Ich liebe dich - ich liebe dich so sehr

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Heiße Schauer laufen der jungen Architektin Danielle über den Rücken, wenn sie mit dem Bauunternehmer Paul Richards dessen "Honeymoon-House" plant. Sie kann ihm nicht widerstehen - und er ihr nicht. Doch als Danielle erfährt, was Paul beruflich von ihr hält, ist sie entsetzt …


  • Erscheinungstag 14.02.2016
  • ISBN / Artikelnummer 9783733773274
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Danielle Ford schluckte nervös, als sie auf dem schwarzen Ledersofa Platz nahm, das in Mr Harringtons Büro im Century City Center, Los Angeles, stand.

Sie war während des Vorstellungsgesprächs so aufgeregt, dass sie das Gefühl hatte, ihre Strumpfhose würde wie Seetang an ihren Beinen kleben. Am liebsten hätte sie das Nylonzeug abgestreift und frische Luft an ihre Beine gelassen.

„Also, Danielle“, begann Harwood Harrington, ein Geschäftsmann Anfang fünfzig mit leicht ergrautem Haar, „der Architekt, den ich ursprünglich mit den Entwürfen für mein Flitterwochenhaus beauftragt hatte, ist erkrankt. Nun hat mir Lisa, Ihre Schwester, die ja meine Hausmaklerin ist, empfohlen, mich an Sie zu wenden. Lisa sagte mir, Sie seien die perfekte Architektin für das Haus, das ich meiner Frau schenken möchte.“

Danielle fühlte ein Kribbeln im Bauch. „Meine Pläne für Ihr Flitterwochenhaus werden Sie begeistern, Mr Harwood.“ Ganz bestimmt! dachte sie. Ihre Schwester Lisa, mit der sie sich eine Wohnung teilte, hatte ihr berichtet, dass Mr Harwood ein überaus gemütliches, romantisches Heim für seine junge Frau bauen wollte, in dem es auch ein süßes Kinderzimmer geben sollte, denn er träumte von Nachwuchs.

„Darf ich Ihre Mappe sehen, Danielle?“

„Natürlich, Mr Harrington.“ Ihre Hände zitterten, als sie ihm die Mappe mit den Nachweisen ihrer bisherigen Aufträge reichte.

Harrington studierte ihre Entwürfe. „Lisa hat mir nicht gesagt, dass Sie erst zwei Häuser betreut haben.“

„Ja, es waren bisher nur zwei, doch die Eigentümer waren äußerst zufrieden mit meiner Arbeit. Ich gebe Ihnen gern die Telefonnummern, damit Sie sich erkundigen können.“

Es war ihr nicht wohl dabei, Mr Harrington zu verschweigen, dass sie auch an einem dritten Haus beteiligt gewesen war, ganz zu Anfang ihrer Laufbahn als Architektin.

Das Haus der Tildens war ihr allererstes Projekt gewesen und hatte in einem kompletten Desaster geendet. Was allerdings nicht nur an ihr gelegen hatte. Der Bauunternehmer, Paul Richards, den sie persönlich nie getroffen hatte, war schuld gewesen am Misslingen des Projekts.

Unruhig rutschte Danielle auf dem Lederpolster hin und her und wünschte erneut, sich von ihrer Nylonstrumpfhose befreien zu können. Falls Mr Harrington herausfand, was beim Hausbau der Familie Tilden geschehen war, konnte sie diesen Job hier in den Wind schreiben. Doch außer Paul Richards wusste glücklicherweise niemand davon.

„Sie wissen, Danielle, dass ich Lisa einige äußerst lukrative Immobilienverkäufe zu verdanken habe. Ich schulde ihr daher etwas. Aber ich möchte aufrichtig sein. Ich würde lieber mit einem Architekten zusammenarbeiten, der schon etwas mehr Erfahrung hat.“

„Ich habe einen Computerentwurf für das romantischste Flitterwochenhaus gemacht, das Sie sich vorstellen können, Mr Harrington“, antwortete Danielle atemlos. „Darf ich Ihnen den Entwurf zeigen? Ich habe die Diskette dabei.“

Während sie in ihrer Aktentasche hastig nach der Diskette suchte, läutete das Telefon. Es war Samstag, und somit hatte die Sekretärin Mr Harringtons frei, und er meldete sich selbst.

