Bianca Exklusiv Band 293

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EIN PLAYBOY ZUM KÜSSEN von MARIE FERRARELLA
Silvesterparty in Red Rock: Die schüchterne Jane fürchtet schon, um Mitternacht allein dazustehen. Doch als wenig später die Glocken läuten, zieht der attraktive Jorge Mendoza sie in seine Arme und küsst sie so süß und verführerisch, dass Jane wünscht, er würde nie mehr aufhören …

VERLIEBT IN EINE KIDNAPPERIN? von JUDY DUARTE
Als Arzt ist Jeremy mit Leib und Seele für seine Patienten da. Nur sein privates Glück ist bisher zu kurz gekommen. Doch als er einer jungen Fremden mit einem Baby begegnet, spürt er es sofort: Diese Frau will er für immer. Aber sie läuft davon, ehe er ihren Namen erfragen kann.

DAS WUNDER UNSERER LIEBE von GINA WILKINS
Der erfolgreiche Unternehmensberater Ethan Brannon glaubt nur an Fakten, nicht an Fantasien. Als er jedoch die umwerfende Caitlin kennenlernt, fühlt er sich wie magisch von ihr angezogen. Und bald hofft auch er, dass Wunder wahr werden - vor allem das Wunder der Liebe.


  • Erscheinungstag 02.02.2018
  • Bandnummer 0293
  • ISBN / Artikelnummer 9783733733858
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Marie Ferrarella, Judy Duarte, Gina Wilkins

BIANCA EXKLUSIV BAND 293

1. KAPITEL

Mit dem Red, einem der beliebtesten Restaurants in Red Rock, Texas, hatten sich José und Maria Mendoza einen lang gehegten Traum erfüllt. An diesem Silvesterabend war es zwar geschlossen; dennoch herrschte Hochbetrieb. Der großzügige Mäzen Emmett Jamison hatte die Räume gemietet. Er und seine Frau Linda hatten die Schirmherrschaft der Fortune Foundation, die diese Feier ausrichtete. Die Wohltätigkeitsgesellschaft gab es seit vier Jahren.

Auch die Gäste, die an der Silvesterparty teilnahmen, hatten allesamt wichtige Funktionen in der Organisation. Sie waren aus einem Umkreis von fünfzig Meilen angereist und hatten weder Kosten noch Mühen gescheut, um an der Party teilzunehmen.

Außerdem waren zahlreiche Freunde anwesend, darunter viele Mitglieder der Familie Mendoza. Und da die ehemalige umgebaute Hacienda die Menschenmenge nicht fassen konnte, waren einige der Gäste trotz der kühlen Temperatur in den Innenhof ausgewichen. Dort standen sie allerdings so dicht gedrängt beieinander, dass sie sich gegenseitig wärmten.

Das fröhliche Stimmengewirr vermischte sich mit der Musik, die aus der altmodischen Jukebox oder von der fünfköpfigen Combo kam. Maria hatte sie auf Drängen ihres Sohnes Jorge engagiert. Weihnachtslieder folgten auf mexikanische Weisen und Country Music – ein typisch texanisches Potpourri.

Dem Lärmpegel nach zu urteilen, amüsierten sich die meisten Gäste prächtig. Die einzige Schwierigkeit bestand darin, sich auf der Suche nach Bekannten einen Weg durch die Menge zu bahnen.

Deshalb packte Jack Fortune die Gelegenheit beim Schopf, als er seinem Schwager Jorge über den Weg lief, der gerade einer hübschen jungen Frau einen Fruchtcocktail auf den Tisch stellte. Er legte ihm den Arm um die Schultern und bemerkte gut gelaunt: „Es geht das üble Gerücht, dem zufolge Jorge Mendoza heute Abend allein hier ist.“

Als er Jacks Stimme hörte, ließ Jorge das Tablett sinken, mit dem er sich hatte verteidigen wollen.

„Aber ich habe deinen Ruf wiederhergestellt“, fuhr Jack fort und ließ Jorge los, „und allen versichert, dass das an Silvester absolut unmöglich ist.“

„Ich fürchte, da hast du nur deine Zeit verschwendet“, erwiderte Jorge und sah dem Mann ins Gesicht, der die Welt seiner Schwester Gloria auf den Kopf gestellt hatte. „Das Gerücht stimmt. Ich bin allein hier.“

Dafür gab es einen guten Grund, doch den behielt Jorge für sich. Seine derzeitige Freundin Edie ließ keine Gelegenheit ungenutzt verstreichen, Andeutungen über eine Verlobung zu machen. Obwohl sie gerade einen Monat lang zusammen waren, erwartete sie bereits eine verbindliche Zusage. Es war zwar eine sehr schöne Zeit mit einigen erinnerungswürdigen Augenblicken gewesen, aber dennoch betrachtete er keinen davon als so weltbewegend, dass er sich zu einer dauerhaften Beziehung durchringen konnte.

Sie nicht zu dieser Silvesterparty mitzunehmen, war seiner Meinung nach ein unmissverständliches Signal. Er hoffte, sich auf diese Weise still und heimlich aus der Affäre stehlen zu können.

„Ist es etwas Ernstes?“, erkundigte sich Jack.

Verwirrt beugte Jorge sich vor. „Was?“

„Deine Krankheit. Du bist doch krank, oder? Das muss der Grund sein, warum du niemanden mitgebracht hast. Ich habe dich noch nie länger als – na, sagen wir mal, fünfzehn Minuten – ohne weibliche Begleitung gesehen.“ Jorge wechselte die Frauen wie andere Männer die Hemden. „Immerhin erzählt man sich, dass du schon am Tag deiner Geburt auf der Säuglingsstation versucht haben sollst, eine Praktikantin anzumachen.“

Um Jorges dunkelbraune Augen bildeten sich Lachfalten. Amüsiert schüttelte er den Kopf. „Nein, ich bin nicht krank, Jack. Ich will einfach bloß Ma und Pop heute Abend helfen. Servieren, hinter der Bar stehen, Drinks mixen …“

„… und mit jeder Frau unter hundert flirten“, beendete Gloria den Satz ihres älteren Bruders, als sie sich zu ihm und ihrem Mann gesellte. Ohne Jorge aus den Augen zu lassen, hakte sie sich bei Jack ein.

„Genau.“ Jorge sah keinen Grund zum Widerspruch. Wann immer es möglich war, machte er sich ein schönes Leben. Ein Flirt gehörte unbedingt dazu. Er setzte sein unwiderstehliches Lächeln auf und wiederholte: „Aber heute Abend bin ich nur zum Helfen hier.“ In vertraulichem Ton fuhr er fort: „Hätte ich jemanden zur Party mitgebracht, würde Ma sofort wieder etwas Ernstes vermuten. Ihr wisst doch, wie sie ist.“ Bei seinen – mittlerweile verheirateten Schwestern – hatte Maria Mendoza sich genauso verhalten. „Schlag Mitternacht würde sie Einladungen für die Hochzeitsfeier schreiben.“ Nach kurzem Überlegen verbesserte er sich: „Wahrscheinlich sogar schon vorher.“

„Ma möchte eben, dass du glücklich bist, großer Bruder“, schaltete Christina sich ins Gespräch ein. Hand in Hand mit ihrem Mann Derek hatte sie sich einen Weg zu den dreien gebahnt.

Vielsagend zwinkerte Jorge Christina zu. „Ma und ich haben sehr unterschiedliche Auffassungen von Glück.“

„Das kann man wohl sagen“, stimmte Sierra ironisch zu, als sie sich mit ihrem Mann Alex dem spontanen Familientreffen anschloss. „Ma möchte, dass du heiratest und eine Familie gründest. Du aber willst von Frau zu Frau flattern wie eine Biene von Blüte zu Blüte.“

Jorge verdrehte die Augen. „Immerhin bin ich eine glückliche Biene“, betonte er.

Gloria schnitt eine Grimasse. Bei Jorge waren wirklich Hopfen und Malz verloren. Er würde sein Leben lang ein Playboy bleiben. „Du bist ein hoffnungsloser Fall“, seufzte sie.

Wieder sah er keinen Anlass, ihr zu widersprechen. So war er nun mal – ein Mann, der die Frauen liebte. Und da draußen gab es viele, die man lieben konnte. „Genau“, meinte er mit dem jungenhaften Grinsen, das die Frauen regelmäßig schwach werden ließ.

Er beugte sich zu Gloria hinüber, als wollte er ihr etwas Vertrauliches gestehen. „An deiner Stelle würde ich es aufgeben, mich ändern zu wollen. Und jetzt geh mit deinem Mann tanzen, Glory“, forderte er sie auf, bevor er sich seinen beiden anderen Schwestern zuwandte. „Und ihr auch, Sierra und Christina. Hört auf, das Personal zu belästigen. Ich muss Drinks mixen und sie schönen Frauen servieren.“ Damit drehte er sich um und verschwand in der Menge.

Seufzend schüttelte Gloria den Kopf. „Was für ein bedauernswerter Mann.“

Jack befolgte den Vorschlag seines Schwagers. Er legte die Hand auf Glorias Rücken und begann, sich im Takt der Musik zu bewegen. „Ich weiß nicht. Auf mich macht er gar keinen so bedauernswerten Eindruck.“

Männer können so begriffsstutzig sein, dachte Gloria. Sie sehen nur die Fassade und nicht dahinter. „Hast du schon mal von dem Lied gehört, in dem es heißt: ‚Doch wie’s da drinnen aussieht, geht niemanden etwas an‘?“

Jack war klug genug, zu wissen, dass er diese Diskussion nicht gewinnen konnte – vor allem nicht an Silvester. „Du hast vollkommen recht“, stimmte er ihr deshalb ernst zu. „Jorge ist ein sehr unglücklicher Mann.“

Zwar entging Gloria sein Sarkasmus nicht, aber sie wollte keinen Streit. Jorge sollte nur ebenso glücklich sein wie sie selbst. Für sie war die Ehe die bei Weitem bessere Alternative zum Single-Dasein – wenn man mit dem richtigen Menschen zusammen war. „Kennst du nicht jemanden für ihn?“, fragte sie unvermittelt, als Jack sich mit ihr auf der engen Tanzfläche drehte.

„Das halte ich allerdings für keine gute Idee“, gab Jack zurück. Und als Gloria ihn fragend anschaute, fügte er hinzu: „Du weißt doch, dass Jorge es hasst, wenn man sich in seine Angelegenheiten mischt.“

Es war ja nur zu seinem Besten. „Ich finde es nur traurig, dass er immer allein ist.“

Jack warf einen Blick über seine Schulter. Jorge stand wieder hinter der Bar, mixte Drinks und redete mit einer üppigen Blondine, deren Kleid ein paar Nummern zu klein zu sein schien. Sie hing geradezu an seinen Lippen.

„Glaub mir, Glory, Jorge ist nie länger als vier Minuten allein. Höchstens fünf.“

Gloria schaute zu ihrem Bruder. Sie sah die Sache etwas anders. Diese Frau war ein dummes Blondchen. Kaum die Richtige für ein Happy End. „Männer“, schnaubte sie.

Jack grinste übers ganze Gesicht. „Schön, dass du’s gemerkt hast!“ Seine Augen blitzten, als er seine Frau betrachtete. Sie sah noch immer so umwerfend und sexy aus wie an jenem Tag, als er sich in sie verliebt hatte. „Was meinst du? Sollten wir nicht direkt nach Mitternacht …“ Er beugte sich hinunter und flüsterte ihr den Rest des Satzes ins Ohr.

Gloria sah ihn aus großen Augen an. Dann lächelte sie und nickte zustimmend. Gedanken an Jorge rückten in den Hintergrund. Sehr weit in den Hintergrund. „Einverstanden“, sagte sie ihrem Mann und schmiegte sich an ihn.

