Bianca Exklusiv Band 272

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DAS GEBORGTE GLÜCK von BROWNING, PAMELA
Colt McClure ist der perfekte Mann, um Bethany auf ihrer Farm zu helfen. Er kennt sich so hervorragend mit Pferden aus, dass sie glatt vergisst, ihn nach seiner Vergangenheit zu fragen. Ein Fehler! Denn eines Tages liegt ein Baby vor ihrer Tür. Und Colt muss der Vater sein …

GLAUB AN DAS GLÜCK, MADELINE von BIRD, JESSICA
Nach einer schweren Enttäuschung hat Madeline der Liebe abgeschworen. Bis sie dem faszinierenden Spike begegnet, der ihr Herz im Sturm erobert. Doch kaum hat sie in seinen Armen den Glauben an das Glück zurückgewonnen, behauptet er, Madeline sei viel zu gut für ihn …

AUF EINMAL IST ES LIEBE von HUDSON, JANIS REAMS
Mit keinem Mann kann Melanie so herzlich lachen wie mit Caleb - und keiner kennt ihre Sorgen so gut wie er. Deshalb möchte sie ihn auch nie als besten Freund verlieren. Doch genau das könnte passieren, denn in ihre Gefühle mischen sich auf einmal Leidenschaft und Begehren …


  • Erscheinungstag 17.06.2016
  • Bandnummer 0272
  • ISBN / Artikelnummer 9783733732738
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Pamela Browning, Jessica Bird, Janis Reams Hudson

BIANCA EXKLUSIV BAND 272

1. KAPITEL

Schon von Weitem vermutete Colt McClure, dass die Frau auf der Banner-B-Ranch eine Schönheit sein musste. Allerdings war das nicht der Grund, warum er sein Pferd antrieb. Er freute sich auf das kalte Bier, das in einem Kühlbehälter in der Satteltasche steckte.

Der heiße texanische Wind wehte ihm Sand ins unrasierte Gesicht, doch das störte Colt nicht. Für ihn zählte nur noch, dass er irgendwo arbeiten und wohnen konnte. Ach ja, und das Bier.

Beim Dröhnen der Hufschläge beschirmte die Frau sich mit der Hand die Augen vor dem Licht der untergehenden Sonne. Colt zügelte das Pferd auf dem vertrockneten Gras vor dem einstöckigen Haus und stieg ab. Jetzt konnte er sehen, dass die Augen der Frau blau waren wie das Meer. So unglaublich blau, dass er einen Moment lang fürchtete, darin zu versinken.

„Bethany Burke?“, fragte er.

Heiße Luft flimmerte zwischen ihnen. Ihr langes goldblondes Haar fiel bis auf die Schultern, und die Locken schimmerten im Sonnenschein, als die Frau nickte.

Es war sagenhaftes Haar, und der Anblick weckte merkwürdige Gefühle in Colt. Vielleicht waren es aber auch keine Gefühle, sondern es lag daran, dass er schon lange nichts mehr mit Frauen zu tun gehabt hatte. Nun, dagegen wollte er etwas unternehmen, und wie es aussah, war Gompers in Texas der richtige Ort dafür.

„Ich bin der Cowboy, den Sie über die Zeitung gefunden haben“, erklärte er, als sie nichts sagte.

Ihre Haut war sonnengebräunt, und sie hatte wunderschöne Augen sowie einen sanften Mund mit vollen, roten Lippen.

„Sie haben mir geschrieben, weil Sie einen Helfer auf der Ranch brauchen“, fuhr er fort. Seine Stimme klang heiser wie bei jemandem, der nicht besonders viel sprach. Und tatsächlich hatte er im Gefängnis die meiste Zeit geschwiegen.

„Stimmt, ich brauche jemanden“, erwiderte sie. „Ich habe nur nicht damit gerechnet, dass Sie so einfach hier auftauchen würden.“

„Jemand hat mich von Oklahoma hierher mitgenommen und hatte auch für Buckaroo Platz im Pferdeanhänger.“

Sie war klein, vielleicht ein Meter fünfundfünfzig ohne Stiefel, aber sie war eindeutig ganz Frau. Das karierte Männerhemd war für sie zu groß, dennoch schmiegte es sich um ihre Brüste. Kein BH. Die obersten Knöpfe hatte sie nicht geschlossen. Das Hemd enthüllte einen tiefen Ausschnitt. Faszinierend.

Nervös tastete sie nach den Knöpfen, als sie merkte, dass Colt sie betrachtete, und ließ die Hand wieder sinken. Es war eine vom Arbeiten raue Hand, wirkte aber doch zierlich.

„Wo schlafe ich?“ Wozu sollte er Zeit verlieren? Die Ranch war heruntergekommen. Die Zäune standen schief, das Mannschaftshaus war verfallen. Wer weiß, was noch alles zu tun war.

„Sie … Sie können über dem Stall schlafen. Ich hätte die Wohnung gereinigt, hätte ich gewusst, dass Sie kommen.“

„Mir genügt es, egal, ob es sauber ist oder nicht.“ Er nickte ihr knapp zu und wollte sein Pferd wegführen.

„Sie haben mir Ihren Namen noch nicht genannt.“

Er drehte sich langsam um. „McClure“, sagte er zurückhaltend. „Clayton McClure. Ich werde Colt genannt.“

„Gut, Mr. McClure, wir sehen uns morgen früh Punkt sieben Uhr in der Küche zum Frühstück. Dann sprechen wir über Ihre Aufgaben.“

„In Ordnung.“

Er wusste, dass sie ihm nachblickte, während er zum Stall ging, doch das störte ihn nicht. Nachdem er die Bierflasche geöffnet hatte, stieg er die Treppe hinauf und sah sich in der winzigen Wohnung um. Sie bestand aus anderthalb Zimmern und einem Miniatur-Bad. Auf allem lag eine dicke Staubschicht, aber sie waren schließlich in Texas. Nur die nötigen Möbel, sonst nichts. Doch es reichte tatsächlich.

Colt duschte unter dem dürftigen Wasserstrahl, rollte seine Decke aus und legte sich nackt darauf. Hier drinnen war es stickig, weil das Fenster klein war. Noch ehe er einschlief, war seine Haut schon wieder schweißbedeckt.

Er träumte nicht. Das hatte er sich abgewöhnt. So war es besser, weil man dadurch die Albträume vermied, aus denen man schreiend erwachte.

Bethany Burke sah Colt nach, bis er im Stall verschwand. Als er in einer Staubwolke aufgetaucht war, hatte sie ihn zuerst für eine Luftspiegelung an einem heißen Sommertag gehalten. Schließlich hatte sie gar nicht mehr daran gedacht, dass sie auf eine Zeitungsanzeige geantwortet hatte.

Hätte sie sich einen Cowboy nach ihren Vorstellungen bestellen können, wäre er nicht besser ausgefallen. Colt war schlank und geschmeidig, hatte schmale Hüften und kein Gramm Fett am Körper. Er saß auf dem Pferd, als wäre er darauf geboren. Die breiten Schultern und muskulösen Arme versprachen Gutes für die Arbeit mit dem Vieh. Und er hatte einen hungrigen Blick.

Allerdings wirkten seine Augen nicht nur hungrig, sondern auch hart. Bethany fröstelte, obwohl es fünfunddreißig Grad im Schatten hatte.

„Wer ist denn da in den Stall gegangen?“

Bethany drehte sich um zu Frisco, ihrem Vorarbeiter, der gerade aus dem Werkzeugschuppen kam. Jesse James, ein struppiger Collie, lief neben ihm her.

„Ein neuer Helfer auf der Ranch“, gab Bethany Auskunft. „Colt McClure. Ich habe auf eine Anzeige geantwortet.“

„Was für eine Anzeige?“

Bethany wurde verlegen. „Man konnte ihn sozusagen per Post bestellen.“

„Wovon redest du?“, fragte Frisco misstrauisch.

„Ich habe ihn aufgrund einer Zeitungsanzeige bestellt, und jetzt ist er hier. Mehr kann ich dir auch nicht sagen.“ Sie wollte zum Haus gehen, doch Frisco hielt sie fest.

„Du hast dir diesen Typ aus einem deiner Kataloge bestellt?“, fragte Frisco ungläubig. Er zog sie ständig auf, weil sie Versandhauskataloge sehr mochte. Kataloge für Blumensamen, Schnickschnack, Unterwäsche und Sonstiges – alles landete im Briefkasten der Banner-B-Ranch.

Bethany biss sich auf die Unterlippe. „Die Anzeige erschien in der Fachzeitung für Viehzüchter. Sie ging über ein Viertel der Seite und hatte einen breiten Rand. Ich konnte sie gar nicht übersehen.“

Frisco ließ sie los und warf ihr aus seinem einzigen Auge einen vorwurfsvollen Blick zu. „Das riecht nach Ärger, wenn du mich fragst.“

„Ich habe dich aber nicht gefragt, Frisco. Wir brauchen jemanden, und zwar ganz dringend.“ Darüber hatten sie schon so oft gesprochen, dass es ihr zum Hals heraushing.

„Ich tue ja, was ich kann“, wehrte Frisco ab. „Schön, ich bin nicht mehr der Jüngste, aber zum alten Eisen gehöre ich auch noch nicht.“

Bethany legte ihm den Arm um die Schultern. Gern hätte sie sein Selbstbewusstsein geschont, doch es ging nicht. „Du solltest dich an Doc Hogans Rat halten und kürzertreten. Ich möchte keinesfalls, dass dir etwas zustößt.“

„Und darum lässt du einen völlig fremden Kerl über dem Stall wohnen“, entgegnete er eigensinnig. „Noch dazu einen Fremden, der sich dringend rasieren muss. Und die Haare sind auch zu lang. Der sieht einfach nicht anständig aus.“

„Wir hatten schon früher Helfer, die nicht viel vom Rasieren hielten, Frisco.“ Bethany versuchte, nicht an Colt McClures Augen und seinen bohrenden Blick zu denken.

„Einer von denen, die du meinst, hat sich für ein fremdes Pferd interessiert, ein anderer hat in Pug’s Tavern gewaltige Schulden gemacht, bevor er abhaute, und der Letzte fuhr den Pick-up zu Schrott. Das kommt davon, wenn man Leute einstellt, die man nicht kennt.“

„Jetzt reg dich nicht so auf Frisco. Keiner, den wir kennen, will bei uns arbeiten. Dafür hat Mott Findley gesorgt.“ Mott war der Cousin ihres verstorbenen Mannes, und sein Herzenswunsch war, dass die Banner-B-Ranch Pleite machte.

Frisco runzelte die Stirn. „Mal sehen, wie sich der Neue macht“, grollte er.

Bethany streichelte Jesse, und der Hund hörte sofort auf, mit dem wedelnden Schwanz Staub aufzuwirbeln. Stattdessen erleichterte er sich auf den Sonnenblumensamen, die Bethany vor Kurzem neben dem Haus gesät hatte. Frisco behauptete, er würde das immer machen, wenn er sich über etwas freute. Trotzdem fand sie diese Angewohnheit des Hundes ziemlich ärgerlich.

„Hör mal, Jesse“, schimpfte sie, „du kostest mich viel Geld. Für zwei Cents würde ich dich gegen eine tüchtige Katze eintauschen.“

„Jesse verspeist Katzen zum Nachtisch“, warnte Frisco. „Er hat aus dem Stall alle Katzen vertrieben, die wir dort hatten.“

„Vielleicht schaffe ich mir eine hübsche Hauskatze an, eine von diesen weißen Perserkatzen mit den flachen Gesichtern. Die sitzt dann auf dem Fensterbrett und beherrscht uns alle, auch diesen undankbaren Köter.“

„Wenn du Jesse ernsthaft verärgern willst, mach das ruhig“, entgegnete Frisco gequält. „Aber ich kann dann für nichts garantieren.“

Bethany seufzte. Sie hatten sich den Hund angeschafft, damit er beim Sortieren der Herden half, doch von Anfang an hatte er von solchen Albernheiten nichts gehalten. Er weigerte sich einfach, sich für irgendetwas ausbilden zu lassen. Leider hatte Frisco sein Herz an ihn gehängt.

