Aus, Schluss - oder Kuss?

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"In diesen Playboy werde ich mich nicht verlieben!", schwört Marina - und tut es doch. Ted Aston ist eben unwiderstehlich. Bis zu ihrem Geständnis. Seine Reaktion empört und verwirrt Marina zugleich. Ist es das Ende ihrer Liebe? Aus, Schluss - nie wieder ein heißer Kuss?


  • Erscheinungstag 20.11.2017
  • ISBN / Artikelnummer 9783733754235
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

„Würdest du es tun, wenn ich dich anflehe?“

Marina Nelson musste ein Lächeln unterdrücken angesichts der dramatischen Bitte ihrer Schwester. Natürlich würde sie Gillian helfen, aber sie musste ja nicht sofort zustimmen. Wenn man als Jüngste der Familie nach vierundzwanzig Jahren endlich einmal am längeren Hebel saß, musste man das auskosten.

„Du weißt, dass ich ziemlich viel zu tun habe“, sagte sie langsam. „Es ist Semesterbeginn, und ich habe einen vollen Stundenplan.“

Gillian seufzte. „Ja, und deine Arbeit ist sehr wichtig. Aber das hier auch, sonst würde ich dich nicht darum bitten. Ich brauche jemanden, der das alles übernimmt, während ich auf Geschäftsreise bin. Wir haben den gleichen Geschmack, und du kannst gut organisieren, und ich dachte …“ Sie strich sich ihr blondes Haar hinters Ohr. „Ist es zu viel verlangt? Ja, das ist es wohl. Ich weiß, es ist verrückt. Ich bin diejenige, die heiraten will, nicht du. Also sollte ich die Planung übernehmen. Aber diese Reise nach China ist eine einmalige Gelegenheit. Ryan und ich werden sechs Wochen zusammen arbeiten, bevor wir heiraten und Eltern werden.“

Marina schaute auf den Bauch ihrer Schwester. Gillian war erst im dritten Monat, und man konnte noch keine Anzeichen ihrer Schwangerschaft erkennen. Einer der Vorteile, wenn man groß ist, dachte sie – man sieht den Bauch nicht so früh.

„Mir ist schon klar, dass eine Reise nach China sehr viel aufregender ist als all die lästigen Details einer Hochzeit, wie zum Beispiel die Auswahl des Menüs oder der Blumen“, sagte sie und bemühte sich noch immer, das Lächeln zu unterdrücken. „Ganz zu schweigen vom Kleid. Was ist, wenn dir das, was ich aussuche, nicht gefällt?“

Sie waren ungefähr gleich groß, sodass das Kleid an sich kein Problem darstellte. Kleinere Änderungen konnten direkt vor der Hochzeit, wenn Gillian zurück war, vorgenommen werden.

„Es wird mir gefallen“, versprach Gillian ernst. „Ich schwöre es, ich werde es lieben. Außerdem schickst du mir Fotos, oder? Wir haben doch schon darüber gesprochen. Du schickst sie mir per E-Mail, und ich maile dir meine Entscheidung.“ Sie sah ihre Schwester flehend an. „Bitte, Marina, sag Ja.“

Marina seufzte dramatisch. „Nein, ich kann nicht. Aber danke für dein Vertrauen.“

Gillian starrte sie entgeistert an, dann griff sie nach einem Sofakissen und warf es ihr an den Kopf. „Du bist schrecklich! Wie konntest du mich nur immer weiterreden lassen? Ich habe dich fast angefleht.“

Marina lachte und schnappte sich das Kissen. „Du hast nicht nur ‚fast‘ gefleht, Gillian. Du hast gebettelt und gejammert. Ehrlich, ich war entsetzt über dich.“

Gillian seufzte. „Also machst du es?“

„Natürlich. Du bist meine Schwester. Gib mir einfach eine Liste, und ich kümmere mich um alles.“

„Du weißt ja gar nicht, wie sehr du mir damit hilfst. Diese Hochzeit, die Reise und das neue Haus, das alles wächst mir langsam über den Kopf.“

