Bianca Exklusiv Band 275

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SCHAU IN MEIN HERZ von ROSZEL, RENEE
Hannahs Urlaub in dem kleinen, luxuriösen Hotel an einem romantischen See verspricht ein einziger Traum zu werden. Gleich zwei aufregende und äußerst attraktive Männer umwerben sie leidenschaftlich. Doch nur bei ihrem Exchef Roth Jerric schlägt ihr Herz immer schneller …

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HAT UNSER GLÜCK EINE CHANCE? von RIMMER, CHRISTINE
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  • Erscheinungstag 09.09.2016
  • Bandnummer 0275
  • ISBN / Artikelnummer 9783733732769
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Renee Roszel, Teresa Sothwick, Christine Rimmer

BIANCA EXKLUSIV BAND 275

1. KAPITEL

Willst du mich heiraten?

Diese mutige Frage brachte Eve Ruskin an einem sonnigen Aprilmorgen auf ihren schwarzen hochhackigen Sandaletten ins Wanken. Doch die Worte allein waren nicht verantwortlich für ihre seelische Verfassung. Ihr Vorsatz, diese Frage Hunter Coleburn zu stellen, bewirkte, dass ihre Handflächen feucht wurden und ihr Puls raste, einmal davon abgesehen, dass sie nicht an die Höhenluft von Denver gewöhnt war. Sie hatte sich weder durch die Tatsache, dass ihr Leben im Begriff war, eine Wendung um hundertundachtzig Grad einzuschlagen, noch durch das Testament ihres Vaters mit seiner schicksalhaften Forderung erschüttern lassen.

Als Eve die schwere Glastür des Bürogebäudes öffnete, fiel ihr Blick als Erstes auf die Informationswand in der Lobby, auf der die verschiedenen Firmen verzeichnet waren. Mühelos fand sie Hunters Namen. Seine Anwaltskanzlei befand sich im sechsten Stock.

In der Garderobe der Lobby überprüfte sie noch einmal ihr Make-up, den Sitz ihrer schwer zu bändigenden, schwarzen schulterlangen Locken und ihr elegantes, zweiteiliges rot-schwarzes Kleid. Ihr Äußeres musste perfekt wirken. Sie selbst musste perfekt sein. Und sie musste die Sache hinter sich bringen, bevor sie daran zerbrach.

Während der Fahrt im Fahrstuhl in den sechsten Stock hinauf, erinnerte sie sich an ihre letzte Zusammenkunft mit Hunter, an seine grimmige Miene, als sie seinen Heiratsantrag ablehnte.

Vor fünf Jahren, mit neunzehn, war sie ein unerfahrenes, von ihrem Vater abhängiges junges Mädchen gewesen. Als wohlbehütete Tochter machte ihr der Gedanke schreckliche Angst, ihr Heim und alles, was ihr vertraut war, zu verlassen. Eve hatte sich auf den ersten Blick in Hunter verliebt, wusste aber nur wenig von ihm und war noch nicht in der Lage, sich das Leben vorzustellen, das sie mit ihm teilen würde.

Hunter war älter, klüger und erfahrener, was Frauen anbetraf. Er hatte sich auf ein bestimmtes Gebiet im internationalen Recht spezialisiert und erwartete von Eve, dass sie ihr Heim in Savannah verließ, mit ihm nach Italien flog und ihn dort heiratete. Aber sowohl die Macht ihrer widerstrebenden Gefühle als auch Hunters heftiges Drängen verwirrte und ängstigte sie. Eve sagte ihm Ade, und Hunter ging und baute sein Leben und seine Karriere auf, um mit einer anderen Frau glücklich zu werden.

Als Eve Hunter damals in seinem Hotel in Florenz anrief …

Dieses Telefongespräch wollte Eve lieber vergessen, ebenso wie die Erinnerungen an ihre Schwangerschaft und Fehlgeburt.

Schon stand sie vor der Glastür mit Hunters Namen. Beim Betreten seiner Kanzlei fühlte sie sich überwältigt von dem dezenten Luxus, der sie umgab. Lautlos schritt sie über den weichen, kamelhaarfarbenen Teppichboden zum Empfang.

Eve straffte die Schultern und hob den Kopf. „Ich möchte Hunter Coleburn sprechen.“

Die Sekretärin, offensichtlich in den Fünfzigern, ließ ihre Hornlesebrille an ihrer goldenen Kette sinken. „Tut mir leid. Sie müssen sich im Tag irren. Mr. Coleburn hat heute Morgen keine Verabredung.“

Eve ließ sich nicht abweisen. Nicht, nachdem sie es schon bis hierher geschafft hatte. Sie blieb ruhig. „Mr. Coleburn wird mich sicher sehen wollen, wenn Sie ihm sagen, dass ich hier bin. Mein Name ist Eve Ruskin.“

Die Sekretärin sah Eve abschätzend von oben bis unten an, und zum ersten Mal in ihrem Leben war Eve dankbar, von ihrem Vater auf Miss Berrys Mädchenpensionat geschickt worden zu sein. Dankbar, eine vornehme Erziehung in ihrem südstaatlichen Heim genossen zu haben.

„Sind Sie eine Klientin von Mr. Coleburn?“ Die grauhaarige Frau zog die Brauen hoch.

Offensichtlich war sie Hunters Wachhund, aber Eve war entschlossen, heute Vormittag mit Hunter zu sprechen, selbst wenn sie den Flur entlang gehen und ihn selbst ausfindig machen müsste.

„Nein, ich gehöre nicht zu seinen Klienten“, antwortete sie ohne weitere Erklärung.

Aber die Sekretärin wollte nicht aufgeben. „In welcher Angelegenheit …?“

„Das hängt von Hunter ab“, sagte Eve zuckersüß, während sie den ganzen Charme einer Südstaatlerin spielen ließ.

Erstaunt blickte Hunters Sekretärin Eve an, fasste sich dann jedoch. „Ich werde nachsehen, ob er einen Moment Zeit hat.“

Eve atmete erleichtert auf. Noch durfte sie sich aber zu keinem Erfolg beglückwünschen. Sie hatte Nachforschungen angestellt und einen Artikel aus dem Denver Chronicle vom letzten Monat gefunden. Dazu ein Foto Hunters am Arm einer blonden Frau. Allerdings wurde mehr als einmal sein Status als Junggeselle erwähnt. Er war also nicht verheiratet, was jedoch nicht bedeutete, dass er keine Freundin hatte.

Die Sekretärin hob den Hörer von der Konsole zu ihrer Rechten und drückte auf einen Knopf. „Hier ist eine junge Frau, die Sie sprechen möchte, Mr. Coleburn. Ihr Name ist Eve Ruskin.“

Vor Aufregung schlug Eve das Herz bis zum Hals.

„Er sagt, ich soll sie zu ihm schicken. Es ist die letzte Tür links.“

Fest umklammerte Eve ihre Handtasche. Als sie endlich vor Hunters Tür stand, atmete sie tief durch. Nach der Fehlgeburt hatte sie ihren Mut verloren, aber der Tod ihres Vaters hatte bewirkt, dass sie ihr Leben neu ordnete. Die Frage war, ob sie den Schneid besaß, diesen Weg mit Hunter zu gehen, und ob die Zeit seine Wunden geheilt hatte und er ihr vergeben konnte.

Die Tür stand halb offen, und Eve trat ein.

Umgeben von Akten und Papieren, saß Hunter an seinem massiven Schreibtisch. Er trug ein weißes Hemd und eine blaue Seidenkrawatte mit schwarz-rot-gelben Streifen. Als er aufsah, blieb Eve beinahe das Herz stehen. Sein kohlrabenschwarzes Haar war auf einer Seite gescheitelt und fiel ihm lässig über eine Braue. Sein attraktives Gesicht war sonnengebräunt, und Eve erinnerte sich, dass er gern Ski lief. Möglicherweise hatte er sich seine Bräune an der französischen Riviera erworben. Aber was ihr am meisten auffiel, war die Unnahbarkeit seines Blickes und die Ausdruckslosigkeit seiner Miene.

„Hallo, Hunter.“

Als er den Sessel zurückschob und aufstand, dachte Eve, er würde um den Schreibtisch herum kommen und sie begrüßen. Aber da täuschte sie sich. Er blieb aufgerichtet stehen und blickte sie nur abschätzend an.

„Hallo, Eve.“

„Du fragst dich wahrscheinlich, warum ich hier bin.“

Hunter deutete auf einen der beiden Sessel vor seinem Schreibtisch und wartete, bis Eve Platz genommen hatte, bevor er sich wieder setzte. „Ja, in der Tat.“

Trotz der Distanz, die der massive Schreibtisch erzeugte, fühlte sich Eve stark zu Hunter hingezogen. Dieses Gefühl war schon bei ihrer ersten Begegnung spürbar gewesen. Seitdem waren Jahre vergangen. Doch Hunters einzige Veränderung schienen die feinen Linien unter seinen Augen und auf seiner Stirn zu sein. Er war schlank und muskulös wie immer. Mit zweiunddreißig war er im besten Mannesalter, und das war nicht zu übersehen.

Eve nahm all ihren Mut zusammen. „Willst du mich heiraten?“

In Hunters Augen blitzte es auf. Doch nur für einen Moment. „Ich glaube, das solltest du mir erklären.“ Die Ruhe, mit der er sprach, verwirrte Eve noch mehr.

„Vor drei Monaten starb mein Vater. In seinem Testament fordert er, dass ich innerhalb eines Jahres heirate. Sonst geht sein gesamtes Vermögen an eine wohltätige Organisation.“

„Und warum fällt deine Wahl ausgerechnet auf mich?“

Las sie Interesse in seinen Augen? Hatten sie eine Chance, ihre frühere Verbundenheit wieder aufleben zu lassen? Warum war Hunter nicht verheiratet? Aus dem gleichen Grund vielleicht, aus dem sie nie einen anderen Mann angesehen hatte? „Die Wahrheit ist, Hunter, es gibt keine anderen Männer, die ich gut genug kenne, um sie zu fragen.“

Hunters Brauen hoben sich. „Was ist mit diesem Forscher Jerry Livingston?“

„Jerry und ich passen nicht zusammen. Davon konnte ich Vater noch zu seinen Lebzeiten überzeugen.“ Eves ausschließliches Interesse für ihre kunstgeschichtlichen Studien, ihr Diplom und eine spätere Stellung im Kunstmuseum von Savannah zwangen ihren Vater zu der Annahme, dass seine Tochter niemals heiraten würde.

Hunter beugte sich vor und stützte die Arme auf den Schreibtisch. „Wie kommst du darauf, dass ich deinen Vorschlag annehmen würde?“

Eve fühlte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg, aber sie hielt den Kopf hoch aufgerichtet. Bevor sie ihr Ticket nach Denver kaufte, hatte sie überlegt, dass sie Hunter einen akzeptablen Grund nennen musste, über eine Heirat mit ihr nachzudenken. „Wir könnten eine geschäftliche Vereinbarung treffen. Wenn du mich heiratest, fällt die Kunstsammlung meines Vaters, die du so bewunderst, an dich.“

Falls Hunter einwilligte, hoffte Eve tief in ihrem Innern, über Gespräche, die zum Beispiel ihr Erbe betrafen, sich wieder näherzukommen. Vielleicht konnte sie ihm von ihrer Fehlgeburt erzählen oder war fähig zuzugeben, dass sie vor Jahren einen Fehler gemacht hatte.

Aber Hunter wirkte sehr unnahbar, als er mit seiner tiefen Stimme sagte: „Verstehe.“

Eve hielt den Atem an.

