Collection Baccara Band 397

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WENN UNSER BEGEHREN ERWACHT von JEFFRIES, J.M.
Wow, wer ist diese sexy Frau? Moderator Daniel Torres begrüßt Greer als Gast seiner TV-Talkshow und ist sofort fasziniert von ihr. Keine ist ihm je so unter die Haut gegangen. Er muss sie unbedingt erobern! Aber sie scheint immun zu sein gegen seinen Charme …

DER COWBOY UND DIE FALSCHE BRAUT von SANDS, CHARLENE
Wie nett von Cooper Stone, ihr seine Luxus-Ranch für ihre Hochzeitsfeier anzubieten! Lauren ahnt nicht, dass der beste Freund ihres verstorbenen Bruders keine Party im Sinn hat. Ganz im Gegenteil: Cooper tut alles, um ihre Ehe mit einem Immobilienmakler zu verhindern!

VERBOTEN SKANDALÖSE KÜSSE von CANTRELL, KAT
"Heirate mich, und der Skandal ist Schnee von gestern!" Niemals nimmt Rosalind dieses unverschämte Angebot von Millionär Hendrix Harris an! Auch wenn er meint, die Affäre mit ihr würde dem Ruf seiner Familie schaden. Das ist schließlich nicht ihr Problem. Oder doch?


  • Erscheinungstag 11.09.2018
  • Bandnummer 0397
  • ISBN / Artikelnummer 9783733725006
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

J. M. Jeffries, Charlene Sands, Kat Cantrell

COLLECTION BACCARA BAND 397

J. M. JEFFRIES

Wenn unser Begehren erwacht

Groß, muskulös, heiß: Moderator Daniel Torres ist ein Traum-mann – aber auch ein berüchtigter Playboy. Ausgerechnet mit ihm muss Greer zusammenarbeiten! Für die diesjährige Rosenparade soll sie seinen Wagen entwerfen. Daniel hat gewettet, dass seiner der schönste wird – und vielleicht auch, dass er Greer rumkriegt? Doch sie wird bestimmt nicht auf ihn hereinfallen!

CHARLENE SANDS

Der Cowboy und die falsche Braut

Er darf nicht zulassen, dass Lauren diesen windigen Immobilienmakler heiratet! Aus Loyalität zu seinem besten Freund, Laurens verstorbenem Bruder, muss Cooper Stone diese Ehe unbedingt verhindern. Je öfter Cooper der Braut begegnet, desto mehr fühlt er sich zu ihr hingezogen. Er muss ihr klarmachen, dass sie dem Falschen ihr Jawort geben will …

KAT CANTRELL

Verboten skandalöse Küsse

Es sollte nur eine Affäre sein – und jetzt ist ein eindeutiges Foto von Hendrix Harris und Rosalind in der Presse aufgetaucht! Um die Kandidatur seiner Mutter für das Gouverneursamt nicht zu gefährden, bleibt dem Unternehmer nur eines: Er muss Rosalind heiraten. Aber die lehnt seinen Antrag ab. Wie kann er sie nur vom Gegenteil überzeugen?

PROLOG

Daniel Torres saß in dem geräumigen Wohnzimmer seines Elternhauses, umgeben von seinen Brüdern und seinem besten Freund Logan Pierce. Seit seiner Geburt war dieser Raum wie der Mittelpunkt seines Lebens. Groß genug, um Daniel, seinen vier Brüdern und seinen beiden Schwestern ausreichend Platz zu bieten, hatte sich ein Großteil des Familienlebens der Torres in ihm abgespielt. Traditionsgemäß waren auch heute alle hier versammelt. Fast alle, seine Schwester Nina war mit ihrem frischgebackenen Ehemann in Reno geblieben, seine andere Schwester Lola war krank und hatte sich in ihr altes Kinderzimmer zurückgezogen, um sich von ihrer Mutter verwöhnen zu lassen.

Im Moment stand Daniels Mutter jedoch in der kleinen, offenen Küche, um dafür zu sorgen, dass niemand der Anwesenden verhungerte, was in diesem Haushalt eine vollkommen abwegige Vorstellung war. Währenddessen machten es sich die Männer auf den komfortablen Ledersesseln und der Couch vor der großen Fernsehwand gemütlich. Nur Daniels Vater Manny half seiner Frau beim Anrichten der Häppchen. Seit Daniels Eltern vor Jahren einen Festwagen gesponsert hatten, war es zu einer alljährlichen Tradition der Torres geworden, sich gemeinsam die Übertragung der Rose Parade anzusehen.

Logan stieß Daniel mit dem Ellbogen an, während sie dabei zusahen, wie die Parade sich den Colorado Boulevard entlangschlängelte. „Worum sollen wir dieses Jahr wetten?“

Daniel konnte sich nicht mehr genau daran erinnern, wie ihr alljährlicher Wettstreit begonnen hatte, aber inzwischen hatte es sich etabliert, dass der Verlierer der vom Gewinner ausgewählten Wohltätigkeitsorganisation hunderttausend Dollar spendete. „Kein Froschweitsprung oder Käseradwettrollen mehr!“

„Du willst diesmal was Ernsthaftes?“ Logan zog erstaunt die Augenbrauen hoch.

Daniel dachte einen Moment nach, bevor er antwortete. „Nichts Ernsthaftes, aber auch nicht wieder was komplett Absurdes.“ Logan war Spezialist, wenn es um Absurditäten ging. Neben Sportberichten machten sie einen Teil seiner abendlichen Nachrichtensendung aus. Daniel selbst moderierte ein Fernsehmagazin am Morgen, das jedoch unterhaltsamer als eine gewöhnliche Nachrichtensendung war.

„Und was ist für dich nicht zu ernsthaft und gleichzeitig nicht absurd?“

Während Daniel darüber nachdachte, erschien auf dem Bildschirm der erste Festwagen. Die Bildunterschrift informierte die Zuschauer, dass er die begehrte Sweepstakes-Trophäe gewonnen hatte. „Ich weiß was. Lass uns einen Paradewagen für die Rose Parade sponsern“, platzte es plötzlich aus ihm heraus.

Gespannt blickte er zu Logan. Wieder einmal fiel ihm auf, wie unterschiedlich sie waren. Logan sah mit seinem sonnengebleichten blonden Haar, den leuchtendblauen Augen und dem muskulösen Körper aus wie der typische kalifornische Surfer. Daniel hingegen war eine Mischung aus seinem brasilianischen Vater und seiner afroamerikanischen Mutter. Seine Augen waren bernsteinfarben, seine Haut hatte die Farbe von Mokkakaffee, und er war eher schlank und drahtig als muskulös.

Logan zeigte auf den Bildschirm. „Du meinst so einen Festwagen? Mit Blumen?“

„Ja, warum nicht?“

„Und was ist der Einsatz?“

„Wie immer. Deine Wohltätigkeitsvereinigung oder meine.“ Daniel hatte in den vergangenen Jahren für Kriegsversehrte gespendet, während Logan das Amerikanische Rote Kreuz unterstützte. „Gewinner ist derjenige, der mit seinem Paradewagen die Sweepstakes-Trophäe gewinnt.“

Mit schief gelegtem Kopf sah Logan ihn an. „Mal was anderes“, sagte er und nickte dann. „Warum nicht? Damit kann man wahrscheinlich auch Spaß haben.“

Daniel, der seinen Vorschlag zunächst nur halb ernst gemeint hatte, blickte auf die prunkvollen Festwagen, die einer nach dem anderen auf dem Bildschirm erschienen, und erwärmte sich immer mehr für die Idee. Das wird fantastisch! dachte er aufgeregt. Ein solcher Wettstreit ließe sich perfekt zu einer großen Spendenaktion vermarkten. Bisher hatten die Zuschauer ihrer Sendungen ihre Wettaktionen immer amüsiert verfolgt. Logan und er könnten jeder ein eigenes Spendenkonto einrichten und die Zuschauer mit einbeziehen. Bestimmt würde sogar sein Sender etwas beisteuern.

„Okay“, sagte Daniel schließlich bestimmt. „Das schaffen wir.“

Logan boxte ihm in den Oberarm. „Natürlich schaffen wir das.“

Daniel stand auf und ging in die Küche. Er brauchte jetzt unbedingt noch einen Kaffee, um seine Gedanken zu ordnen. Er war zwar ein Profi, wenn es um Marketingideen ging, aber er hatte keine Ahnung von Festwagen.

„Sehe ich da einen Funken von Panik in deinen Augen?“, fragte Manny Torres, als er von der Wette seines Sohnes hörte. Er lächelte.

„Ich habe keine Ahnung von Paradewagen“, erwiderte Daniel und goss einen Schuss Sahne in seine Tasse.

„Da hast du recht, mein Sohn. Aber manchmal reicht es, seinen Papa zu fragen.“

Daniel sah seinen Vater fragend an. „Du kennst jemanden?“

„Ja.“ Mannys Lächeln wurde breiter. „Mach dir keine Sorgen, mein Sohn. Morgen ist alles erledigt.“

1. KAPITEL

Wenn Daniel eine Ahnung gehabt hätte, worauf er sich einließ, als er Logan die Wette vorschlug, hätte er vermutlich die Finger davon gelassen. Was konnte schon dabei sein, einen Festwagen für die Rose Parade zu sponsern? Man gab den Paradewagen in Auftrag und der Rest erledigte sich von selbst.

Weit gefehlt. Es hieß, eine Entscheidung nach der nächsten zu treffen. Wie lang sollte der Paradewagen werden? Wie hoch? Welche Farben? Welches Thema und welche Motive? All diese Fragen mussten in Dutzenden von Meetings besprochen werden, denn Daniel hatte eigens eine Firma beauftragt, die auf den Entwurf und den Bau von Paradewagen spezialisiert war. So hatte die Entscheidung, einen Festwagen für die Rose Parade bauen zu lassen, dazu geführt, dass sein gesamtes Privatleben davon in Anspruch genommen wurde. Und natürlich berichtete Daniel auch in seiner Sendung von der Wette und den Fortschritten.

Jetzt, zehn Monate später, war es endlich soweit. Das Endprodukt nahm langsam Form an.

Daniel saß auf einem Stuhl in der Sitzecke des Studios, in dem er die Interviewgäste seiner Sendung empfing. Gleich würde er dem Publikum das Design seines Festwagens verraten. Die vergangenen sechs Wochen waren extrem arbeitsintensiv gewesen und ab jetzt würde jede Woche bis zur Parade eine Vertreterin von Courtland Float Designs in die Show kommen, um live über die Fortschritte zu berichten.

„Heute habe ich die Ehre“, sagte Daniel, „Miss Greer Courtland in der Sendung begrüßen zu dürfen.“ Bisher hatte er nur ihren Vater kennengelernt, die Frau, die eigentlich für das Design seines Paradewagens verantwortlich war, hatte er noch nicht getroffen. Er erhob sich und applaudierte.