Die Antwort gefiel ihm. Zufrieden tanzte Jack weiter mit seiner Frau.

Für einen kurzen Augenblick machte Maria Mendoza sich keine Gedanken darüber, ob das Essen für alle reichte, sondern ließ ihren Blick über die Menge der fröhlich Feiernden schweifen. Als sie einen Schritt zurücktrat, stieß sie mit Patrick Fortune zusammen, dem pensionierten Vorstandsvorsitzenden von Fortune-Rockwell und Vater von fünf Kindern, die alle auf der Party waren. Schon seit Jahrzehnten gehörte er zu ihren engsten Freunden.

„Dein Sohn macht meine Tochter sehr glücklich“, sagte sie zu Patrick. Vor einigen Jahren hatte sie sich an ihn gewandt und gebeten, nach einem Mann für ihre Tochter Gloria Ausschau zu halten, als diese eine schwere Zeit durchmachte.

Als sie sich mit dem stattlichen, vornehmen, rothaarigen Mann an ihrer Seite unterhielt, konnte sie ihren mütterlichen Stolz nicht verbergen.

Patrick hob sein Weißweinglas zuprostend in die Richtung seines Sohnes und seiner Schwiegertochter. Ihm gefiel die Verbindung ebenso sehr wie Maria. Es war schön, dass sein Sohn Jack endlich sein Glück gefunden hatte. „Das ist ganz gut gelaufen, wie?“, meinte er zufrieden.

„Und es war alles dein Werk“, gestand Maria ihm neidlos zu.

Bescheiden wie immer wehrte Patrick ab. „Ich habe ihn doch nur gebeten, Gloria bei der Eröffnung ihres Schmuckladens zu unterstützen. Der Rest war Chemie.“

„Chemie.“ Maria nickte nachdenklich. „Und jede Menge Kerzen und Gebete an die Heilige Jungfrau“, fügte sie überschwänglich hinzu. Mit einem Seufzer dachte sie an ihre beiden Söhne. „Aber bei Jorge – oder Roberto – scheinen die unzähligen Gebete nichts zu nützen.“ Die beiden bereiteten ihr ziemlich viel Kummer. „Roberto bedeutet die Familie so wenig, dass er nicht einmal die Feiertage mit ihr verbringen will.“ Er wohnte weit weg in Denver. Zweimal hatte sie ihren Ältesten angerufen – und immer nur auf den Anrufbeantworter sprechen können.

Roberto hatte nicht auf die Anrufe reagiert.

Patrick wusste, wie schmerzhaft das sein konnte. „Der Junge hat viel zu tun, Maria“, beschwichtigte er sie.

„Junge?“, echote sie. „Ich bitte dich. Er ist schon vierzig.“

Sie müsste es eigentlich besser wissen, dachte Patrick. „Egal, wie alt sie sind – sie werden immer unsere Kinder bleiben.“ Er hatte sein Glas ausgetrunken und stellte es auf einen leeren Tisch. „Und genau aus diesem Grund machst du dir Sorgen, Maria“, fuhr er fort. Sein strahlendes Lächeln verlieh seinen Gesichtszügen einen noch aristokratischeren Ausdruck. „Hör auf damit. Es wird schon alles gut werden. Du hast sie zu anständigen Menschen erzogen. Alle beide. Manchmal brauchen sie eben etwas länger, um ihren Weg zu finden. Aber am Ende werden sie erfolgreich sein.“ Er lächelte ihr aufmunternd zu. „Hab einfach Vertrauen zu ihnen.“

Maria seufzte. Er glaubt das wirklich, dachte sie. „Du bist ein bemerkenswerter Mann.“

Patrick nahm Marias Hand und drückte sie sanft. „Mach dir keine Sorgen“, wiederholte er. „Und wenn es dir dadurch besser geht“, fügte er hinzu, „schaue ich mich gerne mal nach jemandem für Jorge um.“

„Vielen Dank, mein lieber Freund“, entgegnete Maria warmherzig.

In diesem Augenblick übertönte eine tiefe männliche Stimme das Stimmengewirr. „Maria. Ven aca. Ich brauche dich.“ Maria drehte sich um und entdeckte ihren Mann José, der sie ungeduldig in die Küche winkte. „Die Taquitos werden knapp.“

„Ich komme, Schatz!“, rief sie zurück. Die zierliche Frau dankte Patrick noch einmal und bahnte sich einen Weg durch die Menschenmenge.

Patrick Fortune blieb an seinem Platz stehen und beobachtete das Sorgenkind seiner alten Freundin intensiver.

Seiner Meinung nach wirkte Jorge Mendoza ganz und gar nicht wie ein bekümmerter, einsamer Mann. Selbst bei der Arbeit hinter der Bar schien er sich prächtig zu amüsieren. Er ging von einer schönen Frau zur nächsten, nahm ihre Bestellungen entgegen und flirtete mit ihnen. Vermutlich sammelte er auf diese Weise Namen und Telefonnummern. Der Kerl war ein echter Casanova, der seine Freiheit und die Jagd sichtlich genoss.

Doch irgendwann, davon war Patrick überzeugt, würde Maria Mendozas flatterhafter Sprössling selbst darauf kommen, dass Freiheit und Jagd bei Weitem nicht so wichtig waren wie die Liebe einer Frau – der richtigen Frau. Außerdem hielt Patrick ihn für einen Romantiker. Er glaubte fest daran, dass es für jeden Menschen den passenden Partner gab. Für ihn selbst traf das jedenfalls zu.

„Sieht so aus, als sei die Familie in voller Besetzung angetreten.“ Jack stellte sich neben seinen Vater und Emmett Jamison. Gloria stand ein wenig abseits und unterhielt sich mit Emmetts Frau Linda über eine Halskette, die sie in Auftrag geben wollte.

„Nicht ganz“, verbesserte Patrick ihn. Die Kinder seiner Schwester Cynthia waren zwar gekommen, sie selbst aber war der Einladung demonstrativ ferngeblieben. Offenbar ließ sich die Entfremdung zwischen ihnen nicht so schnell aus der Welt schaffen. „Ich möchte dich um einen Gefallen bitten, Emmett.“

„Geht’s um Geschäfte, Dad?“, wollte Jack wissen. „Du hast doch immer gesagt, Arbeit allein macht nicht glücklich …“

„Es ist etwas Familiäres“, erklärte er Jack, ehe er sich wieder Emmett zuwandte. „Meinst du, du könntest den Kindern meines Bruders William ein paar Aufgaben in der Stiftung besorgen? Es würde die Familie enger zusammenschweißen.“

Emmett war immer gern bereit, dem älteren Mann einen Wunsch zu erfüllen. „Ich werde sehen, was ich tun kann.“

Patrick klopfte ihm auf die Schulter. „Das ist sehr nett von dir.“

Patrick Fortune und Jorges Schwestern waren nicht die Einzigen, die den Playboy beobachteten. Auch Ricky, Emmetts Adoptivsohn, bewunderte Jorge ehrfürchtig. Außerdem war er neidisch auf Josh Fredericks. Rickys bester Freund hatte ein sehr einnehmendes Wesen. Mit seiner Freundin Lindsey spazierte der Siebzehnjährige Arm in Arm über die Party. Ricky mit seinen vierzehn Jahren dagegen mangelte es erheblich an Selbstbewusstsein.

Alle Anwesenden schienen in Begleitung zu sein – außer ihm selbst und dieser Frau, die allein da hinten in einer Ecke saß.

Wie zum Teufel schaffte Jorge das bloß? Er schien sich vor den Frauen kaum retten zu können, und wenn er sich mit ihnen unterhielt, hatten sie ein verklärtes Lächeln im Gesicht.

Ricky nahm all seinen Mut zusammen und ging hinüber zur Bar.

Es dauerte eine Weile, bis Jorge den Teenager bemerkte. Grinsend schüttelte er den Kopf. „Tut mir leid, Ricky, aber alles, was ich dir anbieten kann, sind eine Limonade oder eine Virgin Mary.“ Fragend schaute der Junge ihn an. „Das ist eine Bloody Mary ohne Alkohol“, erklärte er mit leiser Stimme, um Ricky nicht in Verlegenheit zu bringen, als er die Theke abwischte.

Ricky schüttelte den Kopf. „I…ch möchte nichts trinken“, stotterte er.

Jorge warf den feuchten Lappen hinter die Bar und beugte sich zu Ricky vor. Der Junge sah aus, als wollte er mit ihm reden, wüsste aber nicht, wie er anfangen sollte. Jorge empfand Mitleid für ihn. „Was kann ich denn sonst für dich tun?“

Ricky fühlte sich unsicherer und linkischer als je zuvor. Er räusperte sich nervös und schaute sich um, um sicherzugehen, dass ihn niemand hörte. Jetzt oder nie! „Ich möchte wissen, wie du das machst“, stieß er schließlich hervor.

Jorge verstand ihn nicht. „Was mache ich?“

„Wie schaffst du es, dass all die Frauen mit dir flirten?“, presste er nervös hervor. „Ich habe dich den ganzen Abend beobachtet. Es müssen mindestens zwanzig gewesen sein.“ Ob alt oder jung, in Jorges Gegenwart schienen sie alle aufzublühen.

„Sechsundzwanzig“, korrigierte Jorge ihn augenzwinkernd. Und dann fügte er wie nebenbei hinzu: „Sie haben Durst.“

„Sie kommen doch nicht wegen der Drinks an die Bar“, wandte Ricky ein. „Sie wollen mit dir reden.“ Er machte eine Pause, um neuen Mut zu sammeln. „Wie schaffe ich das?“, wollte er wissen. „Wie erreiche ich, dass sie zu mir kommen? Oder dass sie wenigstens nicht weglaufen, wenn ich zu ihnen komme.“

Jorge musste lachen. Er gab sich Mühe, dass es nicht so klang, als machte er sich über den Jungen lustig. Solche Probleme hatte er nie gehabt. Die Frauen waren immer auf ihn geflogen, sogar schon bevor er die Kunst des Flirtens für sich entdeckt hatte. Doch er fühlte mit dem Teenager, der so schrecklich schüchtern zu sein schien. „Sie laufen nicht vor dir weg, Ricky.“

Ricky wusste es besser. „Oh doch. Ich habe ein Mädchen aus meiner Klasse gefragt, ob sie heute Abend mit mir kommen wollte, und sie hat Nein gesagt. Sie …“, verlegen hielt er inne, als er nach den passenden Worten suchte, „… hat behauptet, ihre Mutter erlaubt ihr nicht, abends so lange wegzubleiben.“

Eine durchaus plausible Entschuldigung, dachte Jorge. Wenngleich auch die Mädchen, die er gekannt hatte, als er in Rickys Alter war, sich einfach über die Regeln hinweggesetzt, die Anweisungen ihrer Eltern missachtet hatten und notfalls am Baum hinuntergeklettert waren, der vor ihrem Schlafzimmerfenster stand, um heimlich ein paar Stunden mit ihm zu verbringen. „Wie alt bist du jetzt, Ricky?“

Unbewusst hob der Junge die schmalen Schultern. „Vierzehn.“

„Vierzehn“, wiederholte Jorge nachdenklich. „Na ja, dann hat sie wahrscheinlich die Wahrheit gesagt.“ Er zwang sich, ernst zu bleiben. „Als meine Schwestern vierzehn waren, hätte mein Vater sie im Stall angekettet, um sie daran zu hindern, mit einem Jungen auszugehen – ganz davon zu schweigen, bis Mitternacht wegzubleiben.“

Diese Erklärung schien kein Balsam für seine Wunde zu sein. „Aber es ist Silvester“, meinte Ricky. „Außerdem haben sich die Zeiten geändert.“

Der Junge muss noch eine Menge lernen, dachte Jorge. „Aber die Eltern nicht“, gab er zu bedenken. „Und wenn du einen Rat willst …“

Strahlend sah Ricky ihn an. „Bitte, ja“, bat er begeistert.

