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Der Arzt Gabe Deveraux scheint am Ziel seinen Träume zu sein. Er soll Maggie helfen! Sie will ein Kind, und bittet ihn, mit ihr zusammen die Formalitäten für eine künstliche Befruchtung zu besprechen. Gabe ist entschlossen, dieser hinreißenden Frau, die er schon lange begehrt, auf natürlichem Wege ein Baby zu schenken ...


  • Erscheinungstag 06.05.2017
  • ISBN / Artikelnummer 9783733777517
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Gabe Deveraux lief Maggie Calloway auf halber Treppe entgegen. „Danke, dass du gleich gekommen bist.“

Maggie sah die Feuerwehr wegfahren und betrachtete das rußgeschwärzte Haus am Strand. Sie trug ihre Arbeitskleidung: feste Stiefel, enge Jeans, ein langärmeliges Baumwoll-T-Shirt und eine offene Khakiweste mit aufgesetzten Taschen. Ihr Haar war honigblond und lockig. Ihre Augen waren von einem lebhaften Grün. „Was ist denn passiert?“, wollte sie wissen, nachdem sie Gabe ausführlich in Augenschein genommen hatte.

Er hatte sich noch nicht rasiert, seine Augen waren gerötet, und seine Kleidung war schmutzig und verknittert. Mit seinen eins achtzig überragte er Maggie um gut fünfzehn Zentimeter. „Hast du dich entschlossen, kochen zu lernen?“

Gabe schnitt eine Grimasse und raufte sich mit beiden Händen die Haare. „Ich weiß nicht genau, was passiert ist. Nach dem Dienst im Krankenhaus bin ich hierher gefahren, und da war die Feuerwehr schon am Löschen.“

„Es war alles meine Schuld.“ Penny Stringfield kam aus dem Schlafzimmer im ersten Stock. Sie war zierlich und rothaarig, trug eine Schwesterntracht und hielt einen Koffer in der Hand. „Ich hatte Suppe auf dem Herd und dann nicht mehr daran gedacht“, gestand sie. „Die Suppe verdampfte, dadurch wurde der Topf zu heiß und begann zu glühen. Und dann fing die Tapete Feuer, und ich habe die Feuerwehr alarmiert.“

Das schlechte Gewissen stand ihr ins Gesicht geschrieben, als sie ihren Koffer absetzte und Gabe umarmte. Maggies Miene drückte deutliches Missfallen aus, das ihm keineswegs entging.

„Es tut mir so Leid, Gabe“, hauchte Penny. Ihre Stimme klang noch rau von den vielen Tränen, die sie vergossen hatte. „Vor allem, nachdem du mich gestern Abend so nett aufgenommen hast. Ich weiß gar nicht, was ich ohne dich getan hätte.“

„Das war doch selbstverständlich“, wehrte Gabe bescheiden ab. Ihm war bewusst, dass Maggie die Situation wahrscheinlich völlig falsch deutete. Und so schob er Penny leicht von sich, sodass sie zu ihm aufblicken musste. „Du weißt doch, dass du jederzeit zu mir kommen kannst. Du musst jetzt nicht gehen, Penny. Also …“

„Also gar nichts“, schniefte Penny. „Ich ziehe ins Hotel.“

„Das brauchst du wirklich nicht.“

Gestern war sie vollkommen aufgelöst bei ihm aufgetaucht und hatte behauptet, dass ihr Mann Lane sie nicht mehr liebte. Sie war zwar nicht in der Lage gewesen, Gabe zu erklären, wie sie zu dieser Ansicht gelangt war, aber natürlich hatte er versucht, sie zu trösten.

„Doch.“ Penny wischte sich die Tränen ab und schnäuzte sich geräuschvoll. „Ich hätte dich überhaupt nicht mit meinen Eheproblemen belasten sollen. Und dein Haus habe ich auch noch ruiniert.“

Gabe war noch längst nicht davon überzeugt, dass die Ehe der Stringfields am Ende war. Penny und Lane waren seit fünf Jahren verheiratet, und bis jetzt hatte Gabe den Eindruck gehabt, dass sie sehr glücklich miteinander waren. Was auch immer da vorgefallen war, es konnte sich nur um ein Missverständnis handeln, das sich bestimmt bald in Wohlgefallen auflösen würde.