Als sie die Diskette endlich fand, hängte er gerade ein.

„Ich muss im Westen von Los Angeles etwas erledigen“, sagte er entschuldigend und stand auf. „In etwa einer Dreiviertelstunde bin ich wieder da. Sie haben also Zeit, Ihr Designprogramm auf meinem Computer aufzurufen. Ich werde mir Ihre Entwürfe für mein Haus nachher anschauen.“

Danielle schöpfte neue Hoffnung. Nachdem Harwood Harrington das Büro verlassen hatte, eilte sie zu seinem Computer und legte die Diskette ein. Was Harrington nicht wissen konnte, war, dass sie nicht nur das Flitterwochenhaus für ihn entwerfen wollte.

Lisa hatte ihr berichtet, dass Harrington plane, in Santa Monica eine Bibliothek für Kinder zu bauen. Danielle bekam Herzklopfen, wenn sie daran dachte. Ihre Eltern waren mit ganzer Seele Grundschullehrer gewesen, und sie hatte ihnen versprochen, ihnen zu Ehren irgendwann eine Bibliothek für Kinder zu entwerfen. Einige Jahre später waren ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen, und sie wollte ihr Versprechen nun einlösen.

Deshalb war es ihr so wichtig, diesen Job zu bekommen. Denn wenn Mr Harrington erst sah, was für eine großartige Architektin sie war, würde er sie sicher auch als Architektin für die geplante Bibliothek engagieren.

Stolz blickte Danielle auf ihren Entwurf für das Flitterwochenhaus, der gerade auf dem Computerbildschirm erschien. Sie zog ihren Stuhl näher heran, um besser sehen zu können. Doch dabei geriet sie mit den Beinen an die Tischkante und riss sich ein Loch in die Strumpfhose.

„Na endlich!“, rief sie erleichtert. „Dich werde ich jetzt sofort vernichten!“

Mr Harrington würde ja erst in etwa fünfundvierzig Minuten wieder zurück sein. Ihr blieb also Zeit genug. Sie schob ihren Rock hoch und begann, ihre Strumpfhose abzustreifen.

Im unterirdischen Parkhaus des Century City Centers war Paul Richards mit seinem alten grünen Van auf der Suche nach einem Parkplatz. Er war eine Dreiviertelstunde zu früh dran, doch er wollte zu seinem Termin mit Harwood Harrington um keinen Preis zu spät kommen.

Gerade wollte er in eine Parklücke biegen, als der Motor stotterte und der Wagen stehen blieb.

„Schon wieder“, murmelte Paul und seufzte. Letzten Monat war ihm das mindestens fünfzehn Mal passiert.

Er nahm seinen Werkzeuggürtel, der auf dem abgenutzten Beifahrersitz lag, stieg aus und riss die Motorhaube auf. Dann begann er, die Zündkerzen zu säubern, um den Motor wieder starten zu können. Er brauchte dringend einen neuen Wagen. Doch noch dringender musste er die Raten für sein kleines Haus in Santa Monica bezahlen. Deshalb war es notwendig, dass sein Bauunternehmen wuchs. Aber leider lief die Baukonjunktur derzeit denkbar schlecht.

Bei seinem letzten Treffen mit Harrington hatte er ihm einen Vorschlag zur Zusammenarbeit unterbreitet. Harrington besaß die Finanzkraft, er, Paul, das Know-how als Bauunternehmer. Er hoffte, mit Harrington als Partner Großaufträge für Geschäftsgebäude an Land zu ziehen.

„Mir gefällt die Idee“, hatte Harrington gesagt. „Ich als Geldgeber, Sie als Bauunternehmer und Victor Horton als Architekt – das wäre ein unschlagbares Team.“

Wenn Harrington sich endlich einmal entschied, könnte er, Paul, aufatmen.

Er schlug die Motorhaube seines Vans zu und blickte nervös auf die Uhr. Jede Minute war kostbar.