Eine auffallend hübsche Frau erschien am Rand der Bühne. Sie wirkte ein wenig nervös. Als sie ihn anlächelte, forderte Daniel sie mit einer Geste auf, näherzukommen. Anmutig lief sie auf ihn zu.

Greer Courtland war klein und zierlich. Ihr glänzend schwarzes Haar war zu einem kurzen Pixie geschnitten. Sie trug ein beigefarbenes knielanges Seidenkleid, dass ihre exquisiten Rundungen betonte. Daniel fühlte sich sofort zu ihr hingezogen. Ihre samtige Haut hatte die Farbe von Muskatnuss und ihre strahlenden Augen waren so dunkelbraun, dass sie fast schwarz wirkten. Als Daniels Blick auf ihre vollen Lippen fiel, spürte er das Verlangen, sie zu küssen. Er konnte kaum die Augen von ihr abwenden. Sie war einfach hinreißend.

„Willkommen in meiner Show“, begrüßte Daniel sie, während er darauf wartete, dass sie sich setzte.

Etwas zögerlich nahm sie zuerst auf der Kante Platz, bevor sie sich ganz in den Sessel sinken ließ und die langen, schlanken Beine übereinanderschlug. „Vielen Dank für die Einladung.“ Ihre Stimme war tief und sinnlich.

„Sie haben also den Paradewagen designt“, sagte er und hielt die Zeichnung in die Kamera, die den Entwurf zeigte, den Daniel ausgewählt hatte. Der Paradewagen bestand aus einer Raupe, einer Schmetterlingspuppe und mehreren großen farbenfrohen Monarch-Schmetterlingen am hinteren Ende des Wagens. Sie sollten das Motto der kommenden Parade darstellen: Fest des Lebens.

Sie nickte. „Hauptsächlich besteht meine Arbeit in der Konstruktion, damit nachher bei der Parade alles hält und der Wagen nicht mitten auf dem Colorado Boulevard zusammenbricht.“

Das Publikum lachte.

„Meine Zuschauer und ich würden gerne mehr über Sie erfahren.“ Daniel blickte auf seine Notizen, die auf dem schmalen Tisch zwischen ihnen lagen. „Sie haben Ihren Abschluss als Bauingenieurin an der Polytechnischen Universität von Kalifornien gemacht und entwerfen Paradewagen, seit Sie … sechzehn Jahre alt sind.“ Wow, das war beeindruckend! Sie ist nicht nur schön, sondern auch klug, dachte er bewundernd.

„Meine Eltern haben Courtland Float Designs gegründet, als ich sechs war, und es seitdem zu einem der erfolgreichsten Unternehmen der Branche gemacht.“

„Ich bewundere Ihr Familienunternehmen. Sie leben davon, Festwagen für die Rose Parade zu entwerfen und zu bauen.“ Vor der Wette war Daniel nicht klar gewesen, dass ein ganzer Industriezweig von der Rose Parade lebte.

„Nicht nur für die Rose Parade“, erwiderte Greer und beugte sich vor. Ihre anfängliche Nervosität schien wie weggewischt. Jetzt wirkte sie souverän und strahlte eine Begeisterung aus, die mitreißend war. „Wir haben Wagen für die Thanksgiving Parade von Macy, für Mardi Gras in New Orleans und den Karneval in Rio gebaut.“ Sie lächelte strahlend.

Mann, was für eine Frau, dachte Daniel. Als er sich auch ein Stück vorbeugte, nahm er den Duft ihres Parfums wahr, ein Hauch von Vanille und Zitrusfrüchten. „Ich habe gelesen, dass Sie sogar selbst einmal Rosenkönigin waren.“

„Das stimmt. Im letzten Jahr an der Highschool. Es war eine tolle Zeit.“

„Absolventin der renommierten Polytechnischen Hochschule und Rosenkönigin! Sie sind klug und schön.“ Das Publikum klatschte zustimmend. „Was war für Sie die größte Herausforderung als Rosenkönigin?“

„Zu frieren, aber auf keinen Fall zu zeigen, wie kalt mir war!“, erwiderte Greer wie aus der Pistole geschossen. „Ich habe gefroren wie ein Schneider, durfte es mir aber niemals anmerken lassen. Und das Winken wollte gelernt sein“. Sie hob die Hand und winkte.

„Sie wirken wie die Königin von England.“

„Wir hatten Unterricht, um zu lernen, wie man richtig winkt. Es sieht ein bisschen so aus, als ob man eine Glühbirne eindrehen würde.“

Wenn sie lächelte, erschienen zauberhafte Grübchen in ihren Wangen. Ihr ganzes Gesicht schien zu leuchten. Daniel verspürte ein fast unbezwingbares Verlangen, die entzückenden Grübchen zu küssen. Konzentrier dich!, rief er sich zurecht und schüttelte die störenden Gedanken ab. „Und was ist die größte Herausforderung beim Bau eines Festwagens?“

„Etwas zu entwerfen, das schön ist und gleichzeitig im Bereich des Machbaren liegt. Es sind eine ganze Menge Regeln und Bestimmungen für den Bau von Paradewagen für die Rose Parade einzuhalten. Außerdem müssen viele verschiedene Größen berücksichtigt werden. Höhe, Gewicht und Länge sind wichtige Faktoren. Das Einzige, was jedes Jahr gleich bleibt, ist die Strecke. Ich kenne jede Kurve.“ Sie gestikulierte mit den Händen, während sie sprach, und sprühte förmlich vor Energie. Es war ihr deutlich anzumerken, wie sehr sie ihren Beruf liebte.

Eine Frau mit Leidenschaft. Sie gefiel ihm immer besser. „Ich sehe, dass Sie Ihre Arbeit lieben.“

„Bei meinem Job sind meiner Fantasie fast keine Grenzen gesetzt. Was könnte schöner sein?“

„Erzählen Sie uns ein bisschen mehr darüber, wie sich der Arbeitsprozess konkret gestaltet.“

Greer lehnte sich zurück. Ihr Gesicht nahm einen ernsten Ausdruck an.

„Am Tag nach der Parade wird das Motto für die Parade im folgenden Jahr bekannt gegeben. Sobald das Motto draußen ist, geht es an den Entwurf. Jeder Festwagendesigner reicht zwei Entwürfe je Paradewagen beim Festkomitee der Rose Parade ein. Sobald ein Design akzeptiert wurde, beginnen wir mit der Materialbeschaffung und dem Bau des Wagens.“

„Das hört sich ziemlich nervenaufreibend an.“

„Ja, das ist es auch. Man sollte meinen, dass es nach so vielen Jahren im Business leichter wird, aber es ist jedes Jahr wieder so aufregend und stressig wie im Vorjahr. Alles muss stimmen und du willst dich in Bestform zeigen. Und hoffst, dass dir niemand in die Karten schaut – oder in den Ausschnitt.“

Das Publikum brüllte vor Lachen.

Auch Daniel lachte und nickte dann verstehend. Er wusste, was es hieß, stets Bestleistungen von sich abzuverlangen. Aus dem Augenwinkel sah er das Schlusssignal des Aufnahmeleiters und beeilte sich, das Interview abzuschließen. „Vielen Dank, Miss Courtland“, sagte er und drehte sich zur Kamera. „Nach einer kurzen Werbeunterbrechung sind wir wieder bei Ihnen.“ Die Kamera erlosch und Daniel erhob sich.

Auch Greer stand auf. „Stimmt es, dass Sie und Ihr Freund Logan Pierce darum gewettet haben, wer mit seinem Paradewagen die Sweepstakes-Trophäe gewinnt?“

„Ja.“

„Oh.“

„Warum so enttäuscht? Ein freundschaftlicher Wettstreit hat noch niemandem geschadet. Sie stehen schließlich auch mit allen anderen Festwagen in Konkurrenz.“

„Sogar mit meinen eigenen. Sieben der Festwagen, die dieses Jahr bei der Parade mitfahren, habe ich entworfen.“

War er jetzt enttäuscht? Es fühlte sich fast so an, als hätte sie ihn schon vor dem ersten Date betrogen. Denn dass er sie unbedingt treffen musste, war ihm längst klar geworden.

„Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich musste bisher noch keine Frau teilen. Fast ist es so, als ob Sie fremdgehen würden.“

Sie lachte laut auf. „Meinen Sie das ernst?“

„Natürlich. Ich dachte, ich wäre der Einzige.“

„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Schließlich brauchen meine Babys etwas zu essen.“

Wieder brüllte das Publikum vor Lachen. Daniel winkte den Zuschauern im Studio zu. „Sie haben Kinder?“ Verdammt, sie ist verheiratet! dachte er enttäuscht. Damit hatte er nicht gerechnet.

„Nein.“

„Äh, jetzt bin ich verwirrt.“

„Meine Babys haben vier Beine.“

Als das Publikum wieder laut lachte, begriff Daniel plötzlich, dass sie ihn auf den Arm nahm. „Ich habe zwei Hunde und eine Katze.“

Seine Mutter würde sie lieben. Sie war klug, schön und witzig. Wieso denke ich im Zusammenhang mit Greer Courtland auf einmal an meine Mutter? fragte er sich irritiert. Er kannte Greer doch kaum. Aber das lässt sich ändern, dachte er.

Zu gerne hätte er sich länger mit ihr unterhalten, doch leider war es schon an der Zeit, das Interview zu beenden.

„Vielen Dank, dass Sie heute hier waren. Ich freue mich darauf, Sie nächste Woche wieder begrüßen zu dürfen, und bin gespannt auf Ihren Bericht.“

„Ich werde da sein.“

Daniel geleitete sie von der Bühne. Die Liveübertragung hatte wieder begonnen, doch die Kamera war gerade auf seine Kollegin Jennifer gerichtet, die das Wetter ansagte. Ein paar Minuten hatte er Zeit, bis er wieder zurück an seinen Platz musste. Und so blieb er stehen und blickte Greer Courtland hinterher, wie sie den langen Korridor entlanglief. Er hätte ihr ewig nachblicken mögen.

Erst als sie außer Sichtweite war, ging er zurück an seinen Schreibtisch auf der Bühne, um sich für den nächsten Teil der Sendung vorzubereiten. Ihr betörender Duft jedoch begleitete ihn den Rest des Tages. Ebenso wie ihr heiseres Lachen.

Während der gesamten Fahrt zurück zu ihrem Büro konnte Greer nicht aufhören, an den gutaussehenden Moderator zu denken. Daniel Torres war ganz anders, als sie es erwartet hatte.

Eigentlich hatte sie nicht in der Show auftreten wollen, doch ihre Eltern hatten sich nicht erweichen lassen. Sie war vorher so nervös gewesen, dass sie Angst gehabt hatte, während des gesamten Interviews keinen vernünftigen Satz hervorbringen zu können. Ihre Familie zu blamieren war das Letzte, was sie wollte. Aber dieser sexy Torres hatte sie zuerst beruhigt – und dann ganz schön durcheinandergebracht.

