Sektfrühstück im Hilltop Inn

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Serena ist schockiert: Wie kann sie nur so dumm sein und sich in Nic Moretti verlieben? Sie weiß doch genau, wie der Multimillionär über sie denkt! Denn sie hat zufällig mit angehört, wie er sich abfällig über sie äußerte. Trotzdem erwidert Serena sehnsüchtig Nics stürmische Küsse. Besteht doch Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft? Um sich Klarheit zu verschaffen, stellt sie Nic zur Rede …


  • Erscheinungstag 02.05.2015
  • Bandnummer 0004
  • ISBN / Artikelnummer 9783733733162
  • Seitenanzahl 128
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Alle Achtung, das war wirklich ein millionenschweres Anwesen! Echt Klasse, entschied Serena Fleming anerkennend, während sie den Kleintransporter an weitläufigen, makellos gepflegten Rasenflächen vorbei auf das Architektenhaus zulenkte, das Angelina Gifford, einer Kundin ihrer Schwester, gehörte. Michelles Hundesalon zählte eine ganze Reihe reicher Leute aus dem weiteren Umkreis zu seiner Kundschaft, die den bequemen mobilen Service zu schätzen wussten. Serena hatte deshalb schon viele Villen zu Gesicht bekommen, wenn sie in letzter Zeit die verwöhnten Lieblinge der Besitzer abgeholt hatte, aber keine hatte sie bisher so sehr beeindruckt wie diese.

Michelle hatte ihr erzählt, dass die Grundstücke in dieser Gegend erst vor vier Jahren zur Bebauung freigegeben worden waren. Die Giffords hatten sich zweifellos ein Juwel gesichert – drei Morgen Land auf einer Hügelkuppe gelegen, mit Blick auf Terrigal Beach und das Meer.

Nachdem Serena auf dem palmengesäumten Vorplatz geparkt hatte, stieg sie aufgeregt aus dem Wagen. Sie war neugierig, den Mann kennenzulernen, der das alles entworfen hatte: Nic Moretti, höchst erfolgreicher Architekt und überdies Angelina Giffords Bruder. Da Angelina von ihrem Mann zu einer ausgedehnten Reise nach Übersee entführt worden war, passte der talentierte Nic nämlich gegenwärtig auf das Haus und auf Cleo auf, Angelinas über alles geliebte kleine Terrierhündin, die an diesem Morgen in Michelles Hundesalon einen Termin zum Trimmen und Waschen hatte.

Für Nic Moretti war es augenblicklich sicher sehr praktisch, hier zu wohnen. Zeitungsberichten zufolge hatte er gerade den Zuschlag erhalten, einen Freizeitpark mit verschiedenen Pavillons auf Gemeindeland mit Blick auf Brisbane Water zu bauen. Das Anwesen seiner Schwester lag nur eine halbe Autostunde von dieser Großbaustelle entfernt, sodass er die Arbeiten von hier aus bestens beaufsichtigen konnte.

Serena läutete an der Haustür und wartete. Und wartete. Ungeduldig blickte sie auf die Uhr. Es war schon zehn Minuten über die verabredete Zeit von neun Uhr. Energisch drückte sie erneut auf den Klingelknopf. Aus ihrer Zeit als Friseurin in einem der exklusivsten Salons in Sydney kannte sie es nur zu gut, dass gerade reiche Leute ständig zu spät kamen, aber erwarteten, stets auf der Stelle bedient zu werden. Diese Menschen gingen selbstverständlich davon aus, dass sich die ganze Welt um sie drehte – wie zum Beispiel ihr Exverlobter Lyall Duncan!

Serena dachte gerade ziemlich ärgerlich daran, was genau Lyall von ihr erwartet hatte, als die Haustür unvermittelt aufgerissen wurde.

„Ja?“, donnerte eine tiefe Männerstimme.

