Du entfachst ein Feuer in mir

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Der griechische Millionär Elias Antonides kann es nicht fassen: Sein Vater hat einen Teil der Firma verspielt - an eine junge Frau! Als er Tallie Savas kennen lernt, weiß Elias: Nicht nur geschäftlich erwartet ihn eine Herausforderung. Tallie ist wie Feuer in seinem Blut …


  • Erscheinungstag 03.04.2017
  • ISBN / Artikelnummer 9783733777036
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

„Ihr Vater auf Leitung sechs.“

Elias Antonides starrte auf die rot blinkenden Lichter an seinem Telefon und dankte Gott, dass er vor neun Monaten, als er die Geschäftsräume von Antonides Marine International vom exklusiven Manhattan in ein renovierungsbedürftiges Lagerhaus nach Brooklyn verlegt hatte, auf ein Modell mit zehn Anschlüssen verzichtet hatte.

„Ja“, sagte er. „Danke, Rosie. Legen Sie ihn in die Warteschleife.“

„Er meint, es sei wichtig“, entgegnete seine Assistentin.

„Wenn es wichtig ist, wird er warten“, erwiderte Elias in der begründeten Annahme, dass sein Vater nichts dergleichen tun würde.

Aeolus Antonides liebte stundenlange Lunchverabredungen, spielte Golf mit seinen Freunden oder ging mit ihnen segeln. Aber für die tägliche Routine besaß er keine Nerven. Er wollte nicht wissen, dass die Firma von einem gewissen Bargeldbestand profitieren würde, oder dass Elias drüber nachdachte, ein anderes kleines Unternehmen zu kaufen, um ihr Spektrum zu vergrößern. Geschäfte langweilten ihn.

Heute standen die Chancen gut, dass sein Vater, nachdem Elias mit den anderen fünf blinkenden Anrufern fertig war, aufgelegt hatte, um noch eine Runde zu golfen.

Er liebte seinen Vater, doch seine Einmischung in geschäftliche Angelegenheiten konnte er einfach nicht gebrauchen. Was auch immer Aeolus wollte, es würde sein, Elias’ Leben unweigerlich verkomplizieren.

Und dabei war es schon kompliziert genug.

Seine Schwester Cristina – Leitung zwei – bat um finanzielle Hilfe, um ein Perlengeschäft zu eröffnen.

„Ein Perlengeschäft?“ Elias glaubte, eigentlich schon alles gehört zu haben. Bislang hatte Cristina Kaninchen züchten, eine T-Shirt-Druckerei eröffnen und eine DJ-Schule besuchen wollen. Die Perlen waren neu.

„So kann ich in New York bleiben“, erklärte sie ihm, als sei es das Vernünftigste der Welt. „Mark ist in New York.“

Mark war ihr momentaner Freund, und bestimmt nicht ihr letzter.

„Nein, Cristina“, sagte Elias.

„Aber …“

„Nein. Du bringst mir einen fundierten Businessplan, dann reden wir weiter. Bis dahin, nein.“ Er legte auf, bevor seine Schwester antworten konnte.

Seine Mutter – Leitung drei – organisierte eine Dinnerparty für das Wochenende. „Bringst du eine Freundin mit?“, fragte sie hoffnungsvoll. „Oder soll ich mich um eine Begleiterin für dich kümmern?“

Elias knirschte mit den Zähnen. „Du brauchst keine Verabredungen für mich zu arrangieren, Ma“, gab er tonlos zurück und wusste doch allzu gut, dass seine Mutter auf diesem Ohr völlig taub war.

Helena Antonides’ Lebensziel war es, ihn verheiratet und sich selbst im Kreis von Enkelkindern zu sehen. Da er bereits eine Ehe hinter sich hatte und nicht die Absicht hegte, noch einmal zu heiraten, hätte er ihr sagen können, dass ihre Hoffnungen vergeblich waren. Sollten sich seine Geschwister doch um die Enkel kümmern.

