Tiffany Extra Hot & Sexy Band 62

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SCHÖNER NACKTER FREMDER von MONROE, JILL
Oh! Der Mann, der sich nackt an sie schmiegt, scheint es sehr zu genießen! Aber wer ist das eigentlich? Mit einem Schlag ist Stella hellwach. Sie würde ja aus dem Bett springen. Wenn bloß die Handschellen nicht wären …

VERNASCHT ... von ST. DENIS, DAIRE
Dass Männer bei ihr genüsslich stöhnen, kennt Daisy gut. Schließlich ist sie die beste Bäckerin in ganz Chicago, und bei ihren süßen Verführungen leckt sich jeder die Lippen! Aber dass sie selbst genüsslich stöhnt, muss an Jamie liegen. Leider der Rechtsanwalt ihres Ex …

WOHIN DIE NACHT UNS FÜHRT von SUMMERS, SASHA
Was für ein toller Mann! Wie ihr Blind-Date endet, ist Cady sonnenklar: im Bett natürlich. Aber dann sieht sie Patton überraschend bei Vorbereitungen zu einer Hochzeit wieder, die sie beide verhindern wollen. Wenn sie sich bloß nicht ständig gegenseitig ablenken würden …

UNDERCOVER AUF FANTASY ISLAND von MARSH, ANNE
"Wir sind tatsächlich verheiratet?" Ungläubig starrt Ashley den breitschultrigen Levi an. Bei einem Undercover-Auftrag musste sie Ja zu dem SEAL sagen. Schicksal besiegelt, denn eigentlich hassen sie sich! Naja, nicht hassen. Aber Liebe? Nein. Eher Lust, unerfüllt und gefährlich …


  • Erscheinungstag 07.02.2017
  • Bandnummer 0062
  • ISBN / Artikelnummer 9783733752644
  • Seitenanzahl 448
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Jill Monroe, Daire St. Denis, Sasha Summers, Anne Marsh

TIFFANY EXTRA HOT & SEXY BAND 62

JILL MONROE

Schöner nackter Fremder

Mit einer hinreißenden Fremden erwacht Owen im Hotel. Sie sind aneinander gefesselt! Was ist eigentlich passiert? Ein erster Hinweis könnte sein, dass sie beide nackt sind …

DAIRE ST. DENIS

Vernascht …

Rechtsanwalt Jamie Forsythe betritt die Bäckerei nur, weil er mit Daisy Sinclair einen Deal aushandeln will. Aber ihre heißen Kurven wecken in ihm einen unwiderstehlichen Appetit auf Süßes …

SASHA SUMMERS

Wohin die Nacht uns führt

Sie ist hinreißend, und bei dem Wort Handschellen funkeln ihre Augen: Detective Patton Ryan hat sich sein Date mit Cady nicht so sexy vorgestellt. Gegen eine Nacht hat er nichts! Aber man liebt sich immer zwei Mal …

ANNE MARSH

Undercover auf Fantasy Island

„Wetten, du wirst Sex mit mir haben?“ Ashley ist so frech! Natürlich wird Levi bei seinem Nein bleiben. Aber vielleicht liegt es an Fantasy Island, dass sie sich immer häufiger in seine Fantasien schleicht …

PROLOG

„Sie können jetzt nicht gehen!“

Larissa Winston umklammerte die hölzerne Zierleiste, die sich den Flur entlangzog, und versperrte den Testpersonen den Durchgang vom Ruheraum zur Lobby.

Was tat sie hier bloß? In der Stellenbeschreibung von PharmaTest hatte nichts von menschlicher Durchgangssperre gestanden.

Aus den vier Gesichtern vor ihr las sie fröhliche Sorglosigkeit und wilde Unternehmungslust. Nichts davon war bei den bisherigen Testpersonen aufgetreten.

Seit knapp einem Jahr wurde das Medikament HB121 jetzt getestet, alles streng überwacht vom faszinierenden Dr. Mitch Durant. Normalerweise legten die Testpersonen sich einfach auf ihre Liegen und schliefen die ganze Nacht lang. Morgens stellte Larissa ihnen noch ein paar Fragen, überprüfte Puls und Blutdruck und füllte die nötigen Formulare aus, damit die Testpersonen ihr Geld bekamen. Alles kinderleicht.

Noch kein einziges Mal hatte es eine Revolte der Testpersonen gegeben. Noch nie. Bis jetzt.

Der strenge Tonfall, in dem sie jetzt sprach, war eine Mischung aus der Stimme ihrer Mutter und der Lehrerin, vor der sie sich in der zweiten Klasse immer gefürchtet hatte. „Kehren Sie jetzt bitte alle wieder in den Ruheraum zurück. Ich hole Ihnen gern etwas zu essen. Ganz bestimmt werden Sie schon sehr bald müde. Für jeden von Ihnen steht ein Raum zur Verfügung, in dem Sie sich bis morgen früh ausruhen können. Bitte gehen Sie einfach …“

„Wollen Sie uns am Gehen hindern?“

Die hübsche, junge Brünette war Testperson fünfunddreißig.

„Das gibt eine spannende Wendung für meinen Film.“ Testperson achtundsiebzig richtete seine Handykamera auf Larissa.

Richtig, dieser Freiwillige war der Dokumentarfilmer aus Kalifornien!

„Bitte bestätigen Sie der Öffentlichkeit, dass PharmaTest hier Testpersonen gegen ihren Willen im Testlabor in Dallas festhält.“

„Genau.“ Die hübsche Brünette neben ihm feuerte ihn an.

Waren die zwei jetzt ein Paar? So schnell?

Es war noch keine Stunde her, dass Larissa jedem von ihnen die Dosis verabreicht hatte. Wieso verbündeten diese Leute sich jetzt? Eigentlich sollten sie längst in der Tiefschlafphase sein, sediert und traumlos.

Sie setzte ein Lächeln auf und senkte die Arme. „Selbstverständlich wird hier niemand gegen seinen Willen festgehalten.“

„Die vierzig Mäuse können Sie sich sparen“, mischte der Feuerwehrmann aus Colorado sich ein.

Die Medizinstudentin Stella Holbrook hakte sich bei dem Feuerwehrmann Owen Perkins ein. Moment mal, hatte sich da gerade eben ein zweites Pärchen gefunden? Hatte Dr. Mitch die Formel geändert und dem Mittel Pheromone zugefügt?

Larissa konnte die Frau zwar gut verstehen, dass sie den Feuerwehrmann heiß fand, aber sie waren hier in einem Testlabor und nicht in irgendeinem Club!

Ich darf sie nicht einfach gehen lassen, dachte Larissa. Oder doch?

Letztlich waren alle vier erwachsen und konnten ihre eigenen Entscheidungen treffen. Hinzu kam, dass alle die Verzichtserklärungen unterschrieben hatten, durch die PharmaTest von jeglicher Haftung entbunden wurde. Larissa verabreichte niemandem das Medikament, ohne zuvor gründlich zu prüfen, ob jeder diese Erklärung unterzeichnet hatte.

Allerdings war sie nicht nur um das Wohl dieser vier Testpersonen besorgt. Dr. Durants Forschung war sehr wichtig, nicht nur für ihn selbst, weil er sein Leben und seine Karriere der Entwicklung von HB121 verschrieben hatte, sondern auch für das Wohl aller. Dieses Medikament konnte den Menschen sehr viele Schmerzen ersparen und den Ärzten in aller Welt bei der Rettung vieler Menschenleben helfen. Wie oft hatte Mitch Larissa mit diesem ganz besonderen Lächeln angesehen, bei dem seine dunklen Augen strahlten, und ihr erklärt, wie wichtig sie für sein gesamtes Team war? Selbst jetzt rieselte ihr beim Gedanken daran ein leiser Schauer den Rücken hinab.

Larissa musste diese Situation klären. Jetzt sofort.

Vielleicht half es, wenn sie den Probanden ins Gewissen redete. „Dieses Forschungsprojekt ist wichtig, und Sie wollten alle dazu beitragen, um der Menschheit zu helfen. Wenn Sie jetzt gehen, verfälscht das die Ergebnisse.“

„Sie sagten doch, wir würden danach alle einschlafen, oder?“ Die Medizinstudentin zog die Brauen zusammen. „Aber da wir nicht schlafen, gehören wir offenbar zur Vergleichsgruppe, die das Placebo bekommen hat.“ Die zukünftige Frau Doktor lächelte jetzt.

Testperson fünfunddreißig stimmte sofort zu. „Ich habe an genug Versuchen teilgenommen, um zu wissen, dass das stimmt. Selbst wenn wir jetzt gehen, verfälscht das nicht die Ergebnisse. Von mir aus können Sie auch mein Geld behalten.“

„Und was ist, wenn Sie nicht in der Vergleichsgruppe sind? Bitte hören Sie mir zu. Dieses Medikament ist zur Hilfe gegen Angstzustände und Panikattacken gedacht. Denken Sie doch mal nach. Verhalten Sie sich im Moment rational? Sie hatten sich darauf eingestellt, die Nacht hier zu verbringen, und jetzt wollen Sie auf einmal gehen …“ Larissa überließ den vieren die Schlussfolgerung selbst.

„Wir wollen weg, weil es hier ätzend ist.“

„Extrem.“

„Ich möchte zur Abwechslung mal etwas unternehmen und Spaß haben.“

Alle redeten wütend auf sie ein, und Larissa ließ die Schultern sinken. Sie hatte versagt.

Wenn sie von nun an diese Geschichte erzählte, würde es immer damit enden, dass sie sagte: „Und so habe ich meinen Job verloren.“

Vielleicht konnte sie ihn und sein Forschungsprojekt immer noch schützen. Das schuldete sie Dr. Durant. Wer Forschung unterstützte, wollte keinen Skandal, und Mitch brauchte die Sponsorengelder, um seine Arbeit fortzuführen.

„Dann muss ich darauf bestehen, dass Sie mir schriftlich bestätigen, dass Sie vorzeitig und aus eigenem Willen aus dieser Studie aussteigen.“

„Wieso?“, wollte der Filmemacher wissen.

„Weil eine der möglichen Nebenwirkungen ein kurzzeitiger Gedächtnisverlust ist, Mr. Garcia. Üblicherweise sind es vierundzwanzig Stunden. Wollen Sie immer noch gehen?“

„Oh, unbedingt“, erwiderte Mr. Garcia, und die anderen drei nickten.

1. KAPITEL

Stella lief hinaus in die Dämmerung, Owen war neben ihr, und Hayden und Tony folgten ihnen dicht auf den Fersen. „Ich dachte schon, die Lady lässt uns niemals gehen“, sagte sie, als sie vor dem Gebäude von PharmaTest langsamer wurden.

„Das mit der Kamera war eine gute Idee, Tony.“ Haydens Lächeln wirkte im letzten Tageslicht strahlend hell.

Tony verfiel ihr mit jedem Augenblick stärker, und er sträubte sich nicht. „Das war das letzte Mal, dass ich irgendwo aus einer Laune heraus mitmache. Aber wenn ich es nicht getan hätte, wäre ich jetzt nicht hier bei dir, und das würde ich sehr bedauern“, stellte er in leisem, vertraulichen Tonfall fest.

Normalerweise würde Stella bei solchen Bemerkungen zu würgen anfangen und alle davor warnen, dass sie auf der Schleimspur ausrutschten. Doch Tonys Blick war so zärtlich und aufrichtig, dass er es einfach ehrlich meinen musste. Stella fand es süß, wie dieser harte Kerl ganz weich wurde.

Hayden schob sich enger an Tony. Sie war seinem Charme hoffnungslos erlegen.

Stella wandte den Blick von den beiden ab, und da war Owen! Aus seinen hellbraunen Augen sah er sie so eindringlich an, dass Stella der Atem stockte. Der kräftige Wind schien nachzulassen, und es gab nur noch sie beide, die sich tief in die Augen sahen.

Es kam ihr selbst merkwürdig vor, doch dies war ein ganz besonderer Moment. Als Medizinstudentin zählten für sie nur Fakten und Zahlen, und Gefühle hatten da keinen Platz. Aber heute Abend wollte sie jede Vernunft vergessen und nur noch ihren Emotionen und ihrer Sehnsucht folgen. Eine Nacht lang wollte sie sich eine Auszeit gestatten.

Nur zwei kleine Schritte trennten sie von Owens muskulöser Brust. Stella stürmte zu ihm, stellte sich auf die Zehen und ließ leicht und unbekümmert die Lippen über seine gleiten, um zu spüren, ob er darauf ansprang.

Sie ließ die Fersen auf den Boden sinken und blickte Owen schweigend an.

Nur zu! Er ist nicht geflüchtet.

Sie stellte sich wieder auf die Zehen, um den attraktiven Mann vor sich noch inniger zu küssen. Er schlang die Arme um sie und senkte den Kopf …

„Verschwinden wir von hier, bevor die Lady mit den Formularen uns folgt“, rief Tony. „Ich hole schnell mein Auto.“

„Gerade wurde es spannend“, stellte Owen dicht an ihren Lippen lächelnd fest und sah ihr tief in die Augen.

Sie erwiderte sein Lächeln und nickte.