Er unternahm einen erneuten Versuch. „Penny, hör mal …“

„Lass nur.“ Penny trat einen Schritt zurück. „Wegen deiner Küche …“

„Das kriegen wir schon wieder hin“, sagte Maggie, die in der Zwischenzeit die Schäden mit dem professionellen Blick der Küchenausstatterin begutachtet hatte.

„Aber ich werde den Schaden auf jeden Fall bezahlen!“ Penny nahm ihre Reisetasche und ging zur Tür. „Wir sehen uns später im Krankenhaus.“

Gabe wartete, bis sie losgefahren war. Dann drehte er sich zu Maggie um. Er sah ihr genau an, was sie dachte, und meinte, sogar eine Spur Eifersucht in ihrer Miene zu entdecken. In jedem Fall schien sie die Situation zu missbilligen.

„Es ist nicht so, wie du denkst“, sagte er fast beschwörend. „Penny und ich haben nichts miteinander.“ Niemals würde er sich zwischen Penny und Lane drängen, so wie er es damals bei Maggie und seinem Bruder getan hatte. Maggie und Chase waren verlobt gewesen, und dass die Beziehung kurz vor der geplanten Hochzeit in die Brüche gegangen war, hatten sie Gabe zu verdanken.

Maggie zog einen kleinen Schreibblock aus einer ihrer Westentaschen. „Habe ich das etwa behauptet?“, gab sie kühl zurück, zückte einen Kugelschreiber und begann, sich Notizen zu machen.

„Das war auch nicht nötig.“ Gabe folgte ihr, während sie die Schäden in der Küche detailliert aufschrieb. Der größte Teil der Einrichtung und fast alle elektrischen Geräte mussten wohl ersetzt werden, das wurde ihm schnell klar. Als er das Fenster öffnen wollte, um frische Luft hereinzulassen, stellte er fest, dass die Fensterrahmen aus Metall durch die Hitze so sehr verformt waren, dass die Flügel klemmten.

Er öffnete die Hintertür. Frische Seeluft strömte herein. „Ich sehe dir doch an, dass du mir die Schuld gibst.“ Er atmete tief durch. „Aber Penny und ich haben kein Verhältnis, wir sind nur befreundet. Ich habe einfach nur versucht, sie zu beruhigen.“ Und sie wieder zur Vernunft zu bringen, fügte er in Gedanken hinzu.

„Gabe, du brauchst dich nicht vor mir zu rechtfertigen. Es geht mich schließlich nichts an, was du privat treibst.“ Maggie begutachtete die verrußte Küchendecke. „Wir sind nichts weiter als alte Freunde, die sich lange nicht gesehen haben.“

„Das liegt nicht an mir“, erwiderte Gabe. „Ich hätte nichts gegen eine etwas engere Beziehung einzuwenden.“ Sie hatten sich erst vor wenigen Wochen das erste Mal nach zwei Jahren wieder getroffen, und seitdem hatte er mehrmals versucht, Maggie einzuladen. Aber sie hatte jedes Mal eine Ausrede erfunden, warum sie unmöglich mit ihm ausgehen konnte.

„Deine Familie wäre wohl kaum begeistert.“

„Chase hat uns verziehen.“

„Chase vielleicht. Aber der Rest deiner Familie ist immer noch sauer auf mich, und ich kann es ihnen nicht einmal übel nehmen. Unsere kurze Affäre war wirklich mehr als peinlich. Ich finde, es gibt genügend Gründe, warum wir einfach nur lockere Freunde bleiben sollten.“

Gabe seufzte. Sie hatte ja Recht. Seine Eltern und Geschwister waren noch weit davon entfernt, ihr den vermeintlichen Treuebruch zu verzeihen. Aber das hatte nichts mit ihm zu tun. Er wollte Maggie immer noch, und er war davon überzeugt, dass es ihr auch nicht anders ging. Denn bei ihrem ersten Treffen nach all der Zeit hatten sie sich aus einem Impuls heraus leidenschaftlich geküsst.

„Zurück zu deiner Küche“, sagte Maggie jetzt in geschäftsmäßigem Ton und riss ihn damit aus seinen Träumen. „Was genau soll ich für dich tun?“

„Alles, was nötig ist, damit ich die Küche so bald wie möglich wieder benutzen kann.“ Gabe verschränkte die Arme vor der Brust. „Wie schnell schaffst du das?“

Das ist mal wieder typisch, dachte Maggie. Immer musste alles sofort passieren, vor allem, wenn jemand Geld hatte. Aber so leicht würde sie es ihm nicht machen. „Für die nächsten vier Monate bin ich praktisch ausgebucht“, sagte sie kühl.