„Dann werde ich dafür sorgen, dass die Löcher für die Zaunpfähle gegraben werden“, sagte sie. „Unser neuer Helfer soll morgen Zäune aufstellen.“

Frisco richtete das gesunde Auge auf sie. „Verlass dich bloß nicht auf diesen Typ aus dem Katalog.“

Bethany störte sich nicht daran und ging zum Schuppen. Frisco hatte schließlich etliche Jahre gebraucht, bis er Befehle von einer Frau annahm. Außerdem hatte sie Justin versprochen, die Banner-B-Ranch erfolgreich zu führen. Und das wollte sie auch machen, koste es, was es wolle.

Am nächsten Morgen eilte Bethany im Bademantel nach unten und schaltete Punkt Viertel nach sechs die Kaffeemaschine ein. Sie brauchte keinen Wecker, weil sie immer zu genau dieser Zeit aufwachte. Es gab keinen Unterschied zwischen Wochentagen und Wochenende, Sonnenschein oder Regenwetter. Heute war jedoch etwas anders. Heute wollte sie Colt McClure ausführlich befragen.

Während sie schon eine erste Tasse Kaffee trank, lauschte sie dem Vogelgezwitscher vor dem Fenster. Silbrig graues Licht stahl sich hinter dem Horizont herauf.

Wie gewöhnlich stellte sie das Radio ein, um sich das Morgenmagazin für Farmer und Rancher anzuhören. „… das Ihnen von Rubye’s Beauty Box gebracht wird. Vergessen Sie nicht, wir machen Ihre Dauerwelle und färben Ihr Haar“. Im Hühnerstall begrüßte ein Hahn die ersten Sonnenstrahlen mit lautem Krähen. Die Hitze, die sämtliche Pflanzen verdorren ließ, würde sich erst später einstellen.

Als Bethany damals auf die Banner-B-Ranch kam, hasste sie das westliche Texas mit dem ständigen Wind, dem Staub, der Hitze und der unerträglichen Helligkeit, ganz zu schweigen von dem ungenießbaren Essen. Erst nach langer Eingewöhnung und Unmengen scharfer Soße hatte sie gelernt, die Weite und die freundlichen Menschen zu schätzen. Jedenfalls war sie jetzt hier und blieb auch.

Während sie mit einem Ohr der Sendung im Radio zuhörte, erstellte sie den Tagesplan. Zuerst wollte sie sich davon überzeugen, dass dieser McClure wusste, wie man einen Zaun errichtete. Während er arbeitete, musste sie in die Stadt fahren und den reizenden alten Fred Kraegel überreden, ihr Stacheldraht auf Lieferschein zu überlassen. Später dann wollte sie sich um Sidewinder kümmern, das widerspenstigste Pferd auf der ganzen Welt.

Bevor sie jedoch etwas in Angriff nahm, musste sie eine Jeans und eines von Justins Hemden anziehen, so wie sie das täglich machte. Für den neuen Helfer war keine Ausnahme angesagt. Ein Kleid hatte sie das letzte Mal vor fünf Jahren beim Begräbnis ihres Mannes getragen.

Vor der Heirat mit Justin Bethany und dem damit verbundenen Umzug von Wichita nach Gompers in Texas hatte sie im Büro gearbeitet. Es war ein Hochhaus mit Klimaanlage gewesen. Sie hatte bei der geregelten Tätigkeit für eine Versicherungsgesellschaft elegante Kostüme, Nylonstrümpfe und Schuhe mit schmalen Absätzen getragen. Damals war sie noch Bethany Carroll gewesen, Mitglied in einem Single-Club. Sie war in einem roten Cabrio durch die Großstadt gekurvt und hatte nicht im Traum daran gedacht, Feuchtigkeitscreme für die Haut zu kaufen.

Jetzt ritt sie auf einem Pferd, arbeitete mit Vieh und steuerte einen verbeulten Pick-up durch die felsigen Schluchten und ausgetrockneten Flussbetten der Banner-B-Ranch. Zur Hautpflege bestellte sie in regelmäßigen Abständen riesige Tiegel Feuchtigkeitscreme aus den Katalogen, über die Frisco ständig meckerte. Und sie träumte davon, die Ranch, die Justin von seinem Vater geerbt hatte, in einen erfolgreichen Betrieb zu verwandeln.

Das lag allerdings in ferner Zukunft, wahrscheinlich sogar so fern, dass sie weder das geeignete Gesicht noch die passende Figur haben würde, wenn sie sich wieder anständige Kleidung und Make-up leisten konnte.

Dabei war sie erst dreißig! Aus purer Verzweiflung rief sie sich das oft ins Gedächtnis. Meistens fühlte sie sich nämlich viel älter. Die Verantwortung für die Ranch stellte eine große Belastung dar, und da sie keine Angehörigen hatte und ihre Freunde in Wichita zurückgeblieben waren, fühlte sie sich oft sehr allein.

Schritte auf der hinteren Veranda unterbrachen ihre Gedanken. Hastig warf sie einen Blick auf die Uhr. Halb sieben, zu zeitig für Frisco und vor allem für Colt McClure. Und Mott Findley zeigte sich sonst auch nie zu einer so unchristlichen Zeit bei ihr.

Vorsichtig spähte sie durch einen Vorhangspalt ins Freie. Draußen war es noch nicht einmal richtig hell.

„Ma’am?“ Colt McClure stand vor dem Fenster.

Bethany verschüttete etwas Kaffee und stellte hastig die Tasse in die Spüle. Plötzlich war sie sich deutlich der Tatsache bewusst, dass sie unter dem alten Bademantel völlig nackt war. Sie wich vom Fenster zurück und hielt krampfhaft den Mantel zu. „Ich sagte doch sieben Uhr“, entgegnete sie scharf.

Er räusperte sich. „Nichts für ungut, Ma’am, aber ich bin zum Arbeiten hier, und ich fange gern früh an.“

Ob der Bademantel etwas enthüllte, das Colt nicht sehen sollte? Bethany warf einen Blick auf ihr Spiegelbild in der Tür der Mikrowelle und war erleichtert. Ein verwaschener Bademantel aus Frottee war nicht gerade Reizwäsche.

„Kommen Sie herein“, sagte sie und schaltete das Radio aus. Mit dem Rücken zur Tür, zog sie den Gürtel enger zu und schenkte Colt McClure eine Tasse Kaffee ein.

Als sie sich umdrehte, stand McClure in seiner vollen Größe von mindestens ein Meter achtzig am Küchentisch und hielt den alten schwarzen Stetson in seinen kräftigen Händen. Das dunkle Haar hatte er zurückgestrichen. Heute Morgen wirkte er schon nicht mehr so wild. Er hatte sich rasiert, das kantige Kinn war völlig glatt, und er betrachtete sie auch nicht so unverschämt wie bei seiner Ankunft.

Er war kein hinreißend gut aussehender Mann. Dafür sorgte allein schon die Narbe auf der rechten Wange. Doch irgendwie strahlte er Kraft aus. Die breiten Schultern, der flache Bauch und die langen, sehnigen Beine ließen ihn beeindruckend aussehen. Die Jeans saß wie eine zweite Haut, vor allem um die Schenkel … Nein, sie sollte nicht an seine Schenkel denken – und an alles andere auch nicht.

„Bitte, setzen Sie sich“, sagte sie knapp und bemühte sich um ein flüchtiges, unpersönliches Lächeln. „Zucker? Sahne?“

„Schwarz.“ Der Stuhl knarrte unter seinem Gewicht, und sogar im Sitzen kam er Bethany unglaublich groß vor.

Sie stellte eine Tasse vor ihn und legte einen Löffel daneben. Er hielt den Blick gesenkt, was sie respektvoll fand, bis sie merkte, dass er auf ihre nackten Füße starrte. Prompt wurde sie verlegen und wandte sich so hastig ab, dass der Bademantel unten aufklaffte. Nervös zog sie ihn wieder zusammen. Am liebsten hätte sie den Stoff zwischen den Knien festgehalten, doch das war unmöglich. Schließlich konnte sie sich nicht lächerlich machen. Der neue Helfer sollte sie ernst nehmen.

„In Ihrer Anzeige stand, dass Sie schon früher auf einer Ranch gearbeitet haben“, begann sie, während sie Eier, Mehl, Milch und Schinken neben dem Herd auf die Arbeitsplatte stellte.

„Ja, Ma’am“, erwiderte er mit dieser merkwürdig eingerostet klingenden Stimme.

Offenbar musste sie ihm jede Auskunft einzeln abringen. „Was haben Sie da gemacht?“

„Alles.“

„Könnten Sie mehr in Einzelheiten gehen?“

„Vieh einfangen, mit Brandzeichen versehen, Zäune aufstellen, Ställe reparieren und ausmisten, Heu einfahren, Pferde ausbilden und …“

„Können Sie das gut?“ Bethany legte Schinkenstreifen in die Pfanne.

„Was, Ma’am?“

„Pferde zureiten.“

„Ich denke schon.“

„Und wie gehen Sie das an?“ Sie stach Brötchen aus dem Teig und benützte dafür ein Marmeladenglas. Dita, Friscos Frau, hatte ihr das bei der Ankunft auf die Ranch gezeigt, als sie vom Brötchenbacken so wenig verstand wie von der Arbeit mit dem Lasso oder der Kontrolle der Zäune.

Colt sah zu, wie sie die einzelnen Teigklumpen in Mehl wälzte, und kniff die Augen zusammen, als würde er ihrer Frage misstrauen. „Was meinen Sie, wie ich es angehe, Ma’am?“

„Nennen sie mich bitte nicht Ma’am, sondern Mrs. Burke. Oder Bethany, wenn Ihnen das lieber ist.“

Er schwieg.

„Ich wollte wissen, nach welcher Methode Sie Pferde zureiten.“

Er ließ sich mit der Antwort Zeit. „Ich reite sie nicht zu, sondern bilde sie aus. Mit einem Pferd ist das wie mit einem Kind. Bei beiden hängt die zukünftige Beziehung davon ab, wie man es angeht.“

Sie war überrascht, dass er mit einem Mal so flüssig sprach, und warf ihm aus dem Augenwinkel einen flüchtigen Blick zu. „Haben Sie schon viele Pferde ausgebildet?“

„Eine ganze Reihe, darunter etliche recht schwierige Fälle.“

Jetzt drehte sie sich um und sah ihm genauer in die tief liegenden grauen Augen. „Und wie stellen Sie es bei einem unwilligen Pferd an?“ Dabei dachte sie an Sidewinder, das zwei Jahre alte Pferd, das sich vorgenommen hatte, ihr das Leben schwer zumachen.

In Colts sagenhaften Augen erschien ein amüsierter Ausdruck. Jegliche Härte war verschwunden. „Ein unwilliges Pferd bildet man so aus, wie Stachelschweine sich lieben. Sehr behutsam, Ma’am … Mrs. Burke.“

Rasch wandte sie ihm wieder den Rücken zu, damit er nicht merkte, dass sie gleichzeitig beeindruckt und befangen war, schob das Blech mit den Brötchen in den Backofen und schloss die Tür. „Mr. McClure, wie viele Eier essen Sie und wie sollen sie sein?“

„Nennen Sie mich doch Colt. Fünf oder sechs Eier, nur auf einer Seite gebraten.“

„Normalerweise koche ich nicht für meinen Helfer. Ab jetzt essen Sie beim Vorarbeiter in seinem Haus.“ Es war besser, sofort Grenzen zu ziehen, weil sie Vertraulichkeit mit den Helfern mied.

