Der Scheich und die Tänzerin

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"Du bist achtundzwanzig und arbeitest in einem Stripclub. Wieso, zum Teufel, bist du da noch Jungfrau?""Es ist kein Stripclub. Und Sex hat mich einfach nicht interessiert."Scheich Arkim sinnt auf Rache, seit die schöne Revuetänzerin Sylvie versucht hat, ihn zu verführen und seinen Ruf zu ruinieren. Sein Plan: Weil er Sylvie trotz allem begehrt wie keine Frau zuvor, muss sie seine Geliebte sein - so lange, bis er endgültig von ihr kuriert ist! Doch als er sie in seinen luxuriösen Wüstenpalast entführt, macht er eine Entdeckung, die ihn zweifeln lässt. Ist Sylvie gar nicht die verführerische Sirene, für die er sie hielt, sondern völlig unschuldig? Oder lockt sie ihn etwa gerade zum zweiten Mal in eine Falle?


  • Erscheinungstag 03.01.2017
  • Bandnummer 2265
  • ISBN / Artikelnummer 9783733707170
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Sechs Monate vorher …

Resigniert bereitete Sylvie Devereux sich auf den Besuch bei ihrem Vater und ihrer Stiefmutter vor, während sie die breite Auffahrt zum Herrenhaus hinaufging. Dieses Opfer nahm sie nur für ihre Halbschwester auf sich. Für Sophie würde sie alles tun.

Das mächtige Herrenhaus in Richmond erstrahlte in vollem Lichterglanz, und im Partyzelt im Garten spielte eine Band klassischen Jazz. Grant Lewis’ Mittsommerparty war der jährliche Höhepunkt der Londoner Gesellschaft und fand stets unter der Schirmherrschaft seiner Ehefrau Catherine statt – Sylvies verhasster Stiefmutter und Mutter ihrer jüngeren Halbschwester Sophie.

Eine zierliche Gestalt erschien am Eingangsportal. Mit aufgeregtem Freudengeschrei lief Sophie ihrer sechs Jahre älteren Schwester entgegen. Lachend umarmte Sylvie die bildhübsche Blondine und scherzte: „Das soll wohl bedeuten, du freust dich, mich zu sehen?“

Sophie gab sie frei und schnitt ein Gesicht. „Du ahnst nicht, wie! Mutter ist noch schlimmer als sonst – jeden möglichen Heiratskandidaten drängt sie mir förmlich auf. Und Vater hat sich wieder einmal im Arbeitszimmer verschanzt – diesmal mit einem Scheich. Ein schrecklicher Mensch, aber er sieht fantastisch aus. Schade, dass er nicht …“

„Da bist du ja, Sophie …“

Sylvies Stiefmutter war in die Tür getreten, und das Licht im Haus umflorte Catherine Lewis’ elegante Gestalt und ihr perfekt gestyltes blondes Haar.

Abschätzig musterte sie Sylvie. „Ach du bist es! Wir waren nicht sicher, ob wir mit dir überhaupt rechnen können.“

Wir hatten gehofft, du würdest nicht kommen, sollte das heißen. Sylvie rang sich ein Lächeln ab und ließ sich nichts anmerken. Mit achtundzwanzig hätte sie über alles das längst hinweg sein müssen. „Ich freue mich wie immer, dich zu sehen, Catherine.“

Aufmunternd drückte Sophie ihrer Schwester den Arm, und Catherine trat notgedrungen beiseite, um ihre Stieftochter ins Elternhaus zu bitten. „Dein Vater ist in einer Besprechung mit einem Gast, die aber bald beendet sein dürfte.“

Missbilligend kehrte Catherine in die hell erleuchtete Empfangshalle zurück und erging sich in kritischen Bemerkungen über die Kleidung ihrer Stieftochter. Darauf hätte Sylvie gefasst sein müssen, doch sie war die ewigen Plänkeleien leid.

