Ich heirate den Boss

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Fast hätte Trey Beckenridge seine Assistentin Jane nicht wiedererkannt - plötzlich sieht sie so weiblich, so verführerisch, so hinreißend aus! Was ist nur mit ihr geschehen? Trey ahnt nicht, dass Jane beschlossen hat, ihn mit den Waffen einer Frau zu erobern. Seit fünf Jahren liebt sie ihn heimlich. Jetzt ist es an der Zeit, die Träume wahr werden zu lassen …


  • Erscheinungstag 14.07.2018
  • ISBN / Artikelnummer 9783733758172
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Er summte leise, als er das Büro betrat. Er summte! Nach all dem vielen Stress der letzten Monate, dem ernsten Schweigen und den vielen Stunden, die er bis spät in die Nacht gearbeitet hatte. Jane Miller hätte sich kaum mehr über ihren Chef wundern können.

„Heute Abend ist es so weit, Jane.“ Er lächelte über das ganze Gesicht. Sie liebte sein schiefes Lächeln, das durch die leuchtend weißen Zähne noch sympathischer wirkte.

Sein dunkelgrauer französischer Maßanzug nahm das Leuchten seiner grauen Augen auf und ließ sein glänzendes, dunkles Haar tiefschwarz erscheinen. Er sah von Kopf bis Fuß wie der vornehme Präsident einer Firma aus. Terrence Breckenridge III. Nicht viele Menschen waren würdig, einen solchen Namen zu tragen, doch zu Trey passte er wie angegossen.

Die meisten Mitarbeiter von „Breckenridge Construction“ meinten, dass er ein Filmstar sein müsste. Auch Jane fand, dass er das Aussehen und die Ausstrahlung besaß, um Millionen von Fans in seinen Bann zu ziehen, doch sie wusste auch, dass er niemals an dieser Art von Ruhm interessiert war. Dafür war er viel zu außergewöhnlich. Diese Eigenschaft hatte Jane während der fünf Jahre, die sie als seine Assistentin arbeitete, besonders fasziniert.

„Heute Abend ist es so weit“, wiederholte Trey und beugte sich zu ihr, um sie aus dem Stuhl hochzuziehen. Er begann zu tanzen und wirbelte sie gekonnt durch den Raum.

„Ich … ich habe eine wichtige Nachricht für Sie“, entgegnete Jane streng. Sie rückte ihre Brille zurecht und versuchte, das Gleichgewicht wiederzuerlangen. Die Nähe seines Körpers, hatte ihre Knie ganz weich werden lassen.

„Eine Nachricht?“ Er zog sie nah zu sich heran, so als ob er einen Tango beginnen wollte. Ihr fiel auf, wie wunderbar er duftete. Die Wärme seines Körpers so dicht zu spüren, machte sie vor Erregung ganz schwindlig.

„Wie lautet die Nachricht?“, fragte er mit aufregendem Unterton. Treys Mund war so nahe an ihrem Ohr, dass ihr bei dem Klang seiner sanften Stimme ein Schauer den Rücken hinunter lief.

Mit einer ungeschickten Bewegung machte Jane einen Schritt zurück. Sie strich einige Strähnen ihres kastanienbraunen Haares zurück, die ihr aus dem streng gebundenen Zopf ins Gesicht gefallen waren.

Trey lächelte und wies mit dem Kopf in Richtung seines Büros.

„Kommen Sie mit hinein. Wir trinken einen Kaffee.“

Sie nahm Stenoblock und Stift. „Aber nur, wenn ich einen Kaffee für mich und einen für Sie mitbringe, richtig?“

„Gehört das nicht zu den Aufgaben einer Sekretärin?“

„Assistentin der Geschäftsführung.“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Nicht Mädchen für alles?“

„Assistentin der Geschäftsführung“, wiederholte sie, wobei sie jedoch ein Lächeln nicht verbergen konnte.

