Unser Feuerwerk der Liebe

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Ihr blieb eine Sekunde zum Entscheiden. Sollte sie auf die Stimme der Vernunft hören und kehrtmachen - oder genau das tun, was sie jetzt wollte und sich seinem Kuss hingeben? Der attraktive Unternehmer Ralph Edwards ist Penelopes Rettung. Denn die Eventmanagerin braucht jemanden, der für sie in letzter Sekunde ein spektakuläres Feuerwerk veranstaltet. Es ist ein reiner Businessdeal. Bis nach Mitternacht ein funkelnder Sternenregen vom Himmel fällt und Ralph sie plötzlich zärtlich an sich zieht. Liegt es nur am Champagner, dass sie dabei dieses aufregende Prickeln verspürt? Oder ist sie gerade dabei, sich zu verlieben? Ausgerechnet in einen Mann, der mehr als einmal betont hat, dass er nicht an Happy Ends glaubt …


  • Erscheinungstag 17.01.2017
  • Bandnummer 2267
  • ISBN / Artikelnummer 9783733707200
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Nein?“

Die Empfangsdame schüttelte den Kopf. Ihr Lächeln war höflich, das Kopfschütteln kategorisch. Sie schien sich zu fragen, ob die Kundin vor ihr schwerhörig oder einfach nur schwer von Begriff war. Zudem spiegelte ihr Blick wider, dass diese Bitte jenseits allem Machbaren lag.

Penelope biss sich auf die Lippe. Sollte die zeitraubende Fahrt nach London, die sie trotz ihres vollen Terminkalenders auf sich genommen hatte, umsonst gewesen sein?

Sie entschloss sich zu einem letzten Versuch. „Gibt es denn niemanden, mit dem ich reden könnte?“ Aus Erfahrung wusste sie, dass es deutlich schwererfiel, Nein zu sagen, wenn man dem Kunden gegenübersaß.

„Das wäre sinnlos.“ Das Lächeln der Rezeptionistin wirkte gezwungen, und ihr Ton enthielt Anzeichen von Ungeduld. „Warum versuchen Sie Ihr Glück nicht bei einer kleineren Firma, vielleicht kann man Ihnen dort so kurzfristig aushelfen. Für ein Feuerwerk, wie ‚All Lights on the Night‘ sie veranstaltet, reservieren die Kunden für gewöhnlich Monate im Voraus, nicht eine Woche.“

„Mir bleibt aber nur eine Woche“, entgegnete Penelope gereizt. Die hochnäsige Person ging ihr langsam auf die Nerven. „Die Braut ist ein internationaler Star – haben Sie schon mal von Bridezillas gehört?“

Die Angestellte beäugte sie argwöhnisch. Die Bräute dieser amerikanischen Fernsehserie flippten für gewöhnlich regelmäßig aus – beabsichtigte die Kundin etwa, ihrem Beispiel zu folgen?

„Ich verstehe sehr gut“, erwiderte sie besänftigend. „Leider kann ich Ihnen wirklich nicht weiterhelfen. Ich schlage vor, dass Sie in Zukunft online einen Termin mit einem unserer Verkaufsberater vereinbaren, um Einzelheiten zu besprechen und …“

„Ich brauche keinen Verkäufer, ich will mit dem Geschäftsführer reden. Ihrem Boss, was auch immer.“ Penelope richtete sich zu ihrer vollen Größe auf, insgeheim dankbar für die zusätzlichen zehn Zentimeter ihrer unbequemen High Heels.

„Sie meinen, mit Ralph Edwards?“ Ungläubig zog die Angestellte die Brauen hoch. „Mr. Edwards ist Generaldirektor eines internationalen pyrotechnischen Unternehmens, das unter anderem das Feuerwerk auf der Brooklyn Bridge in New York am vierten Juli und das Neujahrsfeuerwerk im Hafen von Sydney veranstaltet, Ms. Ich bezweifle sehr, dass er Zeit für Sie hat.“

„Und warum nicht?“, fragte eine interessierte Männerstimme.

