Kann denn Sünde Liebe sein?

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Spitze oder Leder? Rosenblüten oder Nieten? Um ihre Firma zu retten, muss Dessous-Designerin Hailey beweisen, dass alle Frauen zärtliche Romantik wollen. Dabei will sie selbst plötzlich nur noch hemmungslos sündigen Sex - mit ihrem schärfsten Konkurrenten Gage Milano!


  • Erscheinungstag 21.11.2018
  • ISBN / Artikelnummer 9783733759834
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

Gage Milano hatte im Allgemeinen nichts gegen Feiertage einzuwenden. Aber Weihnachten war ihm ein Gräuel. Diese Festtage waren mit Familientreffen, Verpflichtungen, dem Erbe und diesem ganzen anderen Mist verbunden.

Er sah von seinem Teller auf. Am mit Blumengestecken in Herbsttönen geschmückten, riesigen Esstisch aus Rosenholz war ausreichend Platz für zwei Dutzend Gäste. Am Abendessen an Thanksgiving nahmen jedoch nur sein Vater, sein Bruder Devon und er selbst teil.

Marcus Milano, das Oberhaupt der Unternehmerfamilie, legte Wert auf Einfluss, Macht und Kontrolle. Er liebte es, der Größte und Beste zu sein – wahrscheinlich mehr, als er seine beiden Söhne liebte. Gage und Devon hatte er eingetrichtert, immer miteinander im Wettstreit zu liegen, den Blick einzig und allein auf den Sieg gerichtet.

Als wenn Marcus Gedanken lesen könnte, sah er ebenfalls vom Teller mit dem perfekt angerichteten Truthahnfleisch auf. „Gage, es gibt ein neues Projekt, das du übernehmen musst.“

„Keine Zeit. Nächste Woche bin ich in Meetings mit meinen eigenen Kunden und anschließend in den Ferien.“

„Nimm dir Zeit“, fuhr sein Vater ihn an. „Ich will diesen Auftrag haben.“

Ah, das zählte zu den Freuden, wenn man im Alter von dreißig Jahren noch immer der Familie verpflichtet war. Gage genoss den Ruf eines Marketinggenies und war Vizepräsident eines der umsatzstärksten US-Unternehmen.

Zudem hatte er seine eigene Marketingfirma gegründet, die sich sehr schnell so erfolgreich entwickelte, dass er bald gezwungen wäre, einige wichtige Entscheidungen zu treffen. Doch sein Vater glaubte immer noch, dass er ihn herumkommandieren könnte.

Es war nicht so, dass er die Möglichkeiten nicht zu schätzen wusste, die Milano ihm geboten hatte. Aber er war genauso am Erfolg des Familienunternehmens beteiligt wie alle anderen. Als Devon und er vor sechs Jahren an Bord gekommen waren, hatten die von seinem Bruder durchgeführte Umstrukturierung und seine Marketingmaßnahmen Milano vorm wirtschaftlichen Zusammenbruch bewahrt und wieder in die Gewinnzone geführt.

Das sah sein Vater allerdings anders. Für ihn waren seine Söhne lediglich seine Gehilfen.

Gage warf seinem Vater einen wütenden Blick zu. Allerdings vergeblich. Denn Marcus war kurzsichtig und saß zu weit weg, um seine Verärgerung zu registrieren. Also funkelte er stattdessen seinen Bruder an, der ihm gegenübersaß.

Devon grinste nur. „Du bist ein Meister darin, Produkte an den Mann zu bringen, kleiner Bruder. Du weißt, wie sehr wir bei diesen besonderen Projekten auf dich angewiesen sind.“

„Ich habe keine Zeit“, wiederholte er. „Ich bin jetzt seit anderthalb Jahren pausenlos im Einsatz. Als ich letzte Woche den Multimillionen-Dollar-Deal für die Elektronikabteilung unterzeichnet habe, waren wir uns einig, dass ich bis zum Ende des Jahres nicht mehr zur Verfügung stehe.“

Fünf Wochen lang würde er Abstand zu Milano einlegen. Er wollte in die Karibik fliegen, wo er am Strand liegen, sich mit Frauen amüsieren und über seine Zukunft nachdenken könnte. Darüber, welche Risiken es mit sich brachte, wenn er sich vom Familienunternehmen unabhängig machte.

