Herz - oder Krone?

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Überraschend wird Stefano Parenti zum Herrscher des malerischen kleinen Fürstentums Arezzio. Statt weiter die eigenen Träume vom Glück zu verfolgen, müssen er und seine schöne Ehefrau Giselle sich jetzt dem Protokoll beugen - mit ungeahnt dramatischen Folgen für ihre leidenschaftliche Liebe. Denn das junge Fürstenpaar soll Arezzio einen Erben schenken. Doch Giselle wird so sehr von den Schatten der Vergangenheit verfolgt, dass sie niemals Mutter werden möchte. Und Stefano steht plötzlich vor der schwersten Entscheidung seines Lebens: Herz - oder Krone?


  • Erscheinungstag 13.11.2011
  • Bandnummer 2001
  • ISBN / Artikelnummer 9783863497590
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

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IMPRESSUM

JULIA erscheint 14-täglich in der Harlequin Enterprises GmbH

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Geschäftsführung:

Thomas Beckmann

Redaktionsleitung:

Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)

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Lektorat/Textredaktion:

Christine Boness

Produktion:

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Grafik:

Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn,
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Vertrieb:

Axel Springer Vertriebsservice GmbH, Süderstraße 77, 20097 Hamburg, Telefon 040/347-29277

Anzeigen:

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Es gilt die aktuelle Anzeigenpreisliste.

 

© 2010 by Penny Jordan

Originaltitel: „The Dutiful Wife“

erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

in der Reihe: MODERN ROMANCE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe: JULIA

Band 2001 (25/2) 2011 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg

Übersetzung: SAS

Fotos: Corbis

Veröffentlicht als eBook in 12/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

ISBN: 978-3-86349-759-0

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

JULIA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Satz und Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

Printed in Germany

Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, HISTORICAL MYLADY, MYSTERY, TIFFANY HOT & SEXY, TIFFANY SEXY

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Penny Jordan

Herz – oder Krone?

1. KAPITEL

Seine Liebkosungen, so sinnlich und erfahren, so männlich und fordernd, brachten jedes Nervenende in ihr zum Vibrieren. Heißes Verlangen breitete sich in ihr aus, rasend wie ein Waldbrand, bis nur noch eines wichtig war – von ihm in Besitz genommen zu werden, jetzt, sofort. So war es immer. Schon mit seiner ersten Berührung löste er jedes Mal dieses Verlangen in ihr aus. Es war zu einem Teil von ihr geworden, war ihr lebensnotwendig geworden wie das Atmen.

Sie hatte gewusst, dass es so sein würde, als sie zu ihm in den Pool stieg. Nur der Mond und die Sterne am tropischen Nachthimmel wurden Zeugen des erotischen Spiels. Sie entzog sich ihm, schwamm von ihm weg, quälte sich selbst mit dieser Enthaltsamkeit wahrscheinlich mehr als ihn. Und dann stieß sie einen lustvollen Seufzer aus, als er sie einholte, unter ihr auftauchte und sie mit einer fließenden Bewegung an sich zog, um die Spitzen ihrer Brüste mit den Lippen zu liebkosen.

Seine Hand glitt zwischen ihre Schenkel, und mit einem kräftigen Stoß der Beine trug er sie beide durch das seidig warme Wasser. Wellen der Lust, heiß wie Lava, rollten durch sie hindurch. Losgelöst und wild drängte sie sich stöhnend seinen Fingern entgegen.

Sie waren beim Beckenrand angekommen. Schwindelnd vor Begierde ließ sie sich von ihm aus dem Pool heben und zu der breiten Liege tragen, die dort stand. Sanft legte er sie ab, ihr nackter Körper seinem Blick und seinen Berührungen dargeboten.

Ihr Puls raste. Als er seine Hände über ihre heiße Haut gleiten ließ, zogen sich ihre Muskeln vor Verlangen zusammen. Automatisch öffnete sie die Schenkel, schmelzende Hitze pulste in ihrem Schoß. Als er den Kopf beugte, fielen kühle Wassertropfen aus seinem dichten Haar auf ihre Haut. Seine Zunge zeichnete spielerische Muster um ihren Bauchnabel und entlockte ihr einen Seufzer.

