Julia Gold Band 72

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  • Erscheinungstag 06.01.2017
  • Bandnummer 0072
  • ISBN / Artikelnummer 9783733709150
  • Seitenanzahl 448
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Sophie Weston, Cathy Gillen Thacker, Kathryn Ross

JULIA GOLD BAND 72

1. KAPITEL

„Ich denke gar nicht daran!“, rief Alexandra von der Treppe aus.

Rachel warf hastig einen Blick auf die Küchenuhr. Das Taxi musste jede Minute hier sein, und sie hatte noch nicht einmal ihre Tasche überprüft. Ihr Stiefsohn Hugh saß noch am Tisch und war intensiv damit beschäftigt, einen Berg Marmeladenbrote zu vertilgen. Von ihm hatte sie keine Hilfe zu erwarten. Schicksalsergeben ging Rachel in den Korridor und sah zu ihrer Stieftochter empor, die ihr vom oberen Ende der Treppe grimmig entgegensah.

„Hör mal, ich habe Nein gesagt, und …“

„Du hast kein Recht, Nein zu sagen. Du bist nicht meine Mutter.“

Diesen Vorwurf hatte Rachel in letzter Zeit immer öfter hören müssen. Es wäre ihr sicher leichter gefallen, damit fertig zu werden, wenn sie nicht selbst eine Stiefmutter gehabt hätte. Deshalb konnte sie Alexandra einerseits gut verstehen. Andererseits wusste sie, dass eine abenteuerlustige Fünfzehnjährige feste Regeln dringender brauchte als Verständnis.

„Ich weiß, dass ich nicht deine Mutter bin, Alexandra. Aber das ändert nichts an der Sache. Jeder Erwachsene würde dir dasselbe sagen.“

„Theo ist erwachsen, und er meint, ich solle hingehen.“

„Jede verantwortungsbewusste Frau, hätte ich sagen sollen“, verbesserte sich Rachel.

„Du meinst, er sei zu alt für mich. Los, sag es.“

„Muss ich dir das noch sagen?“

Alexandra stampfte mit dem Fuß auf. „Du weißt einfach nicht, wie das ist.“

Das war das eigentliche Problem. Rachel wusste genau, wie das war, wenn ein viel zu junges Mädchen sich in einen viel zu erfahrenen, weltgewandten Mann verliebte, der gar nicht spürte, wie verletzlich seine Partnerin war. Neun Jahre lang hatte sie versucht, es zu vergessen. Sie hatte sogar geglaubt, es sei ihr gelungen – bis Alexandra ihr Herz an einen vierundzwanzigjährigen Barkeeper mit einer Vorliebe für schicke Autos und freche Antworten verschenkt hatte.

Ausweichend sagte sie jetzt: „Jedenfalls hätte es wenig mit Erziehung zu tun, wenn ich dir erlauben würde, dich die ganze Nacht mit einem neun Jahre älteren Mann wer weiß wo herumzutreiben.“

Auch Alexandra beherrschte diese Taktik. „Dad war zwanzig Jahre älter als du“, entgegnete sie.

„Da hast du recht“, gab Rachel zu. „Lexy, ich weiß, du wirst mir das jetzt nicht glauben, aber das war wirklich etwas anderes. Dein Vater und ich hatten beide schon einige Lebenserfahrung. Zwischen einer Fünfzehnjährigen und einem Vierundzwanzigjährigen hingegen liegen Welten.“

Alexandra hob stolz den Kopf. „Theo findet, dass ich sehr reif bin.“

Auch das noch, dachte Rachel. Da hörte sie das Taxi vorfahren. „Lass uns heute Abend darüber reden“, sagte sie schnell.

„Weil du ins Büro willst, stimmt’s?“

„Weil ich zu spät ins Büro komme“, stellte Rachel richtig. „Ich soll heute meine Strategie vorstellen. Der ganze Vorstand wird da sein, und die Aktionäre sind nicht gerade gut aufgelegt.“

Der Taxifahrer hupte. Rachel eilte in die Küche. Obwohl sie so spät dran war, überprüfte sie den Inhalt ihrer Aktentasche, wie ihr Vater es ihr einst beigebracht hatte.

Hugh blickte von seinem Frühstück auf und grinste. „Zeig’s ihnen nur, du Streberin.“

Rachel wusste, dass das ein aufmunterndes Kompliment sein sollte. „Danke“, antwortete sie und meinte es auch so. Der Fahrer hupte wieder. „Tut mir leid, ich muss gehen“, rief sie, schon im Laufen, über die Schulter zurück. „Bis heute Abend dann.“

Draußen tobte ein wahrer Sturm. Im Nu hatten die Windböen ihr aufgestecktes Haar gelöst, und die Strähnen schlugen ihr ins Gesicht. Doch sie kehrte nicht mehr ins Haus zurück. Rachel hatte den Kindern gesagt, dass sie zu spät zu einer Vorstandssitzung kommen würde. Was sie ihnen nicht gesagt hatte, war, dass es die wichtigste Sitzung ihres Lebens werden könnte. Sie rannte zum Taxi und ließ sich auf den Rücksitz fallen. „Bentley’s Investment Bank“, wies sie den Fahrer an. „Old Ship Street.“

Unterwegs spürte sie, wie zu allem Überfluss auch noch eine Laufmasche sich ihren Weg durch die dunkle Strumpfhose bahnte. Sie versuchte, das Missgeschick zu verbergen, während sie aus dem Taxi stieg und zum Eingang der Bank ging, doch der Sicherheitsangestellte hinter seinem schicken messingbeschlagenen Tresen lächelte schon viel sagend, als sie auf ihn zukam. „Guten Morgen, Mrs. Gray“, sagte er, „ganz schön windig draußen.“

„Guten Morgen, Geoff. Sind sie schon da?“

Die Leute vom Sicherheitsdienst waren immer bestens informiert. Geoff wusste sofort, was sie meinte. „Die Delegation aus den Staaten ist vor etwa zehn Minuten angekommen.“

„Verflixt.“

„Mr. Jensen führt sie gerade herum.“

Rachel erstarrte mitten in der Bewegung, mit der sie versucht hatte, ihr Haar zu ordnen. „Heißt das, er wusste, dass ich noch nicht hier war?“

Geoff warf ihr einen wissenden Blick zu. „Er hatte schon früher nach Ihnen gesucht. Mandy sagte ihm, Sie seien unterwegs.“

Mandy war ihre Sekretärin. Philip Jensen war Rachels Chef – zumindest auf dem Papier – und ein ziemlicher Hektiker.

Rachel seufzte. Sie hätte vor mindestens einer Stunde hier sein sollen. Das hatte sie auch vorgehabt. Doch die Bombe, die Alexandra am Frühstückstisch hatte platzen lassen, hatte ihren ganzen Zeitplan durcheinander gebracht.

„Verflixt“, sagte Rachel noch einmal halblaut.

Geoff öffnete ihr lächelnd eine kleine Tür neben dem Sozialraum des Sicherheitsdienstes. Sie führte direkt in den Aufzug, der ausschließlich dem Sicherheitsdienst vorbehalten war, damit dieser im Fall eines Alarms sofort zu den jeweiligen Räumen gelangen konnte. Deshalb war es die schnellste Verbindung zu allen Stockwerken. Den Lift zu benutzen war gegen die Vorschriften, aber heute war das Angebot unwiderstehlich.

„Vielen Dank“, sagte Rachel und betrat verbotenerweise die Kabine.

Sie erreichte das Büro ihrer Sekretärin, ohne jemandem zu begegnen. Mandy erfasste die Situation mit einem Blick und zog schweigend ein neues Päckchen Strumpfhosen aus einem Regal.

„Sind Sie in einen Stau geraten?“, fragte sie beiläufig.

Dankbar ließ Rachel die Aktentasche fallen und zog sich nebenan in ihrem Büro um. „Nein, Ärger zu Hause. Philip wird wütend sein“, rief sie durch die offene Tür zurück.

„Philip ist zu aufgeregt, um wütend zu sein“, sagte Mandy geradeheraus. „Er wird so erleichtert sein, Sie zu sehen, dass Sie im Blaumann kommen könnten, es wäre ihm egal.“

„Was soll ich nur mit meinen Haaren machen?“, murmelte Rachel und betrachtete sich verzweifelt im Spiegel über dem in einem Schrank verborgenen Waschbecken. „Ich habe zu viele Haarnadeln verloren, um sie ordentlich hochzustecken.“

„Lassen Sie sie offen“, schlug Mandy vor.

Skeptisch zupfte Rachel an den rotblonden Strähnen. „Nicht sehr professionell.“

„Besser, als wenn alle Teilnehmer an der Sitzung nur darauf warten, dass die Frisur auseinander fällt“, argumentierte Mandy mit ihrem Sinn für das Praktische.

Rachel lachte. „Wahrscheinlich haben Sie recht. Ich will die Leute ja nicht von meinem tollen Unternehmensplan ablenken.“

Rasch bürstete sie ihr Haar, während Mandy die verstreuten Haarnadeln aufsammelte und schweigend die Make-up-Utensilien bereitlegte, die Rachel ihrer Ansicht nach viel zu selten benutzte. Mandy hatte nie herausfinden können, ob Rachel wirklich nicht wusste, wie umwerfend sie aussehen konnte, wenn sie sich nur ein wenig zurechtmachte. Das konnte eigentlich nicht sein. Manchmal hatte Mandy den Verdacht, dass Rachel es ganz gut wusste und gerade davor aus einem unerfindlichen Grund Angst hatte.

Diesmal griff Rachel jedoch gehorsam nach der Make-up-Tube. „Warum sagt eigentlich alle Welt, Schminke sei gut für das Selbstbewusstsein?“

Mandy schaute ihr über die Schulter. „Weil man damit immer einen großen Auftritt hat?“, vermutete sie.

„Sie meinen, wie ein Clown?“

„Wie ein Star“, korrigierte Mandy sie tadelnd.

Rachel rümpfte die Nase über ihr Spiegelbild. „Ein frommer Wunsch.“

Vielleicht weiß sie wirklich nicht, wie gut sie aussieht, dachte Mandy. Aber sie muss doch wissen, wie hoch sie als Fachfrau angesehen ist. Warum hat sie nicht mehr Selbstvertrauen? Irgendwer muss ihr irgendwann einmal ganz übel mitgespielt haben. Sie war jedoch zu taktvoll, um diesen Gedanken auszusprechen. „Sie brauchen keine Krücken für Ihr Selbstbewusstsein. Jeder hier in der Bank weiß, wie gut Sie in Ihrem Job sind.“

Rachel lachte. „Darum geht es nicht. Ich müsste selbst davon überzeugt sein – das ist Selbstbewusstsein. Und nach den Vorfällen heute Morgen …“ Sie unterbrach sich.

„Was ist heute Morgen schief gelaufen?“

Rachel trug das Make-up auf, bevor sie antwortete: „Es geht um Alexandra.“

Mandy nickte. Sie war nicht überrascht. Schließlich arbeitete sie schon seit drei Jahren für Rachel und kannte die Zusammenhänge.

„Macht sie Schwierigkeiten?“

Rachel legte die Tube weg. „Sie glaubt, sie würde lieber bei ihrer Mutter leben. Bei ihrer leiblichen Mutter.“

Mandy erschrak. „Kann sie das?“

„Ich weiß nicht. Auf jeden Fall nicht, solange ihre Mutter es nicht will, das steht fest.“

„Und ihre Mutter will nicht?“

Rachel nahm die Lidschattenpalette und einen kleinen Pinsel.