Gabe fuhr sich durch sein schwarzes Haar. „Aber so lange kann ich unmöglich in diesem Zustand hausen! Ich werde verhungern.“ Er sah sie bittend an. „Kannst du denn keine Ausnahme machen?“

Sie redete sich ein, dass sie gegen diese verführerischen blaugrauen Augen und seine erotische Ausstrahlung immun war. Schließlich hatte sie schmerzlich am eigenen Leib erfahren, wie flüchtig sein Interesse an Frauen war. Daran hatte sich in der Zwischenzeit vermutlich nichts geändert. „Doch, das kann ich.“ Sie sah ihn herausfordernd an. „Aber dann kostet es dich das Doppelte.“

Gabe atmete erleichtert auf. „Einverstanden!“

Sie tat es selbstverständlich nur aus rein geschäftlichem Interesse und nicht, weil sie Gabe sehen wollte. Denn das würde die sexuelle Spannung zwischen ihnen nur verstärken, und das war nun wirklich nicht in ihrem Sinne. Deshalb hatte sie ja auch jede Begegnung mit ihm vermieden – bis vor einem Monat, als sie seinen Rat als Arzt gebraucht hatte.

Er war nach dem Anruf sofort zu ihr gekommen. Und später hatte er sie geküsst und damit wieder Gefühle aufgewühlt, gegen die sie sich mit aller Macht wehrte.

Mit seinem Bruder Chase hatte er sich schon vor einiger Zeit versöhnt, sodass er sich frei fühlte, wieder mit Maggie auszugehen. Aber sie wusste sehr gut, dass sie sich damit nur selbst unglücklich machen würde, und deshalb lehnte sie jede Einladung ab. Sie war nicht sehr darauf erpicht, dass Gabe ihr noch einmal das Herz brach.

„Ich schicke dir heute ein paar Leute für die gröbsten Arbeiten vorbei. Mehr kann ich im Moment nicht versprechen, weil wir gerade mitten in einem anderen Auftrag stecken.“

Gabe war mit dieser Auskunft nicht sehr zufrieden. „Kannst du da denn nicht irgendetwas machen?“

Maggies Handy klingelte, und während sie mit einem Kunden telefonierte, traf Gabes Bruder Chase ein, der inzwischen glücklich verheiratet war und nur knapp zwei Kilometer entfernt wohnte. Merkwürdig, dachte sie. Ihre Gefühle für ihn waren wie weggeblasen. Natürlich mochte sie ihn noch, so wie man einen alten Freund mochte, der inzwischen nicht mehr als ein flüchtiger Bekannter war. Wenn ich ihn jemals wirklich geliebt hätte, dann würde ich auch jetzt noch mehr für ihn empfinden, dachte sie. Damit war einmal mehr bewiesen, dass sie keine Ahnung von der Liebe hatte. Was für ein deprimierender Gedanke.

„Hallo, Maggie“, begrüßte Chase sie, als sie ihr Handy ausschaltete. „Was hältst du davon, wenn ich für Modern Man eine Vorher-nachher-Geschichte über die Renovierung von Gabes Küche schreibe? Das wäre doch eine erstklassige Werbung für dich.“

„Von mir aus“, sagte sie.

Chase gab die Zeitschrift selbst heraus und hatte sehr viel Erfolg damit, auch bei Frauen.

„Toll. Dann schicke ich euch eine Fotografin vorbei.“

Der Pieper an Gabes Gürtel meldete sich. „Entschuldigt mich einen Augenblick.“

Maggie und Chase gingen auf die Terrasse hinaus, damit Gabe ungestört telefonieren konnte. „Was ist eigentlich jetzt mit euch beiden?“, wollte Chase wissen. „Seid ihr zusammen?“

„Nein.“ Wir sind nicht mal Freunde, dachte Maggie. Denn diese andauernde erotische Spannung zwischen ihnen machte jede Nähe unmöglich.

