Nacht der Sünde in Rom

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Schockiert erkennt die hübsche Laurel in dem attraktiven Hotelbesitzer, der sie vor einem aufdringlichen Gast rettet, ihre Jugendliebe Cristiano Ferrero wieder. Als Teenager war sie heftig in Cristiano verliebt, doch er wies sie eiskalt ab. Er hielt Laurel und ihre Mutter für berechnend und geldgierig! Jetzt dagegen macht Cristiano ihr einen ungeheuerlichen Vorschlag: Eine einzige Nacht der Sünde soll Laurel mit ihm in seinem Penthouse über den Dächern von Rom verbringen! Hält er sie etwa für käuflich - oder was sind seine Beweggründe?


  • Erscheinungstag 11.09.2018
  • Bandnummer 2353
  • ISBN / Artikelnummer 9783733710408
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Laurel Forrester stürmte aus dem Hotelzimmer und steuerte auf den Lift am Ende des Flurs zu. Sie atmete heftig und stolperte in ihren ungewohnten Schuhen – alberne Stöckelschuhe, auf denen ihre Mutter bestanden hatte.

Sie hörte, wie die Tür der Suite hinter ihr aufgerissen wurde, dann folgten schwere Schritte.

„Komm zurück, du dummes, kleines …“

Entsetzt schnappte Laurel nach Luft, beschleunigte ihre Schritte und rannte um eine Ecke. Die glänzenden schwarzen Türen des Lifts schimmerten vor ihr und versprachen ihr Freiheit.

„Warte, bis ich …“

Sie hörte nicht auf Rico Bavassos Drohungen und drückte mit zitterndem Finger auf den Liftknopf.

Bitte, bitte geh auf. Rette mich …

Bavasso kam um die Ecke. Für einen Mann von fast sechzig Jahren bewegte er sich erstaunlich schnell. Laurel wagte einen Blick zurück und wünschte, sie hätte es nicht getan. Drei diagonale Kratzer verunzierten eine seiner schmalen Wangen. Hellrote Blutstropfen liefen über sein Gesicht.

Bitte, bitte, geh auf.

Was sollte Laurel tun, wenn die Lifttüren sich nicht bald öffneten? Um ihre Sicherheit und ihr Leben kämpfen? Oder schreiend zu Boden gehen und um sich treten? Bavasso mochte zwar älter sein, aber er war groß, stark und wütend.

Endlich öffneten sich die Türen. Laurel sprang in den Aufzug und stieß sich an der hinteren Wand die Schulter an, ehe sie sich aufrappelte. Panisch drückte sie auf alle Knöpfe, um der Hölle zu entkommen, die sich mit Bavassos Forderungen und Handgreiflichkeiten aufgetan hatte. Er hatte beteuert, dass er das bekommen würde, für das er bezahlt hatte. Was ihre Mutter ihm versprochen hatte.

Bei diesem Gedanken stieg bittere Galle in Laurels Kehle auf, und sie schluckte sie herunter. Sie konnte es sich im Moment nicht leisten, darüber nachzudenken. Jetzt ging es ums Überleben. Immer wieder drückte sie auf den Knopf, um die Türen zu schließen, während Bavasso weiter auf den Lift zu gestolpert kam. Ein triumphierendes Lächeln umspielte seinen harten Mund. Seine Fliege war verrutscht, und sein Smokinghemd spannte über der Brust, als er eine Hand ausstreckte, um die Türen offen zu halten. Laurel sackte gegen die Wand zurück, und ihr Herz schlug wie ein wilder Vogel in ihrer Brust.

„Hab ich dich, du kleine Schlampe.“

Laurel riss einen ihrer Stöckelschuhe vom Fuß und schlug damit auf Bavassos Hand, die er nach ihr ausstreckte. Empört heulte der Mann auf und zuckte zurück, seine Handfläche gezeichnet von dem scharfen Absatz. Die Türen schlossen sich, und der Lift fuhr aufwärts.

Laurel war sicher, endlich sicher.

Entsetzt und erleichtert schluchzte sie auf, überwältigt von dem, was passiert war – und was fast geschehen wäre. Ihre Beine zitterten, sie sackte auf den Boden und zog die Knie an die Brust, während sie am ganzen Körper erschauerte.

Das war knapp.

