In jenem Sommer in Spanien

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Lucio … Ihr charmanter Habenichts Lucio ist der mächtige Gabriel Cruz? Als Alexandra den attraktiven Mann hinter dem imposanten Schreibtisch erkennt, ist es wie ein Schock. Ein Schock, der süße Erinnerungen weckt. Erinnerungen, wie ihr dieser Traumtyp so herrlich die Unschuld nahm, in jenem Sommer in dem kleinen Hotel in Spanien. Erinnerungen, die sie immer noch erregen, die sie aber jetzt wohl endgültig wird vergessen müssen. Denn Gabriel ist Millionär, wird bald standesgemäß heiraten, und dass sie ein Kind von ihm bekam - das darf er jetzt erst recht nicht erfahren …


  • Erscheinungstag 12.06.2011
  • Bandnummer 1979
  • ISBN / Artikelnummer 9783863491536
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

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IMPRESSUM

JULIA erscheint 14-täglich im CORA Verlag GmbH & Co. KG

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CORA Verlag GmbH & Co. KG ist ein Unternehmen der Harlequin Enterprises Ltd., Kanada

Geschäftsführung:

Thomas Beckmann

Redaktionsleitung:

Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)

Cheflektorat:

Ilse Bröhl

Lektorat/Textredaktion:

Christine Boness

Produktion:

Christel Borges, Bettina Schult

Grafik:

Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

Vertrieb:

asv vertriebs gmbh, Süderstraße 77, 20097 Hamburg Telefon 040/347-29277

Anzeigen:

Christian Durbahn

Es gilt die aktuelle Anzeigenpreisliste.

 

© 2010 by Cathy Williams

Originaltitel: „The Secret Spanish Love-Child“

erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

in der Reihe: MODERN ROMANCE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe: JULIA

Band 1979 (14/2) 2011 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Übersetzung: Marion Koppelmann

Fotos: RJB Photo Library

Veröffentlicht im ePub Format in 07/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

ISBN : 978-3-86349-153-6

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

JULIA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Satz und Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

Printed in Germany

Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, HISTORICAL MYLADY, MYSTERY,

TIFFANY HOT & SEXY, TIFFANY SEXY

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Cathy Williams

In jenem Sommer in Spanien

1. KAPITEL

Erleichtert hörte Gabriel das forsche Klopfen seiner Sekretärin. Seine Verlobte saß seit zwanzig Minuten auf seinem Schreibtisch, wie immer in High Heels und einem besonders kurzen Rock, und redete ohne Punkt und Komma.

Sie müsse jetzt unbedingt mit dem Shoppen beginnen, der Hochzeitstermin rücke näher, alles solle perfekt sein, und man könne auf keinen Fall die Details diesem lächerlichen Hochzeitsplaner überlassen, den seine Mutter engagiert hatte.

Bei jeder Bemerkung warf sie den Kopf mit den langen, blonden Locken zurück, fuchtelte mit ihrem manikürten Zeigefinger und beugte sich dabei absichtlich weit vor, damit Gabriel auch ganz sicher ihren tiefen Ausschnitt wahrnahm und die vollen Brüste unter dem eng anliegenden Seidentop.

Cristobel wusste genau, wie sie ihre weiblichen Reize einsetzen musste, um ihr Ziel zu erreichen. Doch jetzt wollte Gabriel nur noch, dass sie sein Büro verließ und endlich in einem dieser exquisiten Läden verschwand. Welcher, war ihm egal. Er musste telefonieren und Unterlagen durchsehen, außerdem bereitete ihm ihr schrilles beharrliches Stakkato Kopfschmerzen.

Beinah hätte er seiner Sekretärin applaudiert, als sie ihm mitteilte, sie habe eine spanisch sprechende Angestellte gefunden, die gern mit seiner Verlobten in Londons Edelläden shoppen ginge.

„Ich will aber, dass du mich begleitest“, maulte Cristobel, beugte sich noch weiter zu ihm und fegte dabei einige Unterlagen vom Tisch. „Du sollst in die Planung einbezogen werden.“

„Das willst du nicht wirklich. Du weißt doch, was ich von all dem Pipapo halte. Überladene Hochzeiten sind nicht mein Ding.“ Hochzeiten an sich waren eigentlich nicht seine Sache, zumindest soweit sie ihn persönlich betrafen. Das hatte sich erst vor einem Jahr geändert, als er aus taktischen Erwägungen dem liebevollen Drängen seiner Eltern nachgab. Die beiden wollten Großeltern werden, solange sie noch jung genug waren, um sich an Enkelkindern zu erfreuen, und er wollte verhindern, sich vom begehrten Junggesellen zum alternden Casanova zu entwickeln. Jetzt war er Anfang dreißig, und das Leben raste nur so voran.

