Es soll für immer sein

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  • Erscheinungstag 11.10.2017
  • ISBN / Artikelnummer 9783733753634
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Was, zum Teufel, soll das bedeuten?“

Eine ärgerlich klingende männliche Stimme unterbrach unsanft Ginnys Träumereien. Gleichzeitig flog ihre Bürotür auf. Zu Tode erschrocken sprang Ginny von ihrem Schreibtischstuhl hoch.

Der Eindringling war ein südländischer Typ Anfang dreißig. Er hatte kurzes schwarzes, lockiges Haar, ausgeprägte Wangenknochen und eine gerade Nase. Unter normalen Umständen hätte sie ihn sicherlich äußerst attraktiv gefunden, doch plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie mit dem Fremden ganz allein in diesem kleinen Bürotrakt war.

Vielleicht würde Ginny später der Polizei eine genaue Beschreibung geben müssen, also fuhr sie in ihrer Betrachtung des Eindringlings fort: Er hatte dunkle Augen, war groß, schlank und trug ein blau-weiß gestreiftes Hemd zu einem schicken hellen Leinenanzug.

Nun, wie ein Räuber sieht er nicht aus, entschied Ginny. Eher wie ein Mafioso. Doch das ist natürlich Unsinn, schalt sie sich gleich darauf. Was sollte die Mafia von einer kleinen Vorstadtfirma wie Sullivan’s schon wollen? Schutzgeld? Sie hatten kein Geld, so einfach war das. Trotzdem, während sie seine kräftige Gestalt und seine bedrohliche Miene betrachtete, wuchs ihre Angst.

Warum war sie nicht um halb sechs nach Hause gegangen wie der Rest der kleinen Belegschaft? Schließlich hatte sie nicht mehr gearbeitet, sondern nur dagesessen und über die finanziellen Schwierigkeiten der Firma ihres Vaters nachgegrübelt. Wenn es ihnen nicht gelang, innerhalb der nächsten Wochen die Außenstände deutlich zu reduzieren, hatten sie von Anfang an keine Chance, die anderen drängenden Probleme anzugehen, mit denen sie wie aus heiterem Himmel konfrontiert worden waren.

Und nun musste sie auch noch mit diesem feindseligen Typ fertig werden. Ginnys Gefühl sagte ihr, dass sie sich mit ihm bestimmt nicht zivilisiert unterhalten, geschweige denn ihn davon überzeugen konnte, sich von dem Grundstück ihres Vaters zu entfernen.

Irgendwie brachte sie es dann aber doch fertig, unverbindlich zu lächeln und ruhig zu fragen: „Kann ich Ihnen helfen?“ Vielleicht hatte er sich ja in der Adresse geirrt.

„Wo ist Leo Sullivan?“ Er hatte sich also nicht geirrt. Trotzdem war Ginny von der Stimme des Fremden beeindruckt: Sie war dunkel, weich wie Samt und wies eine Spur von Akzent auf.

„Ich fürchte, mein Vater ist nicht zu sprechen“, erwiderte Ginny und versuchte den Anblick ihres Vaters zu verdrängen, wie er so elend im Krankenhaus gelegen hatte. „Während seiner Abwesenheit bin ich hier verantwortlich“, fügte sie hinzu. „Außerdem haben wir schon geschlossen. Aber wenn Sie morgen früh noch einmal …“

„Ich komme wegen meiner Bestellung: Weinranken, scharlachfarbene Cannablüten, zwei Granatapfelbäume und fünfundzwanzig Blumengestecke als Tischdekoration“, unterbrach er sie anmaßend. „Wissen Sie, meine liebe Miss Sullivan, nackte Wände sind nicht gerade das, was das neue Outfit meines Restaurants Corfu ausmachen sollte. Was aber noch wichtiger ist: Ohne die Tischdekorationen mit den integrierten Lampen muss das Restaurant heute Abend geschlossen bleiben. Es mag Sie überraschen, aber unsere Gäste möchten gern sehen, was sie essen!“

Sein Ton trug absolut nichts dazu bei, Ginnys Unbehagen abzuschwächen. Im Gegenteil, bei der Erwähnung seines Restaurants begannen in ihrem Kopf alle Alarmglocken zu schrillen.