Doch die Gefahr war noch nicht gebannt. Laurel musste immer noch raus aus diesem Hotel, weg von Rom. Bavasso hatte ihre Handtasche in seinem Hotelzimmer, und sein Sicherheitsteam wartete unten im Foyer. Laurel hatte die Männer gesehen, als er Baccarat gespielt hatte. Sie standen da wie Gorillas, mit versteinerten Gesichtern, während ihre Blicke wie giftige Pfeile durchs Casino schossen, auf der Suche nach einer Bedrohung.

Und jetzt war sie eine Bedrohung.

Was würde Bavasso nun tun? Die letzten beiden Tage hatte er sich charmant gegeben, ihr jedoch mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als ihr lieb gewesen war, gemessen daran, dass ihre Mutter ihn als ihre neueste Eroberung sah. Aber er war auch arrogant und stellte Ansprüche, und sie fürchtete, dass er die Sache nicht auf sich beruhen lassen würde. Und was war mit ihrer Mutter? War Elizabeth sicher? Würde Bavasso auf sie losgehen – oder hatte sie die ganze Zeit mitgespielt, wie er angedeutet hatte?

Ich nehme mir nur das, was deine Mutter mir versprochen hat.

Ihre Mutter hätte sie doch bestimmt nicht wie bei einer Auktion verkauft? Wieder schluchzte Laurel auf und bedeckte ihr Gesicht. Sie hätte nie zustimmen sollen, nach Rom zu kommen, um eine Rolle zu spielen, damit sie das bekam, was sie wollte. Und trotzdem hatte sie es getan. Sie hatte abgewogen und war dann zu dem Schluss gekommen, dass es die Sache wert war. Ein letzter Gefallen, dann wäre sie endlich frei. Nur dass sie jetzt nicht frei war und sich nicht annähernd so fühlte.

Die Türen öffneten sich. Laurel hob den Kopf und zuckte zurück, weil sie fast glaubte, Bavasso würde draußen auf sie warten. Aber nein. Der Lift öffnete sich direkt zu den Räumen, die wie eine Privatsuite aussahen und doppelt so elegant und weitläufig waren wie die Suite, aus der Laurel eben geflohen war.

Sie rappelte sich auf und zog am Saum ihres Kleids aus glänzendem silbernem Satin, das ihre Mutter ebenfalls für sie ausgesucht hatte.

Bavasso will eine entzückende junge Frau sehen, die in ihrer Blüte steht, kein schäbiges Mauerblümchen. Er ist ein kritischer Mann, Laurel.

Inzwischen fürchtete sie zu verstehen, was all das zu bedeuten hatte.

Laurel wusste, dass sie nicht im Lift bleiben konnte. Die Türen würden sich wieder schließen und der Aufzug nach unten fahren, zurück zu Bavasso oder seinen Schlägertypen. Und dorthin wollte sie auf keinen Fall. Vorsichtig machte sie einen Schritt nach draußen und betrat einen glänzenden schwarzen Marmorboden. Überall waren deckenhohe Fenster und gaben den Blick frei auf die Ewige Stadt und die Lichter, die in der Dunkelheit funkelten.

Sie entdeckte modern aussehende Sofas aus schwarzem Leder und Chrom. Da der weitläufige Raum nur von ein paar Tischlampen beleuchtet wurde, brauchte Laurel einen Moment, um zu merken, dass sie nicht allein war.

Ein Mann stand mitten im Raum, bekleidet mit einer schwarzen Hose und einem grauen Hemd, das am Hals offen stand. Seine Haare waren schwarz und kurz geschnitten, seine Augen von einem durchdringenden Grau, die gleiche Farbe wie sein Hemd. Seine Arme waren verschränkt, sodass sein beeindruckender Bizeps betont wurde. Er verströmte Macht. Kontrolle. Gefahr.

Laurel stockte der Atem, und sie erstarrte, während Erleichterung und Angst in ihr einen Kampf ausfochten. War es möglich …?

Dann sprach er, seine tiefe Stimme klang autoritär und gleichzeitig sinnlich.

„Hallo, Laurel.“

Überrascht keuchte sie auf, obwohl sie tief im Inneren gewusst hatte, dass er es war. Dass er es sein musste. Dass sie sich seiner so sehr bewusst war, ergab keinen Sinn, weil sie praktisch Fremde waren. Und doch war sie nicht im Geringsten erstaunt.