„Stefano. Meine einzige Liebe. Auf ewig.“

Sie war besessen von der brennenden Hitze, die er in ihr erweckt hatte. Er hob den Kopf, sah sie an, und mit einem flehenden Seufzer bog sie sich ihm entgegen. Und dann hielt er sie in seinen Armen, küsste sie und drang in sie ein. Sie schrie leise auf, klammerte sich an ihn, fiel in seinen Rhythmus mit ein, bis Wellen der Lust ihre Körper erfassten und sie beide zusammen auf den Gipfel trieben.

Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie sein sinnliches, zärtliches Lächeln vor sich.

„Herzlichen Glückwunsch zum Hochzeitstag, Mrs Parenti.“

Giselle erwiderte das Lächeln. Sie war so glücklich mit ihrem Mann. Ihr gemeinsames Leben war perfekt. Stefano hatte endlich die Schuld, die sie so lange mit sich getragen hatte, wie einen Drachen erlegt. Es bestand kein Grund, an diese andere Wahrheit, die sie ihm vorenthalten hatte, zu denken, nicht in diesen seligen Momenten. Es hatte keine Macht mehr über sie, konnte dem wunderbaren erfüllten Leben, das sie miteinander führten, nichts mehr anhaben.

Sie arbeitete jetzt als Leitende Architektin für Stefanos Luxushotels auf dem gesamten Globus, und ihre Liebe zueinander hatte ihnen eine eigene Welt geschaffen. In diesem magischen Kreis brauchten sie nichts und niemanden zu ihrem vollkommenen Glück. Zu ihrer Ehe würden nie Kinder gehören, hatten sie sich dies doch vor zwölf Monaten bei der Heirat versprochen. Das war das Fundament ihres Vertrauens zueinander.

Die Entscheidung, kinderlos zu bleiben, lag bei ihnen beiden in der eigenen Kindheit begründet. So wie Stefano mit seiner Liebe ihren Schmerz gelindert hatte und sie nahm, wie sie war, hatte Giselle ihm geholfen, mit seiner Vergangenheit abzuschließen und Frieden zu finden. Vor allem mit seiner Mutter, der seinem Gefühl nach die jungen Opfer von Naturkatastrophen immer wichtiger gewesen waren als das eigene Kind.

Es war für beide ein bedeutungsvoller Anlass gewesen, als das erste einer ganzen Reihe von Kinderdörfern eingeweiht worden war. Zusammen hatten sie die Stiftung gegründet, die den Namen von Stefanos verstorbener Mutter trug und verwaisten Kindern weltweit Heim und Ausbildung garantierte.

Ihr Liebespiel an jenem Abend war so gefühlvoll und intensiv gewesen, dass allein die Erinnerung daran Giselle noch immer Tränen in die Augen trieb.

Ihr Weg zum Glück war kein leichter gewesen. Beide hatten sie gegen die Anziehungskraft und die wachsenden Gefühle füreinander gekämpft, hatten sich verzweifelt an die brüchige Sicherheit ihrer alten Überzeugungen geklammert. Stefano hatte schließlich den ersten Schritt gewagt, und Giselle, damals schon hoffnungslos verliebt in ihn, hatte ihrem Verlangen nach ihm nachgegeben. Bis dahin hatte er sie auch davon überzeugt, dass er ebenfalls keine Kinder haben wollte.

Als milliardenschwerer Geschäftsmann, der völlig in seiner Arbeit aufging, hatte Stefano sich geschworen, keine Kinder allein zurückzulassen, während er um die ganze Welt reiste. Und anders als sein Cousin Aldo, Regent eines kleinen europäischen Fürstenstaates, über den seine Familie schon seit Generationen herrschte, war Stefano nicht verpflichtet, einen Erben zu zeugen.