„In Ordnung.“

Sie holte tief Luft. „Ich muss Ihnen einiges erklären. Frisco ist mein Vorarbeiter. Er ist schon auf der Ranch, seit mein verstorbener Mann ein Kind war. Dita, seine Frau, arbeitet sehr hart. Wie ein Mann. Eddie, ihr neunzehn Jahre alter Sohn, kocht, versorgt den Garten und macht auch andere Sachen.“ Den Rest verschwieg sie. Colt würde schon von selbst dahinterkommen.

„Diese Dita … Sie meinen, dass sie eine reguläre Arbeitskraft ist?“

„Genau. Sie ist etwas über vierzig und stark wie ein Stier. Außerdem ist sie anständig und zuverlässig, was man wirklich nicht von allen Menschen behaupten kann.“

„Verstehe“, meinte Colt knapp, obwohl Bethany merkte, dass er über eine Frau mittleren Alters staunte, die als reguläre Arbeitskraft auf der Ranch arbeite. Dita war sogar ein wahrer Segen, und außerdem waren Dita, Frisco und Eddie für Bethany wie ihre eigene Familie. Seit Justins Tod waren die drei alles, was sie hatte, selbst wenn keine direkte Verwandtschaft bestand. Ihre eigenen Eltern waren schon früh gestorben.

„Haben Sie etwas gegen harte Arbeit einzuwenden, Cowboy?“, fragte sie.

„Ich habe harte Arbeit gesucht“, erwiderte er gelassen.

„Die haben Sie auf der Banner-B-Ranch garantiert gefunden.“

„Ja, sieht so aus. Also, was soll ich heute machen?“

„Löcher für Zaunpfosten graben. Sie finden das Gerät in einer leeren Box im Stall, und mein Vormann zeigt Ihnen, wo Sie anfangen.“

Sie ertappte ihn dabei, dass er ihre Brüste betrachtete, doch er wandte den Blick sofort wieder ab. Trotzdem richteten sich die Brustspitzen unter dem weichen Stoff auf. Dabei war Colt McClure gar nicht ihr Typ. Ein Herumtreiber mit einer harten Ausstrahlung, hart und zäh und gefährlich.

Bethany hatte Colt fragen wollen, wo er zuletzt gearbeitet hatte, und sie wollte eigentlich auch Referenzen, doch sie reagierte körperlich viel zu heftig auf ihn. Das war ihr nicht nur peinlich, sondern machte ihr auch Schuldgefühle. Seit Justin hatte sie keinen anderen Mann angesehen. Sex kam für sie nicht mehr in Frage.

Wieso aber verspürte sie dann eindeutig Lustgefühle? Wieso bekam sie Herzklopfen? Der Mann, der dafür verantwortlich war, merkte nichts davon, sondern schob sich Spiegeleier und Brötchen in den Mund, als wäre er völlig verhungert. Und Bethany stellte sich vor, wie er mit diesem Mund über ihren Körper fuhr und mit seinen Händen ihre Brüste streichelte und …

Halt!

Sie wusste nichts weiter über diesen Mann, als dass er für die Arbeit geeignet und auch bereit war, auf der Banner-B-Ranch zu schuften. Eigentlich hätte sie ihn gar nicht einstellen sollen, doch was blieb ihr anderes übrig? Sie allein mit Frisco und seiner Familie schaffte es nicht. Und wenn Cousin Mott ihr die Ranch wegnahm, was sie endgültig erledigt.

Warum dachte sie ausgerechnet jetzt daran? Tränen stiegen ihr in die Augen. Dabei hatte sie sich vorgenommen, sich von Mott nicht unterkriegen zu lassen, mochte er auch noch so mächtig sein und gute Beziehungen haben.

„Stimmt was nicht, Mrs. Burke?“

Dieser Mann durfte sie nicht verletzlich sehen. Oft genug wurde Verletzlichkeit als Schwäche ausgelegt. Doch manchmal schnürte ihr die Einsamkeit die Luft ab.

Sie warf den Kochlöffel in die Spüle und hastete zur Treppe. „Wenn Sie noch Fragen haben, wenden Sie sich an Frisco.“

„Vielen Dank für das Frühstück!“, rief Colt ihr nach. „Haben Sie übrigens Bezüge für mein Bett?“

Sie tat, als hätte sie nichts gehört, aber sie hätte daran denken sollen, dass er Bettbezüge und auch andere Dinge brauchte.

Diese … anderen Dinge verursachten ihr erneut Schuldgefühle, weil sie bestimmt auch etwas mit dem Bett zu tun hatten.

2. KAPITEL

Gegen ein Uhr mittags brannte die Sonne mit voller Kraft. Colt wischte sich mit einem Ärmel des Hemdes, das er sich um die Hüften gebunden hatte, über die Stirn. Er versuchte, die Blässe des Gefängnisses loszuwerden. In den letzten drei Jahren war er nicht viel in der Sonne gewesen. Häftlingen war täglich nur eine Stunde im Freien zugestanden worden.

Er warf einen Blick auf die Staubwolke, die sich näherte, und grub weiter Löcher. Es war keine interessante Tätigkeit, aber er konnte dabei nachdenken.

Nachdenken war im Gefängnis seine Hauptbeschäftigung gewesen. Schließlich konnte er nichts weiter machen, als in der Bücherei Informationen sammeln, mit deren Hilfe er eine neue Gerichtsverhandlung erreichen wollte. Diese Informationen hatten sich letztlich gefunden, und er war endlich freigekommen. Allerdings wusste er zu diesem Zeitpunkt noch nicht, was er nun mit seinem Leben anfangen sollte.

Er wechselte zur nächsten Stelle über. Jetzt konnte er erkennen, dass es der Pick-up der Ranch war, der die Staubwolke aufwirbelte. Wahrscheinlich wollte Frisco ihn überprüfen. Der Typ mochte ihn nicht. Das hatte Colt sofort gespürt, als sie einander in die Augen sahen, beziehungsweise in das eine Auge von Frisco, weil er über dem zweiten eine schwarze Klappe trug.

Der Pick-up hielt, und Colt arbeitete ungerührt weiter. Zu seiner Überraschung stieg jedoch nicht Frisco, sondern Bethany Burke aus.

„Hallo, Cowboy“, grüßte sie. „Wie läuft’s?“ Dabei wirkte sie so zurückhaltend und ernst, dass Colt überlegte, wie man sie aus der Reserve locken konnte.

Er richtete sich auf und stützte sich auf das Gerät. Schweiß rann ihm über den Rücken. „Es läuft gut.“

„Ich bringe Ihnen etwas zu trinken.“ Sie wirkte sehr zierlich, als sie eine große Thermoskanne sowie einen Emaillebecher aus dem Wagen holte und Eistee einschenkte. Colt bedankte sich, leerte den Becher und hielt ihn ihr zum Nachschenken hin.

Sogar in dieser unerträglichen Hitze wirkte Bethany kühl. Sie stand so nahe bei ihm, dass er den Duft ihrer Haut auffing, einen Duft, der ihn an Blumen auf der Prärie erinnerte. Unwillkürlich richtete Colt den Blick auf ihren Ausschnitt beziehungsweise auf die Stelle, an der er am Vortag bei seiner Ankunft einen Ausschnitt gesehen hatte. Heute hatte sie das Hemd höher zugeknöpft.

Vorsichtshalber ließ er den Blick weiterwandern und betrachtete ihre blonden Locken und die Hüften, auf denen sie das Gewicht der Thermoskanne abstützte. Prompt entflammte unterhalb seiner Gürtellinie ein Feuer, das er mit einem zweiten Becher eiskalten Tees zu löschen versuchte.

Schnell blickte er in eine völlig andere Richtung und entdeckte einen hellen Pkw, der auf der Landstraße stark abbremste. Das war ungewöhnlich, weil die Leute auf diesen einsamen Strecken in menschenleeren Gegenden meistens aufs Gas traten. Der Wagen hielt kurz an, ehe er weiterfuhr.

Bethany hatte ihn ebenfalls gesehen, ehe sie sich wieder an Colt wandte. „Haben Sie mit Frisco über das Essen gesprochen?“, fragte sie.

„Ja, Ma’am.“ Colt erinnerte sich, dass sie nicht so genannt werden wollte. Mrs. Burke passte aber nicht zu ihr, und Bethany war ihm zu vertraut. Von jetzt an wollte er sie gar nicht anreden, obwohl Bethany eigentlich gut zu ihr passte. Der Name klang weich und weiblich, genau so, wie sie war.

„Sagte er auch, wann Sie da sein sollen?“

„Um sechs.“ Weil er sie nicht mit Ma’am anredete, klang die Antwort in seinen eigenen Ohren zu schroff. „Das Essen war heute sehr gut“, fügte er deshalb hinzu.

„Mittags kocht Eddie. Das kann er.“ Sie beobachtete den neuen Cowboy eingehend, doch er zeigte keine Reaktion.

Natürlich hatte er gemerkt, dass Eddie das Down-Syndrom hatte. Geistig behindert, wie es manche Leute nannten. Ihn störte das nicht. Eddie hatte sich höflich, freundlich und sehr interessiert gezeigt. „Ich hatte noch nie einen besseren Hackbraten.“

Daraufhin lächelte Bethany. Offenbar mochte sie den Jungen sehr. „Bei den Neilsons isst man gut.“

Er nickte, weil er bei ihrem strahlenden Lächeln kein Wort hervorbrachte.

„Ich lasse Ihnen die Thermoskanne mit dem Tee hier“, fuhr Bethany fort und stellte den Behälter auf die Erde. „Im Stall finden Sie Salztabletten, die Sie bei dieser Hitze nehmen sollten. Die Thermoskanne können Sie behalten, weil Sie etwas trinken müssen, wenn Sie so weit vom Haus entfernt arbeiten.“

„Vielen Dank.“

Ohne ein weiteres Wort stieg sie ein und fuhr wieder weg. Colt sah ihr nach und fand, dass eine Frau mit so viel Klasse in dieser Einöde fehl am Platze war. Bethany Burke sollte angenehm warme Nächte unter Palmen verbringen und wegen ihrer Schönheit von Männern hochgeschätzt werden.

Er konnte sie auch hochschätzen, doch sie hätte das vermutlich nicht gemocht, weil sie nur beruflich miteinander zu tun hatten.

Wie lange sie sich wohl schon abmühte, um die Ranch über Wasser zu halten? Bethany Burke weigerte sich, die Banner-B-Ranch aufzugeben, obwohl sicher so mancher erfahrene Rancher das Handtuch geworfen hätte. Sie dachte aber gar nicht ans Aufgeben, und darin waren sie beide einander sehr ähnlich.

Der Pick-up verschwand am Horizont, und Colt machte sich wieder an die Arbeit. Dabei stellte er sich seine Chefin unter Palmen in einem winzigen Bikini und mit einem einladenden Lächeln vor.

Er hatte es sich abgewöhnt, nachts zu träumen, doch tagsüber konnte er ab und zu einem Traum nachhängen.

Colt verstaute das Grabgerät im Geräteschuppen, als er ein Pferd voll Panik wiehern hörte. Dieses Wiehern schnitt ihm tief ins Herz, weil er solches Entsetzen nur zu gut kannte.

Blitzartig stürmte er aus dem Schuppen. Ein Rotschimmel galoppierte hinter dem Stall durch die Koppel und schlug dabei heftig aus. Staub hing in der Luft. Und dann entdeckte er Bethany Burke. Sie kletterte über den Zaun, bot ihm dabei den verlockenden Anblick ihres Pos und zog ein Halfter hinter sich her.

„Was ist los?“, schrie er.

„Dieses Pferd ist der reinste Satan!“, rief sie zurück. Das Halfter verfing sich am Zaunpfosten, Bethany rutschte ab und fiel zurück in die Koppel.

Colt kletterte über den Zaun. Der wilde Rotschimmel galoppierte direkt auf Bethany zu. Sie erkannte die Gefahr und rollte sich zur Seite, um den Hufen zu entgehen. Colt baute sich zwischen Bethany und dem Pferd auf und sah dem Rotschimmel fest in die Augen. Es überraschte ihn nicht, dass der Wallach auswich, sich auf die andere Seite der Koppel zurückzog und mit bebenden Flanken und schwer atmend stehen blieb.