Der Effekt dieser Stimme auf die Empfangsdame war erstaunlich: Sie erblasste, machte den Mund auf und gleich wieder zu.

Penelope drehte sich um. Der Mann hinter ihr hatte dunkles, leicht zerzaustes Haar, trug verwaschene Jeans und – sie blinzelte – Cowboystiefel. Einer der Verkaufsberater?

„Sie … sie hat keinen Termin“, stammelte die Rezeptionistin. „Sie kam, um ein Feuerwerk für eine … äh … Hochzeit zu buchen.“

Der Mann wandte den Kopf und musterte Penelope. Unwillkürlich fuhr sie mit der Hand über den schmalen Minirock, obwohl sie wusste, dass er keine Falten schlug. Anschließend strich sie eine nicht vorhandene Strähne des straff geflochtenen Haars aus dem Gesicht.

„Herzlichen Glückwunsch“, sagte er. Das Timbre seiner Stimme war tief und angenehm rauchig.

„Wozu?“ Gratulierte er ihr zur Wahl dieser Firma?

„Zu Ihrer Vermählung.“

„Oh! Um meine Hochzeit handelt es sich nicht.“ Dieser Tag lag in weiter Ferne, der Mann ihrer Träume existierte noch nicht. Wie könnte er auch, wenn sie keine Ahnung hatte, wie sie ihn sich eigentlich vorstellte? Und dazu musste sie erst herausfinden, wer sie selbst war und was sie konnte. Das Einzige, wovon sie im Moment träumte, war eine erfolgreiche Karriere. Unabhängig sein, ihren eigenen Weg gehen. Wenn man es recht bedachte, war dies gerade ihr erster Schritt in die ersehnte Richtung und das Feuerwerk eine der Voraussetzungen.

„Ich bin Eventmanagerin“, fuhr sie fort. „Meine Kundin ist es, die heiratet.“

„Ich verstehe.“ Der Funke höflichen Interesses erlosch. „Dann sind Sie bei uns am richtigen Ort. Ich bin sicher, Melissa kann Ihnen beim Buchen behilflich sein.“

Melissa hüstelte. „Das Feuerwerk soll nächsten Samstag stattfinden, Mr. Edwards.“

Mr. Edwards? Der Generaldirektor des Großunternehmens mit internationalem Ruf kam in verwaschenen Jeans und Cowboystiefeln zur Arbeit? Sie war eindeutig overdressed. Sei’s drum, hier war ihre Gelegenheit zu einem persönlichen Gespräch.

Eine knappe Gelegenheit, ganz offensichtlich: Penelope erhaschte den Blick, den er dieser Melissa zuwarf, bevor er Anstalten zum Gehen machte.

„Selbstverständlich, Mr. Edwards“, flötete die Empfangsdame. „Ich gebe ihr eine Liste der Firmen, an die sie sich wenden kann.“

„Ich will keine andere Firma“, entgegnete Penelope heftiger als beabsichtigt. „Ich will die beste, und angeblich ist das Ihre, oder?“

Dumme Frage. Ein Blick auf die Fotowand hinter dem Schreibtisch der Angestellten genügte – das abgebildete Feuerwerk war ein pyrotechnisches Meisterwerk, atemberaubend in Farbe und Form.

„Das ist sie“, bestätigte der Mann mit einem kaum merklichen Zucken der Mundwinkel.

Penelope krauste die Stirn. Anscheinend genoss er die Situation – auch in den sehr dunklen Augen blitzte es verdächtig. Sie sind schwarz wie die Nacht, ging es ihr unwillkürlich durch den Sinn, und den Bruchteil einer Sekunde setzte ihr Pulsschlag aus, bevor er sich beschleunigte. Oje … Jetzt half nur eins – tief durchatmen und zum Angriff übergehen.