„Werd nicht frech, Elias Antonides. Mir liegt nur dein Wohlergehen am Herzen. Du solltest mir dankbar sein.“

„Ich muss Schluss machen, Mutter. Ich habe noch zu arbeiten.“

„Immer musst du arbeiten.“

„Jemand muss ja das Geld verdienen.“

Am anderen Ende herrschte eisiges Schweigen. Helena konnte ihm nicht widersprechen – zustimmen würde sie ihm allerdings auch nicht. Schließlich sagte sie: „Sei einfach am Sonntag hier. Ich kümmere mich um ein Mädchen.“ Sie legte auf.

Martha, seine zweite Schwester – Leitung vier –, sprudelte über vor Ideen für ihre Gemälde. Ideen besaß sie im Überfluss, allerdings nur selten auch die Energie, sie umzusetzen.

„Wenn du willst, dass diese Wandgemälde gut werden“, sagte sie, „sollte ich wirklich zurück nach Griechenland gehen.“

„Warum?“

„Inspiration“, erwiderte sie vergnügt.

„Du meinst Ferien.“ Elias kannte seine Schwester. Martha war eine gute Künstlerin. Ansonsten hätte er sie nicht gebeten, das Foyer des neuen Firmengebäudes sowie eine Wand in seinem Büro zu gestalten. „Vergiss es. Ich schicke dir ein paar Fotos. Die kannst du als Vorlage benutzen.“

Martha seufzte. „Du bist ein Spielverderber, Elias.“

„Ja, das weiß jeder“, stimmte er zu. „Finde dich damit ab.“

Marthas Zwillingsbruder Lukas – Leitung fünf – wollte sich nicht damit abfinden. „Was ist falsch daran, nach Neuseeland zu fliegen?“, fragte er.

„Gar nichts“, entgegnete Elias weit geduldiger, als er sich fühlte. „Aber ich dachte, du willst nach Griechenland?“

„Ich bin in Griechenland“, sagte Lukas. „Aber hier ist es langweilig. Hier gibt es nichts zu tun. Gestern Abend habe ich einige Leute in einer Kneipe getroffen, die nach Neuseeland reisen. Ich dachte, ich komme mit. Also, kennst du jemanden in Auckland, der mir für eine Weile Arbeit geben würde?“

„Was für Arbeit?“ Die Frage war berechtigt. Lukas besaß einen Collegeabschluss in antiken Sprachen, keine davon war Maori.

„Spielt keine Rolle“, sagte Lukas. „Oder ich gehe nach Australien.“

„Du könntest nach Hause kommen und für mich arbeiten.“ Diesen Vorschlag machte er nicht zum ersten Mal.

„Auf keinen Fall“, antwortete Lukas wie immer. „Ich rufe dich an, wenn ich in Auckland bin. Vielleicht ist dir bis dahin etwas eingefallen.“

Ted Corbett – Leitung eins – war der einzige Anrufer, der Elias’ Einschätzung nach tatsächlich wichtig war. Glücklicherweise hatte er noch nicht aufgelegt.

„Also, was denken Sie? Bereit für die Übernahme?“ Corbett war der Eigentümer jener Firma für Segelbekleidung, die Elias eventuell kaufen wollte.

„Wir denken darüber nach“, erwiderte Elias. „Es ist noch keine Entscheidung gefallen. Mein Analyst Paul ist noch mit den Zahlen beschäftigt.“

Als er das Gespräch mit Corbett nach geraumer Zeit beendete, blinkte das rote Licht von Leitung sechs immer noch. Wahrscheinlich hatte sein Vater den Hörer einfach neben das Telefon gelegt. Trotzdem drückte Elias auf den Knopf.

„Herrje, du bist aber beschäftigt“, beschwerte Aeolus sich lautstark.

