Nur heimliche Stunden der Leidenschaft

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Schon seit der Schulzeit verehrt Prinz Marcel DeLoria die hübsche Kate. Als in seinem Königreich nun der Posten des Klinikchefs zu vergeben ist, kann er die junge Medizinerin endlich zu sich holen! Seine heißen Gefühle aber wird er ihr strikt verheimlichen müssen...


  • Erscheinungstag 05.10.2014
  • ISBN / Artikelnummer 9783733786663
  • Seitenanzahl 128
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

Prinz Marcel Frederic DeLoria hatte eine Vorliebe für schnelle Autos und für seine Freiheit, die er besonders dann genoss, wenn er mit seiner Corvette auf kurvenreichen Straßen unterwegs war. Doch seine größte Freude fand er bei der Liebkosung der noch aufregenderen Kurven des weiblichen Körpers. Sosehr er die Frauen liebte, so sehr hasste er es allerdings, wenn es unweigerlich Zeit wurde, sich von ihnen zu trennen, und so vermied er emotionale Verwicklungen.

Heute stand ihm eine dieser gefürchteten Trennungen bevor, wenn auch von keiner Frau. Er kam sich vor wie ein Mann, den man zur Guillotine führte.

Vor vier Stunden hatte er sein Abschlussdiplom an der Universität von Harvard erhalten. Doch er freute sich nicht besonders darauf, Abschied zu nehmen von Scheich Dharr ibn Halim, der eines Tages sein Land regieren würde, oder von Mitchell Edward Warner dem Dritten, Sohn eines Senators der Vereinigten Staaten und eine Art amerikanischer Aristokrat. Sie hatten zueinandergefunden, weil ihre Lebensumstände ähnlich waren. Daraus hatte sich eine innige Freundschaft entwickelt, die sich während ihrer gemeinsamen Zeit an der Universität stetig vertieft hatte.

Gemeinsam hatten sie sich in den vergangenen Jahren über Kultur, Weltereignisse und ihre jüngsten Abenteuer ausgetauscht, über ihre Versuche, den Paparazzi zu entkommen, und natürlich über ihr Lieblingsthema: Frauen.

An diesem Abend herrschte eine untypische Stille zwischen ihnen, als wären die alterprobten Themen angesichts dessen, was sie jetzt erwartete, völlig belanglos geworden. Sie hatten beschlossen, auf die Party zu verzichten, und hatten sich stattdessen in ihr gemeinsames Apartment zurückgezogen. Von draußen drang Lärm und Partytrubel zu ihnen herein. Die Abschlussfeier signalisierte das Ende einer Zeit, in gewisser Hinsicht das Ende ihrer Jugend.

Marc lehnte sich im Sessel zurück, die Füße auf dem Tisch. Dharr saß in königlicher Haltung im Ledersessel ihm gegenüber. Die traditionelle arabische Kopfbedeckung, die Keffiyeh, hatte er abgelegt, aber er vermittelte immer noch den Eindruck des geborenen Herrschers. Mitch saß wie immer auf dem Boden, den Rücken an die Wand gelehnt. Er war lässig gekleidet und trug Jeans und verschrammte Lederstiefel.

Obwohl die drei Männer so verschieden waren, hatten sie doch eins gemeinsam – sie waren berühmt, und der Grund, weswegen sie sich so oft zusammenfanden, war der Versuch, mit dem Druck dieser Berühmtheit fertig zu werden.

Mitch warf die Zeitschrift, die er seit seiner Ankunft gelesen hatte, zur Seite und griff nach einer Flasche französischen Champagner, den ihnen Marcs Bruder, der König von Doriana, großzügigerweise gespendet hatte. „Wir haben bereits auf unseren Erfolg angestoßen. Jetzt schlage ich vor, dass wir auf ein lange währendes Junggesellendasein trinken.“ Er füllte sein Glas auf, dann das von Dharr und Marc.

Dharr hielt sein Glas zum Toast hoch. „Darauf trinke ich gern.“

Marc überlegte kurz und lächelte dann. „Wie wäre es mit einer Wette?“

Dharr und Mitch wechselten einen Blick. „Was für eine Wette, DeLoria?“, fragte Mitch.

