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Kira schwebt auf Wolke sieben. Auf einer Karibikinsel verbringt sie leidenschaftliche Stunden mit dem reichen Hotelier André Gauthier. Schon beginnt Kira von einer gemeinsamen Zukunft zu träumen, da beschuldigt André sie, ihn betrogen zu haben - mit seinem Erzfeind!


  • Erscheinungstag 20.07.2017
  • ISBN / Artikelnummer 9783733734510
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Kira Montgomery drückte ihre Stirn in die gepolsterte Kopfstütze der Massageliege und bewegte sich leicht, um die unangenehmen Verspannungen in Nacken und Schulter wenigstens etwas zu lösen.

Ihre Masseurin hatte sich kurz entschuldigt, wobei von kurz eigentlich keine Rede sein konnte. Kira wartete mittlerweile schon fünfzehn Minuten auf die Rückkehr der Frau, was im Grunde unentschuldbar war.

Château Mystique konnte sich wirklich nicht noch mehr negative Presse leisten. Die tragischen Todesfälle und damit verbundenen Skandale in Bezug auf das Fünf-Sterne-Hotel am Las Vegas Strip waren extrem geschäftsschädigend gewesen. Obendrein hatten sie Kira mehr zugesetzt, als sie sich eingestehen wollte.

Und um diesen verrückten Umständen noch die Krone aufzusetzen und Kiras Leben völlig aus den Angeln zu heben, hatte ihr Arzt verlauten lassen, sie wäre schwanger.

Ihr Magen zog sich krampfhaft zusammen, und Kira holte eilig tief Luft. Atem halten, langsam auspusten. Nur leider half es nicht. Nichts half …

Seit sie den Rat ihres Anwalts angenommen hatte und auf die Karibikinsel Petit St. Marc geflogen war, um sich dort mit André Gauthier zu treffen, entwickelte sich ihr Leben zu einem einzigen Albtraum. Der umwerfend gut aussehende Multimilliardär hatte behauptet, nichts von diesem Treffen gewusst zu haben, und sich deshalb auch nicht dazu geäußert, wie ihm die Anteile an ihrem Hotel in die Hände geraten waren. Obwohl Kira frustriert und wütend gewesen war, hatten allein die Kraft seiner Ausstrahlung und sein messerscharfer Verstand sie buchstäblich gefesselt.

Dieser Mann bewegte etwas in ihr und zog sie körperlich mehr an, als irgendjemand vor ihm. Trotzdem würde sie sich nicht ihre eigenen Anteile abluchsen lassen. Ihm gehörte der kleinere Teil, und so würde es auch bleiben!

Das Château war ihr Zuhause. Ihr Traum. Ihr Zufluchtsort. Es hatte keinen Grund mehr gegeben, noch länger auf der Insel zu bleiben, abgesehen von brennender Leidenschaft. Es war nicht zu leugnen, dass es kräftig zwischen ihnen funkte. Warum auch nicht? Schließlich war sie wohl erwachsen genug, sich auf eine kurze, heiße Affäre einzulassen, und eben dieser anschließend den Rücken zu kehren.

Doch dreizehn Wochen später ließ sich der Gedanke an diese eine gestohlene Nacht der Lust nicht länger verdrängen. Ebenso wenig wie der Skandal, der am darauffolgenden Morgen entbrannte und sie auseinander riss. Oder André Gauthier, den Vater ihres Kindes, der noch vor Kurzem Schlagzeilen mit dem Versuch machte, Bellamy Enterprises zu zerschlagen.

Würden die Teilhaber Peter Bellamy dazu zwingen, das Imperium seines Vaters zu verkaufen? Entschieden sie sich dazu, André zu trotzen und damit das Feld für eine feindliche Übernahme vorzubereiten? Vielleicht stimmten sie auch einer Fusion zu. Genau, eine nette, kleine Geschäftsbeziehung – wie ihre eigene mit André, bevor sie von seiner Niedertracht Wind bekommen hatte.