Elias schloss die Augen und nahm all seine Geduld zusammen. „In der Tat, ja. Ein Anruf nach dem anderen, jetzt komme ich zu spät zu meinem Meeting. Was gibt es?“

„Mich. Bin in der Stadt mit einem Freund verabredet. Dachte, ich komme mal vorbei. Es gibt da etwas, das ich mit dir besprechen möchte.“

Das Letzte, was Elias heute gebrauchen konnte, war ein Besuch seines Vaters.„Ich komme am Wochenende nach Hause“, sagte er rasch. „Dann können wir reden.“

„Das dauert zu lange. Bis gleich.“ Damit legte er auf.

Verdammt! Dieses Verhalten war typisch für seinen Vater. Es spielte keine Rolle, wie beschäftigt jemand war. Elias beförderte den Hörer auf die Gabel und rieb sich über den Nasenrücken. Kopfschmerzen kündigten sich an.

Als sein Vater eine Stunde später an Rosie vorbei ins Büro seines Sohnes polterte, waren die Kopfschmerzen zu voller Blüte erwachsen.

„Rate, was ich getan habe!“ Aeolus schloss die Tür mit einem Fußtritt und führte einen seiner kleinen Tänze auf, die stets einem besonders guten Schlag auf dem Golfplatz folgten. „Ich habe einen Geschäftspartner für die Firma gefunden.“

Was?“ Fassungslos starrte Elias ihn an. „Wir brauchen keinen Partner!“

„Du hast gesagt, du brauchst Bargeld.“

Oh verflucht! Also hatte sein Vater doch zugehört. „Von einem Geschäftspartner habe ich nie gesprochen! Dem Geschäft geht es gut!“

„Natürlich.“ Aeolus nickte. „Ansonsten hätte ich ja auch keinen Partner finden können. Du arbeitest zu hart, Elias. Ich weiß, ich hätte mehr für die Firma tun sollen, aber … Es ist nur … Ich habe es einfach nicht in mir.“

„Ich weiß, Dad.“ Elias lächelte seinen Vater aufrichtig an. „Mach dir keine Sorgen. Das ist kein Problem.“

Nun, zumindest jetzt nicht mehr. Vor acht Jahren hatte es ihn seine Ehe gekostet.

Nein, das war nicht fair. Die mangelnden unternehmerischen Fähigkeiten seines Vaters waren nur ein Grund von vielen für die Trennung von Millicent. Alles hatte viel früher angefangen, als er mit der Idee gespielt hatte, die Universität abzubrechen, um seine eigene Bootsbauerfirma zu gründen. Millicent war entsetzt gewesen. Er müsse sein Studium beenden und dann ins Familienunternehmen einsteigen. Allerdings hatte sie damals auch noch geglaubt, Antonides Marine sei etwas wert. Als sie herausfinden musste, dass die Bücher röter waren als ein Sonnenuntergang, hatte sie wiederum entsetzt reagiert.

„Aber ich mache mir Sorgen“, widersprach sein Vater. „Wir beide, deine Mutter und ich, sorgen uns um dich.“

Elias hatte nie über die Gründe seiner Scheidung gesprochen, aber seine Eltern waren natürlich nicht naiv. Sie wussten, dass ihr Sohn rund um die Uhr arbeitete, um das Unternehmen, das sein Vater fast in den Ruin getrieben hatte, zu retten. Sie wussten, dass die finanziellen Möglichkeiten von Antonides Marine nicht den Erwartungen seiner Ehefrau an ihren sozialen Aufstieg gerecht wurden. Und sie wussten, dass sie sich, kurz nachdem Elias die Leitung der Firma übernommen hatte, aus dem Staub gemacht hatte. Wenige Wochen nach der Scheidung hatte Millicent den Erben eines Weinguts im kalifornischen Napa Valley geheiratet.

Natürlich hatte niemand darüber gesprochen. Am allerwenigsten Elias.