„Schade. Ich hätte mir wirklich gewünscht, dass Gabe endlich seine Traumfrau findet. Und ich dachte immer, das bist du.“

„Dann hast du dich offenbar geirrt“, sagte Maggie schroff. Sie hatte nicht vergessen, wie schnell und mitleidlos Gabe sie damals hatte fallen lassen. „Aber ich bin sehr froh darüber, dass du mir nichts mehr nachträgst“, fügte sie aufrichtig hinzu.

Chase legte ihr die Hände auf die Schultern. „Ich will einfach nur, dass du glücklich wirst, Maggie. Und Gabe auch. So glücklich wie ich mit Bridget.“

Das wünschte Maggie sich auch, mehr als alles andere, aber mit Gabe würde dieser Wunsch sich nicht erfüllen.

Kurz darauf verabschiedete Chase sich, und Maggie holte ihren Laptop aus dem Wagen und ging damit ins Wohnzimmer. Zum Glück war die Feuerwehr schnell eingetroffen, sodass die anderen Räume unversehrt geblieben waren. Nur ein leichter Rauchgeruch hing in der Luft.

Gabe beendete gerade sein Gespräch. „Entschuldige. Es ging um eine Patientin, die gestern Abend eingeliefert wurde. Sie ist schätzungsweise in den Achtzigern und ziemlich verwirrt. Wir wissen nicht, wer sie ist. Deshalb haben wir uns mit der Polizei und der Vermisstenstelle in Verbindung gesetzt. Leider erfolglos.“

„Ihr könntet es über das Fernsehen versuchen“, schlug Maggie vor.

„Das werden wir wahrscheinlich auch tun müssen, wenn wir anders nicht weiterkommen. Da wir gerade dabei sind: Wie geht es dir eigentlich inzwischen?“

Maggie hatte gehofft, dass Gabe nicht damit anfangen würde. Es war schon schlimm genug, dass sie ihn überhaupt angerufen hatte. Und zu allem Überfluss war sie dann auch noch in seinen Armen zusammengebrochen. Nur weil er Mitleid mit ihr hatte, war es anschließend zu diesem dummen Kuss gekommen. Es war ihr immer noch peinlich, dass sie ihm damals ihr Innerstes, all ihre Ängste und Verletzungen offenbart hatte. Sie war normalerweise keine dieser schwachen Frauen, die sich nach der starken Schulter eines Mannes sehnen.

„Ich war bei dem Arzt, den du mir empfohlen hast.“

„Und?“ Gabe sah sie forschend an.

„Ich habe eine schwere Endometriose.“ Maggie verschränkte die Arme vor der Brust und sah Gabe an. „Wenn ich Kinder haben will, muss ich sehr bald schwanger werden.“

Gabe wusste für einen Moment nicht, was er sagen sollte. „Und wer ist der zukünftige Vater?“, wollte er dann wissen. Er gab sich betont gleichgültig.

Maggie war das Thema mehr als peinlich. „Das weiß ich noch nicht“, gestand sie. „Ich habe heute Nachmittag einen Termin bei der Samenbank.“

Gabe starrte sie an, als hätte sie sich in ein Monster verwandelt. „Soll das ein Witz sein?“

Maggie zuckte die Achseln. „Es gibt zwei Möglichkeiten: die herkömmliche Art und Weise oder eine anonyme Samenspende. Und da ich derzeit keinen Freund habe und die Zeit drängt …“

Sie sah Gabe an, dass er damit ganz und gar nicht einverstanden war. Aber zum Glück kam er nicht mehr dazu, ihr zu widersprechen, weil in diesem Moment Enrico, Manuel und Luis Chavez eintrafen. Die drei Brüder, alle in den Fünfzigern, hatten schon für Maggies Eltern gearbeitet und waren jetzt, nach deren Tod vor einem Jahr, praktisch ihre einzige „Familie“. Und so verhielten sie sich auch.

„Dr. Deveraux“, stellte Maggie die Brüder vor.

„Wir wissen, wer er ist“, sagte Luis Chavez kühl und betrachtete Gabe voller Abneigung.

Maggie erklärte den Männern, was zu tun war.

„Und was ist mit der Küche von Hegameyers?“

„Sie sind damit einverstanden, dass wir den Termin verschieben. Ich habe ihnen einen Rabatt zugesagt. Sie zahlen nur die halbe Arbeitszeit. Aber keine Angst“, fügte Maggie hastig hinzu. „Dafür wird Dr. Deveraux uns den doppelten Preis zahlen. Letzten Endes profitieren wir also davon.“

„Klingt gut“, meinte Enrico, und seine Brüder nickten.