„Du kannst dich in Sophies Zimmer umziehen, wenn du möchtest“, sagte Catherine kühl. „Ich nehme an, du kommst direkt von einer deiner … Shows in Paris?“

So war es tatsächlich. Sylvie war bei einer Matinee aufgetreten. Erst im Zug hatte sie sich umgezogen.

Ihre Müdigkeit war verflogen, aufreizend bewegte sie die Hüften. „Das Kleid ist das Geschenk eines Fans“, klärte sie ihre Stiefmutter übertrieben liebenswürdig auf. „Ich weiß doch, wie wichtig es dir ist, dass deine Gäste sich herausputzen.“

Eigentlich gehörte das Kleid Sylvies glamouröser Mitbewohnerin Giselle, die oben herum nicht so üppig ausgestattet war. Sylvie hatte es sich extra ausgeliehen, weil sie wusste, welche Wirkung es auf Catherine haben würde. Natürlich war es kindisch, die Frau immer wieder zu provozieren, doch im Moment brauchte sie das.

In diesem Moment öffnete sich die Tür zum Arbeitszimmer, und Sylvie folgte ihrer Stiefmutter, um ihren Vater zu begrüßen, der in die Empfangshalle heraustrat. Doch Sylvie nahm ihn nicht richtig wahr. In seiner Begleitung befand sich ein Gast – der atemberaubendste Mann, der ihr je begegnet war. Sein Gesicht war hart und kantig, kühler Blick, dunkle buschige Brauen … dieser Mensch kannte weder Nachsicht noch Duldsamkeit.

Ihn hatte Sophie also gemeint …

Er verströmte Macht und Charisma … und Sex pur. Erschauernd registrierte Sylvie: leichter grauer Anzug, dunkle Krawatte, weißes Hemd – kurzes schwarzes Haar und dunkle Augen, die keine Regung zeigten …

Nun blickten beide Männer zu ihr herüber. Sie musste den Gesichtsausdruck ihres Vaters nicht sehen, um zu wissen, was er empfand: die alte Trauer, Enttäuschung, Müdigkeit.

„Ach Sylvie. Nett, dass du kommen konntest“, begrüßte er sie leise.

Sie rang sich ein Strahlelächeln ab. „Dad … schön, dich zu sehen.“

Ein kurzer Kuss auf die Wange, er vermied es, ihr in die Augen zu blicken. Die alten Wunden schmerzten, doch Sylvie ließ sich nichts anmerken – wie all die Jahre schon.

Erst jetzt wagte sie es, den Fremden direkt anzusehen. „Und wen haben wir hier?“, bemerkte sie kokett.

Höflich stellte Grant Lewis ihr den Besucher vor: „Darf ich dich mit Arkim Al-Sahid bekanntmachen, Sylvie? Wir verhandeln einen wichtigen Businessdeal.“

Irgendwie sagte ihr der Name etwas, doch sie konnte ihn nicht einordnen. Ihr blieb nichts anderes übrig, als dem Besucher zur Begrüßung die Hand zu reichen. „Freut mich, Sie kennenzulernen. Aber ist es nicht langweilig, auf einer Party über Geschäfte zu reden?“

Fast konnte sie den vorwurfsvollen Blick ihrer Stiefmutter im Rücken spüren.

Forsch trat sie näher an den Mann heran. Er hatte ihre Hand noch nicht ergriffen, nun geruhte er endlich, sie zu schütteln. Ihre Finger verschwanden fast in seiner kraftvollen Hand – die sich fest und stark anfühlte.

Dann schien alles nur noch gedämpft, wie in Zeitlupe abzulaufen, als würde ein magischer Kokon sie beide einhüllen. Alles in Sylvie begann zu prickeln, unkontrollierbare Empfindungen liefen so schnell ab, dass sie benommen war. Ihr wurde heiß, eine seltsame Schwäche erfüllte sie. Etwas zog sie unwiderstehlich zu dem Fremden hin – gleichzeitig klingelten bei ihr alle Alarmglocken.

Verwirrt entzog sie ihm ihre Hand und wich einen Schritt zurück.

