kein schönes Hochzeitskleid finden, lasse ich dich auch gern nach Dallas oder in eine andere Stadt fliegen. Und ich werde dir ein eigenes Konto einrichten lassen.“

„Du verlierst wirklich nicht gern Zeit, oder?“

„Du hast es erfasst. Bitte kündige morgen deinen Job im Restaurant. Du brauchst ihn jetzt nicht mehr, und man findet bestimmt schnell Ersatz für dich. Natürlich niemanden, der so schön ist wie du“, fügte er lächelnd hinzu.

Brianna erwiderte sein Lächeln. „Das Ganze kommt mir immer noch vor wie ein Wunder“, sagte sie.

„Wenn du willst, kannst du sofort hier einziehen“, schlug er vor. „Hier gibt es zwölf Schlafzimmer, du hast also die freie Auswahl.“

Brianna sah sich wieder mit großen Augen um. „Ich kann mir beim besten Willen noch nicht vorstellen, in einem solchen Haus zu wohnen.“

Matt lachte. „Probier’s doch einfach aus. Du wirst dich schon noch daran gewöhnen.“

„Okay, vielleicht am Montag? Ich muss erst noch meine Sachen packen.“

„Warum nicht gleich morgen? Je früher wir zusammenwohnen, desto eher werden die Leute davon ausgehen, dass ich der Vater deines Babys bin.“

Nachdenklich kaute Brianna auf ihrer Unterlippe. „Da hast du natürlich recht. Da wir gerade vom Baby reden – was ist eigentlich, wenn wir wirklich zwei Jahre zusammenbleiben? Das Kind wird dich dann als seinen Vater betrachten, selbst wenn es meinen Namen trägt.“

„Daran habe ich noch gar nicht gedacht.“ Erst jetzt wurde Matt bewusst, dass die Sache vielleicht doch nicht so einfach war wie gedacht. Zumindest nicht, was das Baby anging. „Lass mich das mit meinem Anwalt und meinem Steuerberater besprechen. Mal sehen, was die dazu sagen.“

Brianna nickte unschlüssig.

„Vorerst sollten wir vielleicht verschweigen, dass das Baby nicht von mir ist. Sollten die Medien dann irgendwann doch Wind davon bekommen, kann es vermutlich keinen Schaden mehr anrichten.“

„Weil du dann bereits zu dieser Investorengruppe gehörst?“, sagte sie kurz angebunden. Für einen Moment klang sie genauso distanziert wie bei ihrem ersten Treffen.

„Genau. Natürlich liegt diese Entscheidung ganz bei dir“, antwortete Matt. „Vielleicht wäre es ratsam, dem Baby meinen Namen zu geben?“

„Kann sein, aber später könnte es die Dinge verkomplizieren.“

„Lass uns ein andermal darüber nachdenken und uns zunächst auf die Hochzeit konzentrieren. Wir müssen unbedingt unseren Familien Bescheid sagen, damit sie sich rechtzeitig darauf einstellen können.“

„Sollen wir ihnen vormachen, dass wir aus Liebe heiraten oder ihnen die Wahrheit sagen?“, fragte Brianna.

„Ersteres“, antwortete Matt. „Sonst erfährt womöglich die Presse von unserem Deal. Das könnte meine Pläne gefährden. Und wenn es dir recht ist, würde ich gern hier zu Hause heiraten“, fügte er hinzu. „Ich organisiere den Pfarrer. Je weniger die Öffentlichkeit davon erfährt, desto besser.“

„Klingt vernünftig.“

Je länger sie sich unterhielten, desto stärker wurde Matts Wunsch, Brianna wieder in die Arme zu nehmen und sie zu küssen. „Übermorgen nehme ich dich mit in die Kirche, dann kannst du den Pfarrer schon mal kennenlernen.“

Er zog eine Visitenkarte aus der Brieftasche und gab sie ihr. „Hier. Da steht ein Laden drauf, der tolle Kleider macht. Schau doch morgen mal dort vorbei. Da findest du bestimmt etwas Passendes für die Hochzeit.“

„Ich kenne den Laden aus Zeitungsannoncen. Früher hätte ich mir dort nie ein Kleid leisten können.“ Als Brianna Matt die Karte abnahm, streifte ihre Hand seine. Matt lief sofort wieder ein Schauer der Erregung über den Rücken.