„Cristiano.“ Sie stieß ein erleichtertes Lachen aus, obwohl sie sich zittrig und schwach fühlte. Vielleicht war er daran schuld, denn er stand da wie ein Pfeiler, die Arme immer noch verschränkt und das Gesicht ausdruckslos im Dämmerlicht. „Gott sei Dank.“

Er hob eine Augenbraue, und sein Blick wanderte über ihr knappes, zerrissenes Kleid. „Die Dinge sind wohl ein bisschen außer Kontrolle geraten?“

Laurel sah auf ihr Kleid und errötete vor Verlegenheit. Das Kleid wirkte anstößig, enthüllte zu viel Bein und Ausschnitt. Ein Träger war zerrissen, sodass es oben noch weiter offenstand. Sie trug keinen BH, nur einen winzigen Slip. Und nach dem harten Blick ihres Stiefbruders zu urteilen, wusste er es, war jedoch nicht beeindruckt.

Tief atmete sie durch und versuchte, ihre Verwirrung zu bezwingen. Am liebsten hätte sie sich hingesetzt, um herauszufinden, wie sie überhaupt hierhergekommen war und was in aller Welt sie als Nächstes tun sollte. „Ich wusste nicht einmal, dass du hier bist.“

„Ach nein?“

„Natürlich nicht.“ Laurel runzelte die Stirn. Erst jetzt wurde ihr Cristianos kühler Ton und sein spöttischer Blick bewusst. Sie erinnerte sich, wann sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Vor zehn Jahren, als sie noch eine dumme Vierzehnjährige und er schon ein Mann von dreiundzwanzig gewesen war. Sie hatte sich ihm praktisch an den Hals geworfen.

„Ich weiß nicht einmal, wo ich bin.“ Sie versuchte zu lächeln, doch ihre Lippen schienen nicht richtig zu funktionieren.

„Du bist im Penthouse vom La Sirena. Mein Privatquartier.“

„Oh.“ Also hatte sie auf diesen Knopf gedrückt? Aber wie hatte sie Zugang bekommen? „Dann bin ich froh, dass die Türen sich hier geöffnet haben.“

„Dessen bin ich mir sicher.“ Er klang spöttisch und belustigt. Als würde er sich auf etwas beziehen, von dem sie eigentlich wissen sollte. Laurel bezweifelte jedoch, dass er darauf anspielte, dass sie als Schulmädchen in ihn verliebt gewesen war. Und dass ihr ungeschickter Versuch, ihn zu küssen – wobei er sie praktisch von sich gestoßen hatte, bevor sie in Kontakt mit ihm kommen konnte – länger als eine Millisekunde in seiner Erinnerung geblieben war. Denn er war völlig unbeeindruckt gewesen.

„Hast du was dagegen, wenn ich mich kurz frisch mache?“, fragte sie. „Ich fühle mich …“ Schmutzig. Aber das musste Cristiano nicht wissen. Denn er sah sie bereits jetzt schon so an, als wäre sie beschmutzt, was sie erneut erröten ließ. Sie wusste, dass sie ein aufreizendes, nuttiges Kleid trug, aber hatte er überhaupt das Recht, sie zu verurteilen? Wenn man bedachte, wie sie sich an diesem Abend verhalten hatte, vielleicht schon.

„Nur zu.“ Cristiano deutete auf einen Flur. „In einem der Badezimmer findest du alles, was du brauchst.“

„Danke“, antwortete Laurel ein wenig hochmütig, um ihre Verwirrung zu überdecken – und ihr Schuldbewusstsein. Hätte sie entscheiden können, unter welchen Umständen sie ihren Stiefbruder wiedersehen wollte, dann sicher nicht unter diesen.

War er wegen ihres Kleids so kühl, oder gab es einen anderen Grund? Nicht, dass sie je eine enge Beziehung gehabt hatten. Oder überhaupt eine. Ihre Mutter war mit deinem Vater drei Jahre verheiratet gewesen, doch Laurel hatte Cristiano in dieser Zeit nur zweimal getroffen. Einmal nach der Hochzeit, als er mit seinem Vater Lorenzo Ferrero eine heftige Auseinandersetzung gehabt hatte und dann davongestürmt war. Das zweite Mal, als sie aus irgendeinem Grund nach Hause gekommen war und in mitleiderregender, kindischer Weise versucht hatte, ihn zu beeindrucken.

Sechs Monate später hatte Lorenzo sich von Elizabeth scheiden lassen. Laurel und ihre Mutter waren zurück nach Illinois gegangen, mit nichts als einer Tasche voll Schmuck, um Elizabeths oft maßlosen Lebensstil zu finanzieren. Ferrero hatte einen wasserdichten Ehevertrag gemacht, doch ihre Mutter liebte es, Geld auszugeben …

Laurel wusste, dass sie für Cristiano eher eine Fremde war, wie umgekehrt auch. Außer dass sie aus Neugier seine Heldentaten in den sozialen Medien verfolgt und sich in den Klatschblättern die meisten Artikel über sein Playboyleben angesehen hatte. Sie war schon immer fasziniert gewesen von diesem Mann.