„Ich freue mich auch, Ihre Bekanntschaft zu machen.“ Seine Stimme war dunkel, er sprach mit leicht amerikanischem Akzent – und sein Ton verriet, dass er sich keineswegs freute. Er presste die Lippen zusammen und begutachtete sie kurz, damit war sie für ihn abgetan.

Auf einmal kam Sylvie sich billig vor. Ihr wurde bewusst, wie kurz ihr Goldlameekleid war – es bedeckte nur notdürftig die Schenkel, während das Oberteil gefährlich knapp saß. Für dieses Kleid war sie entschieden zu üppig ausgestattet. Sie kam sich halb nackt vor. Und durch ihr langes feuerrotes Haar musste sie noch aufdringlicher wirken.

Aber natürlich … sie verdiente ihr Geld als Revuetänzerin, die bei ihren Auftritten wenig anhatte und nicht zimperlich sein durfte. Nach und nach hatte sie gelernt, ihre angeborene Scheu zu überwinden – sich ein dickes Fell zuzulegen. Doch der Fremde schien ihre Tarnung in Sekundenschnelle durchschaut zu haben.

Sylvie wich weiter zurück.

Glücklicherweise kam Sophie ihr zu Hilfe, die sich bei ihrem Vater unterhakte und ihn locker erinnerte: „Komm, Daddy. Die Gäste werden sich schon fragen, wo du bleibst.“

Schweigend beobachtete Sylvie, wie ihr Vater, ihre Stiefmutter und ihre Schwester mit dem beunruhigenden Gast vorausgingen – der sie keines Blickes mehr würdigte … und folgte ihnen nach draußen.

Irgendwann hatte Sylvie das Bedürfnis, allein zu sein und den Partygästen zu entrinnen, die zunehmend betrunkener wurden – auch den kritischen Blicken ihrer Stiefmutter und ihres Vaters, der sie immer wieder seltsam betrachtete.

Erleichtert entdeckte Sylvie eine ruhige Ecke in der Nähe eines Pavillons am anderen Ende des Gartens, wo ein Bächlein vorbeiplätscherte. Sie atmete auf, als sie endlich die Schuhe abstreifen und ihre Füße im frischen Wasser kühlen konnte.

Als sie sich zurücklehnte und zum Mond aufblickte, spürte sie, dass sie nicht allein war. Sie sah sich um und bemerkte eine groß gewachsene, dunkle Gestalt an einem Baum lehnen.

Ihr Herz begann zu jagen. „Wer ist da?“

Der Mann löste sich aus dem Schatten … und Sylvie hätte selbst nicht erklären können, warum sie so stark reagierte.

„Sie wissen genau, wer da ist“, erwiderte der geheimnisvolle Besucher.

Anfangs konnte sie nur seine dunklen Augen ausmachen. Schnell stand sie auf, weil sie sich sitzend im Nachteil fühlte, und schlüpfte in ihre Schuhe. Die High Heels gruben sich tief in die weiche Erde ein, sodass sie etwas wacklig dastand.

„Wie viel haben Sie getrunken?“, fragte der Fremde abschätzig.

Die ungerechtfertigte Unterstellung machte sie wütend. „Eine Magnumflasche Champagner, falls Sie das hören wollten.“

In Wirklichkeit hatte sie diesmal auf Alkohol verzichtet, weil sie wegen einer beharrlichen Bronchitis immer noch Antibiotika nehmen musste. Aber das ging den Kerl nichts an.

„Zu Ihrer Information, ich bin hier draußen, weil ich allein sein wollte. Also sparen Sie sich Ihre arroganten Bemerkungen.“

Stolz wollte sie Arkim Al-Sahid einfach stehen lassen, doch er war ihr jetzt so nahe, dass er nur die Hand auszustrecken brauchte, um sie zu berühren. Und genau das tat er, als sie mit dem Absatz in der weichen Erde stecken blieb und stolperte.

Er fing sie so schnell auf, dass sie das Gleichgewicht verlor und mit einem kleinen Aufschrei an seiner Brust landete … die sich hart wie Stahl anfühlte.

Der Mann war wirklich unerhört groß!