Sie saßen in Ryans Wohnung – einem ungemütlichen modernen Apartment im Westen von Los Angeles. Die Aussicht war zwar großartig und die elektronische Ausstattung auf dem neuesten Stand der Technik, aber es mangelte an Farbe und Gemütlichkeit. Statt es wohnlicher zu machen, hatten Gillian und Ryan beschlossen, sich ein Haus zu kaufen, das ihnen beiden gefiel. Da Wilma, ihre andere Schwester, sich um die noch notwendigen Renovierungarbeiten in dem neuen Haus kümmerte, war klar, dass die Planung der Hochzeit Marinas Aufgabe war.

„Ich sehe es einfach als gute Übung an“, meinte sie lächelnd. „Dabei kann ich herausfinden, was ich möchte, sollte ich jemals heiraten.“

„Das wirst du bestimmt“, erklärte Gillian. „Der richtige Mann wartet dort draußen irgendwo. Du wirst ihn finden.“

Marina war im Moment nicht auf der Suche, aber es würde bestimmt nett werden, wenn es so weit war. Vorausgesetzt, es gelang ihr, sich zu verlieben, ohne sich dabei selbst aufzugeben.

„Bis dahin kannst du mich als deine Hochzeitsplanerin ansehen“, meinte Marina. „Also, wo ist deine Liste?“

Gillian griff in ihre Handtasche, zögerte aber noch. „Da ist nur noch eine Sache.“

„Nämlich …?“

Gillian holte tief Luft. „Na ja, es ist ja auch Ryans Hochzeit, und er fürchtet, dass es alles ein wenig zu feminin gerät. Er möchte mitbestimmen dürfen.“

Marina verstand nicht, wo das Problem lag. „In Ordnung. Ihr zwei könnt euch doch beraten und mir dann mitteilen, worauf ihr euch geeinigt habt.“

„Ganz so ist es nicht geplant. Ryan möchte einen Vertreter an deiner Seite wissen, der alle wichtigen Entscheidungen mitträgt.“

„Einen Vertreter? Seine Mutter?“

Gillian versuchte zu lächeln, doch es misslang ihr. „Nein. Eher jemanden wie Ted.“

„Du meinst Ted Aston den Dritten, diesen steinreichen Idioten?“ Marina konnte es nicht fassen. „Jeder andere, aber nicht er“, murmelte sie.

„Er ist Ryans Cousin, und du weißt, dass sie sich nahestehen wie Brüder. Ted ist sein Trauzeuge, und er hat seine Hilfe angeboten. Hasst du mich jetzt?“

„Nein, aber ich sollte es.“ Marina seufzte. „Ted? Ach du meine Güte!“

Vor fast sechs Monaten hatten die drei Schwestern ihre Großmutter mütterlicherseits zum ersten Mal in ihrem Leben getroffen. Grandma Ruth hatte sich mit ihrer einzigen Tochter Naomi, der Mutter der Mädchen, zerstritten, nachdem diese weggelaufen war und Jack Nelson geheiratet hatte.

Jetzt war Ruth aufgetaucht und hatte sich mit ihrer Tochter und ihren Enkelinnen versöhnt. Außerdem war es ihr ein dringendes Bedürfnis, ihre eigene Familie mit der Familie ihres zweiten Mannes durch eine Heirat zu vereinigen.

Während eines Essens, das, davon war Marina überzeugt, in die Familiengeschichte eingehen würde, hatte sie jeder ihrer Enkelinnen eine Million Dollar versprochen, wenn eine von ihnen Ted Aston III., ihren Neffen, heiraten würde.

Da Gillian sich in Ryan verliebt und Wilma Kane Dennison gefunden hatte, blieb nur noch Marina für Ted übrig. Eine Tatsache, die Marina nicht sonderlich glücklich stimmte. In einem Moment der Unachtsamkeit hatte sie sogar zugestimmt, sich mit dem unausstehlichen Ted zu verabreden.