„Zunächst einmal musst du Selbstvertrauen haben.“ Jorge bemerkte den enttäuschten, skeptischen Blick in den Augen des Jungen. Er hatte mit dem Stein der Weisen gerechnet und wurde mit einer Binsenweisheit aus der Ratgeberspalte abgespeist. „Das schaffst du“, beteuerte Jorge. „Kein Mädchen wird mit dir ausgehen, wenn du den Eindruck machst, dass du selbst von deiner Gesellschaft gelangweilt bist. Verstehst du?“

Rickys Enttäuschung ließ ein wenig nach. „Ich glaube schon.“

Jorge nickte. Da zurzeit niemand an der Bar war, beschloss er, großzügiger mit seinen Ratschlägen zu sein. „Und der nächste Punkt ist der Wichtigste überhaupt, wenn es um Frauen geht.“

„Welcher?“, fragte Ricky atemlos. Bekam er doch noch den Stein der Weisen in die Hand gedrückt?

Jorge senkte die Stimme. „Wenn du mit einem Mädchen sprichst, gib ihr immer das Gefühl, dass sie die Schönste im ganzen Raum ist.“

Ricky schluckte und warf einen Blick zu Lizzie Fortune hinüber, dem Mädchen, das seinen Atem stocken ließ. Sie war eine entfernte Cousine der Fortunes und verbrachte die Ferien in der Stadt. Als er sie an diesem Abend gesehen hatte, war es um ihn geschehen.

Aber bei ihrem Aussehen hatte er sowieso keine Chance. Und er bezweifelte, dass er mit Jorges Rezept bei Lizzie landen konnte. „Und was ist, wenn sie sowieso das schönste Mädchen im Raum ist?“, hakte er nach.

„Dann ist es noch leichter“, meinte Jorge. „Du schaffst das schon. Hab nur genügend Selbstvertrauen, Ricky, und der Rest ist ein Kinderspiel.“

Ricky war noch immer nicht überzeugt. Für einen Mann, der aussah wie Jorge, mochte es ein Kinderspiel sein. Aber für jemanden wie ihn war es nicht so leicht. „Und das funktioniert immer?“

„Immer“, behauptete Jorge im Brustton der Überzeugung.

Ricky sah immer noch skeptisch aus. Der Junge brauchte eine Demonstration. „Ich mache dir einen Vorschlag. Such irgendein Mädchen hier im Restaurant aus, und ich schaffe es, dass sie mir in null Komma nichts aus der Hand frisst.“

Ricky riss die Augen so weit auf, dass sie aus den Höhlen zu fallen drohten. „Irgendein Mädchen?“

„Irgendeines“, bekräftigte Jorge. „Sie darf nur nicht verheiratet sein. Wir wollen ja schließlich nicht, dass es heute Abend zu Handgreiflichkeiten kommt.“

Das sah Ricky sofort ein. „Okay“, nickte er und hielt bereits Ausschau nach einer geeigneten Kandidatin.

Sein Blick blieb an der Frau hängen, die ihm zuvor schon aufgefallen war und allein an einem Tisch saß. Mit gefurchter Stirn betrachtete sie ihr halb leeres Glas. Sie war ganz offensichtlich allein. Es war ein Zweiertisch, aber nichts deutete darauf hin, dass jemand auf dem anderen Stuhl gesessen hatte.

Vor ihr auf dem Tisch lag sogar ein Buch. Las sie etwa? Egal – auf jeden Fall ging etwas Melancholisches von ihr aus. Das war sogar auf diese Entfernung hin unübersehbar.

„Die da“, verkündete Ricky und deutete auf die Frau. „Ich nehme sie.“

Unternehmungslustig blickte Jorge in die Richtung, in die Ricky zeigte.

Die Frau wirkte wie das Klischee gewordene Mauerblümchen. Sie saß allein an einem Ecktisch und drehte eine Locke ihres langen braunen Haars um den Finger. Auf dem glänzenden Stoff ihres grünen Kleids spiegelten sich die funkelnden Lichter des Saals.

„Ich möchte nicht verhaftet werden, nur um etwas zu beweisen“, protestierte Jorge. Als Ricky ihn fragend ansah, fügte er hinzu: „Sie sieht wie eine Minderjährige aus.“

Ricky schüttelte den Kopf. „Ist sie aber nicht. Ich habe gehört, wie sie vorhin mit jemandem gesprochen hat. Sie arbeitet in einer Literaturstiftung für Kinder, unterrichtet sie und organisiert Benefizveranstaltungen, um noch mehr Bücher kaufen zu können. Ich glaube, die Stiftung heißt Red-Rock-Lesewerkstatt.“ Erwartungsvoll sah Ricky ihn an. „Sie ist mindestens zwanzig.“

Jorge musste grinsen. Er selbst war achtunddreißig, aber das wusste Ricky vermutlich nicht. „Dann ist sie ja uralt, was?“

„He, ich bin vierzehn. Für mich sind alle uralt.“ Ricky hatte das Gefühl, zu weit gegangen zu sein. Deshalb fügte er schnell hinzu: „Außer dir natürlich.“

Jorges Grinsen wurde breiter.

Ricky warf wieder einen Blick zu dem Mädchen am Tisch, ehe er wieder seinen Helden ansah. Jorge hatte sich noch nicht von der Stelle bewegt. „Machst du etwa einen Rückzieher?“, wollte er wissen.

Jorge liebte nichts so sehr wie Herausforderungen. In Anbetracht seiner Erfahrungen war er jedoch davon überzeugt, dass die junge Frau keine allzu großen Widerstände leisten würde. „Ganz und gar nicht“, widersprach er und schaute sich nach einem Angestellten um. Am anderen Ende der Bar entdeckte er ihn. Perfekt. „Hallo, Angel!“, rief er über den Lärm hinweg.

Der Mann sah in seine Richtung und hob eine Augenbraue.

„Kannst du eine Weile für mich einspringen? Ich habe den ganzen Abend noch keine Pause gehabt.“

Angel nickte und kam auf die andere Seite der Bar. „Kein Problem.“

Jorge band sich die schwarze Halbschürze von den schlanken Hüften und reichte sie Angel. Er spürte, wie das Adrenalin durch seine Adern schoss. Sein Jagdinstinkt war wieder erwacht.

2. KAPITEL

Jane Gilliam hatte gehofft, auf der Party die düstere Stimmung der vergangenen Tage vergessen zu können. Drei Tage, um genau zu sein.

Vor drei Tagen hatte Eddie Gibbs aus heiterem Himmel mit ihr Schluss gemacht.

Eddie, mit dem sie seit einem halben Jahr ausging, wollte sie nicht auf die Silvesterparty begleiten, zu der ihre Freundin Isabella Mendoza sie eingeladen hatte. Seine Weigerung hatte sie wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen. Als sie ihn nach dem Grund fragte, verkündete er ihr unverblümt, dass er den Jahreswechsel lieber mit seiner neuen Freundin feiern wollte.

Einmal mehr traten Jane Tränen in die Augen, und sie wischte sie mit einer unwilligen Handbewegung fort. Sie war doch Eddies Freundin gewesen. Aber im vergangenen Monat hatte er sich kaum noch sehen lassen und war zu dem Entschluss gekommen, „etwas Besseres verdient zu haben“ – genau das waren seine Worte gewesen, die sich wie glühendes Eisen in ihr Herz gebrannt hatten –, und hatte etwas mit einer anderen Frau angefangen.

Jane stieß einen tiefen Seufzer aus. Eigentlich hätte sie damit rechnen müssen. Sie sah schließlich nicht gerade umwerfend aus. Und smarte Jungs wie Eddie Gibbs blieben nicht lange mit unscheinbaren Mädchen wie ihr zusammen – jedenfalls nicht besonders lange.

Frauen, korrigierte Jane sich im Stillen. Frauen. Sie war fünfundzwanzig. In dem Alter war man kein Mädchen mehr, sondern eine Frau.

Eine sehr einsame Frau, dachte Jane melancholisch, als sie auf den Boden ihres Glases starrte. Die schmelzenden Eiswürfel hatten die köstliche Piña colada in ein gelblich-wässriges, fades Getränk verwandelt.

Höchste Zeit, von hier zu verschwinden. Warum war sie überhaupt mit Isabella hergekommen? Beim Anblick der Pärchen, die einander Zärtlichkeiten ins Ohr flüsterten und sich prächtig amüsierten, empfand sie die Trostlosigkeit ihrer eigenen Situation nur umso stärker.

Außerdem ging es bereits auf Mitternacht zu. Schlag zwölf würden sich alle zur Begrüßung des neuen Jahres umarmen und küssen, und das war mehr, als sie aushalten konnte.

Vor drei Tagen hatte sie noch geglaubt, dass Eddie sie zum Jahreswechsel küssen würde. Sie seufzte deprimiert. Jetzt war sie wohl die Einzige, die niemandem Glück wünschen konnte, wenn die schimmernde silberne Kugel auf dem gigantischen Flachbildschirm, über den die Silvester-Party am New Yorker Times Square live übertragen wurde, das untere Ende des Fahnenmasts erreichte und ein sprühendes Feuerwerk auslöste, um das neue Jahr einzuläuten.

Das musste sie sich nicht anschauen. Sie würde sich wie eine Verliererin vorkommen.

Wieder einmal.

Jane warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Noch zehn Minuten bis Mitternacht. Viel Zeit zum Fliehen blieb nicht mehr.

Wahrscheinlich wird nicht einmal Isabella mein Verschwinden bemerken, dachte sie voller Selbstmitleid. Sie würde sich ein Taxi nehmen – in Nächten wie diesen, wo praktisch nur Betrunkene unterwegs waren, müssten genügend unterwegs sein. Die Taxifahrer verdienten sich eine goldene Nase.

„Soll ich Ihr Glas noch mal füllen?“, fragte eine tiefe, melodiöse Stimme direkt über ihr. Sie gehörte einem der Kellner.

Zwei Stunden lang hatte sie sich an ihrem Drink festgehalten. Der kleine bunte Regenschirm, der als Dekoration diente, war aufgeweicht und verschrumpelt. Ein jämmerlicher Anblick. Sie fühlte sich genauso, wie er aussah. „Nein danke“, erwiderte sie höflich. „Ich wollte gerade …“

Mitten im Satz hielt sie inne, weil sie den Fehler gemacht hatte, aufzublicken und dem Besitzer der sonoren, attraktiven Stimme ins Gesicht zu blicken.

Der Mann, der die Frage gestellt hatte, sah einfach … toll aus. Nicht einfach nur gut – obwohl er vermutlich der bestaussehende Mann war, der ihr jemals über den Weg gelaufen war –, sondern so umwerfend, dass einem das Herz stehen blieb.

Er hatte dunkelbraune, unwiderstehliche Augen und glattes schwarzes Haar, das nur eine Idee zu lang war. Groß, schlank, muskulös, mit Jeans, die seine schmalen Hüften betonten. Und er bewegte sich wie ein junger Löwe.