Cristobel wäre genau die Richtige für ihn. Der Stammbaum ihrer Familie war so alt wie seiner und ihr Bankkonto ebenso üppig. Sie kannte seine unausgesprochene Lebensregel: Er würde ihr jeden materiellen Wunsch erfüllen, dafür akzeptierte sie, dass seine Arbeit absoluten Vorrang hatte. Außerdem war sie schön, zierlich und immer nett zurechtgemacht.

„Mit einer Frau hast du beim Shoppen viel mehr Spaß“, meinte Gabriel jetzt und nahm ein Telefonat entgegen. Wieder ganz auf die Arbeit konzentriert, bekam er nur am Rande mit, wie Cristobel von seinem Schreibtisch rutschte, sich den kurzen Rock glatt strich und ihn schmollend ansah. Gerade als sie ihre Handtasche holen wollte, öffnete sich die Tür, und herein kam Gabriels spanisch sprechende Rettung: irgendeine Mitarbeiterin, deren Name man ihm gar nicht mitgeteilt hatte, weil er völlig nebensächlich war. Aber dieses Gesicht …

Einen Augenblick lang war Gabriel sprachlos.

„Alex McGuire“, stellte seine Sekretärin die junge Frau vor. Aber das wäre nicht nötig gewesen, der Name war ihm sofort wieder eingefallen, auch wenn er Alex schon Jahre nicht mehr gesehen hatte. Sie war genauso groß, wie er sie in Erinnerung hatte, und besaß noch immer dieselbe jungenhafte Anmut, mit ihren dunklen, kurzen Haaren und der knabenhaften Figur. Lange Locken, Stilettos, Push-up-BH und roter Lippenstift waren nicht ihr Stil. Wenn er so darüber nachdachte, hatte er sie noch nie besonders gestylt gesehen. Jetzt trug sie ein ordentliches graues Kostüm, wenn auch zu flachen Schuhen, und etwas Make-up.

„Und“, fragte Cristobel auf Spanisch, während sie sich die Lippen nachzog, „ist das etwa die Frau, die mit mir shoppen gehen soll?“

Gabriel hatte sich wieder gefasst. Auf keinen Fall würde er sich jetzt auf irgendwelche Spielchen mit Cristobel einlassen. „Sie spricht spanisch, und ich kann heute einfach keine Zeit erübrigen.“

„Sieh sie dir doch bloß an! Woher soll die denn wissen, wo ich einkaufen will?“

Alex räusperte sich. War sie etwa eine Sache, über die man reden konnte, während sie sich in unmittelbarer Nähe befand?

„Entschuldigung?“, begann sie, ohne den Mann hinter dem Schreibtisch anzusehen. Sie wusste nur, dass sie sein Büro so schnell wie möglich wieder verlassen wollte. Sonst müsste sie sich überlegen, was geschah, wenn dieser Gabriel Cruz tatsächlich ihr Lucio … Aber nein, das wäre nicht auszudenken. Sie rang sich ein Lächeln ab. „Wenn Sie mir sagen, wonach Sie suchen …“

„Ich brauche etwas zum Anziehen“, zischte Cristobel, „ein paar Kleinigkeiten als Gastgeschenke für die Hochzeitsgesellschaft und einige ganz exquisite Teile für die Flitterwochen.“ Cristobel stellte sich hinter Gabriel und legte ihm die Arme um die Schultern. „Und ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Frau in der Lage ist, mir zu helfen. Bisher hat sie kaum ein Wort gesprochen, Darling!“

Als sie ihn auf den Nacken küsste, entzog sich ihr Gabriel höflich, aber bestimmt.