„Gib mir vierundzwanzig Stunden.“ Hunter nahm eine Karte aus einem mit Messing und Holz verzierten Kästchen. „Komm morgen Abend in mein Penthouse. Dann sage ich dir Bescheid.“

Als Eve die Karte entgegennahm, berührten sich ihre Fingerspitzen. Wie von einem elektrischen Schlag getroffen, zuckte sie zusammen. Sie blickte zu Hunter auf, um zu sehen, ob er das Gleiche empfand wie sie. Aber er ließ sich nichts anmerken. Vielleicht hatte er ja keine Erinnerungen an ihre Affäre vor fünf Jahren bewahrt. Vielleicht bereute er alles …

„Ist dir sieben Uhr recht?“

„Acht Uhr wäre besser. Manchmal werde ich hier festgehalten. Wo wohnst du, Eve?“

„Im Mountain Inn.“

Sein Nicken besagte, sie war entlassen. An der Tür blieb sie noch einmal stehen. „Es war schön, dich zu sehen, Hunter.“

Als er nicht antwortete, öffnete sie die Tür. Eve schaffte es gerade noch bis zur Lobby. Dort sank sie zitternd auf eine der schmiedeeisernen Bänke. Gefühle überwältigten sie, die sie jahrelang verdrängt hatte. Offensichtlich empfand sie noch sehr viel für Hunter Coleburn. Aber was er fühlte, blieb für sie ein Rätsel.

Bis ins Mark geschockt, beobachtete Hunter, wie sich die Tür schloss. Erinnerungen aus fünf langen Jahren rissen die Mauern ein, die er um sich errichtet hatte. Schwer sank er auf seinen Sessel zurück. Aufstöhnend wiederholte er in Gedanken das Gespräch mit Eve, hörte dabei ihren südländischen Akzent und nahm den Gardenienduft ihres Parfums wahr.

Als sie sein Büro betrat, hatte er das Gefühl, als seien die Jahre blitzschnell verflogen. Eves Ablehnung seines Heiratsantrags und die Trennung, die Hunter veranlasst hatte, schmerzten ihn noch heute. Aber nachdem er sie heute wieder gesehen hatte, erinnerte sich auch sein Körper wieder an sie. Eve erregte ihn wie keine andere Frau. Er ärgerte sich über die heftige Reaktion seines Körpers. Er musste zugeben, sie wirkte erfahrener und selbstbewusster als vor fünf Jahren. Es gehörte Mut dazu, herzukommen und ihm einen Antrag zu machen.

Vielleicht aber auch nicht. Es ging schließlich nur um eine Zweckehe …

Jedenfalls war Hunter froh, als das Telefon läutete und er dadurch abgelenkt wurde. Eves Auftauchen hatte ihn mehr aufgeregt, als er zuzugeben mochte, und er musste sich alles, was sie gesagt hatte, sehr sorgfältig durch den Kopf gehen lassen. Doch als er jetzt von seiner Sekretärin erfuhr, dass seine Schwester Jolene ihn sprechen wollte, sagte er sich, dass dieser Vormittag mehr als eine Überraschung für ihn bereit hielt.

Hunters Beziehung zu seiner Adoptivfamilie war kompliziert. Er hatte sich immer wie ein Außenseiter gefühlt. Blut war eben doch dicker als jenes Schriftstück, das ihn zu John und Martha Morgans Sohn gemacht hatte.

„Hast du fünf Minuten Zeit für mich, Hunter?“ Im Gegensatz zu ihrem Bruder Larry war Jolene immer freundlich.

„Sicher. Worum geht es?“

„Um Dad.“

Die komplizierte Beziehung zu seiner Familie war noch schwieriger geworden, als Hunter letztes Jahr zu Weihnachten erfuhr, dass man ihn von seinem Zwillingsbruder Slade getrennt hatte. Sie lernten sich erst vor einigen Monaten kennen, nachdem Slades Nachforschungen zu Hunter geführt hatten. Im Laufe der Zeit erfuhr Hunter, dass Martha und John Morgan nur ihn aus dem Waisenhaus geholt, Slade jedoch zurückgelassen hatten. Hunter schien den Zorn über diese Entdeckung nicht abschütteln zu können.

Dennoch, er liebte seine Adoptiveltern von Herzen. „Was ist passiert?“

„Mom sagt, Dad schläft nicht und leidet ständig unter Magenverstimmungen. Ich glaube, das hat etwas mit Larry zu tun, der das Geschäft übernehmen wird, sobald Dad nächstes Jahr in den Ruhestand geht.“

Seit ihrer Kindheit hatte Larry stets alles getan, um sich bei seinen Eltern einzuschmeicheln. Hunter hatte frühzeitig erkannt, dass Larry der Liebling, der richtige Sohn war. John Morgan schien auf Larrys Leistungen stolzer zu sein. Hunter gegenüber ließ er die Zügel eher locker, weshalb Hunter schließlich beschloss, eigene Wege zu gehen. Er wählte für sich eine Karriere als Anwalt, statt eine Anstellung in Morgan’s Office Products anzustreben.

„Hast du darüber schon mit Larry geredet, Jolene?“

„Er sagt, ich sollte aufhören, mir Sorgen zu machen. Sobald Dad im Ruhestand sei, würden sich die Probleme von selber lösen. Aber ich bin nicht so sicher. Sprichst du mal mit Dad?“

„Jolene …“

„Ich weiß, eure Beziehung ist seit einiger Zeit ein wenig gestresst. Aber ich denke, dir sagt er, was ihn wirklich bedrückt.“

Hunter hatte seine Eltern seit Längerem nicht besucht. Im Januar hatte er ein paar Tage mit ihnen verbracht, als er sich von einem Unfall erholte. „Ich gehe am Wochenende mal bei ihnen vorbei und sehe nach, was ich erfahren kann.“

„Danke, Hunter. Du sagst mir Bescheid?“

„Selbstverständlich.“

Nachdem er sich von Jolene verabschiedet hatte, ging Hunter zum Fenster und starrte auf die geschäftige Straße hinunter.

Während der letzten fünf Jahre hatte er sich ganz auf seine Arbeit konzentriert. Er war entschlossen, ein erfolgreicher Anwalt zu werden und sich einen Namen in der Geschäftswelt zu schaffen. Er hatte gearbeitet, um Eve zu vergessen.

Und nun war sie hier in Denver und bat ihn, sie zu heiraten.

Eine geschäftliche Vereinbarung, hatte sie es genannt.

Hunter dachte an die Jahre, da Larry ihn absichtlich ausgeschlossen hatte. Er erinnerte sich an den Schmerz, vom Rest der Familie ausgestoßen zu sein, und an seinen Entschluss mit einundzwanzig, den Namen Coleburn wieder anzunehmen. Unvergessen blieb die erste Begegnung mit seinem Zwillingsbruder und dessen Hochzeit wenig später. Gern rief er sich ins Gedächtnis, wie glücklich Slade und seine Frau Emily waren.

Was würde geschehen, wenn er Eve sagte, dass ihm eine Zweckehe nicht genügte, er sich stattdessen eine Familie wünschte? Möglicherweise flog Eve dann direkt nach Savannah zurück. Doch wenn ihr das Erbe etwas bedeutete, war das eher unwahrscheinlich.

Morgen Abend wollte er das herausfinden.

Als Eve Denvers vornehmstes Apartmentgebäude betrat, fragte sie der Wachmann nach ihrem Namen. Zusätzlich sollte sie ihren Personalausweis mit Foto vorzeigen. Nachdem sie ihren Führerschein vorgelegt hatte, lächelte er und reichte ihr eine Art Hotel-Magnetkartenschlüssel für die Penthouse-Suite. Die Karte war auch für den Fahrstuhl bestimmt, der sie zum obersten Stockwerk führte.

Eve war an Luxus gewöhnt, aber es war die Art klassischer, rustikaler Luxus, der die Ruskins seit Generationen begleitete. Eve interessierte sich nicht für das Geld ihres Vaters. Sie verdiente ein bescheidenes Einkommen mit ihrer Arbeit in der Kunstgalerie. Mehr brauchte sie nicht. Aber ihr Vater hatte gewusst, dass sie Schätze erben würde, von denen sie sich nicht gern trennen würde – die Juwelen ihrer Mutter, Gegenstände im Haus, die für Eve voller Erinnerungen an ihre Mutter und ihre Jugend waren. Selbstverständlich liebte Eve auch die Bildersammlung. Sie war unter anderem der Grund, dass sie Kunstgeschichte studierte. Aber auch Hunter schätzte die Gemälde. Und wenn er ihr half, den Rest zu behalten, würde sie glücklich sein.

Glücklich.

Ein Wort mit vielerlei Bedeutungen. Eve wusste nicht, warum ihr Vater ihr das angetan hatte. Sie vermutete, dass sein Anwalt informiert war. Nachdem dieser das Testament vorgelesen hatte, hatte ihr der ältere Mann auf die Schulter geklopft und gesagt, eines Tages würde sie es begreifen …

Bisher verstand sie nur, dass sie ihre Vergangenheit, ihre Wurzeln, die letzten Erinnerungen an ihre Eltern nicht verlieren durfte. Mit Andenken konnte sie die Erinnerungen sicherer aufbewahren.

Im Fahrstuhl zum zwanzigsten Stockwerk glättete Eve ihr türkisfarbenes Kostüm. Ihr Magen war den ganzen Tag über in Aufruhr gewesen, und sie gestand sich ein, dass sie Angst hatte. Wenn Hunter nun Nein sagte? Wenn er Ja sagte?

Ruhig atmete sie durch und verließ die Kabine. Dann läutete sie an Hunters Tür. Sie kam fünfzehn Minuten zu früh. Als die Tür nicht sofort geöffnet wurde, überlegte Eve, ob Hunter im Büro aufgehalten worden war.

Nach endloser Wartezeit, wie Eve meinte, öffnete Hunter die Tür. Ein leises „Oh“ entschlüpfte ihren Lippen. Er trug schwarze Jogging-Shorts und Jogging-Schuhe, sonst nichts. Atemlos betrachtete Eve seine breiten sonnengebräunten Schultern, das schwarzgelockte Haar, das über seine Brust abwärts verlief.

„Du kommst früh.“ Hunter klang weder anklagend noch begeistert. „Ich hatte gehofft, ich könnte meine Gymnastik noch vor deinem Eintreffen beenden. Hereinspaziert. Ich dusche noch rasch, dann können wir reden.“

Ihre Blicke trafen sich. Funken sprühten. Einst hatten sie sich leidenschaftlich geliebt, und die Bilder von damals geisterten in ihrer Erinnerung herum. Hunters Aftershave wirkte wie eine Droge, und die männliche Kraft, die sein Körper ausstrahlte, lockte …

Eve löste den Blickkontakt und betrat sein Apartment.

Zunächst konzentrierte sie sich auf ihre Umgebung, musterte glattes dunkles Pinienholz, Messing, blau-grüne Plaids auf dem Sofa und einen gemütlichen Sessel. Dunkelgrüne Vorhänge schmückten die Fenster, die einen herrlichen Ausblick auf die City boten.

„Mach es dir gemütlich“, sagte Hunter höflich. „Ich brauche nur zehn Minuten.“

Er verschwand über den Flur, und gleich darauf hörte Eve das Wasser rauschen. Sie stellte sich sein feuchtes Haar vor, seinen nackten Körper … Doch dann verdrängte sie das Bild, ging zur Wohnecke hinüber und musterte seine CD-Sammlung.

In einem braunen Polohemd, kakifarbener Hose und bequemen Schuhen kehrte Hunter in weniger als zehn Minuten zurück. Obgleich er nun bekleidet war, wirkte er aufregend männlich.