„Ah.“ Trey nickte. „Wenn das so ist, kann ich Ihnen einen Kaffee bringen?“ Er ging zur Kaffeemaschine. „Wie hätten Sie ihn denn gerne? Nur Milch?“

Ein Anflug von Freude überkam Jane. Trey wusste, wie sie ihren Kaffee am liebsten mochte. Diese kleine Feststellung ließ sie im siebten Himmel schweben. Doch sie unterdrückte dieses Gefühl sofort und erinnerte sich an das, was sie ihm sagen wollte. Sie warf einen kurzen Blick auf die Telefonnotiz. Ihr war recht unwohl zu Mute, denn sie war sich nicht sicher, wie er darauf reagieren würde.

Obwohl sie Trey sehr gut kannte und seine Reaktionen in geschäftlichen Dingen vorhersagen konnte, war es ihr doch nie möglich gewesen, seine Gefühle oder sein Privatleben zu ergründen.

Er summte wieder. Sie wollte ihn nicht unterbrechen, aber es war keine Zeit zu verlieren.

„Trey, im Ernst, ich habe eine Nachricht für Sie.“ Sie schluckte. „Von Victoria.“

Er hörte schlagartig mit dem Summen auf. „Erzählen Sie mir nicht, dass sie abgesagt hat“, erwiderte er, ohne sich umzudrehen. Seine Stimme klang dabei so, als ob es sich um ein größeres Unglück handeln würde.

Jane bekämpfte die Enttäuschung zu sehen, wie sehr es ihn berührte. Vor lauter Nervosität trat ihr Schweiß auf die Stirn.

Trey drehte sich um und sah sie an. Jane dachte daran, wie fürchterlich sie im Vergleich zu Victoria wohl aussehen musste. „Trey, warum gehen wir nicht in Ihr Büro, damit ich Ihnen alles erklären kann?“

„Sie hat also abgesagt.“ Er war blass geworden.

Ihr Herz schlug wie wahnsinnig. Es war furchtbar, ihm diese Nachricht übermitteln zu müssen. Sie holte tief Luft. Fünf Jahre. Seit fünf, fast sechs Jahren wünschte sie sich nichts sehnlicher, als mit Trey in Liebe verbunden zu sein. Nicht nur, dass es nicht einmal annähernd dazu gekommen war, nein, nun musste sie diesen Wunsch wegen einer anderen aufgeben!

„Ich befürchte, es ist noch schlimmer.“ Komm, sag es schon, verlangte sie von sich selbst, bring es hinter dich. „Sie … sie wird heiraten.“

Trey starrte Jane sichtlich ungläubig an.

„Einen anderen“, fügte sie überflüssigerweise hinzu.

„Was, heute Abend?“, fragte Trey schließlich. Zweifel klang in seiner Stimme. „Sie wird heute Abend heiraten?“

„Ja.“ Jane atmete tief durch. Trey und Victoria waren seit exakt sechs Monaten, einer Woche und drei Tagen miteinander ausgegangen. Sicherlich musste er geahnt haben, dass es da noch einen anderen Mann in Victorias Leben gab. „Sie lässt Ihnen ausrichten, dass jemand namens Bill endlich um ihre Hand angehalten hat. Sie wollte kein Risiko eingehen, falls er seine Meinung doch noch ändern sollte.“

Trey fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Sie hat drei Jahre auf diesen Kerl gewartet. Konnte sie nicht noch einen Abend länger warten?“

„Sie kennen ihn?“

„Natürlich. Bill London von ‚Cosbot Technologies‘. Er ist ein dicker Fisch in der Branche.“ Trey lachte trocken. „Sie wird ihre Rolle als Dame der Gesellschaft perfekt spielen.“ Sein Gesichtsausdruck verdunkelte sich. „Und genau dafür hätte ich sie heute Abend gebraucht.“

Janes Herz, das eben noch so heftig geklopft hatte, schien plötzlich auszusetzen. „Was meinen Sie? Sie sind nicht verärgert, weil Victoria heiratet, sondern nur, weil sie heute Abend heiratet?“ Sie schöpfte erneut Hoffnung.