„Bislang nicht. Deshalb hat Brian ja …“ Sie verstummte plötzlich und beugte sich vor, um einen Hauch Farbe auf ihre Lider zu legen. Mandy war irritiert. Wenn Rachel ihren verstorbenen Ehemann erwähnte, bedeutete das meistens, dass sie zutiefst aufgewühlt war.

„Wie alt ist Alexandra jetzt?“, wechselte sie das Thema.

Rachel lächelte ihr schwach aus dem Spiegel entgegen. „Fünfzehn, und sie geht hart auf die Vierzig zu, nach ihren Ausführungen heute Morgen zu urteilen.“

„Schon fünfzehn“, sagte Mandy erstaunt. „Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass Alexandra schon so groß ist.“

„Ich auch nicht – das meint jedenfalls Alexandra“, sagte Rachel trocken.

„Ah“, machte Mandy verständnisvoll. „Sie will zu einem Rockkonzert gehen, und Sie erlauben es ihr nicht.“

Rachels Gesichtszüge spannten sich an. „So ähnlich.“

„Das wollen sie alle“, sagte Mandy tröstend. „Es ist nur eine Phase. Ich habe mit meinem Vater oft gestritten bis aufs Messer. Das geht wieder vorbei.“

„Wirklich? Ich habe nie so mit meinen Eltern gestritten. Wahrscheinlich war ich ein zu braves Kind. Nie habe ich etwas getan, das meinem Vater nicht gefallen hätte“, gestand sie.

Bis auf ein Mal, fügte sie im Stillen hinzu. Bis auf dieses eine einzige Mal, als ich mein Leben zerstört habe, nur weil ich Riccardo di Stefano und seinesgleichen zeigen wollte, dass sie nicht ungestraft anderen Menschen wehtun dürfen.

Der Gedanke daran tauchte seit drei oder vier Tagen immer wieder auf und erinnerte sie daran, dass selbst die besterzogenen Heranwachsenden furchtbare Fehler machen können. Neun Jahre lang hatte sie das alles verdrängt. Umso beunruhigender war es, wie lebhaft ihr jetzt alles wieder vor Augen stand – zumal es ihren Standpunkt gegenüber Alexandra zusätzlich ins Wanken brachte.

„Bestimmt haben Sie auch mal etwas falsch gemacht“, sagte Mandy gelassen. „Sie haben es nur vergessen.“ Sie nahm Rachel den Lidschatten ab und reichte ihr den Lippenstift. „Alexandra braucht im Moment einfach eine Autorität, gegen die sie sich auflehnen kann, und Sie sind zufällig die einzige Autorität in ihrer Umgebung. Das mag schwer für Sie sein, aber es ist nicht das Ende der Welt. Was Alexandra fehlt, ist eine männliche Bezugsperson.“

Rachel schauderte. „Sagen Sie so was nicht. Sie hat sich gerade einen Mann gesucht.“

Mandy blieb ruhig. „Wir haben doch alle mal den ersten Freund gehabt.“

Rachel hielt inne. Ich nicht, dachte sie unwillkürlich. Ist das der Grund, warum ich solche Schwierigkeiten habe, in dieser Sache mit Alexandra klarzukommen – weil ich die üblichen Phasen der Jugend nicht durchgemacht habe? War ich damals vielleicht allzu brav und fleißig? Bis zu jenem Tag …

Sie weigerte sich, schon wieder daran zu denken. Stattdessen trat sie einen Schritt zurück und betrachtete ihr Werk kritisch im Spiegel.

„Das muss reichen.“

Mandy nickte zustimmend. Rachel braucht sich wirklich nicht viel Mühe mit ihrem Aussehen zu geben, dachte sie neidlos. Ihr glänzendes rotbraunes Haar und die großen braunen Augen sind immer schön. Ein Hauch Lidschatten genügt, und ihre Augen bekommen einen goldenen Glanz wie Sherry.

„Sie sehen toll aus.“

Rachel sah sie verunsichert an. „Ich würde lieber ordentlich aussehen.“ Ärgerlich ließ sie den Blick über ihr Haar gleiten, das ihr weich über die Schultern fiel. „Professionell eben – nicht unordentlich und …“

„Philip weiß, dass Sie professionell sind“, beruhigte Mandy sie.

„Ich muss nicht nur Philip überzeugen.“ Sie sah auf die Uhr. „Eine halbe Stunde Verspätung macht auch keinen guten Eindruck.“

Mandy lachte. „Machen Sie sich darüber keine Sorgen. Der neue Oberboss hat den ganzen Zeitplan umgestellt, sodass jetzt keiner mehr weiß, wer wann worüber sprechen soll. Wenn Sie Glück haben, bemerkt außer Philip niemand etwas.“

Rachel hatte sich gerade noch einmal ausführlich im Spiegel betrachtet, doch nun drehte sie sich überrascht um. „Was für ein neuer Oberboss?“

„Dschingis Khan persönlich“, antwortete Mandy fröhlich.

Rachel hatte plötzlich das Gefühl, ins Unendliche zu fallen. Rede dir nichts ein, sagte sie sich im Stillen. Du bist verrückt. Das ist eine alte Geschichte. Du hättest keinen Gedanken daran verschwendet, wenn der Streit mit Alexandra nicht alles wieder aufgewühlt hätte.

Sie riss sich zusammen und fragte wie beiläufig: „Wer ist dieser Dschingis Khan?“

„Na, der wichtigste Mann dort. Führer der Barbaren.“

„Sie meinen doch nicht di Stefano?“ Es war fast schon ein Stoßgebet: Bitte nicht Riccardo Enrico di Stefano, der Mann, der ein Vermögen geerbt und es selbst um das Fünffache vermehrt hat, Kunstmäzen und Lieblingsobjekt der Klatschspalten und der Mann, der dem Begriff Selbstbewusstsein eine ganz neue Dimension verlieh.

Doch Mandy lächelte verschwörerisch. „Genau den.“

Rachel fühlte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Als sie die Hand an die Wange legte, spürte sie die Hitze unter dem Make-up.

„Was …?“ Ihre Stimme versagte. Sie schluckte und versuchte es noch einmal. „Was tut Riccardo di Stefano hier? Aus seiner Sicht ist unsere Bank doch nur ein kleiner Fisch.“

Mandy lachte leise. „Nach dem zu schließen, was ich gesehen habe, als ich Angela beim Kopieren geholfen habe, wird sich das bald ändern. Ich schätze, er wird uns aufkaufen.“

Entsetzt starrte Rachel sie an. Mandy deutete ihre Reaktion falsch.

„Keine Sorge. Er wird Ihren Unternehmensplan wahrscheinlich gleich mit kaufen – sogar eher als der alte Vorstand, wenn Sie mich fragen.“

Das durfte nicht wahr sein. Rachel spürte ein schwaches Vibrieren tief in ihrem Inneren. Das Gefühl war ihr nicht ganz unbekannt, aber sie hatte es seit Jahren nicht mehr wahrgenommen. Mandy lächelte ihr aufmunternd zu.

„Vielleicht haben Sie recht“, sagte Rachel schwach.

Mandy klopfte ihr auf die Schulter. „Natürlich habe ich recht. Nun gehen Sie, und handeln Sie den Vertrag aus.“

Es blieb ihr nichts anderes übrig. Wenn er schon hier war, waren ihr alle Fluchtwege versperrt. „Ja“, sagte sie automatisch.

Wie im Traum zog sie ihren Blazer wieder an und ging zur Tür. Sie sieht aus, als ob sie gerade einen Schlag vor den Kopf bekommen hätte, dachte Mandy. Offensichtlich braucht sie noch etwas Zuspruch.

„Kopf hoch, Rachel. Ihre Strumpfhose ist ganz und die Frisur in Ordnung. Von jetzt an kann der Tag nur besser werden.“

Rachel starrte sie sekundenlang wie versteinert an. Dann lachte sie rau. „Darauf würde ich nicht wetten.“

Es klang so bitter, dass selbst Mandy vor Schreck ihren Optimismus verlor. Doch sie fing sich rasch und sagte warm: „Sie werden Ihre Sache gut machen. Sie haben doch noch nie Angst vor großen Tieren gehabt. Je größer das Tier, desto ruhiger werden Sie.“

Doch Rachel sah immer noch schlecht aus. So hatte Mandy sie noch nie gesehen. Sie begann sich Sorgen zu machen.

„Sie schaffen das schon“, erinnerte Mandy sie beschwörend und legte die Hand auf ihren Arm. „Ich weiß, dass Sie es können.“

Rachel fuhr zusammen, als wäre sie gewaltsam in die Gegenwart zurückgeholt worden. „Hoffentlich“, murmelte sie. Sie bekam wieder etwas Farbe. Doch der merkwürdige Ausdruck ihrer Augen blieb. Es sieht fast so aus, als hätte sie einen schweren Schock erlitten, dachte Mandy. Aber das ist natürlich Unsinn. Von ein paar amerikanischen Geldleuten ist Rachel nicht zu beeindrucken. Sollte sie jedenfalls nicht sein.

Dasselbe dachte Rachel. Sie zog ihren Blazer zurecht und straffte sich. „Im Sitzungssaal?“

„Mr. Jensen wollte Sie eigentlich zuerst in seinem Büro treffen“, teilte Mandy ihr mit.

Das hätte ich mir denken können, fiel Rachel ein. Wenn der höchste aller Chefs persönlich gekommen ist, schlottert Philip bestimmt nur noch.

„Aber dann ist die Gruppe angekommen, und er ist direkt in den Sitzungssaal gegangen. Sie sollten ihn dort vielleicht nicht mehr allzu lange allein lassen.“

„Stimmt.“ Gedankenverloren ging Rachel zum Fahrstuhl. Mehr Selbstvertrauen, redete sie sich selbst zu. Denk dran: Du bist gut. Das weißt du. Alle wissen es. Warum glaubst du nicht daran? Verlass dich auf deine Stärken.

Er braucht nie zu erfahren, dass du dich überhaupt an ihn erinnerst. Höchstwahrscheinlich erinnert er sich selbst nicht. Es ist neun Jahre her. Er muss Dutzende anderer Mädchen davor und danach gehabt haben. Die Chancen stehen zehn zu eins, dass er die ganze Angelegenheit nach wenigen Tagen vergessen hat.

Sie hatte sich schon fast selbst überredet. Dennoch hatte sie immer noch tiefe Sorgenfalten auf der Stirn, als sie in der Management-Etage den Gang entlangging. In dem teuren Teppich sanken ihre Füße bei jedem Schritt tief ein, und an den Wänden hingen riesige Gemälde von Meereslandschaften. An anderen Tagen amüsierte sich Rachel immer über Philips innenarchitektonische Vorlieben, aber heute bemerkte sie die Gemälde kaum. Sie bemerkte auch den Mann nicht, der ihr entgegenkam. Das war aber nicht ihre Schuld, denn obwohl der Mann groß und breitschultrig war, bewegte er sich wie ein Raubtier. Der dicke Teppich machte seine Schritte lautlos.

Entsprechend unerwartet kam sein Gruß für sie. „Guten Tag“, sagte er, und Rachel fuhr zusammen.

Es war die Stimme aus ihren allerschlimmsten Träumen. Rachel fühlte sich, als ob jemand sie mit Eiswasser übergossen hätte, und starrte wie hypnotisiert in diese grünlichen Augen – zum ersten Mal seit neun Jahren, aber es war ihr, als wäre es erst gestern gewesen.