Doch kurze Zeit später hatte der Ärger erst richtig angefangen. Eine Parade von angeblich begehrenswerten Frauen war ihm vorgeführt worden – als könne sein Vater, indem er Elias eine neue Ehefrau verschaffte, seine Schuldgefühle lindern.

Allerdings war Elias der Meinung, sein Vater müsse sich überhaupt nicht schuldig fühlen. Aeolus war eben, wie er war. Millicent war, wie sie war. Und Elias war, wie er war: Ein Mann, der keine Frau wollte.

Und auch keinen Geschäftspartner.

„Nein, Dad“, sagte er also jetzt mit fester Stimme.

Aeolus zuckte die Schultern. „Zu spät. Ich habe vierzig Prozent von Antonides Marine verkauft.“

Elias fühlte sich, als sei er geschlagen worden. „Verkauft? Das kannst du nicht machen!“

Binnen einer Sekunde veränderte sich das Verhalten seines Vaters. „Natürlich kann ich verkaufen“, erklärte Aeolus förmlich. In seiner Stimme lag die griechische Arroganz von Generationen. „Die Firma gehört mir.“

„Ja, das weiß ich. Aber …“ Aber es stimmte. Aeolus war der Eigentümer von Antonides Marine. Zumindest von fünfzig Prozent. Elias besaß zehn Prozent. Seine vier Geschwister teilten sich die übrigen vierzig Prozent. Antonides Marine International war ein Familienunternehmen. Niemand, dessen Name nicht Antonides lautete, hatte je einen Anteil daran besessen.

„Nicht alles“, beruhigte Aeolus ihn. „Nur genug, um dir ein bisschen Kapital zu verschaffen. Du hast gesagt, du brauchst Geld. Während unseres gesamten Telefonats letzten Sonntag hast du davon gesprochen, Geld aufzutreiben, um irgendeinen Händler aufkaufen zu können.“

„Und genau das versuche ich auch gerade“, stieß Elias hervor.

„Jetzt bin ich dir eben zuvorgekommen.“

„Du hättest nicht zu verkaufen brauchen. Ich hätte es auch so geschafft.“

Aeolus schien nicht überzeugt. „Ich wollte nur helfen.“

Helfen? Himmel noch mal! Elias atmete tief ein und fuhr sich mit den Händen durch die Haare. Bei einer solchen Hilfe, konnte er gleich das Handtuch werfen.

Das würde er jedoch nie tun.

Antonides Marine war sein Leben. Er war fest entschlossen, die Firma zu ihrem alten Glanz zurückzuführen, den sie unter seinem Urgroßvater und dann unter seinem Großvater besessen hatte. Fast hatte er sein Ziel erreicht.

Mit ein bisschen Glück würde er die Aktien seines Vaters zurückkaufen können. Ja, das war eine gute Idee. Dann könnte er auch ein für alle Male ausschließen, dass sein Dad hinter seinem Rücken wieder etwas Unüberlegtes tat.

„An wen hast du verkauft?“, fragte er höflich.

„Socrates Savas.“

„Das kann doch nicht wahr sein!“ So viel zum Thema Höflichkeit. „Socrates Savas ist ein Pirat! Ein Geier! Er kauft Unternehmen, die in Schwierigkeiten stecken, weidet sie aus und verkauft den schrottreifen Rest!“ Elias schrie jetzt. Er wusste es sogar. Aber er konnte nicht anders.

„Er steht in einem gewissen Ruf“, gab Aeolus zu.

„In einem zu Recht verdienten Ruf!“, knurrte Elias. Er begann, im Raum auf und ab zu gehen. „Verdammt noch mal! Antonides Marine steckt nicht in Schwierigkeiten!“

„Socrates meinte auch, das Geschäft laufe sehr gut. Tatsächlich hat er sich sogar darüber beschwert. Hätte ich das doch vor fünf Jahren geahnt, hat er gejammert, dann hätte ich die Firma damals schon gekauft!“

Offensichtlich beobachtete Socrates Savas die Entwicklung von Antonides Marine seit geraumer Weile. Er war ein Meister darin, die Beute auszuspähen und im richtigen Moment zuzuschlagen.