Milano bot von Technik bis Textilien eine breit gefächerte Produktpalette an. Devon war für Forschung und Entwicklung verantwortlich. Er hatte die Ideen für Produktinnovationen, die dem Unternehmen noch mehr Gewinn einbringen konnten.

Gage war für das Marketing zuständig. Er konnte jedem alles verkaufen, verfügte über eine gute Menschenkenntnis und Einfühlungsvermögen. Er wusste, was Leute umtrieb und antörnte. Diese Eigenschaft kam ihm sowohl geschäftlich als auch privat zugute.

„Wenn kein Notfall eintritt“, entgegnete sein Vater. „Und das ist ein Notfall.“

„Ein Notfall wäre, wenn deine letzte Ehefrau schwanger wäre und behauptete, das Baby wäre von dir. Was immer du für ein neues Produkt unter die Leute bringen willst, ist kein Marketingnotfall.“

„Für mich schon.“

Devon schaltete sich ein: „Sieh mal, es ist keine große Sache. Wir bringen diese Dessous-Kollektion auf den Markt. Das Merchandising ist geplant. Wir brauchen nur noch eine Vertriebsschiene. Kennst du die Rudolph – Modegeschäfte?“

„Ein alter, geiler Mistkerl, der alles zu Gold machen kann und eine Handvoll Geschäfte für die Mode-Elite in Kalifornien und New York besitzt?“

„Das ist er. Alle Kollektionen, die bei der Markteinführung seiner Frühlingsmode präsentiert werden, erreichen garantiert einen hohen Bekanntheitsgrad und entsprechendes Ansehen. Er setzt die Trends. Wenn wir diesen Vertrag bekommen, macht sich Milano im Modebereich einen Top-Namen.“

Gage schüttelte den Kopf. Er war Marketingberater, spezialisiert auf Markenstrategie, Verbraucherverhalten, digitales Management und strategische Weiterentwicklung des Kundengeschäfts. Mit einem exzentrischen Milliardär über Damenunterwäsche zu reden, gehörte nicht zu seiner Jobbeschreibung.

„Das kostet dich höchstens ein paar Tage. Rudolph gibt am nächsten Wochenende bekannt, welche Kollektionen er ausgesucht hat. Der Vertrag wird noch vor Weihnachten unter Dach und Fach sein. Du machst das Geschäft und gehst wieder. Die Zeit, die du dadurch verlierst, kannst du an deinen Urlaub dranhängen. Dann hast du immer noch fünf Wochen frei.“

„Wir hatten eine Vereinbarung, Devon.“

„Auch ich musste meine Projekte hintanstellen, um mich um den neuen Onlineshop zu kümmern, den Vater auf den Markt bringen will. Es wird dich nicht umbringen, wenn du ein paar Tage später am Strand liegst.“

Ah, darum geht es. Gage warf seinem Bruder einen düsteren Blick zu. Eines Tages würde einer von ihnen Milano leiten. Marcus hatte klargemacht, dass seine beiden Söhne sich an drei Regeln halten müssten, um sein Nachfolger zu werden: Sie müssten absolut loyal sein und ihn nicht verärgern. Zudem müsste jeder von ihnen zeigen, dass er es mehr verdiente als der andere.

Er und Devon hatten vor ein paar Jahren entdeckt, dass sie ihren Wert beweisen konnten, indem sie getrennt von Milano ihre eigenen geschäftlichen Erfolge suchten. Dabei durften sie natürlich nicht gegen die erste und zweite Regel verstoßen. Und was noch wichtiger war: Sie mussten dabei schneller und besser als der andere sein. Er sah seinen Bruder finster an. „Du spielst unfair.“

„Ich spiele, um zu gewinnen.“

„Was murmelt ihr da unten?“, fragte Marcus.

„Wir haben über unsere Tradition geredet, um alles zu knobeln“, antwortete Gage laut und griff nach einer Schachtel Streichhölzer. „Bist du dabei, Devon? Derjenige, der den Kürzeren zieht, übernimmt dieses Geschäft.“

„Also, gut. Aber wenn ich gewinne, suche ich auch noch dein Kostüm für den Weihnachtsball aus, auf den du wegen dieses Vertrags gehen musst.“

Er verzog das Gesicht. Ein Weihnachtskostümball? War das ein schlechter Witz? Er hasste Weihnachten.