Sylvie vergaß, warum sie gehen wollte. „Sagen Sie, hassen Sie jeden auf den ersten Blick – oder nur mich?“, fragte sie atemlos.

Im Mondschein konnte sie sehen, dass er spöttisch lächelte.

„Ich kenne Sie und habe Sie oft genug gesehen … auf fast jedem Plakatanschlag in Paris. Seit Monaten.“

Sie überlegte kurz. „Das war vor einem Jahr, als die neue Revue Premiere hatte.“ Aber die Plakate zeigten nicht die wahre Sylvie. Man hatte sie für das Fotoshooting ausgewählt, weil sie üppiger gebaut war als die anderen Mädchen. Normalerweise zeigte sie sehr viel weniger Haut als die anderen Girls der Truppe.

Jetzt hätte sie sich diesem Mann entziehen müssen. Wieso tat sie es nicht? Und warum ließ er sie immer noch nicht los? Offensichtlich gehörte er zu den Moralaposteln, die sich aufregten, wenn Frauen sich im Showgeschäft offenherzig zeigten.

Am meisten ärgerte sie, dass Arkim Al-Sahid sie von vornherein verurteilt hatte.

Ironisch zog sie eine Braue hoch. „Ach das ist es also? Bestätigt es Ihre schlimmsten Vermutungen, mich jetzt in Natura zu sehen?“

Ihr entging nicht, dass sein Blick kurz zu ihren Brüsten glitt, die sich immer noch gegen ihn pressten.

„Also zugegeben … im Moment zeigen Sie tatsächlich viel Haut.“ Er sah ihr in die Augen. „Aber ich gehe mal davon aus, dass Sie sich normalerweise nicht so freizügig geben.“

Sylvie befreite sich aus seinem Griff und schob ihn von sich. Sie war jetzt so wütend, dass sie diesem Mann unbedingt die Meinung sagen musste, ehe sie ging.

„Leute wie Sie machen mich krank! Sie urteilen und verdammen, ohne eine Ahnung zu haben, wovon Sie reden.“

Aufgebracht tat sie einen Schritt auf ihn zu und bohrte ihm den Finger in die Brust. „Sie sollten wissen, dass die L’Amour-Revue zu den anspruchsvollsten Tanzshows der Welt gehört. Wir sind ausgebildete Tänzerinnen von Weltklasse und keine billige Striptruppe.“

„Trotzdem ziehen Sie sich aus“, gab er zu bedenken.

„Na ja …“ Bei ihrem Auftritt musste Sylvie sich nicht ganz ausziehen. Dazu waren ihre Brüste zu voll, und Pierre schickte lieber flachbrüstige Mädchen auf die Bühne. Das wirke ästhetischer, fand er.

Arkim Al-Sahid lachte verächtlich … und Sylvie war sich nicht sicher, ob er sie damit meinte.

Dann sagte er: „Es ist mir egal, ob Sie Ihre Nummer splitternackt oder am Trapez strippend abziehen. Wir haben uns nichts mehr zu sagen.“

Arkim Al-Sahid drehte sich um und ging davon.

Obwohl es ihr egal sein sollte, was er von ihr dachte, machte es Sylvie unglaublich wütend, dass er sie verurteilte, ohne sie überhaupt zu kennen. Was bildete dieser arrogante Kerl sich überhaupt ein?

Ohne länger darüber nachzudenken, schrie sie ihm ihre Meinung hinterher und bedachte ihn mit einer Salve von Schimpfwörtern.

Arkim Al-Sahid blieb stehen und drehte sich langsam zu ihr um. „Wie bitte?“

Sein Gesichtsausdruck war so komisch, dass Sylvie hell auflachen musste. Von diesem arroganten Schnösel würde sie sich nicht einschüchtern lassen. „Ich sagte, Sie sind ein eingebildeter, verklemmter Affe.“

Gefährlich langsam schlenderte Arkim Al-Sahid zu ihr zurück. Trotz seines eleganten Maßanzugs wirkte er auf Sylvie wie ein Raubtier, das zum Sprung ansetzte. Elektrisierendes Kribbeln überlief sie, unwillkürlich wich sie zurück … bis sie gegen etwas Hartes stieß.