Seit einem Jahr wagte Elias aufzuatmen, weil das Unternehmen wieder florierte. Und jetzt hatte sein eigener Vater vierzig Prozent an diesen Lumpen verkauft?

Was also hatte Savas vor? Die Möglichkeiten ließen Elias frösteln. Er durfte gar nicht daran denken.

„Schön“, sagte er und sah seinem Vater in die Augen. „Er kann die Firma haben. Ich kündige.“

Aeolus starrte seinen Sohn an. Seine sonst so rosige Gesichtsfarbe hatte einen gräulichen Ton angenommen. „Kündigen? Aber … aber, Elias … du kannst nicht kündigen.“

„Natürlich kann ich.“ Elias hatte seinen eigenen Anteil an griechischer Arroganz geerbt. Wenn Aeolus ohne seinen Sohn, der das Familienunternehmen gerettet hatte, zu informieren, einen Teil der Firma verkaufte, konnte besagter Sohn ja auch ohne einen Blick zurück kündigen!

„Du kannst nicht gehen, weil …“ Aeolus Worte waren kaum mehr als ein Flüstern.

Elias hatte mit lautem Protest und wilden Gesten gerechnet, nicht mit einem leisen Zusammenbruch.

„Warum nicht?“, fragte er misstrauisch.

„Weil …“, Aeolus’ Hände zitterten, „weil im Vertrag steht, dass du bleibst.“

„Du kannst mich nicht zusammen mit der Firma verkaufen, Dad. Das ist Menschenhandel. Dagegen gibt es Gesetze. Demnach kann ich also annehmen, dass der ganze Vertrag null und nichtig ist?“ Auf Elias’ Lippen erschien jetzt ein aufrichtiges Lächeln. „Ende gut, alles gut.“

Doch sein Vater war immer noch bleich und hatte den Kopf gesenkt. Wortlos starrte er zu Boden.

„Was ist los?“, fragte Elias argwöhnisch in das Schweigen hinein.

Keine Antwort. Nicht für eine sehr lange Zeit. Dann endlich schaute Aeolus auf. „Wir verlieren das Haus.“

„Was meinst du damit, du verlierst das Haus? Welches Haus? Das Haus auf Long Island?“

Fast unmerklich schüttelte sein Vater den Kopf.

Wenn es nicht um das Haus auf Long Island ging, musste es bedeuten, dass …

Unser Haus?“

Die Familienvilla auf Santorin? Die sein Urgroßvater mit seinen eigenen Händen erbaut hatte? Unmöglich, dass sein Vater die Villa gemeint haben konnte. Das Haus hatte nichts mit der Firma zu tun. Seit vier Generationen war es vom Vater an den ältesten Sohn vererbt worden. Eines Tages würde es Elias gehören.

Nichts bedeutete ihm so viel, wie dieses Haus. Dort hatte er seine Kindheit verbracht. Es war verbunden mit Erinnerungen an Sommertage, an denen er mit seinem Großvater Boote gebaut hatte. Die Villa auf Santorin stand für die Kraft, die Zuflucht, das innere Herz der Familie Antonides.

Elias ballte die Hände zu Fäusten. Nur so konnte er verhindern, dass er seinen Vater am Kragen packte und schüttelte. „Was hast du mit unserem Haus gemacht?“, schrie er.