Nervös strich sie sich ihr volles goldbraunes Haar hinter die Ohren. Verdammt, also hatte Duncan doch recht gehabt, und Ginnys erster und einziger Plan, Sullivan’s aus den roten Zahlen zu bringen, war nach hinten losgegangen. Dabei hatte sie der Steuerberater ihres Vaters noch davor gewarnt, Barzahlung bei Lieferung zu verlangen, statt Rechnungen mit einem Monat Zahlungsfrist auszustellen.

Vielleicht war sie wirklich zu voreilig gewesen. Vorhin hatte nämlich Sam, der die Bestellungen auslieferte, sie telefonisch davon in Kenntnis gesetzt, dass der Manager des Restaurants Corfu die Lieferung nicht sofort bar bezahlen konnte. Daraufhin hatte Ginny angeordnet, die Sachen wieder zurück ins Lager zu bringen. Aber wie hatte sie auch wissen sollen, was alles von dieser Blumendekoration abhing!

„Ach, fast hätte ich es vergessen! Sie verlangen ja jetzt Bezahlung im Voraus.“ Mit einer ungeduldigen Bewegung zog der Fremde ein Bündel Geldscheine aus der Jackentasche und hielt es ihr hin.

Als Ginny es nahm, berührten ihre Finger eine Sekunde seine warme Haut, und es durchzuckte Ginny wie bei einem Stromschlag. Sie schluckte und starrte die nagelneuen Banknoten an.

„Was ist jetzt mit meiner Bestellung?“, fragte er barsch.

„Nun, unter diesen Umständen werde ich sehen, was ich tun kann.“ Ginny fügte sich ins Unabänderliche. Sie bedachte den Mann mit einem genervten Blick, nahm einen Schlüssel vom Haken und ging ohne Eile über den Hof zu dem kleinen Lagerhaus.

Nachdem sie aufgeschlossen und Licht gemacht hatte, fragte er: „Wo sind meine Sachen?“

„Dort hinten, ganz oben im Regal“, meinte Ginny. Als der Mann laut seufzte, fügte sie schnippisch hinzu: „Dies alles wäre nicht passiert, wenn Sie unsere Zahlungsbedingungen akzeptiert und gleich bar bezahlt hätten.“

„Ihre neuen Zahlungsbedingungen“, betonte er arrogant. „Von denen ich als Eigentümer des Restaurants keine Ahnung hatte, weil ich erst seit wenigen Stunden aus Athen zurück bin.“ Er sah sie scharf an. „Was denkt sich mein alter Freund Leo eigentlich dabei? Will er sich selbst in den Bankrott treiben, indem er weniger attraktive Zahlungsbedingungen anbietet als seine Konkurrenten? Und das auch noch, ohne vorher darüber zu informieren?“

Sein Blick und seine Kritik trieben Ginny die Schamesröte ins Gesicht. „Es war meine Idee“, musste sie zugeben. „Mein Vater hat mir die Geschäftsführung während seiner Abwesenheit übertragen.“

„Abwesenheit?“ Er runzelte die Stirn.

Ginny schwieg. Sie hatte nicht die Absicht, diesen Fremden darüber zu informieren, dass ihr Vater wegen eines aufgebrochenen Magengeschwürs hatte notoperiert werden müssen und sich nur langsam erholte.