Der Mann wirkte amüsiert. „Rick di Stefano.“

Nichts in seiner Stimme oder seinem Blick ließ darauf schließen, dass er auch nur ahnte, wen er vor sich hatte. Rachel konnte es kaum glauben. In all ihren Albträumen hatte Riccardo di Stefano sie stets sofort erkannt. Wie er darauf reagierte, war von Traum zu Traum anders, aber nie hatte er sie mit dem unverbindlichen Lächeln eines freundlichen Fremden angesehen.

Rachel schluckte. Zum ersten Mal seit Jahren hatte es ihr die Sprache verschlagen. Wie ein Kaninchen vor der Schlange stand sie vor ihm. Noch nicht, dachte sie nur. Ich bin nicht vorbereitet. Noch nicht!

Ihre Reaktion überraschte ihn offensichtlich.

„Ich habe Sie erschreckt. Sie müssen mit Ihren Gedanken weit weg gewesen sein.“

Oh ja. Neun Jahre und einen ganzen Ozean weit weg. Das konnte sie natürlich nicht sagen. Überleg dir was, Rachel, befahl sie sich selbst verzweifelt. Überleg dir was, sonst gerät dir alles außer Kontrolle, bevor du auch nur Guten Tag gesagt hast.

Ihre jahrelange Verhandlungsroutine kam ihr schließlich zu Hilfe. Sie verdrängte die Vergangenheit und sagte „Guten Tag, Mr. di Stefano.“ Es klang viel heiserer, als sie erwartet hatte, aber wenigstens klang es nicht, als ob sie am liebsten davongelaufen wäre.

Er lachte laut. „Das klingt sehr förmlich.“

Sie lächelte unverbindlich. „Eine kleine Kostprobe der englischen Umgangsformen.“

Er erwiderte ihr Lächeln – langsam, sehr sexy und mit unzähligen Lachfältchen um die Augen, als wäre er es gewohnt, in die Sonne zu schauen. Er war nicht so sonnengebräunt, wie sie ihn in Erinnerung hatte, aber seine Muskeln waren selbst unter dem Anzug zu ahnen, und sein Lachen klang noch genauso faszinierend.

„Ich habe die englische Förmlichkeit immer für einen Mythos gehalten“, sagte er.

Ach, tatsächlich? dachte sie. Nun, da sie sich wieder unter Kontrolle hatte, konnte sie ihn etwas sachlicher betrachten, und was sie sah, missfiel ihr sehr. Er wirkte selbstbewusst, gut aussehend und intelligent. Die Eigenschaften, die ihre Stiefmutter all die Jahre über immer wieder in Rage gebracht hatten, waren auch heute noch da. Auch sein Charme war noch derselbe – und er wusste es. Er erwartete offenbar sogar, dass sie darauf reagierte, wie Rachel mit wachsendem Zorn feststellte.

Höflich entgegnete sie: „Ich fürchte, ich bin tatsächlich ein eher förmlicher Mensch.“

Riccardo di Stefano sah sie scharf an. Endlich hat er bemerkt, dass er einer Persönlichkeit gegenübersteht, dachte Rachel zufrieden. Doch die Befriedigung war von kurzer Dauer.

„Sind wir uns schon einmal begegnet?“

Sie hätte sich ohrfeigen können. Fang nie einen Streit an, wenn du nicht sicher bist, dass du ihn gewinnen kannst, erinnerte sie sich. Laut sagte sie so sachlich wie möglich: „Ich war nicht im Hause, als Sie im September hier waren.“

Er bemerkte, dass sie ihm auswich. Natürlich. Seine Managerqualitäten hatten ihn befähigt, ein weltweites Imperium aufzubauen. Da war es für ihn kein Problem, die Abneigung einer kleinen Angestellten zwischen ihren Worten herauszulesen. Ihre Haltung schien ihn jedoch nicht zu beunruhigen. Er wusste schließlich, dass diese kleine Angestellte ihn nicht vor unlösbare Probleme stellen konnte. Hoffentlich findet er nicht ebenso leicht heraus, wie oft ich meine Reise damals absichtlich verschoben habe, um genau dann nicht da zu sein, dachte Rachel.

Damit er sie nicht weiter ausfragte, sagte sie rasch: „Suchen Sie den Sitzungssaal? Sie hätten vom Aufzug aus rechts gehen müssen, nicht links. Ich führe Sie gern hin.“

Sekundenlang sagte er nichts. Sie spürte förmlich, wie er ihre Reaktion abwog, die möglichen Botschaften zwischen den Zeilen las und selbst eventuelle Auswirkungen überlegte. Oh ja, er war nicht umsonst das Oberhaupt eines multinationalen, branchenübergreifenden Imperiums. Sie wagte kaum zu atmen. Doch er entschied schließlich, dass die Sache es nicht wert sei, ihr weiter nachzugehen.

„Danke“, sagte er. „Das ist nett von Ihnen.“

Erleichtert atmete sie aus. Er ging neben ihr her, ohne noch etwas zu sagen, aber Rachel spürte, wie er nachdenklich ihr Profil betrachtete. Sie versuchte, einen neutralen Gesichtsausdruck zu wahren. Als sie das Sitzungszimmer erreichten, hatte sie das Gefühl, als wäre diese Seite ihres Gesichts bestrahlt worden, doch sie versuchte, es zu unterdrücken, und öffnete die Tür.

„Mr. di Stefano“, kündigte sie an.

Es wäre nicht nötig gewesen. Alle im Raum Versammelten wussten längst, wer er war. Rachel sah es ihnen an. Sie sah ihnen auch an, dass die meisten Angst vor ihm hatten.

Wenigstens habe ich keine Angst vor ihm, dachte sie. Damals vielleicht, aber heute nicht mehr. Welch eine Ironie des Schicksals. Als sie jung und verletzlich gewesen war, hatte er ihr übelst mitgespielt, und sie hatte es überlebt. Jetzt war nichts mehr übrig, wovor sie noch hätte Angst haben müssen.

Aber das Bewusstsein, dass sie von Riccardo di Stefano nichts mehr zu befürchten habe, war eine Sache – ihm in die Augen zu sehen und weiterhin davon überzeugt zu bleiben, eine andere. Vorsichtshalber mied Rachel deshalb seinen Blick, was glücklicherweise nicht schwierig war.

Sehr schnell wurde klar, dass Riccardo di Stefano an diesem Morgen mit einer festen Absicht zu Bentley’s Bank gekommen war. Zwar gab er sich freundlich und umgänglich, aber er versuchte erst gar nicht, die eiserne Entschlossenheit hinter seinen guten Manieren zu verbergen. Nachdem Philip Jensen, der die Sitzung leitete, vier gezielte Fragen abgewehrt hatte, änderte Riccardo di Stefano seine Taktik. Statt weiter zu fragen, unterbrach er Philip mitten im Satz.

„Offen gesagt, haben wir bei di Stefano den Eindruck, dass Sie nicht mehr weiterwissen“, sagte er.

Solche direkten Konfrontationen war Philip Jensen nicht gewohnt. „Wenn wir uns bitte an die Tagesordnung halten könnten …“, begann er irritiert.

Riccardo di Stefano schob seinen Papierstapel von sich.

„Vergessen Sie die Tagesordnung. Wozu sollen wir darüber diskutieren, ob wir nächstes Jahr Filialen in Osteuropa eröffnen sollen, wenn die Bank jetzt schon kurz vor dem Zusammenbruch steht?“

Rachel zog scharf die Luft ein. Sie war nicht die Einzige. Riccardo di Stefano ließ den Blick über die Runde schweifen. „Das klingt nach Überraschung“, sagte er spöttisch.

Philip erholte sich als Erster. „Zusammenbruch? Wovon reden Sie eigentlich?“

„Über Ihre kleinen Expeditionen in die Zukunftsmärkte. Sie haben mehr Schulden als Rücklagen – das kann jederzeit das Ende bedeuten.“

Philip vergaß ganz seine Ehrfurcht vor Riccardo di Stefano. Er setzte sich gerade auf und fuhr ihn an: „Das ist eine unverschämte Unterstellung.“

„Sind Sie sicher?“

Riccardo nickte einem Mann zu, der bis dahin still dagesessen hatte. Rachel kannte ihn als den Direktor von di Stefanos Konzern in London und zugleich Mitglied des Vorstandes ihrer Bank. Der Mann zog einen Stapel bedruckter Papiere hervor und begann, sie zu verteilen. Das Ergebnis von Angelas Kopierarbeit, vermutete Rachel. Hatte Mandy also recht gehabt, dass er die ganze Bank aufkaufen wollte?

Blicklos starrte Rachel die Blätter an. Darauf standen viele Zahlen, doch sie war zu erschüttert, um sich auf das zu konzentrieren, was sie bedeuteten.

Der stille Mann sagte: „Seit sechs Monaten sage ich immer wieder, dass ich mit der Strategie der Bank gar nicht zufrieden bin. Nach der letzten Vorstandssitzung war ich so besorgt, dass ich mit Riccardo gesprochen habe. Er hat unsere hauseigene Unternehmensberatung mit einer Komplett-Analyse beauftragt. Dies sind die Ergebnisse.“

Philip nahm die zusammengehefteten Papierbögen in die Hand und blätterte in ihnen. Rachel, die neben ihm saß, sah, dass seine Hände zitterten. Ihm fiel es offenbar genauso schwer wie ihr, sich auf die Zahlen zu konzentrieren. Irgendwie schaffte er es jedoch, und dann blickte er abrupt auf. „Woher haben Sie diese Zahlen?“, fragte er scharf.

Riccardo zuckte die Schultern. „Marktinformation und etwas Hochrechnung. Daraus hat die Unternehmensberatung in New York einige Modelle errechnet. Das Ergebnis liegt vor Ihnen.“

Philip bebte vor Wut. „Sie haben spioniert. Das ist internes Material.“

Riccardo wirkte belustigt. „Es war nicht nötig zu spionieren. Sie können die Zahlen überall bekommen, wenn Sie danach suchen. Allerdings wusste ich natürlich von Sam aus dem Vorstand, wonach ich zu suchen hatte.“

Philip stand auf. „Das können wir nicht tolerieren.“

Auch Riccardo erhob sich. Er wirkte völlig entspannt. Wie gut sich Rachel noch an diese kühle, entspannte Art erinnerte und daran, wie wirkungsvoll er sie einsetzte – und mit welch weit reichenden Folgen. Sie riss sich zusammen.

Riccardo entgegnete: „Da bin ich ganz Ihrer Meinung.“

Philip blinzelte. Gern hätte Rachel seine zitternde Hand genommen, doch sie unterdrückte den Impuls. Es würde nichts nützen, und Philip würde ihr eine solche öffentliche Demütigung nicht danken. Sie schaute wieder auf ihr eigenes Exemplar von Riccardos Zahlenwerk.

„Sehen Sie den Tatsachen ins Auge, Philip“, sagte Riccardo. „Sie haben diese Bank an den Rand des Ruins gebracht. Missmanagement, gefolgt von Panik. Als Hauptaktionär Ihres Unternehmens habe ich jetzt genug.“

Rachel war vermutlich die Einzige am Tisch, die nicht überrascht war. Selbst Riccardos stiller Kollege wirkte bestürzt. Ein allgemeines Stimmengewirr brach aus. Riccardo setzte sich wieder, lehnte sich zurück und beobachtete träge das Durcheinander.

Rachel hob den Blick von den Papieren. Riccardo am anderen Ende des Tisches war der Einzige, der nicht versuchte, sich in dem Tohuwabohu Gehör zu verschaffen – der Einzige außer ihr.

