Affäre nach Drehschluss

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Liebe? Daran glaubt der berühmte Hollywoodproduzent Blake Randall nach einer gescheiterten Ehe nicht mehr. Weshalb für ihn nur eine Affäre mit der jungen Schauspielerin Kate Holiday infrage kommt. Sie ist bezaubernd schön und zugleich erfrischend eigensinnig. Er findet sie unwiderstehlich erregend! Doch als er Kate zum ersten Mal leidenschaftlich liebt, erkennt Blake, dass er sich selbst belügt: Er will seine schöne Geliebte für die Hauptrolle in seinem Leben - als seine Ehefrau. Aber seinen Antrag lehnt sie einfach ab!


  • Erscheinungstag 20.11.2018
  • Bandnummer 2362
  • ISBN / Artikelnummer 9783733710545
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Blake stand neben dem Bräutigam und fragte sich, was er hier eigentlich tat. Warum war er Trauzeuge auf dieser Hochzeit? Für ihn stand fest, dass die Ehe nicht halten würde – es war nur eine Frage der Zeit.

Er hatte versucht, vernünftig mit Lachlan zu reden. Doch nichts und niemand hatte den Bräutigam von seinem Entschluss abbringen können. Nicht einmal Blakes Argument, dass er im gleichen Alter geheiratet hatte – mit vierundzwanzig – und seine Ehe keine sechs Monate gehalten hatte.

Zumindest ist die Braut keine Schauspielerin, sagte Blake sich. Und auch die Tatsache, dass eine Ehe – selbst eine kurzlebige – der Popularität eines Filmstars heute nicht mehr schadete, stand auf der Pro-Seite. Die Zeiten, in denen die Strippenzieher Hollywoods bestimmt hatten, wen und wann ein Star heiraten durfte, waren vorbei.

Mit dem Aufkommen der sozialen Medien hatte sich all das verändert. Die Öffentlichkeit konnte gar nicht genug davon bekommen, etwas über die Beziehungen der Promis zu erfahren. Trennungen und Scheidungen liebten sie besonders, ebenso wie jeden Hauch eines Skandals. So war es nun einmal, wenn man im Rampenlicht stand.

Zum Glück bewegte Blake selbst sich nicht ganz so sehr in der Öffentlichkeit – auch wenn der Umzug seiner Filmfirma Fantasy Productions vor fünfzehn Monaten von Sydney nach Los Angeles durchaus für Aufmerksamkeit in der Presse gesorgt hatte. Aber Filmemacher – selbst so erfolgreiche und vermögende wie er – machten nicht solche Schlagzeilen wie die Schauspieler, insbesondere jene wie Lachlan mit seinem Sunnyboy-Aussehen, seinem in Form gebrachten Körper und seinem Schlafzimmerblick aus himmelblauen Augen. Addierte man noch die Unmengen an jungenhaftem Charme dazu, hatte man das perfekte Paket, das die Öffentlichkeit jubeln ließ.

Lachlans Potenzial war Blake zum ersten Mal aufgefallen, als er ihn vor einigen Jahren bei einer Aufführung in Australien im hochgelobten National Institute of Dramatic Art, dem NIDA, gesehen hatte. Er hatte ihn sofort registriert. Der Rest war, wie man so schön sagte, Geschichte. Drei Jahre und vier Filme später war Lachlan berühmt, während Blake selbst es geschafft hatte, Australiens erfolgreichster Drehbuchautor, Filmproduzent und – direktor zu sein.

Dennoch vermutete Blake, dass ihre berufliche Beziehung nicht mehr sehr lange anhalten würde. Es war nur eine Frage der Zeit, bis irgendetwas – wie diese Hochzeit beispielsweise – seinen Star in andere Bahnen lenken würde.

„Da kommt sie“, wisperte Lachlan plötzlich und riss Blake damit aus seinen zynischen Gedanken.

Er folgte dem bezauberten Blick des Bräutigams über die Gäste hinweg, die bereits Platz genommen hatten, die geschwungene Treppe hinauf. Von dort würde die Braut herabschreiten, bis in den weitläufigen Wohnbereich, der rechts und links mit mehreren Stuhlreihen ausgestattet worden war, durch deren Mittelgang sich ein roter Teppich zog.