Serena verschlug es förmlich die Sprache. Dieser Mann war wirklich ein imposanter Anblick. Unrasiert und nur mit exotischen – oder besser gesagt, erotischen – Boxershorts bekleidet, strahlte sein athletischer Körper eine geradezu aggressive Männlichkeit aus. Serena ertappte sich bei einem Blick in verbotene Regionen, riss sich aber sofort wieder zusammen, schaute auf und begegnete dem Blick funkelnder dunkler Augen.

Das italienische Erbe war unverkennbar. Serena atmete tief ein. „Ich bin Serena von Michelles Hundesalon“, sagte sie fest.

Nic Moretti betrachtete sie genauer, als wollte er sich jede Einzelheit ihres Gesichts einprägen: die blauen Augen, die niedliche Stupsnase, die vollen Lippen, das kleine Grübchen im Kinn, die zarten blonden Haarsträhnen, die sich aus ihrem dicken Zopf gelöst hatten. Langsam ließ er den Blick dann über das enge, taillenfreie Top schweifen, das ihre straffen Brüste betonte, und weiter hinab über die Jeansshorts, die den Blick auf lange wohlgeformte Beine freigab. Serena hatte plötzlich das unangenehme Gefühl, fast nackt vor ihm zu stehen … obwohl sie tatsächlich wesentlich anständiger bekleidet war als er!

„Kenne ich Sie?“, fuhr er sie förmlich an.

Er wäre ein guter Wachhund, dachte Serena, bevor sie ein heftiger Schreck durchzuckte. Denn tatsächlich hatte sie ihn plötzlich wiedererkannt. „Nein!“, wehrte sie in panischer Hast ab. Auf keinen Fall sollte bei ihm der Groschen fallen, wie er bei ihr soeben gefallen war.

Es lag jetzt ein Monat dazwischen. Ein ganzer Monat, in dem sie hart darum gekämpft hatte, eine höchst verletzende Erfahrung unwiderruflich hinter sich zu lassen. Sie hatte ihre Verlobung mit Lyall gelöst, ihren Job gekündigt, Sydney verlassen und bei ihrer Schwester Zuflucht gesucht. Und nun stand sie ausgerechnet dem „Architekten“ gegenüber, der ganz wesentlich an ihrer veränderten Zukunftsplanung mitgewirkt hatte!

Serena spürte, wie ihr das Blut aus den Wangen wich. Unwillkürlich ballte sie die Hände zu Fäusten, von dem fast unbändigen Wunsch beseelt, sich auf diesen Mann zu stürzen. Ihre Vernunft sagte ihr natürlich, dass das alles nicht Nic Morettis Schuld sei. Er war lediglich das Instrument gewesen, wodurch ihr vor Augen geführt worden war, wie ihre Zukunft wirklich ausgesehen hätte, wenn sie ihre „Märchenhochzeit“ von Cinderella und ihrem Prinzen wahr gemacht hätte.

Nic Moretti war der Mann gewesen, mit dem sich Lyall an jenem Abend unterhalten hatte. Der Mann, der sich so überrascht darüber geäußert hatte, dass sich der höchst erfolgreiche Baulöwe Lyall Duncan entschieden hatte, sozusagen „unter seinem Rang“ zu heiraten, indem er eine „bloße Friseuse“ zu seiner zukünftigen Frau gewählt hatte. Und Serena hatte auch Lyalls Antwort belauscht, eine Antwort, die ihr die rosarote Brille heruntergerissen und ihr sämtliche Illusionen geraubt hatte.

Der Mann vor ihr hatte diese Antwort natürlich auch gehört, und um einer neuerlichen Demütigung vorzubeugen, hielt Serena Angriff für die beste Verteidigung. „Da ich Sie nicht kenne …“, preschte sie vor.

„Nic Moretti“, warf er mürrisch ein.

„… wüsste ich nicht, woher Sie mich kennen sollten“, fuhr Serena unbeirrt fort. Zwar hatte er sie auf Lyalls Party gesehen, aber sie waren sich nicht direkt vorgestellt worden, und sie hatte sich für den Anlass ziemlich aufwendig zurechtgemacht, weshalb es eigentlich unwahrscheinlich war, dass er sie, ungeschminkt und lässig bekleidet wie heute Morgen und in einem so völlig anderen Zusammenhang, wiedererkennen würde. Dennoch schien er von ihren Worten nicht ganz überzeugt und betrachtete sie immer noch nachdenklich.