„Nun, da wir uns einig darin sind, dass wir uns so schnell nicht in die Ehefalle locken lassen wollen, schlage ich vor, dass wir schwören, in zehn Jahren immer noch unverheiratet zu sein.“

„Und wenn wir es nicht sind?“, fragte Dharr.

Marc sah nur einen Weg, den Erfolg der Wette zu garantieren. „Dann werden wir unseren kostbarsten Besitz aufgeben müssen.“

„Was, meinen Wallach?“ Mitch verzog sein Gesicht, als hätte er etwas Bitteres geschluckt. „Das wäre hart.“

Dharr sah noch weniger begeistert aus. Sein Blick glitt unwillkürlich zu dem abstrakten Gemälde einer Frau, das hinter Mitch an der Wand hing. „Das wäre dann also wohl mein Modigliani, und ich muss zugeben, dass es mir sehr wehtun würde, den Akt herzugeben.“

„Das ist ja gerade der springende Punkt, meine Herren“, sagte Marc. „Die Wette wäre sinnlos, wenn unser Einsatz uns nichts bedeutete.“

Mitch sah ihn misstrauisch an. „Okay, DeLoria. Und was ist dein Einsatz?“

Marc musste nicht lange überlegen. „Meine Corvette.“

„Du würdest deinen geliebten Schlitten weggeben?“, sagte Mitch ungläubig.

„Ach Quatsch, denn ich werde nicht verlieren.“

„Ich sehe da auch kein Problem“, bemerkte Dharr. „Zehn Jahre müssen mindestens vergehen, bevor ich mich dazu zwingen lasse, wegen der Erbfolge eine Vernunftehe einzugehen.“

„Mir wird es auch nicht schwerfallen“, sagte Mitch.

Dharr hielt wieder sein Glas hoch. „Dann sind wir uns also einig?“

Sie fühlten sich wie moderne Musketiere, die einen Pakt schlossen – einer für alle, alle für einen.

Marc hob sein Glas. „Die Wette gilt.“

1. KAPITEL

Neun Jahre später

Marcel Frederic DeLoria war König geworden. Kate Milner kannte ihn nur als Marc, einen gefährlich charmanten jungen Mann und einen unbegabten Biologiestudenten, wie er selbst zugegeben hatte. Letzteres war der Grund gewesen, weshalb sie ihm in seinem ersten Semester in Harvard Nachhilfestunden gegeben hatte. Und jetzt war Marc der Herrscher von Doriana, einem kleinen Staat in Europa.

Unglaublich.

Und genauso unglaublich war es, dass sie jetzt, fast ein Jahrzehnt später, Meilen entfernt von ihrem Zuhause in einem Bilderbuchschloss stand und ihn gleich wiedersehen würde.

Ihr erwartungsvolles Lächeln verschwand sofort, als er am anderen Ende des prunkvollen Foyers erschien. Neben ihm ging ein elegant gekleideter Mann mittleren Alters. Die Spiegelwände, das glitzernde Licht der Kristallleuchter, alles schien in den Hintergrund zu treten, während Marc näherkam. Sein Selbstbewusstsein und seine bemerkenswerte Gefasstheit waren fast greifbar. Sein Haar war immer noch goldbraun, nur etwas länger als damals. Er war groß, daran hatte sie sich noch gut erinnert, aber jetzt kam er ihr imposanter vor als früher. Seine Brust wirkte kräftiger und seine Schultern schienen breiter zu sein. Vielleicht wurden sie aber auch nur von seinem engen marineblauen Strickhemd besonders gut zur Geltung gebracht. Zu Kates Überraschung trug er ausgeblichene Jeans, die seine schmalen Hüften und die muskulösen Schenkel betonten, genau die gleiche Kleidung wie damals auf dem College. Dabei war er doch ein König!