1. KAPITEL

Hailey North liebte Weihnachten: Die strahlenden Gesichter, die Heimlichkeiten, die Aufregung und die Geschenke. Besonders Geschenke, die man sich hart verdient hatte und auf einem ausgefallenen Kostümball verteilt wurden.

Sie sah sich in dem Ballsaal voller einflussreicher Leute aus der Modeszene Nordkaliforniens um, die wie Zeichentrickfiguren aus Weihnachtsfilmen kostümiert waren. Eigentlich sollte sie vor Freude außer sich sein. Der heutige Abend würde ihr endlich die Gewissheit bringen, dass ihre Lingerie-Firma Ende des Jahres nicht das Zeitliche segnete.

Stattdessen befürchtete Hailey, dass die finanziellen Sorgen und der Stress während der letzten beiden Monate sie an den Rand des Wahnsinns getrieben hatten. Sie war umgeben von männlichen Models und wohlhabenden Designern. Einige davon zählten zu den am besten aussehenden Exemplaren der Männerwelt rund um San Francisco.

Doch wer machte sie heiß? Eine fast zwei Meter große, unförmige Gestalt, die in ein grünes Fellkostüm gehüllt war und Schneeschuhe trug. Sie schaute noch einmal genauer hin. Nein. Absolut nichts an dem kostümierten Mann an der Bar war verlockend. Aber er strahlte einen Sexappeal aus, der sie in den Bann zog und antörnte.

Der Grinch mit dem grünen Fell. Ausgerechnet der grantige Weihnachtsmuffel aus dem gleichnamigen Film. Meine Güte. Offenbar erlaubte sich ihre Libido einen Scherz mit ihr, aus Rache, weil sie monatelang keinen Sex gehabt hatte.

Oder es lag daran, dass Hailey ein Jahr lang das Ziel verfolgt hatte, Romantik sexy wirken zu lassen und in geschmackvolle Kreationen umzusetzen. In Dessous, die Frauen zeigen sollten, dass sie sexy waren, solange sie sich sexy fühlten.

Möglicherweise hatte es auch damit zu tun, dass sie beim Betreten des Ballsaals ein Glas Champagner heruntergekippt hatte, um sich Mut anzutrinken. Denn hier hatten sich hochrangige Macher versammelt, um Rudy Rudolph zu beeindrucken. Der exzentrische, sehr reiche Mode-Tycoon mit beißendem Humor galt als Trendsetter und präsentierte heute die für seine Geschäfte ausgewählten neuen Frühjahrskollektionen.

Erneut warf Hailey einen Blick auf die Bar. Der Grinch zog gerade die Handschuhe aus, um auf seine Armbanduhr zu sehen. Dann griff er nach seinem Glas. Sie starrte auf seine kräftigen Hände mit den langen Fingern. Sie war verrückt nach ihm. Ohne jeden Zweifel. Aber hatten niedliche Weihnachtselfen – die Helferinnen des Weihnachtsmannes – eine Chance bei ihm?

Sie musste es wissen und ging zwei Schritte auf ihn zu, bevor sie sich zur Ordnung rief. Nein. Sie war geschäftlich hier. Nicht zum Spaß. Leider.

„Hailey.“

Erleichtert über die Ablenkung und froh, dass tatsächlich jemand hier war, der ihren Namen kannte, drehte sie sich um. Erfreut lächelte sie Rudolphs Assistent Jared Jones an, der ihr diesen Abend ermöglicht hatte.

Jared hatte sie letzten Sommer unter seine Fittiche genommen, nachdem sie sich in einem Fahrstuhl in der Rudolph – Unternehmenszentrale begegnet waren. Hailey war auf dem Weg in den siebten Stock gewesen, um beim Verkaufsteam für ihre Lingerie-Entwürfe zu werben. Jared hatte sich über einen Riss in seinem Hemd beklagt, und sie hatte den Schaden vorübergehend mit einem Gewebeband behoben. Dafür war er ihr noch heute unendlich dankbar.

„Hallo, Jared.“ Sie umarmte ihn vorsichtig, damit der mit Glöckchen geschmückte Elfenhut nicht verrutschte. „Dein Kostüm gefällt mir. Ist der Lebkuchenmann deine Lieblingsweihnachtsfigur?“ Sie lachte laut, als sie die Botschaft las, die auf den riesigen Knöpfen stand: Knabbere an mir.