Blake entdeckte einen Traum in Weiß auf dem Podest der Galerie. Weißes Kleid, weißer Schleier, weiße Blumen. Hinter der Braut, am Ende der langen weißen Schleppe, zappelte aufgeregt die einzige Brautjungfer.

Sie trug etwas Langes, Körperbetontes in Jadegrün. Blake konnte sie nicht richtig erkennen und hatte keinen Schimmer, wer sie war. Auch die Braut hatte er nie zuvor gesehen, da er zu beschäftigt mit seinem aktuellen Film und mehreren weiteren Projekten gewesen war, um zu Lachlans Verlobungsfeier nach Australien zu fliegen. Erst gestern am späten Abend war er mit dem Flugzeug in Sydney gelandet.

Der einzige Beitrag, den Blake zu der Hochzeit geliefert hatte, war es gewesen, den Millionär Byron Maddox davon zu überzeugen, sein wundervolles Haus mit Meerblick als Veranstaltungsort für die Hochzeit und den anschließenden Empfang zur Verfügung zu stellen. Maddox war ein guter Freund von ihm und gleichzeitig ein Geschäftspartner.

Die ursprünglich geplante Location war sechs Wochen zuvor abgebrannt, und Lachlan war in Panik ausgebrochen, als seine Braut ihn hysterisch am Set angerufen hatte, um ihm die Hiobsbotschaft mitzuteilen.

Reiche Freunde sind ein Geschenk des Himmels, dachte Blake und schenkte Byron und Cleo einen dankbaren Blick.

Als sie ihm zulächelten, wurde sein sonst oft so verschlossenes Gesicht weich. Sie waren ein großartiges Paar. Wenn jemals ein Mann und eine Frau füreinander geschaffen worden waren, dann diese zwei. Fast brachten sie ihn dazu, selbst an die wahre Liebe zu glauben.

In diesem Moment setzte die Musik ein. Kein traditioneller Hochzeitsmarsch, sondern eine romantische Klavierversion von The First Time Ever I Saw Your Face.

Dies war der Augenblick, in dem die Brautjungfer in Jadegrün hinter der Barbie-Braut auftauchte und ganz zu sehen war.

Überrascht hob Blake die Augenbrauen. Sie war nicht atemberaubend, aber sehr attraktiv. Groß, schlank und mit einem blassen Hautton, der perfekt zur Farbe ihres schulterfreien Kleides passte. Sie hatte das goldbraune Haar zurückgestrichen, sodass es, einem sanft geschwungenen Vorhang gleich, über ihren Rücken fiel, zusammengehalten von einem schlichten Kranz aus rosafarbenen und weißen Blüten. Letztlich aber war es ihr Gesicht, zu dem Blakes Blick immer wieder zurückkehrte – ein Gesicht, das jede Kamera lieben würde.

Blake hatte die Angewohnheit, Gesichter immer so zu betrachten, als blickte er durch die Kameralinse, insbesondere beim ersten Aufeinandertreffen. Diese Betrachtungsweise war ihm in Fleisch und Blut übergegangen, und schließlich richtete er damit ja keinen Schaden an. Niemand ahnte, was er gerade dachte, und so unterzog er die Brautjungfer ungeniert einer Prüfung aus allen imaginären Kamerawinkeln.

Aus Erfahrung wusste er, dass hohe Wangenknochen und eine definierte Kinnpartie in jedem Licht und aus jeder Perspektive fotogen waren. Die Nase der Brautjungfer entsprach nicht dem Schönheitsideal der Stars, aber sie passte zu ihr und verlieh ihrem Gesicht Charakter. Auch die Lippen hatten nichts mit jenem Schmollmund zu tun, der im Augenblick angesagt war und immer wirkte, als hätte eine Biene zugestochen. Tatsächlich war ihr Mund recht breit, dabei aber schön geformt und ausdrucksvoll, ebenso wie ihre mandelförmigen Augen.