Wie naiv sie doch gewesen war! Zuerst ging es nur um eine geschäftliche Verbindung, und jetzt musste sie darüber nachdenken, wie André und sie als Eltern kooperieren sollten. Auf welche Weise teilte man einem One-Night-Stand mit, dass er bald ein Kind bekommen würde? Und das, nachdem man sich nicht gerade im Guten voneinander getrennt hatte …

Die Übelkeit, die während der letzten Wochen beinahe ihr ständiger Begleiter geworden war, drohte Kira zu überwältigen. Schnell konzentrierte sie sich auf die Atemübungen, die ihre Ärztin ihr empfohlen hatte, und verdrängte den Impuls, nach dem Telefon zu greifen und André die Neuigkeit persönlich mitzuteilen.

Eines nach dem anderen. So ein Debakel konnte man nur Schritt für Schritt lösen. Immerhin hatte sie ihm eine Nachricht hinterlassen und ihn gebeten, sie zurückzurufen. Vielleicht entschied er sich ja auch, sie völlig zu ignorieren?

Hinter Kira wurde die Tür geöffnet, und sie holte tief Luft, um ihren Missmut an der verspäteten Masseurin auszulassen. „Ich nehme doch an, Sie haben eine gute Entschuldigung dafür, mich so lange warten zu lassen!“

Schweigen. Stirnrunzelnd starrte Kira durch das Atemloch der Kopfstütze auf den Boden, während ihr eine düstere Vorahnung die Kehle zuschnürte. Dann bemerkte sie einen Schatten an der Wand, und ein eiskalter Schauer lief über ihren Rücken. Jemand stand dort und beobachtete sie – jemand, der nicht hierher gehörte. Das spürte sie.

„Wer ist da?“, fragte sie barsch, um ihre Nervosität zu überspielen.

„Bonjour, ma chérie“, begrüßte sie eine tiefe Stimme, und ihr Herz setzte vor Schreck einen Schlag aus.

André Gauthier! Anstatt sie zurückzurufen, war er persönlich gekommen, um mit ihr zu sprechen! Beinahe wäre sie von der Massageliege aufgesprungen, um sich André in die Arme zu werfen, besann sich aber im letzten Moment eines Besseren.

„Ich denke, wir verschieben unser Gespräch auf einen späteren Zeitpunkt, wenn ich einigermaßen präsentabel bin“, sagte sie spitz.

„Ich bin nicht hergekommen, um zu reden.“

Er trat an die Liege heran, sodass Kira seine teuren Lederschuhe und einen Teil seiner Hosenbeine sehen konnte. Dann legte er eine warme Hand weit unten auf ihren Rücken, und Kira zuckte unter seiner Berührung heftig zusammen. Sie wollte sich nicht daran erinnern, was beim letzten Mal geschehen war, als sie sich so nahe kamen.

Damals hatte sie seine Gier und seinen Eifer verspürt, jetzt strahlte er pure Feindseligkeit aus – direkt auf sie gerichtet!

Keine gute Voraussetzung für das, was sie ihm zu sagen hatte.

„Was willst du dann hier?“ Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme leicht zitterte.

„In Anspruch nehmen, was mir gehört!“

Mit den Fingern krallte sie sich in das butterweiche Leder der Armstützen. Natürlich. Er wollte sich weiter um die Anteile am Château streiten. Nichts anderes hatte Kira erwartet. Doch in ihrer Wunschvorstellung stand sie anlässlich dieser Auseinandersetzung angezogen und hoch konzentriert in einem kühlen Konferenzraum vor einem Beamer – schließlich wären sie sich in zwei Wochen ohnehin beim Meeting begegnet.

Jetzt lag sie praktisch nackt vor ihrem Widersacher und spürte, wie ihre Sinnlichkeit ganz allmählich erwachte. Sie wollte nicht, dass André so einen starken Einfluss auf ihre Libido ausübte. Es war unerträglich, wie er ihre körperliche Wahrnehmung mit seiner Präsenz steuerte.

Ganz sachte schob André seine Hand ihren Rücken hinauf und zog dabei langsam das dünne Laken über ihre kribbelnde Haut, das ihr die Masseurin wenige Momente zuvor locker um die Hüften gelegt hatte. Erschrocken biss Kira sich auf die Zunge, um einen Protestlaut zu unterdrücken. Wollte sie etwa derart entblößt vor ihm liegen und damit schamlos zugeben, dass sie sich nach seiner Nähe sehnte?

Seit sie sich zum ersten Mal begegnet waren, schaffte er es mit Leichtigkeit, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und ihre Selbstkontrolle zu untergraben. Sein Duft, seine Bewegungen und seine ganze Präsenz verzauberten sie, ob sie wollte oder nicht.

