Sinnlich erpresst von deinen Küssen

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Schockiert sieht Kat, wer ihr neuer Nachbar im eleganten Notting Hill ist: der charmante Promi-Anwalt Flynn Carlyon, der sie schon eine ganze Weile zu umgarnen versucht! Dabei will sie mit dem erfolgsverwöhnten Frauenliebling nichts zu tun haben. Sie beschließt, ihn zu ignorieren, aber das ist unmöglich: Als sie ihn bei einem Unfall leicht verletzt, verlangt Flynn allen Ernstes, dass Kat sich persönlich um ihn kümmert. Glatte Erpressung - aber warum? Um sie zu verführen? Oder was führt dieser gerissene Traummann im Designeranzug im Schilde?


  • Erscheinungstag 20.11.2018
  • Bandnummer 242018
  • ISBN / Artikelnummer 9783733710569
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Ich werde diesen Mann an Tisch neun nicht bedienen“, raunte Kat Winwood auf dem Weg zur Caféküche ihrer Kollegin Meg zu.

Auch wenn sie eine begabte Schauspielerin war … diesem selbstherrlichen, spitzzüngigen Besserwisser bereitwillig zu Diensten zu sein, überstieg Kats Talent-Repertoire.

Andererseits konnte sie es sich nicht leisten, diesen Job zu verlieren – es sei denn, sie bekam die Traumrolle in dem Londoner Theaterstück. Die Rolle, die ihrer Karriere die entscheidende Starthilfe verschaffen würde, sodass sie anschließend niemals wieder kellnern musste.

Meg blickte zu dem Mann hinüber. „Ist das nicht Flynn Carlyon? Der berühmte Promi-Anwalt von Richard und Elisabetta Ravensdale?“

„Allerdings.“ Kat stellte ihr Tablett etwas heftiger als nötig ab und sortierte wütend die Messer in den Spülkorb ein. Flynn Carlyon! Wie hatte er sie bloß aufgespürt? Schon wieder?

Kat wollte um jeden Preis vor ihren Kollegen und ihrem neuen Chef verbergen, dass sie das skandalöse Geheimnis von Richard Ravensdale war. Die Schlagzeilen von Londons Klatschpresse hatten gerade kein anderes Thema als das uneheliche Kind des berühmten Theaterschauspielers, das aus seiner Affäre mit einer Bardame stammte.

Das Kind der Liebe. Von wegen! Die Presse hatte ihr ganz schön zugesetzt, und die vergangenen drei Monate waren ein einziger Ausnahmezustand gewesen. Die pure Folter!

Was hatte Liebe mit ihrer Existenz zu tun? Sie war das Produkt reiner Lust. Das schmutzige kleine Geheimnis, das Richard Ravensdale so dringend aus seinem Leben streichen wollte, dass er sogar dafür bezahlt hatte. Um sie aus seinem Leben zu löschen.

Bis jetzt hatte sie noch niemand bei der Arbeit erkannt. Sie hatte ihr Haar anders gestylt, sodass sie nicht wie auf den Fotos aussah, die in den Zeitungen veröffentlicht worden waren. Sie hatte sogar ihren Namen geändert, damit die Reporter sie in Ruhe ließen.

In den letzten paar Monaten hatte Flynn als Richards Anwalt sein Bestes versucht, um sie dazu zu bringen, glückliche Familie zu spielen. Aber sie wollte ihrem biologischen Vater nicht in die Arme fallen und säuseln: Ich bin so froh, dass ich dich gefunden habe. Nicht in diesem Leben. Oder im nächsten. Wenn Flynn glaubte, sie mit dicken Schecks bestechen oder sie an ihrem Arbeitsplatz einschüchtern zu können, dann würde sie ihn schnell eines Besseren belehren.

Meg starrte Kat mit weit aufgerissenen Augen an. „Kennst du ihn etwa? Persönlich, meine ich?“

„Ich weiß jedenfalls genug über ihn. Zum Beispiel trinkt er einen doppelten Espresso mit einem Glas Wasser dazu – ohne Eis“, antwortete Kat.