„Ich möchte Cleo abholen“, sagte sie deshalb geschäftig.

„Cleo?“, wiederholte er zerstreut.

„Den Hund“, antwortete sie ungeduldig.

Nic Moretti verzog verächtlich das Gesicht. „Sie meinen wohl eher das Monster!“

Eine Antwort, die Serena sofort zum Widerspruch herausforderte. „Einen niedlichen kleinen australischen Langhaarterrier würde ich kaum als Monster bezeichnen“, entgegnete sie von oben herab.

„Niedlich!“ Nic streckte ihr seinen sonnengebräunten muskulösen Unterarm entgegen, den einige hässliche Kratzer zierten. „Schauen Sie, was sie mir angetan hat!“

„Hm …“, Serena begutachtete die Wunden ohne jegliches Mitgefühl, „… was die Frage aufwirft: Was haben Sie ihr getan?“

„Nichts. Ich habe nur versucht, das dumme Ding zu retten“, antwortete er gereizt.

„Wovor zu retten?“

Er verzog das Gesicht. Dieses Kreuzverhör war ihm sichtlich unangenehm. „Eine Freundin hatte sie auf die Wasserrutsche am Swimmingpool gesetzt. Cleo ist ins Wasser gerutscht und schien ziemlich in Panik. Ich bin zu ihr geschwommen, um sie herauszuholen und …“

„Hunde können durchaus schwimmen“, warf Serena ein.

„Das weiß ich auch“, brummte er ungehalten. „Es war eine Art Reflex von meiner Seite!

„Und das Kratzen war wohl ein Reflex von Cleo. Es muss sie sehr geängstigt haben, auf der Rutsche keinen Halt zu finden.“

„Es sollte nur ein Spaß sein.“

Serena zog missbilligend die Brauen hoch. „Manche Leute haben eine seltsame Vorstellung von Spaß in Bezug auf Tiere.“

„Ich habe versucht, Cleo zu retten, schon vergessen?“, verteidigte sich Nic. „Und sie hat am Ende nicht geblutet!“,

„Da bin ich aber froh. Allerdings sollten Sie vielleicht überdenken, wer hier das Monster ist. Achten Sie darauf, mit wem Sie sich einlassen und wie diese Leute sogenannte ‚niedere Wesen‘ behandeln.“

Dieser bissige Rat war heraus, ehe Serena es verhindern konnte, und er schien Nic Moretti gar nicht zu schmecken. Aber das war ihr egal. Es war höchste Zeit, dass jemand diesem verwöhnten Burschen den Kopf zurechtrückte. Und sie hatte die Schmach noch nicht vergessen, wie abwertend Lyall ausgerechnet mit diesem Mann über sie gesprochen hatte. Ihr arroganter Exverlobter hatte unmissverständlich dargestellt, was er von seiner zukünftigen Frau erwartete und dass er gerade deshalb eine „kleine Friseuse“ gewählt habe, weil sie ihm auf ewig dankbar und in allem ergeben sein würde. Damit hatte er sie, Serena, unbestreitbar als „niederes Wesen“ eingestuft.

Andererseits war es auch nicht klug, Kritik zu übertreiben. Nic Moretti vertrat immerhin eine Stammkundin des Hundesalons, die Michelle sicher nur ungern verloren hätte. Dabei war es völlig unerheblich, ob sie, Serena, diesen supertollen Architekten sympathisch fand oder nicht. Geschäft war Geschäft.