Er blieb vor Eve stehen. „Du weißt sicher, dass dein Vater höchst unzufrieden wäre, wenn er wüsste, dass ich dieser Heirat zustimme. Er wollte einen Mann aus altem Geschlecht. Damit kann ich nicht dienen. Schlimmer: Ich bin möglicherweise ein Bastard. Auf meiner Geburtsurkunde wurde kein Name eines Vaters eingetragen. Du bist von Adel. Alles, was ich von meinen Ahnen besitze, ist der Name Coleburn.“

„Das interessiert mich alles nicht.“

„Okay. Dir liegt daran, gegen deinen Vater zu rebellieren und gleichzeitig dein Erbe zu behalten.“

„Ich rebelliere nicht.“

„Warum wählst du dann keinen Ehemann aus dem Country-Club-Bestand deines Vaters?“

„Weil ich sie nicht kenne.“

„Wer waren deine Begleiter zu den Partys deines Vaters, ins Theater und zu den Festivitäten im Club?“

Als Eve neunzehn war, gehörten diese Dinge zu ihrem Leben. Aber seit Hunter und ihrer Fehlgeburt hatte sie diesem Leben den Rücken gekehrt. „In den letzten Jahren hatte Vater keinen großen Einfluss. Ich arbeitete in einem Museum und half auf der Kinderstation im Krankenhaus.“

Eve fürchtete, dass Hunter fähig war, ihr mit seinem eindringlichen Blick bis in den letzten Winkel ihres Herzen zu schauen, wo sie seine Gefühle für ihn verborgen hielt.

„Ehe ich dir meine Antwort gebe auf die Frage, die du mir gestern gestellt hast, müsstest du einem Experiment zustimmen.“

„Was für ein Experiment?“

„Dieses.“ Hunter legte die Arme um Eve, und ehe sie sich versah, hatte er sie auf den Mund geküsst.

Zauberkraft.

Hunter Coleburns zauberhafter Kuss war so hinreißend, wie Eve ihn in Erinnerung hatte. Seine Lippen waren fest und heiß … geschickt … und fordernd. Mit leichtem Druck teilte seine Zunge ihre Lippen, und während er nun ihren Mund erforschte, weckte er so erregende Gefühle in ihrem Körper, dass Eve alles Denken ausschloss. Sie konnte nur noch fühlen und sehnen … und sich erinnern.

So unerwartet Hunter diesen Kuss inszeniert hatte, so abrupt beendete er ihn und trat einen Schritt zurück.

Eve öffnete die Augen und hatte Mühe, sich auf den hohen Absätzen zu halten. Sie verflocht die Hände miteinander, um ihr Zittern zu verbergen.

„Wenn ich einwillige, möchte ich einige Bedingungen stellen“, sagte Hunter, als hätte der Kuss niemals stattgefunden.

Endlich fand Eve ihre Stimme wieder. „Und die wären …?“

„Wir führen eine richtige Ehe und leben in Denver.“

Eine richtige Ehe. Für ihn bedeutete das … Sein Blick verriet, was er meinte – das Bett teilen. Wenn sie nach Denver zog, hieß das für sie, sie müsste ihr Elternhaus verkaufen. Doch ohne Heirat musste es auch verkauft werden.

„Außerdem möchte ich so bald wie möglich eine Familie gründen“, fügte Hunter hinzu.

Er wollte Familie. Der Gedanke weckte eine Sehnsucht in Eves Herz, die dort seit ihrer Fehlgeburt verborgen war. Jetzt sollte sie Hunter eigentlich von ihrer Schwangerschaft erzählen, doch sie brachte es nicht fertig. Noch nicht. Nicht, bevor sie sich Hunter wieder einigermaßen verbunden fühlte. Vor der Reise nach Denver hatte sie sich gründlich von ihrem Frauenarzt untersuchen lassen, der sie nach dem Verlust ihres Babys betreut hatte. Wie damals, versicherte er ihr auch diesmal, es gäbe keinen Grund, nicht schwanger zu werden und gesunde Kinder zu haben.

Hunter schob das Kinn vor. Seine Stimme klang bitter, als er Eve ansah. „Ich weiß, du bist nicht sehr impulsiv. Wenn du es dir überlegen möchtest, Eve …“

„Ich brauche es mir nicht zu überlegen. Ich akzeptiere deine Bedingungen.“ Sah sie Erleichterung in seinen Augen? Vielleicht sogar noch mehr?

„Gut“, schloss Hunter. „Warum ziehst du dann heute Abend nicht zu mir?“

2. KAPITEL

„Ich soll heute Abend bei dir einziehen?“

„Gibt es einen Grund, warum du es nicht tun solltest?“

Hunter war über seine Worte selbst erstaunt. Doch wenn sie heiraten wollten, konnten sie sich ebenso gut gleich daran gewöhnen, zusammen zu sein. Nach längerem Nachdenken über die Idee zu heiraten und eine Familie zu haben, erschien es ihm immer vernünftiger, ihren Vorschlag anzunehmen. Neben dem Verlangen, das geradezu übermächtig wurde, sobald er mit Eve in einem Raum war, verspürte er den Wunsch, etwas zu vollenden, was bisher nur abgebrochen war.

„Erwartest du …?“ Eve hielt inne, ihre Wangen glühten. „Ich meine, wo werde ich wohnen?“

„Ich habe ein Gästezimmer. Wie ich schon sagte, ich wünsche mir eine richtige Ehe. Aber mit der Vollziehung können wir bis zu unserer Hochzeitsnacht warten.“

Darauf wusste Eve nichts zu sagen.

„Hast du Bedenken?“ Vielleicht hätte er seine Zusage nicht so trocken und kühl klingen lassen sollen. Aber als er sie ansah und merkte, dass er sie ebenso heiß begehrte wie vor fünf Jahren, wurde ihm bewusst, dass er ihre Ablehnung nie verwunden hatte.

„Nein, ich habe keine Bedenken. Ich hatte nur nicht erwartet, dass sich die Dinge so schnell entwickeln. Ich dachte, wir würden uns Zeit nehmen, uns besser kennenzulernen.“

„Ich kannte dich damals, Eve, und ich glaube nicht, dass Menschen sich total verändern. Wenn du eine Heirat planst, um den gesetzlichen Forderungen nachzukommen, ist es das Beste, nicht zu warten.“

Eve überlegte. „Ich muss in Savannah den Besitz meines Vaters ordnen, außerdem das Haus zum Verkauf anbieten …“

Hunter erinnerte sich, wie sehr Eve dieses Haus liebte, und wie viel ihr ihre Traditionen und Wurzeln bedeuteten. Der Verkauf ihres Elternhauses fiel ihr sicher schwer. „Mein Terminplan für die nächsten Wochen ist flexibel. Lass uns deine Sachen holen, dann können wir darüber reden, wie wir uns arrangieren wollen.“

„Ich habe nur einen Koffer und einen Kleidersack, Hunter. Die kann ich allein holen.“

Trotz seiner festen Meinung über die Unfähigkeit der Menschen, sich zu ändern, stellte Hunter bei Eve einige Veränderungen fest. Sie war noch immer die Schönheit aus dem Süden, aber sie war keine behütete junge Frau mehr. Eve hatte schon immer Mut gezeigt, aber jetzt blickten ihre schönen grauen Augen noch selbstsicherer. „In Ordnung. Während du unterwegs bist, rufe ich meine Immobilienmaklerin an und lasse mir einige Verzeichnisse zufaxen.“

„Verzeichnisse?“

„Ja. Ich habe gern in der Stadt gelebt, aber ich denke darüber nach, ein Haus zu kaufen.“

„Vielleicht solltest du noch warten.“

„Bis …?“

Eve hob abwehrend die Hände. „Bis wir verheiratet sind.“

„Sich umzusehen, schadet nichts. Sicher dauert es eine Weile, bis wir finden, was wir uns wünschen.“

Hunter schien den Blick nicht von Eve wenden zu können, und sein Verlangen, sie in die Arme zu schließen, wuchs ins Unermessliche. Aber das Wissen um ihre früheren Zweifel, ihre Weigerung, ein Leben mit ihm aufzubauen, hielten ihn davon zurück. Ihr Vorschlag betraf eine Zweckehe. Das sollte er lieber nicht vergessen.

Auf dem Tisch neben dem Sofa stand das Telefon. „Ich werde Fred veranlassen, dir einen Schlüssel für das Penthouse zu geben. Er wird jemanden schicken, der dir mit deinem Gepäck hilft.“

Eve schien protestieren zu wollen, nahm stattdessen aber ihre Handtasche vom Sofatisch und ging zur Tür. „Wir sehen uns.“

Hunter nickte.

Als sich die Tür hinter Eve geschlossen hatte, fuhr er sich mit der Hand durchs Haar. Mindestens vierundzwanzig Stunden hatte er gebraucht, um diese Situation zu analysieren und eine Entscheidung zu treffen.

Es war die richtige.

Hunters Immobilienmaklerin versprach, ihm am Vormittag eine Liste von in Frage kommenden Objekten zu faxen.

Dann wanderte er im Zimmer auf und ab.

Wenn Eve nun ihre Meinung änderte? Nachdem er ihr seine Bedingungen genannt hatte … Verdammt, er wünschte sich eine Familie. Eine Familie, zu der er wirklich gehörte.

Eine echte Bindung gab es für ihn nur mit seinem Zwillingsbruder Slade. Aber Slade hatte bei Emily, deren Sohn Mark und der kürzlich geborenen gemeinsamen Tochter Amanda ein Heim auf einer Ranch in Montana gefunden. Bei ihrer Hochzeitsfeier hatte Hunter erkannt, wie sehnsüchtig er sich selbst Kinder wünschte.

Hunter sah auf die Straße der City hinunter. Es war inzwischen beinahe dunkel. Eve hatte ihn mit dem Vorschlag einer Zweckehe konfrontiert. Warum gerade ihn und nicht Jerry Livingston, einen Mann, den ihr Vater selbst ausgewählt hatte?

Eves Vater, Emory Ruskin, war auch Anwalt und hatte Hunter, der Spezialist in Fragen internationalen Rechts war, in sein Heim in Savannah gebeten, um einen Klienten zu beraten, der eine deutsche Firma zu kaufen beabsichtigte. Ruskin hatte Hunter aber nur eingestellt, weil er weniger kostspielig war als bekannte Anwälte, die den gleichen Service boten.

Einmal, nachdem Hunter von einem gemeinsamen Abend mit Eve nach Hause kam, rief Ruskin Hunter in sein Arbeitszimmer und teilte ihm ganz unverhohlen mit, er würde zu Weihnachten die Verlobung seiner Tochter mit Livingston verkünden. Damit würde Eve dann alles erreicht haben, was er sich für sie erträumte. Ruskin hatte das Leben seiner Tochter geplant, und niemand sollte seine Pläne zerstören. Selbstverständlich durfte Eve Hunter die Stadt zeigen, aber falls er auf irgendwelche Ideen käme, sollte er sich das nur gleich aus dem Kopf schlagen.

Hunter hatte es nie gefallen, einen Befehl oder ein Ultimatum zu akzeptieren. Da er und Eve ihr Verlangen nicht zügeln konnten und miteinander geschlafen hatten, bat er sie, mit ihm irgendwohin zu fliegen und ihn zu heiraten. Aber Eve war gut gedrillt worden von ihrem Vater. Emory Ruskin hatte ihren Lebensweg und ihre Träume für sie gewählt. Eve war nicht stark oder verliebt genug in Hunter, um sich aus den Fangarmen zu befreien, die sie umklammert hielten.

Im Verlauf der Jahre versuchte Hunter, Eve zu vergessen. Er hatte Verabredungen mit Frauen, kam aber über Eve nie hinweg. Der Testkuss hatte bewiesen, dass das alte Feuer noch brannte. Und nun gab es für ihn neben der Leidenschaft und Erfüllung seines körperlichen Verlangens noch die Hoffnung auf Kinder.

Als die Türglocke ertönte, starrte Hunter noch immer aus dem Fenster. Eve kehrte mit einem jungen Mann zurück, der für allgemeine Hilfsdienste im Haus verantwortlich war. Hunter bat sie beide herein. „Hat Fred dir den Schlüssel nicht gegeben?“

Eve nickte.