„Und du bist sicher, dass du nicht selbst …?“

„Nein.“ Energisch klappte Kat den Geschirrspüler zu. „Absolut nicht. Du kannst ihn gern übernehmen.“

Etwas ängstlich ging Meg auf Flynns Tisch zu, wo er allein mit einer ausgebreiteten Tageszeitung in den Händen saß. Sie wechselten ein paar Worte, und Meg kam mit hochrotem Gesicht zurück und zuckte ratlos die Achseln. „Er meinte, wenn du ihn in den nächsten zwei Minuten nicht bedienst, wird er mit dem Manager sprechen.“

Kat warf ihrem Chef Joe einen Blick zu, der hinter der zischenden, dampfenden Kaffeemaschine stand und eine Liste mit Bestellungen durchging. Wenn sie diese Anstellung verlor, würde sie nie rechtzeitig genug Geld zusammenbekommen, um sich eine eigene Wohnung zu nehmen. Immerhin hatte sie ab heute Abend noch den Job als Haussitter in Notting Hill. Die Bezahlung stimmte, aber es war nur für die nächsten vier Wochen.

Ab ersten Februar war sie praktisch obdachlos, es sei denn, sie fand in der Zwischenzeit irgendwo ein spottbilliges Zimmer. Möglichst sauber und ohne irgendwelches Ungeziefer!

Kat atmete tief ein, drückte die Schultern durch und marschierte mit einem eisigen Lächeln auf den Lippen zu Tisch neun. „Wie kann ich Ihnen helfen?“

Flynns ruhiger Blick überflog ihre starren Gesichtszüge und blieb an dem Namensschild hängen, das über ihrer rechten Brust angesteckt war. „Kathy nennst du dich also?“ Sein Lächeln wurde langsam breiter. Langsam und genüsslich. Es bereitete ihm offensichtlich Vergnügen, ihr auf die Schliche gekommen zu sein.

Vergeblich versuchte Kat, das Kribbeln in ihrem Innern zu ignorieren. „Möchten Sie das Übliche, mein Herr?“, fragte sie leicht spöttisch.

„Aber bitte in einer Tasse“, erwiderte er und nickte. „Nicht verschüttet auf meinem Schoß!“

Er wollte sie provozieren, aber darauf würde sie sich nicht einlassen. „Darf es zum Kaffee noch etwas sein? Vielleicht ein Croissant? Oder Toast mit Rührei? Bacon?“

Sein Mundwinkel zuckte. „Wann hast du Feierabend?“ Wie selbstverständlich duzte er sie.

Kat schenkte ihm einen vernichtenden Blick. „Ich bin hier, um zu servieren. Nicht um Einzelheiten meines Privatlebens zu erörtern.“

Mit einer Kopfbewegung wies er in Richtung der zischenden Espressomaschine. „Weiß dein Chef eigentlich über deine wahre Identität Bescheid?“

„Nein, und das soll auch so bleiben“, antwortete sie hastig und umklammerte ihren Stift fester. „Wenn Sie nun endlich Ihre Bestellung …“

„Richards Agent organisiert diesen Monat eine große Party, um die Karriere deines Vaters zu feiern. Sechzig Jahre im Showbiz, sozusagen ein Rückblick aufs Lebenswerk. Ich will dich dabei haben.“

Sein Tonfall implizierte, dass er immer bekam, was er wollte. Und zwar jedes einzelne Mal.

Aber so leicht würde Kat sich nicht geschlagen geben. „Warum sollte ich ihn feiern, nachdem er meine Mutter während ihrer Schwangerschaft Geld gegeben hat, um mich abtreiben zu lassen?“, fragte sie schonungslos.

Genauso, wie er versucht hatte, Kat für ihr Stillschweigen zu bezahlen, sobald ihre Existenz in der Presse breitgetreten worden war. Wo war er denn gewesen, als sie einen Vater gebraucht hatte? Wie oft hat sie in ihrer Kindheit darum gebetet? Um jemanden, der sie versorgte und beschützte.

Jemanden, der sie liebte.

Richard hatte nicht einmal den Anstand gehabt, von Angesicht zu Angesicht mit ihr zu sprechen, sondern bloß seinen arroganten, auf den eigenen Vorteil bedachten Anwalt Flynn Carlyon geschickt.