Da bemerkte Riccardo sie. Ihr Schweigen schien ihn zu beeindrucken. Er zog die Brauen hoch und sah ihr direkt in die Augen. Rachel war wie elektrisiert. Sie zuckte zusammen und wandte rasch den Blick ab. Aber sie spürte, dass er sie weiter ansah.

Neben ihr schimpfte Philip: „Vertrauensbruch … Anzeige erstatten … strafrechtlich verfolgen …“

Riccardo schwieg unbeeindruckt weiter. Plötzlich konnte Rachel es nicht mehr ertragen. Sie stand auf. Die Bewegung kam so unerwartet, dass sie aller Aufmerksamkeit auf sich zog.

Wenn Rachel sich jemals eine solche Szene vorgestellt hätte, wäre sie über die Idee, Philip die Leitung zu entreißen, entsetzt gewesen. Aber sie hatte es sich nie vorgestellt. Außerdem gab es in ihrem Leben andere und viel ernstere Dinge, die sie fürchtete, als Philip Jensens möglicherweise gekränkte Eitelkeit.

Also sagte sie mit ruhiger Stimme: „Meine Herren, der wichtigste Punkt auf unserer Tagesordnung war die künftige Unternehmensstrategie. Mein Bericht ist in Ihren Akten als Punkt vier vermerkt. Ich schlage vor, wir unterbrechen die Sitzung, um Mr. di Stefanos Analyse zu lesen. Danach können wir wieder zusammenkommen und sie diskutieren. Wenn wir dann wissen, wie die Bank dasteht, können wir uns mit den möglichen Strategien befassen.“

Sie setzte sich. Zustimmendes Gemurmel erhob sich. Riccardo war sehr still geworden. Seine Hand auf dem Tisch war zur Faust geballt, sein Blick so starr, als ob sich gerade ein Abgrund vor ihm aufgetan hätte. Sein Direktor sah ihn fragend an, doch Riccardo reagierte nicht.

„Wie lange?“, fragte er schließlich, direkt an Rachel gewandt. Sein Tonfall war schärfer als bisher.

Rachel überlegte kurz und sagte dann: „Drei Stunden.“

Er wirkte ungläubig. „Sie wollen Ihre Vorschläge in drei Stunden fertig haben?“

Sie sind bereits fertig, dachte Rachel. Du bist nicht der Einzige, der weiß, dass hier einiges im Argen liegt und bald etwas geschehen muss. Aber ich brauche Zeit, um Philip zu überzeugen.

Ruhig entgegnete sie: „Ich denke, ja.“

Alle im Raum schienen den Atem anzuhalten. Schließlich nickte Riccardo di Stefano.

„In Ordnung. Wir treffen uns hier.“ Er sah auf seine Armbanduhr. „Um halb drei.“

Er stand auf, und alle anderen taten es ihm nach. Als ob er ein Kaiser wäre, dachte Rachel feindselig. Trotzdem war sie selbst unbewusst mit aufgestanden. Diese Feststellung machte sie noch wütender.

Vom anderen Ende des Saales her blickte Riccardo di Stefano sie mit dunklen Augen an, als ob er sie eben erst entdeckt hätte. Sie glaubte, etwas wie Verachtung in seinem Blick zu lesen, und griff sich verunsichert in die offenen Haare. Etwas in seinem Blick ließ Rachel strammstehen wie vor einem Militärgericht.

„Ich bin gespannt auf Ihre Ideen“, sagte er sanft.

Rachel unterdrückte einen Schauer und lächelte höflich. „Ich hoffe, Sie zu überraschen.“

Er lachte laut. „Sicher hoffen Sie das. Aber ich muss Sie warnen: Das haben schon viele versucht.“

Und sind gescheitert, hieß das.

Rachel blieb fest. „Ich mag Herausforderungen.“

Riccardo di Stefano hörte auf zu lachen. Der Blick, mit dem er sie ansah, war voller Mutmaßungen. „Ich auch“, sagte er leise. „Vielleicht werden wir beide etwas daraus lernen.“

2. KAPITEL

Kaum hatte sich die Tür hinter Riccardo di Stefano geschlossen, sank Philip in sich zusammen. Er sieht krank aus, dachte Rachel mitleidig. Der Schweiß rann über sein Gesicht. Sie war nicht die Einzige, die es bemerkte.

„Lass das lieber Rachel übernehmen, Phil“, sagte Henry Ockenden, der Leiter der Kreditabteilung. Philip machte eine unbestimmte Handbewegung.

Rachel nahm es als Zustimmung. Vielleicht würde es gar nicht so schwer werden, ihn zu überzeugen. Sie stand auf. „Ich bin dann in meinem Büro. Spätestens um zwei Uhr bringe ich Ihnen meine Entwürfe.“ Damit nahm sie ihre Papiere und ging.

Mandy saß an ihrem gewohnten Platz und blickte überrascht auf, als Rachel hereinstürmte.

„Feuer unterm Dach?“

„Wie Sie es vorhergesagt hatten“, bestätigte Rachel.

„Di Stefano greift an?“

„Und wie“, sagte Rachel mit Nachdruck. „Rufen Sie das Team zusammen. Ich will in zwanzig Minuten eine Besprechung halten. Jeder soll eine Kopie hiervon bekommen.“ Sie legte di Stefanos Papiere auf Mandys Schreibtisch.

Mandy ging sofort damit zum Kopiergerät.

„Ist di Stefano wirklich so beeindruckend, wie man ihm nachsagt?“, fragte sie, während sie routiniert verschiedene Knöpfe drückte.

„Schlimmer“, sagte Rachel gepresst.

Sie wandte sich ab. Mandy war zu aufmerksam. Sie brauchte nicht zu wissen, dass Rachel heute nicht zum ersten Mal die Gelegenheit gehabt hatte, aus der Nähe zu begutachten, wie beeindruckend er war, und dass sie alles geben würde, um sich nicht mehr daran erinnern zu müssen.

Rachel seufzte verärgert. Riccardo di Stefano hatte sie offensichtlich längst vergessen. Warum konnte sie ihn nicht vergessen?

Mandy war mit dem Kopierer beschäftigt und hatte zum Glück nichts bemerkt. Sie lachte. „Ein Frauentyp ist er auf jeden Fall.“

Rachel zuckte unmerklich zusammen. Ohne sich umzudrehen, sagte sie wie beiläufig über die Schulter: „Ich dachte, Sie seien ihm noch nicht begegnet.“

„Leider nicht.“ Das Bedauern in Mandys Stimme war nicht zu überhören. „Sein Bild war gestern in der Zeitung. Er war mit Sandy Marquis in der Stadt.“

„Sandy Marquis?“ Der Name klang irgendwie bekannt. Dann erinnerte sie sich. „Das Fotomodell? Die Rothaarige, die zufällig entdeckt wurde, als sie gerade an einer Schule Gymnastikunterricht gab?“

„Genau die.“ Mandy betrachtete Rachel nachdenklich: „Er scheint auf Rothaarige zu stehen.“

„Er steht auf alles, was einen Rock trägt und nicht schnell genug wegläuft“, lästerte Rachel unbedacht.

Mandy drehte sich um. Diesmal hatte sie es bemerkt – und traf den Nagel auf den Kopf.

„Sie kennen ihn“, sagte sie überrascht.

Das kommt davon, wenn man die Beherrschung verliert, tadelte Rachel sich im Stillen. Laut sagte sie: „Ja, wir sind uns schon begegnet.“

„Wow.“ Mandy war überwältigt. „Ich wusste gar nicht, dass Sie heimlich in teure Clubs gehen.“

„Das tue ich natürlich nicht. Selbst wenn mir so etwas Spaß machte, was es nicht tut, wann hätte ich denn Zeit dafür? Wenn ich nicht gerade arbeite, versuche ich, zwei Heranwachsende davon zu überzeugen, dass die Schule nicht nur schrecklich ist.“

Mandy kicherte. „Ich kann mir di Stefano nicht bei einem Elternabend vorstellen“, wandte sie ein. „Wo haben Sie ihn also getroffen?“

Nimm’s leicht, beschwor Rachel sich. Es ist nie wichtig gewesen, also bausch es jetzt nicht auf.

„Es ist lange her. Er erinnert sich wahrscheinlich gar nicht mehr daran.“ Und ich werde alles tun, um zu verhindern, dass er es doch tut, fügte sie insgeheim hinzu.

„Haben Sie ihn darauf angesprochen?“

„Nein!“, rief Rachel entsetzt aus.

Das machte Mandy nur noch neugieriger, und Rachel wurde klar, dass sie sich etwas einfallen lassen musste, wenn sie nicht wollte, dass die Fantasie ihrer Sekretärin die wildesten Blüten trieb.

„Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie es niemandem gegenüber erwähnen würden“, begann sie. „Es war nichts Besonderes, aber ich war sehr jung.“ Es gelang ihr, reumütig und sogar ein wenig schuldbewusst zu klingen. „Es würde meine Glaubwürdigkeit erschüttern, wenn er sich daran erinnerte. Ich möchte nicht, dass er meint, er verhandle mit einem vorlauten Teenager, der sich nicht beherrschen kann.“ Keine Spur von ihrer inneren Panik war da herauszuhören. Gut gemacht, Rachel, gratulierte sie sich selbst. Mandy hatte es ihr jedenfalls abgenommen.

„Nicht beherrschen … Sie?“

„Jugendliches Temperament“, sagte Rachel leichthin und versuchte sogar ein kleines Lachen.

Das gelang ihr offenbar nicht ganz so überzeugend, denn nun fragte Mandy weiter: „Waren Sie in ihn verknallt?“

„Nein“, sagte Rachel sachlich, doch sie konnte einen leichten Schauer nicht unterdrücken.

Mandy war nicht nur eine Kollegin, sie war auch eine Freundin und dachte sich daraufhin ihren Teil.

„Wenn er sich bis jetzt nicht erinnert hat, wird er es wohl auch nicht mehr tun“, sagte sie tröstend. „Schließlich hat er ja Sandy Marquis.“

„Hoffentlich“, sagte Rachel und ging in ihr Büro. Auf der Schwelle hielt sie noch einmal inne und blickte sich um. „Übrigens, wir haben einen Termin. Zwei Uhr mit Mr. Jensen. Könnten Sie bitte noch belegte Brötchen für das ganze Team bestellen?“

„Geht in Ordnung“, sagte Mandy und wählte bereits die Nummer, während Rachel die Tür schloss.

Ohne das Summen des Kopierers war es merkwürdig still im Raum. Rachel ließ sich auf ihren Stuhl sinken und streckte die Beine aus. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie zitterten.

Zwischen ihren Schulterblättern spürte sie eine ungewohnte Spannung. Sie neigte den Kopf nach vorn und zur Seite. Die Spannung ließ nach, verschwand aber nicht ganz, und Rachel ahnte, dass es so bleiben würde, bis Riccardo di Stefano endlich wieder auf der anderen Seite des Atlantiks war.

„Verflixt“, sagte sie. Sie rieb die schmerzende Stelle. Die Muskeln waren steinhart. Mit einem Mal erinnerte sie sich, wann sie das schon einmal gespürt hatte. Sie ließ die Hand sinken.

Einmal vor langer Zeit, in einer anderen Welt. Sie stand auf und ging zum Fenster. Draußen strömte der Regen grau in grau die Scheibe hinunter. Doch in ihrer Erinnerung war alles in gleißendes Sonnenlicht getaucht.

Sie lehnte den Kopf an die Scheibe. Wie hatte sie jemals glauben können, sie hätte es vergessen?