Deshalb hatte Giselle auch ihre Prinzipien abgelegt, nach denen sie ihr ganzes Erwachsenenleben gelebt hatte – dass sie sich niemals verlieben würde. Sie durfte einem Mann, der sie liebte, nicht das Recht auf eigene Kinder verwehren, nur weil sie selbst keine Kinder haben wollte. Sie hatte ja schon gegen ihr Grundprinzip verstoßen, als sie sich in Stefano verliebte.

Aber Stefano hatte ihr versichert, dass er nichts anderes zum Glücklichsein brauche als sie. Doch selbst an ihrem Hochzeitstag hatte Giselle den Schatten der Vergangenheit gespürt, der ihr Glück verdunkeln wollte. Schuld war eine schwere Last. Und eine einsame Last dazu. Ein Schauer überlief Giselle, trotz der lauen Tropennacht.

Stefano stand lächelnd auf, holte den Bademantel, den sie vorhin an sich hatte herabgleiten lassen, und wickelte sie darin ein. Er musste ihr leichtes Zittern bemerkt haben und war – so typisch für ihn – sofort zur Stelle, um sie zu beschützen. Sie liebte diese zärtlichen Momente nach dem Liebesspiel. Auf keinen Fall sollte die Intimität von den Schatten ihrer Vergangenheit belastet werden.

Das Schicksal hatte ihr doch sicherlich endlich die Schuld von den Schultern genommen? Sie war jetzt nicht länger Geisel eines Teils ihrer Vergangenheit, von dem Stefano nichts wusste? Es bestand kein Grund mehr, an der begrabenen Schuld zu rühren. Sie war in Sicherheit, beschützt von Stefanos Liebe und dem gemeinsamen Leben, das ihnen beiden so viel bedeutete.

„Hunger?“, fragte Stefano sie jetzt.

Giselle sah zu ihm hoch. Er hatte das Aussehen eines griechischen Gottes, besaß den Mut eines römischen Kriegers und die Intelligenz eines gewieften Taktikers, kombiniert mit dem moralischen Gewissen eines echten Idealisten – und sie liebte ihn von ganzem Herzen. Er war ihre Welt, eine Welt, die er mit seiner Liebe geschaffen hatte und beschützte.

Stumm nickte sie.

Bei ihrer Ankunft hier auf der Privatinsel hatte der Butler ihnen ein exklusives Dinner vorbereitet, doch da hatte Giselle eine ganz andere Art von Hunger verspürt. Drei Tage hatten sie und Stefano einander nicht gesehen. Stefano war zur Besichtigung eines neuen Projektes geflogen, das ihn vielleicht interessieren könnte, und Giselle hatte diese Zeit in den Yorkshire Dales bei ihrer Großtante verbracht, die sie nach dem Tode der Mutter und des kleinen Bruders aufgezogen hatte. Drei Tage und drei Nächte ohne Stefano … das war viel zu lang gewesen.

Jetzt jedoch knurrte ihr Magen, und so richtete sie sich auf und küsste Stefano, bevor er sich nach dem eigenen Bademantel umsah. Durch in der lauen Brise wehende Vorhänge traten sie zurück in das Innere der modernen Villa.

Ein Servierwagen, auf dem Hors d’œuvres, exotische Salate, Meeresfrüchte und frisches Obst arrangiert waren, wartete auf sie. In einem Eiskübel daneben stand eine Flasche Champagner.

Stefano entkorkte die Flasche und füllte zwei Gläser. „Auf uns.“

„Auf uns“, erwiderte Giselle den Toast und ließ sich lachend von Stefano mit den feinen Hors d’œuvres füttern. Er hatte die schönsten Hände, die sie je gesehen hatte. Sie war absolut sicher, dass Leonardo diese Hände hätte malen wollen, und Michelangelo hätte seine Hände als Modell für eine Skulptur genutzt. Allein beim Anblick der starken und schlanken gebräunten Finger zog sich jeder Muskel in Giselle zusammen.

Stefano hatte sie auch am ersten Abend in ihren Flitterwochen so gefüttert, hatte sie mit kleinen Häppchen gelockt und gereizt, bis sie es schier nicht mehr ausgehalten hatte.

