Dem Ritter unterworfen

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Ritter Stefan Navarro muss die bezaubernde Lady Morag heiraten. Erst sträubt sie sich, aber in der Hochzeitsnacht zeigt er ihr die reizvollen Seiten ihrer Verbindung …


  • Erscheinungstag 01.02.2015
  • ISBN / Artikelnummer 9783733764647
  • Seitenanzahl 63
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Schottland im Frühling des Jahres 1541

Wütend starrte Stephen Navarro seinen König an. „Ihr bietet mir eine Braut an, die mit einem anderen Mann verheiratet ist?“

„Lady Morag mag derzeit noch verheiratet sein, aber ich gehe davon aus, dass sie verwitwet ist, wenn Ihr Stenholm Castle eingenommen habt.“ König James tauchte den Federhalter in das Tintenfass und setzte seine Unterschrift auf das Pergament, das vor ihm lag. „Ihr erhaltet von mir einen Brief, in dem ich Eurer Verlobung mit ihr zustimme. Das Datum könnt Ihr einsetzen, sobald Ihr sicher seid, dass ihr Ehemann tot ist. Tut Eure Pflicht und das Land gehört Euch.“

„Ich muss den Laird töten, damit ich seine Gattin ehelichen kann?“

Der König lehnte sich hinter seinem Schreibtisch aus Walnussholz zurück. Er rief die Ritter, die vor seinen Privatzimmern im Holyrood Palace Wache standen, um sie darauf aufmerksam zu machen, dass sein Gast gehen würde. Dann wandte er sich an Stephen. „Ihr wollt eine Frau, die Land mit in die Ehe bringt. Obwohl Frauen nach schottischem Recht erben dürfen, haben die meisten Adeligen einen Sohn, der Vorrang hat. Ich kann Euch derzeit keine unverheiratete Frau mit eigenem Land anbieten.“

„Und Ihr wollt Stenholm tot sehen“, sagte Stephen frei heraus.

Der König nickte grimmig. „Im letzten Monat allein sind drei Boten von Stenholm Castle zu King Henrys Schloss aufgebrochen. Ich glaube, dass sich der Laird mit den Engländern gegen mich verschworen hat.“

Stephen ließ sich nicht anmerken, wie sehr ihn diese Neuigkeit beunruhigte. Der Argwohn des Königs und das Misstrauen gegenüber seinen Adeligen hatten schon mehr als einen Unschuldigen den Kopf gekostet. „Ihr könntet Euch irren.“

König James faltete das Pergament und warf es ihm über den Schreibtisch hinweg zu. „Mir liegt nichts daran, es herauszufinden. Er muss sterben, aber ich will nicht, dass seine Vasallen in Aufruhr geraten, wenn er als Verräter gehängt wird. Er muss ehrenvoll im Kampf ums Leben kommen, so wie es einem Laird gebührt.“

Die Türen schwangen auf und vier Wächter traten ein, um den Ausgang zu flankieren. Breitschwerter klirrten an ihren Waffengurten.

„Geht jetzt“, befahl der König. „Lasst mir eine Nachricht zukommen, sobald die Tat vollbracht ist.“

Immer noch wütend griff Stephen nach dem Brief. Er fragte nicht, ob der König von Stenholms Tod sprach oder von seiner Eheschließung mit der Witwe. Der König interessierte sich nicht für Hochzeitsfeierlichkeiten, sondern nur für die Beseitigung eines möglichen Verräters.

Stephen zuckte mit den Schultern. Es war besser, das Leben so hinzunehmen, wie es war. Als unehelicher Sohn einer Schottin und eines Spaniers war er mit Hass und Gewalt aufgewachsen. Blut und Schweiß hatten ihm in Schottland eine Machtposition gesichert. Er wurde der „Der Pfeil des Königs“ genannt. Die Leute behaupteten, dass König James ihn schickte, wenn er einen Feind mit einem einzigen Schuss ins Herz beseitigen wollte. Tatsächlich stammte der Name von den beiden gekreuzten Pfeilen auf Navarros Standarte.

Es kümmerte Stephen nicht, dass er den Befehl erhalten hatte, zu töten. Den Tod zu bringen, gehörte zum Leben eines Ritters und er war gut darin. Dieses eine Mal wünschte er sich jedoch, dass der König jemand anderen geschickt hätte, um Stenholm Castle zu belagern.

Den ersten Gatten einer Frau ins Jenseits zu befördern, war kein guter Anfang für eine Ehe.

Lady Morag kniete vor dem Altar auf Stenholm Castle. Sie bewegte ihre Lippen lautlos, während sie das Vaterunser aufsagte. Das vierzehnte, seit sie auf den abgeschliffenen Steinboden gesunken war, auf dem kein Kissen lag, um ihre Knie zu schützen.