„Ich bin nun mal zum Anbeißen.“ Augenzwinkernd deutete mit dem Kopf auf die Band. „Wenn alles nach Plan läuft, kommt der Schlagzeuger dort hinten noch auf den Geschmack, bevor der Abend vorbei ist.“

Hailey musterte pflichtschuldigst den Schlagzeuger, und warf Jared einen beeindruckten Blick zu.

„Aber sieh’ dich an“, schwärmte er. „Mir sind heute Abend mindestens ein Dutzend Weihnachtselfen über den Weg gelaufen. Aber bis jetzt bist du bei Weitem die Aufsehenerregendste. Stammt alles, was du trägst, aus deiner Wäschekollektion?“

„Alles – bis auf den Rock.“ Hailey drehte sich zur Begutachtung langsam um die eigene Achse. Das rot-weiß gestreifte Bustier passte perfekt zu den roten Seidenstrümpfen mit dem Strumpfband aus weißer Spitze, das gerade noch unter dem grünen Tutu hervorlugte.

Sie war der beste Beweis dafür, dass sich Frauen in der richtigen Unterwäsche sexy fühlten. Auch wenn eine Frau keine Figur wie ein Supermodel hatte, sorgten die Merry Widow – Modelle dafür, dass sie fantastisch aussah – und sich auch so fühlte.

„Oh, Schätzchen“, sagte Jared bewundernd, als sein Blick auf ihre weißen Stiefeletten fielen.

Nun, er hatte zwar kein Interesse an ihren weiblichen Reizen, aber er war ein Modefreak, und die Manolo Blahnik – Stiefeletten waren sozusagen ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk ihres Vaters. Da er nie wusste, was er ihr schenken sollte, hatte sie sich die Stiefeletten letzten Monat gekauft und mit seinem Weihnachtsscheck bezahlt.

„Hailey, diese Stiefeletten sind perfekt. Damit verleihst du diesem süßen Outfit eine absolut modische Note.“

„Danke. Trifft Mr. Rudolph bald ein? Sollte er nicht bekanntgeben, welche Frühjahrskollektionen er für seine Geschäfte ausgewählt hat, bevor alle Designer betrunken sind?“

Jared grinste. „Betrunkene Designer passen zu seinem Sinn für Humor.“ Über die Verträge sagte er jedoch kein Wort. Obwohl er wusste, welche Designer ausgewählt worden waren. Und Hailey wusste, dass er es wusste, fragte ihn jedoch nicht. Das war beiden klar. „Denk nicht unentwegt daran.“

Aus Nervosität gönnte sie sich noch ein Glas Champagner. Dann sah sie ihn fragend an.

„Du weißt, dass ich keine Betriebsgeheimnisse verrate.“ Er zögerte und senkte die Stimme. „Zumindest nicht diejenigen, wegen denen ich meinen Job verlieren könnte.“ Er sah sich um, und deutete hinter sich. „Doch die Geheimnisse werden nicht mehr lange geheim bleiben.“

„Willkommen, willkommen.“

Hailey drehte sich um. Ein dünner Nikolaus trat auf die Bühne, begleitet von zwei Helferinnen, die in weißen Pelz gehüllt waren und viel Haut zeigten. Schockiert starrte sie das Trio an. „Wow. Mr. Rudolph sieht ohne Schlips ganz anders aus.“ Oder lag es daran, dass er kein Hemd unter der roten Plüschjacke trug? War der Mann nicht schon über siebzig Jahre alt? Das war kein schöner Anblick.

„Danke, dass Sie alle zu unserer jährlichen Weihnachtskostümparty gekommen sind. Wie Sie sehen, ist der Weihnachtsmann meine Lieblingsfigur. Wie passend, da ich heute Abend der Mann bin, der die Geschenke verteilt.“

Sie atmete tief durch, um ruhiger zu werden. Jetzt war es so weit.

„In diesem Jahr möchte ich bei der Damenmode für ein bisschen mehr Spaß sorgen“, fuhr Rudolph fort. „Ich habe nicht einen, sondern jeweils zwei Designer in den Kategorien Oberkleidung, Schuhe und Wäsche ausgesucht, die in der Weihnachtszeit um den endgültigen Zuschlag konkurrieren.“

Konkurrieren? Hailey wurde flau im Magen. Sie brauchte diesen Vertrag noch vor dem Jahreswechsel, sonst verlor sie ihre Firma. Stirnrunzelnd bemerkte sie, dass Rudolph das allgemeine Murren im Saal boshaft grinsend zur Kenntnis nahm. „Also hier sind die Finalisten bei der Damenmode.“ Während er die Namen verkündete, präsentierte jeweils ein Model ein Outfit der genannten Kollektion.