Rachel schloss die Augen und ließ die Bilder lebendig werden.

Sie hatte nicht fahren wollen. Sie hatte sich sogar geweigert. Aber sie war erst achtzehn gewesen und ihre Gegner alle volljährig und hatten schwere Geschütze aufgefahren. „Es wird der schönste Urlaub deines Lebens werden“, hatte ihr Vater auf sie eingeredet. „Du hast dich viel zu lange in deinen Büchern vergraben. Jetzt, da die Prüfungen vorbei sind, sollst du endlich einmal richtig Spaß haben. Judy und ich, wir möchten beide sehr, dass du mitfährst.“

Das war schon der erste Hinderungsgrund gewesen. Rachel hatte sich nie mit der zweiten Frau ihres Vaters anfreunden können, und Judy war es genauso gegangen, das hätte sie schwören können. Zwar waren sie höflich miteinander umgegangen, aber mehr nicht. Die Vorstellung, mit ihrer Stiefmutter Urlaub in der Karibik zu machen, war für Rachel schlicht abstoßend gewesen.

Natürlich konnte sie das ihrem Vater nicht sagen. Und was immer sie an Einwänden vorbrachte, er hielt nur noch mehr Argumente dagegen.

„Judy braucht Urlaub – genau wie du. Es ist ein schweres Jahr gewesen, mit der Firmenübernahme und all dem. Sie muss etwas Abstand gewinnen. Sonne, Meer und ein wenig exotisches Nachtleben.“ Er lachte. „Das wird euch beiden gut tun.“

„Exotisches Nachtleben klingt aber überhaupt nicht nach mir“, wandte Rachel ein.

Doch er ließ sich nicht beirren. „Unsinn. Alle Mädchen in deinem Alter wollen sich ein bisschen den Wind um die Nase wehen lassen.“

Das hatte ihm wahrscheinlich Judy erzählt. Vermutlich hatte sie ihn auch überzeugt, dass sie und Rachel mehr oder weniger gleichaltrig und überhaupt die besten Freundinnen seien. Sosehr Rachel sich auch wehrte, es nützte nichts.

„Es war sehr nett von Judy, das vorzuschlagen“, sagte ihr Vater schließlich, und an seinem Tonfall erkannte Rachel den Befehl. Ebenso gut hätte er sagen können, dass sie keine andere Wahl habe.

„Sie ist bei einigen alten Bekannten eingeladen. Sie haben ein Haus in der Karibik – ein Luxus wie in Hollywood, habe ich gehört. Judy hätte dich nicht mitnehmen müssen, weißt du. Da sie es aber angeboten hat, bist du es uns beiden schuldig, dankbar anzunehmen.“

Also fuhr Rachel. Später fragte sie sich, ob ihr Vater wohl schon damals die Unbeständigkeit seiner jungen Frau geahnt hatte. Vielleicht hatte er Rachel als eine Art Anstandsdame mitgeschickt. Wenn das so war, dann hat er mit seiner Taktik bemerkenswert wenig Glück gehabt, dachte sie jetzt.

Damals hatte sie natürlich nichts davon geahnt. Ehrlich gesagt, hatte Rachel damals sowohl ihren Vater als auch Judy nur selten gesehen, besonders in jenem letzten Jahr, als das Unternehmen ihres Vaters in Schwierigkeiten geraten war. Rachel selbst lernte damals wie besessen, um die Aufnahmeprüfung für die Universität zu schaffen. Ab und zu begegnete sie ihrem Vater morgens am Frühstückstisch, und sie wechselten einige Worte, aber sie hatten nicht mehr richtig miteinander geredet, seit er Judy geheiratet hatte.

Falls es Spannungen in der Ehe gab, wusste Rachel es damals jedenfalls nicht. Sie wusste nur, dass sie Judy nicht mochte, und konnte sich nicht vorstellen, warum ihre Stiefmutter sie mit in den Urlaub nehmen wollte.

Es dauerte einige Zeit, bis sie es herausfand, und zu dem Zeitpunkt war es ihr nicht mehr wichtig. Da hatte sie schon ihren eigenen Kummer und eigene Schuldgefühle. Damals wollte sie überhaupt nur noch fort von der Villa Azul und keinen ihrer Bewohner jemals wiedersehen.

Rachel öffnete die Augen und starrte blicklos in den Londoner Regen hinaus. Die ganzen drei Wochen, die sie in der Villa Azul verbracht hatte, war kein Tropfen Regen gefallen, daran erinnerte sie sich genau. Wenn sie morgens in dem riesigen Bett aufgewacht war und ein Geräusch wie Regen gehört hatte, hatte sich beim Blick aus dem Fenster jedes Mal herausgestellt, dass es nur der Wind in den Palmen gewesen war. Sie hatte solches Heimweh, solches Verlangen nach vertrauten Anblicken und Geräuschen gehabt, und sie war so allein gewesen.

Sie lachte bitter. Oh ja, allein war sie gewesen. Bis zu jener letzten Nacht, in der sie hatte lernen müssen, dass es schlimmere Dinge gibt, als allein zu sein, und die schrecklichste Form der Einsamkeit kennen lernte: den Menschen, mit dem man zusammen ist, nicht erreichen zu können. Sie fühlte sich elend, wenn sie nur daran dachte.

Doch es gab kein Zurück. Nun, da sie angefangen hatte, kam ihr die ganze Geschichte wieder in den Sinn – von Anfang an, in lebhaften Bildern …

Als Rachel Riccardo di Stefano zum ersten Mal begegnete, wäre sie beinahe davongelaufen. Er war wie ein Wesen von einem anderen Planeten. Alle waren so, die in der Villa Azul verkehrten, und Rachel hatte sich bereits daran gewöhnt, dass jeder, den sie dort kennen lernte, über so viele Erfahrungen verfügte, dass sie nicht mithalten konnte. Riccardo di Stefano passte genau in dieses Bild.

Groß und schlank war er, und die geheimnisvolle dunkle Sonnenbrille passte zu seiner tiefgebräunten Haut. Sein Haar war so schwarz, dass es in der gleißenden Mittagssonne bläulich schimmerte. Er trug ausgefranste Shorts, die sich vom Aufzug eines Landstreichers nur durch das indiskrete Designer-Etikett an der Gürtelschlaufe unterschieden. Sonst trug er nichts, und selbst Rachel musste zugeben, dass sein Körper beeindruckend muskulös war. Er bewegte sich mit einer trägen Eleganz, als ob er genau wüsste, dass die Blicke aller auf ihm ruhten, und sich keinen Deut darum scherte. Rachel hasste ihn auf den ersten Blick.

Die Villa Azul liebte ihn. Das war zu erwarten gewesen. Doch zu dem Zeitpunkt hasste Rachel die ganze Villa Azul und alle ihre Einwohner mit einer Heftigkeit, die sie sich selbst nie zugetraut hätte. Es war alles andere als der erholsame Urlaub, den ihr Vater ihr in den leuchtendsten Farben ausgemalt hatte. Von Erholung konnte gar keine Rede sein. In den achtzehn Jahren ihres Lebens war Rachel noch nie so angespannt gewesen wie hier.

Was den Luxus betraf, hatte ihr Vater freilich recht gehabt. So etwas hatte Rachel noch nie gesehen. Die Gäste schienen zu jeder Tages- und Nachtzeit Champagner zu trinken, erschienen alle paar Stunden in anderer Designerkleidung und hatten private Trainer und Friseure, die jederzeit zur Verfügung standen.

Tatsächlich glaubte Rachel zuerst, Riccardo di Stefano sei ein neuer Fitnesstrainer. Aber als er die Sonnenbrille abnahm und Rachel seinen arroganten Blick sah, korrigierte sie ihre Einschätzung sofort.

Langsam ließ er den Blick über die Leute schweifen, die um den Pool saßen oder in den exotischen Gärten spazieren gingen. Seine Miene drückte größte Langeweile aus. Keiner der Tennis- und Tauchlehrer hätte sich erlaubt, so auszusehen. Es hätte sie ihren Job gekostet. Rachel fand ihn deshalb nicht gerade sympathischer.

Und dann begegneten sich ihre Blicke.

Es war wie ein Schock. Trotz ihrer Nervosität spürte Rachel, wie ihre innere Anspannung noch um einige Stufen zunahm. Sie machte einen Schritt zurück, als wäre sie einem Feuer zu nahe gekommen.

Der Fremde in den Designer-Fetzen musterte sie ungeniert. Rachel war gerade vom Strand gekommen, um sich etwas Obst zum Mittagessen zu holen. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, sich etwas überzuziehen, weil sie ohnehin nicht bleiben, sondern zum Strand zurückgehen und im Schatten einer Kokosnusspalme weiterlesen wollte. Das Buch hielt sie noch in der Hand, den Finger auf der Seite, wo sie aufgehört hatte.

Ein dunkler Badeanzug war alles, was sie trug – ein schlichter, nach den Maßstäben der Villa Azul geradezu puritanischer Einteiler, aber unter diesem taxierenden Blick fühlte sich Rachel, als hätte sie ebenso gut nackt sein können. Sie spürte, wie ihre Wangen heiß wurden.

Obwohl sie durch einen großen, blühenden Garten getrennt waren, bemerkte der Pirat ihre Reaktion und zog amüsiert die Augenbrauen hoch. Rachels Gesicht brannte, und sie hasste ihn dafür.

Niemand sonst schien sie zu beachten – jedenfalls nicht Rachel. Das war nicht ungewöhnlich. Die illustren Gäste des Hauses waren über ihre Ankunft erstaunt gewesen. Seitdem taten sie ihr Bestes, sie nicht zu bemerken. Denn Judy hatte sie fallen lassen, kaum dass sie angekommen waren.

„Das ist Bills Tochter“, hatte sie gesagt und vage in Rachels Richtung gedeutet. Dann hatte sie sich ausgezogen und war in den Pool gesprungen. Seither hatte sie nicht mehr als ein Dutzend Worte mit Rachel gewechselt. Nicht einmal dem Gastgeber hatte sie ihre Stieftochter vorgestellt.

Das Haus gehörte, wie Rachel herausfand, Anders Lemarck, der irgendetwas mit Öl zu tun hatte. Die anderen Gäste sprachen wenig über seinen Beruf, aber ausführlich über sein Vermögen, das sie als wirklich groß bezeichneten. Bei ihrer Ankunft betrachtete er sie abschätzend, befand sie aber nicht der Mühe wert aufzustehen und winkte nur kurz. „Hi, Bills Tochter.“ Danach ignorierte er sie. Wenn die freundlichen Inselbewohner nicht gewesen wären, die das Haus in Ordnung hielten, hätte sie nicht einmal einen Platz zum Schlafen gehabt.

„Das gehört zu meiner Erziehung“, sagte sich die achtzehnjährige Rachel. „Niemand sagt, dass Erziehung angenehm sein muss.“

Sie hatte sich einen Tagesablauf aus Schwimmen und Lesen angewöhnt, bei dem sie den anderen so selten wie möglich begegnete. Bisher hatte es gut funktioniert. Aber dieser Fremde, der sie an einen Piraten erinnerte, war etwas anderes.

Sie konnte den Blick nicht abwenden von diesem Gesicht, das sie nicht kannte und von dem sie zugleich wusste, dass sie es von nun an überall auf der Welt erkennen würde. Es lag nicht nur an seiner tiefen Bräune und dem unverschämten Blick. Irgendetwas berührte sie in ihrem Innersten, und auf einmal fühlte sie sich völlig hilflos.