„Du verhältst dich unnötig stur“, kommentierte Flynn.

Unnötig? Natürlich war es notwendig, sich ihren Stolz zu bewahren! Etwas anderes war ihr nach dem Tod ihrer Mutter schließlich nicht geblieben.

Kat beugte sich herunter, damit die Gäste an den umliegenden Tischen nicht mithören konnten. „Lies es von meinen Lippen ab: Nein.

Sein Blick aus den eindrucksvollen Augen wanderte zu ihrem Mund, und sein Gesicht war so nah an ihrem, dass sie den herben Duft seines Rasierwassers einatmete. Eine würzige Mischung aus Zitrone und Pinienwald mit einer dunkleren Unternote. Als würden in diesem imaginären Wald gefährliche Schatten lauern …

Er hatte sich vor Kurzem rasiert, aber sie konnte die winzigen Stoppeln entlang seines markanten Unterkiefers und um den Mund sehen – ganz sicher ein Hinweis auf eine starke und fast piratenhaft verwegene Männlichkeit.

Sein Blick fiel auf den V-Ausschnitt ihrer Bluse. Nur die obersten beiden Knöpfe waren geöffnet, aber die Hitze in seinen Augen gab Kat das Gefühl, als ob sie nackt vor ihm stehen würde. Ruckartig richtete sie sich auf.

Bloß nicht seinen Mund anstarren! befahl sich Kat im Stillen.

Er lächelte wieder, als wüsste er genau, welchen Effekt er auf sie hatte. Wie konnte ein Mann, den sie offensichtlich verabscheute, so wunderschöne Lippen haben? Die Art von Lippen, die man nur als sündhaft bezeichnen konnte. Verrucht heiß und sexy. Sie passten perfekt zu seinem hinreißend attraktiven Gesicht mit dem kantigen Kinn.

Der einzige Grund, warum sie so von seinem Mund besessen war, war vermutlich der Anti-Männer-Pakt mit ihrer besten Freundin Maddie Evans. Die Absprache zwischen den beiden, sich auf keinen Mann einzulassen, hatte im November begonnen, und Kat war nur noch einen Monat davon entfernt zu gewinnen. Sie wollte sich selbst etwas beweisen, nicht nur ihrer liebsten Freundin.

Denn auf keinen Fall wollte sie werden wie ihre Mutter, die sich einem Versager nach dem anderen an den Hals geworfen hatte. Sex, der nur der Befriedigung diente, aber schmutzige Fingerabdrücke auf ihrer Seele hinterließ, war nichts für Kat.

Es ging schließlich nur um drei Monate ohne. Kein Problem für sie, zumindest bis jetzt.

Einer der Gäste versuchte, an Kat vorbeizukommen, sodass sie ihren Bauch einziehen und sich an Flynns Tisch pressen musste. Die Berührung mit seinem Knie schickte einen blitzartigen Hitzestrahl durch ihren Körper. Heiß. Sengend. So brennend, dass sie erwartete, in ihrer blickdichten schwarzen Strumpfhose ein eingebranntes Loch zu finden.

Hastig trat sie zurück und zückte ihren Stift. „Also, Espresso? Und Wasser ohne Eis?“

„Er ist dein einziger verbliebener Elternteil“, sagte Flynn unerbittlich.

Kat schickte ihm einen Blick, der die Hölle eingefroren hätte. „Na und? Mit Verwandten wie ihm wäre ich lieber eine Vollwaise.“

Etwas bewegte sich in seinem Gesicht, aber dann kam sein träges, schiefes Lächeln zurück. „Würdest du mir bitte meinen Kaffee holen?“

„Würden Sie bitte ein Nein als Antwort akzeptieren?“

Seine Augen unter diesen dunklen, geraden Brauen funkelten. Fühlte er die gleiche animalische Anziehung zwischen ihnen, tief in seinem Körper? Kat konnte sie jedenfalls spüren. Pure Lust pulsierte in ihrem Blut, wenn sie darüber nachdachte, wie es sich anfühlen würde, nackt unter seinem Körper zu liegen. Oder gegen die Wand gepresst.