Unwillkürlich runzelte Blake die Stirn, als er versuchte zu ergründen, woher die Traurigkeit in ihren tiefbraunen Augen kommen mochte, die sie begleitete, während sie langsam – und steif – die Treppe hinunterschritt. Außerdem bemerkte er eine unverkennbare Anspannung. Ihre Knöchel traten weiß hervor, als sie das kleine Bukett aus weißen und pinkfarbenen Blumen unnötig fest umklammerte.

Endlich erreichte sie die unterste Treppenstufe. An dieser Stelle atmete sie tief durch, als müsste sie all ihren Mut zusammennehmen. Die Geste berührte ihn, und – für Blake völlig uncharakteristisch – eine Welle des Mitgefühls durchströmte ihn. Irgendetwas an dieser Hochzeit plagte sie ganz offensichtlich, und es war ganz sicher nicht sein zynisch prüfender Blick.

„Die Brautjungfer – wer ist das?“, fragte Blake so leise, dass nur Lachlan ihn hören konnte.

„Was? Ach so, das ist Kate, Maddies Schwester.“

„Ihre ältere Schwester?“

„Älter? Ja. Himmel, sieht Maddie nicht umwerfend aus?“, rief er – überwältigt von der Schönheit seiner Braut, die noch oben an der Treppe verharrte, während die Blicke aller Gäste auf ihr lagen.

Alle, außer Blakes. Er hatte genug von all den Barbiepuppen-Blondinen – insbesondere von denen, die in Hollywood unter den Händen von Chirurgen und ehrgeizigen Müttern entstanden. Seine Aufmerksamkeit galt allein der Brautjungfer mit ihrer natürlich wirkenden Figur und den schönen, aber unendlich traurigen Augen.

Als sie den ersten Schritt durch den improvisierten Mittelgang machte, hob sie das Kinn und blickte nach vorn, während sie sich auf den für sie anscheinend schwierigen Weg machte. Sie sah weder ihn an noch Lachlan oder irgendeinen der anderen Gäste. Inzwischen wirkte sie wie erstarrt – ein Roboter, der keinerlei Regungen zeigte. Doch das bedeutete keineswegs, dass sie nichts empfand.

Lächle, Süße, wünschte sich Blake plötzlich aus tiefstem Herzen. Lass die Welt nicht sehen, dass du leidest. Gib niemandem die Gelegenheit, dich noch mehr zu verletzen.

Denn das würde passieren, wenn Kate es zuließe. Menschen konnten grausam sein – besonders, wenn sie eine Schwäche erkannten. Zum Glück beachtete sie niemand. Alle Blicke lagen nach wie vor auf der strahlenden Braut, die jetzt am Fuß der Treppe angekommen war. Die Musik wechselte zu Isn’t She Beautiful? Und das war die Braut tatsächlich. Selbst Blake musste zugeben, dass Maddie zum Sterben schön aussah. Doch eine solche Schönheit war oft nur oberflächlich, fand er, und das galt ebenso für Lachlans gutes Aussehen.

Genauso wie für Claudia …

Der Gedanke schmerzte nicht mehr so wie früher. Doch das bedeutete nicht, dass er die Lektionen vergessen hatte, die ihn seine einzige Ehe gelehrt hatte.

Die wichtigste von ihnen war: Glaube um Himmels willen nichts, was dir ehrgeizige junge Schauspielerinnen erzählen. Du kannst mit ihnen schlafen, aber falle nicht auf ihre Schmeicheleien oder ihre brillante Täuschung herein. Und heirate keine von ihnen. Auf keinen Fall.

In Wahrheit war die Ehe nichts für ihn, auch nicht mit einer nicht-ehrgeizigen Nicht-Schauspielerin. Es passte einfach nicht zu ihm. Abgesehen von seiner Skepsis, was die Dauer einer romantischen Liebe betraf, war er kein guter Ehemann. Er war viel zu sehr davon besessen, gute Filme zu drehen, und arbeitete sieben Tage die Woche und nicht selten zwanzig Stunden am Tag. Wie viel Zeit bliebe da für eine Frau oder sogar Kinder?

Vielleicht würde er beides in Erwägung ziehen, wenn er vierzig wäre. Aber er war erst zweiunddreißig. Da blieben noch genügend Jahre, um über solche Dinge nachzudenken.

In der Zwischenzeit würde er seine Aufmerksamkeit wieder auf die attraktive, aber freudlos wirkende Brautjungfer lenken.