„Willst du von hier weg?“ Fragend zog er die Brauen hoch. „Warte. Ich gehe mit Tony mit und hole sein Auto. Wenn du es dir anders überlegst und weg bist, wenn wir zurückkommen, kann ich das verstehen. Aber wenn nicht …“

Owen unterbrach sich selbst, indem er den Kopf senkte und die Lippen auf ihre drückte. Ihre Küsse waren wie zarte Einladungen gewesen, seiner dagegen war die Verführung pur. Mit der Zungenspitze glitt er an ihrer Oberlippe entlang und saugte spielerisch in ihrer Unterlippe.

Stella wollte mehr. Sehr viel mehr.

Mit beiden Händen umfasste er ihr Gesicht und drang mit der Zunge tief in ihren Mund ein. Sein Kuss war eine Aufforderung. Sie sollte ihn mit gleicher Lust erwidern.

Das tat sie, und sein tiefes Stöhnen klang fast gequält.

Seine Hitze umgab sie. Mit jedem Atemzug nahm sie seinen männlichen Duft wahr. Ihre Nippel richteten sich auf und das Blut pochte darin.

„Komm schon, Owen“, drängte Tony.

„Hoffentlich bist du noch da, wenn wir zurückkommen“, flüsterte er ihr zu und entfernte sich.

Bei Owen war das alles anders. An seinem knackigen Hintern konnte sie sich nicht sattsehen. Fast lachte sie über sich selbst, weil sie sich wünschte, sie könnte Owen untersuchen, von Kopf bis Fuß, und nicht aus rein medizinischem Interesse. Doktorspiele!

Lachend hob sie die Arme hoch über den Kopf, drehte sich mit geschlossenen Augen im Kreis und genoss den kühlenden Hauch der Nachtluft.

„Ich kann es nicht fassen, dass ich einfach so aus dieser Studie ausgestiegen bin. Bis jetzt habe ich absolut immer das getan, was von mir erwartet wurde“, gestand Hayden.

„Dann hast du genau das Richtige getan. Heute Nacht solltest du sämtliche Regeln brechen.“

„Was?“ Tony kam auf sie zu. Sein blauer Sportwagen parkte an der Straße.

Auf der Beifahrerseite stieg Owen aus und schien sich nach dem beengten Sitzen regelrecht zu entfalten. Er sah lächelnd zu Stella, und sie wusste schon, dass ihr eine Menge spöttische Kommentare bevorstanden.

„Heute Nacht sollte Hayden genau das tun, was niemand von ihr erwartet.“ Tony zog eine Braue hoch.

Stella sah ihm an, wie sehr er sich für Hayden interessierte, und sie freute sich für ihre Freundin, dass ein so liebenswerter Kerl in sie vernarrt war.

Tony verschränkte die Finger mit Hayden.

„Cooles Auto. Kann man das Dach aufklappen?“, fragte sie, als die beiden zu seinem Wagen gingen.

„Und was ist mit dir?“ Owen kam näher zu Stella. „Was möchtest du heute Abend unternehmen?“

Ihr kribbelte die Haut, und im Nacken spürte sie, wie ihr der Schweiß ausbrach. So fühlte sich das an? So warm und aufregend? Wenn sie sich nicht sehr täuschte, dann war im Moment ein Mann sehr an ihr interessiert. Tony war klasse, aber Owen wirkte lässig und unbekümmert, und er hatte etwas Draufgängerisches an sich, als würde er ständig „Na, los doch, komm“ sagen. Und Stella war zu allem bereit.

Sündiges sexy Lächeln, perfekter muskulöser Körper – sie war ihm verfallen.

Ich will dich, dachte sie, dich, und zwar ganz. „Heute Abend will ich das Leben genießen. Ich will nicht nur danebenstehen und zusehen. Ich will es erleben und spüren. Im Moment möchte ich dich noch mal küssen, und so was hätte ich noch nie zuvor getan. Und schon gar nicht hätte ich es dir verraten. Denn wenn man einen Mann küsst, führt das viel zu leicht zu Emotionen, und die muss ich unbedingt im Zaum halten, wenn ich erfolgreich sein will.“

„Wer hat dir das denn erzählt?“

„Die Besten. Meine Eltern. Ich habe es viel zu oft erlebt, dass die Leute von ihrem sorgfältig geplanten Weg abweichen, nur weil ihnen Sex und Beziehungen dazwischenkommen. Mir passiert das ganz bestimmt nicht. Niemals. Meine Pläne: Schulabschluss, Medizinstudium, Notaufnahme. Ende.“

„Und was passiert, wenn dir bei diesem perfekten Plan doch irgendetwas oder jemand in die Quere kommt?“

Es lenkte sie ab, dass er ihr dabei über den Arm strich. „Dann bremst es mich. Ich würde mir sagen, es sei vom Schicksal so gewollt. Ich würde mir einreden, ich könne es alles später noch nachholen.“ Einen Moment hielt sie den Atem an und schluckte. „Aber mit dir will ich es. Jetzt. Sofort.“

Einladend bot er ihr seinen Arm. „Dann kommst du jetzt mit mir?“

„Auf jeden Fall.“

Arm in Arm stiegen sie bei Tony ein und setzten sich auf den Rücksitz wie zwei Stars auf der Flucht vor den Paparazzi.

Stella landete auf Owens Schoß, ihre Beine zwischen seinen.

Draußen ging die Sonne unter, und das letzte Licht erstarb.

Stella verschränkte die Hände in Owens Nacken, und seine Lippen pressten sich auf ihre.

„Tony, da drüben, das ist es!“, stellte Hayden auf dem Beifahrersitz entschieden fest.

„Was gibt es denn hier?“ Stella sah nichts als Bürogebäude und Parkplätze.

„Das ist das Erste, was ich nicht tun sollte.“ Hayden deutete nach rechts.

Tony hielt vor einem lang gestreckten Gebäude an, das mit Aluminium verblendet war und dessen Neonreklame blaugrün blinkte. Stella fragte sich, wieso sie das grelle „Roller-Skating“ nicht schon aus weiter Entfernung gesehen hatte.

„Du darfst nicht auf Rollerskates fahren?“ Stella konnte sich eine ganze Reihe von medizinischen Gründen denken, wieso eine gesunde junge Frau sich nicht auf Rollerskates stellen sollte, doch keiner davon traf auf Hayden zu.

„Tja, es ist schon lange her, aber meine Großeltern hatten ganz feste Vorstellungen von den Gefahren, die einem Mädchen in den schattigen Ecken einer Skaterbahn drohen.“

Das ergab schon eher Sinn. „Ich fühle mich gerade wieder genauso verunsichert wie damals mit zwölf.“

Bei den Erinnerungen musste Stella lächeln. Die ersten verbotenen Schminkversuche und die Erklärungen ihrer Freundin bei einer Pyjamaparty, wie sie das Küssen am besten übte, indem sie sich selbst auf den Handrücken küsste. Damals war ihr das alles so unglaublich wichtig vorgekommen, und die Jungs waren für sie Teil einer fremden und komplizierten Welt gewesen.

Eigentlich hatte sich seitdem nicht viel geändert.

Nur heute Abend war alles anders. Das mit Owen fühlte sich ganz und gar nicht kompliziert an, und wichtig war nur, dass sie alle jeden Moment dieser Nacht auslebten.

„Die anderen Mädchen haben in der Schule immer gekichert und damit angegeben, mit wem sie auf der Skaterbahn geknutscht haben“, gestand Hayden ein bisschen wehmütig ein. Dann öffnete sie die Tür und musste blinzeln, weil die Neonreklame ihr so grell ins Gesicht schien.

Tony zog eine Braue hoch. „Und du? Du hast das alles nicht gemacht?“

Hayden verdrehte die Augen. „Als ob meine Großeltern mir so was je erlaubt hätten.“

Er lief um das Auto herum und bot ihr galant Hilfe beim Aussteigen an. „Gestatte mir, etwas dagegen zu unternehmen.“

„Liebend gern.“ Sie ergriff seine Hand.

„Und was ist mit dir, Stella? Hat das Knutschen auf der Skaterbahn auch zu deiner Ausbildung gehört?“ Owen folgte ihr aus dem Wagen auf den Fußweg.

„Schon möglich.“

Leider war das weit weg von der Wirklichkeit. Auf einer Party war sie dazu gedrängt worden, den Jungen zu küssen, in den sie verknallt war, und sie hatte dem armen Kerl den weltschlimmsten Kuss seit Anbeginn der Zeit gegeben. Er hatte sie zusammen mit seinen Kumpels ausgelacht, und Stella hatte sich letztlich von einem Fremden das Handy geliehen, um ihre Mom anzurufen, damit die sie schnellstmöglich von der Party abholte. Es war Stellas erste Lektion gewesen, dass sie ihre Emotionen unter Kontrolle und die Jungs auf Abstand halten musste.

Neben ihr bot ihr Owen als perfekter Gentleman wieder seinen Arm. Allmählich wurde das für Stella sein Markenzeichen. „Sorgen wir dafür, dass es mehr wird als ein ‚schon möglich‘.“

Stella beschloss, die Lektion zu vergessen. Wenigstens für heute Abend. Sie nickte und hakte sich bei ihm ein. Gemeinsam betraten sie das Gebäude.

Es gefiel ihr, sich bei Owen einzuhaken. Es kam ihr vor, als seien sie beide ein Team, das sich jeder Gefahr und jedem Spaß stellt.

Der Duft nach Parfüm, Rasierwasser und dem Pflegeöl für die hölzerne Skaterbahn war ihr so vertraut, dass sich ihr einen Moment lang der Magen zusammenzog.

An so einem Ort hatte ihr peinlichstes Erlebnis stattgefunden. Lieber nicht dran denken! Seit sie vierzehn war, verdrängte sie das Rollerskaten so gut sie konnte.

Gemeinsam mit Tony und Hayden stellten sie sich im Eingangsbereich an, und Hayden lächelte ihr zu.

„Stella, heute ist Erwachsenenabend. Als hätten sie das speziell für uns so geplant!“

Schließlich gelangten sie zur Kasse. Die Männer bezahlten den Eintritt, und alle vier tauschten ihre Schuhe gegen Rollerskates ein.

Die Musik hämmerte, eine Mischung aus Siebziger-Disco, New Wave der Achtziger und Bubblegum-Pop der Neunziger. Die großen Discokugeln über ihren Köpfen ließen Lichter über ihre Körper gleiten, und von der Decke zuckten Stroboskoplichter.

Zum Anziehen der Rollerskates setzten sie sich auf eine der langen, gepolsterten Bänke, die sich rund um die Laufbahn zogen. Hayden und Tony hatten sich die Schuhe schnell zugebunden.

Hayden zwinkerte ihr zu und lief los, und kurz darauf konnte Stella das andere Pärchen im Getümmel auf der Laufbahn nicht mehr sehen.

Owen hatte es offenbar auch nicht eilig.

Flüchtig betrachtete sie ihn im Profil. Er wirkte nachdenklich.

„Alles okay?“, rief sie ihm über die laute Musik hinweg zu.

Er wandte sich ihr zu und schenkte ihr sein umwerfendes Lächeln. Schon im Wartebereich von PharmaTest hatte dieses Lächeln in ihr diese kleine Stimme geweckt, die ihr ‚Yessss‘ zugeflüstert hatte.

„Mir wird gerade etwas klar: Sobald ich auf den Rollerskates dort auf der Bahn stehe, wird die Lady, die ich hier beeindrucken will, mich nicht mehr so cool finden.“

Stella konnte nicht anders, sie musste lachen. Dieser sexy Kerl versuchte, sie zu beeindrucken! Es kribbelte in ihrem Magen, und sie lehnte sich etwas näher zu ihm.

Ihre sorgfältig errichteten Schutzmauern begannen zu wanken, aber seltsamerweise geriet sie dadurch nicht in Panik. Ihre Eltern hatten darauf beharrt, dass sie sich eine harte Schale zulegte, die sie als Ärztin in der Notfallchirurgie benötigte, deshalb hielt sie schon, solange sie zurückdenken konnte, ihre Emotionen zurück.

Owen war scharf auf sie, und er hatte keine Angst, ihr das zu sagen oder zu zeigen.

Vielleicht verdiente er es dann auch, dass sie ehrlich zu ihm war. „Aber wenn du nicht dort hinausgehst, kann ich überhaupt nicht mehr so tun, als würde ich hinfallen, damit du mich auffängst.“

Mit dem Daumen strich er ihr über den Handrücken. Ihr liefen leise Schauer durch die Arme bis in die Finger. Wie würde es sich anfühlen, wenn er mit dem Daumen ganz andere Stellen reizte? Dieser kleine, unanständige Gedanke ließ sie überall erzittern.

„Wie war das noch mit den dunklen Ecken, von denen Hayden vorhin geredet hat?“

Ihr Herz raste, als sie sich zwischen den übrigen Gästen am Rand der Laufbahn zu der dunklen Ecke drängten, die Stella entdeckt hatte. Der Platz war perfekt zum Knutschen. Bisher hatten sie sich nur ganz spontan geküsst, ohne jede Vorausplanung. Dieser nächste Kuss dagegen würde sehr bewusst geschehen. Und genau aus diesem Grund war dieser Augenblick so bedeutsam.