„Wie ich höre, spezialisieren Sie sich auf Mega-Shows. Aber der vierte Juli oder Neujahr kommen nur ein Mal pro Jahr, somit sind Sie doch sicherlich auch an weniger grandiosen Veranstaltungen interessiert.“ Sie lächelte gewinnend. „Bei dem Event, von dem ich rede, handelt es sich um eine Prominenten-Hochzeit. Für Sie wäre die damit verbundene Publicity gratis, und mir täten Sie einen riesengroßen Gefallen.“ Sie zögerte. „Eine Win-win-Situation, wenn man so will.“

Er zog eine Braue hoch – bedeutete es, dass er sie anmaßend fand oder von ihrem Geschäftssinn beeindruckt war?

Melissa hüstelte erneut. „Mr. Edwards, Ihre Vorstandssitzung beginnt in fünfzehn Minuten.“

„Geben Sie mir zehn, Mr. Edwards, mehr brauche ich nicht“, sagte Penelope forsch. „Bitte.“

Sie erinnerte ihn an Lady Di: perfekt gekleidet, perfekt frisiert, perfekt geschminkt. Nur die Augenfarbe stimmte nicht – ihre Augen waren braun. Und aufzutreten wusste sie auch.

Rafe schob den Gedanken beiseite. Die Frau war eine Karrierefrau. In der eleganten Ledermappe befanden sich garantiert ellenlange Checklisten und rechtsverbindlich einwandfreie Vertragsabschlüsse. Sie war der Typ Frau, um den er normalerweise einen großen Bogen machte. Umso weniger verstand er, weshalb er sie in sein Büro gebeten hatte. Um Melissa eine Lektion im Umgang mit Kunden zu erteilen? Wahrscheinlich wegen des erstaunten Blicks, als er ihr zur bevorstehenden Hochzeit gratulierte.

Seine Reaktion wäre die gleiche gewesen, hätte jemand vermutet, er wäre im Begriff, den Ehehafen anzusteuern. Wenn überhaupt, so hatte er damit absolut keine Eile. Wohingegen sie ganz den Eindruck machte, als hätte sie bereits die Namen für die zukünftigen Kinder parat. Erstaunlich, dass sie noch ledig war. Sie trug keinen Ehering, wie er mit einem Blick auf ihre linke Hand feststellte. Andererseits hatte das heutzutage kaum Bedeutung.

Oder lag es am Ton ihrer Stimme, als sie um ein kurzes Gespräch mit ihm bat? Die dringliche Note war ihm nicht entgangen – vielleicht war er, genauer gesagt „All Lights on the Night“, ihre letzte Hoffnung …

Rafe öffnete die Tür seines Penthouse-Büros und ließ sie vorausgehen. „Bitte nehmen Sie Platz.“ Er deutete auf die Polstergarnitur und den Couchtisch vor der Fensterwand, von wo man einen fabelhaften Blick auf Wimbledons Golfplatz genoss.

Anscheinend entging ihr die einladende Geste, denn sie blieb stehen, um das Objekt in der Mitte des weitläufigen Raums zu begutachten: ein auf Hochglanz polierter Stahlzylinder in zwei Hälften, umringt von züngelnden Flämmchen, auf einem Sockel aus Granit. Dass sie das Kunstwerk beeindruckte, verschaffte ihm eine gewisse Genugtuung, denn es war einer seiner eigenen Entwürfe.

„Sie sind Ms. …?“

„Collins. Penelope Collins.“

„Rafe Edwards.“ Er reichte ihr die Hand. „Setzen wir uns.“ Er ließ sich auf der Armlehne eines Sessels nieder, sie am äußersten Rand der gegenüberstehenden Couch. Die Beine parallel, nicht gekreuzt.

Nicht übel, dachte er anerkennend, aber warum zupft sie ständig an ihrem Rocksaum? Aus Koketterie oder Nervosität?

Er räusperte sich. „Es geht also um die Hochzeit von zwei Prominenten“, begann er.