„Nun, dann kann ich nur hoffen, dass Leo bald wieder die Zügel in die Hand nimmt, sonst wird er es bitter bereuen.“

Ehe sie etwas auf diese arrogante Bemerkung erwidern konnte, fuhr er fort: „So, und nun hätte ich gern meine Bestellung – jetzt!“

Ginny ging zu einem der Regale. Gerade, als sie den obersten Karton etwas zur Seite schob, um ihn besser herunterheben zu können, kam ihr eine dicke schwarze Spinne entgegengelaufen. Ginny ließ den Karton los und schrie so laut, dass es von den Wänden widerhallte. Schon als Kind hatte sie sich vor Spinnen gefürchtet, doch hier in dem engen Raum brach sie in Panik aus.

Sie drehte sich um und wollte davonlaufen, als sie gegen eine muskulöse Brust prallte und starke Hände sie bei den Schultern packten.

„Bleiben Sie hier, sie ist weg“, sagte er ruhig.

„Ich kann Spinnen nicht ausstehen“, brachte sie zitternd heraus.

„Sie sind ja richtig außer sich …“ Ihr Kunde schien seine Eile vergessen zu haben, denn seine Hände ruhten immer noch auf ihren Schultern. Dann ließ er sie los. „Ich glaube, Sie warten besser im Hof. Ich werde jetzt nur die Tischdekorationen mitnehmen, der Rest kann morgen geliefert werden.“

Ginny zitterte immer noch und erhob keine Einwände. „Ich gehe inzwischen ins Büro und stelle Ihnen die Quittung aus.“

Nur weg von ihm, dachte sie, während sie über den Hof lief. Der Fremde hatte sich zwar nicht lustig gemacht über ihre Panik, aber sein ganzes Auftreten war so dominant und männlich, dass sie sich in seiner Gegenwart nicht recht wohl fühlte – zumindest nicht in so engen Räumen.

Sie setzte gerade ihre Unterschrift unter die Quittung, als er wieder ins Büro kam. Ginny wollte ihm das Papier reichen, da musste sie entsetzt feststellen, dass er hinter den Schreibtisch getreten war und die lange Liste der offen stehenden Posten durchlas, die der Buchhalter Duncan jede Woche erstellte.

„Bitte!“ Ginny wurde rot, hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, ihrem Ärger über seine Einmischung Luft zu machen, und der Erkenntnis, dass sie ihn kein zweites Mal vor den Kopf stoßen durfte, wollte sie ihn als Kunden nicht verlieren. „Das ist vertraulich!“

Er sah sie eindringlich an. „Jetzt ist mir auch klar, warum Sie die Zahlungsbedingungen geändert haben.“

„Das wäre nicht nötig gewesen, wenn alle Kunden rechtzeitig bezahlen würden“, entgegnete sie bissig.

„Genau“, stimmte er kühl zu. „Aber man sollte bei den notorischen Spätzahlern anfangen und bei den großen Firmen, und die kleinen Restaurants in Ruhe lassen.“

„Danke für den Ratschlag. Sagten Sie nicht, Sie hätten es eilig?“

„Ich sehe, Sie besitzen ein gutes Gedächtnis“, erwiderte er und steckte die Quittung ein. „Vielleicht besteht doch noch Hoffnung für Sie im Geschäftsleben. Kommen Sie mit mir nach London, und wir werden es beim Abendessen besprechen.“

Ginny starrte ihn sprachlos an. Was bildete sich dieser arrogante Kerl ein? Glaubte er, unwiderstehlich zu sein?

„Nein, danke. Ich habe schon etwas vor“, brachte sie schließlich heraus. Das war keine Lüge, denn Ginny hatte vorgehabt, noch einmal zu Hause über die desolate Lage der Firma nachzudenken und zu versuchen, eine Lösung dafür zu finden. „Und nun möchte ich gern das Büro abschließen.“

Langsam ließ er seinen Blick über ihre Gestalt gleiten. „Ich gebe Ihnen zehn Minuten, sich fertig zu machen“, meinte er dann.