„Dann brauchtest du nicht zu läuten.“ Er deutete auf den jungen Mann. „Sie können die Taschen abstellen.“

Nachdem er den Boy mit einem ansehnlichen Trinkgeld verabschiedet hatte, drehte er sich zu Eve um.

Sie stand am Fenster. „Was für ein herrlicher Ausblick“, sagte sie leise. „Bist du sicher, dass du das aufgeben willst?“

„Ich bin bereit, den Himmel und die Lichter der City gegen den Himmel, die Bäume und die Natur einzutauschen.“

Er überlegte, zu ihr zu gehen, aber wenn er das tat, würden die flimmernden Lichter und der dunkle Himmel eine intime Stimmung schaffen, für die Eve noch nicht bereit war. Möglicherweise war er es auch noch nicht. Darum deutete er auf das Sofa. „Lass uns über die Hochzeit reden. Ich möchte hier in Denver heiraten. Ist das ein Problem für dich?“

Nachdem sich Eve gesetzt hatte, nahm er an ihrer Seite Platz.

„Kein Problem. Ich habe keine Verwandten in Savannah. Nur einige wenige Freunde.“

„Einige wenige?“ Wieder dachte Hunter an Ruskins Kreise … die Anrufe, die für Eve bestimmt waren, während er bei ihnen wohnte. Eve war ein viel bewunderter Schmetterling gewesen.

„Nur wenige. Die besuche ich, wenn ich in Savannah bin. Ich weiß ja, deine Familie lebt hier.“

„Möchtest du einen Friedensrichter oder einen Geistlichen?“, fragte Hunter.

„Ich weiß, uns bleibt nicht viel Zeit. Aber ich würde einen Geistlichen und eine kirchliche Trauung vorziehen.“

Hunter musterte Eve. Ein Geistlicher bedeutete, sie nahm die Ehe ernst. „Ich werde sehen, was ich tun kann. Auf eine große Feier lege ich keinen Wert. Aber neben meiner Familie möchte ich doch ein paar Freunde und Kollegen einladen. Nach der Trauung plane ich einen Empfang.“

„Kann alles so schnell arrangiert werden?“, fragte Eve.

„Wenn man die richtigen Leute kennt.“

„Was die Ausgaben betrifft, Hunter: Ich kann über mein Erbe erst nach meiner Heirat verfügen. Ich möchte dir hinterher gern die Hälfte der Auslagen erstatten.“

„Dein Erbe gehört dir, Eve. Ich brauche und will es nicht. Ich übernehme die Hochzeit und den Empfang. Nach Savannah können wir danach fliegen. Glaubst du, ein Aufenthalt von einer Woche reicht aus?“

„Falls nicht, könnte ich ja länger bleiben.“

Hunter runzelte die Stirn. Er dachte an die Basis, die er in nächster Zeit für die Ehe schaffen wollte. „Dann sehen wir uns lieber schon in den nächsten Tagen nach einem Haus um. Fällt dir etwas ein, was wir noch besprechen müssten?“

Eves Parfum roch süß und verführerisch. Es erinnerte ihn an einen Sommergarten in Savannah. Als sie sagte: „Im Moment erscheint mir alles so überwältigend“, beugte er sich zu ihr.

„Du bist in einer fremden Stadt“, sagte er. „Ein neues Leben steht vor dir. Das kann einen leicht umwerfen. Vermutlich wird meine Mutter bei den Hochzeitsvorbereitungen helfen wollen. Wäre das ein Problem für dich?“

In Eves Augen trat ein weicher Glanz. „Überhaupt nicht. Ich freue mich darauf, deine Mom und den Rest deiner Familie kennenzulernen. Du hast noch eine Schwester und einen Bruder, nicht wahr?“

„Ja. Und dann gibt es noch jemanden. Zu Weihnachten erfuhr ich, dass ich einen Zwillingsbruder habe. Er heißt Slade.“

„Wie schön. Lebt er auch in Denver?“

„Nein. Er lebt mit seiner Frau, ihrem Sohn und der gemeinsamen Tochter in Montana. Ich bezweifle, dass sie so kurzfristig zu unserer Hochzeit kommen können. Sie haben eine Ranch zu versorgen. Aber du wirst sie kennenlernen. Wenn nicht zur Hochzeit, dann bald danach. Darauf bestehen wir.“

Plötzlich blickte Eve ihn besorgt an. „Wie willst du das deiner Familie erklären – unsere Hochzeit, meine ich?“

„Ich brauche ihnen nichts zu erklären.“

„Aber sie werden sich über deinen plötzlichen Entschluss wundern …“

„Meine Familie nimmt nicht so stark an meinem Leben teil. Umgekehrt pflege auch ich keinen engen Kontakt zu ihr.“ Wann immer er daran dachte, dass seine Eltern ihn von seinem Zwillingsbruder getrennt hatten, packte ihn der Zorn. Würde er denn niemals darüber hinwegkommen? „Aber Slade würde ich gern die Wahrheit sagen. Es sei denn, es wäre dir peinlich.“

Eve errötete und senkte den Blick. „Er fragt sich bestimmt, was für eine Frau ich bin.“

Die Meinung anderer hatte Emory Ruskin viel bedeutet. Und seine Tochter gab ebenso viel darauf. Hunter strich Eve über die Wange und drehte ihr Gesicht zu sich. „Du benötigst einen Ehemann, um dein Erbe zu bewahren. Ich brauche eine Ehefrau, wenn ich eine Familie gründen will. Slade und Emily richten nicht, und außer ihnen braucht es niemand zu wissen.“

Eves Haut leuchtete zauberhaft wie aus Elfenbein geschnitzt. Sie war noch immer so weich, wie Hunter sie in Erinnerung hatte. Ihre grauen Augen weckten mit ihrem sehnsuchtsvollen Strahlen Hunters Verlangen. Dennoch ließ er die Hand sinken und trat zurück. Das Gefühl, sich schützen zu müssen, war größer als sein Verlangen. Er musste auf der Hut bleiben. Eve konnte noch immer ihre Meinung ändern.

Sie steckte sich eine Haarlocke hinter das Ohr und stand auf. „Ich sollte meine Koffer auspacken.“

Auch Hunter erhob sich. „Zuerst möchte ich dich noch herumführen und dir zeigen, wo du alles findest. Ich fahre morgen frühzeitig ins Büro, aber es gibt keinen Grund für dich aufzustehen. Ich rufe dich an, sobald ich herausgefunden habe, welche Kirchen und Säle für den Empfang zur Verfügung stehen.“

„Ich möchte nicht, dass du alles übernimmst, Hunter.“

„Nicht alles. Ich bringe nur den Ball ins Rollen. Komm, ich zeige dir das Gästezimmer.“

Als Eve die Schranktür öffnete, hing darin ein flauschiger grüner Frotteebademantel. Zu dem Gästezimmer mit dem grün und beige gestreiften Überwurf über dem großen Bett, dem Frisiertisch und der Kommode gehörte ein eigenes Badezimmer. Hunter führte Eve durch das kleine Esszimmer, die Küche, den Fitnessraum und das Arbeitszimmer. Er öffnete auch die Tür zu seinem Schlafzimmer, damit Eve einen Blick hineinwerfen konnte. Der Anblick erregte sie seltsam, und kleine Schmetterlinge begannen in ihrem Bauch zu flattern, wenn sie daran dachte, den Raum mit Hunter zu teilen.

Während sie ihre Kleider in den Schrank hängte, hoffte sie inständig, ihre Nervosität endlich in den Griff zu bekommen, die sie plagte seit ihrem Entschluss, Hunter zu heiraten. Die vierundzwanzigstündige Bedenkzeit, die sich Hunter erbeten hatte, steigerte ihre Unruhe noch. Nun sollte sie eigentlich erleichtert sein.

Hunter war höflich, beinahe freundlich gewesen, aber als er sie küsste, fühlte sie sich von alten, ebenso wie von neuen Gefühlen überwältigt. Allerdings glaubte sie, Hunters Definition einer richtigen Ehe würde Sex mit einschließen, wobei ihre eigene Definition vieles mehr beinhaltete. Ja, sie wollte ihr Erbe retten, aber sie hatte sich an Hunter gewandt, weil …

Weil sie immer noch verliebt in ihn war? Weil sie wünschte, dass er ihr vergab? Weil sie erwartete, dort wieder anzufangen, wo sie damals aufgehört hatten?

Eve hatte Hunters Bedingungen nicht allein wegen ihres Erbes zugestimmt, sondern auch, um ihre Träume zu bewahren. Hunter war der Mann ihrer Träume, nur war ihr das damals vielleicht nicht bewusst gewesen. Möglicherweise hatte sie ihre Träume verdrängt, weil sie einsah, dass sie von denen ihres Vaters abwichen. Als sie Hunter kennenlernte, mit ihm redete, lachte und erfuhr, was wahre Zuneigung bedeutete, war alles vollkommen neu für sie gewesen.

Vor fünf Jahren strahlte Hunter ein Selbstbewusstsein aus, mit dem er dem Rest der Welt zeigte, dass er alles erreichte, was er wollte. Eve war niemals sehr selbstbewusst oder impulsiv gewesen. Hunter hingegen war ein Mann, der Risiken einging, und das machte Eve Angst.

Nun war es Eve, die ein Risiko einging, während Hunter auf der Hut war.

Verhielt er sich nur ihr gegenüber so? Hatte sie ihm das angetan?

Als wäre es gestern, erinnerte sich Eve an ihren Telefonanruf in Florenz, sechs Wochen, nachdem Hunter Savannah verlassen hatte.

Das Telefon läutete nur einmal. Eine Frau war am Apparat. „Hallo.“ Die Stimme klang weich und heiser.

Eve hatte tief durchgeatmet. „Ich möchte Hunter Coleburn sprechen.“

„Tut mir leid“, hatte die Frau geantwortet. „Er duscht gerade. Möchten Sie eine Nachricht hinterlassen?“

Eve glaubte, Hunter würde die Nachricht nicht erhalten. Sie konnte sich genau vorstellen, was in jenem Hotelzimmer vor sich gegangen war, bevor Hunter sich duschte. Es war acht Uhr abends in Italien, und sie vermutete, dass Hunters Abend gerade erst begann. Hunter war ein Mann mit starken Trieben, das wusste Eve aus Erfahrung. Auch das hatte ihr – neben allem anderen – Angst eingeflößt.

Nach diesem Anruf war Eve klar, dass Hunter ihre Liebe nichts bedeutete, hatte er doch offensichtlich rasch Ersatz gefunden. Eve war für ihn Geschichte. Daher beschloss sie, ihn ebenfalls zu vergessen. „Keine Nachricht.“

Sie fasste den Beschluss, ihr Kind allein aufzuziehen.

Doch zwei Wochen später hatte sie eine Fehlgeburt … Sie hatte ihrem Vater von ihrer Schwangerschaft erzählt, hatte die Enttäuschung in seinen Augen gesehen. Die Affäre mit Hunter hatte ihre Beziehung zu ihrem Vater für immer verändert.

Eve versuchte, den Schmerz zu vergessen. Sie hängte ihren Kleidersack in den Schrank und öffnete den Koffer auf dem Bett. Sie hatte von allem etwas eingepackt, ohne zu wissen, was sie wirklich gebrauchen würde. Als sie ihre Wäsche in eine Schublade der Kommode legen wollte, lag darin ein rotseidenes Nachtkleid. Eve roch noch das Parfum, das an ihm haftete. Offensichtlich hatte es Hunters letzter Gast liegen lassen. Die Frau, die auf dem Foto mit ihm zusammen abgebildet war?

Eve grübelte über Hunters Lebensstil nach. Er hatte Geld, konnte überallhin reisen und jede Frau haben, die er begehrte. Würde er ihr treu sein? Er sagte, er wünschte sich eine Familie. Sicher bedeutete das, dass er Verpflichtungen einzugehen gedachte. Sie würden darüber sprechen. Aber für den Augenblick brauchten sie erst einmal Zeit, um über diese Zweckheirat nachzudenken – über ihre Erwartungen und Ziele.