Ungeduldig wartete sie auf die Kategorie Damenwäsche. Ohne Rudolph zuzuhören, starrte sie ebenso verzweifelt wie hoffnungsvoll nur auf die Models. Ein Model trug Dessous aus Leder, die wie eine sündhafte Einladung zum heißen Sex wirkten.

Hailey runzelte die Stirn. Diese Dessous waren nicht ihr Stil und das totale Gegenteil von den Merry Widow-Modellen. Aber wenn man heißen, ausgefallenen Sex mochte, waren sie reizvoll. Mochte sie heißen, ausgefallenen Sex? Sie hatte nie die Gelegenheit gehabt, es herauszufinden. Eine Sekunde lang fragte sie sich, ob Leder den Grinch antörnte.

„Und Merry Widow“, verkündete Rudolph.

Sie hielt die Luft an, als ein Model auf die Bühne kam, das ein weißes, mit winzigen rosa Rosenknospen besetztes Satinunterhemd trug. Dieses Design hatte Hailey Süße Verführung genannt. „Oh, du meine Güte.“ Sie wirbelte herum, umarmte Jared und führte einen Freudentanz auf. „Das bin ich. Ich habe es ins Finale geschafft!“

Eine Stunde später war sie vor Aufregung immer noch völlig aus dem Häuschen. Inzwischen hatten unzählige Leute ihr gratuliert und Komplimente über ihre Entwürfe gemacht, die die Models im Saal präsentierten. Sie fühlte sich wie ein Rockstar.

„Leider ist es noch keine definitive Zusage“, meinte Jared. „Ich weiß, wie sehr du den Auftrag brauchst und habe sehr für dich geworben. Irgendein Marketingguru hat Rudy eingeredet, dass ein Wettbewerb für viel mehr Publicity sorgt. Aber er wird sich schon aus Marketingzwecken vor Weihnachten entscheiden.“

In diesem Moment kam ein als Weihnachtselch verkleideter Mann zu ihnen. „Glückwunsch, Ms. North. Ich bin Trent Lane und Fotograf bei den Rudolph-Modegeschäften. Ich habe Probeaufnahmen von allen eingereichten Kollektionen gemacht. Merry Widow war mein Favorit.“

„Meiner auch“, stimmte Jared zu. „Die Kollektion ist wie geschaffen für die Frühjahrsmode, bei der Nostalgie mit einem Schuss Leidenschaft angesagt ist. Rudy will, dass Cherry Bella die ausgewählten Kollektionen präsentiert. Merry Widow passt perfekt zu ihr.“

Der Shootingstar Cherry Bella zeigt meine Dessous? Hailey verschlug es den Atem. Cherry hatte ihre Karriere als Sängerin von sentimentalen Liebesliedern gestartet, sich aber in letzter Zeit verstärkt dem Modeln und der Schauspielerei zugewandt.

„Cherry würde in Merry Widow und Milano toll aussehen“, meinte der Fotograf. „Alles läuft wohl darauf hinaus, welche Kollektion sie tragen will. Ich vermute, dass sie bei der Auswahl die endgültige Entscheidung trifft.“

„Allerdings muss Rudy sie erst dazu überreden, den Modelvertrag zu unterschreiben. Bislang ist sie nicht interessiert.“

Trent senkte die Stimme. „Ich habe gehört, dass Rudy ihr das Blaue vom Himmel versprochen hat. Erfolglos. Jetzt versucht er es über ihren Agenten. Wer immer Cherry Bella dazu bringt, den Modelvertrag zu unterschreiben, ist auf der sicheren Seite.“

Hailey war in heller Aufregung. „Wissen das die anderen Designer?“, überlegte sie laut. Als die beiden Männer sie nur fragend ansahen, zuckte sie die Schultern. Nun, den beiden war doch wohl klar, dass sie ihnen gespannt zuhörte. „Ich meine ja nur.“

„Das ist geheim. Wenn also die anderen Designer nicht mit Rudys Angestellten plaudern, haben sie keine Ahnung davon.“ Jared lachte sarkastisch. „Deine Konkurrenten sind alle etabliert und angesehen, Schätzchen. Anders als du haben sie ein Riesenego und halten es nicht für nötig, sich mit den Angestellten abzugeben. Wenn sie mit jemandem reden, dann nur mit Rudy.“