Du liebe Güte! Hatte sie vielleicht erwartet, dass er mit juwelenbesetzter Krone und roter Samtrobe vor ihr erscheinen würde? Dass er ein Zepter in der Hand halten würde statt einer Sonnenbrille? Schon der Gedanke war albern. Allerdings hatte sie damit gerechnet, dass er zumindest einen teuren Anzug tragen würde und nicht diese legere Kleidung, die seinen durchtrainierten Körper so gut zur Geltung brachte. Dennoch gab es keinen Zweifel, er gefiel ihr ausnehmend gut.

Als er vor ihr stehen blieb, fühlte Kate sich regelrecht von seiner Gegenwart überwältigt. Ihr Puls beschleunigte sich unwillkürlich. Sie bemühte sich, Haltung zu wahren, und sah ihm in die durchdringenden blauen Augen – Augen, die nicht mehr wie früher vor Humor funkelten. Kate spürte eine gewisse Nervosität an ihm, eine Veränderung, die weit über das rein Physische hinausging.

Eins war allerdings ganz deutlich – er gab kein Anzeichen des Wiedererkennens von sich. Warum sollte er auch? Sie hatte sich schließlich auch verändert, und wie sie hoffte, zu ihrem Vorteil.

Sein Begleiter machte abrupt einen Schritt auf sie zu und verbeugte sich kurz vor Kate. „Dr. Milner, ich bin Bernard Nicholas, der Berater Seiner Majestät.“

Kate wäre fast ihrem Impuls gefolgt, zu salutieren oder zu knicksen. Stattdessen entschied sie sich für ein Lächeln. „Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen.“

Mr Nicholas wandte sich an den stummen, stoisch dastehenden König. „Euer Majestät, darf ich Ihnen Dr. Katherine Milner vorstellen, unsere jüngste Kandidatin für den Posten im Kranken­haus.“

Marc gab ihr die Hand, und Kate nahm sie nach kurzem Zögern. „Willkommen in Doriana, Dr. Milner, und bitte verzeihen Sie meinen Aufzug. Man hat mich nicht rechtzeitig über Ihre Ankunft informiert.“

Seine Stimme klang in etwa so, wie Kate sie in Erinnerung hatte, verführerisch und mit der gewohnten europäischen Kultiviertheit, nur etwas tiefer als früher. Aber er sah überhaupt nicht erfreut aus und erlaubte sich nicht einmal den Anflug eines Lächelns. Selbst seine Verbeugung kam ihr gezwungen vor. In Anbetracht der frühen Stunde und seiner unrasierten Wangen fragte sie sich unwillkürlich, ob er vielleicht gerade aus dem Bett einer Frau kam.

Dieser Gedanke und der Druck seiner starken Finger um ihre Hand ließen sie leicht erschauern. Sie erinnerte sich noch gut, dass sie diesen Mann sehr gern gehabt hatte. Aber Marc DeLoria war kein gewöhnlicher Mann und war es nie gewesen, und offensichtlich hatte er ihre gemeinsame Zeit völlig vergessen.

Kate beschloss, sein Gedächtnis aufzufrischen. „Es ist sehr schön, Sie wiederzusehen, Euer Majestät.“

Er gab ihre Hand frei und runzelte die Stirn. Kleine Fältchen erschienen um seine Augenwinkel, sie ließen ihn noch attraktiver wirken. „Sind wir uns schon begegnet?“

„Als wir uns das letzte Mal sahen, sezierten wir gemeinsam einen Frosch.“

Seine Miene wurde etwas weicher, und Kate erhaschte einen flüchtigen Blick auf den unbesorgten Charmeur, den sie einmal gekannt hatte. „Katie? Meine Nachhilfelehrerin?“

Kate senkte den Blick. Sekundenlang fühlte sie sich wieder wie das zaghafte Mädchen von damals. Hastig verdrängte sie diesen Gedanken und sah ihn entschlossen an. „Ja, das bin ich. Katie, die Nachhilfelehrerin. Aber jetzt ziehe ich Kate als Anrede vor. Oder Dr. Milner, wenn Ihnen das unter den gegebenen Umständen lieber ist.“

„Den gegebenen Umständen?“

Die musste man ihm doch wohl nicht erst klarmachen? „Sie sind ein König.“

„Ach so, dieser Umstand.“ Er sah sie eine ganze Weile an, als könnte er es nicht fassen, dass sie wirklich da war. Kate musste sich eingestehen, dass sie es selbst kaum fassen konnte.