Kurz darauf betrat Paul das Empfangszimmer Harringtons. Er wünschte, er hätte Zeit gehabt, sich vor dem Treffen noch umzuziehen. Stattdessen war er in Shorts und T-Shirt direkt von einer Baustelle hierhergefahren. Er bemerkte nun, dass die Tür zum Büro geschlossen war. Doch da Harrington ihm oft genug versichert hatte, er könne an einem Samstag jederzeit unangemeldet eintreten, öffnete er kurzerhand die Tür.

„Mr Harrington …“, begann Paul, unterbrach sich jedoch mitten im Satz.

Vor ihm stand eine attraktive Frau, die ihren Rock hochgezogen hatte und eine Strumpfhose in der Hand hielt. Er ließ seinen Blick über ihre langen, sonnengebräunten Beinen zu dem rosa Slip wandern.

„Was machen Sie denn hier?“, rief Danielle erschrocken und zog eilig ihren Rock wieder hinunter. Sie errötete vor Scham.

Paul lehnte sich an die Tür und sah die Frau fasziniert an. Ihr schwarzes Haar schimmerte wie Seide und fiel ihr in weichen Wellen über die Schultern. „Und was machen Sie hier?“, fragte er zurück – mit Blick auf die Nylons.

Sie stopfte die Strumpfhose hastig in ihre Aktentasche. „Ich … ich erwarte Mr Harrington“, stammelte sie, „um ihm meine Arbeit zu zeigen. Also gehen Sie bitte.“

„Gehen?“, wiederholte er. „Ich habe ebenfalls eine Verabredung mit Mr Harrington.“

„Dann warten Sie eben draußen.“

„Werfen Sie mich etwa hinaus?“

Ihre blaugrünen Augen funkelten wie Türkise. „Hören Sie, Mr Unbekannt, falls Sie nicht innerhalb von drei Sekunden dieses Zimmer verlassen, werde ich …“

„Werden Sie – was?“

„Das weiß ich noch nicht, aber tun werde ich etwas.“

Paul lächelte. „Ich lasse mich gern überraschen.“

„Sie sind unmöglich!“

Danielle war außer sich. Teils, weil ihr die Situation so peinlich war, aber auch, weil dieser Mann sie so unwiderstehlich anzog.

Er zwinkerte ihr aus dunkelgrauen Augen zu. Sein gelocktes braunes Haar verlieh ihm etwas Jungenhaftes. Doch unter dem grünen T-Shirt zeichneten sich deutlich harte Muskeln ab, und seine Shorts wiesen eine ausgeprägt männliche Wölbung auf. Sie musste sich zwingen, den Blick davon zu lösen.

„Wer sind Sie?“, fragte er nun. „Ich bin oft hier und würde mich bestimmt an Sie erinnern, wenn wir uns schon mal begegnet wären.“

Ihr wurden die Knie weich. „Nein, zuerst Sie.“ Kein Mann hatte sie je zuvor so aus dem Gleichgewicht gebracht, und Halt suchend setzte sie sich auf die Tischkante.

„In Ordnung“, sagte er. „Ich bin …“

In diesem Moment betrat Harwood Harrington das Büro. „Schön, Sie zu sehen, Paul!“

Danielle sprang vom Schreibtisch hoch und kam sich wie eine Närrin vor, weil sie so durcheinander war.

„Darf ich Ihnen Paul Richards vorstellen“, wandte Harrington sich an sie. „Er ist der Bauunternehmer für mein Flitterwochenhaus. Paul darf ich Ihnen Danielle vorstellen. Sie bewirbt sich als Architektin für das Haus.“

„Danielle Ford?“, sagte Paul, und sie erkannte am Zwinkern seiner grauen Augen, dass er sich sofort an ihren Namen erinnert hatte.

„Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen“, fügte er langsam hinzu und gab ihr die Hand.

Seine große, starke Hand schloss sich um ihre. Ihr ganzer Körper wurde von einem intensiven, elektrisierenden Schauer erfasst.

„Haben Sie beide schon mal zusammengearbeitet?“, fragte Harrington.

Sie hielt den Atem an. Ein einziges Wort von Paul über das Haus der Tildens könnte ihren Traum zerstören.