Verdammt. Inzwischen sah sie aus, als würde sie gleich anfangen zu weinen. Ihre Unterlippe zitterte eindeutig, und in ihren Augen blitzte wahre Panik auf. Natürlich wollte sie nicht weinen. Gerade noch rechtzeitig bekam sie sich wieder unter Kontrolle, und als sie tief und verzweifelt einatmete, weiteten sich ihre Nasenflügel.

Blake fragte sich, was im Kopf dieses Mädchens vorging. Er wusste, dass Frauen oft auf Hochzeiten weinten, doch normalerweise vergossen sie Freudentränen. Natürlich konnte er falschliegen, aber er war absolut sicher, dass sie unglücklich war.

Vielleicht wusste diese Kate, welche Art Mann ihre kleine Schwester im Begriff war zu heiraten – einen Spieler. Möglicherweise machte sie sich Sorgen um Maddies Zukunft. Nun, in diesem einen Punkt war ihre Angst berechtigt. Allerdings konnte er natürlich nicht hundertprozentig sicher sein, dass dies tatsächlich der Grund für ihre grimmige Miene war. Er vermutete es nur.

Immer wieder ertappte Blake sich dabei, dass er über die verschiedensten Emotionen auf den Gesichtern völlig Fremder spekulierte. Er war ein Beobachter – eine nicht unwesentliche Eigenschaft für jemanden, der Drehbücher schrieb und Filme drehte. Immerhin waren Beweggründe und emotionale Konflikte das Rückgrat einer jeden Geschichte.

Erneut betrachtete er Kates starren Gesichtsausdruck und ihren mechanischen Gang. Schließlich war sie angekommen, schenkte Blake einen stirnrunzelnden Blick und trat nach links, wo niemand mehr außer dem Zeremonienmeister ihre Miene erkennen konnte. Und der war damit beschäftigt, die Braut zu begutachten. Blake konnte nur noch Kates Profil sehen. Für den Bruchteil einer Sekunde ließ sie den Kopf und die Schultern hängen, dann straffte sie sich wieder. Die Muskeln an ihrem Hals traten hervor, als sie energisch versuchte, sich in den Griff zu bekommen.

Er war in Gedanken bei ihr, und sie genoss seine volle Bewunderung. Was auch immer die Schwester der Braut plagen mochte, sie war eine mutige Seele. Mutig und gleichzeitig ziemlich verletzlich.

Als der Blumenstrauß in ihren Händen zu zittern anfing, beschloss Blake, das Fest nicht eher zu verlassen, bis er herausgefunden hatte, was sie so aus der Fassung brachte. Wenn er wollte, konnte er sehr charmant sein. Und er war gut darin, Menschen dazu zu bringen, sich ihm zu öffnen. Er würde ihr die Wahrheit entlocken. Frauen liebten es, sich jemandem anzuvertrauen. Und mit ein bisschen Glück würde er früher oder später ein Lächeln auf ihr Gesicht zaubern.

Bestimmt sähe sie wunderschön aus, wenn sie lächelte. Schon jetzt fand Blake sie attraktiv. Und faszinierend. Und extrem begehrenswert.

Weitaus begehrenswerter als die Barbiepuppen-Braut.

2. KAPITEL

Kate biss die Zähne zusammen. Sie war selbst erstaunt, wie entsetzlich sie dies alles fand, wie sehr ihr die Feierlichkeiten auf den Magen schlugen. Dabei hatte sie seit Jahren gewusst, dass dieser Tag kommen würde, und massenhaft Zeit gehabt, sich mental darauf vorzubereiten. Aber ohne Erfolg, wie es schien.

Sie umklammerte ihr Bukett noch fester und zwang sich, an gar nichts zu denken. Doch es gelang ihr nicht. Ihre Gedanken wirbelten im Kreis. Es war eine Qual, eine Folter.

Dies hier war die Endstation, oder etwa nicht?