„Na ja, jetzt brauchst du dir keinerlei Beschränkungen mehr aufzuerlegen“, sagte er. „Ich hätte übrigens gern zwei meiner Cousins und meine beiden Brüder als Trauzeugen.“

„Kein Problem, dann nehme ich meine Schwestern und meine beiden besten Freundinnen“, antwortete Brianna. „So, dann hätten wir ja alles Nötige geklärt. Ich werde jetzt lieber aufbrechen, der heutige Tag war ziemlich anstrengend für mich.“

„Verständlich“, antwortete Matt, dem plötzlich wieder Zweifel kamen. Hatte sein Verlangen nach Brianna etwa doch seinen Geschäftssinn getrübt?

Sie sah ihn an, als wisse sie, was in ihm vorging. „Diese Hochzeit ist für uns beide ein Sprung ins Ungewisse“, stellte sie fest.

Matt schwieg einen Moment. „Nein, ist sie nicht“, antwortete er schließlich entschlossen. „Das kommt dir nur so vor, weil du dich erst noch an alles gewöhnen musst. Ich habe schon eine ganze Weile darüber nachgedacht, daher ist es für mich einfacher.“

„Ich kann mich jedoch nur schwer an den Gedanken gewöhnen, dass du mich aus reiner Geldgier heiraten willst“, sagte Brianna.

„Hast du nicht aus exakt demselben Grund eingewilligt?“, fragte er locker.

„Nein, mir geht es vor allem darum, meinem Baby ein besseres Leben zu ermöglichen und meiner Familie zu helfen.“

Matt nahm Brianna in die Arme. „Hör auf damit, dir Sorgen zu machen. Dafür ist es jetzt ohnehin zu spät.“

„Nein, erst nach dem Ehegelübde“, widersprach sie. „Versteh mich bitte nicht falsch“, fügte sie rasch hinzu, als sie sein Stirnrunzeln sah. „Ich möchte dich ja heiraten. Und ich bin dir sehr dankbar dafür, dass du mir diese Chance bietest.“

„Es ist völlig normal, vor der Hochzeit kalte Füße zu bekommen – erst recht in einem Fall wie diesem.“

Kurz darauf fuhr Matt sie nach Hause. „Freu dich einfach über das Geld, Brianna“, sagte er im Auto. „Vergiss den Rest. Glaub mir, wir profitieren beide von diesem Arrangement.“

Gedankenverloren betrat Matt am Montagmorgen sein Büro. Nach nur einer knappen halben Stunde tauchte sein Freund Zach auf, um sich nach seinem Befinden zu erkundigen. Nachdem Matt ihm von Briannas Zustimmung erzählt hatte, reagierte Zach ziemlich ungehalten.

„Das wirst du unter Garantie noch bereuen“, prophezeite er. „Du kannst dir eine Frau doch nicht nach denselben Kriterien aussuchen, nach denen man sich für neue Aktien entscheidet! Hoffentlich endet dein Vorhaben nicht in einer Katastrophe.“

Gelassen erwiderte Matt Zachs Blick. „Die Hochzeit ist beschlossene Sache. Sogar der Termin steht schon fest.“

„Du weißt genau, dass du noch einen Rückzieher machen kannst. Wenn du mich fragst, solltest du zusehen, dass du schleunigst wieder aus diesem Schlamassel herauskommst. Warum heiratest du nicht Nicole? Sie sieht fantastisch aus, kommt aus einem guten Stall und hat es weder auf dein Geld abgesehen noch ist sie schwanger mit dem Baby eines anderen. Was ist zum Beispiel, wenn der Vater Wind davon bekommt, dass sich die Mutter seines Kindes einen reichen Typen geangelt hat, und plötzlich vor deiner Tür steht?“

„Wenn ich erst einmal Mitglied dieser Investorengruppe bin, ist die Ehe sowieso vorbei. Außerdem waren der Vater des Kindes und Brianna bereits bei einem Anwalt, und er hat ihr sämtliche Rechte auf das Baby übertragen. Er lebt nicht einmal in Wyoming.“

„Du weißt genau, dass sich solche Vereinbarungen vor Gericht leicht anfechten lassen.“

„Mag sein, aber das ist dann nicht mehr mein Problem.“ Gelassen trug Matt einige Termine in sein BlackBerry ein.

