Verlobt mit einem sexy Playboy?

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Es war nicht fair, dass ein Mann so viel Sexappeal hatte. Es war wie ein Sog, dem sie sich nicht entziehen konnte. Warum heiraten immer nur die anderen? Als auch noch Jasmines Verlobter eine Beziehungspause von ihr verlangt, bittet sie verzweifelt Jake Ravensdale um Hilfe. Eigentlich hasst sie ihn, seit er sie als junges Mädchen brüsk zurückwies. Aber wenn dieser umschwärmte Playboy mit ihr flirtet, wird ihr Verlobter sicher rasend eifersüchtig und macht ihr einen Heiratsantrag, oder? Doch Jaz täuscht sich. Denn Jake spielt seine Rolle so überzeugend, dass er in ihr eine längst vergessene Sehnsucht weckt: Hat sie sich etwa in ihren Erzfeind verliebt?


  • Erscheinungstag 28.08.2018
  • Bandnummer 182018
  • ISBN / Artikelnummer 9783733710385
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Es war nicht die Tatsache, dass sie den Verlobungsring zurückgeben musste, die Jasmine Connolly am meisten Sorgen machte. Immerhin hatte sie noch zwei weitere in einer Schmuckschatulle in ihrer Wohnung in Mayfair, direkt über ihrem Brautmodengeschäft.

Nein, ihr ging es um das Gefühl, zurückgewiesen zu werden. Schon wieder! Was war bloß los mit ihr? Warum war sie anscheinend nicht gut genug? Warum verließen sie die wichtigen Menschen in ihrem Leben – angefangen bei ihrer Mutter?

Aber das war noch nicht alles, was ihre Panik schürte. Am kommenden Wochenende fand in den Cotswolds die Winterhochzeitsmesse statt, und sie würde als Single teilnehmen müssen. Wie konnte sie da ohne Verlobten auftreten? Sie hatte sich so auf diese Expo gefreut. Nach viel Hin und Her hatte sie sich sogar einen Platz in der Modenschau gesichert. Es war ihre erste Catwalk-Show, die Eintrittskarte für größere und wichtigere Veranstaltungen.

Jaz liebte es nicht nur, Hochzeitskleider zu entwerfen, sondern sie war nach allem verrückt, was mit Hochzeiten zu tun hatte. Von einem Mann für den Rest des Lebens verehrt und geschätzt zu werden, fand sie unbeschreiblich romantisch.

Liebe sollte für immer sein. Jedes Mal wenn Jaz ein Kleid entwarf, steckte sie all ihre persönlichen Hoffnungen in die Arbeit. Vielleicht würde sie niemals eines ihrer eigenen Kleider tragen? Das wäre eine grausame Ironie des Schicksals!

Sie warf einen Blick auf ihren nackten Ringfinger, während sie das Lenkrad umklammerte. Wieso hatte sie nicht daran gedacht, einen ihrer Ersatzringe aufzustecken? Dann müsste sie nicht jedem erklären, weshalb sie – um Myles zu zitieren – eine Beziehungspause einlegte.

Es war egal, wie er es nannte, für Jaz machte das keinen Unterschied. Sie wurde abserviert. In die Wüste geschickt. Sie war wieder Single. Und das zum dritten Mal.

Eine klare Absage an ihre Beziehungsfähigkeit.

Jaz parkte ihr Auto am gewohnten Platz auf dem Ravensdene-Grundstück, dem Familiensitz des berühmten Theaterschauspielerpaars Ravensdale, wo sie als Gärtner-Tochter und Ersatzschwester ihrer Tochter Miranda und deren älteren Zwillingsbrüdern Julius und Jake aufgewachsen war.

Miranda hatte sich gerade erst verlobt. Verflixt!

Natürlich freute sich Jaz für ihre beste Freundin. Miranda und Leandro Allegretti passten perfekt zusammen. Und niemand hat ein Happy End mehr verdient als diese beiden. Aber warum konnte Jaz nicht auch eines haben?

Frustriert legte sie den Kopf ans Lenkrad und schloss die Augen. Es war zum Verrücktwerden!