„Ich muss los“, verkündete Maggie, und bevor Gabe sie aufhalten konnte, lief sie schon die wenigen Stufen hinunter zu ihrem Wagen.

„An dieser Schnapsidee sind nur Sie schuld“, beschuldigte Manuel Gabe unter dem beifälligen Nicken seiner Brüder, nachdem Maggie weggefahren war.

„Was?“, fragte Gabe verblüfft. „Das ist ja wohl nicht Ihr Ernst.“

„Ohne Sie wäre Maggie schon seit zwei Jahren mit Ihrem Bruder verheiratet und hätte wahrscheinlich ein Kind. Dann hätte sie diesen ganzen Stress jetzt nicht. Wenn Sie einen Funken Anstand im Leib haben, heiraten Sie Maggie selbst.“

„Was willst du denn hier?“ Maggie rutschte zur Seite, um Gabe Platz zu machen.

„Ich dachte, ich könnte dir vielleicht bei der Auswahl des künftigen Vaters helfen.“

Maggie sah ihn von der Seite an. „Heißt das, dass du auf einmal nichts mehr gegen eine Samenspende hast?“

Gabe hob die Schultern. „Es geht hier nicht um meine Einstellung“, gab er zurück. „Die Entscheidung liegt bei dir. Ich wollte dir einfach nur helfen.“

Das klang aufrichtig, aber trotzdem hatte Maggie das Gefühl, dass Gabe nicht mit ihrem Plan einverstanden war. Und er war ja nicht der Einzige. Alle Menschen aus ihrem Umfeld, die davon wussten, rieten ihr, nichts zu überstürzen. Vielleicht würde sie ja doch noch ihrer großen Liebe begegnen. Aber es war ja nicht so einfach, einen Mann fürs Leben zu finden. Bis jetzt hatte sie nur einen Mann getroffen, mit dem sie sich eine gemeinsame Zukunft vorstellen konnte, und das war Gabe.

Aber solche Überlegungen waren müßig, denn Gabes Interesse an Frauen ließ immer sehr schnell nach, meist schon nach wenigen Wochen. Vor allem hatten es ihm Frauen angetan, die in irgendwelchen Schwierigkeiten steckten, so wie jetzt Penny Stringfield. Maggie selbst hatte ja auch einmal dazugehört, damals, als sie plötzlich vor der geplanten Hochzeit Zweifel bekam, ob sie Chase wirklich heiraten sollte.

Der Einzige, der etwas von ihrer inneren Zerrissenheit gemerkt hatte, war Gabe gewesen. Er hatte bald gesehen, dass sie Chase so wenig liebte wie Chase sie. Aber sie hatte nicht gewusst, wie sie das ihrer Umgebung und vor allem Chase beibringen sollte. Und so hätte sie ihn sehr wahrscheinlich trotz ihrer Zweifel und Bedenken geheiratet – um sich dann irgendwann von ihm scheiden zu lassen. Davor hatte Gabe sie bewahrt.

Er hatte ihr geholfen, die ganze Aufregung nach dem Bruch mit seinem Bruder durchzustehen, und war sogar mit ihr ausgegangen. Bald darauf hatte er mit ihr Schluss gemacht. Sie war sehr enttäuscht und unglücklich gewesen, denn sie hatte sich wirklich in ihn verliebt. Aber er hatte natürlich Recht. Seine Familie hätte das niemals verstanden, und sie hätten alles nur noch schlimmer gemacht.

In den letzten beiden Jahren hatten sie sich nur selten gesehen, und dann geschah es rein zufällig. Das änderte sich erst vor vier Wochen, als Maggie ihn anrief, um sich seinen medizinischen Rat zu holen. Daraufhin besuchte er sie in ihrem Haus am Strand, und eines führte zum anderen. Auf einmal lag sie schluchzend in seinen Armen, und dann küssten sie sich voller Leidenschaft.

Seitdem waren drei Wochen vergangen, und Maggie musste immer noch an diesen Kuss denken. Gabe hatte Gefühle in ihr geweckt, wie es nie ein Mann zuvor geschafft hatte. Und danach wusste Maggie, dass sie sich niemals in einen anderen Mann als Gabe Deveraux verlieben könnte. Leider erwiderte er ihre Gefühle nicht. Deshalb hatte sie sich zu einer künstlichen Befruchtung entschlossen.