Es hieß zwar, er sei attraktiv. Da Marina ihn jedoch noch nie getroffen hatte, konnte sie das nicht bestätigen. Er war außerdem reich und hatte geschäftlich Erfolg. Ryan, sein Cousin, mochte ihn, und Marina mochte Ryan – vor allem, nachdem er so viel guten Geschmack bewiesen hatte, sich in ihre Schwester zu verlieben. Aber Ted?

Wenn er sich zweimal mit derselben Frau verabredete, glaubte er schon, er hätte eine ernsthafte Beziehung. Er ging mit Models aus. Wie sollte sie jemals eine ernsthafte Unterhaltung mit einem Mann führen, der auf Frauen stand, die ihren Unterhalt damit verdienten, sich halb zu Tode zu hungern? Ein solches Verhalten fand sie unnatürlich.

Außerdem hatte er anfangs versucht, Gillian und Ryan auseinanderzubringen. Marina fand das ziemlich niederträchtig.

„Ich bitte dich ja nicht, ein Kind von ihm zu bekommen“, meinte Gillian. „Du sollst nur die Hochzeit mit ihm vorbereiten. Außerdem wird es bestimmt nicht so schlimm werden. Er ist ein Mann. Er wird nach dem ersten Treffen mit der Floristin anfangen, sich zu langweilen, und verschwinden. Du wirst dich ein-, höchstens zweimal mit ihm abplagen müssen.“

„Ich will mich überhaupt nicht mit ihm abplagen müssen“, stöhnte Marina. „Er ist genau der Typ Mann, den ich nicht ausstehen kann.“ Emotional völlig unterentwickelt, fügte sie im Stillen hinzu. Jedenfalls stellte sie ihn sich so vor.

Von der Tür her erklang ein Räuspern. Als Marina aufsah, entdeckte sie einen gut aussehenden Mann, der am Türrahmen lehnte.

Er wirkte eher amüsiert als verärgert, aber Gillians entsetztem Luftschnappen und ihrem Erröten nach zu urteilen, vermutete Marina, dass dies der berüchtigte Ted Aston war.

„Meine Damen“, sagte er mit einem Nicken. „Ryan hat mich hereingelassen und gesagt, ihr wärt hier. Ich wollte mich zum Hochzeitsdienst melden. Übrigens, ich werde Ende des Monats eine Auszeichnung für humanitäres Engagement erhalten. Vielleicht möchtet ihr beiden meinen Lebenslauf für diesen Anlass schreiben? Es würde sicherlich sehr unterhaltsam werden.“

„Oh, verflixt“, murmelte Gillian. „Es tut mir leid. Das klang vorhin alles ein bisschen härter, als es sollte.“

Marina musterte ihn. Er war die wandelnde Definition von groß, dunkel und sexy. Ein ebenmäßiges Gesicht mit ausdrucksstarken Augen und einem Mund, der Frauen von heißen Küssen träumen ließ. Breite Schultern, ein muskulöser Oberkörper und Jeans, die sich über schmale Hüften und kräftige Schenkel spannten. Alles in allem ein fantastisches Paket. Zu schade, dass Teds Charakter darin steckte.

Er lächelte sie an. „Du musst Marina sein.“

„Bin ich. Freut mich, dich kennenzulernen.“

„Tatsächlich?“ Er hob eine Augenbraue. „Das hörte sich aber eben anders an. Du hast doch schon entschieden, dass ich ein Mistkerl bin. Oder war es ein Idiot?“

Sie rutschte ein wenig unbehaglich auf dem Sofa hin und her. „Du gehst mit Models aus. Die Perfektion, die sie in den Zeitschriften zur Schau stellen, vermittelt normalen Frauen ein schlechtes Gefühl.“

„Deshalb sollten Models nicht ausgehen dürfen?“

Wollte er tatsächlich mit ihr über das Bild, das Models in den Medien vermittelten, diskutieren? „Das habe ich nicht gesagt. Ich bin nur nicht an jemandem interessiert, der an ihnen interessiert ist.“