Verzweifelt versuchte sie, ihren rasenden Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Ein anderer Gast kam vorbei, aber diesmal drehte sich Kat so um, dass sie Flynn den Rücken zukehrte. Ein großer Fehler. Sie konnte seinen Blick förmlich auf ihrem Po spüren. Er brannte sich durch die Schicht ihrer langweiligen schwarzen Uniform zu den Geheimnissen aus Satin und Spitze, die sich darunter befanden. Schnell wandte sie sich wieder um und merkte, wie ihr die Wärme in die Wangen stieg.

„Gehen wir heute Abend gemeinsam essen?“

Kat stemmte ihre Hände in die Hüften. „Ich nehme an, das ist eine Seltenheit für Sie? Eine Frau, die Sie einfach so abblitzen lässt?“

Das Glitzern in seinen Augen löste ein Kribbeln in ihrem Magen aus. „Nichts reizt mich mehr als eine Herausforderung. Je größer, desto besser.“

Joe kam mit einem Tablett Kaffee herein. „Kathy, arbeitest du auch, oder flirtest du nur mit den Kunden?“

„Tut mir leid, Mr. Peruzzi“, entschuldigte sie sich. „Dieser Gast hat diverse Sonderwünsche …“

„Die Tische sieben und zehn warten auf ihre Rechnungen“, rief Joe. „Ich betreibe ein Café, keine Partnervermittlung.“

Kat lächelte süß, obwohl sie innerlich bebte. „Es gibt wirklich keinen Mann in diesem Raum, mit dem ich mich gern verabreden würde.“

Joe hastete vorbei, und Flynn bemerkte: „Wärst du dann zumindest bereit, mir einen Kaffee zu servieren?“

Sie hielt seinem spöttischen Tonfall stand. „Sie werden niemals gewinnen, Mr. Carlyon. Es ist mir egal, wie viele Jobs das mich kostet. Mir sagt niemand, was ich tun oder lassen soll.“

Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, als hätte er jede Zeit der Welt. „Übrigens, in dieser Toilettenpapieranzeige warst du echt großartig“, spottete er. „Sehr überzeugend.“

Kat spürte, wie ihr Kiefer allmählich verkrampfte. Das Einzige, was erniedrigender war, als einen Job wie dieses Toilettenpapier-Shooting zu machen, waren Leute, die diese peinlichen Fotos gesehen hatten. „Also, nur der Kaffee, oder möchten Sie ein komplettes Frühstück, um Ihre Arterien zu verstopfen?“

Er gab ein tiefes Lachen von sich, das sie erzittern ließ. „Ich nehme Kuchen dazu.“

Sie runzelte die Stirn. Es war erst halb sieben Uhr morgens. Wer aß um diese Zeit schon Kuchen? „Ernsthaft?“

„Ja.“ Er zwinkerte ihr zu. „Keine Sorge, ich werde ihn auch aufessen.“

„Was war das denn gerade?“, fragte Meg, als Kat zurück in die Küche kam. „Du bist dermaßen rot im Gesicht, dass ich die nächsten Pfannkuchen auf deinen Wangen braten könnte.“

„Ich schwöre bei Gott, ich werde explodieren, wenn ich noch einmal in die Nähe dieses Mannes gehe“, stöhnte Kat. „Ich verstehe wirklich nicht, was Frauen in ihm sehen. Was bedeutet es schon, wenn er gut aussieht? Er ist ein unerträglich arroganter Idiot.“

„Also, ich finde ihn hinreißend.“ Megs Gesichtsausdruck sprach Bände. „Er hat diese dunkelbraunen Augen, bei denen man nicht sagen kann, wo die Pupille eigentlich anfängt.“

Seufzend legte Kat ein großes Stück Kuchen auf einen Teller und bedeckte es großzügig mit Sahne. „So, das sollte reichen“, sagte sie zufrieden. „Wenn er davon keinen Herzinfarkt bekommt, weiß ich auch nicht.“

„Ich glaube, mit seinem Herzen ist alles in Ordnung“, antwortete Meg. „Er sieht gesund und knackig aus. Und er ist so groß. Echt stattlich.“

„Ich nehme an, er muss groß sein, um Platz für sein Riesen-Ego zu haben“, murmelte Kat, nahm den Kaffee mit aufs Tablett und ging zurück an seinen Tisch.