Auch jetzt vernebelte seine zärtliche Berührung jeden klaren Gedanken. Ihr Körper hingegen wurde hellwach, und die Spitzen ihrer Brüste zogen sich beinahe unangenehm fest zusammen. Mühsam hielt sie ihren Seufzer zurück und kämpfte gegen die Lust an, die er so mühelos in ihr entfachte. Dieser Mistkerl! Sie hasste die Macht, die er über sie hatte – diese magnetische Anziehungskraft, gegen die sie sich kaum zu wehren wusste.

Mit betont ruhiger Stimme sagte sie: „Dies ist nicht der richtige Ort, um über Geschäfte zu sprechen.“

„Da bin ich anderer Meinung.“

Papier raschelte, dann schob er ihr eine Mappe mit Unterlagen unter die Nase.

Sie stieß einen zischenden Laut aus und erwartete, ein weiteres exorbitantes Angebot für das Château zu bekommen. Flüchtig ließ sie ihren Blick über die Zeilen schweifen, als plötzlich die Welt um sie herum buchstäblich zum Stillstand kam. Ihr Magen drehte sich um.

„Nein! Das kann nicht sein.“ Noch einmal las sie jedes einzelne Wort, während ihr Herz heftig gegen ihren Brustkorb schlug. Wie hatte sie jemals glauben können, in Zukunft vor seinem unermesslichen Einfluss sicher zu sein?

„Was ist das für ein Trick?“, fragte sie scharf.

„Kein Trick, ma chérie. Ich besitze jetzt den Löwenanteil von Château Mystique.“

Unmöglich, dachte sie. Edouards Anteile sollten ihr in die Hände fallen, nachdem sein Letzter Wille zwei Wochen zuvor verlesen worden war. Er hatte versprochen, dass sie anschließend als Haupteigner über das Hotel verfügen könnte.

Doch dieses Dokument bewies, dass Edouards Anteile in den Besitz dieses arroganten Milliardärs übergegangen waren. Sie zweifelte an dem Wahrheitsgehalt dieses Schriftstücks, obwohl es die Unterschrift ihres Anwalts trug – eine Signatur, die sie bereits unzählige Male vor Augen gehabt hatte. Das alles hätte nicht passieren dürfen, und trotzdem war es offenbar geschehen.

Kira fühlte sich betrogen, ausgenutzt und wieder einmal im Stich gelassen.

André konnte über ihr Hotel verfügen, ihr Zuhause. Und wenn sie es zuließ, dann würde er bald auch sie selbst kontrollieren.

Dreist umfasste er Kiras Schultern und spielte mit den Fingern auf ihrer Haut, so als wäre Kira irgendein kostbares Instrument. Nur dass diese stumme Melodie ihren Untergang bedeutete …

Zitternd vor Wut hielt sie den Atem an.

Er lachte und freute sich zweifellos über ihre Reaktion. Damit war die Demütigung vollkommen. „Steh auf!“

Sie sprang so schnell von der Massageliege, dass sich der Raum um sie herum einige Sekunden lang wie ein Karussell drehte. Energisch zerrte sie das Laken vor ihren nackten Körper und schüttelte sich die langen Haare aus dem Gesicht. Der Schock saß zu tief, als dass sie bemerkt hätte, wie bewundernd André sie anstarrte.

Wenigstens waren sie nicht allein. Kira wusste genau, dass André seine Insel nur in Begleitung seines treuen Bodyguards verließ. Zweifelsohne wartete der Hüne draußen im Flur und sorgte dafür, dass sein betuchter Gebieter ungestört blieb.

Schweigend betrachtete Kira Andrés Gestalt. Seine athletische, muskulöse Figur wurde von seinem maßgeschneiderten französischen Anzug hervorragend in Szene gesetzt. Das schneeweiße Hemd betonte die tief gebräunte Haut, und der silbrig schimmernde Schlips passte perfekt zu seiner Armbanduhr aus Platin, die mit Sicherheit mehr gekostet hatte, als Kira in einem Jahr verdiente. Das dichte nachtschwarze Haare hatte er sich elegant zurückgekämmt.