„Gibt es hier denn sonst keinen, der spanisch spricht?“, gurrte Cristobel. „Ich brauche jemanden, der auf meiner Wellenlänge ist. Die da weiß ja nicht einmal, wie man sich anzieht!“

Alex biss die Zähne zusammen. „Entschuldigen Sie bitte, dass ich bisher so wortkarg gewesen bin …“ Zögerlich ließ sie den Blick über Gabriel gleiten. „… aber für einen Moment, Mr Cruz, Sir, haben Sie mich an jemanden erinnert, den ich einmal gut kannte.“ Dann wandte sie sich an Cristobel. „Ich neige dazu, mich alltagstauglich zu kleiden, aber ich weiß, wo die In-Boutiquen sind.“

„Ich suche nicht nach trendiger, sondern nach stilvoller Bekleidung.“

„Wo man die findet, weiß ich auch.“

„Na, wahrscheinlich muss ich mich mit Ihnen zufriedengeben. Mein Mantel hängt im Schrank.“

Widerwillig holte Alex das Kleidungsstück. Dann eilte sie Cristobel hinterher, die herunterratterte, was sie außerdem brauchte. Dabei hörte Alex nur mit halbem Ohr zu. Noch immer war sie ganz gefangen genommen von der plötzlichen Begegnung mit Lucios Doppelgänger, die so viele ungebetene Emotionen und Erinnerungen in ihr wachrief: wie es gewesen war, mit Lucio zu schlafen, zu lachen, zu reden, bis der Morgen graute, um dann noch einmal mit ihm zu schlafen, sodass sie bei ihrem Aushilfsjob in der Hotelküche wie erschlagen war.

Damals, mit achtzehn, hatte sie nach der Schule ein Jahr ins Hotelfach hineinschnuppern, nebenbei ihr Spanisch aufbessern und auch ein bisschen die Freizeit genießen wollen. Doch dummerweise verliebte sie sich dann in den bestaussehenden, tollsten Mann der Welt. Mit Jungen hatte sie nie Probleme gehabt. Immerhin besaß sie vier Brüder! Sie wusste, wie man auf sie zuging, mit ihnen über Fußball, Rugby und Autos sprach.

Sie hatte auch schon einige feste Freunde gehabt, Bier mit ihnen getrunken und sich Frostbeulen geholt, wenn sie sich ihnen zuliebe mitten im Winter ein Fußballspiel ansah. Aber nichts hatte sie auf Lucio vorbereitet. Er war ein absoluter Traumtyp, sexy und unglaublich männlich, mit rabenschwarzem Haar und dunklen Augen. Kein Junge, sondern ein Mann, der ihr die Unschuld und Unerfahrenheit nahm und sie in die Welt der Erwachsenen einführte.

Nach der sechseinhalbstündigen Shoppingtour mit Cristobel kehrte Alex fix und fertig an ihren Schreibtisch zurück. Die ganze Zeit über hatte sie an Lucio gedacht. Etwas, das sie sich die letzten fünf Jahre verboten hatte. Glücklicherweise musste sie sich nun dermaßen beeilen, um rechtzeitig zu ihrem kleinen Reihenhaus im Westen Londons zu kommen, dass sie die unliebsamen Erinnerungen in der Eile zumindest für einen Augenblick vergaß.

Rasch kramte sie in ihrer großen Handtasche nach ihrer Monatsfahrkarte, um sie nicht in der U-Bahn suchen zu müssen, mit einer Schlange genervter Pendler hinter sich. Da klingelte das Telefon. Sie nahm ab und klemmte den Hörer zwischen Kinn und Schulter, um die Suche fortsetzen zu können.

Gabriel Cruz’ tiefe Stimme, der nur ein leichter Akzent anhaftete, ließ sie in der Bewegung erstarren und gleichzeitig ihren Herzschlag in die Höhe schnellen. Sie hatte bei seiner Verlobten doch nichts falsch gemacht? Dass er sie sprechen wollte, weil er sie von früher kannte, schloss sie inzwischen aus. Er war sicher niemals mittellos gewesen und hatte sich deshalb auch nicht Land auf Land ab mit Hoteljobs über Wasser halten müssen. Gabriel Cruz hatte immer massenweise Geld besessen. Seine Familie konnte ihre Wurzeln bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Das zumindest hatte sie Cristobel entlocken können. Doch als sie nun seine laszive Stimme hörte, fühlte sie sich schlagartig in das kleine Hotel in Spanien zurückversetzt.

„Kommen Sie in mein Büro. Jetzt.“

„Es … Es tut mir leid, Mr Cruz, Sir. Ich bin gerade dabei, Feierabend zu machen. Vielleicht könnte ich ja Montagmorgen gleich zu Ihnen kommen?“

„Wie lange arbeiten Sie schon für mich?“

„Seit drei Wochen“, sagte Alex kleinlaut und sah hektisch zwischen Tür und Armbanduhr hin und her.