„Warum sollte ich darüber verärgert sein, dass sie heiratet?“

Jane runzelte die Stirn. „Weil sie Ihre … sind Sie nicht…“ Sie holte Luft. „Ich dachte, Sie seien ein Paar.“

Treys Gesicht hellte sich für einen Moment auf. „Ein Paar?“ Er lachte. „Ich glaube, keiner von uns hat die Zeit für so etwas.“ Er zögerte. „Zumindest ich nicht.“

„Dann bedeutet sie Ihnen also nichts?“ Die Worte platzten förmlich aus ihr heraus.

Er sah sie erstaunt an. „Nein. Sie war eine Schauspielerin und versuchte in den gesellschaftlichen Kreisen, in denen ich verkehre, bekannt zu werden. Wir gingen nur zusammen aus, wenn der Anlass nach einem Paar verlangte. Es nutzte uns beiden, obwohl sie, wie man sieht, zur Zeit mehr davon hat als ich.“

Jane lächelte erleichtert. Er war also frei. Ihr Puls raste. Es gab keine andere Frau in seinem Leben. „Ja aber, finden Sie es denn nicht romantisch, dass sie heiratet?“

Trey schnaubte verächtlich. „Für sie ist es vielleicht romantisch, aber für mich ist es verdammt unangenehm.“

„Das verstehe ich nicht.“

„Ich hatte vor, mit ihr heute Abend essen zu gehen. Ich hatte mich darauf verlassen. Und was mache ich jetzt?“ Er drehte sich um und ging niedergeschlagen in sein Büro.

Jane folgte ihm vorsichtig. So gut sie ihn sonst kannte, so wenig verstand sie jetzt seine Reaktion. „Können Sie nicht einfach jemand anderen zum Abendessen mitnehmen?“

Er drehte sich um und sah sie so hilflos an, wie sie ihn noch nie gesehen hatte. „Wo finde ich in letzter Minute eine Frau, die sagt, dass sie mich heiratet?“ Er ging zu seinem Schreibtisch und ließ sich wie ein entmutigtes Kind in seinen ledergepolsterten Mahagonisessel fallen. Jane fühlte das Verlangen, ihre Arme um ihn zu legen.

„Sie heiraten“, wiederholte Jane atemlos. Sie setzte sich ihm gegenüber und versuchte, ihre Benommenheit und ihre Verwirrung nicht zu zeigen. „Das verstehe ich nicht. Sie hatten vor, Victoria zu heiraten?“

Trey sah sie ausdruckslos an. „Ich hatte nicht wirklich vor, sie zu heiraten.“

„Aber sie haben doch gerade gesagt …“

„Ach, das wollten wir doch nur behaupten. Ich muss nur heute Abend den Eindruck erwecken.“

Jane begriff gar nichts mehr. „Warum?“

„Mein Vater ist für kurze Zeit in der Stadt, und ich glaube, er ist nun so weit, mir seine Firmenanteile zu überschreiben. Ich werde sie jedoch von ihm nur erhalten, wenn er davon überzeugt ist, dass ich eine Familie gründe.“ Trey breitete seine Arme aus. „Dann endlich werde ich ganz allein die Kontrolle über die Firma haben.“

„Das sollten Sie auch“, stimmte Jane zu. Trey hatte „Breckenridge Construction“ als kleine Zulieferfirma übernommen und zu einer der angesehensten Baufirmen in Dallas, ja vielleicht sogar in ganz Texas gemacht.

„Aber ist es wirklich so notwendig für Sie, die alleinige Kontrolle über die Firma zu haben? Es steht doch nur auf dem Papier.“

„Genau das ist der springende Punkt. Es steht eben nicht nur auf dem Papier. Denn wenn mein Vater weiterhin die Geschäfte verhindert, die ihm nicht passen, wissen Sie, was wir dann bald sein werden?“

„Nein, was denn?“

„Die größte Wohltätigkeits-Baufirma von Dallas. Solange, bis wir ruiniert sind. Was im Übrigen nicht all zu lange dauern dürfte.“

„Aber wir haben doch den Davenportvertrag. Der ist Millionen wert.“

„Genau.“ Trey gestikulierte heftig. „Wenn mein Vater von diesem Vertrag Wind bekommt, wird er ihn auf der Stelle niederstimmen.“

„Weiß er etwa nichts davon?“

Trey lachte trocken. „Natürlich nicht. Die ‚Davenport-Hotelkette‘ wurde von einem Mann gegründet, der ein treuer Anhänger eines politischen Kandidaten war, den mein Vater nicht ausstehen konnte.“

„Ist das denn von Bedeutung?“ Jane staunte.