„Stehen Sie auf“, befahl Colt knapp, ohne den Blick von dem Pferd abzuwenden.

Hinter ihm kletterte Bethany über den Zaun. Erst dann zog Colt sich zurück, wobei er den Wallach weiterhin mit seinem Blick bannte, und kam zurück über den Zaun.

Bethany war aschfahl. Kein Wunder. Schließlich hätte sie zu Tode getrampelt werden können.

„Alles in Ordnung?“, fragte er knapp.

Sie nickte. „Danke.“

„Was haben Sie denn gemacht?“

„Ich wollte ihm das Halfter anlegen.“

„Wer hat das Pferd dermaßen verschreckt? Doch nicht etwa Sie?“

Bethany stand der Schweiß auf der Stirn, und ihre Lippen bebten. Sehr sinnliche Lippen … „Das müssen Sie Mott Findley fragen.“

„Wer ist das?“

„Mein Nachbar. Ich habe Sidewinder von ihm bei einem Tauschgeschäft übernommen, weil ich dachte, ich könnte dem Hengst helfen. Aber ich fürchte, es ist hoffnungslos. Manchmal erziele ich einen Erfolg, aber dann gibt es wieder einen Rückschlag. Wenn ein Pferd auf einer Ranch nicht arbeitet, muss man es loswerden.“

Colt wusste genau, was das bedeutete. Der Wallach würde letztlich im Schlachthof landen. Er trat an den Zaun und stützte sich darauf. Der Wallach war sehr kräftig und würde sich gut zum Einfangen von Rindern eignen, doch er war gefährlich. Colt hatte schon lange mehr kein Pferd in einem so schlechten Zustand gesehen.

„Haben Sie etwas dagegen, wenn ich es mit ihm versuche?“

„Ich möchte nicht, dass er einen tüchtigen Helfer umbringt.“

„Ich weiß, was ich tue.“ Colt betrachtete Bethany. Sie störte sich nicht daran, dass sie von Kopf bis Fuß mit Staub bedeckt war. Das Haar hatte sie im Nacken verknotet, die Daumen hakte sie im Hosenbund ein. Dadurch saß die Hose besonders eng. Nicht schlecht.

„Beruhigen Sie ihn, wenn Sie das können, aber gehen sie kein Risiko ein.“

„Ich kann ihm bestimmt helfen“, entgegnete er und kletterte wieder über den Zaun. Der Rotschimmel schnaubte und sah Colt ängstlich entgegen. Die Ohren hatte er angelegt, und das glatte Fell schimmerte in der Sonne.

„Wie heißt er?“

„Sidewinder – wie die Schlange.“

Colt war nicht sentimental, wenn es um Tiere ging. Er war überhaupt nicht mehr sentimental. Doch Sidewinder steckte in einem Gefängnis fest, und damit konnte Colt sich identifizieren. Außerdem hatte das Tier niemanden, der ihm half. Fühlte ein Pferd sich bedroht, ergriff es die Flucht. Ein Pferd kämpfte nicht. Hinderte man es an der Flucht, geriet es in Panik. Und dieses Pferd wollte nichts weiter, als frei sein.

Colt zog das verschwitzte Hemd aus, das ihm auf der Haut klebte. Bethany kam näher, doch er sah sie nicht an. Nur mit der Kraft seines Blickes konnte er Sidewinder bändigen. Darum durfte er diese wertvolle Kraft nicht verschwenden.

Das Pferd verdrehte die Augen, schüttelte den Kopf und trottete von dannen. Damit hatte Colt gerechnet. Er stellte sich in die Mitte der Koppel, drehte sich mit Sidewinder und hielt Blickkontakt. Die Körpersprache des Tieres würde ihm alles verraten.

Sidewinder begann zu galoppieren, und Colt wartete, bis der Rotschimmel etwas Dampf abgelassen hatte. Dann unterbrach er den Blickkontakt. Sidewinder stellte das auf Colt zeigende Ohr auf. Dieser Mensch war neu, und Sidewinder war intelligent genug, um wissen zu wollen, was los war.

Das Pferd beschrieb noch mehrere Runden durch die Koppel. Es war ein prächtiges Tier. Bethany beobachtete die Szene skeptisch.

Es dauerte eine Weile, doch endlich leckte Sidewinder sich über die Lippen und machte Kaubewegungen. Er beruhigte sich bereits.

„Kommen Sie lieber heraus“, warnte Bethany. „Er wirkt aufgeregt.“

Sie hatte das Pferd falsch verstanden, wie das vielen Leuten passierte, und glaubte, Sidewinder würde sich auf einen Angriff vorbereiten.

„Alles in Ordnung“, meinte Colt. Sidewinder senkte den Kopf und ging langsam weiter. Colt wandte sich zur Seite, und Sidewinder blieb stehen und beobachtete ihn.

„Colt …“, begann Bethany eindringlich.

Er schüttelte den Kopf, worauf sie schwieg. Das Pferd machte zögernd einen Schritt vorwärts, dann noch einen. Colt wartete.

Schließlich kam Sidewinder, der Bethany beinahe zu Tode getrampelt hätte, langsam auf ihn zu und blieb ruhig neben ihm stehen.

„Braver Junge“, sagte Colt und streichelte Sidewinders Nüstern. Das Pferd blieb wachsam, ließ die Berührung jedoch als Vertrauensbeweis zu. Colt strich ihm über den Hals. Der Wallach war gar nicht schwierig. Er war nur offensichtlich falsch behandelt worden.

„So etwas Unglaubliches habe ich noch nie gesehen“, stellte Bethany beeindruckt fest.

„Morgen versuchen wir es mit dem Sattel.“ Colt klopfte Sidewinder auf den Hals und drehte sich langsam um. Das Pferd folgte ihm zum Gatter.

Bethany kam ihm entgegen und wartete, bis er das Tor wieder verschlossen hatte. „Lieber Himmel, wie haben Sie das gemacht?“

„Geheimnis“, erwiderte er zufrieden.

„Versuchen Sie es morgen tatsächlich mit einem Sattel?“

Er nahm sein Hemd vom Zaun. Es war getrocknet, aber steif geworden. Darum zog er es nicht an. „Vielleicht noch mehr.“ Er fühlte sich fantastisch, weil er endlich wieder machte, was er am Besten konnte. Sicher, er hatte Bethany beeindrucken wollen, doch das war nicht die Hauptsache.

Sie betrachtete ihn und senkte den Blick zu seiner nackten Brust. Vielleicht tat sie es unbewusst, und er legte zu viel hinein. Es war besser, er beschränkte sich darauf, das Verhalten von Pferden zu deuten.

„Cowboy, das war wirklich beeindruckend. Und ich möchte unbedingt wissen, wie Sie es getan haben.“

„Das erklärt man nicht, sondern man zeigt es. Kommen Sie morgen um die gleiche Zeit her.“

„Kann Frisco auch zusehen?“

„Mir wäre es lieber, wenn nur Sie hier sind.“ Bisher hatte Frisco sich bloß feindselig gezeigt. Darum wollte Colt erst seine Stellung auf der Ranch festigen, ehe er sich Kritik aussetzte. Hier gefiel es ihm. Er war weit genug von Oklahoma weg, und die Banner-B-Ranch sagte ihm zu.

„Also gut, dann nur ich“, entschied Bethany lächelnd.

In den letzten Jahren hatte Colt selten eine schöne Frau lächeln gesehen. Es kostete ihn Mühe, seinen beträchtlichen Charme zu verbergen. Den hob er sich im Augenblick lieber für das Pferd auf.

„Morgen stelle ich ganz früh Zaunpfosten auf“, sagte er.

„Gut.“

Er nickte und ging weg. Als Nächstes kam das Essen mit den Neilsons. Vielleicht konnte er den alten Kerl erweichen, wenn er zu dem Jungen nett war. Eddie mochte ihn jedenfalls.

Bethany hatte sehr viel zu tun. Deshalb erinnerte sie sich erst nach dem Abendessen daran, dass Colt Bettwäsche brauchte. Sie räumte das Geschirr in die Spülmaschine und suchte alles Nötige für ihn zusammen. Wahrscheinlich aß Colt noch mit Frisco. Darum wollte sie die Wäsche abliefern und anschließend einen langen Spaziergang unternehmen.

Jesse stand von seinem Platz neben dem alten Schaukelstuhl auf der Veranda auf und folgte ihr zum Stall. „Alberner Hund“, meinte sie lächelnd zu ihm. „Wie kannst du nur meine Sonnenblumen ruinieren? Nach allem, was ich für dich getan habe, könntest du mehr Respekt zeigen.“

Jesse wedelte begeistert und hob am Pick-up das Bein.

Bethany ging weiter. „Wie gesagt, du bist ein alberner Hund, aber wenigstens steht Frisco auf deiner Seite.“ Als Jesse merkte, dass Bethany lediglich zum Stall ging, lief er zum Mannschaftshaus, das so heruntergekommen war, dass es nicht mehr benutzt wurde.

Colts Pferd steckte den Kopf über die Tür seiner Box und stellte die Ohren auf, als Bethany den Stall betrat. Es war ein schönes schwarzes Tier.

Dancer, ihr eigenes Pferd, wieherte bei ihrem Anblick, doch Bethany hatte so viel zu tragen, dass sie nicht nach der Möhre in der Gesäßtasche greifen konnte. „Ich komme gleich wieder“, versprach sie.

In Colts Wohnung war es still. Die Tür stand weit offen.

„Colt?“, rief sie.

Keine Antwort. Auf dem Tisch blies ein Ventilator die Luft über eine mit Eiswürfeln gefüllte Schüssel. Eine primitive, aber nützliche Klimaanlage, die jedoch wenig Sinn hatte, wenn Colt gar nicht hier war. Woher hatte er das Eis? Der Kühlschrank hier drinnen war extrem klein.

Bethany wollte lediglich die Wäsche aufs Bett legen, doch sie entdeckte ein Foto auf der Matratze. Es zeigte eine junge Frau mit dunklem, toupiertem Haar und klaren, seelenvollen Augen, die jedoch durch zu viel Make-up seltsam unnatürlich wirkten. Trotz der Frisur und des Make-ups sowie der nietenbesetzten Lederjacke hatte das Mädchen etwas, das fesselte. Es kam Bethany so vor, als wollte sie unter der Fassade einen tiefen Kummer verbergen. Vielleicht lag es aber auch nur an der Beleuchtung. Jedenfalls war die junge Frau sehr hübsch.

Bethany war so vertieft, dass sie Colt nicht hörte. Als sie sich umdrehte, schrak sie zusammen.

Ihr neuer Helfer war splitternackt und nass vom Duschen. Das Haar klebte ihm am Kopf, und das Brusthaar kringelte sich durch die Feuchtigkeit. Beide sahen sich entsetzt an, aber zum Glück hielt er zufällig ein Handtuch so, dass es gewisse Körperteile verbarg.

Bethany ließ alles Mitgebrachte fallen, als sie völlig unvorbereitet von Verlangen gepackt wurde. Colt war sagenhaft gebaut, von den kräftigen Armmuskeln und der breiten Brust bis zu dem flachen, muskulösen Bauch hinunter. Und darunter … Nein, sie wollte sich nicht vorstellen, was sich hinter dem Handtuch verbarg.

„Geben Sie mir bitte die Jeans vom Haken an der Tür“, verlangte Colt gelassen.

Bethany tastete hinter sich, gab ihm die Jeans und sammelte die zu Boden gefallene Wäsche ein. Als sie sich aufrichtete, hatte er sich das Handtuch um die Hüften gebunden.

„Ich … ich habe Ihnen Bettwäsche gebracht.“

Er räusperte sich. „Ich komme gleich wieder.“

Als er im Bad verschwand, wollte sie fliehen, doch dann hätte er gemerkt, wie verlegen sie war. Dabei lebte sie auf einer Ranch und war daran gewöhnt, dass Hengste die Stuten und Bullen die Kühe bestiegen. Ab und zu verirrte sich auch eine verliebte Hündin zu Jesse James.