Ein Auto kam die lange Einfahrt hinaufgeschossen, und Jaz richtete sich gerade noch rechtzeitig auf, um zu sehen, wie der italienische Sportwagen neben ihr zum Stehen kam und dabei einen Schwall Kieselsteine hochwirbelte.

Genervt verdrehte sie die Augen.

Jacques Ravensdale, auch bekannt als Jake, stieg aus und richtete sich zu voller Größe auf. Er bewegte sich auf eine ganz besondere Art und Weise, irgendwie geschmeidig, was einen hohen Wiedererkennungswert besaß. Jaz wusste, dass er es war und nicht sein eineiiger Zwillingsbruder Julius, denn sie hatte die beiden schon immer mühelos auseinandergehalten. Nicht jeder konnte das, sie schon.

Denn sie spürte den Unterschied mit jeder Faser ihres Körpers. Sobald Jake in der Nähe war, wurde sie kribbelig und nervös. Es war, als seien feine Antennen direkt darauf ausgerichtet, Signale ausschließlich von ihm aufzunehmen.

Sein schwarzes Haar war vom Wind zerzaust, was sehr sexy aussah. Ein weiterer Grund, ihn zu hassen, denn sie wusste, dass er mit seinem offenen Cabrio gern angab, um Frauen aufzureißen. Er war lässig gekleidet, weil alles an Jake lässig war, einschließlich seiner Beziehungen – wenn man lose Bekanntschaften und One-Night-Stands überhaupt als Beziehung bezeichnen konnte.

Seine dunkelblauen Augen waren hinter einer Designer-Sonnenbrille verborgen, die Stirn war tief gerunzelt. Zumindest mal eine Abwechslung von seinem üblichen spöttischen Grinsen.

„Was zum Teufel machst du hier?“, fragte er ohne Umschweife.

„Freut mich auch, dich zu sehen“, antwortete Jaz kühl. „Wie geht es dir so? Hast du inzwischen ein bisschen an deiner Persönlichkeit gearbeitet?“

Diesen Seitenhieb beachtete er gar nicht. „Eigentlich solltest du in London sein“, brummte er und nahm die Sonnenbrille ab.

„Ach, ja?“

„Ich habe extra Miranda angerufen.“ Mit einem Fußtritt schloss er die Fahrertür. „Sie meinte, du bist mit diesem Tim auf einer Familienfeier bei seinen Eltern.“

„Myles“, korrigierte sie automatisch. „Tim … war der andere.“

Um seine Mundwinkel zuckte es. „Nummer eins oder Nummer zwei?“

Es ärgerte sie, dass er ihre ehemaligen Verlobten verspottete. Auch wenn sie selbst im Nachhinein nicht mehr viel von diesen Typen hielt … „Nummer zwei. Der Erste hieß Lincoln.“

Geschäftig öffnete Jake den Kofferraum seines Wagens. „Und? Wo ist denn dein Loverboy Myles?“

Eigentlich sollte es sie nicht interessieren, wie aufreizend eng seine Jeans am Po und an den Beinen spannte, während Jake sich vorbeugte. Andererseits war sie auch nur eine ganz normale Frau, und dieser Kerl war gebaut wie ein Olympiaathlet.

Schlank und durchtrainiert, an den richtigen Stellen auffallend muskulös, und insgesamt extrem gut aussehend. Wie ein Model für ein Männermagazin.

Seit Jaz alt genug war, um sich für das andere Geschlecht zu interessieren, hatten ihre Hormone in Jakes Gegenwart verrücktgespielt. Ziemlich ungünstig, wenn man die Tatsache bedachte, dass sie ihn von ganzem Herzen verabscheute!

„Er hat noch in der Stadt zu tun“, erwiderte sie ausweichend. „Beruflich. Nach der Feier.“

Jake drehte sich zu ihr um und grinste. „Ihr habt euch getrennt.“

Es machte sie rasend, dass er diesen Kommentar nicht einmal als Frage formuliert hatte. Typisch: Wieder platzt eine Verlobung von Jasmine Connolly. Doch das würde sie ganz sicher nicht vor ihm zugeben.