Gabe wollte zwar mit ihr ausgehen, aber das war typisch für ihn. Sobald sie ihre gegenwärtige Krise überwunden hatte, würde er zur nächsten Frau weiterwandern.

Er hatte sie schon einmal sitzen lassen, wenn auch aus selbstlosen Gründen, um die Gefühle seines Bruders und seiner Familie nicht zu verletzen. Noch einmal wollte sie das nicht herausfordern.

Er tat das alles sicher nicht aus böser Absicht. Wenn ihm eine Frau über den Weg lief, die gerade irgendwelchen Kummer hatte, handelte er ganz spontan, ohne darüber nachzudenken, was danach kam. Aber jetzt ging es nicht um Gabe, sondern um sie und ihr zukünftiges Kind.

Sie nickte widerstrebend. „Wenn du meinst.“

Wenige Minuten später saßen sie dicht nebeneinander in einem kleinen gemütlichen Raum und blätterten den Ordner mit den verschiedenen Samenspendern durch.

„Hier, der klingt gut“, sagte Maggie. „Eins neunzig, knapp neunzig Kilo, blond, blaue Augen.“

„Aber in seiner Familie gibt es Arthritis“, wandte Gabe ein.

„Und was hältst du von dem? Eins achtzig, braune Haare, grüne Augen, Akademiker.“

„Eine seiner Tanten ist an Brustkrebs gestorben.“

Maggie schüttelte gereizt den Kopf. „Vermutlich hat jeder irgendwelche Verwandte, die an irgendetwas gestorben sind.“

Gabe lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Es wäre etwas anderes, wenn du dich verliebt hättest“, meinte er. „Dann müsstest du die Sache einfach dem Zufall überlassen. Aber da du es selbst in der Hand hast, wer der Vater deines Kindes wird, sollest du deine Wahl sehr sorgfältig treffen.“

Er hatte ja Recht. Maggie blätterte noch eine Weile weiter in dem reichhaltigen Angebot und gab seufzend auf. „Woher wissen wir überhaupt, ob das alles wahr ist?“

„Keine Ahnung.“ Gabe zuckte die Achseln. „Du musst es wohl glauben. Etwas anderes bleibt dir gar nicht übrig.“

„Möglicherweise geben die Männer auch nicht alles an.“

„Das ist sogar sehr wahrscheinlich“, pflichtete Gabe ihr bei. „Entweder, weil sie es nicht wissen, oder weil sie fürchten, dass man sie sonst nicht in die Samenspender-Kartei aufnimmt.“

„Sehr hilfreich“, bemerkte Maggie sarkastisch.

Aber Gabe blieb ungerührt. „Du hast damit angefangen. Außerdem dachte ich, dass du meinen medizinischen Rat willst.“

Ganz stimmt das nicht, dachte sie. Eigentlich hatte sie ihn überhaupt nicht hier haben wollen. Andererseits war eine anonyme Samenspende immer ein Risiko.

Es klopfte, und eine Krankenschwester steckte den Kopf durch die Tür. „Na, haben Sie sich schon entschieden?“, fragte sie lächelnd.

„Nein“, erwiderte Maggie.

„Noch nicht mal annähernd“, fügte Gabe hinzu.

„Dann müssen Sie sich leider einen neuen Termin geben lassen“, meinte die Schwester. „Wir schließen in fünf Minuten.“

„Und was machen wir jetzt?“, fragte Gabe kurz darauf auf dem Parkplatz.

„Was du tust, weiß ich nicht. Aber ich fahre jetzt zu deinem Haus und sehe nach, wie es mit den Arbeiten vorwärts geht.“

Gabe folgte ihr mit seinem Sportwagen. Als sie vor seinem Haus anhielten, war es fast sechs Uhr. Die Küche war bereits komplett ausgeräumt, sodass die Renovierungsarbeiten beginnen konnten.

„Du willst es vermutlich wieder so haben, wie es vorher war“, meinte Maggie.