Bethany war allerdings nicht an nackte Männer gewöhnt.

Als Colt aus dem Bad kam, schüttelte sie den Staub von der Bettwäsche. „Das ist leider etwas schmutzig geworden“, sagte sie und hätte gern gewusst, ob ihre Wangen rot waren. Sie fühlten sich jedenfalls so an, und die Luft, die über die Eiswürfel wehte, half nicht viel.

Colt trug nur die Jeans. Das Haar war noch nass. Erst jetzt fiel Bethany auf, dass es wellig war.

Er griff nach dem Laken, das sie gerade faltete. Es roch nach Lavendel, und der Duft löste eine schmerzliche Erinnerung aus. Justin hatte es gemocht, dass sie getrockneten Lavendel aus dem Garten zwischen die Laken legte, und sie hatten sich viele, viele Nächte auf diesen Laken geliebt.

„Ich gehe jetzt“, erklärte sie, während Colt den Stoff faltete. Auf der Treppe erklangen Schritte. Frisco war es nicht, das erkannte sie am Klang. Vielleicht kam Dita herüber. Es war jedoch Eddie mit einem Eimer voll Eiswürfeln.

„Das schickt Mom“, sagte er.

Colt lächelte freundlich. „Vielen Dank, Eddie. Stell den Eimer bitte auf den Tisch.“

„Mom sagt, wenn du Eis willst oder dich nach Gesellschaft sehnst, häng dein rotes Halstuch aus dem Fenster.“ Eddie strich sich das dünne helle Haar aus dem Gesicht und wandte sich an Bethany. „Hi, Bethany. Dancer will eine Möhre, aber ich habe keine.“

Bethany war erleichtert, holte die Möhre aus ihrer Gesäßtasche und hielt sie vor ihn hin. „Du hast Glück.“

Eddie griff danach. „Darf ich sie ihr geben?“, fragte er begeistert wie ein Kind, was Bethany an ihm sehr mochte.

„Natürlich.“

Sie drehte sich um und wollte sich von Colt verabschieden, doch der steckte gerade das Foto vom Bett in seine Brieftasche und wirkte dabei nachdenklich und besorgt.

Schweigend verließ Bethany die Wohnung. Colt rief ihr einen Gruß nach, doch da war sie mit Eddie schon im Erdgeschoss.

Nachdem Bethany und Eddie die Hälfte der Möhre an Dancer und die andere Hälfte an Colts Pferd verfüttert hatten, ging Eddie nach Hause, und Bethany wanderte zu den Pappeln am Bach. Dort setzte sie sich auf die moosbewachsene Bank, die Justin in ihrem ersten Jahr auf der Banner-B-Ranch für sie gezimmert hatte.

Hier am Little Moony Creek fand sie Zuflucht, wenn ihr alles zu viel wurde. Im Frühjahr verfingen sich die wolligen Samenballen in ihrem Haar, und im Sommer warfen die Blätter angenehmen Schatten. Nachts schimmerten fast immer unzählige Sterne durch das Dach aus Zweigen, genau wie jetzt.

„Nun, wie geht es weiter?“, sagte sie halblaut. Frisco hätte es Unfug genannt, aber manchmal sprach sie hier mit Justin. So konnte sie am Besten die nächsten Schritte überlegen, genau wie damals, als sie Mott die Ranch verkaufen wollte. Dann war Mott allerdings zu ihr gekommen und hatte vorgeschlagen, sie in kalten Nächten zu wärmen. Daraufhin hatte sie ihn hinausgeworfen.

Nach Justins Tod hatte sie lernen müssen, zäh und hart zu sein. Manchmal wollte sie jedoch so sanft und weich wie früher sein. Genau diese Eigenschaften hatte Justin an ihr geliebt. Ob er sie auch jetzt, nachdem sie sich verändert hatte, lieben würde? Justin hatte stets gesagt, Liebe würde nicht sterben. Und deshalb glaubte sie daran, dass Justin ihr half, wenn sie Probleme hatte.

Das jüngste Problem war Colt McClure. Vielleicht hätte sie sich einen Helfer nicht einfach so per Post bestellen sollen. Doch was blieb ihr anderes übrig? Mott Findley erzählte überall herum, dass sie ihre Rechnungen nicht bezahlen konnte.

Vielleicht sollte sie lieber nicht grübeln und auch nicht laut sprechen, wenn niemand da war. Vor allem sollte sie nicht von Colt McClure fasziniert sein. Fernsehen wäre besser gewesen. Damit lenkte sie sich ab, wenn nachts die Sterne zum Greifen nahe wirkten und sie sich einsam fühlte.

Dies war so eine Nacht.

Ruhig bleiben, sagte eine innere Stimme, die sie manchmal, wenn sie auf dieser Bank saß, hörte. Ruhig bleiben …

Mehr sagte die Stimme nicht, und Bethany wusste nicht, ob das Justin war oder nicht. Vielleicht waren es nur ihre eigenen Gedanken. Trotzdem machte es ihr Mut.

Nach einer Weile stand sie auf und ging am Bach entlang, bis sie die Zufahrt zum Haus erreichte. Und dann sah sie einen kleinen Wagen, der von der Zufahrt auf die Schnellstraße einbog. Also war ein Besucher hier gewesen. Zuerst erkannte sie den Wagen nicht, dann dachte sie an den hellen Pkw, der abgebremst hatte, als sie am Nachmittag mit Colt sprach.

Sie bekam ein flaues Gefühl im Magen, doch wahrscheinlich war nur jemand bei den Neilsons gewesen, oder der Fahrer war falsch abgebogen. Bestimmt war alles in Ordnung.

Aber möglicherweise saß einer von Motts Männern in dem Wagen und spionierte alles aus. Ihr sollte es recht sein. Noch war sie nicht bereit, Bankrott anzumelden oder zu verkaufen. Mott und seine Geier mussten warten.

Vor dem Haus brannte kein Licht, als Bethany die Veranda betrat. Beinahe wäre sie über einen Weidenkorb gestolpert. Dita hatte wahrscheinlich den Wäschekorb vergessen. Bethany und die Neilsons benützten die Waschmaschine und den Trockner in dem Wirtschaftsraum gleich neben der Küche. Doch die Küche lag nach hinten hinaus und hatte eine eigene Veranda.

Plötzlich hörte Bethany ein Wimmern, und im Korb bewegte sich etwas. Ein winziges Fäustchen reckte sich in die Luft. Aus dem Wimmern wurde Schreien, und als Bethany sich bückte, entdeckte sie ein Baby in einer Decke.

Nein, das musste eine Puppe sein! Niemand legte ein Baby vor anderer Leute Tür ab! Und schon gar nicht vor ihrer Tür!

Doch es war keine Puppe, sondern es bewegte sich und schrie und strampelte unter der Decke. In ihrer Verwirrung dachte Bethany zuerst, dass es sich um einen Trick von Mott Findley handeln musste.

Einer von Jesses vielen Fehlern war, dass er Fremde nie verbellte. Jetzt kam er wedelnd und mit heraushängender Zunge vom Stall herüber, neugierig und verdächtig fröhlich.

Bevor der Hund das Baby ablecken konnte, nahm Bethany den Korb an sich. Sie stieß die Tür mit dem Fuß auf, trug das Baby ins Haus und knallte dem verdutzten Jesse die Tür vor der Schnauze zu.

„Ach, du lieber Himmel“, sagte sie zu dem Baby, das daraufhin noch lauter schrie.

Bethany schob einen Stapel Kataloge beiseite, stellte den Korb auf den Tisch in der Diele und griff nach dem Umschlag, der auf der Babydecke lag. Da kein Name darauf geschrieben war, öffnete sie ihn und zog ein Blatt heraus.

COLT, stand da in Großbuchstaben, KÜMMERE DICH BITTE FÜR MICH UM ALYSSA. SOBALD ICH ETWAS GELD HABE, KOMME ICH WIEDER. ICH LIEBE DICH, MARCY

3. KAPITEL

„Das gibt es doch gar nicht“, meinte Frisco.

„Bleibt das Baby bei uns?“, fragte Eddie. „Wie eine Schwester?“

„Ich weiß es nicht, mein Junge“, erwiderte Dita und legte ihm den Arm um die Schultern. Obwohl sie aus Mexiko stammte, hatte sie nach zwanzig Jahren in den Vereinigten Staaten kaum noch einen Akzent.

„Colt?“ Bethany nahm sich vor, hart zu bleiben. Sie hatte Frisco, Dita und Eddie telefonisch verständigt, und Eddie hatte Colt geholt. Jetzt betrachteten sie zu fünft das gurgelnde und lachende Baby.

„Ich … also, damit habe ich nicht gerechnet“, gestand Colt.

„Der Brief ist an Sie gerichtet.“ Bethany wartete auf eine Erklärung.

Colt steckte den Zettel in seine Hosentasche. Er trug nur Jeans, ein T-Shirt und Stiefel. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“

„Es ist ein sehr hübsches Baby“, bemerkte Eddie.

„Stimmt, aber es ist nicht unser Baby“, stellte Bethany fest.

Colt räusperte sich. „Ich weiß, wessen Kind das ist.“

„Und wie wäre es, wenn Sie uns das verraten?“, schlug Frisco gereizt vor.

Colt überlegte und schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht.“

„Was heißt, Sie können nicht?“, fragte Bethany scharf. Deutlich erinnerte sie sich an das Foto auf Colts Bett. Vermutlich war die Frau darauf Marcy.

„Ich kann es eben jetzt nicht sagen, Ma’am. Mrs. Burke.“ Colt wirkte zwar verlegen, sah sie jedoch unverwandt an.

„Nennen Sie mich Bethany.“

„Bethany“, wiederholte er. „Ich muss um etwas Geduld bitten. Und um Verständnis. Ich kümmere mich um das Baby. Es kann heute Nacht bei mir bleiben.“

„Wo Sie sind, ist kaum Platz für eine Person, geschweige denn für ein Baby“, wandte Dita ein.

„Die Kleine kann doch bei uns wohnen“, schlug Eddie hoffnungsvoll vor.

„Kommt nicht in Frage“, wehrte Frisco ab. „Wir sind nicht darauf eingerichtet.“

Prompt verzog das Baby das Gesicht und begann zu weinen.

„Seht ihr“, meinte Frisco. „Babys weinen, machen Mühe und viel Arbeit. Das geht bei uns nicht.“

Bethany ertrug es nicht, ein Kind weinen zu hören. Ohne groß zu überlegen, hob sie Alyssa aus dem Körbchen und wiegte sie. „Psst, ist ja gut“, murmelte sie sanft. „Keiner tut dir was.“ Sie brauchte nicht lange nachzudenken. „Alyssa kann heute Nacht bei mir bleiben. Im Gästezimmer.“

„Toll“, fand Frisco. „Großartig. Dann gehe ich jetzt wieder fernsehen. Hier ist es mir zu laut.“ Er verließ das Haus und polterte die Stufen der Veranda hinunter.

Das Zuschlagen der Tür lenkte Alyssa ab. Sie hörte auf zu schreien. Dita berührte behutsam die Wange des Babys. „Wie weich. Wie süß! Sieh dir nur diese winzigen Finger an, Eddie. Hast du schon jemals etwas so Perfektes gesehen?“

„Niemals“, hauchte Eddie tief beeindruckt.

„Dita, was meinst du, wie alt sie ist?“

„Schätzungsweise ein oder zwei Monate.“

Colt fasste unter die Decke im Korb und stellte ein Fläschchen und eine Dose Babynahrung auf den Tisch. „Es sind auch genug Wegwerfwindeln vorhanden, bis ich neue besorgen kann. Und ein Schnuller.“

„Eddie und ich können unsere alte Familienwiege ins Haus bringen“, bot Dita an. „Wir haben sie auf den Dachboden gestellt. Ach ja, du brauchst Maisstärke. Die habe ich auch.“

„Maisstärke?“, fragte Bethany verständnislos.