So konsequent die anderen Gäste Rachel ignorierten, so begeistert rissen sie sich um diesen Fremden. Frauen in winzigen bunten Bikinis versammelten sich um ihn; Männer unterbrachen ihre Diskussionen über Aktienpreise, um ihn zu begrüßen. Selbst Anders Lemarck erhob sich aus seinem Liegestuhl, um ihm die Hand zu schütteln.

Und ich bin auch nicht besser, dachte Rachel voller Verachtung – ihn anzustarren wie ein Kaninchen die Schlange! Nur mit Mühe brach sie den Blickkontakt. Selbst auf diese Entfernung spürte sie seinen Widerstand, aber es gelang ihr.

Rasch wandte sie sich ab und ging zur Terrasse, wo das luxuriöse kalte Buffet stand. Mit Hingabe stellte sie sich eine Auswahl exotischer Früchte zusammen. Sie spürte, wie etwas leicht wie ein Schmetterling ihren Arm berührte, und streifte es automatisch ab. Da wurde ihre Hand von warmen, kräftigen Fingern umschlossen.

Rachel kreischte auf wie ein kleines Mädchen und ließ ihren Teller fallen. Der Pirat fing ihn geschickt mit einer Hand auf.

„Lass mich raten – du bist die Diskustrainerin.“ Sein Tonfall war ebenso lässig wie seine Erscheinung. Lässig und tief und furchtbar sexy.

Mit einem rätselhaften Lächeln gab er ihr den Teller zurück. Rachel schluckte mühsam. Jetzt muss ich zeigen, was ich hier über den Umgang mit solchen Leuten gelernt habe, dachte sie.

„Danke“, sagte sie und nahm den Teller – etwas zu hastig, sodass eine halbe Mango herunterfiel. Auch die fing der Mann auf.

„Also nicht Diskuswerferin“, sagte er nachdenklich. „Vielleicht Tischtennis?“

Rachel war verlegen. Die Erziehung hier schien rein gar nichts gebracht zu haben.

„Leider auch falsch“, sagte sie kurz angebunden und hielt die Hand auf.

Er betrachtete die Mango gedankenverloren und fragte: „Ist das alles, was du isst?“

„Ich esse gern Obst zu Mittag.“ Warum klang sie so aggressiv?

Lachfältchen bildeten sich um seine Augen. Von weitem hatte sie seine Augen für dunkel gehalten. Nun sah sie darin eine Mischung von Grautönen mit grünen Flecken – und einen seltsam erschöpften Ausdruck.

Er sieht aus, als ob er bereits alles gesehen hätte, dachte sie. Und jetzt interessiert ihn nichts mehr.

Aber dann fand sie diesen Gedanken zu melodramatisch. Dieser Mann war schließlich ein Fremder – und nicht einmal ein besonders netter, seinem Blick nach zu schließen. Auf jeden Fall wäre er bestimmt nicht mehr nett, wenn er wüsste, was sie über ihn dachte.

Er sah sich nach den Leuten um, die in Grüppchen im Schatten der Bäume saßen.

„Zu wem gehörst du?“

Rachel zuckte zusammen. „Was?“ Dann verstand sie, was er meinte. „Ach, zu niemandem.“

Er wirkte überrascht. „Isst du nicht mit den Gästen?“

„Nein“, gab sie zu und blickte verschämt zu Boden.

Er knuffte sie leicht gegen den Arm. „Kein Grund, so zu schauen. Wo bringst du also diesen Plunder hin?“

Der Ausdruck brachte sie zum Lachen. Riccardo sah sie eindringlich an. Rachel sah, wie er unwillkürlich die Mango in seiner Hand zerquetschte. Nur langsam lockerte er den Griff wieder und erwiderte ihr Lächeln.

„Nun? Kletterst du auf einen Baum oder was?“, fragte er.

„Ich habe einen Strand“, vertraute Rachel ihm an. Wenn jemand sie zum Lachen brachte, taute sie immer auf. Das Problem war nur – und damals wusste sie noch nicht, wie gefährlich es war –, sie war dann auch nicht mehr wachsam.

„Wirklich? Einen ganzen Strand?“

„Nun ja, niemand sonst scheint dorthin zu gehen.“

Der Pirat blickte über die Schulter zurück auf die Gesellschaft. „Das überrascht mich nicht“, sagte er spöttisch. „Echter Sand und echte Algen?“ Er schüttelte den Kopf. „Wie ekelhaft.“

Rachel lachte. Sofort spürte sie wieder seinen eindringlichen Blick. Doch er fasste sich rasch und blickte auf die Mango, die er immer noch in der Hand hielt. Sie sah ziemlich mitgenommen aus.

„Die kannst du nicht mehr essen.“ Er winkte einen Angestellten heran und sagte: „Nehmen Sie die bitte mit, und bringen Sie etwas zu essen …“ Er wandte sich an Rachel und fragte: „Wo ist dein wunderbarer Strand?“

Er war am anderen Ende des Grundstücks, gleich hinter der Hütte, die ihr das Personal zugewiesen hatte. Sie konnte es nicht verheimlichen, denn dies war der Bedienstete, der ihr vor drei Tagen ihr Zimmer gezeigt hatte. Da nickte der Mann auch schon.

„Coconut Beach, ich weiß schon. Gern, Sir.“

Der Pirat nahm ihr den Teller ab. „Den wirst du nicht brauchen. Ben ist ein Profi. Er wird uns alles bringen, was wir für ein Picknick am Strand brauchen, nicht wahr, Ben?“

„Selbstverständlich, Sir.“

Der Blick, den sich die beiden dabei zuwarfen, gefiel Rachel gar nicht. Es sah nach einer Verschwörung aus. Das ärgerte sie, und, noch schlimmer, es machte sie unsicher. Aber sie konnte schlecht einem von Anders’ Gästen verbieten, an einen von Anders’ privaten Stränden zu gehen.

„Vielleicht möchte ich lieber gar nichts essen“, wandte sie ein. „Es ist zu heiß.“

„Am Coconut Beach gibt es genug Schatten“, sagte Ben und bestätigte damit Rachels Verdacht einer Verschwörung.

„Bringen Sie viel Eis mit, Ben“, stimmte der Pirat fröhlich zu. „Und literweise eiskalte Getränke. Ach, übrigens, die Dame mag Obst.“

Der Mann nickte. „Ich kümmere mich darum.“ Damit ließ er sie allein.

Erst jetzt spürte Rachel, dass der Pirat seinen Arm um ihre Schultern gelegt hatte. Sie wusste nicht, wie lange schon, aber der Arm fühlte sich warm und sehnig und zugleich stahlhart an. Ihr Herz begann zu rasen. Sie versuchte vorsichtig, sich ihm zu entwinden. Sofort hielt er sie fester, wie sie es geahnt hatte. Fast verlor sie dabei das Gleichgewicht, sodass sie sich an ihn lehnen musste.

Unsicher blickte sie zu ihm auf. Er sah ihr direkt in die Augen, und von seinem Lächeln wurde ihr schwindlig.

„Und jetzt bring mich zu den Algen.“

Er führte sie die flachen Stufen von der Terrasse hinunter. Trotz ihrer Verwirrung spürte Rachel, wie die Blicke aller ihnen folgten. Ihren Piraten schien das nicht zu stören. Ohne sie loszulassen, führte er sie um den mit apricotfarbenem Marmor gestalteten Poolbereich herum in den Schatten der Casuarina-Bäume. Dort ging er voraus. Der sandige, unebene Pfad war zu schmal für zwei. Doch er half ihr über die Muscheln und vertrockneten Zweige hinweg, die auf dem Weg verstreut lagen, und hielt die tief hängenden Äste der Casuarina-Bäume beiseite. Ein- oder zweimal streifte er dabei wie unabsichtlich Rachels offenes Haar.

Es war schmeichelhaft und beunruhigend zugleich. Rachel zog den Kopf ein und beeilte sich, den Strand zu erreichen, ohne den Mann noch einmal anzusehen.

Sie kamen in einen Hain mit Bäumen, deren Namen Rachel nicht kannte. Sie hatten hohe, schlanke Stämme, und ihre dicht belaubten Zweige bildeten eine Art Dach. Ihr Schatten auf dem Boden wirkte wie ein Spitzenmuster.

„Wir könnten hier im Schatten sitzen“, sagte Rachel und blieb stehen. Im Garten oben hatte sie ihren Badeanzug für schicklich gehalten, bis der Fremde sie angesehen hatte. Hier draußen, allein mit ihm und dem Meer, hatte sie das Bedürfnis, sich im Schatten zu verstecken.

Er schüttelte den Kopf. „Nein, das können wir nicht.“

„Ich möchte aber“, beharrte sie schon fast panisch. „Ich vertrage nicht so viel Sonne. Meine Haut …“

Sein Blick war so zärtlich, dass sie verstummte. „Glaub mir: Für deine Haut ist es besser, wenn du nicht unter den Manzinellabäumen sitzt.“

„Was für ein Zeug?“

Er legte die Hand auf einen der schlanken Äste. Rachel betrachtete die langen Finger und die haselnussbraune Haut und hatte plötzlich einen trockenen Mund.

„Manzinella“, wiederholte er. „Giftapfel. Hat dich niemand davor gewarnt?“

„Nein. Wovor denn?“

Er runzelte die Stirn. „Also, die Frucht ist giftig, aber du würdest vermutlich ohnehin nicht auf die Idee kommen, sie zu essen. Die Blätter allerdings geben einen klebrigen Saft ab, der zwar nicht wirklich giftig ist, aber die Haut reizen kann. Manche Menschen reagieren sehr empfindlich darauf. Es hat schon Fälle gegeben, in denen die Haut Blasen geworfen hat. Am gefährlichsten ist es, sich unter dem Baum aufzuhalten, wenn es regnet. Der Regen spült den Saft von den Blättern direkt auf die Leute, die darunter Schutz gesucht haben.“

„Oh.“ Verlegen blickte Rachel zum Strand hinunter, der schneeweiß im gleißenden Sonnenlicht lag. Der Himmel war so hell, dass man ihn kaum mehr blau nennen konnte. Weit und breit war kein Wölkchen in Sicht. Rachel neigte den Kopf zur Seite und fragte: „Meinst du, dass die Gefahr sehr akut ist?“

Er lachte auf. „Vielleicht nicht heute.“

„Ich werde es mir für den nächsten Regen merken.“

„Denk auch daran, wenn du das nächste Mal deinen Vertrag liest“, riet er ihr halb scherzhaft. „Eine Schadenersatzklage gegen Anders könnte sich lohnen.“

„Welchen Vertrag?“

„Giftige Bäume gehören nicht zu den üblichen Arbeitsbedingungen. Wenn dein Arbeitgeber dich nicht gewarnt hat, kannst du ihn zur Verantwortung ziehen, falls dir etwas passiert. Komm!“

„Was für Arbeitsbedingungen?“

Das hörte er nicht mehr. Er rannte über den heißen Sand in den Schatten der Kokospalmen. Er wirkte sportlich und frei und ganz eins mit der wilden Landschaft. Rachel folgte ihm etwas langsamer.

Er hatte also nicht verstanden, dass sie hier zu Gast war. Im Grunde hatte er damit den gleichen Fehler gemacht wie sie, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Sie dachte daran, wie die anderen Gäste allen Luxus so selbstverständlich annahmen, an ihr künstliches Lachen und ihre tief sonnengebräunte Haut. Natürlich hatte ihm auffallen müssen, dass sie nicht dazu passte. Sein Missverständnis war also keineswegs überraschend. Dennoch störte es Rachel.