„Okay“, sagte er und verschränkte die Arme vor der Brust. „Weil du annimmst, dass sie dumm sind, nur weil sie schön sind. Also stehe ich auf dumme Frauen.“

„Das habe ich nicht gesagt, aber danke, dass du mich aufgeklärt hast.“

Seine Mundwinkel zuckten amüsiert. „Ich verabrede mich nicht mit dummen Frauen.“

„Darüber würde ich an deiner Stelle noch einmal nachdenken.“

„Wenn ihr zwei jetzt fertig seid …“, unterbrach Gillian sie und deutete auf einen Stuhl gegenüber dem Sofa. „Dann lasst uns mit den Vorbereitungen für die Hochzeit anfangen.“

Ted schlenderte durchs Zimmer und setzte sich, bevor er einen elektronischen Organizer aus der Tasche zog. „Ich bin bereit.“

„Du willst tatsächlich helfen?“, fragte Marina erstaunt.

„Ich will alles organisieren, bis hin zu den Körnern, mit denen wir das glückliche Paar bewerfen, wenn es sich in die Flitterwochen begibt.“ Er beugte sich vor und senkte die Stimme. „Ich weiß, du denkst, dafür sollte man Reis nehmen. Aber die Vögel fressen ihn, und das bekommt ihnen nicht.“

Marina sah ihn entgeistert an. „Da hat wohl jemand ein wenig zu viel Zeit im Internet verbracht, was?“

„Internet, Hochzeitszeitschriften, ich hab alles gelesen. Wenn es um die Planung einer Hochzeit geht, dann bin ich euer Mann.“ Herausfordernd fragte er: „Ich bin voll dabei. Was ist mit dir?“

Wenn er dachte, er könnte sie vergraulen, dann hatte er sich getäuscht. „Ich bin dabei. Und, übrigens, man sagt mir nach, ich wäre stur.“

„Mir auch.“

Ha! Von wegen. Er mochte ja von sich überzeugt sein, aber Marina war entschlossen, diesen Kampf zu gewinnen.

Gillian seufzte. „Ich dachte mir ja schon, dass ihr zwei euch nicht vertragt, aber dass das Ganze in einen Wettbewerb ausartet, damit hatte ich nicht gerechnet. Hört zu. Wir sprechen von einer Hochzeit. Ryan und ich brauchen Hilfe, keine riesige Las-Vegas-Show. Größer ist nicht unbedingt besser. Seid nicht allzu kreativ. Wir möchten eine nette elegante Hochzeit, okay?“

Marina spürte, dass Ted sie ansah. Sie erwiderte seinen Blick und weigerte sich, als Erste zu blinzeln. „Gillian, habe ich dich jemals enttäuscht?“

„Nein“, meinte Gillian langsam, als wollte sie es nicht gern zugeben.

„Also vertrau mir.“

Gillian gab ihnen eine Kopie ihrer Liste. Ted überflog sie und wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder Marina Nelson zu.

Genau wie ihre Schwestern war sie blond, nur dass ihr Haar ein wenig dunkler war – eher honigfarben als weizenblond. Sie war ein paar Zentimeter größer als Gillian, hatte jedoch die gleiche Figur. Sie waren ganz offensichtlich Schwestern und hätten sogar als Zwillinge durchgehen können. Der Hauptunterschied – abgesehen von der Haarfarbe – war die herausfordernde Art, die sich auch in Marinas sturem kleinem Kinn äußerte. Gillian war sehr viel umgänglicher.

Ted befolgte eine Regel, wenn es um Frauen ging – warum harte Arbeit investieren? Es gab genügend attraktive Frauen, die sich um ihn rissen. Das lag zum einen an seinem Erfolg als Geschäftsmann, zum anderen an seinem Aussehen. Und natürlich an dem ererbten Reichtum.