Zumindest das Ende all ihrer Hoffnungen und Träume, die Lachlan betrafen. Heute heiratete der Mann, den sie liebte, ihre Schwester. Und das war’s dann. Es gäbe keine trügerischen Hoffnungen mehr, er könnte eines Morgens aufwachen und feststellen, dass Maddie nicht die Richtige für ihn war, sondern sie selbst viel besser zu ihm passte. Keine Tagträume mehr – denen sie sich während der drei gemeinsamen Jahre im Studium an der NIDA so oft hingegeben hatte –, dass er in ihr endlich eine potenzielle Partnerin sähe und nicht mehr nur den Kumpel.

Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn die Hoffnung stirbt, dachte sie.

Kate seufzte und zuckte zusammen, als ihr klar wurde, wie laut ihr Seufzer gewesen war. Doch so sehr sie auch tief in ihrem Herzen litt, hatte sie sich fest vorgenommen, dass niemand – insbesondere Maddie nicht – die Wahrheit auch nur erahnen sollte. Und das war ihr auch gelungen. Bis zu dem Augenblick, in dem die unerträgliche Musik eingesetzt hatte und sie ins Rampenlicht an der Treppe hatte treten müssen.

Ihr war klar, dass sie lächeln sollte, doch sie konnte es einfach nicht. Allerdings spielte das auch keine Rolle, denn niemand schenkte ihr Beachtung. Niemand außer dem Mann neben Lachlan. Blake Randall, der Trauzeuge.

Er sah sie die ganze Zeit mit gerunzelter Stirn an. Vermutlich fragte er sich, warum sie so verloren wirkte.

Am liebsten hätte Kate ihm den Grund erklärt, hätte herausgeschrien, dass ihrer aller Leben einen anderen Weg hätte nehmen können. Dann müsste sie heute nicht mit gebrochenem Herzen hier stehen.

Eine winzige Übertreibung, Kate. Dein Herz ist schon auf dem letzten Weihnachtsfest gebrochen, als du Lachlan zum Dinner mitgebracht hast.

Sie hatten beide gerade die Uni abgeschlossen, und Lachlans Eltern waren über Weihnachten auf einer Kreuzfahrt gewesen. Er selbst steckte gerade zwischen zwei Beziehungen fest. Das passierte ihm nicht oft. Damals hatte Kate geglaubt, dies wäre ihre Chance, sein sexuelles Interesse zu wecken. Und zunächst hatte es auch so ausgesehen, als hätte sie gute Karten. Auf der Fahrt von seiner Wohnung in Bondi zum Haus ihrer Eltern in Strathfield hatte Lachlan tatsächlich mit ihr geflirtet.

Doch in dem Moment, als er ihre ausgesprochen schöne und lebhafte, blonde Schwester kennengelernt hatte, war alles anders geworden.

Etwas in Kate war gestorben, als sie sah, mit welcher Leichtigkeit und Geschwindigkeit Maddie Lachlans Interesse geweckt hatte. Am Ende des Abends hatte Maddie sich von ihrem Beinahe-Verlobten getrennt, war mit Lachlan verschwunden und am nächsten Tag gemeinsam mit ihm wiederaufgetaucht.

In Wirklichkeit hatte Kate also zehn Monate gehabt, um sich von ihrem Liebeskummer zu erholen. Zehn lange, quälende Monate, in denen ihre eigene Schauspielkarriere ins Stocken geraten war. Stattdessen hatte sie an den Wochenenden in einem Feinkostladen im Ort gejobbt und während der Woche an unzähligen Vorsprechen teilgenommen.

Hätte sie nicht bei ihren Eltern wohnen können, hätte sie nicht überlebt. Die einzige Rolle, die sie in jener Zeit ergattert hatte, war in einem Bühnenstück. Es war sogar eine recht gute Rolle gewesen. Aber das Stück war kein Erfolg geworden. Trotz akzeptabler Kritiken wurde es nach sechs Wochen abgesetzt.

Danach hatte sie ihr Glück bei verschiedenen Filmen und Fernsehshows versucht, aber bisher ohne Erfolg. In den meisten Fällen hatte man ihr gesagt, sie entspreche nicht den Vorstellungen für die Rolle, für die sie sich beworben hatte. Sie habe nicht das richtige Aussehen, die richtige Größe, das richtige Irgendwas. Ihre Agentin riet ihr, positiver aufzutreten, wenn sie sich mit Produzenten und Regisseuren traf. Doch all ihre positive Ausstrahlung schien wie ausgelöscht.