„Nichts“, erwiderte Aeolus rasch. „Nun, nichts, wenn du in der Firma bleibst.“ Er warf seinem Sohn einen hoffnungsvollen Blick zu. „Es war doch nur eine kleine Wette. Ein Rennen mit den Segelbooten. Ich habe mit Socrates gewettet, wer von uns schneller nach Montauk und zurück segeln würde. Ich bin ein besserer Segler als Socrates!“

Das bezweifelte Elias auch nicht. „Was ist passiert?“

„In der Wette ging es um die Boote.“

„Okay. Ihr seid also um die Wette gesegelt. Und?“

„Ich bin ein besserer Segler als Socrates Savas. Aber gegen seinen Sohn Theo habe ich keine Chance.“

Elias stieß einen Pfiff aus. „Theo Savas ist Socrates’ Sohn?“

Selbst er hatte von Theo Savas gehört. Jeder, der auch nur ein bisschen Ahnung vom Segeln hatte, kannte diesen Namen. Er hatte zu der Crew gehört, die für Griechenland bei den olympischen Spielen angetreten war. Bei mehreren America’s Cups war er mitgesegelt. Seine Einhandsegeltörns berührten die Herzen von Abenteurern auf der ganzen Welt. Schlank, muskulös und gut aussehend, ein Playboy ohne gleichen und – Elias’ Schwestern zufolge – die Verkörperung des idealen Griechen.

„Theo hat gewonnen“, sagte Aeolus. „Damit steht ihm das Haus zu … es sei denn, du bleibst für zwei Jahre als Geschäftsführer in der Firma.“

„Zwei Jahre!“

„So lange ist das nicht“, protestierte sein Vater.

Elias konnte es einfach nicht fassen. Sein eigner Dad bat ihn, einfach still sitzen zu bleiben und dabei zuzusehen, wie Socrates Savas das Unternehmen zerstückelte, für das er so hart gearbeitet hatte.

Er atmete tief ein. Zwei Jahre. Konnte er diesen Preis bezahlen? Hatte er nicht schon ganz andere Hindernisse überwunden? Außerdem ging es hier nicht nur um sein Leben, sondern um das seiner gesamten Familie.

Wie hätte er Nein sagen können?

„Na gut“, meinte er schließlich. „Ich bleibe.“

Sein Vater sah ihn freudestrahlend an und klopfte ihm auf den Rücken. „Ich wusste es!“

„Aber ich nehme keine Anweisungen von Socrates Savas entgegen. Er leitet diese Firma nicht.“

„Natürlich nicht“, erwiderte sein Vater erleichtert. „Das macht seine Tochter.“

Die neue Präsidentin von Antonides Marine International tat in dieser Nacht kein Auge zu.

Mit einem breiten Lächeln lag Tallie Savas bis in die Morgenstunden wach. In ihren Gedanken wirbelten die Möglichkeiten, die sich ihr jetzt auftaten. Endlich hatte ihr Vater eingesehen, dass sie gut in ihrem Job war.

Sie wusste, dass dies nicht einfach für ihn war. Socrates Savas war ein typisch traditioneller, sturer griechischer Vater – obwohl er sein Land bereits vor zwei Generationen verlassen hatte.

Er war der Ansicht, dass seine vier Söhne in seine Fußstapfen treten sollten. Seine einzige Tochter Thalia hingegen sollte zu Hause bleiben, Kleider nähen, Essen kochen, schließlich einen netten, hart arbeitenden Griechen heiraten und viele süße dunkelhaarige und dunkeläugige griechische Kinder haben, die auf Großvater Socrates’ Schoß spielen könnten.

Doch das würde nicht geschehen.

Oh, sie hätte durchaus geheiratet. Wenn Leutnant O’Malleys Flugzeug nicht vor sieben Jahren abgestürzt wäre, wäre es bestimmt zu einer Hochzeit gekommen. Dann wäre ihr Leben anders verlaufen.

Aber seit Brians Tod hatte sie niemanden mehr getroffen, der ihr Interesse weckte. Nicht, dass ihr Vater es nicht versucht hätte. Manchmal glaubte sie, er habe ihr jeden griechischen Junggesellen der Ostküste vorgestellt.