Penelope nickte. „Sagt Ihnen der Name Clarissa Bingham etwas?“

Rafe schüttelte den Kopf. „Nie gehört.“

„Sie kommt aus Loxbury und wurde mit einer Realityshow im Fernsehen berühmt. Sie heiratet einen Fußballstar – Blake Summers.“

„Sein Name ist mir ein Begriff.“

„Ihre Hochzeit ist ein gesellschaftliches Ereignis, zu dem über sechshundert Gäste erwartet werden. Wir hatten großes Glück mit dem Veranstaltungsort. Loxbury Hall ist ein …“

„Auch der Name ist mir ein Begriff.“

Penelope blinzelte. Loxbury war eine verschlafene Kleinstadt in Südengland, zwischen Southampton und London, das gleichnamige Schloss aus dem achtzehnten Jahrhundert die einzige Attraktion, aber lediglich im Umkreis bekannt.

Ms. Collins’ Überraschung war offensichtlich, aber Rafe sah keinen Grund, sie mit gewissen Einzelheiten vertraut zu machen.

„Blakes und Clarissas Hochzeit ist möglicherweise die letzte in Loxbury Hall“, fuhr Penelope fort. „Das Gut wurde kürzlich verkauft, und was der neue Besitzer im Sinn hat, ist ungewiss.“

„Verstehe …“ Er nickte abwesend, mit den Gedanken ganz woanders. Penelope Collins mochte nicht sein gewöhnlicher Typ sein, aber ihr goldblondes Haar und die makellose Haut waren durchaus anziehend. Hätte sie blaue Augen gehabt, hätte man sie eine klassische Schönheit nennen können. Andererseits war die Kombination aus blondem Haar und braunen Augen von ungewöhnlichem Reiz, ebenso ihr goldbrauner Teint. Sie war von zierlicher Gestalt – ohne die lebensgefährlichen Stilettos seiner Schätzung nach knapp über eins sechzig –, ihr Outfit elegant, aber nicht hip. Wahrscheinlich ist ein trockener Martini mit Olive ihr bevorzugter Drink, ging es ihm durch Sinn. Nein, eher Gin Tonic …

Rafe nahm sich zusammen. „Ich bitte um Verzeihung – was sagten Sie?“

„Dass Loxbury Hall der ideale Rahmen für ein Feuerwerk ist. Der Ballsaal hat eine Terrasse, die auf den See hinausgeht. Die Presse ist übrigens auch vertreten, unter anderem ein bekanntes Magazin. Ich könnte veranlassen, dass Ihre Firma in der Berichterstattung namentlich erwähnt wird.“

„Sehr liebenswürdig, aber aufgrund unserer Mega-Events und Auszeichnungen für Spezialeffekte vonseiten der Filmindustrie sind wir bestens bekannt. Ich schlage vor, Sie wenden sich an eine der kleineren Firmen, die sich auf Hochzeiten und Geburtstagspartys spezialisieren und obendrein …“

„Das genügt mir nicht“, unterbrach Penelope heftig. „Das Feuerwerk muss spektakulär sein. Das Beste vom Besten!“

Rafe betrachtete sie nachdenklich. Wie er in seinen Anfängen schien auch sie nur eins im Auge zu haben – es ganz nach oben schaffen. Wie viel Einsatz und Durchhaltevermögen das erforderte, wusste er aus eigener Erfahrung.

„Ist diese Hochzeit Ihr erstes bedeutendes Event?“

Penelope errötete. „Ich … ich bin keine Anfängerin, Mr. Edwards. Seit Jahren leite ich ein Cateringgeschäft, nicht groß, aber erfolgreich. Der Umstieg auf Eventmanagement hingegen ist tatsächlich neueren Datums.“

„Mit anderen Worten, die Hochzeit ist Ihre erste Großveranstaltung.“

Penelope versteifte sich. Was wollte er damit andeuten? „Alles läuft wie am Schnürchen. Die Vorbereitungen für Trauungszeremonie und Empfang sind so gut wie abgeschlossen, einschließlich Catering, Dekor und Unterhaltung. Clarissa ist überglücklich mit ihrem Brautkleid, die Presse mit dem Veranstaltungsort. Und für den Ball haben wir die beste Band im ganzen Umkreis unter Vertrag: Diversion. Von der haben Sie doch sicher schon gehört.“

Unwillkürlich hielt Rafe den Atem an. Noch ein Zufall? Die Sache wurde langsam unheimlich.