„Eigentlich nicht. Aber mein Vater und jener Gutterson gerieten, soweit ich mich erinnere, wegen politischer Streitereien zweimal fast in eine Schlägerei. Vor mehr als fünfundzwanzig Jahren hat mein Vater es abgelehnt, mit dieser Firma noch irgendetwas zu tun zu haben, obwohl Gutterson selbst schon lange nicht mehr dort war.“

„Jetzt wird mir die Sache langsam klar.“

„Das Ganze ist ein Drahtseilakt. Mein Vater ist für drei Tage hier, in denen er nichts über den Davenportvertrag hören darf und in denen er mir die Kontrolle über die Firma überschreiben soll.“

Jane nickte. „Aber ich sehe noch nicht ganz ein, warum man ein Familienvater sein muss, um eine Firma zu leiten.“ Sie war sich fast sicher, dass Treys Gesichtsausdruck sanfter geworden war, als er sie ansah.

„Ich begreife es auch nicht, aber das sind seine Bedingungen. Er hat immer diese sonderbare Idee gehabt, dass ich vor Übernahme der Firma zuerst eine Familie gründen solle. Er wollte damit erreichen, dass ich der Familie den Vorrang vor der Firma gebe.“

Jane fand die Idee gar nicht so merkwürdig, aber sie hielt es für besser, diesen Gedanken für sich zu behalten.

„Deshalb wollte ich ihn glauben lassen, dass ich eine ernsthafte Beziehung habe, die geradewegs zum Traualtar führt.“ Gedankenverloren berührte er den Ringfinger seiner linken Hand.

„Ah, jetzt verstehe ich.“ Nun wurde Jane alles klar. Victoria war eine Schauspielerin. Sie war nicht wirklich die Freundin von Trey, aber sie spielte die Rolle als Teil einer gemeinsamen Abmachung.

Welche Ironie, dass Trey eine andere Frau darum bat, die Rolle seiner Freundin zu spielen, während Jane sich nichts sehnlicher wünschte, als an ihrer Stelle zu sein. Aber das konnte er nicht ahnen. Und sie konnte es ihm nicht zeigen.

„Sehen Sie mich nicht so an.“

„Wie denn?“, fragte Jane und sah instinktiv zu Boden.

„Als wäre ich der Teufel persönlich.“

„Das habe ich doch gar nicht.“

„Sie wissen, ich will wirklich nur das Beste für die Firma.“ Er zuckte mit den Schultern. „Das Ganze ist eine harmlose Lüge, gut für meinen Vater, gut für mich und gut für die Firma.“

„Jeder gewinnt also.“

„Genau. Sie begreifen, wenn wir so weitermachen wie bisher, ohne feste Führung, dann müssen wir uns verkleinern. Das bedeutet, dass Angestellte ihren Arbeitsplatz verlieren. Wenn ich die Kontrolle hätte, könnte ich das verhindern.“

„Können Sie nicht einfach noch mehr Aktien hinzukaufen?“

Trey schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe alles versucht, um noch mehr Aktien zu kaufen. Unsere Aktionäre, zumindest die, die ich ausfindig machen konnte, verkaufen nicht.“

Jane begann, den Wert ihrer eigenen Aktien zu überschlagen, aber es waren nicht einmal annähernd so viele, wie er brauchte. Diese Aktien waren außerdem für ihre Altersversorgung bestimmt, und Janes Interesse galt allein einem langfristigen Sparplan und nicht der Kontrolle von Anteilen. „Aber wenn ihr Vater einwilligt, Ihnen ihre Anteile zu überschreiben …“