„Geh und kümmere dich um die Jungs“, sagte sie ihm immer wieder. „Du kannst Ehefrauen für sie aussuchen.“

Aber ihr Vater hatte nur leise vor sich hin gemurrt. Seine vier Söhne waren ein noch größeres Mysterium für ihn als seine Tochter. Denn so gerne sie ihm in die Geschäftswelt gefolgt wäre, so wenig interessierten sich Theo, George, Demetrios und Yiannis dafür.

Theo war ein Hochseesegler von Weltformat. Müsste er in einem Büro in der Stadt arbeiten, würde er sterben. Socrates hatte dafür kein Verständnis. Seiner Meinung nach trieb sich sein ältester Sohn einfach gerne auf Booten herum.

George war ein brillanter Physiker, der die Geheimnisse des Universums ergründete. Es fiel seinem Vater schwer zu begreifen, dass es tatsächlich Menschen gab, die Theorien über Strings erfanden.

Demetrios war ein bekannter Schauspieler. Sein Gesicht – und sein nackter Oberkörper – war kürzlich auf einem Plakat am Times Square abgebildet gewesen. Socrates hatte die Augen verdreht und gemurmelt: „Was wohl als Nächstes kommt?“

Yiannis, der jüngste der vier Brüder, hatte vor fünf Jahren sein Studium der Forstwirtschaft abgeschlossen. Mittlerweile lebte und arbeitete er auf der Spitze eines Berges in Montana!

Es war Tallie, die fest entschlossen war, die Geschäftswelt für sich zu erobern. Und sie hatte die Sturheit ihres Vaters geerbt. Nach ihrem Abschluss in Wirtschaftswissenschaften hatte sie einen Job als Buchhalterin in einer Tortilla Fabrik in Kalifornien angenommen. Und während sie dort war, hatte sie alles über Tortillas gelernt. Wie man sie herstellte, die tausend Arten, sie zu füllen, und wie man sie vermarktete. Anschließend hatte sie für einen Bäcker aus Wien gearbeitet, der ihr alles beibrachte, was er über Kuchen und Torten wusste. Seither war backen ihre Art, Stress abzubauen.

Vor achtzehn Monaten hatte sie einen Job beim größten Konkurrenten ihres Vaters angenommen. Ihre Hoffnung war es, ihr Vater würde davon erfahren.

Ihr Plan ging auf.

Vor zwei Wochen hatte er angerufen und sie zum Abendessen eingeladen.

Es klang wie ein unschuldiges Angebot, doch sie kannte ihren Vater seit einundzwanzig Jahren. Aber entgegen ihren Befürchtungen hatte er ihr keinen weiteren Junggesellen vorgestellt, sondern ihr einen Job angeboten.

„Einen Job“, wiederholte Tallie und bemühte sich, möglichst gelassen zu klingen. „Was für einen Job?“

Ihr Vater wartete, bis das Essen serviert wurde und antwortete dann mit der ihm eigenen Direktheit: „Ich habe gerade vierzig Prozent von Antonides Marine International gekauft. Sie bauen Boote. Als Hauptaktionär kann ich den Präsidenten bestimmen.“ Er hielt lächelnd inne. „Dich.“

„Mich?“ Tallies Stimme klang schrill. Sie blinzelte heftig.

Doch Socrates nahm Messer und Gabel in die Hand, zerteilte sein Paprikahühnchen und zuckte nur die Schultern. „Du hast immer gesagt, du willst ins Geschäftsleben eintreten.“

„Ja, aber …“

„Jetzt bist du drin.“

Tallie befeuchtete sich die Lippen. In ihrem Kopf wirbelten Möglichkeiten, Potenziale … und Panik. Sie versuchte, ihre Gedanken in Zaum zu halten. „Das kommt alles so plötzlich.“

„Bei den meisten guten Chancen ist das so. Also, was hältst du davon?“

„Ich …“ Ihre Zunge schien am Gaumen festzukleben.

Autor

Anne McAllister
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