Um ehrlich zu sein, war Kate immer eher zurückhaltend gewesen. Konversation zu betreiben, war nicht ihre Stärke. Nur wenn sie eine Rolle spielte, konnte sie aus sich herausgehen. Dann fühlte sie sich wirklich wohl und strahlte Selbstvertrauen aus. Wenn sie doch nur ein bisschen mehr so sein könnte wie Maddie, die sich auf dem gesellschaftlichen Parkett wohlfühlte und deren Selbstbewusstsein nicht von dieser Welt war.

Ein Stups an den Ellbogen riss sie aus ihren Gedanken. Als Kate sich umdrehte, stand Maddie direkt vor ihr und starrte sie an. Hastig drückte sie ihr den Strauß in die Hand. Sofort hellte Maddies Miene sich auf. Sie wandte sich dem Pfarrer zu und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. Kate verspürte den drängenden Wunsch, den Brautstrauß auf den Boden zu werfen und darauf herumzutrampeln.

Aber natürlich tat sie es nicht. Doch der unerwartete Zorn brachte etwas in Bewegung, schob ihr Selbstmitleid beiseite und ersetzte es durch die Entschlossenheit, sich ihr Leben nicht länger durch eine unerwiderte Liebe ruinieren zu lassen. Es war höchste Zeit, über Lachlan hinwegzukommen und nach vorn zu schauen.

Kate straffte sich und drehte sich nach rechts, um die Trauzeremonie zu beobachten. In diesem Moment bemerkte sie, dass Blake Randall das Gleiche getan hatte und nun direkt in ihre Richtung sah. Nein, er starrte sie an, als versuchte er herauszufinden, was in ihrem Kopf vorging.

Wahrscheinlich würde er sie auslachen, wenn sie es ihm erzählte. Auch wenn sie den Mann nie persönlich kennengelernt hatte, hatte sie ihn schon in mehreren Interviews im Fernsehen gesehen. Obwohl er seine Karriere – und eine Menge Geld – seinen Filmen über Liebe und Romantik verdankte, war er ein Zyniker, der offen zugab, dass er dem Publikum nur das präsentierte, was es sehen wollte.

Unter den Studenten der NIDA war er immer wieder Thema gewesen, insbesondere nachdem er Lachlan zum Star gemacht hatte.

Kate wusste, dass Blake Randall mit Claudia Jay verheiratet gewesen war, einer australischen Schauspielerin, die in einem seiner ersten Filme die Hauptrolle gespielt hatte. Die Ehe hatte nicht lange gehalten. Claudia hatte nach der Trennung behauptet, ihr Mann habe sie sträflich vernachlässigt, sobald die Flitterwochen vorüber gewesen seien. Aber Kate vermutete, dass mehr hinter der Scheidung steckte, denn direkt nach der Trennung war Claudia nach Hollywood gezogen.

Mitleid empfand sie mit keinem der beiden. Ihrer Meinung nach waren sie aus demselben Holz geschnitzt. Rücksichtslos, ehrgeizig und selbstverliebt. Für einen Partner war da wenig Platz. Blake hatte nach der Scheidung einen Erfolg nach dem anderen erzielt, während Claudia in Hollywood Karriere machte. Ihr Name tauchte stets in Verbindung mit bekannten Produzenten und Regisseuren auf.

Kate selbst träumte nicht von einer Karriere in Hollywood. Sie wollte nicht einmal unbedingt in Filmen mitspielen. Am liebsten stand sie auf der Bühne. Aber natürlich würde sie auch eine kleine Rolle in einem Film oder einer Fernsehserie nicht ablehnen. Falls sie jemals eine angeboten bekäme.

Als sie sich an den Rat ihrer Agentin erinnerte, positiver zu denken und ein bisschen mehr aus sich herauszugehen, seufzte sie erneut. Ihr war klar, dass wohl jede andere aufstrebende Schauspielerin die Gelegenheit genutzt hätte, auf einer Hochzeit einem brillanten Filmemacher wie Blake Randall gegenüberzustehen.