„Das ist es ja gerade. Wenn er einwilligt. Aber jetzt …“ Er machte eine hilflose Geste. „Wenn Victoria heute Abend nicht kommt, wird mein Vater wieder nach Europa zurückgehen und mich mit meinen lumpigen achtzehn Prozent zurücklassen. Wie sieht denn das aus, wenn ich ihm zuerst von einer ernsthaften Beziehung erzähle und dann erklären muss, dass ich die Frau verloren habe. Das ist doch viel schlimmer, als wenn ich erst gar nicht davon gesprochen hätte.“

„Ja, das leuchtet mir ein.“

„Obwohl es nicht unbedingt Victoria sein müsste.“ Er tippte mit den Fingern auf seinen Schreibtisch. „Es könnte natürlich auch eine andere sein.“

Janes Mund fühlte sich plötzlich trocken an „Kennt denn Ihr Vater Victoria nicht?“

Trey zuckte mit den Schultern. „Eigentlich nicht. Ich habe ihren Namen nie erwähnt. Mein Vater lebt in der Toskana.“

„In Südfrankreich.“ Jane verbesserte ihn unwillkürlich.

„Wie bitte?“

„Er lebt in Südfrankreich und nicht in der Toskana.“ Sie hatte die Geschichten gehört, wie der ältere Terrence Breckenridge plötzlich die von ihm gegründete Firma verlassen hatte, um ein ruhiges Leben in der Provence zu führen. Jane hatte sich den Namen dieser Gegend so gut eingeprägt, weil sie sich in ihrer Fantasie ausmalte, irgendwann auch einmal diesen Mut zu haben.

„Südfrankreich, das stimmt.“ Trey sah sie beeindruckt an. „Als wir miteinander telefonierten, hatten wir eine schlechte Verbindung. Ich habe nur gesagt, dass wir darüber sprechen würden, wenn er hier ist.“ Zuversicht blitzte in seinen Augen auf. „Und nun ist er hier. Ich brauche eine Verlobte. Und zwar schnell.“

Jane befürchtete, dass dieser Plan in einem Desaster enden würde. „Können Sie Ihrem Vater nicht einfach die Wahrheit sagen?“

„Niemals.“ Trey lachte trocken und lehnte sich in seinen Sessel zurück. „Das ist harmlos genug und … Sie sehen mich schon wieder so an. Was ist denn los?“

Sie schüttelte den Kopf. „Es geht mich ja nichts an.“

„Aber?“

Sie zuckte mit den Achseln. Wie konnte sie ihm sagen, was ihr über ihn, die Ehe und die Liebe durch den Kopf ging. „Ich habe eben eine ernsthafte Ansicht über die Ehe.“

„Die habe ich auch. Deshalb will ich damit ja auch nichts zu tun haben.“ Er lehnte sich nach vorn. „Ich vertrete die Theorie, dass nichts die Hoffnung auf eine glückliche Zukunft schneller zu Grunde richtet, als zu heiraten.“

Der Mut verließ sie. „Das ist eine deprimierende Vorstellung.“

„Ich weiß, aber es ist wahr. Ich kenne keine einzige glückliche Ehe.“ Er machte eine Pause. „Kennen Sie eine?“

„Viele“, antwortete sie rasch. Im gleichen Moment aber musste sie sich ehrlicherweise fragen, ob das stimmte. Konnte sie die Ehe ihrer Eltern glücklich nennen? Ihr Vater starb, als sie elf Jahre alt war, aber bis zu diesem Zeitpunkt schienen ihre Eltern glücklich gewesen zu sein.

„Nennen Sie mir eine.“

„Ich könnte viele nennen, aber die kennen Sie nicht.“

„Hm.“ Ganz offensichtlich glaubte er ihr nicht.

„Können Sie sich nicht einmal an eine einzige erinnern?“

„Nicht an eine einzige.“

„Wie ist es mit Ihren Eltern?“ Das war ein Fehler, wie sie sofort bemerkte. Treys Gesicht versteinerte sich. Sein Mund deutete immer noch ein Lächeln an, aber die Heiterkeit war aus seinen Augen verschwunden.