„Wie gesagt, alles lief bestens, bis mir Clarissa heute Morgen ankündigte, dass sie sich als Finale ein Feuerwerk wünscht. Als ich zu bedenken gab, dass es mit der Buchung so kurzfristig Probleme geben würde, ist sie ausgerastet.“

Schwierige Kunden und wie sie sich aufführten, wenn ihre Wünsche nicht erfüllt wurden, kannte Rafe zur Genüge. Ms. Collins bekam davon also gleich beim ersten Event einen Vorgeschmack. Kein Wunder, dass ihre Stimme bebte – kaum hörbar, aber er hatte ein feines Ohr. Anscheinend war sie verletzlicher als ihr selbstsicheres Auftreten vermuten ließ. Er verspürte eine weiche innere Regung, gefolgt von einem ebenfalls kaum hörbaren Warnsignal.

„Sie … sie erlitt einen Weinkrampf und drohte, die Hochzeit ganz abzusagen“, fuhr Penelope stockend fort. „Ich versprach ihr, dass ich … dass ich mich umsehen würde.“

„Und sind schnurstracks zum renommiertesten Feuerwerksveranstalter gekommen. Ich muss sagen, ich bewundere Ihren Stil, Ms. Collins.“

„Ich verstehe, dass ich Unmögliches verlange, Mr. Edwards, aber wenigstens kann ich ihr beweisen, dass ich es versucht habe. Vielleicht können Sie mir jemanden empfehlen, der … dem man diesen Job anvertrauen kann. Blamieren will ich mich auf keinen Fall.“

Rafe schwieg. Sicher, Namen hatte er parat, aber keine der seriösen Firmen würde so kurzfristig einspringen.

„Machen Sie sich eine Vorstellung von der Arbeit, die für ein anständiges Feuerwerk erforderlich ist, Ms. Collins?“

Sie schüttelte den Kopf und kaute an der Unterlippe. Im Stillen fragte er sich, ob sie ihn mit der kindlichen Geste erweichen wollte oder ob sie doch nicht so tough war, wie sie sich gab.

„Langfristiges Planen ist aus verschiedenen Gründen eine Notwendigkeit. Zunächst müssen Budget, Thema und Länge der Show mit dem Kunden vereinbart werden, und das geschieht nicht in einer einzigen Sitzung.“

„Das Budget spielt keine Rolle.“

„Sind Sie sicher? Wir reden von über tausend Pfund pro Minute.“

„Ganz sicher.“ Es klang zuversichtlich, aber die kurze Schluckbewegung in ihrer Kehle war Rafe nicht entgangen.

„Das Feuerwerk wird zu Musikbegleitung gezündet. Zu welcher, entscheidet der Kunde. Sie muss zusammengeschnitten und mit den jeweiligen Raketen abgestimmt werden, bevor der endgültige Soundtrack zusammengestellt ist und eingespielt werden kann.“

All das hatte er vor langer Zeit allein bewerkstelligt, manchmal in weniger als einer Woche. Viele schlaflose Nächte hatte es ihn gekostet, aber gelohnt hatte es sich allemal. Denn heute war er, wo er sein wollte.