Etwas krachte in die Schlossmauer. Die Fenster der Kapelle klirrten. Glassplitter regneten um Morag herum zu Boden. Sie presste die Augenlider zusammen, aber trotzdem rann ihr eine Träne die Wange herab. War es das Bleiglasfenster, das Maria mit dem Jesuskind darstellte, oder das, auf dem Jesus mit der Dornenkrone abgebildet war? Sie wollte nicht nachsehen. Während der monatelangen Belagerung waren beinahe alle Dinge, die ihr etwas bedeuteten, zerstört worden.

„Bitte, Gott“, betete sie. „Lass mich durch einen gut gezielten Pfeil sterben oder das Dach auf mich herabstürzen. Erlöse mich aus diesem Elend und lass mich in den Himmel hinauffahren.“

Als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte, schrie sie ängstlich auf.

„Ich bin es nur, Mylady.“

Hastig wandte sie sich um und sah Bruder Thomas’ hochgewachsene Gestalt hinter sich.

Der Geistliche beugte sich zu ihr herunter. In seinem faltigen Gesicht las sie Sorge. Er bohrte seine knochigen Finger durch den dicken Samt ihres Kleides in ihre Schulter. „Verzweifelt nicht“, sagte er in beruhigendem Tonfall. „Schlimmer kann es kaum noch kommen, nicht wahr?“

„Ich weiß es nicht“, antwortete Lady Morag. „Wird die Mauer fallen?“

„Aye. Es ist nur eine Frage der Zeit.“

„Dann sollte ich ein paar Vorkehrungen treffen.“ Sie erhob sich.

„Vorkehrungen?“, fragte der Mönch.

„Zusammenpacken, was ich tragen kann, für den Fall, dass die Angreifer uns am Leben lassen.“

„Mylady! Mylady!“ Mit großen Schritten stürmte William in die Kapelle. Seine sandfarbenen Locken flogen um seine Schultern.

Lady Morag wurde es schwer ums Herz. Es war jetzt drei Jahre her, dass sie den Laird geheiratet hatte und ihm auf sein Schloss gefolgt war. Kurz nach ihrer Ankunft hatte sie William im Stall vorgefunden, wo er sich versteckte wie ein verängstigtes Tier. Seitdem versuchte sie, für den Jungen einen sicheren Ort zum Leben zu schaffen. Ihren Stolz hatte sie geopfert und manchmal ihre Würde, um ihm eine gute Zukunft zu sichern.

Alle ihre Anstrengungen waren umsonst gewesen. Eine weitere Träne lief über ihr Gesicht. Durch die offene Kapellentür blies eine eiskalte Windböe hinein und kühlte die feuchte Spur auf ihrer Wange. In diesem Moment wusste sie es.

Die Mauer war gefallen.

„Er ist tot, Mylady.“ Williams Stimme überschlug sich. „Ich habe gesehen, wie er gefallen ist. Ein Pfeil hat das Visier seines Helms durchstoßen. Er hat vor Schmerz aufgeschrien und ist dann von der Mauer gestürzt.“ Der Junge holte tief Luft. „Der Laird ist tot und auf dem Weg in die Hölle.“

„Tot?“, flüsterte Morag. Ihr Verstand war zu benebelt und sie war zu nichts weiter fähig, als Bruder Thomas einen warnenden Blick zuzuwerfen, damit er den Jungen nicht für seine blasphemischen Worte rügte.

Die Kehle des Mönchs bewegte sich, als er schluckte. „Lasset uns beten.“

Nebeneinander knieten sie sich hin – ein Mann der Kirche, eine Ehefrau und ein Junge, der Ritter werden wollte – und dankten Gott dafür, dass ihr Laird tot war.

Lady Morag hatte den Kopf zum Gebet geneigt, während sie den entfernten Schreien und den donnernden Schritten lauschte, die durch das Schloss hallten. Sie wusste, dass sie die Kapelle verlassen sollte. Es war ihre Pflicht, den Bediensteten Mut zuzusprechen und die Angreifer anzuflehen, die Menschen zu verschonen, die unter ihrem Schutz standen. Und genau das würde sie auch tun. Sobald sie diesen Moment der Ruhe genossen hatte. Den ersten, seit sie vor drei Jahren die Frau des Laird of Stenholm geworden war.

„Mylady!“, rief ihre Kammerzofe Alice von der Tür und missachtete damit das Schweigegebot, das in der Kapelle galt. „Er wartet in der großen Halle, um mit Euch zu reden.“

Morag erhob sich und bekreuzigte sich. Wie immer spendete die Geste ihr Trost. Ihr Glaube war für sie, was für einen Ritter seine Rüstung war. Ein Schild, der sie vor Feinden schützte. „Ich bin so weit.“ Sie drehte sich auf ihren weichen Lederschuhen um. Doch als sie Alice’ Gesichtsausdruck sah, blieb sie stehen. „Was ist los?“