Bis sie ihn erreichte, hatte er bereits ihre Sonnencreme und ihr Badetuch gefunden. Er schüttelte den Sand von dem Badetuch und breitete es feierlich vor ihr aus. Rachel lachte und setzte sich. „Ich weiß, dass ich nicht in diese Gesellschaft passe …“, begann sie.

Er unterbrach sie. „Warum solltest du? Du bist zwanzig Jahre jünger als die meisten.“

Eher dreißig, dachte sie. Die meisten Gäste waren in Anders’ Alter. „Darum geht es nicht.“

Er ließ sich neben ihr nieder. Das brachte Rachel aus dem Konzept. Plötzlich wusste sie nicht mehr, was sie gerade hatte sagen wollen.

„Doch, doch. Du sollst ja gar nicht dazu passen. Du sollst ihnen nur helfen zu glauben, dass sie sich amüsieren.“ Das klang zynisch.

„Ich bin nicht …“

„Doch.“ Er streckte sich auf dem Badetuch aus, stützte sich auf den Ellbogen und sah Rachel an. Sein Blick war nicht unfreundlich, aber Rachel meinte wieder, diese merkwürdige Müdigkeit darin zu entdecken.

„Was meinst du, wozu du hier bist? Um Aerobicstunden zu leiten?“

Sie wollte etwas entgegnen, doch er winkte ab.

„Es spielt keine Rolle, was in deinem Vertrag steht. Deine eigentliche Aufgabe ist es, ihr Publikum zu sein.“

„Was?“

„Du bist ja völlig ahnungslos.“ Es klang beinahe traurig. Er strich ihr über die Wange – ganz zärtlich, ohne jede Zweideutigkeit. Doch Rachel spürte ein inneres Vibrieren, das sie noch nicht kannte, und zuckte instinktiv zurück. Er ließ die Hand sinken.

Hastig begann sie zu sprechen. „Wenn du wüsstest … Es ist ganz anders. Sie wollen mich nicht als Publikum. Sie wollen mich überhaupt nicht. Ich hätte nie kommen sollen. Wie sie mich nur anschauen!“

„Das ist der pure Neid“, sagte er ruhig.

„Ist es nicht. Du hast es nicht gesehen“, widersprach sie. Sie erinnerte sich an das Grillfest vom Vorabend und wie die Leute sich böse nach ihr umgedreht hatten, als sie dazugekommen war. „Es ist, als ob ich irgendwie den Spaß verderben würde.“

„Den Spaß verderben?“, wiederholte er langsam.

„Ich weiß, es klingt dumm.“

„Nein.“ Er setzte sich auf und lehnte sich an den Stamm der Palme. „Nein, es klingt ziemlich zutreffend.“ Nachdenklich sah er sie an. „Sie wussten wohl wirklich nicht, wen sie sich da ins Haus holten.“

Bevor sie antworten konnte, hörte sie Schritte hinter sich. Der Diener kam mit einem Binsenkorb den Weg herunter. Ihr Pirat blickte auf. „Unser Picknick“, sagte er heiter und stand auf, um dem Mann den Korb abzunehmen und einige Worte mit ihm zu wechseln, die Rachel nicht verstand.

„Er wird die Sachen später abholen. Wir brauchen nur zu essen, zu trinken und uns zu amüsieren.“ Zum ersten Mal sah Rachel ihn ganz offen lächeln. „Das sollte uns nicht allzu schwer fallen.“

Er behielt Recht. Sie schwammen erst und unterhielten sich dann, während Rachel den Korb auspackte, der allerlei Delikatessen in Folie und Kühlboxen enthielt: Krebsscheiben in einer scharfen Soße, gegrillte Hummerkrabben mit Limone, herrlich knuspriges Brot, eine reichhaltige Auswahl exotischer Früchte und einen Wein, wie sie ihn noch nie getrunken hatte – herb und süß zugleich, eisgekühlt in einer Thermoshülle.

Ihr Pirat aß nicht viel, beobachtete aber mit sichtlichem Vergnügen, wie es ihr schmeckte.

„Das war köstlich“, seufzte sie schließlich und leckte etwas Mangosaft von ihren Fingern.

„Schön, dass du dich über so einfache Dinge freuen kannst.“

„Einfach?“ Sie glaubte an einen Scherz, doch als sie sah, dass er es ernst meinte, lachte sie. „Und was wäre dann Luxus?“

Er betrachtete sie mit einem seltsamen Blick. „So etwas mit Damast-Tischtüchern und mindestens drei Michelin-Sternen. Du müsstest Brillanten tragen.“

Rachel verschluckte sich fast. „Ich trage meine Brillanten selten zum Schwimmen“, sagte sie todernst.

Kleine Lachfältchen bildeten sich um seine Augen. „Warum nicht?“

„Sie ziehen die Haie an, hat man mir gesagt.“

Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. „Das habe ich auch schon gehört.“

„Du hast wohl oft mit Haien zu tun?“

Seine Miene war undurchdringlich. „Oft genug.“

Rachel wandte den Blick ab. Die Aussicht über den hellen Strand auf das Karibische Meer war atemberaubend. In der Sonne wirkte das Wasser wie ein silbernes Tuch, die Inseln in der Ferne wirkten wie auf Seide gemalt, fast durchsichtig.

Sanft sagte sie: „Hier gibt es keine.“

Es entstand eine Pause. Er bewegte sich nicht und sagte nichts. Die einzigen Geräusche waren der stete Schlag der Wellen gegen den Strand und der Gesang der Zikaden in den Bäumen. Dann sagte er, langsam, als wäre ihm der Gedanke eben erst gekommen: „Da könntest du recht haben.“

Aus dem Augenwinkel nahm Rachel eine Bewegung wahr. Instinktiv spannte sie sich an. Irgendwie hatte sie vom ersten Augenblick an einen Annäherungsversuch von ihm erwartet, und den ganzen Nachmittag über hatte sie es immer stärker gespürt. Es war aufregend, aber auch beunruhigend, und sie wusste nicht, wie sie reagieren würde.

Doch ihre Vorsicht war überflüssig. Er streckte sich nur der Länge nach unter der Palme aus und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Mit geschlossenen Augen sagte er leise: „Weck mich, wenn es dunkel wird.“

3. KAPITEL

Die folgenden drei Stunden verbrachte Rachel mit Schwimmen, Sonnenbaden und Lesen. Der Pirat schlief fest. Zuerst war sie verwirrt, ja sogar ein wenig gekränkt darüber. Doch dann erinnerte sie sich an die schreckliche Müdigkeit, die sie ihm angesehen hatte, und verhielt sich mäuschenstill, um ihn nicht zu stören.

Endlich bewegte er sich. Rachel legte ihr Buch weg und sah ihn an. Er öffnete die Augen kurz, schloss sie wieder – und riss sie dann erschrocken auf. „Was …?“

Rachel lächelte ihn zärtlich an. „Du warst müde. Nach dem Essen bist du eingeschlafen.“

Er betrachtete sie unverwandt. Rachel fühlte sich mit einem Mal unsicher. Sie wandte sich ab und beschäftigte sich intensiv damit, die Reste ihres Picknicks wegzuräumen. Um die Spannung zwischen ihnen zu durchbrechen, sagte sie scherzhaft: „Du schnarchst nicht.“

Sekundenlang reagierte er nicht, und Rachel dachte schon, sie habe etwas Falsches gesagt. Dann sagte er träge: „Das beruhigt mich.“

Ohne ihn anzusehen, schlug sie die Gläser in Servietten ein und verstaute sie sorgfältig. Da fiel ihr etwas ein. Sie deutete auf den Picknickkorb und fragte: „Möchtest du etwas?“

„Hm … Wenn du mich so fragst – eigentlich ja.“

Das überraschte Rachel zwar, aber sie durchsuchte dennoch den Korb. „Käse, Brotfrucht, Ananas – oh!“

Er zog sie an der Schulter, und Rachel, die darauf nicht gefasst gewesen war, verlor das Gleichgewicht und fiel neben ihm in den Sand. Sie versuchte noch, sich die Haare aus dem Gesicht zu streichen, als sein Schatten auf sie fiel.

„Lassen wir die Ananas aus“, sagte der Pirat lächelnd und beugte sich über sie.

Obwohl sie den ganzen Tag damit gerechnet hatte, kam es nun doch unerwartet für sie, und sie wusste nicht, was sie tun sollte. So schloss sie einfach die Augen.

Sein Kuss war nicht fordernd. Er streifte mit dem Mund nur sanft ihre Lippen, ihre Brauen, ihre Lider. Er ließ sich Zeit und schien es zu genießen. Rachel meinte sogar, sein Lächeln zu spüren. Sie versuchte vergeblich, locker zu werden.

Doch als er nun die empfindsame Stelle hinter dem Ohr liebkoste, erschauerte sie und entspannte sich unwillkürlich. Ihr Körper wurde weich und schmiegsam, und sie legte die Arme um den Mann und genoss das sinnliche Gefühl, das sie vom Innersten bis in die Fingerspitzen erfüllte.

Sie dachte an die Jungen, die sie gelegentlich bei Partys in London geküsst hatte. Dabei hatte sie nie so empfunden wie jetzt. Sie konnte nicht genau sagen, worin der Unterschied bestand, aber sie wusste, dass Welten dazwischen lagen. In London hatte sie immer Angst gehabt, etwas falsch zu machen, ausgelacht und verletzt zu werden. Jetzt hatte sie keine Angst, jedenfalls nicht vor etwas, das ihr Pirat tun könnte – nur vor dem Wirbel an Gefühlen, den er in ihr auslöste.

Seine Lippen berührten federleicht ihren Hals. Rachel bog sich ihm entgegen, und er streifte die Träger ihres Badeanzugs über ihre Schultern und küsste sie dort, wo eben noch Stoff gewesen war.

Mit halb geschlossenen Augen legte Rachel den Kopf zurück und atmete schneller. Und endlich fand er ihren Mund. Diesmal war sein Kuss alles andere als zart. Er war so leidenschaftlich, dass Rachel plötzlich befürchtete zu ersticken. Sie verkrampfte sich und versuchte, sich ihm zu entwinden.

Zuerst hielt er sie nur noch fester. Dann ließ er sie plötzlich los.

Sekundenlang blieb Rachel einfach liegen und versuchte, wieder Luft zu bekommen. Ihr Pirat setzte sich neben ihr auf und blickte starr aufs Meer hinaus.

„Das war wohl ein Kurzschluss“, sagte er schließlich trocken.

Rachel ärgerte sich über ihre eigene Verlegenheit.

„Dass du mich überfallen hast, meinst du?“, entgegnete sie schnippisch. „Warum hast du das getan?“

Gelangweilt zuckte er die Schultern. „Überfallen? Man nennt das einen Kuss. Das solltest du eigentlich wissen, auch wenn du so etwas nicht tust. Und warum ich es getan habe? Weil ich es wollte. Tust du nie etwas einfach deshalb, weil du es willst?“

Rachel fühlte sich ertappt. Ihr Zorn verrauchte. „Nein“, sagte sie langsam und war selbst verwundert über diese Erkenntnis.

Überrascht blickte er sie an. „Meinst du das ernst?“

Sie rückte etwas von ihm ab und setzte sich auf. „Ja.“

Nun schob sie die Träger ihres Badeanzugs zurecht und streifte sich den Sand von Armen und Schultern. Er sah ihr dabei zu.

„Willst du mir nicht sagen, warum?“

„Was?“

„Warum du nie deinem Instinkt folgst“, erklärte er geduldig.