Sie waren jetzt ein Jahr verheiratet, und noch immer gelang es ihm ebenso mühelos wie am ersten Tag, sie zu erregen. Ihr Verlangen nach ihm war noch immer ungestüm und brennend, doch inzwischen hatten sich tiefe Gefühle und eine Intimität dazugesellt, die auf dem Vertrauen beruhten, dass Stefano immer für ihre Sicherheit sorgen würde. Das Wissen, dass sie ihm bedingungslos vertrauen konnte, ermöglichte es ihr, sich ihm ohne jede Zurückhaltung hinzugeben.

„Ich wünsche mir, dass es immer so für uns bleibt, Stefano“, sagte sie mit Inbrunst.

„Das wird es“, versicherte er ihr. „Warum sollte es sich je ändern?“

Giselle erschauerte. Sie warf einen Blick zur offen stehenden Terrassentür, vor der sich die Vorhänge bauschten, als befürchte sie einen unbekannten Eindringling. „Fordere das Schicksal nicht heraus“, flüsterte sie.

Stefano lachte. „Ich halte es für viel verlockender, dich in Versuchung zu führen“, neckte er sie.

Sie mochten sich vor wenigen Minuten geliebt haben, aber ihre Leidenschaft füreinander verglich Giselle mit einem nie versiegenden Quell, der die Intimität zwischen ihnen nährte. Es lag an den letzten Minuten, die sie mit ihrer Großtante verbracht hatte, bevor sie nach London abgefahren war, die den Schatten über ihrem Glück heraufbeschworen hatten. Und die sie jetzt empfindlich machten und sich verletzlich fühlen ließen. Sie wusste, wie sehr ihre Großtante sie liebte, und umgekehrt liebte sie ihre Tante. Sie wusste auch, dass die Worte der Tante zum Abschied gut gemeint waren.

„Es ist so schön, dich glücklich zu sehen, Giselle“, hatte die Großtante gesagt. „Lange Zeit habe ich mir Sorgen gemacht, du könntest dir selbst das Glück verwehren, zu lieben und geliebt zu werden. Ich kann gar nicht beschreiben, wie viel es mir bedeutet, dich jetzt so vor mir stehen zu sehen. Ich bin stolz auf dich, Kleines. Du hast so vieles durchgestanden, und du hast es geschafft, es hinter dir zu lassen. Als ich dich auf deiner Hochzeit fragte, ob du Stefano alles erzählt hast, war ich so erleichtert, als du mir sagtest, dass du es getan hast.“

Giselle hatte gelächelt und die Tante auf die Wangen geküsst, aber das schlechte Gewissen saß ihr noch immer wie ein störender Dorn in der Seele. Es war nicht nötig gewesen, Stefano „alles“ zu erzählen – so, wie die Tante es gemeint hatte. Wozu die eigenen Ängste aufrühren, die sie sicher verschlossen hielt? Es hatte keine Bedeutung mehr. Warum sollte sie das Risiko eingehen und ihr Glück gefährden, das ihr jahrelang vorenthalten worden war?

Nein, sie hatte Stefano nicht getäuscht, nicht wirklich. Er liebte sie so, wie sie war. Und mit der Sicherheit seiner Liebe konnte sie auch so bleiben, wie sie war. Sie würde immer sicher sein.

„Komm wieder zurück. Ich mag es nicht, wenn du dich mit deinen Gedanken meilenweit von mir zurückziehst und mich nicht folgen lässt.“

Stefanos leise Worte schreckten sie auf. Sofort bestritt sie es. „Ich habe mich nicht zurückgezogen, und es gibt keinen Ort, an den ich ohne dich gehen möchte.“

Stefano musterte sie. Er liebte sie so sehr, dass die Macht seiner Liebe ihn manchmal noch immer überrumpelte. Wahrscheinlich lag es an seinen starken Gefühlen für sie, dass er auch den kleinsten Stimmungsumschwung bei ihr bemerkte.