„Lassen Sie mich überlegen“, antwortete Paul gedehnt. Seine Augen glitzerten.

Beschwörend blickte sie ihn an.

„Während Sie nachdenken, werde ich mir Danielles Entwurf anschauen“, meinte Harrington.

Als er sich vor seinen Computer gesetzt hatte, beugte sich Paul zu ihr und fragte flüsternd: „Sie haben Mr Harrington also nichts von Ihrem Desaster erzählt?“

„Mein Desaster?“, wiederholte sie. „Sie waren derjenige, der das Haus ruiniert hat!“

„Keineswegs“, erwiderte er kaum hörbar. „Sie hatten ein riesiges Haus für ein winziges Grundstück konzipiert. Allein die Küche war größer als das Wohnzimmer. Außerdem hatten Sie die Wasserleitungen vergessen, sodass das Badezimmer ohne Wasseranschluss war!“

Sie stemmte die Hände in die Hüften und flüsterte: „Ach, wirklich? Ich habe Fotos von dem Haus nach der Fertigstellung durch Ihre Baufirma gesehen. Die Fenster waren schief, das Parkett wölbte sich, Nägel ragten aus dem Verputz. Großartig, Mr Richards!“

Paul wirkte tatsächlich getroffen. „Na schön“, murmelte er. „Ich habe einfach zu viele Jobs gleichzeitig übernommen. Drei Häuser zur selben Zeit. Am Ende war ich völlig ausgebrannt und lag zwei Monate mit einer Lungenentzündung im Krankenhaus flach. Ich gebe zu, dass ich das Haus der Tildens nicht gut betreut habe. Doch was können Sie als Entschuldigung vorbringen?“

Sie blickte nervös zu Mr Harrington hinüber. Doch Hoffnung stieg in ihr auf, als er seine Brille aufsetzte, um ihre Entwürfe genauer zu betrachten.

„Erstens kam ich frisch von der Uni“, antwortete sie flüsternd und trat näher zu Paul. „Zweitens hatte die Firma, die mich beauftragte, einen Engpass und nahm mir das Projekt wieder weg, gerade als ich die Pläne fertiggestellt hatte. Daher konnte ich sie nicht mehr korrigieren.“

Pauls männlich markantes Gesicht war so nah, dass sie seinen Atem auf ihrer Wange spürte. Sie sah, dass sein Blick zu ihren Lippen wanderte. Einen verrückten Moment lang hatte sie das Gefühl, er würde sie küssen. Und es verlangte sie danach, seinen Kuss zu erwidern.

Rasch trat sie einen Schritt zurück. Sie würde sich nie wieder mit einem Mann einlassen, mit dem sie zusammenarbeitete. Nicht nach ihrer Erfahrung mit ihrem Exkollegen und Exfreund Kevin.

Harrington stand auf. „Paul“, begann er, „könnten Sie sich vorstellen, mit Danielle zusammen mein Flitterwochenhaus zu bauen?“

„Bekomme ich den Job denn, Mr Harrington?“, fragte Danielle vorsichtig, doch erwartungsvoll.

Harrington deutete auf ihr Computerdesign. „Ihre Entwürfe für mein Flitterwochenhaus sind genau das, was ich mir wünsche. Nun benötige ich noch Pauls Expertenmeinung, da er derjenige sein wird, mit dem Sie sich absprechen müssten.“

Danielle hielt den Atem an. Sie spürte erneut Pauls intensiven Blick – und wieder fühlte sie sich wie magisch von ihm angezogen.

„Einverstanden“, erwiderte Paul.

„Wunderbar!“, rief Harrington.

„Vielen Dank!“, rief Danielle überglücklich.

„Ich muss Ihnen gestehen, es freut mich, dass mein Flitterwochenhaus von einem Team gebaut wird, das aus einem Mann und einer Frau besteht. Allerdings stelle ich eine Bedingung.“

„Natürlich, Mr Harrington“, warf Danielle rasch ein.