„Bitte sehr.“ Sie stellte den Teller, den Espresso und das Glas Wasser vor ihm ab.

Flynn hob eine Augenbraue. „Bekomme ich keine Kuchengabel?“

Kat hob mit gespielter Überraschung die Brauen. „Oh, Sie wissen wirklich, wie man mit Besteck isst? Darauf wäre ich von allein gar nicht gekommen.“

Sein schiefes Lächeln ließ die Schmetterlinge in ihrem Bauch flattern. „Sehr witzig. Du gehörst echt auf die Bühne.“

„Ja, nun, das ist auch der Plan.“

„Und wie geht es damit voran?“

Kat würde ihm garantiert nichts von dem Vorsprechen erzählen, das sie in ein paar Tagen im West End hatte. Die Aufführung Sylvia von A. R. Gurney hätte zu keinem günstigeren Zeitpunkt kommen können. Es war eines ihrer Lieblingsstücke, und sie wusste instinktiv, dass sie für die Rolle des Hundes Sylvia richtig war.

Das Publikum weltweit liebte diese Figur: ein Mensch, der einen Hund spielt. Wenn sie die Rolle bekam und es gut machte, würde das ihre Karriere endlich vorantreiben. Sie wollte die Rolle aber unbedingt aus eigenem Verdienst ergattern, nicht wegen der DNA, die sie mit einem berühmten Schauspieler teilte. Und sie traute Flynn durchaus zu, etwas an Richard Ravensdale zu verraten, der dann für sie Türen öffnen würde, die sie lieber mit ihrem eigenen Talent aufstoßen wollte.

„Ich werde mal die Kuchengabel für Sie holen“, verkündete sie spitz. „Oder wäre Ihnen eine Schaufel lieber?“

Sein regungsloser Gesichtsausdruck verunsicherte sie … elektrisierte sie. „Ich würde dich gern heute Abend sehen.“

„Das wird nicht passieren“, widersprach sie. „Ich bin schon mit einer kleinen Katze verabredet.“

„Ach? Ich wusste gar nicht, dass du ein Haustier hast.“

„Habe ich auch nicht. Aber ich hüte ein fremdes Haus, weil die Agentur, für die ich manchmal arbeite, mir diesen Job heute Morgen angeboten hat. Ihr eigentlicher Haussitter war ausgefallen, und diese Katze ist offenbar zu speziell, um sie in eine Tierpension zu geben.“

Bei dem Wort speziell malte sie mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft.

„Wie lange dauert dieser Job?“

„Einen Monat.“

„Und wo in London?“

Verächtlich warf sie den Kopf in den Nacken. „Warum sollte ich das ausgerechnet Ihnen erzählen? Damit Sie Tag und Nacht auf meiner Türschwelle hocken, um mich zur Familienzusammenführung zu überreden?“

Sein Mundwinkel zuckte. „Dann treffen wir uns wohl irgendwo irgendwann wieder, nehme ich an?“, murmelte er.

Nicht, wenn ich es verhindern kann, antwortete ihr vernichtender Blick. Auf dem Absatz machte sie kehrt und eilte in Richtung Küche.

Flynns Blick folgte Kats rundem Po, bis er hinter der Schwingtür verschwand. In Bezug auf Frauen hatte ihn der Nervenkitzel einer Jagd schon immer erregt, aber diese Jagd war etwas völlig Neues für ihn. Kat Winwood war extrem heiß. Und explosiv wie ein Feuerwerk.

Es war amüsant, den Köder auszuwerfen und sich dann zurückzulehnen, um darauf zu warten, dass sie anbiss. Sie gab vor, ihn zu hassen. Aber hinter dem Feuer in ihren grüngrauen Augen konnte er etwas anderes sehen. Etwas, das sie sehr sorgfältig verbergen wollte. Dieses verräterische Flackern der Anziehung.