„Die Feuerwerkskörper müssen ausgewählt und beschafft werden. Eine Karte des Geländes mit den verschiedenen Zündpunkten muss erstellt werden, wobei bestimmte Sicherheitsvorschriften zu beachten sind, zum Beispiel Mindestentfernung von hundert Metern zwischen Publikum und Zündort. Eine offizielle Genehmigung der zuständigen Behörde ist erforderlich, und so weiter und so weiter. Alles, bevor die Raketen installiert und mit einem elektrischen Zündsatz versehen werden. Zum Schluss die endgültige Überprüfung, um sicherzugehen, dass sie am richtigen Platz installiert und zeitlich in der richtigen Sequenz für die Show programmiert sind.“

Penelope schwieg eine Weile. „Ich hatte keine Ahnung“, gestand sie schließlich. Es klang deprimiert. „Es tut mir leid, dass ich …“ Sie stand auf. „Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mir alles zu erklären.“

Die Tür wurde geöffnet, und Melissa steckte den Kopf ins Büro. „Mr. Edwards, der Vorstand wartet im Konferenzsaal.“

Rafe erhob sich ebenfalls, und als sie sich die Hand reichten, hielt er die ihre einen Moment länger, als Höflichkeit es erforderte. Weil er wusste, wie einem bei einer Niederlage zumute ist? Oder weil ihre Begeisterung ihn daran erinnerte, mit wie viel Enthusiasmus er früher selbst erledigte, wofür er heute einen Stab von Experten beschäftigte?

Niemand hinderte ihn daran, es erneut selbst in die Hand zu nehmen, wenn ihm der Sinn danach stand. Er war der Boss, er konnte tun, was er wollte.

Blieb die Frage, ob ihm der Sinn danach stand? Die Antwort lautete: Ja.

Er hatte erreicht, was er hatte erreichen wollen – Ansehen, Erfolg, Reichtum. Aber nicht zum ersten Mal überkam ihn auch jetzt wieder das Gefühl, dass irgendetwas in seinem Leben fehlte. Und das beste Mittel, um herauszufinden, was er übersehen oder unterwegs verloren hatte, war immer noch, den damals eingeschlagenen Weg Schritt für Schritt zurückzugehen, bis zu den Wurzeln seiner Karriere als Pyrotechniker.

„Ms. Collins?“

„Ja?“

„Ich glaube, ich kann Ihnen weiterhelfen.“

„Mit einem persönlichen Empfehlungsschreiben an einen Ihrer Kollegen?“ Hoffnungsvoll sah sie zu ihm auf.

Rafe stellte fest, dass das Braun ihrer Augen schwarz umrandet war, was ihrem Blick diese Tiefe verlieh.

„Nein. Ich überlege, ob ich die Show nicht selbst organisieren möchte, im Alleingang sozusagen.“

Hörbar stieß sie den Atem aus. „Aber nach dem, was Sie sagten, war ich der Ansicht …“

„Am Ablauf ändert sich nichts. Und ob es machbar ist, hängt von der Kooperation Ihrer Kunden ab, insbesondere, ob ihnen die vorrätigen Feuerwerkskörper zusagen. Thema und Musik der Show sowie die Geländebesichtigung müssten aber bereits morgen entschieden werden.“

„Kein Problem, ich kümmere mich darum“, versicherte Penelope atemlos. „Welche Uhrzeit passt Ihnen am besten?“

Ihr Eifer war rührend. „Morgen ist Samstag“, überlegte er laut. „Eine größere Sache steht momentan nicht an, und über meinen Zeitplan bestimme ich selbst. Wann passt es Ihren Kunden?“

„Wir … wir sind den ganzen Tag in Loxbury Hall. Am Vormittag ist eine Tanzstunde für Clarissa und Blake vorgesehen, am Nachmittag eine Probe der Trauungszeremonie. Kommen Sie, wann immer Sie möchten. Soll ich Ihnen eine Wegbeschreibung zukommen lassen?“

„Das ist nicht notwendig. Zufällig bin ich mit dem Anwesen und seiner Umgebung vertraut, was mir die Arbeit erleichtern wird.“