„Es ist ziemlich lange her, nicht wahr?“, unterbrach sie die peinliche Stille.

„Ja, ziemlich.“ Obwohl er noch immer kein Lächeln zustande brachte, schien er jetzt wenigstens nicht mehr ganz so fassungslos zu sein. Er machte ihr ein Zeichen, den Raum zu ihrer Rechten zu betreten. „Wollen wir das Gespräch in der Bibliothek weiterführen, Doktor?“

Offenbar war ihm nicht danach zumute, in Erinnerungen zu schwelgen. „Natürlich.“

Als Marc ihr Platz machte, ging Kate an ihm vorbei in die Bibliothek. Dabei nahm sie einen Hauch seines wohlriechenden Rasierwassers wahr. Obwohl sie sich nicht erlauben sollte, so heftig auf ihn zu reagieren, raubte alles an ihm ihr den Atem. In seiner Nähe war es ihr nie anders ergangen.

Kate gab sich alle Mühe, Haltung zu bewahren. Um sich abzulenken, sah sie sich in der Bibliothek um und betrachtete die unzähligen Mahagoniregale voller Bücher. „Eine beeindruckende Sammlung.“

„Die Lieblingsbücher meiner Mutter.“ Marc wies auf ein kleines Sofa am Fenster. „Nehmen Sie bitte Platz.“

Kate ließ sich auf das grüne Brokatsofa sinken, während Marc den burgunderroten Ohrensessel ihr gegenüber wählte. Mr Nicholas war an der Tür stehen geblieben.

„Das wäre alles“, wandte Marc sich an ihn.

Der Mann stand unerschütterlich da wie ein Wachtposten, die Schultern gestrafft, die Beine leicht gespreizt, Hände hinter dem Rücken verschränkt. „Vergeben Sie mir, aber ich denke, es wäre besser, wenn ich bliebe, da doch unser Gast eine Dame ist.“

„Wir befinden uns nicht mehr im achtzehnten Jahrhundert, Mr Nicholas. Sie sind entlassen.“

„Aber die Königinmutter …“

„… würde mein Bedürfnis nach Privatsphäre verstehen.“

„Aber …“

„Ich versichere Ihnen, dass Dr. Milners Tugend nicht in Gefahr ist.“ Marc wandte sich an Kate. „Oder würden Sie es vorziehen, nicht mit mir allein zu sein?“

Kate zuckte die Achseln. „Es wäre schließlich nicht das erste Mal.“ Und sie hoffte inständig, dass es auch nicht das letzte Mal sein würde.

Marc warf seinem Berater einen warnenden Blick zu. „Bitten Sie Madame Tourreau, Dr. Milner eine Erfrischung zu bringen.“

„Wie Sie wünschen, Ehrwürden“, sagte Mr Nicholas und zog sich zurück.

Kate hob die Augenbrauen. „Ehrwürden?“

„Bitte achten Sie nicht auf Mr Nicholas. Er dient meiner Familie seit langer Zeit, und er hat die Neigung, seine Meinung über mich in abstrusen Titeln zu verpacken. Sie sollten sich allerdings geschmeichelt fühlen. Normalerweise tut er das nicht in der Gegenwart von Fremden, wenn er nicht das Gefühl hat, dass sie seinen ausnehmend britischen Sinn für trocknen Humor zu schätzen wüssten.“

„Es ist also eine Art Spiel zwischen Ihnen.“

„Ein Spiel, das nicht zu spielen ich bei Weitem vorziehen würde.“

Kate konnte sich gut vorstellen, was für Spiele er lieber spielen würde – sinnliche Spiele –, und sie hätte überhaupt nichts dagegen, dabei mitzumachen. Reiß dich zusammen, ermahnte sie sich. Du bist nicht hier, um zu spielen, sondern um zu arbeiten.