„Du hast wieder an deine Eltern gedacht, an deine Familie“, sagte er. „Ich kann es immer an deinen Augen sehen, denn dann werden sie dunkel wie die grünen Malachitsäulen, die wir in den Palästen in St. Petersburg gesehen haben.“

„Meine Großtante sagte mir, wie froh sie für mich ist, dass ich dich gefunden habe“, gestand Giselle ehrlich und fügte impulsiv an: „Ich glaube, ich würde sterben, wenn ich dich je verliere. Die Qualen wären mehr, als ich ertragen kann.“

„Du wirst mich nicht verlieren.“ Stefano zog sie in seine Arme. „Keine Macht der Welt kann uns jemals trennen.“

In der Nacht liebten sie sich wieder, dieses Mal langsam und zärtlich. Eine Reise voller sinnlicher Liebkosungen, bis zur Neige ausgekostet, mit Intimitäten und Vorlieben, die sie in ihr ganz privates Lexikon der Freuden geschrieben hatten. Mit jedem Streicheln und jeder Berührung fachten sie das Feuer an, das sie für einige glorreiche Augenblicke der Sterblichkeit entriss und sie zu einer perfekten Einheit verschmelzen ließ.

Danach lagen sie einander in den Armen. Sicher und zufrieden schwebte Giselle auf der Wolke emotioneller und körperlicher Erfüllung, bevor sie in den Schlaf hinüberglitt, geborgen in dem Wissen um Stefanos Liebe.

Stefano trocknete sich gerade nach der ausgiebigen Dusche ab, als sein Handy zu klingeln begann. Er runzelte die Stirn. Er hatte Moira, seiner Assistentin, strikte Anweisung gegeben, dass er in dieser einen Woche, die er und Giselle ihren vollen Terminkalendern abgerungen hatten, nur in äußersten Notfällen gestört werden wollte.

Im Bett hörte Giselle, noch gefangen im warmen Kokon des morgendlichen Liebesspiels mit Stefano, das Handyklingeln. Durch die Vorhänge sah sie die Sonnenstrahlen auf der Wasseroberfläche des Pools tanzen, in dem sie gestern Nacht geschwommen waren. Sie hörte auch, wie Stefanos Stimme lauter und dann wieder leiser wurde, aber sie war zu träge und entspannt, um genauer auf seine Worte zu lauschen.

So war es wie ein Schock, als er, das Haar noch nass und nur ein Handtuch um die Hüften geschlungen, ins Schlafzimmer zurückgeeilt kam. Ihr Magen zog sich zusammen. Seine Miene zeugte eindeutig von schlechten Nachrichten, noch bevor er ein Wort sagte.

„Wir müssen so schnell wie möglich nach London zurückkehren. Es gab einen Unfall, die genaueren Umstände sind noch nicht bekannt. Aber wie es aussieht, sind Aldo, Natasha und ihr Vater Opfer eines Anschlags geworden, scheinbar von einem Konkurrenten von Natashas Vater. Man hat eine Bombe in den Wagen eingebaut, mit dem sie unterwegs waren. Aldo erzählte mir, dass sie nach England reisen wollten, um sich einen Besitz anzusehen, an dem Natashas Vater interessiert war – ein riesengroßer Landsitz. Natasha und ihr Vater sind umgekommen, Aldo lebt noch. Er liegt in einem Krankenhaus in Bristol. Moira schickt uns einen Helikopter, der uns nach Barbados bringen wird. Dort wartet eine Privatmaschine auf uns. Der Helikopter ist in einer Stunde hier.“

Voller Entsetzen hatte Giselle Stefano zugehört. Sie sprang aus dem Bett und eilte zu ihm, um die Arme um ihn zu schlingen. „Es tut mir so leid. Ich mache mich fertig, ich brauche nicht lange.“

Sie wusste, wie sehr Stefano an seinem Cousin hing, auch wenn sie so völlig verschiedene Leben lebten. Beim Anziehen und Packen betete sie darum, dass Aldo wieder gesund werden würde. Der arme Aldo. Er war der sanfteste und netteste Mann, den man sich vorstellen konnte. Er hatte eine viel liebevollere Frau verdient als Natasha. Giselle erschauerte, als ihr klar wurde, was Stefano gesagt hatte. Aldo hatte ja keine Frau mehr. Natasha war tot.