Aus welchem Grund auch immer, er brauchte jedenfalls selten selbst auf die Suche nach Gesellschaft zu gehen. Sein Liebesleben bestand aus einer Reihe von kurzen Beziehungen mit minimalen Verpflichtungen von seiner Seite aus. Und genau so gefiel es ihm.

Marina würde alles andere als einfach werden, und dabei hatte er nicht einmal die Absicht, sie in sein Bett zu locken. Aber Ryan hatte ihn um Hilfe gebeten, also würde er sich seinem Cousin zuliebe mit der spitzzüngigen Nelson-Schwester arrangieren müssen.

Er musste sogar zugeben – wenn auch nur sich selbst gegenüber –, dass er sich darauf freute, sich mit ihr zu messen. Es war schon lange her, dass eine Frau ihm Paroli geboten hatte. Mit ihr zusammenzuarbeiten wäre eine echte Herausforderung, und natürlich hatte er vor, seine Vorstellungen durchzusetzen.

„Im Grunde haben wir bisher lediglich die Einladungen verschickt“, erklärte Gillian, während sie auf ihre Liste sah. „Grandma Ruth hat uns ihr Herrenhaus für die Hochzeit angeboten, und Ryan und ich finden, dass das ein großartiger Ort zum Feiern ist. Trotzdem müssen noch Entscheidungen getroffen werden. Es ist eine Winter-Hochzeit. Sollten wir es riskieren, draußen zu feiern? Es könnte kühl werden oder sogar regnen.“

„Sie hat einen Ballsaal erwähnt“, warf Marina ein. „Im dritten Stock. Sollen wir uns den mal näher anschauen?“

„Ich kenne ihn.“ Ted wandte sich an Gillian. „Er reicht für vielleicht drei- oder vierhundert Leute, je nachdem, ob ihr ein Büfett geplant habt oder ob ihr das Essen am Tisch servieren lassen wollt.“

„Das wollen wir“, sagte Gillian.

„Aber es sollen doch nur ungefähr hundert Gäste kommen“, warf Marina ein.

„Ryan meinte, es wären eher zweihundert.“

Marina schaute zu ihrer Schwester. „So viele?“

„Es werden ständig mehr.“

„Dann brauchen wir eine Menge Tische.“

„Ich weiß. Also müsstet ihr den Ballsaal anschauen und entscheiden, ob es geht. Bleibt noch Platz zum Tanzen, wenn alle Tische stehen? Wo könnte die Band spielen? Ich bin hin- und hergerissen. Draußen wäre herrlich, aber ich traue dem Wetter nicht, und kann auf zusätzlichen Stress gut verzichten.“

„Das werden wir als Erstes klären“, sagte Marina und machte sich Notizen. „Denn davon hängen alle weiteren Entscheidungen ab. Was noch?“

„Blumen, Essen, Musik, ein Fotograf und mein Kleid. Oh, und Wilma und du, ihr müsst euch noch Brautjungfernkleider aussuchen.“

Ryan steht tief in meiner Schuld, dachte Ted amüsiert. „Vergesst nicht die Smokings“, warf er ein.

Gillian starrte ihn an. „Ach ja.“

„Ich kümmere mich allein um das Kleid“, meinte Marina und lächelte ihn an. „Das ist sowieso eine reine Frauenangelegenheit.“

„Willst du bei den Smokings mitentscheiden?“, fragte er.

„Sicher.“

Es dauerte einen Moment, bis Marina begriff, was er mit der Frage meinte.

„Moment mal“, sagte sie. „Ein Brautkleid ist etwas Besonderes. Sie wird nur einmal heiraten.“

„Das gilt auch für Ryan. Er möchte bestimmt gut aussehen, und du traust mir nicht zu, dass ich dafür sorgen kann. Warum also sollte ich dir trauen?“ Natürlich hatte er kein sonderlich großes Interesse an dem Brautkleid, aber fair war fair.

Gillian wedelte mit der Hand. „Es ist mir egal, wer in das Brautgeschäft geht. Sucht mir einfach ein umwerfendes Kleid aus. Natürlich nichts, was eng an der Taille anliegt.“

Stimmt, dachte Ted. Gillian ist ja schwanger.