„Es überrascht mich, dass Cherry nicht begeistert zugreift“, sagte sie nachdenklich. „Als Werbebotschafterin für die Rudolph-Modegeschäfte würde sie schlagartig auch international bekannt, nicht wahr?“

„Oh ja. Wir können einfach nicht herausfinden, was eigentlich das Problem ist.“

„Vielleicht liegt es an der Agentur“, schaltete Trent sich ein. „Dort betreuen alle Agenten gemeinsam jedes Model, und treffen Entscheidungen übereinstimmend. Wir wissen noch nicht einmal, welcher Agent hier auf der Party ist.“ Eines der vorbeigehenden Models fiel ihm ins Auge. Kurz lächelte er Hailey und Jared an. „Ich gehe mal zu den Models und rede mit ihnen. Vielleicht ist eine davon in derselben Agentur wie Cherry.“

„Glaubst du, ich habe eine Chance?“, fragte sie Jared, als der Fotograf verschwunden war. Sie sah sich um. Wenn sie den oder die Agenten beziehungsweise Agentin ausfindig machen könnte, konnte sie ihn oder sie davon überzeugen, dass ihre fließenden, femininen Entwürfe perfekt für die hochgewachsene Rothaarige wären. Dann hätte sie alle Trümpfe in der Hand.

Erneut ließ sie den Blick über die Gäste schweifen und sah, dass Trent jetzt an der Bar mit dem sexy Grinch redete. Er hatte die Haube des Fellkostüms inzwischen zurückgeschoben. Seine Haare waren rabenschwarz. Ein erregendes Prickeln überlief sie. Oh ja. Er war definitiv der Typ für heißen, ausgefallenen Sex. Allein sein Anblick versetzte ihr einen größeren Kick als jeder ihrer bisherigen Liebhaber.

Hailey seufzte. Es müsste großartig sein, ihm dieses hässliche Kostüm abzustreifen und zu sehen, welcher Körper sich darunter verbarg. Hatte er eine so sexy Figur, wie sie es sich vorstellte? Einen schlanken Körper mit muskulösen Schenkeln, Waschbrettbauch und breiten Schultern, an die sie sich klammern könnte, wenn sie einen wilden Ritt auf ihm vollführte?

Sollte sie es wagen, zu ihm zu gehen und mit ihm zu reden? Ihn fragen, ob er Leder oder Spitze, Rosenblüten oder Nieten bevorzugte? Ihr war jetzt so heiß vor Lust, dass sie bereits nach dem dritten Glas Champagner griff, als ein Kellner mit einem Tablett vorbeikam.

„Hailey? Schätzchen? Wo bist du mit deinen Gedanken? Ich habe dich über alle Pläne der Rudolph-Modegeschäfte für die Weihnachtszeit eingeweiht – und du hast noch kein Wort dazu gesagt.“

„Entschuldige, Jared. Ich habe mich nur gefragt, ob der Mann, mit dem sich Trent unterhält, Cherrys Agent ist“, improvisierte sie.

Er sah zur Bar. „Keine Ahnung.“ Dann riskierte er noch einen Blick, machte große Augen und fächelte sich mit einer Hand Luft zu. „Aber ich finde es mit großem Vergnügen heraus.“

Sie nahm ebenfalls wieder den Grinch in Augenschein. Er sah wirklich blendend aus. Die Haare fielen ihm in sanften Wellen aus der Stirn. Er hatte gut geschnittene, markante Gesichtszüge, dichte Augenbrauen, einen sinnlichen Mund und große Augen. Obwohl sie deren Farbe nicht erkennen konnte, war sie sicher, noch nie so schöne Augen gesehen zu haben.

Zum ersten Mal seit einer halben Ewigkeit wusste Hailey nicht, was sie mehr wollte: Geschäftlichen Erfolg? Oder den Mann an der Bar?

Autor

Tawny Weber

Schon immer liebte Tawny Weber Liebesromane, vor allem seit sie auf ein paar Geschichten in ihrer Grundschulbibliothek stieß, die sie sofort fesselten. Was gibt es Besseres als Romane mit spannenden Wendungen und einem Happy End – oder noch besser – mit erotischen Liebeszenen zu lesen? Nichts, denn das sind...

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