Wieder versuchte Kira verzweifelt, die Bilder von ihrer gemeinsamen Nacht aus ihrem Kopf zu verdrängen. So war es von Anfang an gewesen. Nicht weniger als zwei Stunden nach ihrer ersten Begegnung hatten sie miteinander Sex gehabt: heiß, wild, verzehrend. Es war keine Liebe im Spiel gewesen, nur eine überwältigende Gier aufeinander, ein intensives Verlangen. Noch nie in ihrem Leben hatte Kira sich so zügellos verhalten. Sie hatte nicht einmal einen Gedanken an die Konsequenzen verschwendet, als sie mit André ins Bett gegangen war.

Beichte ihm das Ergebnis eurer Affäre! schrie ihr Verstand. Lege die Karten jetzt auf den Tisch!

Mit eiskalten Fingern umklammerte sie die dünne Decke und sah André dabei fest in die dunklen Augen. Nein, jetzt war nicht der geeignete Zeitpunkt für derartige Neuigkeiten.

„Zieh dich an!“, befahl er tonlos.

Sie wandte sich ab und streifte sich umständlich ein blaues Sommerkleid aus Seide über ihren erhitzten Körper. Obwohl ihr Körper jetzt bedeckt war, fühlte sie sich kein bisschen weniger verletzlich.

„Und jetzt willst du wohl auch noch meine Anteile an dich bringen?“, erkundigte sie sich.

„Oui.“

„Sie stehen nicht zum Verkauf.“

„Du hast dir mein Angebot noch nicht angehört.“

„Nicht nötig.“ Sie drehte sich ganz zu ihm um und warf stolz den Kopf in den Nacken, obwohl in ihrem Innern die unterschiedlichsten Gefühle tobten. André war wirklich ein Bild von einem Mann, doch seine überhebliche, dominante Art wirkte eher abschreckend auf Kira. Ein Glück für sie!

„Ich verkaufe nicht“, sagte sie mit fester Stimme.

Zweifelnd hob er eine Augenbraue. „Jeder hat seinen Preis.“

„Ich nicht.“

„Das werden wir sehen.“ Er nickte in Richtung Tür. „Nach dir.“

„Ich verabschiede mich schon hier von dir. Wir sehen uns dann in zwei Wochen beim Meeting.“

Sein Lächeln war aalglatt. „Du kommst mit mir, ma chérie.“

Die Temperatur ihrer Haut stieg spürbar um mehrere Grad. „Davon träumst du“, gab sie zurück.

An seinem Kiefer zuckte ein Muskel. „Ich trage dich, wenn es sein muss, aber wir beide kehren gemeinsam nach Petit St. Marc zurück.“

Auf die Insel? „Warum?“

„Um deinen Liebhaber auszubooten.“

War er verrückt geworden? „Dann verschwendest du deine Zeit, weil ich keinen Liebhaber habe.“

„Von Anfang an hast du mit Peter Bellamy gemeinsame Sache gemacht. Und genau das hört jetzt auf.“

„Peter?“ Ein hysterisches Lachen entrang sich ihrer Kehle. „Ich versichere dir, dass zwischen uns nicht das Geringste läuft.“

„Erspare mir deine Lügen! Ich kenne die Wahrheit.“

Er hätte nicht falscher liegen können. Aber wenn er ihr in dieser Angelegenheit keinen Glauben schenkte, würde er auch niemals akzeptieren, der Vater ihres Kindes zu sein.

„Ich gehe nirgendwo mit dir hin. Verschwinde, sonst werde ich …“

Er schnippste mit den Fingern, und Kira wich verwirrt zurück. „Mehr kostet es mich nicht, diesen Laden hier niederzureißen. Deine Anteile wären mit einem Schlag wertlos. Ist es das, worauf du es anlegst?“

Das war reine Erpressung, oder besser gesagt: Kidnapping. Andererseits befand er sich tatsächlich in der besseren Position. Wenn sie sich ihm widersetzte, konnte er mit Leichtigkeit ihre Existenz zerstören.

„Nein“, entgegnete sie schlicht, da sie wusste, dass er nicht bluffte. „Aber ich kann das Château nicht verlassen, ohne gewisse Vorkehrungen zu treffen.“

„Du kannst, und du wirst.“ Seine Finger legten sich um ihren nackten Arm, und er führte sie sanft, aber dennoch entschlossen zur Tür.