Ginny war genervt, fühlte sich erschöpft und wollte nur eins: in ihr friedliches Vaterhaus heimkehren. „Ich habe nicht die Absicht, mit Ihnen irgendwohin zu gehen.“

„Nicht einmal, um Geschäftliches zu besprechen? Ich beabsichtige, meine Firmeninteressen auszudehnen und brauche Ihren neuesten Katalog und die Preislisten von sämtlichen Produkten, die Sie führen.“ Obwohl er ganz ruhig gesprochen hatte, befürchtete Ginny, dass hinter seinen Worten die Drohung steckte, ihn als Kunden bei einer Weigerung womöglich zu verlieren.

Langsam zählte sie bis zehn, um sich zu beruhigen. „Ich verstehe“, erwiderte sie dann. „Und wie kann ich sicher sein, dass Sie der sind, für den Sie sich ausgeben? Ich weiß ja noch nicht einmal Ihren Namen!“

„Ich heiße Anastasi, Vorname Steel.“ Er hob die Schultern. „Wenn Ihre Unterlagen ordentlich geführt sind, finden Sie dort meinen Namen, nicht nur als Eigentümer vom Corfu, sondern auch noch von anderen Restaurants in England.“

Anastasi? Irgendwie kam ihr dieser Name bekannt vor.

Während sie noch überlegte, fragte er ungeduldig: „Wollen Sie nun mit mir unsere weitere Geschäftsbeziehung besprechen oder nicht?“

Ginny wusste, sie hatte keine Wahl. „Gut, ich glaube, ich kann meine Pläne verschieben.“

„Ausgezeichnet.“ Er lächelte freundlich. „Darf ich dann vorschlagen, Sie holen die Prospekte und ziehen sich um, Miss Sullivan? Falls wir nämlich nicht in kürzester Zeit nach London fahren, wird das Corfu heute dunkel bleiben müssen.“

Ginny seufzte ergeben. „Warten Sie im Hof auf mich, ich bin gleich zurück.“ Nachdem sie Büro und Lager abgeschlossen hatte, ging sie die wenigen Schritte über den Hof und angrenzenden Garten zu ihrem Haus, wo sie mit ihrem Vater wohnte. Bevor sie sich umzog, ließ sie sich telefonisch vom Manager des Corfu bestätigen, dass der Eigentümer, Steel Anastasi, geschäftlich unterwegs war, um die Tischdekoration persönlich abzuholen.

Zufrieden mit dieser Auskunft, wandte sich Ginny ihrem Kleiderschrank zu. Da sie Mr. Anastasi nicht zu lange warten lassen wollte, entschied sie sich kurzerhand für einen kurzen marineblauen Rock, der ihre langen, schlanken Beine betonte, und ein dazu passendes blau-weiß gestreiftes Top. Dazu wählte sie flache dunkelblaue Schuhe. Nachdem sie noch die Prospekte herausgesucht hatte, nahm sie ihre Handtasche und ging zu Mr. Anastasi, der an seinem Sportwagen, einem Lotus Carlton, lehnte.

„Ich habe so schnell gemacht, wie ich konnte“, stieß Ginny außer Atem hervor, während sie auf dem Beifahrersitz Platz nahm.

„Erstaunlich“, kommentierte Mr. Anastasi mit seidenweicher Stimme. Seine Augen, schwarz wie Onyx, funkelten, als er den Motor anließ und losfuhr. „Aber auch wenn Sie doppelt so lange gebraucht hätten: Jeder Gentleman hätte Ihnen verziehen, bei der Mühe, die Sie sich gegeben haben.“

Ginnys graue Augen weiteten sich. „Ich versichere Ihnen, Mr. Anastasi, dass ich …“, begann sie hitzig. Doch dann bemerkte sie, dass sich das Grübchen an seinem Mund vertiefte, und wusste, dass er sie bewusst provozieren wollte.