Sie rang sich ein besänftigendes Lächeln ab. „Mrs Gifford hat für Cleo für heute früh im Hundesalon einen Termin gemacht. Wenn Sie also so freundlich wären, den Hund für mich zu holen …“

„Dieser Hundesalon …“, fiel Nic Moretti ihr ins Wort, „… werden dort auch die Krallen geschnitten, oder muss ich mit ihr dafür zum Tierarzt?“

„Wir stutzen auf Wunsch auch die Krallen, ja.“

„Dann tun Sie es doch bitte, solange Sie den noch Hund unter Ihrer Aufsicht haben“, sagte er unwirsch. „Haben Sie denn überhaupt eine Leine dabei?“

Serena zog überrascht die Brauen hoch. „Hat Cleo keine eigene?“

„Ich werde mich diesem Hund nicht mehr nähern, bis seine Krallen geschnitten sind!“

„Na gut. Ich hole eine Leine aus dem Wagen.“

Kaum zu glauben, dass ein Mann von seiner Statur sich von solch einem winzigen Hund derart ins Bockshorn jagen ließ! Kopfschüttelnd holte Serena eine Leine und eine Tüte mit Leckerlis aus dem Wagen und ging zurück.

Der Architekt wartete an der Haustür auf sie. Ihr kleiner Wortwechsel hatte seine Laune offenbar nicht gebessert … oder vielleicht hatte er auch einfach nur einen Kater. Denn ihr Läuten hatte ihn ganz augenscheinlich aus dem Bett geholt.

Serena schenkte ihm ganz bewusst ihr strahlendstes Lächeln. „Bringen Sie mich zu Cleo, oder soll ich warten, bis Sie sie aus dem Haus scheuchen?“

Seine dunklen Augen leuchteten gefährlich auf. „Sie sollen den Spaß haben, sie einzufangen“, sagte er und bedeutete ihr einzutreten.

„Kein Problem“, entgegnete sie lässig. Aber ihr Herz klopfte schneller, als sie an ihm vorbeiging. Nic Morettis männlich erotische Ausstrahlung war allerdings dazu angetan, den Seelenfrieden einer jeden Frau zu bedrohen.

Serena besann sich energisch auf ihre Aufgabe und blickte sich um. Von der prunkvollen Eingangshalle führten zwei Stufen hinab in einen riesigen offenen Wohnbereich, in dem praktisch jedes einzelne Möbelstück ein ultramodernes Kunstobjekt darstellte. Durch die vollständig verglaste Stirnwand blickte man auf eine große Terrasse, die von Sonnensegeln beschattet wurde. Von einem sprudelnden Whirlpool führte eine Wasserrutsche – besagte Wasserrutsche – hinab zu einem herrlichen Swimmingpool auf einer tieferen Ebene.

Eine Hundehütte war nirgendwo zu sehen, genauso wenig wie der Hund, den Serena abholen sollte. Sie blickte sich fragend nach Nic Moretti um und musste feststellen, dass sein Blick bewundernd auf ihrem wohlgerundeten Po ruhte.

„Wo könnte Cleo stecken?“, fragte sie schroff, um seine Aufmerksamkeit wieder auf das Geschäftliche zu lenken.

Widerstrebend blickte er auf und antwortete gereizt: „Keine Ahnung. Ich bin gerade erst aus dem Bett gestiegen.“

„Was haben wir denn da?“, mischte sich eine weibliche Stimme in überheblichem Ton aus dem Hintergrund ein.

Alles in Serena sträubte sich bei diesem arroganten Klang. Unwillig blickte sie sich um. Eine junge Frau betrat gerade den Wohnbereich und kam aus dem Teil des Hauses, in dem sich vermutlich die Schlafzimmer befanden. Sie war mit einem aufreizenden kurzen Spitzennegligé in elegantem Austerngrau bekleidet und strich sich träge mit einer Hand durch das lange aschblonde Haar. Groß und gertenschlank, ein amüsiertes kleines Lächeln auf dem Gesicht, schien sie dem Titelblatt eines Modemagazins entsprungen.