„Meiner Meinung nach ist die Ehe eine Einrichtung, die nicht funktioniert.“

Das war offenbar ein schlechtes Thema. Das wollte sie sich merken. „Nun gut, also weiß ihr Vater, wie Sie über die Ehe denken?“

Er schüttelte den Kopf. „Nein. Unglücklicherweise muss ich sein kleines Spiel mitspielen, wenn ich gewinnen möchte.“

„All das, nur um die Firma zu bekommen?“

Sein Blick verfinsterte sich. „Ich habe verdammt hart dafür gearbeitet, um diese Firma aufzubauen. Wenn Sie ehrlich sind, ist der alte Mann sehr unfair, die Firma nur gegen ein Heiratsversprechen einzulösen.“

„Glauben Sie wirklich, dass die Ehe eine so schlechte Sache ist?“ Jane nahm all ihren Mut zusammen. „Oder glauben Sie, nur noch nicht die richtige Frau getroffen zu haben?“

Trey betrachtete sie für einen Moment. „Lassen Sie es mich so sagen, meine Beziehung zu Ihnen ist die längste, die ich je zu einer Frau gehabt habe.“ Er lächelte ein wenig. „Und ich glaube nicht, dass sich das ändern wird. Wenn ich den alten Mann also damit glücklich machen kann, weil ich vorgebe, verlobt zu sein‚ ist das doch nicht unbedingt schlecht, oder?“

„Ich denke nicht.“ Jane war sich da allerdings absolut nicht sicher.

Er holte tief Luft. „Victoria war perfekt für diese Rolle.“

Jane vermutete, dass er das nicht nur meinte, weil sie Schauspielerin war, sondern weil sie großartig aussah. Und das Aussehen war fast alles, was zählte. Sie senkte den Blick und insgeheim wünschte sie sich zum tausendsten Mal, nur eine Woche so perfekt aussehen zu können wie diese blonde, zierliche, kurvenreiche Victoria Benson. Nur um einmal zu erleben, wie sie sich dann fühlen würde.

Mit ihren ein Meter siebenundsiebzig und der besonders dünnen Gestalt fühlte Jane sich immer unsicher. Manche Frau hätte sich so wahrscheinlich sehr gefallen, aber Jane war obendrein noch furchtbar schüchtern. Dass sie durch ihre Größe so viel Aufmerksamkeit erregte, war ihr immer entsetzlich peinlich.

Also versuchte sie meistens, so unauffällig wie möglich zu erscheinen. Sie hatte ihr Haar streng nach hinten gebunden, trug eine schlichte, schwarz gerahmte Brille, einfache, bequeme Schuhe und kein Make-up. Es funktionierte. Die Leute beachteten sie kaum.

In der Tat war sie eine schlichte und unscheinbare sechsundzwanzigjährige Frau.

Trey hob seinen Kopf und sah sie eindringlich an. „Jane, Sie könnten doch …“

Sie runzelte die Stirn. „Was könnte ich?“

Er lehnte sich nach vorn. „Jane, Sie wissen, dass ich von Ihnen niemals etwas verlangen würde, das Ihnen unangenehm sein könnte?“

Ihr Herz schlug bis zum Hals. „Wie etwa Kaffee für den Chef kochen?“ Jane versuchte ihre Stimme heiter klingen zu lassen, aber sie war kaum lauter als ein Flüstern.

Er lächelte. „Wie wäre es, wenn Sie vorgeben würden, mit ihrem Chef verlobt zu sein?“

Hatte sie ihn richtig verstanden? Oder träumte sie? „Sie wollen, dass ich …?“

„Stimmt, das gehört wirklich nicht zu Ihren Aufgaben. Ich habe nicht das Recht, Sie überhaupt danach zu fragen, aber ich tue es trotzdem. Würden Sie denn wenigstens einmal darüber nachdenken?“

Jane spürte, wie sie vor lauter Verunsicherung ganz heiße Wangen bekam. „Trey, wer würde glauben, dass Sie mich heiraten wollen?“

„Warum denn nicht?“, erwiderte er und sah dabei regelrecht verwirrt aus, sodass Jane mehr Zuneigung für ihn empfand, als sie es je zuvor getan hatte.