Das Heim der Morgans lag in einem Vorort von Denver. Es war ein bescheidenes, zweistöckiges Haus mit einem Garten, dessen eine Seite von einer Hecke begrenzt war. Hunter hatte Eve am Nachmittag angerufen und gefragt, ob sie Lust hätte, zum Dinner zu seinen Eltern zu fahren. Er schlug vor, zuvor eine Kirche in deren Nachbarschaft aufzusuchen, die für ihre Hochzeitszeremonie in Frage kam. Am Dienstagabend stünde die Kirche für den Gottesdienst zur Verfügung.

Eve war entzückt, als sie die kleine Kirche betrat. Die ruhige Atmosphäre und die Herzlichkeit, mit der der Geistliche sie begrüßte, sagten ihr zu. Der Priester hob anerkennend die ehrenamtliche Arbeit von John und Martha in der Kirche hervor. Als sie wenig später das Haus von Hunters Eltern betraten, fragte sie sich, was für Menschen diese Morgans waren, ob Hunters Umgebung ihn als Mann mehr geformt hatte als seine Gene. Er hatte ihr vor langer Zeit gestanden, dass er sich immer als Adoptivsohn gefühlt hätte.

Martha Morgan war eine untersetzte Frau mit einem strahlenden Lächeln. Sie trug eine Schürze über ihrem kurzärmligen Hemdblusenkleid und begrüßte Eve mit offenen Armen. „Wir freuen uns sehr, dass ihr heute zum Dinner kommen könnt. Als Hunter uns seine Neuigkeit mitteilte, waren wir ein wenig … verblüfft.“

Die fliehende Stirn ließ John Morgans Gesicht länger erscheinen, als es war. Er reichte Eve die Hand und musterte sie neugierig von oben bis unten. „Ich freue mich, Sie kennenzulernen, meine Liebe. Willkommen in der Familie.“

Eve hatte das Gefühl, die herzlichen Worte des Ehepaars seien aufrichtig gemeint. „Vielen Dank für die Einladung. Wir haben uns eben noch die Kirche angesehen. Sie ist ganz entzückend.“

Martha hängte sich bei Eve ein und zog sie mit in die Küche. „Während ich das Essen auf den Tisch bringe, können Sie mir alles über die Hochzeit erzählen. Uns bleibt ja wenig Zeit, wenn Hunter die Feier bereits für den Dienstag plant.“

Eve schaute über die Schulter zu ihrem zukünftigen Ehemann. „Hunter …“

Er zuckte lässig die Schultern. „Mom weiß, was sie tut. Ich bin sicher, was immer ihr entscheidet, wird in Ordnung sein.“

Durch das Esszimmer mit seinem Marmortisch und dem riesigen Schrank gelangten sie in die anheimelnde Küche. „Hunter besteht darauf, nicht den Gemeindesaal der Kirche für den Empfang zu nutzen. Er plant, auch seine Kollegen einzuladen.“

„Richtig. Er sagte, er habe einen Empfangssaal im Rocky Ridge gemietet.“

„Das ist das feinste Hotel in Denver.“ Martha gab Eves Arm frei und deutete auf einen Hocker am Frühstückstresen.

„Kann ich helfen?“

Martha blickte sie anerkennend an. „Wenn Sie Lust haben. Die Salate habe ich schon in die Schüsseln gegeben, Teller stehen im Bord darüber.“

Eve öffnete den Schrank.

„Die Hotelküche wird für die Speisen für den Empfang sorgen, aber ich dachte, wir beide könnten morgen vielleicht einen Blumenladen und einen Bäcker aufsuchen und Blumenschmuck und einen Hochzeitskuchen bestellen.“ Martha hob einen Topfdeckel und musterte das dampfende Gemüse. „Es sei denn, Sie möchten das allein erledigen.“

„Oh nein. Ich würde mich freuen, wenn Sie mitkommen. Und wenn Sie Zeit haben, könnten Sie mir helfen, das Hochzeitskleid auszusuchen.“

Marthas Augen wurden feucht. „Ich fühle mich sehr geehrt. Larrys Hochzeit wurde ausschließlich von seiner Frau und ihren Eltern geplant. Und ob Jolene jemals heiratet, ist fraglich. Sie opfert dieser Werbeagentur ihre ganze Zeit.“

Martha nahm einen Topf vom Herd und stellte ihn auf einen Untersetzer auf den Tresen. „Hunter sagte, Ihre Eltern seien beide verstorben. Ihr Vater erst kürzlich. Das tut mir leid.“

„Er litt seit einiger Zeit unter Bluthochdruck. Dennoch kam der Schlag unerwartet.“

„Hunter sagt auch, Sie hätten keine Geschwister und stünden nun ganz allein vor der verantwortungsvollen Aufgabe, Ihr Elternhaus zu verkaufen.“

Eve nickte. „Deshalb fahren wir nächste Woche nach Savannah.“

„Wie haben Sie sich kennengelernt? Hunter hat es nie erzählt.“

„Das war vor beinahe fünf Jahren, als er für meinen Vater in Savannah arbeitete.“

„Dann kommt diese Hochzeit gar nicht so unerwartet?“

Eve wusste nicht, was sie dazu sagen sollte, und nahm drei Schüsseln mit Salaten vom Tisch. „Soll ich sie ins Esszimmer tragen?“

Martha schaute sie fragend an. „Sicher. Und dann dürfen Sie die Männer zu Tisch bitten.“

Nachdem Martha die dampfenden Schüsseln mit Fleisch, Kartoffeln und Gemüse ins Esszimmer gebracht hatte, breitete sich ein Schweigen über der kleinen Gruppe aus. Martha wandte sich an Hunter. „Hast du Slade angerufen?“

„Slade und Emily können nicht so kurzfristig verreisen.“

„Schade“, murmelte John und blickte seinen Sohn an.

Sie tauschten einen für Eve unverständlichen Blick. Um die Konversation in Gang zu halten, sagte sie: „Hunter hat mir erzählt, er habe Slade erst kürzlich wieder gefunden.“

Erneut breitete sich peinliches Schweigen aus, und erneut sprang Martha ein. „Ja. Slade hatte eine Annonce aufgegeben. Wir antworteten darauf und unterrichteten Hunter. Er befand sich zu der Zeit in Europa.“

Eve sah Hunter an. „Bist du nach Montana geflogen, oder kam Slade her?“

„Slade kam her.“

„Ihr beide seid während der Zeit nicht miteinander ausgegangen?“, erkundigte sich John.

„Nein“, sagte Hunter ohne weitere Erklärung.

Martha tätschelte Johns Hand, als er erstaunt aufblickte. „Sie lernten sich vor fünf Jahren kennen, Honey. Sie kennen sich schon lange.“

„Verstehe.“ John wandte sich an Eve. „Hunter jagte uns einen furchtbaren Schrecken ein, als er im Januar aus England zurückkehrte. Wir hatten Glatteis, und sein Flieger kam von der Landebahn ab. Hunter landete mit einer schweren Gehirnerschütterung und einem gebrochenen Bein im Krankenhaus. Hat er Ihnen das nicht erzählt?“

„Nein.“

„Wir telefonierten mit Slade, der daraufhin ins Krankenhaus kam. Er war zur Stelle, als Hunter aufwachte.“

Der leidvolle Unterton, der in der Unterhaltung zwischen Hunter und den Morgans mitschwang, war so auffallend, dass Eva ihn spürte. In der Geschichte verbarg sich mehr, als die Familie offenbarte. Sicher würde Eve zu gegebener Zeit verstehen, was hier vor sich ging. Dann würde sie vielleicht auch den Mann verstehen, den sie zu heiraten beabsichtigte. Bisher hatten sie noch keine Gelegenheit gefunden, ausführlicher miteinander zu reden. Schwangerschaft und Fehlgeburt waren Themen, die Eve nicht unbedacht herausplappern wollte. Dazu musste sie mit Hunter allein sein. Auch wollte sie ihn nach den anderen Frauen in seinem Leben fragen. Sie benötigte noch einige Antworten, ehe sie begann, die Details dieser Eltern-Sohn-Beziehung zu erforschen.

Hunter erinnerte sich an Jolenes Bitte und nahm die Gelegenheit beim Schopf, seinen Vater nach dem Dinner anzusprechen. Eve und seine Mutter waren in der Küche beschäftigt, und Hunter vermutete, dass die Entscheidungen für die Hochzeitsfeier das Abwaschen und Aufräumen in die Länge ziehen würden. Er folgte seinem Vater ins Wohnzimmer und setzte sich ihm gegenüber aufs Sofa.

Dann fragte er: „Bist du bereit, in den Ruhestand zu gehen?“

Sein Vater schüttelte leicht den Kopf. „Noch nicht ganz.“

Hunter wollte nicht lange um den heißen Brei herumreden. „Jolene sagte, du würdest dich nicht recht fit fühlen.“

„Sie macht sich zu viele Sorgen. Es geht mir gut.“

„Essen und Schlafen okay?“

Der ältere Mann sah seinen Sohn nachdenklich an. „Bevor ich mich zur Ruhe setzen und das Geschäft in Larrys Hände legen kann, gibt es für mich noch viel zu bedenken und zu erledigen. Das hält mich manchmal nachts wach.“

„Aber ansonsten fühlst du dich wohl?“

„Vor zwei Monaten hatte ich eine Generaluntersuchung. Ich bin so fit wie ein Fisch im Wasser. Lass dich von Jolenes Sorgen nur nicht anstecken.“

Die beiden Männer schwiegen eine Weile. Schließlich sagte John: „Ich weiß, das Verhältnis zwischen dir und mir und deiner Mutter ist gestört, seit du von Slades Existenz weißt.“

Seine Eltern hatten ihm genau erklärt, was vor so vielen Jahren passiert war. Da Martha Morgan nicht schwanger werden konnte, wollten sie ein Kind adoptieren. Sobald sie als zukünftige Eltern von Waisen anerkannt waren, teilte ihnen das Waisenhaus mit, dass für acht Monate alte Zwillingsbrüder eine Familie gesucht würde. John und Martha hatten beschlossen, die Zwillinge zu adoptieren. Aber dann überstürzten sich die Ereignisse. Slade bekam eine Lungenentzündung und musste ins Krankenhaus. John erhielt ein traumhaftes Arbeitsangebot von einer Firma in Billings in Montana. Und Martha stellte fest, dass sie schwanger war.

Johns Job erforderte einen Umzug innerhalb eines Monats, und die Behandlung im Krankenhaus brachte Slade keine Besserung.

Die Arztrechnungen häuften sich. Mit einem knappen Budget und der Aussicht auf ein eigenes Baby, fassten Martha und John den Entschluss, nur Hunter zu adoptieren. Das Waisenhaus versicherte ihnen, Slade zu vermitteln, sobald er gesund war. In den darauf folgenden Wochen verdrängten die Morgans Hunters Zwillingsbruder einfach aus dem Gedächtnis und konzentrierten sich ganz auf die Gründung ihrer Familie und auf das neue Leben, das sie weit entfernt von Tucson in Arizona führen wollten.

Ein Teil von Hunter verstand, warum seine Eltern Slade zurückließen, warum ein weiterer Mund für ihr Budget zu viel gewesen wäre. Der andere Teil, der immer mit Slade verbunden geblieben war, konnte nicht verstehen.

Dennoch, Hunter respektierte John Morgan und war dankbar, dass er ihn adoptiert hatte. Er versuchte, seinen Vater zu beruhigen. „Was geschehen ist, gehört der Vergangenheit an.“

John blickte Hunter betrübt an. „Wenn es nur wahr wäre! Aber ich sehe es dir doch an, dass das nicht der Fall ist. Jetzt, da du selbst heiratest, siehst du vielleicht, wie sich die Welt für dich ändert. Vielleicht verstehst du dann, dass jeder aus seiner Situation das Beste machen muss.“

Hunter war nicht sicher, was John damit meinte. Aber sein Leben bestand inzwischen nur noch aus Arbeit und Frauen – hin und wieder, deren Namen er eine Woche später nicht mehr kannte. Er war bereit, sich zu ändern.