Sie zog ihn mit sich in die Ecke und lehnte sich an die glatte Ziegelwand. Durch ihr dünnes Top hindurch spürte sie die kühle Mauer an ihrer überhitzten Haut.

Owen stützte sich über ihrem Kopf ab und sah lächelnd zu ihrem Mund. Es dauerte nur eine Sekunde, und sein Lächeln wurde verlangend.

Ja! Sie wollte es spüren. Genau das hier.

Mit dem Daumen strich er ihr über die sinnlich volle Unterlippe, und einen Moment schloss Stella die Augen. Sie wollte es genießen, was er in ihr auslöste. Ihr Blut schien zu kochen, prickelnde Erregung durchströmte sie.

Sie saugte seine Daumenkuppe in ihren Mund und brachte Owen zum Stöhnen. Der tiefe raue Klang seiner Stimme ließ sie erzittern.

Noch nie hatte sie so auf einen Mann reagiert. Nie zuvor hatte sie so darauf gebrannt, die Berührung eines Mannes zu spüren. Stella sehnte sich unbändig nach seinem Mund und seinem Geschmack.

„Ich glaube, du bringst mich um den Verstand.“

Es klang fast ungläubig. Tief in ihr erwachte brennende Lust. Ihre Knie fingen an zu zittern, und zwischen den Schenkeln wurde ihr heiß.

„Das geht nicht nur dir so“, gab sie leise und mit zitternder Stimme zu, und wieder sah sie dieses belustigte, schiefe Lächeln auf seinen Lippen.

Sie strich ihm über die Schultern und zog ihn näher an sich.

Langsam senkte er den Mund auf ihre Lippen. Es war nur eine ganz flüchtige Berührung, und doch erzitterte sie. Sein betörender Duft umgab sie, und sie schloss die Augen wieder. Beide Hände verschränkte sie in Owens Nacken, und sein kurzes Haar kitzelte sie an den Fingern.

Spielerisch und sinnlich erkundete er ihre Lippen, bis Stella endlich seine Zunge an den Lippen spürte.

Von einer Sekunde zur anderen war der grauenhafteste Kuss aller Zeiten aus ihrem Gedächtnis gelöscht. Was sie damals als Teenager erlebt hatte, zählte nicht mehr. Dieser Kuss war überwältigend. Sie erwiderte ihn voller Lust und drängte sich eng an seine kraftvolle Brust. Ihre Nippel kribbelten und rieben am zarten Stoff des BHs. Mit jedem Atemzug nahm sie Owen wahr, sie schmeckte und spürte nur ihn. Die wilden lustvollen Emotionen kochten in ihr immer höher.

Dicht neben ihrem Ohr ertönte eine Trillerpfeife.

Es war nicht das alberne Ich-habe-euch-beim-Knutschen-erwischt-Pfeifen, sondern ein strenges Aufhören-sonst-fliegt-ihr-vom-Platz-Pfeifen, und sofort zuckte Stella panisch zurück und riss die Augen auf.

Sie musste ein paarmal blinzeln, bevor sie deutlich sehen konnte. Ein Mann im schwarz-weiß gestreiften Shirt eines Schiedsrichters kam auf sie zugerollt und wedelte streng mit beiden Händen. Die Pfeife hing ihm am Schlüsselband um den Hals.

Direkt vor ihnen kam er an der Bande zum Stehen. „Das ist hier nicht gestattet. Wir sind hier ein Betrieb für die ganze Familie.“ Er bekräftigte seine Worte mit missbilligenden Handbewegungen.

„Owen? Ich glaube, ich habe jetzt doch keine Lust mehr auf Rollerskating.“

Eindringlich sah er ihr in die Augen, und anscheinend erkannte er trotz der Dunkelheit, welche sinnlichen Wünsche ihr durch den Kopf gingen, denn er richtete sich abrupt auf und räusperte sich. Zweimal.

„Ich auch nicht.“

Sein Flüstern war wie ein verheißungsvolles Versprechen, und ihr rieselte ein sinnlicher Schauer den Rücken hinab.

Widerstrebend wandte er sich wieder an den Aufpasser. „Entschuldigen Sie, falls irgendjemand sich durch uns gestört gefühlt hat. Wir gehen.“

Ja. Sie konnte es kaum erwarten, mit diesem sexy Mann allein zu sein.

Owen verschränkte die Finger mit ihren, und sie wandten sich ab. Hinter sich hörten sie, wie der Aufpasser vor sich hinmurmelte: „Erwachsenenabend. Wie ich das hasse.“

„Tony!“, rief Owen, als sie Tony und Hayden fast versteckt hinter einer Reihe von Schließfächern entdeckten.

„Passt bloß auf, ihr zwei“, zog Stella sie auf. „Hier gilt striktes Kussverbot.“

„Das haben wir gerade eben auch erfahren.“ Hayden lächelte.

„Lasst uns die Schuhe wieder anziehen“, stellte Tony klar, und Owen zwinkerte Stella zu, bevor er mit Tony wegging.

Ihr wurde ganz warm vor Vorfreude.

Hayden gingen anscheinend ganz ähnliche Gedanken durch den Kopf wie ihr, denn sie konnte den Blick nicht von Tony abwenden.

„Gut für dich“, stellte Stella fest.

Hayden nickte. „Ja, das ist es. In letzter Zeit habe ich so viel gearbeitet, dass ich dringend mal eine Ablenkung gebraucht habe.“ Sofort ging ihr Blick zu Tony zurück.

„Ich weiß genau, was du meinst. Alle sagen, das dritte Jahr im Medizinstudium sei knallhart, aber erst heute Abend wird mir bewusst, wie groß die Anspannung wirklich ist. Mir kommt es vor, als würde ich zum ersten Mal seit zweieinhalb Jahren wirklich entspannen.“

„Tja, ich habe fest vor, die Anspannung heute bis zum Extrem zu steigern, bevor es zur Entspannung kommt. Und dann das Ganze gleich noch mal.“ Hayden strich sich übers Gesicht. „Oh, manchmal sind meine Witze wirklich nicht lustig.“

Trotzdem mussten sie beide lachen.

Stella war gerade wie ein Teenager beim Schulball erwischt worden, doch anstatt sich deswegen zu schämen, kicherte sie hier mit einer fast Fremden herum, und es fühlte sich großartig an. Einfach fantastisch.

Tony griff in dem Moment nach Haydens Hand, als Owen Stella einen Arm um die Schultern legte. Und das fühlte sich sogar noch besser an.

„Ich weiß gar nicht, ob ich beim Anblick von zwei lachenden Frauen erleichtert sein oder mich fürchten soll.“

„Beides, Owen.“ Stella versuchte, so sexy und verführerisch zu klingen, wie sie es aus Filmen kannte.

Anscheinend funktionierte es, denn Owens Lächeln erstarb. „Wir sehen uns später, Leute.“ Er sah nicht mal zu Hayden und Tony hin, obwohl er mit den beiden sprach.

Aufmunternd lächelte Hayden Stella zu und hob den Daumen.

So schnell wie möglich zogen sie sich wieder ihre Schuhe an und verließen die Skaterbahn so hastig wie zwei Teenager, die sich aus dem Haus schleichen und nicht erwischt werden wollen.

Sie traten nach draußen, und der Abendwind strich kühlend über ihre Gesichter.

„Gehen wir zu Fuß zurück zum Parkplatz von PharmaTest? Dann brauchen wir nicht erst auf Tony und Hayden zu warten. Es kann nicht weit sein.“

Stella stimmte sofort zu. Von der Fahrt hierher hatte sie nichts mitbekommen, denn sie hatte in Owens Armen gelegen. Aber ein bisschen Frischluft und ein kleiner Fußmarsch konnten sicher nicht schaden.

„Wie bist du denn bei PharmaTest gelandet?“ Owen passte sein Tempo ihrem an und legte ihr einen Arm um die Schultern.

Seine Körperwärme tat gut. „Ich nehme freiwillig an vielen medizinischen Studien teil. Zumindest habe ich das getan. Jetzt bleibt mir während des Medizinstudiums nicht mehr so viel Zeit dafür, aber im Moment sind Semesterferien. Und was ist mit dir?“

„Ich kannte jemanden.“

Mehr brauchte er nicht zu sagen. Owen hatte einen Menschen verloren, der ihm nahegestanden hatte. Es rührte sie sehr, dass er jetzt seinen Beitrag dazu leisten wollte, dass anderen in Zukunft besser geholfen werden konnte. „Genau aus dem Grund entscheiden Ärzte sich für ihren Beruf. Um anderen zu helfen.“

Er war nicht einfach nur ein Kerl, mit dem sie im Bett Spaß haben konnte, ohne dass Emotionen im Spiel waren. Owen war ein Mann, den sie sehr mögen könnte. Damit war er nicht der beste Kandidat für einen ekstatischen One-Night-Stand. Aber jetzt konnte sie keinen Rückzieher mehr machen. Owen war der Mann, den sie wollte.

„Wohin?“, fragte er, als sie über den menschenleeren Parkplatz vor PharmaTest gingen. Sie hatten tatsächlich nicht lange laufen müssen. In Tonys Sportwagen waren sie nur ein paar Blocks gefahren. „Wo möchtest du jetzt hin? Irgendwo etwas zu essen holen?“

Im Moment wollte Stella weder reden, noch denken. „Was möchtest du denn tun?“ Sie wusste, dass er ein direkter Mensch war. Dass er sie wollte, hatte er ihr deutlich gemacht. Und jetzt wollte sie es noch einmal von ihm hören.

„Mir ist egal, was wir tun oder wo wir hinfahren. Hauptsache, ich bin mit dir zusammen.“

Absolut richtig! Sie wollte ihn küssen, diesen fantastischen attraktiven Mann. Immer und immer wieder. Verlangend strich sie ihm durch die kurzen Nackenhaare und zog seinen Kopf dichter zu sich.

Sie musste ihn nicht groß dazu drängen. Aufstöhnend presste er die Lippen auf ihre. „Seit ich dich hier in diesem Labor gesehen habe, kann ich an kaum etwas anderes mehr denken“, gab er dicht an ihren Lippen zu. Tief drang er mit der Zunge ein, und Stella war ihm verfallen.

Auszeit nehmen und abschalten, dachte sie, so hat es die Frau Doktor angeordnet.

Im selben Moment erschrak sie über ihre eigenen Gedanken. Anscheinend war Hayden nicht die Einzige, die schlechte Witze machte.

Spaß beiseite! „Wohnst du weit von hier?“, fragte sie zwischen zwei Küssen.

Owen umfasste ihr Gesicht und strich ihr mit den Daumen über die Wangen. Seine braunen Augen waren dunkel vor Leidenschaft. „Ich lebe nicht in Dallas. Ich bin nur ein paar Tage zu Besuch hier, weil meine Großmutter Geburtstag hat. Hier ist es mir momentan ein bisschen zu belebt. Wo wohnst du?“

Sie schüttelte den Kopf. „Gleiche Situation. Ich habe drei Mitbewohnerinnen.“

„Ich will mit dir allein sein.“ Warm streifte sein Atem ihre Schläfe.

Schaffte dieser Mann es tatsächlich, sie mit ein paar Worten zum Zittern zu bringen? Genau der Richtige! „Mit dir allein, das klingt perfekt.“

„Es ist schon ein bisschen her, seit ich das letzte Mal in Dallas war, aber ich glaube, gar nicht weit von hier gibt es ein Hotel.“

Sie nickte. „Das kenne ich. Das am Park.“

„Mein Auto steht da drüben.“ Er deutete zu einem zerbeulten Pick-up mit einem Kennzeichen aus Colorado.

Hand in Hand rannten sie zu dem Auto.

Das kleine, familiengeführte Market Gardens war viel luxuriöser, als Stella in Erinnerung hatte. Die Lobby war im Art-déco-Stil eingerichtet, samt knisterndem Kaminfeuer. Bei jedem Schritt quietschten die Gummisohlen von Stellas Schuhen auf dem schimmernden Parkett.

Die bodentiefen Fenster waren von edlen Vorhängen in Gold- und Burgundertönen umrahmt, und liebend gern hätte Stella die Buntglasfenster eingehender betrachtet, wenn sie nicht gerade in Begleitung des aufregendsten Mannes der Welt gewesen wäre.

„Willkommen im Market Gardens. Auf welchen Namen haben Sie reserviert?“ Der Empfangschef lächelte ihnen freundlich distanziert zu.

Stella verkniff sich ein Lachen. Die Sache mit dem Hotelzimmer hatten sie nicht gründlich genug durchdacht. Natürlich brauchte man für das Market Gardens eine Reservierung. Sie wollte sich bereits wieder umdrehen.

Doch Owen blieb völlig ruhig, was ihn wahrscheinlich nicht einmal Überwindung kostete. „Wir haben nicht reserviert. Was haben Sie denn frei?“

Das Lächeln verschwand vom Gesicht des Empfangschefs. „Normalerweise sind wir auf Wochen ausgebucht.“

Sicher sah man ihnen sehr deutlich an, dass sie sich ganz spontan zu einem Rendezvous entschlossen hatten. Nein, das klang noch zu vornehm. Sex. Es ging ihnen um heißen, schmutzigen Sex!