Jetzt war sie wirklich verblüfft, dass sie in seinem Penthouse war, obwohl es sie nicht überraschen sollte. Schließlich wusste sie, dass das Hotel, in dem sie sich mit Bavasso getroffen hatte, Cristiano gehörte. Sie hatte nur nicht damit gerechnet, ihm tatsächlich zu begegnen.

Sein Mund verzog sich zu einem Lächeln, das jedoch weder amüsiert noch herzlich wirkte. Seine Augen funkelten wie polierte Spiegel, ohne jedes Gefühl. „Wolltest du dich nicht frisch machen?“, fragte er.

„Ja.“ Laurel merkte, dass sie ihn anstarrte. Aber es war schwer, einen Mann, der so attraktiv war, nicht anzustarren. Sein Seidenhemd schmiegte sich an seinen breiten Brustkorb, und die enge Hose betonte seine schmalen Hüften und die muskulösen Beine. Doch hinter diesem beeindruckenden Körper lauerten gefährliche Autorität und latente Sinnlichkeit. Das war der Grund, warum Laurel ihn anstarrte. Und nicht nur das. Fantasien wirbelten durch ihren Kopf und weckten Sehnsüchte, die ihr ganzes Leben lang in ihr geschlummert hatten.

Mit dem leicht geneigten Kopf, den dunklen, geschwungenen Brauen, dem wohlgeformten Mund, der jetzt nur ein harter Strich war, sah er genauso aus wie vor zehn Jahren. Vielleicht war er inzwischen ein bisschen muskulöser, mächtiger. Sie wusste, dass er in den letzten zehn Jahren Millionen durch Immobilien, Casinos und Hotels gemacht hatte und oben an der Spitze stand.

Laut Klatschpresse hatte er unzählige Geliebte gehabt – Hollywood-Schauspielerinnen und europäische Supermodels, die ihn wie teures Zubehör geschmückt hatten. Und wenn man den Zeitschriften glauben konnte, hatte er sie innerhalb weniger Tage wieder abgelegt. Dass sie sich als Teenager so unbeholfen an ihn herangemacht hatte, ließ Laurel jetzt noch innerlich zusammenzucken, obwohl Cristiano sich sicher nicht mehr daran erinnerte. Er hatte sie weggescheucht wie eine lästige Fliege.

Allein die Erinnerung verwirrte sie, und schnell wandte sie sich ab, aus Angst, er könnte ihre Unsicherheit bemerken. „Danke“, murmelte sie noch einmal. Dann hastete sie durch den Flur, um ihre Qual nicht weiter zu verlängern.

Cristiano sah Laurel hinterher, als sie wie ein verängstigtes Häschen durch den Flur eilte. Ein sexy verängstigtes Häschen, das spärlicher bekleidet war, als ihm lieb sein konnte, und das nur einen Schuh trug. Er wandte sich ab. Dass er eine Welle der Erregung verspürte, stachelte seinen Ärger noch weiter an. Er hatte nicht damit gerechnet, so heftig auf sie zu reagieren, vor allem, da er jetzt wusste, wie sie war.

Als er gesehen hatte, wie sie an diesem Abend ins La Sirena geschwebt war, gekleidet wie eine Hure und am Arm eines Mannes, bei dessen Anblick sich ihm die Nackenhaare aufstellten, war er schockiert gewesen. Es war zehn Jahre her, seit er sie das letzte Mal gesehen hatte. Inzwischen sah sie viel erwachsener aus, doch er hatte sie trotzdem sofort wiedererkannt.

Der Augenblick verblüffter Verwunderung hatte sich in tiefe Enttäuschung verwandelt, die ihm wie ein schweres Gewicht im Magen lag, was absurd war. Denn hätte er auch nur eine Sekunde nachgedacht, hätte er gewusst, dass Laurel wie ihre Mutter war – eine feige, unmoralische Frau, die nur auf Geld aus war. Und bekanntlich fiel der Apfel nicht weit vom Stamm.

Deshalb war er so entschlossen gewesen, alle Brücken zu seinem eigenen Vater abzubrechen. Das Letzte, was er wollte, war, die gleichen Fehler wie Lorenzo Ferrero zu machen, einem lächerlichen und stets trügerischen immerwährenden Glück nachzujagen und immer verzweifelter danach zu suchen. Sich benutzen zu lassen, verletzt und erniedrigt zu werden. Und wozu? Für ein Gefühl, das es nicht wirklich gab. Oder das es zumindest nicht geben sollte.