Den Pavillon.

Groß und bedrohlich blieb Arkim vor ihr stehen und stemmte sich mit den Händen so gegen die Mauer, dass sie gefangen war. Ihr schlug das Herz bis zum Hals, ihre Haut prickelte, sie war auf alles gefasst. Ein exotischer Duft ging von ihm aus – voller Verheißung und Gefahr und Sünde …

„Entschuldigen Sie sich?“

Sylvie schüttelte den Kopf. „Ich denke nicht daran.“

Sekundenlang sagte er nichts, dann wurde er seltsamerweise nachdenklich. „Eigentlich haben Sie recht …“

Sie wagte kaum zu atmen. Er entschuldigte sich? „So?“

Arkim nickte und ließ einen Finger sanft über ihre Wange zu ihrer nackten Schulter gleiten.

Auf einmal atmete Sylvie viel zu schnell – als wäre sie einen Marathon gelaufen – ihre Haut glühte, wo er sie berührt hatte. Meine Güte! Noch kein Mann hatte diese Wirkung auf sie gehabt – und sie wusste nicht einmal genau, warum.

„Ja“, sagte er leise. „Ich bin verklemmt. Durch und durch. Vielleicht können Sie mir helfen, das zu ändern.“

Ehe Sylvie reagieren konnte, hatte Arkim sie an sich gezogen, schob die Finger in ihr Haar – und küsste sie.

Es war, als würde sie in Sekundenschnelle von null auf hundert katapultiert. Das war kein sanft erkundender Kuss, er war unmissverständlich und hatte eine verheerende Wirkung auf sie. Ehe Sylvie bewusst wurde, dass Arkim ihren Mund plünderte, führten ihre Zungen einen feurigen Tanz auf … und sie dachte nicht daran, ihn abzuwehren, genoss es sogar, was dieser Mann mit ihr machte – obwohl das gar nicht zu ihr passte.

Sie presste die Hände an seine Brust, verkrallte sich in seine Weste, legte ihm die Arme um den Hals und stellte sich auf Zehenspitzen, um ihm noch näher zu sein.

Ein teuflischer Adrenalinschub fegte sie mit sich, sie bebte vor Lust und Verlangen. Dann spürte sie seine Finger an ihrer Schulter, der Stoff des Kleides glitt herunter. Etwas Wildes, Hemmungsloses erwachte in ihr, als Arkim ihre Lippen freigab und ihre Schulter mit Küssen bedeckte.

Selbstvergessen bog sie den Kopf zurück und schloss die Augen. Ihre Welt bestand nur noch aus einem wahnwitzigen drängenden Rhythmus, dem sie sich nicht entziehen konnte – und auch nicht wollte – als Arkim ihr das Kleid herunterstreifte und die kühle Nachtluft ihre heiße Haut umfächelte.

Benommen, wie berauscht hob Sylvie den Kopf. „Arkim …“ Nur undeutlich fiel ihr ein, dass sie diesen Mann nicht einmal kannte. Wollte sie, dass er aufhörte … weitermachte?

Und wie er sie mit seinen diamantharten dunklen Augen ansah, raubte ihr den letzten klaren Gedanken.

„Scht … Sylvie, ich möchte Sie berühren.“

Wie er ihren Namen aussprach, ließ sie endgültig schmelzen. Im nächsten Moment spürte sie seine Hand an ihrem Schenkel, zwischen den Beinen … er schob ihr Kleid nach oben. So intim hatte noch kein Mann sie berührt, weil sie keinen wirklich an sich heranließ … aber es war wunderbar. Notwendig. Als hätte sie etwas Entscheidendes versäumt, als wäre etwas in ihr befreit worden, das fest versiegelt gewesen war.

Willig öffnete sie ihm die Schenkel und sah, dass Arkim lächelte, aber nicht siegessicher oder berechnend … sondern verlangend.