„Wir bleiben nur eine Nacht“, fuhr Owen fort.

„Bevorzugen Sie den Ausblick zu den Grünanlagen? Da hätte ich noch eine Suite frei.“

Ruhige Suite nach hinten, das kostete hier sicher ein Vermögen. „Es ist schon gut, wir können …“

„Das passt“, unterbrach Owen sie und schob dem Mann seine Kreditkarte zu.

„Dann bekommen Sie eine unserer Turmsuiten. Erster Stock.“

Der Mann schob ihnen eine Ledermappe zu, in der die Schlüsselkarte steckte.

Der Empfangschef gab einem Pagen einen Wink, und der junge Mann im grauen Blazer mit Goldkante am Kragen kam freundlich lächelnd auf sie zu.

„Wir haben kein Gepäck.“ Owen wirkte nicht im Geringsten verlegen. Stella dagegen merkte, dass sie rot wurde.

„Kein Problem, Sir.“ Der Empfangschef blieb ungerührt.

Wieso spielte es für sie überhaupt eine Rolle? Sie war hier, um das Leben zu genießen, bevor sich nach dieser kurzen Atempause wieder alles nur noch um Arbeit und Lernen drehte.

„Obwohl mir einfällt, dass ich besser doch noch meine Reisetasche aus dem Pick-up hole. Ich bin gleich zurück.“

Auf keinen Fall wollte sie ohne ihn hier in dieser versnobten Umgebung zurückbleiben. Stella lief ihm nach.

Hatte er nicht erwähnt, er wolle sie beeindrucken? Nahm er deswegen in Kauf, eine entsetzliche Kreditkartenabrechnung zu bekommen? „Owen, dieses Hotel kostet sicher viel zu viel.“

„Das geht auf mich.“ Er zog seine Autoschlüssel hervor, holte die große schwarze Reisetasche vom Rücksitz und hängte sie sich über die Schulter.

„Glaub bloß nicht, dass du meinetwegen viel Geld ausgeben musste. Vielleicht haben sie noch ein anderes Zi…“

Er packte sie an der Schulter. „Es ist entschieden, Stella. Wenn ich in Dallas bin, erwarten meine Eltern immer, dass ich bei ihnen übernachte – außer ich steige im Market Gardens ab. Außerdem wollen wir das Leben genießen.“ Jeden weiteren Protest von ihr erstickte er mit einem Kuss.

Das Leben genießen? In einem noblen Hotel mit dem heißesten Kerl der Welt? Was gab es da zu überlegen? Sie sah, wie er den Arm anwinkelte, und sie hakte sich bei ihm ein. Das wurde zu einer Angewohnheit, an der sie Gefallen fand.

„Zum Fahrstuhl geht es hier entlang“, teilte ihnen ein Page mit, als sie das Hotel wieder betraten.

Sie folgten ihm in eine der Fahrstuhlkabinen, und auf dem Weg hinauf in den ersten Stock blickte Stella Owen in die Augen.

Heiße Leidenschaft sprach aus seinem Blick. Kaum zu glauben, dass er sich so verzweifelt nach ihr sehnte.

Ein dezentes Ping ertönte, doch der magische Moment blieb.

Auf dem Weg zum Zimmer wuchs auch in Stella mit jedem Schritt die Lust. Sie wollte Owens Hände überall spüren. Sie wollte fühlen, wie er an ihren Nippeln saugte und sie zwischen den Schenkeln reizte.

Der Page stieß die Tür weit auf, und beim Anblick des luxuriösen Zimmers stockte Stella der Atem. Dies hier war tatsächlich mehr als nur ein Hotelzimmer. Es war eine Luxussuite.

Owen gab dem Pagen ein Trinkgeld und folgte ihr ins Schlafzimmer.

„Gibt es noch größere Betten als Kingsize?“ Sie breitete die Arme aus. „Eine ganze Familie könnte hier schlafen in diesem …“

Sie konnte nicht weitersprechen, weil Owen ihr mit der Zungenspitze am Ohr entlangfuhr. Wohlig seufzend schloss sie die Augen und lehnte sich an ihn. Ihr Rücken schmiegte sich perfekt an seine Brust.

Mit beiden Händen umfasste er ihre Brüste. Langsam glitt er mit den Lippen ihren Hals hinab.

Stella rang nach Luft. Unwillkürlich presste sie den Po an seine Erektion, die sie durch die Jeans hindurch deutlich spürte.

Erkundend ließ sie die Hände an seinen muskulösen Schenkeln entlanggleiten. Gab es überhaupt eine Stelle an diesem Mann, die nicht sexy war? Sie merkte, dass er nach den Knöpfen ihrer Bluse griff, aber das alles ging ihr viel zu langsam.

„Reiß einfach.“ Den rauen Klang ihrer Stimme erkannte sie selbst kaum wieder. Sie sehnte sich unsagbar danach, Owens Hände an ihren Brüsten zu spüren.

Ein kurzer Ruck, und die Knöpfe flogen in alle Richtungen. Owen streifte ihr die Bluse von den Schultern und schob ihr den weichen BH über die Brüste nach oben.

Sie spürte die Luft an ihren nackten Nippeln, und sofort richteten die Knospen sich erwartungsvoll auf. Dann waren da Owens Hände, warm, aufreizend und massierend. Stella stöhnte tief auf.

„Du fühlst dich perfekt an. Ich will dich schmecken.“

„Wetten, ich bin als Erste im Bett?“ Sie stürzte sich auf das gigantische Bett und zerrte die Decken zurück. „Hmm, Seidenlaken, das gefällt mir.“

„Für uns nur das Beste.“ Sein Blick war warm und zärtlich. Und teuflisch sexy.

Sie umfasste sein Gesicht. „An das hier werde ich mich für immer erinnern.“

Lächelnd neigte er den Kopf zu ihr. „Dann lass uns für ein paar denkwürdige Eindrücke sorgen.“ Er küsste sie auf die Stelle hinter dem Ohr, wo sie so unglaublich empfindsam war.

„Aber was, wenn die Lady recht hatte?“ Der Gedanke ließ sie erschrecken.

„Welche Lady?“ Er glitt mit der Zunge ihren Hals hinab.

Vor Erregung wurde sie feucht, doch die kleine warnende Stimme ließ sich nicht unterdrücken. „Die Lady bei PharmaTest. Sie hat gesagt, wir würden uns nicht mehr an den heutigen Abend erinnern.“

Owen hob den Kopf. Zwischen seinen Brauen zeigte sich eine kleine Falte. Schließlich schüttelte er den Kopf. „Du hast es doch selbst gesagt: Wir gehören zur Vergleichsgruppe. Offenbar haben wir das Placebo bekommen. Alle dort haben geschlafen, nur wir vier nicht.“ Lächelnd sah er ihr in die Augen. „Außerdem könnte ich das hier niemals vergessen. Ich meine, komm schon, du … Du bist umwerfend.“

Ihr wurde ganz warm ums Herz. Noch kein Mann hatte sie jemals so angesehen, wie Owen es jetzt gerade tat. Er fand sie umwerfend! Die Anspannung legte sich, sie atmete tief aus und zog ihn enger an sich. „Du hast recht. Ich könnte dich auch nie vergessen. Wie auch? Ich habe so etwas noch nie getan. Noch nie.“

„Für mich ist so was hier auch ein erstes Mal. Du bist die Erste.“ Verlangend senkte er den Mund wieder auf ihre Haut und küsste sie in die Halsbeuge.

Sinnliche Schauer durchströmten sie, und sie schloss die Augen. „Du fühlst dich so gut an.“

„Wart’s ab“, flüsterte er dicht am Ansatz ihrer Brust. „Ich werde dafür sorgen, dass es sich noch viel besser anfühlt.“

Seufzend senkte er den Kopf noch tiefer.

Doch der kleine Zweifel in ihr verstummte nicht.

Wieder seufzte Owen, doch diesmal nicht vor Lust. „Du machst dir immer noch Sorgen.“

„Woher weißt du das?“

Er verzog das Gesicht, als wolle er sagen: Sei nicht albern.

„Ich muss immer daran denken, wie seltsam es sein muss, wenn ich aufwache und mich an überhaupt nichts mehr erinnere.“ Aufreizend drängte sie die Hüften an ihn, und Owen stöhnte leise.

„Ich habe eine Idee. In Hotels gibt es doch immer Notizblöcke und Papier. Wir schreiben Nachrichten an uns selbst. Nur für alle Fälle.“

„Gute Idee.“

Sie rappelte sich vom Bett hoch, um Papier und Stift zu suchen, und zog sich nur noch schnell wieder den BH an und streifte sich die Bluse über. Den Moment auszuleben war eine Sache, aber das Ganze oben ohne unter den Blicken eines heißen Mannes zu tun, war etwas anderes. Das würde sie zu sehr ablenken. Sie musste ihre Gefühle im Zaum halten – zumindest noch eine kleine Weile.

Kurz darauf saß sie am Esstisch und überlegte, was sie sich selbst schreiben sollte.

Liebe Stella,

Wirklich? Erbärmlich!

falls du dich nicht mehr an diese Nacht erinnerst, lass dir von mir sagen, dass du dich sehr glücklich schätzen kannst. Du hast großes Glück, weil du noch einmal entdecken kannst, wie großartig Owen küssen kann. Er hat alles, was du dir von einem Mann erträumst. Er ist nicht nur unglaublich sexy, sondern er ist auch abenteuerlustig und fürsorglich, und offenbar weiß er sehr genau, wie er dich zum Org…

Okay, das wusste sie noch nicht, aber was gab es in diesem Punkt zu zweifeln? Er brauchte sie ja nur an den Nippeln zu lecken, und schon fing sie vor Lust zu zittern an.

Vielleicht war es doch unsinnig, sich selbst Nachrichten zu schreiben. Jedes Medikament hatte Nebenwirkungen, aber ein Gedächtnisverlust der letzten vierundzwanzig Stunden? Das wäre wirklich seltsam. Offenbar hatte die Frau ihnen nur Angst machen wollen, und das widersprach jeder medizinischen Ethik.

Andererseits konnte Stella es ihr nicht verübeln, denn die arme Frau hätte wahrscheinlich alles gesagt, um ihre Testpersonen davon abzuhalten, in die Nacht zu verschwinden.

Ihr gegenüber klickte Owen mit seinem Kugelschreiber und legte ihn auf den Tisch.

„Schon fertig?“

Er zuckte mit den Schultern. „Ich habe mir nicht viel zu sagen.“

War das ein gutes Zeichen?

„Was hast du denn geschrieben?“ Er hob den Kuli wieder auf und drehte ihn zwischen den Fingern.

Entschlossen steckte sie den Zettel in ihre Handtasche. „Was ich mir selbst schreibe, ist ein Geheimnis. Außerdem ist mir nach ein paar Zeilen aufgefallen, dass diese Nachrichten vielleicht reine Zeitverschwendung sind. Wir könnten es aber ein bisschen interessanter machen.“

Sie griff nach einem neuen Zettel und schrieb in Großbuchstaben:

DU DARFST TONY UND HAYDEN NICHT TRAUEN.

Einen Moment lang runzelte er die Stirn, dann lachte er laut los.

Mann, was für ein sexy Lachen! Ihr lief ein Schauer den Rücken hinab.

„Der ist nicht schlecht. Darf ich auch?“

Sie reichte ihm den Stift, und seine leicht rauen Finger berührten ihre.

Er schrieb etwas auf einen weiteren Zettel.

Sie drehte den Zettel um, damit sie es lesen konnte:

Du darfst niemandem trauen.

„Wir sollten noch mehr davon schreiben und überall im Zimmer verteilen“, schlug sie vor.

Die nächsten Minuten verbrachten sie damit, sich selbst Nachrichten zu schreiben, bis sie alle Notizzettel aufgebraucht hatten. Stella musste lachen, bis sie sich kraftlos an den Türrahmen zum Schlafzimmer lehnte.

„Entweder finden wir das morgen früh beim Aufwachen echt witzig oder unsagbar dumm.“ Auch Owen lachte.

Sie spürte seinen warmen Atem und drehte sich um. Wann war er ihr so nahe gekommen? Sie packte den Saum seines Polohemds, zerrte es ihm über die Brust hinauf, und Owen half ihr, es auszuziehen.

Ohne Hemd wirkte Owen noch viel beeindruckender. Sein muskulöser Körper war ein prachtvolles Meisterwerk. Sie strich über ein Tattoo an seinem Bizeps, das eine Flamme, eine Axt und einen Helm zeigte. Unter der Berührung spannten sich die Muskeln an. „Dann bist du tatsächlich Feuerwehrmann?“

„Hast du das bezweifelt?“

„Es gibt bestimmt Männer, die das nur behaupten, weil viele Frauen Feuerwehrmänner heiß finden.“

„Für mich gibt es nur eine Frau, von der ich will, dass sie mich heiß findet, und das bist du.“

„Wie oft trägst du Menschen über der Schulter aus den Flammen?“ Ihre Finger folgten der Wölbung seiner Brustmuskeln. Er musste stark sein, wenn er sich durch Wände und Trümmer seinen Weg bahnte, um verängstigte Menschen vor Flammen und Rauch zu retten.