„Ich möchte, dass meine Architektin und mein Bauunternehmer möglichst eng zusammenarbeiten. Dieses Haus wird ein Geschenk für meine Frau und unsere künftigen Kinder. Daher möchte ich, dass es mit Liebe gebaut wird.“

Danielles Blick traf sich mit Pauls. Ihr Herz klopfte wild.

„K…kein Problem“, stammelte sie atemlos.

„Ich bin bereit, Mr Harrington“, erklärte Paul.

„Wunderbar. Ich wünsche, dass sofort ein vollständig ausgestatteter Bürocontainer auf dem Grundstück aufgestellt wird. Die Bäume sollen umgehend gefällt werden.“

„Noch einmal vielen Dank, Mr Harrington“, sagte Danielle. „Ich denke, Sie werden äußerst zufrieden mit meiner Arbeit sein.“

Harrington reichte ihr die Hand. „Das denke ich auch.“ Er öffnete ihr die Tür. „Schicken Sie mir die gesamten Pläne. Ich trage dann meine Änderungswünsche ein, sodass wir die Unterlagen bei der Baugenehmigungsbehörde einreichen können. Ich wünsche, dass das Haus ohne Verzögerungen fertiggestellt wird.“

„Ich sende Ihnen die Pläne sofort.“

Danielle schwebte wie auf Wolken aus dem Büro. Nun, da sie den Job hatte, konnte sie darangehen, Mr Harrington davon zu überzeugen, dass sie auch die richtige Architektin für seine Kinderbibliothek war. Auf dem Weg zu den Aufzügen übermannte sie jedoch plötzlich Furcht. Es würde gefährlich sein, mit Paul Richards zusammenzuarbeiten.

Sie sollte nicht vergessen, was ihr die Liaison mit einem Kollegen gebracht hatte. Mit Kevin im selben Architektenbüro zu arbeiten, hatte ihre Beziehung zerstört und sie einen sehr guten Job gekostet. Das durfte ihr nicht noch einmal passieren. Deshalb schwor sie sich, ihre Gefühle für Paul Richards entschieden zu unterdrücken, gleichgültig, wie aufregend und attraktiv sie ihn fand.

Harwood Harrington schloss die Bürotür hinter Danielle und wandte sich mit besorgtem Gesichtsausdruck an Paul. „Ich habe Danielle nur engagiert, weil ich ihrer Schwester großen Dank schuldig bin. Danielle hat Talent, aber ich wünsche nicht, dass beim Bau des Hauses irgendetwas aus Unerfahrenheit schiefgeht.“

„Machen Sie sich keine Sorgen“, versicherte Paul. „Der Hausbau wird wunderbar laufen.“

„Trotzdem möchte ich, dass Sie Danielles Arbeit überwachen.“

„Überwachen?“, fragte Paul erschrocken. „Sie bringen mich da in eine äußerst unangenehme Situation, Mr Harrington.“

„Das weiß ich. Aber Sie haben doch noch nie mit Danielle zusammengearbeitet, oder?“

„Ich habe Danielle Ford heute zum ersten Mal gesehen“, antwortete Paul. Und das zumindest stimmte.

„Ich verlasse mich ganz auf Sie“, fuhr Harrington fort und setzte sich wieder an seinen Schreibtisch. „Übrigens bin ich an Ihrem Vorschlag, Geschäftspartner zu werden, immer noch interessiert.“

„Das freut mich sehr.“

„Doch zuerst soll das Flitterwochenhaus gebaut werden. Danach möchte ich meine geplante Kinderbibliothek auf die Beine stellen.“ Das Telefon läutete. „Ich würde auch dabei gern mit Ihnen zusammenarbeiten, und ich finde es sehr gut, dass Sie Victor Horton als Architekten vorgeschlagen haben. Vielleicht wird dieses Projekt die Basis für unsere Partnerschaft.“

„Victor ist ein außergewöhnlich guter Architekt. Sie würden bestimmt zufrieden mit ihm sein.“

„Sobald ich die Finanzierung der Bibliothek geklärt habe, möchte ich mehr über Victor wissen“, sagte Harrington, während er den Telefonhörer abnahm.