In dieser Situation machte es überhaupt keinen Sinn, ihm zu widersprechen. André war ein Mann, der sich nahm, was er wollte. Das hatte er bereits bewiesen, als er sie auf Petit St. Marc verführte.

Trotzdem hatte sie damals auf der Insel auch eine andere Seite an ihm kennengelernt: eine Zärtlichkeit, die sie tief im Herzen berührte. Und eine Verletzlichkeit, die Kira nicht richtig einzuordnen wusste.

Fürs Erste würde sie mit ihm auf die Insel zurückkehren. Vielleicht fand sie dort eine Gelegenheit, ihm von dem Baby zu erzählen. Möglicherweise klärten sich dann auch die Besitzverhältnisse in Bezug auf das Château auf, und Kira konnte André davon überzeugen, dass sie ihres Geburtsrechts beraubt worden war. Es könnte ein Neuanfang für sie beide werden.

André Gauthier starrte die hinterlistige Frau an, die vor ihm den Flur entlanglief. Ihre schwingenden Hüften waren eine stumme, unwiderstehliche Einladung für jeden Mann, in dessen Adern noch Blut floss. Kein Wunder, dass Bellamy ihr neunundvierzig Prozent des Château Mystique vermacht hatte.

Kira Montgomery war der personifizierte Sex. Und sie hatte den armen Mann mit dem ältesten Trick der Welt um den Finger gewickelt.

André selbst rühmte sich seiner kühlen zwanghaften Selbstbeherrschung. Er hatte diese Disziplin so lange genährt, bis sie ihm zur zweiten Natur geworden war. Und sie hatte ihn nie im Stich gelassen – bis Kira Montgomery vor drei Monaten auf seiner Insel aufgetaucht war.

Es hatte André kaum überrascht, dass Bellamy eine weibliche Mitarbeiterin nach Petit St. Marc schickte, um ihm, André, den Kopf zu verdrehen. Schließlich ging es um den Kauf des Châteaus.

Der alte Mann hatte auf Kiras Charme gesetzt und gleichzeitig darauf gehofft, dass André in einem Moment der Trauer schwach werden würde.

Es hatte funktioniert, wenigstens für eine Nacht. Voller Leidenschaft hatte Kira ihre Belange vorgetragen, und im Handumdrehen fand André sich in der anregendsten Debatte seines Lebens wieder. Erst sehr viel später war ihm das Ausmaß ihrer Täuschung bewusst geworden. Nicht der alte Bellamy hatte sie geschickt, sondern sein Sohn Peter war es gewesen. Andrés meist gehasster Rivale!

Er hatte Peter in Verdacht, Ereignisse in Gang gesetzt zu haben, die schließlich zu dem Unfall geführt hatten, der Edouards Geliebte getötet und den alten Mann selbst ins Krankenhaus gebracht hatte.

Und Kira war Peters Mätresse und Mitwisserin. Und sie steckte hinter dem Manöver, das den Alten schlussendlich unter die Erde gebracht hatte, um selbst die Kontrolle über das Château zu haben.

Aber ihre Niedertracht hatte André etwas sehr viel Wertvolleres geraubt als Geld und Besitz. Sie war mitverantwortlich dafür, dass der letzte Teil seiner Familie zerstört wurde. Dafür hatte sie die schlimmste Strafe verdient. Die pure Gier nach Rache durchströmte ihn wie flüssiges Feuer.

Die Gewissheit, dass André Kira auf seiner Insel festhielt, würde Peter Bellamy zerfressen. Und sie selbst würde nicht mehr in der Lage sein, ihren Geliebten und Komplizen zu kontaktieren, dafür wollte André sorgen. Stattdessen war sie ihm ausgeliefert, während er die endgültige Übernahme von Bellamy Enterprises in Gang setzte.

Seine Rache war nicht vollzogen, bis er Bellamys intriganten Sohn in jeder Hinsicht mit seinen eigenen Waffen geschlagen hatte. Kira sollte den Tag bereuen, an dem sie sich mit André angelegt hatte.

Er gesellte sich zu ihr in den Fahrstuhl, und sie fuhren schweigend in den fünften Stock hinauf. Unwillkürlich fragte er sich, ob sie Peter Bellamy dort empfangen hatte, während der alte Mann mit seiner Geliebten im Penthouse weilte.