Gabe sah sich um. „Ich überlege, ob ich nicht die Gelegenheit nutzen sollte und die Mauer zum Wohnzimmer einreißen lasse, um den Raum großzügiger zu gestalten.“

Maggie runzelte die Stirn. Der Auftrag würde wesentlich mehr Zeit in Anspruch nehmen, als sie eingeplant hatte. „Das wird aber ziemlich teuer“, warnte sie, in der Hoffnung, ihn damit abzuschrecken. Doch sie hatte Pech.

„Das macht nichts.“

Maggie blickte zu ihm auf. „Außerdem ist es viel aufwändiger. Und wir würden uns ziemlich oft sehen.“

„Ich habe nichts dagegen.“

Sie wandte sich ab. „Du schuldest mir nichts, Gabe.“

„Vielleicht bin ich da anderer Ansicht.“

Sie drehte sich wieder zu ihm um. „Du hast mit Enrico, Luis und Manuel gesprochen“, sagte sie ihm auf den Kopf zu. Sie hätte die Männer nicht miteinander allein lassen sollen. Die drei Brüder hatten Gabe nie verziehen, dass er Maggies geplante Hochzeit mit Chase verhindert hatte.

Gabe wusste, dass es keinen Zweck hatte, sie anzulügen. „Ja. Und sie haben Recht. Wenn ich mich nicht eingemischt hätte, wärst du längst verheiratet und hättest wahrscheinlich auch ein Kind.“

Maggie verdrehte die Augen. „Die drei haben sich schon immer als meine Beschützer aufgespielt, und seit dem Tod meiner Eltern ist es noch schlimmer geworden. Am besten kümmerst du dich gar nicht um sie.“

„Sie möchten eben, dass es dir gut geht, und wünschen dir deshalb ein Kind und einen Mann dazu.“

Maggie starrte auf ihre Arbeitsstiefel. „Alles auf einmal geht nicht.“

„Und wenn doch?“ Gabe war mit drei schnellen Schritten bei ihr und legte ihr die Hände auf die Schultern. „Überleg es dir noch einmal.“

Ihr Herz fing an zu rasen, und ihre Kehle war auf einmal wie zugeschnürt. „Das kann ich mir nicht leisten.“

„Und warum nicht?“, wollte er leise wissen.

Sie holte tief Luft und entzog sich dann entschlossen seinem Griff. „Weil es in den nächsten Tagen passieren muss“, erklärte sie. „Wahrscheinlich klappt es nicht gleich beim ersten Versuch. Deshalb kann ich keine Zeit verschwenden.“

„Ich verstehe.“ Das klang zögernd.

„Aber?“

„Die Idee mit dem anonymen Samenspender gefällt mir trotzdem nicht.“

Maggie wollte, dass er endlich damit aufhörte. „Und was spricht deiner Meinung nach dagegen?“

„Ich fände es einfach besser, wenn du den Vater deines Kindes kennen würdest.“

Das wäre ihr auch lieber gewesen, aber es war eben nicht möglich. Sie schüttelte den Kopf. „Was schlägst du also vor? Eine Umfrage nach dem Motto: Entschuldigen Sie, aber ich suche zufällig einen Vater für mein Kind. Hätten Sie nicht Lust, sich zur Verfügung zu stellen? Wer würde da wohl ja sagen?“

„Ich“, sagte Gabe.

Es dauerte eine Weile, bis Maggie sich von ihrer Verblüffung erholt hatte. „Ich finde es ja großartig, dass du den guten Samariter von Charleston spielst und allen in Not geratenen Frauen zu Hilfe eilst. Aber das geht einfach zu weit.“

„Willst du nicht wenigstens darüber nachdenken?“ Gabe war selbst überrascht, wie sehr ihn ihre Ablehnung getroffen hatte. Die Idee war ihm gerade erst gekommen. Bisher hatte er sich noch nicht einmal Gedanken gemacht, ob er überhaupt jemals Kinder haben wollte – und Maggie hatte bei diesen Überlegungen schon gar keine Rolle gespielt.

Autor

Cathy Gillen Thacker
Cathy Gillen Thackers erster Schreibversuch war eine Kurzgeschichte, die sie in der Mittagsstunde ihrer Kinder zu Papier bringen wollte. Monate später war ihre Kurzgeschichte auf Buchlänge angewachsen und stellte sich als Liebesroman heraus. Sie schrieb sechs weitere Romane, bevor ihr achter von einem Verlag angenommen und 1982 veröffentlicht wurde.

Seitdem hat...
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