Er wusste, dass Ryan sich darauf freute, Vater zu werden. Er selbst hatte nicht die Absicht zu heiraten, doch die Vorstellung, Kinder zu haben, gefiel ihm ebenfalls. Eine nicht vorhandene Ehefrau würde die Sache etwas komplizierter, aber nicht unmöglich machen.

„Ich fasse es nicht, dass du bei der Auswahl des Hochzeitskleides dabei sein willst“, murmelte Marina.

Er beugte sich zu ihr vor. „Denk an all die Models, mit denen ich ausgegangen bin. Ihr Modegeschmack hat bestimmt ein bisschen auf mich abgefärbt.“

„Sprecht ihr viel über Mode?“

„Wir sprechen überhaupt nicht. Er hörte, dass sie mit den Zähnen knirschte, und hätte fast laut gelacht.

„Wilma arbeitet doch jetzt in einer Gärtnerei“, meinte Marina und versuchte ihn zu ignorieren. „Ich werde sie nach Empfehlungen für eine Floristin fragen.“

„Gute Idee“, erwiderte Gillian.

„Ich kenne eine Fotografin“, bot Ted an.

Marina sah ihn erstaunt an. „Macht sie Fotos von Menschen, die etwas anhaben, oder von solchen, die nichts tragen?“

„Beides. Ihre Arbeiten werden dir gefallen.“

„Es ist mir egal, ob sie Aktfotos macht“, erklärte Gillian. „Macht sie Hochzeitsfotos?“

„Das ist ihre Spezialität.“

„Gut. Schreib sie auf die Liste. Marina, nichts allzu Künstlerisches. Nur normale Fotos.“

„Verstanden.“

Sie besprachen noch einige weitere Dinge, und dann ging Gillian kurz hinaus, um die Bilder von Hochzeitskleidern zu suchen, die sie aus Zeitschriften herausgerissen hatte.

Ted wandte sich an Marina. „Ich glaube, wir werden Spaß haben.“

„Oh ja, sicher.“

„Du magst mich nicht.“

„Ich kenne dich nicht.“

„Du willst mich auch nicht kennenlernen.“

„Genau genommen habe ich das noch nicht entschieden. Ob du es glaubst oder nicht, aber ich habe mir noch so gut wie gar keine Gedanken über dich gemacht.“

Ein Punkt für sie, dachte er. „Du hast vorhin nicht gerade nett über mich geredet.“

Sie neigte den Kopf und starrte ihn an. „Dir eilt ein gewisser Ruf voraus, und ich glaube, du genießt es. Aber die Leute machen sich nun einmal ein Bild aufgrund dessen, was sie so hören.“

„Du hältst mich für oberflächlich.“

„Ich glaube, dass du bisher nie hart für irgendetwas arbeiten musstest.“

„Trotzdem hast du zugestimmt, ein Mal mit mir auszugehen. Du hast es versprochen. Tante Ruth hat es mir erzählt.“

„Na ja, da hielt ich es noch für eine gute Idee.“

Ihr mochte die Vorstellung, mit ihm auszugehen, missfallen, doch er war derjenige, der damit leben musste, dass seine Tante ihren Enkelinnen je eine Million Dollar geboten hatte, wenn eine von ihnen ihn heiraten sollte. Er kam sich vor wie ein Verlierer. Was zum Teufel war nur so schlimm an ihm, dass man einer Frau so viel Geld bieten musste, damit sie sich mit ihm einließ?

Nicht dass er heiraten wollte, aber hier ging es ums Prinzip.

Glücklicherweise waren Gillian und Wilma bereits aus dem Rennen, sodass nur Marina übrig blieb. Er hätte sich auch einem Treffen mit ihr verweigert, doch er hatte seine Tante Ruth nicht enttäuschen wollen, denn obwohl er sich lieber eine Hand abhacken würde, als es zuzugeben, konnte er ihr nichts abschlagen.