„Gegen Wundliegen in der Windel“, erklärte Dita.

„Ich verstehe nicht viel von Babys“, gestand Bethany verlegen.

„Wie denn auch.“ Dita klopfte ihr lachend auf die Schulter. „Ich hole gleich die Wiege“, erklärte sie und ging mit dem aufgeregt auf sie einredenden Eddie hinaus.

Sobald es still war, hörte Bethany auf, das Baby zu wiegen, das sie ernst ansah. Das Haar wirkte weich wie der Flaum eines Kükens. Bethany stellte sich vor, wie es wäre, ein eigenes Kind zu haben, jemanden, der ihr sogar wichtiger war als die Ranch.

„Ich habe gelernt, die Ranch zu führen, und andere Frauen in meinem Alter haben Kinder“, sagte sie zu sich selbst.

„Das klingt, als würde Sie das stören.“

Sie schrak zusammen, weil sie vergessen hatte, dass Colt noch da war. „Mein Mann und ich wünschten uns Kinder.“ Sie wurde zornig. Welche Mutter legte ihr Kind vor ein fremdes Haus und lieferte es unbekannten Gefahren aus wie gewalttätigen Jugendlichen, Kojoten oder … ja, auch pinkelnden Hunden!

„Ich halte sie“, sagte Colt, und sie überließ ihm das Baby, das er überraschend sanft und behutsam an sich nahm.

Vielleicht entwickelte er für Babys den gleichen Instinkt wie für Pferde. Der Gedanke störte sie irgendwie. Vielleicht war es aber auch der sanfte Ausdruck, der kurz in seinem harten Gesicht erschien, oder seine Erleichterung, als das Baby von ihm den Schnuller annahm.

Doch eigentlich war das alles gar nicht so überraschend. Schließlich war es sein Kind, wessen denn sonst. Marcy hätte andernfalls das Baby sicher nicht hierher gebracht. Bethany wurde auch auf Colt zornig, der Marcy und das Baby verlassen hatte, um auf die Banner-B-Ranch zu kommen.

„Wahrscheinlich ist die Kleine hungrig. Ich mache ihr ein Fläschchen“, sagte sie und ging zur Küche, bevor sie noch etwas sagte, was sie hinterher womöglich bereute. Dabei stieß sie ein Bild von Justin zu Boden, hob es auf und stellte es wieder auf den Tisch.

„Ihr Mann?“, fragte Colt.

„Ja.“ Sie wollte nicht mit ihm über Justin spreche, doch Colt folgte ihr in die Küche.

„Wahrscheinlich geht es mich nichts an, aber wie lange sind Sie schon Witwe?“, fragte er beiläufig.

„Sie haben recht, es geht Sie nichts an.“

„Tut mir leid“, entschuldigte Colt sich.

Auf einmal war es ihr wichtig, diesem Kerl, der sein eigenes Kind im Stich ließ, zu erklären, was Verantwortung bedeutete. „Justin hatte vor fünf Jahren einen tödlichen Unfall mit einem Traktor, und ich führe seitdem die Ranch.“

„Keine leichte Aufgabe.“

„Richtig“, fuhr sie ihn an. „Nichts im Leben ist leicht.“

Colt setzte sich schweigend an den Küchentisch und legte sich Alyssa an die Schulter. „Ich werde mich bemühen, Alyssas Mutter so schnell wie möglich ausfindig zu machen.“

„Und wenn sie das Baby nicht wieder zu sich nehmen kann?“

„Ich weiß nicht, ob sie es kann.“

„Dann gibt es Pflegefamilien.“

„Nein!“, wehrte er heftig ab.

Sie sah ihn überrascht an. Er machte ein finsteres Gesicht.

„Das kommt niemals in Frage! Bevor ich sie Pflegeeltern überlasse, würde ich lieber von hier weggehen und sie mitnehmen.“ Colt legte die Arme schützend um das Kind.

Bethany wollte keinesfalls einen guten Helfer verlieren. „Gut, wir schaffen das schon“, entgegnete sie gelassen, damit er nicht merkte, wie sehr seine Reaktion sie getroffen hatte. Sie füllte einen Topf mit heißem Wasser und stellte das Fläschchen hinein.

Als sie Dita und Eddie vor dem Haus hörte, öffnete sie ihnen die Tür. Die beiden stellten die Wiege in der Küchen ab.

„Ein Erbstück der Familie, das Frisco und ich aus Mexiko mitgebracht haben“, erklärte Dita lächelnd. „Frisco ist nicht halb so hartherzig, wie er sich gibt. Er hatte die Wiege schon vom Dachboden geholt und putzte sie, als Eddie und ich ins Haus kamen.“

„Ich bringe sie nach oben.“ Eddie war stolz darauf, wie kräftig er war.

„Stell die Wiege ins blaue Zimmer, Eddie“, bat Bethany.

„Blaues Zimmer. Ist gut.“ Er hob die Wiege hoch und ging hinaus.

„Da ist die Maisstärke.“ Dita stellte eine kleine gelbe Schachtel auf den Küchentisch. „Brauchst du noch etwas?“

„Nein, Dita, danke.“

Eddie kam die Treppe wieder herunter. „Ich habe die Wiege ans Fenster gestellt.“

„Danke, Eddie“, sagte Bethany.

„Also, bis morgen früh. Eddie, wir gehen.“ Dita küsste Bethany auf die Wange und verließ mit Eddie das Haus.

Als sie allein waren, sah Bethany zu, wie Colt das Baby fütterte. Alyssa saugte hungrig am Fläschchen und drückte dabei die winzigen Fäustchen gegen Colts breite Brust.

Wie hübsch und hilflos das Baby doch war. Wie konnte der Vater eines so schönen Kindes fortgehen, um Arbeit auf einer Ranch anzunehmen?

„Sie hat aufgehört zu trinken“, berichtete Colt und unterbrach Bethanys Gedanken.

„Dann hat sie wohl genug.“

Er sah Bethany besorgt an. „Ich möchte nicht, dass sie zur Belastung wird. Heute Nacht kümmere ich mich um sie, damit Sie schlafen können.“

Bethany war schlagartig müde. Außerdem war es nur richtig, dass er diese Aufgabe übernahm. Und sie wollte sich nicht zu sehr an das Kind gewöhnen.

„Bethany?“

Wenigstens hatte er sie nicht wieder Ma’am genannt. Colt sah sie fragend an. Er wollte wissen, wo das Baby schlafen sollte – und er. Sie kannte ihn kaum. Wollte sie ihn wirklich die ganze Nacht im Haus haben?

Von Anfang an hatte sie bei Colt McClure eine gewisse gefährliche Ausstrahlung gefühlt, und irgendetwas stimmte mit ihm nicht. Dieser Mann hätte auf jeder anderen Ranch arbeiten können. Trotzdem hatte er sich für die ihre entschieden. Ihre Unsicherheit wurde noch verstärkt, weil Frisco ihn nicht mochte.

Er wartete auf ihre Antwort, und sie fand in seinem Blick Herausforderung und Sorge um … Nein! Das war keine Sorge, sondern Verlangen, das sie anfangs für Unverschämtheit gehalten hatte.

Für einen Moment wollte sie Colt und das Baby zum Stall schicken, doch Colts Zimmer war viel zu heiß. Mit dem Kind im Arm wirkte er außerdem nicht sonderlich bedrohlich. Sie machte es nur für das Kind.

„Na gut, kommen Sie mit“, sagte sie, und er atmete erleichtert auf. Sie führte ihn durch das dunkle Haus in den ersten Stock hinauf und an ihrem Schlafzimmer vorbei.

Auf der anderen Seite des Korridors stand ein Doppelbett mit einem Quilt, den Justins Mutter von ihrer besten Freundin zur Hochzeit bekommen hatte. Der Waschtisch mit Porzellanschüssel und Porzellankrug war sehr alt, und die Teppiche hatte Justins Großmutter geknüpft.

Bethany schaltete die Lampe auf der Kommode ein. „Hier können Sie mit der Kleinen schlafen. Zum Bad ist es nicht weit. Legen Sie Alyssa in die Wiege und … Nein, sehen wir lieber nach, ob die Windel nass ist. Ich hole ein Handtuch.“

Bethany ging ins Bad nebenan. Als sie mit dem Handtuch zurückkehrte und es auf dem Quilt ausbreitete, legte Colt das Baby darauf, öffnete die Decke und befühlte die Windel.

„Nass. Ich muss sie wickeln.“

„Können Sie das denn?“

„Ich habe es noch nie gemacht“, gestand er. „Sie?“

„Nein, aber so schwer kann das nicht sein.“ Sie griff nach einer sauberen Windel und faltete sie auseinander.

Colt hatte Alyssa schon von der nassen Windel befreit. „Geben Sie her.“ Er nahm die frische Windel und bestreute sie mit etwas Maisstärke. Alyssa strampelte kräftig mit den Beinchen und störte sich nicht daran, dass Colt die Windel schief befestigte. Als er das Kind schließlich in die Wiege legte, blickte es sekundenlang zu ihnen beiden hoch, seufzte leise und schloss die Augen.

Als Bethany den Quilt auf dem Bett zurückschlagen wollte, hielt Colt ihren Arm fest. Bei der unerwarteten Berührung wurde ihr warm. Hastig wich sie zurück.

„Ich mache das, Bethany, danke. Und vielen Dank, dass Sie wegen dieser Geschichte nicht die Nerven verloren haben.“

Das klang so ehrlich, dass es Bethany verwirrte. Und außerdem merkte sie in diesem Moment, wie nahe er ihr war. Er musste sich nur zu ihr beugen, um sie zu küssen.

Lieber Himmel, das kam nie in Frage!

„Gute Nacht“, sagte sie hastig. Sie schob sich an ihm vorbei und streifte sein Bein. Dabei stolperte sie über seinen Fuß.

Colt fing sie auf. „Alles klar?“, fragte er.

„Sicher. Bis morgen“, erwiderte sie und verließ den Raum.

Heute schloss sie zum ersten Mal die Schlafzimmertür ab. In dieser Nacht lag sie noch lange wach. Das Baby hörte sie nicht weinen, wohl aber ständig Colts rastlose Schritte auf dem knarrenden Holzfußboden. Und dabei schlief sie erst nach Mitternacht ein.

Bleiches Morgenlicht. Ein Kind quengelte. Es roch nach Kaffee.

Colt erwachte nur langsam und fand sich nicht gleich zurecht. Wo war er?

Dann fiel es ihm wieder ein. Marcys Baby. Er stand auf und zog Jeans und T-Shirt an. Alyssa verzog das Gesicht, als er sich über die Krippe beugte, und beruhigte sich, sobald er ihr den Schnuller in den Mund schob. Aus großen Augen sah sie ihn aufmerksam an.

„Ich weiß, dass ich mit der Narbe nicht toll aussehe“, flüsterte er, hob sie hoch und wechselte die Windel. „Ich finde deine Mommy“, versprach er der Kleinen. „Und ich hole sie wieder zu dir. Aber jetzt bekommst du etwas zu essen.“

„Colt?“

Er öffnete die Tür. Bethany stand vor ihm. Heute trug sie ein T-Shirt, allerdings ein weites.

„Wie geht es dem Baby? Ich habe die Kleine gar nicht schreien gehört.“

„Dafür habe ich gesorgt, damit Sie nicht aufwachen.“

Bethany betrat den Raum. „Ich mache ihr ein Fläschchen. Geben Sie sie mir.“

Sie streckte Colt die Arme entgegen. Er reichte ihr das Kind und achtete darauf, nicht versehentlich ihre Brüste zu berühren.