Auf dem Weg zu ihrem Büro begegnete sie ihrer Schwester Chelsea. „Wir haben die Sendung gesehen. Du warst super. Mom war total beeindruckt“, begrüßte Chelsea sie grinsend.

Greer zuckte mit den Schultern. „Ich habe mich bemüht.“

„Ist er in echt genauso heiß wie auf dem Bildschirm?“

„Meinst du Daniel Torres?“ Sie fächelte sich Luft zu. „Oh ja, und wie.“ Zwecklos zu leugnen, dass er ihr gefallen hatte. „Und er scheint ernsthaft an seinem Paradewagen interessiert zu sein.“ Obwohl sie zugeben musste, dass sie immer noch nicht ganz verstanden hatte, was es mit dem Wettstreit zwischen ihm und seinem Freund auf sich hatte. Nicht, dass sie nicht selbst ehrgeizig war. Das musste man sein, um an der Polytechnischen Universität von Kalifornien zu bestehen. Aber irgendetwas an der Wette zwischen den beiden Männern brachte sie ins Grübeln. Was, wenn keiner der beiden die Sweepstakes-Trophäe gewann? Oder jeder von ihnen erhielt eine Trophäe in einer anderen Kategorie? Mit ihren Designs hatte sie schon viele Trophäen in verschiedenen Kategorien gewonnen. Greer gewann gerne und eine Trophäe der Rose Parade war pures Geld wert, weil sie zukünftige Aufträge sicherte.

„An seinem Paradewagen? Wohl eher an dir“, stichelte Chelsea und lächelte vielsagend.

Vielleicht im Traum, dachte Greer. „Sei nicht albern. Du liest doch immer diese Klatschmagazine. Der Mann datet ein Starlett nach dem nächsten.“

„Hm, ich weiß nicht. Wenn er sich wirklich in eine von denen verliebt hätte, wäre er schon längst verheiratet, meinst du nicht?“

„Denk mal an George Clooney. Der war auch der ewige Playboy. Daniel Torres hat noch mindestens zwanzig Jahre, bevor er die Frau seines Lebens findet.“

Chelsea lachte. „Du hast wirklich keinen Funken Romantik in dir.“

Greer schüttelte den Kopf. „Die hebe ich mir für meine Festwagen auf.“

Bevor ihre Schwester etwas erwidern konnte, klingelte plötzlich Greers Handy. „Ja, hallo?“

„Miss Greer Courtland? Mein Name ist Logan Pierce. Ich habe Sie heute Morgen in der Sendung von Daniel gesehen und wollte Sie fragen, ob wir uns treffen können.“

Völlig verdattert brachte Greer im ersten Moment kein Wort heraus. Logan Pierce? Daniel Torres’ bester Freund und ärgster Konkurrent?

„Wieso?“, fragte sie schließlich, als sie sich von der ersten Überraschung erholt hatte. Sein Paradewagen wurde schließlich von einem anderen Unternehmen gebaut.

„Bisher hat mich noch keine Frau gefragt, weshalb ich Sie zum Essen einladen will.“

„Ich frage aber.“ Sie versuchte, sich ihr Misstrauen nicht anmerken zu lassen.

„Ich habe Ihr Interview mit Daniel gesehen. Ihre Schlagfertigkeit hat mich beeindruckt. Ich würde Sie gerne kennenlernen.“

Sie schwieg einen Moment. „Woher haben Sie meine Nummer?“

„Ich habe Verbindungen“, erwiderte er und lachte.

„Nein, ernsthaft. Wo haben Sie meine Nummer her?“

Sie konnte hören, dass er immer noch lächelte. „Meine persönliche Assistentin könnte die CIA, das FBI und die NSA vor Neid erblassen lassen.“

„Verstehe.“ Sollte sie sich mit ihm treffen? Greer konnte nicht leugnen, dass sie neugierig war. Was hatte es mit der Rivalität zwischen den beiden Männern auf sich? Daniels Antworten heute Morgen hatten ihre Neugier nicht befriedigen können. Vielleicht konnte Logan es? „Ich dachte, Sie sind in New York?“

„Ich bin über Thanksgiving zu Besuch. Meine Eltern leben noch in Santa Monica.“

Was konnte es schon schaden, sich mit ihm zu verabreden? „Wo wollen Sie sich treffen?“

„Zum Essen im Craig’s? Ich hole Sie ab … sagen wir gegen 18.30 Uhr?“

Er hörte sich nett an, aber sie wusste so gut wie nichts über ihn. „Nein, wir treffen uns dort.“

„Ich schicke einen Wagen.“

„Ich fahre selbst, danke.“ Auf keinen Fall wollte sie sich von diesem Mann, den sie nicht kannte, abhängig machen. Sollte sie das Bedürfnis haben, den Abend zu beenden und nach Hause zu fahren, wollte sie in der Lage sein, genau das zu tun, wann immer es ihr passte.

Er lachte. Der Klang war warm und sympathisch. „Dann also um sieben im Craig’s.“

„Okay“, erwiderte sie, bevor sie auflegte. Craig’s! Eins der nobelsten Restaurants der Stadt, in dem die Promis sich die Klinke in die Hand reichten. Wow, dachte Greer beeindruckt, als sie sich zu ihrer Schwester umwandte. „Du wirst nie erraten, wer das war!“

„Daniel Torres, der dich zum Essen einlädt.“

„Fast. Sein Freund und Konkurrent bei der Rose Parade, Logan Pierce.“

Chelsea zog die Augenbraue hoch. „Du nimmst mich auf den Arm.“

„Nein, ich treffe ihn heute Abend im Craig’s“.

Ungläubig riss Chelsea die Augen auf. „Im Craig’s! Das ist der neue In-Schuppen.“

„Du liest zu viele Klatschblätter.“

Chelsea boxte ihr sanft in den Oberarm. „Das ist ja total aufregend. Lass dir die Essensreste für mich einpacken, ja?“

Greer lachte. „Ich versuche, daran zu denken.“

Nachdem sie sich von ihrer Schwester verabschiedet hatte, ging sie in ihr Büro. Ob es ein Fehler war, sich mit Logan Pierce zu treffen? Aber sie war so neugierig, dass sie nicht hatte widerstehen können. Hoffentlich würde sie so endlich erfahren, was es mit dem Wettstreit der beiden Männer auf sich hatte.

Es war Punkt sieben, als Greer ihren Wagen vor dem Craig’s anhielt. Der Angestellte des Parkservice öffnete die Fahrertür und half ihr beim Aussteigen. Dann gab er ihr ein Ticket, nahm ihre Autoschlüssel und fuhr den Wagen auf den Parkplatz.

Das Outfit für ihr Treffen mit Logan hatte sie sorgfältig ausgewählt. Sie trug ein perlgraues, knielanges Seidenkleid, eine dazu passende Jacke mit schwarzen Satinpaspeln, um den Hals ein großes Medaillon aus Silber, das perfekt zu ihren grau-silbernen stylischen Ohrringen passte, schwarze Stilettos und eine schwarze Clutch. Sie hatte kaum Make-up aufgelegt und ihr schwarzes Haar aus dem Gesicht glatt nach hinten gekämmt, damit ihr schönes Gesicht voll zur Geltung kam.

Als sie das Restaurant betrat, blickte sie sich um. Sie war noch nie hier gewesen. Und die Fassade hatte nur erahnen lassen, wie elegant das Innere war. Die Empfangschefin trat auf sie zu. „Ich bin mit …“

„Mr. Pierce wartet schon auf Sie, Miss Courtland“, sagte die Angestellte freundlich. „Wenn Sie mir bitte folgen würden.“

Das Craig’s war elegant, ohne protzig oder steif zu wirken. Die hohen Wände waren unten mit dunklem Holz vertäfelt, während weiter oben das Mauerwerk sichtbar blieb. Geschmackvolle Kunstwerke hingen sorgfältig platziert an ausgewählten Stellen, sodass jedes Bild für sich wirken konnte und der Raum nicht überladen war. Backsteinsäulen stützten die gewölbte Decke. Greer wurde an einen Tisch in einer Sitznische geführt. Als Logan Pierce sie sah, erhob er sich und lächelte sie an. Er war muskulös und ein gutes Stück größer als sie. Greer fragte sich, ob er sein halblanges sorgfältig gekämmtes Haar färbte oder ob es von Natur aus so blond war. Fest stand, dass er gut aussah. Er blickte sie aus strahlend blauen Augen an. Sein breites Lächeln entblößte zwei Reihen perfekter weißer Zähne.

Er streckte ihr die Hand entgegen. „Danke, dass Sie gekommen sind, Miss Courtland. Darf ich Sie Greer nennen?“

Greer nahm an der ihm gegenüberliegenden Seite des Tisches auf der Bank Platz, und auch er setzte sich wieder. „Gerne. Wenn ich Sie Logan nennen darf.“

Logan nickte. Die Empfangschefin verließ sie, und Sekunden später näherte sich eine Kellnerin ihrem Tisch, die sich als Mona vorstellte. Sie schenkte ihnen Wasser ein und nahm ihre Getränkewünsche auf.

„Danke. Danke, dass Sie gekommen sind“, sagte Logan, als Mona gegangen war.

„Warum wollten Sie mit mir essen gehen?“

Für einen Moment sah er verwirrt aus, aber er fing sich schnell wieder. „Ich dachte, Sie müssten hungrig sein.“

Sie lachte. „Es ist Essenszeit, Sie liegen also nicht ganz falsch. Aber das ist bestimmt nicht der wahre Grund.“

„Was denken Sie denn, weshalb ich Sie darum gebeten habe, mit mir Essen zu gehen?“

„Ich nehme an, Sie wollen mehr über Mr. Torres’ Paradewagen herausfinden.“

Er zog die Augenbrauen hoch und seine blauen Augen blitzten vergnügt auf. „Erwischt.“

Greer verengte die Augen zu Schlitzen. „Ich habe nicht angenommen, dass ich Ihr Typ bin.“

„Ich mag kluge, schlagfertige Frauen.“

Die Kellnerin brachte ihnen die Getränke und gespannt nahm Greer einen Schluck von ihrem Merlot. Wie zu erwarten gewesen war, schmeckte er ausgezeichnet. Plötzlich fiel ein Schatten auf den Tisch. Sie blickte auf. Zu ihrer Überraschung war es Daniel. Eine zierliche, bildhübsche, sehr blonde Frau hatte sich bei ihm untergehakt. Greer kannte sie aus dem Fernsehen, hatte allerdings ihren Namen vergessen.