„Das ist zumindest lange genug, um zu wissen, dass ich es nicht schätze, wenn meine Mitarbeiter beim Arbeiten auf die Uhr sehen. Und damit wir uns ganz klar verstehen: Das gerade eben war keine Einladung zum Tee, es war eine Anweisung vom Chef.“

„Heute Nachmittag ist alles wunderbar gelaufen. Ich glaube, Ihre Verlobte konnte die meisten Dinge finden, die sie …“

„In mein Büro! Sie haben fünf Minuten.“ Gabriel legte auf und schob den Stuhl zurück. Er ärgerte sich, dass er die ganze Zeit über an Alex gedacht hatte und daran, was zwischen ihnen gewesen war. Dabei hatte er schon viele Frauen gehabt, und es hatte ihm nie Probleme bereitet, sie zu vergessen, sobald sie nicht mehr zu seinem Leben gehörten. Wieso fiel es ihm dann bei dieser Alex so schwer? Etwa, weil sie so unverhofft wieder aufgetaucht war? Oder weil sie als Einzige nichts von seinem Reichtum gewusst hatte? Er vermochte es nicht zu sagen, wusste nur, dass er sich seit dem unerwarteten Wiedersehen am Morgen nicht mehr konzentrieren konnte. Und das vier Monate vor seiner Hochzeit mit Cristobel!

Ungeduldig trommelte er auf die glänzende Schreibtischoberfläche. Es war Freitagabend, kurz vor achtzehn Uhr. Er hatte seine Sekretärin in den Feierabend geschickt. Die meisten Angestellten waren auch schon gegangen. Nur die Mitglieder der Führungsebene arbeiteten noch. Das sollte er auch tun. Aber sein Kopf funktionierte nicht richtig, und das ging jetzt schon seit Stunden so. Deshalb hatte er dann irgendwann einfach die hausinterne Telefonliste überflogen und Alex’ Nummer gewählt. Wenn sie wirklich dachte, er habe lediglich Ähnlichkeit mit jemandem aus ihrer Vergangenheit, musste er diesen Irrtum aufklären. Schließlich arbeitete sie jetzt für ihn, und da hatte man als Chef eine gewisse moralische Verantwortung. Außerdem wollte er Alex unbedingt noch einmal sehen.

Endlich wurde an seine Tür geklopft.

„Herein.“

„Sie wollten mich sprechen.“ Alex spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog, während sie fluchtbereit auf der Türschwelle verharrte.

„Ja.“ Gabriel lehnte sich zurück und musterte sie. Wie wenig sie sich verändert hatte! Wie alt war sie jetzt? Dreiundzwanzig? Vierundzwanzig? Sie kam ihm unheimlich vertraut vor, und er spürte, dass seine Wangen vor Aufregung ein wenig gerötet waren. Eigentlich hatte er gedacht, dass er jede nachhaltige Erinnerung an sie aus seinem Gedächtnis verbannt hätte, aber da hatte er sich wohl getäuscht. Plötzlich sah er alles wieder vor sich, bis hin zum kleinsten Detail. Da waren die winzigen Sommersprossen auf ihrer Schulter, der Duft nach Kernseife und dieses wunderbare Seufzen, wenn er sie am ganzen Körper streichelte. Doch jetzt schüttelte er die Bilder energisch ab.

„Kommen Sie herein, und nehmen Sie Platz. Ich würde Ihnen einen Kaffee anbieten, aber Janet, meine Sekretärin, ist schon gegangen“, sagte er und lächelte entschuldigend.

„Ich … ich kann sowieso nicht bleiben“, stammelte Alex und fragte sich, ob ein Mann in seiner Position nicht einmal in der Lage war, eine Kaffeemaschine zu bedienen.