Ich sollte seine interessierten Blicke nicht ignorieren. Und ganz sicher sollte ich nicht hier stehen wie sieben Tage Regenwetter und unentwegt seufzen. Stattdessen sollte sie das Beste aus dieser ziemlich überraschenden Gelegenheit machen, lächeln, flirten und sich selbstbewusst präsentieren statt als Trauerkloß herumzustehen.

Alles, was sie tun musste, war, eine Rolle zu spielen. Kein Problem, schließlich war sie Schauspielerin.

Doch es funktionierte nicht. Sie schaffte es einfach nicht, ein Lächeln zustande zu bringen. Vielleicht wäre es gelungen, wenn er freundlicher und zugänglicher gewirkt hätte. Doch sein Auftreten wurde seinem Ruf als anspruchsvoller, tyrannischer Chef gerecht. Sie musterte ihn unauffällig. Er hatte glänzendes schwarzes Haar, das er entgegen der Mode recht lang trug. Dichte schwarze Augenbrauen. Stechend blaue Augen. Eine arrogant gewölbte Nase. Hohe Wangenknochen. Und einen Mund, um den ein leicht grausamer Zug lag.

Die Presse bezeichnete ihn als gutaussehend. Kate fand ihn furchteinflößend. Und einschüchternd.

Gerade verwarf sie jeden Gedanken daran, später vielleicht ein paar Worte mit ihm zu wechseln, als er sie anlächelte. Es war nur der winzige Anflug eines Lächelns – eigentlich hob er nur die Mundwinkel –, aber es wurde von einem herausfordernden Blitzen in seinen Augen begleitet. Dieses Lächeln und das Funkeln lösten seltsame Reaktionen in ihr aus. Plötzlich fühlte sie sich selbstbewusster. Und ziemlich sexy. Was erstaunlich war, denn sie hatte angenommen, ihre Libido wäre vor zehn Monaten gemeinsam mit ihrem Herzen gestorben.

Ehe sie es sich anders überlegen konnte, hatte sie schon zurückgelächelt. Ein schmales Lächeln ohne jegliches Blitzen in den Augen. Aber es war ein Anfang. Sein Lächeln wurde breiter. Er hob die Augenbrauen, und plötzlich war er nicht mehr furchteinflößend, sondern nur noch ziemlich attraktiv. Nicht hübsch im Sinne von Lachlan – aber Kate hatte auch noch nie einen Mann kennengelernt, der so gut aussah.

Stumm bewegte er die Lippen. Kate runzelte die Stirn. Sie konnte nicht erkennen, was er ihr sagen wollte. Daraufhin wiederholte er es langsamer, und sie verstand.

Du … siehst … toll aus.

Irritiert wandte sie den Blick ab. Sie war es nicht gewohnt, dass Männer von Blake Randalls Kaliber auf sie aufmerksam wurden. Normalerweise interessierten sie sich für die Maddies dieser Welt. Oder für atemberaubende Schauspielerinnen wie Claudia Jay. Zugegeben, sie hatte heute alles dafür getan, gut auszusehen – dank Maddie und ihrer Mutter, die sie zu einer stundenlangen Prozedur im Kosmetiksalon gezwungen hatten –, aber sie bezweifelte, dass sie neben der Sorte Frauen bestehen konnte, die normalerweise das Interesse dieses Mannes weckten.

Während Kate noch immer überlegte, wie die auf sein Kompliment reagieren sollte, brandete hinter ihr Applaus auf. Verblüfft realisierte sie, dass die Zeremonie vorbei war. Jetzt waren Lachlan und ihre Schwester offiziell Mann und Frau.

Sie wartete darauf, sich mit einem Schlag niedergeschmettert zu fühlen, doch die Verzweiflung blieb aus. Stattdessen konnte sie nur daran denken, dass Blake Randall mit ihr flirtete.

Wie seltsam.

Da lag Maddie in Lachlans Armen und ließ sich von ihm küssen. Doch auch wenn Kate diesen Anblick kaum ertrug, fragte sie sich gleichzeitig, wie es wohl sein mochte, von Blake geküsst zu werden. Der sie gerade wieder anlächelte, nein, mehr als das – es war ein sehr breites, verschwörerisches Grinsen.