Zach beobachtete ihn eine Weile stirnrunzelnd. „Matt, als dein Freund bitte ich dich inständig, diese Frau nicht zu heiraten“, sagte er schließlich. „Sie steht gesellschaftlich weit unter deinem Niveau und wird sich nie an deinen Lebensstil gewöhnen.“

Matt platzte allmählich der Kragen. „Mach dich nicht lächerlich“, antwortete er gereizt. „Glaubst du etwa, mir wurde dieser Lebensstil in die Wiege gelegt?“

„Zumindest eher als ihr. Wer ist sie denn schon? Irgendeine Kleinstadtpomeranze.“

„Immerhin kommt sie aus einer anständigen Familie. Keiner ihrer Verwandten war je in irgendwelche kriminellen Machenschaften verwickelt.“

„Leider ist das auch schon das Einzige, was man zu ihrer Verteidigung sagen kann. Es ist ein großer Fehler, dich an eine Frau wie sie zu binden. Früher oder später wird sie mehr Geld aus dir herauspressen wollen, das kann ich dir jetzt schon prophezeien.“

„Hat sie bereits.“

„Wie bitte? Du hast doch wohl nicht etwa zugestimmt?“

„Doch habe ich. Und die Sache ist erledigt, Zach. Jetzt besorg mir bitte eine Liste mit den Konditionen der Banken dieser Stadt. Ich möchte Brianna ein Konto einrichten.“

Zach fuhr sich durch das dunkelblonde Haar und warf dann resigniert die Hände in die Luft. „Ich geb’s auf!“, sagte er. „Ich bin am Ende mit meinem Latein. Hast du dich wenigstens von Nicole getrennt?“

„Nein, sie sich von mir. Angeblich hatte ich nicht genug Zeit für sie. Brianna wird mich jedenfalls nicht so unter Druck setzen“, antwortete Matt. „Könntest du dich jetzt um deine neue Aufgabe kümmern?“

„Klar, ich beauftrage sofort jemanden damit und … verdammt, ich wünschte, ich könnte dich irgendwie von dieser Ehe abhalten.“

„Ich bin ein erwachsener Mann, Zach. Ich weiß genau, was ich tue. Brianna ist perfekt für meine Zwecke.“

„Na schön, aber beklag dich hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt“, entgegnete Zach und verließ missmutig das Zimmer.

Nachdenklich sah Matt hinter ihm her. Hatte Zach vielleicht recht? Nein, das war unvorstellbar. Er war fest davon überzeugt, mit Brianna die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Am nächsten Tag saß Matt in dem Restaurant, in dem er sich mit Brianna verabredet hatte, und sah ungeduldig auf die Uhr. Sie hatten nachher noch einen Termin bei der Bank, bei der er Brianna ein Konto einrichten wollte. Aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen wollte Zach ihm die Informationen zu den Konditionen der Bank direkt ins Restaurant bringen, anstatt das im Büro zu erledigen, war jedoch noch nicht aufgetaucht. Wo steckte er nur?

„Matt?“, hörte er plötzlich eine bekannte Stimme hinter sich und drehte sich um. Es war Nicole. Sie trug ein weißes Designerkostüm mit roten Accessoires, die einen lebhaften Kontrast zu ihrem hellblonden Haar bildeten. Sie kam um den Tisch herum und setzte sich ihm gegenüber.

„Zach hat mir gesagt, dass du hier bist“, sagte sie und lächelte entschuldigend. „Bitte sei nicht wütend auf ihn. Ich habe ihn darum gebeten, an seiner Stelle kommen zu dürfen. Ich muss unbedingt mit dir reden.“

Autor

Sara Orwig

Sara’s lebenslange Leidenschaft des Lesens zeigt schon ihre Garage, die nicht mit Autos sondern mit Büchern gefüllt ist. Diese Leidenschaft ging über in die Liebe zum Schreiben und mit 75 veröffentlichten Büchern die in 23 Sprachen übersetzt wurden, einem Master in Englisch, einer Tätigkeit als Lehrerin, Mutter von drei Kindern...

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