„Sei nicht albern.“ Sie winkte ab. „Wie kommst du darauf? Nur weil ich mein Wochenende hier verbringe und an Hollys Hochzeitskleid arbeite, anstatt auf eine Feier …“

„Wo ist denn dein Riesenklunker, mit dem du überall angegeben hast?“, wollte er wissen und zeigte auf ihre Hände.

„In London geblieben. Ich trage ihn nicht gern, wenn ich arbeite“, redete sie sich raus. Das war wenigstens keine einhundertprozentige Lüge! Der Ring war in der Tat noch in London, sicher verstaut im Tresor von Myles’ Familie.

Jaz nahm es ihm übel, dass er ihr den Verlobungsring wieder abgenommen hatte, auch wenn es ein altes Erbstück war. Myles hatte doch mehr als genug Geld. Jetzt lief sie mit nacktem Ringfinger herum und musste sich den neugierigen Fragen anderer Leute stellen!

Wie peinlich, wenn Jake der Erste wäre, der herausfand, dass Jaz wieder eine Beziehung in den Sand gesetzt hatte. Diese Schmach könnte sie nicht ertragen. Er würde sich totlachen und sie verspotten.

Jake hakte einen Finger durch die Kragenschlaufe seiner italienischen Lederjacke und warf sie sich lässig über die Schulter. „Du solltest dich besser rarmachen, wenn du keine Lust auf eine Party hast. In einer Stunde erwarte ich Besuch.“

Ihr wurde flau im Magen bei dieser Vorstellung. „Es kommen Gäste?“

Unter ihren Schuhen knirschte der Kies, als sie auf den Eingang des großen elisabethanischen Herrenhauses zugingen.

„Ja, allerdings.“

Sie folgte ihm ins Haus, wobei sie sich fühlte wie ein Chihuahua, der versucht, mit einem Alphawolf Schritt zu halten. „Warum denn? Und was für Gäste? Sind sie alle weiblich?“

„Du kennst mich wirklich gut“, gab er breit grinsend zurück.

Jaz spürte, wie Hitze in ihr aufstieg. Ihre Wangen brannten, während sie sich ausmalte, wie Jake mit einem Harem seiner Möchtegern-Hollywood-Starlets ausgelassen feierte.

Im Gegensatz zu seinem Zwillingsbruder Julius und seiner jüngeren Schwester Miranda, die alles in ihrer Macht Stehende taten, um sich vom Ruhm ihrer Eltern zu distanzieren, nutzte Jake ihn zu seinem Vorteil. Und zwar ausgiebig! Er war schamlos darin, seinem Vergnügen nachzujagen, und auch sie selbst war eines Tages im Alter von sechzehn Jahren Opfer seiner Verführungstaktik geworden. Auf einer der legendären Silvesterpartys seiner Eltern hatte er Jaz vorgemacht, er würde es ernst meinen mit …

Aber sie dachte nie an diese Nacht in seinem Schlafzimmer zurück. So gut wie nie!

„Du kannst keine Party feiern“, protestierte sie, als sie ihm ins Haus folgte. „Mrs. Eggleston ist weg. Sie besucht ihre Schwester in Bath.“

„Deshalb habe ich mir dieses Wochenende ja ausgesucht“, erklärte er belustigt. „Mach dir keine Sorgen. Ich habe mich persönlich um das Catering gekümmert.“

Jaz verschränkte die Arme und funkelte ihn finster an. „Und ich wette, ich weiß, was auf der Speisekarte steht.“ Nämlich er selbst. Besabbert und egogestreichelt von einer Horde Flittchen, die Champagner wie Wasser tranken und nichts aßen, damit sie bloß kein Gewicht zulegten.

„Willst du dich zu uns gesellen?“

Sie gab ein spöttisches Schnauben von sich. „Spinnst du? Ich könnte mir nichts Schlimmeres vorstellen, als dir dabei zuzusehen, wie du dich von ein paar Möchtegern-Models anhimmeln lässt. Lieber würde ich Rasierklingen essen.“

Gleichgültig zuckte er mit einer seiner breiten Schultern, als wäre es ihm vollkommen egal, ob sie auch kam.