Liebe.

Cristiano schlenderte zum Fenster. Er hatte Laurel im Casino beobachtet, an Bavassos Arm. Ihre Flirtversuche waren übertrieben und zu offensichtlich. Sie mochte vieles sein, aber ganz sicher war sie keine gute Schauspielerin.

Bavasso hatte all das natürlich begierig aufgesaugt und mehr gefordert. Offenbar viel mehr. Denn nachdem Cristiano das Casino verlassen hatte, hatte er von seiner Suite aus die Sicherheitskameras im Auge behalten und gewartet – aber auf was? Er hatte sich wie ein Besessener verhalten, was albern war, doch er konnte nicht anders.

Er hatte sich eingeredet, dass er es wegen der Vergangenheit der beiden Frauen tat. Denn er wusste, dass ihre Mutter eine Diebin war, und er wollte nicht, dass sie einen seiner Gäste übervorteilte, selbst nicht einen so unangenehmen wie Rico Bavasso.

Dann blieb ihm die Luft weg, als er gesehen hatte, wie sie das Casino verließ. Bavasso hielt ihre Hand und zog Laurel förmlich zu den Aufzügen. Doch sie war mitgegangen. Hatte gelächelt. Aus irgendeinem Grund hatte dieses Lächeln einen wunden Punkt in ihm berührt, und er hasste diese Schwäche.

Cristiano wusste nicht, was oben in der Hotelsuite passiert war, aber er konnte es sich leicht vorstellen. Er behielt die Kameras immer noch im Blick und hatte deshalb gesehen, wie sie zu den Aufzügen rannte, als wären die Höllenhunde hinter ihr her. Welches Spiel sie auch immer getrieben hatte, sie hatte sich entschieden, es nicht zu Ende zu führen. Obwohl Cristiano glaubte, dass eine Frau das Recht hatte, Nein zu sagen, wann immer sie wollte, änderte dies seine Meinung über Laurel Forrester nicht im Geringsten.

Auf den Kameras hatte er beobachtet, wie sie auf alle Knöpfe drückte, auch den zu seinem Penthouse. Die Lifttüren zu seinem Penthouse waren immer verschlossen, doch Cristiano hatte nur einen Schalter umgelegt und Laurel damit direkt zu ihm geschickt.

Und nun war sie da.

Die einzige Frage war, was er mit ihr machen sollte?

Mit leicht zusammengekniffenen Augen sah er aus dem Fenster zum Kolosseum, das nachts erleuchtet war. Er hatte Laurel hierhergeführt, weil er sie retten wollte und ein Mann von Ehre war.

Aber so weit ging die Ehre auch wieder nicht. Jetzt, da die Lifttüren wieder geschlossen waren, war der einzige Mensch, vor dem Laurel gerettet werden musste, er selbst.

2. KAPITEL

Laurel warf einen Blick in den ersten Raum, ein luxuriöses Schlafzimmer mit angrenzendem Bad. Dann ging sie auf Zehenspitzen über den dicken weichen Teppich an einem großen Bett vorbei, auf dem eine zerwühlte schwarze Satindecke lag. Hier schlief Cristiano. Sie spürte ihn förmlich im Raum, konnte ihn riechen – dieses würzige Aftershave und noch etwas anderes, deutlich Männlicheres, das ein Feuerwerk in ihrem Bauch entzündete. Doch sie versuchte, nicht darauf zu achten.

Neugierig betrachtete sie das Bett, das Büro und die Aussicht. Es gab keine persönlichen Dinge oder Andenken, keine Fotos oder Krimskrams. Nicht einmal ein Buch. Auch kein Anzeichen, dass eine Frau hier gewesen war. Aber warum sah sie sich überhaupt um? Laurel stürzte zum Bad und verschloss die Tür hinter sich.

Das Bad war genauso elegant eingerichtet wie das Schlafzimmer, und fast genauso groß. Sie entdeckte eine riesige Wanne aus schwarzem Marmor mit goldenen Wasserhähnen und einen separaten Duschbereich, der größer war als ihr Schlafzimmer zu Hause. Dazu zwei Waschbecken. Laurel spürte die Wärme an ihren Füßen und seufzte zitternd auf, erneut überwältigt von den Ereignissen der letzten Stunden.