Rachel schüttelte den Kopf und lachte kurz. „Oh, Instinkt. Das ist auch so etwas, das ich nur dem Namen nach kenne – wie du bemerkt haben solltest.“

Sie hielt den Kopf hoch, wagte aber nicht, dem Mann in die Augen zu blicken, der sie nachdenklich betrachtete.

Er hob die Hand, als wollte er ihr Gesicht berühren, ließ es dann aber. „Willst du darüber reden?“

„Da gibt es nicht viel zu erzählen“, sagte sie vorsichtig. „Das war eigentlich schon das Wesentliche.“

Nun sah sie ihm in die Augen. Er war sichtlich erschrocken, versuchte aber nicht, so zu tun, als hätte er sie nicht verstanden.

„Und haben sich deine Instinkte bisher nicht bemerkbar gemacht? Wo hast du gelebt?“, fragte er. „Auf einer einsamen Insel? Oder im Kloster?“

Rachel lachte. „So ähnlich. Ich war auf einem Mädchen-College und habe mich auf die Prüfungen vorbereitet.“

„Ah, Arbeit.“ Er nickte, als wäre ihm jetzt alles klar. „Da kann man durchaus zu viel des Guten tun.“

„‚Arbeit ist das halbe Leben‘, sagt mein Vater immer“, stimmte Rachel zu. „Meine Stiefmutter sagt dann: ‚Die andere Hälfte muss man genießen.‘“

Nun berührte er sie doch. Wie unter einem inneren Zwang strich er mit dem Handrücken über ihren Arm.

„Du bist also in der Villa Azul, um das Genießen zu lernen.“

„Nein!“, rief sie entsetzt.

Lachend warf er den Kopf zurück, und sie wurde rot. „Oh, so habe ich es nicht gemeint.“

„Doch, genau so“, widersprach er ihr, immer noch lachend. „Das ist ganz in Ordnung so. Anders und Co. sind nicht gerade die besten Vorbilder. Daran hätte ich denken sollen. Was du brauchst, ist …“

In diesem Moment kam Ben den Abhang herunter.

„Sind Sie fertig, Mr. Rick?“, fragte er.

Der Pirat zögerte. Dann zuckte er die Schultern und stand auf. „Ich glaube, ja.“ Er sah auf Rachel hinunter. „Vorläufig.“

Der Diener warf ihm rasch einen Blick zu und sagte dann ausdruckslos: „Mr. Lemarck hat schon nach Ihnen gefragt.“

„Kein Wunder.“

„Wenn Sie noch mit ihm sprechen wollen, sollten Sie sich beeilen. Heute Abend soll eine große Party stattfinden. Ein Gast hat Geburtstag.“

Auch Rachel stand auf und reichte ihm die Hand. „Dann lass uns gehen. Die Leute hier bereiten sich schon auf wesentlich kleinere Partys stundenlang vor.“

Er nahm ihre Hand und hielt sie fest. „Du hast wahrscheinlich recht. Wir sehen uns heute Abend.“

Hastig entgegnete sie: „Das weiß ich noch nicht. Ich habe heute sehr viel Sonne abbekommen. Vielleicht werde ich …“

„Ich habe mich wohl nicht klar genug ausgedrückt“, sagte er sanft. „Dann muss ich deutlicher werden. Wir sehen uns auf der Party. Solltest du nicht da sein, komme ich dich holen. Du hast die Wahl.“

Unter dem ausdruckslosen Blick des Dieners zog er sie an sich und küsste sie kurz. Der Kuss war weder leidenschaftlich noch verführerisch, und dennoch erschütterte er Rachel bis ins Mark, denn er drückte einen absoluten Besitzanspruch aus.

Der Pirat schulterte den Picknickkorb und ging den sandigen Weg hinauf. Erst jetzt erwachte Ben aus seiner Erstarrung, wechselte noch verblüfft einen Blick mit Rachel und eilte dann hinterher. Rachel hörte die beiden noch streiten, wer von ihnen den Korb tragen dürfe, bis sie hinter dem Hügel verschwunden waren.

Sie hob das Badetuch und das Buch auf und ging langsam auf ihre Hütte zu. Der sanfte Abendwind begann gerade, von der Küste her aufzufrischen, aber das war es nicht, weshalb Rachel zitterte, als sie an ihrer Hütte ankam. Sie schloss die Tür, lehnte sich dagegen und versuchte, ihre Sinne zu sammeln.

Die Hütte war am äußersten Ende des Grundstücks der Villa Azul, halb versteckt hinter einer Bougainvillea-Hecke und einem riesigen Hibiskusstrauch. Ein hübsches Zimmermädchen, etwa in Rachels Alter, kam jeden Morgen, um die Bettwäsche und Handtücher zu wechseln. Ansonsten war Rachel die ganze Zeit völlig allein. Bis heute hatte ihr das nichts ausgemacht. Sie hatte die Aussicht auf die Palmen und das Meer ebenso genossen wie ihre Ruhe. Heute Abend aber hätte sie alles darum gegeben, eine ihrer Freundinnen bei sich zu haben.

So hatte sie niemanden, mit dem sie sich über das merkwürdige Verhalten dieses Piraten, geschweige denn über ihre eigene unsichere Reaktion darauf aussprechen konnte. Stattdessen ging sie duschen. Sie wusch gerade ihr salzverkrustetes Haar zum zweiten Mal, als sie jemanden an der Tür rütteln hörte. Sie erstarrte. Dann hörte sie, wie jemand ihren Namen rief. Es war eine Frauenstimme.

„Ich bin in der Dusche“, antwortete sie.

„Ich warte.“ Das muss Judy sein, dachte Rachel überrascht.

Rasch spülte sie das Shampoo aus, schlang sich ein großes Badetuch um den Körper und ein kleineres als Turban um die Haare und ging ins Zimmer. Ihre Stiefmutter saß an dem eleganten Kosmetiktisch und betrachtete sich im Spiegel. Als Rachel aus dem Bad kam, drehte sie sich um.

„Ich war beim Schwimmen“, verteidigte sich Rachel, bevor Judy überhaupt etwas sagen konnte.

Statt der erwarteten Vorwürfe sagte Judy nur: „Du hast hoffentlich genug Pflegespülung mitgebracht. Meerwasser trocknet die Haare schrecklich aus.“

Das überraschte Rachel noch mehr. In London hatte sich Judy noch nie um Rachels Aussehen gekümmert, und hier in der Villa Azul hatte sie ihre Stieftochter nach besten Kräften ignoriert.

Judy sah ihr an, was sie dachte, und wurde verlegen.

„Du willst doch heute Abend gut aussehen. Es wird eine große Party.“

„Noch größer?“, fragte Rachel trocken. Sie setzte sich aufs Bett und schlug die Beine unter.

Judy überhörte den bissigen Unterton. „Ja. Anders hat die berühmten Corporal Lili engagiert. Natürlich wird auch die hiesige Jazzband spielen. Später tritt noch ein Gitarrist auf. Es gibt ein Galadiner und Tanz auf dem Rasen.“ Sie atmete tief ein und eröffnete ihr dann, was sie offensichtlich für die Krönung des Ganzen hielt. „Und jede Menge Presse natürlich.“ Sie lachte, aber es klang falsch. „Ich weiß, dass dich so etwas nicht begeistert – es ist keine Disco oder Teenie-Party. Aber es wird ein einmaliges Erlebnis für dich werden. Das darfst du einfach nicht versäumen.“

Das wusste Rachel bereits. Schließlich wollte sie nicht von einem Piraten aus ihrem Zimmer geholt werden – mit unabsehbaren Folgen. Aber das sagte sie Judy nicht. Sie wollte wissen, warum Judy sie dort haben wollte. Also rekelte sie sich und sagte träge: „Ach, ich weiß nicht.“ Sie versuchte erst gar nicht, Judy zu erklären, dass sie zu müde sei, sondern nannte ihr einen Grund, den sie glauben würde. „Ich habe nicht die passende Kleidung für eine Jet-Set-Party.“

Das war ein Fehler, denn nun wurde Judy aktiv. „Ich weiß“, sagte sie eifrig. „Deshalb habe ich dir ein paar Sachen mitgebracht, die du dir ausleihen kannst.“

Sie deutete auf den Schrank. Erst jetzt bemerkte Rachel die beiden Abendkleider, eins aus Seide, eins in allen Farben glitzernd, die dort an Bügeln über der Tür hingen. Sie betrachtete sie kurz und zuckte dann die Schultern. „Ich bin keine Barbiepuppe.“

„Sei nicht so kompliziert, Rachel. Es sind beides Designerstücke.“

„Vielleicht bin ich gar kein Designermodel.“

Judy spürte, dass Rachel sie hinhielt. „Wenn du in deinen Jeans kommen willst, ist das deine Sache.“

Rachel lächelte. „Ich will überhaupt nicht kommen“, stellte sie klar.

Judy erschrak. „Du musst!“ Ihre Stimme klang schrill. Etwas leiser sagte sie: „Du bist hier ebenso zu Gast wie ich. Es wäre unverzeihlich, Anders’ große Party zu boykottieren.“ Ihr Blick wurde hart, und entschlossen fügte sie hinzu: „Die Leute würden reden.“

Rachel sah sie fragend an.

Judy holte tief Luft. „Es ist mein Geburtstag.“ Das klang wie ein Geständnis. Zuerst verstand Rachel nicht, warum. Doch dann wurde ihr plötzlich alles klar.

„Es ist gar nicht Anders’ große Party“, sagte sie langsam. „Es ist deine.“

Judy mied ihren Blick. Abrupt setzte Rachel sich auf. All die kleinen Verdachtsmomente der letzten Tage fügten sich plötzlich zur Gewissheit zusammen. „Du hast eine Affäre mit Anders – und du versuchst noch nicht einmal, es zu verheimlichen.“

„Du hast es erfasst!“, spottete Judy.

„Warum wolltest du dann unbedingt, dass ich mitkomme?“, fragte Rachel verzweifelt.

„Was denkst du wohl? Um deinen Vater zu beruhigen, natürlich!“

„Du hast also noch Verwendung für ihn?“ Es klang höhnisch.

Zu Rachels Überraschung regte Judy sich nicht auf, sondern senkte den Blick. Einen Augenblick lang wirkte sie trotz ihres sorgfältigen Make-ups und der eleganten Kleidung gehetzt und beinahe alt.

„Du weißt nicht, wie das ist“, gestand sie halblaut. „Ihn so sehr zu begehren und nie zu wissen …“

„Ich will es gar nicht hören!“, unterbrach Rachel sie heftig. Neugierig war sie trotzdem. „Warum hast du nicht ihn geheiratet?“

Judys ungläubiger Blick war Antwort genug.

„Dann brauchst du meinen Vater also, um deine Rechnungen zu bezahlen.“

„Nein. Jedenfalls nicht nur dafür. Ich brauche … einen Platz in der Welt. Ich bin nicht wie du. Du wirst ein Studium abschließen und Karriere machen. Ich habe nichts dergleichen. Wenn ich nicht die Ehefrau von jemandem bin, bin ich nichts.“

Rachel lachte bitter. „Du könntest immer noch die Geliebte eines reichen Mannes sein.“

Judy schüttelte den Kopf so heftig, dass ihre langen Ohrgehänge klirrten. „Urlaubsträume, Darling. Das wirkliche Leben wartet in London. Jedenfalls …“

„Solange du hier nicht einen Scherbenhaufen daraus machst“, beendete Rachel den Satz für sie.

Autor

Cathy Gillen Thacker
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