„Das gehört zum Training. Soll ich es mal demonstrieren?“ Es klang belustigt.

„Unbedingt.“

„Nur unter einer Bedingung.“ Spielerisch küsste er sie im Nacken.

„Nämlich?“ Was immer es auch war, sie war bereit, den Preis zu zahlen.

„Was steht in deiner Notiz über mich?“ Mit der Zunge strich er ihr am Hals entlang.

„Hmm.“ Ihr zitterten die Knie, und sie lehnte sich an seinen starken Körper.

„Stella“, drängte er sie.

„Was ich geschrieben habe, ist doch nebensächlich. Wir werden diese Nacht nicht vergessen, und all diese Notizen sind dann reine Zeitverschwendung. Was hast du denn über mich geschrieben?“ Sie war überzeugt, dass er ihr seine Nachricht auch nicht zeigen würde.

Doch Owen zog den Zettel aus seiner hinteren Jeanstasche und reichte ihn ihr.

Was immer du auch tust, lass Stella nicht gehen, ohne es bei ihr versucht zu haben.

Ihr wurde der Mund trocken. An Owen war vieles sexy: seine tiefe, klangvolle Stimme, die muskulösen Arme, der knackige Hintern, aber diese Nachricht, diese Worte … Das war das Erotischste, was sie bisher an ihm entdeckt hatte.

Sie schluckte und wandte sich zu ihm um. „Diese Nachricht ist auf jeden Fall keine Zeitverschwendung.“

„Und?“

Sie schüttelte den Kopf. „Meine Nachricht bekommst du trotzdem nicht zu sehen.“

Bedauernd erwiderte er ihren Blick. „Dabei wollte ich dir so gern demonstrieren, wie ich dich über der Schulter trage.“

Dass er an seinem Vorsatz festhielt, gefiel ihr. Ihr gefiel einfach alles an ihm. „Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick?“

Er riss die Augen auf und schluckte. „Äh …“

Vor Lachen verschluckte sie sich fast. „Keine Sorge, jetzt kommt kein rührseliges Geständnis. Ich bin nicht mal sicher, ob ich an so was wie Liebe auf den ersten Blick glaube. Aber wenn es so was wie Lust auf den ersten Blick gibt, dann hat’s mich echt erwischt, Mann.“

Bevor sie noch ein weiteres Wort herausbringen konnte, hatte er sie in die Arme gezogen. Er hakte einen Arm in ihre Kniekehlen und hob Stella hoch.

„Ich dachte, du trägst mich nicht?“, zog sie ihn auf und saugte ihm spielerisch am Ohrläppchen.

„Für dieses Vorgehen gibt es keine verbindlichen Vorschriften“, erwiderte er.

Behutsam ließ er sie auf das luxuriöse Bett gleiten und streckte sich neben ihr lang aus.

Sofort presste er den Mund auf ihren. Die bisherigen Küsse waren erkundend, herausfordernd und behutsam gewesen. Jetzt küsste Owen sie hungrig und mit grenzenlosem Verlangen.

Stella drehte sich auf den Rücken, und Owen schob sich zwischen ihre gespreizten Schenkel. Durch Leggins und Jeans hindurch spürte sie seine Erektion.

Es dauerte keine fünf Sekunden, und er hatte ihr die obersten Blusenknöpfe geöffnet, die nicht abgerissen waren, und den BH über ihre Brüste nach oben geschoben.

Genießerisch stöhnte Stella auf, als sie seine Hände auf der nackten Haut spürte.

„Ich kann es nicht erwarten, dich zu schmecken. Alles von dir“, stieß er heiser dicht an ihrem Hals aus.

Diesen sexy Klang seiner Stimme wollte sie sich für alle Ewigkeit einprägen, doch sofort meldete sich der kleine Zweifel in ihr wieder. „Es wäre schrecklich, wenn wir das hier vergessen.“

„Wir haben doch unsere Notizen.“ Er senkte die Lippen auf ihren Nippel, saugte ihn in die Wärme seines Mundes ein und brachte Stella dadurch fast zum Keuchen.

War es tatsächlich denkbar, dass sie morgen neben einem nackten Mann aufwachte und keine Ahnung hatte, wer er war oder wie sie hierher gelangt war?

Sie kniff die Augen zu. Sie wollte doch nur den Moment genießen. Dieser Abend und diese Nacht sollte in all seiner überwältigenden Sinnlichkeit für immer in ihrer Erinnerung bestehen, damit sie nie vergessen konnte, dass sie eine lebendige Frau war.

Mit der Zungenspitze umkreiste Owen ihren Nippel.

„Nein, ich kenne mich. Ich würde laut aufschreien und erst später die Fragen stellen. Ich würde mir meine Sachen schnappen, aus diesem Hotel verschwinden und versuchen, den ganzen Vorfall zu verdrängen. Oder was ist, wenn du als Erster aufwachst und beschließt, sofort abzuhauen?“

„Ich würde nicht weglaufen“, versicherte er ihr und saugte erneut an ihrer Brustspitze.

„Hmm.“ Worüber regte sie sich hier eigentlich gerade auf? Richtig. „Klar doch, das sagst du jetzt.“

Er hob den Kopf und sah sie durchdringend an. „Wenn es dir hilft: In meiner Tasche habe ich Handschellen. Dann müssten wir zumindest miteinander reden, bis ich sie aufgeschlossen habe.“

„Warum sollte mir das helfen?“

„Du machst dir Sorgen, dass ich morgen früh verschwunden bin. Das geht aber nicht, wenn ich mit Handschellen an dich gefesselt bin.“

Zufrieden lächelte sie. „Heißt das, du willst mich morgen früh sehen? Das heißt nicht, dass ich was gegen einen unverbindlichen One-Night-Stand habe.“ Konnte sie nicht mit dem Plappern aufhören? „Schließlich habe ich mich dir ja förmlich an den Hals geworfen. Es ist nur so, dass ich mir vorstellen möchte, dass da noch mehr ist.“ Nein, anscheinend konnte sie nicht damit aufhören. „Glaub mir, ich habe dafür vollstes Verständnis. Ich hatte ja genug Biologiekurse, um zu wissen, dass es im Menschen den Drang gibt …“

Seine Bartstoppeln kitzelten sie an den Brüsten, als Owen sich langsam an ihr hinaufschob, bis ihre Nasen sich fast berührten. Der Blick seiner dunklen braunen Augen war sehr ernst. „Stella, ich möchte morgen früh hier mit dir aufwachen, uns was vom Zimmerservice bringen lassen, mit dir frühstücken und dann wieder mit dir ins Bett gehen und dort bleiben, bis wir wieder Hunger bekommen.“

„Du hast eine sehr überzeugende Art, ein Mädchen rumzukriegen. Warum hast du eigentlich Handschellen bei dir?“

Er rollte sich von ihr und malte mit dem Zeigefinger kleine Kreise auf ihre Haut. „Manchmal brauchen Pärchen Hilfe, weil sie nicht mehr allein freikommen. Dann wählen sie den Notruf, und normalerweise übernimmt in solchen Fällen die Feuerwehr.“

„Passiert das häufig?“

Er zuckte mit den Schultern. „Seit diese Bücher erschienen sind, immer öfter. Und wenn du das erste Pärchen befreit hast, bekommst du von den anderen Jungs als Geschenk auch ein Paar Handschellen.“

„So eine Art Feuertaufe?“

„Eher eine Art Aufnahmeritual.“

Sie hielt ihm die Hand hin. „Okay, dann leg mir Handschellen an.“

Mitten in der Bewegung hielt er inne. „Das ist das Erotischste, was du bisher gesagt hast. Und du hast schon eine Menge sexy Dinge gesagt.“

„Haha. Du wirst auch gefesselt, mein Freund.“

Er rutschte vom Bett, hob Stella hoch und legte sie sich über die Schulter. Mit langen Schritten kehrte er in den Wohnbereich zurück.

„Ich dachte, du demonstrierst mir diesen Griff erst, wenn ich dich meine Nachricht lesen lasse.“

„Willst du dich jetzt beschweren?“

Sie hatte eine ziemlich gute Aussicht auf seinen Po. „Nein, niemals.“

Behutsam ließ er sie neben dem kleinen Tisch auf die Füße herab. Dort hatte er seine Tasche fallen lassen.

Sie zog sich den BH wieder zurecht und machte an der Bluse die letzten zwei verbliebenen Knöpfe ganz oben zu.

„Warum ruinierst du so beharrlich immer wieder meine beste Arbeit?“ Laut durchdrang der metallische Laut die Stille, als er den Reißverschluss der Tasche öffnete.

Sie sah zu, wie er zwischen sorgfältig zusammengelegten Kleidungsstücken und Socken herumsuchte. „Deine beste Arbeit?“

„Ich hatte dich jetzt schon zweimal fast ausgezogen.“ Er holte eine Schachtel Kondome hervor.

„Gute Idee“, stellte sie fest, als er ihr die Schachtel reichte. Dann hob sie die Schultern. „Aber ich weiß nicht. Mir kommt es vor, als sollte ich angezogen sein, wenn mir Handschellen angelegt werden.“

„Ganz im Gegenteil! Zumindest in unserem Fall.“ Er kramte weiter, bis Stella ein leises metallisches Rasseln hörte, und dann zog er die Handschellen hervor.

Nachdem er die Tasche geschlossen hatte, legte er sich eine der zwei Schellen ums Handgelenk und ließ sie einrasten.

„Du zuerst?“

„Als Vertrauensbeweis.“ Er lächelte. „Ein Gentleman fesselt sich immer zuerst. Mylady?“

Sie zog eine Braue hoch. „Es gibt Benimmregeln für solche Situationen?“

Er nickte. „Wenn es dir unangenehm ist …“

Sie atmete tief durch und hielt ihm die Hand hin, zog sie jedoch sofort wieder zurück. „Warte. Bist du sicher, dass du die Schlüssel dabeihast? Ich will ja nicht gegen die Traditionen der Feuerwehrleute verstoßen, aber ich möchte auch nicht der Grund dafür sein, dass noch jemand sich sein Paar Handschellen verdient.“

„Oh, die Schlüssel sind dabei. Außerdem kenne ich ein paar Tricks, wie man sich befreit.“

„Du weißt wirklich, wie man eine Frau fasziniert.“ Wieder hielt sie ihm den Arm hin, und er ließ die zweite Handschelle an ihrem Handgelenk einrasten.

Stella schlang ihm einen Arm um den Nacken, so gut das mit Handschellen ging.

Am Schenkel spürte sie, wie seine Erregung wuchs.

„Zeig mir noch mehr“, forderte sie ihn vielsagend auf.

2. KAPITEL

„Deine Bluse hat ja immer noch Knöpfe“, beschwerte Owen sich übertrieben seufzend.

„Ich bin sicher, für dich als Feuerwehrmann ist das kein Hindernis.“

„Ich könnte beide Hände benutzen, aber dann müsste ich deine bewegen, und es gefällt mir, wo die gerade ist.“

Stella hielt seinen knackigen Po umfasst, und auch sie wollte die Hand nicht von dort wegbewegen.

War sie jemals mit einem so faszinierenden Mann zusammen gewesen?

„Schätze, ich könnte dir mit meiner freien Hand helfen.“ Sie hob den linken Arm und tastete nach dem obersten Knopfloch. Owens Finger berührten ihre, und sie sahen sich in die Augen. Ohne den Blick abzuwenden, öffneten sie den obersten Knopf.

Auch eine neue Erfahrung!

Gemeinsam öffneten sie den zweiten und dritten Knopf. Owens Knöchel streiften ihre nackte Haut an der Brust und am Bauch.

Die übrigen Knöpfe waren beim Aufreißen alle abgesprungen, deswegen streifte Owen ihr die Bluse über die linke Schulter hinab und dann auch über die rechte. Er schob den Stoff nach unten, bis die Bluse nur noch an der Kette der Handschellen zwischen ihnen hing.

Belustigt ging sein Blick von Stellas Augen zu der Bluse. „Vielleicht haben wir das mit den Handschellen doch nicht so gut durchdacht. Warte, ich hole die Schlüssel.“

Doch sie schüttelte den Kopf und verschränkte die Finger mit seinen. „Noch nicht. Ich liebe Herausforderungen.“

Durch den schwarzen Seiden-BH hindurch umfasste er ihre Brust, und es war, als würde er in ihr ein Feuer entzünden.

Alles in ihr sehnte sich nach mehr. Sie brannte vor Lust. Sie wollte alles. Ihr Nippel rieb sich pochend am Stoff des BHs. Owen spielte mit ihrem Verlangen. Er reizte sie immer stärker, bis sie nach Atem rang.

Er zerrte ihr einen BH-Träger über die Schulter hinunter. „Der muss weg.“ Sein Atem streifte ihren Hals. „Und diesmal ziehst du ihn nicht wieder an.“

Vor Erregung konnte sie kaum atmen. „Ja“, stieß sie aus. Sie wollte nackt sein. Jetzt und hier. Mit ihm.