Marc setzte sich lässig im Sessel zurück, kreuzte die Beine und verschränkte seine Hände vor dem Bauch. „Sagen Sie mir also, Dr. Milner, wie Sie entdeckt haben, dass wir in Doriana auf der Suche nach Ärzten sind.“

Kate zupfte nervös am Saum ihres Rocks und spürte Marcs Blick auf sich. Vermutlich fragte er sich, ob jemand sie an den Haaren durch die königlichen Gärten geschleift hatte. Ihr fliederfarbenes Seidenkostüm war nach der langen Reise zerknittert, und sie ging davon aus, dass ihr Haar ziemlich zerzaust war. Als sie seinen Blick auf ihrem Mund verweilen spürte, befürchtete Kate, dass sie ihren Lippenstift verschmiert hatte.

Sie räusperte sich. „Ich habe den Artikel über Sie gelesen, der gleich nach Ihrer Krönung in der Studentenzeitung der Harvard Universität erschienen ist“, sagte sie und wurde nervös, weil er ihr direkt in die Augen sah. „Sie erwähnten in dem Interview, dass Ihre erste Maßnahme die Einstellung neuer Ärzte sein würde, also setzte ich mich mit dem Krankenhaus in Verbindung, und hier bin ich. Der Autounfall Ihres Bruders tut mir sehr leid …“

Kate war sich nicht sicher, ob Marc sich den Ausdruck von Trauer erlaubte. Wenn überhaupt, dann nicht länger als für eine Sekunde. Er fasste sich sofort.

„Haben Sie in Harvard Medizin studiert?“, fragte er kühl.

Kate nahm sich vor, den Tod seines Bruders nicht wieder zu erwähnen. „Ich bin nach Tennessee zurückgekehrt und ging an die Vanderbilt Universität. Ich musste in der Nähe meiner Familie bleiben.“

„War jemand krank?“, fragte er.

„Nicht wirklich.“ Nur sehr überfürsorglich, was einer der Gründe war, weshalb Kate beschlossen hatte, sich um diese Stellung zu bewerben – der andere Grund saß ihr in diesem Moment gegenüber. Sie hatte es sattgehabt, die brave zuverlässige Tochter zu sein, auf die sich ihre Eltern in allem verließen. Sie liebte beide von ganzem Herzen, aber manchmal wünschte sie sich, sie hätte Geschwister, die sich diese Last mit ihr teilten.

Marc verschränkte die Arme vor der Brust und sah sehr eindrucksvoll und sehr sexy aus. „Sie sagen, Sie mussten in der Nähe Ihrer Familie sein, und doch sind Sie Tausende von Meilen gereist, um in unserem Krankenhaus zu arbeiten?“

„Ich brauchte eine Abwechslung.“ Einen Tapetenwechsel. Noch besser, ein anderes Leben.

„Worauf sind Sie spezialisiert?“, fragte er nicht besonders interessiert.

„Allgemeinmedizin. Aber am liebsten habe ich mit Kindern zu tun.“

„Kinder sind unsere Hoffnung für eine bessere Zukunft“, erwiderte er. „Wir haben einige Fortschritte in der pädiatrischen Gesundheitsfürsorge gemacht, aber ich bin noch nicht zufrieden.“

„Diese Herausforderung würde mir gefallen, Marc … ich meine, Euer Majestät.“ Ihr erster Verstoß gegen das königliche Protokoll und vielleicht auch ihr letzter. „Entschuldigen Sie.“

„Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, Dr. Milner.“

„Ich ziehe es wirklich vor, wenn Sie mich Kate nennen. Ich bin ein einfacher Mensch.“

„Aber Sie sind auch Ärztin. Das ist keine geringe Leistung.“

Kate errötete. Es war ihr nie leicht gefallen, Komplimente entgegenzunehmen, aber man hatte ihr auch nicht oft welche gemacht.