Paul reichte ihm hocherfreut die Hand. „Ich freue mich darauf, Ihr Flitterwochenhaus und die Bibliothek zu bauen, Mr Harrington.“

Danielle eilte in ihr kleines Büro, das in der Main Street in Santa Monica lag. Sie ließ ihre Aktentasche auf einen Stuhl fallen und rief umgehend ihre Schwester Lisa an.

„Lee, ich habe den Auftrag! Und das habe ich dir zu verdanken!“

„Ich wusste es!“, rief Lisa fröhlich. „Harrington haben deine Entwürfe gefallen, nicht wahr?“

„Genau, wie du es vorausgesagt hast.“ Danielle strahlte, während sie weitersprach. „Ich koche heute Abend zur Feier des Tages italienisch.“

„Oh, wie schade. Aber ich muss heute lange arbeiten“, erwiderte Lisa enttäuscht. „Außerdem möchte ich Manny in New York anrufen, bevor es dort zu spät wird. Wahrscheinlich liegst du längst im Bett, wenn ich nach Hause komme.“

„Ist doch nicht so schlimm, Lee. Dann feiern wir eben morgen.“ Danielle wusste, wie sehr sich Lisa darauf freute, heute Abend mit ihrem Liebsten zu telefonieren, der vorübergehend beruflich in New York war.

„Ich bin ja so froh, dass du den Job bekommen hast!“, sagte Lisa.

Sobald Danielle aufgelegt hatte, breitete sie die Entwürfe für das Flitterwochenhaus auf dem Zeichentisch aus. Sie hatte ein zeitgemäßes, aber äußerst behagliches zweistöckiges Haus entworfen, das in Malibu stehen und Blick aufs Meer haben würde. Dazu passten die Panoramafenster im rückwärtigen Teil des Hauses. Doch zuerst musste sie einen Bauingenieur für das Fundament finden. Denn das Flitterwochenhaus sollte auf starken Grundmauern stehen, da es in der Region oft Erdbeben gab.

Außerdem musste sie noch die Pläne für die Elektrik und die Wasserleitungen anfertigen. Diesmal würde das Badezimmer Wasseranschluss haben! Sie war so aufgeregt, dass sie kaum schreiben konnte.

Paul Richards würde bald erkennen, was für eine gute Architektin sie war.

Sie fragte sich, warum er Mr Harrington nichts von dem verunglückten Hausprojekt der Tildens gesagt hatte. Fühlte er sich vielleicht ebenso stark zu ihr hingezogen wie sie sich zu ihm?

Danielle hatte Schmetterlinge im Bauch, als sie an die sinnlichen Blicke dachte, die Paul ihr in Harringtons Büro zugeworfen hatte. Sie legte ihre Entwürfe zur Seite und trank einen Pappbecher kaltes Wasser, um ruhiger zu werden. Es ging nicht an, wegen Paul Richards ins Träumen zu geraten. Schließlich wusste sie, was passierte, wenn man sich mit einem Arbeitskollegen einließ.

Ihren Exfreund Kevin hatte sie in dem Architektenbüro kennengelernt, in dem sie vor drei Jahren gearbeitet hatte. Er war selbstbewusst und fröhlich gewesen, und als sie sich in ihn verliebte, hatte sie ihm ihren kühnsten Traum anvertraut: ein Haus im Hightech-Stil. Ein Projekt dieser Größenordnung hätte ihrer Karriere den nötigen Auftrieb gegeben.

Ihre Chance war gekommen, als ein reicher Kunde erschien, der sich ein ultramodernes Haus wünschte. Begeistert hatte sie Kevin erzählt, dass sie vorhabe, mit dem Geschäftsführer des Architektenbüros zu sprechen, um ihn zu bitten, ihr den Job zu geben. Kevin hatte ihr geraten, ein wenig abzuwarten, und sie hatte auf ihn gehört, weil sie ihn liebte und ihm vertraute. Ein paar Tage später hatte sie Kevin im Gespräch mit dem Geschäftsführer gesehen und erfreut gedacht, Kevin empfehle sie für den begehrten Job.

Kurz darauf, an einem Tag, an dem sich Kevin auf einer Baustelle befand, hatte sie ihren Zeichenstift vermisst. Sie hatte in Kevins Schublade nach einem Ersatz gesucht und dabei eine schreckliche Entdeckung gemacht.