„Steel“, meinte er knapp und sah lächelnd, dass sie rot geworden war. „Da dies vielleicht der Beginn einer langen und fruchtbaren Verbindung zwischen uns ist, würde ich es vorziehen, Sie nennen mich beim Vornamen.“

2. KAPITEL

„Steel – Stahl?“ Ginny schnaubte. „Was ist das denn für ein Name?“

„Eine Abkürzung des griechischen Originals. Offenbar haben die Zungen Ihrer Landsleute Schwierigkeiten mit Stylianos. Haben Sie Probleme damit, mich Steel zu nennen?“

„Nicht im Geringsten“, erwiderte sie schnippisch.

„Und Sie sind natürlich Ginette.“

Überrascht rutschte sie auf ihrem Sitz herum. Offensichtlich war er wirklich ein Freund ihres Vaters, da er ihren richtigen Namen kannte. „Ich ziehe Ginny vor“, meinte sie knapp.

„Ginny“, wiederholte er andächtig.

Sie konnte nicht verhindern, dass es ihr den Rücken hinunterrieselte. Die Art, wie er ihren Namen aussprach, hatte etwas Verführerisches …

„Also, Ginny“, fuhr Steel fort, „was hat Leo Sullivan dazu veranlasst, das Ruder aus der Hand zu geben?“

Sie seufzte. Es war erst vier Tage her, seit ihr Vater ihr die Geschäftsführung übertragen hatte, doch es schien so, als hätte Ginny die Firma in dieser kurzen Zeit noch mehr in die roten Zahlen gebracht. Trotzdem wollte sie Steel diese Überlegungen keinesfalls auf die Nase binden.

Wieder seufzte sie. Wenn wenigstens Howard hier in Taychapel geblieben wäre, um ihr seelischen Beistand zu leisten! Doch sie konnte es ihrem Verlobten wohl kaum ankreiden, dass er ihre ursprünglich gemeinsam geplante Reise nach Rom allein angetreten hatte.

„Dad ist im Krankenhaus – mit durchbrochenem Magengeschwür“, sagte sie schließlich.

„Was? Wann ist das passiert? Ist sein Zustand ernst?“, fragte Steel besorgt.

„Vor vier Tagen. Ich war gerade erst wieder eine Woche zu Hause, da brach er nach dem Frühstück zusammen und wurde sofort notoperiert. Der Oberarzt meint, Dad sei jetzt außer Gefahr, doch immer noch sehr krank. Er braucht unbedingt Ruhe.“

„Keine leichte Angelegenheit für eine Studentin, die Führung einer Firma zu übernehmen“, erwiderte Steel. „Nach allem, was ich weiß, steht es ziemlich schlecht mit dem Unternehmen.“

„Ich habe mein Studium abgeschlossen“, korrigierte sie und war überrascht, dass er nicht nur über ihre Existenz informiert war, sondern auch wusste, dass sie Bibliothekswissenschaft studiert hatte. „Ich bin zuversichtlich“, fuhr sie fort, „dass ich die Dinge in den Griff bekomme. Es sei denn, es werden Gerüchte in die Welt gesetzt, Sullivan’s sei zahlungsunfähig. Das wäre unser Ruin.“

„Das ist er auch, wenn Sie Geldforderungen mit Drohungen einzutreiben versuchen.“ Er sah sie kurz an. „Großer Gott, Ginny, Sie gefährden den guten Ruf der Firma, den Leo in all den Jahren aufgebaut hat. Schade, dass Buchhaltung nicht zu Ihren Studienfächern gehört hat!“

Frustriert sah sie aus dem Fenster und beobachtete den dichten Verkehr. Im Grunde hatte Steel ja recht. Sie hätte in Taychapel bleiben und das Geschäft ihres Vaters von der Pike auf lernen sollen, statt auf die Universität zu gehen. Doch ihr Vater, der selbst keine gute Schulausbildung erhalten hatte, hatte darauf bestanden, dass seine einzige Tochter es einmal besser haben sollte.