Dann beugte er sich über sie und küsste ihre nackte Brust, sog an ihrer Spitze und liebkoste sie mit der Zunge, katapultierte Sylvie in eine neue Umlaufbahn. Elektrisierende Ströme durchzuckten sie, ihr Schoß wurde feucht, und ein schmerzliches Ziehen breitete sich in ihr aus.

Berauscht klammerte Sylvie sich an Arkim, der sie nun mit dem Mund, der Zunge, den Händen erkundete, bis eine unerträgliche Spannung sich in ihr aufbaute. Hatte er das mit verkrampft gemeint? Denn nun fühlte sie es auch, tief in sich, so unglaublich, dass sie es nicht mehr aushielt.

Überwältigt von den unbeschreiblichen Empfindungen, zwang sie ihn, sie anzusehen. „Ich kann nicht … Was tun Sie da …?“

Sie konnte nicht weitersprechen. Nur noch fühlen. Eben noch hatte sie ihn für den Teufel persönlich gehalten – jetzt bescherte er ihr den Himmel, presste sich an sie und drückte ihre Beine auseinander, erkundete sie unsäglich intim …

Sylvie brachte kein Wort hervor, drängte ihm entgegen, küsste ihn auf den Mund …

Unvermittelt hielt Arkim inne und stand ganz still. Dann gab er sie unerwartet frei und wich zurück, sodass Sylvie fast gegen ihn gestolpert wäre. Im Mondlicht betrachtete er sie so entsetzt, als wäre ihr ein zweiter Kopf gewachsen. Seine Krawatte war verrutscht, die Weste stand offen, sein Haar war zerzaust …

„Was zum Teufel …?“

Arkim tat einige Schritte zurück. „Komm mir nie mehr nahe“, warnte er sie und schritt durch den Garten auf das hell erleuchtete Herrenhaus zu.

Drei Monate vorher …

Nie hätte Sylvie gedacht, dass sie sich so bald wieder im Herrenhaus in Richmond blicken lassen müsste. Normalerweise konnte sie dortige Besuche vermeiden, weil ihre kleine Schwester im Londoner Apartment der Familie wohnte.

Doch für dieses Ereignis war es zu klein. Gefeiert wurde Sophies Verlobung – mit Arkim Al-Sahid.

Selbst jetzt noch konnte Sylvie hören, wie atemlos Sophie bei ihrem Anruf vor einigen Tagen geklungen hatte. „Alles ging so schnell …“

Nichts hätte Sylvie dazu bringen können, nach dem schockierenden Abend so schnell wieder bei der Familie zu erscheinen. Und nun das! Auf keinen Fall durfte sie zulassen, dass ihre kleine Schwester zum Spielball der Machenschaften ihrer Stiefmutter wurde. Oder dieses Arabers.

Des Mannes, an den sie seit jenem Abend nicht einmal mehr denken wollte … der sie weggeschickt hatte und dann … Selbst jetzt erschauerte Sylvie bei der Vorstellung, ihm wieder zu begegnen.

An den demütigenden Zwischenfall erinnerte sie sich, als wäre es erst gestern gewesen. An seine Stimme. Den verächtlichen Ton, in dem er sie gewarnt hatte: „Komm mir nie mehr nahe.“

Die schrille Stimme ihrer Stiefmutter, die einen bedauernswerten Angestellten zurechtwies, verdrängte Sylvies unerfreuliche Erinnerungen.

Stirnrunzelnd beugte sie sich übers Badezimmerbecken und betrachtete sich im Spiegel. Irgendwie kam sie nicht über die Scham hinweg, die sie überwältigt hatte, nachdem Arkim Al-Sahid sie einfach hatte stehen lassen – den Slip halb heruntergestreift, nur mit einem Schuh bekleidet. Und sie hatte mitgemacht, von Anfang bis Ende, konnte sich nicht einmal einreden, er hätte sie dazu gezwungen.