Verborgen unter anderen Plänen hatten Entwürfe gelegen, die haargenau dem Haus entsprachen, das sie für den reichen Kunden zu bauen gedachte. Doch die Entwürfe hatten nicht ihren Namen getragen, sondern Kevins. Beigefügt war ein Brief an den Geschäftsführer, in dem Kevin bat, dass ihm dieser Job übertragen werde.

Sie war entsetzt gewesen über seinen Betrug und am Boden zerstört, als sie auch noch herausfand, dass das Architektenbüro – mit kleinerer Besetzung – nach Chicago übersiedeln würde. Der Geschäftsführer wählte dann Kevin aus, mitzugehen. Und Kevin hatte nicht gezögert, ihre Liebe für seine Karriere zu opfern.

Danielle zerknüllte den Pappbecher und warf ihn in den Papierkorb. Eins hatte sie aus der Sache mit Kevin gelernt: Nie wieder würde sie sich in einen Mann verlieben, mit dem sie zusammenarbeitete.

Es war der nächste Tag, und Paul war nach Beendigung der Arbeit an einem neuen Wohnhaus in seinem alten grünen Van auf dem Weg nach Hause.

Er hatte sich nach langer Überlegung dafür entschieden, die Weisung Harringtons, Danielles Arbeit zu überwachen, nicht zu befolgen. Er empfand das als Einmischung in ihre Privatsphäre. Außerdem hatte eine Architektin das Recht auf ihren eigenen Arbeitsstil, und ein guter Bauunternehmer sollte ihrem kreativen Urteil vertrauen.

Danielle Ford gefiel ihm. Sie war schlagfertig, engagiert und wirklich sexy. Er erinnerte sich gern daran, wie er sie in Harringtons Büro vorgefunden hatte: mit hochgeschobenem Rock und langen nackten Beinen. Es erregte ihn, daran zu denken.

Gerade als er am Baseballplatz von Santa Monica vorbeifuhr, flog ein Baseball direkt vor seinem Van auf die Straße. Er hielt am Straßenrand an, stieg aus und warf den Ball zurück aufs Spielfeld, wo die Jungs der untersten Liga trainierten.

Er beobachtete die Kinder eine Weile. Wärme durchflutete ihn. Er liebte Kinder. Aber ihm war klar, dass es für ihn nie infrage kommen konnte, eine Familie zu gründen, da er ja nicht einmal wusste, was es hieß, wirklich eine Familie zu haben.

Trauer überkam ihn, als sein Blick zu den stolzen Müttern am Spielfeldrand glitt. Er selbst hatte seine Mutter nie kennengelernt. Sie war bei seiner Geburt gestorben. Zwei Jahre später hatte sein Vater wieder geheiratet. Seine neue Frau hatte zwei Kinder mit in die Ehe gebracht. Bald darauf war sein Vater an Krebs gestorben. Er war damals gerade drei Jahre alt gewesen.

Seine Stiefmutter hatte ihn aufgezogen. Sie schien sich jedoch ausschließlich um das Wohl ihrer eigenen Kinder zu sorgen. Der einzige Mensch, bei dem er sich geborgen gefühlt hatte, war sein Freund Lucky gewesen. Zu ihm war er jedes Mal geflüchtet, wenn seine Stiefmutter ihn beschimpfte. Lucky hatte ihn weinen sehen, weil seine Stiefmutter ihn zum Teufel gewünscht hatte.

Mit siebzehn war er dann für immer von zu Hause verschwunden. Nicht einmal Lucky wusste, wo er heute lebte.

„Lasst uns anfangen!“, rief der Schiedsrichter.

Paul kehrte in die Gegenwart zurück und beobachtete die Elternpaare, die am Spielfeldrand saßen und ihren Kindern die Daumen drückten. Familienleben war etwas, das nur andere haben konnten. Er nicht.

Paul stieg wieder in seinen alten Van und fuhr weiter.