Gabriel runzelte die Stirn. „Vielleicht haben Sie mich am Telefon nicht richtig verstanden, aber es gefällt mir nicht, wenn jemand beim Arbeiten ständig auf die Uhr sieht.“

„Doch, das habe ich, und ich bin nur allzu bereit, Überstunden zu machen. Aber das muss ich einen Tag im Voraus wissen. Und heute bin ich sowieso schon zu spät dran, um …“

Gabriel machte eine ungeduldige Handbewegung. „Das interessiert mich nicht. Ihre Verabredung wird warten müssen. Es gibt ein paar Dinge, über die wir sprechen sollten.“

„Worüber denn?“

„Sie sagten, ich würde Sie an jemanden erinnern. Erzählen Sie mir von ihm!“

„Wie bitte?“

„Jetzt klammern Sie sich nicht an die Türklinke, als stünden Sie kurz vorm Zusammenbruch. Ich habe Ihnen gesagt, Sie sollen reinkommen und sich setzen.“

Alex fiel es schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Das Blut kochte ihr in den Adern, und irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sich vor ihr der Boden auftat. Trotzdem redete sie sich auch weiterhin ein, dass alles in Ordnung sei. Diese Unterhaltung war unangenehm, aber mehr auch nicht.

„Ich … Ich muss jetzt wirklich gehen, Mr Cruz, Sir. Ich habe … Verpflichtungen. Ich weiß, dass Sie Flexibilität von ihren Angestellten erwarten, aber …“

„Sagen Sie Ihre Verabredung ab! Das ist viel leichter, als Sie denken.“ Er grinste unverfroren, und Alex versuchte, nicht verärgert zu wirken.

„Okay.“ Sie setzte sich zögernd und überlegte, wie sie ihm die Situation erklären könnte, natürlich verbrämt und mit tausend Entschuldigungen.

„Und“, fragte Gabriel ungeduldig, „was ist jetzt mit diesem Kerl, an den ich Sie erinnere?“

„Das ist nicht wichtig. Ich habe gedacht, Sie wollten wissen, wie mein Nachmittag mit Ihrer Verlobten gewesen ist.“

„Gut, nehmen wir das als Ausgangspunkt für unsere Unterhaltung. Sie können ganz offen sein. Das schätze ich an meinen Mitarbeitern.“

Tatsächlich? dachte Alex. Als sie offen gewesen war und gesagt hatte, sie habe jetzt keine Zeit, hatte ihm das gar nicht gefallen. „Der Nachmittag ist gut gelaufen. Ich glaube, Ihre Verlobte konnte einige Besorgungen erledigen, auch wenn sie sehr anspruchsvoll ist.“

„Ich kann mir vorstellen, dass Sie Cristobel ein wenig anstrengend fanden. Was halten Sie sonst von ihr?“

„Es steht mir nicht zu, meine Meinung über sie zu äußern, Sir.“

„Sie müssen nicht ständig ‚Sir‘ sagen. Ihrer Antwort entnehme ich, dass Sie nicht besonders gut mit Cristobel ausgekommen sind, hm?“

„Ich glaube, Ihre Verlobte fand es sehr praktisch, dass ich für sie übersetzen konnte.“ Alex spürte, wie ihr der Schweiß ausbrach. Bestimmt wollte ihr Mr Cruz mit seinen Fragen eine Falle stellen. Aber wie sah die aus? Und wenn sie hineintappte, wäre das dann das Ende ihrer Karriere? Frauen hatten einen großen Einfluss auf ihre Männer. Wenn diese nervtötende Society-Tante beschlossen hatte, sie anzuschwärzen, würde sie sich vielleicht bald einen neuen Job suchen müssen. Aber es kam für Alex nicht infrage, ein einvernehmliches Miteinander zu heucheln, wo es keinerlei Gemeinsamkeiten gegeben hatte. Sie konnte sich auch nicht überwinden, Mr Cruz anzusehen, während sie ihre Antwort formulierte, und hielt den Blick gesenkt. Nicht gerade das Kommunikationsverhalten einer dynamischen neuen Kraft.

Es entstand eine unangenehme Pause, bis Alex wieder aufsah. Als sich ihre Blicke trafen, ging ihr das durch und durch, und die Vorstellung, dass es sich bei diesem Mann womöglich um denselben handelte, der ihr Leben auf den Kopf gestellt hatte, wurde beinah zur Gewissheit.

Autor

Cathy Williams

Cathy Willams glaubt fest daran, dass man praktisch alles erreichen kann, wenn man nur lang und hart genug dafür arbeitet. Sie selbst ist das beste Beispiel: Bevor sie vor elf Jahren ihre erste Romance schrieb, wusste sie nur wenig über deren Inhalte und fast nichts über die verschiedenen Schreibtechniken. Aber...

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