Die Art, wie ihre Pupillen sich weiteten, wenn sie ihn betrachtete. Die Art, wie sie mit der Zungenspitze über ihre Lippen fuhr. Die Art, wie sich ihr Blick an seinen Mund heftete, als ob er von einer unsichtbaren, unwiderstehlichen Kraft dorthin gezogen wurde.

Er fühlte ein sinnliches Regen in seinem Körper, wenn er in ihrer Nähe war. Es dauerte länger als sonst, ihr offensichtliches Interesse zu wecken, aber das machte ihn umso entschlossener. Die Herausforderung ließ sein Blut schneller fließen, und es sammelte sich recht zügig in seinem Lendenbereich.

Flynn war es gewohnt, jede zu kriegen, die er wollte. Verabredungen waren für ihn inzwischen langweilig geworden. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal wirklich um eine Frau hatte kämpfen müssen.

Jedenfalls nicht, seit Claire ihre Verlobung gelöst hatte.

Schnell schüttelte er die dunklen Erinnerungen ab, und wollte nicht daran denken, wie verzweifelt er sich damals gefühlt hatte. Wie verzweifelt er sich einen Menschen an seiner Seite und eine eigene Familie gewünscht hatte. Um sich eine Zukunft aufzubauen, die seine traurige Vergangenheit ein für alle Mal verjagte.

Heute war er kein Mann mehr für feste Verpflichtungen. Er war ein Gelegenheits-Liebhaber – nur auf seinen Spaß aus. Auf die Jagd, die Eroberung und die anschließende Unabhängigkeit.

Und jetzt wollte er mit Kat Winwood spielen.

Er wollte ihren sexy Körper spüren, fest um seinen eigenen geschlungen. Und fühlen, wie ihr Mund eine feurige Spur auf seiner Haut hinterließ. Ihre Zunge sollte ihn rasend machen vor Lust. Er wollte diesen süßen, kleinen schottischen Akzent hören, während sie in Ekstase seinen Namen schrie.

Kat machte auf cool, aber wie lange konnte sie das Feuer ignorieren, das zwischen ihnen längst entfacht war?

Vor allem, wenn er ihr bald viel näher sein würde, als sie erwartete.

Sehr viel näher.

2. KAPITEL

Okay, da musste es irgendwo einen Haken geben. Kat schloss die Tür des viktorianischen Herrenhauses in Notting Hill auf, das ihr die Housesitting-Agentur zugewiesen hatte.

Zwar zählte sie sich nicht zu den Pessimisten dieser Welt, aber sie wusste aus Erfahrung, dass manche Dinge zu schön waren, um wahr zu sein. Wie dieser opulente Luxus um sie herum, von dem sie insgeheim träumte, seit sie als Kind im schäbigeren Teil von Glasgow aufgewachsen war.

Duftnoten eines exklusiven Parfums und die Basisnote einer Art ätherischen Öls vermengten sich zu einer sinnlichen Erfahrung, die zur besonderen Atmosphäre dieses Orts beitrug.

Kat schloss die Tür hinter sich, und die überwältigenden Kronleuchter aus Kristall funkelten und klirrten leise im bitteren Januarwind, als wären sie vom eisigen Hauch eines Geistes gestört worden.

Sie ignorierte den schwachen Schauer, der über ihre Kopfhaut kroch. Das war doch lächerlich. Bestimmt spielten ihre Nerven wegen des Vorsprechens nächste Woche verrückt. Beim Gedanken daran bekam sie Magenschmerzen vor Aufregung. Wenn sie die Rolle im West End ergatterte und ihre Karriere endlich Schwung bekam, müsste sie nie wieder kellnern oder fremde Häuser hüten. Sie wäre in der Lage, ihr eigenes luxuriöses Anwesen zu kaufen, anstatt sich im Heim von Fremden herumzutreiben.

Normalerweise waren die Objekte, um die sie sich kümmerte, etwas bescheidener. Nach vier Wochen in einer solchen märchenhaften Umgebung würde es schwer werden, sich wieder umzustellen, sobald sie in ein kleines, schlicht ausgestattetes Zimmer zurückkehrte. Vorausgesetzt, sie hatte Glück und fand eines.