Zu Hause in seinem kleinen, überheizten Haus in Santa Monica streifte er sich als Erstes sein T-Shirt ab. Danach schlug er mit der flachen Hand auf die Klimaanlage am Fenster, doch der Motor sprang wie immer nicht an. Nun ja, dachte er. Mit dem Honorar für das Flitterwochenhaus kann ich mir eine neue leisten.

Sein Magen knurrte, und Paul warf einen Blick in den Kühlschrank. Leer wie immer. Daher zog er ein frisches T-Shirt über und ging in den Supermarkt. Und dort direkt zu den Kühltruhen. Welches Fertiggericht würde es heute sein?

Manchmal beneidete er seine Bauarbeiter und Handwerker, die verheiratet waren und abends nach Hause zu Frau und Kind fuhren. Die etwas Warmes zu essen bekamen und sich im Kreis ihrer Lieben entspannten. Er entschied sich für Lasagne und war auf dem Weg zur Obst- und Gemüsetheke, wo er abgepackten gemischten Salat holen wollte, als er plötzlich innehielt.

Nicht weit entfernt von ihm stand Danielle Ford. Sie beugte sich gerade vor und begutachtete reife rote Tomaten. Ihre weißen knappen Shorts umspannten ihren wohlgerundeten Po.

Er konnte den Blick nicht von ihr lösen.

Erst als eine ältere Kundin Paul versehentlich anstieß, wachte er aus seinen erotischen Fantasien auf.

Am Gemüsestand prüfte Danielle vorsichtig jede Tomate auf ihren Reifegrad. Sie freute sich darauf, für Lisa italienisch zu kochen, und nahm nun eine besonders schöne rote Tomate aus der Mitte. Da gerieten die übrigen ins Rollen.

„Oh nein!“, flüsterte sie, als die ersten Tomaten auf den Boden kullerten, und versuchte rasch, die rasante Talfahrt zu stoppen.

Sie wollte gerade nach ein paar Tomaten greifen, als sie mit der Hand gegen eine andere Hand stieß. Offensichtlich kam ihr jemand zu Hilfe. Sie blickte auf und sah Paul. Die Wärme seiner Hand war umso angenehmer, als es in der Gemüseabteilung aufgrund der Klimaanlage sehr kühl war.

Augenblicklich vergaß sie, was sie gerade tun wollte, und trat einen Schritt zurück. „Paul, was machen Sie denn hier?“

In der gleichen Sekunde rutschte eine ganze Ladung Tomaten von der Auslage. Klatschend landeten die Früchte auf dem Boden. Paul beugte sich vor, um die nachfolgenden aufzuhalten, und sie machte einen Schritt zur Seite, um weitere Tomaten aufzufangen. Dabei rutschte sie auf einer aus, verlor das Gleichgewicht und fiel mit voller Wucht gegen Paul. Dieser schwankte, konnte sich nicht halten, und so gingen sie gemeinsam zu Boden.

Sie fand sich auf Paul liegend wieder, ihre Lippen waren gefährlich nah an seinen, und sie spürte wie schon einmal seinen warmen Atem auf ihrer Wange, wie hart und muskulös seine Brust war und die Wärme seiner Hände auf ihrem Rücken. Begehren stieg in ihr auf.

Irgendwann bemerkte sie, dass einige Kunden sich bemühten, ihnen auf die Füße zu helfen, und eilig standen sie auf. Ihre weißen Shorts waren voller Tomatenflecken. Pauls T-Shirt und sogar seine Haare trieften von Tomatensaft.

„Es tut mir ja so leid“, sagte sie. Einen verunglückteren Start für ihre Zusammenarbeit hätte es gar nicht geben können.

Paul wischte sich Tomatenhäute ab. „Machen Sie sich keine Gedanken“, beruhigte er sie. „Es hat Spaß gemacht, mit Ihnen in Tomaten zu baden.“

Autor

Patty Salier
Patty Salier wurde in Gravesend, Brooklyn in New York geboren. Sie verdankt ihrer Mutter ihren scharfen Verstand und ihrem Vater einen neugierigen und kreativen Geist. Für viele Jahre war sie als Autorin tätig. Ihr Ehemann und ihre zwei Kinder sind für Patty Salier das größte im Leben. Sie sagt selber:...
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