„Stört es euch, wenn wir uns zu euch setzen?“, fragte Daniel. Dann, ohne ihre Antwort abzuwarten, bugsierte er die Blondine auf die Bank neben Logan und setzte sich selbst neben Greer.

Als Greer zur Seite rutschte, um Daniel Platz zu machen, fiel ihr Blick auf Logans Gesicht. Er wirkte vollkommen überrumpelt, besonders als die blonde Frau auffallend nah an ihn heranrutschte und ihn dabei kokett ansah. Daniel lächelte gelassen.

„Was machst du hier?“, fragte Logan. Er klang, als ob ihm die Worte im Hals steckenbleiben würden.

„Essen“, erwiderte Daniel. „Du bist mein bester Freund und ich dachte, es wäre nett, wenn ich mich euch anschließe. Schließlich haben wir nicht häufig die Gelegenheit, Zeit miteinander zu verbringen.“

„Normalerweise hast du deine Verabredungen im Restaurant deiner Eltern.“

„Aber nicht heute“, erwiderte Daniel gut gelaunt. „Würden Sie mir bitte das Brot reichen, Greer?“

Greer schob den Brotkorb in seine Richtung und rutschte unauffällig ein Stückchen weg von ihm. „Sie sind dabei, meine Verabredung platzen zu lassen.“

„Ich rette Sie nur vor Langeweile. Logan hat genau zwei Gesprächsthemen: sich selbst und Sport.“

„Stimmt doch gar nicht!“, protestierte Logan.

„Du hast mir doch letzte Woche gesagt, dass du Melody Wilkerson gerne kennenlernen würdest. Da habe ich sie angerufen und eingeladen, mitzukommen.“

Melody kicherte und hielt sich die zierliche Hand vor den Mund. „Ich warte schon seit Jahren darauf, Sie kennenzulernen.“

Greer lehnte sich zurück und sah zu, wie die Frau ihre Finger Logans Arm hinaufwandern ließ und die Lippen dabei zu einem hübschen Schmollmund verzog. „Warum haben Sie diese Frau mit zu meiner Verabredung gebracht?“, fragte sie Daniel mit unterdrücktem Flüstern.

„Sie sollten nicht mit Logan ausgehen.“

„Warum nicht?“

„Weil Sie mit mir ausgehen sollten.“ Daniel grinste sie an.

„Sie haben mich nicht gefragt.“

„Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Logan so schnell ist.“

„Verstehe. Also haben Sie Melody als Ablenkung mitgebracht, damit Sie mich unbemerkt über die Schulter werfen und raustragen können.“

Er lachte. „Das war nicht geplant, aber für neue Ideen bin ich immer offen.“

Greer schüttelte den Kopf und unterdrückte ein Lachen. „Sie sind komisch.“

Daniel grinste sie frech an. „Die einzigen Leute, die mich für komisch halten, sind meine Brüder.“

„Nein, das hier ist urkomisch.“ Sie deutete mit dem Kopf in Richtung Melody, die inzwischen eine Hand auf Logans Arm platziert hatte und mit der anderen über seine Finger strich. Sie war so winzig, dass Greer sich fragte, ob sie ihre Kleidung in der Kinderabteilung kaufte.

„Sehen Sie sich das an. Er ist so leicht abzulenken“, entgegnete Daniel.

Logan blickte in Melodys tiefen Ausschnitt, der eine gute Aussicht auf ihr Dekolleté und ihre prallen Brüste bot.

„Ich kann schon verstehen, dass diese Dinger eine hypnotisierende Wirkung haben. Auch wenn sie aller Wahrscheinlichkeit nicht echt sind.“

Daniel zuckte mit den Schultern. „Dazu kann ich nichts sagen.“

„Ach wirklich?“ Greer blickte wieder zu Melody, die ihre Brüste inzwischen an Logans Oberarm schmiegte.

„Melody ist nicht mein Typ.“

„Sie haben Sie mitgebracht.“

„Ich bin Logan einfach nur ein guter Freund.“ Gespielt unschuldig sah er sie an.

„Wie selbstlos.“ Er lachte.

Greer schüttelte den Kopf. Daniel Torres war verdammt charmant. Zu charmant. Und sie musste zugeben, dass sein Manöver klug gewesen war. Logan schien sich von Melodys Avancen immer mehr in den Bann ziehen zu lassen.

„Sie haben Ihre Waffen gut gewählt“, sagte sie schließlich. „Nur, weshalb Sie beide um mich duellieren, bleibt mir schleierhaft. Wollen Sie wirklich mit mir ausgehen oder geht es Ihnen nur darum zu gewinnen?“

„Wir sollten uns heimlich davonschleichen und irgendwo Burger essen gehen“, schlug Daniel vor, ohne auf ihre Frage einzugehen. „Es wird Logan gar nicht auffallen, wenn wir nicht mehr da sind.“

Greer dachte kurz über seinen Vorschlag nach. „Nein. Logan hat mich zum Essen eingeladen und jetzt einfach zu gehen, wäre unhöflich.“

Daniel schien enttäuscht, doch er fing sich schnell wieder. „Okay. Meine Mutter hat mich schließlich auch gut erzogen.“

Der restliche Abend verlief erstaunlich angenehm. Wie zu erwarten, war das Essen erstklassig. Melody tat weiterhin alles, um Logans Aufmerksamkeit zu fesseln, dem das Ganze etwas peinlich zu sein schien. Doch als Greer das bemerkte, klopfte sie ihm auf die Schulter und sagte ihm, er solle sich keine Gedanken machen und den Abend genießen. Amüsiert beobachtete sie die Bemühungen der beiden Männer, sich gegenseitig auszustechen, um einen guten Eindruck auf sie zu machen.

Als sie später auf dem Bürgersteig vor dem Restaurant standen, hing Melody immer noch wie eine Klette an Logans Arm. Der junge Mann vom Parkservice fuhr Logans Mercedes vor und ganz selbstverständlich stieg Melody mit ein, ohne auch nur zu fragen, wie Greer nach Hause kommen würde. Gleich nachdem der Mercedes in rasantem Tempo davongebraust war, wurde Greers Toyota vorgefahren. Sie gab dem Angestellten, der ihr die Wagentür aufhielt, ein strahlendes Lächeln als Trinkgeld und blickte dann zu Daniel.

„Wenn Sie mit mir ausgehen wollen, dann fragen Sie einfach.“ Damit setzte sie sich auf den Fahrersitz, legte den Gang ein und fuhr los, bevor Daniel etwas erwidern konnte.

2. KAPITEL

Daniels Handy surrte. Er blickte auf das Display und lächelte. Greer hatte geantwortet. Er hatte ihr mehrere Nachrichten geschrieben, um sich für den schönen Abend zu bedanken und ihr noch einmal zu sagen, wie gespannt er auf seinen Paradewagen war. Er war überzeugt davon, dass er wundervoll werden würde. Greer liebte ihre Arbeit und das konnte man sehen.

Es hatte ihm ein bisschen leidgetan, Logans Date platzen zu lassen. Allerdings nicht genug, um ihn davon abzuhalten. Logan war nichts für Greer. Ganz im Gegensatz zu ihm selbst.

Die Tür zu seinem Büro öffnete sich. Als Daniel von seinen Notizen für die aktuelle Sendung aufblickte, sah er, dass es sein Zwillingsbruder Nicholas war. Fragend zog er die Augenbrauen hoch. Normalerweise kam sein Bruder nicht einfach so hereingeschneit.

„Hey, Bruder“, begrüßte Nicholas ihn mit einem entwaffnenden Grinsen. Sein Bruder und er waren Zwillinge, aber sie hätten unterschiedlicher nicht sein können. Nicholas war der künstlerische Typ. Der schlanke, hochgewachsene Mann hatte schon als Kind gerne getanzt. Später hatte er aus seiner Leidenschaft einen Beruf gemacht. Inzwischen war er als Choreograph und Tänzer so berühmt, dass er sogar eine eigene Fernsehshow hatte.

„Was treibt dich hierher?“

„Ich dachte, das könnte dich vielleicht interessieren.“ Mit diesen Worten reichte Nicholas ihm ein Boulevardblatt. „Ich bin beeindruckt.“ Er grinste.

Auf der Titelseite prangte ein Foto von Daniel. Die Aufnahme zeigte ihn, Logan und, zwischen sie gequetscht, Melody, als sie das Craig’s verließen. Von Greer war nur ein winziges Stück Ellbogen zu erkennen. Übertitelt war das Ganze mit dem plakativen Aufmacher „Liebe zu dritt“. Ärgerlich schüttelte Daniel den Kopf. Er hasste es, in den Klatschspalten aufzutauchen, und normalerweise gelang es ihm gut, den Paparazzi aus dem Weg zu gehen. Sie mussten Logan gefolgt sein. Aber natürlich war es nicht das erste Mal, dass Daniels Foto in der Boulevardpresse erschien, und Nicholas war sicherlich nicht deswegen hier.

Misstrauisch betrachtete er seinen Bruder. „Also, was willst du wirklich?“

„Ich will mit auf den Paradewagen.“

Daniel war so überrascht, dass es ihm für einen Moment die Sprache verschlug. „Du willst was? Warum?“

„Warum nicht? Mein Auftritt auf dem Festwagen ist die perfekte Werbung für die nächste Staffel von Celebrity Dance. Wir sind immerhin beim gleichen Sender. Ich habe mit meinen Produzenten gesprochen und die werden mit deinen reden.“

Daniel rieb sich die Schläfen. „Na gut. Dann wirst du dich wohl mit Greer treffen müssen. Sie hat mir erklärt, dass sie für eine tragfähige Konstruktion genau wissen muss, wo und wie der Wagen belastet werden soll. Sie muss ganz genau wissen, wie schwer du und deine Partnerin seid.“

Nicholas nickte zufrieden. „Und jetzt erzähl mir, was da los war mit dir und Logan“. Er tippte mit dem Zeigefinger auf die Titelseite der Zeitung.

„Ich habe Logans Verabredung mit Greer platzen lassen und Melody mitgebracht, um ihn von Greer abzulenken.“

Jetzt war es an Nicholas, fragend die Augenbrauen hochzuziehen. „Darf man nach dem Grund dafür fragen?“

„Ich wollte nicht, dass er mit Greer ausgeht.“ Selbst in seinen eigenen Ohren hörte sich das kindisch an.

„Du bist doch keine fünf mehr“, entgegnete Nicholas und schüttelte den Kopf.

„Er ist einfach nicht ihr Typ“, warf Daniel ein.