Jaz war seit Jahren nicht mehr allein mit ihm gewesen. Wann immer sie nach Ravensdene kam, waren immer andere Familienmitglieder anwesend. Warum hatte ihr die Haushälterin Mrs. Eggleston nicht Bescheid gesagt, dass er heute hier sein würde? Sie wusste doch, wie sehr Jaz Jake hasste.

Jeder wusste es. Die Fehde zwischen ihnen dauerte schon sieben Jahre. Die Luft knisterte förmlich, wann immer sie sich im selben Raum befanden. Und die Abneigung, die Jaz gegenüber Jake hegte, wuchs immer mehr. Er hatte die Angewohnheit, sie auf eine bestimmte Art zu betrachten, als würde er genau an jene Nacht in seinem Zimmer zurückdenken, als sie sich selbst zum Narren gemacht hatte.

Seine dunkelblauen Augen nahmen einen spöttischen Schimmer an, als könnte er sich an jeden Zentimeter ihres Körpers erinnern – schließlich hatte sie damals in nichts als ihrer Unterwäsche auf ihn gewartet.

Sie wand sich innerlich. Ja, in ihrer Unterwäsche. Was hatte sie sich bloß dabei gedacht? Warum war sie auf ihn hereingefallen? Warum hatte sie nicht bemerkt, dass er nur mit ihr gespielt hatte? Die Demütigung, der er sie ausgesetzt hatte, die Scham und die Verlegenheit, aus seinem Bett gezerrt zu werden vor seinen …

Oh, nein! Sie würde auf keinen Fall weiter darüber nachdenken.

Nicht einmal Jaz’ Vater war hier, um zwischen ihnen zu vermitteln. Er war mit seiner neuen Frau auf einer Kreuzfahrt zwischen den griechischen Inseln unterwegs. Irgendwie gehörte er nicht mehr zu ihr, hatte es im Grunde nie getan. Seine Arbeit war ihm immer wichtiger gewesen als seine Tochter.

Wie konnte ein Garten, selbst ein so großer wie der auf Ravensdene, wichtiger sein als das einzige Kind? Und jetzt? Jetzt gehörte sein Herz endgültig Angela.

Nach London zurückzufahren, kam nicht infrage. Jaz war noch nicht bereit, die Auflösung ihrer Verlobung offiziell bekannt zu geben. Noch nicht. Erst wenn sie sicher wusste, dass es endgültig vorbei war.

Nicht einmal vor Miranda mochte sie es zugeben, solange es noch einen Funken Hoffnung gab. Sie brauchte Myles bloß zu zeigen, was er verpasste. Zweifellos war sie seine Seelenverwandte. Jeder hatte das gesagt. Nun, vielleicht nicht jeder, aber sie brauchte nicht die Zustimmung aller Bekannten und Freunde. Nicht einmal die Zustimmung seiner Eltern, was eine gute Sache war, wenn man bedachte, dass sie Jaz nicht mochten.

Andererseits waren sie schreckliche Snobs, und Jaz konnte sie nicht ausstehen.

Jaz hatte alles für Myles getan. Gekocht, geputzt, seine gesellschaftlichen Termine organisiert und ihren Kalender angepasst, damit sie ihrem Verlobten jederzeit zur Verfügung stand. Sie hatte sogar Sex mit ihm, wenn ihr nicht danach war. Was aus irgendeinem seltsamen Grund relativ häufig vorkam.

War das vielleicht auch die Ursache, weshalb Myles eine Pause wollte? Weil sie in sexueller Hinsicht zu unnahbar war? Nicht verwegen genug? Dabei war sie offen für alles: Kostüme tragen oder Spiele spielen. Sie würde es zwar hassen, aber wenn sie ihn auf diese Weise zurückgewinnen konnte, würde sie es tun.