Beim Anblick seines Lächelns wurde ihr allerdings einmal mehr das Gefühlschaos schmerzlich bewusst, durch das sie sich seit vergangener Woche kämpfte. Mit letzter Kraft riss Jane sich zusammen. „Entschuldigen Sie …“

„Ihr Drink“, wiederholte Jorge und deutete auf das Glas, das auf dem Tisch neben ihrem Ellbogen stand. „Darf ich Ihnen einen neuen holen?“ Er hob das Glas an die Nase und schnupperte daran. „Piña colada, stimmt’s?“, riet er. Als sie noch immer nichts sagte, lächelte er so strahlend, dass ihr das Herz in der Brust zu schmelzen drohte. „Im Auftrag meiner Eltern kümmere ich mich um die Bar“, erklärte er, „und sorge dafür, dass attraktive Damen wie Sie nicht zu lange warten müssen, bis ihre Wünsche erfüllt werden.“

Attraktive Damen! Wie konnte jemand, der so gut aussah, so blind sein? Sie war nicht attraktiv, sondern ziemlich unscheinbar. Das wusste sie selbst nur allzu gut.

Die Kugel auf dem Flachbildschirm machte Anstalten, sich in Bewegung zu setzen.

Verschwinde von hier, flüsterte ihr Überlebensinstinkt ihr ins Ohr.

Als Jane wieder klar denken konnte, schüttelte sie den Kopf. „Nein, vielen Dank.“ Jorge hielt noch immer ihr Glas in der Hand. „Ich wollte gerade gehen.“

Überrascht sah er sie an. „Gehen? Vor Mitternacht?“ So, wie er es sagte, klang es, als hätte sie etwas Ungeheuerliches vor.

Jane zuckte vage mit den Schultern. Der linke Träger ihres Kleides rutschte tiefer. Jorge schaute ihr in die Augen und schob ihn langsam auf ihre Schulter zurück.

Sie hatte das Gefühl, als hätte ihre Haut Feuer gefangen. Erstaunlicherweise stand sie nicht sofort lichterloh in Flammen. Ihr Herz hämmerte so heftig, dass sie kaum atmen konnte. „Es bringt doch nichts, noch länger zu bleiben“, hörte sie sich sagen. Die Worte waren ihr fast unbewusst über die Lippen gekommen.

„Und warum nicht?“, erkundigte er sich freundlich.

Allein der Klang seiner Stimme erwärmte sie bis ins Innerste. Es dauerte eine Weile, bis ihr klar wurde, dass er eine Frage gestellt hatte, und noch mehr Zeit, bis sie den Sinn seiner Worte verstanden hatte.

„Die Menschen küssen sich immer zum Jahreswechsel …“

Jane wusste nicht, wie sie den Satz beenden konnte, ohne wie eine Verliererin zu wirken. Deshalb verstummte sie auf halber Strecke und hoffte, dass er so diskret war, sie allein zu lassen.

Doch den Gefallen tat er ihr nicht. „Und Sie haben niemanden zum Küssen?“, fragte Jorge ungläubig. Den Blick seiner Augen konnte sie förmlich spüren. „Eine so hübsche Frau wie Sie?“

Jane spürte, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg. „Ich habe gerade mit jemandem Schluss gemacht“, gestand sie ihm schließlich.

Schluss machen klang viel besser als sitzen gelassen werden, dachte Jane. Dennoch kam ihr die Lüge nur schwer über die Lippen. Sie log nicht gern, egal, aus welchem Grund, und jetzt versteckte sie sich hinter der Unwahrheit, damit sie nicht wie eine totale Versagerin vor einem Mann stand, den sie gar nicht kannte.

„Sein Pech.“ Der Mann sagte es mit einer solchen Aufrichtigkeit, dass sie beinahe selbst daran glaubte, obwohl er es bestimmt nicht so gemeint hatte. Sie kannten sich doch gar nicht. Und überhaupt – sie blieb eine graue Maus.

Jane griff nach ihrer Tasche und presste sie gegen die Brust. „Das sieht er wohl kaum so. Er hat schon eine Neue.“

Warum erzählst du das?, fragte eine innere Stimme vorwurfsvoll. Warum musste sie immer mit der Wahrheit herausplatzen? Als ob sie es nicht wert wäre, gemocht zu werden. Die Kinder, mit denen sie in der Stiftung zusammenarbeitete, liebten sie. Die Eltern waren ihr dankbar, weil sie ihren Kindern so viel gab. Außerdem kam sie mit den Kolleginnen in der Lesewerkstatt bestens aus.

„Dann ist er ein Dummkopf“, stellte Jorge fest. „Und Sie sind ohne ihn besser dran.“

Als er sich mit der Frau unterhielt, betrachtete er sie aufmerksam. Das war eine seiner Lieblingsbeschäftigungen. Schon früh hatte er gemerkt, dass jede Frau etwas hatte, was sie attraktiv machte. Etwas ganz Besonderes, egal, wie unscheinbar es war.

Diese Frau war auf eine ganz unspektakuläre Weise schön. Das hieß, sie benötigte kein übertriebenes Make-up wie so viele der anderen Frauen. Sie war schlank, zierlich – kaum größer als ein Meter sechzig – und hatte wunderschönes Haar, das von zwei verzierten Haarspangen zusammengehalten wurde, sodass ihr die goldbraunen Locken wie ein Wasserfall über die Schulter flossen.

Doch was ihn wirklich faszinierte, war ihre Unschuld. Sie besaß eine natürliche Anmut, und in ihren Augen entdeckte er eine Verletzbarkeit, von der er bezweifelte, dass sie sich ihrer bewusst war.

Jane stand auf. Es war fast Mitternacht, und sie wollte sich nicht wie eine Außenseiterin fühlen. Nicht heute Abend. Es wäre zu schmerzhaft.

Doch der junge, attraktive Mann mit der samtigen Stimme bewegte sich nicht von der Stelle. Er trat nicht einmal einen Schritt zurück, sondern blieb regungslos stehen, sodass sie einander ganz nahe waren.

So nahe, dass sie fast die Wärme seines Körpers spüren konnte. Oder war es ihr eigener Körper, der kurz davorstand, in Flammen aufzugehen?

Sie schluckte. Warum versperrte er ihr den Weg? Machte er sich lustig über sie? Doch dafür war sein Lächeln zu sanft, zu freundlich. Sie holte tief Luft. „Ich muss jetzt wirklich gehen“, beharrte sie.

Langsam fuhr er mit dem Handrücken über ihren nackten Arm. „Würden Sie bleiben, wenn Sie jemand um zwölf Uhr küssen würde?“

Eine prickelnde Gänsehaut überzog ihren Arm. Ihr Mund war plötzlich ganz trocken.

Dummkopf. Er meint bestimmt nicht, was er sagt. Er stellt nur eine Frage. Lass dich nicht schon wieder zur Verliererin abstempeln.

Trotz der warnenden inneren Stimme nickte sie. „Ja.“ Und um der Situation etwas von ihrer Peinlichkeit zu nehmen, fügte sie hinzu: „Haben Sie vor, jemanden hierherzuzerren, damit er mich küsst?“

Der Blick seiner Augen, braun wie heiße Schokolade an einem frostigen Wintertag, hielt sie gefangen. „Nein“, erwiderte er ruhig.

Jetzt kam sie sich wirklich dumm vor. Geschah ihr ganz recht. Warum versuchte sie auch zu flirten – oder wie immer man das nennen wollte, was sie da gerade getan hatte? Sie hatte es ohnehin noch nie besonders gut gekonnt. Um nicht auch noch den Rest ihrer Selbstachtung zu verlieren, zwang Jane sich zu einem Lächeln. Es fiel ziemlich kläglich aus. „Nun, dann …“, murmelte sie, als sie versuchte, an ihm vorbeizukommen, „… werde ich jetzt mal gehen.“

„Nein“, wiederholte Jorge. „Ich habe nicht vor, jemanden hierherzuzerren. Ich würde Sie gern um Mitternacht küssen. Das heißt natürlich, sofern Sie nichts dagegen haben.“ Dabei sah er sie fast schüchtern an.

Fragte er sie tatsächlich, ob sie einverstanden war, dass er sie zum Neujahr küsste?

Sollte das ein Witz sein? Männer wie er – wie hieß er überhaupt? – fragten doch nicht um Erlaubnis, eine Frau küssen zu dürfen. Sie nahmen sich, was sie wollten – wenn sie es nicht ohnehin auf dem Silbertablett angeboten bekamen.

Erneut atmete Jane tief ein und hielt einen Moment lang die Luft an. War das ein Traum? Was konnte es sonst sein? Warum hatte er nicht seine Freundin im Schlepptau? Sie wäre jede Wette eingegangen, dass sie der einzige Single in diesem Raum war – bis dieser Mann mit dem verführerischen Lächeln sie angesprochen hatte. „Wie heißen Sie eigentlich?“, fragte sie schließlich.

„Jorge. Jorge Mendoza.“

Mendoza.

Es war ein ziemlich häufiger Name. Dennoch überlegte Jane, ob Jorge in irgendeiner Weise mit Isabella verwandt war und ob ihre Freundin ihn vielleicht zu ihr geschickt hatte, um eine gute Tat zu vollbringen.

Sozusagen ein Gnadenkuss.

Aus den Augenwinkeln beobachtete sie den Bildschirm. Die Kugel am Times Square hatte sich in Bewegung gesetzt. Jemand in der Menge begann mit lauter Stimme den Countdown, um die letzten Sekunden des Jahres abzuzählen.

„Zehn, neun, acht …“

Die junge Frau machte keine Anstalten, sich vorzustellen. „Und Sie sind …?“, drängte Jorge sie deshalb ein wenig.

Weitere Stimmen beteiligten sich am Countdown. Von Sekunde zu Sekunde wurde der Chor lauter. „Sieben, sechs, fünf …“

Sie war von Natur aus nicht besonders wagemutig, aber wenn das hier ein Traum war, dann brauchte sie sich um die Konsequenzen keine Sorgen zu machen. Kein Grund, sich dieser Sache irgendwann in der Zukunft zu schämen.

„Jane. Jane Gilliam“, antwortete sie. „Sind Sie mit Isabella verwandt?“

„Vier, drei …“

„Eine Cousine“, sagte er. Bildete er sich das nur ein, oder blitzte da tatsächlich etwas in ihren Augen auf? Sein Interesse an ihr irritierte ihn, und er stellte fest, dass sie ihn erregte. „Eine entfernte“, ergänzte er sicherheitshalber.

„Zwei …“

Ohne ein weiteres Wort und ohne den Blick von ihr zu wenden, nahm Jorge Jane in die Arme. Jetzt konnte er ihr Atmen hören. Die zögerliche Erwartung, die er in ihren Augen las, fand er unwiderstehlich.

„Sie wollen mich doch nicht wirklich küssen, oder?“ Traum oder nicht, sie wollte es immer noch nicht glauben. Dabei hätte sie es so gern getan.

„Eins!“

Seine Lippen berührten ihre, als „Frohes neues Jahr!“-Rufe durch den Raum zu schallen begannen. Sie kamen vom Moderator auf dem Bildschirm und den Menschen im Restaurant, die ihre Lippen gerade nicht zum Küssen benutzten.

Doch Jane hörte nur das Pochen ihres Herzens.

Unglaublich.

Sie musste gestorben und direkt in den Himmel gekommen sein. Nicht in den normalen Himmel, sondern auf eine höhere Ebene, die für die ganz besonders Heiligen, die speziell vom Glück Begünstigten reserviert war. Denn an den Gefühlen, die sie soeben erlebte, war überhaupt nichts Irdisches.

Auf einen zufälligen Beobachter musste die Szenerie ganz normal gewirkt haben: Zwei Menschen küssten sich zum Jahreswechsel.

Nichts Ungewöhnliches für einen Zuschauer.

Feuerwerkskörper schienen in ihren Adern zu explodieren, und ihr war so schwindlig, dass sie befürchtete, das Gleichgewicht und die Kontrolle zu verlieren. Zugegeben, ihre Erfahrungen mit Küssen waren leider kaum der Rede wert, aber selbst sie wusste, dass dies etwas Ungewöhnliches war, ganz anders und sehr besonders. Noch nie hatte sie kurz davor gestanden, hinwegzuschmelzen.