Der endlose Abend im Casino, während Rico Baccarat gespielt und ihr lüsterne Blicke zugeworfen hatte. Laurel hatte sich eingeredet, dass sie sich diese Blicke nur einbildete. So musste es sein. Bavasso mochte ihre Mutter. Schließlich hatte die gesagt, dass sie auf einen Ring hoffe.

Und dass er mich nicht beachten würde.

Dann dachte Laurel an den Moment, als er sie gebeten hatte, nach oben zu gehen. Sie hatte ihrer Mutter einen verzweifelten Blick zugeworfen. Elizabeth hatte gelächelt und ihr gesagt, dass sie in ein paar Minuten nachkäme und sie zusammen mit Champagner feiern würden. Laurel hatte ihr natürlich geglaubt. Diese Frau war schließlich ihre Mutter. Auch wenn sie die letzten Jahre ein paar fragwürdige Dinge gemacht hatte, würde sie so etwas nie tun.

Laurel schloss die Augen, während sie versuchte, den schmerzlichen Verrat zu verdrängen. Obwohl Verrat eigentlich nicht das richtige Wort war. Denn Elizabeth hatte ihr nichts anderes versprochen als das kalte, harte Bargeld, von dem sie wusste, dass ihre Tochter es brauchte … und Laurel war gewillt gewesen, es anzunehmen. Machte sie das zu einem besseren Menschen als ihre Mutter, die immer auf der Suche nach einem Mann war, der ihren Lebensstil finanzierte?

Mit einem tiefen Atemzug öffnete sie die Augen und zog das Satinkleid aus. Plötzlich überfielen sie so heftige Gewissensbisse, dass sie das anstößige Kleidungsstück mit dem Fuß in die Ecke beförderte.

Aber das reichte nicht. Laurel konnte es immer noch sehen. Mit einem leisen Aufschrei nahm sie es wieder vom Boden auf und zerrte es auseinander. Der dünne Stoff ließ sich leicht zerreißen, und innerhalb von Sekunden waren es nur noch glitzernde Streifen, die sie in den Abfallkorb steckte. Dann wurde ihr bewusst, dass es sehr unvernünftig gewesen war, das einzige Kleidungsstück zu zerstören, das sie hatte. Sollte sie Cristiano in nichts als dem Spitzenslip gegenübertreten? Wohl kaum.

Mit einem Stöhnen drehte sie die Dusche an. Sie musste sich waschen und den Geruch des teuren, süßlichen Eau de Colognes von Rico Bavasso loswerden, bevor sie darüber nachdenken konnte, was sie tun oder was sie anziehen sollte.

Sie trat unter den mächtigen Wasserstrahl, um ihr schlechtes Gewissen wegzuwaschen … wenn es nur möglich wäre. Sie hätte dem Vorhaben ihrer Mutter niemals zustimmen sollen. Ihre Seele nicht für ein fadenscheiniges Versprechen verkaufen sollen, das ihre Mutter vielleicht nicht einmal einhalten würde. Und wenn sie es nicht tat …

Laurels Herz machte einen Satz. Es fühlte sich nicht fair an, dass sie so wenig wollte, so hart arbeitete und trotzdem vielleicht mit nichts zurückblieb. Doch sie wusste, dass es keinen Sinn hatte, deswegen zu jammern. Sie hatte ihre eigenen Entscheidungen getroffen, und es waren nicht immer gute gewesen. Manche waren außerordentlich schlecht gewesen. Irgendwie musste sie aus den Trümmern der letzten Stunden das retten, was sie konnte.

So lange wie möglich blieb sie im Bad und wusch sich schließlich die Haare. Zum Glück hing ein dicker, dunkelblauer Frotteemantel an der Tür, den sie anzog und der sie Gott sei Dank vom Hals bis zum Fuß bedeckte. Sie brauchte diesen Schutz.

Und sie brauchte Zeit, um einen Plan zu entwerfen. Leider hatte sie nur sehr beschränkte Möglichkeiten. Ihre Handtasche, in der sich ihr Geld, ihr Führerschein und ihre Schlüssel befanden, hatte sie in Bavassos Hotelzimmer zurückgelassen. Wenigstens lag ihr Ausweis sicher in der einfachen Pension, in der sie und ihre Mutter wohnten. Aber wie sollte sie dorthin kommen? Was, wenn Bavasso auf sie wartete?

Tief atmete sie durch und entschied, dass es an der Zeit war, die Suppe auszulöffeln. Und sich Cristiano zu stellen … eine Aussicht, bei der sich ihr Magen zusammenzog, auch wenn sie einen Anflug von Vorfreude verspürte. Sie freute sich darauf, ihn zu sehen, freute sich sogar darauf, mit ihm zu streiten, obwohl es nicht so sein sollte.