3. KAPITEL

Es war schon beinahe elf, als Eve mit Hunter das Penthouse betrat. „Gehst du jetzt zu Bett?“, fragte Eve, während sie ihm ins Wohnzimmer folgte.

„Hast du noch etwas anderes im Sinn?“

Er war der einzige Mann, der je die Macht besaß, sie zum Erröten zu bringen. „Ich dachte, wir könnten noch ein bisschen reden.“

„Wir haben doch den ganzen Abend geredet.“

„Wir haben mit deinen Eltern geplaudert. Ich mag sie sehr.“

„Sie scheinen dich auch zu mögen.“

„Bilde ich es mir ein, oder gibt es da etwas … Peinliches zwischen dir und ihnen?“

Hunter runzelte die Stirn. „Unsere Beziehung ist kompliziert.“

„Von deiner Mutter hörte ich, du wärest auf den Namen Hunter Coleburn Morgan getauft, du hättest aber den Familiennamen Morgan gestrichen, als du einundzwanzig wurdest.“

„Coleburn ist mein richtiger Name.“

„Aber Hunter, sie haben dich aufgezogen.“

„Sieh mal, Eve. Meine Beziehung zu ihnen und Larry und Jolene war von Anfang an schwierig. Wenn Mom und Dad gewusst hätten, dass sie ein Baby erwarteten, hätten sie niemals den Schritt unternommen, ein Kind zu adoptieren.“

„Aber sie haben dich adoptiert.“

„Richtig. Weil sie sich dazu verpflichtet fühlten. Dessen war ich mir immer bewusst. Und Larry hat mir immer wieder klargemacht, dass er ihr richtiger Sohn war.“

In Hunters Augen spiegelte sich Trauer, und Eve wünschte, sie würde die ganze Geschichte kennen. Sie war sicher, ohne triftige Gründe hätte sich Hunter niemals von seiner Familie ausgeschlossen gefühlt. „Ich möchte dir nicht zu nahe treten …“

„Nicht?“

„Ich möchte nur wissen, was dich zu dem Mann gemacht hat, der du bist.“

Hunter trat zu ihr. „Ich nehme an, es bleibt uns noch eine Menge über uns zu erfahren.“

Schon den ganzen Abend ließ die Spannung zwischen ihnen bei jedem Blick und jeder unabsichtlichen Berührung Funken sprühen. Im Auto war sich Eve der Wärme bewusst, die Hunters Körper ausstrahlte, und der Kraft seiner Arme, während er seinen Lexus steuerte. Als sie Seite an Seite bei den Morgans auf dem Sofa saßen, hatte Eves Herz wie wild geklopft. Nur mit größter Mühe vermochte sie sich auf die Konversation zu konzentrieren. Nun funkelten seine blauen Augen in silbernem Glanz, der, wie sie wusste, etwas mit dieser Spannung zu tun hatte.

„Eigentlich wollte ich dieses Thema gar nicht anschneiden, Hunter.“

Seine Hand glitt unter das Haar über ihrem Nacken. Eve erschauerte. „Vielleicht sollten wir gar nicht reden“, murmelte er.

Eve wusste, was er meinte. Ein weiterer Kuss konnte ins Schlafzimmer führen. Zunächst musste sie aber noch etwas anderes herausfinden.

„Unterhältst du eine Beziehung zu einer anderen Frau, Hunter?“

Hunter blickte Eve ausdruckslos an. „Warum fragst du?“

„Ich fand etwas im Schlafzimmer … ein Nachtkleid.“

„Verstehe. Nein, ich unterhalte zu niemandem eine Beziehung.“

„Am Dienstag werden wir uns gegenseitig die Treue geloben. Ich muss wissen, was dieses Versprechen für dich bedeutet.“

Hunters Augen nahmen ein dunkleres Blau an, und Eve fragte sich, was in seinem Kopf vor sich ging. „Ich nehme dieses Ehegelöbnis ernst, Eve.“

Sie war erleichtert, obgleich Hunters Worte nicht die vollkommene Sicherheit versprachen, die sie suchte. Aber das war ohnehin unmöglich. Schließlich war nur eine Zweckehe beabsichtigt. Sie benötigten Zeit, sich neu kennenzulernen und herauszufinden, ob Gefühle, die sie in der Vergangenheit füreinander hatten, noch vorhanden waren und als Basis für ein ganzes Leben gelten konnten. Wenn nicht …

Darüber wollte sie lieber nicht nachdenken. Vielleicht würde ein Themenwechsel helfen, damit Hunter sich öffnete. „Erzähl mir von diesem Unfall, den du erlebt hast“, bat sie.

Überrascht blickte Hunter sie an. „Warum holen wir uns nicht etwas zu trinken, während wir reden?“

Hunter schaute in den Kühlschrank. „Meine Vorräte sind ein wenig begrenzt. Ich bin nicht oft hier. Sodawasser oder Orangensaft?“

„Orangensaft. Ist es dir recht, wenn ich morgen Vorräte im Lebensmittelgeschäft besorge?“

„Willst du für uns kochen?“ Hunter hob eine Braue.

„Ich kann kochen.“

„Hat denn eure Haushälterin nicht für die Mahlzeiten gesorgt?“

„Wenn Dad auf Geschäftsreisen war, pflegte ich ihr freizugeben. Ich kann für mich selber sorgen, Hunter.“

„Du hast dich verändert.“ Hunter nahm zwei Gläser aus dem Schrank.

„Ich bin erwachsen geworden.“

Ihre Blicke trafen sich, und erneut war die Spannung zu spüren, die die Erinnerungen und Eves Ablehnung von Hunters Heiratsantrag vor fünf Jahren hervorriefen.

Eve senkte als Erste den Blick und setzte sich an den kleinen Tisch aus Kiefernholz. „Wurdest du ernsthaft verletzt bei dem Unfall?“

Hunter schenkte ihr Saft ein und setzte sich ihr gegenüber. „Meine Erinnerung an den Unfall ist unklar. Nach einem Aufenthalt in England von beinahe einem Monat, flog mich der Pilot eines meiner Klienten nach Denver.“

„Hattest du schon in England mit Slade gesprochen?“

„Am Heiligen Abend. Ich sagte ihm, ich würde ihn anrufen, sobald ich wieder in den Staaten bin. Ich plante, für eine Woche oder so nach Montana zu fliegen.“

„So überraschend einen Zwillingsbruder wieder zu finden, muss ein Schock gewesen sein. Aber auch ein wunderschönes Weihnachtsgeschenk, nicht wahr? Was fühltest du, als ihr das erste Mal miteinander redetet?“

Hunter lächelte. Dieses Lächeln war es, das Eve nie hatte vergessen können. „Es war schon seltsam. Wir waren Fremde und doch wieder nicht …“ Er hielt inne. „Es gab dieses Band zwischen uns, etwas, von dem wir wussten, dass es immer da gewesen war. Bei unserer ersten Begegnung sagten wir nicht viel.“

„Und was geschah dann?“ Eve liebte den warmen Glanz, der Hunters Augen strahlen ließ, sobald er von Slade sprach.

Und dann erzählte er Eve den Hergang des Unfalls, den Eve schon von seiner Mutter erfahren hatte. „Ich hatte vergessen, mich anzuschnallen. Ich weiß nicht, ob ich den Schmerz in meinem Bein fühlte, bevor ich ohnmächtig wurde oder erst nach dem Aufwachen.“

„Dein Dad sagte, du hättest eine schwere Gehirnerschütterung gehabt.“

„Ich war einige Tage bewusstlos. Soweit ich es mitbekommen habe, befürchteten die Ärzte, dass ich niemals wieder aufwachen würde. Aber dann … Ich bin mir des Ablaufs der Ereignisse nicht sicher. Ich erinnere mich, Slades Stimme zu hören, und etwas in mir wollte sich daran festhalten. Ich dürfte doch nicht einfach verschwinden, nachdem wir uns gerade erst gefunden hätten. Er sagte, ich sollte zurückkommen, er wollte mich kennenlernen. Irgendwie schlug ich meine Augen auf, und da saß er an meinem Bett.“

„Er hat dich zurückgezogen“, murmelte Eve.

„Ja.“ Hunter sprach mit leiser, tiefer Stimme. „Und dafür bin ich ihm bis in alle Ewigkeit dankbar.“

Eve spürte die innere Erregung, die Hunters Worte begleitete. „Blieb Slade bis zu deiner Genesung in Denver?“

„Nein, das war nicht möglich. Er musste ja Emily auf der Ranch helfen. Sie hatte gerade erst ein Baby bekommen. Slade lebt ein vollkommen anderes Leben als ich, und doch sind wir uns gar nicht so unähnlich …“

„Das klingt, als hättet ihr euch recht gut kennengelernt.“

„Wir haben viel Zeit miteinander verbracht. Ich flog zu seiner Hochzeit nach Montana und blieb ungefähr eine Woche bei ihm. Seitdem haben wir nur telefoniert. Aber es ist, als befänden wir uns im selben Raum.“

„Es muss wunderbar sein, eine solche Bindung zu einem Bruder oder einer Schwester zu haben. Ich wünschte mir immer Geschwister. Nun hast du eine Schwester und zwei Brüder.“

Hunter stand auf. Offensichtlich wollte er nicht über die Familie reden, bei der er aufgewachsen war. „Morgen habe ich den ganzen Tag über Termine. Solltest du irgendwelche Probleme mit den Hochzeitsvorbereitungen haben, hinterlasse bitte eine Nachricht in meinem Büro. Ich melde mich bei dir.“

„Neben der Auswahl des Hochzeitskuchens und des Blumenschmucks möchte deine Mutter mir auch helfen, ein Hochzeitskleid zu kaufen.“

„Ich habe eine Klientin, die sich auf das Entwerfen von Hochzeitskleidern spezialisiert hat. Ich könnte sie ansprechen …“

„Danke, aber ich glaube, ich gehe lieber mit deiner Mutter Einkaufen. Auf diese Weise lerne ich sie auch schneller kennen.“

„Morgen Abend möchte ich schon auf Häuserjagd gehen. Ich habe die Immobilienliste durchgesehen. Danach gibt es ungefähr zehn Objekte, die du dir anschauen solltest.“

„Alle an einem Abend?“ Eve lächelte.

„Es sei denn, wir finden gleich das Richtige. Vielleicht hast du Sonderwünsche. Dann könnte ich einige von vornherein ausschließen.“

„Ich stelle keine besonderen Ansprüche, Hunter.“

„Was das Haus betrifft oder die Ehe?“

„Ich denke, das werden wir beides durch Ausprobieren herausfinden“, sagte Eve leise.

Sein intensiver Blick weckte in Eva eher freudige als erwartungsvolle Gefühle. Langsam beugte er seinen Kopf zu ihr, als wollte er sich und ihr Zeit geben zu entscheiden, ob sie es wollten oder nicht. Eve rührte sich nicht von der Stelle aus Angst, dass er sie möglicherweise doch nicht küsste oder beschloss, diese Heirat noch abzulehnen. Aber vielleicht brauchten sie diesen Kuss auch als Versicherung, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Leidenschaft flammte auf, als seine Lippen von ihren Besitz nahmen. Er wartete nicht, ließ seine Zunge spielen, bis Eve in seine Arme sank und sich an ihn klammerte.

Aber gleich darauf löste er sich wieder von ihr, und Eve blickte unsicher zu ihm auf.

„Gute Nacht, Eve“, flüsterte er. Und als er sich umdrehte und die Küche verließ, fragte sich Eve, ob sie diesen Mann, den sie zu heiraten beabsichtigte, jemals verstehen würde.