Jorge schmeckte unglaublich süß und verführerisch, und er duftete sogar noch besser. Alles an ihm erregte sie ungemein.

Kühn war nicht das Wort, das ihren Charakter treffend beschrieb – wenn es nicht gerade darum ging, mehr Gelder für ihre Stiftung einzutreiben. Aber in diesem Augenblick fühlte sie sich kühn. Kühn genug, um ihren entflammten Körper an den von Jorge zu schmiegen, um jede Sekunde dieser unglaublichen Erfahrung auszukosten, die ganz überraschend über sie hereingebrochen war und ihr den Boden unter den Füßen wegzog.

Sie schwebte in einer vollkommen anderen Dimension.

Wie hypnotisiert schlang Jane die Arme um Jorges Nacken und betete, dass dieser Traum nie zu Ende gehen und dieser Augenblick bis in alle Ewigkeit dauern möge. Noch nie zuvor hatte sie sich so lebendig, so fantastisch gefühlt. Vermutlich würde sie es nie wieder tun.

Er war verunsichert.

Es gab nicht viel, was Jorge Mendoza aus der Fassung brachte. Er war achtunddreißig, längst kein Junge mehr, obwohl er immer noch dieses bübische Grinsen und diesen jungenhaften Charme hatte. Selbst als Teenager hatte er schon sehr erwachsen gewirkt und die Dinge seit jeher wie ein Mann betrachtet. Und was das Küssen und die Frauen anging – da hatte er mehr Erfahrungen gesammelt als die meisten Männer seines Alters.

In dieser Beziehung hatte es das Leben wirklich gut mit ihm gemeint. Er sah nicht nur umwerfend aus, sondern, was viel wichtiger war, verfügte auch über einen unwiderstehlichen Charme. Charme, der ihm auch in beruflicher Hinsicht hilfreich war – zurzeit sammelte er Gelder für einen Trainer, der die besten Quarter Horses in ganz Texas züchtete – und natürlich erst recht, wenn es darum ging, Frauen zu verführen.

Daran dachte er im Moment allerdings nicht. Stattdessen fühlte er sich absolut überrumpelt. Er hatte nicht geglaubt, jemals solche Empfindungen haben zu können. Er war wie berauscht.

So etwas hatte er nicht mehr erlebt, seit er das erste Mal mit einer Frau geschlafen hatte.

Aber diese hübsche und kluge, doch offensichtlich unerfahrene junge Frau hatte etwas bewirkt, was keine andere in den vergangenen vierundzwanzig Jahren geschafft hatte. Sie hatte ihn vollkommen aus der Fassung gebracht und dafür gesorgt, dass er sich noch einmal wie ein Junge fühlte, der kurz davor stand, zum Mann zu werden.

3. KAPITEL

Es kostete Jorge sehr viel Mühe, sich von Janes Lippen zu lösen. Als er es endlich geschafft hatte, holte er tief Luft und schaute auf die zierliche Frau hinunter wie auf eine überirdische Erscheinung. Und nur ganz allmählich wich die Überraschung einem tief empfundenen Vergnügen. „Frohes neues Jahr“, flüsterte er leise, die Lippen an ihr Haar gedrückt.

„Richtig.“ Sie war ganz erstaunt, dass sie, statt bloß nach Luft zu ringen, sprechen konnte. „Frohes neues Jahr“, wiederholte sie, wobei jede Silbe von ihren Herzschlägen akzentuiert wurde. Es war zweifellos der beste Jahreswechsel, den sie jemals erlebt hatte.

Das Lächeln seiner dunklen Augen schien bis in ihre Seele zu dringen. „Und was machst du für den Rest des Jahres?“, wollte er wissen.

„Mich erholen.“

Das ehrliche Bekenntnis war ihr über die Lippen gekommen, ehe Jane darüber nachgedacht hatte. Aber Koketterie gehörte nicht gerade zu ihren Stärken – und sie hatte auch nicht vor, es darin zur Meisterschaft zu bringen. Frauen, die der Meinung waren, mit Männern spielen zu müssen, hatte sie schon immer verachtet.

Andererseits hatte sie am eigenen Leibe erfahren, dass jemand, der nicht für solche Spielchen war, irgendwann niemanden mehr fand, mit dem man spielen konnte. Die wenigen Männer in ihrem Leben hatten mehr oder weniger unmissverständlich klar gemacht, was sie von ihr erwarteten, und wenn sie es nicht bekamen, hatten sie sie einfach sitzen lassen.

Sie weigerte sich zu glauben, dass alle Männer nur auf das Eine aus waren. Bis jetzt hatte sie leider kaum Beweise für das Gegenteil gefunden. Genau genommen keinen einzigen.

Jorge lachte über ihre Antwort. Ihre Offenheit amüsierte ihn. Er war Frauen gewohnt, die gern geheimnisvoll taten und ihn mit weiblicher List zu umgarnen versuchten. In Wirklichkeit waren die meisten ziemlich oberflächlich – nicht, dass er für eine kurze Affäre Wert auf Tiefgründigkeit gelegt hätte. Es machte die Sache schließlich viel unkomplizierter.

Aber dieses Mal war es anders.

Dieser Frau schien die Kunst des Flirtens, diesem frivolen Spiel zwischen Männern und Frauen, vollkommen fremd zu sein. Statt listig wie eine Katze kam sie eher unschuldig wie Bambi daher.

Unvermittelt empfand er ein leichtes Unbehagen. Auf einmal begann er, die Wette mit Ricky zu bereuen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass echte Gefühle ins Spiel kommen konnten. Doch genau das war passiert. Er konnte es in Janes leuchtenden Augen lesen.

Ebenso wenig hatte er damit gerechnet, dass er sein Zielobjekt attraktiv finden würde. Nicht nur körperlich, sondern auf eine Art und Weise, für die ihm die Worte fehlten.

Am Alkohol konnte es jedenfalls nicht liegen, denn Jorge hatte kaum etwas getrunken. Ein kleines Glas Weißwein zur Begrüßung mit seinen Eltern, Schwestern und deren Männern, ehe die Wohltätigkeitsparty offiziell eröffnet worden war. Danach hatte er nichts Stärkeres als Limonade zu sich genommen.

Nein, Jorges Reaktion auf Jane lag einzig und allein an der zierlichen jungen Frau.

Er wusste nicht so recht, was er davon halten sollte. Deshalb beschloss er, vorerst nicht weiter darüber nachzudenken.

„Du lachst mich aus“, stellte Jane verlegen fest. Das berauschende Gefühl, dass sie bei Jorges Kuss empfunden hatte, ließ langsam nach.

Ihre Wangen verfärbten sich rosig. War sie verlegen?

Jorge war erstaunt, dass ihn diese Reaktion erregte. Er wollte diese Frau unbedingt besser kennenlernen und herausfinden, was sie von den zahlreichen anderen Frauen unterschied – abgesehen von ihrer mangelnden Erfahrung und ihrer unschuldigen Art. „Ich lache dich nicht aus“, korrigierte er sie freundlich. „Ich lache mit dir.“

Er konnte ihr viel erzählen! „Vielleicht ist es dir entgangen, dass ich überhaupt nicht lache“, erwiderte sie ruhig.

Statt einer Antwort legte Jorge die Hand in ihren Nacken.

Einen Moment lang glaubte sie, dass er sie wieder küssen wollte, und sie hätte schwören können, dass die Beleuchtung im Red um einiges schwächer wurde. Es fiel ihr schwer, einen klaren Kopf zu bewahren.

„Natürlich tust du das“, widersprach Jorge. „Ich sehe es in deinen Augen.“

Seine Worte zauberten ein Lächeln auf ihre Lippen. War es Nervosität oder die Gegenwart dieses draufgängerischen, fantastischen Mannes? Sie wusste es nicht, und in diesem Moment war es ihr auch egal. Ihr kam es nur darauf an, dass Jorge so lange wie möglich in ihrer Nähe blieb – und zwar freiwillig, ohne dass sie ihn mit Handschellen an sich fesseln musste.

Was für idiotische Gedanken, schalt sie sich. Erneut dachte sie, dass Menschen wie ihr so etwas nicht passierte. Andererseits war sie fest entschlossen, es zu genießen, solange es dauerte. Denn sie spürte, dass so etwas nie wieder geschehen würde. „Wenn du es behauptest“, sagte sie nur. Sie sprach leise, aus Angst, die Stimme könnte ihr versagen.

Weiß sie überhaupt, wie sexy sie klingt?, überlegte Jorge. Er bezweifelte es. Vielmehr glaubte er, dass Jane Gilliam zu den Menschen gehörte, die nie viel von sich gehalten hatten. Um das zu bemerken, musste man kein Frauenkenner sein. Er erkannte es an ihrer Körpersprache und der Art ihrer Kleidung. Sie hatte sich nett angezogen, aber nicht allzu viel Sorgfalt darauf verwendet, und so gut wie kein Make-up aufgelegt.

Überrascht stellte er fest, dass er sich Gedanken über sie machte. Auf jeden Fall war sie mehr als seine üblichen Eroberungen. Er sah ihr tief in die Augen. „Wer bist du, Jane Gilliam?“, fragte er leise.

Sein warmer Atem ließ sie erschauern, und einmal mehr fragte sie sich, warum er sie geküsst hatte. Ein Mann wie er verbrachte doch kaum seine Nächte allein – am allerwenigsten nicht die Silvesternacht. Sie verkniff sich die Frage, denn sie hatte das Gefühl, dass die Antwort sie unsanft auf den Boden der Tatsachen zurückwerfen könnte.

Jane glaubte, in einer Art Seifenblase gefangen zu sein – und Seifenblasen platzten früher oder später. Das war unvermeidlich.

Aber nicht in diesem Augenblick.

Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Unterlippe. Was hatte er gerade gefragt? „Du meinst, was ich beruflich mache?“

„Das ist auch ein Anfang“, gab er zu. Viele der Frauen, die er kannte, hätten ihm das Blaue vom Himmel erzählt. Jane dagegen stand offenbar mit beiden Füßen auf der Erde.

Meine Mutter würde sie lieben, schoss es Jorge durch den Kopf. Hastig sah er sich um. Hoffentlich stand Maria Mendoza nicht in der Nähe und beobachtete ihn. Sie würde die Situation sofort missverstehen – vor allem weil Jane so anders war als die Frauen, mit denen er sich sonst umgab.

„Ich arbeite für die Red-Rock-Lesewerkstatt“, erzählte Jane. „Das ist eine Wohltätigkeitsorganisation, die …“

Mit einer Handbewegung unterbrach Jorge sie. „Ich kenne die Lesewerkstatt.“

Verblüfft schloss sie den Mund. „Wirklich?“ Im nächsten Moment erkannte Jane ihren Fehler. „Natürlich. Hattest du nicht gesagt, dass Isabella deine Cousine ist?“ Die hübsche Dreißigjährige tauchte oft in der Lesewerkstatt auf. Vermutlich hatte sie ihm von der Stiftung erzählt.

Jane fühlte sich unsicher – wie immer, wenn sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand. Also versuchte sie den Spieß umzudrehen. Außerdem wollte sie wirklich etwas über den Mann erfahren, der ihr Herz entflammt hatte. „Und was machst du so?“

Er betrachtete das Glas auf dem Tisch, das er für sie hatte auffüllen wollen. „Heute Nacht bin ich Barkeeper.“

Das war gewiss nicht sein einziger Beruf. Er wirkte viel zu dynamisch und intelligent, um sich damit zufriedenzugeben, Drinks zu mixen und die Theke abzuwischen. „Und in anderen Nächten?“, hakte sie nach. „Oder Tagen?“, fügte sie hastig hinzu, als ihr bewusst wurde, wie ihre eigentlich harmlose Frage in seinen Ohren klingen mochte.