Die Erleichterung darüber, aus Rico Bavassos Klauen gerettet worden zu sein, war verflogen. Stattdessen wurde ihr unangenehm bewusst, dass es zwischen ihr und Cristiano keine Liebe gab. Ebenso wie zwischen Cristianos Vater und ihrer Mutter. Eine erbitterte Scheidung hatte jede familiäre Bindung zerstört. Aber er würde ihr sicher trotzdem helfen, oder? Ja, er würde einer Frau helfen, die in Bedrängnis war. Ganz bestimmt. Er mochte kühl und distanziert sein, aber er war trotzdem ein Mann von Ehre. Zumindest hoffte sie das.

Da sie nichts mehr zu verlieren hatte, ging Laurel zurück ins Wohnzimmer. Cristiano hatte es sich auf einem der Sofas gemütlich gemacht und seine langen Beine auf einen der Beistelltische gelegt, während er sein Smartphone in der Hand hielt und seine Nachrichten checkte. Als sie den Raum betrat, steckte er es in seine Tasche und erhob sich.

„Fühlst du dich besser?“ Spöttisch hob er eine Braue.

„Ja, danke. Deine Dusche ist wundervoll.“ Sie klang dünn und zittrig, eher wie ein Mädchen als wie eine Frau. Laurel straffte sich. Es war schwer, von einem Mann, der so viel sinnliche Männlichkeit ausstrahlte, nicht geblendet zu sein. Aber sie konnte trotzdem die Kontrolle über dieses Gespräch übernehmen. „Ich muss dich um einen Gefallen bitten.“

Cristiano wirkte nicht überrascht. „Ach?“ Etwas Gefährliches klang in seiner unverfänglichen Frage mit, das Laurel noch vorsichtiger werden ließ.

„Könntest du bitte jemanden von deinem Personal zu meinem Hotel schicken? Ich brauche meine Sachen – meine Kleidung und meinen Ausweis.“ Sie hob das Kinn und zwang sich, seinem spöttischen Blick zu begegnen. „Ich habe vor, Rom so schnell wie möglich zu verlassen.“

Er legte den Kopf schräg. „Dann sind die Dinge nicht zu deiner Zufriedenheit verlaufen?“

Sie konnte seinen hämischen Unterton nicht überhören und errötete. Trotzdem hielt sie seinem Blick stand. „Nein.“

„Rico Bavasso mag es nicht, wenn man seine Pläne vereitelt“, meinte Cristiano nach einem Moment, während er sie weiter so eingehend musterte, dass Laurel das Gefühl hatte, er könnte einfach durch ihren Bademantel hindurchsehen.

„Das dachte ich mir. Deshalb habe ich auch vor, dieses Land zu verlassen.“

„Und du glaubst, das ist so einfach?“

Angst zog ihr den Magen zusammen. „Was meinst du damit?“

„Bavasso ist ein mächtiger und unangenehmer Mensch“, erklärte Cristiano. „Du hast auf das falsche Pferd gesetzt, bella.“

Sie starrte ihn an. Also glaubte er, sie sei eine Schwindlerin, einen Schritt entfernt von einer Prostituierten vielleicht. Wobei sie sich den ganzen Abend mehr oder weniger tatsächlich so benommen hatte, auch wenn es nicht in ihrer Absicht lag, dass die Dinge sich so entwickelten. Scham brannte in ihr. Warum war sie so dumm gewesen, so verzweifelt?

„Du hast kein Recht, mich zu verurteilen“, fuhr sie ihn an. Cristiano war wohl kaum derjenige, auf den sie wütend sein sollte. „Und was soll ich deiner Meinung nach jetzt tun?“

„Dich für eine Weile versteckt halten“, erklärte Cristiano sorglos, als würde ihn all das kaum etwas angehen. Und das stimmte natürlich. Sie mochte ihm zwar in den letzten zehn Jahren im Internet hinterher spioniert haben, aber sie bezweifelte, dass er auch nur einen Gedanken an sie verschwendet hatte.