„Es ist ja nur eine Verabredung“, sagte er. „Was kann da schon Schlimmes passieren?“

„Vielleicht, dass sich drei Stunden wie eine Ewigkeit anfühlen?“, meinte Marina, doch ihre Augen blitzten humorvoll auf.

„Wie wäre es mit der Hochzeit?“, schlug er vor. „Da können wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Wir müssen ohnehin beide dort erscheinen.“

Sie nickte langsam. „Wir werden ganz viel Zeit mit den Vorbereitungen verbracht haben, also haben wir genügend Gesprächsstoff.“

„Wir können reichlich Champagner trinken.“

Sie lachte. „Das ist eine gute Idee. In Ordnung, Ted, ich werde mich zur Hochzeit meiner Schwester mit dir verabreden.“

2. KAPITEL

Grandma Ruths dreistöckiges Herrenhaus in Bel Air wirkte auch beim zweiten Mal, als Marina die geschwungene Auffahrt entlangfuhr, noch beeindruckend. Es war riesig und völlig fehl am Platz – dies hier war Los Angeles, nicht das England des achtzehnten Jahrhunderts. Aber die Reichen führen ein anderes Leben als wir Normalsterblichen, dachte Marina, als sie aus ihrem klapprigen alten Wagen stieg. Ein Leben mit Personal. Ihre eigene Vorstellung von einer Haushaltshilfe bestand darin, sich feuchte Glasreinigungstücher zu kaufen.

Sie warf einen Blick auf die mächtige Eingangstür und entschied zu warten, bis Ted auftauchte, bevor sie hineinging. Natürlich sollte sie sich vom Hauspersonal ihrer Großmutter nicht einschüchtern lassen, aber sie tat es, da ihr der Umgang mit Personal nun mal nicht lag. Dafür hatte sie andere Vorzüge.

Ein glänzendes, sündhaft teures Mercedes Cabrio fuhr vor und hielt.

Der Mann, der aus dem Wagen stieg, war ebenfalls äußerst beeindruckend. Groß, gut gekleidet und sexy genug, um auch die klügsten Frauen zu unklugen Entscheidungen zu verleiten. Aber ihr konnte das natürlich nicht passieren, denn glücklicherweise war er nicht ihr Typ.

„Hallo, Marina“, meinte Ted und lächelte. „Ich dachte, du hättest das Haus schon erkundet und deine Entscheidung getroffen.“

„Wir sind ein Team, Ted. Das respektiere ich.“ Zumindest so lange, wie es ihr passte.

Mit einem Seitenblick registrierte sie seinen dunkelgrauen Maßanzug, das hellblaue Hemd und die Seidenkrawatte. Auch wenn ihr eine lässigere Aufmachung mehr gefiel, musste sie zugeben, dass Ted im Anzug eine ausgezeichnete Figur machte. Sie dagegen sah eher aus wie eine Studentin mit einem sehr knappen Budget. Aber wenigstens hatte sie heute ihre engste Jeans ohne Probleme zubekommen.

Sie nahm ihre Digitalkamera und ein kleines Notebook und folgte Ted dann zur Haustür. „Ich habe ungefähr eine Stunde Zeit“, erklärte sie. „Dann muss ich wieder an der Uni sein.“

„Was für Kurse hast du belegt?“

„Gar keine. Ich übersetze die Vorlesungen in Gebärdensprache, damit auch taube Studenten sie verstehen. Meine Spezialgebiete sind Chemie und Physik, vor allem die Seminare für die höheren Semester.“

Er hob eine Augenbraue. „Bemerkenswert.“

„Kein Problem. Ich habe die Kurse alle selbst auch besucht, von daher kenne ich mich in der Materie aus. Ich habe Abschlüsse in drei naturwissenschaftlichen Fächern. Irgendwann werde ich auch noch promovieren, aber so weit bin ich noch nicht.“

Ted riss die Augen auf. „Drei Abschlüsse?“

Sie liebte es, wenn sie unterschätzt wurde. „Es ist gar nicht so beeindruckend. Ich bin ja schon mit fünfzehn aufs College gegangen.“

„Oh, sicher. Es ist völlig normal. Wow, ich habe es mit einem Genie zu tun!“, meinte er und klopfte an die Haustür.