„Aber du bist es?“

„Natürlich. Jedenfalls wäre ich es gerne.“ Daniel musste sich eingestehen, dass er sie wirklich bewunderte. „Sie ist einfach toll. Sie war mal Rosenkönigin. Sie ist so … echt. Sie ist klug und lustig. Und außerdem wahnsinnig begabt! Ich hätte nie gedacht, dass man davon leben kann, Paradewagen zu entwerfen und zu bauen. Und die Dinger sind wunderschön.“

Nicholas’ Augen funkelten, während er ihn prüfend ansah. „Auf jeden Fall ist sie anders als die Models und Schauspielerinnen, mit denen du bisher ausgegangen bist.“

„Warum reden wir eigentlich über Frauen?“ Normalerweise sprach Daniel mit seinem Bruder über alles, aber aus einem unerfindlichen Grund hatte er keine Lust, jetzt mit ihm über Greer zu sprechen.

„Wir sprechen doch ständig über Frauen.“ Nicholas lachte kurz auf. „Nur ist es dir in diesem Fall unangenehm und deswegen mache ich mir einen Spaß daraus, dich ein bisschen zu ärgern.“

Daniel beschloss, die letzte Bemerkung unkommentiert zu lassen. „Also, wie gesagt, du wirst mit Greer sprechen müssen. Ich mache einen Termin mit ihr aus und dann fahren wir zur Montagehalle, in der sie arbeitet.“ Daniel machte sich eine Notiz, sie später anzurufen.

Nicholas bedankte sich, stand auf und verschwand ebenso schnell, wie er gekommen war.

Nachdenklich lehnte Daniel sich in seinem Sessel zurück. Er musste zugeben, dass sie ihn mehr als faszinierte. Was hatte Greer an sich, dass er sie so sehr mochte? Normalerweise ging er mit Models, Schauspielerinnen oder Kolleginnen aus der Fernsehbranche aus. Er ging mit ihnen aus, um gesehen zu werden. Sie waren wie die Sprossen auf der Leiter nach oben. Doch Greer war ganz anders. Und zwar auf eine Weise, die ihm gefiel.

Gerne hätte er noch mehr über sie nachgedacht, aber auf seinem Schreibtisch türmten sich die unerledigten Papiere. Seufzend schob er die Gedanken an Greer zur Seite und machte sich an die Arbeit.

Greer stand neben dem Gerippe aus Aluminium und Plastik, das zu Daniels Paradewagen werden würde. Noch bestand die Raupe lediglich aus großen Plastikröhren, die mit Gelenken verbunden und in Dutzende von Abschnitten unterteilt waren. Der Kopf hatte einen eigenen kleinen Motor, mit dessen Hilfe er sich vor und zurück bewegen würde. Die Puppe hing von einer Drahtkonstruktion, die die Form eines Astes hatte. Ganz am Ende des Wagens waren drei Schmetterlinge angebracht. Als ihre Schwester Chelsea die Hydraulik bediente, flatterten die Schmetterlinge mit den Flügeln und bewegten sich auf und ab.

Jetzt musste Greer sich nur noch überlegen, wo sie die beiden zusätzlichen Fahrgäste platzieren würde. Dass Daniel plötzlich anrief und mit dieser Neuigkeit rausrückte, hatte sie mehr als irritiert. Doch dann hatte er ihr mitgeteilt, dass sein Sender sie mit dem Bau eines Paradewagens für die jährliche Weihnachtsparade in Hollywood beauftragen wollte, und das lukrative Angebot hatte ihren Ärger sofort beschwichtigt.

„Wie war dein Date mit Logan-Schrägstrich-Daniel?“, fragte Chelsea, als sie vom Fahrwerk heruntersprang. „Ich will alles wissen.“ Neugierig blickte sie Greer an. „Ich habe das Bild von Logan, Daniel und dieser Schauspielerin in einem dieser Magazine gesehen. Was war denn da los?“

Greer zuckte mit den Schultern.

„Warst du nicht dabei?“

„Doch, ich war auch da“, entgegnete sie und seufzte. Sie erzählte Chelsea, wie Daniel mit Melody im Schlepptau ihre Verabredung gestürmt hatte.

„Hört sich so an, als ob er dir den Hof machen würde.“

„Warum sollte er?“, fragte Greer. „Ich glaube nicht, dass sich das lohnt. Ich habe keine Zeit für sowas.“

„Ja, klar. Dein letztes Date hattest du vor zwei Jahren.“ Chelsea stemmte die Hände in die Hüften und legte den Kopf schief. „Was willst du mit deinem Leben anfangen?“

„Ich will Festwagen entwerfen und das Unternehmen ausbauen.“

„Ich meine dein Privatleben.“

Greer lehnte sich gegen den Festwagen. „Du bist diejenige, die sich gerade scheiden lässt.“

„Was nur beweist, dass ich ein Leben neben der Arbeit habe. Vielleicht habe ich falsche Entscheidungen getroffen, aber wenigstens versuche ich es.“ Chelsea verschränkte die Arme vor der Brust und sah sie streng an. „Mom hat Karten für die Vernissage der Ausstellung von Henry Ossawa Tanner und ich weiß zufällig, dass sie und Dad keine Zeit haben. Wenn du sie nett fragst, gibt sie dir bestimmt die Karten. Warum fragst du nicht Daniel, ob er mit dir hingeht?“

„Das meinst du nicht ernst.“

Chelsea nickte. „Doch, das meine ich sehr wohl ernst. Rufst du ihn an?“

Greer wusste nicht, ob sie sich trauen würde, ihn anzurufen. Das, was sie bisher von ihm gesehen hatte, gefiel ihr gut, aber … wollte sie wirklich ein Risiko eingehen? Für die Arbeit nahm sie gerne ein Risiko auf sich, aber was ihr Privatleben anging, blieb sie lieber auf der sicheren Seite. So war es einfacher. „Ich denke darüber nach.“

„Okay, damit kann ich leben. Lass uns weitermachen. Wir müssen noch die Bestellungen für die Blumen aufgeben.“ Chelsea lief weiter zum nächsten Paradewagen und Greer folgte ihr.

Erst viele Stunden später eilte Greer zurück in ihr Büro.

„Du hast Besuch“, rief Rachel aus ihrem Büro, als Greer an der geöffneten Tür vorüberlief. Mit fünfundzwanzig war sie die jüngste der drei Schwestern. Sie war für die Buchführung des Unternehmens zuständig und arbeitete ebenso unermüdlich wie ihre beiden großen Schwestern.

Greer steckte den Kopf in das Büro ihrer Schwester. Überall lagen Aktenordner, Karteikästen und Büromaterial herum. Und inmitten des Chaos thronte Rachel an ihrem Computer. Das krause Haar umgab ihren Kopf wie ein Heiligenschein.

„Wer ist es?“

Rachel hob kurz den Kopf. „Dein neuer bester Freund, Daniel Torres.“ Dann blickte sie wieder auf den Bildschirm ihres Computers.

Was will der denn hier? fragte Greer sich, während sie weiter den Gang entlangging. Sie liebte ihr Büro. Ihre Eltern hatten ihr freie Hand bei der Einrichtung gelassen und sie hatten den großzügigen Raum mit den hohen Fenstern in leuchtendem Weiß streichen lassen. In einer Ecke standen ein rotes Ledersofa und zwei gemusterte Ohrensessel um einen schlichten Eichencouchtisch gruppiert. Der Schreibtisch, ein überdimensionaler Zeichentisch, stand vor der Fensterwand. Der Stuhl war so platziert, dass Greer mit dem Rücken zu den Fenstern saß. Neben dem Schreibtisch stand ein breiter Schubladenschrank auf Rollen, in dem sie ihr Zeichenmaterial aufbewahrte. An den Wänden hingen von ihr angefertigte Zeichnungen ihrer preisgekrönten Paradewagen und die Diplomurkunde der Universität.

Daniel stand vor der Zeichnung eines Festwagens, mit der sie während ihres letzten Highschool-Jahres einen Preis bei einer Kunstausstellung gewonnen hatte. Als sie den Raum betrat, wandte er sich zu ihr um. „Sie sind sehr begabt.“

„Danke.“ Sie sah ihn fragend an. „Weshalb sind Sie hergekommen?“

„Ihre Schwester Chelsea hat mich angerufen und gebeten, die endgültige Auswahl der Blumen mit ihr durchzugehen. Da dachte ich, ich schaue kurz mal bei Ihnen vorbei.“ Gemächlich lief er durch ihr Büro und blieb vor jeder Zeichnung einen Moment lang stehen.

Greer wusste nicht, ob sie sich ärgern oder geschmeichelt fühlen sollte.

„Das ist nett von Ihnen. Chelsea ist in der Montagehalle.“

„Ich gehe gleich zu ihr.“ Aber vorerst betrachtete er seelenruhig weiter ihre Zeichnungen. „Sie haben so viel künstlerisches Talent. Weshalb haben Sie sich dazu entschieden, Bauingenieurwesen zu studieren?“

„Ich wollte in der Lage sein, meine Fantasien in die Realität umzusetzen.“

„Das sind Sie.“ Er zeigte auf eine Zeichnung, die einen Jaguar darstellte, der so aussah, als ob er gerade zum Sprung ansetzen würde. „Das hier gefällt mir besonders.“

„Das ist der Festwagen, den ich für den diesjährigen Karneval in Rio entworfen habe. Mir gefällt er auch.“ Da er es nicht eilig zu haben schien, wollte sie nicht unhöflich erscheinen. „Möchten Sie vielleicht etwas trinken? Kaffee, Wasser, Tee?“

„Nein, danke.“ Er zeigte auf die Zeichnungen an den Wänden. „Also das ist es, woran ihr Herz hängt?“

„Ich habe die Möglichkeit, Wunder zu erschaffen, die nur für einen Tag bestehen bleiben. Das ist eine große Herausforderung. Außerdem bietet mir meine Arbeit die Möglichkeit, mit den coolsten Menschen der Welt zusammen zu sein … mit meiner Familie.“

„Das verstehe ich. Mir ist meine Familie auch wichtig.“

„Ging es Ihnen wirklich darum, mein Treffen mit Logan zu sabotieren, als Sie einfach mit Melody aufgetaucht sind?“, fragte Greer geradeheraus. Niemand, der sie kannte, hätte sie als besonders subtil beschrieben.

Überrascht zog Daniel die Augenbrauen hoch. „Logan hatte gehofft, das Treffen würde sich zu einem richtigen Date entwickeln, aber dann kam eine andere attraktive Frau dazwischen und hat ihn vom Kurs abgebracht.“

Greer kniff die Augen zusammen. „Woran Sie einen beträchtlichen Anteil hatten.“

„Wozu hat man Freunde?“ Er grinste sie an, als ob er auch ihr einen großen Gefallen getan hätte.

Wieder wusste Greer nicht, ob sie sich ärgern, belustigt oder geschmeichelt fühlen sollte. „Aber wenn Sie schon mal da sind: Ich wollte Sie fragen, ob Sie vielleicht Lust haben, am Samstag mit mir auf die Vernissage der Ausstellung von Henry Ossawa Tanner zu gehen. Ich habe Karten.“ Habe ich das eben wirklich gesagt? fragte sie sich und wäre am liebsten im Erdboden versunken. Du dummes, dummes Ding!