„Können Sie mir von Ihren Erfahrungen erzählen?“

„Was für Erfahrungen meinen Sie?“ Kate biss sich auf die Unterlippe und wurde rot. Wie hatte sie nur eine so blöde Frage stellen können? Ein Blick von dem Mann genügte, und sie konnte nicht mehr klar denken.

Sie bemerkte ein leises Lächeln um seine Mundwinkel, aber es war nicht so ausgeprägt, dass seine berühmten Grübchen in den Wangen erschienen.

„Medizinische selbstverständlich. Es sei denn, Sie haben andere Erfahrungen gemacht, die mich Ihrer Meinung nach interessieren könnten.“

Wenn das nur so wäre. „Medizinisch gesprochen habe ich gerade erst meine Assistenzzeit beendet.“

Sein durchdringender Blick war fest auf sie gerichtet. „Ich nehme an, Sie sind qualifiziert?“

Kate setzte sich unwillkürlich auf. „Ich war an einer der besten Universitäten des Landes.“

„Dann würde ich sagen, dass Sie mit unserer Klinik keine Probleme haben dürften.“

„Selbstverständlich.“ Und jetzt zur Sache. „Und wie steht es mit der Bezahlung?“

Marc beugte sich vor, und wieder erhaschte sie den Duft seines Rasierwassers. „Wenn wir zu einer Vereinbarung kommen, bin ich bereit, Ihr bisheriges Gehalt zu verdoppeln.“

Es wurde immer besser. „Warum sollten Sie das tun?“

„Weil wir gute Ärzte brauchen. Und schließlich sind wir alte Freunde.“

„Laborpartner“, verbesserte sie ihn. „Ich habe uns nie wirklich für Freunde gehalten.“

Er lehnte sich zurück, den Blick nachdenklich auf sie gerichtet. „Und warum nicht, Kate?“

„Das ist ziemlich offensichtlich, wenn man bedenkt, dass Sie König sind und ich … na ja, ich.“

„Aber als wir uns kennenlernten, war ich noch kein König.“

„Nein, Sie waren ein Prinz. Ich habe mich deswegen nie besonders wohl gefühlt in Ihrer Gegenwart.“

„Geht es Ihnen jetzt auch so?“, fragte er mit tiefer Stimme, in der eine leise Herausforderung mitklang.

„Nicht wirklich. Ich betrachte diese Gelegenheit als ein Abenteuer.“

„Dann sind Sie also auf der Suche nach einem Abenteuer?“

„Und einem Job.“

„Den Job kann ich Ihnen geben. Und was für ein Abenteuer suchen Sie außerdem noch?“

Sie sahen sich einen Moment an. „Ich bin nicht sicher“, sagte Kate dann. „Haben Sie einen Vorschlag?“

Der Blick aus seinen aufregenden Augen verriet ihr, dass er sogar viele Vorschläge hatte. „Leider ist Doriana um diese Jahreszeit ein eher geruhsamer Ort. Aber wenn Sie zur Wintersaison herkommen, können Sie unsere Skipisten besuchen. Es gibt viele verlockende Abhänge, wenn Sie nicht zu ängstlich sind, sich an etwas zu versuchen, das gefährlich werden könnte.“

Warum hatte das jetzt wie eine Einladung zur Sünde geklungen? „Sind Sie denn gut?“ Sehr geschickt, Kate, sehr taktvoll, dachte sie verlegen. „Im Skifahren, meine ich.“

Sein amüsiertes Lächeln ließ ihr Herz höher schlagen. „Ja.“

„Ich stelle mir vor, dass Sie in allem was sie tun sehr gut sein müssen.“ Und sie hatte es sich sogar in allen Einzelheiten vorgestellt. „Abgesehen von Biologie natürlich.“

„Das trifft bestimmt auch auf Sie zu, Kate. Wenn ich daran denke, wie gut Sie mich in meinem ersten Semester im Griff hatten.“

Sie fuhr sich mit leicht zitternder Hand durchs Haar. „Komisch, ich erinnere mich gar nicht daran, Sie im Griff gehabt zu haben.“

Er nahm eine fast unverschämte Haltung an, sein Blick heftete sich auf ihre Hände, die sie im Schoß gefaltet hatte. „Nun, wenn Sie mich buchstäblich im Griff gehabt hätten, hätte ich das jedenfalls nicht vergessen.“

Wenn er wüsste, wie oft sie sich in ihren Träumen vorgestellt hatte, ihn im wahrsten Sinn des Wortes in die Hände zu bekommen.