Außerdem fanden andere Männer sie ausgesprochen attraktiv. Ständig musste sie Avancen abwehren. Sie war nicht eitel, aber sie kannte ihre Vorzüge: super Aussehen, gute Figur, hübsches Gesicht und tolle Haare. Und sie war schlau. Mit knapp vierundzwanzig Jahren hatte sie schon ihre eigene Brautmoden-Firma gegründet.

Sicher, beim Aufbau hatte sie viel Hilfe von Jakes Eltern Richard und Elisabetta Ravensdale erhalten. Wären die beiden nicht gewesen, hätte Jaz keine erstklassige Ausbildung erhalten. Sie waren für Jaz eingetreten, als deren Mutter sie im Alter von acht Jahren nach einem Besuch auf Ravensdene verlassen hatte und nie wiedergekommen war.

Nicht dass es Jaz störte, von ihrer Mutter praktisch ausgesetzt worden zu sein. Nicht wirklich. Sie war erleichtert gewesen, nicht in die schimmelige und von Ungeziefer verpestete Wohnung in Brixton zurückkehren zu müssen, wo die Nachbarn erbitterter gegeneinander kämpften als wilde Katzen in der Nähe einer Mülldeponie.

Es ging ihr eher ums Prinzip. Wie ein Paket bei fremden Leuten abgeladen zu werden … diese Behandlung hatte kein Kind verdient. Trotzdem war es viel besser gewesen, in der elisabethanischen Villa in Buckinghamshire zu wohnen. Es war wie ein ländliches Wellnesshotel mit vielen grünen Feldern drum herum, mit dunklen, schattigen Wäldern und einem Fluss, der sich wie ein silbernes Band durch das Anwesen schlängelte.

Das war ihr Zuhause, und die Ravensdales waren wie eine Familie. Abgesehen von Jake natürlich.

Jake warf seine Reisetasche aufs Bett und stieß einen Fluch aus. Was zur Hölle hatte Jasmine Connolly hier zu suchen? Er war sicher gewesen, das Haus am Wochenende für sich zu haben. Er hatte einen Plan, und Jasmine war ganz bestimmt kein Teil davon.

Im Gegenteil, er ging ihr aus dem Weg, wo er konnte. Und wenn sich ein Zusammentreffen nicht vermeiden ließ, tat er alles, um sie zu ärgern. Es verschaffte ihm Genugtuung, zu sehen, wie sie die Zähne zusammenbiss und aus ihren graublauen Augen kleine Dolche auf ihn abfeuerte.

Sie war eine echte Nervensäge, aber er würde sich von ihr ganz sicher nicht diktieren lassen, was er zu tun und zu lassen hatte. Dieses Haus gehörte seiner Familie, nicht ihrer. Sie konnte vielleicht davon profitieren, mit seiner kleinen Schwester Miranda aufgewachsen zu sein, aber sie war immer noch die Tochter des Gärtners.

Seit ihrer Kindheit plante Jaz schon, ihren sozialen Status durch eine Hochzeit zu verbessern. Mit sechzehn hatte sie sogar Jake im Visier gehabt. Ausgerechnet ihn! Was für ein Witz. Er war zehn Jahre älter als sie, und eine Ehe hatte er damals wie heute nicht auf dem Schirm.

Jaz dagegen dachte ständig ans Heiraten. Ihr ganzes Leben drehte sich darum. Sie war eine gute Designerin, das musste er zugeben, aber es war bestimmt nicht gesund, so besessen vom Bund fürs Leben zu sein.

Vierzig Prozent der Ehen wurden geschieden – seine Eltern waren ein typisches Beispiel dafür, auch wenn sie später erneut geheiratet hatten. Nachdem der Skandal um seinen Vater vor einem Monat bekannt geworden war, hatte es so ausgesehen, als würden sich die beiden ein zweites Mal scheiden lassen. Falls es dazu kam, blieb nur zu hoffen, dass es nicht wieder einen bitterbösen Rosenkrieg gab.

Sein Handy signalisierte mit einem Ping eine eingehende Nachricht, und er fluchte wieder, als er einen Blick aufs Display warf. Siebenundzwanzig SMS und vierzehn verpasste Anrufe von Emma Madden. Er hatte ihre Nummer blockiert, aber sie musste sich von jemand anderem ein Telefon ausgeliehen haben. Wenn er seinen Spam-Ordner überprüfte, würde er mit Sicherheit genauso viele E-Mails von ihr finden.