Beim Verlassen des Gebäudes fiel Penelopes Blick unweigerlich auf die imposante Fotowand am Empfang. Farben und Formen der dargestellten Feuerwerke waren wirklich traumhaft. Ein Traum, der in einer Woche Wirklichkeit wird, dachte sie glücklich, und ihr war, als hörte sie bereits das Explodieren der Feuerwerksraketen …

Ralph Edwards mochte zwar in verwaschenen Jeans und Cowboystiefeln herumlaufen, aber von Pyrotechnik verstand er eine Menge. Sein Feuerwerksfinale würde Clarissas und Blakes Hochzeitsempfang zur Sensation des Jahres machen, und in Zukunft würde man sich um ihre Dienste als Hochzeitsplanerin reißen. Eine glänzende Karriere als Eventmanagerin war ihr so gut wie sicher. Dann konnte sie frei entscheiden, wie sie den Rest ihres Lebens verbringen wollte. Wie, wo und mit wem …

Die Straßen waren genauso verstopft wie auf der Herfahrt, was bedeutete, es würde über zwei Stunden dauern, bevor sie ihre Wohnung in Loxbury erreichte. Wollte sie die liegen gebliebene Arbeit noch vor dem Schlafengehen erledigen, stand ihr eine kurze Nacht bevor. Doch was machte das schon? Und die lange Fahrt würde sie dazu nutzen, den morgigen Tag noch einmal ganz genau durchzugehen, damit es keine Pannen gab. Zumindest keine größeren.

Doch leider blieb es bei dem löblichen Vorsatz. Das Einzige, woran sie die ganze Zeit denken konnte, war das Feuerwerk. Loxbury Halls ländliche Umgebung garantierte einen nachtschwarzen Himmel ohne Straßenbeleuchtung – der ideale Rahmen für ein Feuerwerksfinale. Selbst die Bewohner des benachbarten Städtchens – ihrem Heimatort – würden sich daran erfreuen können …

Während zu beiden Seiten Dörfer, Wiesen und Felder vorbeizogen, kehrten Penelopes Gedanken unweigerlich zu dem Mann in Cowboystiefeln zurück, der eine Woche lang ihr Arbeitskollege sein würde. Männern wie ihm ging sie normalerweise instinktiv aus dem Weg. Aber wenn er dazu beitragen konnte, ihre Karriere ins Rollen zu bringen, würde sie dieses Mal eine Ausnahme machen.

Genau genommen konnte sie es kaum erwarten, mit ihm zusammenzuarbeiten.

2. KAPITEL

„Non, Monsieur Blake, non! Wenn Sie sich stehend vorlehnen, verlieren Sie das Gleichgewicht, und Madame und Sie landen auf der Tanzfläche. Treten Sie einen Schritt zur Seite, beugen Sie das Knie. Dann, mit dem Arm um die Taille Ihrer Braut, neigen Sie sich vor und die Braut dabei leicht nach hinten, nicht so wie eben. Den Rücken halten Sie dabei gerade, nicht krumm.“

Abrupt ließ Blake Summers seine zukünftige Braut los, aber Clarissa packte ihn beim Arm. „Untersteh dich! Wenn du ständig davonläufst, lernen wir es nie.“

Blake befreite sich entschieden von ihrem Griff. „Tut mir leid, Süße. Wie oft muss ich dir noch sagen, dass ich nicht tanzen kann? Mir reicht’s, ich habe genug.“

„Aber das ist unser Hochzeitstanz!“ Ihre Stimme bebte – ein untrügliches Zeichen, dass sie gleich in Tränen ausbrechen würde. „Jeder im Saal wird uns zuschauen und Fotos machen.“

„Fotos, Fotos …“ Ein Muskel pochte an seiner Schläfe, und er warf zornig die Arme in die Luft. „Hätte ich geahnt, was mir hier bevorsteht, hätte ich mir die Hochzeit zweimal überlegt.“

„Wie kannst du nur …!“ Aufschluchzend schlug Clarissa die Hände vors Gesicht. Penelope seufzte – am liebsten wäre sie dem Beispiel ihrer Kundin gefolgt.