„Bitten Sie mich gerade um ein Date?“

„Sicher, wir können es gerne ein Date nennen. Aber es gibt ein paar Regeln. Keine Melody oder sonst wen. Kein Logan, der mich plötzlich entführt. Und meinen Sie, wir können den Paparazzi entgehen? Bisher ist es mir gelungen, mich aus Ihrem Dreiecksverhältnis rauszuhalten, und ich habe keine große Lust, mein Gesicht auf einem Boulevardblatt wiederzufinden.“

Er sah aus wie ein Kind, dem man gerade seinen größten Wunsch erfüllt hatte. „Das kriege ich hin. Ich bin ja nicht George Clooney oder Brad Pitt. Normalerweise werde ich nicht von Paparazzi verfolgt.“

„Gut.“

„Darf ich Sie abholen oder möchten Sie, dass wir uns im Museum treffen?“

Sie überlegte einen Moment. „Bei der ersten Verabredung komme ich gerne mit meinem eigenen Wagen, damit ich wieder gehen kann, wenn etwas schiefläuft.“

„Streng genommen ist es unsere zweite Verabredung.“

Er blickte sie so hoffnungsvoll an, dass sie es nicht übers Herz brachte, seine Bitte abzuschlagen. Außerdem hatte er im Prinzip recht. Sie beschloss, ihm den Gefallen zu tun. „Holen Sie mich um sieben ab. Ich schicke Ihnen meine Adresse.“ Sie hielt kurz inne. „Und da es sich genau genommen um unser zweites Date handelt, können wir uns wohl auch duzen.“ Sie zwinkerte ihm zu und Daniel lächelte zustimmend.

Chelsea steckte den Kopf in Greers Büro und grinste Daniel an. „Hier sind Sie also. Gut. Ich wollte gerne noch ein paar Sachen mit Ihnen durchgehen.“

„Also, dann bis Samstag. Ich hole dich um sieben ab“, sagte Daniel, bevor er ihr noch einmal sein unwiderstehliches Lächeln schenkte. Dann folgte er Chelsea hinaus.

Greer stand wie unter Schock, als sie wieder alleine war. Was habe ich getan? dachte sie aufgeregt. Ich habe ihn gerade um ein Date gebeten! Aber sie musste es zugeben … Daniel hatte etwas an sich, was ihr gefiel. Was genau es war, konnte sie nicht sagen. Er war charmant, sah gut aus und hatte Sinn für Humor. Die Art, wie er ihre Verabredung mit Logan einfach hatte platzen lassen, war auf eine seltsame Weise lustig gewesen. Jedenfalls wusste sie, dass sie mehr über diesen Mann erfahren wollte. Sie wollte wissen, was hinter diesem Daniel Torres steckte.

Das Sportstudio roch nach feuchter Kleidung, erhitzten Körpern und gutem, ehrlichem Männerschweiß. Wie üblich trafen sich Daniel und Logan hier, um zusammen zu trainieren, wenn Logan gerade in der Stadt war. Jetzt hatten sie ihr Workout hinter sich gebracht, saßen auf einer Bank und sahen den anderen beim Trainieren zu.

„Sie hat dich um ein Date gebeten?“ Logan wandte abrupt den Kopf und starrte Daniel an.

„Wer will sich nicht mit diesem Prachtexemplar treffen?“, frotzelte Daniel.

„Ich will es nicht“, erwiderte Logan und lachte.

„Du hast keinen Geschmack.“

„Ganz im Gegenteil. Ich habe einen hervorragenden Geschmack bei Frauen.“ Logan wischte sich mit einem Handtuch das verschwitzte Gesicht ab. „Und Greer ist eine Hammerfrau.“

„Das hat aber offenbar nicht gereicht, um dich nicht von Melody ablenken zu lassen.“

Logan seufzte. „Das muss ich unbedingt wiedergutmachen.“

„Lass es.“

Logan sah ihn durchdringend an. „Sie gefällt dir. Sie gefällt dir sogar richtig gut.“

Daniel nahm den herausfordernden Blick in den Augen seines Freundes wahr. „Wir haben noch nie um eine Frau konkurriert.“

„Weil ich die, die ich haben wollte, immer gekriegt hab.“

„Man könnte auch sagen, dass ich dir erlaubt habe, die zu kriegen, die ich für dich ausgesucht habe.“

Logan lachte laut auf. „Das wird nie langweilig, oder?“

Daniel grinste. „Wozu hat man Freunde?“

Die beiden hatten sich in ihrem ersten Jahr an der Highschool kennengelernt, als sie zusammen im Footballteam spielten. Beide liebten Football, aber Logan wollte es zu seinem Beruf machen, während Daniel es vor allem aus Spaß spielte.

Logan hatte es damals nicht leicht zu Hause. Seine Eltern waren fast nie da. Sein Vater war Talentsucher und viel auf Reisen. Seine Mutter, eine Charakterdarstellerin, war praktisch ununterbrochen bei irgendwelchen Filmdrehs. Als Daniel ihn zum ersten Mal mit zu sich nach Hause gebracht hatte, hatten seine Eltern sich des Jungen angenommen. Sie hatten dafür gesorgt, dass aus dem reichen, verwöhnten Kind, das gleichzeitig so vernachlässigt war, ein verantwortungsbewusster Erwachsener wurde.

Es war ein Footballspiel, dass sie endgültig Freunde werden ließ. Daniel sah, wie Logan den Ball weiterspielte, obwohl er im Aus gewesen war. Daniel ließ das Spiel weiterlaufen und die Mannschaft holte den Sieg, aber im Anschluss ging er zu Logan und redete ihm ins Gewissen.

Logan war es nicht gewohnt, dass sich jemand für das interessierte, was er tat. Daniel redete mit ihm über Fairness und erklärte ihm, wie wichtig es sei, das Richtige zu tun. Genau das faszinierte Logan. Wie reich und berühmt seine Eltern auch waren, durch ihre ethischen Grundsätze zeichneten sie sich nicht aus. Ganz im Gegenteil zu Daniels Eltern, denen Werte wichtig waren. Sie machten schnell deutlich, dass Logan sich lieber korrekt und loyal verhielt, wenn er mit Daniel befreundet sein wollte. Und da Logan unbedingt Daniel zum Freund haben wollte, ließ er es zu, dass Grace und Manny Torres ihm die Erziehung angedeihen ließen, die seine eigenen Eltern vernachlässigt hatten. Erst viel später gestand er Daniel einmal, dass ihm die Regeln der Familie Torres deshalb so gut gefielen, weil sie ihm ganz genau aufzeigten, was von ihm erwartet wurde.

„Ich werde weiter versuchen, sie für mich zu gewinnen“, sagte Logan nach einem Moment des Schweigens. „Wenn du sie so faszinierend findest, dann ist da was dran. Und du weißt, wie gerne ich mich faszinieren lasse.“

Die beiden Männer hielten ihre Wasserflaschen hoch und stießen an. „Dann viel Glück damit“, erklärte Daniel. „Du lässt dich vielleicht gerne faszinieren, aber genauso leicht lässt du dich auch ablenken.“

Logan sah Daniel an. „Warte mal. Du wirst doch wohl fair spielen, oder etwa nicht?“

„Auf dass der bessere Mann gewinne“, antwortete Daniel nur und grinste siegessicher. Er wusste, dass er sich arrogant anhörte, aber ihm lag wirklich viel an Greer. Sogar seine Mutter würde sie mögen und Grace gewährte ihre Zuneigung nicht ohne Weiteres. Sie erwartete von ihren Kindern, dass sie nach den höchsten moralischen Grundsätzen handelten, und verlangte dasselbe von deren Ehepartnern.

Was denke ich da gerade? fragte Daniel sich verwirrt. Wieso tauchten plötzlich Heirat und Greer zusammen in einem Gedanken auf?

Greer stand vor dem Ganzkörperspiegel in ihrem Schlafzimmer. Fünf Cocktailkleider hatte sie anprobiert, bis sie endlich das richtige gefunden hatte. Es war ein schwarz-gelbes Cocktailkleid von Anna Sui mit Margeriten und Spitzeneinsätzen am Mieder. Ihr kurzes Haar hatte sie streng aus dem Gesicht gekämmt, die Pendelohrringe mit den Diamanten passten zu dem Anhänger, den sie an einer Goldkette trug. Sie war zufrieden mit ihrem Aussehen.

Sie nahm ihre schwarze Clutch aus Seide, atmete einmal tief durch und ging dann ins Wohnzimmer, um auf Daniel zu warten. Dort setzte sie sich auf einen Stuhl, der dem großen Fenster gegenüberstand.

Fünf Jahre lang hatte sie gespart, bis sie sich dieses winzige Haus leisten konnte. Es war im ausgehenden neunzehnten Jahrhundert im Craftsman-Stil gebaut worden und in einem schrecklichen Zustand gewesen. Zwar hatte sie die Renovierung nicht selbst vornehmen können, aber sie kannte schließlich genug Leute. Die halbe Belegschaft der Firma hatte Hand angelegt, um ihr zu helfen, und sie war stolz auf das Ergebnis.

Eingerichtet war es mit einer Mischung aus antiken und modernen Möbeln. An den Wänden hingen Bilder in leuchtenden Farben, die sie selbst gemalt hatte, und auf den polierten Holzdielen lagen Orientteppiche. An strategischen Stellen waren Leuchten im Tiffany-Stil platziert, um der Einrichtung den gewünschten Vintage-Effekt zu verleihen. Greer liebte ihr Zuhause.

Als sie eine Limousine in die Auffahrt einbiegen sah, erhob sie sich überrascht. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Daniel eine Limousine für ihre Verabredung mieten würde, obwohl die Vernissage durchaus eine jener Veranstaltungen war, zu denen man in einem eindrucksvollen Wagen vorfuhr.

Daniel stieg aus und lief über den Weg durch den kleinen Vorgarten zu ihrer Veranda. Dann klingelte er an der Tür. Die Hunde in der Küche fingen sofort an zu bellen. Auch die Katze hob den kleinen Kopf und blinzelte ungnädig ob der Störung ihres Nickerchens.

Greer ging zur Haustür und öffnete. Sie sah, wie Daniels Augen sich weiteten, als sein Blick auf sie fiel.

„Wow“, war alles, was er sagte.

„Gar nicht so übel, wenn ich mir ein bisschen Mühe gebe, oder?“, witzelte sie. „Du bist übrigens auch nicht schlecht gekleidet.“ Er sah umwerfend aus in seinem schwarzen Anzug.