„Ah, Justine“, sagte Nic Moretti hörbar erleichtert. „Hast du Cleo gesehen? Dies ist … äh, diese … Dame ist gekommen, um sie zur Pflege abzuholen.“

Er hatte ihren Namen vergessen. Wie typisch! Sie war in seinen Kreisen eben nicht wichtig genug, dass man sich ihren Namen merken musste. Eigentlich hätte sie darüber froh sein sollen, weil es nahelegte, dass er sich auch sonst nicht an sie erinnern würde.

„Pflege!“ Justine verdrehte die Augen. „Schade, dass sie nicht gekommen ist, um dem Monster den Hals umzudrehen! Du hättest das kleine Biest gestern ertrinken lassen sollen, Nic.“

„Angelina würde es mir nie verzeihen, wenn ich es zuließe, dass ihrem Liebling etwas passieren würde“, entgegnete er tadelnd.

„Das Vieh ist offensichtlich grässlich verwöhnt“, lautete die verächtliche Antwort. „Ich habe es übrigens in der Waschküche eingeschlossen. Keine Ahnung, wie du es geschafft hast, bei all dem Jaulen und Winseln vor der Schlafzimmertür gestern Nacht zu schlafen. Mich hat es jedenfalls verrückt gemacht. Und das kleine Biest war so rasend, dass ich es am Halsband packen und am ausgestreckten Arm wegtragen musste.“

Und es dabei fast stranguliert habe! dachte Serena böse.

„Du hättest mich wecken und es mir überlassen sollen“, stieß Nic aus, dem offensichtlich klar wurde, dass er Gefahr lief, zusammen mit Justine als Tierquäler abgestempelt zu werden.

„Damit du mich allein gelassen hättest, um für einen Hund das Kindermädchen zu spielen? Nein danke!“ Justine bedachte Nic mit einem koketten Augenaufschlag. „Es war doch viel besser so … ohne unerwünschte Störung, oder nicht, Darling?“

Nic Moretti räusperte sich etwas befangen. „Also schön, die Waschküche …“ Er bedeutete Serena, ihm zu folgen. „Hier entlang.“

„Pass auf, du findest bestimmt eine ziemliche Schweinerei“, warnte ihn Justine noch. „Ich habe dem Vieh ein übrig gebliebenes Hühnerbein in die Waschküche geworfen, damit es endlich aufhörte zu winseln.“

„Ein Hühnerbein?“ Serena blieb stehen und sah Justine entsetzt an. „Die Knochen könnten dem Hund im Hals stecken bleiben!“

„Kommen Sie, wir wollen uns beeilen“, drängte Nic nun.

Er hatte recht. Es war nicht der Zeitpunkt, um irgendjemand eine Lektion zu erteilen. Außerdem würde Justine Cleo sowieso keine Träne nachweinen. Aber Nic Moretti wirkte zumindest ehrlich besorgt, als er Serena eilig durch eine ultramoderne Profiküche führte.

„Cleo!“, rief er in Befehlston und betrat eine Art Durchgangsraum, der einen Ausgang zum Garten besaß und mit Regalen für Gummistiefel und Garderobenhaken für Hüte und Regenjacken bestückt war. Ein schrilles Bellen hinter der Waschküchentür ließ Nic aufatmen. Sichtlich erleichtert stieß er die Tür auf, und der kleine Terrier schoss heraus, Nic durch die Beine, an Serena vorbei, ehe diese reagieren konnte, und ab in die Küche.

„Verdammt!“, stieß Nic aus, als er die Bescherung in der Waschküche sah.

Auch ein kleiner Hund konnte, wenn er eingesperrt und zu allem entschlossen war, beachtlichen Schaden anrichten. Serena zog es vor, dazu zu schweigen und sich ganz auf ihre Aufgabe zu konzentrieren, den Hund zu fangen, dessen hysterisches Bellen jetzt aus dem Wohnzimmer zu kommen schien. Vermutlich hatte er dort die Frau erblickt, die ihn so schlecht behandelt hatte.

„Du schreckliches kleines Monster!“, hörte man Justine kreischen.