Lässig hob er die Schultern unter seinem königsblauen Hemd. Sein jungenhaftes Grinsen verursachte ihr erneut ein Kribbeln im Magen. „Mal dies, mal das.“ Er bemerkte die Neugier in ihren Augen. Offenbar wollte sie es wirklich erfahren. „Ich bin Unternehmer“, fügte er deshalb hinzu.

„Das hört sich ja interessant an. Erzähl mir mehr darüber.“

Sie klang in der Tat interessiert. Und ehe er wusste, wie ihm geschah, begann er von seinem jüngsten Projekt zu berichten.

Was für ein Teufelskerl, dachte Ricky Jamison bewundernd. Von seinem Platz aus ließ er Jorge nicht aus den Augen. Er stand zu weit entfernt, um mitzubekommen, was Jorge sagte, aber er konnte sehen, was da ablief. Innerhalb weniger Minuten – und, so wie es aussah, mit Hilfe eines tollen Kusses – hatte er das Herz der Bibliotheksmaus zum Glühen gebracht.

Seufzend schüttelte Ricky den Kopf. In einer anderen Ecke steckten sein Freund Josh und dessen Freundin Lindsey die Köpfe zusammen und tuschelten miteinander. Ricky versetzte es einen Stich ins Herz, als er sich bewusst wurde, dass ihm das Talent, Mädchen rumzukriegen, vollkommen abging.

Wenn er älter war, wollte er genauso sein wie Jorge Mendoza. In seinen Augen war der Mann ein Gott.

Patrick Fortune begann auch dieses neue Jahr wie alle anderen zuvor: Er küsste seine Frau Lacey, die noch immer so wunderschön war wie damals, als er sie kennengelernt hatte.

Den Arm um Laceys Schultern gelegt, ließ er den Blick über die Menschenmenge im Saal schweifen. Er kannte fast jeden der Anwesenden. Das war sein und Maria Mendozas Verdienst. Nicht an jedem 31. Dezember gelang es ihm, so viele Familienmitglieder unter einem Dach zu versammeln. Leider hatten nicht alle seine fünf Kinder mit ihren Partnern kommen können. Aber wenigstens sein Bruder William war hier mit seinen fünf Kindern – ebenso wie Cynthias Kinder.

Die eigenwillige Cynthia dagegen, die ihr Leben lang nach ihren Regeln gelebt hatte, war seiner Einladung nicht gefolgt. Schade. Er hätte gerne alle seine Verwandten um sich geschart, Nichten, Neffen und die eigenen Kinder. Er liebte ihre Gesellschaft.

Die Familie bedeutete ihm alles.

Je älter er wurde, desto bereitwilliger vergaß Patrick jeden Ärger, weswegen er den Kontakt mit dem einen oder anderen Verwandten zeitweilig abgebrochen hatte. Das Leben war zu kurz, und die Zeit lief ihm davon. Von seinem Cousin Ryan hatte er auch geglaubt, dieser würde ewig leben. Und nun war er bereits seit vier Jahren tot.

Er vermisste den Mann immer noch sehr.

Lacey riss ihn aus seinen Grübeleien. „Ein Penny für deine Gedanken.“ Sie beugte sich zu ihm, um ihn besser verstehen zu können. Warum wirkte er bloß so nachdenklich? Was war geschehen?

Ihre Worte amüsierten Patrick. „Genau deshalb können wir unser Vermögen zusammenhalten“, sagte er lächelnd. „Weil du so bescheiden bist.“

„Sehr komisch.“ Sie hakte sich bei ihm unter und blickte zu ihm hoch. Er sieht immer noch umwerfend gut aus, dachte sie. „Wo bist du gewesen?“

Patrick tätschelte ihren Arm. „Genau neben dir, Liebes.“ Er seufzte. „Ich vermisse nur Ryan. Er hat solche Familientreffen immer besonders gemocht.“

Ryan Fortune war ein liebenswerter Mann gewesen, der in anderen Menschen immer nur das Beste gesehen hatte. Lacey dachte oft, dass Patrick genauso war. Sie schloss ihre Finger fester um seinen Arm. „Es hätte ihm bestimmt nicht gefallen, dass du traurig bist, Patrick.“

Lacey hatte recht. Wie immer. Vermutlich war es Lily, Ryans Witwe, die seine Gedanken in diese Richtung gelenkt hatte. Wann immer er sie sah, erwartete er, dass Ryan neben ihr auftauchen würde.

„Stimmt, das hätte er nicht gewollt. Gib mir eine Minute Zeit, und ich setze mein Partygesicht wieder auf“, neckte er sie.

Jane konnte nicht glauben, was ihr gerade eben widerfahren war. Fast hätte sie sich gekniffen, um zu prüfen, ob sie auch nicht träumte.

Jorge hatte sich nicht mehr von ihrer Seite gerührt, seit er sich erboten hatte, ihr einen neuen Drink zu besorgen. Innerhalb weniger Minuten hatte er ihre überschaubare Welt vollkommen durcheinandergewirbelt.

Endlich wurde ihr klar, was dieser Satz bedeutete. So musste es sein, wenn die Kalifornier ein Erdbeben der Stärke 7,5 erlebten. Obwohl der Kuss, der ihre Gefühle in Aufruhr versetzt hatte, schon eine Stunde zurücklag, glaubte sie noch immer, der Boden unter ihren Füßen würde schwanken. Sie war vollkommen durcheinander.

Und Jorge war nicht fortgegangen.

Nachdem er sie geküsst hatte und ihre Lippen beinahe versengt hätte, war er bei ihr geblieben und hatte sich mit ihr unterhalten.

Und ihr das Gefühl vermittelt, wunderschön zu sein.

Selbst als es dem Mann hinter der Bar endlich gelungen war, Jorge auf sich aufmerksam zu machen und ihm zu signalisieren, er möge an seinen Arbeitsplatz zurückkehren, hatte Jorge das nicht als Entschuldigung genommen, sie zu verlassen. Stattdessen hatte er nach ihrer Hand gegriffen und war mit ihr gemeinsam zur Bar gegangen, um mit dem Barkeeper zu reden.

„He, du musst jetzt mal übernehmen“, sagte Angel und band die schwarze Halbschürze ab, die er von Jorge bekommen hatte.

Jorge machte keine Anstalten, sich die Schürze umzubinden. Stattdessen sagte er nur: „Frag Carlos, ob er für dich weitermacht.“ Er war einer der Kellner, die an diesem Abend hier arbeiteten. „Der Mann schuldet mir noch einen Gefallen.“

Seufzend stopfte Angel die Schürze unter den Tresen. „Wenn du meinst.“

Jane hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie Jorge von der Arbeit abhielt. „Ich möchte nicht …“

Jorges Lächeln ließ sie verstummen. „Was?“, fragte er.

Die Schmetterlinge in ihrem Magen erwachten zu neuem Leben. Fast hätte sie vergessen zu atmen.

Meine Güte, sie führte sich auf wie eine Klosterschülerin aus dem 15. Jahrhundert. Höchste Zeit, sich wie eine erwachsene Frau zu benehmen. Gar nicht so einfach in Jorges Gegenwart. Er war ganz anders als alle Männer, die sie bisher kennengelernt hatte.

Noch immer hielt er ihre Hand, was seltsamerweise zur Folge hatte, dass ihr Gehirn nicht ausreichend durchblutet wurde. Es fiel ihr unsagbar schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. „Nein, ich meinte …“ Sie suchte nach den passenden Worten. „Du bist doch hier, um zu arbeiten?“

„Nicht wirklich“, beruhigte er sie. „Ich helfe nur aus. Habe ich doch gesagt, oder?“

Richtig. Sie erinnerte sich. Er hatte so etwas Ähnliches gesagt. Dass er Unternehmer war – und kein Barkeeper. Hatte sie etwa ein Sieb im Kopf? Alles, was er ihr erzählte, vergaß sie sofort wieder. Sonst war sie doch nicht so. In der Regel sog sie alle Informationen auf wie ein Schwamm und behielt sie im Gedächtnis.

„Außerdem“, fuhr Jorge gerade mit seiner tiefen, sexy Stimme fort, sodass ihr wieder ganz heiß wurde, „geht die Party ohnehin allmählich zu Ende.“

Wie aufs Stichwort wehte eine kühle Brise durch den Raum, als einige Gäste durch die Eingangstüren in die Nacht hinaus strebten. Obwohl die Winter in dieser Gegend relativ mild waren, wurde es auf einmal recht kalt.

Jane wünschte sich nichts sehnlicher, als dass dieser Abend nie zu Ende gehen möge. Aber selbst Aschenputtel musste Punkt Mitternacht nach Hause zurückkehren – und Jane war schon eine Stunde länger unterwegs als Aschenputtel.

Unwillkürlich fuhr Jane sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Sie konnte den Kuss noch immer schmecken. Wenn sie die Augen schloss, war es ihr, als spürte sie wieder den Druck seiner Lippen auf ihrem Mund.

Diese Silvesterfeier würde sie niemals vergessen – egal, wie lange sie lebte.

Als ob er ihre Gedanken lesen könnte, fragte Jorge: „Soll ich dich nach Hause bringen, Jane? Oder bist du allein mit dem Wagen gekommen?“

Warum klang das, als sei sie eine Verliererin – allein mit dem Wagen zu einer Silvesterparty zu fahren? Außerdem war sie nicht allein gekommen, sondern mit Isabella.

Wo steckte ihre Freundin überhaupt? Jane sah sich nach ihr um, konnte sie aber nirgendwo entdecken. „Ich bin mit Isabella gekommen“, sagte sie und hielt weiter in der Menge nach ihr Ausschau.

„Sie hat bestimmt nichts dagegen, wenn ich dich nach Hause begleite“, versicherte er ihr lächelnd.

Jane unterbrach ihre Suche und sah ihn an. „Aber ich muss ihr doch Bescheid sagen. Nachher macht sie sich noch Sorgen, wenn sie mich nirgendwo findet.“

Jorge war angenehm überrascht und beeindruckt. Er war schon vielen Frauen auf Partys begegnet, die keinen weiteren Gedanken an ihre Freundinnen – oder auch Freunde – verschwendet hätten. Hauptsache, sie hatten ihren Spaß.

Jane Gilliam war in dieser Hinsicht ganz anders. Er sollte sie im Auge behalten. Ihr Kuss jedenfalls war beeindruckend gewesen. Vielleicht hatte sie noch andere Überraschungen parat.

„Mach dir keine Sorgen“, beruhigte er sie. „Ich hinterlasse eine Nachricht am Empfangstresen. Sie wird sich bestimmt dort nach dir erkundigen, wenn sie dich nirgendwo findet.“

Jane zögerte – aber nicht zu lange. Sie wollte wirklich so viel Zeit wie möglich mit Jorge verbringen. „Na ja, wenn du meinst, dass das in Ordnung geht.“

Unwillkürlich musste sie lächeln. Alles in ihr jubilierte. Der Abend war noch nicht vorüber. Sie hatte noch eine Chance. Wer weiß – vielleicht würde Jorge auf einen Kaffee mit in ihre Wohnung kommen und sich noch etwas länger mit ihr unterhalten. Sie hörte zu gerne seine Stimme.

Sanft streichelte Jorge mit den Fingerknöcheln über ihre Wange. Ihre Art, schüchtern und eifrig zugleich, amüsierte ihn. Fasziniert betrachtete er das kaum wahrnehmbare Zucken in ihrem Gesicht. „Das geht bestimmt in Ordnung“, versicherte er ihr.