„Versteckt halten“, wiederholte sie ungläubig. „Wie? Und wo? Ich habe meine Handtasche in seiner Hotelsuite gelassen, und all meine Sachen sind in meiner Pension.“ Sie schnappte nach Luft. „Würdest du bitte jemanden hinschicken, um sie zu holen? Es ist nur ein kleiner Gefallen …“

„Ein kleiner Gefallen? Ich werde wohl kaum jemanden von meinem Personal einer so schwierigen Situation aussetzen, bella.“

„Nenn mich nicht so“, gab sie knapp zurück. Sie wusste, dass er es nicht ernst meinte und fühlte sich verspottet. Und das konnte sie nicht ertragen, weil sie sich durch die ganze Situation schon viel zu verletzlich fühlte.

„Warum nicht?“, fragte er herausfordernd, seine Stimme jetzt weich, verführerisch. „Du bist sehr schön. Ich spreche nur eine Tatsache aus.“ Sein Blick liebkoste sie. Hitze sammelte sich in ihrem Bauch und zwischen den Schenkeln, die sie zu leugnen versuchte.

„Warum ist das schwierig?“, wollte sie wissen und tat so, als würde er keine Wirkung auf sie haben.

„Weil Bavasso ein unangenehmer Mensch ist und er wahrscheinlich allen Probleme macht, die mithelfen, seine Pläne zu vereiteln. Ich bezweifle nicht, dass er sein Sicherheitsteam vor deiner Pension auf dich warten lässt. Wenn jemand auftaucht und nach deinem Zimmerschlüssel fragt, werden sie davon erfahren.“

„Aber könntest du nicht … könnte nicht jemand diskret vorgehen?“

Cristiano verengte die Augen. „Dir scheint es nichts auszumachen, eine unschuldige Person in solch eine Situation zu bringen, aber mir schon.“

Laurel schwankte, als ihr erneut bewusst wurde, in welcher misslichen Lage sie sich befand. Mit weichen Knien ging sie zu dem gegenüberliegenden Sofa und ließ sich darauf fallen. „Was soll ich denn jetzt machen?“, flüsterte sie mehr zu sich selbst, legte den Kopf in die Hände und schloss die Augen.

Cristiano unterdrückte den Anflug von Mitleid, das er für Laurel verspürte. Wie sie dasaß, den Kopf auf die Hände gestützt, während ihre Haare in einem goldbraunen Wasserfall um ihr Gesicht fielen, der Bademantel ein Stück offen, sodass ihre schlanken Beine sichtbar waren … welcher Mann hätte da kein Mitgefühl und Verlangen? Doch auch das unterdrückte er. Weil es im Moment unpassend war. Trotzdem bemerkte er Laurels offensichtliche Reaktion auf ihn mit Interesse. Genauso wie ihren Versuch, es zu verbergen. Aus irgendeinem Grund wollte sie nicht, dass er es mitbekam. Sie hatte auch nicht darum gebeten, bleiben zu dürfen. Welches Spiel trieb sie also?

„Die Antwort ist doch wohl offensichtlich“, bemerkte er, als er zum Fenster ging und sich Roms Skyline bei Nacht ansah. „Du bleibst hier.“

Er warf Laurel einen Blick zu. Sie hob den Kopf, ihre blauen Augen, die die gleiche Farbe hatten wie die sonnenbeschienene Ägäis, geweitet vor Entsetzen. Ihre Haare hingen in feuchten Locken um ihr herzförmiges Gesicht, und ihr Bademantel – eigentlich seiner – war von einer ihrer Schultern gerutscht und enthüllte deren perfekte Form.

„Ich soll hierbleiben?“ Ihre verwirrte Miene wirkte beinahe komisch. Für seinen Geschmack trug sie zu dick auf. Aber warum? Es war doch sicher das, was sie gewollt, was sie sich erhofft hatte. Er war doch wohl eine bessere Wahl als Bavasso! Glaubte sie vielleicht, dass ihre Zurückhaltung ihr Pluspunkte einbringen würde? Oder sogar sein Vertrauen?

Autor

Kate Hewitt

Aufgewachsen in Pennsylvania, ging Kate nach ihrem Abschluss nach New York, um ihre bereits im College angefangene Karriere als Schauspielerin weiter zu verfolgen. Doch ihre Pläne änderten sich, als sie ihrer großen Liebe über den Weg lief. Bereits zehn Tage nach ihrer Hochzeit zog das verheiratete Paar nach England, wo...

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Kate Hewitt

Aufgewachsen in Pennsylvania, ging Kate nach ihrem Abschluss nach New York, um ihre bereits im College angefangene Karriere als Schauspielerin weiter zu verfolgen. Doch ihre Pläne änderten sich, als sie ihrer großen Liebe über den Weg lief. Bereits zehn Tage nach ihrer Hochzeit zog das verheiratete Paar nach England, wo...

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