Hatte dieser dumme kleine Teenager keine Schule? Wo waren ihre Eltern? Warum kontrollierten sie die Online-Aktivitäten ihrer Tochter nicht?

Er hasste es, von halbwüchsigen Mädchen gestalkt zu werden. Jasmine hatte diesen Terror vor sieben Jahren mit ihrem unerhörten Auftritt begonnen. Aber den Unsinn hatte er ihr schnell ausgetrieben!

Emma Madden ließ sich allerdings nicht so leicht einschüchtern oder abschütteln. Er hatte versucht, geduldig zu sein. Er hatte versucht, höflich zu sein. Was sollte er noch tun? Die Fünfzehnjährige war wie ein Blutegel und klammerte sich an ihn, als würde ihr Leben davon abhängen. Er wurde von ihr verfolgt. Von einem Teenager! Sie schickte ihm Geschenke auf die Arbeit, tauchte in seinem Fitnessstudio auf und auch bei Geschäftsessen, was verdammt peinlich war.

Mühsam hatte er seinen Klienten davon überzeugen können, dass er sich niemals einem Teenager nähern würde. Er mochte ein Playboy sein, doch er hatte ein paar unumstößliche Prinzipien. Die Finger von minderjährigen Mädchen zu lassen, gehörte selbstverständlich dazu!

Jake schaltete sein Handy lautlos und warf es neben seiner Tasche auf die Bettdecke. Dann ging er zum Fenster, um die Felder zu betrachten, die das Landgut umgaben. Er mochte den Herbst auf Ravensdene. Das Laub der Bäume im Garten war herrlich bunt, und die Luft roch würzig und frisch, manchmal sogar schon winterlich.

Sobald seine Gäste ankamen, würde er das Feuer im Wohnzimmerkamin anzünden, Musik anmachen, Champagner ausschenken, seine Party feiern und reichlich Fotos davon auf Social-Media-Plattformen posten, sodass Emma Madden die Botschaft endlich verstand.

2. KAPITEL

Die Autos fuhren vor, als Jaz es sich gerade in dem kleineren Wohnzimmer eingerichtet hatte, das sie als Arbeitsplatz nutzen wollte. Sie musste die französische Spitze an das Brautkleid von Julius’ Verlobter Holly nähen, und zwar von Hand, was Stunden dauern dürfte.

Aber sie war am glücklichsten, wenn sie an einem ihrer Modelle arbeitete. Basisaufgaben wie das Zuschneiden und Nähen hatte sie an Dienstleister vergeben, aber wenn es um die Details ihrer Kreationen ging, machte sie normalerweise alles selbst. Das gab ihren Designs den ganz persönlichen Jasmine-Connolly-Touch.

Jede Schleife und jeder Glitzerstein, jede Perle und Zierbordüre, die sie an ein Kleid nähte, machte sie stolz auf das, was sie erreicht hatte. In ihrer Kindheit hatte sie schon in diesem Wohnzimmer auf dem Fußboden gesessen, umgeben von Einwickelpapier oder Taschentüchern, und Miranda als Model für ihre ersten Kreationen benutzt. Jaz hatte stets vom ganz großen Erfolg geträumt. Erfolg, der sie weit weg von ihrem Status als unerwünschte Tochter einer Bardame bringen würde. Ihre Mutter hatte dagegen immer nur Tricks und Betrügereien angewendet, um ihre Drogen- und Alkoholsucht zu finanzieren.

Geräusche von knallenden Autotüren, lachenden Frauen und knirschendem Kies verdarben Jaz jetzt allerdings die Laune. Trotzdem würde sie auf keinen Fall in die Stadt zurückkehren, bevor das Wochenende vorbei war. Jake konnte feiern, wie er wollte. Von ihm würde sie sich nicht vorschreiben lassen, was sie zu tun hatte. Außerdem wusste sie, dass es ihn ärgerte, wenn sie hierblieb. Er hatte sich zwar cool und lässig gegeben, aber sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er innerlich kochte.