Als Alyssa zu weinen begann, zögerte Bethany, ehe sie ihr einen Kuss aufs Haar drückte. „Ganz still“, flüsterte sie, und Alyssa beruhigte sich. „Sie können das Badezimmer benützen. Kommen Sie hinterher in die Küche.“

Dabei achtete sie kaum auf ihn. Das war ganz gut so. Wenigstens hatte sie nicht verlangt, dass er verschwand.

Im Bad stand Colt vor dem Wachbecken und betrachtete sich im Spiegel. Warum sollte Bethany ihn denn auch freundlich behandeln? Er war ohne Vorankündigung erschienen, hatte sich hier eingenistet und ihnen allen ein Baby eingehandelt. Dafür sollte Marcy etwas zu hören bekommen, wenn er sie fand.

Leider hatte er keine Ahnung, wie er das anstellen sollte. Als sie ihn das letzte Mal im Gefängnis besuchte, hatte sie von einem Freund erzählt, zu dem sie gezogen war. Vermutlich hatte der Kerl sie schwanger sitzen lassen, und sie konnte das Kind nicht ernähren.

Als er in die Küche kam, saß Bethany in einem Schaukelstuhl, der vorher noch nicht da gewesen war, und sprach sanft mit dem Baby, das sie sich in den Schoß gelegt hatte. Alyssa sah sie aufmerksam an.

„Bei uns bist du in Sicherheit, Alyssa. Nein, dir kann nichts passieren.“ Bethany sah hoch, als sie Colt hörte. „Geben Sie mir ihr Fläschchen und nehmen Sie sich Kaffee.“

Er reichte ihr das warme Fläschchen und holte sich eine Tasse Kaffee. „Ich weiß, dass ein Kind für alle eine Belastung ist. Ich werde gleich anschließend einige Anrufe tätigen und mich nach der Mutter erkundigen.“

„Gut. Ich arbeite heute zusammen mit Dita mit dem Vieh, und Sie können sich weiter mit dem Zaun beschäftigen. Aber jemand muss sich um das Kind kümmern. Wir können die Kleine nicht allein lassen.“

„Sie kann bei mir bleiben, während ich telefoniere“, erwiderte er. „Kann niemand auf sie aufpassen?“

Bethany schüttelte den Kopf. „Milt und Betty Harbison auf der nächsten Ranch sind schon älter. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie auf ein Baby aufpassen würden.“

Colt vermutete, dass Bethany niemanden um Hilfe bitten wollte. „Wie wäre es dann, wenn ich rasch in die Stadt fahre und Windeln und Babynahrung besorge? Bei der Gelegenheit könnte ich mich erkundigen, ob jemand helfen will.“

„Machen Sie sich zuerst Frühstück. Eier und Speck. Die Pfanne steht auf dem Herd. Brot ist in der Tiefkühltruhe. Machen Sie sich Toast. Danach nehmen Sie Alyssa im Pick-up mit. Wahrscheinlich finden Sie einen Babysitter nur gegen Bezahlung.“

„Ich werde zahlen, was nötig ist“, versicherte er entschlossen.

„Den ersten Lohn bekommen Sie von mir aber erst in zwei Wochen“, erinnerte sie ihn.

„Schon gut, ich habe Geld.“ Wahrscheinlich glaubte sie ihm nicht, aber sein ganzes Erspartes lag auf einem Sparbuch. Bevor es ins Gefängnis kam, hatte er ein Geschäft eröffnen wollen. Er leerte seine Tasse. „Wollen Sie nicht mit der Arbeit beginnen, bevor es heiß wird?“

„Ja, das wäre besser. Dita ist vermutlich schon fertig.“ Sie stand auf und reichte ihm Alyssa. „Ein schönes Kind“, sagte sie mit leichtem Vorwurf.

Natürlich war sie der Meinung, er sei der Vater. „Bethany“, setzte er an, weil er nicht wollte, dass sie ihn für verantwortungslos hielt.

Sie warf ihm einen harten Blick zu. „Ich will nichts hören, Colt. Tun Sie, was nötig ist, und ich stelle keine Fragen.“

Eigentlich wollte er, dass sie Fragen stellte, doch dann hätte sie herausgefunden, wo er die letzten drei Jahre verbracht hatte, und dann hätte sie ihn bestimmt hinausgeworfen. Schließlich hatte er einen Mann getötet.

4. KAPITEL

Der Himmel war blau, und ein sanfter Lufthauch strich über das Land, doch Bethany wollte nichts weiter als zurück zum Haus.

„Du denkst zu viel“, tadelte Dita, als Bethany es versäumte, hinter ihnen ein Gatter zu sichern. Zwei Jungtiere brachen aus und mussten wieder eingefangen werden.

Bethany nahm es Dita nicht übel, dass sie verärgert war, weil sie heute nicht viel taugte. Sie öffnete die Wasserflasche und nahm einen Schluck. „Ich denke ständig an das Baby.“

„Überlass Colt McClure die Sorgen“, riet Dita und trieb ihr Pferd Frypan an.

Bethany holte Dita am Bach ein, wo sie die Pferde trinken ließen. Leder knarrte, als Bethany sich im Sattel umwandte. „Glaubst du auch, dass es sein Kind ist?“

„Keine Ahnung.“ Dita warf ihr einen Blick zu. „Spielt es eine Rolle?“

Dancer, Bethanys Pferd, hatte genug getrunken. Bethany streichelte seinen Hals. „Natürlich. Es geht um seinen Charakter.“

„Noch vor einem Monat hast du so verzweifelt einen Helfer gesucht, dass du jeden einstellen wolltest, der überhaupt reiten und ein Lasso werfen kann. Was hat das mit Charakter zu tun?“

Bethany zuckte mit den Schultern. „Wenn ich schon einen Mann in meinem Haus schlafen lasse, möchte ich wenigstens sicher sein, dass er kein Mörder ist.“

„Hat er dir Ärger gemacht?“, fragte Dita scharf.

Bethany dachte daran, wie sie darauf reagiert hatte, als Colt sie gestützt hatte. Nein, er hatte ihr keine Angst gemacht. Angst machten ihr nur ihre eigenen Gefühle.

„Nein.“ Sie trieb Dancer an.

„Dann würde ich mir keine Sorgen machen“, meinte Dita.

„Du sollst dir ohnedies um mich keine Sorgen machen.“

„Tue ich aber. Wer außer Frisco und mir sollte sich denn sonst um dich kümmern?“

„Ganz sicher nicht Mott Findley.“ Bethany zeigte zur Straße, die am Rand ihres Besitzes verlief. Motts schwarzer Pick-up wirbelte am Zaun Staub auf und hielt. Mott stieg aus und kam auf sie zu.

„Ich will ihn jetzt nicht sehen“, erklärte Bethany und zog Dancer herum.

Mott rief hinter ihnen her, doch sie hielten nicht an, sondern kontrollieren den Zaun an der Ostseite der Weide und ritten schließlich nach Hause. Es war fast Mittag, und Bethany hatte Hunger. Am Morgen hatte sie Alyssas wegen auf das übliche reichliche Frühstück verzichtet.

Der Pick-up, mit dem Colt in die Stadt gefahren war, stand unter einer mächtigen Eiche. Bethany hörte Alyssa im Haus des Vorarbeiters weinen, als sie sich vom Pferd schwang.

„Sie hat bestimmt Hunger“, vermutete Bethany.

Dita lachte. „Babys sind immer hungrig. Seit wann bist du eigentlich eine solche Expertin für Kleinkinder?“

„Seit mir jemand eines vor die Tür gelegt hat“, erwiderte Bethany trocken.

„Ich muss in den Stall und mir Mochas Huf ansehen.“ Dita war fast so gut wie ein Tierarzt.

Bethany versetzte Dancer einen Klaps als Zeichen, dass sie zum Stall laufen und sich ausruhen konnte. Während ihr Pferd Dita und Frypan folgte, eilte sie zur Tür, öffnete und rief: „Frisco, ich bin hier!“

„Gut“, antwortete Frisco. Er saß im Wohnzimmer in einem Sessel, wiegte das Baby und sah reichlich unglücklich drein. „Vielleicht kriegst du die Kleine dazu, mit dem Schreien aufzuhören. Ich schaffe es jedenfalls nicht.“

„Wo ist Colt?“, fragte Colt, während Frisco ihr das Kind reichte.

„Er hilft Eddie in der Küche. Verdammt, kann dieses Mädchen vielleicht brüllen!“ Im selben Moment verstummte Alyssa. Frisco sah Bethany verdrossen an. „Ich habe doch gesagt, dass Babys Ärger machen. Ich habe mit ihr geredet, aber sie wollte nichts von mir wissen. Du nimmst sie, und schon hält sie die Klappe. Also, ich werde Babys nie verstehen. Ich wasche mich jetzt lieber.“ Er zog sich hastig ins Bad zurück.

Sofort wurde Bethany wieder von tiefer Zuneigung zu dem Kind ergriffen. Es war so süß und hilflos. Lächelnd betrachtete sie das Baby, das seine großen Augen auf sie richtete.

Ihre Absätze klickten auf den mexikanischen Kacheln des Flurs, von dem aus alle Zimmer zu erreichen waren. Alyssa schien der bunte, volkstümliche Wandschmuck zu gefallen. Jedenfalls betrachtete sie ihn neugierig. „Hübsch, nicht wahr?“, fragte Bethany mit leiser Stimme. Sie liebte dieses Haus, das Dita sorgfältig eingerichtet hatte. Es war für sie ein zweites Zuhause, in dem sie stets willkommen war. Frisco und Dita waren für sie Ersatzeltern, und Eddie … nun, Eddie war ganz besonders.

Mittags war die Küche Eddies Reich. Dem Duft nach gab es an diesem Tag Tacos.

„Das riecht ja wunderbar“, rief Bethany, als sie die Küche betrat. Dita kam gerade zur Hintertür herein.

„Du weißt doch, ich bin der Taco-König“, entgegnete Eddie stolz und füllte strahlend die Taco-Schalen mit Fleischsoße.

„Eddie, soll ich scharfe und milde Soße auf den Tisch stellen?“ Colt blickte zu Bethany und sah, dass sie Alyssa im Arm hielt.

„Für uns die scharfe, aber Bethany mag die milde. Nicht wahr, Bethany?“

„Das weißt du doch“, antwortete sie und freute sich, dass Colt sich wie ein Familienmitglied verhielt. Das war gut für die Ranch. „Haben Sie schon etwas über Alyssas Mutter erfahren?“

Er stellte zwei Flaschen Taco-Soße auf den Tisch. „Nein, das könnte auch noch dauern. Aber ich habe einen Babysitter gefunden.“

„Wen denn?“

„Sie behauptet, Sie zu kennen. Loreen Thaxler. Ihrer Mutter gehört der Schönheitssalon in der Stadt.“

„Ich dachte, Loreen würde im Sommer in einem Laden in Lubbock arbeiten.“

„Ich glaube, sie wurde entlassen. Sie braucht das Geld für Schulkleidung.“

Loreen begann demnächst das letzte Jahr auf der High School und war zuverlässig.

„Wann kann sie anfangen?“

„Morgen.“

„Gut. Dann können Sie den Zaun fertig aufstellen.“

„Ja, natürlich.“

Bethany nickte ihm knapp zu. Sie wollte nicht zu freundlich mit ihm umgehen.

Sie setzten sich an den Tisch, und Eddie stellte eine große Schüssel Salat in die Mitte. „Legst du das Baby jetzt ins Bett, Bethany?“

„Die Kleine wirkt nicht müde, und ich möchte sie gern halten.“ Es gefiel ihr, wie Alyssa die winzigen Finger um ihren Daumen schloss.

„Ich habe eine Tragetasche für sie mitgebracht.“ Colt zeigte zu einem Kindersitz auf der Arbeitsfläche.

„Leg das Baby hinein“, riet Dita. „Du musst etwas essen, sonst hast du heute Nachmittag keine Kraft, und ich brauche dich.“

Seufzend stand Bethany auf und legte Alyssa in den Kindersitz. „Von der Theke aus sieht sie uns.“

„Genau das hat mir noch gefehlt“, beschwerte Frisco sich. „Jemand sieht mir beim Essen zu.“ Doch keiner achtete auf ihn, weil er sich immer beklagte.