Es folgte eine kurze Stille, bis Kate sich zwang, wieder auf die Erde herunterzukommen. Sie durfte nicht zulassen, wieder in seinen Bann zu geraten. Damals hatte sie sich schon in ihn verliebt, obwohl sie gewusst hatte, dass er niemals etwas für sie empfinden würde. Diesen Fehler wollte sie nicht wiederholen.

Sie war jetzt sehr viel reifer und weit über kindische Verliebtheiten hinaus. Sie fühlte nur Zuneigung für Marc DeLoria.

Na schön, vielleicht war Zuneigung nicht das richtige Wort. Tatsächlich hätte sie nichts dagegen gehabt, seinen aristokratischen Körper zu vernaschen. Aber sie würde es natürlich nicht tun. Marc DeLoria war ein dynamischer Mensch, ein Mann mit großer Ausstrahlung. Und nach allem, was man über ihn hörte, war er außerdem ein Mann, dem keine Frau trauen konnte. Er war einer der berüchtigtsten Playboys der Welt. Daran musste sie denken, selbst wenn sie sich gegen ihren Willen immer noch zu ihm hingezogen fühlte.

Kate versuchte den Eindruck von Gelassenheit zu vermitteln, obwohl ihr heiß wurde unter seinen prüfenden Blicken. „Müssen Sie sonst noch etwas über mich wissen?“

„Es gäbe da etwas, was ich gern mit Ihnen tun würde, wenn Sie nicht zu müde sind von Ihrer Reise.“

Ihr Herz setzte einen Schlag aus. „Und das wäre?“

„Ich möchte Ihnen das Krankenhaus zeigen, sobald ich mir etwas Passenderes angezogen habe.“

Himmel noch mal, eine Sekunde lang hatte Kate geglaubt, dass er ihr etwas Aufregenderes hatte vorschlagen wollen. „Ja, das wäre sehr freundlich.“

„Und ich sehe keinen Grund, warum Sie den Job nicht haben sollten, wenn Sie es wollen.“

Sie runzelte die Stirn. „Einfach so?“

Er strich sich kurz über das Kinn. „Um die Wahrheit zu sagen, Sie sind mir bereits von der Krankenhausverwaltung empfohlen worden. Unser Treffen ist eine reine Formalität.“

„Ich werde Ihr Angebot auf jeden Fall in Betracht ziehen“, sagte sie. „Aber zuerst möchte ich einen Blick auf alles werfen und mich vergewissern, dass es das Richtige für mich ist.“

„Haben Sie schon eine Unterkunft?“

„Ich habe ein Hotelzimmer.“

„Sie sollten als unser Gast im Palast wohnen. Hier wären Sie sicher bequemer untergebracht.“

Nein, das wäre sie nicht. Nicht, wenn er denselben Palast bewohnte, selbst wenn der hundert Zimmer haben sollte. „Ich weiß Ihre Gastfreundschaft zu schätzen, aber ich ziehe das Hotel vor.“

„Lassen Sie es mich bitte wissen, sollten Sie Ihre Meinung ändern.“

Nach kurzem Klopfen betrat eine korpulente grauhaarige Frau den Raum, ein Tablett mit Teegeschirr und Gebäck in den Händen. Sie hielt den Blick gesenkt, während sie Kate den Tee servierte.

Autor

Kristi Gold
In ihrer Jugend hatte Kristi Gold keine Neigung zum Schreiben. Ab dem Alter von 6 Jahren, war ihre große Leidenschaft das Ballet. Bis sie 13 Jahre alt war, nahm sie 4 Tage die Woche Unterricht. Manchmal zwei oder drei Stunden am Tag. Der normale Schulalltag, Mitglied im Kirchenchor und Cheerleader...
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