Jaz legte ihr Nähzeug hin, weil ihre Neugier allmählich die Oberhand gewann. Sie musste einfach mit eigenen Augen sehen, was für Frauen er eingeladen hatte. Seine Schwäche waren vollbusige Blondinen, davon war Jaz überzeugt. Ein langweiliges Klischee, doch so war Jake eben: simpel und oberflächlich. Er lebte auf der Überholspur und blieb nie lange genug an einem Ort, um Wurzeln zu schlagen. Regelmäßig umgab er sich mit It-Girls und Promi-Sternchen, die ihn ebenso ausnutzten, wie er sie benutzte.

Es war widerlich.

Unten stand Jake in der großen Halle, umgeben von etwa zehn jungen Frauen – allesamt blond, in knappe Cocktailkleider gezwängt und auf schwindelerregend hohen Absätzen unterwegs. Jaz lehnte sich mit verschränkten Armen gegen den Türrahmen und sah zu, wie ihn jede einzelne zur Begrüßung küsste. Eine zerzauste sogar sein Haar, und eine andere rieb ihre offensichtlich unechten Brüste schamlos an seinem Oberarm.

Jake fing Jaz’ Blick auf und verzog den Mund zu einem spöttischen Lächeln. „Ah, hier kommt die Spaßpolizei. Ladys, das ist Jasmine, die Tochter des Gärtners.“

Jaz bedachte ihn mit einem verächtlichen Blick, bevor sie sich an die jungen Frauen wandte. „Wissen eure Eltern eigentlich, wo ihr euch herumtreibt?“, fragte sie scharf.

Warnend zog Jake die Augenbrauen zusammen. „Hör auf damit, Jasmine!“

Sie lächelte ihn zuckersüß an. „Ich will nur sichergehen, dass sich nicht ein oder zwei Minderjährige mit einschleichen.“

Zwei Augen funkelten wütend, und er presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen.

Zufrieden stellte Jaz fest, dass sich erste Risse in seiner aufgesetzt coolen Fassade zeigten. Sie war die Einzige, die ihn derart provozieren konnte.

Normalerweise spazierte er sorglos mit einem nonchalanten Lächeln durchs Leben, aber sobald er auf Jaz traf, hatte er mit latenter Wut zu kämpfen. Sie fragte sich, wie weit sie ihn herausfordern konnte.

Seit sieben Jahren gingen sie einander möglichst aus dem Weg. Wenn die Familie zu Weihnachten oder zu Geburtstagen zusammenkam, begrüßten sie sich nicht einmal. Er umarmte oder küsste Jaz nie auf die Wange, wie er es mit Miranda oder seiner Mutter tat. Stattdessen mied er Jaz, als würde sie eine tödliche Krankheit in sich tragen. Doch das passte ihr gut, schließlich wollte sie ihm auch nicht zu nahe kommen.

Anstatt zu antworten, ging Jake an ihr vorbei, als wäre sie unsichtbar, und führte die Besucherinnen ins große Wohnzimmer. „Hier herein bitte, meine Damen“, rief er dabei. „Die Party kann gleich losgehen.“

Am liebsten hätte Jaz sich als abfällige Geste den Finger in den Hals gesteckt, als die Frauen ihm wie die Lemminge folgten. Kapierten sie denn nicht, wie sehr sie damit sein unerträgliches Ego anheizten?

Jetzt würde er teuren Champagner ausschenken, exotische Cocktails mixen und ihnen lustige Anekdoten über seine berühmten Eltern und deren internationale Theaterfreunde erzählen. Jene, mit denen er nicht schlafen wollte, würde er um zwei oder drei Uhr morgens rausschmeißen. Und laut der Boulevardpresse schickte er diejenigen, mit denen er tatsächlich schlief, direkt im Anschluss daran nach Hause. Auf einen Anruf von ihm durften sie nicht hoffen.

Es kam selten vor, dass eine von ihnen mal zwei Nächte oder mehr mit Jake Ravensdale verbrachte. Jaz konnte sich an die letzte kaum noch erinnern.