Es gab Tacos, Salat, frische grüne Bohnen aus dem Garten und Eistee. Colt lobte Eddie immer wieder für das Essen.

„Ich bin der Taco-König“, erklärte Eddie und holte noch einige Teigschalen. „Was hast du erwartet?“

„Vielleicht kannst du mir beibringen, wie man das macht“, schlug Colt vor.

„Kommt gar nicht in Frage“, wehrte Eddie ab. „Wenn ich dir das beibringe, bin ich vielleicht nicht mehr der Taco-König.“

„Ich bin auch damit zufrieden, Taco-Prinz zu sein“, erwiderte Colt, und Eddie lachte begeistert.

„Na gut, vielleicht“, gab er schließlich nach.

Bethany aß schweigend und hörte den Gesprächen zu.

Dita erinnerte Eddie daran, dass er am Nachmittag im Garten arbeiten sollte. Schließlich brachte Eddie einen Kokoskuchen, den er beim Kirchenbasar gekauft hatte, und alle waren begeistert. Es war ein normales Essen, abgesehen von dem schweigsamen Colt, der Bethany gegenübersaß.

Hinterher stand Bethany auf. „Arbeiten Sie heute Nachmittag mit Sidewinder?“

„Sicher“, erwiderte Colt. „Wenn das Baby schläft.“

„Ich passe auf sie auf“, bot Eddie an.

„Der Garten“, warf Dita ein.

„Nach der Arbeit im Garten kann ich auf das Baby aufpassen.“ Eddie wandte sich Hilfe suchend an Colt, der ebenfalls aufstand.

„Wenn du mit dem Garten fertig bist, Eddie, komm zum Haus. Vielleicht einigen wir uns irgendwie.“

Eddie lächelte wieder. „Vielleicht.“

Colt holte Bethany in der Diele ein. „Ich möchte mich noch ein Mal bei Ihnen bedanken, dass Sie in dieser Sache so nett sind.“

Sie betrachtete sein ernstes Gesicht mit der Narbe. „Auf der Banner-B-Ranch halten wir zusammen. Wenn einer ein Problem hat, helfen alle mit, es zu lösen.“

„Dann bis später an der Koppel“, sagte er.

„An der Koppel.“ Bethany verließ das Haus und konnte sich nicht erklären, wieso dieser Cowboy sie so unglaublich anzog.

Colt ließ Sidewinder in die Koppel und wartete, bis er etwas Dampf abgelassen hatte, ehe auch er hineinging. Bethany kam vom Haus herüber. Sie hatte nach der Arbeit mit Dita geduscht.

Das Pferd war an diesem Nachmittag besonders unruhig. Das verschlimmerte sich noch, als Bethany auf den Zaun kletterte. Colt richtete den Blick auf die Augen des Pferdes. Sidewinder wehrte sich anfangs, warf den Kopf hoch, scharrte und lief durch die Koppel. Colt hätte es bevorzugt, wäre die Koppel von Bretterwänden umgeben gewesen. Dann hätte Sidewinder sich leichter konzentrieren können.

Endlich richtete das Pferd die Ohren auf und entblößte kurz die Zähne.

„Was heißt das?“, fragte Bethany leise.

„Er zeigt mir, dass er reden will“, erwiderte Colt, ohne das Tier aus den Augen zu lassen, und er freute sich, als Sidewinder den Kopf senkte. „Jetzt ist er für den nächsten Schritt bereit. Ich muss ihm zeigen, dass ich der Leithengst bin. Das mache ich so.“ Colt richtete seinen Körper zu Sidewinder in einem Winkel von fünfundvierzig Grad aus, und Sidewinder blieb stehen und kam zu ihm.

„Es geht also um Körpersprache?“, fragte Bethany.

„Könnte man sagen.“

„Und das nennt man Pferdeflüstern?“

„Ja.“ Er streichelte Sidewinder. „Ich kümmere mich um dich, mein Junge. Dir wird nichts passieren.“ Das Pferd wieherte leise und folgte ihm, als er mehrere Runden zu Fuß durch die Koppel beschrieb. „Sehen Sie, was er macht?“, fragte Colt. „Ein Pferd ist ein Herdentier. Durch meine Körpersprache habe ich ihm gezeigt, dass ich der Anführer bin. Darum schließt er sich mir an.“

„Er vertraut Ihnen. Sie sind der Erste, den er seit der Ankunft auf der Ranch an sich heranlässt“, meinte Bethany beeindruckt.

„Jetzt versuchen wir etwas Neues.“ Colt nahm ein Sattelkissen vom Zaun.

„Das will er nicht“, behauptete Bethany.

Colt lächelte. „Abwarten.“

Sidewinder blieb ruhig stehen, als Colt ihm das Kissen und dann den Sattel auf den Rücken legte. Dabei sprach er sanft mit dem Pferd und versicherte, dass es später großartig arbeiten würde. Dann zog er die Gurte fest. Sidewinder rollte die Augen, tänzelte zur Seite und zuckte mit den Ohren, bis Colt bewusst seine Haltung veränderte.

„Warum lassen Sie ihn laufen?“, fragte Bethany, als das Tier durch die Koppel trabte.

„Er soll sich an den Sattel gewöhnen, damit er sich ganz sicher fühlt, bevor ein Reiter aufsteigt.“

Sidewinder schlug mehrmals aus, allerdings fast spielerisch.

„Er zeigt wieder die Zähne“, stellte Bethany fest.

„Du willst verhandeln, mein Junge?“ Colt richtete sich nur nach dem Verhalten, das er bei Wildpferden beobachtet hatte. Die herkömmlichen Regeln beachtete er überhaupt nicht.

Das Pferd beruhigte sich, stellte sich wieder neben ihn und ließ sich streicheln.

Als Colt ihm nach einer Weile das Zaumzeug anlegte, störte sich Sidewinder kaum noch daran. Bethany konnte nicht glauben, dass dieses Pferd sie vor Kurzem beinahe zertrampelt hätte.

Colt redete lange mit dem Pferd, bis Sidewinder sich nicht mehr bewegte. Geradezu, als wäre er hypnotisiert. Der Wallach fasste immer mehr Vertrauen zu ihm. „Brav, Sidewinder, gut gemacht“, versicherte Colt und nahm ihm den Sattel ab.

„Sind Sie schon fertig mit ihm?“

Er hatte sich so auf das Pferd eingestellt, dass er Bethany vergessen hatte. „Ja. Morgen werde ich ihn reiten.“

„Morgen? Nein!“, wehrte sie betroffen ab.

„Was haben Sie dagegen?“

„Es ist noch zu früh.“

„Nein, er ist bereit. Er ist es leid, ein nutzloses Wesen zu sein, nicht wahr, mein Junge?“

Bethany stieg vom Zaun. „Hoffentlich wissen Sie, was Sie tun.“

Er hob den Sattel auf und ging zum Stall. „Es geht schon in Ordnung.“

„Colt?“

„Ja?“ Er drehte sich wieder um.

„Sie sind auch in Ordnung.“

Er zögerte, weil er nicht an Lob gewöhnt war und sogar fürchtete, rot zu werden.

„Sie gehen wunderbar mit Pferden um“, sagte Bethany.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich überhaupt je wieder mit Pferden arbeiten wollen würde“, erwiderte er und merkte zu spät, dass er zu viel gesagt hatte. Als sie ihn verwirrt ansah, zuckte er mit den Schultern. „Ich muss den Sattel wegbringen.“

Buckaroo schob seinen Kopf über die Tür der Box, als Colt in den Stall kam.

„Warum habe ich nicht den Mund gehalten?“, fragte er Buck, ohne eine Antwort zu erwarten.

Sobald es dunkel war, ging Bethany wieder zur Bank am Little Moony Creek, zog Stiefel und Socken aus und hielt seufzend die Füße ins kühle Wasser. Sie war dankbar für den Bach, der für ausreichend Wasser sorgte. Andere Rancher beneideten sie darum, unter ihnen Mott. Er musste sich auf seine Brunnen verlassen, die bei Ausbleiben des Regens schnell austrockneten.

Im Moment ging es ihr nicht um die Trockenheit. Sie versuchte, ans Geschäftliche zu denken, doch immer wieder fiel ihr Colt ein.

Sie wusste im Grunde nichts von ihm. Wegen ihrer geringen Erfahrung mit Männern würde sie wahrscheinlich nie verstehen, was in ihren Köpfen vor sich ging oder was sie wollten. Bei Frisco begriff sie nach so vielen Jahren allmählich, wie er dachte. Colt dagegen war ihr ein Rätsel. Wenigstens bei Justin war es einfach gewesen, weil sie verwandte Seelen gewesen waren.

Justin – ihr Ehemann, Liebhaber und Freund. Stets war er geduldig und verständnisvoll gewesen, und ihr Wohlergehen war ihm am wichtigsten gewesen. Deshalb erschien es ihr so natürlich, mit ihm zu reden, wenn sie an den Bach kam.

„Es gibt so viel, was ich über Colt nicht weiß“, flüsterte sie. „Ich weiß nicht, ob ich ihm trauen kann.“

Als Antwort hörte sie nur die Blätter rascheln – und Schritte. Hastig blickte sie hoch.

„Ich dachte mir, dass ich Sie hier finde“, sagte Colt. „Darf ich mich setzen?“

Bisher hatte sie nie jemanden an diesem Ort geduldet, und sie fand es nicht richtig, dass Colt hier war. Andererseits hatte sie dabei auch kein schlechtes Gefühl. „Ja“, willigte sie daher ein.

Er ließ sich in ihrer Nähe auf einen Baumstumpf sinken. Sein Gesicht konnte sie nicht sehen, doch er roch nach Seife. Nach der Arbeit mit Sidewinder hatte er sich den Staub von der Haut gewaschen. In der Dunkelheit erkannte sie nur die Umrisse seines Kopfes.

„Ich wollte Ihnen sagen“, begann er respektvoll, „dass ich weiter telefonieren muss, um Alyssas Mutter zu finden. Ich will Sie aber nicht mit den Kosten belasten. Ziehen Sie mir meine Anrufe vom Lohn ab, einverstanden?“

„Mir soll es recht sein“, meinte Bethany gespielt lässig. Seine Nähe und seine männliche Ausstrahlung wirkten so stark auf sie wie der Blick, den sie auf sich gerichtet fühlte.

Colt räusperte sich. „Tut mir leid, dass ich so viele Probleme verursache, aber Babys machen nun mal Mühe, wie Frisco schon sagte.“

„Hoffentlich finden Sie Alyssas Mutter bald“, erwiderte sie.

„Ich fange damit an, Stacheldraht zu ziehen, vielleicht auf der östlichen Weide.“

„Gut. Es ist höchste Zeit, dort den Zaun hochzuziehen.“

„Ja. Bei dieser Dürre brauchen Sie zusätzliches Weideland. Es wird nicht so bald regnen, oder?“

„Keine Ahnung. Wir hoffen es natürlich.“

Autor

Pamela Browning
Bevor Pamela Browning Autorin wurde, war sie Reporterin und Kolumnistin bei einer Zeitung, arbeitete im Werbebereich und leitete das Zulassungsbüro eines kleinen Colleges.
Bis jetzt umfasst ihr Werk 40 Romane, und immer wieder werden ihre Bücher von begeisterten Leserinnen gelobt. Außerdem ist sie Sprecherin der Romance-Autorinnen. Sie wird häufig zu...
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Jessica Bird
Ihren ersten Liebesroman las Jessica Bird als Teenager ganz romantisch in einem Rosengarten. Sie wurde augenblicklich süchtig nach mehr. Als sie mit dem College begann, besaß sie bereits Kartons über Kartons mit Romances. Ihre Mutter fragte sie jedes Jahr, warum alle diese Bücher das Haus vollstellen mussten – und Jessica...
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