So hatte Ginny im Alter von zweiundzwanzig Jahren zwar ein Diplom in der Tasche, aber keinen Schimmer davon, wie sie Sullivan’s aus dem Dreck ziehen konnte. Gegenüber diesem Typen hier würde sie jedoch nichts davon verlauten lassen. Nicht nach diesen unqualifizierten Äußerungen über ihr Studium!

Der Rest der Fahrt verlief schweigend. Schließlich hielten sie vor dem Restaurant mitten im Londoner Theaterviertel.

Ein schnurrbärtiger Mann in mittleren Jahren stürzte ihnen entgegen. „Kyrie Anastasi – doxa to Theo – Gott sei Dank!“

„Immer mit der Ruhe, Kostas! Ich habe nicht nur diese hübsche Lady hier mitgebracht, sondern auch deine Tischdekorationen. Bitte lade den Wagen aus, Miss Sullivan und ich haben etwas zu besprechen.“

Im Restaurant stellte Ginny fest, dass es hier trotz der vorhandenen Wandlampen ziemlich dunkel war. Kein Wunder, dass Steel unbedingt die Tischdekorationen mit den integrierten Lichtern haben wollte, dachte sie und fühlte sich sehr unbehaglich. Und was sollten überhaupt die Bemerkungen über ihr hübsches Äußeres! Sie wusste genau, dass sie aussah wie das typische Mädchen von nebenan: durchschnittliche Figur, durchschnittliches Gesicht. Nur ihr Verstand war, wenn man Steel fragte, offensichtlich unterdurchschnittlich!

Eine Stunde später hatte sich ihr Befinden nicht gebessert. Sie saßen in einem kleinen Büro hinter dem Restaurant, und alles, was Steel tat, war, in den Katalogen zu blättern und Ginny Fragen zu stellen, die sie nicht beantworten konnte.

„Hören Sie“, meinte sie schließlich erschöpft, „wenn Sie Dad so gut kennen, wissen Sie auch, dass Duncan schon über fünfzehn Jahre lang die Buchhaltung meines Vaters betreut. Ich habe mir Ihre Fragen aufgeschrieben, werde mit Duncan sprechen und garantiere Ihnen, dass ich morgen alle Informationen habe, die Sie benötigen.“

„Aber Sie haben immer noch die Absicht, die Firma zu leiten, bis Ihr Vater aus dem Krankenhaus kommt?“, fragte Steel skeptisch.

„Ja!“ Sie sah ihn ärgerlich an.

„Dann haben Sie eine Menge an Hausaufgaben zu erledigen.“

„Dessen bin ich mir sehr wohl bewusst“, entgegnete Ginny hitzig. Sie hatte keine Lust mehr, sich die belehrenden Worte und abschätzenden Blicke gefallen zu lassen. Sie erhob sich. „Und da Sie offenbar keine weitere Bestellung bei mir aufgeben wollen, werde ich jetzt nach Hause fahren!“

Im Nu war er ebenfalls auf den Beinen. „Nein, das glaube ich nicht. Ich habe Sie doch zum Dinner eingeladen, und Sie haben angenommen!“

„Nur, weil wir Geschäftliches besprechen wollten. Das haben wir bereits getan, und jetzt gehe ich!“

„Ach kommen Sie, Ginny!“ Seine Stimme war auf einmal wieder seidenweich. „Es ist nur ein Abendessen, kein bed and breakfast. Sie wollen doch keinen Kunden verlieren, oder?“

Ganz rot geworden, starrte sie ihn an. Niemand wusste besser als sie, dass die Konkurrenz nicht schlief und nur zu bereit wäre, Kunden von Sullivan’s zu übernehmen. Einzig dem guten Ruf ihres Vaters war es zu verdanken, dass die Firma noch nicht bankrott war. Und natürlich der hervorragenden Qualität ihrer Produkte, die sie überwiegend in Fernost bei Orchid International einkauften und für die Sullivan’s der Alleinimporteur in Großbritannien war.

Autor

Angela Wells
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