Sie waren gerade mit dem Packen fertig, als das Donnern von Rotoren die Ankunft des Hubschraubers ankündigte. Vor der Villa wartete einer von den Buggys, die den Gästen zur Verfügung gestellt wurden, um die langen Wege über das Gelände zurückzulegen. Das Frühstück, das ihnen noch gebracht worden war, nachdem Stefano der Rezeption Bescheid gegeben hatte, dass sie abfuhren, blieb unangerührt bis auf die Tasse Kaffee, die Giselle für Stefano einschenkte. Schwarz und heiß – sein einziges Laster außer ihr, wie Stefano immer so gern behauptete.

Auf den Flügen vom Hotelkomplex nach Barbados, von dort aus weiter nach Heathrow und schließlich von dort mit einem anderen Hubschrauber nach Bristol, wo das Unglück geschehen war, redete Stefano die ganze Zeit über von seinem Cousin, und Giselle hörte ihm kommentarlos zu. Sie kannte Aldo, hatte ihn ganz zu Anfang getroffen, als Stefano und sie ein Paar geworden waren. In ihrer Funktion als Architektin hatte Giselle Stefano auf einer Geschäftsreise begleitet, und sie hatten einen Zwischenstopp in Arezzio gemacht.

Aldo war ganz anders als Stefano. War Stefano ausgesprochen maskulin, charismatisch und überwältigend sexy, so war Aldo der ruhige Philosoph, ein Ästhet und Träumer. Natasha, seine russische Ehefrau, hatte Giselle einzureden versucht, Stefano wolle keine Kinder in die Welt setzen, weil er es nicht ertragen könne, dass seine Kinder niemals den Fürstenthron von Arezzio besteigen würden. Stefano jedoch hatte Giselle dann überzeugend klargemacht, dass der Grund für seinen Wunsch, keine Kinder zu haben, in der eigenen Kindheit und der ständigen Abwesenheit der Eltern begründet lag.

Aldo liebte die Ruhe und Abgeschiedenheit seines kleinen Fürstentums und war Stefano immer dankbar gewesen für die finanzielle Hilfe, die dieser ihm häufig hatte zukommen lassen. Ein kleiner Preis für die Freiheit, wie Stefano immer wieder betonte. Er war froh, dass er sein Leben so leben konnte, wie er wollte, war sein Vater doch der jüngere Bruder gewesen und nicht der ältere, der die Herrscherlinie weiterführen musste.

Giselle hatte Natasha nicht besonders gemocht, aber niemals hätte sie ihr den Tod gewünscht, vor allem nicht auf eine so grausame Art. Den wenigen Informationen, die Stefano ihr mitteilen konnte, entnahm sie, dass Aldo nur deshalb überlebt hatte, weil er vorn neben dem Fahrer gesessen hatte und somit der größten Wucht der Explosion entgangen war. Natasha und ihr Vater jedoch waren noch am Unglücksort gestorben.

„Die Geschäftsmethoden von Natashas Vater waren schon immer halbseiden“, sagte Stefano. „Mit seinen Praktiken hat er sich viele Feinde geschaffen. Andere einflussreiche Leute halten nichts von der Art, wie er sein Vermögen gescheffelt hat. Und es ist auch noch meine Schuld, dass Aldo Natasha kennengelernt hat.“

„Aber er hat sie aus freien Stücken geheiratet.“ Giselle wollte Stefano trösten und fasste nach seiner Hand, gerade, als der Hubschrauber auf dem Platz hinter der Klinik aufsetzte.

Autor

Penny Jordan

Am 31. Dezember 2011 starb unsere Erfolgsautorin Penny Jordan nach langer Krankheit im Alter von 65 Jahren. Penny Jordan galt als eine der größten Romance Autorinnen weltweit. Insgesamt verkaufte sie über 100 Millionen Bücher in über 25 Sprachen, die auf den Bestsellerlisten der Länder regelmäßig vertreten waren. 2011 wurde sie...

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