Von ihren Wikingervorfahren hatte das Mädchen nicht nur ihre Größe und ihre blonden Haare geerbt, sondern auch ihren unbändigen Mut. Trotz ihrer angeborenen Unerschrockenheit rang sie jetzt die Hände und riss ihre blauen Augen weit auf. „Er ist es, Mylady. Wir sind verloren. Er verschlingt kleine Kinder zum Frühstück und tötet Frauen, nur weil es ihm Vergnügen bereitet.“

„Beruhige dich.“ Morag eilte zu ihr und legte einen Arm um die zitternden Schultern ihrer Zofe. „Von wem sprichst du?“

„Von dem Ritter, der das Schloss eingenommen hat.“ Alice verstummte, als ob sie die Worte nicht aussprechen wollte. „Der Pfeil des Königs hat uns in seiner Gewalt.“

„Gütiger Gott.“ Morag schien das Blut in den Adern zu gefrieren. Wie konnte das Schicksal nur so grausam sein? Ihr Leben lag in den Händen der Angreifer und seinem Ruf zufolge kannte Stephen Navarro keine Gnade.

Morag wandte sich der schmalen Steintreppe zu und schritt sie hinab. Mit jeder Stufe, die sie überwand, fraß sich die Angst tiefer in ihre Eingeweide. Der Pfeil des Königs. Alle verabscheuten ihn, niemand traute ihm über den Weg. Die Engländer und die Spanier verachteten ihn wegen seiner schottischen Abstammung und die Schotten und die Franzosen misstrauten seinem spanischen Blut. Der furchterregende Ritter war nur dem König allein Rechenschaft schuldig und hinterließ eine Spur des Todes und der Zerstörung.

Sie würde ihm dennoch beherzt entgegentreten. Morag hob den Kopf und betrat die große Halle. Von Anfang an hatte sie diesen Saal vom ganzen Schloss am liebsten gemocht. Die untere Hälfte der Mauern war mit einer Vertäfelung aus Eichenholz verkleidet, die obere Hälfte mit Wandteppichen. Der gewaltige Kamin erzeugte so viel Wärme, dass die Bewohner der Burg es selbst in den Wintermonaten angenehm warm hatten.

Unter der gewölbten Decke spielten sich jetzt die Szenen einer Schlacht ab. Drei Männer mit erhobenen Schwertern hatten die männlichen Diener in eine Ecke gedrängt. Die übrigen Ritter entledigten sich ihrer Rüstungen und ließen die Einzelteile polternd zu Boden fallen.

Auf den Bänken, die entlang der Wände der Halle standen, lagen einige verwundete Krieger. Mägde versorgten unter den wachsamen Blicken der Angreifer ihre Wunden. Beißender Qualm stieg aus dem Kamin auf, weil viel zu viele Holzscheite nachgelegt worden waren, um das vernachlässigte Feuer wieder anzuheizen.

Etwas abseits von den anderen entdeckte Morag einen hünenhaften Ritter, der sie schweigend beobachtete. Er hatte seinen Helm abgenommen, seine Rüstung jedoch nicht. Als sie die beiden gekreuzten Pfeile, die seinen breiten Brustpanzer zierten, erblickte, stockte ihr vor Schreck der Atem. In ihrer Panik konnte sie nur einen klaren Gedanken fassen: Erleichterung darüber, dass sie gekleidet war, wie es ihrer Stellung als Herrin des Schlosses entsprach. In dem Glauben, fliehen zu müssen, hatte sie die wärmsten Kleidungsstücke ausgewählt, die sie besaß: Ein Kleid aus dickem grünen Samt, das erst wenige Tage vor der Schlacht fertiggestellt worden war. Die weiten Ärmel waren mit Pelz besetzt und die Goldstickerei auf dem Mieder passte perfekt zu Morags bernsteinfarbenen Augen.

Es gelang ihr, den Saal zu durchqueren, ohne das Bewusstsein zu verlieren. Vor dem „Pfeil des Königs“ blieb sie stehen und senkte den Blick. „Ich flehe Euch an, die Menschen zu verschonen, die nur auf Befehl des Lairds gegen Euch gekämpft haben. Wenn Ihr sie freigebt, werden sie gehen und schwören, nicht zurückzukommen.“

„Und wenn ich wünsche, dass sie bleiben?“

Sie hob den Kopf, überrascht von seiner tiefen, klangvollen Stimme, die sie eher für die eines Barden gehalten hätte, der von ewiger Liebe sang, als für die eines Ritters, der den Tod brachte. Sie bemerkte, dass er sie eindringlich anstarrte. Mit seinem abschätzenden Blick durchbrach er die Mauer aus Gelassenheit, hinter der sie sich versteckte.

Sie hatte einen solchen Blick schon oft an Männern gesehen, wenn sie ein Pferd betrachteten. Oder Gold und Juwelen. Oder Burgen. Oder Waffen. Oder eine Frau.

Autor

Tatiana March
Mehr erfahren

Entdecken Sie weitere Bände der Serie

Hot Scottish Knights