Maria Mendoza wollte gerade einige der Aushilfskellner bitten, das Geschirr abzuräumen, als ihr Blick auf ihren Sohn fiel, der mit einer jungen Frau ins Gespräch vertieft war. Es war mehr als eine beiläufige Unterhaltung. Er beugte sich so interessiert zu ihr hin, wie er es immer tat, wenn er es auf eine Frau abgesehen hatte.

Maria blinzelte und sah genauer hin. Diese Frau, die die Aufmerksamkeit ihres Sohnes erregt hatte, machte ausnahmsweise einmal nicht den Eindruck, als habe sie den gesamten Inhalt ihres Make-up-Koffers aufgelegt. Im Gegenteil, sie sah richtig süß aus. Nichts an ihr war grell und aufdringlich. Und ihr Kleid war auch nicht bis zum Nabel ausgeschnitten.

Maria beachtete die Kellner nicht länger, sondern dachte, dass es genau der Typ Frau war, den sie persönlich für Jorge ausgesucht hätte.

Sie kannte sie. Jane … Jane … Gilliam, genau! Patrick Fortune hatte sie ihr einmal vorgestellt. Er sprach in höchsten Tönen von der jungen Frau, ihrer Selbstlosigkeit und der Hingabe, die sie bei der Arbeit mit den Kindern zeigte. Sie setzte sich voll und ganz dafür ein, jedem Kind das Lesen beizubringen.

An diesem Abend war Maria öfter aufgefallen, dass die arme junge Frau ganz allein am Tisch saß. Irgendwann hatte sie sogar ein Buch aus der Tasche geholt und zu lesen begonnen. Während alle anderen sich prächtig amüsierten, fühlte sich die schüchterne Jane offensichtlich sehr einsam.

Nun, das ist sie ja jetzt nicht mehr, dachte Maria zufrieden. Jorge unterhielt sich mit ihr, und Jane schien an seinen Lippen zu hängen.

In ihrem mütterlichen Herzen empfand Maria Freude und Hoffnung. Wurde Jorge endlich erwachsen? Hörte der Schmetterling auf, von einer Blüte zur nächsten zu flattern? Hatte er einen Schlussstrich unter dieses unstete Leben gezogen, um sich einer Frau zu widmen, die es wirklich wert war?

Hoffentlich! Vielleicht hatten all ihre Gebete zum heiligen Judas, dem Schutzpatron der hoffnungslosen Fälle, schließlich doch etwas genützt.

„Señora Mendoza?“ Luis, einer der Aushilfskräfte, riss sie aus ihren Gedanken. „Was sollen wir denn jetzt tun?“

Maria hielt es nicht länger an ihrem Platz. Sie musste unbedingt nachprüfen, ob das, was sie sah, keine optische Täuschung war. „Tut, wofür ihr bezahlt werdet, Luis“, wies sie den jungen Mann an. Er sollte ruhig etwas Initiative zeigen, wenn er nicht ewig Aushilfe bleiben wollte. „Muss ich jetzt auch schon für euch denken?“

Luis schaute betreten zu Boden. „Nein, Señora.“

Maria tätschelte seinen Arm. „Gut. Dann fangt bitte an.“

Kaum hatte sie den Satz ausgesprochen, bahnte sie sich einen Weg durch die Feiernden, die noch geblieben waren, ohne ihr Ziel, Jorge und die junge Frau, aus den Augen zu lassen. Sie war zwar nicht mehr dreißig, aber immer noch wieselflink, wenn es darauf ankam. Darauf war sie stolz.

Sie erreichte ihren Sohn, ehe er die geringste Chance hatte, sich aus dem Staub zu machen.

Als sie ihm die Hand auf die Schulter legte, zuckte er überrascht zusammen. „Du gehst, Jorge?“, fragte sie unschuldig.

„In ein paar Minuten, Ma.“ Um die Form zu wahren – und weil er sie liebte –, fügte er hinzu: „Wenn du nichts dagegen hast.“

„Natürlich nicht“, versicherte Maria großzügig, während ihr Blick zwischen ihm und Jane hin und her wanderte. „Du warst mir heute Abend eine große Hilfe. Dein Vater ist dir sehr dankbar. Es sind mehr Leute gekommen, als wir gedacht haben.“

Maria verstummte und wartete.

Aber Jorge reagierte nicht auf den Wink. Er stellte ihr die junge Frau nicht vor.

Maria hatte freilich noch nie Hemmungen gehabt, eine Sache selbst in die Hand zu nehmen – sonst hätte sie vieles im Leben nicht erreicht. Breit lächelnd wandte sie sich an Jane. „Guten Abend. Wahrscheinlich erinnern Sie sich nicht mehr an mich, aber wir haben uns …“

Nur in Gegenwart von gut aussehenden Männern brachte Jane kaum ein Wort über die Lippen. Dem Rest der Welt dagegen begegnete sie fröhlich und ungezwungen. Daher schenkte sie der älteren Frau nun ein warmherziges Lächeln. „Selbstverständlich erinnere ich mich an Sie, Señora Mendoza. Mr. Fortune hat uns letztes Jahr miteinander bekannt gemacht. Er spricht immer in den höchsten Tönen von Ihnen.“

Sie war nicht nur hübsch, sondern auch sehr zuvorkommend. „Genau wie von Ihnen“, gab Maria das Kompliment zurück.

Einen Moment lang hatte Jorge das Gefühl, im falschen Film zu sein. Eine solche Situation war er nicht gewohnt. Außerdem überraschte ihn das Verhalten seiner Mutter. Normalerweise war sie gegenüber den Frauen, die er umgarnte, nicht so freundlich. Irritiert sah er zwischen seiner Mutter und Jane hin und her. Er konnte ihre Gedanken lesen, als stünden sie auf einer riesigen Tafel geschrieben.

Tut mir leid, Ma, daraus wird nichts, dachte er.

Zugegeben, Jane war auf ihre Weise etwas Besonderes, und er gestand sich ein, dass sie ihn faszinierte und bezauberte, aber das bedeutete noch lange nicht, dass er wegen dieser Frau mit den großen, seelenvollen, braunen Augen einen Schlussstrich unter sein lieb gewordenes Junggesellendasein ziehen würde. Vielleicht würde er sie ein bisschen genauer kennenlernen, ein bisschen mehr Zeit mit ihr verbringen und dann weiterziehen. So war er nun mal. „Ich wollte Jane gerade nach Hause bringen“, erklärte er seiner Mutter. „Sie ist mit Isabella gekommen. Falls du sie irgendwo siehst, sag ihr doch, dass ich mich um Jane kümmere.“

„Selbstverständlich.“ Ehe sie sich zum Gehen wandte, knöpfte sie sich ihren Sohn noch einmal vor und wisperte ihm eine Warnung ins Ohr. „Tu ihr bloß nicht weh.“ Im Fortgehen schaute sie noch einmal über ihre Schulter und lächelte Jane an. „Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.“

Ich auch, Señora, ich auch, dachte Jane sofort, obwohl sie wusste, dass die Aussicht äußerst gering war.

Jorge wartete, bis seine Mutter in der Menge verschwunden war. Diese Frau muss Augen im Hinterkopf haben, dachte er kopfschüttelnd. Er wandte sich an Jane. „Bist du bereit?“

Wenn er wüsste, wie bereit sie war! „Ich muss nur noch meinen Mantel holen“, sagte sie mit einer vagen Geste zur Garderobe.

Jorge betrachtete die Menschenmenge, die sich vor der Theke drängelte. Es brachte nichts, wenn sie sich beide anstellten. Alleine würde er sich mit etwas Glück vordrängeln können. „Gib mir deine Garderobennummer. Ich hole ihn für dich.“

Solche Ritterlichkeit war Jane nicht gewohnt. Normalerweise kümmerte sie sich selbst um alles. Sie öffnete den Verschluss ihrer Handtasche und begann zu suchen. „Sie muss hier irgendwo sein“, murmelte sie. Zweimal durchwühlte sie den Inhalt, bevor sie die kleine rechteckige Marke mit der roten Zahl fand. „Hier ist sie“, verkündete sie triumphierend.

Jorge nahm die Marke, wobei seine Finger wie zufällig ihre Hand streiften. In ihrem Blick erkannte er, dass die Berührung sie erneut erschauern ließ. Ihre Reaktion amüsierte ihn. Gleichzeitig fand er sie äußerst anrührend.

Fast hätte er Schuldgefühle bekommen – wenn er nicht so viel Spaß an der Situation gehabt hätte. „Ich bin gleich zurück“, versprach er. „Lauf nicht weg.“

Auf keinen Fall, dachte sie. Nicht einmal, wenn jetzt eine Bombendrohung eingehen würde. „Das mache ich nicht“, versicherte sie ihm.

Jane sah ihm hinterher, fasziniert von seinem geschmeidigen Gang. Alles an ihm war beeindruckend.

Jorge scheint mich wirklich zu mögen, dachte sie gleichermaßen verblüfft, verschüchtert und entzückt. Noch immer konnte sie sich nicht so recht vorstellen, warum ein umwerfender Mann wie er sich mit jemandem wie ihr abgab, aber darüber dachte sie jetzt lieber nicht zu intensiv nach. Sie wollte nicht riskieren, dass dieses herrliche Gefühl plötzlich verebbte. So lange wie möglich wollte sie auf der Welle dieses Wohlgefühls schwimmen.

Seufzend schloss sie die Augen und lächelte still in sich hinein. Vielleicht kamen dieses eine Mal die einfach nur netten Mädchen doch nicht immer als Letzte ans Ziel.

„Habe ich dir nicht gesagt, dass er fantastisch ist?“

Als Jane die jugendliche Stimme hörte, die die Geräuschkulisse übertönte, öffnete sie wieder die Augen. Einen Moment lang glaubte sie, persönlich angesprochen zu sein. Aber als sie sich umdrehte, bemerkte sie einen vierzehn- oder fünfzehnjährigen Teenager, der sich mit einem Gleichaltrigen unterhielt.

Sie drehte den beiden Jungen wieder den Rücken zu. Nachher glaubten sie noch, sie würde sie belauschen.

Doch es war geradezu unmöglich, es nicht zu tun. Der jüngere der beiden klang zu begeistert. „Ich brauchte nur auf jemanden zu zeigen, und innerhalb kürzester Zeit hat sie ihm aus der Hand gefressen“, erzählte er immer noch staunend. „Er sagte, es sei ganz einfach. Man muss der Frau das Gefühl geben, die Schönste im Saal zu sein und dass man sich nur für sie interessiert. Aber da muss doch noch mehr dahinterstecken“, überlegte Ricky.

„Ach woher“, erwiderte Josh herablassend. „Wer wie Jorge Mendoza aussieht, braucht sich nur irgendwo hinzustellen, und die Frauen kommen in Scharen angelaufen. Man muss nicht gerade Einstein sein, um darauf zu kommen, Ricky.“

„Ich weiß nicht“, wandte Ricky ein. „Ich meine, er ist ein echt klasse Typ, aber die Frau, die ich ausgesucht habe, sah ziemlich verklemmt aus. Ich hätte nicht gedacht, dass Jorge sie so schnell rumkriegt.“ Bewundernd wiegte er den Kopf. „Doch fünf Minuten, nachdem er sie angebaggert hatte, hat er sie schon geküsst.“ Er lachte leise. „Hat das neue Jahr also richtig eingeleitet, wenn du verstehst, was ich meine.“

Der Junge namens Ricky grinste übers ganze Gesicht.

Jane hörte es an seiner Stimme, während ihr das Herz in der Brust zu Eis gefror.