Serena zögerte keine Minute und kam gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Justine nach Cleo trat, die erschrocken zur Seite sprang. „Cleo …“, rief Serena mit schmeichelnder Stimme, kniete nieder, um für den kleinen Hund nicht so erschreckend groß zu wirken, und warf ihm ein Leckerli zu.

Cleo hielt inne, schnüffelte, kam vorsichtig näher und schnappte sich den Leckerbissen. Serena warf einen zweiten, nicht mehr ganz so weit von sich entfernt, dann noch einen und noch einen … und schließlich nahm sich Cleo ein Leckerli direkt aus Serenas Hand und ließ sich sogar hinter den Ohren kraulen. Serena nutzte die Gunst der Stunde, drückte den Hund an sich und trug ihn geradewegs zur Haustür. Nic Moretti folgte ihr bis hinaus zu ihrem Wagen.

„Welche Tür soll ich öffnen?“, fragte er dienstbeflissen.

„Die auf der Fahrerseite. Ich werde Cleo auf den Beifahrersitz setzen, damit ich sie beruhigend streicheln kann. Am Sicherheitsgurt ist ein Hundehalfter angebracht.“

Nic öffnete die Fahrertür und sah zu, wie Serena Cleo das Halfter anlegte. „Sie ist doch okay?“, fragte er besorgt.

„Bereit, jeden Kampf aufzunehmen“, antwortete Serena vielsagend.

„Ich glaube … Justine ist Hunde nicht gewöhnt.“

„Vielleicht sollten Sie sie öfter anknurren.“ Dieser bissige Rat ließ ihn sichtlich zusammenzucken, aber Serena hatte ihren Vorrat an Diplomatie bereits überstrapaziert. Sie nahm hinter dem Steuer Platz, zog die Tür zu und wandte sich durch das offene Seitenfenster an Nic Moretti. „Normalerweise würde ich Cleo um ein Uhr zurückbringen. Passt Ihnen das?“

„Ja, in Ordnung.“ Er betrachtete sie nachdenklich.

„Wird Ihre Freundin dann noch da sein?“

Seine dunklen Augen blitzten auf. Entschlossen presste er die Lippen zusammen. „Nein, das wird sie nicht“, antwortete er kategorisch.

Was bei Serena ein angenehmes Gefühl von Genugtuung hervorrief. „Schön, dann sehen wir uns um eins.“

Der Kleintransporter bog von der Auffahrt auf die Straße ein und verschwand aus dem Blickfeld. Nic Moretti verwünschte die Art und Weise, wie die freche Kleine am Steuer ihm unter die Haut gegangen war. Eine Hundefriseuse … der die Hunde offensichtlich wichtiger waren als die Menschen. Obwohl er einräumen musste, dass er an diesem Morgen keine besonders beeindruckende Figur abgegeben hatte. Und Justine noch weniger.

Was ihn zu dem ernüchternden Schluss brachte, dass der verächtliche Ausdruck in diesen lebhaften blauen Augen gerechtfertigt gewesen war. Höchste Zeit, sein Handeln neu zu bewerten und sich von Ballast zu befreien, den er sich nur aufgehalst hatte, um in gewissen Kreisen mitzumischen. Es war ein heikler Balanceakt, der ihm oft widerstrebte und auf der Annahme beruhte, dass kein Mensch perfekt war. Und wenn ein Mensch ihm zu irgendeinem Zweck nützlich sein konnte, war es dann so schlimm, wenn er in anderer Hinsicht erhebliche Mängel aufwies?

Tag der Abrechnung … Nic schüttelte den Kopf angesichts der Ironie, dass ausgerechnet eine Hundefriseuse ihn dazu gebracht hatte, die aus dem Nichts über ihn hereingefallen war. Verdammt, er konnte sich nicht einmal an ihren Namen erinnern! Auf dem Lieferwagen hatte „Michelle“ gestanden, aber das war ganz sicher nicht der Name gewesen, den sie ihm genannt hatte.