Dieser düstere Gedanke verfolgte ihn bis zur Wohnungstür.

Mit ihrer Schlüsselkarte verschaffte sie sich Zutritt zu ihrer kleinen, gemütlichen Suite. Sofort bemerkte André den für sie typischen Blumenduft, der schwach in den Räumen hing.

„Nur leichtes Gepäck“, befahl er und schüttelte die Vorstellung ab, wie sie und Peter Bellamy sich hier vergnügten.

Ihr Rücken versteifte sich, und zufrieden stellte er fest, dass sein Befehl angekommen war. Gut so! Er wollte sie ganz bewusst darüber im Ungewissen lassen, was er vorhatte, damit sie nicht auf dumme Gedanken kam.

„Willst du mich etwa bei dir in ein Zimmer einsperren?“, fragte sie.

„Wenn es sein muss.“

Sie wurde blass, dann kehrte ihre Gesichtsfarbe plötzlich verstärkt zurück. Wieder einmal wunderte sich André über ihr außergewöhnliches schauspielerisches Talent.

„Du machst einen großen Fehler, wenn du mich gegen meinen Willen zur Abreise zwingst!“

Ausgerechnet sie sagte ihm, was richtig und was falsch war? „Daran hättest du denken sollen, bevor du dich Bellamy als Werkzeug angeboten hast.“

Irritiert starrte sie ihn an. „Wie ich bereits sagte, man hat mir mitgeteilt, du würdest mich auf deiner Insel empfangen wollen, um über das Château zu sprechen.“

„Spar dir die Lügen! Ich habe Beweise für deine Rolle in dieser Farce.“

Schockiert riss sie die Augen auf. „Ich weiß überhaupt nicht, wovon du redest.“

Sein breites Grinsen wirkte angespannt. „Es ist zwar erstaunlich, aber man hat nur die Daten auf Papier vernichtet, nicht die elektronischen.“

„Es kann darüber keine Daten geben“, protestierte sie.

„Sei dir nicht zu sicher!“

„Das bin ich aber.“

„Dann bist du entweder dumm oder naiv.“

Jetzt lief sie dunkelrot an und drehte sich auf dem Absatz um. André wertete diese Geste als Schuldeingeständnis. Ihr Spiel war vorbei, und seines hatte gerade erst begonnen.

„Wir haben genug Zeit verschwendet“, drängte er und wollte diesen Ort, der nur schlechte Erinnerungen in ihm wachrief, so schnell wie möglich verlassen.

Mit schweren Schritten ging sie ins Schlafzimmer und packte dort einen Koffer zusammen. André blieb in der Tür stehen und sah zu.

„Nur das Nötigste“, erinnerte er sie.

„Ich packe ein, was ich will“, erwiderte sie giftig, und ihre Augen füllten sich mit Tränen der Wut.

André hatte von seiner Mutter und seiner Schwester schon vor langer Zeit gelernt, dass Frauen immer weinten, um ihren Willen durchzusetzen. Davon würde er sich nicht so leicht beeindrucken lassen.

Sein Mobiltelefon piepte, und er nahm das Gespräch eilig entgegen. Am Klingelzeichen erkannte er schon, dass sich sein Bodyguard meldete.

„Was gibt es?“

„Peter Bellamy ist gerade angekommen.“

André warf Kira einen scharfen Seitenblick zu, aber sie schien vollkommen mit dem Packen ihrer Sachen beschäftigt zu sein. In den letzten Minuten hatte er sie keine einzige Sekunde aus den Augen gelassen. Entweder stattete Bellamy seiner Mätresse einen Überraschungsbesuch ab, oder einer von Kiras Mitarbeitern hatte ihn benachrichtigt.

„Behalte ihn im Auge!“ André schob sein Handy zurück in die Tasche. „Wie lange dauert das denn noch?“, fuhr er Kira an.

„Ich brauche nur noch ein paar letzte Dinge und natürlich meine Akten.“ Geschäftig ging sie zu ihrem Schreibtisch und griff dort nach einer Laptoptasche.