Die Türklingel ertönte hinter ihr. Jaz stieß einen müden Seufzer aus und drehte sich um, um zu öffnen.

„Ich mach das schon.“ Jake kam aus dem Wohnzimmer herbeigeeilt.

„Reichen dir zehn Frauen noch nicht?“, erkundigte Jaz sich schnippisch und machte einen Schritt zur Seite.

„Pft!“ Er riss die Tür auf und … erstarrte. „Emma?“ Er schluckte trocken. „Aber wieso? Was machst du denn hier? Wie hast du mich gefunden?“

So ernst und nervös hatte Jaz ihn noch nie erlebt.

„Ich musste dich einfach sehen“, antwortete das Mädchen mit bebender Stimme, und ihre riesigen Augen füllten sich mit Tränen. „Ich konnte nicht anders.“

Und sie war in der Tat noch ein Mädchen, stellte Jaz fest. Ein Teenager, genau in dem sensiblen Alter, wenn die Hormone verrücktspielten und man kein Kind mehr und auch noch keine Frau war. Ein Alter, in dem man schnell Fehler beging, die einen manchmal für den Rest des Lebens verfolgten.

Litt Jaz nicht selbst bis heute unter den Konsequenzen ihres unbedachten Handelns?

„Wie bist du hergekommen?“, wollte er wissen.

„Ich habe ein Taxi genommen.“

Er zog die Brauen zusammen. „Den ganzen Weg von London?“

„Nein, vom Bahnhof im Dorf.“

Das Mädchen tat Jaz leid, weil sie sich daran erinnerte, wie offensichtlich sie Jake ihrerseits damals angehimmelt hatte. Als wäre er ein Halbgott, vor dem man auf die Knie sinken müsse: stark, schön, unbesiegbar.

Es war grausam, dabei zuzusehen, was sich in diesem jungen naiven Köpfchen abspielte. Teenagerliebe konnte wahnsinnig intensiv und verletzlich sein, irrational und zerstörerisch. Das arme Kind hatte sich in einen erwachsenen Mann verguckt, der absolut nicht das geringste Interesse an ihm zeigte.

Jake wollte hier mit seinem kleinen Harem feiern, und Emma glaubte offenbar, sie könnte dazugehören. Was für ein unschuldiger kleiner Dummkopf!

Jaz ertrug es nicht länger, Zeugin dieser bedrückenden Szene zu sein. Was, wenn Emma etwas anstellte, das sie ihr Leben lang bereute? Davon konnte Jaz schließlich ein Lied singen. Es musste einen Weg geben, Emma eine Abfuhr zu erteilen, die nicht allzu demütigend war.

„Warum kommst du nicht erst mal rein und …?“, begann Jaz, wurde jedoch sofort von Jake unterbrochen.

„Halt dich da raus, Jasmine! Ich kümmere mich schon darum.“ Dann wandte er sich an das Mädchen. „Du musst wieder gehen, und zwar jetzt. Hast du mich verstanden?“

Noch mehr Tränen in ihren Augen. „Aber ich kann nicht nach Hause zurück. Meine Mutter denkt, ich würde bei einer Freundin übernachten. Ich würde total Ärger bekommen und Hausarrest bis an mein Lebensende!“

„Und den hättest du auch verdient“, schimpfte er.

„Vielleicht kann ich helfen.“ Freundlich reichte Jaz dem Mädchen die Hand. „Hi, ich bin Jaz, Jakes Verlobte.“

Es folgte eisiges Schweigen.

Kerzengerade blieb Jake neben Jaz stehen und atmete hörbar tief ein. Emma starrte die beiden nur wortlos an, und ihre Wangen färbten sich pink.

Autor

Melanie Milburne

Eigentlich hätte Melanie Milburne ja für ein High-School-Examen lernen müssen, doch dann fiel ihr ihr erster Liebesroman in die Hände. Damals – sie war siebzehn – stand für sie fest: Sie würde weiterhin romantische Romane lesen – und einen Mann heiraten, der ebenso attraktiv war wie die Helden der...

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