Ihr wurde schrecklich heiß. „Nun, ich bin wohl kaum eine glamouröse Frau.“

Trey lehnte sich in seinen Sessel zurück und blickte sie skeptisch an. „Ich weiß nicht einmal, was glamourös bedeuten soll. Sie sind gut dafür geeignet.“ Er musste bemerkt haben, wie wenig begeistert das klang. „Sie wären großartig dafür, wollte ich sagen. Vielleicht sogar besser als Victoria“, fügte er sofort hinzu.

Jane lachte. „Sie haben keine Chance, mich davon zu überzeugen.“

„Bitte überlegen Sie es sich“, sagte er eindringlich. „Bitte.“

„Das wird nie gut gehen.“

„Es muss.“

Sie holte langsam Luft. „Nun …“

„Ist das ein Ja?“

„Wenn Sie wirklich glauben, dass das funktionieren kann.“

„Ist das ein Ja?“, drängte er wieder. „Bitte sagen Sie, das es ein Ja ist.“

Sie nickte. „Ja, ich bin einverstanden.“

Trey strahlte über das ganze Gesicht. „Jane, Jane, Jane, Sie haben mich gerettet! Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll.“

„Ich tue nur meine Arbeit.“ Sie versuchte, witzig zu klingen.

Er scherzte. „Das geht weit über jedes Pflichtbewusstsein hinaus. Selbstverständlich werde ich ihnen die Überstunden bezahlen.“

„Bezahlen?“, erwiderte sie mit einem Flüstern. „Ich habe doch nur einen Scherz gemacht. Das müssen Sie mir nicht bezahlen.“

„Aber natürlich. Das ist Arbeit. Ich berechne Ihnen das Anderthalbfache der Zeit, nein das Doppelte.“

„Das ist wirklich nicht nötig. Ehrlich, ich bin glücklich, Ihnen helfen zu können.“

Trey seufzte vor Erleichterung und sah sie mit verlegener Freude an. „In dieser Welt gibt es nur wenige Frauen wie Sie.“

Sie zog eine Augenbraue hoch und wollte gerade etwas erwidern, als er sie unterbrach. „Menschen. Es gibt nur wenige Menschen wie Sie in dieser Welt.“

Jane lächelte „Oder wie Sie.“

Sein Lächeln verschwand langsam, und er sah sie ernst an. „Was um alles in der Welt würde ich nur ohne Sie machen?“ Unter der Intensität seines Blickes und seiner Worte spürte sie, wie sich ein wohliges Kribbeln in ihrem Körper ausbreitete.

Er war ihr dankbar, und offenbar bedeutete sie ihm wirklich etwas. Bis zu diesem Tag war sie sich dessen nie sicher gewesen.

Betreten blickte sie zu Boden. „Sie werden es schon schaffen, Trey. Wie immer.“

Trey beobachtete Jane, als sie den Raum verließ. Er lehnte sich in seinen Sessel zurück und holte tief Luft. Hatte er sie tatsächlich gebeten, heute Abend seine Verlobte zu spielen? Bin ich noch ganz bei Trost? fragte er sich.

Vielleicht hatte sie recht. Vielleicht würden die Leute ihnen nicht abnehmen, ein Paar zu sein. Sie waren so unterschiedlich. Er achtete immer nur auf das Ganze, nie auf die Details. Bei dem Versuch, seine Ziele zu erreichen, neigte er dazu, ein großes Durcheinander zu verursachen. Jane hingegen war praktisch und ernsthaft. Sie war außergewöhnlich arbeitsam und verhielt sich immer korrekt. Ihm war aufgefallen, dass Jane genauso wenig für die Ehe bestimmt war wie er.

Autor

Elizabeth Harbison
Elizabeth Harbison kam erst auf Umwegen zum Schreiben von Romances. Nach ihrem Abschluss an der Universität von Maryland, ihrem amerikanischen Heimatstaat, arbeitete sie zunächst in Washington, D.C. als Gourmet-Köchin. 1993 schrieb sie ihr erstes Backbuch, danach ein Kochbuch, wie man besonders romantische Mahlzeiten zubereitet, dann ein zweites Backbuch und schließlich...
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