Pierre, der Tanzlehrer, trat neben sie und gab mit einer typisch französischen Geste zu verstehen, dass er genug hatte.

„Was ist daran so kompliziert?“, murrte er. „Seit über einer Stunde üben wir und sind immer noch bei den ersten zwanzig Sekunden des Songs. Wissen Sie, wie lang John Legends Version von ‚All of Me‘ dauert? Über fünf Minuten! Fünf Minuten und acht Sekunden, um genau zu sein. C’est une torture.“

Schuldbewusst wandte sich Blake seiner Braut zu. „Entschuldige, Liebling, so war es nicht gemeint.“ Er nahm sie in die Arme. „Was ich sagen wollte, ist, wir hätten standesamtlich heiraten oder einfach durchbrennen können, dann wäre uns das ganze Theater erspart geblieben.“

„Du lügst! Du hast es gemeint.“ Sie schob ihn von sich und drehte ihm den Rücken zu. „Du willst mich nicht heiraten, das ist es.“

„Natürlich will ich das, Süße. Ich liebe dich, ich bete dich an.“

Clarissa schluchzte noch heftiger.

Höchste Zeit einzugreifen, dachte Penelope ergeben. Sie ging auf die beiden zu und legte der Braut einen Arm um die Schultern. „Kein Grund zur Aufregung. Wir brauchen nur eine kleine Pause. So kurz vor dem großen Tag wäre jeder gestresst, da ist es kein Wunder, dass hin und wieder jemand die Nerven verliert.“

Clarissa schluchzte noch einmal.

„Den Tanz kriegen wir schon noch hin, wir haben noch eine ganze Woche. Ein paar einfache Schritte, ein paar Drehungen, und die werden wiederholt, bis der Song zu Ende ist. Habe ich recht, Pierre?“

Pierre zuckte die Schultern. „Nicht mehr und nicht weniger.“

Mit einem ermutigenden Lächeln wandte sich Penelope dem Bräutigam zu. „Das schaffen Sie doch, Blake, oder? Frauen finden tanzende Männer sehr sexy, wussten Sie das nicht?“

„Tanzen ist was für Schwächlinge“, murrte er.

Sie spürte, wie sich der Franzose versteifte. Noch so eine Bemerkung, und ich stehe ohne Tanzlehrer da. Schnell fuhr sie fort: „Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Blake. Wir spielen den Song noch einmal, und Pierre tanzt an Ihrer Stelle, damit Sie sehen, was für ein romantisches Bild Clarissa und Sie beim Hochzeitstanz abgeben werden.“

Blake zog die Stirn in Falten, doch der Braut schien der Vorschlag zu gefallen. Sie wischte die Tränen von den Wangen und warf dem zweifellos attraktiven Tanzlehrer einen koketten Blick zu. Was Blake glücklicherweise entging.

„Von mir aus“, stimmte er mürrisch zu. Er wandte sich ab, ging zu den Fenstertüren am Ende des Saals und schaute auf die Terrasse. Penelope folgte ihm.

Autor

Alison Roberts
Alison wurde in Dunedin, Neuseeland, geboren. Doch die Schule besuchte sie in London, weil ihr Vater, ein Arzt, aus beruflichen Gründen nach England ging. Später zogen sie nach Washington. Nach längerer Zeit im Ausland kehrte die Familie zurück nach Dunedin, wo Alison dann zur Grundschullehrerin ausgebildet wurde.
Sie fand eine Stelle...
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Alison Roberts
Alison wurde in Dunedin, Neuseeland, geboren. Doch die Schule besuchte sie in London, weil ihr Vater, ein Arzt, aus beruflichen Gründen nach England ging. Später zogen sie nach Washington. Nach längerer Zeit im Ausland kehrte die Familie zurück nach Dunedin, wo Alison dann zur Grundschullehrerin ausgebildet wurde.
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