„Das Kleid ist traumhaft, Eve.“

Eve stand auf dem Podest in einem großen Ankleideraum und musterte im Spiegel den halsfernen Kragen des Brautkleides, die kurzen, mit perlenbesetzten weißen Ärmel, die tiefer gesetzte Taille, den bauschigen Satinrock. „Ich liebe es, aber …“

„Was gefällt dir nicht?“ Martha Morgan und ihre zukünftige Schwiegertochter waren bereits zum vertraulichen Du übergegangen.

Am Vormittag hatten sie zusammen den Blumenschmuck und den Hochzeitskuchen ausgewählt und später zusammen zu Mittag gegessen. Eve mochte Martha und fühlte sich ihr sehr nah. „Ich habe Bedenken, weil wir eine kleine Hochzeitsfeier geplant haben. Vielleicht sollte ich etwas … Schlichteres wählen.“

„Eine Frau heiratet nur einmal, jedenfalls sollten wir das unterstellen.“

Eve blickte Martha an. „Ich habe vor, nur einmal zu heiraten.“

Die ältere Frau lächelte. „Gut, meine Liebe, ich denke, du solltest das kaufen, was dir gefällt, und die Meinung der anderen außer Acht lassen.“

Eve lachte und blickte wieder auf ihr Spiegelbild. Das Kleid entsprach genau ihrer Vorstellung von einem Brautkleid. „Okay. Ich nehme es.“

Danach wählten sie den Schleier. Eve fand einen schlichten Kopfschmuck, der wie das Kleid mit Perlen bestickt war und bis zur Taille herabfiel. Als die Verkäuferin fortging, um den Schleier in eine Schachtel zu legen, knöpfte Martha die kleinen Knöpfe auf dem Rücken des Brautkleides auf.

„Ich danke dir für deine Hilfe. Bei solchen Gelegenheiten vermisse ich …“ Eve hielt einen Moment inne. „Ich vermisse meine Mutter wirklich sehr.“

„Wie lange ist es her?“, fragte Martha freundlich, als Eve aus dem Kleid schlüpfte.

„Ich war elf, als sie starb. Manchmal scheint es mir eine Ewigkeit her zu sein, ein andermal kommt es mir vor wie gestern.“

„Ich weiß, was du meinst.“ Martha nahm das Brautkleid vorsichtig auf. „Ich verlor meine Mutter erst vor ein paar Jahren. Wir wohnten zwar weit voneinander entfernt, dennoch wusste ich immer, dass sie im Notfall für mich da sein würde.“ Sie streifte das Kleid über einen Bügel. „Ich glaube, Hunter hat seine richtigen Eltern auch sein Leben lang vermisst.“

Eve nahm ihr Kostüm von einem Haken und fragte: „Aber ihr habt ihn doch adoptiert, als er sehr klein war?“

„Er war acht Monate alt.“ Martha verzog ihr Gesicht schmerzvoll. „Aber Hunter verhielt sich uns gegenüber immer sehr zurückhaltend. Ich habe viel über Adoptionskinder gelesen. Einige fühlen sich niemals als Teil der Familie, die sie angenommen hat. Aber John und ich haben auch Fehler gemacht. Im Nachhinein …“ Sie drehte sich um und hängte Eves Kleid auf einen Bügel. „Vielleicht hätten wir alles anders machen müssen.“

Langsam knöpfte Eve ihr Kostüm zu. Sie hoffte, mehr zu erfahren, ohne aufdringlich zu wirken. „Ihr habt Hunter adoptiert, Slade jedoch nicht.“

Nach einem tiefen Seufzer erzählte Martha Eve von der schweren Entscheidung und den Gründen, aus denen sie nur einen der beiden Zwillinge aus dem Waisenhaus adoptieren konnten.

„Ihr habt Hunter nie von seinem Zwillingsbruder erzählt?“

„Nein. Heute sehe ich ein, dass es wichtig gewesen wäre. Wir hätten ihm unsere Gründe erklären müssen. Aber schon ein Jahr nach Hunters Adoption wurde Larry geboren, und wieder ein Jahr später kam Jolene auf die Welt. Unser Leben war ausgefüllt, und wir redeten uns ein, das Beste für alle Beteiligten getan zu haben. Wahrscheinlich wäre auch alles gut gelaufen, wenn nicht Larry ein derart problematisches Kind gewesen wäre – und wenn Hunter anders reagiert hätte.“

Eve fragte sich, was Martha damit meinte, und wartete auf eine Erklärung.

Hunters Mutter fuhr fort: „Wir waren nicht sicher, wann wir Hunter erzählen sollten, dass er adoptiert wurde. Vor zweiunddreißig Jahren sprach man nicht so offen über eine Adoption wie heute.“

„Wie alt war Hunter, als er die Wahrheit erfuhr?“

„Sechs. Damals war Larry schon eine kleine Persönlichkeit und wollte immer im Mittelpunkt des Interesses stehen. Jolene war das Baby und brauchte meine Fürsorge am meisten. Als wir Hunter erklärten, was Adoption bedeutet, und dass wir ihn als unseren Sohn ausgewählt haben, sagte er in seiner frühreifen Art: ‚Aber Larry und Jolene sind deine richtigen Kinder. Ich nicht. Ist es nicht so?‘“

Eve konnte sich vorstellen, dass Hunter diese Frage gestellt hatte, und was dabei in ihm vorgegangen sein musste.

„Wir versuchten ihm klarzumachen, dass er wirklich zu uns gehörte, aber als Larry älter wurde, zeigte er Hunter die feinen Unterschiede auf. Hunter hatte blaue Augen im Gegensatz zu allen anderen Familienmitgliedern, deren Augen braun waren. Während Larry Jolene erlaubte, mit ihm herumzustreifen, schloss er Hunter aus. Wir ermutigten Larry, auch Hunter mitzunehmen, aber der Junge hatte nun einmal einen eigenen Kopf.“

Martha schüttelte den Kopf. „Und daran hat sich seit damals nichts geändert.“ Sie seufzte. „Ich weiß nicht, Eve. Manchmal denke ich zurück und meine, dass ich keine gute Mutter für Hunter war. John trägt auch seinen Teil an Schuld. Als Slade dann auf der Suche nach Hunter auftauchte, war es, als würde Hunter in seiner Meinung über uns nur noch bestärkt: Wir hatten seinen Bruder zurückgelassen.“

Martha schien sich den Kummer von der Seele zu reden. Die Morgans hatten offensichtlich im Laufe der Jahre eine große Schuld auf sich geladen. „Aber ihr liebtet Hunter doch … und liebt ihn noch heute?“

„Oh ja. Damals wie heute. Und wir hoffen noch immer, dass er das eines Tages einsieht.“

Nach kurzem Zögern sagte Eve: „Vielen Dank, dass du so offen zu mir warst.“

„Ich danke dir, dass du gefragt hast. Das bedeutet, du liebst unseren Sohn.“

Eve liebte Hunter wirklich. Vor fünf Jahren war sie zwei Wochen mit ihm ausgegangen, hatte mit ihm geredet, gelacht und mit ihm geschlafen. Aber sie fürchtete sich, eine Zukunft auf leidenschaftliche Gefühle aufzubauen, die ihr bis dahin unbekannt waren. Wenn sie ihr Baby nicht verloren hätte …

Sie brauchten Zeit, sich näherzukommen und eine Zukunft aufzubauen.

Mit seinen weißen, bis zum Ellenbogen aufgerollten Hemdsärmeln sah Hunter unglaublich sexy aus, als sie die City hinter sich ließen, bereit, auf Häuserjagd zu gehen.

„Wir treffen uns mit Sheila im Haus siebenunddreißig“, erklärte er Eva gut gelaunt.

„Sheila?“

„Das ist die Immobilienmaklerin. Hast du etwas gegessen?“

Eve hatte zwei Taschen voll mit Lebensmitteln aus dem Markt an der Ecke nach Hause gebracht. „Nur ein wenig Joghurt.“

Hunter lachte. „Joghurt?“

„Ich esse gern leichte Speisen.“ Der anerkennende Blick, mit dem Hunter Eve von oben bis unten musterte, zeigte ihr, dass er sie attraktiv fand.

„Heute Nachmittag habe ich Douglas Creighton angerufen“, erzählte Eve.

„Wer ist das?“

„Der Anwalt meines Vaters. Ich teilte ihm mit, dass wir am Dienstag heiraten, und forderte ihn auf zu veranlassen, dass die Gemäldesammlung in deinen Besitz übergeht.“

„Wenn wir verheiratet sind, gehören sie doch uns beiden.“

„Ich habe sie dir angeboten, Hunter, und ich meinte es ernst. Falls irgendetwas passieren sollte …“

„Du meinst, falls unsere Ehe nicht funktioniert …?“

Diese Möglichkeit wollte Eve nicht einräumen. „Sie gehören dir, Hunter, was immer geschieht.“

Hunter schwieg und hielt seinen Blick auf die Fahrbahn gerichtet.

Anderthalb Stunden später parkten sie vor dem vierten, auf ihrer Liste verzeichneten Haus. Während der Besichtigung der ersten drei Häuser war Hunter schweigsam und zurückhaltend geblieben und hatte keinerlei Andeutungen gemacht, ob er einem der Objekte den Vorzug gab.

Eves Interesse war sofort geweckt. Bögen über Fenster und Türen milderten die strengen Linien des Hauses. Eve sah erfreut, dass das Haus aus Backsteinen und Holz erbaut war und mehrere Giebel besaß. „Dieses Haus hat Charakter“, stellte sie fest.

„Zu den anderen hast du nicht viel gesagt.“

„Du auch nicht. Wie gefielen sie dir?“

„Beim ersten war mir der Garten zu klein. Und beim zweiten mochte ich die verschiedenen Wohnebenen nicht. Das dritte hatte rein gar nichts Besonderes aufzuweisen. Aber dieses …“ Hunter hielt inne.

Er kam zur Beifahrerseite und öffnete Eve die Tür. Sie nahm seine Hand und genoss es, die Wärme seiner Finger zu fühlen, die sich um die ihren schlossen. Aber als sie den Bürgersteig betrat, gab Hunter Eves Hand sofort wieder frei.

Schon als die Maklerin die Eingangstür öffnete, wusste Eve, sie mochte das Haus. Die gewölbeartige Diele führte in einen Wohnraum mit fantastisch hoher, gewölbter Decke. Zur Linken lagen ein Salon und ein Esszimmer. Eine Freitreppe teilte die Diele von Wohnraum, Frühstückszimmer und Küche ab. Der weiße Kamin mit seiner erhöhten Feuerstelle gab dem Wohnraum eine besondere Atmosphäre. Mit blau- und rosafarbenen Blumen bedruckte Vorhänge schmückten die Fenster im Wohnzimmer, während im Esszimmer Spitzengardinen in Rosa und Creme dem Raum die elegante Note verliehen. Ein kurzer Flur führte zu einer Suite hinter dem Wohnzimmer.

An dieser Suite schien Hunter besonders interessiert zu sein. Doch sie eilten gleich weiter durch die Küche, deren Arbeitsinsel und Arbeitsplatten aus Granit Eve tief beeindruckten. Von der Küche gelangte man auf den mit Platten ausgelegten Patio, zum Waschraum und zur Doppelgarage.

Im oberen Stock des Hauses fiel Eve vor allem die Geräumigkeit des gemeinsamen Schlaf- und angrenzenden Badezimmers auf. Zwei weitere Schlafzimmer schlossen sich an.

Das Läuten des Handys der Maklerin unterbrach die Führung. Sie forderte Hunter und Eve auf, sich alles in Ruhe anzuschauen. Sie wollte inzwischen draußen telefonieren.

„Was hältst du von dem Haus?“, fragte Hunter, während sie zu dem großen Schlafzimmer zurückkehrten.