Er hatte nur mit den Fingern schnippen müssen – und sie hatte sich nicht gewehrt. Hungrig. Gierig. Hatte es kaum erwarten können …

Wie konnte sie nur! Sylvie war wütend auf sich selbst. Nur wegen Sophie war sie hier, garantiert nicht, um Erinnerungen aufzufrischen. Seufzend richtete sie sich auf und überprüfte ihr Aussehen. Heute mochte sie nicht einmal an das sexy Goldlameekleid denken, das sie an dem Abend getragen hatte. Im kleinen Schwarzen mit passenden High Heels, das Haar zum strengen Nackenknoten gewunden, mit dezentem Make-up wirkte sie elegant und vornehm zurückhaltend.

Würdevoll betrat Sylvie endlich den großen Speisesaal, in dem ein erlesenes Buffet aufgebaut war. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie Arkim Al-Sahid sofort, der so umwerfend wie damals aussah. Natürlich würde sie ihn ignorieren und alles daran setzen, um nicht einmal in seine Nähe zu geraten. Was nicht einfach war, weil sie Sophie unbedingt allein sprechen musste.

Der Abend schien kein Ende zu nehmen. Immer wieder ließ Sylvie sich auf nichtssagenden Small Talk ein, dann überlief sie unvermittelt eine Gänsehaut … instinktiv spürte sie, dass jemand sie beobachtete. Doch wann immer sie sich unauffällig umsah, konnte sie ihn nirgends entdecken.

Da sie auch Sophie nicht finden konnte, machte Sylvie sich auf die Suche nach ihrer Schwester. Vielleicht war sie im Arbeitszimmer bei ihrem Vater. Vorsichtig öffnete Sylvie die Tür einen Spalt, doch im Raum gab es nur die Eichenpaneele voller Bücher, und das Feuer im Kamin war fast heruntergebrannt.

Die Wärme und der Frieden waren verlockend, spontan trat Sylvie ein und schloss die Tür hinter sich.

Dann wurde sie auf eine Bewegung hinter einem hohen Armsessel am Kamin aufmerksam. „Soph? Bist du da?“ Hier hatte ihre kleine Schwester sich früher immer gern verkrochen, und Sylvie lächelte verständnisvoll.

Aber es war nicht Sophie, wie sich schnell herausstellte, als eine dunkle Gestalt sich aus dem Sessel erhob.

Instinktiv wich Sylvie zurück. „Bilde dir bloß nicht ein, ich hätte dich gesucht“, erklärte sie Arkim eisig und wollte gehen. „Aber da du schon mal hier bist, kann ich dir auch gleich etwas sagen.“

Er verschränkte die Arme vor der Brust. „So?“

Unverrückbar wie eine Marmorsäule stand er da. Es nervte Sylvie, dass er sie mühelos in Rage bringen konnte. Steif ging sie zum Kamin und legte die Hand auf die Rückenlehne des Sessels, in dem er wieder Platz genommen hatte. Einfach unverschämt, dass er noch fabelhafter aussah als vor Monaten.

Wie damals trug er einen eleganten Dreiteiler und betrachtete sie abschätzig. „Wem willst du etwas vormachen?“, fragte er ironisch. „Oder möchtest du eine Exklusivvorstellung einlegen, um zu zeigen, was sich hinter der Fassade der Achtbarkeit verbirgt?“

Nun ging das Temperament mit Sylvie durch. „Erst habe ich nicht verstanden, was du auf Anhieb gegen mich hattest. Jetzt weiß ich es. Dein Vater gehört zu den bekanntesten amerikanischen Pornobaronen, und du machst kein Geheimnis daraus, dass du ihn übertrumpft hast, um dein eigenes Imperium aufzubauen. Sogar seinen Namen hast du abgelegt.“

Fast sprungbereit saß Arkim da und kniff die Augen zusammen. „Wie du richtig bemerkt hast – es ist kein Geheimnis, meine Liebe.“

Auf die Antwort war Sylvie nicht gefasst. „Nein …“

„Und?“

Sie schluckte. Die Unverfrorenheit des Mannes war kaum zu überbieten! „Du willst meine Schwester nur heiraten, um gesellschaftlich akzeptiert zu werden. Aber Sophie hat sehr viel mehr verdient. Liebe zum Beispiel …“