Als das Hausmädchen öffnete, begrüßte er es mit Namen und sagte: „Wir wollen uns den Ballsaal ansehen, Katie. Und anschließend den Garten.“

Das Hausmädchen nickte. „Ja, Sir. Ihre Tante sagte mir, dass Sie vorbeikommen würden. Möchten Sie, dass ich Sie hinaufführe?“

„Wir finden den Weg allein. Danke.“

Marina lächelte die Frau an und folgte Ted dann durch ein riesiges Foyer zur geschwungenen Treppe.

„Wie viel Personal hast du eigentlich?“, fragte sie, während sie nach oben gingen.

„Im Haus leben fünf Angestellte, sechs weitere kommen täglich.“

„Was?“, fragte sie entgeistert. Sie hatte sein Haus nur von Weitem gesehen – es war noch größer als dieses hier – aber trotzdem … „Was machen sie den ganzen Tag?“

Er wandte sich zu ihr um und tippte ihr lächelnd mit dem Finger auf die Nase. „Erwischt. Ich habe eine Haushälterin, die Leute anstellt, damit sie das Haus sauber machen und sich um das Grundstück kümmern. Sie ist drei Tage die Woche da. Am liebsten würde ich ganz ohne Personal auskommen, aber das Haus ist alt und groß, und ich kann mich nicht um alles kümmern, also tut sie es.“

Okay, gegen eine Haushälterin war nichts einzuwenden.

Sie stiegen eine weitere Treppe hinauf und kamen zu einem Treppenabsatz, der größer war als Marinas Wohnung. Eine riesige geschnitzte Tür führte in den Ballsaal, der die Ausmaße eines Fußballfeldes hatte.

Marina ging in die Mitte des Saales und drehte sich langsam herum. Vergoldete Spiegel zierten die hellbeige gestrichenen Wände, Dutzende von glänzenden Kronleuchtern hingen von der Decke, und das Parkett reflektierte das durch die Fenster hereinfallende Sonnenlicht.

„Wie wäre es mit Tischen für acht oder zehn Personen?“, fragte Ted und zog seinen Organizer aus der Tasche. „Wir könnten bis zu dreißig Tische unterbringen, ohne dass die Leute sich auf die Füße treten.“

Marina rechnete nach. „Wie wäre es mit achtundzwanzig Tischen? Hätten wir dann noch Platz für eine Tanzfläche und eine Band?“

„Keine Band, ein Orchester“, widersprach Ted. „Gillian hat von elegant gesprochen. Eine Band wäre nicht elegant.“

Okay, aber Marina war noch nie auf einer Hochzeit gewesen, auf der ein Orchester gespielt hatte. „Meinst du, die Los-Angeles-Philharmoniker sind an dem Abend frei?“

Er lachte. „Ich werde mich nach ihrem Terminplan erkundigen, aber eigentlich dachte ich doch an ein etwas kleineres Orchester. Ich habe mal eins auf einer Gala spielen hören.“

Klar. Während die restlichen Amerikaner ins Einkaufszentrum gingen, vergnügten sich die Reichen auf Galas. „Was für eine Gala war das?“, hakte Marina nach.

„Ich weiß nicht, vielleicht eine Wohltätigkeitsveranstaltung oder eine Hochzeit. Ich werde mich umhören, wo sie als Nächstes spielen, und dann können wir sie uns anhören gehen. Sie sind großartig. Vertrau mir.“

Autor

Susan Mallery

Die SPIEGEL-Bestsellerautorin Susan Mallery unterhält ein Millionenpublikum mit ihren Frauenromanen voll großer Gefühle und tiefgründigem Humor. Mallery lebt mit ihrem Ehemann und ihrem kleinen, aber unerschrockenen Zwergpudel in Seattle.

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