„Ich habe noch nie einen Mann aufgerissen“, gestand sie ein.

Owen hob den Kopf, und ein sexy Lächeln umspielte seine Lippen. „Ich dachte, ich hätte dich aufgerissen.“

Sie schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, dich zu enttäuschen.“

Sein Lächeln verstärkte sich. „Glaub mir, das ist ganz bestimmt keine Enttäuschung.“

Sie musste lachen. Sie fühlte sich unbeschwert und frei. Wie lange war es her, seit sie in den starken Armen eines tollen Mannes gelegen hatte? Hatte überhaupt jemals in ihrem Leben ein Mann so einen umwerfenden Körper gehabt? Owen schien genau zu wissen, wozu sein Körper in der Lage war.

Obwohl sie ihm erst vor ein paar Stunden begegnet war, hatte es bei ihnen Klick gemacht. Wie seltsam! Sonst fühlte sie sich nie so schnell mit anderen Menschen verbunden.

Aber bei Owen verließ sie sich auf ihre Intuition, ihre Emotionen und ihr Bauchgefühl.

„Den BH kann man nur mit zwei Händen öffnen, und ich will dir nicht den Arm nach hinten biegen und dir dabei wehtun.“

Beim Ausziehen musste sie aktiv mithelfen. Sie war hellwach. Diesen Moment erlebte sie mit all ihren Sinnen. Jede noch so leise Berührung von Owen nahm sie überdeutlich wahr.

Sie half ihm, und endlich öffnete sich der Verschluss. Owen schob den BH von ihren Brüsten, und Stella erzitterte unter der Berührung seiner warmen Finger.

Aufstöhnend atmete er aus. „Du bist wunderschön, Stella.“

„Du auch.“ Sie strich ihm über die glatten Brustmuskeln.

„Wenn wir den Schlüssel holen wollen, sollten wir das jetzt tun, denn in einer Minute ist mir das völlig egal.“ Er streckte eine Hand in seine Reisetasche und suchte, wobei er Stella alle paar Sekunden einen Kuss gab. Auf die Lippen, die Nase, die Stirn.

Er zog Reißverschlüsse von Innentaschen auf und tastete in den Ecken der Tasche herum. „Diese Mistkerle.“

„Was ist?“

„Tja, sie haben mir die Handschellen eingesteckt, aber keinen Schlüssel.“

Ihr Blick ging zu dem hübschen schwarz-weißen Top, das sie getragen hatte. Sehr bedauerlich, dass es jetzt dem Sex zum Opfer fiel. Das Reißen des Stoffs hallte in der Suite wider, als Stella das Top vom unteren Saum bis zum Ärmel aufriss.

Das zerrissene Top fiel lautlos auf den Teppichboden.

„So kann man das natürlich auch regeln.“ Er musste lächeln.

„Aber der BH könnte zum Problem werden.“

Aus einer Hosentasche zog er ein kleines Taschenmesser, und Stella stieß zischend die Luft aus, als er sie an der Schulter berührte. Wer hätte gedacht, dass sie an dieser Stelle so empfindsam war?

Er hob den Träger an und ließ die Klinge daruntergleiten.

Sekunden später war der BH aufgetrennt, und Stella warf ihn auf den Nachttisch.

Owen zog sie in die Arme. „Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, du hast mir am Ohrläppchen gesaugt und mir schmutzige Dinge ins Ohr geflüstert.“

„Ziemlich talentiert, oder? Ich kann gleichzeitig saugen und flüstern.“

Er wollte etwas erwidern, doch sie brachte ihn zum Schweigen, indem sie mit der Zungenspitze an seinem Ohr entlangfuhr und sein Ohrläppchen zwischen die Lippen nahm. „Na, kommen dir jetzt ein paar Ideen?“

Er nickte. „Ausgezeichnete Ideen. Unmengen davon.“ Mit der freien Hand strich er ihr über die Brust, dann ließ er die Finger tiefer gleiten.

Seine Berührung dicht über dem Saum ihrer Leggins ging ihr durch und durch. Seine Hand glitt zwischen ihre Beine, und durch den Stoff hindurch reizte er sie verführerisch. Stella bekam weiche Knie.

„Owen, nicht so schnell“, stieß sie stöhnend dicht an seinem Hals aus.

Wieder streichelte er sie.

Ihre Klitoris war hart und prall. „Das fühlt sich zu gut an.“

„Nichts kann sich zu gut anfühlen.“ Spielerisch saugte er dicht über ihrem Schlüsselbein – und bewegte seine Finger weiter.

Alles in ihr spannte sich an. Quälend. Himmlisch.

„Owen, ich will noch nicht kommen, es geht zu schnell.“

Aber er streichelte sie weiter. „Dann kannst du gleich noch einmal kommen.“

Stella fiel ein, dass sie ebenfalls eine freie Hand hatte. Sie könnte dieses Spiel zu einem Wettstreit machen, bei dem es darum ging, den anderen vor Lust verrückt zu machen. Sie strich an Owens Rückenmuskeln hinab, ließ die Hand zu seinem definierten Bauch gleiten und tastete nach dem Verschluss seiner Jeans.

Sein Glied presste sich gegen den Reißverschluss, und Stella befreite es ganz.

Hart und heiß schmiegte seine Erektion sich in ihre Hand. Mit dem Daumen umkreiste sie die Kuppe.

Sie hatte Owen quälen wollen, aber der Beweis seiner drängenden Lust ließ auch sie selbst nicht kalt. Sie wollte ihn in sich spüren. Er sollte sie ausfüllen und in sie eindringen, bis sie beide kamen.

„Ich will nicht mehr warten, Owen.“

„Ja. Nein, ich …“

Sie unterbrach ihn, indem sie ihn zu den bodentiefen Fenstern im Schlafzimmer zog. Ein Fingerdruck reichte, und ein dünner Vorhang senkte sich vor die Fenster. Diffus erhellte die Skyline von Dallas durch den Stoff hindurch die Suite. Stella ließ sich auf die geschwungene Bank vor dem Fenster sinken, und die weiche Polsterung schmiegte sich an ihren nackten Rücken.

„Komm her“, drängte sie ihn. „Schlaf mit mir. Hier.“

Seine Augen glänzten, doch in dem abgedunkelten Zimmer konnte sie seine Miene nicht deuten.

Er griff nach dem Saum ihrer Leggins, zog sie Stella die Beine hinab und stöhnte auf. „Dieser Slip ist verdammt sexy.“

Den ganzen Tag lang trug Stella nur die grünen Krankenhauskittel, da mochte sie es, Seide und Spitze auf der Haut zu tragen.

Doch im Moment wollte sie am Körper nichts als Owens Hände spüren. Sie hob die Hüften an, damit er ihr den Slip leichter abstreifen konnte.

„Genau so.“ Er strich ihr über die zarten Löckchen.

„Hmm?“

„Wenn ich in dir bin, will ich, dass du die Hüften genau so bewegst.“

Konnte eine Frau kommen, nur weil der Mann das Richtige sagte? Stella war auf dem besten Weg dahin. Und sie wurde noch heißer, als sie sich ausmalte, wie Owen sich in ihr anfühlen würde.

Er griff nach einem der Kondome.

„Lass mich das tun.“ Sie riss die Packung auf, umfasste sein Glied und streichelte ihn sanft. Lächelnd sah sie, wie er vor Verlangen die Lider zupresste und die Zähne zusammenbiss. Unendlich langsam rollte sie ihm das Kondom über.

Fordernd umfasste er ihr Kinn und strich ihr mit dem Daumen über die Wange. „Bist du bereit?“

Sie nickte. Ja, sie war mehr als bereit.

Er schob sich zwischen ihre Schenkel, umfasste ihre Hüften und zog Stella bis an den Rand der gepolsterten Bank. Mit der Daumenkuppe reizte er ihre Klitoris. „Du bist so feucht und heiß.“

Bei seiner Berührung erzitterte Stella, und als er mit einem Finger langsam in sie glitt, rang sie nach Luft. Wie sehr sehnte sie sich danach, eins mit ihm zu sein! Sie wollte sich in diese lustvollen Wogen stürzen und alles andere vergessen. Aber es war schon so lange her. Den letzten Freund hatte sie gehabt, als sie mit ihrem Medizinstudium begonnen hatte. Wow! War das jetzt tatsächlich schon zwei Jahre her? Unwillkürlich rechnete sie nach, wie lange …

Statt der Finger spürte sie plötzlich sein hartes Glied zwischen den Schenkeln, und schlagartig hörte sie mit dem Rechnen auf. Alle Zahlen waren vergessen, es gab nur noch Empfindungen.

Owen kam ihr entgegen, schob sich langsam und tief in sie.

Stella spannte ihre Muskeln um ihn herum an und konnte vor Lust einen Moment lang nicht atmen.

„Fühlst du es, Stella?“, stieß er gepresst aus. „Du bist so eng. Das fühlt sich unglaublich gut an.“

Es war zu dämmrig, um seine Miene zu deuten, doch seine Erregung war wie ein Spannungsfeld um seinen Körper herum spürbar.

„Ich spüre dich, Owen. Ich will dich. Unsagbar.“

Langsam, fast so, als traue er sich selbst kaum, zog er sich etwas zurück und drang wieder vor.

Stöhnend kostete sie die sinnlichen Schauer aus, die sie durchströmten. „Mehr. Noch mal.“

Diesmal zögerte Owen nicht. Er zog sich fast vollständig aus ihr zurück und drang immer wieder tief ein. Stella stöhnte im Rhythmus seiner Bewegungen, lauter und immer lauter, und fing vor Leidenschaft an, am ganzen Körper zu zittern.

Sie verschränkte die Füße hinter seinem Rücken. Keuchend stöhnte sie, als Owen mit einem Finger an ihrem Nippel spielte und ihn dann zwischen den Fingern rollte. Es war wie ein Brennen, das sie durchzog. Sie hob die Hüften und kam ihm bei jedem Stoß entgegen. Eine Welle warmer, zärtlicher Intimität durchströmte sie. Es war wundervoll, und doch kam die sinnliche Explosion völlig unerwartet und überwältigend.

Stellas Schultern und Hände zitterten. Am ganzen Körper angespannt kostete sie die vielen Wellen des machtvollen Orgasmus’ aus.

Immer schneller bewegte Owen seinen großen wunderbaren Körper. Immer kraftvoller drang er in sie ein. Dann kam auch er. Sein Stöhnen hallte in der Suite wider. Für Stella war es der schönste Laut der Welt.

Neben ihr sank er auf die schmale Bank vor dem Fenster. Die gefesselten Hände hielten sie immer noch verschränkt. Ihr Atem kam stoßweise.

Glücklich lächelnd blickte sie durch den durchscheinenden Vorhang auf den diffusen Lichtglanz der Stadt.

Nach ein paar Augenblicken stützte sich Owen auf und sah sie an. Sanft strich er ihr über die Wange und küsste sie. Mit einer Hand umfasste er ihr Gesicht und drang mit der Zunge zwischen ihre Lippen.

Stella legte ihm die freie Hand in den Nacken und schmiegte sich an seine Brust. Mit all ihrer Lust erwiderte sie den Kuss.

Für Stella war diese Nacht mehr als nur das Ende ihrer sexuellen Durststrecke.

„Ich möchte das ganze Wochenende mit dir verbringen“, gestand er ihr leise. Schwungvoll hob er sie auf die Arme und ließ sie aufs Bett sinken.

Seufzend streckte er sich neben ihr aus, und Stella legte den Kopf auf seine Brust. Dicht an ihrem Ohr hörte sie den tiefen Rhythmus seines Herzens, und sie fühlte sich so geborgen, dass sie fast einnickte.

„So gefällt es mir schon viel besser.“ Seine Stimme klang schläfrig.

Stella unterdrückte ein Gähnen. „Jetzt merke ich doch, was für einen aufregenden Abend ich hinter mir habe. Mein Körper ist bleischwer.“

„Geht mir genauso.“

„Noch nie in meinem Leben habe ich mir einen Platzverweis auf der Skaterbahn eingehandelt.“

Owen lachte leise, und seine Brust vibrierte.

Sie hob den Kopf und blickte zu der roten Leuchtanzeige des Weckers auf dem Nachttisch. „Es ist Stunden her, seit wir bei PharmaTest dieses Medikament bekommen haben. Im Grunde tut mir die Frau leid, vor der wir weggelaufen sind.“

„Larissa?“

Stella schnippte mit den Fingern. „Genau. So hieß sie. Gutes Gedächtnis. Die Arme hat doch nur ihren Job machen wollen, aber dann musste sie es mit uns vieren aufnehmen. Wie bist du eigentlich bei PharmaTest gelandet? Das Kennzeichen an deinem Pick-up stammt aus Colorado.“

„Ich dachte, ich könnte dort noch ein paar Stunden sinnvoll verbringen, bevor ich mich mit meiner Familie treffe. Da fällt mir ein, dass ich meine Mom noch anrufen sollte, damit sie sich keine Sorgen macht.“

„Wir sollten auch Larissa anrufen, damit sie weiß, dass bei uns alles okay ist.“

„Gute Idee. Ich glaube, die Nummer stand auf den Armbändern.“

Stella stand vom Bett auf und wollte zur Kommode an der gegenüberliegenden Wand gehen, wurde jedoch abrupt zurückgerissen, verlor das Gleichgewicht und landete wieder rücklings auf dem Bett. „Das hatte ich mir anders vorgestellt.“

Owen beugte sich vor, und sie sah sein Gesicht kopfüber.