Arkim lachte spöttisch. „Lebst du in einer Traumwelt? Seit wann heiratet man aus Liebe? Deine Schwester kann durch unsere Verbindung nur gewinnen – vor allem lebenslange finanzielle Sicherheit und Ansehen. Sie hat auch nie den Eindruck erweckt, über unserer Verlobung unglücklich zu sein. Ihr Vater wünscht sich für sie eine gesicherte Zukunft … was kein Wunder ist, wenn man bedenkt, was aus seiner ältesten Tochter geworden ist.“

Kalt sah Sylvie ihn an. Erstaunlich, wie schnell der Mann die Situation durchschaut hatte.

„Meine liebe Sylvie“, fuhr Arkim fort. „Ich bin weder blind noch einfältig. Dein Vater möchte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Und hier bietet sich ihm die ideale Gelegenheit, ein gutes Geschäft und die Zukunft seiner Tochter unter Dach und Fach zu bringen. Es ist kein Geheimnis, dass sein Imperium durch die weltweite Finanzkrise einen schweren Schlag erlitten hat – dass er jetzt alles tut, um die Verluste wieder auszubügeln.“

Gutes Geschäft. Sylvie wurde übel. Natürlich wusste sie, dass ihr Vater geschäftlich schwere Verluste erlitten hatte … doch sie wusste auch, dass ihre Stiefmutter hinter dieser Verlobung steckte. Eine Frau müsse sich einen reichen Mann schnappen, war ihr Motto. Und zweifellos hatte Grant Lewis sie davon überzeugt, dass die Verbindung zwischen Sophie und Arkim Al-Sahid einen Freifahrtschein für eine gesicherte Zukunft bedeutete.

Sylvie riss sich zusammen. Über Liebe wollte sie nicht streiten. Vielleicht gab es sie tatsächlich nicht.

„Sophie ist nicht die Richtige für dich – und du bist garantiert nicht der Richtige für meine Schwester.“

Einen Augenblick lang betrachtete Arkim sie nachdenklich. „Sie ist sogar genau die Richtige für mich. Sophie ist jung, schön und intelligent. Gebildet.“ Wieder betrachtete er Sylvie von oben bis unten. „Und vor allem eine echte Dame.“

Das saß.

Abwehrend hob Sylvie eine Hand. „Bitte hör auf, mich zu bleidigen. Ich weiß auch so, wo ich auf deiner Tugendskala rangiere. Und mir ist klar, dass du mit gewissen Branchen auf Kriegsfuß stehst. Mich hast du wegen dem verurteilt, was ich beruflich mache.“

„Und was machst du?“, fragte er spöttisch.

Sylvie ballte die Hände zu Fäusten. „Das schien dich neulich nicht zu stören.“

Komisch, aber Arkim lief rot an … als hätte sie ihn geohrfeigt.

„Es wird sich nicht wiederholen.“

Sein verächtlicher Ton traf sie. Doch seltsamerweise schien er nicht nur sie, sondern auch sich selbst zu meinen … als hätte sie alte Wunden aufgerissen. Sylvie dachte an den Gesichtsausdruck ihres Vaters – wie er sie angesehen hatte, nachdem ihre Mutter gestorben war …

Sollte sie es dem Mann heimzahlen? Mal sehen, wann er die Beherrschung verlor. Aufreizend ging Sylvie um den Sessel herum, beugte sich über Arkim Al-Sahid und glitt zu ihm auf den Schoß.

Er atmete tief durch, in seinen Augen blitzte es auf, dann packte er ihre Arme. „Was, zum Teufel, soll das?“

Autor

Abby Green

Abby Green wurde in London geboren, wuchs aber in Dublin auf, da ihre Mutter unbändiges Heimweh nach ihrer irischen Heimat verspürte. Schon früh entdeckte sie ihre Liebe zu Büchern: Von Enid Blyton bis zu George Orwell – sie las alles, was ihr gefiel. Ihre Sommerferien verbrachte sie oft bei ihrer...

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