Er musste die Hunde gehört haben, die an der Küchentür kratzten, denn er warf einen Blick an ihr vorbei ins Innere des Hauses. „Deine Hunde?“

Sie nickte. „Sie sind in der Küche und können es bestimmt kaum erwarten, den unbekannten Besucher zu beschnuppern.“

„Dann wollen wir sie nicht länger auf die Folter spannen.“

Greer ging voran zur Küche und öffnete die Tür. Sofort sprangen zwei braun-weiß gescheckte, mittelgroße Mischlinge heraus und begannen, Daniels Schuhe und Beine zu beschnüffeln. Dann blickten sie ihn aus ihren schönen braunen Augen an.

„Das ist Roscoe und das ist Pip. Sind sie nicht unwiderstehlich?“ Sie ging in die Knie und streichelte beiden die Köpfe.

Als die Hunde sich vergewissert hatten, dass Daniel keine Bedrohung darstellte, liefen sie zurück in Küche.

„Sollen wir los?“, fragte Daniel.

Greer nahm ihre Clutch und eine schwarze Kaschmirstola. Es war ein recht milder Abend, doch als Daniel die Haustür öffnete, spürte sie den kühlen Hauch, der in der Luft lag.

„Nicht schlecht“, sagte sie, als sie auf dem Rücksitz der Limousine Platz genommen hatten.

„Ich freue mich sehr auf die Ausstellung“, gestand Daniel ihr. „Seit ich seine Bilder zum ersten Mal im Kunstunterricht gesehen habe, bewundere ich Henry Ossawa Tanner. Wie bist du an die Karten gekommen?“

„Meine Eltern interessieren sich seit jeher für Kunst und haben viele junge Künstler unterstützt. Sie sind seit über zwanzig Jahren Mitglieder des Fördervereins des Museums. Ich folge ihrem Vorbild.“

Daniel goss eisgekühlten Chardonnay in ein Glas und reichte es ihr. Zufrieden lehnte Greer sich zurück. Anschließend bot er ihr von den appetitlich angerichteten Kanapees an, die auf einem Tablett auf einem kleinen Tisch standen. Sie schmeckten ebenso köstlich, wie sie aussahen.

„Also, was meinst du“, sagte sie, nachdem sie einen Schluck Wein getrunken hatte, „wird Logan heute Nacht mit deinem Traumdate auftauchen?“

Er lachte. „Das bezweifle ich sehr. Logans Vorstellung von Kunst entspricht mehr der Bademoden-Ausgabe der Sports Illustrated.“

„Ich frage mich, wie er deinen Kunstgeschmack beschreiben würde.“

„Ich liebe die Impressionisten und die Postmoderne. Bevor meine Eltern ihr Restaurant eröffnet haben, waren sie Performance-Künstler. Deswegen hatten wir ständig irgendwelche abgebrannten Schriftsteller und Künstler bei uns zu Hause. Ich weiß gar nicht, wie viele von denen sie durchgefüttert haben. Meine Mutter schließt jeden ins Herz, der gutes Essen mag, und mein Vater ist in Brasilien unter schwierigen Bedingungen aufgewachsen. Es gab nie genug zu essen. Daher erträgt er es nicht, jemanden hungrig zu sehen.“

„Ich habe deine Eltern schon getroffen“, sagte Greer. Daniels Mutter hatte so viel Energie, dass andere Menschen neben ihr völlig lethargisch wirkten. „Ich habe vor ein paar Jahren einen Festwagen für den Unternehmerverband von Nord-Hollywood entworfen. Und letztes Jahr habe ich im Auftrag deiner Eltern einen Paradewagen für den Karneval in Rio gebaut.“ Mit diesem Wagen hatte sie unglaublich viel Spaß gehabt! Noch nie zuvor hatte sie etwas so Kompliziertes entworfen. Aber der Karneval in Rio war für Brasilianer eine todernste Sache.

Eine Weile sprachen sie über ihre Arbeit, bis Greer die Frage, die ihr schon die ganze Zeit unter den Nägeln brannte, nicht länger zurückhalten konnte. „Warum hast du meine Einladung angenommen? Wolltest du Logan eifersüchtig machen?“

„Ich bin ein Mann“, erwiderte er grinsend. „Natürlich wollte ich Logan eifersüchtig machen. Aber das ist nicht der Hauptgrund.“

„Und wo steht dieser Grund auf deiner Prioritätenliste?“

Er dachte einen Moment konzentriert nach und legte dabei zu Greers Belustigung die Stirn in Falten. „Etwa an sechster Stelle.“

„Und an erster Stelle steht …?“

Daniel sah ihr in die Augen. „Du bist die faszinierendste Frau, die ich seit Jahren getroffen habe. Du bist wie ein Geheimnis, das ich enträtseln möchte. Noch nie habe ich eine Rosenkönigin getroffen. Und du entwirfst die schönsten Festwagen von allen.“

Sie legte den Kopf schief und lächelte. Das Jahr, in dem sie Rosenkönigin gewesen war, war unbeschreiblich gewesen. Von einem Event zum nächsten war sie gereist und hatte während der ganzen Zeit im Licht der Öffentlichkeit gestanden. Und sie hatte jede Sekunde geliebt, auch wenn sie dadurch immer wieder für mehrere Tage ihre Familie nicht sehen konnte.

Die Limousine reihte sich jetzt in die Schlange der wartenden Autos vor dem Haupteingang des Norton-Simon-Museums ein. Als sie den Halteplatz erreicht hatten, stieg Daniel aus und half Greer aus dem Wagen. Sie legte sich die Stola um die Schultern. Als sie nebeneinander die Stufen zum Eingang hinaufliefen, nahm er ihre Hand und legte sie auf seinen Arm.

Am Eingang zeigte Greer ihre Einladungen vor, dann betraten sie das Foyer. Das Museum war hell erleuchtet, Musik und Gelächter drangen ihnen entgegen. Gäste standen in kleinen Grüppchen zusammen, und in einer Ecke des Raumes spielte ein Trio klassische Kammermusik.

Greer liebte das Museum. Ihre Eltern hatten sie und ihre Schwestern früher hierhergebracht, damit sie an Workshops und Führungen für Kinder teilnehmen konnten. Hier hatte Greer mit sechs Jahren ihren ersten Malkurs gemacht. Ihren Eltern fiel auf, wie talentiert sie war, und so hatten sie von da an dafür gesorgt, dass sie regelmäßig jeden Samstag an einem Malkurs im Museum teilnahm.

„Greer Courtland“, rief plötzlich jemand hinter ihnen.

Greer drehte sich um und entdeckte Patricia Galen, die ihr zuwinkte. „Patty.“

„Ich hatte gehofft, dass du heute kommst.“ Patty war eine hochgewachsene, schlanke Frau in den Vierzigern. Sie war verantwortlich für das Kinder- und Jugendprogramm des Museums. „Wann kannst du deinen nächsten Workshop über den Entwurf und Bau von Festwagen geben? Ich werde ständig gefragt. Der Workshop kommt immer wieder gut an.“

„Ich habe jetzt meinen Kalender nicht bei mir, aber was hältst du davon, wenn ich dich nächste Woche anrufe und wir das besprechen?“

Patty nickte und lächelte dann Daniel an. Doch bevor Greer ihn vorstellen konnte, hatte Patty schon jemand anderen entdeckt, den sie unbedingt begrüßen musste, und war weitergezogen.

„Du unterrichtest hier?“

Als sie die Bewunderung in seiner Stimme wahrnahm, stieg ein aufgeregtes Kribbeln in ihr auf. Es gefiel ihr. „Ich improvisiere mehr, als dass ich wirklich unterrichte.“

„Du bist wirklich eine vielseitige Frau, Greer Courtland.“

Auf einmal wurde ihr heiß. Daniel Torres machte sie nervös und gleichzeitig fühlte sie sich unwahrscheinlich wohl in seiner Gegenwart. Er könnte ihr tatsächlich noch gefährlich werden …

Daniel folgte Greer, die ihn durch das Foyer in Richtung der Ausstellungsräume schleuste. Immer wieder hielt sie kurz an und begrüßte jemanden, den sie kannte.

„Warum hast du mich heute Abend hierher eingeladen?“, fragte Daniel, als sie den Eingang zur Ausstellung erreicht hatten und ihnen ein Angestellter des Museums den Ausstellungskatalog reichte.

„Muss ich einen Grund haben?“

„Ich habe einen.“

Sie schüttelte den Kopf. „Ich hätte nicht gedacht, dass du dich für Kunst interessierst. Betrachte es als einen Test.“

Fragend hob er eine Augenbraue. „Einen Test? Ein Test wofür?“

„Um zu sehen, ob du die gleichen Interessen hast wie ich.“ Bei den meisten Männern, mit denen sie sich bisher getroffen hatte, war das nicht der Fall gewesen. Und deshalb war es meist bei einer Verabredung geblieben. Aber sie war sich sicher, dass Daniel es ohne Probleme zu einer zweiten Verabredung schaffen würde.

„Und? Habe ich bestanden?“

Bildete sie sich das nur ein oder sah Daniel tatsächlich etwas besorgt aus? Wie rührend. Offenbar war sein Ego nicht so groß, dass er vollkommen frei von Selbstzweifeln war. Was ihn sympathisch machte. „Ja. Man merkt dir an, dass du mindestens so aufgeregt bist wie ich, heute Abend hier zu sein. Also hast du bestanden.“

„Mit einer Eins?“

„Nicht so vorlaut, mein Lieber. Die erste Schulwoche hat gerade erst angefangen.“

Daniel grinste. Als sie in den Ausstellungsraum traten, legte er ihr die Hand auf den Rücken. Seine Berührung fühlte sich gut an. Nicht aufdringlich oder unangenehm. Sondern respektvoll und gleichzeitig sexy. Die Stelle, an der seine Hand sie berührte, wurde warm und begann zu kribbeln. Sie musste den Drang bekämpfen, noch näher an ihn heranzutreten.

Stattdessen liefen sie langsam durch den Raum und blieben vor den einzelnen Bildern stehen, um sie zu betrachten.

„Hast du ein Lieblingsbild?“

Blick auf die Seine, aber ich glaube, das wird nicht ausgestellt.“ Sie blätterte im Katalog und stellte fest, dass sie recht hatte. Allerdings zeigte das Museum Tanners berühmtestes Gemälde Die Banjostunde. Tanner war einer der bedeutendsten Vertreter im Bereich afroamerikanischer Kunst. „Was ist mit dir? Hast du ein Lieblingsbild?“

„Ich muss zugeben, dass ich nicht viel über ihn weiß. Aber ich finde seine Arbeiten unglaublich beeindruckend“, entgegnete Daniel und blieb vor einem Gemälde stehen, das eine biblische Szene darstellte.