Jemand hatte freundlicherweise die Heizung eingeschaltet gelassen. Vermutlich wegen Monty, der Katze, um die Kat sich ebenfalls kümmern sollte. Sie war kein großer Fan von Katzen und hatte immer Hunde vorgezogen.

Wenigstens schien Monty kein Freigänger zu sein, was bedeutete, dass man keine unangenehmen Kreaturen beseitigen musste, die er von draußen reinschleppte. Außerdem war sie eine Schauspielerin, oder? Sie würde einfach so tun, als würde sie die Katze mögen.

Langsam wanderte Kat auf der Suche nach der Katze durch die Räume. Dabei bemerkte sie die Fotos von dem Ehepaar, das dort lebte. Die Carstairses waren beide Akademiker: die Frau war Ärztin und der Ehemann Staatsanwalt. Und sie hatten zwei hinreißende Kinder, einen Jungen und ein Mädchen, die beide jünger als fünf Jahre waren. Mit ihnen zusammen war das Ehepaar Carstairs nach Australien gereist, um Verwandte zu besuchen, so hatte es die Agenturmitarbeiterin erzählt.

Es war schwer, sich diese Fotos anzusehen und dabei keinen Neid zu empfinden. Kats eigene Kindheit hatte nichts mit dem Leben dieser Sprösslinge gemein. Erstens hatte sie keinen Vater gehabt. Sie hatte jetzt einen, aber das war eine andere Geschichte. Zweitens, ihre Mutter hatte nie so entspannt und zufrieden ausgesehen wie die Frau auf diesen Fotos.

Ihre eigene Mutter hatte den größten Teil von Kats Kindheit damit verbracht, sich mit den falschen Männern abzugeben. Und was exotische Reisen ins Ausland anbelangte … nun, die einzigen Ferien mit ihrer Mutter waren Besuche bei ihren Großeltern in den Äußeren Hebriden auf der Insel Harris gewesen. Aber normalerweise waren sie nie länger als nur ein paar Tage dort geblieben, weil ihre Mutter die von ihren strengen presbyterianischen Eltern gehaltenen Moralpredigten schnell satt hatte.

Kat fand noch mehr Fotos in dem wunderschönen Wohnzimmer, das den noch schöneren Garten zeigte. Der perfekte Ort für Kinder, um an langen Sommernachmittagen zu spielen, oder für zwei Erwachsene, die mit einem Glas gekühltem Wein auf einer Bank saßen und sich über ihren Tag unterhielten, während sie den Kleinen beim Toben zusahen.

Doch momentan war Januar, und das Wetter ließ zu wünschen übrig. Die Regentropfen von draußen rannen an den dreifach verglasten Fenstern herab und funkelten dabei wie Diamanten.

Interessiert betrachtete Kat ein gerahmtes Bild auf einem Mahagonitisch neben dem Fenster. Es war ein Weihnachtsfoto: ein bunt geschmückter Weihnachtsbaum mit haufenweise wunderschön verpackten Geschenken darunter. Derselbe Baum stand immer noch im Wohnzimmer. Ein Punkt auf Kats Aufgabenliste bestand darin, ihn wegzuräumen, bevor die Familie aus dem Urlaub zurückkehrte.

Es befanden sich zehn oder zwölf Personen auf diesem Foto, die Kinder vorne und die Erwachsenen an den Seiten und im Hintergrund. Und darunter war ein Mann, der sich optisch über alle anderen hinwegsetzte. Zitternd nahm sie das Bild in die Hand.

Was hatte er dort gemacht?

Kat biss die Zähne so fest zusammen, dass sie die Spannung in ihren Kiefermuskeln spürte. Hastig stellte sie das Foto zurück, ehe sie versucht war, es gegen die Wand zu schleudern. Dann wandte sie sich vom Fenster ab und tigerte auf dem Teppich umher wie ein Raubtier in Gefangenschaft.

Was tat Flynn Carlyon im Kreis der Familie, für die sie hier einhütete?