Sanft küsste er sie auf die Stirn. „Dann müssen wir das wohl zusammen erledigen.“

Er folgte ihr zu ihrer halb zerrissenen Bluse. Sie zog das Handy aus der Brusttasche der Bluse und holte sich das zerschnittene Armband von PharmaTest von der Kommode. Owen folgte ihr auf den Fersen.

Sie wandte sich zu ihm um, und er sah hoch. „Hast du mir gerade auf den Po gestarrt?“

„Jetzt nicht mehr.“ Sein Blick ging zu ihren Brüsten hinab und kehrte zu ihren Augen zurück.

Ihre Nippel richteten sich auf, als habe Owen sie berührt. Stella musste lächeln. Es gefiel ihr unsagbar, von diesem Mann begehrt zu werden. Nach nichts sehnte sie sich mehr, als mit ihm wieder ins Bett zurückzukehren.

Nachdem sie sorgfältig die Nummer vom Armband in ihr Handy eingetippt hatte, drückte sie die Lautsprechertaste. Schon nach dem ersten Klingeln sprang die Mailbox an.

„Hi, diese Nachricht ist für Larissa von PharmaTest. Hier spricht Stella Holbrook.“

„Und Owen Perkins“, fügte er hinzu.

„Wir rufen nur an, um Ihnen mitzuteilen, dass es uns großartig geht und dass Sie sich keine Sorgen machen müssen. Im Moment befinden wir uns in einer wunderschönen Suite im Market Gardens, und wir hoffen, dass wir Ihnen keine allzu großen Probleme bereitet haben, weil wir vorhin einfach so aus dem Test ausgestiegen sind. Bye.“ Stella beendete den Anruf.

„Fühlst du dich jetzt besser?“

„Ja. Das hätten wir keine Minute länger aufschieben dürfen. Mein Akku ist leer, das Handy hat sich ausgeschaltet.“ Sie legte es auf den Nachttisch und warf Owens und ihr Armband in den Müll.

Nach der kürzesten Unterhaltung, die ein Mann mit seiner Familie führen konnte, legte auch Owen sein Handy wieder weg und lehnte sich gegen die weichen Kissen auf dem Bett.

Stella schmiegte sich an ihn und schloss die Augen.

Spielerisch strich er ihr über den Rücken. „Stella, das war ein harter Tag, und dass du heute Abend mit mir zusammen warst … danke.“

„Hmm.“

„Schläfst du mir jetzt ein?“

„Wer bist du noch mal?“ Ihre Stimme klang schläfrig.

„Ernsthaft?“ Owen spannte sich an.

„War nur Spaß.“ Sie musste lächeln, doch die Augen fielen ihr wieder zu.

Er zog sie an sich, und drückte mit der gefesselten Hand ihre Finger. „Sag meinen Namen“, drängte er leise.

„Owen.“ Und wie ein Patient, der bei einer Narkose gar nicht anders kann als einzuschlafen, musste auch Stella sich dem Schlaf geschlagen geben.

Langsam öffnete Stella die Augen. Es passierte nur sehr selten, dass sie morgens nicht vom Wecker wach wurde. An einer Seite war ihr wohlig warm, aber am Rücken war ihr eiskalt. Wieso fühlte sich das so hart an? Wie Marmor? War das etwa eine Badewanne?

Sie zwang sich, die Augen zu öffnen. Nein, sie lag nicht in eine warme Decke gehüllt da. Ihr Kopf ruhte auf … einem warmen Männerschenkel.

Und der Mann … wer immer er auch war … freute sich offensichtlich auf das, was seiner Meinung nach als Nächstes passieren würde.

„Aaah!“

Mit einem panischen Aufschrei schrak Stella vor dem Mann zurück.

Irgendetwas riss sie am Arm zurück, und sie fiel zurück auf ihn.

Ihr Blick traf seinen. Dann sah sie an ihm hinab. War das ein Flammen-Tattoo da an seinem …

„Verdammt, wer sind Sie?“ Ihr Blick ging wieder höher.

Aus hellbraunen Augen sah er sie nachdenklich an. „Wer ich bin? Verdammt, wer sind Sie? Und bitte etwas mehr Vorsicht.“

Ja, dachte sie. Und mein rechter Arm ist an seinen linken gefesselt. „Tut mir leid, ich bin erschrocken. Passiert mir nicht jeden Tag, dass ich beim Aufwachen die edelsten Teile eines Mannes direkt vor Augen habe.“

„Das ist für mich auch was Neues“, gab er leise zu. „Dieser Marmor ist eiskalt. Was halten Sie davon, wenn wir aus der Wanne steigen?“

Vielleicht konnten sie irgendwo auch einen Bademantel für ihn auftreiben, denn abgesehen vom Tattoo und den edelsten Teilen gab es noch eine Menge mehr, was an diesem Mann bemerkenswert war. Die breite Brust mit der T-förmigen Behaarung und sein muskulöses Sixpack. Offensichtlich hielt dieser Mann sich fit. Muskulöse Männer waren sonst nicht ihr Typ. Sie bevorzugte Wissenschaftler, so wie sie selbst eine war.

Mit einer Hand umfasste sie den Rand der Wanne aus schwarzweißem Marmor, und gemeinsam standen sie auf.

Stella rang nach Luft.

„Alles okay?“

„Nur ein bisschen steif.“

Er lockerte sich die Schultern. „Ja, diese Wanne war ziemlich eng.“

Allerdings war das Bad größer als die Küche in Stellas Apartment.

Wer mochte auf die Idee gekommen sein, alle Wände von der Decke bis zum Boden zu verspiegeln? Wohin Stella auch blickte, überall sah sie den nackten Körper dieses Mannes. Und ihren eigenen. Aber vor allem seinen. Ehrlich, dieser knackige Hintern sah aus wie das Vorbild aller griechischen Skulpturen.

Sie stieg aus der Wanne auf die weiche Badematte, und der Mann folgte ihr.

Gemeinsam gingen sie ins Schlafzimmer und blieben vor dem Kingsize-Bett stehen. Zerwühlte Laken, verstreute Kissen und auf dem Nachttisch eine Großpackung Kondome. Da blieben keine Fragen offen.

„Wenigstens hatten wir Safer Sex.“

„Immer“, versicherte er ihr.

Ein Anflug von Panik schnürte ihr die Kehle zu, und Stella atmete tief durch. Nein, sie würde jetzt nicht hysterisch werden, ganz bestimmt gab es eine völlig logische Erklärung. Doch dann stellte sie verblüfft fest, dass sie überhaupt nicht panisch wurde. Seltsam. Wieso rastete sie nicht aus?

Schritt für Schritt das Problem angehen!

Zunächst war da der Mann neben ihr. Nur weil sie zu zweit in einem Hotelzimmer waren und die Schachtel Kondome dort lag, bedeutete das nicht, dass sie tatsächlich Sex gehabt hatten.

Sie wandte sich ihm zu. Offenbar wirkte sie besorgter, als sie war, denn der Blick seiner braunen Augen bekam einen sanften Ausdruck.

Was für wunderschöne Augen! Und dieser fantastische Körper! Ja, wahrscheinlich hatte sie sich in der vergangenen Nacht gleich ein halbes Dutzend Mal auf ihn gestürzt. Ihr Körper fühlte sich jedenfalls wunderbar entspannt an.

Er wirkte verlegen, und dafür bekam er von Stella sofort ein paar Pluspunkte.

„Normalerweise vergesse ich bei den Frauen nicht den Namen.“

Hatte sie geglaubt, die Situation könnte nicht noch absurder werden?

„Stella“, antwortete sie leise und hob den Arm. „Und was ist mit den Handschellen?“

Er schüttelte den Kopf. „Sind nicht so mein Ding, aber wenn eine Lady drauf steht …“ Er zuckte mit den Schultern, als wolle er sagen: Wer wäre ich, da zu widersprechen?

„Glauben Sie etwa, das sind meine?“ Mist, ihre Tonlage bekam einen ziemlich schrillen Klang.

Schlagartig wich sein Interesse wieder aufrichtiger Sorge. „An wie viel der letzten Nacht können Sie sich erinnern?“

3. KAPITEL

Larissa Winston hatte es geschafft, sich zusammenzureißen, bis sie die letzte Testperson zur Tür begleitet hatte. Dann schloss sie ab und lehnte die Stirn an die Wand.

Larissa wischte sich den Schweiß aus dem Nacken und band sich ihr rotes Haar mit dem Haargummi zusammen, das sie sich über das Handgelenk gestreift hatte.

Langsam öffnete sie die Augen und zog sich die Schuhe wieder an. Ruhig schaltete sie die Lichter aus und drehte die Jalousien zu. Alles ganz normal. All das hier hatte sie schon unzählige Male getan.

In der Personal-Lounge ließ sie sich auf ein Sofa sinken. Nachdem sie sich jetzt der grauenvollen Erkenntnis gestellt hatte, war es Zeit, die positive Seite zu sehen. Denn es gab immer eine positive Seite.

Die vier Ausreißer hatten die Erklärung unterschrieben. Hurra! Erster Pluspunkt und gleich ein so wichtiger! Sie hatte den vier Testpersonen die Risiken geschildert, wenn sie gingen, und versucht, sie dazubehalten. Entgegen ihrem Ratschlag waren sie verschwunden.

Was in aller Welt war gestern Abend passiert? Noch nie zuvor hatte jemand so seltsam reagiert, und dann – ganz plötzlich – waren es gleich vier. Bisher hatte Larissa die Donnerstagabende immer damit verbracht, schläfrige Testpersonen zu ihren Pritschen zu führen oder sie in den Aufenthaltsraum zu bringen, wo sie Brettspiele spielen und etwas trinken konnten. Und jeden Freitagmorgen weckte sie die Leute behutsam auf, bot ihnen starken Kaffee an und füllte die Formulare aus.

Aber diese vier waren weder lethargisch, noch müde gewesen. Wie unter Hochspannung waren sie in die Nacht verschwunden! Sie hatten sich zu Pärchen zusammengefunden!

Ich bin aus der Verantwortung raus, sagte sie sich, das haben sie mir schriftlich gegeben.

Das Ganze hatte nur einen einzigen Haken, und der wog schwerer als alle Argumente, die sie sich eben aufgezählt hatte: Noch nie zuvor hatte eine Testperson unter dem Einfluss des Medikaments das Labor verlassen.

Irgendetwas konnte an Dr. Durants Rezeptur nicht stimmen, wenn die letzten vier Testpersonen so anders reagiert hatten als die übrigen. Von Zeit zu Zeit optimierte er die Dosierungen noch etwas, doch wenn er jetzt etwas Ausschlaggebendes zum Negativen geändert hatte, musste Larissa es ihm sagen. Dann würde er sicher mit den vier Testpersonen sprechen wollen. Und dann müsste sie ihm beichten, dass sie keine Ahnung hatte, wo die vier steckten.

Erst jetzt bemerkte sie das Blinken am Telefon, das anzeigte, dass jemand aufs Band gesprochen hatte. Erst kurz nach Mitternacht hatte sie die Mailbox von PharmaTest abgehört, und da hatte es keine neuen Nachrichten gegeben.

Unwillkürlich hielt sie den Atem an. Gestern Abend waren alle vier Testpersonen gegangen, ohne zuvor die kleinen Armbänder abzunehmen. Hatten sie inzwischen die Telefonnummer auf dem Band entdeckt und angerufen?

Larissa drückte auf den Knopf der Mailbox.

„Hi, diese Nachricht ist für Larissa von PharmaTest. Hier spricht Stella Holbrook.“

Larissa schnappte nach Luft. Das war Testperson 92! Ja!

„Und Owen Perkins.“

Anscheinend war sie immer noch mit dem sexy Feuerwehrmann zusammen. Waren die 35 und die 78 auch noch dabei? Stella richtete sich auf. Das wäre ja unglaubliches Glück, wenn alle vier noch zusammen waren!

„Wir rufen nur an, um Ihnen mitzuteilen, dass es uns großartig geht und dass Sie sich keine Sorgen machen müssen. Im Moment befinden wir uns in einer wunderschönen Suite im Market Gardens, und wir hoffen, dass wir Ihnen keine allzu großen Probleme bereitet haben, weil wir vorhin einfach so aus dem Test ausgestiegen sind. Bye.“

Larissa sprang so plötzlich vom Drehstuhl auf, dass der Stuhl nach hinten rollte und an die Wand stieß. Das Market Gardens war gar nicht weit entfernt!

In Windeseile zog sie sich um, schnappte sich Handtasche und Schlüssel und rannte aus dem Labor.