„Es gefällt mir ausgezeichnet“, sagte Eve. „Es scheint noch ganz neu zu sein. Mit den Vorhängen und Jalousien wirkt es richtig anheimelnd.“

„Die Besitzer des Hauses bewohnten es nur ein Jahr. Als es fertig war, wurde der Ehemann versetzt. Der Preis ist vernünftig, weil die Familie nicht zwei Hypotheken gleichzeitig zahlen wollen.“

„Für meinen Geschmack ist es perfekt. Es sei denn, du findest es zu groß.“

„Zu groß? Keineswegs. Nicht, wenn wir eine Familie gründen wollen.“ Sein Blick bestätigte: So hatten sie es abgemacht.

„Ich glaube, Kinder würden es bald mit Leben erfüllen.“ Der Gedanke gefiel Eve.

„Die Suite unten könnten wir für die Kunstsammlung deines Vaters nutzen. Mit wenig Mühe ließe sich eine Klimaanlage einbauen. Den kleinen Wohnraum daneben könnte ich mir als Arbeitszimmer einrichten.“

Eve schaute sich noch einmal in dem geräumigen Schlafzimmer mit dem Mansardenfenster um. In Gedanken sah sie Hunters großes Bett dort stehen, das sie miteinander teilen würden …

Aufgeregt drehte sie sich zu Hunter um. Er hatte sie beobachtet. „Ich mag das Haus wirklich, Hunter. Ich glaube, hier können wir uns unser Heim schaffen.“

Hunter trat zu Eve. „Wenn wir uns rasch entschließen, können wir gleich nach unserer Rückkehr aus Savannah einziehen.“

„Musst du zuvor nicht noch ein Darlehen beantragen?“

„Ich brauche kein Darlehen. Der Verkauf meines Apartments würde bereits das Studium für zumindest ein Kind finanzieren.“

Erneut erwog Eve, Hunter von ihrer Fehlgeburt zu erzählen. Aber weder der Ort noch der Augenblick schienen ihr passend. Die Maklerin konnte jeden Moment zurückkommen.

Hunter stand jetzt ganz nahe vor ihr. Er schien eine Antwort zu erwarten, ein Zeichen, dass ihre Erwartungen von einer Heirat mit ihm dieselben waren wie seine.

„Hast du schon eine Universität ausgewählt?“, neckte sie ihn.

„Harvard.“

Eve musste lachen. „Ich hätte es wissen müssen.“

Als sie sich dann in die Augen sahen, schien die Atmosphäre zu knistern vor gegenseitigem Begehren, das seit dem ersten Kennenlernen immer wieder zwischen ihnen aufflammte. Obgleich ihre Heirat kurz bevorstand, war Eve nervös und wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. „Heute habe ich mein Brautkleid gekauft“, plauderte sie einfach drauflos. „Ich hatte Angst, es könnte zu ausgefallen wirken, aber deine Mutter war anderer Meinung. Aber da ich weiß, dass wir nur eine kleine Hochzeit haben werden …“

„Ich vertraue auf deinen ausgezeichneten Geschmack, Eve. Was du auswählst, ist bestimmt wunderschön. Ich trage einen Smoking“, fügte er mit einem kleinen Lächeln hinzu.

„Ich wusste nicht, wie formell du dir die Feier vorstellst.“

„Morgen lassen wir uns im Rathaus standesamtlich trauen. Für die Hochzeitssuite im Hotel habe ich bereits ein Arrangement getroffen. Haben wir noch etwas nicht bedacht?“

„Du hast an alles gedacht.“ Eve war beinahe schwindelig, wenn sie überlegte, wie schnell sich ihr Leben auf einmal änderte. Kaum zu glauben, dass sie in weniger als einer Woche mit dem Mann verheiratet sein würde, der seit fünf Jahren ihre Träume bestimmte.

„Vielleicht sollten wir unsere Entscheidung, das Haus zu nehmen, noch besiegeln.“

„Per Handschlag?“ Eve ersehnte Hunters Kuss, wünschte sich, das silberglänzende Verlangen in seinen Augen zu sehen.

„Ich glaube, es gibt etwas Besseres als einen Handschlag.“

Als seine Lippen ihren Mund fanden, schlang sie die Arme um seinen Hals. Mit der Leidenschaft wurden erregende Gefühle wach. Hunter war ihr erster Liebhaber gewesen. Auch damals hatte ihre Leidenschaft sie ganz in ihren Bann gezogen …

Eves Reaktion auf Hunters Kuss ließ auch Hunter erschauern. Woran lag es nur, dass er diese Frau so heiß begehrte? Warum weckte sie seinen sexuellen Appetit auf eine Weise, die er nie zuvor mit anderen Frauen erfahren hatte?

Der Kuss war nicht genug. Er ließ den Gedanken, nicht weiter gehen zu dürfen, in den Hintergrund treten.

Zärtlich glitt seine Hand unter Eves Haar im Nacken. Er küsste sie noch heftiger, während er versuchte, mit der anderen Hand die Knöpfe ihres Kleides zu öffnen. Sofort erinnerte er sich wieder an den Anblick ihres Körpers und das Gefühl, das ihn bei jeder Berührung ergriffen hatte. Er wusste noch, wie ihr Anblick ihn damals erregt hatte – nicht weniger als heute. Mühelos öffnete er den ersten goldenen Knopf, dann den zweiten und dritten, während seine Zunge das erotische Spiel mit der ihren fortsetzte. Ihr BH ließ sich vorn öffnen …

Ihr tiefes Durchatmen schmeichelte ihm, war er doch fähig, ihr den Atem zu rauben. Einen Moment ließ er eine Hand zwischen ihren Brüsten ruhen, ehe er die weiche Rundung liebkoste. Behutsam glitt sein Daumen über die zarte Spitze. Erst ein Seufzer von Eve ließ ihn den Kuss unterbrechen. Das Licht im Raum war hell, und er lehnte sich zurück, um sie anzusehen. Eves Wangen glühten, ihre Lippen glänzten rot, ihre Augen strahlten und funkelten vor Leidenschaft, die er geweckt hatte. Er hob Eve vom Boden und trug sie zu dem Sessel am Fenster. Dort kniete er vor ihr, beugte den Kopf über ihre Brustspitze und begann sie mit der Zunge zu liebkosen.

„Es wird fantastisch mit uns beiden, Eve, glaube mir.“

Er wollte, dass sie sich auf die Hochzeitsnacht freute. Sie sollte ihn ebenso begehren, wie er sie. Wenn er fähig war, sie mit Hilfe der Leidenschaft an sich zu binden, so gab es für sie vielleicht noch eine Chance.

Aber Eve benötigte seinen Namen ja nur, um an das Erbe ihres Vaters zu kommen. Und er benötigte ihren Körper nur für die ersehnte Befriedigung und das Kind, dem er Vater sein wollte. Sein Verlangen war größer als ihres. Das durfte er ihr niemals zeigen. Sein Leben hatte ihn gelehrt, dass allein der Wunsch nach Familie nicht genügte, um dazuzugehören. Er hatte gelernt, dass Geben sehr wohl Rivalität und Zurückweisung herauszufordern vermochte. Auf irgendeine Weise musste er Eve an sich binden. Wenn das auch noch Vergnügen versprach, so wollte er gerade das auskosten.

Er fühlte seine eigenen Hände zittern und stöhnte leise auf, während er eine Brustspitze mit den Lippen liebkoste und daran saugte, bis Eve leise aufschrie.

Eve wollte ihn. Und diese Sehnsucht wollte er bei ihr schüren …

Als er die Hände von ihren Brüsten nahm, protestierte sie. Zärtlich umschmiegte er ihren Kopf mit beiden Händen und küsste sie in einem nicht enden wollenden Kuss.

Aber danach trat er einen Schritt zurück, ließ die Hände sinken und blickte auf sie herab.

Eve blickte ihn fragend und ein wenig verloren an. „Hunter?“

„Ich glaube nicht, dass wir das Schlafzimmer jetzt gleich einweihen wollen. Sheila kann jede Minute hier sein.“

Eve blickte ihn beschämt an. Sie hatte Sheila vergessen. Und als sie an sich herab auf ihr offenes Kleid und den BH blickte, färbten sich ihre Wangen dunkelrot. „Du hast selbstverständlich recht.“

4. KAPITEL

Die Luftbläschen im Champagner kitzelten Eves Nase, als sie einen Schluck davon kostete. Heute war der Abend vor ihrer Hochzeit mit Hunter. Martha hatte sie zu einem Polterabend-Dinner eingeladen, damit Eve den Rest von Hunters Familie kennenlernen konnte. Bis zu diesem Moment hatte sich die Konversation auf den Verkehr und das Wetter beschränkt. Von Hunter, der lässig auf der Lehne von Eves Sessel saß und in seinem dunkelblauen Blazer umwerfend attraktiv wirkte, ließ Eve den Blick zu Larry Morgan und seiner Frau Midge wandern. Hunters Schwester Jolene saß neben Midge auf dem Sofa. Vor wenigen Minuten hatte sich John entschuldigt, und Martha war in der Küche verschwunden, um nach dem Essen zu sehen.

Eve musterte Larry noch einmal abschätzend. Er sah recht gut aus, hatte das blonde Haar an den Seiten zurückgekämmt und mit Gel oder Haarspray fixiert. Seine braunen Augen wirkten heller als die von John und Martha. Er trug einen schwarzen Anzug, dazu eine grau-schwarze Krawatte. Auch seine Frau Midge hatte blondes Haar. Sie war beinahe ebenso groß wie ihr Mann und gestikulierte beim Sprechen auffallend mit den Händen.

Im Gegensatz zu ihnen besaß Jolene die dunklen Haare ihres Vaters und die weit auseinander liegenden dunkelbraunen Augen ihrer Mutter. Sie war schlanker und feiner gebaut und lächelte Eve oftmals schüchtern an.

Niemand schien genau zu wissen, was er sagen sollte.

„Diese Hochzeit kommt ziemlich überraschend, nicht?“ Larry stellte die Frage an niemanden im Besonderen.

Hunter zuckte die Schultern. „Es gab keinen Grund, länger zu warten.“

Larrys Augen wurden schmal. „Erst vor wenigen Wochen sahen wir dich in einer Zeitschrift mit einer Blonden im Arm. Warst du zu der Zeit in Georgia, Eve?“

Wegen dieser Blonden hatte sich Eve schon selbst unzählige Male Sorgen gemacht.

Am Wochenende hatten sie und Hunter Möbel für das Haus gekauft und Sorge getragen, dass die Vorbereitungen für die Hochzeit am Dienstag sowie für die Reise nach Savannah erledigt wurden. Da Hunter viele Stunden im Büro verbrachte, hatten sie kaum eine Chance, Zeit miteinander zu verbringen. Eve war ihre Reaktion auf Hunter am Donnerstagabend in ihrem zukünftigen Haus peinlich. Die lässige Art, mit der Hunter darüber hinwegging, vermittelte ihr noch stärker das Gefühl, dass er viel erfahrener in sexuellen Dingen war als sie.

„Ja“, antwortete sie. „Zu der Zeit war ich in Georgia.“

Hunter ließ seine Hand lässig auf ihre Schultern sinken. „Das Foto in der Zeitschrift wurde nach einem Geschäftsessen gemacht. Barbara Kellog ist eine Klientin von mir.“

„Verstehe.“ In Larrys Stimme schwang indirekte Kritik mit.

Autor

Renee Roszel

Renee ist mit einem Ingenieur verheiratet, was einen großen Vorteil und einen kleinen Nachteil hat. Der Vorteil: Wann immer ihre Kinder Probleme in Mathe haben, kann er helfend einspringen, denn Renee könnte es ganz sicher nicht! Der Nachteil: Seine Liebeserklärungen tendieren dazu, sehr sachlich zu sein – er ist und...

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