Ein beklemmender Verdacht schlich sich in ihr Bewusstsein. Sie hatte es schon ein wenig merkwürdig gefunden, dass die Leute nicht mit ihr am Telefon sprechen wollten, besonders da es noch um ein geliebtes Haustier ging. Aber ihr Vorgesetzter hatte gesagt, ein anderer Kunde hätte sie empfohlen. Nicht nur die Agentur, sondern speziell sie. Namentlich. Welcher angebliche Kunde war das gewesen?

Die Antwort lag auf der Hand. Aber was hatte Flynn bloß vor?

Kat hatte ihm unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass sie nichts mit ihrem Vater zu tun haben wollte. Keinen Kontakt. Keine Gefälligkeiten. Kein Geld.

Sie hatte auch nicht mit der Presse gesprochen, obwohl sie wochenlang verfolgt und belagert worden war. Meistens verkleidete sie sich, wenn sie vor die Tür ging. Sie trug ihr Haar unter einer Mütze verborgen und setzte – trotz des Winters – eine Sonnenbrille auf.

Zum Vorsprechen ging sie unter falschem Namen, um sich von den Ravensdales bewusst zu distanzieren. Sie wollte die Rolle wegen ihres Talents bekommen, nicht wegen ihrer Abstammung. Eine Abstammung, die ihr nur Schmerz bereitete, weil ihr Vater sie all die Jahre verleugnet hatte – bis jetzt. Warum um alles in der Welt sollte sie sich mit dem Mann versöhnen, der ihre Mutter zu einer Abtreibung gedrängt und sie dafür bezahlt hatte?

Was bildeten sich die Ravensdales überhaupt auf ihr Geld ein? Zuerst wollten sie dafür bezahlen, dass Kat nicht geboren wurde, und nun versuchten sie, die verlorene Tochter mit einem Bündel Scheine in die Familie zurückzulocken? Warum konnten sie nicht akzeptieren, dass Kat nichts mit ihnen zu tun haben wollte?

Allerdings war Kat versucht, ihre Halbschwester Miranda zu treffen. Ein komischer Gedanke, plötzlich Halbgeschwister zu haben. Zwillingsbrüder, zehn Jahre älter, Julius und Jake, und dann Miranda, die nur zwei Monate älter war als Kat. Zwei Monate. Dieser Umstand bewies, was für ein skrupelloser Egoist Richard Ravensdale war: traf sich weiterhin mit Kats Mutter, obwohl er sich mit seiner damaligen Ex-Frau Elisabetta Albertini wieder versöhnt hatte. Erneut seine baldige Ex-Frau, wenn man der Boulevardzeitung glauben würde. Hochzeit, Scheidung, wieder Hochzeit und vermutlich jetzt wieder Scheidung.

Aber trotz ihrer Sehnsucht, zu einer richtigen Familie zu gehören, wollte Kat nichts mit ihnen zu tun haben. Nicht einmal mit Jasmine Connolly, der Brautkleiddesignerin, die mit Miranda zusammen in Ravensdene aufgewachsen war. Jasmine war die Tochter des Gärtners und hatte sich kürzlich mit Jake Ravensdale verlobt. Sie schien eine nette, fröhliche junge Frau zu sein, mit der Kat gerne befreundet wäre, würde sie nur nichts mit diesen verflixten Ravensdales zu tun haben!

Andererseits war Kat es gewohnt, ein Einzelkind zu sein. Sie kannte ein Leben ohne Familie, doch sie musste sich noch daran gewöhnen, auch ohne ihre Mutter zu leben. Nicht, dass sie die beste Beziehung gehabt hatten. Kat war immer hin und her gerissen, wenn es um Tage wie den Muttertag ging. Irgendwie passten die hübschen rosa Karten mit ihren blumigen Botschaften und sentimentalen Versen nicht ganz zu dem Verhältnis, das sie zu ihrer Mutter hatte. Während ihrer Kindheit hatte sie sich jedenfalls unaussprechlich einsam gefühlt.

Autor

Melanie Milburne

Eigentlich hätte Melanie Milburne ja für ein High-School-Examen lernen müssen, doch dann fiel ihr ihr erster Liebesroman in die Hände. Damals – sie war siebzehn – stand für sie fest: Sie würde weiterhin romantische Romane lesen – und einen Mann heiraten, der ebenso attraktiv war wie die Helden der...

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