„Dann teile ich gerne das Wissen mit dir, das ich im Rahmen meiner Tätigkeit als Juniordozentin am Museum erworben habe.“

Daniel schnalzte anerkennend mit der Zunge. „Rosenkönigin und Dozentin an einem renommierten Kunstmuseum. Ich bin beeindruckt.“

Sie kicherte. „Tanner hat viele andere Künstler beeinflusst und wird bis heute als einflussreichster afroamerikanischer Maler angesehen. Es gibt sogar eine Briefmarke mit seinem Porträt.“ Sie blätterte durch den Katalog, bis sie das entsprechende Foto gefunden hatte.

Dann führte sie ihn zum nächsten Gemälde. Sodom und Gomorra war ein weiteres ihrer Lieblingsbilder. Sie liebte die kräftigen Farben und die Darstellung von Lots Frau, die vor den verfluchten Städten zur Salzsäule erstarrt war.

Nachdem sie alles in Ruhe angeschaut hatten, gingen sie in den Skulpturengarten. Er war Greers Lieblingsort im Museum. Sie suchten sich eine Bank in einem entlegenen Winkel.

„Danke, dass du mich mitgenommen hast.“

Zu hören, dass es ihm ernst war, freute sie. Sie hatte befürchtet, dass er sich vielleicht langweilen würde. Schließlich hatten Kunstausstellungen etwas Altmodisches im Vergleich zu dem, was er sonst so gewohnt war. Daniel gefiel ihr immer besser. „Ich habe mir gedacht, dass es dir gefallen könnte, aber ich war mir nicht sicher. Normalerweise geht es in deiner Show um den neuesten Film oder irgendeine Berühmtheit. Deshalb wusste ich nicht, was du von dieser Art Kultur hältst.“

„Du hast aber einen schlechten Eindruck von mir.“

Es gefiel ihr, dass er keine Angst davor hatte, sie herauszufordern. „Touché. Das habe ich verdient. Normalerweise beurteile ich Menschen anhand ihrer Taten. Aber dein Gesicht taucht so oft in der Klatschpresse auf, dass ich wohl einige Vorurteile habe.“

„Fünfundneunzig Prozent von dem, was ich nach außen hin präsentiere, ist Show. Das ist Teil meines Berufs. Davon abgesehen bemühe ich mich sehr, keine Skandalberichte zu provozieren. Schließlich leben meine Eltern noch und ich will nicht, dass sie sich schämen müssen.“

Sie zog sich die Stola enger um die Schultern, um sich gegen die Kühle zu wappnen. Als Daniel das sah, legte er einen Arm um sie und zog sie an sich, um sie zu wärmen. „Ein bisschen weiß ich, wie es ist, im Rampenlicht zu stehen“, sagte sie. „Als ich Rosenkönigin war, habe ich genug Erfahrungen gesammelt. Für dich muss es noch viel, viel schlimmer sein.“

„Was hast du Schlimmes erlebt?“

Sie hatte es nicht wirklich als schlimm erlebt. Eher als enttäuschend, weil sie nicht geahnt hatte, wie oberflächlich und unsensibel die Menschen sein konnten. „Die Leute haben mir manchmal die seltsamsten Fragen gestellt. Einer wollte wissen, was ich machen würde, wenn ich auf dem Festwagen säße und auf einmal auf die Toilette müsste. Damals dachte ich nur, dass ihn das doch überhaupt nichts angeht.“ Für solche Fälle hatte sie gelernt, höflich, aber ausweichend zu antworten.

Er nickte verstehend. „Es ist schrecklich, dass die Presse ständig versucht, irgendwelche Sachen über dich herauszufinden, um dich anschließend durch den Schmutz ziehen zu können.“

„Das Problem hatte ich zum Glück nicht.“ Was hätten die Sensationsreporter auch schon über sie herausfinden sollen? Sie kam aus einem intakten Elternhaus, hatte ein behütetes Leben geführt und weder die Zeit noch die Gelegenheit gehabt, in Schwierigkeiten zu geraten.

„Stimmt. Ich kann mich an keinen Skandal im Zusammenhang mit einer Rosenkönigin erinnern“, bemerkte Daniel.

„Mir ist auch keiner bekannt. Außerdem gibt es in Pasadena viele Dinge, aber drei sind heilig: die Parade, die Rosenkönigin und dieses Museum. Sollte es jemand wagen, eines davon zu beschmutzen, fließt Blut.“

Daniel lachte. Der tiefe, sonore Klang seines Lachens gefiel ihr.

Plötzlich fiel ihr der zarte Blumenduft auf, der in der Luft lag. Greer atmete tief ein und spürte, wie sie innerlich ruhig wurde. Dies war der Ort, an den sie kam, wenn sie einen Moment für sich brauchte. Oft brachte sie ihre Skizzenbücher mit und zeichnete die verschiedenen Blumen, während sie langsam durch den Garten schlenderte.

„Wusstest du eigentlich, dass Blumen ihre eigene Sprache sprechen?“ Als Daniel sie verständnislos ansah, erklärte sie: „Rote Rosen bedeuten zum Beispiel Schönheit und Liebe.“ Wahrscheinlich waren ihr rote Rosen deshalb auch von allen Rosen die liebsten.

„Was ist mit gelben?“

„Eifersucht und Neid. Und Gänseblümchen stehen für Unschuld.“

„Woher weißt du das alles?“

„Aus einem Buch. Es heißt Die Sprache der Blumen und stammt aus dem neunzehnten Jahrhundert. Meine Mutter hat eine Ausgabe.“ Greer liebte dieses Buch. Wie viele Nachmittage hatte sie als von Liebeskummer erfüllter Teenager darin geschmökert.

„Erinnere mich daran, dass ich dich frage, bevor ich dir Blumen schicke.“

„Hast du vor, mir Blumen zu schicken?“

Er grinste. „Wer weiß.“

Sie lächelte glücklich. Dass sie schon so viele Jahre damit verbracht hatte, blumengeschmückte Paradewagen zu entwerfen, hatte ihrer Liebe zu Blumen keinen Abbruch getan. Noch einmal atmete sie ganz bewusst den köstlichen Duft ein, bevor sie das Gesicht Daniel zuwandte. Zu ihrer Überraschung schlang er die Arme um sie und küsste sie.

Seine Lippen waren warm und verführerisch. Einen Moment lang war sie zu überrascht, um zu reagieren, doch dann überrollte sie das Verlangen nach diesem Mann wie eine mächtige Welle und sie erwiderte seinen Kuss leidenschaftlich.

Als sie ihre Lippen öffnete, zog er sich jedoch plötzlich zurück. „Das wollte ich nicht.“

„Warum nicht?“ Es gefiel ihr, ihn zu küssen.

Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht … Aber es war schön.“

„Finde ich auch.“ Sie setzte sich aufrecht hin und runzelte die Stirn. „Also, konnte ich mithalten?“

„Womit?“

Sie zog die Kontur seiner vollen Lippen mit den Fingerspitzen nach. „Du hast einige der schönsten Frauen der Welt geküsst. Kann ich mit ihnen mithalten?“

„Ich weiß nicht, was ich auf diese Frage antworten soll.“ Er legte den Kopf schief und sah sie durchdringend an.

„Du musst doch auf deinen Ruf achten. Schließlich falle ich nicht in die Kategorie deiner üblichen Gespielinnen.“

„Wolltest du nur mit mir ausgehen, um dich mit den Frauen, mit denen ich zusammen war, zu messen?“

Oje, wie sollte sie da wieder rauskommen? Was war nur in sie gefahren? Der Kuss war so unerwartet und ihre Reaktion so heftig gewesen, dass sie das Gefühl gehabt hatte, Distanz zwischen sich und Daniel bringen zu müssen. Nur war die Methode wohl nicht die cleverste gewesen. „Ich war nur neugierig. Du bist ein netter Junge, also sei bitte nicht beleidigt.“

„Ich bin nicht beleidigt. Aber neugierig. Wie kommst du darauf, dass ich dich mit anderen Frauen vergleichen würde?“

Sie wusste nicht, was sie ihm antworten sollte, und wich seiner Frage aus, indem sie auf ihre Armbanduhr blickte. „Oh, es ist schon so spät! Ich sollte lieber nach Hause gehen.“ Sie wollte aufstehen, doch er hielt sie am Arm fest, zog sie zu sich herunter und küsste sie noch einmal.

Sie hatte das Gefühl, zu zerschmelzen. Glühende Hitze durchströmte ihren Körper und sie schlang die Arme um Daniel. Hör nicht auf. Hör nicht auf. Hör bitte nicht auf! Der Kuss wurde tiefer, leidenschaftlicher. Greer stöhnte auf.

Als er schließlich seine Lippen von ihren löste und sie ansah, waren seine Augen fast schwarz. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen.

„Nur damit du Bescheid weißt, es lässt sich nicht vergleichen. Und das kannst du so verstehen, wie du willst.“ Damit erhob er sich und zog sie mit sich nach oben. „Und jetzt sehen wir zu, dass du nach Hause kommst.“

Er holte sein Handy hervor und rief den Chauffeur der Limousine an. „Wir wollen fahren.“

Innerhalb kürzester Zeit standen sie vor dem Museum und ehe Greer sichs versah, hatte Daniel ihr in die Limousine geholfen und machte sich daran, die Tür hinter ihr zu schließen.

„Kommst du nicht mit?“, fragte sie überrascht.

Er schüttelte den Kopf. „Bringen Sie sie bis zur Haustür“, sagte er zu dem Chauffeur, bevor er sich wieder an sie wandte. „Mach dir keine Sorgen. Ich komme schon nach Hause.“

Damit schlug er die Wagentür zu und machte kehrt, während Greer ihm sprachlos hinterhersah. So hatte sie sich das Ende des Abends nicht vorgestellt.

Daniel wurde immer wütender, während er darauf wartete, dass ihn Nick endlich abholte. Wie ein Tiger im Käfig lief er den Bürgersteig vor dem Museum auf und ab. Geschlagene zwanzig Minuten später hielt Nicks Wagen am Randstein.

„Was ist passiert?“, fragte Nick, nachdem Daniel eingestiegen und sich angeschnallt hatte. „Du siehst nicht gerade glücklich aus.“

„Ich glaube, man hat mich gerade beleidigt.“

„War Logan zufällig auch da? Ihr zwei beleidigt euch doch ständig.“

„Ich habe Greer geküsst und sie wollte wissen, wie sie abschneidet im Vergleich zu den anderen Frauen, die ich schon geküsst habe.“

„Autsch. Was hast du gesagt?“

Autor

JM Jeffries
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Kat Cantrell
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Charlene Sands

Alles begann damit, dass der Vater von Charlene Sands, ihr als Kind die schönsten, brillantesten und fantastischsten Geschichten erzählte. Er erfand Geschichten von plündernden Piraten, mächtigen Königen und Sagen von Helden und Rittern. In diesen Erzählungen war Charlene immer die Prinzessin, Königin oder Heldin um die gekämpft oder die gerettet...

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