Es war ansteckend, genau wie der schwache Glanz in seinen Augen, als er mit einem Kopfnicken auf das Paar deutete, das sich immer noch demonstrativ küsste.

Ohne nachzudenken, erwiderte sie sein Lächeln, und eine plötzliche Leichtigkeit ergriff ihr bis dahin so schweres Herz, als sie erkannte, dass es definitiv ein Leben nach Lachlan gab.

Wie albern, dass sie geglaubt hatte, die Welt würde aufhören sich zu drehen, nur weil der Mann, den sie liebte, ihre Gefühle nicht erwiderte. Es gab unendlich viele Gründe, für die es sich zu leben lohnte. Zunächst einmal ihre Karriere. Kate liebte die Schauspielerei, liebte es, in die Haut eines anderen zu schlüpfen und das Publikum glauben zu machen, sie wäre dieser Mensch. Das zu schaffen, gab ihr jedes Mal einen Adrenalinstoß.

Endlich löste sich das liebestrunkene Pärchen voneinander, und mit rosigen Wangen wandte Maddie sich an Kate, um ihr den Brautstrauß wieder abzunehmen.

„Wie schade, dass Lachlan und ich jetzt nicht einfach verschwinden können“, flüsterte sie ihrer Schwester zu. „Ich bin so verrückt nach ihm, dass ich es kaum noch erwarten kann. Oh Gott, Katie, sieh mich nicht so an“, zischte sie unwirsch. „Du weißt, wie wichtig mir Sex ist. Und Lachlan ist der Beste darin.“

Kate unterdrückte ein verzweifeltes Stöhnen. Oder war es eher eines der Missbilligung? Was auch immer – das Gefühl der Zerstörung, das sie so tapfer beiseitegeschoben hatte, war mit aller Macht zurückgekehrt.

Enttäuscht stellte Blake fest, dass sich Kates Miene erneut verdüstert hatte, nachdem sich die Braut an sie gewandt hatte, um ihr das Bukett wieder abzunehmen. Ihr wunderschönes Lächeln war verschwunden und hatte dem trostlosen Gesichtsausdruck Platz gemacht.

Was ist in den letzten Sekunden passiert? Was hat Barbie ihr gesagt? Der Traurigkeit in Kates Augen nach zu urteilen, definitiv nichts Nettes.

Aus eigener Erfahrung wusste Blake, dass Geschwister nicht immer die besten Freunde waren – besonders gleichgeschlechtliche nicht. Oft nisteten sich Rivalität und Eifersucht ein und machten eine wahre Freundschaft unmöglich. Das beste Beispiel war sein Bruder. James war immer eifersüchtig auf ihn gewesen, obwohl es dafür absolut keinen Grund gegeben hatte. Immerhin war James der erstgeborene Sohn und Liebling seiner Eltern – insbesondere nachdem er in ihre Fußstapfen getreten und Arzt geworden war wie die beiden.

Blake dagegen hatte als schwarzes Schaf der Familie gegolten, seit er nicht studiert hatte, sondern sich plötzlich aus heiterem Himmel für die Unterhaltungsbranche interessierte. Zunächst als DJ, dann ein paar Jahre als Produzent von Musikvideos, bevor er noch tiefer sank und Independent-Filme mit kleinem Budget drehte.

Sowohl seine Eltern als auch sein Bruder hatten ihm die Zukunft in düsteren Farben ausgemalt. Und Blake fand es bezeichnend, dass sie jetzt, wo er so erfolgreich war, kein Wort darüber verloren, womit er so viel Geld verdiente. Nach wie vor ärgerte ihn das, aber er kümmerte sich nicht mehr darum. Das sagte er sich zumindest. Seiner Meinung nach waren sie kleingeistig, und James hatte den beschränktesten Horizont von allen.

Autor

Miranda Lee
Miranda Lee und ihre drei älteren Geschwister wuchsen in Port Macquarie auf, einem beliebten Badeort in New South Wales, Australien. Ihr Vater war Dorfschullehrer und ihre Mutter eine sehr talentierte Schneiderin. Als Miranda zehn war, zog die Familie nach Gosford, in die Nähe von Sydney.

Miranda ging auf eine Klosterschule. Später...
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