„Ich glaube, er bringt sie jetzt nach Hause“, hörte sie den Teenager weiterreden. „Das gehörte zwar nicht zur Wette, aber …“

„Du hast echt mit ihm gewettet, du Blödmann?“, fragte der andere Junge ungläubig.

„Nicht um Geld.“ Ricky klang empört. „Ich habe nur gesagt, ich glaube nicht, dass du es so schnell hinkriegst. Das mit der Wette war nur so dahergeredet.“

Der andere Junge lachte hämisch. „Hätte ich dir gleich sagen können, dass du verlierst.“

Plötzlich wurde Jane übel. Sie befürchtete schon, sich übergeben zu müssen.

Die beiden redeten über sie.

Deshalb also war Jorge wie aus heiterem Himmel aufgetaucht – weil er mit diesem Milchbart gewettet hatte.

Wie dumm von ihr, zu glauben, ein Mann wie Jorge Mendoza könnte sie attraktiv finden. Oder zu denken, dass er sie nur ein kleines bisschen mögen könnte.

Eine Wette!

Jane spürte Tränen der Wut in ihren Augen. Was für eine entsetzliche Demütigung!

Es war ihr unmöglich, auch nur eine Sekunde länger hier auf Jorge zu warten. Sie wollte diesen Windhund nie mehr wiedersehen. Wofür hält er sich, dass er mich zum Wettobjekt macht?, dachte sie empört.

Sie presste ihre Handtasche gegen die Brust, drehte sich auf dem Absatz um und bahnte sich einen Weg zur Eingangstür. Als sie andere Gäste anrempelte, murmelte sie halbherzige Entschuldigungen.

Draußen war es kalt. Reste vom letzten Schneesturm knirschten unter ihren hochhackigen Schuhen, aber sie achtete nicht darauf.

Sie schlang die Arme um ihren Körper und hielt Ausschau nach einem Taxi.

Leider war um diese Zeit weit und breit keines zu sehen. Hatten die Taxifahrer vergessen, dass Silvester war? Wollten sie sich das Geschäft des Jahres entgehen lassen?

Zitternd lief sie an mehreren Häuserblocks vorbei und suchte schließlich Schutz im Eingang eines Bürogebäudes. Sie kramte ihr Handy aus der Tasche und wählte die Nummer eines Taxiunternehmens.

Während sie wartete, liefen ihr bittere Tränen der Wut und Enttäuschung über die Wangen.

4. KAPITEL

Jorge stand mitten im Restaurant, in dem immer noch reger Betrieb herrschte, und sah sich um. Er kam sich vor wie der Prinz, vor dem Aschenputtel pünktlich um Mitternacht geflohen war.

Nur dass er statt eines Schuhs einen hellgrauen Mantel in der Hand hielt. Als er von der Garderobe zurückkam, stand Jane nicht mehr an der Stelle, wo er sie verlassen hatte. Auch sonst war sie nirgendwo zu finden.

Die nächsten zwanzig Minuten verbrachte er damit, den Saal zu durchsuchen und überall nach ihr zu fragen. Als er schließlich mit Carlos sprach, dem Barkeeper, der für ihn eingesprungen war, erzählte dieser ihm, er habe sie zum Ausgang laufen sehen. Nein, einen Mantel habe sie nicht getragen. Das sei ihm recht merkwürdig erschienen.

Warum?, überlegte Jorge. Warum war sie Hals über Kopf davongelaufen, ohne ihm etwas zu sagen? Was mochte der Grund für ihren überstürzten Aufbruch gewesen sein?

Dazu noch ohne Mantel. Das alles ergab für ihn keinen Sinn.

Diese Frau wurde immer interessanter.

Aber auch seine Enttäuschung wuchs. Er hatte weder ihre Telefonnummer noch ihre Adresse. Vielleicht sollte er einfach nach Hause gehen und sie vergessen. Doch er konnte es nicht.

Er legte ihren Mantel über den Arm, holte sein Handy hervor und rief die Auskunft an. Wegen des Lärms ringsum presste er das Telefon fest gegen sein Ohr und nannte der Vermittlung Janes Namen. Dann wartete er.

Sie stand nicht im Telefonbuch.

Damit hatte er fast gerechnet. Fluchend starrte er den Mantel auf seinem Arm an.

Warum war Jane einfach verschwunden? Er hatte den Eindruck, dass sie seine Gesellschaft genossen hatte. Also warum …?

„Hat dich eine Frau sitzen lassen?“

Fast wäre er zusammengezuckt, als er die Stimme so nahe an seinem Ohr hörte.

Gloria stand direkt hinter ihm; neben ihr Jack, ihr Mann. Sie musterte den Mantel mit einem amüsierten Gesichtsausdruck.

Das hat mir jetzt noch gefehlt, dachte Jorge. Entschlossen straffte er die Schultern und legte den Mantel auf den anderen Arm. Er wollte Jane Gilliam unbedingt finden und ihr den Mantel geben, egal wie. Und er würde sie um eine Erklärung bitten. „Nur vorübergehend“, erklärte er schnippisch. Dann fragte er jedoch unvorsichtigerweise: „Hast du die Frau gesehen, mit der ich mich eben unterhalten habe?“

„Die, die Ma so sympathisch fand?“, entgegnete Gloria unschuldig. Maria hatte ihre drei Töchter natürlich sofort auf Jorge und die Frau an seiner Seite aufmerksam gemacht. „Ja“, sagte sie schnell, bevor Jorge etwas erwidern konnte. „Sie sah nicht so aus wie deine üblichen Begleiterinnen.“ Liebevoll tätschelte Gloria sein Gesicht. „Solltest du tatsächlich endlich erwachsen werden, großer Bruder?“

Er ging nicht auf ihre Andeutungen ein. Momentan hatte er Wichtigeres zu tun. „Du hast nicht zufällig gesehen, wohin sie gegangen ist?“

Überrascht schüttelte Gloria den Kopf. Eine Frau, die Jorge stehen ließ? Das musste eine Premiere sein. „Leider nein.“

„Vielleicht hat ihr jemand von deinem Ruf erzählt, und sie hat die Flucht ergriffen“, mutmaßte Jack, als er Gloria in den Mantel half.

Plötzlich empfand Gloria Mitleid mit ihrem Bruder. Es war bestimmt das erste Mal, dass er einen Korb bekommen hatte. „Falls es dir hilft – ich glaube, Jacks Vater hat gesagt, sie arbeitet für die Red-Rock-Lesewerkstatt. Ich könnte Ma fragen …“

Jetzt, wo Gloria den Namen der Stiftung erwähnte, erinnerte Jorge sich, dass Jane davon gesprochen hatte.

„Lesewerkstatt“, wiederholte er. „Stimmt.“ Dankbar küsste er seine Schwester auf die Wange. „Danke.“

Das ist ja interessant, dachte Gloria und betrachtete ihren Bruder aufmerksam. So hatte er sich ja noch nie benommen, wenn es um Frauen ging. Doch soweit sie wusste, war er auch noch nie von einer sitzen gelassen worden. Bisher war es immer andersherum gewesen. „Gern geschehen“, murmelte sie. Wurde er vielleicht wirklich erwachsen? Dabei hatte sie ihn mit ihrer Bemerkung doch nur aufziehen wollen. Aber falls doch …

Ma wird bestimmt überglücklich sein, dachte sie.

„Patrick, wenn ich diesen Anzug für dich morgen in die Reinigung bringen soll, mach bitte die Hosentaschen leer“, bat Lacey ihren Mann, als sie am nächsten Morgen den Kopf durch die Schlafzimmertür steckte.

Die ersten hellen Sonnenstrahlen fielen durch die schweren Vorhänge ins Zimmer. Es war einer der wenigen Morgen, an denen Patrick tatsächlich ausschlief.

Jetzt setzte er sich auf und fuhr sich durch das zerzauste rotblonde Haar. Trotz der ersten grauen Strähnen wirkte er noch ziemlich jungenhaft, besonders, wenn er verschlafen aussah.

Er griff nach der Brille auf dem Nachttisch und setzte sie auf. Die Welt um ihn herum wurde wieder deutlich sichtbar – wie die Ziffern der Digitaluhr neben der Lampe. „Es ist Neujahr, Lacey. Wir haben frei. Warum bist so früh auf den Beinen, und weshalb reden wir über die Reinigung?“

Sie stellte sich vor sein Bett. „Falls du es vergessen hast: Wir haben heute Verwandte zum Lunch eingeladen. Deshalb bin ich bereits auf den Beinen, teurer Gatte. Und was die Reinigung angeht …“, sie musterte ihn mit einem tadelnden Blick, „… da hat gestern Abend jemand Kaffee über dein Jackett gegossen.“ Liebevoll streichelte sie ihm über die stoppelige Wange. „Und nur weil heute rein formal ein Feiertag ist, bedeutet das ja nicht, dass die Welt sich zu drehen aufhört.“

„Rein formal?“, wiederholte er ein wenig überrascht.

„Rein formal“, bekräftigte sie. „Hast du eine Ahnung, wo überall auf der Welt Geschäfte gemacht werden, während du deine Zeit im Pyjama vertrödelst?“

Murrend kroch Patrick aus dem Bett. „Das habe ich nie verstanden. Warum sollte jemand so früh aufstehen, nur um Geschäfte zu machen? Was für Gewinne versprechen sie den Leuten bloß, um das zu rechtfertigen?“

Manchmal konnte der Mann, den sie liebte, anbetungswürdig naiv sein. Als Lacey seinen Gesichtsausdruck sah, musste sie lachen. Sie bückte sich und hob das Hemd auf, das er vergangene Nacht – oder am frühen Morgen – achtlos fallen lassen hatte. Er war todmüde gewesen.

„So spricht auch nur ein Mann, der sich in seinem Leben noch niemals lange um ein gutes Geschäft bemühen musste.“

„Mein bestes Geschäft“, gestand Patrick, als er auf seine Frau zutrat und sie liebevoll in die Arme schloss, „habe ich getätigt, als ich dich gefunden und geheiratet habe. Alles andere, was danach kam, war eher enttäuschend.“

„Du verstehst es wirklich, einer Frau den Kopf zu verdrehen“, sagte sie warmherzig lächelnd. „Aber dieses Mal lasse ich mich nicht ablenken.“ Sie legte sein Hemd über ihren Arm und sah sich nach seinem Anzug um. „Wo sind die anderen Sachen, die du auf der Party anhattest?“

Er ließ sie los. „Hat die Reinigung eine Sonderaktion, die nur für heute gültig ist?“, fragte er belustigt.

„Ich wollte nur den Anzug bereitlegen, damit ich es nicht vergesse“, erklärte sie. Ihre grünen Augen blitzten. „Hast du schon verdrängt, dass du beim letzten Mal den Haustürschlüssel in deiner Hosentasche gelassen hattest? Und wie viel Zeit mit der Suche draufgegangen ist?“

Schuldbewusst neigte Patrick den Kopf. „Eins zu null für dich“, gab er zu.

Der Anzug lag auf dem Boden des begehbaren Kleiderschranks. Patrick hob die Hose und das Jackett auf und schaute in den Taschen nach.

„Vollkommen leer“, verkündete er und reichte Lacey die zerknitterte Hose.

„Und das Jackett?“, fragte sie, als sie die Hose über das Hemd auf ihrem Arm drapierte.

Autor

Gina Wilkins

Die vielfach ausgezeichnete Bestsellerautorin Gina Wilkins (auch Gina Ferris Wilkins) hat über 50 Romances geschrieben, die in 20 Sprachen übersetzt und in 100 Ländern verkauft werden!

Gina stammt aus Arkansas, wo sie Zeit ihres Leben gewohnt hat. Sie verkaufte 1987 ihr erstes Manuskript an den Verlag Harlequin und schreibt...

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