Außerdem nagte immer noch das Gefühl an ihm, sie schon einmal irgendwo gesehen zu haben. Obwohl das in Anbetracht ihres Jobs und des Ortes hier an der Central Coast höchst unwahrscheinlich war. Denn normalerweise war Sydney sein angestammtes Jagdrevier. Und davon abgesehen, hätte er diesen kessen Mund und diesen knackigen Po je vergessen können? Beide stellten eine Herausforderung dar, die er ganz gern in den Griff bekommen hätte.

Der letzte Gedanke ließ ihn lächeln.

Offenbar hatte der Kater nach der gestrigen Party seinen Verstand verwirrt. Was sollte er schon mit einer Hundefriseuse gemeinsam haben, abgesehen von der Sorge um Cleos Wohl für die Dauer von Angelinas Abwesenheit? Besser, er nahm jetzt seinen Verstand zusammen, um sich mit Justine zu befassen, die ihm wegen des geliebten Hundes seiner Schwester allmählich auf die Nerven ging. Nein, schlimmer als das. Sie bewies in der Art, wie sie Cleo behandelte, einen Charakterzug, der Nic überhaupt nicht gefiel. Er würde sie nicht noch einmal in dieses Haus einladen.

Mit nachdenklicher Miene rief er sich ins Gedächtnis, wie sie gestern den hilflosen kleinen Hund auf die Wasserrutsche gesetzt hatte. „Hier kommt Gesellschaft für dich, Nic!“, hatte sie ihm zugerufen und hämisch über den ängstlichen Hund gelacht, der verzweifelt versucht hatte, das Bad im Pool zu verhindern.

Nic hatte die ganze Geschichte ziemlich geärgert, nicht zuletzt wegen der schmerzhaften Kratzer, die er davongetragen und die ihn veranlasst hatten, seinen Zorn auf Cleo zu übertragen. Das war ein Fehler gewesen, wie er jetzt begriff. Diese Hundefriseuse hatte ihn mit der Nase auf einige Dinge gestoßen, um die er sich dringend kümmern musste. Da war zuallererst die Einsicht, dass es anscheinend keinesfalls kinderleicht war, auf einen Hund aufzupassen, sondern einige Kenntnisse erforderte, die er nicht besaß.

Zunächst aber musste er sich dem vordringlichen Problem mit Justine stellen. Er fand sie in der Küche, wo sie gerade damit beschäftigt war, die Kaffeemaschine in Betrieb zu setzen.

Nic betrachtete Justine einen Moment lang kritisch. Wollte er die Affäre mit ihr fortführen? Sie hatten ganz gut zueinander gepasst, sowohl im Bett als auch von ihrem sozialen Umfeld her, aber ihre Beziehung war doch eher oberflächlich gewesen. Es war ihnen beiden vor allem darum gegangen, Spaß miteinander zu haben, und Nic konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass der Spaß nun ein Ende hatte.

Justine drehte sich zu ihm um, als er die Küche betrat. „Ah, sie sind weg!“ Sie verdrehte die Augen. „Jetzt haben wir wenigstens für eine Weile Ruhe.“

„Cleo wird um ein Uhr zurückgebracht.“ Nic nahm sich ein Glas und ging zum Kühlschrank, um seinen Kater mit etwas eisgekühltem Wasser zu bekämpfen.

„Es ist doch lächerlich, dass wir unser Leben von einem Hund bestimmen lassen“, meinte Justine gereizt. „Warum gibst du das Vieh nicht in eine Hundepension? Das würde uns diesen ganzen Ärger ersparen, und du könntest …“

„Kommt nicht infrage“, fiel er ihr sofort ins Wort.

Justine stemmte herausfordernd die Hände in die Taille. „Und warum nicht?“

Autor

Emma Darcy
Emma Darcy ist das Pseudonym des Autoren-Ehepaars Frank und Wendy Brennan. Gemeinsam haben die beiden über 100 Romane geschrieben, die insgesamt mehr als 60 Millionen Mal verkauft wurden. Frank und Wendy lernten sich in ihrer Heimat Australien kennen. Wendy studierte dort Englisch und Französisch, kurzzeitig interessierte sie sich sogar für...
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