„Du willst doch nicht etwa weiterhin arbeiten?“

„Sicherlich werde ich nicht nur meine Zeit verschwenden“, sagte sie entschieden. „Und zum Arbeiten brauche ich deine Erlaubnis nicht.“

„Das werden wir noch sehen.“

Triumphierend stellte er fest, wie die Farbe aus ihrem Gesicht wich. Dann klingelte sein Telefon erneut.

„Es sind gerade mehrere Paparazzi angekommen“, informierte ihn sein Bodyguard. „Sie umschwärmen Peter Bellamy.“

Verdammt! So kurz vor der Übernahme konnte André keine öffentliche Konfrontation mit Kira und der Presse gebrauchen.

Er begegnete ihrem fragenden Blick. „Wir müssen verschwinden, ohne von den Schmeißfliegen mit den Kameras bemerkt zu werden. Es sei denn, du legst es darauf an, die Ereignisse unserer letzten Begegnung zu wiederholen!“

Augenblicklich verengten sich Kiras Augen, und sie schüttelte heftig den Kopf. Ihre einschlägigen Erfahrungen mit der Presse reichten ihr für ein ganzes Leben. „Der Dienstboteneingang ist unsere einzige Chance, dem auszuweichen.“

André gab seinem Angestellten entsprechende Anweisungen. „Wir treffen uns dann in fünf Minuten.“

„Ich bin aber noch nicht fertig!“, protestierte sie.

Fluchend sah er auf die Uhr. „Du hast drei Minuten. Dann gehen wir, ganz gleich, wie weit du bist.“

Wütend murmelte sie etwas Unverständliches und zerrte ein paar hauchzarte Unterwäschestücke aus einer Kommode. Dann verschwand sie in ihrem begehbaren Schrank, und André machte Anstalten, ihr zu folgen.

„Wage es ja nicht, mir nachzukommen!“, rief sie über die Schulter, ohne sich umzusehen.

„Nicht im Traum“, gab er zurück und fragte sich unwillkürlich, ob sie neuerdings Gedanken lesen konnte.

Nur eine halbe Minute später erschien sie umgezogen wieder im Schlafzimmer und warf ein Kosmetiktäschchen in den Koffer. Es folgten ein Paar Schuhe, eine Jacke und mehrere Bücher. Ungeduldig zerrte sie den Reißverschluss zu und umklammerte anschließend mit beiden Händen den Tragegriff.

„Ich trage ihn“, bot André süffisant an und nahm ihr den Koffer ab.

Kira schulterte ihre Handtasche und wollte ihr Handy einstecken. Doch er hinderte sie daran und legte das Telefon auf ein hohes Regal. „Also hast du es doch noch geschafft, Peter anzurufen?“

„Ich habe meinem Anwalt nur eine Nachricht hinterlassen“, antwortete sie gelassen.

„Hoffentlich hast du dich von ihm verabschiedet, denn nun werden wir verschwinden, Kira.“ Er hielt ihr die Tür auf.

Nach einem letzten sehnsüchtigen Blick auf das Regal schob Kira sich hoch erhobenen Hauptes an André vorbei in den Flur.

Milde lächelnd begleitete er sie bis zum Fahrstuhl und genoss wieder einmal den Anblick ihrer anmutigen Bewegungen.

In der Kabine selbst mussten sie ein wenig enger aneinanderrücken, um Platz für den Koffer zu schaffen. In dem Augenblick, als sich die Türen schlossen, öffnete sich der Fahrstuhl gegenüber. Für Sekundenbruchteile trafen sich Andrés und Peter Bellamys Blick. Die Rivalen fixierten sich mit düsterer Miene.

Fassungslos starrte Peter dann Kira an. Offenbar schockierte es ihn zutiefst, seine Geliebte an der Seite seines Erzfeindes zu sehen. Peters Blick fiel wieder auf André, der mit einem Siegerlächeln einen Arm um Kiras schmale Schultern legte und seinem persönlichen Feind von Weitem spöttisch salutierte.

Autor

Janette Kenny
Solange Janette sich erinnern kann, prägten fiktive Geschichten und Charaktere ihre Welt. Die Liebe zur Literatur entdeckte sie bereits als kleines Mädchen, da ihre Eltern ihr rund um die Uhr vorlasen. Ermutigt durch ihre Mutter, begann Janette schon früh zu schreiben. Anfänglich begnügte sie sich damit, ihren Lieblingssendungen neue, nach...
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