Stella versuchte, ganz ruhig nachzudenken. Konnte sie sich an irgendetwas aus der vergangenen Nacht erinnern? Nein. Im Grunde wusste sie überhaupt nichts mehr, was sie am Donnerstag gemacht hatte. „Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist Mittwochnachmittag.“ Sie fand selbst, dass das übel klang, was sie da dem großen sexy Fremden mitteilte, der neben ihr saß.

Zwischen seinen Brauen bildete sich eine kleine Falte, und er rieb sich die Nasenwurzel. „Vom Mittwoch stammt auch meine letzte Erinnerung. Ich habe meine Sachen ins Auto gepackt und bin nach Dallas gefahren.“

„Sie kommen nicht hier aus der Gegend?“

„Aus Colorado.“

Am Blick seiner braunen Augen erkannte sie, dass er angestrengt versuchte, die Geschehnisse der vergangenen vierundzwanzig Stunden zu rekonstruieren.

„Also, ich weiß noch genau, wie ich losgefahren bin, aber ich kann mich nicht erinnern, hier in Dallas angekommen zu sein. Wir sind doch in Dallas, oder?“

„Soweit ich weiß.“ Sie neigte den Kopf in Richtung Fenster. „Es gibt nur einen Weg, das rauszufinden.“ Sie versuchte, den Vorhang zur Seite zu schieben, aber erst als sie auf einen Knopf an der Wand drückte, hob der Vorhang sich.

Vor ihnen erstreckte sich die Skyline von Dallas.

Erleichtert atmete Stella aus. „Scheint so, als hätten Sie es bis Dallas geschafft.“

„Wieso haben wir in der Wanne gelegen?“

Sie zuckte mit den Schultern. „Wir sind hier in Texas. Vielleicht aus Angst vor einem Tornado?“

„Zu dieser Jahreszeit?“

„Falls Sie eine bessere Erklärung haben, dann raus damit.“

„Ich schätze, wir haben Ihre Sexfantasie vom Schaumbad umgesetzt. Gute Wahl, da bin ich sofort dabei.“

Sie presste die Lippen aufeinander. Ihr Blick hing weiterhin an den Wolkenkratzern, die man durchs Fenster sah. Der Anblick des beleuchteten Reunion Tower bei Nacht gehörte zu den Dingen, die ihr am meisten an Dallas gefielen.

„Wohl kaum.“ Wie sollte es weitergehen? Anziehen und weg von hier! Fantastisch, jetzt hatte sie einen Plan.

„Morgenmuffel?“, fragte er nach. „Gut zu wissen.“

Stella fuhr vom Fenster zu ihm herum. „So etwas braucht Sie überhaupt nicht zu interessieren, denn Sie werden mich nie wiedersehen.“

Einen Moment lang weiteten sich seine Augen, dann hustete er leise. Sein Blick ging zu ihren Augen, zu ihren Lippen und dann zu einem Punkt irgendwo hinter ihrer Schulter. Anscheinend tat er alles, nur um ihr nicht auf die Brüste zu starren.

Nett von ihm, dachte Stella. Wenn eine nackte Frau vor ihnen steht, würden die meisten Männer sie sicher erst mal anstarren. Dass er es nicht tat, machte ihn sympathisch.

Sie wollte etwas sagen, aber ihr Blick ging zu seinen Brustmuskeln.

Den menschlichen Körper fand sie immer wieder bewundernswert. Bis gerade eben hatte sie geglaubt, Nacktheit mache ihr nichts aus. Für sie bestand ein Körper aus zusammengefügten Einzelteilen, alles sorgfältig eingeteilt in Kategorien.

Es sei denn, diese Körperteile waren Bauchmuskeln, kraftvolle Arme oder ein Flammen-Tattoo direkt über …

Okay, okay, genug davon! Ihre sexuelle Durststrecke war offensichtlich vorbei. An all den Spaß, den sie ganz sicher mit diesem faszinierenden Männerkörper gehabt hatte, konnte sie sich zwar nicht erinnern, aber jetzt war ein neuer Tag, und die Zeit für Spaß war vorüber.

Mühsam riss sie den Blick von seinen perfekt geformten Muskeln los.

Anziehen und verschwinden!

Richtig, da war ja noch ihr Plan.

„Ich hätte eigentlich nichts dagegen, Sie wiederzusehen“, stellte er klar, und an seinem Akzent hörte Stella, dass er viele Jahre seines Lebens in Texas verbracht haben musste.

Sie verlagerte das Gewicht von einem Fuß auf den anderen.

„Dann … Sie …“ Sie fixierte einen Punkt an der Wand hinter ihm.

Wieso lachte er jetzt leise? Und warum kribbelte es ihr beim Klang dieses Lachens bis in den nackten Zehen?

„Ich bin als Feuerwehrmann an der Sawatch Range in Colorado stationiert.“

Sofort sah Stella die hohen Gipfel und die zahllosen Pinien der Gebirgskette vor sich. Und die Freeclimber, die das Adrenalin und den letzten Kick wie eine Droge brauchten. Diese Leute landeten ständig in der Notaufnahme, wo sich dann alle um ihre Knochenbrüche, Zerrungen und Risse kümmern durften. Mit solchen Adrenalin-Junkies ging Stella nie aus.

Seltsam, dass sie sich gestern auf einen eingelassen hatte.

„Ich bin mit meinem Medizinstudium fast fertig. Und Sie? Sind Sie zurück in Dallas? Oder nur zu Besuch?“ Hoffentlich war es nur ein Besuch! Hoffentlich!

„Was Familiäres.“

Ihre Schultern sackten nach unten. Ein Glück. Sobald sie von diesen Handschellen befreit war, brauchte sie den Mann niemals wiederzusehen. Dann zog sich ihr der Magen zusammen. War ihr die Aussicht, den Mann tatsächlich niemals wiederzusehen, etwas unangenehm?

Und wenn ja, sollte ihr das nicht ernsthaft zu denken geben?

„Macht Ihnen das eigentlich überhaupt keine Angst?“ Sie blickte sich auf die eigenen Zehen.

„Was denn? Die sexy Frau vor mir? Die Handschellen? Oder die Tatsache, dass ich mich an rein gar nichts erinnern kann?“

„Alles.“ Sie zuckte mit den Schultern, und biss sich auf die Unterlippe, während sie auf seine Antwort wartete. Nein, sie würde jetzt nicht schneller atmen, nur weil er sie als sexy bezeichnet hatte.

„Mir kommt es vor, als sollte ich mir Sorgen machen. Beim Sex gehe ich immer auf Nummer sicher.“

„Das erklärt die Riesenschachtel Kondome.“ Sie versuchte, es wie einen Scherz klingen zu lassen.

„Es ist mehr als nur Safer Sex. Ich will die Frau wirklich kennen, mit der ich zusammen bin.“

Jetzt ging ihr Atem wirklich schneller, und ihr Puls raste. Er sprach es aus, als wolle er eine Frau mit verbundenen Augen erkennen, wenn er ihr nur sachte über die Haut strich. So als würde er in den Seufzern seiner Partnerin baden, sich ihren Geschmack einprägen, und als gebe es für ihn nichts Größeres, als ihr Blut vor Lust zum Kochen zu bringen.

Erregung durchschoss sie, und ihre Nippel richteten sich auf. Nein!

Sie zwang sich dazu, nicht mehr auf den schönen Mann vor sich zu sehen. Vielleicht vergaß sie dann ja auch die brennende Sehnsucht, die er in ihr weckte.

Genau in diesem Moment entdeckte sie in der Ecke auf dem Boden das schwarze zerknüllte Kleidungsstück, und mit einem aufgeregten Aufschrei rannte sie darauf zu.

Sie kam nur drei Schritte weit, dann wurde sie am Handgelenk zurückgerissen. Wie kamen die Leute überhaupt darauf, dass Handschellen cool seien?

Der verführerische große Fremde stützte sie mit seiner warmen breiten Brust. Unter den Fingern spürte sie glatte Haut und feste Muskeln. Aha, deshalb fanden die Leute Handschellen also gut!

„Wollen Sie irgendwo hin?“

Sie räusperte sich. „Sir, hätten Sie die Freundlichkeit, mich in den Salon zu begleiten? Mir war so, als hätte ich dort meine gestrige Garderobe entdeckt.“ Das war’s! Mit förmlicher Höflichkeit konnte eine Frau Distanz bewahren, selbst wenn sie splitternackt an einen nackten sexy Kerl gefesselt war und nicht mehr wusste, wie sie in dieser Lage gelandet war.

Er nickte, und zusammen gingen sie zu der schwarzen Leggins.

Stella konnte sich nicht erinnern, die gestern angezogen zu haben. Das passte natürlich perfekt dazu, dass sie auch nicht mehr wusste, wer sie ihr ausgezogen hatte. Allerdings vermutete sie stark, dass der Fremde sie ihr abgestreift hatte.

Bei der Vorstellung, seine Finger auf der nackten Haut zu spüren, spürte sie ein Prickeln zwischen den Schenkeln.

Anziehen und verschwinden!

Waren sein Hände rau oder weich? Hatte er vor Verlangen gezittert, oder hatte er sie selbstsicher gestreichelt, weil er aus Erfahrung wusste, wie er eine Frau berühren musste, um ihre Lust noch mehr anzufachen?

Nein, Schluss damit! Sofort.

Ihr Slip war nirgends zu sehen, doch mithilfe von ihrem Handschellengenossen gelang es ihr, sich die Leggins anzuziehen. War das da ein Knutschfleck an der Innenseite ihres Schenkels? In jedem Muskel spürte sie diese sinnliche Erschöpfung. All das verdankte sie dem Mann, von dem sie nicht loskam.

Entschlossen zerrte sie die Leggins noch höher.

„Gut so, da kann ich besser denken“, sagte er leise.

Lenkte ihre Nacktheit ihn ab? Dass große sinnliche Männer wie dieser hier sie attraktiv fanden, war Neuland für Stella. Oder war das schon immer so gewesen, nur sie hatte es nie bemerkt, weil sie zu müde oder beschäftigt war?

Ihr rieselte es den Rücken hinab.

Sie sah sich nach ihrer übrigen Kleidung um und bemerkte in einer Ecke einen Notizzettel. „Sehen Sie das?“ Sie deutete zu dem Zettel auf dem kleinen Esstisch.

„Das ist meine Handschrift“, stellte er fest und faltete den Zettel auf. „Ihr seid in Gefahr“, las er vor.

Beunruhigt spannte sie die Schultern an. „Sie würden doch nicht …“

„Was?“

Sie deutete zum Kaminsims. „Da ist noch eine Notiz, diesmal in meiner Handschrift.“

Sie faltete den Zettel auf. „Vertrau nur Owen.“

Der Mann neben ihr rang nach Luft.

„Schätze, Sie sind Owen?“

Er nickte. „Owen Perkins.“

Sie zerknüllte die Notiz. Gefahr? Vertrauen? Was war mit ihnen beiden gestern Nacht nur los gewesen?

„Wenigstens steht auf keinem der Zettel, wir sollen die Polizei rufen.“

„Warten wir’s lieber ab. Da sind noch mehr Nachrichten.“ Nachdem sie jetzt wusste, wonach sie Ausschau halten musste, entdeckte sie noch weitere, die überall verteilt waren.

Owen wollte nach rechts, sie nach links.

Die Kette der Handschellen riss sie beide zurück.

Owen umfasste ihre Schultern, um sie zu stützen.

„Nicht so hastig.“ Sein Atem streifte ihr Haar an der Schläfe.

Er war gebaut wie ein Felsen, aber seine Stimme klang sanft und beruhigend. Und unglaublich sexy.

Beeindruckend muskulöse Männer waren sonst nicht so nach ihrem Geschmack, aber jetzt merkte sie, was an ihnen so faszinierend war. Nur einmal eine Ausnahme machen, dachte sie.

„Wir müssen unbedingt diese Handschellen loswerden. Wo sind die Schlüssel?“

„Der Schlüssel steckt sicher in meiner Tasche.“ Er sah sich um. „Da drüben ist sie.“

Wow! Splitternackt, aber trotzdem so gelassen und souverän! Da konnte Stella nicht mithalten.

Doch die Aussicht, bald die Handschellen los zu sein, erleichterte sie. „Zuerst die Schlüssel, dann die weiteren Notizen.“ Es gelang ihr fast zu lächeln.

In dem Moment ergriff er ihre Hand und verschränkte die Finger mit ihren, bevor er über den weichen Teppich zu seiner Tasche ging.

Händchenhalten war nicht mehr Stellas Stil, seit sie auf Highschoolbälle und freitags zu Footballspielen gegangen war. Aber das jetzt fühlte sich sehr gut an. Es wirkte so vertraulich, seine Hand zu spüren.

Vertrau nur Owen.

Autor

Jill Monroe
Jill Monroes Großeltern glaubten fest daran, dass ihre Enkel erfahren sollten, wie befriedigend harte Arbeit ist. Im Klartext hieß das, Kartoffeln ernten bei einer Temperatur von 38 Grad. Ihre Großmutter hielt es für ihre persönliche Pflicht, die aussterbende Kunst des Einmachens, Nähens und der Haushaltführen an ihre einzige Enkelin weiterzugeben....
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